MEDIENSPIEGEL 21.9.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- CIA-City Bern
- Neonazis
- Dealerszene

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REITSCHULE
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ALLERLETZTE VORPLATZ-BELEBUNGS-WOCHE BIS SOMMER 2009!!!
Okt 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

So 21.09.08
21.00 Uhr     Dachstock - Qui (USA) mit David Yow (Jesus Lizard, Scratch Acid) - Punk/Rock/Noise

Mi 24.09.08     
19.00 Uhr     SousLePont - Afrika Spezialitäten
22.00 Uhr     Vorplatz/SouslePont  - Offene Bühne - 15 Minuten berühmt sein! - Street Art
20.30 Uhr     Tojo - SumSum von Laura de Weck, Theater Marie


Do 25.09.08     
20.00 Uhr     Vorplatz - DJ Caribpunk (BE) - From Calypso to Reggae to Hiphop to Strange Skinhead Music
20.00 Uhr     Frauenraum - DRAG-LOUNGE

Fr 26.09.08     
21.00 Uhr     Frauenraum - TANZ-BAR: Gesellschaftstänze und Disco für Frau + Frau, Mann + Mann & Friends. Crashkurs ab 19.15 Uhr.
20.00 Uhr     Vorplatz - Culture Factory Afro-Reggae-Night - Reggae, Ragga, Ska, Dub
20.30 Uhr     Tojo - SumSum von Laura de Weck, Theater Marie
23.00 Uhr     Dachstock - Dubstep & Grime Night mit DJ's Lexxus (USA), Blade (CH), Unfinished (CH), Dada (CH), Host: C4TR - Dubstep/Grime

Sa 27.09.08     
20.00 Uhr     Vorplatz - Allerletzter Vorplatz-Belebungs-Kultur-Abend bis Sommer 2009!!!
20.30 Uhr     Tojo - SumSum von Laura de Weck, Theater Marie
22.00 Uhr     SousLePont - Christoph Weiherer ( Liedermacherkunst)
22.00 Uhr     Frauenraum - DRAG-NIGHT Vol. 7: NÄD MIKA (Elektrotrashpunk, D), Kiwis & Butchhead (BE) u.a. Support: DJs TIM und TOM (ZH)
23.00 Uhr     Dachstock     Dachstock - Darkside presents: Bailey (UK/Metalheadz), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/ch), Lost Sequence (DSCI4 Rec./ch), DJ Ryck (Rabass 95.6/ch) - Drum'n'Bass

Infos: www.reitschule.ch & www.vorplatz.ch (Bar ab 16 Uhr geöffnet)

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CIA-CITY
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Sonntagsblick 21.9.09

Weil wir so diskret sind

Die CIA zieht nach Bern

VON CHRISTOF MOSER , MARCEL ODERMATT UND JOHANNES VON DOHNÁNYI

SonntagsBlick-Recherchen zeigen: Die amerikanische Botschaft in Bern wird zu einer Europa-Zentrale des US-Geheimdienstes CIA ausgebaut. Der Europarat-Sonderermittler und FDP-Nationalrat Dick Marty hält dies für «sehr problematisch".

Die US-Botschaft an der Sulgeneckstrasse 19 in Bern: ein Hochsicherheitstrakt. Wer das Gebäude betreten will, darf keine Taschen mitnehmen, sogar Handys sind verboten. Und weil die Amerikaner am Eingang keine Gepäckaufbewahrung eingerichtet haben, beleben sie das lokale Gewerbe: Für zwei Franken können verzweifelte Besucher der US-Botschaft ihre Siebensachen in einer nahe liegenden Bäckerei zwischenlagern.

Das rigide Zutrittsregime, die abgedunkelten Fenster und die meterhohe Umzäunung dienen nicht nur der Sicherheit, sondern auch der Geheimhaltung: Die Botschaft ist wie jede US-Auslandsvertretung auch ein CIA-Stützpunkt. Als BLICK im September 2006 einen CIA-Spion enttarnte, fanden die Journalisten heraus, dass er offiziell in der Berner US-Botschaft als «zweiter Sekretär für politische Angelegenheiten" gearbeitet hat.

