Reitschule
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Bern, 4. Mai 2012
Medienmitteilung
Regierungsstatthalter
will Reitschule-Vorplatz schliessen!
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Das Kultur- und Begegnungszentrum
Reitschule Bern hat von der durch
Regierungsstatthalter Lerch verfügten Änderung ihrer
Betriebsbewilligung und von den Verwaltungszwangsmassnahmen mit
Bestürzung und Verärgerung Kenntnis genommen. Die Reitschule
wird die Verfügung nun im Detail prüfen und in ihren
Strukturen und in ihrem Umfeld die weiteren Schritte diskutieren.
Die Reitschule ist bekanntermassen
viel mehr als ein Restaurant oder
ein Veranstaltungsort, die Reitschule übernimmt in der Stadt Bern
seit vielen Jahren eine wichtige soziale Funktion. Deshalb stossen
insbesondere die Auflagen bezüglich Vorplatz - ein
Quasi-Veranstaltungsverbot und die politisch höchstbrisante
Auflage nach 00.30 Uhr sämtliche im Freien konsumierenden
Gäste vom Vorplatz und aus dem Innenhof wegzuweisen - bei der Reitschule und ihrem Umfeld auf grosses
Unverständnis (siehe
offener Brief, der zusammen mit dieser Medienmitteilung verschickt
wird).
Der Regierungsstatthalter verkennt
und ignoriert mit seinem Vorgehen
gesamtgesellschaftliche Realitäten, greift ein weiteres Mal auf
unverantwortliche Weise ins Nachtleben der Stadt Bern ein, torpediert
die Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und Reitschule und provoziert
auf politischer Ebene eine Eskalation in der Nachtleben-, Jugend- und
Kulturpolitik. Zum einen werden diese Auflagen verständlicherweise
bei den meisten Reitschule-Gästen auf keine Gegenliebe stossen.
Zum anderen werden Hardliner_innen in Politik und Polizei vermutlich
die Gelegenheit nutzen, um noch mehr Öl ins Feuer giessen, damit
sie politisch davon profitieren können.
Urbane Kultur- und Begegnungszone
Auf dem Vorplatz der Reitschule
treffen sich seit mehreren Jahren
Wochenende für Wochenende 500-1000 Menschen jeglichen Alters und
jeglicher Herkunft.
2008 hatte die Reitschule angesichts
der von den Behörden
mitverursachten und ignorierten offenen Drogen- und Dealerszene vor
ihrer Haustüre mittels Konzerten, Barbetrieb und Spielangeboten
ihren Vorplatz erfolgreich zurückerobert. Dieser entwickelte sich
daraufhin - unter anderem auch als Nebeneffekt des Rauchverbotes und
der letzten Reitschule-Abstimmung (2010) - zu einer Art Piazza, wo sich
Hunderte Ausgänger_innen ohne Konsumzwang treffen und begegnen,
Pingpong und Kubb spielen oder sich auch einfach nur unterhalten.
Diese Entwicklung hält wegen
teuren Eintrittspreisen und
Altersbeschränkungen in vielen Clubs, dem (u.a. durch
Regierungsstatthalter Lerch verursachten) "Clubsterben" und
den benutzungsfeindlichen Zugangsbeschränkungen bei
öffentlichen Plätzen und Pärken weiter an.
Der Vorplatz ist für viele
Jugendliche - die in ihren Quartieren
oder Agglomerationsgemeinden keine oder kaum Angebote haben und oft von
den dortigen öffentlichen Plätzen vertrieben werden - die
mittlerweile fast einzige Möglichkeit sich zu treffen und ohne
Konsumzwang zu begegnen.
Die Reitschule Bern muss damit einmal
mehr - wie früher in der
Drogenpolitik - die Folgen einer repressiven Entwicklung in der
städtischen und kantonalen Nachleben-, Jugend- und Kulturpolitik
tragen und ausbaden. Die Reitschule ist jedoch nicht dazu bereit ist.
Nichts desto trotz soll sie dafür abgestraft und soll gezwungen
werden, einer verfehlten Politik Hand zu bieten.
Offene Fragen
Die Frage, wohin denn die 500 - 1000
Gäste - es sind nicht nur
Jugendliche -, die sich an Wochenende-Abenden jeweils draussen auf dem
Vorplatz der Reitschule aufhalten, geschickt werden sollen, blieb in
der Verfügung von Regierungsstatthalter Lerch leider
unbeantwortet. Vielleicht hat es ja vor dem Regierungsstatthalteramt in
Ostermundigen noch ein wenig Platz...
Für Rückfragen wenden Sie
sich bitte an medien@reitschule.ch
Mit freundlichen Grüssen
Reitschule Bern
Link: Offener Brief an den
Regierungsstatthalter