MEDIENSPIEGEL 14.7.08

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule: Vorplatz-Bar-Porträt
- Mehr Polizei
- Schnüffelstaat
- Nestlé-Securitas-Spitzel-Affäre
- Thun: Strassenparty mit Nazis
- Special: Mini-Drohnen

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REITSCHULE
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punkt.ch 14.7.08
http://www.vorplatz.ch/reitschule/vorplatz/08-07-14-punktch.html (mit Foto)

Vorplatz

Mit Konzerten und DJs gegen die Szene

Von Katharina Schwab

Seit Mai betreibt die Reitschule auf dem Vorplatz eine Bar. Die offene Szene ist kleiner. Eine zweite Anlaufstelle sei aber nötig.

Ein lauer Sommerabend. Perfekt. In der Stadt tummeln sich die Ausgehhungrigen. Auch vor der Reitschule gibt es eine Bar. Nun ist wieder Leben auf dem Platz eingekehrt. Noch letzten Winter hatte sich vor der Reitschule eine offene Drogenszene gebildet. "Wir wollten nicht länger zusehen, wie der Vorplatz von Drogenkonsumenten, Dealern und Uniformierten in Beschlag genommen wird", sagt Tom Locher von der sogenannten "Vorplatz- Belebungs-Kulturgruppe". Es sei eine unhaltbare Situation gewesen. Die Bar bringt offenbar den Erfolg, aus den Vielen sind Einzelne geworden. Nur wenn die Anlaufstelle an der Hodlerstrasse bloss für Frauen geöffnet ist, steigt der Druck der Szene.

"Es hat noch Platz"

An der Bar ist die Stimmung locker und entspannt, alle geniessen den Abend. Die Ruhe weniger. Ein Zug nach dem anderen rumpelt über die Eisenbahnbrücke. "Es dürfen ruhig noch mehr Leute kommen, Platz hat es genug", so Locher. Entweder spielen Bands oder ein DJ legt seine Platten auf und "beschallt" den Platz.

Im Winter zu kalt

Bis September werde der Vorplatz weiterhin mit Bar und Kulturprogramm belebt, so Locher. Im Winter werde es zu kalt, sagt Locher. Damit die Situation dann nicht wieder aus dem Ruder läuft, sei eine zweite Anlaufstelle für Abhängige die einzige Lösung.

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PROGRAMM:

Mi 16.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch       
The all time favourites LOUNGE: Mums & Dads record collection

Do 17.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch     
DJ Rinderherz (CH) - Punk & Punkrock

Fr 18.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch     
Summer Jam mit Angle Baye Fall Soundsystem (Dakar/Bern) - Reggae meets Afrofunk

Sa 19.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz.ch     
Gasmac Gilmore (Wien) - Crossover-Balkanrock

Vorplatz-Belebungs-Bar: Di-Sa ab 16 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Kultur-Imbiss: Do-Sa ab 18 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Infos: http://www.reitschule.ch/reitschule/vorplatz oder neu http://www.vorplatz.ch

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MEHR POLIZEI
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Bund 14.7.08

200 neue Polizisten bis 2012

Kanton Bern Innerhalb von vier Jahren sollen im Kanton Bern 200 zusätzliche Polizeistellen geschaffen werden. Das berichtet die "NZZ am Sonntag" in ihrer gestrigen Ausgabe. Demnach hat der bernische Polizeidirektor Hans-Jürg Käser bestätigt, dass an einem entsprechenden Projekt bereits gearbeitet werde. Die Anzahl der neuen Stellen entspräche einer Aufstockung des derzeitigen Polizeibestandes um rund 10 Prozent, die sukzessive bis 2012 realisiert werden sollte. Die jährlichen Mehrkosten beziffert Käser auf 35 Millionen Franken. Noch in diesem Jahr will der Regierungsrat das Projekt offenbar beschliessen. Käser ist zuversichtlich, dass sich auch im Grossen Rat eine Mehrheit finden wird. (ktn)

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NZZ am Sonntag 13.7.08

Der Kanton Bern will 200 zusätzliche Polizisten anstellen

Der Kanton Bern will innerhalb von vier Jahren 200 zusätzliche Polizeistellen schaffen. Kosten: 35 Millionen Franken pro Jahr.

Heidi Gmür

Der Ruf nach mehr Polizisten ertönt auf nationaler Ebene immer lauter. Nach der CVP hat kürzlich auch die SP offiziell eine Forderung nach zusätzlichen Polizisten aufgestellt (vgl. Interview). Der Kanton Bern ist derweil längst an der Arbeit: Er hat ein Projekt für über 200 zusätzliche Polizisten in der Pipeline, wie der freisinnige Polizeidirektor Hans-Jürg Käser bestätigt. Das entspräche einer Aufstockung des derzeitigen Polizeibestandes um rund 10 Prozent, die sukzessive bis 2012 realisiert werden sollte. Die jährlichen Mehrkosten würden sich laut Käser auf rund 35 Mio. Fr. belaufen. Noch dieses Jahr soll der Regierungsrat das Projekt, das zurzeit nochmals detailliert überprüft wird, definitiv beschliessen.

Käser ist zuversichtlich, dass das Projekt auch im Grossen Rat bei der Budget- und Finanzplanberatung eine Mehrheit finden wird. "Zumindest stimmen alle Parteien überein, dass es eine Verstärkung braucht", sagt er. Der Grosse Rat hatte letztes Jahr mit 125 zu 5 Stimmen ein Postulat von SP-Grossrat Markus Meyer, Präsident des bernischen Polizeiverbands, überwiesen, das einen "ausreichenden Personalbestand" bei der Kantonspolizei fordert.