Jetzt zeigen Sonntags-Blick-Recherchen, dass der amerikanische Geheimdienst seine Tätigkeit in der Schweiz ausbauen will. Die US-Botschaft in Bern soll zu einer Koordinations-Zentrale für die CIA-Verbindungsbüros auf dem europäischen Festland werden. Das bestätigen gut informierte Kreise. Offiziell wird der Ausbau nicht kommentiert - weder von der Botschaft noch von der Staatsschutz-Abteilung im Bundesamt für Polizei. Auch der Sprecher des Aussenministeriums EDA will «im Moment keine Stellung nehmen".

Bern ist für die Schlapphüte aus Amerika von jeher ein wichtiger Ort. Hier befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Europazentrale der CIA-Vorgängerorganisation OSS. Und im sogenannten «Berner Club" treffen sich seit Jahren Spione aus aller Welt zum Informationsaustausch. Auch der Schweizer Geheimdienst kann davon profitieren: «Ohne diese Kontakte", sagt ein Mitarbeiter vom Schweizer Nachrichtendienst SND, «wären wir aufgeschmissen."

Bislang wurde die CIA-Tätigkeit in Europa von Stuttgart (D) aus koordiniert. Dort befindet sich das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa (Eucom). Die Verschleppung von Gefangenen nach Guantánamo wurde in Stuttgart organisiert. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 suchte die CIA die Nähe zum Militär. Jetzt entdecken die amerikanischen Spione offenbar die Vorteile der Schweiz wieder neu. «Für die CIA ist die Diskretion des hiesigen Finanzplatzes ein wichtiges Argument für den Umzug", sagt ein Geheimdienst-Insider.

In den 80er-Jahren nutzte der US-Geheimdienst diesen Vorteil bewiesenermassen bereits einmal aus: Die Aufrüstung der afghanischen Mudschaheddin für ihren Krieg gegen die Rote Armee finanzierte die CIA weitgehend über die Schweiz.

Konfrontiert mit den SonntagsBlick-Recherchen sagt FDP-Nationalrat Dick Marty (63), der als Sonderermittler des Europarats die Gefangenentransporte der CIA in Europa untersucht: «Ich habe von diesen Umzugsplänen gehört. Offenbar schätzt die CIA die angenehmen Rahmenbedingungen in unserem Land." Die Schweizer Behörden würden dem US-Geheimdienst fast blind vertrauen, sagt Marty. Wenn Bern jetzt zum Umschlagplatz für Geheimdienstinformationen werde, bringe das die ganze Schweiz ins Zwielicht: «Ich halte dies für sehr problematisch."

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NEONAZIS
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Sonntagszeitung 21.9.08

Rechtsextreme müssen in Köln kapitulieren

Anti-Islamisierungskongress verboten

Köln Mehrere zehntausend Demonstranten haben gestern in Köln gegen einen «Anti-Islamisierungskongress" der rechtspopulistischen Partei Pro Köln protestiert. Kurz nach Beginn der Veranstaltung verbot Kölns Polizei den Anlass aus Sicherheitsgründen. Zuvor hatten linksautonome Gruppen Polizisten bedrängt und versucht, ihnen die Dienstpistolen abzunehmen.

Zur Kundgebung von Pro Köln erschienen weniger als hundert Teilnehmer. Dabei hatten die bürgerlich auftretenden Rechtspopulisten eine Grossveranstaltung angekündigt.

