MEDIENSPIEGEL 17.10.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipp &- Leserinbrief
- 2. Drogenanlaufstelle
- Paradisli: finanzieller Deal
- Progr kaufen?
- Rechtsextremismus: Inti mit Hans Stutz
- Sicherheitsfirmen an Demos und in Dörfern
- Gassechuchi Luzern
- Drogenpreis: 1 Joint = 1 Knall
- Bewaffneter Kampf in der CH

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REITSCHULE
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Okt 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Fr 17.10.08
10.15 Uhr - Grosse Halle -  Anti.Gone HipHop Theater. Theaterclub Bern West
19-23 Uhr - Kinodurchgang -  Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.00 Uhr - Grosse Halle -  Anti.Gone HipHop Theater. Theaterclub Bern West
21.00 Uhr - Kino -  RAF-Filme: Black Box BRD; Andreas Veiel, D 2001

Sa 18.10.08
19-23 Uhr - Kinodurchgang -  Ob friedlich oder militant... anti-atom.ch, Ausstellung Die Chaoten - Bilder aus Wackersdorf - bis 25.10.08
20.00 Uhr - Grosse Halle -  Anti.Gone HipHop Theater. Theaterclub Bern West
20.30 Uhr - Tojo -  Big Brother Award 2008; Preisverleihung mit Laudatio und TAP
21.00 Uhr - Kino -  RAF-Filme: Die innere Sicherheit; Christian Petzold, D 2000
22.00 Uhr - Dachstock -  jazzwerkstatt von 14 Uhr - 18 Uhr öffentliche Proben. Mit: Jazzwerkstatt Ballbreaker Ensemble, KwatzEstJarz, Cowboys from Hell (zh)

Infos: www.reitschule.ch - www.anti-atom.ch

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BZ 17.10.08

"Jazzwerkstatt"

Wilde Töne im Dachstock

Das Musikerkollektiv "Jazzwerkstatt" lässt wieder von sich hören. Diesmal geht im Dachstock der Reitschule die Post ab.

"Jazzwerkstatt" zum Zweiten: Nach dem erfolgreichen viertägigen Debüt in der Cinématte im Februar kündigt das junge Musikerkollektiv bereits ein neues Spektakel an. Am Samstag soll für einen Tag und eine Nacht der Dachstock der Reitschule Bern als kreative Werkstatt für Musiker, DJs und Komponisten der Schweizer Szene dienen. "Klassischer"Jazz ist also nicht angesagt - vielmehr wird an diesem Festival progressiver, grooviger und experimenteller Jazz, aber auch Rock und Electronic auf die Zuhörerinnen und Zuhörer niederprasseln.

Eine Plattform bieten

"Nach dem gelungenen Start in der Cinématte freuen wir uns enorm auf die zweite Veranstaltung im Dachstock", sagt Marc Stucki. Er und seine Musikerkollegen Benedikt Reising und Andreas Schaerer sind die Organisatoren der "Jazzwerkstatt", welche neuer, unkonventioneller Musik eine Plattform bieten will. Die Idee zur "Jazzwerkstatt" stammt ursprünglich aus Österreich, wo bereits seit geraumer Zeit in Wien und Graz solche Events durchgeführt werden.

Öffentliche Proben

Eine Besonderheit der Veranstaltungen sind die öffentlichen Proben. Im Dachstock kann man von 13 bis 18 Uhr live dabei sein, wenn das "Jazzwerkstatt Ballbreaker Ensemble" neun Uraufführungen von Schweizer Komponistinnen und Komponisten einstudiert. Diese 17 Mann starke Truppe gibt danach zum ersten Mal gemeinsam ein Konzert. Was im Dachstock aus zeitlichen Gründen nicht durchgeführt wird, sind Workshops.

Im Februar wieder vier Tage

Und wie geht es weiter mit der "Jazzwerkstatt"? "Im Februar werden wir zum dritten Mal aktiv", verrät Marc Stucki. Und dann soll die Chose vom 19. bis zum 22. Februar wieder vier Tage lang über die Bühne gehen.

Christian Werder

Das Programm im Dachstock der Reitschule Bern: 13-18 Uhr öffentliche Probe; 22 Uhr: Türöffnung für die Konzerte; 23 Uhr: Cowboys from Hell (Punk-Jazz); Mitternacht: Jazzwerkstatt Ballbreaker Ensemble (Jazz und mehr); 1.30 Uhr: Kwatz est Jartzt - DJ Mastra (Electronic/Resampling).

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Bund 17.10.08

LeserInnenbriefe

Sie ist besser als ihr Ruf

Viele verurteilen die Reitschule, ohne sie zu kennen

Seit Langem hat mein sonst so ruhiges Gemüt nichts so in Rage gebracht wie die "Itz längts!"-Petition für die Schliessung der Reitschule in meinem Briefkasten. Ich habe genug von der einseitigen Wahrnehmung unseres Kulturbetriebs(!). Was von vielen als Schandfleck bezeichnet wird, ist für einen grossen Teil der jungen Berner Symbol für die hiesige Stadtkultur.

Ich bin Studentin, wähle links, habe aber selten an Demonstrationen teilgenommen und konsumiere keine Drogen. Trotzdem ist die Reitschule für mich seit Jahren der wichtigste Treffpunkt und Veranstaltungsort in Bern.

Als ich mehr und mehr Zeit dort zu verbringen begann, waren meine Eltern anfangs skeptisch. Doch dann machten sie sich ein eigenes Bild von der Reitschule, indem sie im Rahmen eines Reitschulenfests an einer offiziellen Führung teilnahmen. Sie waren sehr positiv überrascht von der Vielfalt des Kulturangebots und dem grossen, oft ehrenamtlichen Engagement. Um sich einen Eindruck von der Reitschule zu verschaffen, sollte man zwar die negativen Schlagzeilen zur Kenntnis nehmen, jedoch auch und vor allem den alltäglichen Kultur- und Gastronomiebetrieb.

