MEDIENSPIEGEL 16.10.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Jazzwerkstatt)
- Das Wahlbistro und die Reitschule
- Big Brother Award
- Schnüffelstaat: Fichen werden aufbewahrt
- Paradisli: Fragen an Gemeinderat
- Widerstand gegen Homophobie
- Aktion gegen Soleil Noir
- Allerseelen-Konzert abgesagt
- PNOS: Ärger wegen Missen-Hetze
- SP gegen Polizeikosten
- Securitas in Neuenegg
- Sicherheitsfirmen breiten sich aus
- Neu Platzverweise in Basel

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REITSCHULE
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Okt 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Do 16.10.08     
10.15 Uhr - Grosse Halle - Anti.Gone HipHop Theater. Theaterclub Bern West
19-23 Uhr - Kinodurchgang - Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.00 Uhr - Infoladen - Buchvorstellung Dagongmei; Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarktfabriken erzählen
20.00 Uhr - Holzwerkstatt -  Das achte Gebot; Bertram Verhaag, Claus Strigel, D 1991: anti-atom.ch
20.30 Uhr - Kino -  UNCUT - JULIE JOHNSON - Bob Gosse; Lilly Taylor und Courtney Love, USA 2000

Fr 17.10.08
10.15 Uhr - Grosse Halle -  Anti.Gone HipHop Theater. Theaterclub Bern West
19-23 Uhr - Kinodurchgang -  Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.00 Uhr - Grosse Halle -  Anti.Gone HipHop Theater. Theaterclub Bern West
21.00 Uhr - Kino -  RAF-Filme: Black Box BRD; Andreas Veiel, D 2001

Sa 18.10.08
19-23 Uhr - Kinodurchgang -  Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.00 Uhr - Grosse Halle -  Anti.Gone HipHop Theater. Theaterclub Bern West
20.30 Uhr - Tojo -  Big Brother Award 2008; Preisverleihung mit Laudatio und TAP
21.00 Uhr - Kino -  RAF-Filme: Die innere Sicherheit; Christian Petzold, D 2000
22.00 Uhr - Dachstock -  jazzwerkstatt von 14 Uhr - 18 Uhr öffentliche Proben. Mit: Jazzwerkstatt Ballbreaker Ensemble, KwatzEstJarz, Cowboys from Hell (zh)

Infos: www.reitschule.ch - www.anti-atom.ch

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Bund 16.10.08

Neun Welturaufführungen

Sounds: Die Jazzwerkstatt

Im Februar wurde die Jazzwerkstatt bei ihrem "Going Public" in der Cinématte vom Publikum überrannt. Nun folgt eine "Jazzwerkstatt-Geisterstunde" im Dachstock der Reithalle.

Nach dem fulminanten Start der Berner Jazzwerkstatt haben deren Initiatoren nicht den Kopf verloren. Benedikt Reising, Andreas Schärer und Marc Stucki streben eine kontinuierliche Konsolidierung und Vertiefung des Erreichten an. In einer Werkstatt wird eben nicht wild gezockt und spekuliert, sondern hart gearbeitet.

Während des viertägigen Festivals, das im Februar sehr viele neugierige Ohren in die Cinématte lockte, sammelten die Werkstatt-Leiter fleissig Erfahrungen, die sie nun dank einer Carte blanche der Reithalle erstmals in die Praxis umsetzen können. Es wird wieder eine Reihe von (zuvor öffentlich geprobten) Uraufführungen geben, doch dieses Mal werden alle Werke von ein und derselben Formation gespielt, nämlich dem 14-köpfigen Ballbreaker Ensemble, das auch in Zukunft als eine Art festes Jazzwerkstatt-Orchester funktionieren soll. Marc Stucki, der die Gruppe als "Traumauswahl" bezeichnet, erklärt: "Dieses Ensemble vereint viele Stimmen, die kompositorisch ganz unterschiedlich genutzt werden können. Gleichzeitig ist es auch eine Ansammlung spannender Solisten."

Kreatives Epizentrum

Zu den Ballbreakern gehören u.a. der Tastenmagier Colin Vallon, der Power-Posaunist Andreas Tschopp, der Tuba-Virtuose Marc Unternährer sowie der Stimmband-Akrobat Andreas Schärer. Nach und nach wird die Band, die von zwei Schlagzeugern angetrieben wird, ein Repertoire erarbeiten, das garantiert abseits ausgetrampelter Bigband-Pfade angesiedelt sein wird. Beim Mitternachtsauftritt im Dachstock der Reithalle werden neue Werke von Vallon, Stucki, Schärer, Patrick Schnyder, David Grottschreiber, Matthias Wenger und Araxi Karnusian zu hören sein: Man darf sich also auf ein veritables Fest der schrägen Sounds, schönen Melodien, melancholischen Harmonien und vertrackten Grooves freuen.

Die Berner Jazzwerkstatt scheint sich immer stärker zu einem kreativen Epizentrum der europäischen Szene zu entwickeln. Gemäss Marc Stucki wird die Zusammenarbeit mit den Jazzwerkstätten in Graz und Wien fortgesetzt, weitere nationale und internationale Joint Ventures sind geplant. Bereits fix sind die Daten für das nächste Festival. Es wird vom 19. bis 22. Februar im Progr über die Bühne gehen - dabei wird es zu einer Zusammenarbeit des Ballbreaker Ensembles mit einer Tanzkompanie kommen. Alles in allem geht von der Jazzwerkstatt eine zugleich idealistische und visionäre Aufbruchstimmung aus, die in mancherlei Hinsicht an die Glanzzeit der legendären Musikerselbsthilfeorganisation AACM erinnert, die 1965 in Chicago gegründet wurde und immer noch existiert. Der Jazz ist dort besonders lebendig und aufmüpfig, wo weder Kulturbürokraten noch am nivellierten Massengeschmack oder an Trends orientierte Produzenten den Takt vorgeben.

Päng! Päng! Päng!

Vor dem Ballbreaker Ensemble wird in der Reithalle mit den Cowboys from Hell ein Einheizer-Trio par excellence auftreten. Wer wissen möchte, wie das tönt, wenn drei kultivierte Rüpel, die nicht nur über Jazz-Chuzpe verfügen, sondern auch Frank Zappa und Rage Against the Machine lieben, ohne Hemmungen loslegen, ist bei dieser Zürcher Gruppe an der richtigen Adresse. Christoph Irniger, von dem mit "Chat Noir" auch eine hörenswerte Modern-Jazz-CD vorliegt, jagt seinen Sax-Sound durch allerlei Effektgeräte und verfremdet ihn nicht selten bis zur Unkenntlichkeit (das Sax klingt plötzlich wie eine Hendrix-Gitarre), der Bassist Richard Pechota und der Schlagzeuger Chrigel Bosshard laden die mal geraden, mal kurvenreichen Knüppel-aus-dem-Sack-Grooves mit viel aggressiver Energie auf. Der erste Tonträger der drei Scharfschützen trägt den passenden Titel "Monster Rodeo".

Recycling-Disco

Ihren Abschluss findet die Jazzwerkstatt-Nacht im Dachstock mit einer Late-Night-Disco der besonderen Art. Kwatz Est Jarzt ist ein experimentierfreudiges DJ-Kollektiv, das den Dancefloor nicht mit Hits aus der Konserve beschallt, sondern mit einmaligen Eigenkreationen aufwartet. Kwatz Est Jarzt wird die Auftritte der Cowboys und der Ballbreakers aufzeichnen und daraus tanzbare Tracks remixen. Obwohl in der Musik die Ressourcen wahrlich nicht knapper werden, hat die Recycling-Idee auch in diesem Bereich begeisterte Anhänger.

Reithalle Dachstock Samstag, 18. Oktober. Öffentliche Probe von 14 bis 18 Uhr, Konzerte ab 22 Uhr.

Tom Gsteiger

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DAS WAHLBISTRO UND DIE REITSCHULE
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http://www.wahlbistro.ch/?p=46 12.9.08

Reitschule Bern: Ein Ort für Kultur oder primär ein rechtsfreier Raum mit vielen Problemen?

Die Reitschule in Bern kommt seit Monaten nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Im Mai wurde Stadtrat Erik Mozsa (GFL), damals noch Mitglied des Fördervereins der Reitschule, mit Gewalt aus eben dieser geworfen. Er hatte zusammen mit seiner Partei für eine Verschärfung des Demonstrationsreglement gestimmt. Zwei Wochen später reichte er eine Motion ein, die die Reitschule in die Pflicht nehmen will, sollte diese sich nicht an die Vereinbarungen mit der Stadt halten.

Immer wieder wurde die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule vertragsbrüchig: Polizisten wird der Eintritt verwehrt, das rote Telefon zur Polizeizentrale nicht bedient und Gewalttäter können dort untertauchen. Die Geschehnisse rund um die Reitschule erreichten ihren Höhepunkt, als Ende August auf dem Vorplatz ein 36-jähriger Mann so schwer verprügelt wurde, dass er im Spital schliesslich seinen Verletzungen erlag.

Gestern lancierte ein bürgerliches Komitee eine Volksinitiative, die die Schliessung der Reithalle bis Ende 2011 verlangt. Die Berner Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben sich in den letzten Jahren viermal zum Kulturzentrum Reitschule bekannt.

Ob dies in einer weiteren Abstimmung wieder der Fall sein wird, darf zumindest in der jetzigen Phase bezweifelt werden.

Es stellt sich die Frage, wie die Probleme rund um die Reitschule angepackt werden. Ist die Privatisierung der richtige Weg? Oder lässt sich das Problem nur mit der Beteiligung der Stadt in den Griff bekommen? Was meinen Sie?

