MEDIENSPIEGEL 12.7.08

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Beratungsstelle Sans-Papiers
- Euro 08-Armeebilanz
- 25 Jahre Radio LoRa ZH
- Wasser-Privatisierung: Brabeck in Zureich
- Rayonverbot Sport ZH

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REITSCHULE
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Mi 16.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch       
The all time favourites LOUNGE: Mums & Dads record collection

Do 17.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch     
DJ Rinderherz (CH) - Punk & Punkrock

Fr 18.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch     
Summer Jam mit Angle Baye Fall Soundsystem (Dakar/Bern) - Reggae meets Afrofunk

Sa 19.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch     
Gasmac Gilmore (Wien) - Crossover-Balkanrock

Vorplatz-Belebungs-Bar: Di-Sa ab 16 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Kultur-Imbiss: Do-Sa ab 18 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Infos: http://www.reitschule.ch/reitschule/vorplatz oder neu http://www.vorplatz.ch

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BERATUNGSSTELLE SANS-PAPIERS
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Bund 12.7.08
http://194.209.226.170/pdfdata/bund/2008/07/12/BVBU-023-1207-2.pdf

Leben im Schatten

Die Beratungsstelle für Sans-Papiers hat vielen Menschen geholfen - nun steht politische Arbeit an

Geschätzte 12000 Sans-Papiers im Kanton Bern leben in ständiger Angst vor der Entdeckung durch die Behörden. Ihre bescheidenen Rechte können sie kaum selber wahrnehmen. Geholfen wird ihnen vom VBBS.

Die Sans-Papiers arbeiten oft in der Reinigung oder in der Pflege. Trotz ihrer Arbeit in der Schweiz leben sie aber im Schatten der Gesellschaft. Sie versuchen sich möglichst unsichtbar zu machen. Der VBBS (Verein Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers) setzt sich für die illegalen Aufenthalter im Kanton Bern ein. Dabei wirkt die Beratungsstelle als Vermittlerin von Kontakten zu Ärzten, Krankenkassen und Behörden. In der ständigen Angst vor der Entdeckung trauen sich die Sans-Papiers nicht, selber in Kontakt mit diesen Institutionen zu treten.

Beratungsangebot erweitert

Beim Kernanliegen des Vereins, der "Humanisierung des Alltags", schneidet die Beratungsstelle in einer externen Studie der Universität Neuenburg zur Pilotphase des Vereins gut ab. Allein im Jahr 2007 wurden 522 Beratungsgespräche geführt. Diese grosse Nachfrage führte zu einem zeitlichen Ausbau des Beratungsangebots. Dabei ist auch die psychische Verfassung ein Thema. Vereinspräsident Jacob Schädelin (siehe Interview rechts) spricht in diesem Zusammenhang von der Beratungsstelle als "Lebensretterin". "Wer seine Geschichte nicht erzählen kann, existiert nicht", so Schädelin. Wichtig sei, dass die betroffenen Ausländerinnen und Ausländer einmal ohne Angst über ihre Situation sprechen könnten und eine Aussensicht zu ihrem rechtlichen und sozialen Status erhielten, ergänzte die Leiterin der Beratungsstelle, Marianne Kilchenmann.

Lobbying muss besser werden

Die Studienautorin Christin Achermann stellte aber fest, dass die politische Arbeit und das Lobbying verstärkt werden müssten, wenn der Verein auch politisch etwas erreichen wolle. Verbesserungspotenzial sieht die Wissenschaftlerin auch in der Vernetzungsarbeit unter und zu Sans-Papiers und bei der allgemeinen Informationsarbeit des Vereins. Auf diese Kritik hat der VBBS bereits reagiert.

