MEDIENSPIEGEL 8.10.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Drogenszene: IG Aarbergergasse will 2. Drogenanlaufstelle
- Mumi Abu-Jamal: Korrektur von Meldungen

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REITSCHULE
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Okt 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Mi 08.10.08    
19.00 Uhr - SousLePont - Mexico spezialitäten
20.00 Uhr - Infoladen - Zaunkämpfe; Medienwerkstatt Franken, D 1986: anti-atom.ch
20.30 Uhr - Tojo - Die Lüge oder es wird wärmer von eng/müll

Do 09.10.08    
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter - elektronische Klänge und Beats zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ FRATZ, Janine, Sharone & DJ ELfERich
19-23 Uhr - Kinodurchgang - Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.00 Uhr - Infoladen - Spaltprozesse; Claus Strigel, D 1986: Anti-atom.ch
20.30 Uhr - Kino - RAF-Filme: Die Stille nach dem Schuss; Volker Schlöndorff, D 2000

Fr 10.10.08    
19-23 Uhr - Kinodurchgang - Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.15 Uhr - Kino - Buchpräsentation "Das Projektil sind wir" von Karl-Heinz Dellwo + Diskussion
22.30 Uhr - Kino - RAF-Filme: Die bleierne Zeit; M. von Trotta, D 1981
20.30 Uhr - Tojo - Die Lüge oder es wird wärmer von eng/müll
23.00 Uhr - Dachstock - Revolt Throw Down: Gambit Plattentaufe "Another Planet", Feuerring (be), Dondon aka MC Alkaline (Ex Gunshot/uk), Positive Pressure DJ Crew, DJ Dusky

Sa 11.10.08    
19-23 Uhr - Kinodurchgang - Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.30 Uhr - Tojo - Die Lüge oder es wird wärmer von eng/müll
21.00 Uhr - Kino - RAF-Filme: Deutschland im Herbst; Volker Schlöndorff,Heinrich Böll, Fassbinder u.a., D 1978
22.00 Uhr - SousLePont - Punk Night mit Motus (CRO, Punk/HC) und Local Support
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: Commix (uk/Metalheadz), André & Olive (loccomotion.ch),TS Zodiac (tszodiac.ch), MC Matt (vocalbreath.ch)

So 12.10.08    
19.00 Uhr - Tojo - Die Lüge oder es wird wärmer von eng/müll

Infos: www.reitschule.ch - www.anti-atom.ch

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DROGENSZENE
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BZ 8.10.08

Aarbergergasse

Stadt soll Protectas engagieren

Gewerbler und Anwohner der Aarbergergasse haben zur Selbsthilfe gegriffen und die Protectas für Patrouillen in der Gasse engagiert. Nun soll die Stadt dafür bezahlen - und das zweite Fixerstübli sofort eröffnen.

Vor einem Jahr schlossen sich Gewerbler und Anwohner zur Interessengemeinschaft Aarbergergasse (IGA) zusammen. Die Aarbergergässler bemängelten die Laisser-faire-Mentalität in der städtischen Drogenpolitik. Tatsächlich sind in der Aarbergergasse wegen der Nähe zur Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse Szenebildungen an der Tagesordnung.

Unterstützung von Polizei

Geändert habe sich seither nichts, wie IGA-Präsident und "Moléson"-Wirt Bernhard Hüsser erklärt. Die IGA hat darum für einen Monat die Protectas in der Gasse patrouillieren lassen. Das habe viel gebracht: "Es gab deutlicher weniger Szenebildungen, weniger Sachbeschädigungen und weniger Dreck." Unterstützt wurde die Protectas von der Sondereinheit "Krokus" der Kantonspolizei, welche im letzten Monat ebenfalls einen Schwerpunkt in der Gasse gesetzt hat.

