MEDIENSPIEGEL 19.8.08

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Zaffaraya/Wagenplätze: Zonenchaos
- Polizeischule 2007-2
- Skintreffen im Wallis
- National(istisch)er Feminismus
- Mumia Abu-Jamal
- Taser: heute in der Rundschau

-----------------------
REITSCHULE
-----------------------

PROGRAMM:

Mi 20.08.08  20.00 Uhr  Vorplatz   The all time favourites Lounge: Ladies Voices

Do 21.08.08 20.00 Uhr  Vorplatz   DJane Lonny (Allerwelts-Pop)

Fr 22.08.08   20.00 Uhr  Vorplatz   Mani Porno (Breitsch-Punk-Rock)

Sa 23.08.08     
20.00 Uhr   Vorplatz            Uristier (100% Toiletcore)
21.00 Uhr   Grosse Halle     Balder-Fly-Preview 5: "Ein Phantasma"
22.00 Uhr   Grosse Halle     Tomazobi (Psychedelic Trubadurs)
23.00 Uhr   Dachstock         Liquid Session: Makoto & Deeizm MC (human elements/good looking)
supported by: DJ's Submerge, Lockee, MC Matt. style: drum'n'bass

Vorplatz-Belebungs-Bar: Di-Sa ab 16 Uhr
Vorplatz-Belebungs-Infos: http://www.vorplatz.ch

-------------------------------------------------
ZAFFARAYA/WAGENPLÄTZE
-------------------------------------------------

Bund 19.8.08

Zaffaraya gerät unter Druck

Stadt Bern Neue Entwicklung um die alternative Wohnsiedlung Zaffaraya: Das Departement von Bundesrat Moritz Leuenberger bittet die Stadt Bern, eine legale Lösung für das Zaffaraya zu finden. "Wenn dort etwas passiert, haben wir ein Haftungsproblem", begründet Daniel Bach, Sprecher des Uvek. Gleichzeitig suchen Stadt, Kanton und andere Institutionen zusammen mit herumziehenden alternativen Wohngruppen, wie zum Beispiel den Stadtnomaden, eine definitive Lösung.

Seite 23

--

Zaffaraya kommt nicht zur Ruhe

Die alternative Wohnsiedlung ist wieder umstritten - das Uvek fordert eine Lösung von der Stadt

Alternative Wohnformen haben es in der Stadt Bern derzeit schwer. Bundesrat Leuenberger verlangt einen Lösungsvorschlag fürs Zaffaraya.Für die Stadtnomaden sucht ein runder Tisch nach einem gangbaren Weg.

Die illegalen Hütten- und Wohnwagensiedlungen in der Stadt Bern beschäftigen mittlerweile sogar das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek). Per ersten Januar dieses Jahres ist nämlich das Gelände der Zaffaraya-Siedlung in den Besitz des Bundes übergegangen. Im Gegensatz zur Stadt, welche die Zaffaraya-Siedlung seit über 20 Jahren toleriert, ist das Departement von Bundesrat Moritz Leuenberger (sp) nicht bereit, den illegalen Status längerfristig zu akzeptieren. Im Januar dieses Jahres hat Leuenberger deshalb der Sozialdirektion der Stadt Bern einen Brief geschrieben mit der Aufforderung, eine Lösung zu suchen, wie Daniel Bach, Pressesprecher des Uvek, einen Bericht der Gratiszeitung ".ch" bestätigt. Das Uvek habe der Stadt allerdings kein Ultimatum gestellt. Vor allem juristische Unwägbarkeiten hätten das Uvek zu diesem Handeln veranlasst, erklärt Bach: "Die Siedlung ist illegal, da sie weder zonenkonform ist, noch eine Baubewilligung hatte. Wenn dort etwas passiert, hätte man Haftungsprobleme. Zudem ist die Siedlung sehr nahe an der Autobahn, das könnte gefährlich sein."

Stadt zahlte Erschliessung

Erst Ende 2007 musste das Zaffaraya der Zufahrt zum Neufeldtunnel weichen. Die Erschliessung des neuen Standortes kostete insgesamt 360000 Franken, wovon die Stadt 260000 Franken übernahm; die Zaffaraya-Bewohner bezahlten 80000 Franken. Naheliegend wäre deshalb eine Umzonung des Geländes: "Eine Umzonung wäre denkbar", erklärt dazu Stadtpräsident Alexander Tschäppät (sp).

