MEDIENSPIEGEL 29.7.08

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule: GFL-Mozsa verlässt endlich Förderverein Reitschule
- Schnüffelstaat
- Khat
- PNOS: ab auf's Rütli

-----------------------
REITSCHULE
----------------------

PROGRAMM:

Mi 30.07.08  20.00 Uhr  Vorplatz  
Offene Bühne - Street Art

Do 31.07.08     20.00 Uhr     Vorplatz     
DJ Durium (BE) - Funk, Easy Listening, Acid & Future Jazz, Triphop

Fr 01.08.08  

Vorplatz:
16.15 The Pitifuls
17.30 The Pitchfork

18 Uhr  Grosse Halle     
Antifafestival http://www.antifafestival.ch

19.00 - 20.00 PROTONPROD
20.15 - 21.15 NRK
21.30 - 22.30 Opcio K-95
22.45 - 23.45 UK SUBS
24.00 - 01.00 Commandantes
01.15 - 02.15 Hoffnungslos

Sa 02.08.08  

Vorplatz:
14.30 The Delivery
15.15 Kopfnuss
16.30 Zeno Tornado solo

18 Uhr  Grosse Halle     
Antifafestival http://www.antifafestival.ch
19.00 - 20.00 Inner Terrestrial
20.15 - 21.15 MAKHIPHOP
21.30 - 22.30 Two Tone Club
22.45 - 23.45 A.C.K
24.00 - 01.00 Oi Polloi
01.15 - 02.15 ReadyKill

Balder Fly http://www.konsortium-konsorten.org
21h Tojo Balder-Fly-Preview 2: Die industrielle Revolution
22h Tojo Konzert von Manana me chanto (Brasil-Groove)

So 03.08.08     08h     Grosse Halle/Vorplatz    Flohmarkt
http://www.reitschule.ch/reitschule/grossehalle/floh.html

Mi 6.8.08  20h Lounge: From Heartbeats and Heartbreaks

Do 7.8.08
20.00 Los Fastidios (Italien) - Streetpunk - pünktlicher Beginn!!!
21.00 Nur Sound (Bern) - Dubstep, Jungle, Drum'n'Bass, Elektro, Hiphop

Vorplatz-Belebungs-Bar: Di-Sa ab 16 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Kultur-Imbiss: Do-Sa ab 19.30 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Infos: http://www.vorplatz.ch

---

Bund 29.7.08

Reitschul-Verein: Protestrücktritt

Stadt Bern Stadtrat Erik Mozsa (gfl) tritt aus dem Vorstand des Fördervereins Reitschule aus. Hintergrund des Eklats ist der Streit um einen Vorstoss Mozsas. Darin fordert er unter anderem Leistungskürzungen für die Reitschule, falls gewaltbereite Gruppen die Sicherheitsvereinbarung mit der Stadt weiterhin missachteten. Der Vorstand des Vereins hat den Vorstoss in Abwesenheit Mozsas einstimmig verurteilt. "Es ist besser, wenn ich mich nun zurückziehe", sagt Mozsa. Die Stadt brauche eine Handhabe, um wirksam etwas gegen die überhandnehmende Gewalt vor und in der Reitschule unternehmen zu können, sagt Mozsa. Vorstandsmitglied Rahel Ruch hält das Gewaltproblem nicht für dramatisch und lehnt Sanktionen ab. (bob)

Seite 17

--

Eklat im Vorstand des Fördervereins Reitschule

GFL-Stadtrat Erik Mozsa tritt aus dem Vorstand des Fördervereins Reitschule aus; Hintergrund ist der Streit über den Umgang mit politisch motivierten Gewalttätern

Die Stadt soll notfalls mit Sanktionen für geordnete Verhältnisse in der Reitschule sorgen, fordert Stadtrat Erik Mozsa (gfl). Der Förderverein Reitschule lehnt dies ab. Das Gewaltproblem in der Reitschule sei nicht grösser als anderswo.