Die Protectas patrouillierte wochentags von 9 bis 18.30 Uhr, am Donnerstag bis 21 Uhr und am Wochenende bis 23 Uhr. Dies kostete 6000 Franken. Die Stadt solle diesen Betrag künftig übernehmen, verlangt die IGA - falls ihre eigentliche Hauptforderung nicht umgesetzt wird: "Patrouillen verdrängen das Problem bloss", sagt Hüsser. "Wir verlangen deshalb die sofortige Eröffnung der zweiten Anlaufstelle an der Murtenstrasse und die gleichzeitige Ausdehnung der Öffnungszeiten in den Morgen." Gerade der Morgen, wenn die Anlaufstelle geschlossen sei, sei ein gravierendes Problem für die Gasse geworden: "Dann findet hier der ganze Kleindeal statt", sagt Hüsser.

Kaum Musikgehör bei Stadt

Die IGA hat klare Vorstellungen, wie die Anlaufstellen geöffnet sein sollen: "Die Hodlerstrasse von 9 bis 15 Uhr, die Murtenstrasse danach bis 23 Uhr." Stadtpräsident Alexander Tschäppät versprach vor drei Wochen in dieser Zeitung die Eröffnung der zweiten Anlaufstelle bis Ende Jahr. Doch die Öffnungszeiten würden nicht dermassen weit ausgedehnt werden, erklärt Sven Baumann, Generalsekretär der Sozialdirektion: "Das wäre drogenpolitisch nicht sinnvoll." Am Morgen sollen die Anlaufstellen weiterhin zubleiben.

Auch für die Forderung, die Stadt solle die Protectas-Patrouillen übernehmen, hat Baumann kein Gehör: "Durch die vermehrte Präsenz von Polizei und Pinto hat sich die Situation in der Aarbergergasse merklich verbessert."

Adrian Zurbriggen

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aarbergergasse.ch/iga 1.9.08

Test-Monat City-Patrol

Nachdem die Polizei die erhöhte Präsenz des letzten Winters wieder zurückgefahren hat, hat sich die Situation mit der Drogenszene in der Gasse unter dem Jahr deutlich verschärft, mit offenem Deal, mit offenen Konsum, mit Schlägereien innerhalb der Szene,  teils sogar mit Anpöbelungen von Unbeteiligten.
Auf Initiative der IGA haben nun mehrere Betriebe der Gasse beschlossen, den Weg über die private Security zu versuchen: Während dem Monat September wird die Protectas mit ihrem Angebot City-Patrol in der Gasse präsent sein. Wir gehen nicht davon aus, dass dies eine längerfristige Lösung ist, in unseren Augen ist die Aufrechterhaltung der Sicherheit auch in der Aarbergergasse Aufgabe der Stadt und sollte nicht durch die Geschäfte finanziert werden müssen. Aber so sehen wir zumindest einmal, was mit einer intensiven Präsenz überhaupt möglich wäre.
Am Dienstag, 7. Oktober treffen wir uns mit allen Interessierten ab 19:30 im Restaurant Moléson, um über diesen Probemonat Rückschau zu halten und das weitere Vorgehen zu diskutieren.

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MUMIA ABU-JAMAL
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Fauchthunrundmail: 7.10.08  Aktuelles zu Mumia !!
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1. Falschinfos in den Medien betr. Mumia
2. Demo in Bern und Berlin am 13.12.08

Seit Montag dem 6.10.08 gibt es verstärkt Meldungen und Artikel über  Mumia Abu-Jamal und Troy Davis. (Welt,  NTV,Blick-Online,Bund,Tagesschau.de etc.)
Angeblich sei bei beiden ein neues Verfahren abgelehnt worden.
Dies beruht auf einer teilweisen Falschmeldung der Nachrichtenagentur AFP.
Allen gemein ist eine Meldung der Nachrichtenagentur AFP. Vermutlich  liegt dort ein Fehler vor. Nachdem, was wir in den letzten Stunden  rekonstruieren konnten, verhält es sich folgendermassen:

