MEDIENSPIEGEL 7.11.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Progr-Geschäft: Rückweisung
- Wahlk(RH)ampf
- Randstand Burgdorf
- Randstand Basel
- Stop Murder Music: Capleton - Basel & Lausanne
- JUSO: Burgersturm jetzt!
- Anti-Atom: Atom-Müll-Pläne
- Kultursekretärin Schaller

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REITSCHULE
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Nov 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Do 06.11.08
20.30 Uhr - Tojo - Bullet Rain von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.

Fr 07.11.08
15.30 Uhr - Kino - Queersicht (weitere Vorstellungen um: 18.00 Uhr, 20.30 Uhr und 23.00 Uhr)
20.30 Uhr - Tojo - Bullet Rain von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop: Frauendisco POPSHOP mit Djane Lonny und DJ StrAngie > women only
22.00 Uhr - Dachstock - Spectrum & Band (Ex-Spacemen 3/UK), Support: Roy & the Devil's Motorcycle (BE), Papiro (BS) > Indie/Psychedelic/Experimental/Rock

Sa 08.11.08
13.30 Uhr - Kino - Queersicht (weitere Vorstellungen um: 15.30 Uhr, 18.00 Uhr und 20.30 Uhr)
20.30 Uhr - Tojo - Bullet Rain von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.
22.00 Uhr - SousLePont - Thee Irma&Luise (BE), Confused (DE), Jokari (FR) - 60's, Noisy HC-Punk & eh Noise...
23.00 Uhr - Dachstock - Elektrostubete & Dachstock present: Format B (Highgrade/D) & Jens Bond (Highgrade/D), Support: Little Lu (elektrostubete) & Subwalker (elektrostubete). Visuals by VJ?s Mag & Dario > Techno/Elekro/House

So 09.11.08
15.30 Uhr - Kino - Queersicht (weitere Vorstellung um: 18.00 Uhr)


Infos: www.reitschule.ch


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PROGR
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Bund 7.11.08

Zurück an Gemeinderat

Berner Stadtrat beschliesst knapp Rückweisung des Progr-Geschäfts

Soll der Wettbewerbsgewinner sein Projekt "Doppelpunkt" im alten Progymnasium realisieren? Oder dürfen die Künstler des Progr nachträglich einen Alternativvorschlag einreichen? Der Stadtrat billigte gestern spätabends mit 36 zu 34 einen Rückweisungsantrag.

Bis 22.45 Uhr diskutierte der Berner Stadtrat gestern ausgiebig, ob er auf das Geschäft eintreten soll. Das Geschäft: Die Realisierung des Siegerprojekts "Doppelpunkt " im derzeit als Kulturzentrum genutzten alten Progymnasium. Erst vor wenigen Wochen hatte es überraschend Signale aus den Kulturkreisen des Progr gegeben, wonach man ebenfalls in der Lage sei, das Gebäude zu übernehmen. Genaueres könne man erst sagen, wenn der Stadtrat die Vorlage behandelt habe. Das Rückweisungsansinnen löste unterschiedliche Echos aus.

Für die GB/JA-Fraktion begründete Christine Michel, weshalb diese den Rückweisungsantrag unterstützen wird. "Wir wollen den Künstlern eine echte Chance geben." Kultur sei beim Siegerprojekt "Doppelpunkt" nur noch in einem kleinen Teil möglich.

Das Anliegen der Progr-Leute fand auch Peter Künzler (GFL/EVP-Fraktion) sympathisch. "Wir bedauern, dass sie sich nicht rechtzeitig ins Verfahren eingebracht haben." Künzler, selbst Mitglied des Architektenverbands SIA, sagte, Architekten seien auch Kulturschaffenden, und wer die Regeln eines korrekt durchgeführten Wettbewerbs breche, missachte auf grobe Weise die Kultur. Die Stadt müsse eine verlässliche Partnerin sein, sagte Künzler. Er argwöhnte, dass es kein Zufall sein, wenn genau jetzt die scheinbare Alternative auftauche. Der Gemeinderat gelte wohl vor den Wahlen als verwundbar.