Stadtrat Hess prüft Anzeige

Unabhängig davon prüft der Berner Stadtrat Erich J. Hess (jsvp) eine Anzeige bei der Polizei gegen die Zaffaraya-Siedlung: "Den illegalen Zustand des Zaffarayas akzeptiere ich nicht." Nebst der Anzeige bei der Polizei prüft Hess eine Aufsichtsanzeige bei Regierungsstatthalterin Regula Mader. Dies, weil der Gemeinderat auf eine baupolizeiliche Anzeige von Hess nicht eingegangen sei, weil er nicht einspracheberechtigt sei. "Die normale Anzeige bei der Polizei hat wohl mehr Chancen - aber ich bin noch dabei, das genaue Vorgehen abzuklären", erklärt Hess.

"Zaffaraya ist unbestritten"

Inmitten der Debatte um die Illegalität der Zaffaraya-Siedlung fand im Juni ein erster runder Tisch statt, der sich unter anderem mit den sogenannten Stadtnomaden, offiziell Verein Alternative, beschäftigte - aber nicht mit Zaffaraya. Daran nahmen die Stadt und der Kanton Bern, die Stadtbauten, die Burgergemeinde und andere Verwaltungsinstanzen teil, wie Tschäppät auf Anfrage erklärt. "Das eigentliche Problem ist nicht Zaffaraya. Diese Siedlung ist seit Langem unbestritten und verursacht auch keine Probleme."

Zankapfel Stadtnomaden

Regula Mader, Regierungsstatthalterin des Amtsbezirkes Bern, bestätigt dies: "Am ersten runden Tisch war Zaffaraya kein Thema. Das Problem sind herumziehende Gruppen wie zum Beispiel die Stadttauben oder der Verein Alternative." Diese ziehen seit vier Jahren in Bern von Parzelle zu Parzelle. Mal ist diese auf privatem Grund, mal auf städtischem oder kantonalem Boden. Die verschiedenen Eigentümer der Grundstücke liessen die Gruppen jeweils vertreiben, was einen enormen administrativen Aufwand zur Folge hatte.

Lösungen nach Herbstferien

Die Teilnehmer des ersten runden Tischs beauftragten Mader damit, mit allen Beteiligten das Gespräch zu suchen und mögliche Lösungen zu finden. "Bisher habe ich mit dem Verein Alternative und den Stadttauben Gespräche geführt", führt Mader aus. In der ersten Woche nach den Herbstferien wird der zweite runde Tisch stattfinden, wo Mader die Resultate der Gespräche vorstellen wird. Danach werden die Teilnehmer Lösungen diskutieren. "Es geht darum, das Problem grundsätzlich anzupacken und eine langfristige Lösung zu finden."

Zu möglichen Lösungen will Mader zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellung nehmen. "Wir haben mit allen Beteiligten Stillschweigen vereinbart."

Joel Weibel

---

BZ 19.8.08

Stadt unter Zugzwang

Wie weiter mit dem Hüttendorf Zaffaraya? Die Stadt Bern soll auf Geheiss des Bundes eine Lösung suchen.
 
Seit 2008 ist der Bund Eigentümer der Nationalstrassen und damit verantwortlich für die von der Wagenburg Zaffaraya besetzte Parzelle im Neufeld. Wie die Zeitung ".ch" in ihrer gestrigen Ausgabe vermeldete, hat das Departement von Bundesrat Leuenberger den Zaffarayanern zwar in Aussicht gestellt, die Wagenburg vorläufig zu tolerieren, da sich so etwas wie ein Gewohnheitsrecht etabliert habe. Garantien für die Zukunft gebe es aber keine. Von der Stadt Bern erwartet Leuenbergers Departement nun, dass sie einen Standort für die Hüttensiedlung sucht. Dies habe das Departement der städtischen Sozialdirektion mitgeteilt. Ein runder Tisch solle bis im Oktober Resultate aufzeigen, wird Stadtpräsident Alexander Tschäppät zitiert. mar

----------------------------
POLIZEISCHULE
----------------------------

police.be.ch 19.8.08

Medienmitteilung vom 19. August 2008

Vereidigung der Polizeischule 2007-2

37 neue Kantonspolizisten und -polizistinnen

pkb. 37 Absolventinnen und Absolventen der Polizeischule 2007-2 der Kantonspolizei Bern sind am Dienstag in Spiez vereidigt worden. Sie haben als erste Klasse ihre Ausbildung an der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch (IPH) absolviert.