Im Projektbeschrieb listet die Polizeidirektion verschiedene Gründe für den zusätzlichen Personalbedarf auf. So wünschten sich die Gemeinden grundsätzlich mehr Polizeipräsenz und sei die Polizei unter anderem mit immer komplexeren Strafermittlungen und auch neuen Deliktsbereichen wie Menschenhandel oder Computerkriminalität konfrontiert. Gestiegen sei aber auch der Aufwand für Einsätze im Ordnungsdienst etwa bei Sportanlässen. "Damit die öffentliche Sicherheit im Kanton Bern nicht gefährdet wird, drängt sich eine Aufstockung des Korpsbestandes auf", heisst es im Bericht der Polizeidirektion. Hinzu käme ein Mehrbedarf von rund 70 Stellen allein aufgrund der Einführung einer Zeitgutschrift für Nachtarbeit, wie sie derzeit im Auftrag des Regierungsrates geprüft wird. Der Grosse Rat hat zudem eine 5. Ferienwoche beschlossen, was sich bei der Polizei mit 45 zusätzlichen Stellen auswirken dürfte.

Indem die für die Aufstockung nötigen zusätzlichen Gelder über einen Zeitraum von fünf Jahren in den Finanzplan aufgenommen werden, sollte laut Hans-Jürg Käser auch die finanzielle Tragbarkeit des Projekts gegeben sein. SP-Grossrat und Verbandspräsident Meyer ist ebenfalls optimistisch: "Ich wüsste nicht, wann ein solches Projekt mehr Chancen hätte als jetzt."

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NZZ am Sonntag 13.7.08

"Armee soll Finger von der inneren Sicherheit lassen"

Polizeigewerkschaft fordert Aufstockung der Polizeikorps

Heinz Buttauer, Präsident des Verbands der Polizeibeamten, freut sich, dass nun auch die SP mehr Polizisten fordert.

NZZ am Sonntag: Die SP hat ein neues Sicherheitspapier vorgestellt und fordert 1500 zusätzliche Polizisten - haben Sie sich bei der SP bereits bedankt?

Heinz Buttauer: Wir sind tatsächlich froh. So kam das wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es darf einfach kein Papiertiger bleiben - erste Reaktionen älterer SP-Exponenten lassen Ungutes erwarten. Ich hoffe, auch sie legen das 68er-Mäntelchen noch ab.

Die SP fordert 1500, die CVP 3000 zusätzliche Polizisten. Weiss überhaupt jemand, wie viele Polizisten es braucht?

Das muss in jedem Kanton separat evaluiert werden. Nimmt man die Anzahl Polizisten pro 1000 Einwohner, gibt es im europäischen Vergleich für die Schweiz jedenfalls Nachholbedarf.

Um die Sicherheit steht es bei uns doch bereits heute nicht schlecht.

Sie vergessen, dass die Kriminalitätsrate, insbesondere die Gewalt und Brutalität, eher zugenommen hat, neue Bereiche wie die Internetkriminalität hinzugekommen sind und immer wieder auch neue Gesetze erlassen werden. Die Folge ist, dass die Polizei bei gleichbleibendem Bestand ihre Aufgaben nicht mehr mit der gewünschten Sorgfalt erfüllen kann. Die Polizeikommandanten monieren darum schon seit längerem einen Unterbestand von total rund 10 Prozent, also zirka 1500 Polizisten.

Die CVP schiesst mit der Forderung nach 3000 Polizisten also übers Ziel?

Nicht unbedingt. 3000 Polizisten brauchte es, wenn man jene Aufgaben, die heute an Private ausgelagert sind, der Polizei wieder zurückgeben würde.

Ausgelagert wurde in Bern die Kontrolle der blauen Parkzone. Das ist nicht unbedingt eine Tätigkeit, für die es einen ausgebildeten Polizisten braucht.

Es gehört aber klar zu seinem Tätigkeitsbereich, selbst wenn es keine prioritäre Aufgabe ist. Sehen Sie: Mit dem Ausstellen einer Busse nimmt man ganz direkt Einfluss auf den Bürger - das ist eine hoheitliche Tätigkeit und gehört nicht in die Hände von Privaten. Es gibt auch die Möglichkeit einer verkürzten Polizeiausbildung, wie es sie zum Beispiel heute schon für den sogenannten Assistenzdienst oder die Sicherheitsassistenten gibt.

Die Politik scheint Ihre Einschätzung nicht zu teilen.

Jeder Politiker schreibt sich vor den Wahlen gerne die Sicherheit auf die Fahne - und wenn es dann ums Budget geht, streichen sie sofort Mittel bei der Polizei. Wenn aber die Mittel fehlen, wird an Private ausgelagert.

Und der Bürger spürt das?

Es bedeutet eine Abnahme der Sicherheit. Nehmen sie die Region Mutschellen, wo alle Aufgaben an eine private Firma ausgelagert wurden. Diese Firma hat keine polizeilichen Kompetenzen. Ihre Mitarbeiter können im Quartier herumfahren und "Meimei" machen. Viel mehr dürfen sie nicht. Im Notfall ist die Sicherheit vor Ort also nicht mehr gewährleistet.

Als Sicherheitspartei Nummer 1 gilt die SVP - ist sie Ihre natürliche Verbündete?

Nur bedingt. Sie ist zwar jene Partei, die am meisten über die Sicherheit spricht. Sie ist aber auch jene Partei, die in den Kantonen gerne die Budgets für die Polizei und somit für die Ausbildung neuer Polizisten kürzt.

Und die Forderung der SVP, es seien die bedingten Geldstrafen abzuschaffen?

Ich begrüsse es, wenn man das überprüft. Die bedingte Geldstrafe schreckt weniger ab als die bedingte Gefängnisstrafe. Auch in der Drogenpolitik gibt es Berührungspunkte mit der SVP: Wir sind klar gegen eine Liberalisierung der Drogenpolitik. Andere ihrer Forderungen lehnen wir ab.

Zum Beispiel?

Die SVP unterstützt eine Privatisierung der Bahnpolizei. Und sie will ihr polizeiliche Kompetenzen übertragen, selbst wenn sie tatsächlich privatisiert würde. Das ist unzulässig.

Zur Euro 08: Hätte die Polizei die Euro ohne Armee bewältigen können?

