MEDIENSPIEGEL 27.9.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Elfenau: Leerstand ist kein Zustand!
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REITSCHULE
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ALLERLETZTER VORPLATZ-BELEBUNGS-ABEND
BIS SOMMER 2009!!!
Okt 08: Beteiligt Euch an der
Vorplatz-Präsenz!!!
PROGRAMM:
Sa 27.09.08
20.00 Uhr Vorplatz - Allerletzter
Vorplatz-Belebungs-Kultur-Abend bis Sommer 2009!!!
20.30 Uhr Tojo - SumSum
von Laura de Weck, Theater Marie
22.00 Uhr SousLePont - Christoph Weiherer (
Liedermacherkunst)
22.00 Uhr Frauenraum - DRAG-NIGHT Vol. 7: NÄD MIKA
(Elektrotrashpunk, D), Kiwis & Butchhead (BE) u.a. Support: DJs TIM
und TOM (ZH)
23.00 Uhr Dachstock - Darkside
presents: Bailey (UK/Metalheadz), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic
Rec/ch), Lost Sequence (DSCI4 Rec./ch), DJ Ryck (Rabass 95.6/ch) -
Drum'n'Bass
& Decadance in der Grossen Halle? + Latino-Festival auf der
Schützenmatte...
Infos: www.reitschule.ch
& www.vorplatz.ch
(Bar ab 16 Uhr
geöffnet)
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LEERSTAND IST KEIN ZUSTAND!
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Bund 27.9.08
"Geisterhaus" in der Elfenau
Stadt Bern Mangel an günstigem Wohnraum auch in Bern, doch in der
Elfenau steht ein stattliches Haus in allerbester Wohnlage seit
über 15
Jahren leer: am Kistlerweg 38, mitten im Grünen, unweit der Berner
Stadtgärtnerei. Und es scheint - zumindest von aussen betrachtet -
allmählich zu verlottern.
Doch während sich die Nachbarn am Kistlerweg 36 über das
"Geisterhaus"
nebenan ärgern, geben sich die in Zürich lebenden
Hausbesitzer
zugeknöpft. Es sei ihre Privatsache, sagen sie, wie sie ihre
Berner
Liegenschaft nutzten. Eher irritierend ist dabei allerdings, dass der
Hausbesitzer Architekt ist und als ETH-Dozent schon Expertisen
über
"Mietverhältnisse" oder "die Optimierung räumlicher
Entwicklungen"
verfasst hat. (wd)
Seite 27
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Haus in bester Lage - seit 15 Jahren leer
Sie wohnen in Zürich, während ihr Haus in der Elfenau
verlottert - und für die Nachbarn zum Geisterhaus und zum
Ärgernis wird
Rechtlich ist nichts dagegen einzuwenden, doch auch der Berner
Stadtbauinspektor Charles Roggo spricht von "absolutem Hohn": In
beneidenswert schöner Wohnlage, in der Elfenau, steht ein Haus
seit 15
Jahren leer. Die Nachbarn ärgern sich, die in Zürich lebenden
Besitzer
foutieren sich.
Es ist ein stattliches Zweifamilienhaus in allerbester Wohnlage: Am
Kistlerweg in der Elfenau, unweit der Orangerie der Stadtgärtnerei
Bern, mit unverbauter Aussicht ins Grüne. Es verfügt
über grosszügige
Terrassen, ist umsäumt von Gärten. Vor dem Haus weiden
Kühe, und doch
ist es nur wenige Minuten von der nächsten Busstation entfernt.
Kurz:
ein Idyll, das zum Wohnen und Leben einlädt.
Doch gewohnt und gelebt wird nur in der einen Hälfte des
Zweifamilienhauses, am Kistlerweg 36. Der andere Teil der 1936 gebauten
Liegenschaft, jener am Kistlerweg 38, gibt ein tristes Bild ab. Die
Fensterläden sind geschlossen, die Storen heruntergelassen, eine
Fassade ist überwachsen, auf der dem Wetter ausgesetzten Westseite
bröckelt der Verputz ab, die Hausmauer weist Risse auf, das
Terrassengeländer ist verrostet, an der Haustür ist eine
Scheibe
eingeschlagen, auf der Strassenseite ist das Gartenmäuerchen halb
eingefallen.
Ein "Gespensterhaus", wie die Quartierzeitung "Quavier" in ihrer
jüngsten Ausgabe konstatierte.
"Viele wären gerne eingezogen"
Seit über 15 Jahren sei das Haus unbewohnt, sagen die am
Kistlerweg 36
lebenden Nachbarn des "Geisterhauses", Andreas Wyss und Katrin Zigerli
Wyss: "Seit dem Tod der Eltern der heutigen Hausbesitzerin." Für
Andreas Wyss, der seit seiner Geburt 1940 hier wohnt, ist das "absolut
unbegreiflich" - und auch "zunehmend ein Ärgernis", wie er sagt.
Er
räumt zwar ein, dass "die Eigentumsgarantie ein wichtiger
Bestandteil
unseres Rechtsstaates ist". Doch in diesem Fall handle es sich "um
klaren Missbrauch".
