Reitschule Bern verurteilt Polizeieinsatz und Medienmitteilung der Kantonspolizei und widerlegt die Darstellungsweise der Kantonspolizei
 
Bern, 23.9.11

Sehr geehrte Medienschaffende

Die Reitschule Bern verurteilt den gestrigen Polizeieinsatz in der Reitschule aufs Schärfste.

Die Darstellungen der Geschehnisse in der heutigen Medienmitteilung der Kantonspolizei entbehren jeglicher Grundlage und sind als Schutzbehauptungen zur Rechtfertigung des gestrigen unverhältnismässigen Polizeieinsatzes zu werten.

Dies beweist auch der Film eines geistesgegenwürtigen Gastes, der einen grûsseren Teil des Einsatzes auf Film festgehalten hat. In der Beilage befinden sich bereits einige Standbilder aus dem Video, welches die Reitschule am Montag veröffentlichen will.
 
Eine kurze Sichtweise der Reitschule finden Sie im beigefügten Anhang.
 
Die gestrigen Übergriffe von Zivilfahndern gegen Reitschüler_innen stellen einen neuen Tiefpunkt im Verhältnis zwischen Reitschule und Polizei dar. Die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Bern (IKuR) wird deshalb mit einer Aufsichtsbeschwerde gegen die fehlbaren Beamten vorgehen.

Am Montag findet eine Medienkonferenz zu den Geschehnissen unter Teilnahme von Augenzeug_innen statt.
 
Mit freundlichen Grüssen
Reitschule Bern
Mediengruppe

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SICHTWEISE DER REITSCHULE
 
Medienmitteilung Kantonspolizei Sicht Reitschule
Stadt Bern: Polizisten in Reitschule angegriffen und festgehalten
 
23. September 2011
pkb. Bei einer Personenkontrolle sind am Donnerstagabend Kantonspolizisten in der Berner Reitschule massiv angegriffen worden. Erst Dank dem Einsatz weiterer Kräfte gelang es ihnen, das Gebäude fluchtartig zu verlassen. Zwei Personen wurden festgenommen. Im Nachgang kam es zu einem Protestzug, bei dem die Freilassung eines Angehaltenen gefordert wurde.
Die Sichtweise der Reitschule deckt sich in keiner Weise mit derjenigen der Kantonspolizei:

Die beiden Zivilfahnder der Kantonspolizei waren am Donnerstag, 22. September 2011, kurz nach 1800 Uhr auf der Schützenmatte auf eine verdächtige Person aufmerksam geworden. Der Mann ergriff daraufhin gezielt die Flucht in Richtung Reitschule, wo er schliesslich angehalten werden konnte. Dabei leistete er zunächst keine Gegenwehr.

Die Zivilfahnder haben die verdächtige Person u.E. ins Restaurant Sous le Pont getrieben. Die Festnahme erfolgte dort auf der Männer-Toilette.

Die Polizisten wurden in Folge aber durch anwesende Drittpersonen bedrängt und auch am Verlassen der Örtlichkeit gehindert.



Beim Verlassen des Restaurants haben Gäste und Reitschüler_innen die Zivilfahnder – im Durchgang – verbal aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Einer der Zivilfahnder reagierte darauf äusserst aggressiv und hat eine Person tätlich angegriffen.

Daraus ergab sich eine kurze Rangelei, wobei ein Reitschüler festgenommen und in Handschellen gelegt wurde – dies unter Anwendung massiven Würgens.

Die Situation eskalierte schliesslich im Innenhof der Reitschule und die Polizisten wurden von einer grösseren Gruppe tätlich angegangen. Sie forderten daraufhin Verstärkung an, welche durch einen Nebeneingang in die Reitschule gelangen musste, da das grosse Tor verschlossen worden war.

Einige anwesenden Personen (ca. 10) haben sich nur verbal eingemischt, Tätlichkeiten sind alleine von Seiten Polizei ausgegangen (siehe Foto).

Es gelang, eine Person anzuhalten, welche mit den Fäusten auf die Polizisten eingeschlagen hatte. Schliesslich wurden letztere von 30 bis 40 Personen massiv bedrängt, es kam zu einem Handgemenge und es wurde aus der Menge heraus auf die Polizisten eingetreten.

Um gewaltfrei seine willkürliche und unverhältnismüssige Verhaftung zu verhindern, haben sich ungefähr fünf Personen am Festgenommen festgeklammert.

Weitere ungefähr fünf Personen standen in unmittelbarer Nähe und haben sich teils verbal zum Geschehen geäussert (siehe Foto).

Weitere Personen haben sich als Gäste im Reitschule-Durchgang aufgehalten.

Erst durch den Einsatz von Reizstoffspray gelang es, die Personen auseinander zu treiben. Die Polizisten mussten schliesslich unter dem Schutz weiterer eingetroffener Kräfte die Reitschule fluchtartig verlassen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt.



Reizstoffspray wurde nur einmal angewendet, als die betroffene Person von einem Zivilfahnder an den Haaren und einem zweiten an den Kleidern festgehalten wurde. (siehe Foto)

Zwei Personen wurden in Haft genommen. Der 29-jährige Mann aus Nigeria wird wegen illegalem Aufenthalt verzeigt, ein 25-jähriger Schweizer wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, versuchter Körperverletzung, Hinderung einer Amtshandlung sowie Freiheitsberaubung. Zudem wird gegen Unbekannt wegen Freiheitsberaubung ermittelt.


 

Im Nachgang zur Aktion, kurz vor Mitternacht, zog schliesslich eine Gruppe von 40 bis 50 Personen von der Reitschule in Richtung der Polizeiwache am Waisenhausplatz. Auf dem Weg wurde ein Patrouillenfahrzeug angegriffen. Die teils vermummten Personen forderten daraufhin mehrmals lautstark die Freilassung des angehaltenen Schweizers und kündigten an, die Polizei werde sich auf eine lange Nacht einstellen müssen. Schliesslich zogen sich sämtliche Aktivisten kurz nach 0200 Uhr zurück in die Reitschule. Zu weiteren Vorfällen kam es nicht.

(mf)

30 Personen von ca. 23.45-0.15 Uhr und 15 von 1.30-2.00 Uhr.

 

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Standfotos Zivilfahnder im Innenhof
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/11-09-23-StandfotosZivieinsatz.pdf