MEDIENSPIEGEL 12.9.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Reitschule-Initiative
- Bürgerblock & die Reitschule
- Stephan Hügli & die Reitschule
- Tschäppät & die Reitschule
- Die arme Polizei & die Reitschule
- Bettelverbot Belp
- Anti-Atom-Demo
- Securitasgate

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REITSCHULE
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PROGRAMM:

Fr 12.09.08     
20.00 Uhr - Vorplatz - The Fantastic Voyage (BE) - 60's Surf-Rock & Beat
22.00 Uhr - Dachstock - Poni Hoax (F) und Fujiya & Miyagi (UK), Support: Labrador City (be) - Rock/Indie/Electro

Sa 13.09.08     
14.00 Uhr - Frauenraum - AMIE - Frauenkleidertauschbörse
20.00 Uhr - Vorplatz - Kellerasseln (D) - Punk, HC, Crust
22.00 Uhr - Tojo - Tojo-Disco Saisonauftakt mit Djanes Sister Knister & Kamikatze
22.00 Uhr - Dachstock - Unhold "Gold Cut"-Plattentaufe, (BE). Support: Nadja Stoller live feat. Oli Kuster & Julian Sartorius - Post-Metal/Noiserock/HC

Infos: www.reitschule.ch & www.vorplatz.ch (Bar ab 16 Uhr geöffnet)

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REITSCHULE-INITIATIVE
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juso.be 12.9.08

NEIN zur Abschaffung der Reitschule

Von: Tanja Walliser

Obwohl sich die Berner Bevölkerung in Abstimmungen schon sage und schreibe viermal für den Erhalt Reitschule ausgesprochen hat, startet die JSVP nun erneut einen Versuch, diese abzuschaffen.

Die JUSO der Stadt Bern spricht sich klar gegen die von der JSVP geplante Initiative aus. Mit der geplanten Verhökerung der Reitschule würde Bern eines seiner wichtigsten alternativen Kulturangebote ohne Konsumzwang und Treffpunkte für junge Menschen verlieren.

Tatsächlich sind die Zustände zwischen dem Vorplatz der Reitschule und der Schützenmatte unhaltbar. Durch die Vertreibung der Drogensüchtigen aus der Innenstadt hat sich dort eine offene Drogenszene gebildet. Die ReitschulbetreiberInnen aber haben sich immer bemüht, die Situation zu verbessern, indem sie beispielsweise mit einer Bar den Vorplatz belebten, womit sie auch einen kleinen Erfolg verbuchen konnten.

Eine Schliessung der Reitschule würde das Problem der offenen Dorgenszene nicht lösen, sondern erneut verlagern und die Szene würde sich an einem andern Ort treffen, bis sie auch von dort wieder vertrieben wird. Ein endgültiges Ende kann diesem Katz-und-Maus-Spiel nur eine vernünftige Drogenpolitik setzen. Es braucht neben der Hodlerstrasse endlich eine zweite Drogenanlaufstelle in Bern mit 24-Stundenbetrieb, damit die Situation auf dem Vorplatz der Reitschule entschärft werden kann.

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Bund 12.9.08

"Schandfleck" zu verkaufen

VolksInitiative gegen die Berner Reitschule

"Schliessung und Verkauf der Reitschule" - dies fordert die gestern lancierte Volksinitiative des Berner Stadtrats Erich Hess (Junge SVP). Der Vorstoss sei "Zwängerei" und ziele am Volkswillen vorbei, sagen linke und grüne Parteien.

Die Reitschule ist das Erste, was man sieht, wenn man mit dem Zug in Bern einfährt. "Die Touristen blieben deshalb lieber grad sitzen und fahren ins Oberland weiter", erklärte Erich Hess gestern an einer Medienkonferenz in Bern. Das Kulturzentrum sei ein "staatlich finanzierter Hort linkspolitischer Propaganda", in der Reitschule würden jene Demos vorbereitet, die die öffentliche Hand Millionen kosteten, sagte der JSVP-Stadtrat. Der Veranstaltungsort sei zudem ein Auffangbecken für vermummte Demonstranten, Randalierer, Dealer und Kriminelle. Dieser "Schandfleck" der Stadt müsse verschwinden, fordert Hess. Der heutigen Nutzung durch die "Chaoten" soll ein Ende gesetzt werden, und damit "dieses Gesindel" die Reitschule nicht erneut besetzen könne, sei die Liegenschaft an einen Privaten zu verkaufen. Die gestern lancierte Volksinitiative verlangt die Räumung bis zum 31. Dezember 2011 - dannzumal läuft der Leistungsvertrag mit der Stadt aus. Per 31. März 2012 soll die Reitschule im Baurecht "an den Meistbietenden" verkauft werden. Neben der SVP unterstützen auch die FDP und die Schweizer Demokraten die Initiative.

Dass sich die Bevölkerung an der Urne bereits viermal für den Erhalt der Reitschule ausgesprochen hat, spricht für die Initianten nicht gegen eine weitere Abstimmung. "Wie viele Anläufe brauchte es, um das Frauenstimmrecht durchzusetzen?", fragte FDP-Mitglied Alexander Feuz rhetorisch. Zudem habe sich die Stimmung seit der letzten Abstimmung über die Reitschule verändert, sagte Alt-FDP-Grossrat Erwin Bischof. "Sicherheit und Sauberkeit sind in der Bevölkerung heute wichtige Themen, das haben sogar die Sozialdemokraten eingesehen", sagte er in Anspielung auf das kürzlich lancierte Positionspapier der SP. Die Zeiten des "Laisser-faire" seien vorbei.

