MEDIENSPIEGEL 5.7.08

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule
- ZH: Brot & Aktion besetzt Hardturm-Stadion
- Contactnetz
- SP und "Sicherheit"/Bettelverbot Stadt
- JFDP gegen Alkies in Entenpark Burgdorf
- "Innere Sicherheit"
- Anti-Atom: Gemäss DAP wappnet sich die Radikale Linke
- G8 Japan
- Guerilla Gardening

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REITSCHULE
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Vorplatz:
Do-Sa jeweils Kultur-Imbiss ab 18 Uhr. GastköchInnen sorgen für kulinarische Unterhaltung.

Sa 05.07.08     
20.00 Uhr     Vorplatz     
The Nutcutters (Bern) - College-Punkrock

So 06.07.08     
9.00 Uhr     Grosse Halle     
Flohmarkt und Brunch bis 16.00 Uhr

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ZH: BESETZUNG HARDTURM-STADION
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Indymedia 4.7.08
http://ch.indymedia.org/de/2008/07/61291.shtml

Fussballstadion in Zürich für "Gegen"-Euro besetzt ::

AutorIn : raumpflege         

Heute Abend ist in der Eurostadt Zürich das Fussballstadion Hardturm für eine "Gegenveranstaltung" zur Euro 2008 besetzt worden: Die Aktion will aufzeigen, dass Grossanlässe auch ohne Sponsoring, Sonderregelungen, 1000schaften von Polizeikräften und Überwachung durchführbar sind.

Heute Abend wurde das Zürcher Hardturmstadion, welches ursprünglich für die Euro 2008 neu gebaut werden sollte und seit einem halben Jahr leer steht, von AktivstInnen der Subkultur neu besetzt. Mit viel Lebensfreude ist innerhalb Stunden ein neuer Erlebnispark entstanden - ein selbstverwalteter Begegnungsort für alle! Während der drei Tage dauernden "Brot&Aktion"-Spiele werden unterschiedlichste Sport-Disziplinen wie zum Beispiel ein Ben-Hur-Wagenrennen ausgetragen, es gibt Konzerte, Theater; das Stadion wird von KünstlerInnen aus ganz Europa neu gestaltet.
"Brot&Aktion" richtet sich gegen die Kommerzialisierung des Fussballs. Zürich und andere Euro-Städte haben während der Euro diverse demokratische Grundrecht ausser Kraft gesetzt. Die halbe Innenstadt wurde zur Sonderzone, welche einigen wenigen Grosssponsoren vorbehalten war. Die Bewegungsfreiheit der Stadtbevölkerung wurde mit Absperrungen und Zugangskontrollen eingeschränkt. Während die öffentliche Hand Millionen von Steuergeldern in Sicherheit und PR fürs Standortmarketing investiert hat, verdient die Uefa mit der Euro 2008 Milliarden. "Brot&Aktion" will der Euro ein positives Fest entgegen halten, das für die ganze Stadtbevölkerung offen ist. "Brot&Aktion" ist unser Spielplatz!

Weitere Infos und Bildmaterial auf http://www.raumpflege.org


Weitere Infos zu zud Besetzung:
Zürcher Hardturm-Stadion für Brotäktschen besetzt

Von 4. bis 6. Juli 2008 finden im Hardturmstadion Zürich die "Brotäktschen"-Spiele statt: Ein Wochenende voller nichtkommerzieller, selbstbestimmter, unreglementierter und ausgelassener Spiele, Konzerte und Parties, kulinarischer und künstlerischer Darbietungen. "Brot&Aktion" nimmt sich einen Freiraum und zeigt, dass Grossanlässe auch ohne Sponsoring, absurde Sonderregelungen, 1000schaften von Polizeikräften, Militäreinsätzen und Überwachung durch Drohnen durchführbar sind.

Heute Abend wurde das leer stehende Hardturmstadion mit den "Brotäktschen"-Spielen neu eröffnet. Mit viel Lebensfreude ist innerhalb Stunden ein neuer Erlebnispark entstanden - ein selbstverwalteter Begegnungsort für alle! Während den über das ganze Wochenende andauernden Eröffnungsspielen werden im Hardturm die unterschiedlichsten Disziplinen ausgetragen: Menschengetriebene Titanengefährte aus Stahl und Traktorreifen schwitzen im Ben Hur-Wagenrennen um die Gunst der Bahn. Nur die mutigsten TischfussballspielerInnen wagen es im Human-Life-Kicker (Joggelikasten mit Menschen als Spielfiguren) gegeneinander anzutreten. Live-Bands aus aller Welt, das Kochteam "Mediterrane Küche", die Equipe "internationale Wandgestaltung", Soundsystems und viele mehr sorgen für Unterhaltung.