Die Polizei war sicher darauf angewiesen, dass die Armee subsidiär Aufgaben übernahm. Etwa beim Material, bei der Infrastruktur oder der Logistik. Die Armee hat darüber hinaus auch die Raumüberwachung gemacht. Sicherheitsmässig aber hatte sie keine Funktion, da hatte sie auch keine Kompetenzen. Dass die Euro 08 sicher abgelaufen ist, ist einzig und allein das Verdienst der Schweizer Polizei und der Kollegen aus Deutschland und Frankreich.

Mit der geforderten Aufstockung der Polizeibestände könnten Sie die Armee im Sicherheitsbereich zurückbinden.

Das ist eines der Ziele. Die Armee hat ein Legitimierungsproblem, weil sie keine natürlichen Feinde mehr hat. Sie kann im Ausland im humanitären Bereich gute Dienste leisten. Sie soll aber nicht in die hoheitlichen Belange innerhalb der Schweiz eingreifen. So ist zum Beispiel die Terrorbekämpfung eine Aufgabe der zivilen Polizei. Mir passt auch nicht, dass der zivile Nachrichtendienst jetzt ins Verteidigungsdepartement transferiert wurde; er hat nichts mit dem Militär zu tun.

Bundesrat Schmid verteidigt die subsidiären Einsätze der Armee mit dem Hinweis, die Kantone wünschten sich diese, nicht das Militär selbst.

Natürlich: Die Kantone wollen über die Armee zu günstigen Leistungen kommen. Nur: Auch die Armee sucht sich immer neue Tätigkeitsfelder, um ihre Leute vernünftig zu beschäftigen. Ich bin ganz und gar kein Armeegegner, aber sie soll die Finger von der inneren Sicherheit lassen. Interview: Stefan Bühler, Heidi Gmür

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Heinz Buttauer, Präsident des Polizeibeamtenverbands

Der Verband Schweizerischer Polizeibeamter (VSPB) vertritt als Berufsverband die gewerkschaftlichen Interessen von 22 000 Polizistinnen und Polizisten; er umfasst 73 Sektionen. Präsident Heinz Buttauer, 56, arbeitet selbst bei der Stadtpolizei Zürich im Community-Policing. Buttauer ist seit 33 Jahren Polizist. Er ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und lebt in Zürich. (sbü.)

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SCHNÜFFELSTAAT
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espace.ch (SDA) 14.7.08

Gemeinderat soll Auskunft über Fiche geben

Die Fichierung von türkischstämmigen Basler Grossräten wird nun auch in Bern zum Thema. 36 Berner Stadträte haben eine Interpellation eingereicht, mit der sie vom Gemeinderat Auskunft zu allfälligen Fichen in Bern verlangen.

Der Grossteil der Stadträtinnen und Stadträte gehören den  Fraktionen Grünes Bündnis/Junge Alternative, SP/JUSO und GFL/EVP  an, wie aus der am Wochenende veröffentlichten Interpellation  hervorgeht. Unterschrieben haben aber auch SVP-Fraktionschef Simon  Glauser und die beiden Vertreter von PdA und Grüner Partei Bern.

"Wir vermuten, dass auch in der Stadt Bern und im Kanton  Ratsmitglieder überwacht werden", heisst es im Vorstoss. Das Büro  des Berner Stadtrats hat die Interpellation bereits als dringlich  erklärt.

Die Fichierung von sechs türkischstämmigen Basler Grossräten  wurde Mitte Juni bekannt. Inzwischen hat sich die  Geschäftsprüfungsdelegation der eidgenössischen Räte der  Angelegenheit angenommen.

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bern.ch 3.7.08

Dringliche Interfraktionelle Interpellation Fraktion GB/JA!, SP/JUSO, GFL/EVP (Hasim Sancar, GB/Giovanna Battagliero, SP/Rania Bahnan Büechi, GFL): Geheimdienstliche Bespitzelung auch in Bern? (eingereicht 3.7.08)

Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt hat am 23. Juni 2008 die Öffentlichkeit darüber informiert, dass mindestens sechs Ratsmitglieder vom Dienst für Analyse und Prävention (DAP) des Bundesamtes für Polizei überwacht und fichiert wurden. Die Fachgruppe 9 der Basler Staatsanwaltschaft hat aufgrund eines Auftrags des Staatsschutzes des Bundes gehandelt. Die bekannten sechs Ratsmitglieder des Grossen Rates von Basel-Stadt sind offenbar aufgrund ihres Migrationshintergrunds überwacht und fichiert worden.

Die kommunalen und kantonalen Parlamentarierinnen und Parlamentarier sind vom Volk legitimierte politische Vertreterinnen und Vertreter und haben unter anderem die Aufgabe über den Staatsschutz zu wachen. Es ist rechtstaatlich und demokratie-politisch inakzeptabel, wenn gewählte Parlamentarierinnen und Parlamentarier bespitzelt und fichiert werden, nur aufgrund der Tatsache, dass sie gewählte Verteterinnen des Volkes sind und einen Migrationshintergrund haben. Grund für diese Fichierung und Überwachung sei offenbar die Information über die Wahl der sechs Migrantinnen und Migranten in einer pro-kurdischen Zeitung.

Es ist z.Z. nicht klar, ob auch andere lokale Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Basel und in den anderen Kantonen bzw. Städten vom schweizerischen Staatschutz (DAP) bespitzelt und fichiert wurden. Wir vermuten, dass auch in der Stadt Bern und im Kanton Ratsmitglieder überwacht werden. Bis Ende 2007 war die Stadt Bern selber für die Polizei zuständig und hatte einen eigenen Informationsdienst gehabt. Mit Police Bern ging die Staatschutzstelle am 1.1.2008 von der Stadt zum Kanton, in der Stadt gibt es keinen eigenen Informationsdienst mehr.

Daher bitten wir den Gemeinderat um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Wie stellt sich der Gemeinderat zu der Tatsache, dass vom Volk gewählte Mitglieder der Räte vom Staatsschutz überwacht werden?