Die Hausbesitzer, zu denen er einst ein sehr gutes Verhältnis
gehabt
habe, wohnen in Zürich. Er habe ihnen wiederholt vorgeschlagen,
die
Liegenschaft doch zu vermieten, sagt er: "Wenn auch nur als
Zwischenlösung, bis sie das Haus allenfalls selber wieder bewohnen
wollten." Doch stets sei er abgeblitzt. Dies sei bedauerlich, sagt er,
denn auch bei einem zeitlich befristeten Mietvertrag wären
ungezählte
Leute sehr gerne hier eingezogen."In diesem Haus", sagt Katrin Zigerli
Wyss, "hätte eine Familie wunderbare Jahre verbringen
können." Es sei
für sie zwar nicht nur unangenehm, von nebenan mit keinerlei
Lärm
behelligt zu werden. Doch: "Es wäre uns lieber, wenn im
Nachbarhaus
gelebt würde."
"Bitte fragen Sie nicht uns"
Als Bauingenieur mache er sich zunehmend auch Gedanken über
mögliche
negative Folgeschäden, sagt Andreas Wyss. Er werde demnächst
jedenfalls
verlangen, Einblick in den Keller des Nachbarhauses zu erhalten: "Ich
fürchte, plötzlich könnten da der Betonkrebs oder der
,Hausschwumm' zu
wuchern beginnen." Er bedaure, dass mit den Hausbesitzern kein
vernünftiges Gespräch mehr möglich sei. Als er vor
einiger Zeit etwa
den Cablecom-Anschluss aus dem Nachbar-Keller in seinen Keller
hätte
verlängern wollen, sei er auf Unverständnis gestossen - was
"völlig
sinnlose" aufwendige Grabarbeiten nötig gemacht habe. Für
Wyss, einen
engagierten ehemaligen Stadtrat der Grünen Freien Liste, ist es
aber
"vor allem auch ein Politikum, wenn solche Liegenschaften jahrelang
unbewohnt sind".
"Immer wieder werden wir von Passanten behelligt", sagt er, "die sich
nach dem leer stehenden Haus erkundigen." Deshalb haben sie in ihrem
Garten ein Täfelchen mit folgender Aufschrift angebracht: "Bitte
fragen
Sie nicht uns, sondern direkt unsere Nachbarn, warum das Haus seit
über
15 Jahren unbewohnt ist. Wir sind ratlos." Ebenfalls ratlos ist dann
allerdings auch, wer sich bei diesen Besitzern nach dem "Geisterhaus"
erkundigt.
Die Hausbesitzer sagen nichts
Auf Anfrage des "Bund" gab sich das in Zürich lebende
Besitzerehepaar
Rosmarie und Martin Geiger-Gerber jedenfalls zugeknöpft. Es handle
sich
um ihr Elternhaus, sagte Rosmarie Geiger, und es sei ihre private
Angelegenheit, ob und wie sie dieses Haus nutzten. "Wir sagen nichts",
ergänzte Martin Geiger - und meinte lachend: "Schreiben Sie, was
Sie
wollen - das passt uns absolut ins Konzept." Pikant ist bloss: PD Dr.
Martin Geiger, Architekt, ehemaliger Dozent an der ETH Zürich, ist
unter anderem Experte für Themen wie Mietpreisstrukturen und
Mietverhältnisse - und Verfasser eine Studie zur "Berechnung des
marktüblichen Mietzinses in Schlichtungsverhandlungen".
In seinen Unterlagen zu einem Referat vor einigen Jahren in Grenchen
schrieb er unter anderem, die praktische Anwendung seiner Theorie
erstrecke sich "von der Analyse und Optimierung räumlicher
Entwicklungen in der Raumplanung bis zur Analyse und Prognose der
Entwicklung am Bauland- und Wohnungsmietmarkt".
Nachbar Wyss schüttelt den Kopf: "Ich erinnere mich auch an einen
Vortrag von Martin Geiger: In Langenthal referierte er darüber,
wie
Boden gut zu nutzen und wie Wohnraum zu verdichten sei. Und sein Haus
ist seit 15 Jahren unbewohnt - das darf doch nicht sein."
"Ein absoluter Hohn"
Dass dies "nicht sein sollte" ist auch die Meinung von
Stadtbauinspektor Charles Roggo. Die Stadt habe in derartigen
Fällen
allerdings keine Möglichkeit, einzugreifen, sagt er: "Es gibt
keine
Rechtsgrundlage, um von den Besitzern eine Nutzung des Hauses zu
verlangen. Dies wäre nur bei Objekten möglich, die entweder
denkmalpflegerisch geschützt sind oder eine Gefahr für die
Öffentlichkeit darstellen könnten." Das Bauinspektorat sei
zwar auch
Baupolizeibehörde, sagt Roggo, doch im Falle der Liegenschaft am
Kistlerweg 38 sei von der Gesetzgebung her keine baupolizeiliche
Intervention möglich.
Angesichts der Wohnungsnot in der Stadt Bern sei es aber "ein absoluter
Hohn", sagt er, wenn eine derartige Liegenschaft jahrelang nicht
genutzt wird. Das Haus am Kistlerweg 38 befinde sich in bester Lage,
hier würden "viele Familien liebend gerne wohnen". Deshalb
empfehle er
Hausbesitzern stets, eine Zwischennutzung anzustreben.
Walter DÄPP