Helfer bündeln ihre Kräfte

Um den politischen Einfluss zu stärken, sind zurzeit Bestrebungen im Gange, einen Verein zu gründen, der die Interessen der Sans-Papiers auf nationaler Ebene vertritt. Bereits im Herbst 2007 wurde die gemeinsame Homepage (siehe Kasten links) der Beratungsstellen Basel, Zürich und Bern aufgeschaltet. Die Verantwortlichen der beteiligten Stellen treffen sich seither regelmässig zum Austausch von Erfahrungen und der Besprechung gemeinsamer Tätigkeiten.

Die meisten Beratungen führte der VBBS im letzten Jahr zu Fragen des Aufenthaltsstatus (32 Prozent aller Beratungen) durch. An zweiter Stelle standen Beratungen zu Krankenkasse, Prämienverbilligung und Sozialversicherung (16 Prozent). Das drittwichtigste Thema waren Fragen rund ums Heiraten (14 Prozent).

Heirat von Sans-Papiers gefährdet

Das Recht auf Heirat für Sans-Papiers wird allerdings auf nationaler Ebene mit einer Motion von Toni Brunner (Nationalrat, svp) bekämpft. Die Staatspolitische Kommission des Nationalrates hat die Motion am 1. Februar 2008, mit Stichentscheid des Präsidenten, angenommen. Demnach dürften künftig nur noch Personen mit legalem Aufenthaltsstatus heiraten.

Joel Weibel

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"Organisation tut not"
 
"Bund": Herr Schädelin, vor ein paar Jahren waren die Anliegen der Sans-Papiers durch Kirchenbesetzungen in aller Munde. Warum ist das Thema aus den Schlagzeilen verschwunden?

Jacob Schädelin: Die Kirchenbesetzungen haben dazu beigetragen, dass das Thema in der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen wurde. In der Folge hat es sich aber gezeigt, dass Fortschritte bei der Regularisierung von Sans-Papiers politisch kaum durchsetzbar sind. Die damaligen Sans-Papiers-Kollektive mussten zudem erkennen, dass die Beratung von Menschen mit ungeregeltem Aufenthalt sehr aufwendig ist. So kam es zum Aufbau der Beratungsstellen.

Laut Schätzungen gibt es 12000 Sans-Papiers im Kanton Bern. Müsste man wieder Kirchen besetzten, um auf deren Anliegen aufmerksam zu machen?

Ich habe nichts dagegen, solange die Initiative von den Sans-Papiers selber kommt. Deshalb wäre ein Engagement der Gewerkschaften und in den Gewerkschaften wichtig. Die Sans-Papiers sollten sich gewerkschaftlich organisieren, denn nur als organisierte Gruppe haben sie die Möglichkeit, für sich selber zu reden und sich politisch ein wenig Gehör zu verschaffen.

Die Behörden haben laut der präsentierten Studie ein gespaltenes Verhältnis zur Beratungsstelle: Sie kooperieren meist gut, sehen aber offiziell keinen Bedarf für eine solche Beratung.

Unsere Gesetze sehen zurzeit gar nicht vor, dass Leute ohne geregelten Aufenthalt in der Schweiz leben und arbeiten. Aber im Alltag sehen die Behörden den Nutzen der Beratungsstellen ein. Die Beratungsstelle entlastet die Behörden. Wenn Sans-Papiers besser Bescheid wissen über ihre Situation, sind sie auch besser in die Gesellschaft integriert

Interview: Bernhard Ott

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"Tendenz zunehmend"

Die Beratungsstelle Sans-Papiers geht von 12000 Personen im Kanton Bern aus, die über keinen geregelten Aufenthalt verfügen. Bei der Fremdenpolizei der Stadt Bern mag man diese Zahl nicht kommentieren. "Wir haben keine Schätzungen über die Anzahl der Sans-Papiers", sagt Alexander Ott, Leiter der Fremdenpolizei. Er vermute aber, dass eine steigende Anzahl Personen über keinen geregelten Status verfüge. "Bei Personenkontrollen treffen wir vermehrt solche Leute an." Viele "irregulär anwesende Personen" würden aber jahrelang hier leben, ohne auffällig zu werden. Wenn diese entdeckt würden, sei es meist zufällig. So entdeckten die Behörden etwa bei Hausdurchsuchungen, dass der Status der Hausangestellten nicht geklärt sei. Die Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle sei gut. "Wir sitzen ein- oder zweimal pro Jahr zusammen", sagt Ott. (bob)

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InfoBox

Verein Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers

Der Verein bietet Hilfe für Personen ohne Aufenthaltsbewilligung. Vertrauliche Beratung wird garantiert.

