MEDIENSPIEGEL 7.7.08

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule: Förderverein gegen Mozsa-Motion
- Randstand Burgdorf
- ZH: Brot & Äktschen im Hardturm-Stadtion
- SP-Sicherheitspapier
- Animal Liberation Front
- G8 Japan

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REITSCHULE
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Mi 09.07.08  
20.00 Uhr Vorplatz       
The all time favourites LOUNGE: Punk's not dead

Do 10.07.08  
20.00 Uhr Frauenraum     
BarOmeter: lesbisch-schwules Chillen mit DJ FRATZ, Janine, Sharone & DJ ElfERich

20.00 Uhr     Vorplatz     
DJ Electric (BE) - Indie-Rock, Blues, Funk & more

Fr 11.07.08  
20.00 Uhr  Vorplatz     
Kommando Trash (CH) - Minimal-NewWave-DeutschPop

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BZ 7.7.08

Förderverein gegen Sanktionen

Der Förderverein Reitschule unterstützt die vor über einem Monat im Stadtrat eingereichte Motion "Reitschule schützen: Gewaltprobleme lösen" von Erik Mozsa (GFL/EVP) nicht. Dies hat der Förderverein gestern in einem Mail mitgeteilt. Mosza, selbst Mitglied des Fördervereins, forderte die Abschaffung der basisdemokratischen Strukturen. Ein Sanktionskatalog solle zudem die Kooperationsbereitschaft erhöhen. Der Förderverein lehnt dies "als kollektive Bestrafung" ab. Auch die Reitschulbetreiber konnten Moszas Motion nichts abgewinnen. azu

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Bund 7.7.08

Ask Force

"Muss ich meine Brust rasieren?"

Er sei eher ein "Lifestyle-Bube" als ein "Reitschüler", schreibt uns Herr M. B. aus W. Allerdings habe er "ziemlich viel Brusthaar". Nun habe er vernehmen müssen, dass dies offenbar nicht zu ihm passe - "muss ich nun meine Brust rasieren?", fragt er. Herr B. bezieht sich mit seiner Frage auf den Leserbrief vom 28. Juni, das hat die Ask-Force rasch bemerkt: "Dass die Reitschule für verwöhnte Lifestyle-Buben ohne Brusthaar (...) ein Ort des kulturellen Unbehagens ist, spricht voll und ganz für die Reitschule", heisst es darin.

Nun, Herr B., ohne zu zögern raten wir Ihnen, ihrem Brusthaar nicht in den Rücken zu fallen. Für uns weist Wahrhaftigkeit im Handeln einen hohen Stellenwert auf. Stehen Sie zu Ihrem Brusthaar, denn damit zeigen Sie, was wirklich in Ihnen steckt: Aus ihrem genetischen Bauplan lässt sich das Brusthaar nämlich noch nicht ausradieren. Machen Sie sich aber auch kein Gewissen, wenn Sie der Versuchung erliegen, den leichteren Weg zu gehen. Frauen schaffen es seit Jahrzehnten nicht, zu den Haaren an ihren Beinen zu stehen.

Die Sache scheint sich heutzutage sowieso auszugleichen: Frauen gaukeln den Männern vor, glatte Beine zu haben, dafür präsentieren ihnen die Männer ihre unbehaarte Brust. Ausser in der Reitschule: Dort bevorzugen die Weibchen - wie man aus dem Leserbrief schliessen muss - offensichtlich Männchen mit Brusthaar. Denn nur dies kann der wahre Grund dafür sein, dass die Reitschul-Männchen Brusthaar so toll finden.

Weil es - Sie sind der Beweis dafür, Herr B. - auch Lifestyle-Buben mit Brusthaar gibt, darf man umgekehrt davon ausgehen, dass es auch Reitschul-Kerle ohne Brusthaar gibt. Die logische Folgerung: Während Lifestyle-Buben ihre Brust rasieren, nimmt in der Reitschule bestimmt der eine oder andere mit einem Brusthaar-Toupet an der Vollversammlung teil.

[i] Fragen Sie die Ask-Force! Die Ask-Force beantwortet Fragen, die kaum jemand zu stellen wagt: askforce@derbund.ch.

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RANDSTAND BURGDORF
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BZ 7.7.08

Alkistübli: Eine Idee liegt (noch) auf Eis

Die Burgdorfer Randständigen hätten gerne ein Alkistübli. Die Sozialdirektion signalisiert "grundsätzlich" Bereitschaft.

Johannes Hofstetter

"Wir würden unser Leben gerne etwas abgeschottet von der Öffentlichkeit führen", sagt G*. Er ist einer von rund 20 Burgdorfer Randständigen, die zwar eine Wohnung haben, aber tagsüber im Entenpark, beim Bahnhof, auf dem Migros-Areal oder vor dem Coop herumsitzen, Billigbier trinken und ab und zu in der Velostation arbeiten. Ständig angestarrt zu werden und abschätzige Bemerkungen zu hören, sei "schon mühsam", sagt G.

Bussen kommen teuer

Dazu komme der finanzielle Aspekt: Wenn sie sich bei Regen auf dem Migros-Areal aufhielten, um am Trockenen zu sein, würden sie regelmässig gebüsst. "Das können wir uns nicht leisten", sagt G.

Seine Lebenspartnerin F*. und ihre ebenfalls randständige Kollegin Nicole Sägesser möchten einen Raum haben, in dem sie sich legal und in einem diskreteren Rahmen sehen können als auf der Strasse und auf öffentlichen und privaten Plätzen mitten in der Stadt.

Nichts passiert?

Ihre Idee deponierten die drei letztes Jahr bei der Fachstelle für Jugend-, Eltern- und Suchtberatung (Judro) der Stiftung Contact Netz in Burgdorf. "Wir schlugen den Leuten vor, in Burgdorf ein Alkistübli einzurichten", sagt Sägesser. Seither hätten sie nichts mehr von der Fachstelle gehört. Der "Stübliplan" sei wohl "in einer Schublade verstaubt", so Sägesser.

"Das stimmt nicht", sagt Roberto Carnibella, Leiter der Contact-Netz-Stelle Oberaargau-Emmental. Er führt die Judro-Beratung in Burgdorf. "Einer unserer Mitarbeiter hat das Anliegen der Sozialdirektion unterbreitet und angeboten, beim Aufbau eines solchen Lokals zu helfen." Allerdings habe er "nicht das Gefühl gehabt, dass die Einrichtung eines Alkistübli von der Stadt als sehr dringend empfunden würde".

