MEDIENSPIEGEL 11.9.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps
- Reitschule-Initiative
- Drogenszene Schützenmatte
- Stapi-Rocker
- Alkistübli
- Randstand Burgdorf
- Schnüffel-Firma
- Schnüffel-Staat
- Videüberwachung
- Bolizei
- Kessel Altstetten
- SP-"Sicherheits"-Papier
- IKRK und Nazis
- AJZ Biel
- Club-Leben: Dead End & Mokka Thun

Heute - 17.30 Uhr Bundesplatz
Velo-Demo für Vignettenpflicht für AKWs!
http://www.nwa-schweiz.ch/VeloDemo-in-Bern-Vignettenpfli.65.0.html

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REITSCHULE
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PROGRAMM:

Do 11.09.08      
20.00 Uhr - Vorplatz - Tobin Taxi (BE) - Mundart-Ska, Rockabilly, Reggae, Swing, Punk

Fr 12.09.08     
20.00 Uhr - Vorplatz - The Fantastic Voyage (BE) - 60's Surf-Rock & Beat
22.00 Uhr - Dachstock - Poni Hoax (F) und Fujiya & Miyagi (UK), Support: Labrador City (be) - Rock/Indie/Electro

Sa 13.09.08     
14.00 Uhr - Frauenraum - AMIE - Frauenkleidertauschbörse
20.00 Uhr - Vorplatz - Kellerasseln (D) - Punk, HC, Crust
22.00 Uhr - Tojo - Tojo-Disco Saisonauftakt mit Djanes Sister Knister & Kamikatze
22.00 Uhr - Dachstock - Unhold "Gold Cut"-Plattentaufe, (BE). Support: Nadja Stoller live feat. Oli Kuster & Julian Sartorius - Post-Metal/Noiserock/HC

Infos: www.reitschule.ch & www.vorplatz.ch (Bar ab 16 Uhr geöffnet)

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Bund 11.9.08

Musikalisches Messietum

Sounds: Poni Hoax

Die Achtzigerjahre waren im Grunde genommen eine musikalisch fein abgestufte Dekade: Da gab es einen künstlerisch dubiosen Mainstream und einen unternehmungslustigen Underground, welcher mit erstmals erschwinglicher Elektronik an einem neuen musikalischen Ausdruck tüftelte.

Die Szenen waren klar abgegrenzt und begegneten sich mit gebührendem Argwohn: Im Untergrund trug man in der Regel den etwas dunkleren Stoff und war gegenüber dem Glück und dem Discotanz eher skeptisch eingestellt, während man im Overground etwas unbeschwerter den Moden der Zeit und den Unterhaltungsformen der Hochkonjunktur frönte.

Stroboskop und Rauchmaschine

Und nun kommen diese Franzosen und bringen das sensible biologische Gleichgewicht dieser Musikdekade vollkommen zunderobsi. Alles ist mit der Gründung der Gruppe Poni Hoax durcheinandergeraten; die Electronic Body Music bandelt auf einmal mit dem New Wave an, die Italo Disco wird von aufmüpfigen Stromgitarren durchdrungen, und in den Distrikt des Synthesizerpop haben sich widerspenstige Punk-Rebellen infiltriert. In Frankreich ist dieses musikalische Messietum auf äusserst fruchtbaren Boden gestossen - Superlative werden bemüht, und in den schicken Clubs des Landes werden wieder eifrig Discokugeln, Stroboskope, Lichtorgeln und Rauchmaschinen aus den Abstellkammern gekarrt und flottgemacht.

Poni Hoax' neulich erschienenes zweites Album "Images of Sigrid" (Disques Office) hat die Band endgültig in den Status des Next-Big-Thing gerückt, und sympathisch wäre die Musikwelt, wenn diese fünf Franzosen mit ihrem wunderlichen Synthie-Rock die Phalanx farbloser englischer Retrobands endlich aufbrechen könnten. (ane)

Dachstock Reitschule  Freitag, 12. September, 22 Uhr.

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Bund 11.9.08

Zwischen Schönheit und Pestilenz

Sounds: Unhold

Bern hat wieder eine Stromgitarren-Kapelle mit Weltformat. Unhold nennt sich das Quartett, dessen neuestes Werk schiere Härte mit bedrohlicher Schönheit auflädt.

In ihrer idealen Ausprägung vermag die rabiate Rockmusik weit mehr zu sein als blosse Wucht. In ihrer Vollkommenheit schafft sie diese Gleichzeitigkeit von akuter Bedrohung und einer wunderlichen Form der Geborgenheit, eine Balance zwischen tonaler Heftigkeit und spröder Schönheit. Auf der neuesten CD "Gold Cut" (Subversiv Records) der Gruppe Unhold gibt es einige solcher gewaltiger Momente. Wobei der Begriff Schönheit im Falle dieser Band kein Ebenmass meint - auch keine Idylle, und schon gar keine reizenden Melodeien.

In der Schönheit, welche diese Viererschaft hier ihrem Instrumentarium abtrotzt, brodelt etwas Mächtiges - sie ist vergleichbar mit einer unheimlichen Naturgewalt, wie sie womöglich nur im Massiv des Berner Oberlandes vorkommt.

Man hatte sich ja bereits damit abgefunden, dass diese Gegend in mittelbarer Zukunft nicht unbedingt als Quell der bahnbrechenden Musik auffällig werden dürfte. Ein Ort, in dem es bereits als aufmüpfige Errungenschaft gefeiert wird, wenn ein bierseliger Bauarbeiter über weisse Schwäne singt, ist kein Energiezentrum für umwälzende oder gar umwalzende Tonkunst. Und doch gilt ausgerechnet Meiringen im Amtsbezirk Oberhasli als Geburtsort dieser Band, die derzeit damit beschäftigt ist, die Freunde harscher progressiver Stromgitarrenmusik aus dem Häuschen zu bringen.

Schattige Bergwelt

Philipp Thöni ist ein bulliger Mann mit buschig gewachsenem Bart und ernstem Gesicht. Er meldet sich am Telefon mit "Thöni Philipp" - mit Nachnamen voran also -, so, wie es im Militär oder in Schwingerkreisen gemacht wird. Thöni Philipp ist Sänger und Gitarrist der Band, und die Unaufgeregtheit, mit der er spricht, will so gar nicht mit seinem exaltierten Gesang korrespondieren, mit dem er sich am Frontmikrofon bemerkbar zu machen pflegt: "Ich denke, dass die Umgebung, aus der wir stammen, uns in vieler Hinsicht geprägt hat", erklärt Thöni, der sich - wie seine drei Mitstreiter - seit Längerem in der Stadt Bern niedergelassen hat. "Ich sehe ästhetische Parallelen zur schattigen und mächtigen Bergwelt in unserer Musik, zudem denke ich, dass man in der Provinz einen anderen Antrieb entwickelt, etwas Bedeutendes zu erschaffen."

Vom Einzug des Lieblichen

Seit 1992 spielt die Band - bis auf einen Wechsel am Schlagzeug - in derselben Formation zusammen, zuerst in der Death-Metal-Kapelle Mausoleum; seit 1998 erschüttern die Herren unter dem Namen Unhold die Szene mit einer druckvollen und eindrucksvoll schlauen Mengung aus Hardcore und Noise-Rock. "Unser musikalischer Horizont hat sich in den Jahren stets erweitert. Auf der neuen CD hat sich dies niedergeschlagen, indem auf einmal Parts entstanden, die in unseren Ohren sphärisch, ja fast schon lieblich klangen. Es war eine Herausforderung, diese neuen Seiten in unseren Sound zu integrieren." Was Thöni Philipp als "lieblich" bezeichnet, sind repetitive, sich dramaturgisch geschickt auftürmende Instrumental-Sequenzen, welche die Songs aus jeder Strophen-Refrain-Verankerung heben. Ohnehin sind die Gesangsparts auf dem neuesten Unhold-Tonwerk eher spärlich gesät: "Das rührt daher, dass wir jeden Song zuerst als Instrumental fertigstellen. Erst danach wird festgelegt, ob und wo es Gesang braucht", erklärt Thöni die unkonventionelle Methodik der Band.

Natürlich haben die vier Mannen von Unhold einer Band wie Neurosis ziemlich genau auf die Finger und auf den Kehlkopf geschaut. Mit den Amerikanern teilen die Berner den Hang zu monströsem Pathos und zu komplexen Arrangements. Und dennoch ist da ein autarkes, faszinierend zwischen Schönheit und Pestilenz irrlichterndes Werk entstanden, das weit über die Grenzen schallen wird.

Reitschule und Bad Bonn  CD-Taufe: Sa, 13. Sept., 22 Uhr, Dachstock der Reitschule. Di, 16. Sept.: Bad Bonn Düdingen.

Der Bund, Ane Hebeisen

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REITSCHULE-INITIATIVE
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jsvpbern.ch 11.9.08

Stadtberner Volksinitiative

Schliessung und Verkauf der Reitschule

Heute, am 11. September 2008, lancierte Stadtrat Erich J. Hess die Stadtberner Volksinitiative, welche die Schliessung und den Verkauf der Reitschule fordert.

>> Medienmappe mit den Referaten von Erich Hess, Alexander Feuz, Erwin Bischof und Roland Jakob
http://www.jsvpbern.ch/aktuell/pressemitteilungen/2008/080911%20reitschulinitiative-medienmappe.pdf

>> Download Unterschriftenbogen
http://www.jsvpbern.ch/downloads/reitschulinitiative.pdf

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bernerzeitung.ch 10.9.08

Junge SVP fordert Schliessung der Reithalle

Von ja. Aktualisiert am 10.09.2008 82 Kommentare

Nun reagiert auch die Junge SVP auf das Reithalle-Debakel. Nach dem Tod des Reithalle-Opfers will sie das Kulturzentrum schliessen. Eine entsprechende Initiative ist vorbereitet.

Es könne nicht sein, dass mitten in Bern ein rechtsfreier Raum bestehe, so Erich J. Hess, Präsident der Jungen SVP, gegenüber "Blick am Abend". Morgen Donnerstag präsentiert die Partei darum im Hotel Kreuz die Initiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule". An der Stelle des "Schandflecks" möchten die Jungpolitiker ein Einkaufszentrum errichten. (Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

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DROGENSZENE SCHÜTZENMATTE
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BZ 11.9.08

Junge alternative

"Stadt soll endlich handeln"

Die Junge Alternative (JA!) ist bestürzt über das schreckliche Gewaltdelikt, die tödliche Auseinandersetzung von letztem Freitag auf der Schützenmatte. Tatsache sei, dass unter der Eisenbahnbrücke auf der Schützenmatte seit längerer Zeit eine offene Drogenszene bestehe. Die Stadt Bern müsse die offene Drogenszene endlich als solche anerkennen und eine zweite Drogenanlaufstelle, aufsuchende Gassenarbeit und weitere niederschwellige Angebote für drogenabhängige Menschen schaffen, schreibt die Partei in einer Mitteilung.

mgt

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punkt.ch 11.9.08

Die CVP will über Reithalle diskutieren

Stadtrat Die CVP verlangt in der heutigen Stadtratssitzung eine dringliche Debatte zur Reithalle. Vor gut zehn Tagen wurde ein Mann auf der Schützenmatte tödlich verletzt. Seit die Halle besetzt ist, ist das der zweite Todesfall.

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BZ 11.9.08

Reitschule

Sanitäter nicht bedroht

Die Sanitäter wurden nicht bedroht, als sie vor der Reitschule einem Schwerverletzten beistanden, sagt Sicherheitsdirektor Hügli.

Die Kantonspolizei teilte am vergangenen Montag mit, die Besatzung der Ambulanz habe durch zwei Polizeipatrouillen beschützt werden müssen, um vor der Reitschule einen Schwerverletzten ärztlich zu versorgen. Kernaussage der Mitteilung war, dass das Opfer - ein 36-jähriger Schweizer - eine Woche nach der Auseinandersetzung seinen schweren Verletzungen erlag. Drei Ausländer seien festgenommen worden.

Die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie (SUE) der Stadt Bern hat gestern Aussagen des SUE-Direktors Stephan Hügli bestätigt, wonach die Sanitätspolizei nicht behindert wurde. Hügli äusserte sich entsprechend in der Zeitung "Der Bund". Der Sprecher der Kantonspolizei räumte auf Anfrage ein, die Patrouillen der Kantonspolizei seien erst fünf Minuten nach der Sanitätspolizei vor Ort gewesen. Ihm sei nicht bekannt gewesen, dass die Polizei die Sanitäter bei Einsätzen nach Gewalt immer begleite.
sda

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Telebärn 10.9.08
Widersprüchliche Aussagen zur Reithalleproblematik
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Der-Todesfall-muss-wachruetteln/story/31220458


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Bund 10.9.08

Hügli korrigiert Polizeimeldung

Reitschule spielt beim Tötungsdelikt auf Schützmatte eine untergeordnete Rolle

Polizeidirektor Stephan Hügli stellt eine Meldung der Kantonspolizei richtig: Die Rettungsdienste seien bei ihrerArbeit nicht behindert worden.