Adresse:
Schwarztorstrasse 124, 3007 Bern

Neu ab 1. Sept. 2008:
Eigerplatz 5, 3007 Bern

Kontakt:
Tel. 031 385 18 27
beratung@sans-papiers-contact.ch

Weitere Informationen:

Homepage Bern:
www.sans-papiers-contact.ch

Homepage Basel, Zürich, Bern
www.sans-papiers.ch

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BZ 12.7.08

Beratungsstelle für Sans-Papiers

Ohne Bewilligung, aber nicht ohne Rechte

Geschätzte 100000 Sans-Papiers leben heute in der Schweiz. In Bern existiert seit drei Jahren der Verein Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers. Nun liess die Beratungsstelle diese Pilotphase extern evaluieren.

Der Verein Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers (VBBS) wurde 2005 gegründet mit dem Ziel, die Respektierung der Grundrechte und die "Humanisierung des Alltags" der Sans-Papiers zu fördern. Nach drei Jahren hat sich der VBBS zu einer vertrauenswürdigen und notwendigen Anlaufstelle entwickelt. Dies belegt eine Studie, welche die Sozialanthropologin Christin Achermann erstellte.

"Unsere Beratungsstelle besitzt eine wichtige Symbolkraft; es soll ein geschützter Rahmen existieren, der für die Anwesenheit der Sans-Papiers steht", erklärt Jacob Schädelin, Präsident des Vereins, gestern vor den Medien. "Sans-Papiers brauchen einen Ort, wo sie ihre Geschichte erzählen können, ohne in Gefahr zu geraten." Zu den Hauptaufgaben der Beratungsstelle zählen die individuelle Begleitung und Beratung, die Dokumentation der Alltagsprobleme von Sans-Papiers sowie die Informationsarbeit.

Unentdeckt bleiben

Obwohl die Bezeichnung "Sans-Papier" heute oft fällt in den Medien, weiss kaum jemand, wie wichtig diese Menschen für unser Sozialsystem sind. Viele von ihnen arbeiten als Haushaltshilfe oder pflegen ältere Menschen. Hier berät der VBBS auch Arbeitgeber, nicht nur die Betroffenen selbst. "Die Sans-Papier wie auch ihre Arbeitgeber stehen ständig vor der Entscheidung zwischen Legalität und Verborgenheit", erläutert Christin Achermann "Wenn sie beispielsweise AHV bezahlen, laufen sie Gefahr, dass ihre Daten weitergegeben werden, und dies hat eine Ausweisung zur Folge."

Marianne Kilchenmann, Leiterin der Beratungsstelle, erzählt die Geschichte einer Frau, die sich das Bein brach und zwei Monate zu Hause blieb, um nicht entdeckt zu werden. "Manche von ihnen leben jahrzehntelang hier, ohne aufzufallen. Unsere Beratungsstelle akzeptiert die Realität dieser Menschen, wie sie ist, ohne sie zu verurteilen."

Die Migrationsbehörden anerkennen die Arbeit des Vereins Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers. Wohnungsvermittlungen für Sans-Papiers werden nicht arrangiert. "Natürlich bewegt man sich immer an der Grenze zur Legalität, die Sans-Papiers befinden sich ja in einer Grauzone", so Achermann. Was sich andererseits im legalen Bereich befindet und Jacob Schädelin sehr am Herzen liegt, ist die Möglichkeit für jedermann, unabhängig vom eigenen Aufenthaltsstatus, heiraten zu können. Doch auch was die Heirat betrifft, sieht die Situation aus wie in vielen Fällen: Zwar haben die Sans-Papiers theoretisch die gleichen Rechte wie Legale, in der Praxis aber erhöht die Einforderung dieser Rechte immer die Gefahr, entdeckt und ausgewiesen zu werden.