Mumias heutige Ablehnung beruht in diesem Fall auf dem Versuch seit  den PCRA Anträgen in den 90iger Jahren, Zeugenaussagen über die  Unglaubwürdigkeit von Cynthia White (Hauptbelastungszeugin 1982) und  Priscilla Durham (Krankenhauswache, die angeblich am 9.12.1981 ein  Geständnis von Mumia im Krankenhaus gehört haben wollte) einzuführen.  Der Pennsylvenia Supreme Court hatte diese bereits im Februar 2008  abgewiesen. Fristversäumnisse waren hier als Vorwand angegeben worden.  Zur Stunde ist noch überhaupt nicht bekannt, auf welcher Grundlage die  Ablehnung heute vor dem US Supreme Court beruht.
Eine Tatsache ist davon jedoch unbeeinträchtigt: Es ist und bleibt ein  juristischer Skandal, wie offensichtlich alle Gerichte der USA  versuchen, das abgekartete politische Verfahren von 1982 gegen Mumia  Abu-Jamal unangetastet zu lassen. Es wird mit aller Macht gedeckelt,  obwohl so viele Details in der Öffentlichkeit bekannt sind. Mumia  Abu-Jamal ist ein politischer Gefangener und scheinbar auch nach  beinahe 27 Jahren Todeszelle noch immer so bekannt, dass sie es nicht  leisten können, die eigenen gesetzlichen Vorgaben zu befolgen. Die  Angst vor einem neuen Verfahren, in dem Mumia eine Schuld bewiesen  werden müsste, scheint sehr gross zu sein. In Pennsylvenia wurde  bereits vor Jahren ein Ausdruck geprägt, der diese juristische Haltung  beschreibt: "die Mumia-Ausnahme" (the Mumia-exception)

Es ist jedoch wichtig, festzuhalten, dass der Antrag auf ein neues  Verfahren (wg. des Rassismus in der Juryauswahl) vor dem US-Supreme  Court noch gar nicht gestellt ist. Der Antrag soll bis zum 20. Oktober  eingereicht werden. Mumias Verteidigung hat bereits eine  Fristverlängerung um 60 Tage gefordert. Es könnte also sein, dass der  Antrag erst gegen Jahresende gestellt wird.

Der zweite Teil der AFP Meldung, gegen den im US-Bundesstaat Georgia  in der Todeszelle sitzenden Afroamerikaner Troy Davis sei ebenfalls  abgelehnt worden, ist überhaupt nicht belegt. Vielmehr steht im  SCOTUS-Blog, der Entscheidungen des Supreme Court veröffentlicht und  Kommentiert, dass es überhaupt keine Aussage vom Gericht über Troy  Davis heute gab und das vermutlich Ende der Woche damit zu rechnen  sei.  http://www.scotusblog.com/wp/no-action-on-georgia-capital-case/

Warum die Nachrichtenagentur so eine ungesicherte Meldung verbreitet  und auch etliche bundesdeutsche Medien dies unhinterfragt übernehmen,  ist zur Stunde nicht klar.

Klar ist jedoch die negative Wirkung, die solche  Medienberichterstattung für beide Gefangenen im Kampf gegen die  Todesstrafe haben kann. So wird im Vorfeld möglicher  Gerichtsentscheidungen in der Öffentlichkeit bereits der Eindruck  erweckt, alles sei gelaufen und der Fall abgeschlossen.
Diese Beobachtungen hatten Unterstützer_innen von Mumia Abu-Jamal  bereits im März 2008 gemacht, als das allgemeine Pressecredo war,  "Mumia sei gerettet".

Mumias entscheidender Gerichtsantrag wird am 20. Oktober 2008 oder  vielleicht sogar erst einige Wochen später gestellt. Troy Davis Fall  ist noch nicht entschieden.

Wichtig für beide ist es, dass die öffentliche Unterstützung jetzt  nicht ausbleibt. Für Mumia Abu-Jamal wird es zwischen im Dezember 2008  eine weltweite Aktionswoche geben. Sein Hauptanwalt Robert R. Bryan  ist zur Zeit in Frankreich, um dort an einigen  Solidaritätsveranstaltungen teilzunehmen und wird auch versuchen,  Anfang November in Deutschland noch einmal die juristischen  Hintergründe zu erläutern. Ein Aktuelles Rundschreiben von ihm  persönlich von heute abend befindet sich im Original als PDF ERgänzung  oben.

