MEDIENSPIEGEL 25.7.08

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Schnüffel-Staat
- Tourismus Bollwerk
- Crime News Grosse Schanze
- Betteln
- Heimstätte für Drogenabhängige

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REITSCHULE
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PROGRAMM:

Fr 25.07.08    
20.00 Uhr     Vorplatz     
The Weightlifters (FR) - Two Men Garage Rock'n'Roll
http://www.myspace.com/weightlifters

Sa 26.07.08     
20.00 Uhr     Vorplatz     
Eugene Chadbourne solo (USA) - Surreal Country Bluegrass & Rock
http://www.eugenechadbourne.com/
http://www.myspace.com/eugenechadbourne

20.30 Uhr     Grosse Halle
Balder Fly Preview Kapitel 1: Feuertaufe anschliessend Konzert. Von Konsortium & Konsorten.
http://www.konsortium-konsorten.org

Vorplatz-Belebungs-Bar: Di-Sa ab 16 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Kultur-Imbiss: Do-Sa ab 19.30 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Infos: http://www.vorplatz.ch


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SCHNÜFFEL-STAAT
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20min.ch 24.7.08

Führt Geheimdienst Akte über Luzerner Politiker?

von Lukas Nef

Der Luzerner Grossstadtrat Hans Stutz (Grüne) ist ins Visier des Inlandgeheimdienstes geraten. Nun verlangt er Aufklärung.

Konkret geht es um einen staatskritischen Artikel vom 29. März 2007, den Stutz für die linke "Wochenzeitung" (WoZ) geschrieben hat. Dieser wurde zusammen mit Artikeln zweier weiterer Autoren vom Dienst für Analyse und Prävention (DAP) in einer Kartei gespeichert. Über diese so genannte Fiche ist Stutz laut eigener Aussage empört: "Ich fühle mich an die Fichenaffäre der 80er-Jahre erinnert", so der 56-Jährige. Damals wurde bekannt, dass der Inlandgeheimdienst hunderttausende Schweizer aus rein politischen Motiven überwacht und Fichen über sie angelegt hatte.

Stutz hat kein Verständnis dafür, dass ein kritischer Bericht erneut Anlass für eine Fichierung sein soll. "Ich werde nun ein Einsichtsbegehren einreichen, um herauszufinden, was die Geheimdienstler über mich gespeichert haben." Denn noch sei unklar, ob neben dem Artikel auch eine Fiche mit persönlichen Angaben über ihn angelegt worden sei.

Laut Viktor Györffy, Rechtsanwalt und Präsident von Grundrechte.ch, ist Stutz kein Einzelfall. An einer Medienkonferenz in Bern zeigte er diese Woche neue, durch den Staatsschutz angelegte Fichierungen, die er aufgedeckt hatte.

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Stadtratssitzung 3.7.08

Dringliche Interfraktionelle Interpellation Fraktion GB/JA!, SP/JUSO, GFL/EVP (Hasim Sancar, GB/Giovanna Battagliero, SP/Rania Bahnan Büechi, GFL): Geheimdienstliche Bespitzelung auch in Bern?

Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt hat am 23. Juni 2008 die Öffentlichkeit darüber informiert, dass mindestens sechs Ratsmitglieder vom Dienst für Analyse und Prävention (DAP) des Bundesamtes für Polizei überwacht und fichiert wurden. Die Fachgruppe 9 der Basler Staatsanwaltschaft hat aufgrund eines Auftrags des Staatsschutzes des Bundes gehandelt. Die bekannten sechs Ratsmitglieder des Grossen Rates von Basel-Stadt sind offenbar aufgrund ihres Migrationshintergrunds überwacht und fichiert worden.
Die kommunalen und kantonalen Parlamentarierinnen und Parlamentarier sind vom Volk legitimierte politische Vertreterinnen und Vertreter und haben unter anderem die Aufgabe über den Staatsschutz zu wachen. Es ist rechtstaatlich und demokratie-politisch inakzeptabel, wenn gewählte Parlamentarierinnen und Parlamentarier bespitzelt und fichiert werden, nur aufgrund der Tatsache, dass sie gewählte Verteterinnen des Volkes sind und einen Migrationshintergrund haben. Grund für diese Fichierung und Überwachung sei offenbar die Information über die Wahl der sechs Migrantinnen und Migranten in einer pro-kurdischen Zeitung.
Es ist z.Z. nicht klar, ob auch andere lokale Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Basel und in den anderen Kantonen bzw. Städten vom schweizerischen Staatschutz (DAP) bespitzelt und fichiert wurden. Wir vermuten, dass auch in der Stadt Bern und im Kanton Ratsmitglieder überwacht werden. Bis Ende 2007 war die Stadt Bern selber für die Polizei zuständig und hatte einen eigenen Informationsdienst gehabt. Mit Police Bern ging die Staatschutzstelle am 1.1.2008 von der Stadt zum Kanton, in der Stadt gibt es keinen eigenen Informationsdienst mehr.

Daher bitten wir den Gemeinderat um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Wie stellt sich der Gemeinderat zu der Tatsache, dass vom Volk gewählte Mitglieder der Räte vom Staatsschutz überwacht werden?
2. Hat der Gemeinderat Kenntnis davon, ob Stadträtinnen und Stadträte aus Bern über wacht und fichiert wurden oder noch werden? Hatte der Gemeinderat bis Ende 2007 Kenntnis der sog. Positivliste und der Liste der Prüfungsanträge des DAP? In wie fern war der Informationsdienst der Stadt Bern an solchen Überwachungen beteiligt?
3. Wie hat der Gemeinderat bis Ende 2007 die Kontrolle über seinen Nachrichtendienst wahrgenommen?
4. Welche Möglichkeiten hat der Gemeinderat seit 2008 (Police Bern) auf Gemeindeebene Aktivitäten des Staatsschutzes in der Stadt Bern zu kontrollieren und ggf zu intervenieren?
5. In welcher Form gedenkt der Gemeinderat vom Kanton und Bund abklären zu lassen, ob die Berner Stadträtinnen und Stadträte von DAP überwacht werden und fichiert sind? Wird er sich dafür einzusetzen, dass die Betroffenen vollständige Einsicht in ihr Staatschutz-dossier erhalten?

Begründung der Dringlichkeit:
Die Information aus Kanton Basel-Stadt über die Fichierung von sechs Ratsmitgliedern durch den DAP hat bei uns grosse Verunsicherung ausgelöst. Eine schnelle Bearbeitung dieser An-gelegenheit durch den Gemeinderat ist für uns deshalb wichtig, sie macht aber auch aus rechtsstaatlichen Überlegungen Sinn. Ein schnelles Handeln ist zu dem erforderlich um einer allfälligen Vernichtung von Unterlagen zuvor zu kommen.

Bern, 3. Juli 2008

Dringliche Interfraktionelle Interpellation Fraktion GB/JA!, SP/JUSO, GFL/EVP (Hasim San-car, GB/Giovanna Battagliero, SP/Rania Bahnan Büechi, GFL), Ueli Stückelberger, Anna Magdalena Linder, Conradin Conzetti, Peter Künzler, Susanne Elsener, Nadia Omar, Barbara Streit-Stettler, Daniela Lutz-Beck, Natalie Imboden, Karin Gasser, Stéphanie Penher, Lea Bill, Anne Wegmüller, Christine Michel, Emine Sariaslan, Urs Frieden, Verena Furrer-Lehmann, Ursula Marti, Gisela Vollmer, Guglielmo Grossi, Markus Lüthi, Beni Hirt, Stefan Jordi, Rolf Schuler, Liselotte Lüscher, Claudia Kuster, Beat Zobrist, Christof Berger, Martin Trachsel, Cristina Anliker-Mansour, Simon Glauser, Rolf Zbinden, Luzius Theiler

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TOURISMUS BOLLWERK
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BZ 25.7.08

Carfirmen üben Kritik

Weil die Carunternehmer ihre Kunden für Ausflüge nicht mehr direkt vor dem Berner Bahnhof aufladen können, sind sie verärgert.