Beachtlich ist nämlich nicht nur das Konsumangebot, sondern auch die Möglichkeiten persönlicher Entfaltung. So kann ich unterdessen von Freunden organisierte Konzerte und Partys besuchen, sie auf der Bühne im Tojo bewundern oder mir die von ihnen produzierten Filme im Reithallen-Kino ansehen. Diese Entwicklung von Kulturkonsumenten zu Kulturproduzenten, die ich in meinem Freundeskreis miterleben durfte, macht für mich die Einzigartigkeit und Unentbehrlichkeit der Reitschule aus. Ich will nicht behaupten, dass es in der Reitschule keine Probleme gibt, aber diesen wird in den Medien schon genug Aufmerksamkeit geschenkt.

Fakt ist, dass die Schliessung der Reithalle einen immensen Verlust für die Berner Kultur darstellen würde.

Natalie Studer, Bern

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2. DROGENANLAUFSTELLE
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Stadtratssitzung 18.9.08

Dringliche Motion Fraktion GB/JA! mit GPB (Lea Bill, JA!/Karin Gasser, GB/Luzius Theiler,
GPB): Zwischenzeitliche Verlängerung der Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle
an der Hodlerstrasse

Obwohl seit Februar 2006 nur noch drogenabhängige Menschen aus dem Kanton Bern die Anlaufstelle aufsuchen dürfen und die Stelle seit einiger Zeit nun auch sonntags geöffnet ist,1 ist die Anlaufstelle dennoch stets ausgelastet und es entstehen zum Teil sogar (zu) lange Wartezeiten für die BenutzerInnen.
Aus diesen Gründen wird schon seit Jahren von verschiedenen Seiten her eine zweite Anlaufstelle gefordert. Nun scheint der Gemeinderat bereit zu sein, dieser Forderung teilweise nachzukommen, hat er sich doch bei der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern (GEF) dafür eingesetzt, dass der Kanton Bern einen zweiten Standort der Anlaufstelle finanziell unterstützt. Da für den Kanton jedoch eine Anlaufstelle in Thun prioritär ist, ist unklar, wann dieser zweite Standort in Bern realisiert werden kann.
Die offene Drogenszene unter der Eisenbahnbrücke auf der Schützenmatte und die damit verbundenen unhygienischen und unmenschlichen Zustände zeigen jedoch, dass nicht auf die Eröffnung einer zweiten Anlaufstelle gewartet werden kann, sondern, dass sofort gehandelt werden muss. Dies zeigt insbesondere der tragische Tod eines drogenabhängigen Mannes Anfang September 2008.
Aus diesem Grund wird der Gemeinderat beauftragt, die Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse zumindest zwischenzeitlich bis zur Eröffnung des zweiten Standortes zu verlängern. Die Kontakt- und Anlaufstelle soll jeden Tag abends bis mindestens Mitternacht geöffnet sein. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass die Anlaufstelle weiterhin zu gewissen Zeiten nur für Frauen zugänglich ist. Die Verlängerung der Öffnungszeiten soll im Sinne einer dringend notwendigen Massnahme unabhängig von einer möglichen (Teil-) Finanzierung durch den Kanton Bern realisiert werden.
Zudem wird der Gemeinderat beauftragt, dem Stadtrat umgehend und detailliert Bericht zu erstatten, wie er die Situation auf der Schützenmatte und in der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse zu verbessern gedenkt.

Begründung der Dringlichkeit:
Die mit der offenen Drogenszene unter der Eisenbahnbrücke auf der Schützenmatte verbundenen unhygienischen und unmenschlichen Verhältnisse zeigen, dass sofort gehandelt werden muss.

Bern, 18. September 2008
1
Die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse ist zur Zeit folgendermassen geöffnet:
Montag 14.30-17.30 Uhr
Dienstag-Samstag 14.30-21.30 Uhr
Sonntag 16.00-20.00 Uhr
nur für Frauen: Montag 18.00-22.00 Uhr

Dringliche Motion Fraktion GB/JA! mit GPB (Lea Bill, JA!/Karin Gasser, GB/Luzius Theiler, GPB), Christine Michel, Urs Frieden, Cristina Anliker-Mansour, Hasim Sancar, Rolf Zbinden

Die Dringlichkeit wird vorn Büro des Stadtrats bejaht.

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PARADISLI
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Bund 17.10.08

Stadt erlässt Paradisli Parteikosten

Stadt Bern In einer Schlichtungsverhandlung vor dem Mietamt haben sich die Stadt Bern und der Verein Paradisli gestern geeinigt. Der Verein Paradisli akzeptiere nun, dass das Zwischenmietverhältnis per 30. Juni 2007 geendet habe, teilt die städtische Direktion für Finanzen, Personal und Informatik (FPI) mit. Dies hatte das Paradisli zuvor bis vor Bundesgericht vergeblich bestritten. Als Gegenzug für die gütliche Einigung erlässt die Stadt dem Paradisli ihre Anwaltskosten, die der Verein als Prozessverlierer eigentlich hätte bezahlen müssen. Wie hoch der Betrag ist, den die Stadt nun selbst bezahlt, konnte die FPI gestern nicht beziffern. Der Verein muss damit nur noch die eigenen Anwaltskosten und die Gerichtskosten von rund 1500 Franken bezahlen. "Das ist eine Riesenerleichterung, wir sind positiv überrascht, dass uns die Stadt entgegengekommen ist", sagte Jonas Brüllhardt vom Paradisli auf Anfrage. (pmg)

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BZ 17.10.08

Keine Rückkehr

Der Verein Paradisli und die Stadt Bern haben sich beim Mietamt über das Ende des Zwischenmietvertrags geeinigt.

