«Wie ist die Stimmung dort?»

Um die 300 Globalisierungsgegner protestierten gestern in Bern

• MARKUS DÜTSCHLER


Noch ist Abendverkauf beim Märit auf dem Berner Waisenhausplatz. Junge Leute mit einer roten Fahne streben zwischen den Buden hindurch dem freien Platz entgegen, der bei Demonstrationsbeginn am Abend um halb acht Uhr recht leer wirkt. «Derail the WTO» steht auf einem Transparent über der Bühne:«Bringt die WTO zum Entgleisen!» Englisch, die Globalsprache, bringts schneller auf den Punkt.

Jetzt marschiert der Schwarze Block auf, diszipliniert wie Rekruten auf dem Kasernenhof ohne Krawall. Was keine Überraschung sei, wies auf einem Flugblatt heisst: Die «absurden und lächerlichen Gerüchte» seien «Konstrukte von Medien, den Bullen und den herrschenden PolitikerInnen», die den «Überwachungsstaat» durchsetzen wollten. Einheitskluft und Vermummung dienten nicht der Randale, sondern «schützt uns in erster Linie vor staatlicher Repression». Oder englisch auf dem Transparent: «The Black Bloc is not the bad bloc the bad bloc is blue» blau wie Polizistenoveralls, die an diesem Abend nicht in Erscheinung treten. Nur ein Alarmpikett-Fahrzeug der Polizei ein Überfallwagen prescht mit Sirene und Blaulicht an der Manifestation vorbei zu einem dringenden Einsatz.

Schwarzer Block war ganz brav

Wenn die harte Musik nicht wäre, wärs ganz gemütlich. Hunde kauen an Bierkartons, Herrchen und Frauchen trinken die grünen Fläschchen aus und deponieren das Altglas auf dem Platz. Anton «Fashion» Schumacher mit einer Schachtel gibt den Part des Spendensammlers. Auf der Bühne rasselt einer Raptexte herunter, die selbst für Nichtberner zu schnell sind. Von «Strassenkampf» ist die Rede. Auf dem Waisenhausplatz schickt sich das Demo-OK an, eine Leitung nach Cancun zu legen, was dank globalisierter Telekommunikation nicht mehr so viel kostet wie früher. «Die Leitung steht», tönts über Lautsprecher. «Wie ist die Stimmung dort in Cancun?» lautet die Frage aus Bern. «Ziemlich kämpferisch», gibt «Genossin Anita» vom Ort der WTO-Ministerkonferenz zurück.

Ein Passant mit Aktenkoffer wohl über 50 diskutiert mit einem «Transpi»-Halter («Smash Capitalism») über Freihandel. Die mächtigen Länder hätten in der Welthandelsorganisation WTO das Sagen, so der junge Mann. Die Armen würden ausgebeutet, für sie werde alles teurer, und die Monopolisten zockten ab. Und so stehts auf den Flugblättern, die alle allen verteilen. Da hilft nur «Zaubersuppe», die auf dem Platz ausgeschöpft wird. Wie einst bei Miraculix.

 

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