Seit dem Umbau des Berner Bahnhofplatzes ist bei den Carfirmen und ihren Kunden Feuer im Dach. Grund: Die Ausflügler, die aus dem ganzen Bernbiet und den angrenzenden Kantonen mit dem ÖV anreisen, dürfen nicht beim Bahnhof einsteigen. Sie müssen fast 500 Meter zur Schützenmatte oder zur Genfergasse gehen. Und nach der Rückkehr müssen die Carchauffeure ihre Kunden spätabends auch wieder dort ausladen. Auf dem Weg zum Bahnhof werden dann die Ausflügler - viele unter ihnen mit Altersbeschwerden - oft von Passanten belästigt.

"Die momentane Situation in der Bundesstadt ist eine Katastrophe", sagt Hans-Ueli Fankhauser, Präsident des Carverbandes Bern-Solothurn.jspSeite 17


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CarUnternehmer und ihre Ausflügler

Vom Bahnhofplatz verdrängt

Seit dem Umbau des Berner Bahnhofplatzes sind die Carunternehmer und viele ihrer Kunden verärgert. Grund: Die zum Teil älteren Ausflügler dürfen nicht mehr vor dem Bahnhof ein- und aussteigen.

Vor dem Umbau des Berner Bahnhofplatzes konnte jeder Carunternehmer seine Kunden direkt vor dem Bahnhof ein- und aussteigen lassen. So konnten die zum Teil älteren Menschen mit ihren "Bräschten" in wenigen Schritten die nahen Trams, Busse oder die Bahn erreichen.

Doch heute gilt für private Cars vor dem Bahnhof Anhalteverbot. Deshalb müssen die 78 Carunternehmer, welche täglich von Bern aus Ausflüge durchführen, ihre Kunden entweder auf der Schützenmatte oder an der Genfergasse abholen und zurückbringen.

Unzumutbare "Schütz"

Über diese fast 500 Meter vom Bahnhof entfernten Zusteigeplätze ist Hans-Ueli Fankhauser, Präsident des Carverbandes Bern-Solothurn, sehr unglücklich: "Die Schützenmatte ist unzumutbar, weil der Platz meistens von ausländischen Cars besetzt ist", sagt er. Und: "Viele unserer Kunden haben Angst, wenn sie dort nach einer Fahrt ins Blaue oder nach einem Ausflug zum Meringue-Essen im Chemmeriboden um 23 Uhr aussteigen und durchs enge, düstere Bollwerk zum Bahnhof müssen", sagt er. Es komme ab und zu vor, dass seine Kunden durch Passanten zwischen Reithalle und Bahnhof belästigt würden.

Carverbandspräsident Hans-Ueli Fankhauser kritisiert auch die Situation an der Genfergasse: "Der für den Individualcarverkehr reservierte Platz ist in der Nacht meistens von Personenwagen belegt." Wenn er am späten Abend dort mit Kunden ankomme, müsse er fast immer auf der Strasse anhalten, um die Kunden aussteigen zu lassen. Da komme es halt zu Hupkonzerten von Autofahrern, die hinter dem Car warten müssen. "Aggressive Lenker haben mich sogar verbal attackiert", erzählt Fankhauser.

"Wie Aussätzige behandelt"

Auch der Bümplizer Carunternehmer Heinz Dysli kritisiert die "desolate Situation" für die Tagesauflügler in der Bundesstadt: "Wir Carunternehmer und unsere Kunden werden in Bern wie Aussätzige behandelt." Und: "Es darf doch nicht sein, das ältere Menschen, die nicht mehr so gut auf den Beinen stehen, von der Schützenmatte oder von der Genfergasse mit ihren Taschen zum Bahnhof hinaufgehen müssen."