Vertreter der "Kulturoase Paradisli" und der städtischen Liegenschaftsverwaltung trafen sich gestern zu Schlichtungsverhandlungen beim Mietamt. Sie einigten sich dabei über die Dauer des bisherigen Zwischennutzungsvertrages für die städtische Liegenschaft im Schönbergpark, welche vom Verein Paradisli erst gemietet und dann besetzt wurde. Die "Paradisli"-Vertreter hatten die Auflösung des Zwischenmietvertrags bestritten. Laut einer Mitteilung der Stadt akzeptiert der Verein nun aber die Auflösung auf den 30.Juni 2007.

Auch der Verein Paradisli wertet die Verhandlung in einem Communiqué als Erfolg. Die Aktivisten zeigen sich gar "zuversichtlich, mit der Liegenschaftsverwaltung Verhandlungen über einen neuen Mietvertrag aufzunehmen und bald als Mieter wieder ins Bauernhaus an der Laubeggstrasse zurückzukehren".

Das kommt laut der zuständigen Gemeinderätin Barbara Hayoz "sicher nicht in Frage": Das Bauernhaus sei zurückgebaut worden, sodass man dort nicht wieder einziehen könne. "Für einen Kulturbetrieb müsste man gar ausbauen, etwa eine Feuertreppe installieren." Momentan habe die Stadt keinen geeigneten Standort für das "Paradisli". Sollte sich einer finden, wären Neuverhandlungen laut Hayoz möglich.

Der Kanton hat das Gesuch für eine neue Überbauung des Schönbergparks Anfang Oktober abgelehnt. Die Stadt prüft nun den Weiterzug ans Verwaltungsgericht.
azu

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paradisli.ch

Schadensersatzklage zurückgezogen

Heute Morgen stand beim Mietamt der Stadt Bern das Schlichtungsverfahren zum Festellungsbegehren und der Schadensersatzklage an.

Wir konnten uns mit der Stadt Bern einigen: Wir ziehen unser Begehren zurück. Die Stadt Bern erlässt uns die bisher angefallenen Parteikosten (der Exmissionverfahren).

Wir wollen zurück ins Bauernhaus aber mit einem Mietvertrag und nicht mit einer Zwischennutzung!

In der Chronik der Exmission auf Seite 93
http://www.paradisli.ch/paradisli/wordpress/?page_id=93

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Informationsdienst Stadt Bern 16.10.08

Paradisli: Erfolgreiche Schlichtungsverhandlung vor Mietamt

Die heutige Schlichtungsverhandlung zwischen der Stadt Bern und dem Verein Paradisli vor dem Mietamt konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Der Verein Paradisli akzeptiert, dass das Zwischenmietverhältnis per 30. Juni 2007 geendet hat. Es wurde vereinbart, dass beide Parteien sämtliche in diesem Verfahren gestellten Rechtsbegehren vorbehaltlos zurückziehen und die eigenen Parteikosten selber tragen.

Direktion für Finanzen, Personal und Informatik

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PROGR
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bernerzeitung.ch 17.10.08

Kulturschaffende wollen "Progr" kaufen

Die im Berner Kulturzentrum "Progr" arbeitenden Künstlerinnen und Künstler fordern den Berner Stadt- und Gemeinderat auf, das Gebäude nicht an private Investoren zu verkaufen. Sie wollen es selber erwerben.

Neue Besitzerin des ehemaligen Progymnasiums am Waisenhausplatz würde eine Stiftung, wie die Vereinigung der "Progr"- Kulturschaffenden am Freitag mitteilte. Sie soll die Liegenschaft übernehmen, für die Sanierung aufkommen und den künftigen Betrieb regeln.

Die Vereinigung verspricht dem Berner Gemeinderat und dem Stadtrat in je einem Schreiben, das Gebäude für 2,4 Mio. Franken zu kaufen und einen jährlichen Baurechtszins von 320 000 Franken zu zahlen. Das entspricht den Beträgen, den die Stadt von der Allreal Generalunternehmung AG erhalten würde.

Dieser Zürcher Firma will die Stadt Bern den "Progr" verkaufen, wie der Gemeinderat im Mai dieses Jahres mitgeteilt hatte. Die Firma würde aus dem "Progr" ein Gesundheitszentrum und ein Studienzentrum für Pädagogik machen. Hof, Turnhalle und Aula würden weiterhin für kulturelle Aktivitäten mit Bistro zur Verfügung stehen.

Mit dem Vorschlag könnte der "Progr" ohne finanziellen Nachteil für die Stadt weiterhin ein Kulturzentrum "mit internationaler Ausstrahlung" bleiben, schreibt die Vereinigung der Kulturschaffenden in ihrer Mitteilung.

Noch keine verbindlichen Zusagen da Auf Anfrage erklärte der Videokünstler Peter Aerschmann, Sprecher der Vereinigung der "Progr"-Kulturschaffenden, feste finanzielle Zusagen gebe es derzeit noch nicht. Zuerst müsse ein Entscheid des Stadtrats vorliegen, dem das Geschäft voraussichtlich im November vorgelegt wird.

Es gebe aber eine Reihe von Mäzenen, welche bereit seien, das Geld für den Kauf des Gebäudes und die jährlichen Betriebskosten locker zu machen. Wer die Mäzene seien, könne er derzeit nicht präzisieren. Die Vereinigung sei "extrem zuversichtlich", das nötige Geld zu erhalten.

Der Vereinigung schwebt vor, dass die Stadt Bern im Stiftungsrat Einsitz nähme, dazu auch Vertreter der Hochschule für Künste Bern und solche des Kunstmuseums, wie Aerschmann weiter sagte.

Die Vereinigung verspricht auch, das Haus zu renovieren. Aus der Sicht der "Progr"-Kulturschaffenden muss dies aber nicht für mehrere Millionen Franken auf einen Schlag erfolgen, sondern könnte in der Art der Münsterbauhütte auf längere Zeit ausgedehnt werden.