Erstmals in der gut zwanzigjährigen Geschichte der Reitschule verknüpft eine Partei der rot-grünen Mehrheit die Forderung nach verbindlichen Strukturen in der Reitschule mit der Androhung möglicher Sanktionen. In einer vor zwei Monaten eingereichten Motion fordert die GFL/EVP-Fraktion reguläre Vereinsstrukturen statt Basisdemokratie. Ein Vereinsvorstand müsse gebildet werden, der für die Einhaltung des Leistungsvertrags und der Sicherheitsvereinbarungen einsteht. "Wenn es nicht gelingt, einen Keil zwischen Kulturschaffende und Gewaltbereite zu treiben, hat die SVP mit ihren mehr oder weniger versteckten Vorstössen zur Abschaffung des Kulturzentrums Erfolg", sagt Motionär Erik Mozsa.

"Verein lebt ein Randdasein"

Die Reaktion auf Mozsas Vorstoss folgte postwendend. Die Basisdemokratie sei "nicht verhandelbar", liessen die Reitschul-Betreiber verlauten. Und der Vorstand des Fördervereins Reitschule entschied sich einstimmig gegen eine Unterstützung von Mozsas Motion – allerdings in Abwesenheit von Vorstandsmitglied Mozsa. Die Vorstandssitzung sei kurzfristig anberaumt worden, sagt der GFL-Politiker heute. Die "schnelle Positionierung" sei mit dem Ziel erfolgt, die Reitschulbetreiber zu beruhigen. An der gestrigen regulären Vorstandssitzung habe er daher seinen Rücktritt eingereicht, sagt Mozsa.

"Der Förderverein lebt ein Randdasein und ist vielen Reitschulbetreibern zu moderat", erklärt Mozsa. Der Verein versteht sich laut Webpage nicht nur als Vermittler zwischen den Reitschulbetreibern und den Behörden. Er will auch "mithelfen, Reitschul-interne Konflikte zu lösen". Dabei stelle er sich "eindeutig hinter diejenigen Kräfte, die einen geordneten, gefahrlosen Betrieb wollen". Für Mozsa ist klar, dass der Verein damit nur dann Erfolg hat, wenn er die Möglichkeit von Sanktionen wie zum Beispiel Subventionskürzungen nicht ausschliesst. "Die Stadt muss etwas gegen die Macht politisch motivierter Gewalttäter in der Reitschule unternehmen können", sagt Mozsa.

"Sanktionen treffen die Falschen"

Vorstandsmitglied Rahel Ruch sieht die Sache anders. "Wir waren völlig überrascht von Mozsas Vorstoss." Der Förderverein habe rasch Stellung nehmen müssen, ein gemeinsamer Sitzungstermin habe sich nicht finden lassen. "Es war ein Terminproblem. Mozsa hat sich die Zeit nicht genommen", sagt Ruch. Der Förderverein sei gegen Sanktionen und allfällige Leistungskürzungen. "Das würde ohnehin nicht diejenigen treffen, denen Mozsa Grenzen setzen will, sondern die Kulturschaffenden", sagt Ruch. Mozsa hätte seinen Vorstoss zuerst mit den Betroffenen besprechen sollen.

Auch in der Reitschule gebe es Gewalt, räumt Ruch ein. Die Verhältnisse seien aber nicht schlimmer als an einem Wochenende vor anderen Ausgehlokalen in der Stadt. Den tätlichen Angriff auf Mozsa in der Reitschule von Mitte Mai verurteilt der Vereinsvorstand allerdings deutlich.

Stadtrat als Förderverein?

Wer nun Mozsas Sitz im Vereinsvorstand beerbt, soll an der Jahresversammlung im August bestimmt werden. Laut Ruch gibt es "keinen Parteienproporz". In den letzten Jahren gab es keine Vertreter von SP und GB im Vorstand. Für GFL-Präsident Manuel Widmer braucht es eine "grundsätzliche Debatte" über Sinn, Zweck und Zusammensetzung des Fördervereins. Warum keine Vertreter von GB und SP im Vorstand einsitzen, kann sich Widmer nicht erklären. "Vielleicht betrachten sie den Stadtrat als Förderverein Reitschule."