Prominente Rechtspopulisten blieben zu Hause

Die mit 4,7 Prozent in den Stadtrat gewählte Partei Pro Köln macht seit Jahren Stimmung gegen muslimische Zuwanderer - und speziell gegen den Bau einer neuen Moschee. Für den Kongress warb die selbst ernannte Bürgerbewegung mit der Ankündigung, es komme Unterstützung rechtsextremer Parteien aus ganz Europa. Zur Manifestation am Samstag erschien aber lediglich Mario Borghezio, Europaabgeordneter der italienischen Lega Nord. Filip Dewinter, Fraktionschef der belgischen Seperatistenpartei Vlaams Belang, sass mit weiteren 150 Rechtsextremen am Kölner Flughafen fest: Eine Weiterfahrt in die Stadt wollte die Polizei nicht absichern.

Zur friedlichen Gegendemonstration hatte ein Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden aufgerufen. Vertreter der deutschen Bundesregierung hatten den «Anti-Islamisierungskongress" ebenso verurteilt wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers: «Es ist ein wichtiges Zeichen, dass so viele Menschen gegen die Rechtsextremen demonstrieren", sagte der Christdemokrat.

Am Rand der friedlichen Gegenveranstaltung kam es zu Scharmützeln. Die Polizei kesselte 150 gewaltbereite Linksaktivisten ein und nahm sechs Personen fest. Am Vortag hatten die Rechtsextremen unter Steinwürfen auf ein Schiff flüchten müssen. Die Kölner hätten sich «mit Herzblut, Witz und Intelligenz erfolgreich gegen rassistischen Schwachsinn gestemmt", sagte CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma.

Allerdings ist der Moscheeneubau bei Schrammas Christdemokraten nicht unumstritten. Jörg Uckermann, ehemals Vize-Bezirksbürgermeister des Stadtteils Ehrenfeld, in dem das Gotteshaus entstehen soll, lief sogar von der CDU zu Pro Köln über. Kritisiert wurden besonders die zwei geplanten 52 Meter hohen Minarette. ANDREAS WYPUTTA

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bernerzeitung.ch 21.9.08

Rechtsextremer war IV-Chefarzt

Der Leiter des Ärztlichen Dienstes der Zürcher IV-Stelle war bis 2006 im deutschen Halle stellvertretender Kreisvorsitzender der rechtsextremen NPD.

Der 55-jährige Psychiater M. wurde vom deutschen Staatsschutz überwacht und musste nach einer Intervention des Innenministeriums 2006 Halle verlassen, berichtet die «NZZ am Sonntag". Die Stelle bei der Zürcher Sozialversicherungsanstalt (SVA) erhielt M., obwohl im die Gesundheitsdirektion die dazu nötig Praxisbewilligung verweigerte, schreibt die Zeitung.

Als die SVA am Donnerstag von der Vergangenheit des Chefarztes erfuhr, musste er zurücktreten. Als Leiter des Regional Ärztlichen Dienstes hatte der Deutsche die Arztberichte zuhanden der IV kritisch zu prüfen.

Schweizer Staatsschutz war informiert

In Halle war M. laut «NZZ am Sonntag" Dozent an der Universität und Abteilungsleiter an der universitären Klinik für Psychiatrie. An NPD-Versammlungen hielt er Vorträge und verfasste Programmtexte für die Partei.

Als der deutsche Staatsschutz die Uni informierte, verliess M. sofort seine Stelle und ging zurück in die Schweiz. Die deutschen Behörden informierten auch den Schweizer Staatsschutz, berichtet die Zeitung.

Schon einmal Stelle in Zürich verloren

Ende der neunziger Jahre war M. Gerichtspsychiater in Zürich. Er wurde Oberarzt beim forensischen Dienst der Psychiatrischen Universitätsklinik und verfasste Gutachten für die Justiz. Bis ihn seine Frau anzeigte und ein Strafverfahren wegen sexueller Handlungen mit Kindern gegen ihn lief. Zudem seien Pädosexuelle in seinen Gutachten besser weggekommen als andere, heisst es in der «NZZ am Sonntag". Darauf kündigte er auf Druck der Universitätsklinik. Das Strafverfahren wurde 2003 eingestellt und letzte Woche sprach ihm das Bezirksgericht eine Entschädigung von 350'000 Franken zu. (grü)