Rückweisung mit klaren Regeln

Für die Rückweisung sprach sich die SP/Juso-Fraktion aus. Giovanna Battagliero sagte, man anerkenne das Resultat des Wettbewerbs, doch sei es kulturpolitisch nicht vertretbar, dem Progr keine Chance zu geben. Die Fraktion verlange aber klare Bedingungen. Bis Ende 2008 sei der Finanzierungsnachweis detailliert zu erbringen. Es dürfe die Stadt Bern nichts kosten. "Es soll nicht nur deshalb realisiert werden, weil es flippiger ist." Die Abstimmung könnte am 17. Mai 2009 stattfinden.

Dieser Verschiebung erteilte Dolores Dana (fdp) eine klare Absage. Der Progr sei 2004 als Zwischennutzung bewilligt worden, was stets klar gesagt worden sei. Dana warnte vor einer allfälligen Zwischennutzung im Progr. Das werde kein Investor akzeptieren, die Geschichte um das Paradisli sei abschreckend genug. Die FDP trete auf das Geschäft ein. Der Alternativvorschlag sei ein Phantom mit vielen Floskeln, so wenig konkret wie ein Ufo. "Guten Morgen, liebe Künstler", rief Dana aus. In einem Brief hätten Progr-Leute angedeutet, die Stadt habe Ersatz versprochen. Dana wies das zurück: "Ihr macht zwar gute Sachen, aber diese Anspruchshaltung stört uns. Wir müssen gar nichts." Sie frage, was die Künstler gesagt hätten, wenn Künstler den Zuschlag bekommen hätten, "und dann kommt im letzten Moment Marazzi und sagt, ich auch."

Bernasconi "sehr enttäuscht"

Für die SVP sagte Peter Bernasconi, das Siegerprojekt solle zielstrebig realisiert werden. Beim Progr sei immer von Zwischennutzung die Rede gewesen. Wer jetzt etwas anderes macht, werde wortbrüchig. Das schrecke Investoren und Architekten ab. Die Stadt habe nie ein Versprechen abgegeben, dass der Progr weitergeführt werde, sagte Bernasconi. Es sei falsch, wenn das ein Brief aus Progr-Kreisen behaupte. "Es befremdet mich, wenn man sagt, wir seien wortbrüchig. Ich bin masslos enttäuscht."

Erich Hess (jsvp) fand es eine Frechheit, "wie das hier abläuft". Der Stadtpräsident sei inkompetent, und der Progr sei ein Haus voller Taugenichtse und Tagediebe. Ratspräsident Res Zysset (sp) wies in zurecht und bat die zahlreichen Progr-Sympathisanten, sich jeglicher Äusserungen zu enthalten.

CVP hatte Sympathien

Die CVP liebäugelte mit einer Rückweisung. Edith Leibundgut sagte, der Progr leiste eigentlich das, was man sich einst von der Reitschule erhofft habe. Vielleicht werde der Progr die Reitschule ablösen.

Gemeinderätin Barbara Hayoz (fdp) sagte, der Gemeinderat halte an der Vorlage fest. "Wir sind an den Wettbewerb gebunden, und wir sind verlässlich." Stadtpräsident Alexander Tschäppät (sp) nahm die Angriffe gelassen. Vor den Wahlen seien alle nervös. Er habe stets gesagt, dass es eine Zwischennutzung sei. Mit 36 zu 34 Stimmen stimmte der Stadtrat dem Rückweisungsantrag zu. Bis Ende 2008 müssen die Künstler konkret sagen, wie sie einen Progr finanzieren würden.

Markus Dütschler

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Progr 7.11.08

Die "Progr"-Künstler dürfen ran

Der Stadtrat stoppte das offizielle "Progr"-Projekt mit Gesundheitszentrum, Schulräumen, Beiz und Kulturlokal. Linke, Teile der Grünen und CVP wollen dem Gegenprojekt der "Progr"-Künstler eine Chance geben.

Mit einem Rückweisungsantrag wollten SP und GB/JA gestern einen Marschhalt in der Causa "Progr" erwirken. Hintergrund: Ein Gruppe von Kulturschaffenden, welche momentan im Rahmen der Zwischennutzung im ehemaligen Progymnasium arbeitet, möchte den "Progr" übernehmen, hat dies aber erst nach dem Ende des Investorenwettbewerbs kundgetan. Also nach dem der Zug eigentlich schon abgefahren war: Im April wurde das Projekt "Doppelpunkt" des Investors Allreal von einer Jury unter Stadtpräsident Alexander Tschäppät zum Sieger gekürt. Dieses sieht ein Gesundheitszentrum, Schulräume sowie die Weiterführung des Gastro- und Kulturlokals "Turnhalle" vor.