9 junge Frauen und 28 Männer sind am Dienstagmorgen in Spiez durch Regierungsrat Hans-Jürg Käser und Polizeikommandant Dr. Stefan Blättler als neue Kantonspolizistinnen und Kantonspolizisten vereidigt worden. Sie haben als erster Lehrgang gemeinsam mit den Aspiranten und Aspirantinnen elf anderer Polizeikorps ihre Ausbildung an der Interkantonalen Polizeischule im luzernischen Hitzkirch absolviert. Sie werden am 1. September 2008 ihre Arbeit als Kantonspolizisten und
-polizistinnen aufnehmen.

Vor einem Jahr traten 38 Personen den einjährigen Ausbildungsweg bei der Kantonspolizei Bern an. Seit Herbst 2007 findet die Ausbildung für die deutschsprachigen Aspiranten und Aspirantinnen in Hitzkirch statt - die französischsprachigen Polizeianwärter absolvieren ihre Ausbildung an der ERAP (Ecole régionale d'aspirants de police) in Colombier. Im Februar 2008 hat an der IPH  der zweite Lehrgang begonnen.

Ein Aspirant der Polizeischule 2007-2 hat im Verlauf des Ausbildungsjahres aus persönlichen Gründen zur Kantonspolizei Luzern gewechselt. Erfreulicherweise haben alle 37 Absolventen die Abschlussprüfungen, die erneut nach den Vorgaben der Eidgenössischen Berufsprüfungen für Polizisten und Polizistinnen erfolgt sind, bestanden. Sie durften an der Feier in Spiez im Beisein ihrer Familien und Freunde ihre Berufsausweise entgegen nehmen.

Hitzkirch sei für alle Beteiligten eine echte Herausforderung gewesen, sagte Polizeikommandant Dr. Stefan Blättler in seiner Ansprache an die neuen Kantonspolizisten und -polizistinnen. Er sei beeindruckt, wie der Prozess der Zusammenführung - ein für die Schweizer Polizeilandschaft gerade revolutionärer Schritt - erfolgt sei. Mit dem Modell Hitzkirch sei man auf dem richten Weg, führte der Kommandant weiter aus. "Gleich wie die Kriminalität nicht an der Kantonsgrenze aufhört, gehört auch die Harmonisierung der Ausbildung der Zukunft."

Mit einem kurzen Rückblick über das Ausbildungsjahr liess der angehende Polizist Stefan Gerber die 12-monatige Ausbildungszeit Revue passieren.

Bevor Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Polizei- und Militärdirektor des Kantons Bern, die Vereidigung der neuen Mitarbeitenden der Kantonspolizei Bern vornahm, erinnerte er daran, dass sich die Polizisten und Polizistinnen mit dem Eintritt ins Korps der Kantonspolizei Bern verpflichtet hätten, sich für die Sicherheit der Bevölkerung einzusetzen. Die Anforderungen an die Kantonspolizei würden ständig steigen und gleichzeitig werde die Belastung durch die zahlreichen Ordnungsdiensteinsätze immer grösser. Trotzdem sei der Beruf des Polizisten attraktiv, vielseitig und es bestehe die Möglichkeit, innerhalb des Korps Karriere zu machen. Weil es im Moment nicht einfach sei, genügend geeignete Leute für die nächsten Polizeischulen zu finden, werde demnächst eine grosse Marketingkampagne gestartet, führte Hans-Jürg Käser weiter aus.

Die neuen Kantonspolizistinnen und -polizisten ab 1.9.2008

Region Berner Jura - Seeland

Sybil Bachofen Polizeiwache Büren a.A.