Annina Hasler

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Telebärn 11.7.08
http://www.espace.ch/artikel_544298.html

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EURO 08-ARMEEBILANZ
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nzz.ch 11.7.08

Armee beendet Arbeit für die Euro 08

Lob für deutsche Polizisten

Insgesamt 94Tage lang ist die Schweizer Armee für die Euro 08 im Einsatz gewesen. Am Donnerstag beendeten die Armeeangehörigen die letzten Arbeiten. Nicht nur sie heimsen Lob ein: Erfolgreich war auch die Arbeit der zugezogenen deutschen Polizisten.

(sda) Exakt 123'935 Diensttage leisteten 10'614 Armeeangehörige im Rahmen der Euro 08, wie das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Freitag mitteilte. Rund die Hälfte der Kapazitäten wurde für Aufgaben aufgewendet, die nicht einem einzelnen Austragungsort zugute kamen.

Am meisten Unterstützung für Basel

Basel erhielt mit über 25'000 Diensttagen am meisten Unterstützung von der Armee. Die Stadt hatte fussballerisch am meisten zu verkraften: Am Rhein wurden sechs Spiele ausgetragen, in Bern, Zürich und Genf je drei. Zürich forderte mit rund 5000 Diensttagen am wenigsten Leistungen der Armee an.

Zu den Querschnittsaufgaben der Armee gehörten an der Euro 08 Leistungen der Luftwaffe und Führungsunterstützung. Zudem war an der Fussball-EM etliches feldgraues Material im Einsatz, von der Überwachungsdrohne bis zur mobilen Arztpraxis.
Über 280 Helikopter-Flugstunden

Für die Host Cities wurden 27 Einsätze mit Drohnen geflogen. Armeehelikopter waren während über 280 Stunden für Polizei und Grenzwachtkorps unterwegs. Ausserdem stellte die Armee zivilen Einsatzkräften rund 300 Fahrzeuge zur Verfügung. Zaunelemente von mehr als 40 Kilometern Länge gab sie den Spielstätten ab.

Aber auch medizinisches Material stellte die Armee: Es waren 16 Behandlungscontainer, Rettungswagen samt Sanitätspersonal sowie pro Spielstadt je zwei "Modulare Sanitätsdienstliche Elemente" samt Personal. Diese entsprechen einer grösseren Arztpraxis.

Während der gesamten Einsatzdauer seien weder am Boden noch in der Luft sicherheitsrelevante Vorfälle registriert worden, schreibt das VBS. Drei Viertel der aufgebotenen Soldaten und Soldatinnen waren unbewaffnet im Einsatz.

Schmid: Auftrag erfüllt

Verteidigungsminister Samuel Schmid, Benedikt Weibel als Delegierter des Bundesrates für die Euro 08 und Divisionär Peter Stutz als Kommandant des Euro-Sicherungseinsatzes sind laut der Mitteilung rundum zufrieden mit den Leistungen der Soldaten. Die Armee habe ihren Auftrag erfüllt, wurde Schmid zitiert.

Als Schatten über der positiven Bilanz bezeichnete das VBS den Schlauchboot-Unfall auf der Kander bei Wimmis im Berner Oberland. Beim Unfall vom 12. Juni kamen vier Armeeangehörige ums Leben. Ein fünfter wird immer noch vermisst.

Gute Arbeit deutscher Polizisten

Während der Euro leisteten auch deutsche Polizisten aus Baden- Württemberg und Hessen sowie die deutsche Bundespolizei Einsätze in der Schweiz. In den Gastgeberstädten und bei den Fans sei der Einsatz der deutschen Ordnungshüter positiv aufgenommen worden, teilte das Bundesamt für Polizei (Fedpol) am Freitag mit.

