MEDIENSPIEGEL 24.7.08
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule- Kulturtipps
- Schnüffel-Staat: Fichen en masse
- Schnüffel-Multi: Nestlé schnüffelt weiter
- Betteln: Leserbrief
- Revoluzern: Reclaim the seats
- DNA-Zwang
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REITSCHULE
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PROGRAMM:
Do 24.07.08
20.00 Uhr Vorplatz
Ciel Rouge (BE) - Instrumental
Rock
http://www.nikmusik.ch/index.php?id=7
Fr 25.07.08
20.00 Uhr Vorplatz
The Weightlifters (FR) - Two
Men Garage Rock'n'Roll
http://www.myspace.com/weightlifters
Sa 26.07.08
20.00 Uhr Vorplatz
Eugene Chadbourne solo (USA) -
Surreal Country Bluegrass & Rock
http://www.eugenechadbourne.com/
http://www.myspace.com/eugenechadbourne
20.30 Uhr Grosse Halle
Balder Fly Preview Kapitel 1:
Feuertaufe anschliessend Konzert. Von Konsortium & Konsorten.
http://www.konsortium-konsorten.org
Vorplatz-Belebungs-Bar: Di-Sa
ab 16 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Kultur-Imbiss:
Do-Sa ab 19.30 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Infos: http://www.vorplatz.ch
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Bund 24.7.08
Pogo Pogo
Sounds: Weightlifters
"Sobald wir etwas Zeit übrig haben, machen wir etwas
Gescheiteres",
schreiben die White Stripes der Westschweiz, The Weightlifters aus
Villars-sur-Glâne, über ihr Engagement als Musikanten. Dass
sie
dereinst mit Musizieren aufhören, diese zwei Gitarristen, ist eine
sehr
unangenehme Vorstellung. Denn wie nur wenige der hiesigen Musiker
schrecken The Weightlifters vor nichts zurück. Am einen Tag
(heute)
hauen sie ihren Stumpfrock ein paar unschuldigen Pfadfindern um die
Ohren, am nächsten Tag spielen sie auf dem Vorplatz der Berner
Reitschule. Im einen Song wengelt sich der Leadgitarrist durch
abgewaschene Rock-'n'-Roll-Akkorde, im nächsten Stück
bescheidet er
sich mit sturem Einszwodreivier-Punkgeschrammel. Die schnoddrige
Attitüde dieser Mannen ist von so einzigartiger Güte, dass
möglichst
schnell etwas unternommen werden muss, um sie beschäftigt zu
halten.
Sonst kommen sie noch auf dumme Gedanken, wie etwa den,
aufzuhören.
(len)
Reitschule-Vorplatz, Bern Freitag, 25. Juli, 20 Uhr.
http://www.myspace.com/weightlifters
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kulturblog.espace.ch
24.7.08
http://kulturblog.espace.ch/daten-termine/ein-freundlicher-anarchist.html
Ein freundlicher Anarchist
Von Benedikt Sartorius um 10:02 [ Daten & Termine
]
Eugene Chadbourne (adi) Für Überraschungen ist in Berns
Ausgehkalender
selbst im scheinbar leeren Sommer gesorgt: So füllt der Auftritt
des
Banjomanns und Gitarristen Eugene Chadbourne das Sommerloch, der sich
diesen Samstag vor der Reitschule mit einem Solokonzert die Ehre geben
wird.
Zu erwarten ist ein Konzert, das Lärm mit grobem Country-Unsinn
und die
einflussreiche New-York-Downtown-Abteilung um John Zorn mit
versprengtem Do-It-Yourself-Folk kreuzen wird.
Soweit, so gut. Allein mit Chadbourne-CD-Tipps kann ich kaum dienen. So
bleibt denn nur der Hinweis auf die Compilation "Sidewalk Songs &
City Stories: New Urban Folk", auf der das Chadbourne-Liedli "Der
Fuehrer's Face" enthalten ist. Eine komische Redneck-Persiflage, die
auf dieser vorzüglichen CD aus dem Hause Trikont neben allerlei
Lied-Jungspunden wie dem Animal Collective und Jeffrey Lewis steht.