"Brotäktschen" steht in der Tradition von Aktionen wie "Reclaim The Streets", "Shantytown" oder "Danslieue". Kultureller Freiraum und Anlässe, die nicht aus kommerzieller Motivation durchgeführt werden, sind in der sauberen Limmatstadt selten geworden. Im Hinblick auf die Euro 2008 haben die Stadt Zürich und andere Austragungsorte bestehende Gesetze aufgehoben und persönliche Grundrechte eingeschränkt, damit Organisationen wie die UEFA Milliardengewinne erwirtschaften. "Brotäktschen" dagegen sind Spiele für alle und ein klares Statement gegen die Kommerzialisierung des Fussballs und immer mehr öffentlicher Räume. Abgeleitet ist der Name "Brot&Aktion" von "Brot und Spiele"; ähnlich wie im Alten Rom dienen Spiele heute der Kontrolle der Masse und lenken von den gesellschaftlichen und politischen Problemen ab. "Brot&Aktion" versteht sich als Kontrast zum herausgeputzten "wir leben Zürich". Während die Stadtregierung mit Marketingaktionen im öffent
lichen Raum eine urbane, weltoffene Stadt propagiert, werden fortlaufend kreative Freiräume verdrängt und günstiger Wohnraum durch Luxuswohnungen ersetzt. Doch wir lassen uns nicht verdrängen!


Brot&Aktion ist erst der Anpfiff!

Brotäktschen ist der urbane Herzschlag von Zürich!

Brot&Aktion trotzt dem Sauberkeitswahn!

Brotäktschen ist unser Spielplatz!

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PRESSEINFOS

Kontakt: Mobil-Tel. 079 547 75 52
Medienkonferenz mit Rundgang: Sa, 5. Juli, 13.00, Hardturmstadion
Bilder auf http://www.raumpflege.org (im Stadion gibt es ein striktes Fotoverbot)

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20min.ch 5.7.08
http://www.20min.ch/news/zuerich/story/14563803 (mit Fotos)

Polizei droht Strafanzeige

von Gregor Patorski, Nuria Furrer, Rupen Boyadjian

Die friedliche Aktivisten-Gruppe, welche vor drei Jahren während ein paar Tagen die Shanty-Town-Siedlung an der Sihl betrieb, hat das leer stehende Hardturm-Stadion besetzt. Die Zürcher Stadtpolizei reagierte mit Knüppeln, Gummischrot und Tränengas - und muss jetzt mit einer Strafanzeige rechnen.

Kurz nach 18 Uhr erhielten viele Zürcherinnen und Zürcher eine SMS-Botschaft von einem anonymen Absender namens "Brotäktsche" mit folgendem Inhalt: "Besammlung jetzt 4. 7. 18 Uhr. Wir besetzen das Hardturmstadion: Spiele, Live-Bühne, Sound-System, Party. Reclaim the Games! Mir sind Züri!"

Laut Pressemitteilung sollen dieses Wochenende im Stadion die "Brot & Äktschen"-Spiele stattfinden. Es solle ein friedliches Wochenende voller nichtkommerzieller, selbstbestimmter, unreglementierter und ausgelassener Spiele, Konzerte und Parties, kulinarischer und künstlerischer Darbietungen werden.

Man wolle zeigen, dass Grossanlässe "auch ohne Sponsoring, absurde Sonderregelungen, 1000schaften von Polizeikräften, Militäreinsätzen und Überwachung durch Drohnen durchführbar sind". "Brot&Äktschen" steht in der Tradition von Aktionen wie "Reclaim The Streets", "Shantytown" (2005, Story / Bildstrecke) oder "Danslieue" (2006, Story / Bildstrecke).

Polizei schiesst in Menschenmenge

Die friedliche Stimmung hielt nicht lange. Als nach sechs Uhr abends die ersten zwei Streifenwagen mit vier oder fünf Polizisten am Ort des Geschehens ankamen und in den Hardturm vorzudringen versuchten, kam es zu einer "unkontrollierten Situation", als sich ihnen rund acht teils vermummte Aktivisten in den Weg stellten.

Laut Augenzeugenberichten schoss die Polizei aus unmittelbarer Nähe und ohne Vorwarnung mit Gummigeschossen in die Menge. Ausserdem wurde der Fotograf Klaus Rósza der Zürcher Bildagentur photoscene "von Polizisten zu Boden geworfen, massiv malträtiert, illegalerweise festgenommen und abgeführt."

Die Polizisten zogen sich zurück und warteten zunächst auf Verstärkung. Ein Polizist verletzte sich leicht am Arm. Zwei Aktivisten wurden verhaftet. An einem anderen Eingang setzte die Polizei Reizstoffgas ein, wahrscheinlich um den Transport von Baumaterialien zu verhindern. Diese waren an dieser Stelle vor dem Stadion in einer getürkten Baustelle zwischengelagert worden.

Ein erster Vermittlungsversuch von Seiten von "Brot&Aktion" wurde laut den Aktivisten im Keim erstickt, die Vermittlerin sei auf der Stelle verhaftet worden. Um 19 Uhr beruhigte sich die Lage wieder.

Polizei duldet bis Sonntag

Laut Polizeisprecher Ruf will die Polizei nach Absprache mit der Stadionbesitzerin die Aktion bis Sonntagabend dulden - also ebensolange, wie die Aktivisten das leer stehende Hardturmstadion besetzen wollen. Falls jedoch vorher Klagen eingehen sollten, werde je nach Situation neu entschieden.

Zu den Schüssen zu Beginn der Aktion wollte die Polizei gegenüber 20 Minuten Online zunächst keine Auskunft geben. Später hiess es, die einrückenden zwei Patrouillen seien unvermittelt mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen worden. Deshalb hätten sie mit Gummigeschossen und mit Reizstoffgas reagiert.