An einem Treffen in Kehl (D) hätten sich Vertreter der beiden Staaten zufrieden gezeigt mit dem gelungenen und ohne grössere Probleme verlaufenen Einsatz.

In Zürich und Basel leisteten die deutschen Polizisten insgesamt gegen 4000 Einsatztage, wie Fedpol-Sprecher Guido Balmer auf Anfrage sagte. Ihr Einsatz fand auf Basis des schweizerisch-deutschen Polizeivertrages statt, der seit 1.März 2002 in Kraft ist. In Genf hatten zudem französische Polizisten rund 1000 Einsatztage geleistet.

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RADIO LORA
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nzz.ch 12.7.08

Sonderling im Senderaum

Das Stadtzürcher Alternativ-Radio Lora wird 25 Jahre alt

Radio Lora hatte seine Geburtsstunde in den frühen Achtzigern, als Linksautonome ihre Parolen über den Äther schickten. Das ehemalige "Projekt gegen die Öffentlichkeit" hat sich zum beliebten Sender gemausert - und ist doch ein Sonderling geblieben.

vn. Die Tür des kleinen Fabrikgebäudes an der Militärstrasse steht offen. Der Duft von Tee und Gesprächsfetzen in einer fremden Sprache dringen nach aussen. Drinnen sitzt eine Gruppe von Männern, sie haben Süssgebäck mitgebracht und allerlei Neuigkeiten, die es zu verlesen gilt. Ihr Blick fällt durch die Glasscheibe ins Studio. Dort hat sich eine junge Frau installiert; sie beginnt mit den Nachrichten, im ersten Teil werden sie auf Deutsch gesprochen. Die Frau schiebt ihre Sonnenbrille zurecht und berichtet über steigende Ölpreise, Raketenversuche des Mullahregimes und die Aktivitäten der Exilgemeinde. Dann fährt ihr Kollege auf Persisch fort. Man sei froh um die hiesige Pressefreiheit, sagt sie. Die Männer nicken still. Sie sind Exiliraner, die ihren Kampf für Demokratie im Ausland führen, weil er in der Heimat zu gefährlich wäre. Ihre Beiträge auf Radio Lora, sagen sie, interessierten Zürichs iranische Community - auch wenn dieser unterschiedliche politische Lager angehörten.

Kommunikationskanal für Migranten

Von "Tamil Radio" bis zu "Info Latino": Unter den rund 160 Sendungen von Radio Lora sind Beiträge von Migranten zahlreich vertreten. Das alternative Radio wird rege genutzt von Gemeinschaften, denen es sonst an öffentlichen Kommunikationskanälen mangelt. Lora, so will es die Ideologie seiner Gründer, steht jedem offen. Wöchentlich gehen rund drei Anfragen für Sendungskonzepte ein. Junge Leute wollen vor allem Musik spielen, während sich ältere und Migranten mit Informationsbeiträgen bewerben. Wer angenommen wird, macht den dreitägigen "Klipp und Klang"-Kurs, eine Schnellbleiche in Radiotechnik und journalistischem Grundverständnis. Vorher prüfen Adriana Borger und ihr Kollege Simon Schaufelberger die eingereichten Ideen auf ihre Verträglichkeit mit den Grundpfeilern der Lora-Ideologie: kein Sexismus, kein Rassismus, keine Gewaltverherrlichung.

Bei fremdsprachigen Formaten allerdings, sagt Borger, gestalte sich diese Kontrolle schwierig. Letzthin hat Borger eine chinesische Anfrage abgelehnt, das Konzept habe einen zwielichtigen Eindruck gemacht. Den Radiomachern liegt am Herzen, dass ihre Frequenz konfessionsunabhängig ist. Und: Die Musik soll "alternativ" sein, sich gegen den Strom richten, in dem Madonna und die Backstreet Boys schwimmen.