Überhaupt: Eine Anschaffung des sturen, lehrreichen und obskuren
Trikont-Gesamtkatalogs sei Ihnen empfohlen - wie auch ein Besuch beim
freundlichen Anarchisten auf dem Vorplatz der Reitschule.
http://www.eugenechadbourne.com/
http://www.myspace.com/eugenechadbourne
http://www.trikont.com/basics/cgi-tdb/basics.prg?session=c2d1e204488849e9_502009&a_no=1605&r_index=2
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Bund 24.7.08
Manege frei!
Bühne: "Balder Fly"
Konsortium & Konsorten reproduzieren mit "Balder Fly" nicht jene
Traumwelt des Zirkus, die man aus Büchern und Filmen kennt,
sondern
interessieren sich für deren Widersprüche. Ab Samstag wird
die grosse
Halle der Reitschule zum Schauplatz eines mutigen Clashs der
Kunstsparten.
Russische Artisten sitzen in der Pause vor kleinen Fritteusen und
stinken nach Fett. Ihre Nummern sind seit Jahren dieselben, jeder kennt
sie hoch und runter. Ein Szenario, das man eigentlich nicht mit der
glamourösen Zirkuswelt in Verbindung bringen würde. "Es gibt
das Tolle
am Zirkus, das Wilde. Es gibt aber auch das total Verschlafene",
erklärt Regisseur Wolfgang Klüppel. Der Zirkus als
widersprüchlicher
Ort und die Frage, was Zirkus überhaupt ist, haben Wolfgang
Klüppel und
Texter Axel Hesse interessiert. Und so machten sie sich an eine
historische Analyse in fünf Kapiteln.
Kleine Geschichte des Zirkus
Angelpunkt dieses Unterfangens ist der 378-jährige Zirkus-Greis
Balder
Bährenzahm. Er führt den Besucher in der ersten Episode
hinein in die
archaischen Frühformen des Zirkus (26. Juli). Im zweiten Kapitel
berichtet der Protagonist von den Umwälzungen der industriellen
Revolution in England, die auch vor dem Zirkuszelt nicht haltmachten
(2. August). Von der Blütezeit des Zirkus in den Tagen der
russischen
Revolution erzählt die dritte Episode (9. August). Balder
Bährenzahm
erlebt diese Zeit als gefeierter Trapezkünstler, den es aber bald
schon
weiter ostwärts in den amerikanischen Wilden Westen zieht, wo er
mit
einer Reit-Show durchs Land zieht (16. August). Im abschliessenden
Kapitel versinkt Balder Bährenzahm schliesslich in eine traumhafte
Vision des Zirkuswesens (23. August).
Wie es im Zirkus um Träume und Utopien geht, steht auch die
Reitschule
für den Kampf um Utopien und Freiräume. Für Klüppel
und Hesse deshalb
ein geeigneter Ort, um "Balder Fly" aufzuziehen.
Experimentelle Previews
Konsortium & Konsorten wollen den Prozess ihrer Arbeit am
Stück
bewusst öffnen. Ab Samstag finden deshalb im Wochentakt sogenannte
"Previews" statt, bei welchen der Reihe nach 25 Minuten erprobtes
Rohmaterial aus den fünf Teilen gezeigt wird - stets an ein
anschliessendes Konzert gekoppelt. "Mutig daran ist, dass wir kaum
Eintritt verlangen", so Nick Werren von der Booking-Agentur Endorphin
Entertainment. "Und die Gretchenfrage bleibt natürlich, ob sich
Leute,
die wegen der Band hier sind, auch den Theaterausschnitt anschauen oder
Theaterleute auch ans Konzert kommen." Immerhin: Die Wahl der Musiker
ist nicht zufällig. Beim Abschnitt über den Wilden Westen
spielen Zeno
Tornado passenden Bluegrass, und der letzte Teil mit dem Titel "Ein
Phantasma" wird von Tomazobi und ihrem Psychedelic-Set abgerundet.