Um 20 Uhr zog die Polizei laut Augenzeugenberichten ab, die Aufbauarbeiten gehen weiter, immer mehr Menschen strömten auf das Hardturmareal: Rund 500 Aktivisten sind zur Zeit vor Ort - Tendenz steigend. Für die Polizei wird der Einsatz gegen den Journalisten ein Nachspiel haben (siehe Infobox). Er will laut seiner Agentur wegen der ungerechtfertigten Verhaftung Strafanzeige gegen die Zürcher Stadtpolizei erheben.

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Info-Box

Comedia protestiert gegen Polizei-Brutalität

Die Schweizerische Mediengewerkschaft protestiert gegen die "unerhörte Härte und Brutalität" der Zürcher Stadtpolizei. Der Fotojournalist Klaus Rózsa, der sich zufälligerweise in dieser Gegend aufhielt, fotografierte den Einsatz.

Auf die schroffe Aufforderung, mit fotografieren aufzuhören, wies der erfahrene Fotojournalist darauf hin, dass er als Medienschaffender berechtigt ist, einen solchen Polizeieinsatz zu beobachten und zu fotografieren.

Ohne Erfolg: Er wurde von zwei Polizisten überwältigt, festgenommen und laut Comedia ohne Angabe von Gründen über eine Stunde auf der Hauptwache Urania festgehalten. Gegen 20.30 Uhr wurde er, ohne Einvernahme, ohne Protokoll, ohne Antwort auf die Frage nach dem Festnahmegrund freigelassen - nicht ohne davor von mehreren Polizeibeamten noch beschimpft und bedroht worden zu sein.

Die Mediengewerkschaft comedia verurteilt das Vorgehen der Zürcher Polizei aufs Schärfste. Mit diesem Vorgehen werde die verfassungsmässig garantierte Pressefreiheit verletzt und ein Medienschaffender, der sich mit einem anerkannten Presseausweis legitimieren konnte, an seiner Arbeit gehindert.

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CONTACT-NETZ
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Bund 5.7.08

"Die Fusion neu diskutieren"

13 Jahre lang war Ruth-Gaby Vermot Präsidentin der Suchthilfestiftung Contact-Netz - jetzt ist sie zurückgetreten

Die Institutionen in der Drogenberatung und -behandlung hinkten der aktuellen Entwicklung hinterher, sagt Ruth Gaby Vermot.

"Bund": Frau Vermot, fast 13 Jahre lang haben Sie sich als Präsidentin des Contact-Netz mit der Drogenproblematik beschäftigt. Welche Suchtmittel konsumieren Sie selber?

Gaby vermot: Ab und zu trinke ich gerne ein Glas Wein. Zudem arbeite ich zu viel - das ist auch eine Art Suchtmittel! Natürlich habe ich früher auch einmal gekifft. Aber das ist schon lange her. Harte Drogen habe ich hingegen nie konsumiert. Ich fürchtete mich, solche Grenzen zu überschreiten.

Egal ob legale und illegale Droge - wer von einem Suchtmittel wegkommen will, kämpft mit den gleichen Problemen. Macht es da Sinn, den Unterschied in der Therapie künstlich aufrechtzuerhalten?

Die künstliche Grenze zwischen legalen und illegalen Drogen kritisieren Fachleute schon lange. Wer heute Drogen konsumiert, fragt nicht mehr, ob das nun legal oder illegal sei. Vor vier Jahren wollte das Contact, das sich mit illegalem Drogenkonsum beschäftigt, mit der Berner Gesundheit fusionieren, die im Bereich der legalen Drogen tätig ist; das gelang leider nicht. Wir müssen die Frage neu diskutieren und die Zusammenarbeit der Suchtinstitutionen neu definieren.

Die Frage stellt sich insbesondere für das Contact-Netz: Immer weniger Leute konsumieren Heroin. Tabak- und Alkoholkonsum werden heute als viel grössere Probleme wahrgenommen. Braucht es Contact-Netz heute überhaupt noch?

Sicher braucht es uns und unser Fachwissen noch. Wir befassen uns mit dem Risikoverhalten von Jugendlichen, die heute oft mischen und schlucken, was ihnen in die Finger kommt. Das kann gefährlich sein. Jugendliche und ihr Umfeld brauchen daher einen Ort, wo sie Antworten auf Krisen bekommen.

Dem Contact scheint die Arbeit auszugehen. Kritiker meinten jüngst, dass Contact über den Zaun grast und jetzt auch in der Prävention tätig wird.

Diesen Vorwurf weise ich entschieden zurück! Sie sprechen das Tanzprojekt von Contact an. Dabei sollen Theaterpädagogen zusammen mit Experten des Contact und Jugendliche aus dem Kanton Bern ein Tanzstück auf die Beine stellen. Natürlich hat das Projekt einen präventiven Anteil. Aber im "Blauen Bus" arbeiten drogensüchtige Jugendliche mit solchen zusammen, die noch nie eine Droge angerührt haben. Es braucht neue Ideen.