Tschäppät: Ball liegt beim Stadtrat

Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) hat Kenntnis vom Vorschlag der Vereinigung - wenn auch noch nicht formell, wie er am Freitag seinerseits auf Anfrage sagte. Aerschmann präsentierte ihm aber das Konzept.

Der Gemeinderat habe im Rahmen des Wettbewerbs für die künftige Nutzung des "Progr" die Spielregeln festgesetzt und müsse sich nun daran halten, sagt Tschäppät. Der Gemeinderat sei aber in diesem Geschäft nicht abschliessend zuständig.

Insofern liege der Ball jetzt beim Stadtrat. Dieser könne Änderungen vornehmen, wenn er wolle.

Der Erfolg des Vorschlags der Kulturschaffenden hänge sicher wesentlich davon ab, wie realistisch die Finanzierungsversprechen seien. "Wenn ein Mäzen kommt und sagt, 'der Progr ist super', schliesse ich das nicht aus", sagte Tschäppät".

Zwischennutzung bis Sommer 2009 erlaubt

Der "Progr" wird seit mehreren Jahren nicht mehr als Schulgebäude genutzt. Derzeit dienen die Räumlichkeiten Künstlern als Ateliers; nach Angaben der Vereinigung sind es über hundert. Die Turnhalle ist ein beliebter Veranstaltungsort für Konzerte. Diese Zwischennutzung ist auf 31. Juli 2009 befristet.

Nach dem Stadtrat wird auch noch das Berner Volk über die künftige Nutzung des "Progr" zu befinden haben.

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RECHTSEXTREMISMUS
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Radio RaBe 17.10.08

Kopf der Woche: Hans Stutz, Journalist und Kenner der rechten Szene in der CH
http://www.freie-radios.net/mp3/20081017-kopfderwoc-24578.mp3

Kopf der Woche: ein wöchentliches, längeres Gespräch mit einer interessanten Persönlichkeit. Heute:
der Publizist, Journalist und Kenner der rechten Szene in der SChweiz, Hans Stutz. Er schreibt für verschiedene Zeitungenu nd verfasst die jährliche Publikation "Rassismus in der Schweiz".
Urs Ricklin hat Hans Stutz besucht

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SICHERHEITSFIRMEN
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Beobachter 21/08 17.10.08

Sicherheitsfirmen

Die privaten Spitzel

Text: Peter Johannes Meier und Otto Hostettler

Unternehmen und politische Gruppierungen zu bespitzeln ist für Sicherheitsdienste lukrativ. Und sie können flexibler ermitteln als die Polizei. Nun fordern Politiker einen Schnüffelstopp.

Der Mann im Rollstuhl stellt sich als Thomas Berger vor. Ein Tarnname. Ihm gegenüber im Restaurant Au Premier im Zürcher Hauptbahnhof sitzt eine Studentin, die sich auf ein Jobinserat gemeldet hat. Das Unternehmen PersonnelRepresentative sucht sogenannte Event-Reporter, für 30 bis 60 Franken pro Stunde. "Berger" erklärt, worum es geht: Berichte schreiben über Veranstaltungen und Personen in der linksautonomen Szene. Anderen Studenten wollte Rollstuhlfahrer P. V. (Name der Redaktion bekannt) alias Berger das Auskundschaften von Unternehmen, das Bespitzeln der rechten Szene oder auch mal das Fotografieren von Seitensprüngen schmackhaft machen.

Für wen arbeitet diese PersonnelRepresentative? "Mit der Polizei haben wir nichts zu tun. Wir sind auch keine eigentliche Firma, sondern eine Art Task-Force zur Rekrutierung von Human Resources für Dienstleistungen eines Unternehmens im Sicherheitsbereich", erklärte sich die inzwischen nicht mehr erreichbare "Firma" auf Nachfrage.

Bis vor kurzem war unklar, ob es bloss Wichtigtuerei war, was P. V. und seine Kollegen 2005 vor den Studenten veranstalteten. Jetzt aber bestätigen Aktivisten aus der linksautonomen Szene, vom Rollstuhlfahrer während mehrerer Jahre bespitzelt worden zu sein. "Der Mann nahm an Demonstrationen und Informationsveranstaltungen teil. Er suchte jeweils auch privaten Kontakt zu einzelnen Personen, um Details über die Organisation und deren Aktivisten zu erfahren", erklärt Andrea Stauffacher vom Revolutionären Aufbau. Auch von P. V. rekrutierte Studenten hätten sich gemeldet. "Einige von ihnen entschuldigten sich später dafür."

Wer für wen spioniert, ist nicht klar

Der geistig aufgeweckte, aber körperlich fragile P. V. demonstrierte trotz Rollstuhl auf der Strasse. Genossen hievten ihn jeweils in den Zug und trugen ihn bei Bedarf über Stock und Stein - Solidarität sollte nicht an einer Behinderung scheitern. Obwohl die Aktivisten seit Ende 2005 um seine Rolle wissen, zeigte er sich bis Mai 2007 wiederholt in der Szene. Erst nachdem die Polizei ein Schreiben erhalten hatte, in dem seine Sicherheit in Frage gestellt wurde, blieb er den Veranstaltungen fern.

War es also die Polizei, die Studenten und einen Schwerbehinderten für Spitzeldienste rekrutiert hatte? Die Zürcher Stadtpolizei, die Interesse an Erkenntnissen über die linke Szene haben könnte, will sich aus "grundsätzlichen Überlegungen" nicht zu solchen Einzelfällen äussern. "Es geht um den Schutz von Vertrauenspersonen und Beschaffungsmethoden."