Geschrieben von: Monika Tschumi

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Die z.T. haarsträubenden Kommentare der Wahl(bistro)-KämpferInnen
=> http://www.wahlbistro.ch/?p=46

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Andere lustige Debatten, z.B. zum 6.10.07
=> http://www.wahlbistro.ch

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BIG BROTHER AWARD
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WoZ 16.10.08

Big Brother Award - Wer gewinnt die Betonstatuen?

Die üblichen Verdächtigen

Von Etrit Hasler

Als vor neun Jahren das Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS), die Swiss Internet User Groups (SIUG) und das Konzeptbüro der Roten Fabrik in Zürich zum ersten Mal die Big Brother Awards verliehen, schien das Thema noch weit hergeholt: Die Fernsehserie "Big Brother", bei der sich Menschen freiwillig der konstanten Überwachung durch ein voyeuristisches Fernsehpublikum aussetzten, flackerte gerade zum ersten Mal über die Mattscheiben, und an bio­metrische Pässe dachte noch niemand.

Im Rahmen eines satirischen Anlasses "im Stil einer Hollywoodgala", wie die OrganisatorInnen damals schrieben, wurden die "Preise, die niemand will" an Personen, Institutionen oder Unternehmen verliehen, "welche das persönliche Grundrecht auf den Schutz der Privatsphäre missachten und/oder die Überwachung und Kontrolle von Personen oder von Personengruppen fördern".

Alltag geworden

Das Konzept der Awards hat sich seither kaum verändert, die Zeiten schon: Videoüberwachung ist in der Schweiz zum Alltag geworden, in Einkaufszentren, in Bussen und Zügen oder gar auf öffentlichen Plätzen; Grossunternehmen erstellen mithilfe von Kundenkarten Profile der KonsumentInnen und nicht zuletzt werden zur Abwehr einer vermeintlichen Bedrohung der Inneren Sicherheit zunehmend riesige Datenbanken erstellt, mit diffusen bis willkürlichen Kriterien.

Das Thema ist allgegenwärtig, auch in den Medien: Kein Wunder also, liest sich die Liste der Nominierten wie eine Best-of-Sammlung von WOZ-Artikeln der letzten zwölf Monate. So finden sich in der Kategorie "Staat" unter anderen der Kanton Zürich mit seinem neuen Polizeigesetz, der Berner Gemeinderat mit dem umstrittenen neuen Bahnhofsreglement, der Bundesrat mit seiner Operation Reisswolf in der Tinner-Affäre sowie die Fachgruppe 9 der Staatsanwaltschaft Basel, die im Dienst des Bundesamts für Polizei unter anderem Basler GrossrätInnen fichierte.

Auch in der Kategorie "Business" (in der sich zum ersten Mal mehr Nominierte befinden als in der Kategorie "Staat") finden sich alte Bekannte, der prominenteste Fall darunter die Bespitzelung von Attac-Mitgliedern durch MitarbeiterInnen der Sicherheitsfirma (und Bahnpolizeibetreiberin) Securitas AG im Auftrag des Nahrungsmittelgiganten Nestlé. Die Firmen wurden separat nominiert und befinden sich laut Aussagen der Awards-Veranstalter in "aussichtsreicher Position" für den Gewinn der unbeliebten Betonstatuen.

Dass sich besonders viele Nominationen im Bereich des Sports sammeln, überrascht angesichts der Jagd auf "gewaltsuchende" Fussballfans nur wenig. Hier reichen sich Staat und Privatwirtschaft die Hände: Von staatlichen Datenbanken (Hooldat, Stadt Zürich) bis zu privaten Schnüffelaktionen (beispielsweise im Rahmen einer Euro-08-Ticketverlosung durch den Schweizer Fussballverband) ist hier alles vorhanden, was in den letzten zwölf Monaten Schlagzeilen gemacht hat. Hie und da auch ein Kuriosum, etwa der Appenzeller Basketballclub Blesshounds, der rauchenden Junioren mit Schweisstests nachschnüffelte - notabene ohne Einwilligung der Eltern.

Am elektronischen Pranger

Ein relativ neues Phänomen kam hinzu: der elektronische Pranger. Nominiert ist etwa die Schmähplattform rottenneighbour.com, auf der alle ihre ungeliebten NachbarInnen anonym als "Nutte" oder "Betrüger" betiteln dürfen. Oder die Website okdoc.ch, auf der ÄrztInnen nach Kriterien wie "Allgemeiner Stil und Stimmung in der Praxis", "Wartezeit" oder "Parkmöglichkeiten" bewerten werden.

Die GewinnerInnen werden von einer Fachjury gekürt, der unter anderen SP-Nationalrat Paul Rechsteiner, WOZ-Redaktionsleiterin Susan Boos und "NZZ-Folio"-Redaktionsleiter Daniel Weber angehören.

Die Jury wird auch einen Lebenswerk-Award verleihen. "Nur wer sich in seinem ganzen Leben hartnäckig für besondere Schnüffeltaten verdient gemacht hat, kann ihn erhalten. Nur wer sich nicht hat beeindrucken lassen von parlamentarischen Vorstössen, von Antischnüffelstaat-Initiativen oder von Datenschutzbeamten", ist dieses Preises würdig, hiess es in einer früheren Laudatio. Die Nominierten in dieser Kategorie werden zwar erst am Abend selber bekannt gegeben, aber es wäre kaum eine Überraschung, wenn auch sie in letzter Zeit in der WOZ aufgetaucht wären.

Big Brother Awards, Samstag, 18. Oktober, 20 Uhr 30, Tojo-Reitschule Bern

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SCHNÜFFELSTAAT
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WoZ 16.10.08

Fichen: Aufbewahren

bu

Der Dienst für Analyse und Prävention (DAP), die Staatsschutzzentrale des Bundes, darf vorerst keine der über SchweizerInnen gesammelten Daten vernichten. Das hat Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf dem Präsidenten von grundrechte.ch, Rechtsanwalt Viktor Györffy, mitgeteilt. Bereits im September habe sie "den DAP angewiesen, ab sofort die Vollauszüge aller Schweizer Personen, die im Rahmen der Qualitätskontrolle im Informatisierten Staatsschutz- Informationssystem (Isis) gelöscht werden sollen, auszudrucken". Der Ausdruck soll der Geschäftsprüfungsdelegation des Parlaments für Kontrollen zur Verfügung stehen. Im Juli hatten mehrere Personen sowie die WOZ eine erste Auskunft über ihre in Isis gespeicherten Daten erhalten. In einem Brief an den Bundesrat hatte grundrechte.ch damals davor gewarnt, "dass der DAP aufgrund der publik gewordenen Fichierung Daten in eigener Regie vernichtet". Der Bundesrat solle dies verhindern und sicherstellen, "dass alle hängigen und neu eingereichten Einsichtsgesuche wahrheitsgetreu beantwortet werden können". Unverständlich bleibt, warum diese Beweissicherung erst im September angeordnet wurde und nur für SchweizerInnen gelten soll.

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PARADISLI
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Bund 16.10.08

SP-Interpellation zum "Paradisli"

stadt bern Die SP/Juso-Fraktion hat eine dringliche Interpellation zum "Paradisli" eingereicht. Ende April hätten die "Paradisli"-Leute auf Druck der Stadt und unter Androhung einer Zwangsräumung durch die Polizei das Bauernhaus im Schönbergpark verlassen, schreibt die Fraktion in einer Mitteilung. Am 1. Oktober wurde bekannt, dass der Kanton Bern das Baugesuch der Stadt für die Überbauung Schönbergpark abgelehnt hat. Die Fraktion will nun vom Gemeinderat unter anderem wissen, wie er die Zukunft der Überbauung beurteile, welches die nächsten Schritte seien, wann die Überbauung realisiert werde und wie viel die Bewachung des Geländes durch eine private Sicherheitsfirma koste. (pd)

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BZ 16.10.08

Bärenpark/Paradisli

SP setzt Hayoz unter Druck

Die SP, Partei von Stadtpräsident Alexander Tschäppät, zielt mit zwei Vorstössen auf die zwei Niederlagen, welche Tschäppäts Herausforderin Barbara Hayoz in den letzten Wochen einstecken musste. So verlangt die SP von der FDP-Gemeinderätin "umgehend vollumfängliche Transparenz" über die massive Baukostenüberschreitung beim Bärenpark. Wegen geologischer Schwierigkeiten wird dieser statt rund 10 Millionen Franken fast 15 Millionen kosten (wir berichteten). Aufklärung will die SP unter anderem in der Frage, wer über die Weiterführung des Baus entschieden hat und ob dabei "die finanzrechtlichen Kompetenzregelungen eingehalten wurden".

In einem weiteren Vorstoss verlangt die SP eine "rasche Lösung" für das leer stehende Bauernhaus im Schönbergpark. Dieses wurde vom "Paradisli" lange besetzt, dann liess es Hayoz für eine Überbauung räumen. Dieses Bauprojekt wurde aber vom Kanton gestoppt. Die SP will nun wissen, ob wieder eine Zwischennutzung zugelassen wird.
azu

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20min.ch 15.10.08

Paradisli bleibt Politikum

Nachdem der Kanton das Wohnbauprojekt Schönbergpark der Stadt ablehnte, soll der Kulturverein Paradisli wieder in das Bauernhaus an der Laubeggstrasse 36 einziehen.

Das verlangt SP-Stadträtin Corinne Mathieu mit einem Vorstoss. Zudem will sie vom Gemeinderat wissen, was die private Bewachung der Parzelle die Stadt kostet.