Einstimmung für die Nacht
Auch seitens der Regie ist man sich des experimentellen Charakters des
Vorhabens bewusst. "Es geht nicht darum, zwei Jahre zu überlegen
und
dann zu sagen, hier, das ist die Antwort auf die Welt", sagt
Klüppel.
Der Rahmen der Previews soll auch insofern dienlich sein, als wichtige
Faktoren wie die Akustik der Halle oder das Funktionieren einzelner
Szenen bereits ausgetestet werden können. "Ausserdem", findet Axel
Hesse, "schafft diese Rohheit des Materials eine ganz andere Kraft."
Last but not least bieten die Previews eine exzellente Einstimmung auf
das samstagabendliche Nachtleben. "Axel und ich haben beide in Berlin
studiert", erzählt Klüppel. "Ein Bier, ein kurzes Theater,
ein Konzert
hinterher und danach noch irgendeine Party, das hätte ich super
gefunden."
Die letzten utopischen Räume in der heutigen Gesellschaft haben
Konsortium & Konsorten immer beschäftigt. Gegenwelten wie
Hollywood-Filme zum Beispiel. Oder eben der Zirkus als Ort, wo noch
geträumt und gestaunt wird.
Epochales Spektakel
Mit "Balder Fly" erwartet den Besucher auf jeden Fall ein epochales
Spektakel, das sich einer filmischen Erzählweise bedient, und
darüber
hinaus so viele Elemente vereint, dass es nur knapp an der
Überfrachtung vorbeischlittert: Nebst dem 378-jährigen
Erzähler etwa
Trapeznummern, Autos, Pferde, Projektionen, Musiker, Feuerspeier und,
und, und.
Klüppel und Hesse hatten nie etwas gegen ein bisschen
Grössenwahn. "Als
Geisteswissenschaftler geht es immer auch darum, was Kunst oder Theater
überhaupt ist im Rahmen der Gesellschaft", so Klüppel. Gross
und
ausufernd muss ein Thema sein, man muss sich richtig damit rumschlagen
können. "Ich hätte momentan keine Lust, ein Stück
über
Genderproblematik zu machen und die Frage, bin ich eigentlich doch eine
Frau."
Die Utopie mit utopischen Mitteln angehen, darum geht es Konsortium
& Konsorten. Dabei wollen sie sich an keinem Manifest orientieren,
sondern mit ihrem Namen darauf hinweisen, dass sie auch als
Kunstschaffende ein kleines Unternehmen sind, das mit Kulturgeldern
klarkommen muss. Hoffen wir, dass sie es noch lange tun.
Reitschule Bern 1. Kapitel: Samstag, 26. Juli, 20.30 Uhr.
Lena Rittmeyer
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BZ 24.7.08
Auf in den Zirkus!
Laut und bunt: Die Theatergruppe Konsortium & Konsorten entstaubt
in der Berner Reitschule einen alten Mythos.
"Balder Fly - 378 Jahre Artisten, Tiere, Sensationen" nennt die Berner
Theatergruppe Konsortium & Konsorten ihr Projekt, das den guten
alten Zirkus wieder zu dem machen soll, was er mal war:eine
anarchisch-ungezähmte Kunstform. Dafür wird alles
aufgefahren, was laut
und bunt ist: gestählte Artisten, leidenschaftliche Musiker,
unaufhaltsame Menschenmassen, exotische Tiere und elegante Limousinen.
Während der Probezeit werden Previews des bisher Erarbeiteten
gezeigt,
die unversehens in Live-Musik übergehen. Bands, DJ und Kleinkunst
werden mit dem Zirkus verschmolzen. Eine aparte Mischung aus Theater,
Performance, Konzert und Party zieht sich so durch den Sommer - bis zur
Premiere am 27.Au-gust. mgt "Balder Fly": Erste Preview - "Im Schatten
eines Baumes" und Konzert von Freekshow 3000: Sa, um 21 Uhr in der
Reitschule, Bern. Weitere Previews bis 23.August. Infos unter:
www.konsortium-konsorten.org.