Wer aber schützt die Bürger, wenn "grundsätzlich" nicht klar ist, wer in wessen Auftrag Informationen sammelt und allenfalls verkauft? Dass auch Sicherheitsunternehmen in diesem Bereich tätig sind, zeigt die Infiltration linker Gruppierungen durch die Securitas in der Westschweiz (siehe auch Beobachter Nr. 14). Drei Maulwurfeinsätze werden dem Unternehmen dort mittlerweile zugeschrieben.

Mindestens in einem Fall war der Nahrungsmittelkonzern Nestlé der Auftraggeber. Und entgegen ersten Beteuerungen hat die Securitas die Infiltration offenbar nicht eingestellt: Eine mutmassliche Spionin, die bis vor kurzem bei der Securitas angestellt war, gehörte noch bis vor wenigen Tagen zum engen Kreis der Globalisierungskritiker Attac. Laut Securitas-Generalsekretär Reto Casutt stand sie bis April für die Firma im Einsatz, und zwar ausschliesslich für Sicherheitspatrouillen.

Womöglich arbeitete sie gleichzeitig für den früheren Chef der Securitas-Spitzelabteilung, der nach seinem Abgang eine eigene Sicherheitsfirma gründete. Als Securitas-Angestellter hatte der Ex-Polizist versucht, Informationen seiner Spitzel der Polizei zu verkaufen. Dies schreibt der frühere Kantonsrichter François Jomini in einem Bericht, der im Auftrag der Waadtländer Regierung die Rolle der Polizei in der Securitas-Nestlé-Affäre erhellen sollte. "Wir haben keine Unterlagen über solche Angebote gefunden", sagt dazu Securitas-Mann Casutt. Und zum damaligen Abteilungschef habe man keinen Kontakt mehr.

Dass private Sicherheitsdienste der Polizei Informationen verkaufen wollen, überrascht den Nachrichtendienst-Experten Richard Benda nicht. Für die Branchenzeitschrift "Sicherheits-Management" hat er in mehreren Ländern recherchiert: "Sämtliche befragten Firmen, die bisher nur für private Auftraggeber gearbeitet haben, schliessen nicht aus, gegen Bezahlung auch für eine staatliche Stelle zu ermitteln", so Benda. Seine Nachforschungen zeigten zudem, dass die Führungsstrukturen privater Dienste von ehemaligen Experten aus dem Staatsdienst durchdrungen sind. So arbeiten etwa beim privaten österreichischen Nachrichtendienst CIN ein ehemaliger Innenminister, ein Ex-General des Heeresnachrichtenamts und ein früherer Terrorismusexperte des Bundesamts für Verfassungsschutz. Auch bei der Securitas und ihren Tochtergesellschaften sind mehrere leitende Positionen mit Ex-Polizisten besetzt. Benda sieht in dieser Entwicklung Parallelen zum zunehmenden Einsatz von Privatfirmen in kriegerischen Konflikten, wie etwa der Firma Blackwater im Irak.

In der Schweiz ist der Ex-Polizist Hans-Ulrich Helfer mit seiner Firma Presdok seit 25 Jahren in der Informationsbeschaffung aktiv. Er bestätigt, dass es einen Markt für den privaten politischen Nachrichtendienst gibt. Von grösserer Bedeutung aber sei die Informationsbeschaffung über Unternehmen, die sogenannte Competitive Intelligence.

Private arbeiten auch im Graubereich

Diese neuen Geschäftsfelder stossen auch in der Branche selbst auf Kritik. Wer Sicherheit verkaufe und Zugang zu Unternehmen erhalte, könne doch nicht gleichzeitig Informationen beschaffen, geben private Nachrichtendienstler zu bedenken. Die fragwürdige Doppelfunktion hat einen Securitas-Kunden dazu veranlasst, sich zu erkundigen, wie eigentlich garantiert werden könne, dass bei den nächtlichen Rundgängen durch Firmengebäude nicht für andere Unternehmen ermittelt werde. In der kurzen Antwort heisst es lapidar: "Wir tätigen keine Ermittlungen bei unseren Kunden. Unsere Tätigkeiten beschränken sich auf die vereinbarten Bewachungsaufgaben."

Private Ermittler haben gegenüber staatlichen Diensten einen wesentlichen Vorteil: Sie müssen über ihre Tätigkeit politisch keine Rechenschaft ablegen, sondern sich nur an die Gesetze halten: Erlaubt ist, was nicht verboten ist. Staatliche Dienste jedoch müssen ihr Handeln auf eine rechtliche Grundlage abstützen: Verboten ist, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. So braucht es zum Beispiel für den verdeckten Einsatz eines Polizisten eine richterliche Genehmigung. Informationen von Privaten darf die Polizei einfach entgegennehmen. Erkenntnisse durch private Anbieter zu gewinnen kann darum auch für sie interessant sein. Von der Securitas hat sie offenbar Informationen erhalten, aber nicht bezahlt. Doch sogar das wäre heute im Rahmen von Aufwandsentschädigungen legal.

Auch wenn die privaten Nachrichtenbeschaffer mehr Freiheiten haben als die Polizei, bewegen sie sich doch im rechtlichen Graubereich, etwa wenn sie sich Tarnidentitäten zulegen und womöglich falsche Dokumente benutzen. Gemäss Heinz Buttauer, Präsident des Verbands Schweizerischer Polizeibeamter, überschreiten private Informationsbeschaffer mitunter gar die Grenze der Legalität. "Zudem ist nicht durchschaubar, wer überhaupt für wen Informationen beschafft und was mit den Daten später passiert." Er verlangt darum ein Bundesgesetz, das die privaten Firmen in Schranken weist. Entsprechende politische Vorstösse sind in Vorbereitung. Vergangene Woche unterzeichneten 76 Parlamentarier einen "Appell gegen Schnüffeleien durch Nestlé und Securitas".n

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Bund 17.10.08

Regeln für private Security

Sicherheitsfirmen Der Regierungsrat unterstützt grundsätzlich die Idee, ein einheitliches Zulassungsverfahren für private Sicherheitsunternehmen in Form eines neuen Konkordats zu schaffen. Den Konkordatsentwurf lehnt er in der vorliegenden Form jedoch ab, wie er gestern mitteilte.

