Zur
Sicherheitsdienst/-konzept-Debatte rund um die Reitschule
Ein permanenter
Sicherheitsdienst in der Reitschule - was heisst das für uns?
Die Reitschule war und ist über all
die Jahre ihres Bestehens immer wieder mit so gennannten
Sicherheits-Problemen konfrontiert worden - Drogenkonsum und -handel,
Repression und ihre Auswirkungen, die üblichen Tätlichkeiten
an Freitag- und Samstagabenden. Immer wieder hat die Reitschule auf
diese Problemstellungen reagiert, die Situationen oder Gründe
hinterfragt, Lösungen gesucht und auch gefunden. Dabei folgt die
Reitschule aber anderen Grundsätzen als herkömmliche
Betriebe. Mit dem Manifest wurde 1993 ein Fundament für das
gemeinsame Miteinander von Betreiber_innen und Gästen gelegt -
letztmals überarbeitet wurde dieses Manifest im Jahr 2006.
Im Alltag bedeutet dies:
- wir versuchen Konflikte gewaltfrei
zu lösen;
- alle Mitarbeiter_innen und
Gäste sind Teil dieses Konzepts zur gewaltfreien
Konfliktlösung;
- wir reflektieren erlebte
Situationen und die Reaktionsweise in diesen;
- wir entwickeln unsere
Lösungsansätze immer weiter und passen sie den gegebenen
Umsätnden an;
- nicht alle Tages- und Nachtzeiten
erfordern das gleiche Mass an Präsenz von explizit für die
Sicherheit zuständigen Reitschüler_innen.
Auf die offene Drogenszene auf dem
Vorplatz haben wir im Sommer 2008 mit der Vorplatzbar und einem
reichhaltigen Kulturprogramm reagiert.
Gegen den immer noch stark
vertretenen Drogenhandel haben wir im Jahr 2010 die
"Vorplatz-Präsenz" ins Leben gerufen. Während der abendlichen
Öffnungszeiten ist ein Team, zusammengesetzt aus den
Mitarbeiter_innen der unterschiedlichen Reitschule-Gruppen, dafür
besorgt, dass auf dem Reitschule-Areal kein Deal stattfindet.
Bereits 2009 wurde das dem Dachstock
angegliederte "Wellness"-Team gebildet. Dieses Team wird jedem Anlass
entsprechend eingesetzt. Es kontrolliert Stempel, bewacht die
Notausgänge, ist ebenfalls auf dem Vorplatz präsent,
vermittelt in Konfliktsituationen und greift wo nötig ein,
fungiert als Ansprechperson, kümmert sich um Betrunkene, sammelt
Leergut und bringt den Müll raus. "Wellness" - weil zum
Wohlbefinden zwar auch, aber nicht nur die Sicherheit der Gäste
gehört!
Diese Aktivitäten werden bis zum
heutigen Tag weitergeführt und haben sich so von Ad-hoc-Gruppen zu
permantenten Strukturen entwickelt. Wir schulen unser Personal und
bieten entsprechende Kurse an.
Mit all diesem Engagement haben wir
es geschafft, trotz all der widrigen Umstände, welche das Leben,
die Welt und die Stadt uns immer wieder vor das Haus treiben, auf dem
Vorplatz und in der Reitschule ein Klima zu schaffen, indem sich unsere
Besucher_innen offensichtlich wohl fühlen, denn sonst wäre
die Reitschule nicht der beliebte Treffpunkt, der sie mittlerweilen
geworden ist.
Dass es trotz allem ab und an zu
Auseinandersetzungen zwischen Gästen oder auch mit der Polizei
kommt, unterliegt den mathematischen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit -
wo sich viele Leute aufhalten, kommt es auch zu Zwischenfällen. In
solchen Situationen ist die Reitschule stets darum bemüht, so zu
reagieren, dass die Sicherheit der Gäste und der Betreiber_innen
in jedem Zeitpunkt im höchst möglichen Mass
gewährleistet ist. Wie diese Sicherheit gewährleistet werden
kann, muss jeweils von Fall zu Fall entschieden werden.
Die Reitschule kann nicht mit anderen
Lokalen verglichen werden. Wir wollen keine uniformierte
Prügel-Security, welche Probleme im besten Fall verschiebt,
teilweise sogar provoziert, aber sicher nicht löst. Uns fehlt kein
Sicherheitsdienst im herkömmlichen Sinne, denn wir können uns
auf das besonnene und verantwortungsbewusste Verhalten der
Besucher_innen verlassen. Dies ermöglicht uns so manche Situation
zu entschärfen und zu meistern.
Uns fehlt keine engere Zusammenarbeit
mit den Behörden, denn diese ist im Leistungsvertrag und in der
Vereinbarung über Abläufe und Kommunikation genügend
geregelt.
Die Reitschule ist anders, auch in
der Beantwortung von sicherheitstechnischen Fragen. Unsere Strukturen
bieten "permanenten Sicherheitsdienst" genug.