Bernhard Ott

-------------------------------
SCHNÜFFELSTAAT
-------------------------------

Bund 29.7.08

WoZ-Journalist will Auskunft über Fichen

Stadt Bern Ein in Bern tätiger Journalist der "WochenZeitung" (WoZ) nimmt die Fichierung durch den Inlandgeheimdienst nicht hin (siehe "Bund" vom 24. Juli). Er wolle seinen Fall ans Bundesverwaltungsgericht weiterziehen, um Einsicht in seine Akten zu erhalten, sagt der Journalist D.G. Auch der Zürcher Politiker Balthasar Glättli gelangt vor Bundesverwaltungsgericht, wie die "SonntagsZeitung" berichtete. Glättli wurde als Gesuchsteller einer bewilligten Demonstration in Zürich fichiert.

Im Anschluss an die rätselhafte Verhaftung D.G.s vor der Anti-WEF-Demonstration vom 19. Januar hat ein Anwalt zehn Gesuche um Einsicht in die Staatsschutzakten beim Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten eingereicht. Der Fall des WoZ-Journalisten war einer von drei Fällen, in denen die Fiche offengelegt wurde. D.G. ist dort unter anderem wegen "Ausschreitungen in Bern" bei der Gegendemonstration zum SVP-Umzug vom 6. Oktober fichiert. Laut eigenen Angaben war G. damals aber als Kontaktperson zwischen Organisatoren und Polizei unterwegs.

Ebenfalls hängig ist auch ein Verfahren von G. wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und Amtsmissbrauch. Es richtet sich gegen jene Polizisten, die ihn vor der Anti-WEF-Demonstration vom 19. Januar festnahmen. G.s Anwalt wehrt sich gegen die vom Untersuchungsrichter beantragte Einstellung des Verfahrens. Falls es soweit kommen sollte, werde er einen Rekurs bei der Anklagekammer des Obergerichts einreichen, sagt Willi Egloff, der Anwalt von G. (bob)

---------
KHAT
---------

20min.ch 28.7.08

Das Drogenkraut mit bitterem Nachgeschmack

von Anja Grünenfelder

Immer wieder wird kiloweise Khat in die Schweiz geschmuggelt. Dies, obwohl das Kraut aus Nordafrika innert kürzester Zeit verfault und seine berauschende Wirkung verliert. Zudem schmeckt das Drogenkraut den Schweizern überhaupt nicht.

Den letzten grossen Fang machten Basler Zollbeamte vor wenigen Tagen. Am 22. Juli entdeckten sie 160 Kilogramm Khat im Wagen eines Franzosen. Der Mann fuhr bei Basel über einen unbewachten Grenzübergang, als die Fahnder zuschlugen. Die Scheiben seines Autos waren abgedunkelt. Ansonsten machte sich der Franzose keine grosse Mühe, seine illegale Fracht zu verstecken. Die Droge transportierte er im Kofferraum in dutzenden Kartonschachteln - getarnt bloss mit einer grauen Wolldecke. Der Kofferraum sah aus, als würde der Franzose umziehen.

"Die Blätter brauchen Luft"

Dass er auf diese Weise versucht hat, Drogen in die Schweiz zu schmuggeln, scheint auf den ersten Blick dilettantisch. Der Grund ist aber ein anderer. "Meist wird die Droge in losen Gebinden eingeführt, weil die Blätter Luft brauchen", erklärt Markus Zumbach, Mediensprecher der Grenzwachregion I Basel. Deshalb würden sie häufig in derartigen Kartonschachteln oder in Juttesäcken transportiert. Insbesondere deswegen, weil Khat schnell verdirbt.

Laut Kriminalkommisär Markus Melzl von der Basler Staatsanwaltschaft verfault das Kraut bereits zwei bis drei Tage nach der Ernte. "Die Blätter haben einen penetranten Geruch und stinken fürchterlich, wenn sie verderben", so Melzl. Dem trägt auch die Zollbehörde Rechnung. Die stinkende Fracht wird jeweils so schnell wie möglich gewogen, fotografiert und dann verbrannt.