Eisbahn auf dem Vorplatz

SVP-Stadtrat Roland Jakob präsentierte einen bunten Strauss von Ideen, wie die Liegenschaft genutzt werden könnte. Denkbar seien sowohl ein Hallenbad mit Wellnessbereich, eine Sporthalle als auch eine Geschäfts- oder Wohnliegenschaft. Man würde aber auch eine "geführte Kulturanlage" begrüssen, sagte Jakob. Im Aussenbereich könnten eine Skaterbahn oder eine Eislaufanlage errichtet, im Gebäudeinneren ein Restaurant, ein Jugend- oder Seniorentreff betrieben werden. Auch das Konzept der offenen Bühne, das seit Jahren zum Veranstaltungsangebot der Reitschule gehört, ist unter den Vorschlägen der Initianten zu finden.

Auflagen, wie die Reitschule nach einem Verkauf genutzt werden sollte, macht der Initiativtext aber keine. Der "Meistbietende" sei nicht zwangsläufig der Käufer mit dem höchsten Angebot - damit könne auch jener mit dem besten Nutzungskonzept gemeint sein, sagte Hess zwar. Dieser argumentativen Schraube zum Trotz räumten die Initianten ein, die Nutzungsfrage sei erst nach einer Abstimmung zu klären - und zwar von der Stadt. Das Stimmvolk solle nur den Grundsatzentscheid treffen.

Protest von JA und GB

Die Junge Alternative forderte die JSVP in einer Medienmitteilung auf, die Initiative zurückzuziehen. Diese sei "Zwängerei", habe sich das Stimmvolk doch bereits viermal für den Erhalt des Kulturbetriebs ausgesprochen. Auch das Grüne Bündnis der Stadt Bern betont in einer Mitteilung, die Initiative ziele "am Willen der Bevölkerungsmehrheit vorbei". Ob es zu einer fünften Abstimmung kommt, wird sich in einem halben Jahr zeigen: So lange hat die JSVP Zeit, die nötigen 5000 Unterschriften zu sammeln.

Franziska Ramser

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BZ 12.9.08

Volksinitiative

"Reitschule schliessen und verkaufen"

Wieder einmal will ein rechtes Komitee die Reitschule schliessen. Die Initianten sind überzeugt: "Diesmal schaffen wir es."

Erwin Bischof, der alt Grossrat der Berner FDP, hat die Reitschule gekannt, als dort noch Pferde durchs Sägemehl trabten. Als Student hatte er in den 60er-Jahren selber Reitstunden genommen. Doch was in der Reitschule entstanden ist, nachdem die Jugend diese besetzt und in den 80er-Jahren in ein autonomes Zentrum verwandelt hat, das gefällt Bischof überhaupt nicht mehr. "Die Kombination aus Kultur und Drogenumschlagplatz ist hochexplosiv", hat er festgestellt, wenn er dem Treiben gelegentlich aus sicherer Distanz zuschaut.

"Chaoten und Gesindel"

Jetzt sitzt Bischof an einem Tisch im Hotel Kreuz und beklagt, dass die Reitschule inzwischen ein Synonym für Gewalt und Verbrechen sei. Neben ihm sitzt SVP-Stadtrat Erich Hess. Als Präsident des Initiativkomitees hat Hess zur Medienkonferenz eingeladen, um die Volksinitiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule" vorzustellen. "Die Reitschule ist ein Schandfleck", sagt Hess. "Sie muss verkauft werden, damit Chaoten und Gesindel keine Chance mehr haben, sie zu besetzen." Laut Initiativtext müsste die Reitschule nach Ablauf des Leistungsvertrages am 31. Dezember 2011 geräumt und am 31. März 2012 an den Meistbietenden verkauft werden. Es sei gelungen, ein breites Unterstützungskomitee zusammenzustellen, sagte Hess.

SVP, FDP, Wasserfallen & Co.

Neben Erwin Bischof gehören dem Komitee unter anderen Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP), die Herrenschwander Nationalrätin Andrea Geissbühler (SVP), Grossrat Thomas Fuchs (SVP) und Grossrat Hans Ulrich Gränicher (SVP) an. Getragen wird die Initiative unter anderem von der SVP, der FDP-Sektion Kirchenfeld, den Schweizer Demokraten, dem Bund der Steuerzahler und dem Verein "Bern sicher und sauber".

SVP-Stadtrat Roland Jakob erläuterte, wie die Reitschule nach dem Verkauf genutzt werden könnte. "Wir würden es begrüssen, wenn der Käufer die Reithalle auch künftig kulturell nutzen würde", sagte Jakob. Auf dem Vorplatz schwebt den Initianten ein Park vor. Innen möchten sie Treffpunkte für Alt und Jung schaffen. Jakob machte aber deutlich, dass sich das Initiativkomitee "auch eine Nutzung ohne Kultur vorstellen kann".

Die Tatsache, dass seit 1990 vier Initiativen mit ähnlichem Inhalt an der Urne gescheitert sind, bereitet dem Komitee keine Sorge: "Viele Bürger haben genug von der Gewalt in der Reitschule", sagt Erich Hess: "Diesmal schaffen wir es."

Hügli und Linke dagegen

Sicherheitsdirektor Stephan Hügli (Ex-FDP) reagierte mit einem offenen Brief auf die Initiative. Sie sei nicht der richtige Weg, schreibt Hügli. Die Probleme würden durch die Schliessung nur verlagert. Zudem sei die Reitschule eine wertvolle kulturelle Institution. Hügli fordert stattdessen genügend Polizisten und die Schliessung der Vorplatz-Bar. Die Reitschule bezeichnet die Inititative in einem offenen Brief als Zwängerei. Auch die Junge Alternative, das Grüne Bündnis und die Jungsozialisten sprachen sich gegen die Initiative aus.