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NZZ am Sonntag 21.9.08

Chefarzt der IV Zürich war Rechtsextremer

nck

Der Leiter des Regionalen Ärztlichen Dienstes der Zürcher IV-Stelle war vor seinem Stellenantritt in Zürich im Jahr 2006 im deutschen Halle stellvertretender Kreisvorsitzender der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Dies zeigen Recherchen der «NZZ am Sonntag". Der 55-jährige Psychiater M. wurde vom Staatsschutz überwacht und musste nach einer Intervention des Innenministeriums Halle verlassen. Die Stelle bei der SVA Zürich bekam M., obwohl ihm die Gesundheitsdirektion die Praxisbewilligung verweigerte, die für den Posten Bedingung ist. Am Donnerstag hat die Sozialversicherungsanstalt Zürich (SVA) von M.s Vergangenheit erfahren, der Chefarzt musste auf Druck des SVA-Direktors sofort zurücktreten. «Ich bin fast vom Stuhl gefallen", sagt Direktor Franz Stähli. Der Psychiater M. war bei der IV für die ärztliche Qualitätskontrolle zuständig. (nck.)

Seite 15

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Chefarzt der IV Zürich war rechtsextremer Funktionär

Sozialversicherungsanstalt Zürich erzwingt sofortigen Rücktritt des Kadermannes

Mathias Ninck

Der Leiter des Regionalen Ärztlichen Dienstes der Zürcher IV-Stelle ist zurückgetreten. Die «NZZ am Sonntag" konfrontierte den Psychiater mit seiner Vergangenheit.

Zwei Jahre nach seinem Stellenantritt als Leiter des Regionalen Ärztlichen Dienstes der IV Zürich hat der 55-jährige Psychiater M. seinen Job verloren. Auf Druck seiner Vorgesetzten hat er am Donnerstag gekündigt und sein Büro geräumt. Am Vorabend hatte die «NZZ am Sonntag" den Psychiater mit den Ergebnissen ihrer Recherche konfrontiert, worauf M. seine Vorgesetzten über sein Vorleben ins Bild setzte. «Ich fiel fast vom Stuhl, es gab keinerlei Anzeichen für diese Schwächen", sagt Franz Stähli, Direktor der Sozialversicherungsanstalt Zürich. Der Psychiater M. sei ein brillanter Kopf, sagt er. «Aber es ist klar, dass jemand, der an derart exponierter Stelle sitzt und eine Vertrauensstellung innehat, absolut integer sein muss."

Universitätsdozent

Am 28. April 2006 war M. aus Halle im Bundesland Sachsen-Anhalt nach Zürich gezogen, wo er sich auf die Stelle des IV-Chefarztes bewarb. Er trat die Stelle im August 2006 an. Der Regionale Ärztliche Dienst, dem er nun vorstand, war 2004 im Rahmen der 4. IV- Revision geschaffen worden, weil die Ausgaben der Invalidenversicherung ständig stiegen. Der Regionale Ärztliche Dienst hat die Aufgabe der Qualitätskontrolle, er muss die Berichte der behandelnden Ärzte zu Händen der IV kritisch prüfen - der Leiter dieses Dienstes ist also, salopp formuliert, der oberste IV-Polizist, der die Betrüger herauspflücken soll. Besonders anspruchsvoll ist die Aufgabe bei den psychisch Kranken, weil der Krankheitsbegriff hier unscharf ist. Aus Ärztekreisen ist zu vernehmen, dass derzeit ein rauer Wind weht bei der IV.

