MEDIENSPIEGEL 29.10.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- (Wahl-)Kampf um Reitschule-Strukturen
- Wahlk(RH)ampf: Eichers Putz-Mobilisierungsmail
- Schützenmatte: Überfall
- Drogenanlaufstelle: Chaos ab 1.11.08
- Heroinabgabe Thun: Widerstand
- Levrat auf Grosser Schanze
- Niemand will Hügli-Wehr
- UBS-Demo am 30.10.
- Rolf Zbinden: Klassenjustiz + Jobverlust
- Pfeffer-Pistole statt Taser
- PNOS: Wahlanalyse
- Mühleberg: Verwirrung um neuen Schrott-Atomreaktor
- police.be nutzt Schengener-Fahndungsdatenbank

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REITSCHULE
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Okt 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Mi 29.10.08
19.00 Uhr - SousLePont - Mongolei Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne

Do 30.10.08
20.30 Uhr - Kino - UNCUT: DREAM BOY - James Bolton, USA 2007

Fr 31.10.08     
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBall mit DJ Zardas, Crashkurs ab 19.30-21.00 Uhr
21.00 Uhr - Kino - RAF-Filme: Die innere Sicherheit; Christian Petzold, D 2000
22.00 Uhr - Dachstock - T.Raumschmiere (ger/Shitkatapult/Mute) & Dub Trio (usa/Ipecac)

Sa 01.10.08
20.30 Uhr - Tojo - "Bullet Rain" von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin
21.00 Uhr - Kino - Black Box BRD, Andreas Veiel, BRD 2001, OV, 101min, 35mm
22.00 Uhr - SLP - 10. Deathmetal-Night mit Carnal Decay, Oral Fist Fuck und Mortal Hatred
23.00 Uhr - Dachstock - Darkside presents: Dom & Roland (uk/Domandroland Prod) supported by Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/ch), Antart (ch), El Grin (ch) - drum'n'bass

So 02.10.08
08.00 Uhr - Vorplatz/Grosse Halle/SLP - Flohmarkt
21.00 Uhr - Dachstock - Lite (jap) - instrumental indie/rock


Infos: www.reitschule.ch


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REIT-STRUKTUR
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Bund 29.10.08

Sanfter magistraler Druck

Verbindliche Strukturen in der Reitschule? Berner Gemeinderat sagt im Prinzip Ja

Soll die Reitschule verbindliche Strukturen erhalten? Soll die Stadt der Reitschule bei wiederholten Verstössen gegen die Sicherheitsvereinbarung den Geldhahn zudrehen können? Ja, sagt der Gemeinderat. Er bleibt in seiner Antwort auf einen GFL-Vorstoss aber vage.

Stadtrat Erik Mozsa (gfl) sagt es so: "Der Gemeinderat ist mit meinem Vorstoss einverstanden. Aber er getraut sich noch nicht so recht, es laut zu sagen." Drei Wochen vor den Wahlen ist die Vorsicht der Stadtregierung nachvollziehbar: Als Mozsa letzten Mai seine Motion zur Schaffung von verbindlichen Strukturen in der Reitschule einreichte, gingen die Wogen hoch. Die Reitschul-Betreiber schrieben von einem Versuch, das Kulturzentrum "in seiner Kreativität und Eigenständigkeit zu zerstören". Mozsa wurde im Kulturzentrum angepöbelt, der Förderverein Reitschule distanzierte sich von seinem Mitglied und dieses trat kurz darauf aus dem Verein aus.

Tabubruch bei Rot-Grün

Aufregung gab es auch im Stadtrat. Erstmals in der gut zwanzigjährigen Geschichte des Kulturzentrums verknüpft ein Exponent der rot-grünen Mehrheit die Forderung nach verbindlichen Strukturen in der Reitschule mit der Androhung möglicher Sanktionen. Mozsa fordert, dass die Stadt bei wiederholten Verstössen gegen die Sicherheitsvereinbarung der Reitschule den Geldhahn zudrehen kann. Er begründet dies unter anderem mit dem Umstand, dass sich Gewalttätige regelmässig in die Reitschule zurückziehen und sich so dem Zugriff der Polizei entziehen können.

Die Bündnispartner der GFL bekundeten Mühe mit dem Vorstoss. SP-Fraktionschefin Giovanna Battagliero äusserte die Vermutung, dass die Sanktionen nicht die gewaltbereiten Personen, sondern die Kulturschaffenden treffen könnten. Die Stadt könne die Schaffung anderer Strukturen in der Reitschule höchstens fördern, nicht erzwingen. Was sagt nun aber der Gemeinderat?

Polizeipräsenz erhöht

Die Antwort ist verwirrlich: Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat zwar, die Motion für erheblich zu erklären. Er nimmt aber zu den zentralen Forderungen nicht explizit Stellung. "Es sollen rasch verbindliche Regeln für die Organisationsentwicklung und die Einhaltung des Leistungsvertrags sowie der Sicherheitsvereinbarung gefunden werden", hält die Stadtregierung in der gestern publizierten Antwort fest. Auf die Forderung nach verbindlichen Strukturen geht der Gemeinderat in seiner schriftlichen Antwort aber nicht ein. Auch die Sanktionsmöglichkeiten der Stadt bei Verstössen gegen die Sicherheitsvereinbarung werden nicht erwähnt. Stattdessen zählt die Stadtregierung auf, was sie alles gegen die "Verschlechterung der Lage auf dem Vorplatz" unternommen habe. So sei in "enger Zusammenarbeit" mit der Kantonspolizei die Repression verstärkt und die Präsenz der Polizei und der Gasseninterventionstruppe Pinto verstärkt worden. Die Massnahmen hätten bereits "gegriffen" und die Situation habe sich "wesentlich und sichtbar verbessert", hält der Gemeinderat fest.

Im Kampf gegen die Drogenszene wiederum seien "Sofortmassnahmen" nötig gewesen. Der Gemeinderat habe die Kantonspolizei angewiesen, ab Ende September "mit den nötigen repressiven Mitteln gegen die Bildung einer offenen Drogenszene vorzugehen". Bei dieser erhöhten Polizeipräsenz müsse eine Abdrängung der Szene in die Innenstadt verhindert werden.

"Stadt kann behilflich sein"

Laut Gemeinderat Stephan Hügli (mitte) steht der Gemeinderat hinter den Anliegen der Motion Mozsa. "Wenn die Sicherheit vor der Reitschule verbessert werden soll, müssen auch die Betreiber ihren Beitrag dazu leisten, indem sie verbindliche Strukturen schaffen." Der Gemeinderat habe in seiner schriftlichen Antwort den Begriff "verbindliche Strukturen" gemieden, weil er diese der Reitschule nicht vorschreiben wolle. Bevor es aber so weit sei, müssten die Reitschulbetreiber Regeln für ihre "Organisationsentwicklung" festlegen. "Dabei kann die Stadt behilflich sein", sagt Hügli.

Was aber ist nun mit den Sanktionsmöglichkeiten der Stadt bei wiederholter Missachtung der Sicherheitsvereinbarung? "Die werden vom Gemeinderat geprüft", sagt Hügli. Schliesslich heisse es in der schriftlichen Antwort, dass der Gemeinderat "weitere Schritte im Sinne der Motion" prüfen werde. "Damit sind zum Beispiel auch die Sanktionsmassnahmen gemeint", sagt der Sicherheitsdirektor.

Debatte erst nach den Wahlen

Die Motion Mozsa soll gemäss einem Ordnungsantrag der GFL/EVP-Fraktion noch in dieser Legislatur im Stadtrat behandelt werden. "Damit wollen wir der SVP-Initiative zum Verkauf der Reitschule den Wind aus den Segeln nehmen", sagt Fraktionschef Peter Künzler. Dem Vernehmen nach ist der Vorstoss für den 4. Dezember traktandiert - kurz nach den Wahlen.

Bernhard Ott

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Kommentar: Halber Tabubruch

Der Gemeinderat ist im Prinzip für die Schaffung verbindlicher Strukturen in der Reitschule. Zumindest stellt er sich hinter den GFL/EVP-Vorstoss, der dies verlangt. Aber er traut sich nicht so recht, dazu zu stehen.

Das ist politisch mutlos, wenn auch nachvollziehbar, nicht nur wegen der Wahlen. Schliesslich hat der rot-grün dominierte Gemeinderat in der Geschichte der Reitschule noch nie auf die Einhaltung der Spielregeln unter Androhung von Sanktionen gepocht, wie dies der Vorstoss weiter verlangt. Der Tabubruch ist aber nur ein halber, weil der Gemeinderat "der Reitschule die Strukturen nicht vorschreiben will", wie sich Gemeinderat Stephan Hügli (mitte) ausdrückt. Zudem nimmt die Regierung zu den verlangten Sanktionsmöglichkeiten nicht Stellung. Beide Forderungen sind aber Eckpunkte der GFL-Motion, die der Gemeinderat für erheblich erklären will.