Für Troy Davis wurden und werden Online-Proteste organisiert. Infos  gibt es auf der Webseite von Amnesty International USA (   http://www.amnestyusa.org/ ) , der Seite der Kampgane zur Beendigung  der Todesstrafe (  http://nodeathpenalty.org/content/index.php ) ,  oder in deutsch regelmässige Rundbriefe vom Heidelberger Netzwerk  gegen die Todesstrafe (  mikschiff@t-online.de , Betreff: TROY DAVIS)

Die letzte rechtliche Chance: Die US-SupremeCourt-Anträge von Troy  Davis und Mumia Abu-Jamal

Beide Agenturmeldungen vom Montag, den 6.10., falsch!

Eine Verwechslung hat an diesem Montag, den 6. Oktober, für eine  Agenturmeldung gesorgt, die weltweit Verwirrung gestiftet hat. AFP  meldete um 17.11 h MEZ, der US Supreme Court (USSC) habe den Antrag  auf Neuaufnahme seines Verfahrens für Mumia Abu-Jamal abgewiesen. Mit  Nachrichtenticker von 17.18 h MEZ kam die Meldung hinterher, der  Antrag von Troy Davis auf ein neues Verfahren sei abgelehnt worden.
Während die Telefone bei der Solidaritätsbewegung heiß liefen und  diesseits und jenseits des Atlantiks alle, die beide Fälle seit langem  begleiten, fieberhaft Recherchen anstellten, um den Wahrheitsgehalt  der Meldungen zu überprüfen, berichtete Welt-online bereits darüber  und hinterlegte die Meldung in ungewöhnlicher Ausführlichkeit mit  sorgfältig recherchierten Fakten über die Zweifelhaftigkeit beider  Verfahren und den breiten weltweiten Aufschrei für beide  Todeskandidaten.
Auch ZEIT-online kommentierte die Meldung ausführlich mit  Hintergrundwissen. Das Schweizer Online-Magazin Blick stellte den Fall  breit und inhaltlich korrekt dar, betitelte seinen Artikel aber  reißerisch mit"Giftspritze wartet auf Abu-Jamal" und hob wie viele  andere darauf ab, dass auf Troy Davis nun ebenfalls die Hinrichtung  warte.
Beides ist falsch.
Der Blog des Supreme Courts, der täglich alle Entscheidungen  kommentiert, fasst die 82 Seiten umfassende Liste der Urteile des  Tages kurz und bündig zusammen: "Keine Meldung zu Troy Anthony Davis  Berufungsantrag." Eine Entscheidung in seinem Fall wird nunmehr nicht  vor Freitag erwartet.
Die peinliche Agentur-Verwechslung ist ganz offensichtlich deshalb  zustande gekommen, weil Montag der Tag war, an dem alle die  angekündigte Entscheidung des Supreme Court in Troy Davis Fall  erwartet hatten. Die für den 23. September angesetzte Hinrichtung des  Afro-Amerikaners hatte weltweite Proteste ausgelöst und war zwei  Stunden vor der Vollstreckung vom Supreme Court ausgesetzt worden.
Troy Davis sitzt seit nunmehr 17 Jahren im Todestrakt von Georgia,  nachdem er ohne Indizienbeweise und ausschließlich aufgrund von  Zeugenaussagen für einen Polizistenmord in Savannah verurteilt worden  war. Sieben der neun Zeugen haben mittlerweile ihre Aussagen  widerrufen und angegeben, von der Polizei unter Druck gesetzt worden  zu sein. Einer der beiden übrigen wird von Davis Verteidigung für den  tatsächlichen Mörder gehalten.
Die Verfahrens-Ablehnung des Supreme Court bezog sich nicht auf ihn,  sondern auf Mumia Abu-Jamal. Auch das kam überraschend, denn außer dem  engsten Kreis seines Verteidigungsteams hatte niemand zu diesem  Zeitpunkt damit gerechnet.
Aber dieses Urteil bezieht sich nicht auf den großen Antrag der  Verteidigung, der Berufung einlegt gegen die rassistische  Geschworenenauswahl im ursprünglichen Verfahren und die Irreführung  der Jury durch den Staatsanwalt bei der Urteilsfindung. Vielmehr  bedeutet es die Ablehnung eines Antrags vom Juni, in dem es um die  Zulässigkeit von Detailbeweisen vor Gericht ging und um die Fragen  nach dem Wahrheitsgehalt verschiedener Zeugenaussagen.
Der eigentlich wichtige Antrag Abu-Jamals auf US-Bundesebene steht  noch aus und wird von der Verteidigung erst am 20, Oktober, bei einer  Verlängerung der Frist sogar erst am 20. Dezember gestellt werden.  Abu-Jamals Hauptanwalt Robert R. Bryan war gestern auf seiner Reise  zur fanzösischen Filmfestival-Premiere von "In Prison My Whole Life"  nur kurz zu erreichen. "Bitte verstehen Sie diese Entscheidung nicht  falsch " sie hat mit dem Antrag, der sich auf den Rassismus bei der  Jury-Auswahl und die Urteilsfindung der Geschworenen bezieht, nichts  zu tun! Wir sind noch nicht am Ende."
Die Verurteilung Mumia Abu-Jamals wegen Mordes an einem Polizeibeamten  ist noch immer nicht endgültig. Sowohl Mumia Abu-Jamal als auch Troy  Davis haben, entgegen der irreführenden Presse- und  Medienmitteilungen, immer noch die Chance auf Gewährung eines neuen  und fairen Gerichtserfahrens, das erneut darüber befindet, ob sie das  ihnen zur Last gelegte Verbrechen tatsächlich begangen haben.
Alles spricht dafür, dass sie genau das nicht getan haben. Wegen  dieser offensichtlichen Monstrosität ist der Kampf gegen die  Hinrichtung von Troy Davis und Mumia Abu-Jamal derzeit einer der  wichtigsten Aspekte des Kampfs gegen die Todesstrafe überhaupt.