Im deutschen Halle war M. seit Ende 2002 Dozent an der Martin-Luther- Universität und Abteilungsleiter an der universitären Klinik für Psychiatrie. Bis er im September 2005 von einem Tag auf den anderen, und ohne seinen Kollegen etwas zu sagen, den Arbeitsplatz verliess. Das Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt hatte die Universität darüber informiert, dass M. vom Staatsschutz überwacht werde, weil er eine hohe Funktion bei der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) innehabe. «M. war stellvertretender Kreisvorsitzender der NPD in Halle. Wir haben den Arbeitgeber in Halle darüber informiert - und später selbstverständlich auch den Schweizer Staatsschutz", sagt Martin Krems, Sprecher des Innenministeriums, gegenüber der «NZZ am Sonntag". Der Rektor der Universität machte M. klar, dass er untragbar war.

Gemäss Peter Machleid, Kreisschatzmeister der NPD in Halle, hat M. an NPD-Versammlungen Vorträge gehalten, hat Programmtexte für die Partei verfasst und war für die Betreuung der Interessenten zuständig. M. habe auf einmal Ärger gekriegt mit den Behörden, erzählt er. «Ihm war dann klar, dass er als Dozent faktisch ein Berufsverbot für die ganze Bundesrepublik hat. Er kehrte deshalb zurück in die Schweiz, wo er Familie hat."

Es war das zweite Mal, dass der Psychiater an einem Ort schlagartig von der Bildfläche verschwand. Ende der neunziger Jahre hatte der Deutsche in Zürich Karriere als Gerichtspsychiater gemacht. Er war Oberarzt beim forensischen Dienst der Psychiatrischen Universitätsklinik (Burghölzli) und verfasste Gutachten für die Justiz und den Justizvollzug. Er war zudem Mitglied der Fachkommission zur Überprüfung von gefährlichen Straftätern.

Gutachter entsorgen

«Er war brillant, er war nach all den Fällen von Skandal-Gutachtern Mitte der neunziger Jahre ein Stern am Gutachter-Himmel", sagt ein Mitglied der Kommission. Und dann lief im Juni 2001, nachdem seine Frau ihn angezeigt hatte, plötzlich ein Strafverfahren gegen ihn wegen Verdachts auf sexuelle Handlungen mit Kindern. «Man erkannte, dass er der nächste Gutachter war, den man - trotz Unschuldsvermutung - entsorgen musste." Das Problem sei gewesen, dass eine bestimmte Sparte von Leuten - die Pädosexuellen - in den Gutachten besser weggekommen sei. Im Februar 2002 liess das Amt für Justizvollzug den Psychiater M. eine Vereinbarung unterschreiben, in der stand, dass M. seine Stelle am Burghölzli kündige und den ärztlichen Direktor der Klinik über das Strafverfahren und dessen Inhalt informiere.

Am 14. August 2003 stellte die Staatsanwaltschaft Zürich die Ermittlungen gegen M. ein, weil keine strafrechtlich relevanten Handlungen nachweisbar waren. Letzte Woche, also fünf Jahre später, hat das Bezirksgericht Zürich Psychiater M. eine Entschädigung von 350 000 Franken zugesprochen.

Psychiater M. sagt gegenüber der «NZZ am Sonntag": «Ich bin Ende 2002 aus Zürich nach Halle gekommen, hatte gut verdient, ich war an jedem Gutachten finanziell beteiligt, ich traf im Osten Deutschlands auf eine zerstörte Landschaft und auf arme Menschen. In dieser Situation war ich so beeindruckt von der Not, dass ich 2004 Zusprüchen gefolgt bin." Er sei damals unter dem Einfluss des Internets an Kreise geraten, und er habe Fehler gemacht. Er habe sich als Vertreter einer Gruppe gesehen, die sich gegen die Globalisierung wehrte und für die die Hilfe des Landes ganz zuvorderst stand. «Ich habe mich mit Texten zu diesen Positionen locken lassen." Er sei dafür, die Probleme des Landes zu lösen, ja. «Ich bin - durchaus in Verwandtschaft zur hiesigen SVP - für eine Betonung der Wichtigkeit des Nationalen."

