Protestaktion vor der argentinischen Botschaft gegen das Massaker an der Arbeitslosenbewegung

Vor einem Jahr, am 26. Juni 2002, tötete die argentinische Polizei zwei Aktivisten der Arbeitslosenbewegung MDT Aníbal Verón, Maximiliano Kosteki und Darío Santillán, mit gezielten Schüssen. Wir protestieren gegen die brutale Repression und fordern von der neuen argentinischen Regierung Néstor Kirchners, dass sie nicht wie der politisch Verantwortliche des Massakers vor einem Jahr, Ex-Präsident Eduardo Duhalde, den sozialen Bewegungen mit Repression begegnet; dass sie zudem die Verantwortlichen für das Massaker und für alle weiteren in den letzten Jahren durch Polizeihand erfolgten Tötungen vor Gericht stellen lässt. Weiter fordern wir, dass Kirchner mit der neoliberalen Politik seiner Vorgänger bricht, die Argentinien in eine tief greifende Krise gestürzt hat.

DONNERSTAG, 26. JUNI 2003

Besammlung um 17.15 Uhr am Helvetiaplatz, Bern

Wir rufen auf zu einer kreativen, theatralischen Protestaktion: Nehmt weisse Leintücher mit für einen Leichenteppich!

jugendgegenkrieg@gmx.ch
anti-wto@reitschule.ch


SOLIDARITÄT MIT DER ARBEITSLOSENBEWEGUNG IN ARGENTINIEN!

Die Arbeitslosenbewegung MDT Aníbal Verón entstand während der tiefen Krise Argentiniens, die über ein Viertel der Bevölkerung ohne Arbeit gelassen hatte. Arbeitslosigkeit heisst in Argentinien Armut, da nur ein geringer Teil der Erwerbslosen eine Art staatliche Unterstützung erhält. Wenn es Unterstützung gibt, beträgt diese jämmerliche 150 Pesos monatlich (rund 60 SFr.) und muss für eine ganze Familie reichen.

MTD Aníbal Verón – benannt nach einem arbeitslosen Aktivisten, der vor drei Jahren während eines Protests von der Polizei erschossen wurde – protestiert gegen die neoliberale Politik, die zur Krise geführt und über die Hälfte der argentinischen Bevölkerung in die Armut getrieben hat. (Ex-Präsident Carlos Menem hatte als Musterschüler des IWF während seinen zwei Amtszeiten 1989-99 praktisch alle staatlichen Betriebe verschachert, inklusive der Sozialversicherungen, und damit die Fundamente für die Ende 90er Jahre mit Härte einsetzende Krise gelegt.) Der MDT Aníbal Verón beschränkt sich jedoch nicht auf Proteste, sondern hat begonnen, von den armen Stadtvierteln aus und jenseits von Parteipolitik, Alternativen aufzubauen. Diese, ob eine Bäckerei, ein Mittagstisch für Strassenkinder oder eine Bibliothek, werden alle in Selbstverwaltung geführt. Es gibt weder Chefs noch Sprecherinnen. Sämtliche Entscheidungen werden basisdemokratisch gefällt.

Um ihre Forderungen nach staatlicher Unterstützung für Erwerbslose durchzusetzen, blockieren die AktivistInnen des MTD Aníbal Verón wichtige Verkehrsachsen, wie den Puente Pueyrredón, eine Verbindungsbrücke zwischen Buenos Aires und der Agglomeration. Tausende oder mehrere zehntausend Menschen setzen sich auf die Strasse und verharren während Stunden.

Am 26. Juni 2002 griffen die argentinischen Sicherheitskräfte Strassenblockaden rund um Buenos Aires brutal an. Auf dem Puente Pueyrredón erschoss die Polizei die zwei Aktivisten Maximiliano Kosteki und Darío Santillán, letzteren von hinten, als er sich um den verletzten Maximiliano kümmerte. Darío verblutete, nachdem die Polizisten seine Beine hoch gelagert hatten und ihm so das Blut aus seiner Bauchwunde lief. Mindestens 30 weitere AktivistInnen trugen Schussverletzungen davon.

Die Arbeitslosenbewegung protestiert seither am 26. jeden Monats. Und in ihrem täglichen Kampf geht es um mehr als ums Überleben: Es geht um Leben in Würde; darum, dass sie sich nicht länger von Unternehmern, korrupten PolitikerInnen oder Chefs bestimmen lassen, sondern ihr Leben und ihre Zukunft selbst gestalten.

Wir solidarisieren uns mit den Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern des MTD Aníbal Verón. Wir protestieren gegen das Massaker vom 26.6.2002 und fordern von der neuen Regierung ein Ende der Politik der Verarmung breitester Bevölkerungsschichten und der gleichzeitigen Repression.

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