Contact Netz seien die Sorgen der Burgdorfer Randständigen sehr wohl bekannt, sagt Carnibella. "Es gibt die Drogenabgabestelle Biwak und die Velostation. Doch ein Raum, in den sich Alkis und Drogenabhängige zurückziehen können, und der ihnen eine Tagesstruktur gibt, fehlt."

Erst den Bedarf klären

Andreas Diggelmann, der Leiter der Burgdorfer Sozialdirektion, glaubt nicht, je mit jemandem von Contact Netz über ein Alkistübli gesprochen zu haben. Er sagt aber, dass von Seiten der Stadt "grundsätzlich die Bereitschaft" bestehen würde, ein solches Anliegen zu prüfen. "Erst müsste der Bedarf abgeklärt werden." Sollten die Erhebungen ergeben, dass eine feste Einrichtung für Alkis Sinn macht, "würden wir versuchen, mit den städtischen und privaten Stellen zu handeln".

Der Burgdorfer Gemeinderat und Vorsteher der Finanzdirektion, Peter Urech (FDP), kann sich "nicht daran erinnern, dass sich der Gemeinderat schon einmal mit dem Thema ‹Alkistübli› befasst hat". Falls die Idee aufs Tapet kommen sollte, wäre sie laut dem ehemaligen Vorsteher der Sozialdirektion "sicher zu prüfen". Allerdings würde die Exekutive erst wissen wollen, ob in Städten ähnlicher Grösse - Urech denkt primär an Langenthal - bereits ein entsprechendes Angebot besteht.

Der Traum bleibt

Den Traum von einem "Alkistübli" haben Nicole Sägesser und ihre Kolleginnen und Kollegen nicht aufgegeben. "Selbstverständlich", versichern sie, "würden wir in diesem Raum selber kochen, putzen und alle sonst anfallenden Arbeiten erledigen."

Es gehe den Randständigen auch darum, Verantwortung übernehmen zu können.

*Die Namen sind der Redaktion bekannt.

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Den Burgdorfer Randständigen schwebt ein Alkistübli nach dem Modell der Stadt Bern vor. Dort können alkoholkranke Menschen in einem Container beim Bahnhof ihr mitgebrachtes Bier trinken, reden, rauchen, essen, spielen oder fernsehen. Im Raum haben rund 30 Personen Platz. Hochprozentigen Alkohol und Drogen verbietet die Hausordnung. Darüber wachen Fachleute.

Das Berner Alkistübli wird von der Stiftung Contact Netz betrieben. Der Bau des Containers kostete 520'000 Franken. Die Kosten übernahm der Suchtmittelfonds des Kantons. Die 240'000 Franken Betriebsauslagen im laufenden Jahr bezahlt ebenfalls der Kanton. Und für die Finanzierung des "Stübli" soll der Kanton auch in Zukunft aufkommen, sagt die Berner Sozialdirektorin Edith Olibet. Schliesslich werde der Raum nicht nur von Bernerinnen und Bernern, sondern auch von Auswärtigen frequentiert. Olibet bezeichnet das Alkistübli als "wichtige soziale Institution". Bern bietet sie den Randständigen seit 1998 an.

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Im neuen Oltner Alkistübli verkauft die Stadt Bier zum Einstandspreis. Dieses - ebenfalls beaufsichtigte - Trinken zu Discountpreisen hat nicht nur in rechtsbürgerlichen Kreisen für Unmut gesorgt. Auch Präventionsexperten sind skeptisch.jho

Soll Burgdorf ein Alkistübli einrichten? Schreiben Sie Ihre Meinung an Berner Zeitung, Redaktion Burgdorf/Emmental, Poststrasse 10, 3401 Burgdorf oder an emmental@bernerzeitung.ch.

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BROT & ÄKTSCHEN IM HARDTURMSTADION
http://www.raumpflege.org
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nzz.ch 7.7.08

Später Protest gegen die Euro 08

Aktivisten besetzen Hardturm für nichtkommerziellen Spielanlass

Ein feuriges Wagenrennen im Rahmen der nichtkommerziellen Spiele von "Brotäktschen".

Mehrere hundert Personen aus der Zürcher Politaktivisten- und Hausbesetzerszene sind am Freitagabend in das leerstehende Hardturmstadion eingedrungen, um dort ein Fest gegen die Kommerzialisierung im Fussball zu feiern. Die Polizei schritt zunächst ein, liess die Besetzer nach Absprache mit der Hardturm AG dann aber gewähren.

fsi. Samstagabend im Hardturm. Wo bis letzten Sommer die Fussballer des Grasshopper-Clubs und des FC Zürich Wochenende für Wochenende um Meisterschaftspunkte gekämpft hatten, hängt Rauch aus Garküchen in der Luft. An improvisierten Ständen gibt es Pizza, Wähen, Sandwiches, Teigwaren, Süssgebäck, Wein, Bier und Mineralwasser sowie Sirup in 16 verschiedenen Aromen zu kaufen. Vor der Südtribüne röstet ein Spanferkel am Drehspiess. Aus einer Stadionecke dröhnt Reggaemusik, auf einer Bühne schräg gegenüber rappen ein paar junge Männer "das isch Züri, das isch die Schtadt won ich lieb". Auf dem längst zur holprigen Magerwiese verkommenen Rasen und auf den wenigen noch intakten Sitzplätzen der verwüsteten Tribünen hängen kleine Grüppchen herum und schwatzen, essen, trinken und rauchen. Ein paar Kinder spielen mit allerlei phantasievoll zusammengeschlosserten Geräten und Fahrzeugen. Aktivisten verteilen an Ständen Flugblätter, auf Transparenten und Wandsprayereien wird das kapitalistische System verdammt, und auch ein paar Hunde sind da: Die Szene wirkt wie vor Jahrzehnten am Pfingstfest auf der Allmend. Die Besucher sind eigentlich die gleichen, bloss eine Generation jünger. Doch der Ort ist ein anderer, und der Anlass des Fests auch.

"Brotäktschen" mit nächtlichem Lärm

Am frühen Freitagabend brachen rund 100 junge Leute in die Stadionruine ein und begannen den nichtkommerziellen Spielanlass "Brotäktschen" vorzubereiten. Man wolle "ein Wochenende voller selbstbestimmter, unreglementierter und ausgelassener Spiele, Konzerte und Parties, kulinarischer und künstlerischer Darbietungen", heisst es auf einem Flyer. "Brotäktschen" sei vom Begriff "Brot und Spiele" abgeleitet, der im antiken Rom für den Versuch der Herrscher gestanden habe, das Volk mit Grossanlässen von Problemen abzulenken. Ebendies sei auch mit der Euro 08 versucht worden. Für diese seien sogar Gesetze aufgehoben und persönliche Grundrechte eingeschränkt worden, "damit Organisationen wie die Uefa Milliardengewinne erwirtschaften".