Gute, innovative Ideen hatte man in Bern vor allem früher. Im Umgang mit Heroin nahm die Stadt Bern seinerzeit eine Pionierrolle ein. Beim Kokain fehlen nun offenbar die Ideen.

Wir haben eine Offline für Kokainkonsumenten. Angebote für Kokainsüchtige sind aber schwierig zu schaffen.

Lange war die Entkriminalisierung des Hanf-Konsums kein Thema mehr. Nun hat sich die FDP dafür ausgesprochen (siehe Seite 8).

Wir sind froh über die Unterstützung und klar für die Hanfinitiative. Die Jugendlichen, die kiffen, brauchen Perspektiven und verständnisvolle Beratung statt Bestrafung.

Sie reden nur von Beratung, Betreuung und Prävention. Ist das nicht einseitiges, altmodisches Denken, das in den 90er-Jahren verhaftet ist?

In der Suchtmittelpolitik geht es natürlich nicht ohne Repression. Als eine der ersten sozialen Institutionen arbeiteten wir auch mit der Polizei zusammen, auch wenn wir unterschiedliche Rollen haben.

Bei der Anlaufstelle sprach man lange von Repression. Doch bis vor einem halben Jahr blieb es dann bei Lippenbekenntnissen.

Die polizeiliche Vertreibung von Drogenabhängigen löst kein einziges Problem. In Bern kommt es immer wieder zu Ansammlungen von Drogenkonsumenten; vor der Reitschule ist die Lage höchst problematisch. Daher fordern wir schon lange eine zweite Anlaufstelle, weil die erste völlig überlastet ist. Wenn die Drogensüchtigen zu lange warten müssen, gehen sie eben woanders hin. Es ist aber sehr schwierig in der Stadt einen Raum zu finden.

Was ist der aktuelle Stand?

Wir klären gerade ab, ob es möglich ist, an der Murtenstrasse - in einem der Häuser, die abgebrochen werden sollen - zu investieren.

Sind die vielen Angebote in der Stadt ein Magnet für Süchtige aus dem ganzen Kanton und der Region?

Süchtige gehen immer dahin, wo sie anonym dealen und konsumieren können - im Dorf dealt niemand. Thun hatte bisher eine geringe Infrastruktur für Drogenabhängige. Daher kamen die Thuner nach Bern. Heute hat Thun einen Spritzentausch, eine Notschlafstelle und so weiter, so dass wir ab November keine Thuner mehr in der Berner Anlaufstelle dulden werden. Wir sollten aber im ganzen Kanton die gleichen Angebote haben.

Was sind die drei wichtigsten Errungenschaften ihrer Amtszeit?

Das ist sicher die Gründung der Stiftung Contact-Netz und das Zusammengehen mit den Regionen - finanziell aber auch für die Fachkompetenz. Wichtig sind auch die Angebote für Jugendliche wie die Pillentests, die zuerst auf grossen Widerstand stiessen. Und nicht zuletzt professionalisierten wir unsere Angebote.

Interview: TObias GafaferPascal Schwendener [05.07.08]

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"SICHERHET"/BETTELVERBOT STADT
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BZ 5.7.08

Sicherheit als Wahlthema

Und wer hats erfunden?

Mehr Polizei wollen inzwischen die Bürgerlichen und die SP. Unklar ist, wer das Wahlkampfthema für sich beanspruchen darf.

Die "bürgerliche Mitte" (FDP, SVP und CVP) will die SP der Stadt Bern in die Pflicht nehmen. Dabei nutzen die Bürgerlichen das Anfang Woche von der nationalen SP-Spitze publizierte Positionspapier zum Thema öffentliche Sicherheit. Die Polizei müsse gesamtschweizerisch um 1500 Stellen aufgestockt werden, wird darin verlangt.

Die bürgerlichen Stadträte Reto Nause (CVP), Philippe Müller (FDP) und Beat Schori (SVP) äussern sich in einer Medienmitteilung mit ironischem Unterton "erfreut" über die Absicht der SP. "Wir werden in der Stadt die Forderungen des Papiers mit Vorstössen aufnehmen", verspricht Nause. Dann werde sich zeigen, "ob das Papier für die städtische SP nur ein Papiertiger ist". Denn, so rufen Nause, Müller und Schori in Erinnerung: Die Bürgerlichen hätten schon lange mehr Polizei oder Videoüberwachung gefordert. Das sei aber auf städtischer Ebene von der SP "immer mit Vehemenz" bekämpft worden.

SP-Fraktionschefin Giovanna Battagliero nimmt den scharf geschossenen Ball an und kontert: "Diese Themen sind für uns nicht neu, auch wenn das die Bürgerlichen gern so sähen." Sie verweist ihrerseits auf ein Positionspapier, das die SP Stadt Bern im Januar veröffentlicht hat. "Wir haben diese Diskussion schon geführt." So sei die städtische SP für mehr Polizeipräsenz, wenn diese nicht auf Kosten der Sicherheit in den Quartieren gehe.

Mirjam Messerli

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Bund 5.7.08

SP-Wandel auch in Bern?