Ob es ihn nicht befremdet habe, Funktionär einer Partei zu sein, in der sich Holocaustleugner und vorbestrafte Neonazis tummeln? «Ich habe niemals rassistische oder Holocaust-verleugnende Aussagen beziehungsweise strafrechtlich relevante Dinge gemacht, ich habe niemanden zur Gewalt aufgefordert", sagt M. Und in der Schweiz habe er keinerlei politische Tätigkeiten ausgeübt, er lebe zurückgezogen, nur zum Einkaufen und Kaffeetrinken gehe er aus dem Haus.

Die Vorgänge, die ihm 2002 die Stelle am Burghölzli kosteten, erklärt M. mit einer «extremen Ehesituation". Seine Handlungen seien «ein Instrument im Ehekrieg" gewesen, der 2001 im Gange war. Er habe in einer Lebenskrise gesteckt. Man dürfe aber die Vergangenheit nicht mit der Gegenwart verwechseln. «Im Übrigen hat man mir nie, weder früher noch heute, vorgehalten, meine Arbeit nicht gut zu machen", sagt der Psychiater.

Warum die SVA Zürich M. als Chefarzt angestellt hat Man habe von den Verfehlungen nicht wissen können

nck

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Der Psychiater M. war bei der IV für die ärztliche Qualitätskontrolle zuständig. Wie konnte es dazu kommen, dass ausgerechnet der Qualitätskontrolleur vor seiner Einstellung nicht auf seine Qualität kontrolliert wurde? Franz Stähli, Direktor der Sozialversicherungsanstalt Zürich (SVA), stellt sich auf den Standpunkt, dass es nach Arbeitsrecht nicht möglich sei, bei einem Bewerber nach charakterlichen Schwächen zu forschen, wenn er diese gut verberge. «M. hatte ausgezeichnete Arbeitszeugnisse, er war immer mit den Grössen der Medizin unterwegs, seine Auftritte an Tagungen waren objektiv und glaubwürdig", sagt er. «Beruflich war M. für uns top - und nach dem Privaten dürfen wir nicht fragen. Es gibt im Übrigen ja sogar das gesetzlich verbürgte Notrecht der Lüge." In M.s Curriculum klafft allerdings eine Lücke von einem halben Jahr, und in seiner Bewerbung hat er keine Referenzen angegeben. Hätte das die SVA nicht stutzig machen müssen? «Solche Lücken sind kein Indiz, dass etwas nicht stimmt", sagt Stähli. «Und wegen der herausragenden Arbeitszeugnisse hatten wir keinen Anlass, Referenzen zu verlangen." Aber: Bedingung für den Posten beim Regionalen Ärztlichen Dienst ist eine Praxisbewilligung der Gesundheitsdirektion. M. hatte keine. Stähli: «M. beantragte sie im August 2006, hat aber trotz zweimaliger Nachfrage bis heute keine Antwort bekommen. Die SVA muss davon ausgehen, dass verschiedene Stellen über die Vergangenheit von M. im Bilde waren - es ist unfassbar, dass wir nie einen Hinweis erhalten haben." (nck.)

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bernerzeitung.ch 21.9.08

Massenschlägerei an Liechtensteiner Oktoberfest

Bei einer Schlägerei zwischen türkischen Festbesuchern und Rechtsextremen ist ein Polizist von einem Stein am Kopf getroffen worden. 10 Rechtsextreme wurden festgenommen.

Die Schlägerei in Mauren FL war gemäss Polizeiangaben von einer rund 20-köpfigen, mit Steinen und Stöcken bewaffneten Gruppe von Rechtsextremen provoziert und ausgelöst worden. Deren Mitglieder stammen aus der Schweiz und Liechtenstein.

Die Auseinandersetzungen, in die schliesslich mehrere Dutzend Personen involviert waren, weitete sich über das ganze Dorfzentrum aus. Die Liechtensteiner Landespolizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort, um die Ausschreitungen zu beenden.