Die Polizei schritt zunächst ein. Es gab einen Gummischroteinsatz, drei leicht verletzte Polizisten und die Festnahme einer Besetzerin sowie eines Pressefotografen. Dieser will nun eine Strafanzeige wegen Amtsmissbrauch, Körperverletzung und Freiheitsberaubung anstrengen. Nach Rücksprache mit der Hardturm AG, die auf eine Anzeige verzichtete, zog sich die Polizei später zurück. Man wollte die Aktivisten im Rahmen der Verhältnismässigkeit bis Sonntag um 18 Uhr gewähren lassen. In beiden Nächten gab es etliche Lärmklagen. Am Sonntagabend verliessen die Besetzer den Hardturm wieder. Die Organisatoren meldeten 6000 Besucher: eine Schätzung, die nicht zuletzt angesichts der vielen anderen Feste vom Wochenende ziemlich optimistisch anmutet.

Ein Transparent an der Osttribüne begrüsst die von der VBZ-Haltestelle her kommenden Besucher mit dem Slogan "Keinen Fussball den Faschisten - no nation, no border". Alle müssen über einen Teppich aus Flaggen der Euro-08-Teilnehmerländer und der Uefa schreiten, wenn sie ins Stadion wollen. Da und dort klebt auch der Slogan: "Uefa - we care for money".

Beliebtes Bier vom Uefa-Sponsor

Aus Protest gegen den Euro-Kommerz wird im Stadion das politisch korrekte Afri-Cola ausgeschenkt und nicht die Brause des Weltmarktführers und Sponsors aus Atlanta. Einen kleinen Sieg trägt die Uefa aber dennoch davon: Viele der jungen Leute kommen mit Bierpackungen aus dem Supermarkt zur "Brotäktschen". Auf den allermeisten Dosen und Flaschen prangt die blaue Etikette einer Nordwestschweizer Grossbrauerei. Jenes Traditionshaus gehört seit etlichen Jahren zum Imperium des seit der Euro 08 weitherum verpönten dänischen Bier-Sponsors der Spiele.

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tagesanzeiger.ch

4000 feierten im Hardturmstadion eine Gegen-Euro

Die Euro ist vorbei. Zeit für ein Alternativprogramm: Am Wochenende besetzten Junge den Hardturm. Das Publikum kam in Scharen. Die Polizei liess sie feiern.

Das Hardturmstadion, seit einem Jahr stillgelegt, inzwischen von einem Grasteppich zugewuchert, der eher nach Alpwiese denn nach Fussballrasen aussieht, erlebte am Wochenende sein Recycling. Das Stadion wurde zum Schauplatz des Anti-Euro-Spektakels "Brot & Äktschn". Eine rund 60-köpfige Gruppe hatte die temporäre Übernahme des Hardturms vorbereitet. Am Freitagabend war es so weit: Nach einem Kurz-Scharmützel mit der Polizei konnten die Jugendlichen ihr Fest starten (TA vom Samstag).

Gegen den Kommerz

Die Aktion sei die alternative Antwort auf den durchkommerzialisierten Euro-08-Event, rapportierte der "Brot & Äktschn"-Sprecher am Samstagmittag, wobei seine bierernste Polit-Rhetorik nicht recht zur Ausgelassenheit passen wollte, mit der die übrigen Aktivisten am Werk waren. Wie man den tanzenden, spielenden, trinkenden, schlafenden Jugendlichen zuschaute, hatte man jedenfalls - entgegen der Verheissung des Sprechers - nicht den Eindruck, hier sei der antifaschistische Kampf im Gang.

Es war vielmehr ein Anti-Euro-Fest im Gang - ein Fest ohne monumentale Sicherheitsvorkehrungen und ohne Vorschriften, welches Bier getrunken und werden darf. Das Fest verlief ziemlich reibungslos.

Dabei war das Interesse an der Hardturm-Party riesig: Bereits in der Nacht auf Samstag strömten etwa 700 Personen ins leer stehende Stadion. In der Nacht auf Sonntag kamen gar rund 4000 Personen - die Mehrheit per Velo, mit der Folge, dass beim Hardturm-Portal der temporär grösste Zürcher Velo-Parkplatz entstand. Dabei waren es längst nicht nur Jugendliche, die sich das Spektakel ansehen wollten. Neben ihnen kamen Familien mit Kinderwägen, jüngere und ältere Fussballanhänger, teils mit GC-, teils mit FCZ-Leibchen, Rentner und immer wieder Nachbarn. Letztere, zumal jene aus der Fraktion der Stadiongegner, zeigten sich mehrheitlich angetan von der Besetzung. Der Anlass sei zwar "ein bisschen laut", aber angesichts der limitierten Dauer "erträglich" und überhaupt "eine originelle Aktion".

Wie "Ben Hur"

Für ihren Slogan bedienten sich die "Brot & Äktschn"-Aktivisten bei den alten Römern. Deren Regenten hatten versucht, die Bevölkerung mit "Brot und Spielen" von den wahren Problemen abzulenken. "So wie das zweitausend Jahre später die Euro-Promotoren getan haben." Sagten die Euro-Maskottchen Trix und Flix. Beziehungsweise: Sagten zwei Aktivisten, die sich Trix-und-Flix-Mützen übergestülpt hatten, und zwar so, dass ihre Gesichter verdeckt waren. Derart vermummt, beantworteten sie die Journalisten-Fragen.
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"Brot & Äktschn" bestand aus Musik und Konzerten, einem Variété, einer Spielecke für Kinder, Trink- und Essangeboten, darunter goldenen Spanferkeln (dank Lebensmittelfarbe), sowie - als Höhepunkt - einem Freistil-Wagenrennen in "Ben Hur"-Tradition. Zu diesem traten am Samstagnachmittag fünf Teams mit selbst konstruierten Wagen an.

Die Teams mussten nicht nur ihre eigenen Mobile vorwärts schieben, sondern durften auch die Konkurrenten sabotieren. Erlaubt war alles. Punkto Fahrzeug-Raffinesse war die Bandbreite gross, von simpel (ein Rammbock auf Rädern) bis komplex. Ein mit Panzer und Waffenarsenal bestücktes Kampfgefährt hatte die einzigartige Fähigkeit, Feuerwerkskörper auszuspeien. Einzigartig war freilich auch seine Schwerfälligkeit, weshalb der Panzer als letztes Gefährt ins Ziel rollte.