Martin Arn

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Schweiz Aktuell 11.9.08
http://www.sf.tv/videoplayer/embed/5a9ab15a-99e9-4be7-acbd-8c69d88843cc&live=false

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20min.ch 11.9.08

Neue Initiative gegen Reithalle

Zweieinhalb Monate vor den Berner Gemeindewahlen ist die Auseinandersetzung um das alternative Zentrum Reitschule mit neuer Schärfe aufgeflammt. Die Junge SVP hat eine Initiative für den Verkauf des traditionsreichen Baus lanciert.

Für die Junge SVP ist die Berner Reitschule ein Schandfleck. Sie sei mit zu vielen Sonderrechten ausgestattet. Ein Verkauf brächte einen stattlichen Erlös und ermöglichte eine neue Nutzung, zum Beispiel als Sporthalle, Café oder Einkaufszentrum, schreibt Initiant und Stadtrat Erich Hess.

Dem widersprechen die Jungsozialisten, die in der Reitschule ein wichtiges alternatives Kulturzentrum sehen, das "Kulturangebote ohne Konsumzwang" anbiete. Die Betreiber bemühten sich um die Eindämmung des Drogenproblems, wenn auch mit geringem Erfolg, wie im Communiqué eingeräumt wird.

Die Auseinandersetzung ist nicht neu. Bereits viermal hat sich das Volk an der Urne für die Reitschule und gegen Abbruch, Verkauf oder strenge Auflagen entschieden, letztmals 2005, als es die hauptsächlich von der SVP getragene Initiative "Keine Sonderrechte für die Reitschule" mit gut 22 000 gegen 12 000 Stimmen ablehnte.

Soll die Reithalle geschlossen werden?

Stefanie Hauenstein (29), Muri
Ich als Musikerin bin daran interessiert, dass es in Bern ein möglichst grosses kulturelles Angebot gibt. Bevor ich aber selbst wieder in die Reithalle gehe, muss die Stadt etwas gegen die Gewalt unternehmen.

Charly Graf (38), Zug
Es ist wichtig, dass die Reithalle der Stadt Bern in ihrer jetzigen Form erhalten bleibt. Ihr Verkauf und der Bau eines Einkaufszentrums oder Ähnliches würde keine Besserung der Situa tion bringen.

Hanna Buholzer (23), Bern
Die Reithalle abreis sen ist unnötig. Stattdessen sollten die Betreiber mit dem aktuellen Platzbelebungsprogramm fortfahren. Dabei wäre natürlich auch die Unterstützung der Stadt sehr wünschenswert.

Marcel Küffer (18), Schwarzenegg
Ich bin der Meinung, die Reithalle sollte als Jugendkulturzentrum bestehen bleiben. Um in Zukunft Gewalt und Drogenhandel zu verhindern, müsste man den Betrieb aber häufiger und besser kontrollieren.

Tibor Dauwalder (18), Mühleturnen
Eine Schliessung kommt für mich nicht in Frage. Die Reithalle ist ein guter Gegenpol zum restlichen Angebot in Bern. Statt sie dichtzumachen, bräuchte es mehr Polizepräsenz auf dem Vorplatz.

 Quelle: SDA/ATS

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Grünes Bündnis 11.9.08

Medienmitteilung
 
Mit der heutigen Lancierung der Initiative "Schliessung und Verkauf der
Reitschule" politisiert die Junge SVP am Volk vorbei

Die Reitschule ist ein Grundpfeiler des Kulturlebens der Stadt Bern. Das
breite Angebot wird rege genutzt und von der Bevölkerung getragen. Die
zeigen auch die vier Volkabstimmungen, die in den letzten 18 Jahren gegen
die Reitschule geführt wurde - in allen wurde ein klares Bekenntnis zum
vielfältigsten Kulturbetrieb der Stadt abgegeben. Es spricht nicht gerade
für die Kreativität der Jungen SVP, die Initiative nun zum fünften Mal zu
lancieren - im Gegenteil. So zielt die Initiative einmal mehr am Willen der
Bevölkerungsmehrheit vorbei. Das Grüne Bündnis spricht sich gegen diese
unsinnige Initiative aus und fordert, dass die Reitschule als Ort
kulturpolitischer Experimente und gesellschaftspolitischer Reflexion
erhalten bleibt.

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BÜRGERBLOCK & DIE REITSCHULE
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punkt.ch 12.9.08

Reitschule

Brennpunkt löst alte Reflexe aus

Von Peter Camenzind

Der Todesfall vor der Reitschule löst bei den Bürgerlichen einen alten Reflex aus. Der "Schandfleck" wird erneut angegriffen.

Vorplatz Reitschule. Ein paar Leute sitzen an der Bar, die den Platz beleben soll. Die Stimmung ist friedlich. Unter der Eisenbahbrücke treiben sich diejenigen herum, die keiner will. Etwa dreissig Junkies in allen Stadien des Verfalls. Es wird gedealt. Zwei Polizisten machen ihre Runde. "Nigge, wo gsemmer di när", sagt einer der Polizisten. "Sie si nätt", sagt die kleine verlebte Frau mit dem starren Blick.
Wieder ist die Reitschule zum Ziel bürgerlicher Angriffe geworden, seit ein Abhängiger dermassen zusammengeschlagen wurde, dass er seinen Verletzungen erlag. Und die Politik reagiert nach dem alten Muster.

Dringliche Debatte

"Die Rot-Grüne Mehrheit betreibt eine menschenverachtende Politik", poltert Stadtrat Philippe Müller seitens der FDP.
Die CVP doppelt nach und verlangt eine dringliche Debatte im Stadtrat. "Das Sicherheitsproblem muss endlich gelöst werden", schreibt Präsident Henri Charles Beuchat. Ausserdem seien die Verantwortlichen der Reitschule vom Gemeinderat vorzuladen. Die linksgrüne Mehrheit lehnte eine Diskussion mit 35 zu 20 Stimmen ab.