Die Vermutung liegt nahe, dass der Gemeinderat "gäng wi gäng" weiterfahren möchte. Über die Umsetzung der Motion und allfällige Fristen verliert er kein Wort. Im Umgang mit der Reitschule scheut sich die Stadtregierung nach wie vor, bestimmter aufzutreten. Die rechtsbürgerlichen Promotoren der neuesten Abschaffungsinitiative werden sich diesen Steilpass kaum entgehen lassen.

Bernhard Ott

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WAHLK(rh)AMPF
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Von: Bernhard Eicher [mailto:info@bernhard-eicher.ch]
Gesendet: Montag, 27. Oktober 2008 07:15
An: TeleBaern; 20minuten; Berner Bär; BZ Redaktion; Capital FM; Punkt CH; Radio Rabe; Redaktion; Redaktion BE1; Redaktion Blick am Abend; Redaktion Bund; Region Bern, DRS; Schweiz Aktuell; Schweizerische Depeschen Agentur; SDA; redaktion@news.ch; ebundredaktion@derbund.ch

Betreff: Einladung: Putzaktion vor Reitschule

Liebe Medienschaffende

Gerne laden die jungfreisinnigen stadt bern Sie zur erwähnten Putz-Aktion vor der Reitschule ein.

Für Fragen stehe ich Ihnen zur Verfügung.

Freundliche Grüsse

Bernhard Eicher

079/ 561 83 07

Stadtrat und Präsident


Bernhard Eicher
Schönburgstrasse 23
3013 Bern
Tel.: 079 561 83 07
Mail: info@bernhard-eicher.ch
www.bernhard-eicher.ch

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Sichere und saubere Stadt: Jetzt legen wir halt selbst Hand an!

Die jungfreisinnigen stadt bern setzten sich seit Jahren für eine sichere, saubere und lebenswerte Stadt Bern ein. Leider foutiert sich der links-grüne Gemeinderat aber ebenfalls seit Jahren darum. Chaoten in der Reitschule lässt er ungesühnt gewähren, er toleriert Sonntag für Sonntag illegale Demos ("Essensausgaben"), lässt Land- sowie Hausbesetzern freie Hand und unternimmt nichts gegen organisierte Bettelbanden.

Mit einer symbolischen Putz-Aktion vor der Reitschule wollen wir gegen diese lasche Haltung des Gemeinderates protestieren. Wenn die links-grüne Regierung nicht im Stande ist, für ein sauberes und sicheres Bern zu sorgen, müssen wir halt selber mit Besen, Putzeimer und Putzschwamm Hand anlegen. Zur Aktion sind Sie natürlich herzlich eingeladen:

Datum: Mo. 27. Okt. 2008
Zeit: 11.30 Uhr
Ort: Vorplatz Reitschule

Im Anschluss an die Aktion werden wir in der Innenstadt Flyer für ein sauberes und sicheres Bern verteilen.

Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Freundliche Grüsse

Bernhard Eicher
079/ 561 83 07
Stadtrat und Präsident

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SCHÜTZENMATTE
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Bund 29.10.08

Paar wurde vor der Reitschule beraubt

Stadt Bern In der Nacht auf Samstag, um etwa 1 Uhr, wurde ein Paar vor dem Haupteingang der Reitschule von drei bis fünf Unbekannten beraubt, wie die Polizei gestern mitteilte. Einer der Unbekannten versetzte dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht. Das Opfer fiel zu Boden, worauf die Unbekannten einen Halbkreis um das Paar bildeten. Dabei wurden den beiden elektronische Geräte abgenommen. Die Täter flüchteten. Der unbekannte Schläger dürfte laut Beschreibung aus Nordafrika stammen. Die Kantonspolizei sucht Zeugen (Tel. 0316348245). (pkb)

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BZ 29.10.08

Überfall vor der Reitschule

Ein Mann und eine Frau wurden am Wochende auf dem Weg zur Berner Reitschule von drei bis fünf Unbekannten überfallen.

Letzten Samstag, um 1 Uhr nachts, waren ein Mann und eine Frau unterwegs zur Reitschule. Vor dem Haupteingang, unterhalb des Eisenbahnviaduktes, kam eine Gruppe von drei bis fünf Unbekannten auf die beiden zu.

Unvermittelt trat einer aus der Gruppe heraus und versetzte dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht. Das Opfer fiel zu Boden, worauf die Unbekannten einen Halbkreis um das Paar bildeten und den beiden diverse elektronische Geräte abnahmen. Nach kürzester Zeit waren die Unbekannten verschwunden. Der Schläger dürfte aus Nordafrika stammen.
pkb

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police.be.ch 28.10.08

Medienmitteilung vom 28. Oktober 2008

Bern / Zeugenaufruf

Paar beraubt

pkb. In der Nacht auf Samstag wurden ein Mann und eine Frau vor der Berner Reitschule von Unbekannten beraubt. Die Kantonspolizei Bern sucht Zeugen.

Am Samstag, 25. Oktober 2008, um 0100 Uhr waren ein Mann und eine Frau unterwegs zur Reitschule in Bern. Vor dem Haupteingang, unterhalb des Eisenbahnviaduktes, kam eine Gruppe von drei bis fünf Unbekannten auf die beiden zu. Unvermittelt trat einer der Unbekannten aus der Gruppe heraus und versetzte dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht. Das Opfer fiel zu Boden, worauf die Unbekannten einen Halbkreis um das Paar bildeten. Dabei wurden den beiden diverse elektronische Geräte abgenommen. Nach kürzester Zeit waren die Unbekannten verschwunden.

Der unbekannte Schläger wird wie folgt beschrieben: ca. 20 bis 30 Jahre alt und 175 cm gross, kurze, schwarze, gekrauste Haare. Er dürfte aus Nordafrika stammen. Zur Tatzeit war er dunkel gekleidet und trug eine dicke, schwarze Bomber- oder Daunenjacke.

Die Kantonspolizei Bern bittet Personen, die Hinweise zu diesem Vorfall oder zur Täterschaft geben können, sich unter der Telefonnummer 031 634 82 45 mit ihr in Verbindung zu setzen.

Untersuchungsrichteramt III Bern-Mittelland

(bwb)

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DROGENANLAUFSTELLE
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Bund 29.10.08

Anlaufstelle: Chaos erwartet

Stadt Bern Ab nächstem Samstag, dem 1. November, sind die Tore der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse definitiv geschlossen für Abhängige aus Thun und dem Berner Oberland. Die Securitas verlange ab dann bei der Einlasskontrolle konsequent neben Pass oder ID auch eine amtliche Bestätigung der Wohnadresse von den Eintrittswilligen, sagt Ines Bürge, Leiterin der Anlaufstelle, auf Anfrage.

Zu Beginn werde es wohl einen "Salat mit Ausweisen" geben. Ein gewisses Durcheinander bei der Einführung einer neuen Regel sei aber normal. Bürge rechnet "nur punktuell" mit Thuner Süchtigen, die versuchen, Einlass zu erhalten. Diese seien umfassend über die Massnahme informiert worden.

Die Stadt Bern hatte das Einlassverbot beschlossen, weil die Anlaufstelle notorisch überfüllt ist - auch wegen Süchtigen aus Thun und dem Oberland. (pmg)

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HEROINABGABE THUN
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Thuner Tagblatt 29.10.08

Einmal mehr: Widerstand gegen Heroinabgabestelle

Von Michael Gurtner.

Die Stadt Thun will die Heroinabgabestelle HeGeBe an die Allmendstrasse 10 zügeln. Gegen das Baugesuch gingen jetzt aber zwei Einsprachen ein: Für die Nachbarn Emmi und Kino Marti ist der Stand-ort "extrem ungünstig".

Der Standort der Heroingestützten Behandlung (HeGeBe) ist seit Jahren umstritten - und er bleibt es weiterhin. An der heutigen Abgabestelle an der Marktgasse störten sich Anwohner und Geschäftsbetreiber. Die Stadt suchte lange vergebens nach einer Alternative. Schliesslich stimmte der Stadtrat im Juni dem Umzug der kontrollierten Heroinabgabe an die Allmendstrasse 10 zu. Jetzt ist die Einsprachefrist gegen das Baugesuch abgelaufen - und auch der neue Standort wird nicht einfach hingenommen. Zwei gewichtige Einsprachen sind eingereicht worden, wie Reto Eymann, Bereichsleiter Bau- und Bodenrecht beim Regierungsstatthalteramt, gestern auf Anfrage bestätigte.

Emmi und Marti dagegen

Die erste Einsprache kommt von Emmi: Die Marazzi Generalunternehmungen AG treibt die Entwicklung des "Gerberkäse-Areals" auf der gegenüberliegenden Seite der Allmendstrasse im Auftrag des Emmi-Konzerns voran - bereits 2009 soll der Spatenstich für eine neue Überbauung erfolgen. "Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass die HeGeBe an einen Ort zügeln soll, wo ein Entwicklungsschwerpunkt der Stadt entsteht. Das ist nicht der optimale Standort", sagte Stephan Wehrle, Pressesprecher der Emmi-Gruppe. Man habe überhaupt keine Ressentiments gegen Randständige, aber die Heroinabgabe an der Allmendstrasse sei nicht in Einklang mit der künftigen Nutzung des Gebiets. Ebenfalls eine Einsprache eingereicht hat Alain Marti von den Kinobetrieben Marti - gemeinsam mit anderen Nachbarn des geplanten HeGeBe-Standorts, darunter Gewerbetreibende und Private. "Wir sind nicht gegen die HeGeBe, aber gegen den Standort an der Allmendstrasse", erklärte Marti auf Anfrage. Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Selve- und des Emmi-Areals sei der Standort "extrem ungünstig".