2. Hat der Gemeinderat Kenntnis davon, ob Stadträtinnen und Stadträte aus Bern über wacht und fichiert wurden oder noch werden? Hatte der Gemeinderat bis Ende 2007 Kenntnis der sog. Positivliste und der Liste der Prüfungsanträge des DAP? In wie fern war der Informationsdienst der Stadt Bern an solchen Überwachungen beteiligt?

3. Wie hat der Gemeinderat bis Ende 2007 die Kontrolle über seinen Nachrichtendienst wahrgenommen?

4. Welche Möglichkeiten hat der Gemeinderat seit 2008 (Police Bern) auf Gemeindeebene Aktivitäten des Staatsschutzes in der Stadt Bern zu kontrollieren und ggf zu intervenieren?

5. In welcher Form gedenkt der Gemeinderat vom Kanton und Bund abklären zu lassen, ob die Berner Stadträtinnen und Stadträte von DAP überwacht werden und fichiert sind? Wird er sich dafür einzusetzen, dass die Betroffenen vollständige Einsicht in ihr Staatschutzdossier erhalten?

Begründung der Dringlichkeit:

Die Information aus Kanton Basel-Stadt über die Fichierung von sechs Ratsmitgliedern durch den DAP hat bei uns grosse Verunsicherung ausgelöst. Eine schnelle Bearbeitung dieser Angelegenheit durch den Gemeinderat ist für uns deshalb wichtig, sie macht aber auch aus rechtsstaatlichen Überlegungen Sinn. Ein schnelles Handeln ist zu dem erforderlich um einer allfälligen Vernichtung von Unterlagen zuvor zu kommen.


Bern, 3. Juli 2008

Dringliche Interfraktionelle Interpellation Fraktion GB/JA!, SP/JUSO, GFL/EVP (Hasim Sancar, GB/Giovanna Battagliero, SP/Rania Bahnan Büechi, GFL), Ueli Stückelberger, Anna Magdalena Linder, Conradin Conzetti, Peter Künzler, Susanne Elsener, Nadia Omar, Barbara Streit-Stettler, Daniela Lutz-Beck, Natalie Imboden, Karin Gasser, Stéphanie Penher, Lea Bill, Anne Wegmüller, Christine Michel, Emine Sariaslan, Urs Frieden, Verena Furrer-Lehmann, Ursula Marti, Gisela Vollmer, Guglielmo Grossi, Markus Lüthi, Beni Hirt, Stefan Jordi, Rolf Schuler, Liselotte Lüscher, Claudia Kuster, Beat Zobrist, Christof Berger, Martin Trachsel, Cristina Anliker-Mansour, Simon Glauser, Rolf Zbinden, Luzius Theiler

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Sonntagszeitung 13.7.08

"Der Schweizer Nachrichtendienst muss auch präventiv tätig sein können"

Widmer-Schlumpf über die Fichen-Affäre und ihre angeordneten Abklärungen

Bern/Basel Der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) liess Fichen von Basler Grossräten türkisch-kurdischer Herkunft anfertigen. Erstmals äussert sich nun Justizministerin Widmer-Schlumpf zur Überwachungsaffäre.

Finden Sie es richtig, dass Ihr Geheimdienst Politiker ausländischer Herkunft systematisch fichiert, wie das in Basel passiert sein soll?

Allein die Tatsache, dass jemand politisch tätig ist, darf kein Grund sein für eine Abklärung durch den Dienst für Analyse und Prävention. Ich gehe indessen nicht davon aus, dass der DAP gegen Gesetze verstösst. Ob Fehler passiert sind, werden die laufenden Abklärungen meines Inspektorats zeigen. Diese Arbeiten laufen in enger Abstimmung mit der Geschäftsprüfungsdelegation der Eidgenössischen Räte, die wir über unsere Erkenntnisse orientiert werden.

Angeblich gibt es schon wieder 110 000 Fichen. Stehen wir vor einer neuen Fichen-Affäre?

Mein Inspektorat muss auch abklären, wie viele Datensätze jährlich erhoben werden und aufgrund welcher Kriterien das geschieht. Wir müssen klare Fakten haben, bevor wir diskutieren.

Für die geplante Staatsschutzreform wird der Fichen-Fall zur Belastung.

Nicht zuletzt deshalb habe ich die Abklärungen eingeleitet. Sicher ist: Die Schweiz braucht einen Nachrichtendienst, und dieser muss auch präventiv tätig sein können. Denn es gibt auch bei uns Leute, die das friedliche Zusammenleben stören wollen.

Betroffene erhalten heute nur indirekt, via Datenschützer, Auskunft über ihre Fiche. Finden Sie das richtig?

Bis jetzt hat dieses indirekte Auskunftsrecht gut funktioniert. Ein generelles Auskunftsrecht ist meines Erachtens keine taugliche Alternative, denn da müsste man sehr viele Ausnahmebestimmungen machen. Interview: Ch. Lauener, A. Windlinger

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NESTLÉ-SECURITAS-SPITZEL-AFFÄRE
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Sonntagsblick 13.7.08

Diese Frau unterwanderte die Umweltorganisation Attac

Jetzt spricht die Nestlé-Spionin

INTERVIEW: JULIAN PIDOUX ("LE MATIN DIMANCHE")

Sara Meylan* hatte von der Securitas den Auftrag erhalten, eine Arbeitsgruppe der Umweltorganisation Attac auszuspionieren. Diese Leute arbeiteten an einem Buch über Nestlé. Der Weltkonzern beauftragte Securitas. "Nestlégate" nahm seinen Lauf.

Sara Meylan, was haben Sie gedacht, als die Spionageaffäre Nestlé gegen Attac publik wurde?

Sara Meylan: Es war überhaupt nicht angenehm, ganz und gar nicht. Aber Spionage? Dieses Wort ist übertrieben. Als ich die Reportage im Fernsehen gesehen und dann gelesen habe, dass Attac eine Pressekonferenz durchgeführt hat, um die Affäre zu enthüllen, habe ich mich spontan dem Untersuchungsrichter zur Verfügung gestellt. Nicht, weil ich mich schuldig fühlte, sondern um zu zeigen, dass ich nichts zu verstecken habe.