Khat-Schmuggel tritt wellenartig auf

Trotz des rekordverdächtigen Funds vom 22. Juli: Die Experten reagieren gelassen. Es würden zwar immer wieder grosse Mengen Khat an Schweizer Grenzübergängen beschlagnahmt. Dass der Schmuggel im letzten Halbjahr zugenommen hat, dementiert Melzl jedoch. Er trete vielmehr wellenartig in Erscheinung, sagt der Kriminalkommissär.

Auch die Jugendberatung Streetwork kann keine "Khat-Welle" ausmachen. "Wir haben keine Beobachtungen gemacht, dass Khat unter Jugendlichen verbreitet ist", sagt Alex Bücheli, stellvertretender Betriebsleiter von Streetwork. Auch die pulverisierte Form, das so genannte CAT, ist bei Schweizerinnen und Schweizern unbeliebt. "CAT ist auf dem Schweizer Markt nicht vorhanden", sagt Bücheli. "Wir haben die Droge in den letzten zwei bis drei Jahren nicht mehr angetroffen."

Beliebt in afrikanischen Kreisen

Warum also wird Khat trotzdem immer wieder in die Schweiz geschmuggelt? Melzls Erklärung: Die Droge wird vorwiegend in afrikanischen Kreisen konsumiert. Ihm seien zwar auch Leute aus der Schweiz bekannt, die die Droge mal ausprobiert hätten. Die Blätter seien aber ziemlich bitter und gewöhnungsbedürftig. Deshalb sei es meist bei einem Versuch geblieben. In den traditionellen Herkunftsländern Äthiopien, Jemen und Kenia hingegen ist Khat ein sozial akzeptiertes Sucht- und Genussmittel.

Nicht so in der Schweiz, wo die Droge seit 1992 unter dem Betäubungsmittelgesetz steht. Andere Länder hingegen haben ein liberaleres Verhältnis zur stimulierenden Kau-Droge. In den Niederlanden und Grossbritannien ist die Droge legal. Wie die Droge in die Schweiz gelangt, weiss Markus Zumbach ziemlich genau: Das Khat werde per Luftfracht nach Amsterdam geflogen und dann in die Schweiz geschmuggelt - nicht selten in einem voll bepackten Kofferraum.

--

Info-Box

Wirkung von Khat

Beim Khat handelt es sich um die Zweigspitzen und jungen Blätter des Khatstrauchs, die als leichtes Rauschmittel konsumiert werden. Die Blätter werden dabei im Mund zu Bällchen gepresst und in die Backentasche geschoben. Im Verlauf des Tages können diese Bällchen leicht bis zur Größe eines Tennisballs anwachsen; dabei werden sie immer wieder neu befeuchtet und ausgesaugt. Die Wirkung ähnelt der anderer Amphetamine, ist jedoch deutlich schwächer. Der Wunsch sich mitzuteilen wird erhöht, Müdigkeit verschwindet, und das Hungergefühl wird unterdrückt. Dieser Zustand nimmt etwa nach zwei Stunden ab. Grössere Mengen können zu Müdigkeit und Benommenheit oder gar einer Vergiftung führen. Dauerkonsum führt oft zu Schlafstörungen, Impotenz und antisozialem Verhalten.

Quelle: Wikipedia

---------
PNOS
--------

20min.ch 28.7.08

Rütli: PNOS ruft zu unbewilligter Demo auf

von Adrian Müller

In der Zentralschweiz marschieren schon wieder die Rechtsextremen auf: Von der Schlachtfeier zu Sempach ziehen sie aufs Rütli, allerdings erst am 3. August. Die Polizei wird sie gewähren lassen – aber Präsenz markieren.

Der libysche Botschafter hat seine Teilnahme zwar abgesagt - trotzdem erweisen dieses Jahr erstmals Diplomaten etwa von der Elfenbeinküste, aus Kolumbien und dem Libanon der offiziellen 1. Augustfeier auf dem Rütli die Ehre. Die Personen, welche zwei Tage später ihre eigene Feier auf dem Rütli zelebrieren, würden hingegen in kein diplomatisches Protokoll passen: Auch dieses Jahr ruft die Partei National Orientierter Schweizer PNOS ihre Sympathisanten dazu auf, am dritten August auf der Rütliwiese ihre eigene Nationalfeier abzuhalten.