Stadt Bern Die SP Schweiz hat vor zehn Tagen ein Papier zur Sicherheit verabschiedet. Dieses postuliert mehr sichtbare Polizeipräsenz, Videoüberwachung und eine wirksamere Bekämpfung gewalttätiger Demonstrationen - allesamt Forderungen, die von der SP bislang immer mit Vehemenz bekämpft wurden. Die bürgerlichen Stadtratsparteien erwarten nun, dass sich der "Meinungsumschwung" der nationalen SP auch in Bern auswirkt: CVP-Stadtrat Reto Nause: "Wir werden die Forderungen des Positionspapiers mit Motionen eingeben. Dann sehen wir, ob diese für die städtische SP nur ein Papiertiger sind." FDP-Stadtrat Philippe Müller doppelt nach: "Wir haben die Volksinitiative für die Verstärkung der Polizeipräsenz eingereicht. Nach diesen Verlautbarungen erwarten wir nun die Unterstützung der SP." Für SVP-Präsident Beat Schori wiederum ist klar: "Es braucht im Demoreglement die Verankerung des Entfernungsartikels für gewaltbereite Demonstranten. Im SP-Papier wird davon gesprochen, dass politisch motivierte Gewalt in keiner Erscheinungsform akzeptierbar sei - das Instrument dazu ist ein Ja zur ebenfalls hängigen Volksinitiative." Auch bei der Bettelei hoffen die Bürgerlichen auf eine Meinungsänderung der SP. Die Sozialdemokraten hatten ein städtisches Bettelverbot stets abgelehnt.(pas)

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ENTENPARK BURGDORF
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BZ 5.7.08

Friedliche Alkoholiker

Die sogenannt Randständigen sollen aus dem Entenpark vertrieben werden, fordern die Jungfreisinnigen. Denn Mütter mit Kindern und auch Senioren würden sich vor den Alkoholikern ängstigen. "Wir belästigen niemanden", erwidern die Beschuldigten. Bruno Rosser, Vizeleiter der Stadtpolizei Burgdorf, kann dies bestätigen: "Grundsätzlich friedlich" seien die Randständigen und würden meist auch keinen Abfall hinterlassen. Rund die Hälfte von ihnen arbeitet zudem in der Velostation. jho/nhSeite 23

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Randständige in Burgdorf

Mit Bier um Bier von Bank zu Bank

Das Vorurteil steht fest: Sie sitzen faul in der Stadt herum, gehen Steuern zahlenden Passanten auf die Nerven und trinken Bier bis zum Abwinken. Rund 20 Randständige leben in Burgdorf. "Wir belästigen niemanden", sagen sie.

Nicole Sägesser sitzt am frühen Nachmittag auf einer Bank vor dem Coop an der Sonne. Hätte sie keine Bierdose in der Hand und nicht diese dicken Ringe unter den Augen: Sie würde niemandem auffallen. So aber ist sie, als wäre das Wort auf ihre Stirne gestempelt, für all die Passantinnen und Passanten, die an ihr vorbeigehen, als Aussenseiterin erkennbar. Als Alkoholikerin. Als Mensch, für den irgendjemand irgendwann den Begriff "randständig" geprägt hat.

Rund 2o Männer und Frauen leben in Burgdorf auf der Gasse. Wobei: "Jeder und jede von uns hat eine Wohnung; unter der Brücke muss keiner schlafen", sagt Nicole Sägesser. Und versucht einen Schluck später, gleich noch ein zweites Vorurteil zu widerlegen: "Es stimmt auch nicht, dass wir den ganzen Tag faul herumhocken und uns auf Kosten der Steuerzahler mit Bier zuschütten."

Die Hälfte arbeitet etwas

Richtig sei, dass "ungefähr die Hälfte" der Gruppe nicht nur von der Sozialhilfe lebe, sondern einer halbwegs geregelten Arbeit in der Velostation Burgdorf nachgehe. Und damit selber für einen Teil des Lebensunterhaltes aufkomme. Dan Ammon, der Leiter der Velostation, bestätigt diese Aussage. Einige Randständige würden gerne arbeiten, seien dazu aber aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, sagt Sägesser.

F. und dessen Lebensgefährtin G. haben sich ebenfalls vor dem Coop eingefunden. Die beiden legen, anders als Nicole Sägesser, Wert auf Anonymität.

Bevor sich F. hinsetzt, stellt er ein paar Halbliterbüchsen Billigbier zum Kühlen in den Brunnen gegenüber; die Handlung wirkt automatisiert, als ob jemand am Morgen die Kaffeemaschine anwerfen würde. Eine Passantin beobachtet das Geschehen missmutig.

Glauben und behaupten

F. weiss, was manche Leute von ihm und seinen Kumpaninnen und Kumpanen denken: "Sie glauben, wir seien gefährlich. Sie sagen, wir würden die Menschen belästigen. Sie behaupten, wir seien faul." Aber "wir belästigen niemanden", sagt Nicole Sägesser. G. räumt ein, dass es "schon vorkommen kann, dass einer von uns jemanden anbettelt, weil ihm der Stutz für das Bier ausgegangen ist". Das passiere aber "nur selten" und nur, "wenn der Typ zu viel getrunken hat".

Auf gesittetes Benehmen in der Öffentlichkeit würden die Gruppen, die sich laut G. "total unorganisiert" zwischen dem Coop, dem Entenpark, dem Migros-Areal und dem Bahnhof bewegen und die immer wieder anders formiert sind, grossen Wert legen. "Wenn jemand blöd tut, sagen ihm die anderen sehr deutlich, dass das nicht geht."