Sohn Patrik Dysli bezeichnet die momentane Situation als Armutszeugnis für Bern. Denn: "Als Chauffeur komme ich in ganz Europa herum - doch Bern ist die einzige Stadt in Europa, wo ältere, nicht mehr so bewegliche Menschen nicht direkt vor dem Bahnhof ein- und aussteigen können", behauptet der Carverbandsbeirat. Für Fankhauser ist klar: "Die Situation in Bern ist für die privaten Carunternehmer und ihre Kunden eine Katastrophe." Denn: "Bei der Bahnhofplatzplanung wurden wir vergessen, und bei unserer damaligen Einsprache wurden unsere Bedürfnisse nicht berücksichtigt", kritisiert der Präsident des Carverbandes Bern-Solothurn.

Zufahrt zu niedrig

Diese Kritik lässt Francis Racine, von der Firma Emch+Berger AG, der im Auftrag des Städtischen Tiefbauamts als Gesamtprojektleiter beim Umbau des Bahnhofplatzes tätig war, nicht gelten: "Wir haben bei der Planung die Carunternehmer nicht vergessen, doch wir konnten ihre Wünsche nicht zu hundert Prozent berücksichtigen, weil auch noch die Interessen der Fussgänger, der Taxis und des ÖVs wichtig waren." Und: "Bei den Einspracheverhandlungen mit dem Carverband haben wir darauf hingewiesen, dass eventuell eine Zufahrt auf die Plattform möglich sei." Doch weil die Zufahrt nur 3.20 Meter hoch ist, kommt dort kein Car durch. "Alle heutigen Cars sind 3.90 Meter hoch", sagt Fankhauser.

Wegen des Fussgängerstromes vom Bahnhof Richtung Baldachin kann dort kein Bernmobil-Bus und kein privater Car mehr anhalten. "Das ist auch im Milchgässli der Fall, weil dort eine Warenumschlagzone und der Zugang zur Velostation ist", Racine

Neuer Platz wird geprüft

Racine verspricht: "Um den Bedürfnissen der Carunternehmer nachzukommen, wird die Stadt Bern im Zuge des Umbaus der Schanzenpost zusammen mit der Post die Realisierung eines Zu- und Aussteigeplatzes prüfen." Dieses Versprechen hört Fankhauser gern: "Nach der jetzigen desolaten Situation wäre ein Zu- und Aussteigeplatz dort für uns schon fast paradiesisch", sagt er. Die Planung für den Umbau der Schanzenpost ist bereits angelaufen.

Jürg Spori

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CRIME NEWS
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police-be.ch 25.7.08

Bern / Zeugenaufruf

Mann nach Streit in die Tiefe gestürzt

pkb. Nach einem Streit auf der grossen Schanze stürzte ein Mann am Donnerstagabend mehrere Meter in die Tiefe. Dabei wurde er verletzt. Die Kantonspolizei Bern sucht Zeugen.

Am Donnerstag, 24. Juli 2008, kurz vor Mitternacht begegneten sich beim Gebäude der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern auf der grossen Schanze zwei Gruppen von Personen. Dabei kam es offenbar zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen zwei Männern, bei der ein weisshäutiger einem dunkelhäutigen Mann Pfefferspray ins Gesicht gesprayt haben soll. Der Getroffene rannte angeblich mit geschlossenen Augen in Richtung Obergericht. Beim Innenhof fiel er über einen Zaun und stürzte mehrere Meter in die Tiefe. Er wurde verletzt und musste mit der Sanitätspolizei ins Spital gebracht werden.

Die Kantonspolizei Bern bittet Personen, welche Angaben zu diesem Vorfall machen können, sich unter der Nummer 031 634 41 11 mit ihr in Verbindung zu setzen.

Untersuchungsrichteramt III Bern-Mittelland

(bwb)

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BETTELN
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Stadtrats-Sitzung 3.7.08

Motion Beat Schori (SVP)/Philippe Müller (FDP): Jetzt aber Schluss mit der Bettelei!