PNOS bricht Hausordnung

2007 versammelten sich über 300 Rechtsextreme auf der geschichtsträchtigen Wiese – dieses Jahr erwartet PNOS-Sprecher Renato Bachmann in etwa gleich viele. Mit dem Aufmarsch bricht die PNOS bewusst die Rütli-Hausordnung: Diese besagt, dass es für Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen eine Bewilligung der Schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft SGG, welche die 1. Augustfeier organisiert, braucht.

Eine solche Bewilligung hat die PNOS nicht beantragt. "Wir sind uns im Klaren, dass wir im Grunde genommen zu einer unbewilligten Platzkundgebung aufrufen", gesteht der PNOS-Sprecher ein. Die Partei habe kein Gesuch eingereicht, weil die Behörden nicht auf ihre Anliegen eingegangen seien.

"Unanständiger Stil"

Die Polizei wird den Aufmarsch trotz fehlender Bewilligung tolerieren: "Die Hausordnung ist nicht die Rechtsgrundlage, deshalb können wir nichts gegen den Aufmarsch unternehmen", sagt Karl Egli, Mediensprecher der Kantonspolizei Uri.

Martin Hofer von der SGG zeigt sich gegenüber der "NLZ" verärgert über die "proklamatorische Ankündigung" der PNOS, erneut eine eigene Rütlifeier abhalten zu wollen: "Das ist ihr bekannter, unanständiger Stil", meint Hofer.

Redner unter der Lupe

Schlechte Manieren hatte offenbar einer der letztjährigen PNOS-Redner an der Rütlifeier: Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen Verletzung der Anti-Rassismus-Norm eingeleitet - er bezeichnete den Anti-Rassismus-Paragraphen als historische Lüge. Das Verfahren ist laut dem PNOS-Sprecher noch hängig.

Die Kantonspolizei Uri legt dieses Jahr ihr Augenmerk wiederum darauf, ob die Rechtsextrem die Antirassismus-Norm einhalten – oder sonst strafbare Handlungen begehen. "Die Kantonspolizei Uri wird mit einem angemessenen Aufgebot präsent sein", erklärt Egli weiter.

--

Info-Box

Freie Plätze auf dem Rütli

Auf der Rütliwiese dürfte am kommenden 1. August definitiv viel Platz frei bleiben. Wie die Organisatoren am Montag, vier Tage vor dem Anlass, erklärten, wird mit 700 bis 900 Besucherinnen und Besuchern gerechnet. Dies stehe aufgrund der Anmeldungen fest. Einen Grossandrang wie 2007 gebe es dieses Jahr sicher nicht, sagte Sprecher Martin Hofer von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) auf Anfrage. Das Sicherheitskonzept für die Wiese liesse eine maximale Besucherzahl von 2000 Personen zu. Das geringe Interesse wurde bereits früher damit erklärt, dass diesmal keine umstrittenen Redner aufträten. (sda)

------------------
ASYLNOT
------------------

BZ 29.7.08

Asylnotunterkunft La Poya

"Es ist wie in einer Irrenanstalt"

Seit 2008 ist das revidierte Asylgesetze in Kraft. Dessen Ziel ist es, abgewiesenen Asylbewerbern das Leben so ungemütlich wie möglich zu machen. Was das heisst, ist in der Asylnotunterkunft La Poya in Freiburg zu sehen.

Der Eingang zum Hof der Asylnotunterkunft La Poya in der Stadt Freiburg liegt hinter den Bahngeleisen an der Rue du Nord. Fünf längliche, weisse Baracken tauchen auf. In der ersten Baracke zur Linken hat der Verwalter der Unterkunft, Bernard Jaquet, sein Büro. Hinter einem Gitterzaun sind die Wohnbaracken eins bis vier.