Aarefeldleist: Keine Freude

Wenig Freude herrscht auch beim Aarefeldleist. Trotzdem hat er auf eine Einsprache verzichtet. "Wir haben unseren Unmut gegenüber einer HeGeBe in einem Gebiet, das sich entwickelt und in das investiert wird, beim Gemeinderat deponiert", sagte Leistpräsident Simon Widmer. Den Verzicht auf eine Einsprache begründet er damit, "dass wir auch keinen besseren Standort vorschlagen können". Denn: Noch zentraler sei noch schlechter. Falls die HeGeBe doch an die Allmendstrasse zügelt, ist für den Aarefeldleist eines wichtig: "HeGeBe und nebenan die Notschlafstelle müssten klar getrennt sein. Sonst ist nicht gewährleistet, dass es funktioniert", sagte Widmer.

"Richtiger Standort"

Der für den Bereich Soziales zuständige Thuner Gemeinderat Andreas Lüscher (SVP) hat Kenntnis von den Einsprachen. Er betonte, dass der Gemeinderat den Standort Allmendstrasse nach wie vor als richtig beurteilt: "Die Voraussetzungen sind günstiger als in der Marktgasse." Die politische Akzeptanz für den Umzug sei vorhanden. Und: "Die Allmendstrasse ist eine Ausfallstrasse und gehört damit nicht zum innersten Kern der Stadt." Dadurch, dass sie viel frequentiert ist und etwa auch ein Teil der kantonalen Verwaltung in der Nähe sei, existiere eine gewisse soziale Kontrolle. "Negative Auswirkungen wären sofort feststellbar, und wir könnten wenn nötig einschreiten." Lüscher betont aber auch, dass der HeGeBe-Betrieb gut geführt sei und eine griffige Hausordnung existiere - das hätten die Erfahrungen an der Marktgasse gezeigt. Dass eine uneingeschränkte Akzeptanz der Nachbarschaft wohl unmöglich ist, ist Lüscher klar. Seine Botschaft an die Einsprecher lautet: "Es ist wichtig, aufeinander zuzugehen - und zu schauen, unter welchen betrieblichen Bedingungen das Projekt umsetzbar ist."

Wie geht es weiter?

"Wir werden die Einsprachen nun der Bauherrschaft für eine Stellungnahme unterbreiten", erklärte Reto Eymann vom Regierungsstatthalteramt das weitere Vorgehen. Erst danach werde entschieden, ob es zu Einspracheverhandlungen kommt. Wann der Umzug von der Marktgasse an die Allmendstrasse frühestens erfolgen könnte, ist laut Andreas Lüscher schwierig zu sagen: "Kann das Baubewilligungsverfahren noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden, könnte die HeGeBe wahrscheinlich Ende 2009 oder im Frühling 2010 zügeln." (Thuner Tagblatt)

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Info-Box

Umbau kostet 1,3 Millionen Franken

Der Stadtrat stimmte im Juni zu, das ehemalige Ausländerhaus an der Allmendstrasse im Baurecht an den Verein für die Integration und Behandlung suchtkranker Menschen (VBI) abzugeben. Dieser führt in der Heroingestützten Behandlung HeGeBe die Heroinabgabe durch - und ist auch Baugesuchssteller für den Umbau am geplanten neuen Standort. Die Umbaukosten von rund 1,3 Millionen Franken übernehmen der VBI und der Kanton. Geplant sind der Patientenbereich mit Warteräumen, Abgabestelle und Untersuchungszimmer im Erdgeschoss sowie Büroräume im Ober- und Dachgeschoss. Die 70 Drogenabgabeplätze sollen um 50 Methadonplätze erweitert werden.
"Der Baurechtsvertrag mit dem VBI kommt nur zustande, wenn die Baubewilligung vorliegt", betont Gemeinderat Andreas Lüscher (SVP). "Würde das Baugesuch wider Erwarten abgelehnt, wären wir wieder beim Status quo."

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GROSSE SCHANZE
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Bund 29.10.08

Kleine Erfolge auf der Grossen Schanze

Christian Levrat, Präsident der SP Schweiz, referierte auf der Uniterrasse über Sicherheit im öffentlichen Raum

Vier von zehn Länggass-Bewohnern trauen sich nachts nicht über die Grosse Schanze. Das Problem ist alt. Massnahmen werden aber nur zögerlich umgesetzt.

Enttäuscht musste Cipriano Alvarez feststellen, dass es auf der Grossen Schanze keine Probleme gibt. Kein Dealer, kein Alkoholiker und kein Gewalttäter wollte sich zeigen, als der Vorstand der SP Länggasse am Montagabend durch die Parkanlage führte, um seinem Gast Christian Levrat einen von Berns gefürchtetsten Orten zu zeigen: die Uniterrasse, den Unort, wo sich Drogendealer und -konsumenten treffen und regelmässig Gewaltdelikte verübt werden. "So ruhig wie heute ist es nicht immer", sagte Alvarez geradezu entschuldigend und brauchte die neuesten Zahlen um die Bedrohung dennoch deutlich zu machen: "Für 41 Prozent der Länggässler ist die Grosse Schanze eine ,No-Go-Area', um die sie lieber einen Bogen machen", erklärte Alvarez.

Christian Levrat liess sich durch die fehlende Besetzung der Szene nicht beirren. Auf ihn machte allein schon die Kulisse Eindruck. "Dieser Park zeigt, was man bei der Raumplanung alles falsch machen kann", sagte der Nationalrat bei seiner anschliessenden Rede im Uni-Hauptgebäude. Die Anlage sei dunkel und unübersichtlich gestaltet, was beim Besucher unweigerlich ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufe. Und diese subjektive Unsicherheit müsse unbedingt bekämpft werden.

"Tochter erlebte zwei Überfälle"

Ansonsten ging Levrat bei seinen Ausführungen an der öffentlichen Mitgliederversammlung der SP-Sektion Länggasse nicht weiter auf die Sicherheitsprobleme im Quartier ein, sondern wiederholte ausführlich, was er tags zuvor bereits am Parteitag in Aarau zur Sicherheitspolitik der SP gesagt hatte. Als nach Levrats Grundsatzrede dann noch sämtliche SP-Stadtratskandidaten aus der Länggasse zur Wahlkampfrede anhoben, riss einer Besucherin der Veranstaltung der Geduldsfaden: "Ich bin enttäuscht über diese Diskussion", unterbrach sie die Redner. Sie sei hergekommen, um über Strategien gegen die Gewalt auf der Grossen Schanze zu debattieren, und nicht, um sich Wahlpropaganda anzuhören. Die Probleme drängten. Ihre Tochter sei auf der Uniterrasse bereits mit einem Taschenmesser bedroht und ausgeraubt worden. Dieselbe Tochter habe später miterleben müssen, wie ein Pensionär direkt vor ihrer Haustür überfallen worden sei. Und sie selbst finde alltäglich Spritzen, Drogen, Fäkalien in ihrem Garten. Und regelmässig lungerten auch ungebetene Gäste da herum. "Nachdem ich von etlichen Nachbarn ähnliche Geschichten gehört hatte, wollte ich erst eine Versammlung organisieren", so die Votantin weiter. "Aber das wäre ja wohl eher eure Sache."

Viele Ideen, keine Massnahmen

Stadträtin Ursula Marti nahm den Ball auf und stellte in Aussicht, eine solche Anwohner-Veranstaltung zu organisieren. Sie betonte ausserdem, dass sie in der Sicherheitsfrage bereits vor einem Jahr politisch aktiv geworden sei. In einem Postulat habe sie "die Rückeroberung der Schanze durch die Bevölkerung" gefordert, wie sie vor zehn Jahren auf der Kleinen Schanze erfolgreich durchgeführt wurde. Längere Öffnungszeiten im SBB-Restaurant, mehr Spielmöglichkeiten für Kinder, eine bessere Beleuchtung sowie eine Bar auf der Einsteinterrasse hatte Marti seinerzeit gefordert, um die ungeliebten Szenen auf der Grossen Schanze zu verdrängen. Mit bescheidenem Erfolg allerdings. Die SBB erklärten, ihr Restaurant an Toplage sei in erster Linie eine Personalkantine und werde mangels Nachfrage abends nicht länger als bis 21 Uhr geöffnet. Spielgeräte wurden von der Stadt bislang nicht zur Verfügung gestellt und auch die Beleuchtung - "es handelt sich dabei um ein Kunstwerk" - wurde nicht verbessert. Einzig aus der Sicherheitsdirektion von Stephan Hügli kamen halbwegs konkrete Signale. Hügli möchte im kommenden Jahr auf der Grossen Schanze sein Pilotprojekt "Community Policing" starten, bei dem Freiwillige die Polizei unterstützen. "Ich hoffe nur, dass das keine eigentliche Bürgerwehr gibt", sagte Ursula Marti. Sie hoffe vielmehr auf die Initiative und Zivilcourage jedes einzelnen Parkbesuchers. "Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen, sondern müssen die Anlage weiter benutzen", riet sie den Anwesenden. Allerdings wurde Martis Aufruf nicht von vielen gehört. Nur gerade zwanzig Personen waren der Einladung der SP zu dem Themenabend gefolgt. "Wenn das Thema nicht mehr Leute interessiert, zweifle ich ernsthaft daran, dass die Grosse Schanze zurückerobert und wieder zu einem einladenden Quartiertreffpunkt wird", sagte eine Votantin zum Ende der Veranstaltung.