Der verletzte Polizist musste zur ambulanten Behandlung ins Spital gebracht werden. Zehn Rechtsextreme wurden vorübergehend festgenommen. Acht wurden wieder auf freien Fuss gesetzt, zwei befinden sich noch in Haft. (/sda)

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DEALERSZENE
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Sonntagszeitung 21.9.08

Drogendealer ausweisen

Zürich Angesichts der steigenden Gewaltbereitschaft von Drogenhändlern im Zürcher Langstrassenquartier fordert Stadtpräsident Elmar Ledergerber, dass «Ausländern die B- oder C-Bewilligung entzogen werden kann, wenn sie mit harten Drogen handeln". Derzeit ist ein solcher Bewilligungsentzug nur unter bestimmten Bedingungen möglich. In Zürich kam es in den ver-gangenen Wochen zu mehreren Attacken nigerianischer Kokainhändler auf Gewerbler und Anwohner. Gegen diese Gewaltwelle protestierte gestern die Quartierbevölkerung. Seite 5

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«Spucken, drohen, schlagen"

Im Zürcher Langstrassenquartier verbreiten Kokaindealer Angst und Schrecken

Von Sebastian Ramspeck

Zürich Wladimir und Gabriela sind sich einiges gewohnt: Vor der Haustür herumlungernde Drogenhändler, Kot und Erbrochenes unter dem Küchenfenster, blutige Schlägereien vor dem Wohnzimmer. Trotzdem lebte das Paar bislang gern im Zürcher Langstrassenquartier: «Man kennt sich hier, es ist wie in einem Dorf", schwärmt Wladimir.

Doch in den vergangenen Monaten wurde die Begeisterung der beiden für den Stadtkreis 4 auf eine harte Probe gestellt: «Es wird immer krasser", sagt Wladimir.Die Drogenhändler, die früher einigermassen friedlich im «Chräis Chäib" lebten, neben Büezern und Yuppies, Nutten und Freiern, benähmen sich mehr und mehr wie Kriegsfürsten. Nigerianische Kokaindealer suchten Streit mit der Bevölkerung: «Die pöbeln, spucken, drohen, schlagen."

Am Freitag vor einer Woche wurde ein Nachbar zusammengeschlagen, am vergangenen Donnerstag auf einer Parallelstrasse ein Ladenbesitzer mit einer Eisenstange attackiert. Er selbst sei mehrmals mit einem Messer bedroht worden, erzählt Wladimir.

Gestern lud das Paar mit anderen Bewohnern ihres Hauses zu einer Protestveranstaltung, gut 50 Anwohner kamen. Unterschiedlich waren die politischen Ansichten der Manifestanten, hitzig die Diskussionen. Einig war man sich in der zentralen Forderung: Die Gewalt muss enden.

«Die Stimmung droht zu kippen", warnt Rolf Vieli, der das Projekt «Langstrasse plus" leitet. Selbst sehr tolerante Quartierbewohner seien mittlerweile verbittert. Immer mehr Notrufe und Beschwerden gingen bei der Polizei ein, die Zahl der Strassendealer im Quartier habe sich in den letzten vier Monaten verdoppelt. Der Handel ist lukrativ.

Einige Quartierbewohner haben das Vertrauen in die Polizei verloren. Ein Langstrassenwirt zeigt das Elektroschockgerät, das er seit Juli unter der Theke griffbereit hält, ein Ladenbesitzer die Pistole in einer Schublade unter der Kasse. Im Quartier patrouillieren private Sicherheitsleute.

Stadtpräsident fordert härtere Massnahmen gegen Dealer

Die Stadtregierung hat bislang zur Eskalation geschwiegen, doch die Sorge wächst. Stadtpräsident Elmar Ledergerber von der SP forderte am Freitag am Rande einer Veranstaltung, dass «Ausländern die B- oder C-Bewilligung entzogen werden kann, wenn sie mit harten Drogen handeln".