Marc Schneider Mobile Polizei

Jasmine Stotzer Polizeiwache Biel

Aaron Stutzmann Polizeiwache Erlach

Region Mittelland - Emmental - Oberaargau

Andreas Eggimann Polizeiwache Eggiwil

Thomas Frischknecht Polizeiwache Langenthal

Jakob Germann Mobile Polizei

Andreas Glanzmann Polizeiwache Worb

Lukas Mauerhofer Polizeiwache Kirchberg

Manfred Neuhaus Polizeiwache Worb

Andrea Schär Polizeiwache Konolfingen

Region Berner Oberland

Reto Aeschbacher Polizeiwache Thun

Stephanie Anklin Polizeiwache Zweisimmen

Beat Dubach Polizeiwache Gstaad

Stefan Gerber Mobile Polizei

Sandra Isler Polizeiwache Lauterbrunnen

Pascal Riesen Polizeiwache Thun

Christian Röthlisberger Polizeiwache Adelboden

Marc von Allmen Polizeiwache Interlaken

Michael Zbinden Polizeiwache Gstaad

Region Bern

Fabian Amonn Polizeiwache Bern-Mitte

Marcel Baumberger Polizeiwache Bern-West

Réjane Beusch Polizeiwache Ostermundigen

Andreas Hofmann Polizeiwache Bern-Mitte

Damian Jäger Polizeiwache Bern-Mitte

Cyrill Jauch Polizeiwache Bern-West

Renate Leibundgut Polizeiwache Bern-Mitte

Alexandra Müller Polizeiwache Bern-West

Fred Müller Polizeiwache Bern-Ost

Jonas Roth Mobile Polizei

Simon Schaufelberger Polizeiwache Bern-Ost

Stefan Schlaefli Polizeiwache Bern-West

Dario Secci Polizeiwache Bern-Mitte

Severin Sollberger Polizeiwache Bern-Mitte

Patrick Villiger Polizeiwache Bern-Mitte

Monika Zimmermann Polizeiwache Bern-Ost

Thomas Zingg Polizeiwache Bern-Mitte

(ust)

---------------------------------
RECHTSEXTREME
---------------------------------

tagesanzeiger.ch 18.8.08

Walliser Polizei interveniert bei Skinhead-Treffen

Die Walliser Polizei hat am Samstag bei einem Skin-Treffen interveniert. Über 50 Personen vorwiegend aus der Deutschschweiz wurden kontrolliert.

Wie die Walliser Kantonspolizei in einer Mitteilung schreibt, trafen sich über 50 Skinheads in einem Unterstand auf dem Gemeindegebiet von Saxon. Die Polizei sei mit einem Grossaufgebot zu einer Personenkontrolle ausgerückt. Verschiedene Überprüfungen seien im Gange, heisst es weiter.

Die Teilnehmer hätten den Ort nach Beendigung der Polizeikontrolle verlassen. Die Teilnehmer seien grösstenteils aus der Deutschschweiz angereist. Einige Walliser und deutsche Staatsangehörige waren laut Polizei ebenfalls dabei.

Die Gemeinde Saxon war nicht im Bild darüber, dass es sich bei der Veranstaltung um ein Skinhead-Treffen handelte. Der Unterstand war von der Freundin eines Skinheads gemietet worden, die einen anderen Veranstaltungszweck angegeben hatte.

---

vs.ch 18.8.08

Sapinhaut : rassemblement de skinheads - intervention de la Police cantonale.

Le 16.08.2008, en soirée, plus d'une cinquantaine de skinheads se sont réunis au couvert du Grand Vatse situé sur la commune de Saxon.

La Police cantonale a mobilisé un important effectif et est intervenue afin d'identifier et de contrôler ces extrémistes de droite. Les investigations nécessaires sont en cours. Au terme du contrôle de police, les participants ont quitté les lieux.

La commune de Saxon n'avait pas connaissance de ce rassemblement. L'administration a été grugée par une femme, amie d'un skinhead, qui avait invoqué un tout autre motif pour louer ce couvert.

Les participants à ce rassemblement provenaient pour la plupart de Suisse-allemande. Quelques Valaisans s'y trouvaient ainsi que des Allemands.

L'intervention a été menée en collaboration avec des polices municipales.


-------------------------------------------------------------
NATIONAL(ISTISCH)ER FEMINISMUS
--------------------------------------------------------------

Radio Corax (Halle D) 19.8.08

Über Rechtsextreme, die glauben, Feministinnen zu sein
http://www.freie-radios.net/mp3/20080819-berrechtse-23743.mp3

Weiter mit der Rubrik Deutschlandwahn. Heute bericht Flora Eder, dass nach dem Palituch und Che Guevara t- Shirts Neonazis ein anderes ehemaliges linkes Objekt für sich entdeckt haben; den Feminismus. Judith Albrechzt hat ihren Bericht aus der Jungle World eingefangen.