Pascal Schwendener

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HÜGLI-WEHR
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punkt.ch 29.10.08

Parteien wollen keine Bürgerwehr

Parteien können sich eine Bürgerwehr in der Länggasse nicht vorstellen

Stephan Hüglis Vision einer verstärkten Zusammenarbeit von Polizei und Quartierbewohnern (".ch" berichtete) hat nur eine Chance, wenn er auf die Einführung einer Bürgerwehr im Länggasse-Quartier verzichtet. Dies zeigt eine Umfrage bei den Berner Parteien.
Leyla Gül, Parteisekretärin der SP Bern, erklärt auf Anfrage: "Die SP ist gegen jede Art von Bürgerwehr. Die öffentliche Sicherheit ist ganz klar Sache der Polizei." Dieser Meinung ist auch die FDP. "Der Einsatz von Bürgerwehren kommt für die FDP nicht infrage. Das Gewaltmonopol liegt beim Staat."
Auch Manuel C. Widmer, Präsident der GFL, erklärt: "Nachbarschaftshilfe ist eine gute Idee. Falls aber eine Bürgerwehr eingesetzt werden soll, werden wir uns mit allen Mitteln dagegen wehren."
Ähnlich tönt es bei der BDP. "So etwas ist schlichter Unsinn. Es ist wesentlicher Bestandteil des Rechtsstaates, dass das Gewaltmonopol beim Staat und seinen Organen ist", erklärt Vinzenz Bartlome.

"Gegen Spionage"

Hasim Sancar, Co-Fraktionspräsident der Fraktion Grünen Bündnis/Junge Alternative, wird deutlicher: "Wir sind gegen die Einführung einer Spionagegesellschaft. " Bern sei eine der sichersten Städte der Schweiz. Diese Meinung teilen auch die Länggasse-Bewohner. 84 Prozent fühlen sich "sicher" oder "eher sicher", wie eine aktuelle Umfrage der Sicherheitsdirektion zeigt. matthias.engel@punkt.ch

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FINANZ-KRAMPF
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Bund 29.10.08

"Schluss mit der Abzockerei!"

Stadt Bern Morgen Donnerstag, 30. Oktober, findet ab 17.30 Uhr auf dem Bärenplatz vor der UBS eine Protestdemo statt. "Schluss mit der Börsenspekulation - Schluss mit der Abzockerei - Stärkung der realen Wirtschaft - das Kasino wird geschlossen - das Spiel ist vorbei!", schreiben die SP von Stadt und Kanton Bern, das Grüne Bündnis Bern, die Grünen Kanton Bern, DIDF, VPOD, Gewerkschaft Kommunikation, SEV, Comedia, Attac, Unia Region Bern und die Gewerkschaftsbünde. Bereits heute Mittwoch um 17 Uhr lädt die Juso der Stadt Bern "zum friedlichen Protest" vor die gleiche UBS-Filiale. (pd)

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ZBINDEN-BASHING
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Bund 29.10.08

PdA-Stadtrat Zbinden ging auf Polizist los

Stadt Bern Seine Teilnahme an der Anti-SVP-Demo vom 6. Oktober 2007 hat in Bern schon für Wirbel gesorgt. Gestern stand PdA-Stadtrat Rolf Zbinden aber auch wegen einer anderen, kleinen Kundgebung vor dem Strafeinzelgericht Bern-Laupen. Am 2.März 2007 soll er vor der dänischen Botschaft auf einen Polizisten eingeschlagen haben. Zbinden bestreitet die Tat.

Die Strafeinzelrichterin sah es gestern aber als erwiesen an, dass Zbinden den Beamten angriff. Zudem sprach sie den Linksaussen-Politiker wegen Landfriedensbruchs und Nötigung für schuldig, weil er an der Demo vom 6. Oktober teilgenommen hatte, an der es zu massiven Ausschreitungen gekommen war. Zbinden hatte angeführt, dass er die Demo verlassen habe, bevor es zu Sachbeschädigungen gekommen sei. Dies werde durch Fotos widerlegt, befand die Richterin. Sie verurteilte den Stadtrat zu einer Strafe von 30 Tagessätzen à 190 Franken und einer Busse von 1900 Franken. Zbinden wird das Urteil an die nächste Instanz weiterziehen.

Zbinden verliert Job

Obwohl das Verfahren dadurch noch hängig ist, hat der Schuldspruch für den Berufsschullehrer Folgen: Schon gestern hat sein Arbeitgeber, die Gewerblich-Industrielle Berufsschule Bern, bekannt gegeben, dass sie das Arbeitsverhältnis mit dem umstrittenen Lehrer auf Ende Semester auflöst. (jäg)

Seite 20

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PdA-Stadtrat schuldig gesprochen

Strafeinzelgericht verurteilt Stadtrat Rolf Zbinden wegen Landfriedensbruchs und Gewalt gegen Beamte - Zbinden verliert seine Stelle

Rolf Zbinden schlug einen Polizisten - dies sieht das Strafeinzelgericht Bern-Laupen als erwiesen an. Zudem verurteilt es den PdA-Stadtrat wegen Landfriedensbruchs und Nötigung, weil Zbinden an der Anti-SVP-Demo vom 6.Oktober teilnahm.

Es ging um zwei Demonstrationen gestern vor dem Strafeinzelgericht Bern-Laupen: um eine kleine Kundgebung gegen die polizeiliche Räumung eines alternativen Jugendzentrums in Kopenhagen vor der dänischen Botschaft am 2. März 2007, die nicht einmal in den Kurzspalten der lokalen Zeitungen erwähnt wurde. Und um die Anti-SVP-Demonstration vom 6. Oktober, über die sogar die "New York Times" auf der Titelseite berichtete.

Auf der Anklagebank sass der Mann, der damals das "Welcome to Hell"-Transparent in den Händen hielt, das auf das SVP-Video "Himmel und Hölle" anspielen sollte: der PdA-Stadtrat Rolf Zbinden. Das Pressebild (siehe rechts) ging um die Welt - und sorgte auch in Bern für Wirbel. Bürgerliche Politiker und der Gewerbeverband forderten die Entlassung des Berufsschullehrers, der an der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern (Gibb) unterrichtet. Damals beliess es der Arbeitgeber bei einer Ermahnung, gestern erhielt Zbinden nun aber die Kündigung (siehe Zweittext).

Verhandler oder Angreifer?

Mehr zu reden als der 6. Oktober gaben gestern vor Gericht die Vorfälle an der Kundgebung vor der dänischen Botschaft an der Thunstrasse. Anlässlich der Spontandemo soll Zbinden auf einen Polizisten eingeschlagen haben. Ein Vorwurf, den Zbinden gestern vor Gericht vehement bestritt. Die Atmosphäre an der Demo, die kurz vor Mitternacht stattfand, sei friedlich gewesen, man habe Lieder gesungen. Tröpfchenweise seien Polizei-Verstärkungen eingetroffen. Die ungefähr 15 Demonstranten seien eingekesselt worden. Ein Teilnehmer habe vorgeschlagen, dass er mit den Ordnungshütern verhandle, erzählte Zbinden. Als er einen Schritt gegen das Polizei-Kordon gemacht habe, sei er gepackt und in Handschellen gelegt worden. Dadurch sei er gar nicht in die Nähe des besagten Polizisten gekommen: "Durch einen PolizeiKordon in Vollmontur käme ich nie durch", so Zbinden. Auch habe er keinerlei Gegenwehr geleistet.

Die zwei Zeugen, die vor Gericht standen (einer davon PdA-Stadtratskandidat), bestätigten Zbindens Version: Der Polizeieinsatz, bei dem auch Gummischrot eingesetzt wurde, sei unverhältnismässig gewesen. Der erste Augenzeuge schilderte, dass Zbinden mit "äusserster Brutalität" gepackt worden sei und in Richtung Brunnadernstrasse abgeführt wurde - während die zwei Polizisten in anderer Richtung gestanden seien, im Gespräch mit einer Demonstrantin, deren Identität weder Polizisten noch Demonstranten angeben konnten. Es sei daher unmöglich, gaben die zwei Demonstrationsteilnehmer an, dass Zbinden den Polizisten hätte angreifen können.