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HOMOPHOBIE
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20min.ch 15.10.08

Berner Schwule wollen raus aus der Opferhaltung

von Nina Jecker

Die Berner Schwulen haben genug von Mobbing und Gewalt. Jetzt machen sie mit Plakaten und Kampfkursen gegen homophobe Attacken mobil.

Schwule werden immer wieder Opfer homophober Attacken - und die Täter kennen kaum Grenzen. "Die Hemmschwelle ist gesunken und die Übergriffe werden brutaler", so Matthias Müller, Präsident der Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern (Hab).

In den Polizeistatistiken tauchen die schwulenfeindlichen Schläger kaum auf. "Die Opfer schämen sich zu sehr, eine Anzeige zu machen", so Müller. Sie müssten sich dabei nämlich vor den Polizisten outen und allenfalls pikante Details preisgeben.

Viele Attacken ereignen sich an einschlägigen Sex-Treffpunkten im Freien. "Das zu Protokoll zu geben, fällt schwer", sagt Müller. Unter dem Motto Raus aus der Opferhaltung will die Hab nun mit verschiedenen Aktionen den homophoben Attacken entgegentreten. Dabei werden neben einer Sensibilisierungskampagne mit Plakaten und Aufklärungsarbeit an den Schulen die Schwulen selbst angesprochen: In speziellen Selbstverteidigungskursen können sie sich gegen Pöbler und Schläger fit machen. Aus­serdem sollen Flyer dazu motivieren, Vorfälle zu melden. "Nur so wird das Problem der Öffentlichkeit bewusst", sagt Müller.

Link-Box
www.gay-bern.ch

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gay-bern.ch 4.9.08

Homophobie

Raus aus der Opferhaltung!

Das Partnerschaftsgesetz wurde angenommen - und doch gibt es sie immer noch: die Homophobie!

Und es gibt ebenso das fortwährend lamentierende Stimmchen der Opferhaltung, mit der Schwule und Lesben gerne mal auftreten. Dann kann man sie wieder nach mehr Gerechtigkeit und Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben rufen hören, anstatt sich mal bei der Gesellschaft zu bedanken für alles, was schon in diese Richtung geschehen ist, und zu überlegen, was Schwule und Lesben der Gesellschaft zu geben hätten.

Es scheint, dass Homophobie zwei grundmenschliche Ursachen hat: Eine ist die Angst vor dem Andersartigen, das die Ordnung stört. Diese Angst verspüren politische und religiöse Ordnungshüter - von den akademisch Gebildeten bis zu den Stammtischsitzern. Und diese Angst gibt es. Klar. Aber es gibt noch eine zweite Ursache, nämlich die Angst, seine Andersartigkeit offen und normal zu leben. Diese Angst steuert noch immer viele Schwule und Lesben, und sie ist es, über die jetzt ein paar Worte verloren werden sollen.

Egal, ob einer im Chat auf die Suche geht oder auf der ohrenbetäubenden Party herumtigert, ob man durch die heisse Sauna schlüpft, sich auf eine echte Partnerschaft einlässt oder den guten alten Zeiten einer richtigen Klappe nachtrauert: Hier mag es jeder halten, wie er will. Aber wenn es um eine politische Haltung, vielleicht sogar um eine Botschaft geht, dann leiern die Schwulen seit Jahrzehnten beharrlich die selben stereotypen Forderungen nach mehr Akzeptanz, nach Gleichstellung und Gerechtigkeit - und weil das keine Privatsache ist, soll es auch nicht jeder halten, wie er will. Das ist nämlich schade und bringt uns nicht weiter.

Denn Schwule und Lesben haben der Gesellschaft einiges zu bieten. Unsere Biografie ist mit einer tiefen Zäsur versehen, in der wir (schmerzlich oder lustvoll) gelernt haben, zu uns zu stehen und unsere Person zu leben - und wir haben mehr oder weniger Tabus durchbrechen müssen. Das allein gäbe schon einen Plot für einen amerikanische Feel-Good-Movie, aber lasst uns vielleicht noch zuerst noch einen Film drehen mit dem Titel: "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Opferhaltung, in der er lebt", um dann sozusagen als Sequel den Film "Homo Hotter und der andere Lebensstil" abzudrehen. Wir könnten dann darin sehen, wie der homosexuelle Protagonist durch magische Hand die Menschen in seinem Umfeld ansteckt, mehr auf die innere Stimme zu hören, Tabus hinter sich zu lassen, etwas Irres zu tun oder sich selbst einfach stolz und versöhnt durch die Welt zu tragen. Denn: Wir haben es wirklich getan! Wir leben in Wirklichkeit andere Lebensformen, nicht bloss im Film! Warum helfen wir nicht der Gesellschaft, verdrehte Vorstellungen von allein gültigen Beziehungsformen aufzurütteln und sich davon zu befreien?

Schwule und Lesben stellen ein Reservoir an Erfahrungen und Stärken dar, auf welche die Gesellschaft nicht verzichten sollte. Wir sind eine Ressource, nicht weil wir eine Sexualität haben (die haben nämlich alle), sondern weil wir gelernt haben (und hoffentlich immer noch lernen), anders sein zu dürfen: uns selbst zu sein. Wir sind bunt. Wir sind lebensfroh. Wir brauchen uns nicht zu schämen. Darum: Weg mit der Opferhaltung! Lasst uns der Gesellschaft "danke" sagen für die Akzeptanz, die sie uns schon heute entgegenbringt. Lasst sie uns mit unserer Lebensart, mit unseren Lebenserfahrungen bereichern und - lasst uns gemeinsam mit Hetero-?sexuellen und Bisexuellen die Befreiung der Gesellschaft von längst überholten vorgeschriebenen Lebensentwürfen fordern! Dafür stehen nicht zuletzt auch die hab.

Martin Stüdeli

Artikel aus dem habInfo 4 September 2008

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habInfo 4 September 2008
http://www.gay-bern.ch/habinfo/habinfo.html

Homophobie und Opferhaltung

Gleitwort: Wach bleiben

habIntern: Offen für Alle

Presidents Corner:
Homophobie gibt es

Homophobie: Raus aus der Opferhaltung

Homophobie in der Schule: Das Berner Schulprojekt ABQ

Geschäftsleitung und Vorstand der hab stellen sich mit Bild und Text vor

HomoPhobie im Ausland: Erfahrungen

Homophobie nicht verschweigen: Rechte und Pflichten im Park

Friede, Freude, Eierkuchen? comingInn Fokus

habEvent: Die Besichtigung des Schwulenarchivs in Zürich

Fussballeuphorie und so: Die Wankdorf Junxx an der Euro 08

Lieber Markus: Die Beratungsecke der hab

habEvent: Lifestyle - Identität - Gesundheit / Kulturausflug nach Mailand

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AKTION GEGEN SOLEIL NOIR
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20min.ch 15.10.08

"Les antifa, c'est comme la mafia: silence radio!"

par Nando Luginbuhl

Le saccage, samedi, du bar Elvis et Moi à Fribourg a été revendiqué par les "antifa". Qui sont ces extrémistes de gauche?

"Les antifa, c'est comme la mafia: quand tu en es, tu n'en parles pas. Silence radio!" explique un Neuchâtelois proche du mouvement mais non actif. "Les antifascistes se réunissent pour leurs actions mais il n'y a pas de discours, pas de statuts, rien. Et surtout, par rapport aux journalistes, c'est motus. Les rencontres n'ont lieu que pour casser du facho et c'est tout!"

Cette description est confirmée par la porte-parole de la Fedpol, Danièle Bersier: "Nous ne parlons pas ici de groupes ou d'associations, mais d'un mouvement." Dans son rapport sur la sécurité en Suisse en 2007, la Fedpol a recensé 221 cas de violence attribués à l'extrême gauche. Si le mouvement antifa est surtout alémanique, la Fedpol a noté un développement antifa romand spontané lors de la visite de Christoph Blocher au Comptoir Suisse.

L'expression "antifa" avait été adoptée il y a une vingtaine d'années par les "chasseurs de skins", des jeunes dont le seul but était d'attaquer des skinheads, notamment à Paris. Du côté germanophone, la mouvance antifasciste trouve ses racines profondes dans la Rote Armee Fraktion, un groupuscule terroriste d'extrême gauche actif dès la fin des années 1960 dénoncant une Allemagne dans laquelle d'anciens dignitaires du Parti nazi étaient encore aux commandes du pays.

Un film allemand, qui sortira prochainement en Suisse romande, La bande à Baader, retrace cet épisode de l'histoire de l'Allemagne de l'Ouest.

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ALLERSEELEN
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Indymedia 16.10.08

Allerseelen-Konzert ist ersatzlos abgesagt

AutorIn : Zeckenpower         

Allerseelen-Konzert-Organisator, nordkunst.ch-Webmaster, Szenefotograf und Yggdrasil-Kopf Mannaz hat bekanntgegeben, dass das für den 25.10.08 geplante Konzert bei Bern der rechtsextremen Band Allerseelen ersatzlos abgesagt wird. Die Yggdrasil-Startseite ist wie zuvor die Seite von Soleil Noir - abgesehen von einem ähnlich dramatischen Abschiedstext - tot. Wird Yggdrasil auch aufgelöst?


nordkunst.ch/yggdrasil 15.10.08 (14.18)

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus.
Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.

Ignazio Silone (Sozialist, 1900 - 1978)

Danke an meine Freunde, meine Familie und alle Mitwirkenden, die sich für meine Projekte und Ideen eingesetzt haben.

Ebenso danke ich meinen Arbeitskollegen und diejenigen, die mich persönlich kennen, für ihren Trost und aufbauenden Worte.