Der Presse ist zu entnehmen, dass in Bezug auf die Bettelei bei der SP ein Meinungsumschwung stattgefunden hat. Sie hat sich inzwischen klar für ein Bettelverbot ausgesprochen, da die Sozialwerke ein menschenwürdiges Leben in der Schweiz ermöglichen.
Die EURO ist vorbei, der Sommer ist in den Lauben zurück und in der Innenstadt ist die Bettelei wieder ein offensichtliches Problem. Wie in den Jahren zuvor fallen zahlreiche Bettelnde in der Stadt und nahe den Einkaufszentren in den Quartieren auf, teilweise mit dem Vorwand, Musik zu spielen, allerdings mit Musikinstrumenten, die sie nicht beherrschen. Auch wird nicht davor zurückgeschreckt, Kleinkinder einzusetzen um Mitleid zu erwecken. Aufdringliches Verhalten, immer mehr Platzanspruch durch ausgelegte Decken dienen nicht gerade dem Image der Stadt Bern.
Nach wie vor ist Fakt, dass es keine Begründung gibt, welche in unserem Sozialstaat die Bettelei rechtfertigt. Die Stadt Bern hat durch die unnötige Bettelei nicht nur als UNESCO Welterbe viel von ihrem Charme, ihrer Schönheit und ihrem Ansehen verloren, sondern durch all die negativen Randerscheinungen, die eine Duldung dieser grösstenteils bandenmässig organisierten Bettelei mit sich bringt, auch im Hinblick auf den Tourismus an Attraktivität eingebüsst.
Da nun auch die SP ein Bettelverbot unterstützt, wird der Gemeinderat aufgefordert, noch in diesem Jahr einen Entwurf für ein Bettelverbot auszuarbeiten und dem Stadtrat vorzulegen.

Bern, 3. Juli 2008

Motion Beat Schori (SVP)/Philippe Müller (FDP), Thomas Weil, Roland Jakob, Ueli Jaisli, Pe-ter Bühler, Manfred Blaser, Rudolf Friedli, Ueli Haudenschild, Beat Gubser, Bernhard Eicher, Mario Imhof, Pascal Rub, Dannie Jost, Thomas Balmer, Karin Feuz-Ramseyer, Jacqueline Gafner Wasem, Anastasia Falkner, Hans Peter Aeberhard, Reto Nause, Robert Meyer, Ernst Stauffer, Dieter Beyeler

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HEIMSTÄTTE FÜR DROGENABHÄNGIGE
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Stadtratssitzung 3.7.08

18 Postulat Fraktion FDP (Bernhard Eicher, JF): Heimstätte für Drogenabhängige
Geschäftsnummer 08.000030 / 08/209

Die Situation für drogenabhängige Menschen in der Stadt Bern ist unbefriedigend. Zwar wird den Abhängigen punktuell Hilfe angeboten (z.B. Essensabgabe, Dorgenanlaufstelle, Sozialhilfe), doch werden die Menschen grossenteils alleine gelassen. Dieser Umstand soll unter Berücksichtigung folgender Ziele geändert werden:
- Den Drogenabhängigen der Stadt Bern soll ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden. Für sie ist eine situationsgerechte Betreuung sicher zu stellen.
- Für die Drogenabhängigen soll eine Tagesstruktur geschaffen werden. Dies soll ihnen Halt im Leben bieten und einen allfälligen Ausstieg erleichtern.
- Familie und Bekannte der Abhängigen sind von der Betreuungsarbeit zu entlasten.

Um diese Ziele zu erreichen, soll der Gemeinderat die Schaffung einer Heimstätte für Drogenabhängige prüfen. Einen Ideenbeschrieb, wie sich eine solche Heimstätte ausgestaltet liesse, ist als Beilage zu finden. Die Idee orientiert sich an einer ähnlichen Stätte im Kanton Zürich, entsprechend ist mit den zuständigen Personen Kontakt aufzunehmen.