Am Sonntagabend, nach 48 "Brot & Äktschn"-Stunden, präsentierte sich der Hardturm wieder so leer wie in den Monaten zuvor - fast so leer: Es blieben die Graffitis, mit denen die "internationale Malergruppe" (Aktivisten-O-Ton) das Stadion verziert hatte. Und es blieben ein paar Relikte. Die Aktivisten zeigten sich zufrieden: Es habe keine Zwischenfälle und keine Probleme gegeben, so ihr Sprecher.

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tagesanzeiger.ch 6.7.08

Um 18 Uhr war Stadion leer

Die "Brot & Äktschn"-Aktivisten hatten versprochen, das besetzte Stadion am Sonntagabend um 18 Uhr wieder zu verlassen. Da von der Hardturm-Eigentümerin keine Strafanzeige eingegangen war und eine Räumung des Stadions als unverhältnismässig erachtet worden war, liess die Polizei die Aktivisten gewähren.

Kurz nach 18 Uhr erschien ein einzelner Polizist im Hardturm. Er traf auf ein Stadion, das nur noch von einigen Schaulustigen bevölkert war und sich im Übrigen bemerkenswert aufgeräumt präsentierte. Bis auf etwas Sperrgut in der Mitte des Spielfelds hatten die Aktivisten ihren Abfall entsorgt; als Gruss an die Polizei hatten sie den Schriftzug "bis bald" ins Gras gebrannt.

Stadtpolizei-Sprecher Marco Cortesi anerkannte, dass sich die Aktivisten zum versprochenen Zeitpunkt verzogen und den Hardturm "in einem sauberen Zustand" zurückgelassen hätten. Das ändere nichts an der Tatsache, dass die Besetzung illegal gewesen sei und dass im Innern des Stadions Türen aufgebrochen worden seien. Es sei denkbar, dass die Hardturm-Eigentümerin wegen dieser Sachbeschädigungen einen Strafantrag einreichen werde.
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Im Übrigen seien rund dreissig Lärmklagen bei der Polizei eingegangen   "zu viel", findet Cortesi. Das finden auch die städtische SVP und der Quartierverein Höngg, die in Communiqués gegen die Besetzung protestiert hatten.

Die Aussagen eines Fotografen, er sei beim Polizeieinsatz vom Freitagabend ohne Grund abgeführt worden, wollte Cortesi nicht kommentieren. Der Vorfall werde abgeklärt. Der Fotograf hat angekündigt, er werde Strafanzeige einreichen.

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20min.ch 6.7.08

Hardturm-Stadion: Nach 2 Tagen war die Party vorbei

von David Torcasso

Rund 6000 Personen vergnügten sich am Wochenende im besetzten Hardturm-Stadion: Die Polizei liess sie gewähren.

Nach zwei Tagen Party ist im Hardturm wieder Ruhe eingekehrt. Wie versprochen verliessen die links-auto nomen Aktivisten gestern um 18 Uhr das Stadion - und hinterliessen es laut Stapo in einem "sauberen Zustand".

In der Nacht auf gestern erlebte die kulturelle Veranstaltung Brotäktschn im leerstehenden Fussballstadion ihren Höhepunkt: Laut den Veranstaltern strömten 6000 Teilnehmer in das alternative Dörflein und feierten den Ausnahmezustand. In mehreren Zelten spielten Musiker wie DJ Kalabrese oder Kutti MC, an Bars wurde Bier und Wein ausgeschenkt. "Die Leute feierten friedlich bis in den Sonntagmorgen hinein", sagt einer der Besetzer. Die Polizei tolerierte das bunte Treiben.

Am Tag zuvor hatte sie noch versucht, die rund 300 Aktivisten an der Eroberung des Hardturms zu hindern: Diese waren vorbereitet und hatten das Baumaterial für die Zelte und Buden zuvor auf einer vorgestäuschten Baustelle vor dem Stadion deponiert. Bei der Besetzung kam es zu Scharmützeln mit der Polizei, die Gummigeschosse und Tränengas einsetzte. Die Stapo entschloss sich schliesslich jedoch, die illegale Aktion zu dulden - "auch da die Besitzer keine Anzeige erstattet haben", so Stapo-Sprecher René Ruf.

Mit der Aktion wollten die Veranstalter ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung des Fussballs setzen. "Wir sind erschöpft, aber happy. Die Aktion wurde positiv aufgenommen - sogar von zahlreichen Quartierbewohnern", so ein Besetzer.

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SP-SICHERHEITSPAPIER
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punkt.ch 7.7.08

Sicherheitspapier: In der SP rumort es

Vier Monate ist Christian Levrat als SP-Präsident im Amt, und bereits weht ihm parteiintern ein rauher Wind entgegen: Prominente SP-Parlamentarier kündigen Widerstand gegen sein Sicherheitspapier an. Die repressiven Forderungen in Bezug auf kriminelle Ausländer, Videoüberwachung oder Hooliganismus gehen vielen zu weit. Für den Bündner Nationalrat Andrea Hämmerle verrät die SP damit gar ihre Grundsätze, wie er gegenüber dem "SonntagsBlick" sagte. Die St. Galler Nationalrätin Hildegard Fässler bezeichnete die Forderung nach Videoüberwachung in der "SonntagsZeitung" als "daneben". Die Jungsozialisten planen ein Gegenkonzept zu Levrats Papier. (mf)


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ANIMAL LIBERATION FRONT
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nzz.ch 6.7.08

Philosophieprofessor sorgt für Irritation

Ein Dozent der Universität Bern nimmt militante Tierschützer in Schutz

Klaus Petrus ist Professor an der Universität Bern, wird vom Nationalfonds unterstützt - und irritiert mit relativierenden Aussagen zur militanten "Animal Liberation Front".

Heidi Gmür

Es war Zufall: Am Freitag präsentierte das Bundesamt für Polizei den neusten Bericht über die innere Sicherheit. Dabei kam die Sprache auch auf die militante Tierschutzbewegung Animal Liberation Front (ALF). Sie wurde bereits 2006 im Bericht erwähnt. Der Geheimdienst ordnet sie wie Links- und Rechtsextreme dem Bereich des gewalttätigen Extremismus zu; ihre Aktionen reichen von Sprayereien und Tierbefreiungen bis hin zu Brandanschlägen. Tags zuvor erschien im Westschweizer Magazin "Hebdo" ein Interview mit Klaus Petrus, Professor an der Uni Bern. Der Sprachphilosoph, der eine Förderprofessur des Nationalfonds innehat, plädiert darin für eine vegane Lebensweise, für ein Verbot von Haustieren, spricht sich generell gegen den Einsatz von Tieren für den Menschen aus, vergleicht den Gebrauch von Blindenhunden mit der Versklavung der Schwarzen - und relativiert militante Aktionen just jener ALF, die der Staatsschutz im Visier hat.