Leider hat unsere verlogene und krankhafte Gesellschaft, in der sich die Gewalt und Diffamierung Andersdenkender zur Unerträglichkeit entwickelt hat, meinem Wirken innerhalb einer geliebten Musikkultur ein trauriges Ende bereitet. Ich hoffe, dass sich andere Leute mit neuer, frischer Kraft, für eine leider so sehr missinterpretierte Musikkultur einsetzen mögen, und bin guter Hoffnung, dass die Knüppel einzelner Extremisten und die Verlogenheit der Medien unsere Instrumente und Stimmen nicht zum Schweigen bringen werden.

Das geplante Allerseelen Konzert wurde ersatzlos abgesagt. Den eigentlichen und wahren Geist von Allerseelen hier zu erklären macht keinen Sinn. Allerseelen wird weiterhin in anderen Ländern auftreten, in denen die Leute einen weniger engstirnigen und voreingenommen Geist besitzen, als es anscheinend innerhalb unserer eigenen Landesgrenze der Fall ist. Es bleibt zu hoffen, dass die Statements und Rechtfertigungen dieser Band gegenüber den Anschuldigungen linksextremer Verbrecherorganisationen doch noch Ihren Platz finden, in dieser von faulen Recherchen und Sensationslust durchtrieften Presse...

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 http://nordkunst.ch/nordkunst/portrait/person.html
Name: Stephan Edouard Ribaux
Künstlername:Mannaz
Bildung und Beruf:
-Ausbildung zum Konstrukteur
-Gestalterische Berufsmatur
-Zur Zeit in der Bahntechnologie (Tachymetrie) tätig.

Die Bedeutung von Mannaz

Mannaz ist eine Rune, mit der ich mich seit meiner Auseinandersetzung mit der Nordischen Mythologie sehr stark identifiziert habe. Sie bedeutet mir die wichtigsten Dinge im Leben, wie zum Beispiel die Selbsterkenntnis, zwischenmenschlichen Beziehungen, der vernünftige Umgang mit sich selbst und meinen Mitmenschen. Mittlerweile bin ich unter dem Namen :Mannaz: in meinem Freundeskreis und als bescheidener DJ innerhalb der Schweizer Dark Wave, bzw. Dark Folk und Industrial Musikszene bekannt geworden.
(...)

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 http://nordkunst.ch/nordkunst/projekte.html
Yggdrasil ist meine Veranstaltungsseite. Sie ist das Erzeugnis einer freundschaftlichen Zusammenarbeit mit weiteren Veranstaltern in den Musikbereichen Dark Wave, Dark Folk und Industrial. Jedoch bin ich alleine für Yggdrasil als Organisator verantwortlich, was mir natürlich erlaubt, meine Anlässe nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Mein Bestreben liegt darin, den interessierten Leuten durch Themenabende und besondere Lokalitäten mehr zu bieten als die übrigen Party-Veranstalter, die sich immer mehr darauf beschränken, ihren Gästen bloss aufgelegte Musik und Alkohol anzubieten.

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PNOS
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bernerzeitung.ch 16.10.08

Pnos-Hetze gegen Miss hat ein Nachspiel

Von fs/sda.

Die Pnos Langenthal hat ein Verfahren am Hals. Die Partei hat Miss Schweiz Whitney Toyloy als "Geschwür" bezeichnet.
Braucht ein dickes Fell: Miss Schweiz Whitney Toyloy.

Braucht ein dickes Fell: Miss Schweiz Whitney Toyloy. (Bild: Keystone)

Äusserungen aus dem Oberaargau machen Schlagzeilen über die Landesgrenzen hinaus: Dass die Langenthaler Sektion der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) Miss Schweiz Whitney Toyloy (18) und Vize-Miss Rekha Datta (20) auf ihrer Internetseite als "Geschwür" bezeichnet, war gestern in der Onlineausgabe der deutschen "Welt" Thema eines langen Artikels. "Fremdenhass-Attacke auf Miss Schweiz", titelte das Blatt.

Diese Zeitung hatte die Aussagen der Pnos gestern publik gemacht. Der Langenthaler Pnos-Vorsitzende Dominic Lüthard schrieb auf der Webseite der Partei über Toyloy und Datta: "Sie verkörpern nur das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am Auffressen ist." Mit diesem Satz verstösst die Pnos möglicherweise gegen das Antirassismusgesetz. Das Untersuchungsrichteramt Emmental-Oberaargau hat von Amtes wegen ein Verfahren eröffnet. Das aber lässt die Pnos bisher kalt. Bis zu einem allfälligen richterlichen Entscheid blieben die Äusserungen auf dem Internet, sagte Pnos-Mediensprecher Renato Bachmann gestern. Man berufe sich auf die Meinungsfreiheit.

Die verunglimpften Missen reagierten professionell auf den Pnos-Angriff. Rekha Datta sagte der Onlineausgabe des "Blicks": "Ich möchte den Vorfall nicht kommentieren. Die Partei soll durch meine Aussage nicht noch eine Plattform bekommen." Und Whitney Toyloy sagte gar nichts. Vielleicht dachte sie sich exakt das, was ein Internetuser gestern in einem Forum notierte: "Die Aussage ist völlig unbedeutend und uninteressant - wie die Pnos selber." (Berner Zeitung)

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Berner Zeitung 16.10.08

Hetze gegen Miss hat ein Nachspiel

Die Pnos Langenthal hat ein Verfahren am Hals. Die Partei hat Miss Schweiz Whitney Toyloy als "Geschwür" bezeichnet.

Die Äusserungen aus dem Oberaargau machen Schlagzeilen über die Landesgrenzen hinaus: Dass die Langenthaler Sektion der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) Miss Schweiz Whitney Toyloy (18) sowie Vizemiss Rekha Datta (20) auf ihrer Internetseite als "Geschwür" bezeichnet, war gestern in der Online-Ausgabe der deutschen "Welt" Thema eines langen Artikels. "Fremdenhass-Attacke auf Miss Schweiz", titelte das Blatt.

Diese Zeitung hatte die brisanten Aussagen der Pnos gestern publik gemacht. Der Langenthaler Pnos-Vorsitzende Dominic Lüthard schrieb auf der Webseite der Partei über Toyloy und Datta: "Sie verkörpern nur das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am Auffressen ist." Mit diesem Satz verstösst die Pnos möglicherweise gegen das Antirassismusgesetz. Das Untersuchungsrichteramt Emmental-Oberaargau hat von Amtes wegen ein Verfahren eröffnet. Das allerdings lässt die Pnos bisher kalt. Bis zu einem richterlichen Entscheid würden die Äusserungen im Internet bleiben, sagte Pnos-Mediensprecher Renato Bachmann gestern. Die Partei berufe sich auf die Meinungsfreiheit.
fs/sda

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Tagesanzeiger 16.10.08

Beleidigung der Miss wird verfolgt

Schweiz. Depeschenagentur

Burgdorf. - Ein Berner Richter hat gegen einen Vertreter der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) ein Verfahren wegen allfälliger Verletzung der Rassismus-Strafnorm eingeleitet. Grund ist ein Artikel im Internet, in dem die neue Miss Schweiz, Whitney Toyloy, verunglimpft wird. Toyloy wie auch die Zweitplatzierte der Miss-Wahl, Rekha Datta, repräsentierten wegen ihrer multikulturellen Herkunft nicht die Schweiz, heisst es auf der Internetseite der Sektion Langenthal und Umgebung der Pnos. "Nein, sie verkörpern nur das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am Auffressen ist." Whitney Toyloy sei eine Miss Multikulti, schreibt Sektionspräsident Dominic Lüthard.

Das Untersuchungsrichteramt Emmental-Oberaargau in Burgdorf hat nun auf Grund dieser Aussagen von Amtes wegen ein Verfahren eröffnet. Kenntnis davon hatte das Richteramt durch Artikel in der "Berner Zeitung" und "20 Minuten" vom Mittwoch erhalten.

Die Pnos selber ist sich freilich keiner Schuld bewusst. Man habe den Text vor der Aufschaltung im Internet von einem Juristen überprüfen lassen, sagte Mediensprecher Renato Bachmann. Bis zu einem allfälligen richterlichen Entscheid bleibe er auf dem Internet. Die Pnos beruft sich dabei auf die Meinungsfreiheit. (SDA)

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News 16.10.08

Pnos stolz auf Missen-Hetze

Toyloy als Geschwür beschimpft - Rassismus-Expertin empört über Nazivokabular
Von Simon Hofmann und Daniela Zivadinovic

zürich. Die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) hetzt gegen die neue Miss Schweiz Whitney Toyloy und die zweitplatzierte Rekha Datta. "Sie verkörpern nur das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am Auffressen ist", schreibt der Vorsitzende der Sektion Langenthal, Dominic Lüthard, auf der Website der Ortsgruppe. Die "braune Schweizerin" Toyloy sei keine Miss Schweiz, sondern eine Miss Multikulti, zitierte ihn 20min.ch.

Behörden eingeschritten

Das Untersuchungsrichteramt Emmental-Oberaargau prüft nun, ob es sich bei den Aussagen um eine Verletzung des Antirassismusgesetzes handelt. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus begrüsst das rasche Handeln der Behörden, wie Geschäftsführerin Doris Angst zu NEWS sagte. Der Fall sei schwerwiegend: "Geschwür ist eindeutig ein Begriff aus dem Nazivokabular."

Die Pnos stehe hundertprozentig hinter den Aussagen ihres Mitglieds, sagte Parteisprecher Renato Bachmann. Auch mit einer Verurteilung wegen Rassendiskriminierung könne die Partei gut leben. "In unseren Reihen ist das keine Seltenheit."