Der Gemeinderat wird gebeten, dem Stadtrat einen Bericht insbesondere zu folgenden Punkten zu unterbreiten:
1. Bedürfnisabklärung nach einer Heimstätte für Drogenabhängige. Hierbei ist nicht nur auf eine Befragung der Abhängigen abzustützen, sondern es sind auch Gespräche mit Experten sowie den Betreibern der Heimstätte in Zürich zu führen.
2. Vorschlag eines Realisierungsmodells für die Heimstätte. Darunter fallen unter anderem die Abklärung eines möglichen Standortes sowie die Klärung der Frage, ob und wie die Heimstätte in Zusammenarbeit mit Privaten realisiert werden soll.
3. Möglichst genaue Abklärung der Investitionskosten sowie der jährlich anfallenden Unterhalts- und Betriebskosten.
4. Ausarbeitung eines Vorschlages zur Finanzierung der unter Punkt 3 genannten Kosten. Der Gemeinderat soll dabei insbesondere aufzeigen, wie er die jährlich anfallenden Unterhalts- und Betriebskosten im bisherigen Finanzhaushalt zu kompensieren gedenkt.

Bern, 17. Januar 2008

Antwort des Gemeinderats
Im letzten Jahr hat der Gemeinderat das Strategiepapier "Suchtpolitik: Ziele, Schwerpunkte und Massnahmen 2007-2012" verabschiedet. Darin wurde festgehalten, dass die bestehenden Wohnangebote teilweise angepasst werden müssen, um den aktuellen Bedürfnissen zu entsprechen. Vorgesehen ist unter anderem die Zusammenführung mehrerer Wohnangebote in eine Liegenschaft und das Schaffen zusätzlicher begleiteter Wohnplätze. Insbesondere sollen mehr Plätze zur Verfügung stehen, bei denen auch konsumiert werden darf und sich die Bewohnerinnen und Bewohner auch tagsüber darin aufhalten können.
Die im Postulat aufgeführten Punkte und Vorschläge bewegen sich in eine ähnliche Richtung und können zum Teil miteinbezogen werden. Die Besichtigungen von bereits bestehenden, ähnlichen Wohnangeboten sind vorgesehen resp. bereits erfolgt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben und sich nicht jedes Modell eins zu eins auf die Stadt Bern übertragen lässt.
Die grösste Herausforderung wird sein, eine passende Liegenschaft zu finden. Hier müssen verschiedene Kriterien (Grösse, Standort etc.) erfüllt sein, damit das Angebot bedürfnisgerecht und möglichst kostengünstig ausgestaltet werden kann. Ob in dieselbe Liegenschaft auch noch eine Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige integriert werden könnte, muss sowohl unter fachlichen Gesichtspunkten als auch hinsichtlich Lage und Ausgestaltung einer konkreten Liegenschaft abgewogen werden.
Mit der Zusammenführung verschiedener kleiner Angebote in eine grössere Institution wird eine kostenneutrale Umsetzung der Angebotsanpassung angestrebt. In welcher Form allfällige zusätzliche Mittel beschafft würden, wird ebenfalls Gegenstand von Abklärungen sein.

Antrag
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, das Postulat erheblich zu erklären.