Ein Dauerbrenner

Das ist aber kein Grund, die Reitschule zur Ruhe kommen zu lasssen. Die Junge SVP lancierte eine Volksinitiative, die die Schliessung und den Verkauf fordert. Die Reitschule ist und bleibt ein Dauerbrenner.

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STEPHAN HÜGLI & DIE REITSCHULE
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Bund 12.9.08
http://194.209.226.170/pdfdata/bund/2008/09/12/BVBU-001-1209-3.pdf

Hügli: "Rechtsfreier Raum"

Die Reitschule in der Stadt Bern führt zu neuen, heftigen Kontroversen
Die Auseinandersetzung um das alternative Zentrum Reitschule ist in Bern mit neuer Schärfe aufgeflammt.

Die Kulturzentrum Reitschule in der Stadt Bern gerät zweieinhalb Monate vor den Stadtberner Wahlen gleich zweifach in Bedrängnis. Für die Junge SVP ist die Berner Reitschule ein Schandfleck. Sie sei mit zu vielen Sonderrechten ausgestattet. Der Verkauf, den sie im nun lancierten Volksbegehren fordert, brächte einen stattlichen Erlös und ermöglichte eine neue Nutzung, zum Beispiel als Sporthalle, Café oder Einkaufszentrum, schreibt Initiant und Stadtrat Erich Hess. Die Auseinandersetzung ist nicht neu. Bereits viermal hat sich das Volk an der Urne für die Reitschule und gegen neue Auflagen ausgesprochen.

Gemeinderat Stephan Hügli, der auf eigene Faust für die Wiederwahl kandidiert, wirft dem Gemeinderat in einem offenen Brief eine "hinhaltende Politik" vor. Es brauche jetzt eine "klare Haltung". Der Gemeinderat dürfe die Augen vor der zunehmenden Gewaltbereitschaft nicht länger verschliessen. Hügli monierte, dass Einsatz- oder Rettungskräfte immer wieder angegriffen würden, und zwar so massiv, "dass teilweise von einem rechtsfreien Raum" gesprochen werden müsse. Er fordert unter anderem genügend Polizeikräfte, die "präventiv und repressiv präsent sind". Hügli lehnt gleichzeitig die Initiative der Jungen SVP ab und spricht sich für eine alternative Kulturszene aus. (sda/pas)

Seite 21

Pascal Schwendener

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http://194.209.226.170/pdfdata/bund/2008/09/12/BVBU-021-1209-2.pdf

Autonom und verlassen

Reitschulaktivisten vertreiben Sicherheitsdienste - doch ohne Hilfe ist die Reitschule mit dem Drogen- und Gewaltproblem überfordert

Die Reitschule missachtet die Sicherheitsvereinbarung mit der Stadt. Die Polizei geht kaum noch vor Ort, Sanität und Feuerwehr nur noch mit Polizeischutz. Der Gemeinderat schaut dem Treiben seit Jahren tatenlos zu.

Von einem "Durchbruch" war die Rede, als die Stadt 2004 mit der Reitschule den Leistungsvertrag samt Sicherheitsvereinbarung unterschrieb. Wortreich lobte der Gemeinderat ein Jahr darauf eine Vereinbarung, wonach Stadt und Kulturbetrieb künftig gemeinsam gegen Gewalt und Drogen vorgehen würden. Die damalige Polizeidirektorin Barbara Hayoz (fdp) sprach gar von einem "Quantensprung": Die Polizei werde fortan vor und in der Reitschule "in normaler und der Situation angepasster Patrouillenstärke" intervenieren können, ohne behindert oder angegriffen zu werden.

Uniformen als Zielscheiben

Die Bilanz drei Jahre danach sieht freilich anders aus. Die Ikur (Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule) wird in regelmässigen Abständen vertragsbrüchig: Polizisten wird der Zutritt verwehrt, das rote Telefon zur Polizeizentrale wird nicht bedient und Gewalttätern wird Unterschlupf gewährt. Vor allem aber können weder Sicherheits- noch Rettungsdienste agieren, wie es ausgemacht war. "Die Gewaltbereitschaft der Leute auf dem Vorplatz hat zugenommen", sagt Polizeisprecher Jürg Mosimann. Und diese richte sich "vor allem in letzter Zeit" gegen Blaulichtorganisationen. An Wochenenden könne man eine normale Zweierpatrouille gar nicht mehr zur Reitschule schicken - "zu gefährlich". Polizei-Insider erzählen, dass die Kapo ihre Patrouillengänge und Anhaltungen im Bereich Schützenmatte deshalb fast gänzlich eingestellt habe. Mosimann schweigt sich dazu aus. Doch die Zahlen der Fremdenpolizei (Frepo) lassen vermuten, dass die Aussage stimmt. Die Frepo erhielt im laufenden Jahr nämlich 90 Prozent weniger Personen von der Kapo zugeführt als 2007 - ein deutliches Indiz dafür, dass im Umfeld der Reitschule keine Kontrollen bei Dealern mehr durchgeführt werden. Denn da wird erfahrungsgemäss jeder zweite ausländische Drogenhändler aufgegriffen.