Toyloy und Datta sind nicht die ersten Miss- und Mister-Kandidaten, deren ausländische Wurzeln ein Thema sind (siehe unten).

Bianca Sissing, 29

Miss Schweiz 2003

Die schweizerisch-kanadische Doppelbürgerin aus Luzern lebte bis Anfang 2003 in Ka- nada und sorgte nach der Wahl mit ihrem Akzent und dem Satz "Ich bin in Kanada auf- gewachst" für Schmunzeln.

Mahara McKay, 27

Miss Schweiz 2000

Die Aargauerin mit Schweizer Mutter und neuseeländischem Vater verbrachte die ersten zehn Lebensjahre in der Heimat ihres Vaters. Deutsch lernte sie erst in der Schweiz, vorher sprach sie nur Englisch.

Junior Manizao, 27

Kandidat 2006

Der gebürtige Kongolese flüchtete als Vierjähriger vor dem Bürgerkrieg. Bei einem Auftritt machten Neonazis in Huttwil BE vor ihm Affengeräusche, den Hitlergruss und zeigten ihm den Stinkefinger.

C. Wambululu, 24

Kandidatin 2007

Die Zürcherin kam im Unispital zur Welt. Claudias Mutter stammt aus Uganda, der Vater aus Kongo. Sie wuchs in einer Pflegefamilie auf. Ihre Schwes- ter und sie galten in Rorbas als die "herzigen Negerli".

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20 Minuten 16.10.08

Whitney: Verfahren wegen Diskriminierung eingeleitet

BURGDORF. Nachden rassistischen Äusserungen gegen Miss Schweiz Whitney Toyloy wird jetzt ein Verfahren eröffnet.

Kaum im Amt hat Miss Schweiz Whitney Toyloy mit Beleidigungen zu kämpfen: Aufgrund ihrer Hautfarbe wurde die 18-Jährige Zielscheibe der rechtsextremen Partei Pnos (20 Minuten berichtete).

Jetzt hat das Untersuchungsrichteramt Emmental-Oberaargau in Burgdorf ein Verfahren eingeleitet, da Rassendiskriminierung als Offizialdelikt gilt. Zu weiteren inhaltlichen Informationen kann das zuständige Amt auf Grund des laufenden Verfahrens keine Stellung beziehen. Auch Toyloy selbst will sich nicht zu diesem Thema äussern, genau wie die ebenfalls angegriffene Vize-Miss-Schweiz Rekha Datta.

Klar ist, dass nun polizeiliche Ermittlungen durchgeführt werden, selbst wenn die Partei den Text vom Internet entfernte. Bis die Untersuchungen abgeschlossen sind und daraus ein richterlicher Entscheid erfolgt, kann es mehrere Wochen dauern. afo/cap

Heute von 12.15 bis 13.15 Uhr ist die neue Miss Schweiz im Live-Video-Talk von 20 Minuten Online zu Gast und steht den Usern Rede und Antwort.

Das meinen andere dunkelhäutige Promis zum Pnos-Vorfall

DJ Le Noir (24)

"Natürlich musste auch ich schon den einen oder anderen rassistischen Spruch über mich ergehen lassen. Solch eine peinliche Aktion wie jene der Pnos kann man aber nur belächeln. Das intellektuelle Niveau ist dort so tief, dass man so etwas schlichtweg nicht ernst nehmen darf - und das würde ich Whitney auch raten."

Bruno Tobler (24)

"Als Stefan Weiler Mister Schweiz wurde, hörte ich Dinge wie: zum Glück kein Mischling. Das tut weh. Whitney sollte solche Aussagen einfach vergessen und daran denken, dass sie diese Leute gar nicht kennen. Und sie wissen auch nicht, was sie bereits für die Schweiz getan hat. Ich zum Beispiel war Grenadier beim Militär", so der Mister-Schweiz-Kandidat.

Nancy Kabika (24)

"Die Schweiz ist doch schon lange ein Einwanderungsland und dies ist auch einem grossen Teil der Bevölkerung schon längst bewusst. Trotzdem werde auch ich ab und zu mit abschätzigen Blicken taxiert - doch ich bin stolz auf meine Hautfarbe! Und gerade die Wahl einer dunklen Miss hat ein tolles Zeichen gesetzt", so die Miss-Schweiz-Kandidatin.

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POLIZEIKOSTEN
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BZ 16.10.08

Polizei

SP kontert Käser

Die Stadt zahle zu viel für die Kantonspolizei: Die SP widerspricht den Begehrlichkeiten des kantonalen Polizeidirektors.

2009 kann der Ressourcenvertrag zwischen Stadt und Kanton erstmals neu verhandelt werden. Damit wird auch der Preis wieder zur Diskussion stehen, welcher die Stadt für die Leistungen der Kantonspolizei bezahlt. Der kantonale Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) hat jüngst verschiedentlich präventiv Stellung bezogen: Die Stadt werde nicht mehr so günstig davonkommen. Käser begründete dies vorab mit den grossen Sportveranstaltungen, welche immer grössere Polizeiaufgebote benötigten. Momentan zahlt die Stadt jährlich 28,3 Millionen Franken.

Käsers Forderung nicht nachvollziehen kann SP-Stadtrat Beat Zobrist: "Die vielen YB- und SCB-Spiele werden zur grossen Mehrheit von auswärtigen Zuschauern besucht." Auch die Autos, welche die Altstadt "zuparken", gehörten grösstenteils Auswärtigen, und an die Demos kämen Menschen aus dem ganzen Kantons- und Landesgebiet. Darum könne es nicht sein, dass Bern pro Kopf mehr für die Polizei bezahlen müsse als andere Gemeinden.

Bern bezahlt am meisten

Laut Zahlen der kantonalen Polizeidirektion bezahlt Bern 231 Franken pro Kopf, Thun 89 Franken, Spiez und Steffisburg etwa 23 Franken. Nur rund 20 Prozent der Berner Gemeinden müssen polizeiliche Leistungen überhaupt einkaufen. Die restlichen werden im Rahmen der Grundversorgung "gratis" versorgt.

Mit einem Vorstoss fordert Zobrist den Gemeinderat darum auf, sich für einen "Systemwechsel" einzusetzen: "Entweder bezahlt der Kanton alles, oder alle Gemeinden zahlen pro Kopf denselben Betrag." Es brauche nun vom Gemeinderat ein deutliches Signal, dass die Stadt nicht bereit sei, mehr für die Polizei zu bezahlen.

Die SP wird heute im Stadtrat noch zwei weitere Vorstösse einreichen, welche sich mit der auf Anfang Jahr eingeführten Einheitspolizei befassen. In beiden geht es darum, wie weit sich der Kanton in die politischen Belange der Stadt einmischt.
azu

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SECURITAS
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BZ 16.10.08

Neuenegg

Securitas ist ab sofort wieder unterwegs

Der Gemeinderat hat die Securitas beauftragt, ihre Patrouillen im Neuenegger Dorfzentrum per sofort wieder aufzunehmen.

Im Frühjahr stellte der Gemeinderat die Patrouillen der Securitas im Dorfzentrum von Neuenegg ein. Nun sollen per sofort wieder sogenannte "Revierkontrollen" an neuralgischen Punkten eingeführt werden, wie der Gemeinderat mitteilt. Als "neuralgische Punkte" gelten vor allem das Dorfzentrum und das Gebiet rund um den Bahnhof, sagte Gemeindeschreiber Hans Ulrich Gerber auf Anfrage. Der Grund für die erneuten Kontrollgänge der Securitas ist vor allem der Lärm, von dem sich die Anwohner gestört fühlen. Ein weiterer Ausschlag gaben Sprayereien. Unbekannte hatten am letzten Augustwochenende an mehreren Häusern im Dorfzentrum antirassistische Parolen aufgesprüht. Die Massnahme ist laut Auskunft von Gerber vorerst bis Ende Jahr vorgesehen. Wo und wie die Securitas genau patrouillieren wird, muss mit der Firma noch geklärt werden.

Bereits seit längerer Zeit kontrolliert die Securitas in Neuenegg das Schulareal sowie das Jugendhaus; in Thörishaus ist beim Schulhaus Stucki ebenfalls eine Patrouille der Securitas unterwegs.
ats/mgt

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SICHERHEITSFIRMEN
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L'Hebdo 16.10.08

Police Romande

La Police Privée lorgne sur un nouveau champ d'activité

Julie Zaugg

Ordre.

Les agents de sécurité sont désormais partout où la police ne va plus. Enquête.

Il n'y a plus assez de policiers pour effectuer les tâches de maintien de l'ordre? Qu'à cela ne tienne, les sociétés de sécurité privées sont prêtes à reprendre le flambeau. Sur un marché évalué à 720 millions de francs par an, elles emploient 13 000 personnes (8000 postes à plein temps). A titre de comparaison, la police a 16 000 hommes. Si elles ont surtout fait parler d'elles récemment pour les affaires d'espionnage impliquant Securitas, la palette de leurs activités va bien au-delà. Florilège.

Trains et gares. La sécurité dans les trains est assurée par l'entreprise Securitrans (détenue à 51% par les CFF et à 49% par Securitas). Le Parlement vient d'étendre cette police ferroviaire à l'ensemble des transports publics; d'autres firmes que Securitrans pourront s'en charger. Il n'a pas exclu la possibilité pour les agents de porter une arme à feu.