Bern, 4. Juni 2008

Beat Gubser (EDU): Das Ziel der Drogenpolitik sollte in Abstinenz bestehen. Das vorliegende Postulat verlangt eine Verbesserung im Bereich Schadensminderung. Dies klingt nach einem sinnvollen Anliegen. In diesem Zusammenhang muss man sich allerdings einige kritische Fragen stellen. Es besteht die Gefahr, dass man das Ziel der Abstinenz völlig aus den Augen verliert. Der Gemeinderat spricht in seiner Antwort bereits davon, dass in der Heimstätte eine Kontakt- und Anlaufstelle, also ein Fixerstübli, integriert werden könnte. Damit würden Wohnen und Fixen in einem städtischen Angebot kombiniert. Dies ist jedoch der falsche Ansatz. Die Voraussetzungen für einen Eintritt in die Heimstätte müssen nach wie vor der Entzug und der Wille zur Therapie bilden. Ansonsten geht für die drogenabhängigen Menschen ein weiterer Anreiz zu Abstinenz verloren. In der Folge würden noch mehr Drogenabhängige in der Sucht verharren. In der Drogenpolitik der Stadt Bern fehlt es an einer Strategie, welche zum Ziel hat, möglichst vielen drogenabhängigen Menschen den Weg vom Überleben zurück ins Leben zu ermöglichen. Dabei wäre wohl eine Art Case-Management nötig. Die Drogenpolitik der Stadt Bern ist zu stark auf Schadensminderung und zu wenig auf Abstinenz ausgerichtet. Ein weiterer Aspekt besteht in der Konzentration auf einen grossen Standort. Aus dem Blickwinkel der Abstinenz ist ein grosser Standort nicht unbedingt besser als mehrere kleine Standorte. Ein grosser Standort muss nicht schlecht sein, aber eine gewisse Vielfalt ermöglicht es eher, einen den unterschiedlichen Bedürfnissen der Drogensüchtigen entsprechenden Therapieplatz anzubieten. Zudem wäre mit mehreren Standorten eine gewisse Bandbreite an Therapieformen eher möglich. Aufgrund der genannten Vorbehalte lehnt die EDU das Postulat ab.

Postulant Bernhard Eicher (JF): Wer von uns hat nicht schon einen drogenabhängigen Menschen jämmerlich in einer Ecke liegen sehen und hat dabei nicht Schmerz und Mitleid empfunden? Ein solches Schicksal möchte man niemandem zumuten. Offenbar gibt es Menschen, denen mit der heutigen Drogenpolitik nicht genügend geholfen wird und wir orten hier einen gewissen Handlungsbedarf. Die Fraktion FDP ist der Meinung, dass es auch eine gesellschaftliche und staatliche Aufgabe ist, denjenigen Menschen zu helfen, welche ganz unten angekommen sind, damit sie sich wieder aufrichten können. Im Gegensatz zur Linken stellen wir nicht unzählige Forderungen auf, sondern haben uns zuerst an den Schreibtisch gesetzt und uns überlegt, was diese Idee die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler kosten würde und wie sie finanziert werden könnte. Wie kann man denjenigen Menschen helfen, welche bereits diverse Therapien hinter sich und den Ausstieg trotzdem nicht geschafft haben? Zudem stellt sich allmählich das Problem von Drogenabhängigen, welche ins Betagtenalter kommen. Sie sind zwar vielleicht erst 50 Jahre alt, weisen aber neben der Drogenabhängigkeit noch andere Gebrechen auf. Diese Menschen werden zusätzliche Unterstützung benötigen. Wir erteilen dem Gemeinderat mit dem Postulat den Auftrag zu überlegen, wie die betreffenden drogenabhängigen Menschen besser betreut werden könnten. Wir denken in die Richtung einer 24-Stunden-Betreuung. Zuerst gilt es jedoch das Bedürfnis sowie die Unterhalts- und Betriebskosten abzuklären. Dann muss überlegt werden, ob die Stadt ein solches Projekt alleine oder zusammen mit dem Kanton aufgleisen möchte. Wir möchten zudem vom Gemeinderat einen klaren Vorschlag, woher er die nötigen Gelder nehmen möchte. Die Jungparteien haben vorgeschlagen, allfällige Mehrkosten vom Kulturbudget abzuziehen. Da die Kultur immer zu sozialem Verhalten aufruft, könnte sie so zeigen, dass sie das auch wirklich ernst meint. Ich bitte den Rat, das Postulat zu überweisen, damit wir einen klaren Bereicht erhalten, auf dessen Grundlage wir uns für oder gegen eine solche Heimstätte für Drogenabhängige entscheiden können.

Beschluss
Der Stadtrat erklärt das Postulat erheblich (56 Ja, 1 Nein, 1 Enthaltung).