In der Vernehmlassungsantwort an die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren kritisiert der Regierungsrat, dass eine Bewilligung nicht nur für den Betrieb, sondern auch für die einzelnen Beschäftigten erforderlich sein soll. Eine Überprüfung sämtlicher Mitarbeiter der Sicherheitsunternehmen gehe aber zu weit und sei für die Kantone nicht umsetzbar. Zudem unterscheide das Konkordat zwischen Firmen inner- und ausserhalb des Geltungsbereichs des Konkordats. Dies sei mit dem Binnenmarktgesetz des Bundes nicht vereinbar. Schliesslich erachtet der Regierungsrat das Kriterium der "Ehrenhaftigkeit" für das Erteilen einer Bewilligung als zu vage. Es sei nicht klar, anhand welcher Kriterien und wie genau die "Ehrenhaftigkeit" geprüft werden solle. Probleme sieht der Regierungsrat in diesem Zusammenhang auch bezüglich Datenschutz und polizeilicher Ermittlungsverfahren. (pd)

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BZ 17.10.08

Schüpfen

Broncos dürfen weiter patrouillieren

Der Schüpfener Gemeinderat will Ruhe im Dorf und setzt deshalb auch künftig Broncos-Patrouillen gegen Vandalen ein.

Schüpfen blickt auf einen ruhigen Sommer zurück. Dass es im Dorf weder zu Vandalenakten noch zu Saufgelagen gekommen ist, verdanke die Gemeinde den Patrouillen der Broncos Security, sagt Gemeindepräsident Ueli Hunziker (SVP). Nun soll die Sicherheitsfirma, die aus dem gleichnamigen Motorradklub hervorgegangen ist, auch künftig im Dorf für Ruhe und Ordnung sorgen. Dies hat der Gemeinderat am Mittwoch beschlossen. "Wir werden die Patrouillen je nach Bedarf aufbieten", erklärt Hunziker. Dem Sicherheitsdienst würden keine gemeindepolizeilichen Aufgaben übertragen. "Der Auftrag lautet, zu beobachten und allfällige Vorkommnisse der Polizei zu melden", so Hunziker.

Von Juli bis Anfang Oktober haben die Broncos in Schüpfen an zehn Wochenenden patrouilliert. Die Gemeinde bezahlte für diese Einsätze insgesamt 8000 Franken (wir berichteten). "Dies ist sicher ein kostenintensives Instrument", sagt SP-Gemeinderat Hans Jensen. "Allerdings arbeiten wir mit einer Nachbargemeinde zusammen und können so die Kosten tief halten." Um welche Gemeinde es sich handelt will Jensen nicht verraten.
Andrea Sommer

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RANDSTAND LUZERN
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Luzerner Zeitung 17.10.08

Entlastet die Gassechuchi künftig den Salesiapark?

Die Luzerner Gassechuchi wird zur Anlaufstelle für Randständige und Drogen- abhängige. Auch in Kriens erhofft man sich viel davon.

Handwerker erledigen in der Luzerner Gassechuchi letzte Arbeiten. Nächste Woche sollen die leicht umgebauten Räumlichkeiten am Geissensteinring in der Stadt Luzern für das Versuchsprojekt Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige, kurz K+A, fertig sein. "Wir sind im Zeitplan und hoffen, dass wir den Betrieb am Montag aufnehmen können", sagt Fridolin Wyss, Geschäftsleiter des Vereins Kirchliche Gassenarbeit Luzern, der das Projekt federführend betreut. Allenfalls würde auch erst am Dienstag oder Mittwoch geöffnet, so Wyss. "Wir möchten dann anfangen, wenn alles tipptopp bereit ist."

In der Gassenküche werden zwei Drogenkonsumräume mit Sozialberatung eingerichtet. Der Versuchsbetrieb läuft vorerst vier Monate und wird von allen Parteien des Luzerner Stadtparlamentes unterstützt.

Im Salesiapark wird gefixt

Nicht nur in Luzern, sondern vor allem auch in Kriens wird man das Projekt K+A genauestens beobachten. Denn nachdem sich die Drogenabhängigen und Randständigen vor einigen Monaten aus dem Luzerner Vögeligärtli zurückzogen, haben sie sich im Krienser Salesiapark niedergelassen. "Wir hoffen, dass die Fixerräume in der Gassechuchi eine Entlastung für den Salesiapark bewirken", sagt Cyrill Wiget, Gemeinderat und Vorsteher des Umwelt- und Sicherheitsdepartementes in Kriens. Denn: "Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass auch im Salesiapark Drogen konsumiert und gehandelt werden obwohl offiziell eigentlich nur der Aufenthalt geduldet wird." Diesbezüglich werde derzeit noch "ein Auge zugedrückt" sowohl von der Polizei als auch von der Gemeinde, so Wiget. Denn alle Beteiligten seien sich bewusst, "dass dies ein kleineres Übel ist, als wenn sich die Szene in Privatwohnungen und damit in die Quartiere verlegen würde."

Für Wiget ist aber dennoch klar, dass der Drogenkonsum im Krienser Salesiapark in Zukunft nicht mehr geduldet werden darf. "Wir hoffen, dass sich der Konsum künftig im kontrollierten Rahmen in der Gassechuchi abspielen wird und sich die Leute nur noch zum Verweilen im Salesiapark treffen." Letztlich sei es Aufgabe der kantonalen Drogenkonferenz, eine langfristige Lösung zu finden.