Ein drogenabhängiger Schweizer wurde Ende August auf der Schützenmatte von drei Jugendlichen niedergeschlagen und starb am vergangenen Samstag an seinen Verletzungen. "Tötungsdelikt vor der Reithalle" überschrieb die Kantonspolizei ihre Medienmitteilung vom Montag und brachte die Tat so in Zusammenhang mit dem Kulturlokal. Ausserdem schrieb sie, die Sanitäter hätten wegen Übergriffen aus der Reitschule von zwei Polizeipatrouillen bewacht werden müssen. Die Reaktionen der bürgerlichen Parteien folgten auf dem Fuss: Die SVP schimpfte über die unhaltbaren Zustände auf dem Vorplatz, die FDP wetterte, dass dort "keine Regeln und Gesetze" gälten, und die CVP forderte Auskunft darüber, "wie viele Verletzte und Tote es in diesem Hort der Unsicherheit in der Vergangenheit gegeben hat".

Allerdings steht die Reitschule wohl fälschlicherweise im Fokus. Sicherheitsdirektor Stephan Hügli (mitte) jedenfalls stützte gestern die Darstellung der Ikur (Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule), welche die Darstellung der Polizei "mit aller Vehemenz" zurückwies. "Die Sanitätspolizei wurde bei ihrer Arbeit nicht behindert", stellte Hügli auf Anfrage klar. Die Polizei sei vor Ort gewesen, der Einsatz der Sanität sei aber normal abgelaufen. Im laufenden Jahr sei die Sanitätspolizei bisher zehn Mal zur Reitschule gerufen, bei den Einsätzen aber nie behindert worden, führt Hügli aus.

Gemeinderat kritisiert Reitschule

Dennoch übte der Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie harsche Kritik an der Reitschule. Diese sei nach wie vor ein "neuralgischer Punkt". Die Stadt strebe deshalb einen "zielgerichteten Dialog" mit der Ikur an. Doch die Vertragspartnerin zeige seit Monaten keine Gesprächsbereitschaft, um ein gemeinsames Sicherheitsdispositiv festzulegen. Dies sei untragbar. "Die Ikur muss endlich Verantwortung übernehmen", so Hügli.

Die Reitschule wies die Vorwürfe zurück. Diese sei für die unhaltbare Situation auf der Schützenmatte und letztlich auch für den Todesfall verantwortlich. Seit Jahren verschlössen Fürsorge- und Sicherheitsdirektion die Augen vor den Problemen und wollten nicht einmal wahrhaben, dass auf der Schützenmatte eine offene Drogenszene existiere. Um die Probleme zu lösen, müsse eine zweite Drogenanlaufstelle eröffnet werden. Die städtische Drogenkoordinatorin Regula Müller wollte die Vorwürfe nicht kommentieren. Sie räumte nur ein: "Die Situation vor der Reitschule ist nicht gut." Die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse bestätigte, das Opfer des Überfalls habe zu ihren Klienten gehört. (sbv/pas)


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BZ 10.9.08

Faustrecht vor der Reitschule

Der Todesfall nach einer Schlägerei in Bern bringt Kritiker auf den Plan. Vor der Reitschule gelte das Faustrecht.

Morgen lanciert die SVP eine Initiative, welche die Schliessung der Berner Reitschule zum Ziel hat. Vier Mal schon sprach sich die Stimmbevölkerung für das Kulturzentrum aus. Der fünfte Anlauf erhält nun tragischen Support: Letzten Samstag erlag ein Mann den Verletzungen, die ihm Schläger vor der Reitschule zugefügt hatten. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Konflikt innerhalb der Drogenszene. Reitschule-Betreiber und Stadt schieben sich nun gegenseitig die Schuld an den Zuständen zu. Die GFL warnt, dass dies den Gegnern nütze. Jetzt müsse gehandelt werden. Die FDP will mehr Polizisten wider das Faustrecht antreten lassen. cab

Seite 21

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Der Todesfall muss wachrütteln

Das verstorbene drogenabhängige Schlägereiopfer ist der traurige Höhepunkt einer Krise. Derweil die Schuldfrage an den Zuständen bei der Berner Reitschule hin und her geschoben wird, wittern die Reitschule-Gegner Morgenluft.

Unter der Eisenbahnbrücke bei der Berner Reitschule fügten Schläger, wahrscheinlich Dealer, einem Drogenabhängigen tödliche Verletzungen zu. Dies ruft Kritiker auf den Plan: "Im Umfeld der Berner Reitschule haben sich offenbar gewisse Elemente eine eigene Welt geschaffen, wo Regeln und Gesetze keine Gültigkeit haben, dafür das Faustrecht, das Recht des Stärkeren", schreibt Philippe Müller, Co-Fraktionschef der FDP, in einer gestern versandten Mitteilung. Mit mehr Polizeipräsenz "wäre das 36-jährige Opfer noch am Leben", so Müller. Doch die rot-grüne Regierung handle nicht. Die SVP lanciert morgen eine Initiative, welche die Schliessung der Reitschule erzwingen will.

Zuwarten nützt Initianten

"Je länger der Gemeinderat und die Reitschule zuwarten, desto mehr Chancen hat dieses Volksbegehren", sagt GFL-Stadtrat Ueli Stückelberger. Der Todesfall müsse wachrütteln. Der Vorstoss von Parteikollege Erik Mozsa zeige die Richtung auf: klare Regeln für die Reitschule, deren Befolgung dank der Androhung von Sanktionen eingefordert werden kann.

Für Mozsa hat die Gewalt an diesem Ort ein "intolerables Mass" erreicht. "Jetzt müssen griffige Sicherheitsmassnahmen an die Hand genommen werden."

Wirkungslose Patrouillen?

Auch die Reitschule sieht ein, dass etwas gehen muss. Die von der Reitschule initiierte Vorplatz-Bar habe zumindest unmittelbar vor der Reitschule für Entlastung gesorgt. Doch die verstärkte Präsenz der Polizei, von Pinto- und bis vor kurzem von Securitas-Patrouillen hätten wenig gebracht. Sie änderten nichts daran, dass unter der Eisenbahnbrücke gefixt und gedealt werde. Die offene Drogenszene sei leider eine Tatsache. Schuld daran trage aber nicht die Reitschule, sondern die städtische Drogenpolitik. Abhilfe schaffe nur eine zweite Anlaufstelle für Drogenabhängige und ein 24-Stunden-Betrieb.

Schwarz-Peter-Spiel

Laut Regula Müller, Leiterin der Koordinationsstelle Sucht, tut die Stadt ihr Bestes, um einen geeigneten Standort zu finden und die Finanzierung zu sichern. Rund um die Uhr würden die Anlaufstellen aber auch dann nicht geführt. Von der Dezentralisierung verspricht sie sich einiges: "Zürich und Basel machen gute Erfahrungen damit."

Im Widerspruch zu den Reitschülern findet sie, die zusätzlichen Patrouillen von Sicherheitspersonal seien "vorübergehend" wirkungsvoll gewesen. Dass dies nicht mehr so ist, schreibt sie teilweise der Reitschule zu: "Seit auf dem Vorplatz eine Bar betrieben wird, werden die Patrouillen vermehrt angepöbelt", klagt sie. Sie könnten deshalb ihren Auftrag nicht zufriedenstellend erfüllen. Wenn die Betreiber der Reitschule die städtische Drogenpolitik und insbesondere die Lage der bestehenden Anlaufstelle an der benachbarten Hodlerstrasse für die Malaise verantwortlich machten, sei dies zu kurz geschlossen. "Das alternative Kulturzentrum Reitschule hat seit seiner Gründung 1987 Probleme mit Drogen vor dem Haus", stellt sie fest. Einander den schwarzen Peter zuzuschieben bringe niemandem etwas.

Zusätzliche Polizeipräsenz könnte gemäss Regula Müller eine gewisse Entlastung bringen. Eine Schliessung der Reitschule, wie sie die SVP anpeilt, löse hingegen das Problem der Drogenszene nicht - oder wenn, dann nur lokal begrenzt an diesem Ort.

Christoph Aebischer

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Rettungsdienst

Jolanda Friederich

Nach der Schlägerei am 29.August fuhr die Sanitätspolizei zur Bergung des Opfers mit Polizeischutz vor. Dies wurde in der Reitschule als Provokation interpretiert, wie gestern einem Mediencommuniqué zu entnehmen war. Die Massnahme habe keinen ursächlichen Zusammenhang mit der Reitschule, richtete ein Polizeisprecher aus. Die Sanitätspolizei lasse sich seit "geraumer Zeit" bei Einsätzen nach Gewalttaten von der Polizei begleiten.
cab

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Telebärn 9.9.08
Gewaltbereitschaft in Bern nimmt zu
http://www.kyte.tv/ch/84713-telebaern/217834-gewaltbereitschaft-in-bern-nimmt-

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20min.ch 9.9.08

Reitschule-Betreiber greifen die Polizei an

von Adrian Müller

Die Drogenszene vor der Berner Reitschule hat ihren ersten Toten gefordert: Ein Junkie wurde zu Tode geprügelt. Nun beschuldigen die Reitschul-Betreiber die Polizei, falsche Angaben über den Vorfall zu verbreiten.

Das Gelände unter der Eisenbahnbrücke gilt als eigentlicher Schandfleck von Bern. Der Reitschul-Vorplatz gibt ein erschreckendes Bild ab: Junkies fixen in aller Öffentlichkeit. Dealer sind omnipräsent, Schlägereien gehören zur Tagesordnung.

Eine besonders schlimme Tat ereignete sich am 29. August: Ein Junkie wurde brutal zusammengeschlagen, trotz sofortiger Notoperation ist er vergangenen Samstag seinen Verletzungen erlegen. Die Polizei nahm drei verdächtige Personen fest - zwei Mazedonier und einen Serben im Alter von 19 und 20 Jahren.

Reitschulbetreiber widersprechen Polizei

Die Polizei muss regelmässig auf dem Vorplatz eingreifen. In der Vergangenheit haben Autonome aus Reitschul-Kreisen die Beamten immer wieder mit Flaschen und Ähnlichem attackiert. So auch in diesem Fall: Laut einer Medienmitteilung der Polizei mussten zwei Polizeipatrouillen die Rettungssanitäter vor Übergriffen schützen, während diese den zusammengeschlagenen Junkie betreuten: "Das gibt mir zu denken", sagte Jürg Mosimann, Mediensprecher Kantonspolizei Bern, gegenüber "TeleBärn".

Dem widersprechen nun die Reitschulbetreiber: Die Polizei sei erst eine Viertelstunde nach der Ambulanz am Tatort eingetroffen - die Sanitäter hätten ihre Arbeit ohne Zwischenfälle ausüben können. Zudem hätten die Polizeigrenadiere mit ihren Gummischrotgewehren die anwesenden Gäste der Vorplatz-Bar provoziert anstatt Zeugen zu befragen.

Kapo-Sprecher Mosimann will die Vorwürfe nicht weiter kommentieren. Er hält jedoch fest: "Die Polizei begleitet die Sanitätspolizisten seit einiger Zeit auf jedem Einsatz wo Gewalt im Spiel ist. Eine Massnahme, die aus gemachten Erfahrungen notwendig wurde". Ob die Sanitäter bei dem Vorfall tatsächlich attackiert worden seien, könne er nicht bestätigen. Die Verantwortlichen der Rettungsdienste seien momentan nicht erreichbar.

Zweite Drogenanlaufstelle gefordert

Weiter geisseln die Reitschulbetreiber in einem Communiqué die städtische Drogenpolitik: Sie fordern die Behörden auf, umgehend eine zweite Drogenanlaufstelle zu eröffnen. Diese soll die die Junkies vor Schlägern und unhygienischen Konsumbedingungen schützen - und die Situation auf dem Vorplatz entschärfen.

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Bernerzeitung.ch 9.9.08 17:37

Todesfall bei Reithalle: Vorwürfe an Stadtregierung

Von ja. Aktualisiert vor 58 Minuten 12 Kommentare

Nach der Schlägerei mit tödlichem Ausgang werden Schuldige an den Zuständen vor der Reithalle gesucht. Die Reithalle-Betreiber und die FDP Bern sparen nicht mit Kritik an der Stadtregierung.