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SCHNÜFFEL-STAAT
grundrechte.ch
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Bund 24.7.08
Beweise für Fichen präsentiert
Erstmals seit Jahren gibt es Belege, dass ein Zürcher Politiker
und ein in Bern tätiger Journalist überwacht wurden
Der Staatsschutz sammelt und speichert systematisch Daten von
Bürgern.
Im Fall des Journalisten D.G. führte dies zu seiner
vorübergehenden
Festnahme. Nun wird ein uneingeschränktes Einsichtsrecht gefordert.
Die gesetzlichen Grundlagen sind klar: Die Polizei darf keine
Informationen über die politische Betätigung von Bürgern
und die
Ausübung der Meinungsfreiheit sammeln. Ausnahmen sind nur bei
einem
"begründeten Verdacht" auf "terroristische, nachrichtendienstliche
oder
gewalttätig extremistische Tätigkeiten" erlaubt. Diese
strikten
Grundlagen im Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren
Sicherheit (BWIS) sind eine Folge der Fichenaffäre, die in den
90er-Jahren Staub aufgewirbelt hatte. Damals wurde ruchbar, dass der
Staat im Kalten Krieg Tausende von Bürgern bespitzelt hatte.
Mittlerweile soll der Inlandgeheimdienst (Dienst für Analyse und
Prävention/DAP) wieder 110000 Fichen angelegt haben. Für die
Existenz
neuer Fichen gibt es nun erstmals Belege, wie der Verein Grundrechte.ch
gestern bekannt gab. Der Verein hat die erneute Sammeltätigkeit
der
Behörden gestern als "illegal" taxiert.
Als Tortenwerfer registriert
Im Anschluss an die rätselhafte Verhaftung des WoZ-Journalisten
D.G. an
der Anti-WEF-Demo in Bern am 19. Januar dieses Jahres (der "Bund"
berichtete) hat ein Zürcher Anwalt zehn Gesuche um Einsicht in
Staatsschutzakten beim Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten
eingereicht. In drei Fällen habe er tatsächlich Einsicht
erhalten,
sagte Anwalt Viktor Györffy vor den Medien. Dabei handelt es sich
um
den grünen Zürcher Lokalpolitiker Balthasar Glättli, den
bereits
genannten WoZ-Journalisten D.G. und um die Wochenzeitung (WoZ).
Glättli
ist registriert als Gesuchsteller einer schliesslich bewilligten
Demonstration vom 2. April 2005 in Zürich. Die WoZ wurde
wiederholt
fichiert wegen diverser Artikel wie zum Beispiel eines Interviews mit
der Zürcherin Andrea Stauffacher vom "Revolutionären Aufbau".
Die sechs
Einträge über den Journalisten D.G. betreffen dessen
Aktivitäten vor
der Anstellung als WoZ-Redaktor Anfang dieses Jahres. Namentlich
erwähnt ist etwa die Teilnahme an der Besetzung eines
Gebäudes des
Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco ) in Bern, ein
"versuchter
Tortenwurf gegen eine Magistratsperson" namens Hans Rudolf Merz und das
unbefugte Eindringen auf das Gelände der Residenz des schwedischen
Botschafters. "G. war in der Tat früher ein Politaktivist", sagte
WoZ-Redaktorin Ruth Wysseier. Es gebe aber eine inhaltliche und
chronologische Trennung der biografischen Abschnitte. Bei seiner
Verhaftung an der Anti-WEF-Demonstration vom 19. Januar 2008 sei G. als
Journalist unterwegs gewesen.
An Berufsausübung gehindert
D.G. wurde am 19. Januar beim Verlassen seines Büros von K.T.,
einem
Beamten des Nachrichtendienstes der Kantonspolizei, namentlich
angesprochen und festgenommen. Trotz Vorweisen eines Auftragsschreibens
der WoZ wurde der Journalist vier Stunden festgehalten. "Journalisten,
die sich als solche ausweisen können, dürfen nicht
stundenlang an ihrer
Berufsausübung gehindert werden", hielt der Medienrechtler Peter
Studer
in einer Analyse des Falls fest ("Bund" vom 28. Februar). G. hat den
Polizisten K.T. wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und
Amtsmissbrauch
angezeigt. Nach Angaben von Györffy will der Untersuchungsrichter
das
Verfahren offenbar einstellen.