Untrennbar von politischer Couleur

Sonderbeiträge zum Ersten Mai, Stimmen aus dem Streik im Baugewerbe und Live-Berichte von der Anti-WEF-Kampffront: Radio Lora hat seine politische Couleur aus den Ursprungszeiten nicht verloren. Wie bewerten die Lora-Mitarbeitenden, das "basisdemokratische Kollektiv", ihr Radio? Dient es der Unterhaltung - oder als Sprachrohr einer politischen Gesinnung? Man sei heute gemässigter und auf eine breitere Informationspalette ausgerichtet, sagt Schaufelberger. Ein Blick auf das Programm lässt allerdings Zweifel an dieser Aussage aufkommen. Radio Lora sei von der linken Ideologie tatsächlich schwer trennbar, erklärt Schaufelberger, der seit 1984 mitwirkt: "Schliesslich wurde es einst als politisches Projekt ins Leben gerufen." Die Ambitionen der Lora-Gründer waren aber nicht immer nur politische: "Wir wollten einfach ein Radio, das nicht schon um Mitternacht dichtmacht." Natürlich, räumt Borger ein, habe man zuweilen noch den einen oder anderen "Dinosaurier" im Programm - Inhalte, die es auf ihre thematische Zeitgemässheit zu überprüfen gelte. Radio Lora sei aber heute mehr eine Kreativwerkstatt denn ein politisches Forum.

Mit Eigenmitteln aus dem Sumpf gezogen

Vom eher strukturlosen Projekt einer Jugendgruppe zum richtigen Radio - welche Veränderungen haben die letzten 25 Jahre mit sich gebracht? "Früher waren wir eine Art Familie. Das ist heute nicht mehr so", sagt Schaufelberger. Dafür habe man weniger Fluktuation zu beklagen, die Löhne seien anständiger geworden. In den frühen neunziger Jahren musste sich die Betriebsgruppe einst selbst entlassen, weil kein Geld mehr da war. Der Sender wurde mit eigenen Mitteln aus dem Sumpf gezogen. "Wir sind nie untergegangen", sagt Schaufelberger; darüber wundere er sich manchmal selbst.

Die Zeiten haben sich geändert, aber nicht die Sorgen der freien Radiomacher. Finanzprobleme sind und bleiben ein Dauerbrenner. "Kombiniert man die Arbeit mit einem Nebenjob, reicht es aber heute zum Leben", sagt Simon Schaufelberger. Beim komplett werbefreien Radiosender haben nur die 7 Mitglieder der Betriebsgruppe, die anfallende Administrations- und Organisationsaufgaben erledigen, einen festen Lohn. Für die Gestaltung der Sendungen sind rund 250 Freiwillige verantwortlich. Kommt der Moderator einmal ins Stocken oder lässt ein Beitrag auf sich warten - Lora-Hörer nehmen das gelassen. "Ihr" Radio ist nicht fehlerfrei, dafür umso bunter.

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Radio-Festival zum Jubiläum

vn. Zu seinem 25-jährigen Bestehen organisiert Radio Lora das Festival "RaDialoge08", an dem freie Radiomacher aus der Schweiz, Deutschland und Österreich zu Gast sind. Die Festlichkeiten unter dem Motto der interkulturellen Verständigung dauern bis Montag, 14. Juli. An verschiedenen Orten im Kreis 4 werden unter anderem Workshops, Theater, Filmabende und Podiumsdiskussionen zum Thema geboten. Am Samstag findet in der Bäckeranlage ab 15 Uhr 30 die Party zum Festival statt. Weitere Informationen unter www.lora.ch.