"On construit une sorte de police privée parallèle, s'emporte Max Hofmann, secrétaire général de la Fédération suisse des fonctionnaires de police (FSFP). En même temps, on ne lui donne pas les moyens de faire son travail: elle doit appeler la police à chaque infraction." Arrestations, fouilles et interrogatoires restent en effet une prérogative publique. Les agents peuvent uniquement maintenir une personne jusqu'à l'arrivée des forces de l'ordre. Amnesty a recensé un certain nombre d'abus. Denise Graf, spécialiste du dossier auprès de l'organisation, cite le cas d'un Suisse d'origine togolaise contraint par la force - spray au poivre inclus - de s'identifier dans le train Lausanne-Montreux en 2007.

Manifestations. Les organisateurs d'événements sportifs ou culturels font souvent appel à des firmes privées. Un avis de droit fourni par les professeurs de droit Kälin, Lienhard et Wyttenbach pose quelques limites: les agents ne peuvent pas faire usage de la contrainte pour les fouilles à l'entrée ou pour refuser l'accès à certaines personnes. En cas de conflit, il faut appeler la police. "Ces agents ne sont pas formés pour désamorcer les situations violentes, note Denise Graf. Les policiers à l'extérieur du stade nous disent souvent qu'ils doivent intervenir pour calmer la situation après que les entreprises privées ont contribué à l'escalade des tensions à l'intérieur." Des agents refusent par exemple de parler aux Romands en français ou omettent de s'identifier avant d'intervenir. Autre problème, certaines firmes, comme Securitas, proposent à leurs clients de "récolter des preuves" sur les hooligans. "Normalement, seul l'Etat a accès à la banque de données sur les hooligans, explique Jean-Philippe Walter, suppléant du préposé fédéral à la protection des données. Mais les autorités peuvent transmettre la liste des personnes à risque à l'entreprise chargée des contrôles d'accès." Seule condition: "Elle doit la détruire à l'issue de la manifestation."

Transfert de prisonniers. Depuis 2001, le transport intercantonal de détenus s'effectue dans un train spécial doté de cellules sous la houlette de Securitas, qui a créé pour cela l'entité Jail-Transport-System. L'avis de droit bernois souligne que le prisonnier se trouve dans "une situation de dépendance particulière face à l'Etat", seul à même de répondre à ses besoins et d'assurer sa sécurité. Il est donc "peu opportun" de le confier à une entreprise privée, particulièrement lorsqu'il y a un risque d'escalade (transport de requérants d'asile en vue de leur expulsion).

Aéroport. Custodio, une filiale de Securitas, est chargée du contrôle des bagages et des personnes (rayons X) à l'aéroport de Zurich. Deux autres sociétés, Checkport et ICTS, effectuent un second contrôle des passeports, juste avant la montée dans l'avion, sur mandat de certaines compagnies aériennes. Ils comparent les données - y compris biométriques - du passager avec les listes noires ou répertoires de documents volés dressés par les Etats (No Fly List américaine, par exemple) ou les compagnies aériennes. ICTS maintient même sa propre base de données informatiques. "Il s'agit de repérer les passagers clandestins qui auraient reçu un faux passeport ou un faux ticket dans la zone de transit", explique Wolfram Manner, président de l'Association suisse des entreprises de services de sécurité. "Les compagnies aériennes sont condamnées à de lourdes amendes si elles transportent un migrant illégal", confirme Denise Graf.

Du côté du préposé à la protection des données, on dit n'avoir connaissance que d'un projet pilote de récolte des données biométriques mené par un transporteur canadien "avec l'accord des passagers". Dans tous les cas, la compagnie "n'a pas le droit de conserver ces données".

Requérants d'asile. Securitas contrôle les accès et est chargée du maintien de l'ordre dans les centres pour requérants d'asile. Amnesty a recensé plusieurs cas de réfugiés battus ou enfermés pendant des jours. "Un requérant somalien a subi une quadruple fracture au bras en 2005 après qu'un Securitas le lui a tordu lors d'une bagarre au centre de Kreuzlingen", raconte Denise Graf. Elise Shubs, conseillère juridique au centre de Vallorbe, a constaté que de nombreux agents ne parlent pas l'anglais et se permettent des commentaires qui font monter la tension comme: "Rentre chez toi!"

Plus dérangeant encore, les Securitas assistent parfois aux entretiens menés par le personnel de l'Office fédéral des migrations (ODM) avec les requérants. "Ce n'est pas la norme, mais cela peut arriver si la situation sécuritaire le requiert", confirme Roman Cantieni, porte-parole de l'ODM. Sous-entendu, si l'intégrité physique des fonctionnaires est menacée. "L'agent a un devoir de confidentialité, qui figure dans le contrat que nous avons conclu avec Securitas", précise-t-il. Surpris, Jean-Philippe Walter estime qu'il "manque une base légale" pour ce type de présence.

Dans la rue. De nombreuses communes font appel à des sociétés de sécurité privées pour patrouiller dans leurs rues (Cologny, Yverdon, Terre-Sainte, Meyrin, etc.). Si leurs employés n'ont pas davantage de droits que n'importe quel autre citoyen, ils abusent souvent de la confusion entourant leur statut pour imposer des actes d'autorité réservés à la police. "Dans l'imaginaire collectif, une personne en uniforme est un policier, note Manon Schick, porte-parole d'Amnesty. La plupart des personnes appréhendées montrent leur carte d'identité si on la leur demande." Elles ont pourtant le droit de refuser et l'agent privé ne peut pas les contraindre à obtempérer.

Garde d'ambassades. La surveillance des missions diplomatiques n'a pas encore été déléguée à des firmes privées, mais elle pourrait l'être bientôt. La loi sur la réforme de l'armée remet en question ses engagements subsidiaires. Résultat, les policiers risquent d'hériter de la garde des ambassades. "A Genève, la police de sécurité internationale en serait responsable, note Hugues Hiltpold, président du PRD genevois. Or elle n'a pas les 300 personnes nécessaires." Avec les libéraux, il propose donc de confier cette tâche à des privés. "Ils n'auraient qu'un simple rôle de planton, c'est la police qui interviendrait en cas de problème."

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WEGWEISUNG BASEL
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Basler Zeitung 16.10.08

Wer stört, muss weg

Grosser Rat beschliesst Wegweisungsgesetz

Philipp Loser

Bis zu einem Monat können künftig Störer in Basel von einem öffentlichen Platz verwiesen werden. Ein Referendum gegen den Grossratsbeschluss ist wahrscheinlich.

Ein Jahr nach den 13 Platzverweisen an der Herbstmesse 2007 hat der Grosse Rat gestern die rechtlichen Grundlagen für weitere Wegweisungen genehmigt. Wer "Dritte gefährdet oder mit einer ernsthaften Gefährdung droht", kann in Zukunft von der Polizei bis zu 72 Stunden von einem öffentlichen Platz weggewiesen werden. Bei besonders schwerwiegenden Fällen kann das Platzverbot bis zu einem Monat verlängert werden. "Citypflege" soll mit dem neuen Artikel im Polizeigesetz nicht betrieben werden können - einen entsprechenden Passus des Sicherheitsdepartements liess die vorberatende Kommission des Grossen Rats streichen.

Rot-Grün chancenlos. Die Debatte im Parlament wurde vom bürgerlichen Block dominiert. Anträge von Rot-Grün, die Wegweisungsdauer auf 24 respektive 48 Stunden zu senken und einen aus ihrer Sicht schwammigen Absatz aus dem Gesetz zu entfernen, wurden knapp abgelehnt.

Jugendanwalt Beat Burkhardt ist mit dem Resultat der parlamentarischen Beratung zufrieden: "Das ist ein Instrument, das uns nützlich sein wird. Falls es eine allfällige Abstimmung übersteht." Die Jungsozialisten hatten schon vor der Debatte ein Referendum angekündigt und auch beim Grünen Bündnis überlegt man sich, gegen den Wegweisungsartikel Unterschriften zu sammeln. > Seiten 2, 23

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Störer werden bald legal weggewiesen

Der Grosse Rat beschliesst den schärfsten der möglichen Wegweisungsartikel
Philipp Loser

Die Bürgerlichen brachten alle Anträge zum Wegweisungsartikel durch: Wer stört, kann nun für maximal 72 Stunden, in schlimmen Fällen bis zu einem Monat von einem öffentlichen Platz verwiesen werden.

Über allem schwebte ein Namen, der grösser und grösser wurde. Markus Schefer, Professor für Staatsrecht an der Universität Basel, war an diesem Morgen zwar nicht anwesend, diente den bürgerlichen Befürwortern eines strengen Wegweisungsartikels im Polizeigesetz aber als ständige Referenz. Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP) erwähnte in jeder seiner Wortmeldungen die Zusammenarbeit mit dem "führenden Experten für Grundrechte in der Schweiz" und auch Conradin Cramer (LDP), der als Vizepräsident der Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission die Vorlage präsentierte, sprach voller Bewunderung vom Rechtsprofessor: "Dieser Artikel ist durch die Mühle von Professor Schefer gegangen. Er ist der Meinung, der Absatz sei so präzis wie irgend möglich formuliert."

Dieser Absatz 2 des Paragrafen 42a des neuen Wegweisungsartikels war einer der grösseren Streitpunkte während der engagierten, zweieinhalbstündigen Debatte im Rat. Teilen der Linken war der Text zu schwammig formuliert und lasse zu grossen Raum für Interpretationen, so SP-Fraktionssprecherin Ursula Metzger. Brigitta Gerber vom Grünen Bündnis ergänzte: "Es ist äusserst schwierig, den Begriff Provokation zu definieren." Falsch, entgegnete Cramer und griff noch einmal auf Schefer zurück. Zwar gebe es keine genaue Definition für ein "Verhalten, das die unmittelbare Gefahr einer gewalttätigen Auseinandersetzung schafft" (so der Wortlaut des Absatzes), aber dafür habe die Rechtssprache eine ziemlich exakte Praxis zu solchen Begriffen etabliert: "Ein Gummi-Paragraf ist das nicht."