----------------------------------
MUMIA ABU-JAMAL
-----------------------------------

Indymedia 18.8.08

Aktuell zu Mumia Abu Jamal ::

 AutorIn : FAUCH-International Artikel JW: http://www.fauch.ch

wie ihr sicherlich mitverfolgt habt, haben die juristischen Bemühnungen zur Befreiung von Mumia Abu-Jamal fast den Endpunkt erreicht, ohne einen Erfolg zu erringen.

dazu unten ein interview aus der
US-Strafanstalt Greene, Waynesburg/Pennsylvania
 http://www.jungewelt.de/2008/08-16/004.php?sstr=Mumia%7CAbuJamal

oder auch hier
Rechtsbruch gegen Mumia Abu-Jamal<< Presseerklärung Berliner
Mumia-Bündnis, 24.07.08
 http://www.mumia-hoerbuch.de/bundnis.htm#presseerkl240708

Unterstützer_innen von Mumia in den USA und Europa gehen davon aus,
dass es bald nur noch an uns liegen wird, ob Mumia jemals frei
kommt. Daher werden zur Zeit noch mehr Anstrengungen als üblich
unternommen, um Mumias Kampf für Freiheit und gegen die Todesstrafe
ins öffentliche Bewußtsein zu bringen.

Der 9. Dezember 2008 wird Mumias 27. Haftjahrestag und zugleich
weltweiter Aktionstag für ihn.

10.12.08 Solidaritätskonzert für Mumia im "SO 36" mit BERLIN BOOM
ORCHESTRA, Detrend City Rockers und weiteren
13.12.08 Demonstration von Berlin-Kreuzberg zur neuen US-Botschaft:
13.12.08 Demo in Bern 14.00 Neuengasse

Freiheit für Mumia Abu-Jamal

Darüber hinaus sind eine Podiumsdiskussion, Filmvorführungen und dezenetrale Aktivitäten in Vorbereitung.
Wir in Berlin gehen davon aus, dass es vermutlich die letzte Gelegenheit sein wird, vor einer Entscheidung des Supreme Court und damit der letzten juristischen Instanz (Antrag wird am 20. Okt. 08 eingereicht) noch etwas für Mumias Freiheit tun zu können.

Wie in dem Artikel "Gerichte bereiten Mord an Mumia vor"  http://de.indymedia.org/2008/07/223532.shtml sehr richtig hingewiesen wird, besteht nämlich durchaus die Gefahr, dass die Staatsanwaltschaft von Pennsylvenia von der Möglichkeit Gebrauch macht, ein neues Todesstrafenverfahren gegen Mumia einzuleiten.

--

die Mauern zwischen uns einreißen"

Zur 400. Kolumne von Mumia Abu-Jamal in junge Welt: Ein Telefongespräch mit dem Gefangenen. Exklusiv aus dem Todestrakt der US-Strafanstalt Greene, Waynesburg/Pennsylvania

Interview: Jürgen Heiser


Mumia Abu-Jamal, Jahrgang 1954, sitzt seit Juli 1982 in der Todeszelle. Das ehemalige Mitglied der Black Panther Party wurde am 9. Dezember 1981 unter dem Vorwurf, in ­Philadelphia einen Polizisten erschossen zu haben, verhaftet. Fest steht nur, daß er seinen Bruder in einer Verkehrskontrolle vor den Mißhandlungen des weißen Polizisten Daniel Faulkner schützen wollte. Der wirkliche Tathergang wurde gerichtlich nie geklärt. Statt dessen wurde Abu-Jamal im Juli 1982 nach kurzem und rassistisch motiviertem Prozeß zum Tode verurteilt, obwohl er betonte, den Polizisten nicht erschossen zu haben. Seit 1995 kämpft er um die Wiederaufnahme seines Verfahrens. Wöchentlicher jW-Kolumnist ist der politisch engagierte Journalist und Buchautor seit dem 16. Dezember 2000. Heute veröffentlichen wir seine 400. Kolumne in Folge (siehe Seite 6). Anläßlich dieses Ereignisses konnten wir den Gefangenen telefonisch insbesondere zu seiner journalistischen Arbeit im Todestrakt der US-Strafanstalt Greene, Waynesburg/Pennsylvania, befragen. Ein Gespräch über das überwachte Anstaltstelefon dauert maximal 15 Minuten und wird computergesteuert auf die Sekunde abgebrochen.


[Computerstimme: Sie erhalten ein R-Gespräch von Mumia Abu-Jamal (Name mit seiner Stimme gesprochen), einem Insassen der staatlichen Strafanstalt von Greene. Wenn Sie die Funktionen Konferenzschaltung oder Anklopfen aktivieren, wird das Gespräch sofort abgebrochen.]