Der Verein Grundrechte.ch fordert den Bundesrat dazu auf, für ein
uneingeschränktes Einsichtsrecht für alle in die Akten des
Staatsschutzes zu sorgen. In einem ersten Schritt soll der
Geschäftsprüfungsdelegation der eidgenössischen
Räte Einblick gewährt
werden.
Bernhard Ott
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WoZ 24.7.08
Staatsschutz
Der Schweizer Geheimdienst sammelt wieder
Von Daniel Ryser
Die WOZ-Autoren Monnerat, Stutz und Ryser wurden vom Geheimdienst wegen
ihrer journalistischen Tätigkeit fichiert. Ebenso fichiert, dies
wegen
politischer Tätigkeit: WOZ-Redaktor Gautier und der Grüne
Zürcher
Gemeinderat Glättli. Wie viele neue Fichen hat der Dienst für
Analyse
und Prävention gesammelt?
Die Verhaftung des WOZ-Redaktors Dinu Gautier auf dem Weg zu einer
Demonstration im Januar 2008 gab den Anstoss: Rechtsanwalt Viktor
Györffy bat für zehn KlientInnen, darunter Gautier und die
WOZ, beim
eidgenössischen Datenschutzbeauftragten um Auskunft, ob über
diese
aufgrund ihrer politischen oder journalistischen Tätigkeit beim
Staatsschutz Daten gesammelt würden. Györffy ist
Präsident des Vereins
Grundrechte, der Nachfolgeorganisation der Stiftung Archiv
Schnüffelstaat Schweiz, die im Zuge der Fichenaffäre vom Ende
der
achtziger Jahre gegründet wurde.
Die Antwort kam letzte Woche und erstaunte: Sie beweist einerseits,
dass der Datenschutzbeauftragte unabhängig ist, andererseits, dass
der
Dienst für Analyse und Prävention (DAP) offenbar illegal wild
Daten
sammelt: Drei der zehn Anfragen waren positiv. Darüber informierte
Györffy am Mittwoch an einer Pressekonferenz.
Es sei das erste Mal, dass ein Datenschutzbeauftragter derart
detaillierte Informationen herausgebe, sagt Györffy. Das sei ein
Durchbruch mit Signalwirkung: "Normalerweise teilt der
Datenschutzbeauftragte der gesuchstellenden Person in einer stets
gleich lautenden Antwort mit, dass in Bezug auf sie entweder keine
Daten unrechtmässig bearbeitet wurden oder dass er bei vorhandenen
allfälligen Fehlern in der Datenbearbeitung eine Empfehlung zu
deren
Behebung an das Bundesamt gerichtet habe. Im Gesetz über
Massnahmen zur
Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS) steht zudem, dass der
Datenschutzbeauftragte Auskunft erteilen kann, ‹wenn damit keine
Gefährdung der inneren oder äusseren Sicherheit verbunden ist
oder wenn
der gesuchstellenden Person sonst ein erheblicher, nicht wieder gut zu
machender Schaden erwächst.›"
Hier die Registrierten: Der Grüne Zürcher Gemeinderat
Balthasar Glättli
wurde vom DAP im Staatsschutzcomputer gespeichert, weil er 2005 ein
Gesuch für eine Demonstration eingereicht hatte. "Ein Staat, der
Bürger
fichiert, die ihre Rechte wahrnehmen, ist ein Schnüffelstaat",
sagte
Glättli am Mittwoch. Nationalrat Daniel Vischer, der an jener
Demonstration eine Ansprache hielt, habe sein Ficheneinsichtsgesuch
bereits vorbereitet, "und viele andere werden folgen", so Glättli.