Fühlten Sie sich verfolgt?

Manche Leute haben sich da etwas zusammenfantasiert. Ich fürchte, man widmet mir mehr Aufmerksamkeit, als ich in dieser Angelegenheit verdient habe. Ich war nie auf der Flucht und auch nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Ich habe auch die Westschweiz nicht verlassen. Im Grunde genommen wollten mich nur Reporter und Mitglieder von Attac finden. Ich würde also nicht sagen, dass ich gejagt wurde. Aber unter Druck war ich, ganz klar.

Wieso standen Sie unter Druck?

Mein Anwalt und ich fanden, dass es sinnvoller sei, den Untersuchungsrichter seine Nachforschung durchführen zu lassen. Darum habe ich mich nicht sofort geoutet. Ich wollte zuerst mit dem Richter reden und danach mit den Medien. Das ist, glaube ich, nachvollziehbar. Darum habe ich mich über die Frage mit Securitas nicht ausgelassen, als sie mich kontaktierten.

Warum geben Sie sich auch heute noch nicht zu erkennen?

Ich führe ein glückliches Privatleben, habe einen Job, der mir gefällt - ich möchte nicht, dass mich Fremde mit Fragen belästigen. Darum zeige ich mein Gesicht nicht und gebe auch meinen Namen nicht preis. Ich hoffe, die Leute werden das verstehen. Indem ich Ihnen Fragen beantworte, hoffe ich zu beweisen, dass ich nichts zu verstecken habe.

Sie haben also keine Gewissensbisse, Attac infiltriert zu haben?

Ob ich heute Gewissensbisse habe oder nicht, tut überhaupt nichts zur Sache. Ich habe nichts Illegales getan. Ich habe den Auftrag ausgeführt, den mir die Securitas anvertraut hat. Ich habe mich als Mitglied bei Attac eingeschrieben, dann habe ich in der Gruppe bei der Redaktion eines Buches mitgeholfen und dabei nichts anderes getan, als Informationen zu sammeln, die der Gruppe vorlagen. Aber weder habe ich im Leben der Mitglieder nachgeforscht noch ihre Taschen, Büros oder Wohnungen durchwühlt. Nie habe ich - wie manche es glauben und behaupten - ihre Intimsphäre verletzt.

Sie verstehen aber, dass sich die von Ihnen ausspionierten Personen hereingelegt fühlen?

Klar, verstehe ich das. Aber für mich handelte es sich nicht um etwas Emotionales oder Politisches. Es war für mich ein Job.

Haben Sie Securitas Informationen gegeben über andere Sektionen von Attac, über E-Mails, Namen, Projekte?

Jean-Marc Carnicé (der Rechtsanwalt von Sara Meylan): Sie hat lediglich Informationen weitergegeben, zu denen auch die anderen Mitglieder der kleinen Gruppe Zugang hatten. Konkret hat Sara nichts anderes weitergegeben als Informationen, die ihr vorgelegt wurden.

Wie hielten Sie während Ihrer Mission Kontakt mit Securitas?

Ich war seit 2002 bei Securitas beschäftigt. Da ich - wie ich glaube - als gute Mitarbeiterin betrachtet wurde, bot mir die Sektion Investigation Service de Securitas diesen Job 2003 an. Als 23-Jährige betrachtete ich das als Ausdruck der Wertschätzung. Man vertraute mir. Aber ich habe nicht mehr Geld für diesen Auftrag erhalten als gewöhnlich.

Ihnen war sofort klar, was man von Ihnen erwartete?

Es gab zwei oder drei Gespräche. Nach und nach hat mir mein zukünftiger Chef gesagt, wie die Mission aussehen würde und dass Nestlé der Auftraggeber ist. Man sicherte mir zu, dass daran nichts illegal sei. Ich habe diese Arbeit dann ungefähr ein Jahr lang gemacht. Im Mai oder Juni 2004 bat ich darum, von dem Auftrag entbunden zu werden. Ich übernahm dann andere Funktionen im Unternehmen. Zwei Jahre später habe ich Securitas verlassen.

Wurden Sie später von Ihrem ehemaligen Arbeitgeber unter Druck gesetzt?

Nein.

Wer waren Ihre Vorgesetzten?

Es ist nicht meine Sache, Namen preiszugeben. Solange das Verfahren läuft, gebe ich solche Informationen nur dem Untersuchungsrichter.

Wie kommt es, dass eine ehemalige Führungskraft von Securitas Anrufe auf Ihrem früheren Handy beantwortet?

Das weiss ich nicht. Ich vermute, dass die Nummer, die mir Securitas für meine Mission gab, später an jemand anderen im Unternehmen weitergegeben wurde.

Und wie erklären Sie sich, dass Ihr Halbtax-Abo auf die Adresse eines Ex-Verantwortlichen der Bahnpolizei ausgestellt ist, wie die "Ostschweizer Presse" berichtet?

Das wusste ich nicht.

Sie wollen damit sagen, dass Sie keine Ahnung haben, wie Securitas organisiert ist und wer für diesen Einsatz zuständig war?

Ich hatte einen Chef, das ist alles, was ich weiss. Ich weiss nicht einmal, was mit den Informationen geschah, die ich ihm gab. Ich war lediglich das letzte Glied in der Kette.

*Deckname

EXKLUSIV

In Begleitung von ihrem Anwalt Jean-Marc Carnicé (l.) gibt Sara Meylan erstmals Auskunft über ihre Rolle in der Affäre "Nestlégate".

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DER FALL

Frühling 2003 Ein Autorenkollektiv der Globalisierungskritiker-Organisation Attac im Kanton Waadt plant ein Buch über den Nahrungsmittelkonzern Nestlé.

Mai 2003 Im Auftrag von Nestlé infiltriert eine Securitas-Agentin mit Decknamen "Sara Meylan" die Autorengruppe. Sie bietet an, ein Kapitel für das Buch zu schreiben.