"Nicht die Glücklichsten"

Zu Streitereien innerhalb der Gruppen komme es oft, sagt F. Doch das, sagt G., sei irgendwie verständlich: "Wir sind sicher nicht die glücklichsten Menschen auf der Welt. Wenn es zwischen uns einen Konflikt gibt, lösen wir den vielleicht auf eine etwas andere Weise als ‹normale› Leute."

Die Dreiergruppe macht sich auf Wunsch des Journalisten auf zum Entenpark. Aus diesem sollen die Randständigen nach Ansicht der Jungfreisinnigen vertrieben werden, weil sich Mütter mit Kindern und Senioren vor den Alkis ängstigen.

Im Park nehmen Nicole Sägesser, G. und F. das versteckteste Bänklein in Beschlag. Während der Fotograf seine Bilder von dem geduldig posierenden Trio samt Hund macht, schiebt eine junge Mutter ihren Kinderwagen über die akkurat gemähte Wiese. Sie starrt die Randständigen an, als wären es Ausserirdische. Dann wendet sie den Wagen und hastet davon.Johannes Hofstetter

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Die Sicherheitsverantwortlichen

"Die Polizei muss kaum eingreifen"

In der Sicherheitsdirektion der Stadt Burgdorf sind die Randständigen kein Dauerthema. Rund 20 Personen sind den Behörden laut Romy Kieliger, der stellvertretenden Leiterin der Sicherheitsdirektion, namentlich bekannt. Wie viele dieser Leute täglich von auswärts in die Emmestadt kommen, weiss Kieliger nicht.

Die Zahl der Randständigen habe zugenommen, glaubt die Sicherheitsverantwortliche. Auf Zahlen abstützen kann sie ihre Vermutung nicht, da die Stadt darüber keine Statistik führt.

Grosse Umtriebe machen die Alkis nur selten: Anwohner, Passanten oder Liegenschaftsbesitzer würden hin und wieder reklamieren, weil sich die Randständigen zu lange am selben Platz aufhalten. Falls es sich dabei um sogenannt ungeeignete öffentliche Orte wie den Kinderspielplatz handelt, rücken Stadtpolizisten aus und fordern die Alkis auf, sich in eine andere Ecke zu verziehen.

Ansonsten gebe es "kaum Vorkommnisse, die das Eingreifen der Polizei erfordern", sagt Kieliger. Sie windet der Szene in ordnungstechnischer Hinsicht ein Kränzchen: "Wenn sich die Leute von einem Ort zum andern verschieben, bleibt in der Regel kein Unrat zurück." Und ein Sicherheitsproblem stellen die Randständigen laut der Fachfrau ebenfalls nicht dar. "Gewisse Personenkreise" - namentlich "Mütter mit Kindern, alte Menschen oder Ladenbesitzer" - würden diese Unbedenklichkeitsbescheinigung aber kaum unterschreiben, weiss Romy Kieliger.

Auch Bruno Rosser, dem Vize-Leiter der Stadtpolizei Burgdorf, fällt im Zusammenhang mit den Randständigen nichts Negatives ein: Sie seien "grundsätzlich friedlich" und würden "meist keinen Abfall hinterlassen". Viele Alkis gehören zu seinen "Stammkunden"; mit manchen habe er zwei- bis dreimal pro Woche zu tun, sagt Rosser: "Ich überbringe ihnen vor allem unzustellbare Post."

Die Polizei und die Randständigen gehen laut Rosser "anständig" miteinander um. Für die Uniformierten sei wichtig, "auch diesen Personen den nötigen Respekt entgegenzubringen". Immerhin "wollen wir etwas von ihnen und nicht umgekehrt". Für Bruno Rosser ist es "eine Frage des gesellschaftlichen Verhaltens, Personen, die am Rand leben, zu helfen". Es könne nicht angehen, "sie aus der Stadt zu verscheuchen und sich selber zu überlassen", sagt der Polizist, der für die SVP im Burgdorfer Stadtrat sitzt. jho

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Der Augenzeuge

"Friedliche Leute"

"Wenn die Randständigen Streit haben, dann höchstens untereinander", sagt Ernst Aebersold. Er kennt die Szene bestens: Tag für Tag verkauft er im Burgdorfer Bahnhofquartier das Arbeitslosen-Magazin "Surprise" und bekommt so rund um die Uhr mit, was die Alkis beschäftigt. Angst brauche vor den Randständigen niemand zu haben, sagt Aebersold, der früher selber mit Drogenproblemen kämpfte und auf der Gasse lebte: "Das sind friedliche Leute, die froh sind, wenn sie etwas zu trinken haben und in Ruhe gelassen werden." jho

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Der Arbeitgeber

"Sie kennen die Regeln"

Die Hälfte der rund 20 Burgdorfer Randständigen verdient sich in der Taglöhnerei der Velostation Burgdorf "mehr oder weniger regelmässig" einen Fünfliber pro Arbeitsstunde dazu. Das sagt Dan Ammon, der Leiter der Institution. Maximal bringe es jemand auf diese Weise auf 250 Franken pro Monat. Die Arbeit besteht aus dem Schreddern von alten Velos und Computern. Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von der Gasse gibt es laut Ammon nur selten Schwierigkeiten: "Die Leute kennen die Regeln." jho

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"INNERE SICHERHEIT"
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Bund 5.7.08

Ermittler pochen auf mehr Mittel

Das Bundesamt für Polizei beklagt, es könne die Sicherheitslage der Schweiz nicht genau genug einschätzen. Gemäss Direktor Jean-Luc Vez fehlt es an geeigneten Instrumenten. Ein neues Gesetz scheint jedoch chancenlos.
 