In der Nacht vom Freitag 29. August 2008 war es vor der Reithalle zu einer heftigen Schlägerei zwischen mehreren Personen gekommen, bei der ein 36-jähriger Mann derart schwer verletzt wurde, dass er am 6. September starb.

Die Reithalle zeigt sich in einer Medienmitteilung von heute Dienstag bestürzt über den Tod des Opfers. Sie macht die städtische Drogenpolitik für die "unhaltbaren Zustände der offenen Drogenszene unter der Eisenbahnbrücke zwischen der Reitschule und der Schützenmatte" verantwortlich. Sie fordert deshalb die Stadt- und Kantonsbehörden auf, endlich eine zweite Drogenanlaufstelle zu schaffen.

Auch die FDP der Stadt Bern hat in einer Medienmittelung zur Tat Stellung genommen. Sie bringt das Ereignis mit der Politik der rot-grünen Mehrheit in Bern in Verbindung. Diese halte die momentane Polizeipräsenz für ausreichend, obwohl laut Polizeistatistik Gewaltdelikte zwischen 1990 und 2006 in Bern massiv zugenommen hätten. "Im Umfeld der Reitschule haben sich offenbar gewisse Elemente eine eigene Welt geschaffen, wo Regeln und Gesetze keine Gültigkeit haben, dafür das Faustrecht", so die FDP Bern.

Jürg Häberli, Leiter des Jugendamts der Stadt Bern, betont, dass es sich die Reitschule zu einfach macht, wenn sie der städtischen Drogenpolitik die Schuld am Todesfall zuschiebt. Nicht äussern will Häberli sich zur Frage, ob die Reitschule mitschuldig an den Zuständen unter den Eisenbahnbrücke ist.

Um das Opfer ärztlich versorgen zu können, mussten die Sanitäter nach Angabe der Kantonspolizei Bern vor Ort durch zwei Polizeipatrouillen beschützt werden. Die Reithalle-Betreiber widersprechen dieser Darstellung. Die Sanität habe das Opfer ohne Zwischenfälle versorgen können. Die später hinzukommende Polizei habe mit ihrem "unprofessionellen Verhalten" provoziert.

Die Kantonspolizei Bern hat am Montag drei junge Männer festgenommen. Sie werden verdächtigt, an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen zu sein. Weitere Ermittlungen sind im Gang.

(Bernerzeitung.ch/Newsnetz)


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BZ 9.9.08

Opfer der Schlägerei ist tot

Ende August wurde ein 36-jähriger Mann vor der Berner Reitschule niedergeschlagen. Nun ist er seinen Verletzungen erlegen.

Die Tat ereignete sich noch vor Mitternacht: Ein 36-jähriger Mann wurde am 29. August unter der Eisenbahnbrücke vor der Reitschule brutal zusammengeschlagen. Mit schweren inneren Verletzungen und Blutungen wurde er ins Inselspital überführt. Dort wurde er notoperiert, blieb aber bewusstlos. Am Samstagmorgen ist er nun gestorben, wie gestern die Polizei in einer Mitteilung schrieb. Laut einem 63-jährigen Berner*, bei dem der verstorbene Schweizer die letzten Jahre gelebt hatte, kam er nicht wieder zu Bewusstsein. Schon am Freitagabend hätten die Ärzte den Hirntod festgestellt und die lebenserhaltenden Massnahmen eingestellt. Darauf sei der Mann kurz vor 6 Uhr morgens verschieden.

Drei Personen befinden sich laut Kantonspolizei in Haft, die verdächtigt werden, an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen zu sein. Es sind zwei Mazedonier und ein Serbe im Alter zwischen 19 und 20 Jahren. Zum Tathergang und zu den Hintergründen laufen Ermittlungen.

Opfer war drogenabhängig

Laut dem Wohnpartner des Opfers, war dieses seit seiner Jugend drogenabhängig: "Heroin, Kokain - der ganze Cocktail." Um seine Sucht zu finanzieren, habe der Mann, der ursprünglich aus Thörishaus stammt, auch Dealern Kunden zugeführt, sagte er gegenüber dieser Zeitung. Er selber habe noch in den Morgenstunden der besagten Nacht von der Tat vernommen. Die Polizei habe die Vermutung geäussert, die Art, wie er zusammengeschlagen worden sei, deute auf Täter hin, die dies nicht zum ersten Mal gemacht hätten.

Sanitäter behindert

Ob die Tat im Zusammenhang mit dem Drogenmilieu steht und allenfalls eine Abrechnung unter Dealern war, wollte die Kantonspolizei gestern auf Nachfrage nicht bestätigen. Dies sei Gegenstand der Ermittlungen. Sie schrieb im Communiqué einzig, die Rettungssanitäter hätten zur Bergung des Opfers von zwei Polizeipatrouillen beschützt werden müssen. Eine Person, die vorgängig die Polizei habe benachrichtigen wollen, sei ebenfalls angegriffen worden.
cab

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Bund 9.9.08

Opfer ist verstorben

Stadt Bern Ein 36-jähriger Schweizer ist eine Woche nach einer tätlichen Auseinandersetzung vor dem Kulturzentrum Reithalle in Bern im Spital seinen Verletzungen erlegen. Die Polizei hat in diesem Zusammenhang drei junge Ausländer festgenommen.

 Zwei Mazedonier und ein Serbe im Alter von 19 und 20 Jahren würden verdächtigt, an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen zu sein, teilten das Untersuchungsrichteramt Bern-Mittelland und die Kantonspolizei Bern mit. Sie befinden sich in Haft. Weitere Ermittlungen sind im Gang.

Polizei schützte die Ambulanz

 Der 36-jährige Schweizer wurde in der Nacht auf den 30. August verletzt und starb am 6. September. Um das Opfer vor Ort ärztlich versorgen zu können, mussten zwei Polizeipatrouillen die Besatzung der Ambulanz beschützen. Eine Person, welche vorgängig die Polizei alarmieren wollte, wurde von den am Streit Beteiligten ebenfalls tätlich angegriffen. (sda)

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Telebärn 8.9.08
Schlägerei-Opfer gestorben
http://www.kyte.tv/ch/84713-telebaern/217697-schlagereiopfer-gestorben

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bernerzeitung.ch 8.9.08

Der Mann, der Ende August 2008 bei einer tätlichen Auseinandersetzung vor der Reithalle schwer verletzt worden war, ist am Samstag im Spital verstorben.

In der Nacht vom Freitag 29. August 2008 war es vor der Reithalle zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gekommen, bei der ein 36-jähriger Mann erheblich verletzt wurde. Um das Opfer ärztlich versorgen zu können, mussten die Sanitäter vor Ort durch zwei Polizeipatrouillen beschützt werden.

Eine Woche nach dem Vorfall ist der Mann am Samstag, 6. September 2008 an den Folgen der Verletzungen im Spital verstorben.

Die Kantonspolizei Bern hat heute Montag drei junge Männer festgenommen. Sie werden verdächtigt, an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen zu sein. Weitere

Ermittlungen sind im Gang.

(Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

Erstellt: 08.09.2008, 17:19 Uhr


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STAPI-ROCKER
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punkt.ch 11.9.08

Jimy Hofer

Er will die Chaoten stoppen

Matthias Engel

Jimy Hofer will Stadtpräsident werden, um die chaotischen Zustände in Bern zu beenden

Weil das Bronco-Mitglied und Berner Original Jimy Hofer nicht länger zusehen will, wie die Stadt "weiter im Chaos versinkt", will er Stadtpräsident werden. Mit dem Slogan "Wählt keine Politiker, wählt das Original " tritt er mit dem Wasserwerk- Mitbegründer und Bümplizer Lehrer Martin Schneider auf der "Jimy Hofer Liste" zu den Gemeindewahlen an.

Taten statt Worte

Dass Jimy Hofer keine politische Erfahrung hat, erachtet er selber nicht als Nachteil. "In der Regierung müssen Menschen sitzen, die ihren Verstand einsetzen und grossen Worten auch Taten folgen lassen." Als Chef müsse er nicht alles selber können, dafür aber wissen, was zu machen ist.

Unmut über RGM

Jimy Hofer sieht sich als Unabhängiger, der fernab vom "Filz" frei politisieren könne. Er gibt aber offen zu, dass er vor allem mit der links-grünen Regierung unzufrieden ist. "Die Sicherheitsprobleme in der Stadt Bern sind hausgemacht. Die Regierung schützt die Chaoten. " Er dagegen wolle die "paar wenigen Chaoten" stoppen, egal ob bei Sportveranstaltungen oder im Umfeld der Reitschule.
"Kulturelle und ideelle Freiräume sind wichtig für eine Stadt. Aber die heutigen Verantwortlichen sind nicht fähig, die Reitschule angemessen zu führen", so Stapikandidat Hofer.

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ALKISTÜBLI
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BZ 8.9.08

Alkistübli akzeptiert

Gross war die Sorge der Anwohner, als die Stadtregierung ankündigte, das Alkistübli werde auf die Parkterrasse ziehen. Seit vier Monaten ist es nun dort untergebracht und offen - und die Wogen haben sich geglättet. "Wir haben keine einzige schlechte Erfahrung gemacht", sagt eine ehemalige Kritikerin. Sorgen bereiten den Anwohnern allerdings Jugendliche, welche sich an Wochenenden regelmässig auf der Parkterrasse betrinken.
mm

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Anwohner loben den Betrieb

Vor einem Jahr fanden besorgte Anwohner, ein Alkistübli auf der Parkterrasse sei "schlicht unzumutbar". Nun zeigt sich: Das Stübli ist kein Problem. Viel mehr sorgen im Gebiet Drögeler und jugendliche Trinker für Unmut.

"Der Standort auf der Parkterrasse ist schlicht unzumutbar", fand die damalige Leiterin der Berufsschule für Dentalassistentinnen, als die Stadt vor gut einem Jahr bekannt gab, wo das neue Alkistübli zu stehen komme. Die Berufsschule befindet sich unmittelbar neben dem heutigen Alkistübli auf der Parkterrasse und wird von 500 jungen Frauen besucht.

Und nicht nur die Schulleiterin warnte damals vor unhaltbaren Zuständen. Auch Anwohner beklagten sich: "Wir sind eingekreist von der Reithalle, dem Fixerstübli, der Notschlafstelle und nun auch noch vom Alkistübli", meldete sich vor knapp einem halben Jahr eine Länggass-Bewohnerin an einer Informationsveranstaltung zu Wort.

Ruhig und sauber

Vier Monate steht nun der Aufenthaltsraum für Alkoholkranke auf der Parkterrasse - die Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Keine Alkistübli-Gäste trinken im Treppenhaus zur Grossen Schanze. Rund um die Container ist es ruhig und sauber. "Wir haben bisher keine einzige schlechte Erfahrung gemacht", heisst es heute bei der Berufsschule. Lorenzo Cosma, Chef des Café-Coiffeursalons "Caffelli" im Treppenaufgang, bestätigt: "Zu uns hat sich noch kein einziger Alkistübli-Besucher verirrt." Er biete aber auch bewusst kein billiges Bier an, betont Cosma.

Markus Nafzger, Berns Obdachlosen-Koordinator, ist froh, dass der Betrieb des Aufenthaltsraums bisher ohne Reklamationen funktioniert hat und die Alkistübli-Klienten nach Betriebsschluss weder auf der Grossen Schanze noch im Treppenhaus weitertrinken.

Nur: Die Situation im Treppenhaus sorgt trotzdem für Unmut bei jenen, welche diese Verbindung zwischen Länggasse und Innenstadt benutzen.

Probleme im Treppenhaus

Vor allem an Wochenenden gibt es dort immer wieder Probleme. Nach einer Freitag- oder Samstagnacht sehe es oft aus, "wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte", berichten Anwohner und Passanten: Abfall, Erbrochenes, Glasscherben und gebrauchte Spritzen zeugen von nächtlichen Trinkgelagen, die Jugendliche veranstaltet haben, und von Drogenkonsum. Besonders schlimm sei es, wenn es in der Nacht regnet und das Treppenhaus den nächtlichen Nutzern als Unterstand dient.

Auch Markus Nafzger kennt das Problem. Er betont: "Das sind andere Leute als die Alkistübli-Kundschaft." Er räumt ein, dass die Stadt für diese Probleme im Treppenhaus und auf der Grossen Schanze derzeit keine Lösung habe und auch keine in Sicht sei.
Esther Diener-Morscher

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RANDSTAND BURGDORF
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BZ 11.9.08

"Anständige Randständige" werden nicht vertrieben

Burgdorf vertreibt Randständige nicht mit polizeilicher Hilfe aus der Unterstadt. Stattdessen denkt die Sozialdirektion über ein Konzept nach, mit dem sie der Szene helfen kann. Ein Alkistübli ist für die Regierung noch kein Thema.