Sommer 2004 Ein Jahr lang horcht "Sara Meylan" die Attac - Gruppe aus. Dann verschwindet sie plötzlich. Die anderen Autoren können sie weder auf ihrem Handy noch per Mail erreichen.

Herbst 2004 Das Buch "Nesté - Anatomie eines Weltkonzerns" erscheint.

Juni 2008 Das Westschweizer Fernsehen deckt die Spitzelaffäre auf. Nestlé und die Securitas geraten unter Druck. Die Buchautoren reichen Klage ein.

Was riskiert Sara Meylan?

Bis heute ist sie ein Mal vom Untersuchungsrichter einvernommen worden. Er hat darauf verzichtet, Sara Meylan "anzuklagen", erklärt ihr Anwalt Jean-Marc Carnicé. Es handle sich nicht um einen strafrechtlichen Tatbestand, denn seine Klientin habe keine sensiblen Informationen über die Mitglieder von Attac gesammelt. Sara Meylan hat sich von sich aus mit dem Untersuchungsrichter in Verbindung gesetzt, bevor überhaupt von einer Klage die Rede war.

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THUN: STRASSENPARTY MIT NAZIS
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Indymedia 13.7.08

Strassenparty in Thun ::

AutorIn : Aktion Hausgeist - Thun

Am Freitag, 11.07.2008 fand auf dem Rathausplatz in Thun erneut eine Strassenparty statt. Der Anlass für dieses Fest ist die Tatsache, dass es in Thun zu wenig alternativen Freiraum für die Jugend gibt. Trotz guter und friedlicher Stimmung musste das Fest wegen Neo-Nazis abgebrochen werden.     
    
Am Freitag, 11.07.2008 fand auf dem Rathausplatz in Thun erneut eine Strassenparty statt. Der Anlass für dieses Fest ist die Tatsache, dass es in Thun zu wenig alternativen Freiraum für die Jugend gibt. Da uns leider keine geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, nehmen wir uns den Platz, den wir benötigen, um unsere Jugendkultur auszuleben.

Trotz schlechtem Wetter fanden sich ein paar Dutzend Personen auf dem Rathausplatz ein. Neben Bier und Dosenwerfen unterhielt Oli Second die Anwesenden mit Hip Hop Beats. Die Stimmung war die ganze Zeit ausgezeichnet und friedlich. Die Polizei traf um ca. 22 Uhr am Ort des Geschehens ein und ermahnte uns, die Lautstärke runter zu fahren. Nachdem der Live Act fertig war, kamen wir dieser Bitte nach.

Kurze Zeit später tauchten mehrere Rechtsextreme auf dem Platz auf, die anwesende Partybesucher anpöbelten. Mehrere Male drohte die Situation zu eskalieren. Doch durch die ruhige und überlegte Art der BesucherInnen konnte eine Schlägerei verhindert werden. Aufgrund der angespannten Situation konnten wir die Sicherheit der BesucherInnen nicht mehr gewährleisten und brachen das Fest ab.

Dieser Vorfall beweist wieder Mal, dass in Thun verschiedene gewaltbereite Neo-Nazis und Rechtsextreme sich herumtreiben. Diese stellen für die Öffentlichkeit, im speziellen für alle Menschen, die nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passen, eine Gefahr da. Doch wie die letzten Jahre gezeigt haben, wird das Problem von den Behörden wieder verharmlost oder nicht ernst genommen. Wir erinnern daran, dass vor drei Jahren in Thun ein linker Jugendlicher von einem Neo-Nazi angeschossen wurde. Dies hätte mit etwas weniger Glück einen Toten geben können. Doch die Stadt darf nicht so lange warten, bis es in Thun wieder zu schwer verletzten oder sogar Toten kommt.

Freundlich Grüsst Sie

Aktion Hausgeist

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SPECIAL: MINI-DROHNEN
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Diverse Artikel:
http://www.microdrones.com/

Videos:
http://www.microdrones.com/videos.html

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CH-Verkauf:

INNOSUISSE Corp. (Murten)
http://www.innosuisse.com/
Flyer Microdrohne:
http://www.innosuisse.com/upload/cms/user/Flyer_3teilig_Innosuisse.pdf

OMNISIGHT GmbH (Kloten)
http://www.omnisight.ch/
Video Polizeitraining (ne Demo was sonst...)
http://www.omnisight.ch/fileadmin/movies/police_training.wmv

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heise.de 22.5.08
http://www.heise.de/newsticker/Britische-Polizei-setzt-erste-Drohne-ein--/meldung/90013

Britische Polizei setzt erste Drohne ein

Bislang wurden Drohnen vornehmlich vom Militär und von Geheimdiensten eingesetzt. In Großbritannien wurde nun die erste Polizeidrohne zur Überwachung in den Dienst gestellt. Der Bezirk Merseyside (1,4 Millionen Einwohner) will die ein Meter lange und weniger als ein Kilogramm schwere Drohne ab Juni für drei Monate testen. Die Briten haben ein Schlupfloch gefunden, um zu vermeiden, dass die Drohne den Regeln der zivilen Luftfahrt entsprechen muss. Sie ist so klein, dass sie als Spielzeug gilt. Sie kann mit ihrer 10-Megapixel-Videokamera Bilder aus einer Höhe von 500 Metern machen.

Eingesetzt werden soll die Drohne zur Bekämpfung von "Verbrechen und antisozialem Verhalten" sowie zur Überwachung der "öffentlichen Ordnung", von Menschenmengen bei großen Ereignissen und Verkehrsstaus. Die Polizei erklärt, dass man mit Drohnen kosteneffizient Beweismaterial sicherstellen und damit mehr Polizisten für Streifen einsetzen könne. Schon jetzt kündigt die Polizei von Merseyside an, dass bei Gelingen des Versuchs weitere Drohnen eingesetzt würden.