Szene wurde nicht ausgelagert

Fest steht: Die Stadt Luzern hatte dank dem Salesiapark in den letzten Monaten weniger Probleme mit Drogenkonsumenten, die ihren Stoff in der Öffentlichkeit konsumierten. Das Vögeligärtli, ehemals Treffpunkt und Umschlagsplatz der Drogenszene, wird nun umgebaut und verschönert. Ist der Stadtrat froh über die Verschiebung der Szene nach Kriens? Sozialdirektor Ruedi Meier: "Wir sind in erster Linie glücklich darüber, dass es im Vögeligärtli nun keinen Nutzungskonflikt mehr gibt." Also kein problematisches Nebeneinander von Passanten und Drogenabhängigen. Meier betont aber, dass die Stadt ihre Drogenszene keinesfalls nach Kriens ausgelagert habe. "Davon kann keine Rede sein. Die Drogenabhängigen haben sich ihren neuen Treffpunkt beim Salesiapark selber ausgesucht." Zudem stehe man mit den Behörden in Kriens in regem Kontakt. "Derzeit läuft es nicht schlecht", so Meier. "Und natürlich hoffen wir dass sich die Situation mit dem Projekt K+A in der Gassechuchi noch weiter beruhigen wird."

In die Schlagzeilen gerieten die Gassechuchi und der Salesiapark kürzlich auch in einem anderen Zusammenhang: Ende September wurden an beiden Orten Anschläge auf randständige Personen verübt (wir berichteten). "Die Täter konnten noch nicht gefasst werden", sagt Simon Kopp, Mediensprecher der Strafuntersuchungsbehörden. Ebenfalls sei nicht klar, ob zwischen den Anschlägen ein Zusammenhang bestehe respektive ob es sich um dieselbe Täterschaft handle. Laut Kopp hat die Polizei ihre Patrouillentätigkeit in den beiden Gebieten seither verstärkt.
Pascal Imbach

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DROGENPREISE
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Tagesanzeiger 17.10.08

Joint kostet gleich viel wie ein Schuss Heroin

"Heute kosten fünf Gramm Gras 100 Franken. Früher hat man in Zürich für dieses Geld die doppelte Menge Cannabis erhalten", sagt ein Haschkonsument gegenüber Tagesanzeiger.ch. Doch seit die Polizei verstärkt gegen die illegalen Hanfläden und die Cannabisproduzenten vorgehe, seien die Preise explodiert. Und: Die Repression hat zur Folge, dass Gras in der Stadt nur noch auf der Gasse erhältlich ist.

"Dadurch kommt es zu einer Vermischung der Angebote. Dealer verkaufen gleichzeitig Cannabis und harte Drogen", sagt Ueli Spörri, Geschäftsleiter der Zürcher Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen (Arud). Das führe zwar nicht dazu, dass Kiffen als Einstieg für andere Drogen diene, "doch wenn eine Nachfrage besteht, kann diese leichter gedeckt werden".

Brisant ist, dass die Preise für Kokain und vor allem Heroin gesunken sind. Gemäss Recherchen von Tagesanzeiger.ch sind fünf Gramm Heroin bereits ab 120 Franken erhältlich. Daraus kann sich ein Konsument bis zu 15 Schüsse setzen. Somit kommt ein Joint gleich teuer zu stehen wie ein Schuss Heroin. Weil die Hanfinitiative, die am 30. November zur Abstimmung kommt, einen staatlich kontrollierten Handel von Cannabis vorsieht, wird sie von den Fachleuten der Arud befürwortet. Durch legalen Erwerb, Anbau und Konsum würden die Preise sinken, und die Kiffer müssten sich ihre Droge nicht mehr auf der Gasse besorgen. (epp/Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)

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BEWAFFNETER KAMPF CH
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Basler Zeitung 17.10.08

"Ich war überzeugt, Gutes zu tun"

Ein St. Galler kämpfte zu RAF-Zeiten im Zürcher Untergrund für eine bessere Welt

Markus Rohner, St. Gallen

Er ist intelligent, musikalisch begabt und ein sozial denkender Mensch. Als Student lebt er in Zürich in Wohngemeinschaften und konspirativen Wohnungen, wo er sich mit Gleichgesinnten auf die Revolution vorbereitet. Er zahlt teuer dafür.

Gerade erst ist er 60 geworden, der kleine, untersetzte Mann mit den wachen Augen. Er sitzt zu Hause in der Stube und lässt den Blick nachdenklich in die Ferne schweifen. In seinem Äusseren erinnert er ein wenig an Jean-Paul Sartre. In diesen Tagen, während in den Kinos der Film über die Baader-Meinhof-Bande läuft, hat Herbert Maier (Name geändert) viel zu erzählen über Terrorismus und Anarchie und seinen jahrelangen Kampf für eine bessere und gerechtere Welt.

Im Alter von 20 Jahren kam der Sohn eines Kleingewerblers nach Zürich. An der Uni schrieb er sich in Psychologie ein. Es waren die wilden Zeiten der 68er, als die Jugend in der Grossstadt zu rebellieren und verkrustete Strukturen in Gesellschaft und Staat aufzureissen begann. Rockmusik und Drogen gehörten ebenso zum Alltag wie hitzige Debatten. "In unzähligen Sessions diskutierten wir nächtelang über politische Ideen und wollten die Welt verbessern", erinnert sich Maier. Sozialer und gerechter sollte sie werden. Man solidarisierte sich mit dem vietnamesischen Volk und den Tupamaros in Uruguay.

Bewaffneter Widerstand

Als an der Uni die "antikapitalistische und antifaschistische Woche" stattfand und später die Proletarische Kampforganisation (PKO) gegründet wurde, machte der Mann vom Land an vorderster Front mit. "Durch die Aktionen der Tupamaros und die Geschehnisse rund um die Baader-Meinhof-Gruppe wurde auch in linksextremen Kreisen immer häufiger die Frage nach dem gewaltsamen Widerstand diskutiert", erinnert er sich.