Der Anlaß für unser heutiges Gespräch ist, daß in junge Welt am 16. August Ihre 400. Kolumne veröffentlicht wird. Die Leser fragen sich oft, wie es ein Mensch, der seit fast drei Jahrzehnten hinter Gittern sitzt, schafft, so viel zu schreiben und damit so nah am Herzschlag der Zeit ist...?

Ich denke, jeder Autor schreibt zuerst und vor allem für sich, aber letzten Endes ist der wichtigste Aspekt, für seine Leserinnen und Leser zu schreiben. Es ist herzerfrischend und verwundert mich in diesen Zeiten geradezu, daß wir die Leser von junge Welt und vergleichbarer Zeitungen und Medien rund um den Globus haben. Wenn ich schreibe, dann denke ich an diese Leserschaft und die Bewegungen, denen sie angehören, und an die Herausforderungen, mit denen sie in dieser Epoche konfrontiert sind. Ich versuche, die Distanz aufzulösen und die Mauern zwischen uns einzureißen. Das ist ein Teil von dem, wie ich an das Schreiben herangehe.

Journalisten hasten üblicherweise von Termin zu Termin. Das ist nicht Ihr Problem, aber Sie sind dafür beim Recherchieren und Schreiben völlig auf sich selbst gestellt. In Ihrem Brief an das deutsche PEN-Zentrum, in dem Sie sich für die Lesung aus Ihren Büchern am 17. April 2008 im Berliner Bertolt-Brecht-Haus bedanken, haben Sie gesagt: "Schreiben ist ein einsames Unterfangen." Wie schaffen Sie es trotzdem, mitten unter uns zu sein und über die akuten Probleme dieser Welt zu schreiben?

Ich denke, ich habe tatsächlich den einen Vorteil, wirklich "unabhängig" im besten Sinne des Wortes zu sein. Vor allem hier in den USA haben wir nach der Tragödie des 11. September 2001 hautnah das Versagen des Mainstream-Journalismus erlebt, das Versagen der großen Zeitungen der Vereinigten Staaten und der großen Fernsehsender, die alle zusammen ein Publikum von Abermillionen erreichen. Es war eigentlich das Versagen des gesamten Journalismus, seiner wichtigsten Aufgabe nachzukommen, die Leser und Zuschauer zu informieren, also die gesamte Öffentlichkeit darüber zu informieren, was wirklich in der Welt passiert. Wenn ich "frei" wäre und für eine bürgerliche Zeitung arbeiten würde, dann wäre ich nicht wirklich frei, ich hätte nicht die Freiheit, die Wahrheiten auszusprechen, wie ich es in meiner jetzigen Situation tun kann.

Auf welche Informationsquellen können Sie sich stützen?

Ich lese, soviel ich kann, auch wenn es weniger ist, als ich gern möchte. Ich erhalte eine Reihe von linken Zeitungen, auch einige bürgerliche Zeitungen wie beispielsweise die New York Review of Books, die New Yorker Sunday Times und auch ein paar Magazine wie beispielsweise Monthly Review. Ich lese diese Blätter aufmerksam, analysiere die Artikel sehr genau und mache mir vor allem ein klares Bild davon, worüber die bürgerliche Presse schreibt. Ich frage mich dann, was die behandelten Themen mit den Kämpfen zu tun haben, die die Leute in den Bewegungen draußen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen führen. Ich frage mich, was ihre Anliegen sind, und versuche, mich dem mit meinem Denken, aber auch mit meinem Herzen so weit wie möglich anzunähern. Ich versuche nachzuempfinden, worum es bei den Problemen und Kämpfen draußen geht. So war es mir möglich, schon vor Monaten über die Welle der Zwangsvollstreckungen im Rahmen der Subprime-Krise zu schreiben, lange bevor es ein Thema in der überregionalen Öffentlichkeit wurde.

Dieser Kolumnenbeitrag wurde unter dem Titel "Fest der Obdachlosen" in der Vorweihnachtszeit am 22. Dezember 2007 in der Wochenendausgabe der jW veröffentlicht. Der Bezug zwischen der Geburt des Märtyrers der Christenheit in einem Viehstall und das Elend der wachsenden Zahl der Obdachlosen in den US-Vorstädten drängte sich auf.