Begleitschutz für die Feuerwehr

Für die kleine Gruppe von Chaoten aus der Reitschule macht es keinen Unterschied, ob sie Sicherheits- oder Rettungsdienste attackieren. Für sie ist jede Uniform ein Ziel - auch die von Sanitätern und Feuerwehrleuten. So wurde Anfang dieser Woche bekannt, dass die Sanitätspolizei am 29. August von zwei Polizeipatrouillen begleitet zur Schützenmatte fahren musste, um einen tödlich verletzten Mann zu bergen. Für die städtische Sicherheitsdirektion sind solche Begleitschutz-Aktionen nichts Ungewöhnliches, sondern einfach "langjährige Praxis". Wenn eine strafbare Handlung oder eine Gefahrensituation vermutet werde, dann begleite man die Sanität stets mit einer Polizeistreife. Zehnmal sei die Sanität im laufenden Jahr zur Reitschule ausgerückt und zehnmal habe sie unbehelligt arbeiten können, weiss man auf der Direktion von Stephan Hügli (mitte). Wie oft aber die Sanität Polizeischutz genoss, das lasse sich nicht von einem auf den anderen Tag eruieren.

Bei der Feuerwehr weiss man es besser und spricht Klartext: "Wir fahren seit vier Jahren nicht mehr ohne Polizei auf die Schützenmatte", sagt Sprecher Urs Gugger. Zu oft sei es vorgekommen, dass man wegen eines brennenden Autos oder eines rauchenden Containers auf die Schütz gerufen worden sei und dort mit einem Hagel von Steinen und mit Baumaterialien eingedeckt wurde. "Unsere Autoscheiben wurden während der Löscharbeiten eingeschlagen, die Reifen zerschnitten und Leute verletzt", sagt er.

Selbst die Interventionstruppe Pinto ist Ziel von Übergriffen. Nachdem die Gassenarbeiter wiederholt massiv beschimpft und bedroht wurden, trauten sich die Mitarbeiter nicht mehr auf die Schützenmatte. Vor einem Jahr entschieden sie, "die Schütz nach Sonnenuntergang nicht mehr zu begehen". Seither patrouilliert die Gruppe nur noch sporadisch auf dem heissen Boden und dann möglichst "gemeinsam mit der Securitas", wie Leiter Silvio Flückiger erklärt.

Politiker drücken sich ums Thema

Besonders schwierig ist die Situation seit Anfang Mai. Damals kündigte die Reitschule an, sie wolle nicht länger zusehen, "wie der Vorplatz von Drogenkonsumenten, Dealern und Uniformierten in Beschlag genommen wird". Der Versuch, die offene Drogenszene durch eine Bar zu vertreiben, muss mittlerweile als gründlich gescheitert angesehen werden. Die Reitschule kann das Problem offensichtlich nicht ohne die Stadt lösen, die ihr das Problem seinerzeit mit dem Bau der Drogenanlaufstelle auf der Strassenseite gegenüber mit eingebrockt hat. Und auch das Gewaltproblem kann die Reitschule nicht "autonom" lösen. Dennoch setzt sich von der Ikur seit Monaten niemand mehr an den Verhandlungstisch, um gemeinsam mit der Stadt nach neuen Strategien zu suchen.

Umgekehrt unternimmt der Gemeinderat nichts, um die Vertragspartner aus der Reitschule an den Verhandlungstisch zurückzubringen. In regelmässigen Abständen beklagt sich der Sicherheitsdirektor über das "inakzeptable" Verhalten der Ikur, lässt die Lage dann analysieren und im Gemeinderat thematisieren. Doch klare Worte oder Sanktionen, wie etwa die Kürzung von Geldern, sind bislang von der Stadtregierung tunlichst vermieden worden. Den Dauerbrenner Reitschule liess man scheinbar auf kleinem Feuer stehen und hoffte darauf, dass er nicht überkocht. Schliesslich mochte sich kein Regierungsmitglied daran die Finger verbrennen.

Hüglis Flucht nach vorn

Aufgrund der Recherchen des "Bund" sah sich Sicherheitsdirektor Stephan Hügli gestern dann doch zum Handeln gezwungen. "Der Weg, den der Gemeinderat bislang eingeschlagen hat, war falsch", liess er die Medien über einen offen Brief wissen. Er werde sich für mehr polizeiliche Mittel einsetzen. Ausserdem macht sich Hügli die Motion von Stadtrat Erik Mozsa zu eigen und fordert, dass in der Reitschule verbindliche Strukturen geschaffen und die Sicherheitsvereinbarungen mit der Stadt umgehend eingehalten werden müssen. Andernfalls sollen die Subventionen gekürzt werden. Als "kurzfristige Massnahme" will Wahlkämpfer Stephan Hügli die Bar auf dem Vorplatz der Reitschule "umgehend" schliessen.

Pascal Schwendener


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huegli-bern.ch 11.9.08

Offener Brief zum Thema Reitschule, 11. September 2008

Ganz sicher ist die Forderung nach einer Schliessung der Reitschule, wie sie heute von Stadtrat Erich Hess mit der Lancierung einer entsprechenden Initiative verlangt wird, nicht der richtige Weg, die Probleme rund um die Reitschule zu lösen. Nicht nur würde eine Schliessung die Probleme lediglich verlagern. Vor allem würde eine kulturelle Institution abgeschafft, welche für viele wertvoll ist.

Denn die Reitschule Bern ist ein Ort für alternative Kultur und damit ein Anziehungspunkt weit über die Stadt hinaus. Die überwiegende Mehrheit der Besucherinnen und Besucher ist unkonventionell, aber durchaus friedlich gesinnt. In diesem Sinn werte ich die Reitschule als belebenden Gewinn für die Kulturszene - und so sahen es bislang auch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Stadt.

Aber die Reitschule ist für mich als Sicherheitsdirektor der Stadt Bern ein Problem - ein zunehmend gravierendes Problem.

Obwohl es zutrifft, dass die Sanitätspolizei bei ihrem Einsatz vor der Reitschule in der Nacht zum 29./30. August 2008 nicht behindert wurde und auch sonst dort bislang nie tätlich angegriffen wurde, so gilt dasselbe doch nicht für alle Rettungskräfte. Mitglieder der Feuerwehr wurden bereits wiederholt attackiert oder bedroht, ebenso wie Mitarbeitende von PINTO und Securitas. Die Kantonspolizei wird in ihrer Arbeit sogar so behindert, dass teilweise von einem rechtsfreien Raum gesprochen werden muss.