Einig waren sich auch die beiden Polizisten, auch wenn sich ihre Aussagen fundamental von der Wahrnehmung der Demonstranten unterschied. "Die ganze Meute ist auf uns zugekommen", so der geschlagene Beamte. "Die hatten wohl das Gefühl, dass sie die Frau zurückholen müssen", meinte der zweite Polizist, der als Zeuge auftrat. Zbinden sei zuvorderst gestanden, schilderte der geschlagene Polizist den Vorfall. Plötzlich habe er ihm einen Schlag versetzt. Sein Kollege bestätigte: "Er kam auf uns zu und ,panierte' meinem Kollegen einen."

Polizist kannte Zbinden

Ob er Zbinden vor dem Einsatz schon gekannt habe, fragte Einzelrichterin Christine Schaer den geschlagenen Polizisten: "Ich kenne ihn von einem ähnlichen Vorfall vor ein paar Jahren." Aber Ressentiments hege er keine - auch habe er kein Interesse, diesen Vorfall zu erfinden. Zbindens Anwalt Willi Egloff (auch er bei der PdA) versuchte auf Widersprüche in den Aussagen der beiden Polizisten aufmerksam zu machen. Auch monierte er, dass der Rapport, auf den die Anklage fusste, drei Monate nach dem Vorfall verfasst wurde.

Doch Strafeinzelrichterin Schaer hielt in ihrem Urteil die Aussagen der Polizisten für glaubwürdig: "Es scheint nicht, dass sie die Geschichte erfunden haben." Sie sprach Zbinden daher der Gewalt und Drohung gegen Beamte für schuldig. Zudem verurteilte sie ihn wegen Landfriedensbruchs und Nötigung, da Zbinden an der Anti-SVP-Demo teilgenommen hatte, die zu massiven Ausschreitungen geführt habe. Dass Zbinden an vorderster Front des Demozugs stand, der am 6. Oktober den SVP-Zug blockierte, war gestern unbestritten. Fraglich war einzig, ob er die Demo verlassen hatte, bevor es zu Krawallen kam, wie Zbinden anführte. Laut Schaer bewiesen aber Fotos, dass Zbinden noch anwesend war. Das Strafeinzelgericht verurteilt Zbinden zu einer Strafe von 30 Tagessätzen à 190 Franken. Zudem muss er eine Busse von 1900 Franken und die Verfahrenskosten bezahlen. Anwalt Egloff kündigte noch im Gericht Appellation an.

Simon Jäggi

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Zbinden verliert seinen Job

Die Folgen des erstinstanzlichen Schuldspruchs

Rolf Zbinden wird von seinem Arbeitgeber auf Ende Januar gekündet. Die Parteien halten sich dagegen mehrheitlich zurück und verweisen auf das hängige Verfahren.

Der erstinstanzliche Schuldspruch hat für Stadtrat Rolf Zbinden Konsequenzen. "Wir lösen sein Anstellungsverhältnis auf Ende Semester auf", sagt Herbert Binggeli, Direktor der Gewerblich-Industriellen Berufschule Bern (Gibb), auf Anfrage. Die Vorfälle rund um mehrere gewalttätige Demonstrationen, an denen Zbinden teilnahm, seien nicht mehr mit seiner Anstellung als Lehrkraft zu vereinbaren. Dass eine strafrechtliche Verurteilung Konsequenzen habe, darüber habe er Zbinden schon früh informiert, so Binggeli. Nach Bekanntwerden seiner Teilnahme an der Anti-SVP-Demo vom 6. Oktober 2007 war Zbinden bereits von der Gibb, wo er mit einem 20-Prozent-Pensum angestellt ist, ermahnt worden.

Rücktritt aus Stadtrat gefordert

Etwas zurückhaltender äusserten sich gestern die Stadtratsparteien zum Urteil gegen den 56-jährigen PdA-Stadtrat. Selbst FDP-Ko-Fraktionspräsident Philippe Müller, der im Nachgang zum 6. Oktober zu Zbindens grössten Kritikern gehörte, meint: "Da das Verfahren noch hängig ist, muss man abwarten." Dennoch sei es allmählich an der Zeit, dass Zbinden aus dem Rat zurücktrete. Auch SVP-Fraktionspräsident Simon Glauser weist darauf hin, dass seine Partei schon oft betont habe, eine aktive Teilnahme des PdA-Vertreters an besagten Demonstrationen sei inakzeptabel.

"Wenn er tatsächlich einen Polizisten geschlagen hat, bedaure ich das ausserordentlich", sagt Peter Künzler, GFL/EVP-Fraktionschef. Politisch sei es schlimm, wenn sich ein Ratsmitglied derart gehen liesse - doch im Moment sei Zbinden nicht schuldig gesprochen. Ähnlich äussert sich Giovanna Battagliero, welche der SP/Juso-Fraktion vorsteht: Das Verfahren sei nicht abgeschlossen und zudem hüte sie sich davor, das Verhalten eines Stadtrates zu beurteilen: "Bald sind Wahlen - das sollen die Wähler und Wählerinnen tun." Und auch die Ko-Fraktionschefin des Grünen Bündnisses, Stéphanie Penher, will nicht über Zbinden urteilen, da er gegen das Urteil appelliert.

Simon Jäggi

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BZ 29.10.08

Rolf Zbinden

Prozess und Job verloren

Der Berner PdA-Stadtrat Rolf Zbinden hat einen Polizisten geschlagen. Das gestrige Strafurteil kostet ihn seine Stelle als Lehrer.

Es stand Aussage gegen Aussage. Die Richterin des Strafeinzelgerichtes VIII Bern-Laupen glaubte den Polizisten. PdA-Stadtrat und Berufsschullehrer Rolf Zbinden habe an einer Demonstration im März 2007 einen Polizisten geschlagen, urteilte die Richterin. Weiter wurde der 56-jährige Zbinden wegen Nötigung und Landfriedensbruchs während der Anti-SVP-Kundgebung am 6.Oktober 2007 zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt.

Wenige Stunden nach dem Urteil verlor Zbinden seine Stelle als Lehrer an der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern (Gibb). "Das Anstellungsverhältnis wird Ende Semester aufgelöst", sagte Gibb-Direktor Herbert Binggeli.tob

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PDA-Stadtrat Rolf Zbinden verurteilt

Die Richterin glaubt der Polizei

Der Berner PdA-Stadtrat Rolf Zbinden hat im März 2007 einen Polizisten geschlagen. Zudem machte er sich am 6.Oktober im gleichen Jahr an der Anti-SVP-Demonstration des Landfriedensbruchs und der Nötigung schuldig.

Vier Zeugen traten im Gerichtssaal auf. Zwei Demonstranten und zwei Polizisten.

Die Demonstranten haben im März 2007 zusammen mit dem angeklagten PdA-Stadtrat Rolf Zbinden (56) an einer Kundgebung vor der dänischen Botschaft im Kirchenfeldquartier teilgenommen. Laut eigenen Angaben hätten sie "friedlich" gegen die Schliessung eines Jugendzentrums in Kopenhagen demonstriert. "Aus Solidarität haben wir ein paar Lieder gesungen." Es war kurz vor Mitternacht. Zuvor an diesem Abend waren im Kirchenfeld bereits Chaoten und Polizisten aneinandergeraten. "Doch damit hatten wir nichts zu tun", sagten die Demonstranten der Strafeinzelrichterin.

Laut den vorgeladenen Polizisten war auch die Kundgebung kurz vor Mitternacht alles andere als friedlich. "Wir mussten Mittel einsetzen, weil die Meute auf uns los wollte", sagten beide nacheinander und meinten mit "Meute" die Kundgebungsteilnehmer und mit "Mittel" Gummigeschoss und Reizgas.

Einer der Polizisten will sogar von PdA-Stadtrat und Gewerbeschullehrer Rolf Zbinden attackiert worden sein. "Er hat mich von hinten angegriffen und mir ins Gesicht geschlagen", sagte er. "Ich kenne Zbinden von einem früheren Zwischenfall." Sein Kollege bestätigte die Attacke.

"Er wollte vermitteln"

Die beiden Mitdemonstranten von Rolf Zbinden versicherten, dass dieser den besagten Polizisten nicht angegriffen habe. "Zbinden wurde von uns bestimmt, um mit der Polizei zu vermitteln." Als er dies tun wollte, sei er brutal zu Boden gerissen und verhaftet worden.

Rolf Zbinden sagte aus: "Selbst wenn ich diesen Polizisten hätte schlagen wollen, ich hätte es nicht geschafft." Denn Laut Zbinden und den beiden von ihm ausgewählten Zeugen seien die 15 Kundgebungsteilnehmer von 20 "aggressiv gestimmten" Polizisten "in Vollmontur" eingekesselt worden. "Sie waren schwer bewaffnet mit Gummikanonen, Tränengas und was auch immer." Wie hätte er diese Sperre durchbrechen sollen? , fragte Zbinden. "Der angeblich geschlagene Polizist stand weit weg von uns bei der Tramhaltestelle Brunnadernstrasse." In diesem Punkt waren sich alle einig.