Györffy sagte, bei einer Trefferquote von drei zu zehn müsse
man davon
ausgehen, dass der Staat massiv Gesinnungsschnüffelei betreibe.
Auch die WOZ landete in der Geheimdienstdatensammlung ISIS. Gespeichert
wurden Artikel der Autoren Roger Monnerat, Hans Stutz und des
Verfassers dieses Artikels. Stutz hat in seinem Artikel "Plötzlich
sind
sie richtig gefährlich" vom 29. März 2007 die Arbeit des DAP
analysiert. Der Schreibende dieses Artikels landete in der ISIS
für ein
Interview mit Andrea Stauffacher vom Revolutionären Aufbau. Roger
Monnerat wurde fichiert für ein Interview mit Efrem Cattelan, dem
ehemaligen Chef der P-26. Monnerats Artikel zu P-26 und Fichenskandal
trug den Titel: "Hör mal, es gibt in diesem Land eine Armee, die
geheim
ist ..."
Unklar ist, ob bloss die Artikel in einer gesamten WOZ-Fiche landeten
oder ob aufgrund der Artikel auch über die drei Autoren eine
persönliche Fiche angelegt wurde. Einsichtsgesuche der Betroffenen
werden Klarheit bringen. Zudem will Györffy, dem aber nur die
knappen
Mitteilungen des Datenschützers vorliegen, nicht aber die ganzen
Fichen, vor dem Bundesverwaltungsgericht die Herausgabe der Fichen
erkämpfen. In der Auflistung zu Erwähnungen der WOZ im
Geheimdienstcomputer steht zudem noch, dass der Geheimdienst 2001 einer
ausländischen Behörde mitgeteilt hat, "dass die WOZ eine
Zeitung ist".
Der dritte Treffer der Anfragen Györffys betraf WOZ-Redaktor Dinu
Gautier. Die Fichen-Einträge beziehen sich jedoch nicht auf seine
journalistische Arbeit, sondern auf seine frühere Tätigkeit
als
Politaktivist. Interessant ist dabei vor allem folgender Eintrag:
"24.01.04: In Landquart durchgeführte Personenkontrolle im Rahmen
des
WEF 2004". Im Kessel von Landquart waren damals über tausend
Personen
kontrolliert worden. Der Staatsschutz hatte im Anschluss kommuniziert,
dass die Daten gelöscht würden und man doch nicht vorhabe,
Fichen
anzulegen.
Zumindest bei Gautier war das aber doch der Fall, es ist also davon
auszugehen, dass die Daten von Landquart nicht gelöscht wurden.
Sind in
der Schweiz also Hunderte, wenn nicht Tausende, fichiert? Klar ist:
Alle Betroffenen können Einsichtsgesuche stellen. Györffy
hofft, dass
das geschieht, "um möglichst viel Licht ins Dunkel der Arbeit des
Geheimdienstes zu bringen". Der Anwalt forderte an der Pressekonferenz
uneingeschränktes Einsichtsrecht und will vom Bundesrat die
Garantie,
dass der Geheimdienst aufgrund der jetzigen Enthüllung keine Akten
vernichtet, die zur Aufklärung des Skandals beitragen können.
Dass solche Fichierungen konkrete Auswirkungen haben können, zeigt
der Fall Gautier:
Seine Einträge führten dazu, dass er im Januar 2008 mit
Presseausweis
und konkretem WOZ-Auftrag in der Tasche seine Arbeit nicht
ausführen
konnte. Er wurde bei Verlassen des WOZ-Büros auf Anweisung eines
Staatsschutzbeamten, der ihn mit Namen ansprach, verhaftet und
über
vier Stunden festgehalten.