"Die Schweiz ist ein sicheres Land", sagte Jean-Luc Vez gestern an der Jahresmedienkonferenz des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) in Bern. Aber: "Es ist naiv, zu glauben, dass Bedrohungen, wie wir sie im Ausland wahrnehmen, die Schweiz niemals treffen könnten." Sorgen bereiten dem Fedpol die organisierte Kriminalität von Banden aus Osteuropa und Russland sowie nach wie vor der Terrorismus. "Die Schweiz wird von Terroristen als Ruheraum, für Logistik und Propaganda genutzt", sagte Vez.

Im Irak getötet

Propaganda, die offenbar ankommt. Wie gestern bekannt wurde, ist im letzten Jahr ein Bürger mit Niederlassungsbewilligung in der Schweiz als Jihad-Kämpfer in den Irak gegangen. "Er ist dort offensichtlich im Kampf umgekommen", berichtete Urs von Daeniken, Chef des Dienstes für Analyse und Prävention. Gemäss Fedpol befinden sich bis zu drei Dutzend weitere potenzielle Gotteskrieger in der Schweiz, die auch hier einen Anschlag durchführen könnten. Sie zu überwachen sei schwierig, sagte von Daeniken. Direktor Jean-Luc Vez klagt: "Es fehlt uns an Mitteln." Das Fedpol könne heute kein genaues Bild der Sicherheitslage in der Schweiz liefern. "Da muss was gehen."

Telefone abhören?

Vez spielte damit auf die aktuelle politische Diskussion um das neue Bundesgesetz für die Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS II) an. Mit diesem könnte das Fedpol auch Wanzen einsetzen, Post, Telefon und Mails sowie Computer überwachen. Das ist höchst umstritten. Die Rechtskommission des Nationalrats will die Vorlage an den Bundesrat zurückzuweisen. SVP und SP befürchten schwere Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte der Bürger. FDP und CVP sehen beim Gesetz zwar Korrekturbedarf, wollen aber eine Rückweisung verhindern. "Wir verlieren Zeit. Es besteht aber dringender Handlungsbedarf", meint Kommissionspräsidentin Gabi Huber (FDP, UR). Stimmen Linke und Rechte geschlossen, stürzt das Gesetz im Nationalrat dennoch ab.

Die Schweizer Geheimdienste sehen sich nach eigenen Angaben international benachteiligt. "Der weltweite Nachrichtenaustausch funktioniert wie ein Markt. Die Schweiz kriegt Informationen, wenn sie in der Lage ist, ebenfalls etwas zu liefern", erklärt Jean-Luc Vez. Es bestehe das Risiko, dass der Schweiz interessante Informationen vorenthalten würden.

Spionage nimmt zu

Gute Kontakte ins Ausland werden gleichzeitig immer wichtiger. Im letzten Jahr erledigte der Schweizer Nachrichtendienst über 2500 Vorgänge im Kampf gegen den internationalen Terrorismus sowie 7000 Meldungen von Partnerstellen - 30 Prozent mehr als 2004. Auch Spionage nimmt zu. Der verbotene Nachrichtendienst hat gemäss Fedpol weltweit das Ausmass der Zeit des Kalten Krieges erreicht. Die fremden Dienste versuchten in der Schweiz an potenzielle Informanten zu gelangen. 2007 wurden gegen acht ausländische Personen Einreiseverbote verfügt, die in der Vergangenheit nachrichtendienstlich tätig gewesen waren. Ein zunehmendes Problem ist nach Fedpol auch die Wirtschaftsspionage. Infolge des verstärkten internationalen Wettbewerbs werde das Spitzeln in den Bereichen Wirtschaft, Forschung, Wissenschaft weiter zunehmen.Michael Widmer

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ANTI-ATOM
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Bund 5.7.08

Linksextreme nehmen Atomkraft ins Visier

Der geplante Bau neuer Atomkraftwerke weckt laut Staatsschutz bei gewaltbereiten Linksradikalen alte Feindbilder

Weil die Bewegung gegen die Globalisierung an Schwung verloren hat, wendet sich die gewaltbereite Linke laut Geheimdienst der AKW-Frage zu.

Der Bericht zur Inneren Sicherheit macht ein neues Tätigkeitsfeld für gewaltbereite linksextreme Gruppierungen aus: die AKW-Thematik. Diese ist mit dem im Juni eingereichten Rahmenbewilligungsgesuch des Atel-Konzerns für ein weiteres Kernkraftwerk neu lanciert worden.