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WASSER-PRIVATISIERUNG
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presseportal.ch 11.7.08

HWZ: Peter Brabeck-Letmathe spricht über Energie und Wasser

 Zürich (ots) - Peter Brabeck-Letmathe, VR-Präsident der Nestlé AG, sprach heute Freitag in der Maag Event Hall an der jährlichen Ringvorlesung der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich eindringlich über das knappe Wasser und den steigenden Energiebedarf. Er nahm unter anderem auch Stellung zur Motion des Mineralwasserverbots. Über 1'400 Gäste - Studierende, Dozierende und Alumni der HWZ - folgten seinen Ausführungen.

 Kürzlich war in der Zeitung*) zu lesen, dass ein Parlamentarier in Bern eine Motion zum Verbot von Mineralwasser einbringen möchte. "Der Wasser-Bedarf von Nestlé für Mineral-Wasser am Weltmarkt liegt deutlich unter 2 Promill des täglichen Trinkwasserbedarfs, weniger als 0,01 Promill des Süsswasserbezugs für menschlichen Gebrauch insgesamt", so Peter Brabeck-Letmathe. "Die wirklichen Probleme liegen woanders!" Seine Sorgen gelten dem Wasser, das zusätzlich nötig ist, um Lebensmittel anzupflanzen, die dann mittels massiver Subventionen und Zwangsbeimischquoten zum so genannten Biokraftstoff für die Autos werden.

Das Wasser in Flaschen werde dem Leitungswasser gegenübergestellt, doch sei es heute doch vor allem die gesündere Alternative zu Süssgetränken, zum Teil auch alkoholischen Getränken. Mit der breit angelegten Propaganda gegen Mineralwasser glaubt er, dass nicht nur am Ziel vorbei geschossen, sondern auch, dass niemand für die deswegen steigenden Gesundheitskosten der Bürgerinnen und Bürger die Verantwortung übernehme. Sein Referat war denn auch vorwiegend den wirklichen Problemen gewidmet: "Wenn wir so weiter machen wie bisher, wird das Waser lange vor dem Öl ausgehen", ist er überzeugt. Und: "Als Folge der Wasserknappheit in der Landwirtschaft müssen wir bis 2025 mit Produktionseinbrüchen für Getreide von bis zu 30% der Weltproduktion rechnen. " Was es dringend braucht, ist mehr Effizienz in der Nutzung von Wasser, da wo es nicht um das Wasser für die Aermsten geht auch durch einen Preis für Wasser." Die vollständige Rede ist unter: http://www.fh-hwz.ch abrufbar.

Bilder der Ringvorlesung 2008 ab Samstag, 12.07.2008 verfügbar auf: http://www.fh-hwz.ch/g3.cfm/s_page/54520/s_name/hwzbildgalerie

*) Tagesanzeiger 7.7.2008, Blick 9.07.2008, Handelszeitung, 9.7.2008

ots Originaltext: HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich
Internet: www.presseportal.ch

Kontakt:
HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich
Bernadette Bisculm
Leiterin Marketing & Kommunikation
Lagerstrasse 5
8021 Zürich
Tel.:    +41/43/322'26'10
E-Mail: bernadette.bisculm@fh-hwz.ch  

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RAYONVERBOT SPORT
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nzz.ch 12.7.08

Aus dem Verwaltungsgericht

Rayonverbot ist Prävention und keine Strafmassnahme

Unschuldsvermutung gilt nicht

Das Rayonverbot gegen Hooligans ist keine strafrechtliche, sondern eine verwaltungsrechtliche Massnahme und dient der Prävention. Ein betroffener Fussballfan kann sich deshalb nicht auf die Unschuldsvermutung berufen. Verhältnismässig muss die Anordnung jedoch sein.