Sicher. Und daß ich schon so früh darüber schreiben konnte, lag eben nicht daran, daß ich darüber schon viel in den Zeitungen gelesen hätte, sondern weil ich unter anderem den Brief einer verzweifelten jungen Mutter von vier Kindern bekam. Ich werde wohl nie erfahren, warum sie gerade mir einen Brief schrieb ...

[Computerstimme: Dieser Anruf kommt aus der staatlichen Strafanstalt Greene]

... aber sie schrieb mir jedenfalls, weil sie sich in einer persönlichen Krise befand. Diese Krise war durch die Zwangsvollstreckung ausgelöst worden, durch die sie ihr kleines Haus und damit das Zuhause ihrer Kinder verlieren sollte. Ihre Zeilen gingen mir sehr nahe, und ich machte das Thema deshalb zum Gegenstand mehrerer Artikel, die ich danach schrieb.

Erhalten Sie oft Briefe von Menschen, die einen Artikel von Ihnen gelesen haben?

Ja, und sie schreiben mir, weil sie wissen, wofür ich als Autor stehe. Einige Leute vergessen dabei meinen Absender (lacht), also wo genau ich mich hier befinde. Die meisten Leute schreiben mir aus einem Gefühl der Verzweiflung. Sie haben sich vorher schon an bekannte Autoren oder Journalisten gewandt, aber von diesen keinerlei Antwort erhalten. Ich bekomme natürlich auch sehr viele Briefe von anderen Gefangenen, die mir ihre Situation beschreiben. Leider kann ich nur wenigen antworten.

Tragen auch Besucher ein Stück des Lebens außerhalb der Gefängnismauern zu Ihnen in den Todestrakt?

Natürlich, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ich lerne von den Leuten, wenn ich mit ihnen spreche. Ich lerne viel über Alltägliches wie die Preise von Lebensmitteln und die hohen Mieten und was Leute in Großstädten wie Philadelphia heute allein für das Abstellen ihres Autos zahlen müssen. Das sind die Probleme, mit denen sich die Leute herumschlagen, und indem mir meine Besucher davon erzählen, lerne ich selbst viel über das Leben draußen.

Ihre Leser lernen umgekehrt aus Ihren Artikeln und Kolumnen. Zum Teil werden die Inhalte gemeinsam diskutiert und zur jeweiligen persönlichen Situation und der ihrer jeweiligen Länder in Beziehung gesetzt. Ist das also der Weg, wie Sie am Anfang gesagt haben, die Mauern zwischen drinnen und draußen niederzureißen, Mauern, die nicht aus Beton gebaut sind?

Darum geht es mir, und es ist im Zusammenhang mit meinen Kolumnen in junge Welt ein weiterer wichtiger Punkt. Ich bekomme vielleicht nicht täglich, aber alle zwei Tage Briefe und Postkarten aus Deutschland. Es berührt mich sehr, daß Leute sich die Zeit nehmen, meine Artikel zu lesen. Nicht ganz zufällig schaue ich gerade auf meine Kolumne in der Wochenendausgabe der jW vom 19./20. Juli 2008 mit dem Titel "Dr. Watsons Genlabor".

Wie ist das möglich?

Vor einer Stunde wurde mir meine Post ausgehändigt und dabei war diese Ausgabe von junge Welt, die ich in Händen halte. Jemand aus Deutschland hat sie mir zugeschickt.

Sie können also die eigenen Artikel auch in Deutsch lesen?

Ja, so gut ich kann. Mein Deutsch habe ich mir selbst beigebracht.

Die Leser der jW wollen natürlich mehr von Ihren Texten lesen. Sie werden sich aber denken können, daß die Leserschaft dafür eintritt, daß der "Korrespondent aus dem Todestrakt" seine Arbeit endlich als freier Mann verrichten kann.

Ja, natürlich. Aber jetzt - hier und heute, in diesem Moment - ist erst einmal das mein Sein, mein Arbeitsplatz und Revier. Wenn ich frei wäre, wären natürlich andere Länder, andere Bereiche, andere Gebiete mein Revier, in dem ich mich bewegen würde.

Da wir nur begrenzte Zeit haben, würde ich jetzt gern noch einmal kurz auf die letzte Entscheidung des US-Bundesberufungsgerichts zu sprechen kommen. Danach bleibt der Schuldspruch von 1982 wegen Mordes unangetastet, und es besteht nur die Möglichkeit, daß das Urteil eventuell von einer neuen Jury in lebenslange Haft umgewandelt wird. Vorausgesetzt, die Staatsanwaltschaft setzt sich nicht erneut durch, die Ihre Hinrichtung will. Kam die Gerichtsentscheidung überraschend für Sie?