"Wir haben Informationen, dass sich die linksextreme Szene mit der AKW-Thematik beschäftigt", sagte gestern Urs von Daeniken, Chef des Dienstes für Analyse und Prävention (DAP) vor den Medien. So diskutiere der Revolutionäre Aufbau Zürich die Frage. Der Bericht wirft dieser Gruppe die Verstrickung in linksterroristische Umtriebe vor. "Wenn sich die gewaltbereite Szene mit der AKW-Frage befasst, dann ist dies auf für den DAP ein Thema", sagte von Daeniken.

Hintergrund für die Hinwendung der gewaltbereiten Linken zur AKW-Frage bildet der Niedergang der Anti-Globalisierungs-Bewegung. Das Thema hat laut Bericht an Strahlkraft eingebüsst. Die extreme Linke wende sich deshalb von der Globalisierungskritik ab, die ihr über Jahre eine medienwirksame Plattform geboten habe. Unter dem Banner des "Antifaschismus" komme es vermehrt zu Aktivitäten zugunsten linker Terrorgruppen. "Die Auswahl der Themen erfolgt oftmals opportunistisch", sagt von Daeniken. Die gewaltbereite linksextreme Szene engagiere sich in Themen mit Breitenwirkung.

Kaiseraugst und die Anschläge

Von Daeniken verweist auf die Anschläge im Zuge der Auseinandersetzung um den Bau des Kernkraftwerks Kaiseraugst. Zwischen 1974 und 1984 gab es rund 40 Anschläge auf Einrichtungen, die mit der Strombranche in Verbindung standen. 1979 kam es nach dem Nein zur Volksinitiative über die Wahrung der Volksrechte beim Bau von Atomkraftwerken zu mehreren aufsehenerregenden Anschlägen: Militante AKW-Gegner sprengten den Meteo-Mast beim AKW Gösgen, worauf das Werk abgeschaltet werden musste, der Bündner "Öko-Terrorist" Marco Camenisch verübte zwei Sprengstoffanschläge auf Anlagen der Nordostschweizerischen Kraftwerke und die Autos zahlreicher AKW-Apologeten gingen in Flammen auf.

Fraglich ist allerdings, ob der geplante Bau neuer Atomkraftwerke eine ähnliche zivile Protestbewegung hervorrufen wird wie seinerzeit das Vorhaben in Kaiseraugst. Die rechtlichen Rahmenbedingungen lenken die Debatte heute in direktdemokratische Bahnen, sodass Widerstand an der Urne möglich ist. Fehlt es aber an einer breiten Protestfront, werden wohl auch die militanten Gruppierungen nicht im befürchteten Ausmass auf das Thema aufspringen. Der Genfer Extremismus-Experte Dominique Wisler hält deshalb einen Vergleich mit den 70er-Jahren für verfehlt.

Keine konkreten Drohungen

Im Moment jedenfalls ist eine breite Anti-AKW-Bewegung nicht in Sicht. Und weder der DAP noch der Energiekonzern Atel melden konkrete Drohungen. "Wenn es Drohungen gäbe, würden wir diese den Behörden bekannt geben, aber nicht öffentlich machen", sagte ein Sprecher von Atel.

Stefan Schürer

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G8 JAPAN
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tagesanzeiger.ch (SDA) 5.7.08

Proteste gegen Armut und Krieg vor G-8-Gipfel in Japan

Mehrere tausend Menschen haben in Nordjapan gegen Armut und Krieg demonstriert. Sie wollten vor dem am Montag beginnenden G-8-Gipfel ein Zeichen setzen.

Laut örtlichen Medien versammelten sich schätzungsweise 5000 Menschen an der grössten Kundgebung zum G-8-Gipfel in einem Park der nordjapanischen Stadt Sapporo, darunter Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen (NGO) und Bürgergruppen. Die Veranstalter hatten 10 000 Teilnehmer erwartet.

"Die G-8-Staaten haben es versäumt, ihrer Verantwortung nachzukommen", sagte Mitorganisator Akiyoshi Ishida. Die Folge sei, dass es unvermindert Diskriminierung, Krieg und Umweltzerstörung gebe. "Das ist nicht der Zeitpunkt für Ferien, das ist der Zeitpunkt, Probleme zu lösen", sagte Lucy Brinicombe von der Hilfsorganisation Oxfam International mit Blick auf den idyllischen Tagungsort des G-8-Gipfels in einem Seengebiet.

Die Staats- und Regierungschefs der G-8-Staaten sollten "nicht davon abgelenkt werden, Lösungen für die Lebensmittelkrise und den Klimawandel zu finden". Die Farmer und Fischer forderten angesichts der Lebensmittelkrise mehr Beachtung für ihre Lage.

"Wir sollten eine ausgewogenere Lebensmittelverteilung in der Welt haben", sagte der Reisfarmer Eiichi Hayashizaki, der ein Transparent mit der Aufschrift "Mehr Macht den Lebensmittelproduzenten" trug.

Die Staats- und Regierungschefs der G-8-Staaten kommen an diesem Montag zu dreitägigen Beratungen in Toyako in Japans nördlichster Inselprovinz Hokkaido zusammen, deren Hauptstadt Sapporo ist.

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GUERILLA-GARDENING
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Radio Rabe 4.7.08

Guerilla-Gardening oder wie die Stadt bunter wieder.
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