Wichtig für beide ist es, dass die öffentliche Unterstützung jetzt  nicht ausbleibt. Für Mumia Abu-Jamal wird es zwischen im Dezember 2008  eine weltweite Aktionswoche geben, die Vorbereitungen in Berlin laufen  auf Hochtouren.

Für Troy Davis wurden und werden Online-Proteste organisiert. Infos  gibt es auf der Webseite von Amnesty International USA:   http://www.amnestyusa.org/ und der Seite der Kampgane zur Beendigung  der Todesstrafe:  http://nodeathpenalty.org/content/index.php
Annette Schiffmann und Michael Schiffmann


2. Demo in Bern und Berlin am 13.12.08
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Was geht uns Mumia an?

Das Urteil und der Schrecken...

"Damit werdet ihr nicht durchkommen!" rief er, als er im August 1982  aus dem Gerichtssaal in Philadelphia geführt wurde. Der  afroamerikanische Journalist und ehemalige Pressesprecher der Black  Panther Party, Mumia Abu-Jamal, war eben nach einem zweiwöchigen  Schnellprozess zum Tod verurteilt worden - von einem Richter, der den  US-amerikanischen Rekord an Todesurteilen hielt sowie als offener  Rassist bekannt war.
Seitdem hat weltweiter Protest zweimal die Hinrichtung Mumias  verhindern können - 1995 und 1999.
Seit 2001 durchlief Mumias Verfahren eine lange Widerspruchs-phase auf  föderaler Gerichtsebene. Zwar kamen seit Mitte der 90iger Jahre immer  weitere Details aus Mumias ursprünglichem Verfahren ans Licht:  Beweisfälschungen, manipulierte Belastungs-zeugen, unterdrückte  Entlastungsaussagen, Rassismus bei der Juryauswahl, Rechtsbrüche in  der Urteilsphase, unerlaubte politische Stimmungsmache vor der Jury  gegen den Angeklagten, das Zitat seines Richters Sabo "ich werde ihnen  helfen, den Nigger zu grillen".