Maier war nie der Outlaw, der sich in der Revoluzzerszene von der Gesellschaft verabschiedet hat. Obwohl er phasenweise in den Untergrund abtauchte, absolvierte er den Militärdienst und arbeitete neben seinem Studium regelmässig als Werkstudent. "Hier wurde ich mit dem wahren Leben konfrontiert und kam in Kontakt mit einfachen Büezern."

Schnell einmal habe er gemerkt, dass manch junger Arbeiter über mehr Bodenhaftung verfügte als viele weltfremde Studenten aus besserem Hause, die an der Uni von der Weltrevolution träumten. "Während in Deutschland eine studentische Bewegung den Ton angab, bestand in Zürich die Basis des Widerstandes neben den Studenten vor allem aus Lehrlingen, aus einer enttäuschten und desillusionierten Arbeiterjugend und ihren Randgruppen." Bald begann sich in Maiers Leben die Spirale der Radikalisierung immer schneller zu drehen. Er engagierte sich mit Gesinnungsgenossen in der "Heimkampagne" und verhalf Heimzöglingen zur Flucht in die "Freiheit", wo sie im Untergrund versteckt wurden.

Akzeptiert sowohl von den linken Studenten wie von der rebellierenden Arbeiterjugend, schloss sich der St. Galler im November 1971 einer Gruppe von Anarchisten an. Die sechs Revolutionäre bezogen konspirative Wohnungen und bildeten die erste Gruppe, die nach 1968 auf nationaler Ebene den Weg des bewaffneten Widerstands einschlagen wollte. Sie brachen in Depots der Armee ein, legten Waffenlager an und versuchten Sprengstoff herzustellen.

Zürcher Stadtguerilla

Der Psychologiestudent und seine Mitstreiter wollten eine Stadtguerilla nach südamerikanischem Vorbild errichten. Auf weite Sicht wurden Anschläge geplant und eine Liste von möglichen Entführungsopfern erstellt. Im Frühling 1972 kam es zu Kontakten mit der Baader-Meinhof-Gruppe in Deutschland. Zwei Mitglieder der Schweizer Gruppe wurden von der RAF für die Mithilfe bei Gefangenenbefreiungen angefragt.

Zu den geplanten Gewaltakten ist es in der Schweiz nicht gekommen. Am 25. April 1972 stürzte ein Bewohner der Bändlistrasse 73 im LSD-Rausch aus dem Fenster und führte die Polizei auf die Spur der konspirativen Wohnung. In der Folge kam es in der linksextremen Szene zu 40 Verhaftungen. Die Bändlistrasse wurde landesweit zum Synonym für politischen Terror.

Bis heute. Als der Bundesrat 2002 nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine Gefährdungsanalyse vornahm, schrieb er zuhanden des Parlaments: "Anfang der Siebzigerjahre gab es enge Beziehungen zwischen der linksanarchistischen Gruppe Bändlistrasse in Zürich zur Baader-Meinhof-Gruppe in Deutschland."

Das Sextett von der Bändlistrasse, darunter zwei Frauen, wurde verhaftet und wegen "Angriffs auf die verfassungsmässige Ordnung", der versuchten Herstellung von Sprengstoff und zahlreichen Diebstählen verurteilt. Maier als Organisator der Gruppe kam für 188 Tage in Untersuchungshaft und wurde 1973 zu 17 Monaten Gefängnis bedingt verurteilt. Ihm wurde zugutegehalten, dass er immer gearbeitet hatte und über beste Arbeitszeugnisse verfügte.

Aus Fehlern gelernt

35 Jahre später schaut Maier nachdenklich auf diese verrückte Zeit zurück. "Ich bin froh, dass wir im Umfeld der Gruppe Bändlistrasse nie Gewalt gegen Menschen angewendet haben." Er spricht von Naivität und Realitätsverlust, die ihn als 25-Jährigen begleitet hätten. "Ich war überzeugt, etwas Gutes zu tun." Die Ereignisse von einst müssten in ihrem Umfeld betrachtet werden, sagt er.

"In der linken Bewegung, mit der Rockmusik, dem Widerstand, dem freien Leben fühlte ich mich am Puls der Zeit. Dort, wo Veränderungen stattfanden, wo verkrustete Strukturen aufgebrochen wurden. Man war gegen die Konsumgesellschaft, erstickende Verhältnisse in Schulen, Universitäten, im Erziehungssystem und gegen die Sexualmoral. Viele litten unter diesen Verhältnissen. Auszusteigen und dagegen anzukämpfen war für viele keine theoretische, sondern eine ganz persönliche Angelegenheit." Der endgültige Ausstieg aus der Anarchoszene gelang Maier 1979. Aber der Weg zurück in die Gesellschaft war schwierig.

Maier wünscht sich auch heute eine gerechtere und tolerantere Gesellschaft. Dafür dürfe und müsse man sich auch wehren. Der bewaffnete Widerstand allerdings sei der falsche Weg gewesen und damit zum Totengräber der 68er-Bewegung geworden. "Das konnte die Gesellschaft nicht mehr tolerieren. Ein Dialog war so nicht mehr möglich", sagt er zum Schluss.

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Der Film über die RAF

Kinobesuch. Nach langen Jahren ist Herbert Maier wieder ins Kino gegangen und hat sich den Film über die Baader-Meinhof-Gruppe und die RAF angeschaut. "Aufgrund seines Erfolges in Deutschland und in der Schweiz wird er zu einer Diskussion anregen", ist Maier überzeugt. Vielleicht werde er noch lebende Täter und Nachkommen von Opfern dazu bringen, an die Problematik heranzugehen, damit die Wurzeln des Terrorismus erkannt werden können. "Dass Täter und Opfer sich eines Tages die Hand geben werden, um gemeinsam die Wunden zu heilen versuchen, ist allerdings kaum anzunehmen." M.R.