Die Burgdorfer Alkis werden zum politischen Thema: Was der Gemeinderat von den regelmässigen Randständigen-Ansammlungen in der Innenstadt halte, fragte Stadträtin Christine Jost von den Jungfreisinnigen im Juni. Besonders im Entenpark würde die Szene in der Bevölkerung "zu Klagen Anlass" geben, teilte Jost der Regierung per Interpellation mit. Und fragte, ob die Stadt "polizeiliche oder anderweitige Möglichkeiten" habe, um die Situation "zu entschärfen". Es dürfe, findet Jost, "nicht sein, dass Teile des öffentlichen Raums von Kindern und Familien kaum noch benutzt werden können". Deshalb müsse sich der Gemeinderat um die Sache kümmern.

Kaum Strafbares

Diese Ansicht teilt der Gemeinderat nur bedingt. Laut der für die Sicherheitsdirektion zuständigen Gemeinderätin Beatrix Rechner (BDP) braucht die Stadt wegen der Alkiszene keineswegs "polizeilich oder anderweitig" zu intervenieren. "Die 10 bis 15 Randständigen, die sich nicht nur im Entenpark, sondern in der ganzen Unterstadt aufhalten, verhalten sich grundsätzlich anständig", sagt Rechner. Gegen das Gesetz würden die Alkis selten verstossen. "Und so lange sie keine strafbaren Handlungen begehen, gibt es keinen Grund für entsprechende Massnahmen."

"Wie es sich gehört"

Wenn sich die Randständigen allzu lange am selben Ort aufhalten, würden sie von Stadtpolizisten aufgefordert, woanders hinzugehen. Doch selbst bei diesen kleinen Verlegungen gäben die Alkis kaum zu Klagen Anlass: "Sie räumen ihren Unrat jeweils zusammen und entsorgen ihn, wie es sich gehört", sagt Beatrix Rechner.

In sicherheits- und ordnungstechnischer Hinsicht bestehe für den Gemeinderat also kein Handlungsbedarf. Trotzdem sei die Burgdorfer Stadtregierung der Ansicht, dass für die Szene eine Lösung gefunden werden müsse. "Die Sozial- und die Sicherheitsdirektion sind daran, für die Randständigen ein Konzept zu erarbeiten", sagt Rechner. Resultate würden noch keine vorliegen.

Den Randständigen ein Alkistübli zur Verfügung zu stellen sei für den Gemeinderat bisher "kein Thema" gewesen, sagt die Sicherheitsdirektorin. Die EVP-Fraktion ging in dieser Hinsicht einen Schritt weiter. Sie verlangte vom Gemeinderat in einem Vorstoss, für die Randständigen in der Innenstadt ein Reglement zu erarbeiten und ihnen einen betreuten Aufenthaltsraum zur Verfügung zu stellen.

Stübli würde akzeptiert

In einer Umfrage dieser Zeitung sprachen sich die Ortspartei-Exponenten vor einigen Wochen für oder zumindest nicht gegen ein Alkistübli aus. Andreas Diggelmann, der Leiter der Sozialdirektion, sagte, die Stadt würde "versuchen zu handeln", falls Bedarf nach einem derartigen Raum bestehe.

Christine Josts Interpellation wird am Montag im Stadtrat behandelt. Wann der Gemeinderat über den EVP-Vorstoss diskutiert, ist laut Rechner noch offen.
Johannes Hofstetter

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SCHNÜFFEL-FIRMA
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WoZ 11.9.08

Securigate-Wie "Shanti Muller", die zweite enttarnte Securitas-Agentin, die autonome Szene ausspionierte, wie sie dabei bewusst Freundschaften aufbaute und wieso der Staatsschutz die Spitzeltätigkeit an Securitas ausgelagert haben könnte.

Die Frau mit den zwei Identitäten
Von Dinu Gautier

"Eintreten auf eigene Gefahr!", steht an ihrer Wohnungstüre geschrieben. Daneben vier Bilder von zähnefletschenden Kampfhunden. An der Klingel heisst es: "Haben Sie wirklich einen Grund zum Klingeln?" Weitere Aufkleber weisen daraufhin, dass die Wohnung durch die Securitas bewacht werde und eine Alarmanlage installiert sei. Ein ähnliches Bild von ausserhalb des Mehrfamilienhauses: Kunststoffplanen sollen jeden Einblick auf die Terrasse verhindern, zu sehen sind lediglich mehrere im Wind flatternde Schweizer Fahnen und Fenster mit heruntergelassenen Läden, die zusätzlich mit Tarnnetzen, wie man sie von Bildern aus dem Irakkrieg kennt, von aussen bedeckt sind. Und an der Wand, neben den Fenstern, ist ein Securitas-Schild angebracht: "Betreten verboten!"

Kein Zweifel: Hier wohnt eine Frau, die weiss, wie fragil die Privatsphäre sein kann. Die Frau heisst Fanny ­Decreuze und arbeitet für die Schnüffelabteilung "Investigation Services" (IS) der Securitas in Lausanne.

Aufgrund von Recherchen, an denen auch die WOZ beteiligt war, hat am Sonntagabend das Westschweizer Fernsehen publik gemacht, dass Fanny Decreuze während mehr als zwei Jahren linke und autonome Gruppen in der Romandie ausspioniert hat. Bereits drei Monate zuvor war bekannt geworden, dass eine andere Spionin mit dem Decknamen "Sara Meylan" die globalisierungskritische Gruppe Attac Waadtland infiltriert hatte ("Nestlégate", siehe WOZ Nr. 25/08).

Die Infiltration

Auch Fanny Decreuze hat einen Decknamen: "Shanti Muller" nennt sie sich, als sie sich im Frühjahr 2003 in die Vorbereitungen zu den Protesten gegen den G8-Gipfel am Genfersee einklinkt. Die 31-jährige Lausanner Aktivistin Susanne Sauterel (Name geändert) begegnet ihr im Herbst 2003 zum ersten Mal an einer Demo: "Sie kam auf mich zu, weil ich fotografierte, und bezichtigte mich, ein Polizeispitzel zu sein." Einige Monate später lernt sie Shanti Muller näher kennen, als diese bei der "­Groupe Anti-Répression" (GAR) mitzuarbeiten beginnt. Die GAR unterstützt nach dem G8-Gipfel DemonstrantInnen in Gerichtsverfahren und dokumentiert die Polizeiübergriffe, zu denen es gekommen war. "Shanti war sehr neugierig und offen. Da sie sagte, sie sei ganz alleine, haben wir uns etwas mehr um sie gekümmert", sagt Susanne Sauterel. Muller habe bewusst Nähe aufgebaut und sei mit der Zeit tatsächlich zu einer guten Freundin geworden. "Es ist wirklich zum Kotzen! Gerade weil wir auch über sehr persönliche Sachen geredet haben", meint Sauterel heute dazu.

Muller habe erzählt, sie sei französisch-schweizerischer Herkunft, sei auf einer Militärbasis in Djibouti aufgewachsen und als Sechzehnjährige nach Indien abgehauen. Dort habe sie Leprakranke gepflegt. "Angesichts ihres Auftauchens aus dem Nichts und ihrer doch eher ungewöhnlichen Biografie hat es schon Leute gegeben, die Shanti gegenüber misstrauisch gewesen sind", sagt Sauterel. Sie selber habe Muller dar­auf angesprochen, worauf die Spionin verständnisvoll reagiert habe. Und mit der Zeit sei das Misstrauen geringer geworden.

Berufsrisiken

Shanti Muller besucht AktivistInnen zu Hause, feiert in besetzten Häusern und dem autonomen Zentrum "­Espace Autogéré" von Lausanne, beteiligt sich an unzähligen Sitzungen, Aktionen und Demonstrationen, nicht nur in Lau­sanne, sondern auch in Genf und Bern. Als Mitglied der GAR hat sie Zugang zu vertraulichen Dossiers, etwa zu Gedächtnisprotokollen von ZeugInnen polizeilicher Übergriffe oder Akten zu laufenden Gerichtsverhandlungen.

Als im Januar 2004 über tausend von einer bewilligten Demo in Chur heimreisende Wef-GegnerInnen in Landquart aus einem Zug getrieben und kontrolliert werden, macht die Spionin Bekanntschaft mit den Knüppeln der Genfer Polizei. Sie wird mit einer Fraktur im Gesicht in einem Krankenwagen abtransportiert.

Im Sommer 2004 verschwindet Shanti Muller für über einen Monat, um dann bis im Sommer 2005 wieder regelmässig an Sitzungen teilzunehmen. Ende 2007 erreicht die Leute der GAR ein letztes Lebenszeichen von Muller - eine Postkarte aus Indien (vgl. Abbildung).

Vom Leben der Frau weiss man, abgesehen von ihren Auftritten als Spitzelin, wenig. Bekannt ist, dass Fanny Decreuze 33 Jahre alt ist und Kampfhunde hält. Seit zwei Jahren gehört die blonde, korpulente Frau der SVP an ("Eine gute Aktivistin", sagte der Parteipräsident der UDC Côte Ouest dem Gratisblatt "Matin bleu"). Den SVP-Nationalrat Guy Parmelin unterstützt Decreuze auf dessen Wahlkampfhomepage namentlich. Dort wünscht sie sich auch einen verschärften Kampf gegen "Versicherungsmissbrauch" und für ein lascheres Waffengesetz. Und sie fordert von der Schweiz internationales Engagement. Decreuze ist sensibilisiert für Fragen der Entwicklungshilfe: 1997 erscheint im "24 heures" ein Artikel über ihre Arbeit mit Leprakranken in Indien. Bekannt ist auch, dass sie in Neuenburg Vorlesungen am "Institut zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität" besucht hat. Sie ist zudem seit spätestens 1999 für die Securitas tätig. Dort steigt sie bei der "Bewaffneten Garde" ein.

Im Herbst 2003 übernimmt Decreuze die Führung der Abteilung "Investigation Services", da ihr Vorgänger, ein ehemaliger Freiburger Kantonspolizist (Name der Redaktion bekannt), wegen sexueller Übergriffe an einem Minderjährigen eine zweieinhalbjährige Gefängnisstrafe absitzen muss. Dieser Mann betreibt heute übrigens eine private Sicherheitsfirma, die unter anderem Ausbildungen in Techniken wie "Befragung", "Observation" oder "Beschattung" anbietet. "Ich arbeite nur mit uniformierten Sicherheitskräften", sagt er dazu. Fragt sich, wie sinnvoll eine Beschattung in Uniform ist.

Diesen Montag lud die GAR zu einer Pressekonferenz in Lausanne, wo ihr Anwalt Jean Lob eine Anzeige gegen Securitas wegen Betrug und Verstoss gegen das Datenschutzgesetz ankündigte. Will sich die Gruppe damit an Decreuze rächen? "Nein, darum geht es uns nicht. Wir wollen aufzeigen, dass diese Infiltration System hat", sagt Sauterel: "Wir sind überzeugt, dass es, abgesehen von Sara Meylan und Shanti Muller, weitere Spitzel gab und gibt." Es sei wichtig, her­auszufinden, wer die Auftraggeber dieser Aktivitäten seien.

Der privatisierte Staatsschutz

Im Gegensatz zur Infiltration von Attac im Auftrag von Nestlé ist im Fall Muller/Decreuze nämlich nicht bekannt, wer der Securitas den Auftrag gegeben haben könnte, autonome Gruppen zu unterwandern. An der Pressekonferenz der GAR wird der Verdacht geäussert, Securitas könnte für den Staatsschutz oder die Polizei gearbeitet haben. Tatsächlich gibt es Indizien, die diese These stützen.

Dass sich Staatsschutzkreise und Polizei für Informationen aus dem autonomen und globalisierungskritischen Umfeld stark interessieren, steht ausser Frage. Dass sie zur Informationsbeschaffung (noch) keine AgentInnen mit falscher Identität in Organisationen einschleusen dürfen auch. Dies möchte der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) aber tun. Deshalb strebt er eine Gesetzesänderung an.

Denkbar wäre, dass der DAP solche Operationen an Private auslagert, da diese rechtlich viel mehr Spielraum haben. Thomas Balmer, Pressesprecher des Bundesamtes für Polizei, sagt lediglich, dass der DAP keine Details zu Quellen öffentlich mache, um diese nicht zu gefährden. Hingegen bestätigt er Folgendes: "Das Gesetz macht keinen Unterschied zwischen privaten und institutionellen Informationsquellen." Diese Quellen dürfe der DAP für Informationen entschädigen, und zwar nicht im Sinne einer Lohnzahlung, sondern zur Begleichung von Spesen. "Zudem kann der DAP Prämien für wertvolle Informationen ausrichten", so Balmer. Diese Entschädigungen und Prämien könnten allenfalls auch für Securitas lukrativ gewesen sein. Claude Covassi, der dem DAP Informationen über den Islamisten Hani Ramadan geliefert hat, behauptete etwa, vom DAP dafür mit etwa 15 000 Franken belohnt worden zu sein.