Drei Frauen und 23 Männer aus zwölf Nationen fristen derzeit in der Notunterkunft La Poya ihr Dasein. Tagsüber dürfen sich diese Menschen ohne Zuhause nicht in ihren Zimmern aufhalten. Die Schlafräume sind von 9 bis 17 Uhr geschlossen, einzig der Aufenthaltsraum mit Küche bleibt offen. Die anwesenden Männer stehen und sitzen darum vor den Baracken. Die Sonne scheint, der Schattenwurf ist kurz. Einer liest auf einer Bank Zeitung. Es ist den leeren Gesichtsausdrücken abzulesen, dass sie sich hier die Zeit hoffnungslos zu Tode schlagen.

Rechtskräftig abgewiesen

Die Menschen, welche in der Notunterkunft La Poya landen, haben alle eine rechtskräftige Ausweisungsverfügung des Bundesamtes für Flüchtlinge erhalten, sind aber noch nicht in ihr Heimatland zurückgekehrt. Es sind zudem Männer und Frauen, deren Status der Kanton respektive der Bund, nicht regularisieren will oder kann. Solange sie sich aber im Kanton Freiburg aufhalten, gibt es für sie nur die Asylnotunterkunft: Ein Dach über dem Kopf und zehn Franken pro Tag fürs Nötigste. Das ist es, worauf sie noch Anrecht haben.

Prekäre Lebenssituation

"Ich finde es hier nicht gut, aber ich habe keine Wahl", sagt der schlaksige Miguel aus Angola. "Wenn ich zurückgehe, komme ich ins Gefängnis." Mohamed fragt: "Soll ich mich in Somalia töten lassen?" Er trägt ein rotes T-Shirt mit Schweizer Kreuz. Mohamed wirkt nervös. Seit sieben Jahren lebe er in der Schweiz, habe in Avenches mit Pferden gearbeitet, bis ihn die Polizei zu Hause abgeholt habe. Ihm passt es in der Poya gar nicht. Keine Frauen, klauende Leidensgenossen, das wenige Geld, welches allein schon durch die Zigaretten aufgefressen würde, die Langeweile – das alles setzt ihm zu.

Die abgewiesenen Asylbewerber bleiben so lange in der Poya, bis sie ausreisen oder ausgeschafft werden, durchschnittlich zwei bis drei Monate. Oder sie tauchen unter.

Am längsten in der Poya lebt Justin aus Kongo Kinshasa. "Seit vier Jahren bin ich hier. Hier ist es wie in einer Irrenanstalt", sagt er mit erregter Stimme. Jede Woche müssen die Poya-Bewohner bei der Polizei ihre Fingerabdrücke geben und sich beim kantonalen Amt für Bevölkerung und Migration zeigen. "Warum wir? Wir verstehen das nicht. Wir haben nichts gestohlen und sind bereit, jede Arbeit zu machen", sagt Justin. Er hat zwei Kinder mit einer Schweizerin, mit welcher er nach eigenen Angaben immer noch zusammen ist. Aber weshalb lebt er dennoch in der Poya? Marie Guisolan, Koordinatorin für Asyl- und Flüchtlingsfragen bei der kantonalen Sozialdirektion, versichert, dass das ein Extrem-, ein Ausnahmefall sei. Der Kanton sei daran, für ihn eine Lösung zu suchen.

Im Dunklen bleibt auf Grund des Amtsgeheimnisses auch, warum die anderen Nothilfe-empfänger nicht regularisiert werden konnten.

In Würde geduldet

Früher wurden in der Poya Asylbewerber mit einem Nichteintretensentscheid untergebracht. Da mit der Revision des Asylgesetzes keine Unterscheidung mehr zwischen Asylbewerbern mit negativem Entscheid und Nichteintretensentscheid gemacht wird, kommen nun alle Nothilfeempfänger seit Januar 2008 in die Poya.

Die ORS Service AG hat Anfang Jahr vom Kanton das Mandat zur Betreuung von Flüchtlingen und Asylsuchenden im Kanton Freiburg erhalten und ist damit auch für die Notunterkunft La Poya zuständig. Was das beinhaltet, sagt Claude Gumy, Verantwortlicher von ORS Freiburg: "Die Situation dieser Menschen ist nicht einfach. Wir versuchen einen Rahmen zu geben, damit sie ihre Würde nicht verlieren." rsa/ats