Auf die Frage des "Hebdo", ob er denn militante Aktionen für nötig erachte, sagt Petrus: "Die jüngste Geschichte der Tierbefreiungsbewegung zeigt, dass sie sich als sehr effizient erweisen können." Er räumt zwar ein, dass ein Grossteil der ALF-Aktionen illegal sei, lässt aber offen, ob sie deswegen auch zu verurteilen seien: "Man muss von Fall zu Fall schauen."

"Professor Petrus gibt im Interview seine persönliche Meinung wieder und spricht nicht im Namen der Universität Bern", erklärte Christoph Pappa, Generalsekretär der Uni Bern, auf Anfrage. Private Ansichten seien privat und privat zu verantworten. Zwar verweist auch Petrus im "Hebdo" darauf, dass seine Lehrtätigkeit an der Uni die Sprachphilosophie betreffe und er dies von seinem privaten Engagement für den Tierschutz trenne. Allein: Im Internet findet sich ein neuerer Aufsatz, in dem sich Petrus mit der ALF befasst - gezeichnet hat er ihn mit: "Institut für Philosophie, Universität Bern".

Im Aufsatz mit dem Titel "ALF und die Sache mit dem Terrorismus" stellt Petrus die Frage, ob man die ALF als terroristische Organisation bezeichnen könne, wie es die USA tut. Er verneint dies und schliesst mit der Feststellung: "Alles in allem denke ich, dass eine klare Stellungnahme zur ALF und der Sache mit dem Terrorismus den Raum öffnen sollte für eine Diskussion darüber, was sich letztlich hinter dem Kürzel ALF verbirgt: Eine denkbar konsequente Methode, jedwelche Form der Instrumentalisierung von Tieren durch die Tiernutzungsindustrie von Grund auf in Frage zu stellen." Am 4. Juni hat Petrus zudem auf offiziellem Briefpapier der Uni Bern eine Stellungnahme zugunsten von Martin Balluch verfasst. Balluch, Obmann des österreichischen Vereins gegen Tierfabriken, wird unterstellt, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben, die unter anderem unter dem Kürzel ALF agiere; er sitzt in Untersuchungshaft.

Petrus betont auf Anfrage, dass es sich beim ALF-Aufsatz um eine "strikt akademische" Arbeit handle. Dass es "sachlich inadäquat ist, die ALF als terroristische Organisation zu betrachten, ist eine neutrale Einschätzung". Er selber gehöre keiner Organisation an und habe sich nie an militanten Aktionen beteiligt. Ob ein Brandanschlag für die Sache der Tiere moralisch gerechtfertigt sei, will er weder pauschal verneinen noch bejahen: Das komme auf die Umstände an. Wichtig sei der Grundsatz der ALF, dass weder Mensch noch Tier zu Schaden kommen dürften.

Konfrontiert mit dem ALF-Aufsatz, den Petrus im Namen der Uni verfasst hat, korrigierte die Uni ihre erste Stellungnahme: Man nehme dies zum Anlass für eine "interne Nachfrage".

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hebdo.ch 3.7.08
http://www.hebdo.ch/edition/2008-27/actuels/interview/klaus_petrus_il_faut_abolir_le_droit_de.htm

Klaus Petrus. Il faut abolir le droit de propriété sur les animaux

Par Titus Plattner

Subversif. Le professeur à l'Uni de Berne rêve d'un monde végétalien et veut même interdire les animaux domestiques.
 
Les ultras de la cause animale gagnent du terrain en Suisse. Dans notre édition du 29 mai, nous expliquions qu'ils avaient même leurs entrées dans le monde académique. Professeur de philosophie à l'Université de Berne, Klaus Petrus est l'un d'entre eux.

Vous dénoncez le fait que les animaux de rente sont de plus en plus considérés comme des choses, alors que les animaux domestiques sont toujours plus considérés comme des personnes. Pourquoi?

Si on regarde la manière dont on traite les animaux dans les élevages intensifs, il est évident qu'ils sont réduits à l'état d'objets, dont le propriétaire peut disposer à sa guise. Pourtant, les gens comprennent que les animaux sont sensibles, qu'ils ont un intérêt à ne pas ressentir de la douleur et qu'ils sont capables d'avoir du plaisir. Nous savons tous qu'ils ont une valeur intrinsèque qu'il faut respecter.

Vraiment?

Il ne nous viendrait pas à l'idée d'enfermer un chat durant toute sa vie dans un espace réduit et confiné, dans le seul but d'être tué. C'est pourtant la condition qu'on réserve aux poules ou aux cochons. Pourquoi n'auraient-ils pas eux aussi droit à ce que leur valeur intrinsèque soit respectée? Un animal n'a pas d'intérêt à se faire tuer pour être mangé.

Il faut bien se nourrir…

L'homme n'a pas besoin de cela pour vivre. On mange de la viande parce qu'on trouve ça bon. D'un point de vue éthique, la satisfaction de ce plaisir ne justifie pas la négation de la valeur des animaux. Ils ont un droit moral à être respectés qui prime sur notre bon plaisir.

Le droit suisse est l'un des plus attentifs au bien-être des animaux.

Bien sûr, il est préférable de les faire souffrir le moins possible. C'est dans ce sens que va notre loi: elle veut agrandir les cages et éclairer davantage les étables. Seulement, la question fondamentale est de savoir s'il est légitime de considérer les animaux comme de simples ressources. Si on répond que non, la conséquence logique est d'abandonner leur exploitation. Pour moi, les réformes de régulation - qui rendent plus "humaines" les conditions de détention des animaux - sont contre-productives. Car elles donnent une image positive de l'industrie de l'alimentation d'origine animale et bonne conscience à l'opinion publique. Je soutiens uniquement les réformes qui interdisent des pans entiers de l'exploitation animale, comme l'interdiction du foie gras ou des fourrures animales.

Est-ce la fin des élevages?

Oui, mais pas seulement. Il faut arrêter d'utiliser les animaux, peu importe la raison: qu'elle soit économique, dans l'industrie de la viande ou laitière; scientifique, dans les laboratoires; ou sociale, comme dans les corridas, les combats de chiens, les cirques ou les zoos. L'utilisation des animaux comme compagnons devrait aussi être abolie… de même que les chiens d'aveugle.

Vous voulez interdire les chiens d'aveugle sous prétexte que leur vie est indigne!?