... ohne Ende.

Aber bis heute hat kein Gericht in den USA gewagt, den Konsens derer  zu durchbrechen, die radikale Kritik an den bestehenden Verhältnissen  mit Gefängnis und Todesstrafe beantworten. Unabhängig von der  juristischen Lage haben Mumias Verteidigung ebenso wie die weltweiten  Unterstützer_innen immer wieder klar gesagt, dass politische Verfahren  eben nicht allein im Gerichts-saal zu gewinnen sind - sondern auch auf  der Strasse.

Und dennoch...

Trotz seiner scheinbar ausweglosen Lage nutzt Mumia das letzte Mittel,  das ihm im Todestrakt als politisch handelndes Individuum geblieben  ist: er denkt und schreibt.
Das was er schreibt und was etliche unabhängige Medien innerhalb und  außerhalb der USA gerne veröffentlichen, stellt derzeit eine der  direktesten Anklagen gegen die bestehenden Verhältnisse in seinem Land  dar.

... die Verhältnisse anprangern.

Was das angeht, waren wir gerade Zeug_innen der Dreistigkeit, wie die  scheidende Regierung die jahrelang vorhergesehene Finanzkrise dazu  benützt hat, zur schnellsten Besitzumverteilung von unten nach oben  aller Zeiten überzugehen, indem sie die Verluste der Bankenspekulation  den steuerzahlenden Klein- und Mittelverdiener_innen aufgebürdet hat.
Das ist wahrlich große Raubkunst. Und nachdem die Weichen für Jahre im  Voraus global auf Kriege um Ressourcen gestellt sind, wird auch die  nächste US-Regierung diesen Kurs fortführen.
Eine der Seiten im gegenwärtigen Kampf um die Macht sagt das ja auch  ganz offen. Und während die andere Seite derselben Medaille Illusionen  von einem "Change", also Wechsel erweckt, wird sich für die  allermeisten US-Amerikaner_innen wohl nur die umgangssprachliche  Wortbedeutung von "Change" erfüllen: ein wenig Wechselgeld.
"Das Zwei-Parteiensystem der USA ist eigentlich eine Partei, mit zwei  rechten Flügeln."(Gore Vidal 1970 in Matters of Fact and of Fiction)

Mumia Abu-Jamal...

Mumia Abu-Jamal, inhaftierter politischer Journalist, berichtet trotz  diverser Kontaktsperren seit fast 27 Jahren aus dem Todestrakt heraus  genau über diese Verhältnisse - meist Monate, bevor sich entsprechende  Sachberichte in die Randspalten der Konzernmedien verirren. Und immer  aus der Sicht der Betroffenen.
Daher wird Mumia in den USA seit Jahren immer wieder " Voice of the  Voiceless" ("Stimme der Unterdrückten") genannt.

... und die Gerechtigkeit.

Und genau das ist der Grund, warum sich bisher jedes Gericht, vor das  sein Fall gerät, weigert, die einfachsten bestehenden Gesetze auf ihn  anzuwenden.
Nach geltender Rechtslage steht Mumia schon seit 1989, spätestens aber  Mitte der 90er Jahre ein neues Verfahren zu. Aber jemand, der  regelmäßig und selbst unter Lebensbedrohung den Finger in die Wunde  legt und alle Widersprüche der "offiziellen Version" sofort erkennt,  kann nur als "Mörder = Verbrecher" diffamiert werden, um ihn mundtot  machen zu können.
Das scheitert jedoch immer wieder aufs Neue. Nicht einmal die harsche  Realität der Isolationshaft des Todestraktes hält ihn davon ab, "immer  laut das zu sagen, was ist."

Politische Gefangene...

