BZ 18.7..03

Antifa gesucht

Bernhard Ott

Wie geht die Armee in Friedenszeiten auf Kontaktsuche mit dem Feind? Sie tuts per Post. «Sehr geehrtes Kollektiv», lautet die Anrede eines Schreibens an die Interessengemeinschaft Reitschule (Ikur). «Wir bitten Sie um Ihre Mithilfe. » Viele Milizsoldaten hätten bei Demonstrationseinsätzen ein Problem. Sie teilten nämlich oft «die Beweggründe und politischen Ansichten» der Demonstrierenden. Dies führe zu Stress. Die «mentale Vorbereitung» der Armeeangehörigen beim Einsatz im Innern tue deshalb Not. Die Leute aus der Reitschule sollten doch ihre «prägnanten Meinungen» für ein Armeelehrmittel auf Video aufzeichnen lassen. «Möglicherweise sind Sie nicht der richtige Ansprechpartner», schreibt der psychologisch-pädagogische Dienst (PPD). «Dann wären wir erfreut, wenn Sie sich bereit erklären könnten, uns an die Antifa-Bewegung zu empfehlen. »

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich die ablehnende Stellungnahme der Reitschul-Leute vorzustellen. In einer Medienmitteilung rufen sie zum Boykott jeglicher Zusammenarbeit mit der Armee auf. «Ich dachte, wir probierens mal», sagt PPD-Chef Peter Bolliger. Er habe auf Eigeninitiative und nicht im Auftrag des VBS gehandelt. Zwei seiner Mitarbeiter hätten zuerst die Reitschule besucht, um Gesprächspartner zu finden. «Es war aber schwierig», resümiert der Oberst die Erfahrungen. «Es gibt in der Reitschule ja keine Hierarchie. »u


BZ-ST-Aufschlagseite, 18. Juli 2003

 

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