Nun, ich versuche, mich davon nicht überraschen zu lassen, aber ich muß zugeben, daß ich manchmal schon noch überrascht bin. Zunächst einmal muß ich aber betonen, daß man diesen Richterspruch vom 22. Juli korrekterweise nicht als "Entscheidung" bezeichnen kann, denn er war ein klarer Ausdruck des Ausbleibens einer Entscheidung. Die Bundesrichter haben sich untereinander darauf verständigt, daß sich das auf zehn Richter erweiterte Gremium nicht noch einmal gründlich mit meinem Fall befaßt.

Wobei es in den Anträgen Ihres Hauptverteidigers Robert R. Bryan ja um die völlige Aufhebung des Schuldurteils vom Juli 1982 geht, weil Sie und Ihre Anwälte vorbringen, das Todesurteil beruhe auf rassistischen Vorurteilen, politischer Einflußnahme und Beweismanipulationen. Entspricht die jüngste Entscheidung denn der gängigen Rechtsprechung des erkennenden Gerichts?

Genau an dem Punkt wird die ganze Sache noch erstaunlicher, wenn man nämlich den Richterspruch nach den eigenen Regeln des Bundesberufungsgerichts beurteilt. Wenn einer der Richter eine abweichende Meinung vertritt, wie im vorliegenden Fall Richter Ambro, der wegen der rassistisch motivierten Ablehnung von schwarzen Jury-Kandidaten durch die Staatsanwaltschaft selbst einen neuen Prozeß für mich fordert, dann war es bis jetzt eigentlich gängige Praxis des Bundesgerichts, daß das erweiterte Richtergremium den Fall noch einmal anhört. Das nun abzulehnen, war ein klarer Bruch des bisherigen Kurses in der Rechtspraxis dieser Richter. Es ist auch ein klarer Bruch ihrer eigenen Regeln, wenn eine Entscheidung getroffen wird, bevor die Gegenseite, der Staat, also die Staatsanwaltschaft ihre Stellungnahme abgegeben hat, wie es jetzt der Fall war.

Also doch eine Überraschung angesichts vorangegangener Entscheidungen?

Ja, ich war überrascht, aber damit wurde auch etwas offengelegt. Es hätte mich eigentlich nicht überraschen dürfen, aber ich bin immer wieder überrascht, wenn die Justiz ihre eigenen Regeln verletzt, ihre eigenen Grundsatzentscheidungen negiert und gegen die eigenen Gesetze verstößt und damit meine mir angeblich zustehenden Rechte verletzt.

Ist also der Rechtsbruch der wesentliche Kern des gesamten Verfahrens seit 1982?

Absolut. Das ist von Anfang an durchgängig immer genauso geschehen.

Bekommen Sie als Mitglied des PEN-Zentrums der USA in dieser Situation stärkere Unterstützung von Ihrer Schriftstellerorganisation oder von anderen Menschenrechtsorganisationen?

Ja, Amnesty International beobachtet meinen Fall kontinuierlich. Und es haben sich bereits einige Journalisten und Autoren an mich gewandt ...

[Computerstimme: Es bleiben Ihnen noch 60 Sekunden]

... und ich erfahre wirklich eine sehr beeindruckende Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen des PEN America, die mich sehr tief bewegt.

Die Mitglieder des PEN-Zentrums Deutschland waren auch sehr bewegt von dem Brief, den Sie ihnen nach der Lesung vom 17. April im Berliner Brecht-Haus geschrieben haben…

[Computerstimme: Sie haben nur noch wenige Sekunden]

Die Leitung wird in wenigen Sekunden gekappt. Herzliche Grüße von Redaktion, Verlag und Lesern der jungen Welt …

Danke sehr (deutsch)! Liebe Grüße an alle!

--------------------
TASER
--------------------

Rundschau 19.8.08, 20:55

Elektroschock-Pistolen: Taser können tödlich sein

Taser sind nicht so harmlos, wie die Hersteller behaupten. Dennoch haben zahlreiche kantonale Polizeicorps die Waffen in ihrem Arsenal. Nun soll eine Bundesverordnung regeln, wann und wie die 50'000 Volt starken Stromstösse eingesetzt werden dürfen.