Noch mehr Spione?

Bei Securitas beantwortet derzeit niemand Fragen zur Affäre, dies mit Verweis auf ein "laufendes Gerichtsverfahren". Die Firma hat lediglich ein Communiqué veröffentlicht, in dem sie behauptet, legal gehandelt zu haben. "Die Securitas hat während der fraglichen Zeit die Polizei über ihre Tätigkeit informiert." Zudem schreibt die Securitas, im Herbst 2005 habe es Gespräche mit dem Bundesamt für Polizei gegeben. Das Bundesamt habe der Securitas mitgeteilt, "dass diese ganz speziellen Dienste nicht zum Aufgabengebiet von privaten Sicherheitsfirmen gehören sollen". In der Folge habe die Securitas die­se Aktivitäten auch eingestellt.

Nur: Solche Behauptungen sind nicht neu. Nach dem Skandal um die Spionin Sara Meylan sagte Reto ­Casutt, Generalsekretär der Securitas, zur WOZ: "Vorher und nachher hat es keine Infiltratio­nen von Gruppen gegeben und wird es auch nicht geben."

Bleibt abzuwarten, wann weitere Spionageaktivitäten privater Sicherheitsfirmen ans Tageslicht kommen. Und dann wird man möglicherweise neben "Nestlé­gate" auch von "Securigate" sprechen.

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Prozesskosten

Bereits einen fünfstelligen Betrag hat Attac für den Zivilprozess gegen Nestlé und Securitas ausgegeben. Vor drei Monaten war bekannt geworden, dass diese Firmen eine Spionin bei Attac Waadtland eingeschleust hatten. Florence Proton von Attac: "Kommen wir nicht zu Geld, wären wir gezwungen, den Prozess abzubrechen." Um zu verhindern, dass die AuftraggeberInnen in der Nestlégate-Affäre ungeschoren davonkommen, bittet die Organisation um Spenden.

Attac-Suisse, 1700 Fribourg, PC 17-762066-4, Vermerk "Solidarität Klage"

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WoZ 11.9.08

Standpunkt-Aktivist David Böhner über Bespitzelungen und was dagegen zu tun ist.

Weder naiv noch paranoid

Nach dem erneuten Auffliegen einer ­Securitas-Spionin (siehe Artikel oben) stellen sich viele Fragen. Zum Beispiel Fragen nach den AuftraggeberInnen und den Verbindungen zum Staatsschutz, oder die Frage, ob es weitere, (noch) nicht aufgedeckte Fälle gibt.

Für diejenigen, die sich aktiv an Protestbewegungen beteiligen und sich in linken Gruppen organisieren, stellt sich zudem die Frage, wie man sich am ­besten vor SpionInnen schützen kann.

Das ist eine Herausforderung, weil eine Misstrauenskultur und eine Ein­igelung für die Gruppendynamik einen ähnlichen Schaden anrichten können wie die Infiltration an sich.

Keine Gruppe oder Organisation kann mit hundertprozentiger Sicherheit wissen, dass in ihren Reihen keine SpitzelInnen aktiv sind. Aber es können wirksame Vorsichtsmassnahmen getroffen werden.

Eine Voraussetzung ist dabei ein sorgfältiger menschlicher Umgang untereinander. Nur wenn sich Gruppenmitglieder auch ausserhalb des Sitzungszimmers füreinander interessieren, kann ein echtes Vertrauensver­hältnis entstehen. Eine kritische und solidarische Auseinandersetzung - auch in persönlichen Angelegenheiten - hilft einer Gruppe nicht nur dabei, in Stresssituationen besser zu reagieren, sondern bietet auch Schutz vor Unterwanderungen. Ganz nach dem Motto der feministischen Bewegung aus den siebziger Jahren: "Das Private ist politisch".

Aufnahmegespräch, nicht Verhör

Wenn Zweifel an der Integrität oder der Motivation eines Gruppenmitglieds aufkommen oder Gerüchte kursieren, sollten diese offensiv angegangen werden. Einfache Abklärungen lassen die aufgekommenen Zweifel erhärten oder hinfällig werden: Stimmen die Angaben zu beruflichen und familiären Verhältnissen? Wie ist die Wohnsituation oder der Freundskreis?

Wenn die betroffene Person aus einer anderen Region hergezogen ist, erschwert das die Abklärungen. Hier helfen persönliche Kontakte zu befreundeten linken Organisationen aus jener Gegend. Eine gute überregionale Vernetzung ist also nicht nur für die inhaltliche politische Auseinandersetzung hilfreich, sondern kann auch Schutz bieten vor Infiltration.

Wenn eine bis dahin politisch nicht aktive Person neu in eine Gruppe einsteigen will, können ein bis zwei Gruppenmitglieder mit der betreffenden Person zuerst eine Art Aufnahmegespräch führen. Dieses Gespräch darf natürlich nicht den Geschmack eines Verhörs haben und somit die Lust auf die politische Betätigung gleich wieder zunichte machen. Vielmehr sollte es ein gegenseitiger Austausch sein, der die Gelegenheit bietet, die Arbeit und das Funktionieren der Gruppe zu erklären und dem interessierten Neumitglied Fragen nach Motivation und Hintergrund zu stellen. Bei eher persönlichen Fragen sollte klargestellt werden, dass es nicht um ein persönliches Misstrauensvotum, sondern um den Schutz der Gruppe vor SpitzelInnen geht und dass dies bei allen neuen Mitgliedern so gehandhabt wird.

Gift für eine Gruppe ist es dagegen, wenn sich Gruppenmitglieder gegenseitig verdächtigen und Gerüchte entstehen, diesen aber nicht wirklich nachgegangen wird.

David Böhner ist aktiv in der Berner Reitschule. Er hat an Sitzungen teilgenommen, die auch von der Securitas-Spionin "Shanti Muller" besucht wurden.


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SCHNÜFFEL-STAAT
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WoZ 11.9.08

Neue Fichenaffäre

Bestätigt

Im Juni war bekannt geworden, dass sechs türkischstämmige Basler Grossräte vom kantonalen Aussenposten des Staatschutzes beobachtet wurden. Die sechs Grossräte und weitere ParlamentarierInnen baten daraufhin beim Datenschutzbeauftragten um Auskunft, ob sie in der Staatsschutzdatenbank ISIS gespeichert sind. Am Dienstag teilte die SP Basel-Stadt mit: Grossrat Mustafa Atici ist tatsächlich fichiert - weil er ­türkische und kurdische Organisationen in Integrationsfragen kontaktiert hat. Ebenfalls fichiert wurde seine Kollegin Tanja Soland - weil sie im Januar 2007 mit der Basler Kantonspolizei über die Bewilligung für eine Anti-Wef-Demo verhandelte. Zu den Gesprächen war es auf Wunsch der Polizei gekommen. Damit bestätigt sich, was bereits die ­Fichierung von Balthasar Glättli, dem Geschäftsführer von Solidarité sans frontières, zeigt: Der Staatsschutz nimmt Personen wegen ihrer politischen Tätigkeit ins Visier. Auch wenn ihm ­dies von Gesetzes wegen verboten ist. Und offensichtlich liefert auch die ­Polizei Informationen an den Staatsschutz. Etwas Licht konnte der Datenschützer auch in die Arbeitsweise des Dienstes für Analyse und Prävention DAP und die Datenbank ISIS bringen. Wie er in einer Mitteilung schreibt, ist zwischen einer Datenbearbeitung und einer Registrierung zu unterscheiden: Der DAP prüft alle bei ihm eintreffenden Daten. In der Datenbank ISIS landen nur jene Personen und ­Organisationen, bei denen "ein Staatsschutzinteresse gegeben ist". Über die Häufigkeit der Bespitzelung sagt dies aber nichts aus. ks

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WoZ 11.9.08

Schengen-Die EU plant, DemonstrantInnen und Fussballfans im Schengener ­Informationssystem (SIS) zu speichern. Das hat auch Konsequenzen für den assoziierten Schengen-Staat Schweiz.

Der Verdacht reicht

Von Heiner Busch

Januar 2011: Vor der bewilligten Demonstration gegen das Weltwirtschaftsforum Wef in Davos kontrollieren deutsche BundespolizistInnen und Schweizer GrenzwächterInnen in einer gemeinsamen Aktion im Basler Badischen Bahnhof sämtliche Reisenden eines aus Frankfurt am Main kommenden Eurocity-Zuges. 45 Personen aus Deutschland, Polen und den Niederlanden wird die Einreise in die Schweiz untersagt. Sie sind als "gewaltbereite Störer" im Schengener Informationssystem (SIS) gespeichert und werden nun bis zum Ende der Demonstration in "Unterbindungsgewahrsam" in Weil am Rhein festgehalten. Zwanzig weitere im SIS erfasste "Troublemaker", in der Mehrheit SchweizerInnen, nimmt die Polizei auf den Zufahrtswegen nach Davos fest.

Dieses Szenario könnte durchaus Wirklichkeit werden. Seit Ende letzten Jahres diskutieren diverse Arbeitsgruppen des Rates der Innen- und JustizministerInnen der EU, wie der Austausch von Daten über "violent troublemakers" bei Grossveranstaltungen - sprich: bei internationalen Fussballspielen und bei Protesten gegen Gipfeltreffen - zu verbessern sei. Den Anstoss dazu gab ein Papier, das die deutsche Delega­tion in der Sitzung des "Artikel-36-Ausschusses" am 22. Oktober 2007 vorgelegt hatte. Der direkt unter dem Minis­terrat angesiedelte Ausschuss ist das höchste politische Planungsgremium für die polizeiliche und strafrechtliche Zusammenarbeit der EU. Im Register der Ratsdokumente sucht man die Vorlage des deutschen Bundesinnenminis­teriums jedoch vergebens. Sie hat nicht einmal eine Nummer erhalten. Unter Tagesordnungspunkt 12 vermerkt das Sitzungsprotokoll lediglich: "Es wurde vereinbart, dass die SIS-Arbeitsgruppe die Möglichkeit der Nutzung des SIS für diesen Informationsaustausch prüfen soll. Falls erforderlich, können zu einem späteren Zeitpunkt weitere Arbeitsgruppen konsultiert werden."

Mit grossem Eifer

Die Schweiz ist als assoziierter Schengen-Staat an den Diskussionen dieser Arbeitsgruppen beteiligt und wird dort durch das Bundesamt für Polizei (Fedpol) vertreten. Wie sich die helvetischen RepräsentantInnen zu den deutschen Vorschlägen verhalten haben, will das Amt jedoch nicht verraten. "Abschliessende Aussagen betreffend der Schweizerischen Position" könnten zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gemacht werden, "da in diesem Zusammenhang noch verschiedene Fragen zu klären sind", sagt Fedpol-Sprecherin Danièle Bersier.

Dass die schweizerischen Polizeien diesen Überlegungen ablehnend gegenüberstünden, ist jedoch kaum vorstellbar, da sie den bisher nicht automatisierten Datenaustausch mit grossem Eifer nutzen. Gestützt auf Meldungen ausländischer Polizeien, erlässt das Fedpol alljährlich zum Wef Hunderte von Einreisesperren. Allein zur Fussball­europameisterschaft hat das Amt im Frühjahr 2008 Daten über 6500 "akten­kundige Gewalttäter Sport" erhalten und in einem "anlassbezogenen Informationssystem" gespeichert. Fast die Hälfte der Personen wurde von Deutschland gemeldet. Mit der Speicherung vergleichbarer Daten im SIS würden sich die Schengen-Staaten die Einrichtung solcher temporärer Datenbanken ersparen. Die Informationen wären zudem jederzeit bei Polizeikontrollen an den Grenzen und im Inland abrufbar.

Keine Einflussmöglichkeiten mehr

Für das deutsche Innenministerium ist klar, dass von dieser Art der Ausschreibung keineswegs nur Leute betroffen wären, die wegen einer einschlägigen Straftat verurteilt sind. In einem zusätzlichen Papier für die SIS-Arbeitsgruppe erläuterte das Ministerium, dass für die Einstufung als "gewalttätiger Störer" in Deutschland nur eine "negative Prognose" der Polizei ausschlaggebend sei, die sich auch auf einen blossen Verdacht stützen könnte. Die Ausschreibung in einem Fahndungssys­tem wie dem SIS helfe der Polizei vor Ort, die "angemessenen und effektiven Massnahmen" zu treffen - von der Einreisesperre bis hin zum präventiven Polizeigewahrsam.