brh. Zürcher Gerichte müssen sich in schöner Regelmässigkeit mit Sportfans befassen, die mit ihrem unsportlichen, pöbelhaften Benehmen andere gefährden und verletzen oder Sachschäden verursachen, was strafrechtlich geahndet wird. Kommt es zu einem Prozess, so erwähnt der Strafrichter im Laufe der Verhandlung fast immer ein Rayonverbot. Dieses jedoch stellt keine strafrechtliche Massnahme dar und wird deshalb auch nicht vom Strafrichter verhängt, was das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich in einem jüngsten Entscheid in aller Deutlichkeit klarstellt. Es weist einen betroffenen Hooligan darauf hin, er könne sich nicht auf die Unschuldsvermutung berufen (die unter anderem durch die Europäische Menschenrechtskonvention garantiert wird), da diese nur für strafrechtliche Verfahren gelte und nicht für verwaltungsrechtliche. Unter Letztere aber werden Rayonverbote subsumiert, was auch der Auffassung des Bundesgerichts entspreche.
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Steine und Glasflaschen geworfen

Das Verwaltungsgericht hat die Beschwerde eines FCB-Fans behandelt, der im April letzten Jahres ein Auswärtsspiel seiner Lieblingsmannschaft gegen den FCZ mitverfolgt hatte und anschliessend Zürcher Fans attackiert haben soll, was er bestreitet. Das Verwaltungsgericht zitiert die Zürcher Stadtpolizei wie folgt: Der Mann habe sich an vorderster Front eines Haufens von zirka siebzig gewaltbereiten Basler Fans aufgehalten, sich mit schwarzen Fausthandschuhen bekleidet, sei in zwei Angriffen auf die Zürcher Fans losgegangen, habe beim Bahnhof Altstetten Polizisten mit Steinen und Glasflaschen beworfen und sich vermummt. Diese polizeilichen Angaben, die mit Bildmaterial belegt werden, und die entsprechenden Anzeigen (unter anderem wegen Landfriedensbruchs) genügten für die Verhängung eines Rayonverbots, falls sie glaubwürdig seien, was im konkreten Fall bejaht wird. Das einschlägige Bundesrecht verlangt keinen förmlichen, strafprozessualen Beweis oder gar eine Verurteilung.

Unverhältnismässiges Verbot

In seinem Entscheid, der am Freitag im Internet veröffentlicht wurde, erinnert das Verwaltungsgericht daran, dass mit dem Rayonverbot nicht etwa eine Person für ein vorgängiges Verhalten bestraft werden soll, sondern die öffentliche Sicherheit geschützt wird. Das sei das Anliegen des Bundesgesetzgebers gewesen, als er die neuen Regelungen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen erlassen habe - und zwar eben als verwaltungsrechtliche Massnahmen. Der betroffene Basler erreichte mit seinem Gang vor Verwaltungsgericht dennoch einen Teilsieg, weil nämlich das von der Polizei ausgesprochene und von der Haftrichterin bestätigte Rayonverbot unverhältnismässig sei. Dem Fussballfan war für die Zeit vom 12. November 2007 bis am 11. November 2008 das Betreten von fünf Zürcher Rayons verboten worden, sechs Stunden vor und sechs Stunden nach sämtlichen Fussball- und Eishockeyspielen. Dieses Verbot schränke das verfassungsmässige Recht auf Bewegungsfreiheit zu sehr ein, befand das Verwaltungsgericht. Es diktiert in seinem Urteil ein neues Rayonverbot, das die Eishockeyspiele ausschliesst, die Fussballspiele auf jene der obersten Liga und auf Länderspiele beschränkt sowie nur noch drei Rayons benennt. In der Umgebung des Bahnhofs Altstetten, des Hauptbahnhofs und des Letzigrundstadions darf sich der Fan sechs Stunden vor und sechs Stunden nach den grossen Fussballspielen also bis am 11. November weiterhin nicht blicken lassen.

Abgewiesen wurden hingegen seine Rügen, die Haftrichterin sei für die Beurteilung des Rayonverbots erstens nicht zuständig gewesen und habe zweitens auf keine genügende Rechtsgrundlage zurückgreifen können. - Das Urteil des Verwaltungsgerichts ist noch nicht rechtskräftig.