Natürlich ist Mumia nicht der einzige politische Gefangene in den USA.  Es gibt sogar einige, die bereits viel länger einsitzen, so der  schwarze Revolutionär Ruchell Cinque Magee (seit 1962 - seit 42 Jahren  also!) oder der Native American Indian Leonard Peltier (seit Februar  1976).
Ihnen gemeinsam ist., dass sie viele Menschen dazu gebracht haben,  direkt für ihre eigenen Belange einzutreten. Ebenso ist allen  gemeinsam, dass sie des Mordes an Polizeibeamten angeklagt und dafür  mit gefälschten Beweisen verurteilt worden sind.
... im Widerstand.
Auf radikale politische Opposition wird seit dem COINTELPRO-Programm  der 60er und 70er bis heute von Staatsseite mit äußerster Brutalität  reagiert. Zwar werden missliebige Radikale nicht mehr durch die  geschlossene Tür und im Schlaf erschossen wie der Black-Panther-Führer  Fred Hampton 1969.
Staatlich gedeckte Ermordung politischer Aktivisten durch FBI und  Polizei ist seit Aufdeckung der COINTELPRO-Aktionen durch einen  parlamentarischen Untersuchungsausschuss 1975 nicht mehr offen  gesellschaftsfähig.
Als Ersatz dient dafür seit 1976 die Todesstrafe.

27 Jahre in der Todeszelle: Lasst uns Mumia Abu-Jamal jetzt befreien!

Gemeinsam...

Mumias Worte vereinen sich mit denen vieler anderer in den USA. Sei es  im Kampf gegen Angriffskriege und die Ausplünderung anderer Staaten  durch seine Regierung oder im Kampf gegen das größte "Sozialprogramm"  des Neo-Liberalismus, den industriellen Gefängniskomplex.
In den USA sitzen derzeit 2,5 Millionen Menschen in einem der über  1500 Gefängnisse des Landes, überwiegend für Bagatelldelikte ("Three  Strikes.." Regel) oder solche ohne Gewalt und dafür oft für 15 - 25  Jahre. Sie sind die Sklaven der modernen Wirtschaft, die für wenige  Cents in der privatisierten Gefängnisindustrie arbeiten müssen - für  die Profite von IBM, Motorola, Compaq-Computertechnik, Texas  Instruments, Boeing, Honeywell, Microsoft, Nordstrom-Jeans, Revlon,  Pierre Cardin oder Nike.
Mumias Worte mobilisieren gegen dieses System der Ausbeutung und gegen  die Todesstrafe, die in den USA seit Staatsgründung ein Garant der  Absicherung weißer Vorherrschaft ist, weil sie für alle sichtbar die  Drohung bereit hält: seht her, das ist es, was denen passieren kann,  die arm sind, wenn sie mit der "falschen Hautfarbe" und ohne  finanzielle Mittel zur eigenen Verteidigung einer schweren Anklage  gegenüberstehen.

... sind wir stärker.

Wir setzen uns für Mumia ein in dem Wissen, dass wir den Kampf führen  gegen repressive Hetze der Regierenden und ihre begleitende  Überwachung all unserer Lebensregungen, gegen die Militarisierung der  Gesellschaft nach innen und außen, gegen die Ausplünderung unserer  Lebensgrundlagen, für eine Welt ohne Rassismus.

Wir solidarisieren uns mit denen, die in diesem Kampf kriminalisiert  und weggesperrt werden, oft für lange Zeit ihres Lebens.
Wir sagen es laut und deutlich: Kein Staat hat das Recht, Gefangene zu  ermorden!
Wir unterstützen die Gefangenen und Aktivist_innen in den USA während  der weltweiten Aktionswoche vom 6. bis 13. Dezember und rufen euch  auf, gemeinsam mit uns zu demonstrieren.


DEMONSTRATION am 13. Dezember 2008
START:13.30 Uhr Oranienplatz Berlin-Kreuzberg
ZIEL: Neue US-Botschaft Pariser Platz

DEMONSTRATION am 13.Dezember 2008
START: 14.00 Uhr Neuengasse Bern
Ziel:Neue US-Botschaft

FREIHEIT für MUMIA ABU-JAMAL!
ABSCHAFFUNG der TODESSTRAFE weltweit!

welteite Aktionswoche im Dezember 2008: Freiheit für Mumia Abu-Jamal!