Noch ist vieles unklar. Was bedeutet das, ganz konkret für mich:
Blinkt
am Zoll im Computer etwas auf? Wurde ich deshalb kürzlich derart
genau
kontrolliert, mein Auto durchsucht? Liest DAP-Chef Urs von Däniken
meine privaten SMS? Sind die WOZ-Telefone angezapft? Mein Festnetz, von
welchem aus ich damals mit Andrea Stauffacher ihre
Interviewergänzungen
diskutierte? Kann mir meine journalistische Tätigkeit zum Nachteil
werden? Ist Journalismus ein Verbrechen? Wird in der Schweiz jede
Person, die ein Gesuch für eine Demonstration einreicht, im
Staatsschutzcomputer gespeichert? Wird jeder, der politisch aktiv ist,
irgendwo aufgelistet? Wiederholt sich die Geschichte? Sind sie in
meinem Computer?
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SCHNÜFFEL-MULTI
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tagesanzeiger.ch (SDA) 23.7.08
Nestlé schliesst weitere Bespitzelungen wie im Fall Attac nicht
aus
Die Infiltrierung von NGOs gehört laut dem Direktor der
Nestlé-Rechtsabteilung Hans Peter Frick nicht zum
Standardrepertoire
des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns. Dennoch schliesst er nicht aus,
auch in Zukunft solche Massnahmen zu ergreifen.
Wenn Nestlé Gefahr drohe, könne er "nicht ausschliessen,
auch künftig
solche Massnahmen zu treffen", sagte Hans Peter Frick in Lausanne im
Anschluss an eine erste Gerichts-Anhörung zum Fall der
Bespitzelung der
globalisierungskritischen Organisation Attac durch eine
Securitas-Angestellte.
Im Auftrag von Nestlé hatte die Sicherheitsfirma eine junge Frau
bei
Attac eingeschleust. Sie rapportierte den Auftraggebern, welche Kritik
Attac am Nahrungsmittelkonzern in der Öffentlichkeit üben
wollte und
welche Aktionen geplant waren.Die Bespitzelung war Mitte Juni durch die
Sendung "Temps Présent" des Westschweizer Fernsehens bekannt
geworden.
Laut Frick ist die Aushorchung der Waadtländer Attac-Sektion im
Zusammenhang mit den Ereignissen im Vorfeld der G8-Demonstrationen vom
Juni 2003 zu sehen. Bereits im Frühjahr 2003 sei bei einer
Demonstration von Bauernführer José Bové, an der
auch Attac beteiligt
war, am Nestlé-Hauptsitz in Vevey grosser Sachschaden
entstanden,
erklärte Frick.
Attac habe danach zudem verlauten lassen, dass dies "nur das
Apéro"
gewesen sei und am G8-Gipfel der "Hauptgang" folge. Deshalb habe
Nestlé
im Hinblick auf den G8-Gipfel in Evian (F) Vorkehrungen treffen
müssen.
Dem Konzern sei es dabei darum gegangen, Angestellte, Gebäude und
Anlagen zu schützen.
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BETTELN
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Bund 24.7.08
Betteln in Bern
Thema: Sozialhelfer sehen das Betteln als unnötig an
"Bund" vom 22. Juli
Frisch von der Leber weg sprachen neulich Angestellte der Sozialen
Dienste über Bettelnde im "Bund". Lauter beschämende und
unschöne
Vorurteile quollen dabei aus ihren Mündern. Die Berner
Sozialarbeiter
sind leider weit mehr als nur blasse Stehkragenproletarier, die
täglich
einer kaufmännischen Tätigkeit nachgehen. Sie setzen immerhin
das
Parteiprogramm der archaischen Disziplinargesellschaft in die Tat um,
das da heisst: Wer schlappmacht, wird verwaltet. Abgesegnet wird dieses
Credo der Berner Sozialdienste von einem Häuflein Menschen, das
sonnabends der Oper oder dem Theater frönt. Leider arbeiten in den
Berner Institutionen keine "Saint- Simons in schwarzen Lederjacken",
die im Morgengrauen an gutbürgerliche Türen klopfen und nicht
immer
draussen vor der Tür warten.
Johannes Jortz, Bern
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REVOULUZERN
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Indymedia 23.7.08
Bahnhofs VoKü& Reclaim the Seats (LU)
AutorIn : kulturstattstadt
Am Dienstag Abend, 22.07.08 , fand auf dem Bahnhofplatz in Luzern die
zweite Ausgabe des Reclaim the seats statt. Um 20.00 Uhr besammelten
sich rund 70, durchaus friedliche und gut gelaunte Personen.