Das ist ein unhaltbarer Zustand und ich fordere konkrete Massnahmen.

Wie gesagt: Der falsche Weg ist die Forderung nach einer Schliessung der Reitschule.

Genauso falsch ist der Weg, den die Reitschul-Betreiber verfolgen: Die stetige Verweigerung des Dialogs, das laufende Hintertreiben von verbindlichen Lösungen, das andauernde Abschieben von Verantwortung. Dieses Verhalten ist ein Katz-und-Maus-Spiel, welches für mich nicht länger akzeptabel ist. Leidtragende sind all die, welche eine lebendige kultur-orientierte Reitschule wollen.

Falsch ist aber auch der Weg, den der Gemeinderat bislang eingeschlagen hat. Er hat sich allzu sehr zu einer hinhaltenden Politik verleiten lassen. Es braucht jetzt eine klare Haltung. Der Gemeinderat darf die Augen vor der zunehmenden Gewaltbereitschaft nicht mehr ver- schliessen und muss Verantwortung übernehmen - im Interesse der Stadt, aber auch der Reitschule selbst.

Konkret werde ich mich nun dafür einsetzen, dass der Gemeinderat eindeutige Zeichen setzt:

- Es braucht genügend Polizeikräfte, die präventiv und repressiv präsent sind und es braucht die dafür notwendigen finanziellen Mittel, welche in Zukunft bereit gestellt werden müssen.

- Es braucht einen zielgerichteten Dialog mit der IKUR, der Betreiberin der Reitschule. Mit ihr als endlich verlässlichem Ansprechpartner müssen die Strukturen der IKUR auf eine verbindliche Organisation festgeschrieben werden, welche die Verantwortung für den Kulturbetrieb und die Sicherheit übernimmt. Sollten die Gespräche mit der IKUR innert nützlicher Frist keine befriedigenden Ergebnisse bringen, so müssen geeignete Sanktionen ergriffen werden.

- Als kurzfristige Massnahme muss die Bar auf dem Vorplatz der Reitschule umgehend geschlossen werden, wie ich dies bereits im August beantragt habe. Damit wird verhindert, dass sich die Drogenszene "im Schutz" des Barbetriebs polizeilichen Kontrollen entziehen kann. Ausserdem wird damit endlich den zahlreichen Lärmklagen aus der Bevölkerung Rechnung getragen.

Insgesamt geht es mir um Sicherheit in der Stadt und um einen Schutz der kulturellen Vielfalt. Dazu braucht es eine sachlich richtige, ausgewogene, aber auch konsequent durchgesetzte Politik. Im Interesse der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger heisst das:

Eine friedliche, farbige alternative Kulturszene: JA
Gewalt und Verantwortungslosigkeit: NEIN

Stephan Hügli, Gemeinderat der Stadt Bern
Direktor Sicherheit, Umwelt und Energie

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TSCHÄPPÄT & DIE REITSCHULE
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bernerzeitung.ch 12.9.08

Streit um Reitschule: Tschäppät kritisiert Polizei

Die Auseinandersetzung um das alternative Zentrum Reitschule geht weiter. Laut Stadtpräsident Tschäppät ist die Polizei zu wenig präsent.

Nicht die Reitschule, sondern der Vorplatz sei das Hauptproblem, sagt Alexander Tschäppät gegenüber "10vor10". Die Polizei müsse dort ganz anders präsent sein und die Drogenszene auflösen.

Die Polizei gibt im Beitrag zwar zu, dass sie letztes Jahr viel häufiger ausländische Drogendealer kontrolliert habe als dieses Jahr. Diese hätten die Mitarbeiter aber fast vollständig im Überzeitbetrieb durchgeführt. "Unsere Mitarbeiter wollen auch mal ein Wochenende bei ihren Familien daheim verbringen", sagt Manuel Willi, Chef der Kantonspolizei Region Bern.

Rückendeckung erhält die Polizei von Gemeinderat Stephan Hügli. Die Polizei werde in ihrer Arbeit derart stark behindert, dass teilweise von einem rechtsfreien Raum gesprochen werden müsse.

Derweil schieben sich die politischen Akteure gegenseitig den schwarzen Peter zu. Die Junge SVP hat am Donnerstag eine Initiative für den Verkauf des traditionsreichen Baus lanciert.

Für die Junge SVP ist die Berner Reitschule ein Schandfleck. Sie sei mit zu vielen Sonderrechten ausgestattet. Ein Verkauf brächte einen stattlichen Erlös und ermöglichte eine neue Nutzung, zum Beispiel als Sporthalle, Café oder Einkaufszentrum, schreibt Initiant und Stadtrat Erich Hess.

Dem widersprechen die Jungsozialisten, die in der Reitschule ein wichtiges alternatives Kulturzentrum sehen, das "Kulturangebote ohne Konsumzwang" anbiete. Die Betreiber bemühten sich um die Eindämmung des Drogenproblems, wenn auch mit geringem Erfolg, wie im Communiqué eingeräumt wird.