"Sympathisch, aber"

Christine Michel verlangte für das GB, auf diesen Entscheid zurückzukommen und den Kulturschaffenden eine Chance zu geben. "Dann müssen die Künstler den Beweis erbringen, dass sie wirklich Mäzene finden, welche ihr Projekt finanzieren." Denn auch für Michel ist klar: Der "Progr" soll im Baurecht abgegeben und das Gebäude verkauft werden.

Peter Künzler (GFL) nannte das Anliegen der Künstler "sympathisch", sprach sich aber trotzdem gegen die Rückweisung aus: "Wir finden es schade, dass sie es verpasst haben, ihr Projekt rechtzeitig einzureichen." Die Stadt müsse ein verlässlicher Partner sein. Die Gefahr bestehe, dass der Investor abspringe. Eine Rückweisung eines Geschäfts, das kurz vor der Volksabstimmung stehe, finde die Fraktion GFL/EVP stossend: "Wer hat hier Angst vor dem Volk?" An die Adresse der SP sagte Künzler, er bedauere es, dass die grösste Fraktion beim geringsten Windstoss umfalle.

SP-Fraktionschefin Giovanna Battagliero konterte, dass auch ihre Partei grosse Vorbehalte habe über das Vorgehen der Künstlergruppe. Doch der "Progr" sei ein Kulturort mit nationaler Ausstrahlung. Etwas überraschend unterstützte die CVP die Rückweisung.

"Phantomprojekt"

Dolores Dana (FDP) lobte den künstlerischen Output der "Progr"-Leute, kritisierte aber deren Vorgehen und bemängelte, dass sie ein reines "Phantomprojekt" präsentiert hatten: "Über ihre allfälligen Mäzenen sagen sie nichts - nada." Mit dem Rückweisungsantrag würde in einen nach internationalen Normen ablaufenden Wettbewerb eingegriffen. Dana warnte vor allfälligen Schadensersatzforderungen des Investors, der einen sechsstelligen Betrag in den Wettbewerb gesteckt habe. Auch Peter Bernasconi (SVP) lehnte diesen "Abgang durch den Hinterausgang" ab: "Wir würden wortbrüchig werden und während dem Spiel die Regeln abändern." Stadtpräsident Alexander Tschäppät warnte: "Der ‹Progr› darf kein Subventionsbetrieb werden, dafür fehlt das Geld."

Nach einer langen Debatte votierte der Stadtrat mit 36 zu 34 Stimmen für die Rückweisung. Damit kann das Stimmvolk nicht im Februar, sondern erst im Mai darüber befinden, ob das ehemalige Progymnasium im Baurecht abgegeben wird. Die Künstlergruppe hat nun bis Ende Jahre Zeit, ihr Finanzierungsmodell vorzuweisen.

Die Allreal würde für das bestehende Gebäude 2,4 Millionen Franken bezahlen, der Baurechtszins betrüge jährlich 320000 Franken. In die Sanierung würde Allreal 25 Millionen investieren.
Adrian Zurbriggen

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WAHLK(rh)AMPF
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Bund 7.11.08
http://www.ebund.ch/artikel_583374.html

Podiumsdiskussion fast ohne Volk

Wahlpodium vom Mittwochabend in Bümpliz

Zum ersten und einzigen Mal trafen sich am Mittwoch die neun aussichtsreichsten Gemeinderatskandidaten zu einer Podiumsdiskussion. Auf grosses Interesse stiess die Veranstaltung im Sternensaal in Bümpliz aber nicht.
 
"Gemeinderatswahlen Bern
 
Bei den Wahlen vor vier Jahren hatten sich 200 Menschen im Bümplizer Sternensaal versammelt, um den Kandidaten und Kandidatinnen kritische Fragen zu stellen. Am Mittwochabend mochten gerade mal 50 die von der Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem aufgegleiste Diskussionsrunde besuchen. Das liege wohl am Sieg von Barack Obama in den USA, die Leute würden lieber ihm zuhören als den Berner Politikern, sagte Albert Krienbühl, QBB-Präsident, scherzhaft.