Viele der Dealer, die derzeit das Langstrassenquartier in Angst und Schrecken versetzen, sind zum Schein mit einer Schweizerin verheiratet und verfügen deshalb über eine Aufenthaltsbewilligung. Die kann ihnen zurzeit nur entzogen werden, wenn sie mit einer grossen Menge Kokain aufgegriffen wurden.

Doch das geschieht selten, zumal die Dealer den Stoff in Form kleiner Kugeln im Mund transportieren und diese runterschlucken, wenn sich die Polizei nähert. Verdeckte Ermittler, die Drogen kaufen wollen, werden ausgetrickst, indem die Dealer auf einer Mund-zu-Mund-Übergabe der Ware bestehen, worauf sich die Polizisten nicht einlassen.

«Jeder Anwohner weiss, wer die Dealer sind, wir wissen es auch", sagt Beat Rhyner, Fahndungschef bei der Zürcher Stadtpolizei. «Aber das genügt nicht, wir müssen es beweisen können - manchmal ein sehr undankbarer Job." Und ein gefährlicher: Albanische Heroinhändler liessen sich in der Regel widerstandslos verhaften, die Festnahme nigerianischer Kokaindealer führe dagegen fast immer zu einer Keilerei.

Mehr als von der Ohnmacht der Polizei ist Wladimir von der Ignoranz vieler Politiker enttäuscht. Er halte nichts von den Stimmenfängern der SVP, die keine Patentlösung in der Tasche hätten. Aber vor allem ärgert er sich über die Stadtzürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer. Immer wieder habe die SP-Politikerin beteuert, es gebe keine offene Drogenszene in Zürich: «Natürlich gibt es die", sagt Wladimir, «hier, vor unserer Haustür."

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Situation in Bern

In Bern gibt es eine offene Drogenszene. Wegen der kurzen Öffnungszeiten des Fixerstüblis bei der Lorrainebrücke treffen sich jeden Abend mehrere Dutzend Heroinkonsumenten bei der Reitschule. Streiterein gibt es unter den Abhängigen wegen der Marktsituation in Bern: Die Drogen sind knapp, die Beschaffung schwierig.
Seit die Polizei 2007 die Dealerszene bei der Reitschule auflöste, wird in Wohnungen und Asylunterkünften gehandelt.
Gewerbetreibende und Anwohner der Reitschule fühlen sich von den Süchtigen nicht gestört. Zudem soll bald eine zweite Anlaufstelle die Szene dezentralisieren.

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So funktioniert der Drogenhandel

Dealer in der Schweiz

Im Kokainhandel gibt es keine dominierende Händlergruppe. Die meisten Dealer sind Westafrikaner oder Südamerikaner, aber auch Schweizer handeln mit Kokain. Sie organisieren sich in Kleingruppen oder Banden oder verkaufen selbstständig.

Der Heroinhandel ist von Bandenstrukturen geprägt. Vor allem Albaner und Kosovo-Albaner verkaufen die Droge in den Schweizer Städten. Im kleineren Rahmen agieren auch Serben, Türken und teilweise Nigerianer als Dealer.

Kokain
Der Kokainhandel verläuft über viele Wege. Produziert in Südamerika, erreicht das weisse Pulver Europa auf dem Luft- oder Seeweg. Zwischenhändler vor allem in Spanien und Portugal transportieren das Kokain per Flugzeug, Auto oder Post in die Schweiz.

Heroin
Heroinlieferungen laufen über traditionelle Routen. Produziert in Afghanistan, werden die Drogen via Pakistan und Iran in die Türkei geschmuggelt. Der Transport in die Schweiz läuft über drei Balkanrouten, wobei das Heroin unzählige Zwischenhändler passiert.

Preise pro Gramm:
Kokain: ca. 80-120 Franken
Heroin: Ca. 40-50 Franken