Die Auseinandersetzung ist nicht neu. Bereits viermal hat sich das Volk an der Urne für die Reitschule und gegen Abbruch, Verkauf oder strenge Auflagen entschieden, letztmals 2005, als es die hauptsächlich von der SVP getragene Initiative "Keine Sonderrechte für die Reitschule" mit gut 22'000 gegen 12'000 Stimmen ablehnte. Die Reitschule wirft Hess in einem offenen Brief vor, "Wahlkampf auf dem Buckel des Kulturzentrums auszutragen". (mus/sda)

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DIE ARME POLIZEI & DIE REITSCHULE
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10vor10 11.9.08

Immer mehr Gewalt an Polizisten

Die Schweizer Polizisten sind besorgt, weil sie immer öfters bei ihren Einsätzen attackiert werden. In der Berner Reitschule kriegen die Ordnungskräfte besonders viel Widerstand zu spüren, es kommt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Polizei, die Betreiber des Kultur-Treffpunktes und die Politiker schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu.
http://www.sf.tv/videoplayer/embed/d1327143-d93d-4f20-89d0-c55701570695&live=false


(Ursprüngliche Headline auf www.10vor10.ch: Eine Stadt in Aufruhr: Kulturtreffpukt oder Schandfleck - ist die Reitschule Bern rechtsfreier Raum.)

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BETTELVERBOT BELP
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BZ 12.9.08

Polizeireglement

Belper wollen Betteln verbieten

Die Belper Bevölkerung stimmt am 4.Dezember über ein neues Polizeireglement ab. Der Gemeinderat will das Betteln im Dorf verbieten. Und er plant, ein Ausgehverbot für Kinder einzuführen. Das Reglement ist umstritten.

Der Belper Gemeinderat duldet im Dorf keine Bettler. Er hat ein Polizeireglement verabschiedet, über das die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung vom 4.Dezember abstimmt. Demnach wird das Betteln im öffentlichen Raum verboten. Stimmen die Belper dem Reglement zu, tritt es im nächsten Jahr in Kraft. Gemeindepräsident Rudolf Neuenschwander (SP) sagt: "Im Moment haben wir keine Probleme mit Bettlern. Wir wollen uns aber die Möglichkeit offenhalten, in Zukunft zu sagen, hier darf man nicht betteln."

Die Belper SVP steht hinter dem Verbot. SVP-Präsident Benjamin Marti: "Wir haben in unserer Gemeinde einen guten Sozialdienst, der nahe bei den Menschen ist. Das sollte dazu führen, dass niemand betteln muss." Auch die Sozialdemokraten befürworten das Bettelverbot. Fabian Wienert, Präsident der lokalen SP, sagt, im Moment bestehe kein Handlungsbedarf. Dennoch sei seine Partei gegen das Betteln in der Öffentlichkeit, vor allem gegen das organisierte Betteln. "Es gibt soziale Institutionen, bei denen Bedürftige Unterstützung bekommen. Das Betteln ist eine Belästigung der Leute."

Busse bis 5000 Franken

Das Polizeireglement verbietet nicht nur das Betteln, es bestimmt unter anderem auch, dass Campieren auf öffentlichem Grund untersagt ist, Demonstranten eine Bewilligung der Polizei brauchen oder Feuerwerk nur am 1.August und an Silvester nach 23 Uhr erlaubt ist.

Zudem beinhaltet das Reglement ein Ausgehverbot für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Dieses gilt von 23 bis 6 Uhr. Wenn Eltern die Vorschrift vorsätzlich missachten, kann die Gemeinde sie mit einer Busse von bis zu 5000 Franken bestrafen. Gemeindepräsident Neuenschwander erklärt: "Ob wir von der Möglichkeit, Bussen zu erteilen, Gebrauch machen, ist offen. Wir müssen aber ein Mittel in der Hand haben, um drohen zu können."

Parteien geteilter Meinung

In einer Vernehmlassung konnten die Ortsparteien zum Polizeireglement Stellung nehmen (wir berichteten). Umstritten war das Ausgehverbot für Kinder. Während zum Beispiel die SP und die SVP die nächtliche Sperrstunde begrüssten, äusserten sich die FDP und die GFL kritisch dazu.

EDU-Grossrat ist zufrieden

Grossrat Andreas Brönnimann (EDU) setzte sich besonders für ein Ausgehverbot ein. Er präsidierte bis Ende letzten Jahres die Belper Bildungskommission. dann trat er als Gemeinderat zurück. "Ich bin froh, dass das Ausgehverbot eingeführt wird, auch wenn es mir lieber wäre, es würde bereits ab 22 Uhr gelten."

Brönnimann sagt, er sei überzeugt, dass die Belper dem Ausgehverbot an der Gemeindeversammlung zustimmen werden. "Im Moment hängen nachts Schulkinder herum. Sie lassen Abfall liegen, stören Passanten und schlafen in den Schulstunden ein, weil sie nachts draussen sind. Dank dem Ausgehverbot wird es eine massive Verbesserung geben." Im Dorf werde es ruhiger.
Simon Bickel

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bernerzeitung.ch 11.9.08

Belper wollen Betteln verbieten

Die Belper Bevölkerung stimmt über ein neues Polizeireglement ab. Der Gemeinderat will das Betteln im Dorf verbieten.

Der Belper Gemeinderat duldet im Dorf keine Bettler. Er hat ein Polizeireglement verabschiedet, über das die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung vom 4. Dezember abstimmt. Demnach wird das Betteln im öffentlichen Raum verboten. Stimmen die Belper dem Reglement zu, tritt es im nächsten Jahr in Kraft.

Gemeindepräsident Rudolf Neuenschwander (SP) sagt: "Im Moment haben wir keine Probleme mit Bettlern. Wir wollen uns aber die Möglichkeit offenhalten, in Zukunft zu sagen, hier darf man nicht betteln." (Berner Zeitung)

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ANTI-ATOM-DEMO
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bernerzeitung.ch 11.9.08

Demo gegen Unterversicherung von Atomkraftwerken

Einige 100 Velofahrende haben am Donnerstag auf dem Bundesplatz gegen die Unterversicherung von Atomkraftwerken (AKW) demonstriert.
900 Velofahrerende demonstrieren auf dem Bundesplatz gegen Atomstrom und Atomkraftwerke.