Ces bêtes sont sélectionnées, reproduites, dressées dans le seul but de servir l'homme. C'est comparable à l'esclavage des Noirs. Bien sûr, les chiens d'aveugle ne sont qu'un exemple. La conséquence ultime de ma réflexion est qu'il faut abolir le droit de propriété sur tous les animaux.

Que faire des vaches et des poules qui ne peuvent survivre sans l'homme?

Ces animaux n'existent que parce que l'homme les a sélectionnés pour en faire des fournisseurs optimaux de viande, de lait ou d'œufs. Si nous respections vraiment la valeur intrinsèque de ces animaux, il faudrait arrêter de les élever. Il ne s'agit pas de lâcher des millions de poules dans la nature dès demain. Personne ne croit à une révolution.

On voit surtout des actions contre les corridas ou les animaux de cirque...

Il faut commencer à se battre là où le soutien de l'opinion est déjà précaire: les cirques, les corridas, le foie gras, etc. Ensuite, il est de la responsabilité individuelle de chacun de boycotter les produits d'origine animale.

En devenant tous végétaliens?

Non seulement en renonçant à manger de la viande, du poisson, du lait et des œufs, mais aussi en refusant de porter du cuir ou de la laine. En Europe, c'est très facile à faire; moi-même, je vis comme cela depuis quatre ans. Ce véganisme n'est pas juste une question de style de vie, c'est un acte politique pour la libération animale. En plus, les quantités phénoménales de terres servant aujourd'hui à la production de fourrage pour des animaux de rente seraient à nouveau disponibles. S'ajoute à cela que la production de viande dégage énormément de CO2. Avec la crise alimentaire mondiale et le réchauffement climatique, ces questions finiront de toute façon par se poser. C'est pour cela que la libération des animaux sera le mouvement social de ce siècle. J'en suis convaincu.

Votre point de vue reste néanmoins assez subversif… D'autant que vous êtes professeur du Fonds national pour la recherche à l'Université de Berne…

Mes recherches et mon enseignement portent sur la philosophie du langage. A l'université, je ne donne aucune conférence et n'organise aucune réunion ayant trait à la libération animale.

Mais vous préparez un ouvrage sur l'ALF, le Front de libération animale, qui soutient l'action directe.

Je le fais durant mon temps libre. Je mène pour ainsi dire une double vie académique. Le livre traite des tactiques de l'ALF à travers l'étude de cas en Grande-Bretagne, en Autriche et en Suisse.

Estimez-vous que l'action directe est nécessaire?

Les images avec un activiste cagoulé tenant deux lapins de laboratoire dans ses bras peut sembler ridicule. Mais l'histoire récente du mouvement de libération animale montre que l'action directe peut s'avérer très efficace. Seulement, une grande partie des ces actions sont illégales. Sont-elles légitimes pour le bien des animaux? S'agit-il de la bonne tactique à adopter? Au plus tard à la deuxième de ces questions, les avis divergent: les uns disent que c'est contre-productif, les autres estiment qu'il s'agit du seul moyen de faire pression sur l'industrie animale.

Mais vous-même, qu'en pensez-vous?

Il faut voir au cas par cas.

Avez-vous, vous-même, déjà mené une action directe?

Non.

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G8 JAPAN
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Gipfelsoli-Newsletter 7.7.08

Gipfelinfo - Meldungen über globalisierte Solidarität
und die Proteste gegen unsolidarische Globalisierung
- http://www.euro-police.noblogs.org -- http://www.gipfelsoli.org -

- Verhaftungen in Hokkaido
- AktivistInnen rufen zu Protestaktionen auf
- Hokkaido: NoG8 bricht aus
- Sapporo: Proteste bei Ankunft der G-8-Gipfelteilnehmer

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[NoG8] Verhaftungen in Hokkaido

Auf der gestrigen Demonstation (05.07.2008) in Sapporo wurden drei Aktivist en und ein Journalist von Reuters inhaftiert. Die Umstände der Festnahme des ersten Aktivisten, der als Teil der Clownarmy auf der Demonstration teilnah m sind unklar. Nahezu niemand hat irgendetwas von seiner Festnahme mitgekriegt.

Die Festnahmen der anderen drei fanden gegen Ende der Demonstration statt.
Festgenommen wurden der Fahrer des Soundmobils und der DJ, der auf dem Wagen aufgelegt hatte. Begründet wurde das Einschreiten der Polizei damit, dass  der Fahrer des Demowagens nicht den Anweisungen der Polizisten gefolgt wäre.
Die Festnahme war von großer Brutalität seitens der beteiligten Polizisten gekennzeichnet, die zuerst die Fensterscheibe des Wagens einschlugen und ihn anschließend aus dem Wagen zerrten.

Das Medieninteresse an der Festnahme war sehr groß und in dem Tumult aus Polizisten und JournalistInnen wurde auch der Reuters-Journalist festgenommen.
Ihm wird Vorgeworfen, dass er einen Polizisten getreten hätte. Zu den Vorwürfen gegen die anderen beiden Aktivisten (den DJ und den Clown) ist bisher nichts bekannt.

Die Inhaftierten hatten gestern Abend noch keinen Kontakt mit den Anwälte, da Inhaftierte in Japan nicht selbst Anwälte kontaktieren dürfen, sondern erst
die Polizei umd die Anforderung eineR PflichtverteidigerIn bitten müssen.
Ob die Anwälte heute im Laufe des Vormittages zu ihren Mandanten durften ist derzeit nicht bekannt. Die Aktivisten sitzen derzeit in einer Polizeistation in Sapporo in Haft. Nach spätestens 72 Stunden nach der Festnahme erfolgt eine gerichtliche Entscheidung über eine weitere Verlängerung der Haft um 10  Tage.
In Japan ist eine maximale Haftdauer von 23 Tagen möglich. Die Gefangen würden die ganze Zeit über auf der Polizeistation in Haft sitzen und es gängige Praxis, dass Gefangene zu endlos langen Verhören bis spät in die Nacht gezerrt werden.

Im Anschluss an die Demonstration fand eine kleine Solidemo vor der Polizeistation in der die Aktivisten sitzen statt. Weitere Aktionen sind in Planung. Solidaritätskundgebungen andernorts (z.B. vor Botschaften) sind sehr erwünscht.