Zankapfel Sicherheit

Trotz dem geringen öffentlichen Interesse: Langweilig war das von Radiomoderator Toni Koller geleitete Wahlpodium definitiv nicht. Beim Thema Sicherheit etwa gerieten Gemeinderat Stephan Hügli (mitte) und der parteilose Stadtpräsidiumskandidat Jimy Hofer heftig aneinander. Hügli wies daraufhin, Bern sei bei einem europaweiten Städte-Rating auf dem zweiten Rang gelandet. Die Stadt sei besser als ihr Ruf. Ein Besucher aus dem schottischen Glasgow habe sogar gefunden, Bern sei "too clean", "zu sauber". Diese Behauptung sei doch ein "unausstehlicher Blödsinn", antwortete Hofer. Seit nunmehr 16 Jahren toleriere der Gemeinderat rechtsfreie Räume wie die Reitschule oder die illegale Siedlung Zaffaraya. "Und wenn ich mal einen Sonnenschirm vor mein Lokal stellen will, habe ich gleich die Polizei am Hals!"

Gemeinderatskandidat Beat Schori (svp) blies ins selbe Horn: "Es ist typisch für RGM, dass bei gewissen Themen beide Augen zugedrückt werden." Dies gelte insbesondere fürs Zaffaraya. Sozialdirektorin Edith Olibet (sp) konterte, Zaffaraya stehe auf bundeseigenem Gelände und werde vom Bund toleriert. Trotzdem stehe die Stadt mit den Bewohnern der Siedlung im Dialog und bemühe sich selbst darum, eine neue Bauzone für solche Siedlungen zu schaffen.

(...)

Im Anschluss an die Diskussion durfte das Publikum den Kandidaten Fragen stellen. Ein älterer Herr wollte vom Stadtpräsidenten wissen, ob er für mehr Polizeipräsenz und gegen gewalttätige Demonstrationen sei. Beides treffe zu, antwortete Tschäppät. Das bedeute aber nicht, dass die Stadt jetzt mehr Polizisten beim Kanton einkaufen wolle. "Zuerst wollen wir sehen, ob die bereits bezogenen Leistungen ausreichen." Was die Demonstrationen angehe, so habe sich zwar der Stadtrat gegen einen Entfernungsartikel ausgesprochen, der Gemeinderat jedoch dafür. Es freue ihn, zu hören, dass Tschäppät den Artikel unterstütze, so Schori. "Dann können wir Sie ja sicher bald im Komitee der Initiative gegen gewalttätige Demonstrationen begrüssen."

Martin Zimmermann

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RANDSTAND BURGDORF
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BZ 7.11.08

Alkistübli ist "Luxus"

Für ein Alkistübli 200000 Franken pro Jahr auszugeben, ist für Burgdorfs Sozialkommission wenig sinnvoll. Es gibt Alternativen.

Vom Tisch ist das Thema "Alki-stübli in Burgdorf" noch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es der Gemeinderat noch in diesem Jahr über die Kante stösst, ist gross.

Die Kommission für Soziales habe darüber diskutiert, ob den rund 20 Randständigen, die sich tagsüber im Bahnhofquartier aufhalten, ein Raum zur Verfügung gestellt werden soll. Sie kam laut der für das Sozialwesen zuständigen Gemeinderätin Annette Wisler Albrecht (SP) "nach einer kontroversen Debatte" zum Schluss, dass ein Alkistübli "die Luxuslösung" darstellen würde. Rund 200000 Franken pro Jahr - Personal und Miete inbegriffen - würde ein Lokal für die Suchtkranken die Burgdorfer Steuerzahlenden gemäss einer Studie kosten.

Besser vernetzen

Die Sozialkommission werde dem Gemeinderat deshalb zwei Alternativlösungen für das von keinem Kommissionsmitglied bestrittene Randständigenproblem vorschlagen, sagt Wisler Albrecht. "Man könnte versuchen, die Leute mit aufsuchender Sozialarbeit zu betreuen". Darüber hinaus wäre es sinnvoll, die Institutionen Contact Netz, Heilsarmee und Berner Gesundheit besser zu vernetzen, um den knapp zwei Dutzend Alkis und Drogenabhängigen eine Anlaufstelle zu bieten. Die Stadtpolizei soll weiterhin durch die Szene patrouillieren.

Zusätzliche Personalkosten wären mit dieser Lösung laut Wisler Albrecht keine verbunden. Auch die Mietauslagen würden entfallen, weil die Randständigen allesamt ein Dach über dem Kopf haben.