Am Dienstag Abend, 22.07.08 , fand auf dem Bahnhofplatz in Luzern die
zweite Ausgabe des Reclaim the seats statt. Um 20.00 Uhr besammelten
sich rund 70, durchaus friedliche und gut gelaunte Personen.
Mit der Aktion, wollte mensch darauf aufmerksam machen, dass das
Verlangen nach einem autonomen Kulturzentrum immer noch besteht und
auch durch die erhöhte Repression (polizeiliche Vorladungen
Samstagabends, mehrere Anzeigen und laufende Verfahren) nicht aus der
Welt geräumt wird. Im Gegenteil! Wir sind nicht bereit auf unsere
Anliegen zu verzichten und werden auch weiterhin dafür auf die
Strasse
gehen und unsere Meinung kundtun. Solange unserer Kultur kein Platz
eingeräumt wird, bleibt uns schlussendlich auch gar nichts anderes
übrig, als diese auf öffentlichen Plätzen und Strassen
auszuleben. Wir
möchten hier noch mal ausdrücklich festhalten, dass wir keine
Subventionen in Millionenhöhe fordern! Wir fordern kein Geld und/
oder
finanzielle Unterstützung! Wir fordern ein Gebäude, in
welchem wir
herrschaftslos und selbstverwaltet unsere Ideen, Visionen und unsere
Kultur ausleben können. Fernab von dem herrschenden komerziellen
Einheitsbrei, dessen einziges Ziel es ist die Gewinne zu erhöhen.
Auch
wenn dadurch teils sexistische, rassistische und homophobe Muster
unterstützt werden.
Kampf dem Kulturkommerz!
Autonome Freiräume jetzt sofort!
Öffentlicher Raum für Alle
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DNA
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Indymedia 23.7.08
Zwangsmässige DNA-Abnahme - Zwei Polizisten Verurteilt ::
Das Amstathalteramt Luzern, verurteilte zwei Polizisten des
Amtsmissbrauch bzw. der Gehilfenschaft zum Amtsmissbrauch und der
Tätlichkeiten.
Am 31.1.07 haben sie A.M. einen Wangenschleimhautabstrich gewaltsam
abgenommen.
Am 31.1.07 wurde A.M. auf den Posten der Kantonspolizei Luzern geladen.
Dort wurde er kurz verhöhrt und danach Erkennungsdienstlich
behandelt.
Obwohl es für die DNA-Abnahme eine Bewilligung von einem
Untersuchungsrichter braucht, haben zwei Polizisten einen
Wangenschleimhautabstrich genommen.
Dabei gingen sie nicht zimperlich vor. A.M. wurde von seinem Stuhl
gestossen und ein Polizist kniete auf seinen Brustkorb. Der Andere
würgte ihn, bis er keine Luft mehr bekam und den Mund für den
WSA
aufmachte.
A.M. erlitt dabei div. leichtere Verletzungen. schlimmer waren jedoch
die psychischen Folgen, mensch stelle sich vor, wie es ist, in einem
geschlossenen Raum von bewaffneten Männern zusammengeschlagen zu
werden.
Dass die Polizei solche Massnahmen ergreift ist leider nichts Neues,
immer wieder werden Leute von Polizisten schwer verletzt.
Erschreckend ist jedoch, dass sich während dem Verfahren
herausstellte,
dass die beiden Polizisten kaum etwas über die Rechte der von
ihnen zu
behandelnden Personen wussten.
Das heisst, dass sie in ihrer Amtszeit unzählige Menschen falsch
behandelt haben bzw. nicht auf deren Rechte achteten.
Die beiden Polizisten wurden zu einer Busse von je Fr. 200.- verurteilt
und zu 10 Tagessätze zu je 160.- bzw. 5 Tagessätze zu je
190.- auf 2 Jahre Bewährung verurteilt.