"Eine solche erweiterte Nutzung des SIS müsste vom Ministerrat beschlossen werden und wäre als Weiterentwicklung des Schengen-Besitzstandes zu qualifizieren", lässt das Fedpol verlauten. Wenn die EU-MinisterInnen einen entsprechenden Beschluss fassten, würde die Schweiz offiziell "notifiziert" und müsste die neuen Regelungen wie einen völkerrechtlichen Vertrag in ihr Recht überführen. Erst dann würden sich sowohl der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte als auch das Parlament mit dem Geschäft befassen.

Praktisch haben sie dann keine Einflussmöglichkeiten mehr. Dass das Parlament eine solche Regelung ablehnen und damit den Rauswurf der Schweiz aus dem Schengen-Klub riskieren würde, ist kaum zu erwarten.

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VIDEOÜBERWACHUNG
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Sonntagonline.ch 7.9.08

Die Kamera fährt fast immer mit

Regionalbahnen kommen kaum noch ohne die Überwachung mit Videokameras aus. Die Betreiber sind vom Nutzen überzeugt.

VON JOHANNES REICHEN
Felix Buser meint auch sich selbst: "Man nimmt halt an", sagt der Präsident der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr Bern, "dass alles korrekt abläuft." Auch Buser ist davon überzeugt, dass kein Missbrauch betrieben wird mit der Videoüberwachung im öffentlichen Verkehr.

Zwar findet Buser offene Kompositionen, wo Übersichtlichkeit herrscht, besser. Aber auch die Videoüberwachung diene dazu, für Sicherheit im Zug zu sorgen. Darauf will fast niemand mehr verzichten.

Wenn im Dezember die Fahrplanuhren neu gestellt werden, wird auch die BLS Kameras in ihren Zügen installiert haben. In den neuen "Lötschbergern" zwischen Bern und Brig/Zweisimmen "wird die Videoüberwachung erstmals angewendet", sagt Sprecher Hans Martin Schaer.

Rund 75 weitere Züge werden nachgerüstet. Und auch die Aare Seeland mobil (asm) filmt nun - in den "Star"-Zügen - ihre Fahrgäste. "Keine grosse Sache", sagt Sprecher Andreas Flückiger, "das ist heute Standard".

Das ist es auch beim Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS), wo die Fahrgäste seit zwei Jahren gefilmt werden. "Das sorgte für Aufsehen", sagt Sprecherin Sonja Stieglbauer. Von seiten der Fahrgäste habe es jedoch fast nur positive Reaktionen gegeben; der Datenschutz sei dagegen in der Öffentlichkeit kaum Thema gewesen. Auch jetzt nicht.

Beim RBS aber muss dem Datenschutz natürlich Aufmerksamkeit geschenkt werden. "Es gibt ein striktes Reglement, das auf den Vorschriften des Datenschutzes beruht." So müssen beispielsweise Bänder nach 72 Stunden gelöscht werden.

In der Betriebsleitzentrale des RBS ist nur ein kleiner Personenkreis bemächtigt, die Videoaufnahmen zu besichtigen. Vier Personen sind es, einer davon ist der Leiter der Zentrale, Marcel Flück. Die Videokontrolle sei allerdings mit beträchtlichem Aufwand verbunden, weswegen eher selten zu diesem Mittel gegriffen werde, sagt Flück.

Die Bänder müssen dafür aus dem Zug entfernt werden. Beim RBS sind in 16 Zügen Kameras installiert. Auch einzelne Bahnhöfe werden überwacht. "Noch wirken die Kameras präventiv", sagt Stieglbauer. "Wir sind uns aber bewusst, dass dies nicht immer so sein wird."

Meistens geht es um Sachschäden, weniger um Übergriffe auf Personen. "Etwa einmal in der Woche werden wir selber aktiv", sagt Flück. Stellen Lokführer oder Werkstattangestellte Schäden fest, können die Bänder konsultiert werden; ein mit Filzstift verschmierter Sitz sei allerdings kein Grund.

Noch viel seltener, "schätzungsweise drei-, viermal jährlich" sei es der Fall, dass die Bänder für polizeiliche Ermittlungen visioniert werden, sagt Flück. "Wenn wir jemanden anzeigen, machen wir die Polizei darauf aufmerksam, dass verwertbare Aufzeichnungen zur Verfügung stehen", sagt Stieglbauer.

Es ist noch nicht lange her, seit Transportunternehmen im ernsthaften Stil ihre Fahrgäste überwachen. Weil Vandalismus und Belästigungen in den Zügen "stark zugenommen" hatten, installierten die SBB 2004 Kameras in Regionalzügen. 18 Monate später, bilanzierte sie, waren die Kosten wegen Vandalismus um 60 Prozent gesunken, Übergriffe hatten "signifikant" abgenommen.

Diese Erkenntnisse und Erfahrungen anderer Unternehmen haben auch die BLS dazu bewogen, Kameras einzusetzen. "Auch wir haben mit Vandalismus zu kämpfen", sagt Schaer, und darum erhofft er sich eine "abschreckende Wirkung". Zudem solle den Passagieren solle ein Gefühl der Sicherheit vermittelt werden. "Die Fahrgäste", sagt auch asm-Sprecher Flückiger, " erwarteten, dass die Züge mit Videos überwacht werden."

(mz/owa)

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20min.ch 4.9.08

Bern sagt ja zur Videoüberwachung

Im Kanton Bern können künftig Orte im öffentlichen Raum, wo Straftaten verübt wurden oder solche zu erwarten sind, per Video überwacht werden. Der Grosse Rat stimmte am Donnerstag der entsprechenden Gesetzesrevision deutlich zu.

Der bernische Grosse Rat hat ihm am Donnerstag nach gut zweistündiger Debatte mit 115 zu 5 Stimmen bei 15 Enthaltungen sehr deutlich zugestimmt.

Der Rat genehmigte damit die sogenannt dissuasive (abschreckende) Überwachung. Das Ja hatte sich bereits in der vorberatenden Kommission abgezeichnet, die den Erlass mit 15:0 Stimmen bei zwei Enthaltungen verabschiedete.

Im Rat setzte sich nun ebenfalls die Auffassung durch, dass sogenannt sensible Orte, wo bereits wiederholt Straftaten verzeichnet wurden, auf diese Art überwacht werden können. Der Rat ging sogar einen Schritt weiter als es die Regierung gewollt hatte: Die Kameras sollen auch dort stehen dürfen, wo erst mit Straftaten zu rechnen ist.

Bevor etwas passiert

Als Beispiel wurde im Rat das Einkaufszentrum Westside im Westen der Stadt Bern aufgeführt. Man wolle nicht warten, bis sich dort oder anderswo Straftaten ereignet hätten, sondern dem präventiv entgegenwirken. Zuständig für das Aufstellen der Kameras sind die Gemeinden in Absprache mit der Polizei.

Die gesetzliche Grundlage für Videokameras im öffentlichen Raum hatte bis jetzt gefehlt. Sie sind aufgrund des Hausrechts aber schon in öffentlichen Gebäuden im Einsatz. Nun bekommen sie eine breitere rechtliche Grundlage.

In der Diskussion bedauerte Elisabeth Hufschmid (SP/Biel), dass das gewaltfreie Zusammenleben so weit gefährdet sei, dass man zu solchen Massnahmen greifen müsse. Videokameras könnten nur eine Übergangslösung sein; Prävention sei besser.

Andreas Lanz (SVP/Thun) sah ebenfalls, dass es ein Abwägen zwischen Persönlichkeitsschutz und Sicherheit gebe. Die Sicherheit habe aber klar den Vorrang, doch müssten Massnahmen stets verhältnismässig bleiben.

Gegen Beschränkung

Anna Coninx (Grüne/Bern) wollte den Einsatz der Kameras auf Orte beschränken, wo es um Verbrechen und Vergehen gehe. Wenn im Gesetz bloss von Straftaten die Rede sei, sei dies zu allgemein gefasst und gehe zu weit.

Die Aufweichung blieb chancenlos, auch die SP liess sich mehrheitlich nicht darauf ein. Übertretungen oder Belästigungen, die reihenweise verübt würden, könnten ebenfalls zu erheblichen Störungen führen, hiess es im Rat.

Die Bildaufzeichnungen dürfen nur als Beweismittel nur bei Vorliegen einer Strafanzeige oder bei konkreten Verdachtgründen verwendet werden. Jürg Scherrer (FPS), Bieler Polizeidirektor, hätte es lieber gesehen, wenn das zeitgleiche Beobachten und rasche Einschreiten möglich gewesen wäre.

Ohne Diskussion kamen die weiteren Neuerungen im Gesetz durch, wie die Ermächtigung an die Kantonspolizei, für die Überwachung des ruhenden Verkehrs Dritte einzusetzen. Gedacht wird hier etwa an die Securitas.

Der Rat beschloss angesichts des breiten Konsenses, es bei dieser einen abschliessenden Gesetzeslesung bewenden zu lassen.

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BOLIZEI
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20min.ch 5.9.08

Polizei-Aspiranten versagen im Diktat

Schweizer Polizeikorps haben ein Problem bei der Nachwuchsrekrutierung - immer mehr Kandidaten sind untauglich: Im Kanton Bern fällt die Hälfte der Polizeiaspiranten durch den IQ-Test, in Genf straucheln zwei Drittel beim Diktat. Und in Basel müssen unerwünschte "Rambos" nach Hause geschickt werden.

220 Polizeiaspiranten haben dieser Tage bei der Kantonspolizei Genf einen Eignungstest absolviert. Das ernüchternde Resultat: Rund zwei Drittel stolperten schon an der ersten Hürde, dem Diktat - dabei ist es essenziell, dass ein Polizist Rapporte und Protokolle zuverlässig verfassen kann.

"Wer in die Kripo will, darf nicht mehr als zehn Fehler machen. Zwei Drittel haben aber sehr viele Fehler gemacht", so der vom tiefen Niveau der Kandidaten überraschte Ausbildner Dominique Barcellini. Kandidaten mit mehr als 30 Fehlern wurden direkt nach Hause geschickt. Mit 29 Fehlern hat ein Aspirant aber noch die Chance, eines Tages als Verkehrspolizist Bussen zu verteilen.

Auch Deutschschweizer Kantonspolizeien müssen rigoros selektieren: Bei der Kapo Bern fällt laut dem stellvertretenden Personalchef Hans Rütti die Hälfte der Bewerber beim Intelligenztest durch. Neckisch ist daher die aktuelle Image-Kampagne der Kapo Bern, die gegen das Klischee des "dummen Polizisten" kämpft.

Die Kapo Baselstadt muss unter den Aspiranten laut Sprecher Klaus Mannhart sehr viele unerwünschte "Rambos" aussortieren. In Zürich wiederum scheitert ein hoher Anteil der Aspiranten an der deutschen Sprache. Kein Wunder, bezeichnet Reto Cavelti, Direktor der Polizeischule Ostschweiz, gute Sprachkenntnisse als "Killerkriterium".
daw/dti

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20min.ch 3.9.08

Kapo kämpft mit Klischees gegen gängige Vorurteile

von Alessandro Meocci

Mit Slogans wie "Tschugger si dumm" oder "Bulle si Herdätier" will die Kantonspolizei ihr Image aufpolieren. Der Grund: Den Ordnungshütern fehlt es an Nachwuchs.

In den kommenden zwei Jahren sollen 150 neue Polizisten ausgebildet werden. Doch die Kantonspolizei Bern hat Mühe, genügend gute und qualifizierte Aspiranten zu finden. Mit ein Grund ist der schlechte Ruf der Polizei. "Wir haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen", sagt Ursula Stauffer von der Kapo.

Doch mit den Klischees wie "Bir Schmier hets nume Macker" oder "Jedä Tschugger het ä Schnoutz" will man nun aufräumen. Deshalb kehren die Berner Polizisten den Spiess kurzerhand um und verbreiten in ihrer neusten Werbekampagne die gängigsten Vorurteile gleich selber. Im Kleingedruckten wird aber dann erklärt, weshalb die Slogans nicht der Wahrheit entsprechen. "Mit den kurzen, prägnanten Sätzen wollen wir für Aufmerksamkeit sorgen", sagt Stauffer. Gleichzeitig fordere man mögliche Interessenten auf, sich besser über den Polizeiberuf und eine mögliche Karriere bei der Kapo zu informieren.

Die provokative Werbekampagne startet morgen und soll voraussichtlich bis ins Jahr 2009 fortgesetzt werden.