Video von der Solidemo: http://tv.g8medianetwork.org/?q=en/node/287
Video von der Festnahme des Fahrers (Reuters):
http://www.reuters.com/news/video?videoId=85900&videoChannel=1

andere Videos zu den Protesten gegen den G8 Gipfel in Hokkaido:
http://tv.g8medianetwork.org/?q=en/

Vor einigen Tagen wurden außerdem 20 KoreanerInnen am Flughafen Chiotse (größter Flughafen Hokkaidos) gestoppt. Ihnen wurde die Einreise verweigert.
Einer der Aktivisten wurde im Zuge der Einreiseverweigerung festgenommen. Er versuchte das Geschehen zu dokumentieren, als die PolizistInnen ihn daran hindern wollten, weigerte er sich ihnen die Kamera auszuhändigen. Derzeit befinden sich die AktivistInnen immer noch am Flughafen Chiotse im Sitzstreik.
Der festgenommene Aktivist befindet sich ebenfalls nach wie vor in Haft.

Source: http://at.indymedia.org/node/10721

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AktivistInnen rufen zu Protestaktionen auf

Pressemitteilung 7. Juli 2008

* Festgenommenen drohen jahrelange Haftstrafen
* Lokalen OrganisatorInnen drohen Festnahmen

Die japanische Polizei eskaliert weiterhin die Repression gegen GipfelgegnerInnen. Die Demonstration am 5. Juli mit 5. 000 TeilnehmerInnen wurde von mehreren tausend Polizeikräften in Kampfausrüstung umzingelt.
Mindestens vier Personen, darunter ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, wurden festgenommen. Bei einer anderen Festnahme zerschmetterten Polizeibeamte das Fenster eines Lautsprecherwagens und zerrten den Fahrer heraus. Aufnahmen zeigen wie er vor Schmerzen schreit, als die Polizei ihn aus dem Wagen zerrt, denn sein Bein war unter dem Steuer eingeklemmt. Wenige Stunden nach der Demonstration hatte das Legal Team schon zahlreiche Berichte über Polizeimißhandlungen dokumentiert.

Seit Wochen werden japanische AktivistInnen unter fadenscheinigen Vorwänden festgenommen, wie z.B. Wohnanschriften nicht gemeldet zu haben. Wie AkademikerInnen und ReporterInnen stehen sie unter Beobachtung. TeilnehmerInnen einer internationalen Konferenz wurden an den Landesgrenzen stundenlang festgehalten und verhört, vielen die Einreise verweigert.

"Was wir in den Straßen Sapporos gesehen haben ist Teil einer eskalierenden Kampagne, die Bewegung für eine wirkliche Demokratie in Japan zu unterdrücken", erklärt Marina Sitrin, Mitglied des US-amerikanischen "National Lawyers Guild", das Teil des No! G8 Legal Teams ist.

"Wir waren schockiert über das Ausmaß an Gewalt, das die Polizei bei der Demonstration angewendet hat", sagt Ko Watari von WATCH, einem japanischen Netzwerk kritischer AnwältInnen. Ein Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters wurde von Zivilbeamten festgenommen und sein Videomaterial beschlagnahmt als er am Straßenrand stand.

GipfelgegnerInnen veranstalten verschiedene Aktionen während des G8-Gipfels, der heute beginnt. Das No! G8 Legal Team wird die Polizei beobachten.

Japanisches Recht erlaubt der Polizei, Verdächtige ohne formelle Beschuldigung 23 Tage festzuhalten und zu verhören. Sie können Inhaftierte bis zu 12 Stunden ohne Pause verhören und sie dazu zwingen, im Wachzustand ständig zu knien, ohne sich zu bewegen oder die Toilette ohne Erlaubnis zu benutzen. Die Erlaubnis wird nicht immer erteilt.

"Wir nehmen alle Festnahmen und die Einzelheiten der Haft sehr ernst. Hier geht es auch um Demütigung, was lange nach dem Erlebnis anhält und ernsthafte Auswirkungen hat", kommentiert Gen, die an den Gipfelprotesten teilnimmt. "
Ich persönlich bin sehr dankbar, daß Aktivisten aus aller Welt hier sind. Für ihre Erfahrungen, ihre Militanz, ihre Solidarität und ihre Stimmung. Im Ganzen ist dies eine sehr stimulierende Erfahrung gewesen und wir sind alle bester Laune. Internationale Solidarität und Druck auf die Behörden ist das, was uns im Moment am meisten weiterbringen wird".

Das Legal Team ruft zu weltweiten Protesten bei japanischen Botschaften auf.

Festnahme des Lautsprecherwagenfahrers: http://www.youtube.com/watch?v=frfl_qdi2Y8 Festnahme des Reuters Journalisten, des Lautsprecherwagenfahrers und Bilder der Demonstration: http://blip.tv/file/1052811/

Source: email

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Hokkaido: NoG8 bricht aus

Tausende demonstrierten heute in Hokkaido (Sapporo) anlässlich des Gipfels der G8-Herrschaft. Der anarchistische Block hat es diesmal tatsächlich geschafft, die Polizeilinien zu durchbrechen und somit - zumindest teilweise - eine unkontrollierte Demonstration zu ermöglichen, welche die Inhalte einer neuen Welt vermittelte.

Bereits gestern (4.Juli) gab es in Sapporo, der Hauptstadt von Hokkaido, Aktivitäten gegen den Gipfel der G8, der offiziell vom 7. bis 9. Juli in Toya-ko - einem Luxustourismus-Ort, abgeschottet von jeglicher Realität - stattfinden soll.

Für heute, den 5.Juli, war in Sapporo zur Großdemonstration von Gewerkschaften, NGO's kommunistischen und anarchistischen Organisationen aufgerufen, an der schließlich mehrere Tausend Menschen teilgenommen haben.
Allein damit war bereits jenes Zeichen gesetzt, was die japanische Regierung verhindern wollten: ein breites Aufkommen von AktivistInnen in Hokkaido. Das Image von einem Gipfel, welches angeblich Zwecks humanitär ökologischer Fragen sich treffe - was die Regierung seit Monaten über bürgerliche Medien und Plakaten versucht in der Öffentlichkeit zu inszenieren - kam kräftig ins wanken. Die Demonstration heute Sapporo thematisierte die tatsächlichen Machenschaften des neoliberalen Kapitalismus, zeigte Perspektiven auf, dass es noch ein Dasein geben kann, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Die Demonstration begann sogleich - wie in auch in Tokyo - damit, dass die Polizei rund um die jeweiligen Blocks sich in Reihe und Knüppel aufstellte, somit wieder die Situation eines wandernde Polizeikessels entstehen lassen wollte. Die offensichtliche Aufgabe der Repressionsorgane war, die Demonstration zu etwas nebensächlichem zu erniedrigen, indem diesem nur ein Streifen auf einer vierspurigen Straße genehmigt wurde. Doch im anarchistische Block begann alsbald der glückliche Versuch dieses Konzept aufliegen zu lassen.