Alistair Fox von MW Power, dem Hersteller der Drohne, erklärt, dass die Drohne leichter als normale ferngesteuerte Hubschrauber bedient werden könne. Die Mikrodrohne kann direkt ferngesteuert werden oder über das GPS-System eine einprogrammierte Route abfliegen. Wie weit die Sicherheit bei dem "Spielzeug" für die Polizei gewährleistet ist, wird sich noch herausstellen müssen. Dass Bürger sich durch die Überwachungsdrohnen belästigt fühlen könnten, sieht Simon Byrne, Vizepolizeichef von Merseyside, als kein Problem an: "Die Menschen sind dankbar für das Sicherheitsgefühl, das ihnen Kameras geben."

In den USA hat die Polizei von Los Angeles bereits Drohnen getestet. Sie werden unter bislang sehr eingeschränkten Bedingungen auch zur Grenzüberwachung eingesetzt. Noch aber sind die Sicherheitsbedingungen für den Einsatz von Drohnen im zivilen Luftraum nicht geklärt.

In der Schweiz überwacht das Grenzwachtkorps seit 2006 mit Drohnen der Armee die Grenzen. Bei Großereignissen wie dem Weltwirtschaftsforum in Davos werden bereits seit Jahren Drohnen zur Überwachung eingesetzt. Das ist auch für die Fußball-EM 2008 geplant. Nach dem geplanten Bundesgesetz über die militärischen Informationssysteme kann die Armee "zivilen Polizeibehörden und dem Grenzwachtkorps auf deren Gesuch hin Überwachungsmittel für dringliche und befristete Einsätze zur Verfügung" stellen. (fr/Telepolis)

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heise.de 15.2.08
http://www.heise.de/newsticker/Saechsische-Polizei-testet-fliegendes-Auge-fuer-die-Beweissicherung-Update--/meldung/103607

Sächsische Polizei testet "fliegendes Auge" für die Beweissicherung

Die sächsische Landespolizei hat am heutigen Freitag mit dem Test eines Quadcopters begonnen, der aus einer Höhe von etwa 50 Metern die Beweissicherung am Boden unterstützen soll. Das von der Kreuztaler Firma Microdrones gelieferte 65.000 Euro teure Gerät wird in Sachsen "SensoCopter" genannt. Es soll ein Jahr lang in wechselnden Ausstattungsvarianten (Videokamera, hochauflösende Fotokamera und andere Geräte) unter verschiedenen Einsatzbedingungen getestet werden. Bewährt sich das System bei der Erstellung von Lagebildern in Echtzeit und vor allem bei der Identifizierung von Fußball-Hooligans, will der Freistaat weitere Exemplare der nahezu lautlos (unter 63 dBA) fliegenden Geräte ordern.

Quadcopter, auch Überwachungsdrohnen, "Unmanned Aerial Vehicle" (UAV), Luftnägel oder "fliegende Augen" genannt, sind en vogue. Hacker spielen mit selbstgebauten Modellen herum, die Sicherheitsforscher nutzen sie zur Vorfeldaufklärung. Nach einer Anfrage der Bundestagsabgeordneten Gisela Piltz (FDP) gab das Bundesinnenministerium bekannt, dass die Bundespolizei bereits zwei Quadcopter testet. Nun startet die Landespolizei Sachsen ihren SensoCopter-Feldversuch. Bereits auf dem europäischen Polizeikongress hatte der sächsische Innenminister Alfred Buttolo in der Runde erklärt, dass Sachsen mehr Probleme mit Fußball-Hooligans denn mit seinen Landesgrenzen habe. Zum Start des Feldversuchs wurde darum in der Lokalpresse der sächsische Landespolizeipräsident Bernd Mebitz zitiert, der den Hooligans bestens dokumentiert auf der Spur bleiben will: "Unbekannte Gewalttäter werden wir auf Litfaßsäulen heften."

Während sich der SensorCopter vor der zahlreich erschienenen Presse in den kalten Februarhimmel schraubte, wurde eine Erklärung von Innenminister Buttolo verteilt, der auf dem benachbarten Flughafen Dresden festsaß und auf seinen Hubschrauber warten musste: "Der Bürger erwartet vom demokratischen Rechtsstaat selbstverständlich eine wirksame Verfolgung und Ahndung von Straftätern. Voraussetzung dafür ist eine ordentliche Beweisführung." In Abwesenheit des Ministers übernahm Jürgen Scherf, Pressesprecher der Landespolizeidirektion die Erklärung des Systems: "Niemand muss Angst haben, dass dieses Gerät durch die Straßen fliegt und in seine Fenster schaut. Es untersteht direkt dem Einsatzführer und wird nur zur Beweissicherung benutzt. Es ist eine fliegende Dokumentationskamera, die die Arbeit der Kollegen vor Ort unterstützt, mehr nicht."

Während Scherf aus "einsatztaktischen Gründen" keine technischen Details nennen wollte, waren die Techniker der Lieferfirma Microdrones aufgeschlossener. Sie zeigten Bilder der herkömmlichen Videokamera in PAL-Auflösung, aber auch solche, die zuvor mit einer 10-Megapixel-Kamera aufgenommen wurden. Aus 50 Metern Höhe waren die Gesichter des auf den Minister wartenden Trüppchens von Journalisten und Polizisten gestochen scharf zu sehen. Auch Kfz-Kennzeichen konnten identifiziert werden. "Mauersteingenau" nannte Thorsten Kanand von Microdrones das Auflösungsvermögen, während unter den Journalisten Diskussionen darüber begannen, ob Hooligans die Drohne beschädigen könnten. "Das schafft kein Hool - und wenn, dann hat er eine Waffe benutzt, die ihm gleich eine Verhaftung einbringen könnte", war die Antwort. Ob das stimmt, dürfte bald die Praxis zeigen: Neben dem Test der sächsischen Landespolizei soll eine größere Zahl von fliegenden Augen dabei helfen, dass die Fußball-EM 2008 in der Schweiz und Österreich ein friedliches Fest bleibt.