Link-Box

www.polizei-job.ch
 
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KESSEL ALTSTETTEN
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20min.ch 5.9.08

Massenverhaftung von Basel-Fans war rechtens

Auch das Zürcher Obergericht stützt die im Dezember 2004 erfolgte Polizeiaktion, bei der 427 FC-Basel-Fans festgenommen und rund siebeneinhalb Stunden festgehalten worden sind.

Die III. Strafkammer wies den Rekurs gegen die Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft ab, wie das Obergericht am Freitag mitteilte.

Am 5. Dezember 2004 kam es im Vorfeld des Fussballspiels zwischen GC und dem FC Basel am Bahnhof Zürich-Altstetten zu einer grossangelegten Polizeiaktion. 427 der rund 650 in einem Extrazug angereisten Basler Fans wurden festgenommen und erst nach durchschnittlich siebeneinhalb Stunden wieder entlassen. Im März 2007 stellte die Staatsanwaltschaft I des Kantons Zürich das Verfahren gegen die verantwortlichen Polizisten ein. Dagegen legten rund 60 Geschädigte beim Obergericht Rekurs ein.

Die III. Strafkammer des Obergerichts stützt nun aber mit Entscheid vom 5. August die Einstellung des Verfahrens. Sie wies den Rekurs mit der Begründung ab, dass weder die geplante Personenkontrolle noch die Massenfestnahme einen unrechtmässigen Eingriff in die persönliche Freiheit jedes einzelnen Fans darstellten.

Ebenso wenig könne den Verantwortlichen ein rechtlich relevanter Vorwurf bezüglich Haftdauer und -bedingungen gemacht werden. Es habe sich um eine erstmalige, ungeplante Aktion gehandelt, deren Ausmass nur schwer abschätzbar gewesen sei. Deshalb könne die Haftdauer von durchschnittlich siebeneinhalb Stunden "gerade noch als gerechtfertigt und als verhältnismässig betrachtet werden".

Auch die über elfstündige Haftdauer von wenigen Fans könne "als absolute Ausnahme" noch toleriert werden, liege aber an der Grenze des Verhältnismässigen. Auch die Verpflegung der Festgenommenen und deren Rückreisemöglichkeiten hätten laut Strafkammer besser organisiert werden müssen.


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SP-"SICHERHEITS"-PAPIER
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BZ 9.9.08

SP ändert das Positionspapier "Sicherheit"

"Kosmetik" löst den Streit nicht

Die SP überarbeitet ihr parteiintern heftig umstrittenes Positionspapier zum Thema Sicherheit. Mitautorin Evi Allemann findet das "super". André Daguet, einer der Hauptkritiker des Papiers, warnt vor Schnellschüssen.

Nach heftiger parteiinterner Kritik hat die SP-Leitung nun beschlossen, das umstrittene Positionspapier "Öffentliche Sicherheit für alle" zu überarbeiten. Dies will sie tun, bevor die Delegierten am Parteitag vom 25./26. Oktober darüber befinden können.

Allemann: Kritiker bleiben

Dass die Verfasser des Papiers nun noch einmal über die Bücher gehen, ist für die SP-Nationalrätin Evi Allemann kein Zurückkrebsen der Parteispitze. "Ich finde es super, dass wir damit auf Anregungen und Wünsche aus der Basis eingehen können", sagt sie. Allemann ist Mitautorin des Positionspapiers. Laut der Berner Politikerin handelt es sich bei der angekündigten Überarbeitung eigentlich nicht um Änderungen, sondern viel mehr um Ergänzungen. Zum einen soll der bestehenden Version des Papiers eine statistische Analyse zur Sicherheit in der Schweiz vorangestellt werden. Zum anderen wolle man neu ein separates Kapitel "Grundrechte" einfügen. Allemann ist klar, dass damit die harten Kritiker innerhalb der Partei wohl kaum zufrieden gestellt werden.

Grundlegende Differenzen

Zum Kern der harten Kritiker gehört der Berner SP-Nationalrat André Daguet. Er kenne zwar die nun vorgesehenen Ergänzungen zum Positionspapier nicht. Doch er warnt schon jetzt: "Es wäre falsch, die Diskussion nun mit etwas Kosmetik zu versehen, um sie dann möglichst schnell ad acta legen zu können." Es gehe hier um grundlegende Differenzen in der SP. "Die Diskussion zum Thema Sicherheit müssen wir sehr ernst nehmen", so Daguet.

"Grundthese falsch"

Zusammen mit fünf anderen Nationalräten hatte Daguet letzte Woche parteiintern den Antrag gestellt, das Positionspapier zurückzuweisen. Daguet stört, dass das Papier Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit fordert, "die nachweislich nichts bringen", aber einen "massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte darstellen". Ein Beispiel sei die Videoüberwachung.

Der Berner Sozialdemokrat kritisiert darüber hinaus sogar die Grundthese des Papiers. Die These suggeriere, dass sich die Leute immer unsicherer fühlen. Laut Daguet stimmt das aber schlicht nicht. Es gebe eine einzige seriöse Studie, die sich mit der subjektiven Sicherheit der Schweizerinnen und Schweizer befasse. Das sei die Studie "Sicherheit 08" der ETH Zürich. Sie belege, dass sich die Menschen in der Schweiz heute sicherer fühlen als zum Beispiel Anfang der 90er-Jahre. Daguet findet es mehr als fragwürdig, ein Positionspapier auf einer These aufzubauen, die "an Stammtischen entstanden ist".

Befreiungsschlag

Allemann erklärt, weshalb die Begehren der harten Kritiker nach der parteiinternen Vernehmlassung kaum berücksichtigt wurden: "Es wäre eigenartig, wenn wir auf den Antrag aus der Gruppe um Daguet eingingen. Dieser Antrag ist nur einer unter vielen", so Allemann.

Die Berner Politikerin liegt damit ganz auf der Linie des Parteipräsidenten Christian Levrat. Die Partei wolle beweisen, dass sie das Sicherheitsproblem angehe, sagte dieser gestern. Das schaffe wiederum Raum, sich wieder jenen Themen zu widmen, die der SP am Herzen lägen: dem Schutz der Schwachen, den Sozialwerken und der Wirtschaftspolitik.

Die Parteibasis teile die Meinung, dass öffentliche Sicherheit einen Teil des Service public darstelle, sagte Levrat. Sicherheit sei ein öffentliches Gut und schaffe Lebensqualität. Deshalb müsse sie für alle gewährleistet werden. Dieser Grundgedanke des Papiers sei "ursozialdemokratisch". Präzisiert wird im überarbeiteten Papier, dass die SP flächendeckende Videoüberwachung ablehnt. Diese soll nur an neuralgischen Punkten eingesetzt werden. Und ein generelles Bettelverbot finde keine Mehrheit in der SP-Basis. Gegen organisierte Bettelei, namentlich mit Kindern, müsse dagegen durchgegriffen werden.

Juso kompromissbereit

Die Jungsozialisten Schweiz, die das Sicherheitspapier der SP an ihrer Delegiertenversammlung vom 23.August zurückgewiesen hatten, begrüssen die Überarbeitung. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Juso-Präsident Cédric Wermuth.

Zu begrüssen sei namentlich, dass die SP den Wunsch nach einem Grundrechtsartikel über die Aufrechterhaltung der Sicherheit erfüllen wolle. Das sei ein zentrales Anliegen der Jusos.

Festhalten wollen die Jusos an ihren 40 Einzelanträgen. In einzelnen Punkten müsse am Parteitag noch um eine Lösung gerungen werden. Das gelte etwa für Details der Videoüberwachung. "In Fussballstadien ist das für die Jusos kein Problem. Im öffentlichen Raum lehnen wir die Überwachung jedoch ab", so Wermuth.
Mischa Aebi

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IKRK UND NAZIS
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BZ 8.9.08

ikrk

Brauner Schatten?

Laut einer neuen Studie soll das IKRK bei der Flucht von Nazis nach Südamerika eine zentrale Rolle gespielt haben.

Adolf Eichmann, Josef Mengele, Erich Priebke: Dass schwer belastete Täter des NS-Regimes nach dem Zweiten Weltkrieg Reisepapiere des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) benutzten, um sich nach Südamerika abzusetzen, ist seit längerer Zeit bekannt. Eine neue Studie des Südtiroler Historikers Gerald Steinacher zeigt nun aber, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelte, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. Die Ausweise des IKRK hätten es Tausenden von Kriegsverbrechern, NS-Funktionären und Kollaborateuren erlaubt, sich nach dem Krieg der Strafverfolgung zu entziehen, schreibt Steinacher. Ein Sprecher des IKRK sagte gegenüber der Zeitung, man bedaure den Missbrauch der Dokumente zutiefst. Das IKRK habe sich damals aber in einer sehr schwierigen Lage befunden, gab er zu bedenken.
kai

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AJZ BIEL
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BZ 11.9.08

Ajz-aktivist Renato Maurer, Biel

"Lebe wild und gefährlich"

Das Bieler Autonome Jugendzentrum (AJZ) feiert diese Woche seinen 40.Geburtstag. Renato Maurer, ein Aktivist aus den Anfängen, blickt zurück auf die Vereinsgründung. Die Geschichte des Bieler AJZ hält er in einem Buch fest.

An seinen ersten Tag im Bieler Gaskessel, im Sommer 1973, kann sich Renato Maurer genau erinnern: "Ich war begeistert. Ich hatte endlich den Ort gefunden, wo sowohl gedacht als auch gefeiert wurde, wo sich junge Leute engagierten." Er fährt mit dem Arm durch die Luft: "Es war alles real, hier und jetzt, Gegenwart, nicht ferne Utopie." In einem scheuen Jungen flammte der Wille auf, sich zu engagieren. Er packte mit an. Der Umbau des Gaskessels zu einem Autonomen Jugendzentrum war in vollem Gange.

Renato Maurer steht im Chessu der Gegenwart. Fast nichts mehr sei wie damals, sagt er: "Der Boden war Brachland, der Kessel rostig." In einem Team junger Leute half der damals 17-Jährige eine Tribüne bauen, eine Bühne, Heizungen und richtige Türen. "Alles ehrenamtlich", sagt Maurer. Am 10.Mai 1975 wurde der Chessu eröffnet. Das AJZ machte wieder von sich reden, wie schon im Sommer 1968.

Streit um Verein

Die Stadt verlangte von den Aktivisten eine juristische Struktur. Renato Maurer setzte sich für die Gründung eines Vereins ein. Andere im Kernteam des AJZ waren dagegen. "Trotz scheinbar unversöhnlicher Positionen waren wir überzeugt: Es gibt eine Lösung." Im November 1978 wurde der Verein gegründet, "die Argumente der Skeptiker mit einbeziehend", wie Maurer sagt. Doch er betont: "Hätten wir den Schritt der Vereinsgründung nicht gemacht, wäre das AJZ untergegangen."

Heute schreibt Renato Maurer die Geschichte des Bieler AJZ auf. Zusammen mit einem Projektteam will er bald den ersten von drei geplanten Bänden herausgeben, ein Buch, das die Zeit zwischen 1968 und 1981 beleuchtet. Maurer lupft den einen halben Meter hohen Packen Papier von seinem Schreibtisch und sagt: "Das ist das Recherchematerial." Zwischen Pflanzen und aufgetürmten GEO-Magazinen stehen zwei Bildschirme, an der Wand ein halbes Dutzend Regale voller Ordner, Bücher und Ablagefächer. Renato Maurer wohnt im Ring in der Altstadt, er arbeitet zu Hause. Über einem mit Kartons vollgestellten Sofa hängt ein vergilbtes Plakat mit der Aufschrift: "Träume sind dazu da, verwirklicht zu werden."

Ein Bruch im Leben

Renato Maurer setzt sich auf einen Holzstuhl, zündet sich eine Zigarette an und erzählt: Im Sommer 1969 wechselte er von einer Dorfschule ins Gymnasium Alpenstrasse in Biel. Mit seinen neuen Freunden traf er sich am Strandboden, beim Pavillon, manchmal auf dem Bözingenberg. "Immer waren Gitarren und Trommeln dabei." Der revolutionäre Lebensstil der 68er hatte Biel erreicht.

Zwei Jahre später passierte ein Bruch in Maurers Leben: "Ich musste zum Arzt, der Verdacht auf Leukämie war ein Schock und gleichzeitig befreiend." Der Blutkrebs würde ihn nicht mehr lange leben lassen. Darum habe er sich gesagt: "Lebe wild und gefährlich, lebe im Jetzt." Der Gaskessel kam ihm in dieser Zeit gerade recht, da konnte er sich ausleben. Der Verdacht auf Leukämie erwies sich schliesslich als falsch. Maurer aber blieb bei seiner neuen Lebenseinstellung: "Eine gewisse Portion davon prägt mich heute noch."
Janosch Szabo

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Bund 10.9.08

AJZ Biel gefährdet?
 