900 Velofahrerende demonstrieren auf dem Bundesplatz gegen Atomstrom und Atomkraftwerke. (Bild: Keystone)

Die Versicherungsdeckung eines AKW entspreche der gesamten Haftpflichtversicherungssumme von 900 Radfahrenden.

Dies sei ein krasses Missverhältnis, das man mit der Demo vor Augen führen wolle, sagte Silvia Schmassmann von der Organisation "Nie wieder Atomkraftwerke" (NWA) auf dem Bundesplatz. Die Versicherungsdeckung beim Fahrrad beträgt 2 Mio. Franken, beim AKW sind es 1,8 Mrd. Franken.

Für NWA ist dies "viel zu tief". Die Schäden bei einem grösseren Unfall würden mindestens 400 Mrd. betragen, bei Tschernobyl seien es 4200 Milliarden gewesen.

Eine grosse Zahl von Radfahrenden erschienen auf dem Bundesplatz. Es waren aber nicht ganz die angestrebten 900. (mau/sda)

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SECURITASGATE
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20min.ch 11.9.08


Bundesamt für Polizei wusste von Securitas-Spitzel

Das Bundesamt für Polizei war im Bild über die Infiltration von Attac-Waadt durch eine Securitas-Spionin im Jahr 2003.

Nachdem Fälle von Spionagetätigkeit durch Securitas publik geworden sind, schliesst der Bundesrat gesetzliche Massnahmen nicht aus.

Zur Bekämpfung von Missbräuchen bei der Überwachung von Privatpersonen gebe es auf nationaler und kantonaler Ebene bereits eine breite Paletten von gesetzlichen Mitteln, schreibt der Bundesrat in Beantwortung einer Interpellation des Waadtländer Ständerats Luc Recordon (Grüne).

Dennoch schliesst der Bundesrat weitere gesetzliche Massnahmen nicht aus, sollten sich solche als notwendig erweisen.

Fedpol wusste von Spitzeltätigkeit

Über die Aushorchung der globalisierungskritischen Organisation Attac im Kanton Waadt durch eine Securitas-Angestellte war das Bundesamt für Polizei (Fedpol) im Bild.

Fedpol habe die Aktivitäten der Securitas-Spionin "zufälligerweise" während legalen Beobachtungsaufgaben im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel in Evian entdeckt, liess das Amt am Donnerstag verlauten.

Die Dienste des eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements hatten mit der Securitas-Angestellten nie Kontakt. Auch erhielten sie keine Informationen durch deren Aktivitäten, präzisiert der Bundesrat in seiner Antwort auf die parlamentarische Anfrage.

Der Chef des Dienstes für Analyse und Prävention wies laut Fedpol die Securitas-Direktion darauf hin, dass solche Umtriebe problematisch sein könnten, falls die beauftragte Person sich nicht strikte ans Gesetz hält. Securitas stellte laut eigenen Angaben diese "speziellen Dienste" vor drei Jahren ein.

Andere Kantone betroffen?

Ob Securitas auch ausserhalb des Kantons Waadt Infiltrationen vorgenommen habe, könne das Bundesamt für Polizei nicht sagen, erklärte Fedpol-Pressesprecherin Danièl Bersier auf Anfrage. Die Kontrolle der Aktivitäten von Securitas obliegt laut Fedpol in erster Linie den Kantonen.

Im Kanton Waadt hat Polizeichefin Jacqueline de Quattro inzwischen entschieden, die vom Staatsrat im Juni angeordnete Untersuchung zum Fall der Securitas-Spitzel auszuweiten.

Ein ehemaliger Richter wird untersuchen, ob die Waadtländer Kantonspolizei auch über die Aushorchung der "Groupe Anti- Répression" (GAR) im Bild war, wie de Quattro gegenüber dem Westschweizer Fernsehen und der Tageszeitung Le Matin sagte.

Am Montag war bekannt geworden, dass die Chefin der Lausanner Securitas-Einheit "Crime Investigation Service" ab Herbst 2003 an den Arbeiten der Anti-Repressions-Organisation GAR teilgenommen hatte. Die Organisation macht Fälle von Polizeigewalt publik. Die Securitas-Frau nahm auch an Sitzungen der nationalen Anti- Repressions-Koordination in der Reitschule in Bern teil.

In der Angelegenheit der Infiltration von Attac hat der eidgenössische Datenschützer eine Untersuchung eröffnet.


 Quelle: SDA/ATS

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BZ 12.9.08

Berner Zeitung BZ

Bundespolizei

Spitzeldienst war bekannt

Das Bundesamt für Polizei wusste von der Infiltration von Attac Waadt durch eine Securitas-Spionin. Der Bundesrat prüft neue Gesetze.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) ging gestern in die Offensive. Fedpol habe die Aktivitäten der Securitas-Spionin "zufälligerweise" während legaler Beobachtungsaufgaben im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel in Evian entdeckt, liess das Amt verlauten. Der Chef des Dienstes für Analyse und Prävention wies laut Fedpol die Securitas-Direktion darauf hin, dass solche Umtriebe problematisch sein könnten, falls die beauftragte Person sich nicht strikte ans Gesetz hält. Securitas stellte laut eigenen Angaben diese "speziellen Dienste" vor drei Jahren ein.

Untersuchung ausgeweitet

Der Bundesrat reagiert dennoch. Nachdem inzwischen mehrere Fälle von Spionagetätigkeit durch Securitas publik geworden sind, schliesst er gesetzliche Massnahmen nicht aus, schreibt er in Beantwortung einer Interpellation des Waadtländer Ständerats Luc Recordon (Grüne).

Im Kanton Waadt wird die Untersuchung zur Spitzelaffäre derweil ausgeweitet.
sda