Bedenken der Datenschützer kamen bei der Vorführung in Dresden nicht zur Sprache. Sie monieren, dass die nahezu lautlosen Fluggeräte zu einer heimlichen Überwachung führen können und fordern, dass Quadcopter nur zur Verkehrsüberwachung oder bei konkreten Bedrohungslagen wie zum Beispiel einer Geiselnahme eingesetzt werden dürfen. Weit abseits des Polizeigeländes demonstrierte vor dem Zaun unterdessen eine kleine Gruppe von Autonomen gegen die "neue Qualität des Überwachungsstaates".

Update: Der in Sachsen zum Einsatz kommende Quadcopter MD4-200 (PDF-Datei) stammt aus der seit 2004 laufenden gemeinsamen Entwicklungsarbeit von Microdrones und Diehl BGT Defence. Auf dem Sicherheitsforschungstag 2007 in Karlsruhe wurde das Gerät mit VR-Steuerbrille als Aufklärungsdrohne für militärische Zwecke vorgestellt.

(Detlef Borchers) / (pmz/c't)

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heise.de 15.1.08
http://www.heise.de/newsticker/Geschaeft-mit-Ueberwachungs-Flugdrohnen-boomt--/meldung/101829

Geschäft mit Überwachungs-Flugdrohnen boomt  Meldung vorlesen

"Über einen Mangel an Arbeit können wir uns derzeit nicht beklagen", sagt Bernd Rohde von der Firma Microdrones im westfälischen Kreuztal. "Momentan beträgt die Lieferzeit etwa sechs bis acht Wochen." Rund 300 mit Überwachungskameras ausgestattete Hightech-Minihubschrauber hat Microdrones bislang weltweit verkaufen können - Tendenz deutlich steigend. Angefragt haben unter anderem die Sicherheitsbehörden in China. Um auf etwaige Vorkommnisse bei den im August beginnenden Olympischen Spielen schneller reagieren zu können, plant Peking eine verstärkte Überwachung aus der Luft.

Vorstellig in Kreuztal waren auch schon Vertreter des sächsischen Innenministeriums. Behördenchef Albrecht Buttolo (CDU) will die "fliegenden Augen" im Rahmen einer Großoffensive gegen Fußball-Randalierer einsetzen. "Wenn wir die Ausschreitungen nicht in den Griff bekommen, befürchte ich einen weiteren Imageverlust", warnte Buttolo am gestrigen Montag in Dresden. Es drohe die Austragung von Spielen unter Ausschluss von Zuschauern bis hin zur Nichtberücksichtigung bei der Vergabe von internationalen Partien - etwa Länderspielen im Leipziger Zentralstadion, Austragungsort der WM 2006.

In Sachsen war es in den vergangenen Monaten immer wieder zu blutigen Krawallen im Umfeld von Fußballspielen gekommen, bei denen auch Dutzende von Polizisten verletzt wurden. Die Behörden rechnen landesweit mit 450 Hooligans, von denen die meisten aus Leipzig und Dresden kommen sollen. Um den Schlägern die Taten künftig besser nachweisen zu können, will das sächsische Innenministerium jetzt "zusätzliche Beweissicherungstechnik im Umfang von rund 300.000 Euro" sowie "fliegende Kameras" anschaffen. Außerdem sollen verstärkt zivile Aufklärungs- und Zugriffskräfte eingesetzt werden.

Für die Hightech-Überwachung aus der Luft sind den Angaben zufolge Ausgaben in Höhe von 65.000 Euro vorgesehen - was auf eine Anschaffung von vorerst vier Drohnen hindeutet. "Ein durchschnittliches System vom Typ MD4-200 kostet bei uns etwa 13.000 bis 14.000 Euro", verdeutlicht Rohde. Der MD4-200, für den in der Basisversion rund 10.000 Euro hingeblättert werden müssen, ist mit insgesamt vier gegenläufigen Rotoren ausgestattet und arbeitet mit bis zu neun verschiedenen Prozessoren. Der Kunde kann unter vier Kameras auswählen, darunter eine 10-Megapixel-Digitalkamera vom Pentax für Standbilder sowie eine Panasonic Lumix für Videoaufnahmen.

Die Flugzeit des MD4-200 - der noch in diesem Jahr hausinterne Konkurrenz durch das deutlich größere Modell MD4-1000 erhalten soll - beträgt etwa 15 Minuten. Dann müssen die Lithium-Ionen-Batterien ausgetauscht werden, die das Fluggerät mit Energie versorgen. "Der Austausch dauert nur ein bis zwei Minuten, dann kann der Hubschrauber wieder in die Luft", erklärt Rohde. Dem Kunden wird die Abnahme von vier Batterie-Packs empfohlen, so dass mit kurzen Unterbrechungen eine Flugzeit von rund einer Stunde möglich ist. Die optimale Flughöhe für den MD4-200 sind 25 bis 30 Meter. Höhen über 100 Meter machen wenig Sinn, da die Kameras dann kaum noch Einzelheiten erfassen und zur Basisstation funken können.

Ein ähnliches Produkt hat auch der Überlinger Wehrtechnikhersteller Diehl BGT Defence im Portfolio. Dessen SensoCopter soll eine Reichweite von bis zu drei Kilometern haben; die Flugzeit gibt Diehl mit bis zu 30 Minuten an. Dass solche Überwachungs-Flugeräte aber auch mit deutlich kleinerem Budget konstruiert und zusammengebaut werden können, bewiesen nicht zuletzt Computerfreaks auf dem Chaos Communication Camp im vergangenen Sommer. Für Microdrones ist die zunehmende Konkurrenz unterdessen noch nicht zur Belastung geworden. "Wir haben Anfragen aus allen Bereichen der Gesellschaft", sagt Rohde, "Behörden, Privatdetekteien oder auch Firmen, die den MD4-200 zum Personschutz einsetzen." Und womöglich werden Fluggeräte aus Kreuztal bald auch über Sachsen kreisen und Krawallmacher jagen.

(pmz/c't)