Fehlende Beweise

Die Richterin des Strafeinzelgerichtes VIII Bern-Laupen musste sich zwischen den Versionen entscheiden. Weitere Beweise fehlten ihr. Dass sie sowohl die Aussagen der Polizisten wie auch diejenigen der Mitdemonstranten als glaubwürdig bezeichnete, erleichterte ihre Aufgabe nicht.

Am Ende gewann folgende Argumentation: "Die Polizei verhaftet niemanden ohne Grund." Und auch Tränengas und Gummigeschosse würden nicht aus purer Freude eingesetzt, sagte die Strafeinzelrichterin. Auf Grund der Einsatzprotokolle glaube sie den Polizisten.

Sie sprach den PdA-Stadtrat und Berufsschullehrer Rolf Zbinden der Gewalt und Drohung gegen Beamte schuldig.

Nötigung am 6.Oktober

Weiter wurde Zbinden für die Teilnahme an der Anti-SVP-Kundgebung vom 6.Oktober im gleichen Jahr verurteilt. In diesem Fall standen der Richterin mehrere Bilder als Beweismaterial zur Verfügung. Auf einem ist Rolf Zbinden mit einem Transparent mit der Aufschrift "welcome to HELL", zu sehen. Dieses Bild wurde nach dem 6.Oktober im SonntagsBlick veröffentlicht. Es zeigt Zbinden inmitten der Strassenblockade, welche die SVP am Gang durch die Stadt Bern hinderte. "Laut dem Bundesgericht ist ein solches Verhalten eine Nötigung", sagte die Richterin und sprach Zbinden auch in diesem Punkt schuldig.

Rolf Zbinden berief sich auf die Demonstrationsfreiheit. "Dieses Grundrecht galt aber auch für SVP-Mitglieder", sagte die Richterin.

Die Anti-SVP-Demo endete in Strassenschlachten. "Wer an einer Kundgebung teilnimmt, von der Gewalt ausgeht, macht sich des Landfriedensbruchs schuldig", begründete die Richterin ihren dritten Schuldspruch. Insgesamt wurde Rolf Zbinden zu einer bedingten Geldstrafe von 30 Tagessätzen à 190 Franken und einer Busse von 1900 Franken verurteilt. Sein Anwalt kündigte noch im Gerichtssaal Appellation an.
Tobias Habegger

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Gewerbeschule

Zbinden wird gefeuert

Durch das Urteil ist Rolf Zbinden seinen 20-Prozent-Job an der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern (Gibb) los, wie Direktor Herbert Binggeli auf Anfrage erklärt. Er habe Zbinden vor einem Jahr bereits in einem längeren Gespräch über dessen Rolle bei der Demonstration vom 6.Oktober klargemacht, dass er bei einer allfälligen Verurteilung seinen Job verlieren würde. Zbinden unterrichtet Allgemeinbildung. Obschon der PdA-Stadtrat das Urteil der Einzelrichterin weiterzieht, handelt Binggeli bereits jetzt: "Das Anstellungsverhältnis wird auf Ende Semester aufgelöst."

Nachdem Zbinden im Januar auch an der unbewilligten Anti-WEF-Demo teilgenommen hatte, forderte der KMU-Verband dessen Entlassung. Auch im Grossen Rat verlangten bürgerliche Politiker dies.
azu

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pda.ch 28.10.08

Berner Justiz gegen Bürgerrechte - Rolf Zbinden verurteilt

Die bürgerliche Justiz versucht offenbar, am Berner PdA-Stadtrat Rolf Zbinden ein Exempel statuieren, um den antifaschistischen Widerstand einzuschüchtern. Des Landfriedensbruchs wurde er schuldig befunden, weil er bei der Verhinderung des geplanten SVP-Aufmarschs am 6. Oktober des letzten Jahres mit Tausenden andern zu den Demonstrierenden gehört hatte. Ausserdem soll er bei einer Demo vor der dänischen Botschaft auf einen Polizisten eingeschlagen(!) haben. Diese Vorwürfe werden von mehreren Zeugen bestritten. Trotzdem sprach ihn die Richterin der "Gewalt und Drohung gegen Beamte" schuldig. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen - Rolf Zbindens Anwalt Willi Egloff kündete noch im Gerichtssaal Appellation an.

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bernerzeitung.ch 28.10.08

Zbinden: Landfriedensbruch und Nötigung

Eine Berner Strafeinzelrichterin hat am Dienstag PdA-Stadtrat Rolf Zbinden wegen dessen Beteiligung an der Blockade des SVP-Umzugs vom 6. Oktober 2007 in Bern des Landfriedensbruchs schuldig gesprochen. Zbinden wurde auch wegen Nötigung verurteilt.

Richterin Christine Schaer sprach Zbinden zudem der Gewalt und Drohung gegen Beamte schuldig. Dies anlässlich einer Demonstration von März 2007 vor der dänischen Botschaft in Bern. Der PdA-Stadtrat schlug gemäss dem Urteil damals auf einen Polizisten ein.

Schaer verhängte gegen Zbinden eine Strafe von 30 Tagessätzen à 190 Franken bedingt auf zwei Jahre. Zudem muss Zbinden eine Busse von 1900 Franken bezahlen und die Verfahrenskosten tragen. Freigesprochen wurde er hingegen vom Vorwurf der Hinderung einer Amtshandlung und der Widerhandlung gegen das Berner Kundgebungsreglement.

Zbindens Anwalt Willi Egloff kündigte noch im Gerichtssaal Appellation an. Er hatte für Zbinden Freisprüche in allen Anklagepunkten gefordert.

"Welcome to Hell"

Am 6. Oktober wollte die SVP Schweiz vom Berner Bärengraben aus zum Bundesplatz ziehen und so vor den Wahlen für sich werben. Mehrere hundert SVP-Gegner blockierten in der unteren Altstadt den SVP-Zug, der in der Folge umkehren musste.

Die Bilder vom quer über die Strasse gespannten Transparent mit der Aufschrift "Welcome to Hell", das unter anderem von Zbinden getragen wurde, gingen danach um die halbe Welt. Diese Aufschrift bezog sich in ironischer Weise auf das SVP-Wahlkampfvideo "Himmel oder Hölle", das damals auf der SVP-Internetseite zu sehen war.

Laut Schaer beweisen Fotos in den Unterlagen, dass Zbinden noch anwesend war, als es im Rahmen der Strassenblockade zu Sachbeschädigungen kam. Auch stelle die Blockade eine Nötigung dar, weil so die SVP ihren bewilligten Umzug nicht habe durchführen können.

Zeugen widersprechen Polizei

Beim Vorfall in der Nacht auf den 3. März 2007 ging es um einen spontanen Protest von rund 15 Personen gegen das Vorgehen der dänischen Polizei in Kopenhagen. Sie räumte damals unter Einsatz massiver Mittel ein Kopenhagener Jugendzentrum.

Als die Berner Polizei bei der dänischen Botschaft eintraf und die singenden Demonstranten einkesselte, sollte Zbinden als Stadtrat mit der Polizei das weitere Vorgehen aushandeln. Das sagten am Dienstag zwei Demoteilnehmer als Zeugen vor Gericht.

Die Polizisten hätten aber den PdA-Stadtrat sofort gepackt und abgeführt. Zbinden habe deshalb die Polizisten gar nicht angreifen können.

Auch Zbinden erklärte dies vor der Richterin, während die beiden Polizisten, welche Zbinden bedroht respektive geschlagen haben soll, den Inhalt der Strafanzeige bestätigten.

Schaer bezeichnete die Anzeige als "nicht einfach erfunden". Zbinden habe nur deshalb keine Amtshandlung verhindert, weil dieser Vorwurf im Straftatbestand der Drohung und Gewalt gegen Beamte aufgehe.

Zbinden wurde ermahnt

Der 56-jährige Berufs- und Hochschullehrer Zbinden, einziger Vertreter der Partei der Arbeit im Berner Stadtparlament, wurde nach Bekanntwerden seines Auftritts am 6. Oktober 2007 von seinem Arbeitgeber ermahnt. Die Gewerblich-Industrielle Berufsschule Bern erklärte damals, Zbinden gelte als kompetente Lehrkraft.

Ausserdem lägen bisher keine Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten vor, hiess es Ende Oktober 2007.

(/sda)

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20min.ch 28.10.08

PdA-Stadtrat verurteilt
Der Berner PdA-Stadtrat Rolf Zbinden hat mit seiner Teilnahme an der Blockade des SVP-Umzugs vom 6. Oktober 2007 Landfriedensbruch begangen.

Tränengaseinsatz gegen Autonome an der Demo vom 6. Oktober 2007. (Key)

Der 56-jährige Gewerbeschullehrer wurde am Dienstag zusätzlich wegen Nötigung verurteilt. Die Richterin sprach ihn ausserdem der ­Gewalt und Drohung gegen Beamte anlässlich einer Demo vom März 2007 vor der dänischen Botschaft schuldig. Zbinden soll gemäss Urteil damals auf einen Polizisten eingeschlagen haben.