Linke Chancenlos. Die Mehrheit des Rates folgte der Argumentation von Cramer. Die Fraktionen von DSP und EVP hatten sich entschlossen, "eine harte Linie zu fahren" und unterstützten darum die bürgerlichen Parteien. Mit 56 zu 53 Stimmen wurde der Streichungsantrag der SP abgelehnt. Bereits zuvor war der Rat mit 57 zu 51 Stimmen gegen das Begehren der SP gewesen, die maximale Dauer einer Wegweisung von 72 Stunden auf 48 Stunden zu senken. "Die Gefahr besteht, dass die Polizisten immer das maximal Mögliche verhängen", sagte Tanja Soland (SP). Auf der Gegenseite pochte Regierungsrat Gass auf der Dauer von 72 Stunden - damit Störer für ein ganzes Wochenende von einem Platz ferngehalten werden können.

Ähnlich knapp (57 zu 53 Stimmen) setzten sich Gass und die Bürgerlichen mit ihrem Antrag durch, eine maximale Wegweisung von einem Monat bereits bei einem ersten (schweren) Vergehen und nicht erst nach mehrmaligen Platzverweisen aussprechen zu können. Die vorberatende Kommission war noch gegen diesen regierungsrätlichen Vorschlag gewesen. Einen Erfolg verbuchte das rot-grüne Lager dann noch ganz zum Schluss. Auf Initiative von Brigitta Gerber wurde dem Wegweisungsartikel eine Ziffer 4 zugefügt: Bei einem Rayonverbot muss die Polizei über "adäquate Beratungsstellen" informieren.

Zum ersten Mal werden die Polizisten das wohl an der Herbstmesse 2009 tun und damit einen Kreis schliessen. An der Herbstmesse 2007 hatte die Polizei noch ohne rechtliche Grundlage 13 Jugendliche von der Kaserne gewiesen. Was von Rechtsprofessor Schefer übrigens scharf kritisiert wurde.

> Tageskommentar Seite 2

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Tageskommentar

Der beste Kompromiss

Philipp Loser

Für einmal gibt es uneingeschränktes Lob für unsere Milizparlamentarier: Bei der Vorberatung des Wegweisungsartikels hat die zuständige Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission einen wirklich guten Job gemacht. Entgegen allen Beteuerungen von Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP), mit einem Wegweisungsartikel keine Citypflege betreiben zu wollen und das Gesetz nicht zur Vertreibung von unliebsamen Gestalten zu nutzen, war im ersten regierungsrätlichen Vorschlag ein Abschnitt enthalten, der genau diese Art von Wegweisung ermöglicht hätte. Die Kommission liess sich das nicht bieten und schickte den Vorschlag zurück ans Sicherheitsdepartement, wo die Passage ersatzlos gestrichen wurde. Sie setzte damit einen Auftrag des Grossen Rats um, der im Februar klar gemacht hatte, dass ein Wegweisungsartikel zwar grundsätzlich begrüsst wird, aber nur unter klar formulierten Auflagen.

Auf Grundlage dieses Konsens mutete die Debatte gestern eher seltsam an. Man merkte den Sprechern aus dem rot-grünen Lager an, dass es ihnen schwer fällt, für ein neues Repressions-Instrument zu stimmen. Statt aber hinzustehen wie Tanja Soland (SP) oder Heidi Mück (Grünes Bündnis) und den Artikel offen abzulehnen, versuchte die Mehrheit von Rot-Grün, das Gesetz mit Anträgen zu entkräften. Es gibt gute Gründe, gegen einen solchen Artikel zu sein. Und es gibt gute Gründe dafür. Gründe für ein unbrauchbares Gesetz gibt es keine. Wenn die Mehrheit der Volksvertreter einen Wegweisungsartikel will, sollte er so formuliert sein, wie der nun angenommene: klar und ohne die Möglichkeit, Citypflege zu betreiben.

philipp.loser@baz.ch >

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Basellandschaftliche Zeitung 16.10.08

Basler Polizei darf wegweisen

Artikel Grosser Rat stopft Gesetzeslücke, ohne dabei die Eckzähne zu ziehen

Um Gewalt zu verhindern, kann die Basler Polizei künftig Personen von Plätzen wegweisen. Der Grosse Rat folgt beim be- fristeten Platzverweis im Polizeigesetz der Regierung.
Martin R. Schütz

Auf diese Mäss hin reicht es zwar noch nicht, aber im nächsten Jahr dürfte die gesetzliche Lücke gestopft sein, die nach den Wegweisungen auf dem Kasernenareal vor Jahresfrist zu Tage getreten waren. Die Polizei verwies damals auf Anregung des Jugendanwalts Jugendliche und junge Erwachsene des Platzes, die als gewaltbereit aufgefallen waren. Dieses Vorgehen hatte vor Ort zwar Keilereien verhindert, litt aber am Makel, in keinem Regelwerk abgestützt zu sein. Mit 65 zu 46 Stimmen änderte dies das Parlament nun.

Der neue Artikel 42a im kantonalen Polizeigesetz erlaubt den Ordnungshütern, mutmassliche Rabauken für höchstens 72 Stunden aus dem öffentlichen Raum wegzuweisen. Die Betroffenen können dagegen Rechtsmittel ergreifen. Von Anfang an ausgeschlossen hat die Regierung, dass sich der Artikel im Sinne einer "City-Pflege" deuten lässt. Gemeint wäre damit die Wegweisung von Menschen, die sich am Rand der Gesellschaft bewegen. Die Polizei soll vielmehr ein unkompliziertes Instrument erhalten, um Gewalt im öffentlichen Raum vorzubeugen.

In der vorberatenden Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission (JSSK) war der Paragraph bereits umstritten. Nebst grundsätzlicher Bedenken feilschten ihre Mitglieder um Formulierungen. So fand der Vorschlag, dass die Polizei in schwerwiegenden Fällen direkt einen Platzverweis von einem Monat aussprechen kann, keine Mehrheit in der Kommission. Mit 57 zu 53 Stimmen setzten sich dann in der Detailberatung gestern die bürgerlichen und die Mitte-Parteien durch; sie stellten sich hinter die regierungsrätliche Version.

Aus Sicht der Bürgerlichen wollte die Ratslinke dem Gesetz nämlich "die Zähne ziehen", wie es hiess. Doch ganz so einfach verhielt es sich nicht: SP und eine Minderheit des Grünen Bündnisses stellten sich hinter den Artikel, befürchteten aber einen zu grossen Interpretationsspielraum. Dass sich nun die strengere Regierungsversion durchgesetzt hat, dürfte zu einem Referendum führen. Seite 15

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Polizei darf Gelb und Rot zeigen

Wegweisung Die Regierung setzt sich mit ihrer strengeren Gangart im Grossen Rat durch

Nach langer Diskussion über dessen Ausgestaltung ist der Wegweisungsartikel im Polizeigesetz verankert: Das Parlament stellte sich hinter die Regierungsversion. Das letzte Wort dürfte das Volk sprechen.
Martin R. Schütz

Die Rechnung von Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass ist aufgegangen. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, den neuen Artikel 42a über den befristeten Platzverweis im Basler Polizeigesetz so durch den Grossen Rat zu bringen, wie ihn der Regierungsrat ausformuliert hatte. Um dies zu erreichen, musste er ob der Mehrheitsverhältnisse auf die Anwesenheit und Geschlossenheit der bürgerlichen und der Mitte-Parteien setzen › und er sah sich nicht enttäuscht: FDP, CVP, LDP, SVP, DSP und EVP korrigierten die bestehende Differenz, die die Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission (JSSK) geschaffen hatte, zugunsten der Exekutive. Mit 57 zu 53 Stimmen fiel der Entscheid knapp aus.

Der Artikel berechtigt die Polizei, mutmassliche Rabauken befristet von einem bestimmten öffentlichen Ort wegzuweisen. Die Frist kann sich bis höchstens 72 Stunden erstrecken; die Weisung lässt sich anfechten. In schwerwiegenden Fällen allerdings, etwa wenn jemand Waffen mit sich führt oder an einer gewalttätigen Auseinandersetzung aktiv teilnimmt, können Polizisten den Platzverweis für maximal einen Monat aussprechen.

Die Kommissionsmehrheit wollte diesen Passus streichen und diese Frist lediglich bei wiederholter Wegweisung oder im Falle der Missachtung einer Wegweisung zulassen. Der Freisinnige Helmut Hersberger verglich diesen Vorschlag mit einem Fussballspiel, während dem ein Schiedsrichter sehr schwere Regelverstösse nicht mehr direkt mit einer roten Karte ahnden dürfte. "Das kann doch nicht sein." Doch › zumindest wenn es nach den Sozialdemokraten oder dem Grünen Bündnis (GB) gegangen wäre. Deren Sprecherinnen und Sprecher sahen im Regierungstext zu viel Interpretationsspielraum für die Polizei.

Rote Karte auch sofort zeigen

Die SP beantragte daher auch, dass die Polizei einen erstmaligen befristeten Platzverweis nur dann aussprechen darf, wenn jemand "Dritte gefährdet oder Dritten mit einer ernsthaften Gefährdung droht". Dass dies auch möglich sein soll, wenn eine Person "durch ihr Verhalten die unmittelbare Gefahr einer gewalttätigen Auseinandersetzung schafft", wollte sie gestrichen sehen. "Diese Formulierung ist uns zu offen", sagte Ursula Metzger Junco (SP). "Reicht es schon, einen Stinkefinger zu zeigen?"