Wenn dieser Artikel nun betitelt wurde mit "NoG8 brich aus", dann darf sich mensch jetzt nicht eine übertriebene Situation des Aufstands, wie etwa vor kurzem in Osaka vorstellen. Was jedoch ereignete, war auf eine gewisse Weise mehr als übertrieben:
Die AktivistInnen drückten mit Körpergewicht einerseits die Polizei nach Außen, während andere durch Lücken zwischen den Polizeiketten nach Außen
drangen. Die Polizei war offensichtlich von einer spontanen Masse überrascht, die sich nicht an die Anordnung "innerhalb einer Stunde und nur in 4' er Reihen zu demonstrieren" gehalten hat. Bald war der gesamte innere Verkehr der Stadt lahm gelegt und die Demo hatte sich die Straße genommen. Was sich daraufhin abspielte war typisch für die Repressionsorgane in Japan:

[Anmerkung: es ist hier nicht angebracht über das sich selbst inszenierende "Legal Team" ausführlicher zum Sprechen zu kommen, die in jener Situation  mehr eine Polizeihilfe war als Rechtshilfe der Demo. Diese Diskussion muss sich noch anderswo austragen, wie es dazu kommen kann, dass Leute vom "Legal Team", sowie manche OrganisatorInnen von den NGO`s, gemeinsam mit der Polizei gegen die Demonstration gearbeitet haben. Teilweise haben diese sogar aggressiver als die Polizei versucht, die Demo wieder in "geordnete Bahnen" zu lenken. Als "Rechtshilfe" Repressionsarbeit zu übernehmen ist inakzeptabel!]

Die Polizei, die eindeutig verwirrt und überfordert war, setzte die sogenannten "Truppen zur Aufstandsbekäpfung" ein, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Nur damit es nochmal klar ist, die faktische Lage bestand ausschließlich darin, dass sich die Leute die ganze Strasse zum demonstrieren genommen haben. Dies muss die Polizei in ihrer Autorität dermaßen gekrängt haben, sodass es zu neurotischen Mitteln greifen musste. Es kam nun immer mehr zu Gewaltakten gegen AktivistInnen, die wieder zurück in die eine Spur gedrängt wurden, obwohl ohnehin der gesamte Verkehr eingestellt war. Doch den zackigen DemonstrantInnen gelang an einer anderen Stelle erneut die Polizeilinien zu durchbrechen.

Die Neurose der Polizei nahm seinen Lauf in der Reaktion auf eine Übertretung der "Lautsprecherwagen-Verordnung". Dort ist nämlich festgehalten, dass sich nur zwei Personen auf dem Lautsprecherwagen befinden dürfen. Als sich der DJ's abwechseln wollte, war einer zu viel auf dem Wagen zu sehen, was dann die Festnahme beider DJ's gerechtfertig haben soll mehr. Dies war der Vorwand; tatsächlich sollte mit der Festnahme der beiden Dj's die Atmospähre gebrochen werden. Als dann die Polizei dabei war auch den Fahrer des Lautsprecherwagens festzunehmen, geschah das Gegenteil von dem, was sich die Polizei erhofft hatte. Die Stimmung kochte. DemonstrantInnen sammelten sich rund um den Wagen, der seinerseites von der Polizei umzingelt war und versuchten die Festnahmen zu verhindern - was leider nicht gelang. Nach einer längeren Auseinandersetzung wurde schließlich der unbeholfene Fahrer abgeführt. Die gesamte Strasse  war nun endgültig zur Demonstration zwischen Hütern und ÜberwinderInnen der G8 geworden. Der Block ließ sich bis zum Abschluss der Demonstration die Strasse nicht mehr nehmen.

Nach der Demo, um ca. 18°° Uhr, sammelten sich erneut AktivistInnen, diesmal vor dem Polizeirevier Sapporo Chuosho und forderten die sofortige Freilassung der Gefangenen. [Nach Gesetz kann eine Person bis zu 23 Tage im Revier festgehalten werden.] Mittlerweile kam in erfahrung, dass es eine weitere Festnahme gegeben hat: ein Journalist, der während der Gewaltakte der Polizei, der Aufforderung, das fotografieren einzustellen, nicht Folge geleistet haben soll, wurde ebenfalls festgenommen. Keine Berichterstattung erwünscht.

Währendessen tauchte - wie der Zufall so will - auf der Strasse neben dem Oodori-Park, wo sich gerade einige DemonstrantInnen zum Rasten gelegt hatten, ein Propaganda-Wagen von Faschisten auf, namentlich der rechtsextremen "Uyoku", die auch mit Verbindungen zur Yakusa bekannt ist. Über Lautsprecher gaben sich zum Rechten, dass das Stattfinden des G8-Gipfel in Japan ein Zeichen dafür sei, wie groß die japanische Nation ist, auf die man(n) Stolz sein soll usw.
Dies empfand der antifaschistische Charakter als Provokation, woraufhin Fahnen und Transparente vom Wagen entfernt wurden. Nachdem dann auch einige Flaschen flogen, entfernten sich die Faschisten ziemlich schnell.

Fazit: Der Tag in Sappro, welche für viele Organisation als der wichtigste im Proteste gegen die G8 in Hokkaido eingeschätzt wurde, verlief für manche als "zu wenig", für andere als "immerhin das", für die Repressionsorgane als "zuviel" Protest. Tatsächlich wurde die unerträgliche Norm, bezeichnend für die gesellschaftliche Sackgasse, in der sich die gesamte Welt befindet, für einen Moment durchbrochen - aufgezeigt das es jene Menschen gibt, die zumindest sehen können, was es für den Menschen noch zu erreichen gäbe.

Auf nach Toya-ko.

Source: http://de.indymedia.org/2008/07/221394.shtml

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Sapporo: Proteste bei Ankunft der G-8-Gipfelteilnehmer

Begleitet von Protesten Hunderter Globalisierungsgegner sind heute die ersten Staats- und Regierungschefs zum G-8-Gipfel in Japan eingetroffen.

Das Treffen der sieben führenden Industrienationen und Russlands beginnt  morgen am Tojasee auf der Insel Hokkaido. Der Tagungsort ist großräumig abgeriegelt.
Über 20.000 Polizisten sollen für Sicherheit sorgen.

In der nahe gelegenen Stadt Sapporo demonstrierten gestern rund 2.500 Menschen weitgehend friedlich. Sie forderten die G-8 auf, wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz sowie zum Kampf gegen Armut und Diskriminierung zu ergreifen. Zur G-8 gehören die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan und Russland.

Source: http://www.orf.at/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2Fticker%2F295049.html

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