Die Richterin verhängte gegen ihn eine Strafe von 30 Tagessätzen zu je 190 Franken bedingt auf zwei Jahre plus 1900 Franken Busse. Übernehmen muss er auch die Verfahrenskosten. Zbindens Anwalt kündigte Appellation an. Im Zusammenhang mit den Vorfällen vom 6. Oktober 2007 sind noch Verfahren gegen Polizisten und die angeblichen Organisatoren der SVP-Gegenkundgebung hängig.

(sah)

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PFEFFER-PISTOLE
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20min.ch 29.10.08

Video: http://www.20min.ch/news/schweiz/story/20249509

Polizisten testen Pfefferpistole

von Gaudenz Looser

Japans Bundes­polizei hat schon tausende gekauft, diverse Polizeikorps im In- und Ausland testen sie: Die Pfefferpistole JPX Jet Protector kommt aus der Schweiz und soll Übeltäter ähnlich effektiv stoppen wie ein Taser, aber weniger gefährlich sein als ein Pfefferspray. Der Hersteller erhofft sich einen Welterfolg. Amnesty International bleibt skeptisch.

Die japanische Bundespolizei und die Stadtpolizei Kloten setzen bereits auf die "nicht tödliche Verteidigungswaffe" auf Pfefferbasis. Und die Tessiner Kapo sowie die Justizbehörden Bayerns und die Polizei von Baden-Württemberg prüfen den JPX Jet Protector der Schweizer Firma Piexon derzeit auf Herz und Nieren. Die Pfefferpistole JPX verfügt über einen Ziellaser und hat mit sieben Metern eine bedeutend grössere Reichweite als ein Pfefferspray. "Weil der Wirkstoff viel schneller auf das Gesicht trifft und doppelt so scharf ist wie der schärfste Pfefferspray, ist der Beschossene viel schneller ausser Gefecht als bei einem Pfefferspray", wirbt Jürg Thomann, CEO von Piexon. Die Stoppwirkung sei mit jener einer Elektroschockwaffe zu vergleichen, nennt Thomann sein wichtigstes Verkaufsargument. Anders als beim Taser sei das Gesundheitsrisiko bei der Pfefferpistole aber massiv geringer. Thomann hofft denn auch, durch die vergleichsweise geringe Gefährlichkeit des JPX den Taser auf dem Weltmarkt ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.

Amnesty International mag dem JPX allerdings keine Absolution erteilen: "Wir bleiben dabei, dass Pfeffersprays eine sehr gefährliche Waffe sind", sagt Sprecher Daniel Graf.

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Info-Box

Superscharfes Konzentrat

Der JPX Jet Protector verschiesst den aus Cayenne-Pfefferschoten gewonnenen, hochkonzentrierten Wirkstoff Oleoresin Capsicum mit einer pyrotechnischen Patrone. Mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h fliegt die Dosis durch die Luft und zerspritzt auf dem Gesicht des Beschossenen. "Durch das hohe Tempo wird der Wirkstoff nicht vom Wind abgelenkt und es entsteht auch kein Aerosol, das vom Schützen oder vom Beschossenen versehentlich eingeatmet werden könnte", so Piexon-CEO Jürg Thomann.

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PNOS
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Bund 29.10.08

Wie die Pnos ihr Mandat holte

Langenthal Die rechtsextreme Pnos hat bei den Stadtratswahlen ihren Sitz knapp gehalten - dieses eine Ergebnis stiess am letzten Wochenende über Langenthal hinaus auf grosses Interesse. Doch wie knapp hat die Pnos ihr Mandat verteidigt? Der "Bund" hat das Resultat der Pnos etwas genauer analysiert.

Um ein Vollmandat zu erobern, braucht es bei einem 40-köpfigen Parlament einen Stimmenanteil von 2,44 Prozent. Die Pnos holte 2,39 Prozent, es reichte ihr also nur für ein Restmandat, und zwar das dritte und letzte: Von den 40 Sitzen gingen in der ersten Verteilung 37 weg. Das erste Restmandat fiel an die FDP, das zweite an die Grünliberalen, das dritte an die Pnos.

Wären diese Restmandate anders verteilt worden, wenn sich SVP und FDP - wie 2004 - auf eine Listenverbindung hätten einigen können? Die Antwort heisst Nein. In dieser Konstellation wären zwar nur zwei Restmandate verteilt worden, aber davon das letzte wiederum an die Pnos. Der Pnos am nächsten kam die Listenverbindung aus SP und Grüne Langenthal, allerdings hätten diese beiden Parteien die Stimmen von rund 60 zusätzlichen Wählern gebraucht, um der Pnos das Restmandat abzujagen.

95 Stimmen von der SVP

Hat die Pnos ihren Sitz den Panaschierstimmen für ihren Kandidaten Timotheus Winzenried zu verdanken? Auch auf diese Frage heisst die Antwort Nein. Von den Listen der andern Parteien und Listen ohne Bezeichnung hat Winzenried 158 Panaschierstimmen erhalten. Das bedeutet, dass das dritte Restmandat auch ohne diesen Zustupf bei der Pnos verblieben wäre.

Welche der andern Parteien hat Winzenried am meisten unterstützt? Von der SVP erhielt der Pnos-Kandidat immerhin 95 Panaschierstimmen, das heisst je SVP-Liste 0,14 Stimmen. Bei den andern grösseren Parteien war die Unterstützung deutlich geringer, z.B. erhielt der Pnos-Kandidat von der FDP bloss 10 (je FDP-Liste 0,015) und der SP lediglich 5 Panaschierstimmen (je SP-Liste 0,006). Spitzenreiter in dieser Darstellung ist die EDU. Ihre 10 Panaschierstimmen an Winzenried ergeben einen Wert von 0,24 Stimmen je EDU-Liste.

Alles in allem zeigt diese kleine Analyse das erwartete Resultat: Der Kandidat der rechtsextremen Pnos wurde zwar von den Rechtsparteien besser unterstützt, aber es darf nicht übersehen werden, dass auch die Zahl der Panaschierstimmen von rechts nur ein bescheidenes Ausmass erreichte. (bur)

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SCHROTT-ATOMREAKTOR MÜHLEBERG
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BZ 29.10.08

AKW-Standort

Verwirrung bleibt

Die BKW will in Mühleberg ein AKW bauen. Doch der Kanton Bern sagt, der Standortentscheid sei noch nicht gefallen.

Die BKW will das 36 Jahre alte Atomkraftwerk in Mühleberg ersetzen. Laut BKW-Manager Martin Pfisterer möchte die BKW neben dem bestehenden Kraftwerk ein AKW bauen. Der Standort des Kraftwerks soll in der Gemeinde Mühleberg bleiben.

Mit ihren Informationen sorgt die BKW für Verwirrung. Noch am Montag sagte ein BKW-Sprecher, auch die Gemeinde Radelfingen bleibe als Standort eine Option. Laut der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern ist der Standortentscheid noch nicht gefallen.sbi

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Atomkraftwerk

BKW verunsichert Anwohner

Simon Bickel

Der Energiekonzern BKW will bis Ende Jahr mitteilen, wo und wie er ein neues Atomkraftwerk bauen möchte. Anwohner des AKW Mühleberg sind verunsichert. Sie fordern von der BKW endlich klare Informationen.

Die Informationspolitik des Berner Energiekonzerns BKW findet Anita Sieber "merkwürdig". Sieber politisiert für die SP im Gemeinderat von Radelfingen. Sie wohnt an der Aare, einen Kilometer vom Atomkraftwerk Mühleberg entfernt. Sie ist verunsichert. Und sagt: "Ich will, dass die BKW klipp und klar sagt, wie es mit dem AKW weitergeht."

Die BKW verwirrt. Der Stromkonzern möchte im Kanton Bern ein neues Atomkraftwerk bauen, als Ersatz für das bestehende Kraftwerk in Mühleberg. Im Frühjahr kündigte die BKW an, sie prüfe zwei Standorte, einen direkt neben dem bestehenden AKW in Mühleberg, den anderen in Radelfingen, auf der anderen Seite der Aare. Im Herbst verteilte die BKW Flugblätter in die Haushalte der betroffenen Gemeinden, worauf zu lesen war: "Die Würfel sind gefallen." Die BKW plane, das neue Kraftwerk in Mühleberg zu bauen. Radelfingen schien nicht mehr in Frage zu kommen. Doch am Montag sagte der BKW-Sprecher gegenüber dieser Zeitung, der Entscheid sei noch nicht definitiv. Radelfingen sei noch nicht ausgeschieden, die Gemeinde nördlich der Aare bleibe eine Option als Standort für ein Atomkraftwerk.

