Stellungnahme zur Berichterstattung über den 10.12.2010 

Bern, 16.12.10

Sehr geehrte Medienschaffende, sehr geehrte Damen und Herren.

Wir erlauben uns, zur Medienberichterstattung über den Freitag, 10. Dezember 2010 kurz Stellung zu nehmen:

Am Abend des Freitags, 10. Dezember 2010 fand vor dem Regionalgefängnis eine Solidaritätsaktion mit einem dort einsitzenden linken politischen Gefangenen statt. In den Monaten zuvor fanden schon ähnliche Aktionen statt und es gab - unabhängig davon - Platzkundgebungen gegen den Missbrauch des Regionalgefängnisses als Ausschaffungsgefängnis für weibliche Gefangene.

Wir weisen darauf hin, dass diese Aktionen nicht von der Reitschule geplant oder durchgeführt wurden. Es scheint uns jedoch nachvollziehbar, dass Gefängnisse, in denen politische Gefangene oder aber auch (schwangere) Frauen in Ausschaffungshaft einsitzen, mit Protestaktionen rechnen müssen.
Mehr darüber zu erfahren ist beispielsweise unter indymedia.ch (http://ch.indymedia.org/de/2010/12/79249.shtml) sowie unter http://bleiberechtbern.ch und http://bleiberecht.ch.

Wie wir immer wieder betonen, ist die Reitschule nicht nur ein Kultur- sondern auch ein Begegnungszentrum - auch für politische interessierte Mitmenschen; darum kann es sein, dass KundgebungsteilnehmerInnen sich bei der Reitschule besammeln.


Am gleichen Abend wurde einer Besucherin im Tojotheater die Handtasche gestohlen. Auf der Suche nach den (drei) mutmasslichen Dieben - und anstatt die Reitschule-Arbeitenden um Mithilfe zu bitten - informierte die Betroffene in der Nähe der Reitschule patroullierende Securitas-Mitarbeiter. Reitschule-BetreiberInnen schalteten sich in der Folge in das Gespräch ein.

Während diese dann in der Reitschule nach den Dieben Ausschau hielten, avisierten die Securitas-Mitarbeiter unabgesprochen die Polizei. Daraufhin fuhren ungefähr fünf Polizisten auf der Schützenmatte vor und besprachen sich unter dem linken Brückenteil (Höhe Grosse Halle) mit der Securitas-Patrouille. Leider wurde sie deswegen während einem kurzen Moment von einigen Jugendlichen angepöbelt.

Wir stellen immer wieder fest, dass die Präsenz insbesondere uniformierter Polizeikräfte in und um die Reitschule, kein geeignetes Mittel ist, die hier allenfalls auftauchenden Probleme zu lösen; sie schafft im Gegenteil, durch ihr hohes Provokationspotenzial, eher neue...

Selbstverständlich ist auch die Reitschule gegen Diebstähle, diese stellen eine Form von Selbstbereicherung dar, die auch im Manifest der Reitschule klar verurteilt wird. Wie viele andere Clubs, Kultur- und Begegnungszentren und andere Orte, wo sich viele Menschen treffen, sind auch wir mit zum Teil organisierten TaschendiebInnen konfrontiert.

Den Vorfall vom letzten Freitag wollen wir darum zum Anlass nehmen, unsere Gäste wie in den Jahren zuvor, wieder vermehrt darauf aufmerksam zu machen (Jingle, Dias, Flyer, Plakate), dass sie auf ihre Wertsachen achten sollen und dass sie Diebstähle sowie mutmassliche DiebInnen dem Bar- und Sicherheitspersonal melden sollen, welches ihnen nach Möglichkeit weiterhilft.

Wir glauben, dass dieses Vorgehen sinnvoller und adäquater - und nicht zuletzt verhältnismässiger ist, als - wegen einer Handtasche - mit fünf Polizisten vor der Reitschule aufzutauchen. Hinzu kommt, dass es nach unserer Erfahrung effektiver ist, organisierte Diebesbanden durch Outing aus dem Schutz der Anonymität zur reissen und blosszustellen, und ihnen damit die "Arbeit" zu erschweren und zu verunmöglichen, sowie Hausverbote zu erteilen. Denn Diebstahlsanzeigen scheitern oft am allzu grossen Aufwand sowie an Beweisnot.

Als sich die Polizei weniger als eine Stunde nach dem Einsatz wegen einer Nachfrage über das Kontakttelefon bei den Reitschule-Abendverantwortlichen gemeldet hat, wurde übrigens der kurze Vorfall unter der Brücke mit keinem Wort erwähnt.

Nebenbei: Die Reitschule ist über die Feiertage geöffnet. Das vielfältige Programm finden Sie wie immer unter www.reitschule.ch.

Mit freundlichen Grüssen
Mediengruppe Reitschule Bern