Das Autonome Jugendzentrum (AJZ) auf dem Gaswerkareal bangt ähnlich wie das X-Project um seinen Standort im alten Gaskessel. Am 28. August warf Hubert Klopfenstein, Baudirektor in Biel (fdp), im Westschweizer Fernsehen TSR die Frage auf, ob man die sogenannte "Coupole" nicht einer anderen Nutzung zuführen könnte. Dies weil er mögliche Nutzungskonflikte mit den künftigen Bewohnern fürchtet, welche bald in die neuen Wohnungen hinter der Coupole einziehen werden. Clemens Wirz vom AJZ findet das keine gute Idee: "Das Konzertlokal hat eine mit dem Gebäude eng verknüpfte Tradition -man kann diese nicht einfach an einen anderen Standort verschieben." Biels Kulturdirektor Pierre-Yves Moeschler (sp) relativiert die Aussagen seines Amtskollegen: "Nur wenn die Betreiber selber ausziehen möchten, wäre das ein Thema." (jw)

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CLUB-LEBEN
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BZ 9.9.08

Öffnungszeiten

Dead End geniesst einen Sonderstatus

Die Regeln für Vereinslokale werden verschärft. Doch im Dead End lässt sich auch in Zukunft bis zum Morgengrauen feiern.

So einfach war das Gesetz bisher ausgehebelt: Man drückte den Gästen beim Betreten des Lokals einen Vereinsausweis in die Hand. Und schon durfte man Alkohol servieren - das Wirtepatent war ebenso überflüssig wie das Einhalten der Polizeistunde.

Ab dem Jahr 2009 gelten im Kanton Bern für Vereinslokale schärfere Bestimmungen. Zum Beispiel darf der Umsatz die 50000-Franken-Grenze nicht übersteigen. Zudem darf das Lokal nicht mehr regelmässig über die Polizeistunde hinaus geöffnet sein. Bis Ende Jahr 2008 muss sich jedes Vereinslokal beim Regierungsstatthalteramt melden. Und die Vereinsmitgliedschaft darf nicht mehr beim Betreten des Lokals erworben werden.

900 Dead-End-Mitglieder…

Auch das Ausgehlokal Dead End an der Neubrückstrasse wird als Vereinslokal geführt. Die Einnahmen der Bar kommen der Gassenküche zugute sowie der Notschlafstelle Sleeper, die sich im gleichen Gebäude befinden. Mit dem Vereinstrick hatte das Dead End bisher sowohl die Polizeistunde als auch die Regeln für den Alkoholausschank umgangen. 900 Berner Nachtschwärmer verfügen gemäss der Zeitung ".ch" über einen Mitgliederausweis im Dead End. Das Lokal öffnet seine Tore von Mittwoch bis Sonntag jeweils um Mitternacht und bedient die Gäste bis in die frühen Morgenstunden.

…dürfen weiterhin feiern

Trotzdem ist das Dead End nicht in seiner Existenz bedroht. Denn das Lokal geniesst einen Sonderstatus - an dem auch die neue Verordnung kaum etwas ändern wird. "Das Dead End ist kein Vereinslokal im ursprünglichen Sinn", sagt Ueli Bärtschi, Sachbearbeiter Gastgewerbe beim Regierungsstatthalteramt. Weil die Bar die Notschlafstelle Sleeper mitfinanziere, sei das Dead End bisher als "soziale Einrichtung" taxiert worden. "Ob das auch im neuen Jahr so bleibt, klären wir im Moment in Gesprächen mit den Betreibern ab", sagt Ueli Bärtschi. Egal, wie die Gespräche ausgehen: Den Dead-End-Betreibern bleibt die Möglichkeit, eine Gastgewerbebewilligung zu beantragen - inklusive generelle Überzeitbewilligung.

Tobias Habegger

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BZ 9.9.08

"Mokka" thun

Tendenz zu Gewalt

Die Café-Bar Mokka in Thun ist jüngst häufiger Schauplatz von Gewaltexzessen. Doch das Nacht-lokal ist keine Ausnahme.

Die Café-Bar Mokka in Thun ist beliebt bei vielen Nachtschwärmern. Das liegt auch an der Toleranz und dem friedlichen Umgang unter den Gästen. Doch gerade diese Qualität des Nachtlokals hat in den letzten Tagen und Wochen arg gelitten (vgl. Ausgabe von gestern). Am Wochenende rückte die Polizei mit einem Grossaufgebot zum "Mokka" aus. Ein Augenzeuge zählte zwischen 10 und 15 Polizisten. Laut Medienmitteilung der Polizei wurde eine Person verhaftet und mehrere wurden wegen Waffen- und Drogenbesitzes angezeigt. "Es gab Hinweise auf gerichtspolizeiliche Widerhandlungen, unter anderem gegen das Betäubungsmittelgesetz", informiert Beat Hadorn, Chef stationierte Polizei Berner Oberland, auf Anfrage. "Ausserdem kam es in letzter Zeit vermehrt zu Schlägereien."

Schwere Kopfverletzungen

Die schlimmste Schlägerei ereignete sich am vorletzten Wochenende. Es war kein angenehmer Abend für Lokalbetreiber Pädu Anliker: "Wir hatten extrem viele Gäste. Kurz vor Feierabend kam dann eine Gruppe von 15 bis 20 Jungs, die aufs Prügeln aus war", erinnert sich Anliker. Ein "Mokka"-Mitarbeiter wollte schlichten. "So ein Volldepp schlug ihm von hinten an den Kopf." Der Mann musste mit schweren Kopfverletzungen ins Spital gebracht werden. "Er wird Anzeige gegen unbekannt machen", sagt Anliker.

Die vermehrte Gewalt beim "Mokka" hat laut dem Betreiber verschiedene Ursachen. "Viele Leute kennen keine Grenzen mehr." Auch die Schliessung der Selve-Lokale kann eine Rolle spielen. "Die Stadt hat es sträflich verpasst, für die Zukunft nach der Selve zu sorgen."

Kein "Mokka"-Problem

Nicht nur das "Mokka" ist betroffen: "Wir verzeichnen allgemein mehr solche Vorfälle. Nicht erst seit dem Wochenende, sondern schon seit längerem", sagt Polizist Beat Hadorn. "Es ist kein lokales Problem, sondern ein gesellschaftliches: Es herrscht weniger Toleranz als früher, viele können nicht mehr anständig kommunizieren." Auch der Alkoholkonsum spiele eine Rolle.

Das "Mokka" hat Massnahmen ergriffen: So wurden zum ersten Mal überhaupt Security-Leute angestellt. Und wegen Protestes der Mitarbeitenden wurde das Lokal an mehreren Abenden eine Stunde früher geschlossen.
chk

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BZ 8.9.08

Thun: Sieben Leute abgeführt

Razzia im "Mokka"

Im "Mokka" in Thun wurden am Samstag sieben Leute abgeführt. Vor einer Woche wurde ein Mitarbeiter verprügelt.

Unschöne News aus dem "Mokka" in Thun: Vorletztes Wochenende schlugen Besucher einen Mitarbeiter derart zusammen, dass er vier Tage im Berner Inselspital verbringen musste. Deshalb engagierte "Mokka"-Betreiber Pädu Anliker dieses Wochenende erstmals in der Lokal-Geschichte einen privaten Security-Dienst.

In der Nacht auf Sonntag führte die Kantonspolizei Bern zudem eine Razzia im "Mokka" durch. Unter anderem nahm sie eine Person fest, die zur Verhaftung ausgeschrieben war und stellte Verstösse gegen das Waffen- und das Betäubungsmittelgesetz fest. maz

Seite 23

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Polizeirazzia in der Café-Bar Mokka

Nach einer Razzia im "Mokka" zeigte die Polizei sechs Leute an. Im Lokal waren am Wochenende erstmals Security-Leute präsent.

"Am Sonntag, 7.September 2008, kurz nach Mitternacht, hat die Kantonspolizei Bern in einem Thuner Nachtlokal eine Personenkontrolle durchgeführt. Insgesamt wurden 17 Personen kontrolliert", schreibt die Kantonspolizei in einer Mitteilung. Sieben Personen wurden zur näheren Überprüfung auf die Polizeiwache Thun gebracht. Eine Person, die zur Verhaftung ausgeschrieben war, wurde festgenommen. Eine weitere Person wurde wegen Widerhandlungen gegen das Waffengesetz angezeigt und fünf weitere wegen Widerhandlungen gegen die Betäubungsmittelgesetzgebung.

Erstmals mit Security

Wie Recherchen dieser Zeitung ergeben haben, ist die Razzia von der Nacht auf Sonntag ein vorläufiger Höhepunkt einer sich immer schneller drehenden Gewaltspirale im Thuner Kultlokal Mokka. "Wir haben dieses Wochenende erstmals Security-Leute angestellt", berichtet Lokalbetreiber Pädu Anliker. Es sei das erste Mal in der über 20-jährigen Geschichte des Lokals, dass er zu einer solchen Massnahme greifen müsse. "Zudem haben wir das Lokal ohne Ankündigung jetzt drei Mal schon um zwei Uhr in der Nacht geschlossen." Dies als Zeichen gegen die grassierende Gewalt.

Mitarbeiter im Spital

Auslöser für diese rigorosen Massnahmen sei die steigende Gewaltbereitschaft von Teilen der Kundschaft, sagt Anliker. "Respekt und Anstand nehmen mehr und mehr ab. Dafür steigen Egoismus und Dummheit." Und damit die Bereitschaft, dreinzuschlagen. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung: "Am vorderen Wochenende wurde einer unserer Mitarbeiter derart zusammengeschlagen, dass er vier Tage in der Insel verbringen musste", sagt Anliker. "Deshalb müssen wir mit der Präsenz von Security jene Sprache sprechen, die diese Leute verstehen." Eine Massnahme, die bei der grossen Mehrheit des Publikums offensichtlich gut ankam: "Als wir am Freitag früher schlossen und sagten, warum, applaudierten die Leute", berichtet Anliker.
maz

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Telebärn 7.9.08
http://www.bernerzeitung.ch/region/Razzia-im-Mokka/story/24263637

Razzia im "Mokka"

Von maz. Aktualisiert um 09:27 Uhr

Nach einer Razzia im "Mokka" zeigte die Polizei sechs Leute an. Im Lokal waren am Wochenende erstmals Security-Leute präsent.

"Am Sonntag, 7.September 2008, kurz nach Mitternacht, hat die Kantonspolizei Bern in einem Thuner Nachtlokal eine Personenkontrolle durchgeführt. Insgesamt wurden 17 Personen kontrolliert", schreibt die Kantonspolizei in einer Mitteilung. Sieben Personen wurden zur näheren Überprüfung auf die Polizeiwache Thun gebracht. Eine Person, die zur Verhaftung ausgeschrieben war, wurde festgenommen. Eine weitere Person wurde wegen Widerhandlungen gegen das Waffengesetz angezeigt und fünf weitere wegen Widerhandlungen gegen die Betäubungsmittelgesetzgebung.

Erstmals mit Security

Wie Recherchen des Thuner Tagblatts ergeben haben, ist die Razzia von der Nacht auf Sonntag ein vorläufiger Höhepunkt einer sich immer schneller drehenden Gewaltspirale im Thuner Kultlokal Mokka. "Wir haben dieses Wochenende erstmals Security-Leute angestellt", berichtet Lokalbetreiber Pädu Anliker. Es sei das erste Mal in der über 20-jährigen Geschichte des Lokals, dass er zu einer solchen Massnahme greifen müsse. "Zudem haben wir das Lokal ohne Ankündigung jetzt drei Mal schon um zwei Uhr in der Nacht geschlossen." Dies als Zeichen gegen die grassierende Gewalt.
Mitarbeiter im Spital

Auslöser für diese rigorosen Massnahmen sei die steigende Gewaltbereitschaft von Teilen der Kundschaft, sagt Anliker. "Respekt und Anstand nehmen mehr und mehr ab. Dafür steigen Egoismus und Dummheit." Und damit die Bereitschaft, dreinzuschlagen. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung: "Am vorderen Wochenende wurde einer unserer Mitarbeiter derart zusammengeschlagen, dass er vier Tage in der Insel verbringen musste", sagt Anliker. "Deshalb müssen wir mit der Präsenz von Security jene Sprache sprechen, die diese Leute verstehen." Eine Massnahme, die bei der grossen Mehrheit des Publikums offensichtlich gut ankam: "Als wir am Freitag früher schlossen und sagten, warum, applaudierten die Leute", berichtet Anliker.

(Thuner Tagblatt)