Die Option Radelfingen

Martin Pfisterer, Mitglied der Unternehmensleitung der BKW, sagt, die BKW habe keine Fehler bei der Kommunikation gemacht. Die Unternehmensleitung habe sich "klipp und klar" für den Standort Mühleberg entschieden. Pfisterer: "Wir können nicht auf zwei Hochzeiten tanzen." Der Standort in Radelfingen sei lediglich eine von mehreren Optionen, falls es aus "irgendeinem Grund" nicht möglich wäre, in Mühleberg ein Atomkraftwerk zu bauen. Dann könnte die BKW allenfalls auf Radelfingen zurückgreifen.

Offensichtlich lässt der Energiekonzern selbst den Kanton Bern im Ungewissen, der 52,5 Prozent der BKW-Aktien besitzt. Mirjam Bütler, Generalsekretärin der kantonalen Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion, bestätigte gestern die Aussagen, die der BKW-Sprecher am Montag gemacht hatte. Bütler sagte: "Es ist noch kein Entscheid gefällt worden." Das Flugblatt der BKW habe sie nicht gesehen. Zur Kommunikation des Unternehmens nimmt der Kanton Bern nicht Stellung.

Deutlich äussert sich Christian Wyss (SP), Gemeinderat in Mühleberg. Er sagt, bisher habe der Energiekonzern "sehr offen und klar" informiert. "Jetzt ist eine Panne geschehen. Das überrascht mich und sorgt für eine Verunsicherung. Es ist befremdend, dass die BKW Mängel bei der Kommunikation hat."

"Schadet dem Vertrauen"

Anita Sieber wohnt in der Gefahrenzone 1. Doch das Informationsblatt der BKW hat sie nicht bekommen. "Ein AKW ist eine ernste Sache. Die Kommunikation der BKW schadet dem Vertrauen." BKW-Manager Martin Pfisterer sagt dazu: "Allenfalls sind beim Verteilen der Flugblätter einzelne Haushalte versehentlich nicht bedient worden."

Bis Ende Jahr will die BKW das Rahmengesuch für ein neues Atomkraftwerk einreichen. Sie plant, bei dieser Gelegenheit eine Pressekonferenz durchzuführen. Pfisterer: "Wir werden genau sagen, wie und wo wir das AKW bauen möchten."

Die Anwohner hoffen, dass die BKW ihr Versprechen hält. Und Klarheit schafft.

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Kommentar

Besser informieren

Die BKW verbreitet widersprüchliche Informationen. Zuerst teilt der Energiekonzern auf einem Flugblatt an die betroffene Bevölkerung mit, er habe sich für die Gemeinde Mühleberg als Standort für ein neues Atomkraftwerk entschieden. Später krebst die BKW zurück. Und sagt, auch Radelfingen bleibe als Standortgemeinde eine Option. Dann heisst es wieder, die BKW habe sich für Mühleberg entschieden. Das Hin- und Her ist peinlich. Ebenso der Umstand, dass die BKW eine so wichtige Information nur in wenigen Gemeinden verbreitet.

Im Flugblatt ist zu lesen: "Das Projekt eines Kernkraftwerkbaus bewegt die Menschen. Umso wichtiger ist der BKW der offene und ehrliche Dialog mit der Bevölkerung." Diesen Vorsatz sollte die BKW nicht nur verlauten lassen, sie muss danach handeln. Gerade bei einem politisch so heiklen Vorhaben wie dem Bau eines Atomkraftwerks darf sie sich keine Fehler erlauben. Sonst wird es ihr AKW-Projekt bei einer Volksabstimmung schwer haben.

Besonders stossend: Es ist nicht das erste Mal, dass die BKW bei der Kommunikation Fehler macht. Schon beim Projekt einer Hochspannungsleitung in Köniz hat die BKW ungenügend und falsch informiert. Die BKW gehört zu den führenden Stromkonzernen der Schweiz. Das Unternehmen darf sich solche Kommunikationspannen nicht leisten.

simon.bickel@bernerzeitung.ch

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Bürgern und Politikern fehlt das Vertrauen in die BKW

Nicht nur beim AKW, auch bei andern Grossprojekten der BKW äussern Politiker und Anwohner Kritik an der Kommunikation des Konzerns. So beim Ausbau der Stromleitung Wattenwil-Mühleberg und beim Gaskraftwerk in Utzenstorf.

Als "recht spärlich" bezeichnet die Könizer Gemeinderätin Katrin Sedlmayer (SP) die Kommunikation seitens der BKW, wenn es um die geplante Aufrüstung der Hochspannungsleitung zwischen Wattenwil und Mühleberg geht. Sedlmayer ist Vizepräsidentin der Interessengemeinschaft "Hochspannung unter den Boden". In dieser IG sind nebst Köniz elf Gemeinden aus der ganzen Schweiz vertreten.

Köniz ist vom Ausbauprojekt stark betroffen. Dennoch sei die Gemeinde ungenügend informiert, sagt Sedlmayer. Fragen seitens der Gemeinde seien nie beantwortet worden. Und als die BKW das Projekt in zwei Tranchen aufteilte und dann doch wieder zusammenlegte, seien nicht einmal alle betroffenen Gemeinden darüber informiert worden. "Die BKW muss offener und transparenter informieren", sagt Katrin Sedlmayer, "die Bevölkerung hat ein Anrecht darauf, über solche Grossprojekte besser informiert zu werden." Die "unverrückbare" Haltung, welche die BKW einnehme, sei störend.

Fehlende Zahlen

Von "fehlendem Vertrauen" zur BKW spricht Fritz Ohnewein, Präsident der IG Umweltfreundliche Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg. Die Bürgerbewegung kämpft unter anderem für eine Erdverlegung der Leitung. Als falsche Bildmontagen und fehlende Zahlen in den BKW-Unterlagen auftauchten, habe das Unternehmen diese Fehler nicht eingestehen können, so Ohnewein. In letzter Zeit habe das Verhältnis etwas gebessert. "Es sind aber wir, die aktiv werden müssen, um an Informationen zu kommen."

"Offenheit nicht gelebt"

Selbst aktiv wurde auch der Gemeinderat von Wiler. Er übte mehrmals heftige Kritik an der Informationspolitik der BWK, die mit der Papierfabrik in Utzenstorf ein neues Gaskraftwerk plant. "Offenheit und Transparenz werden leider nicht gelebt", kritisierte Wilers Gemeinderat vor rund einem Jahr die Gaskraftwerk-Initianten. Er sei "sehr enttäuscht", dass ihm die einfachsten Fragen nicht beantwortet würden. Zwar wurde eine Begleitgruppe mit Gemeindevertretern gegründet. Doch die Treffen zwischen dieser und der BKW verliefen vorerst harzig. Auch der Verein Megagas, in dem die Gegner des Kraftwerks organisiert sind, machte ähnliche Erfahrungen. Erst mit der Zeit hat sich der Informationsaustausch etwas verbessert.
wrs/lp

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SCHENGEN/DUBLIN
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BZ 29.10.08

Die Polizei fahndet mit EU-Hilfe

Die Kantonspolizei Bern hat seit Mitte August Zugriff auf die umfangreiche Schengener Fahndungsdatenbank.

Das Schengener Informationssystem (SIS) ist eine riesige Datenbank. Darin sind Personen und Sachen eingetragen, die in den 25 Schengen-Ländern zur Fahndung ausgeschrieben sind. Derzeit gibt es rund 26 Millionen gespeicherte Daten zu Gütern und Waren sowie knapp 1 Million Personeneinträge. Mit den Justiz- und Asylabkommen von Schengen und Dublin zwischen der Schweiz und der EU haben jetzt auch die Schweizer Polizeistellen Zugriff auf SIS.

38 Treffer

Im Kanton Bern ist SIS seit 14.August im Einsatz. Das sagte Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) gestern am Bernischen Gemeindepräsidententag in Bern. Und die Datenbank war für die Kantonspolizei bereits hilfreich: Bis Mitte Oktober hat es laut Käser 38 Treffer gegeben. "Dank SIS sind wir keine Insel mehr in der Fahndung", brachte der Polizeidirektor den Nutzen der Datenbank auf den Punkt. Zwar gab und gibt es bereits die internationale Datenbank von Interpol. Doch laut Käser geht SIS "viel weiter, als Interpol je gegangen ist".

Schweizweit ergaben sich im gleichen Zeitraum insgesamt 1389 Treffer. Laut Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (BDP), die am Anlass ebenfalls auftrat, wurden in der Schweiz bis Ende September dank SIS 17 Personen aufgegriffen, die mittels Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben waren.

Entlastung im Asylbereich

Konkreten Nutzen erhoffen sich Widmer-Schlumpf und Käser auch vom Dubliner Abkommen, das sich gegen Missbräuche im Asylwesen richtet. Dank internationaler Zusammenarbeit muss ein Asylgesuch im gesamten Gebiet der EU und der Schweiz nur noch einmal behandelt werden. "Ich hoffe, dass wir mehr Asylsuchende in die Erstaufnahmeländer zurückweisen können", sagte Käser. Aus demselben Grund erwartet der Bundesrat laut Widmer-Schlumpf "eine Entlastung im Asylbereich".
drh