Allerdings setzten sich mit 56 zu 53 Stimmen die Bürgerlichen und die Mitte-Parteien gegen "Rot-Grün" durch. Mit diesen knappen Stimmenverhältnissen setzte sich im Grossen Rat fort, was schon die Kommissionsberatung gezeigt hatte: ein Feilschen um Formulierungen. Im Rat zeigte sich dies auch daran, ob die Maximalfrist bei einer Wegweisung im Normalfall 72 Stunden (Regierung/JSSK), 24 Stunden (SP) oder 48 Stunden (Sibylle Benz, SP) betragen soll.

Die SP und eine Minderheit des Grünen Bündnisses hatten sich zwar grundsätzlich hinter den Wegweisungsartikel gestellt. Im linken Lager gab es aber auch ebenso grundsätzliche Ablehnung. Das Gesetz richte sich gegen Jugendliche, habe keinen vorbeugenden Charakter und verlagere Gewalt lediglich, sagte etwa Heidi Mück (GB).

Den "ausdrücklich präventiven Charakter" unterstrich dagegen Sicherheitsdirektor Gass. Er betonte überdies, dass sich der Artikel gegen sämtliche potentiell Gewalttätige im öffentlichen Raum richte. "Der Artikel ist griffig, aber auch praxisnah gehalten."

Wie nach der Debatte von grünen Parlamentsmitgliedern zu hören war, denken das Junge Grüne Bündnis und die Jungsozialisten schon recht konkret über ein Referendum nach. "Davor", sagte Hanspeter Gass, "habe ich keine Angst."

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Kommentar

Bürgerliches Lehrstück

Martin R. Schütz

Der Morgendämmerung folgte gestern im Grossen Rat das Abendrot. Was das wohl heisst? Es beschreibt › aus Sicht der bürgerlichen Parteien › den Alltag im baselstädtischen Parlament. Denn diesen Sitzungstag könnten die Bürgerlichen als bitteres Lehrstück deuten: Dass es sich zuweilen lohnt, die Reihen zu schliessen. Dass auch die Parlamentsarbeit Disziplin braucht, bei der Anwesenheit im Sitzungssaal zum Beispiel. Und dass es FDP, CVP, LDP und SVP sehr wohl gelingen kann, sich mithilfe der beiden Mitteparteien DSP und EVP gegen "Rot-Grün" durchzusetzen …

Während der Detailberatung des Wegweisungsartikels schafften die seit langem wieder einmal Verbündeten das Kunststück. Knapp zwar, aber doch erfolgreich verhinderten sie, dass SP und Grünes Bündnis dem neuen Paragraphen im Polizeigesetz "die Eckzähne zogen". Was am Vormittag noch klappte, wich am Nachmittag wieder dem gewohnten Bild: Mit ihren Vorstössen erlitten die Bürgerlichen einmal mehr munter Schiffbruch.

Nun mögen die Wünsche nach gehobenem Wohnraum auf dem heutigen Kinderspitalareal oder eindeutigen Einbürgerungskriterien nicht alle Welt bedeuten. Für den Wegweisungsartikel wäre ein solches "Laissez-faire" indes schade gewesen. Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass hat einen gut bedachten Paragraphen vorgelegt › ohne Spielraum für "City-Pflege", aber mit der Möglichkeit, den Rechtsweg gegen einen Platzverweis zu beschreiten, und als Alternative zum weit tiefer in die Freiheitsrechte einschneidenden Polizeigewahrsam. Zu kurz gesteckte Fristen hätten Wegweisungen zu einer Farce werden lassen.

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NZZ 16.10.08

Basel führt den "befristeten Platzverweis" ein

Bürgerliche setzen sich im Grossen Rat gegen die Linke durch

Aiolfi S.

"Gewaltbereite Personen" können in Basel künftig von öffentlichen Orten durch die Polizei weggewiesen werden. In der Parlamentsdebatte setzten sich die Bürgerlichen gegen die Linke durch.

ai. Basel, 15. Oktober

Das Basler Polizeigesetz erhält einen Wegweisungsartikel, wie ihn in ähnlicher Form bereits die Kantone Bern, Zürich, St. Gallen, Aargau und bald auch Luzern kennen. Das Parlament hat mit deutlichem Mehr einem neuen Paragrafen im Polizeigesetz zugestimmt, der es den Ordnungshütern erlaubt, "gewaltbereite Personen" von einem genau bestimmten, öffentlichen Ort fernzuhalten. Nötig geworden war die Regelung, nachdem an der Herbstmesse 2007 von einem Jugendanwalt gegen 13 aggressive Jugendliche ein Rayonverbot für den Bereich der Kaserne ausgesprochen worden war. Die Massnahme hatte zwar die gewünschte deeskalierende Wirkung gezeigt, war aber ohne Rechtsgrundlage verfügt worden. Dieses Manko ist nun behoben worden.

Links und Rechts mit vertauschten Rollen

In der Parlamentsdebatte konnten sich die für mehr Polizeikompetenzen kämpfenden Bürgerlichen gegen die Linke, die für einmal anti-etatistisch argumentierte, durchsetzen. Während Erstere den gewaltpräventiven Charakter des neuen Gesetzes unterstrichen und betonten, die Wegweisung sei eine mildere Massnahme als das bestehende Mittel des Polizeigewahrsams, vertraten Letztere die Meinung, mit polizeilichen Verfügungen liessen sich Sozialprobleme nicht lösen.

Das nun angenommene Gesetz sieht unter anderem vor, dass Personen für bis zu 72 Stunden von einem öffentlichen Ort ferngehalten werden können, wenn sie Dritte gefährden, diesen mit Gewalt drohen oder wenn sie durch ihr Verhalten die Gefahr einer gewalttätigen Auseinandersetzung heraufbeschwören. Diese letztgenannte Bestimmung, die im Wesentlichen den Tatbestand der Provokation umfasst, war den Linken ein Dorn im Auge, da sich, wie sie meinten, das "Verhalten" nicht genau definieren lasse und der Polizei zu viel Spielraum lasse. Die SP nahm überdies Anstoss an der Wegweisungs-Dauer von 72 Stunden und meinte, eine so massive Einschränkung der persönlichen Freiheit müsse auf 24 Stunden beschränkt bleiben. Polizeidirektor Hanspeter Gass (fdp.) und eine Reihe bürgerlicher Grossräte verteidigten die beiden Regelungen mit dem Hinweis, dass ohne sie dem Gesetz die nötige Schlagkraft fehle. In den Teilabstimmungen zu den beiden Punkten obsiegte schliesslich die Rechte, nicht zuletzt dank der Unterstützung durch die kleinen Mitteparteien.

Platzverweis bis zu einem Monat

Zu reden gab sodann ein Gesetzesabschnitt, der den Sicherheitskräften die Möglichkeit einräumt, in "schwerwiegenden Fällen" ein Rayonverbot von bis zu einem Monat auszusprechen. Die Justiz- und Sicherheitskommission des Grossen Rates hatte in ihrer Stellungnahme zum regierungsrätlichen Ratschlag die Ansicht vertreten, dass diese Massnahme nur bei Personen angewendet werden sollte, die wiederholt von einem Ort verbannt worden seien oder eine Wegweisung missachtet hätten. Der Regierungsrat und die Rechtsparteien hatten dagegen auch "Ersttäter" im Visier, unter anderem solche, die Waffen mit sich führen oder sich aktiv an Schlägereien beteiligen. Auch in diesem Fall vermochte sich die härtere bürgerliche Linie durchzusetzen.

Auf Antrag der Grünen wurde immerhin ein Abschnitt aufgenommen, der die Polizei verpflichtet, weggewiesene Gewalttäter über "adäquate Beratungsstellen" zu informieren. Ein Abschnitt, der auf die Verbannung von Personen abzielte, die durch ihr Verhalten Dritte an der "bestimmungsgemässen Nutzung des öffentlichen Raums" hindern, wurde dagegen gestrichen; die Linke hatte geargwöhnt, dass diese Regelung für das Fernhaltung von missliebigen Randständigen (nach Berner Vorbild) missbraucht werden könnte.

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20min.ch 16.10.08

Polizei kann Störenfrieden die rote Karte zeigen

von Jonas Hoskyn

Der Grosse Rat hat ein Gesetz beschlossen, mit dem die Polizei Platzverweise von 72 Stunden Dauer erteilen kann.

Schon bei der Herbstmesse 2007 sprach die Polizei Rayonverbote aus. (hys)

Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass konnte im Parlament seine "harte" Variante des neuen Gesetzes durchbringen: Die Polizei kann nun Personen für maximal drei Tage von einem öffentlichen Ort verbannen. Gründe für einen Platzverweis: Gefährdung oder Drohung gegenüber Dritten, klare Gewalt-Provokation oder Hinderung von Personen an der normalen Nutzung der Allmend. In schwerwiegenden Ausnahmefällen ist sogar ein Monat Verweis möglich.

Dem endgültigen Beschluss ging ein langes Ringen um Formulierungen voraus. Die Allianz aus Bürgerlichen und Mitte-Parteien blockierte alle Versuche der SP und Grünen, das Gesetz abzuschwächen. So scheiterte etwa ein SP-­Antrag, die Maximaldauer auf 24 Stunden zu beschränken.

Bereits während der letzten Herbstmesse hatte die Polizei Rayonverbote ausgesprochen - ohne rechtliche Grundlage. Insgesamt 13 Jugendliche erhielten einen Platzverweis bis zum Ende der Messe. "Das Gesetz ist aber nicht gegen Jugendliche gerichtet", so Gass. Bis zur Umsetzung ist wegen der Referendumsfrist die diesjährige Herbstmesse sowieso schon vorbei.