Entscheid in diesem Jahr

"Ziemlich sicher noch in diesem Jahr" wird der Burgdorfer Gemeinderat darüber entscheiden, wie die Stadt mit den Alkis umgehen wird. Denkbar ist laut Annette Wisler Albrecht, dass sich die beteiligten Institutionen mit der Stadtregierung und Exponenten der Szene an einen runden Tisch setzen werden. "So könnten wir einmal herausfinden, was genau die Randständigen brauchen."

Und, für die sozialdemokratische Gemeinderätin ebenso wichtig: "Wir könnten auch darüber reden, was die Betroffenen dazu beitragen können, um ihre Situation zu verbessern."
Johannes Hofstetter

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RANDSTAND BASEL
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Basler Zeitung 7.11.08

Alter Pavillon statt Totenhüsli

Wärmestube für Randständige zieht in einen Pavillon im Gundeli ein
Peter Wittwer

Der Verein Schwarzer Peter hat einen Standort für sein "Soup & Chill"-Angebot gefunden. In gut einer Woche wird die Wärmestube in einem ehemaligen Kindergarten-Pavillon den Betrieb aufnehmen.

Der Hilferuf, den der Verein Schwarzer Peter mit seiner friedlichen Beschlagnahme des Totenhüsli in der Elisabethenanlage ausgesandt hat (BaZ vom Dienstag), wurde erhört. Gestern Morgen gaben Gesundheits- und Justizdepartement bekannt, dass ein Alternativstandort für die Wärmestube gefunden wurde, die der Verein Schwarzer Peter die letzten beiden Winter in einer inzwischen abgebrochenen Liegenschaft an der Güterstrasse betrieben hatte.

Podium abgesagt. Noch diese Woche soll ein ehemaliger Kindergarten-Pavillon, der durch die Vermittlung des Kantons für ein paar Tausend Franken gemietet werden konnte, von Zwingen (BL) auf den Meret Oppenheim-Platz beim Südausgang des Bahnhofs transportiert werden. Sobald die Anschlüsse für Strom und Wasser installiert sind, wird der Pavillon täglich zwischen 16 und 21 Uhr offen sein.

"Diese Lösung ist für uns von der Lage und der Infrastruktur her tipptopp", sagt Claudia Adrario de Roche, die als Präsidentin des Vereins Schwarzer Peter monatelang vergeblich für eine solche Lösung gekämpft hat. Positiv überrascht ist sie von der unbürokratischen Art, mit der die Verwaltung eine Alternative zur verlangten Öffnung des Totenhüsli auf den Tisch gelegt hat. Der Verein Schwarzer Peter wird nun seine Energie ganz auf die Einrichtung des 48 Quadratmeter grossen Pavillons konzentrieren. Ein heute Abend vorgesehenes Protestpodium in der Elisabethenanlage wurde deshalb abgesagt.

"Alki-Stübchen". Man habe eine rasche Lösung bieten wollen, betont auch Andreas Faller. Als Leiter der Gesundheitsdienste hat er zusammen mit Marc Flückiger von der Abteilung Jugend, Familie und Prävention den Pavillon "aufgetrieben". Ob sich der Kanton via den Alkohol-Zehntel wiederum an der Finanzierung dieses in anderen Städten auch "Alki-Stübchen" genannten Angebots beteiligt, wird gemäss Faller noch Gegenstand von Verhandlungen sein.

Dass es auch diesen Winter eine Wärmestube für Randständige beim Bahnhof gibt, ist auch den SBB zu verdanken. Sie stellen das Areal gratis zur Verfügung, weil sie so hoffen, dass weniger Randständige während des Stossverkehrs am Bahnhof herumlungern.

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Basellandschaftliche Zeitung 7.11.08

Den Schwarzen Peter nicht weitergegeben

Container Wärmestube steht diesen Winter doch auf dem SBB-Areal. Wie es danach weitergeht, ist offen

SBB und Verwaltung haben eine unbürokratische Lösung gefunden: Die Suppenküche des "Schwarzen Peter" wird über Winter in einem Container untergebracht.

Toprak Yerguz

Der Verein für Gassenarbeit "Schwar- zer Peter" ist doch noch zu einer Wärmestube für Randständige gekommen, nachdem zuvor eine Zwischennutzung des "Totenhüslis" auf der Eli- sabethenanlage vom Baudepartement abgelehnt wurde. Stellen des Justiz- und des Gesundheitsdepartements haben dafür gesorgt, dass ein Container auf ein Areal beim Bahnhof SBB gebracht wird, in welchem die Wärmestube eingerichtet werden kann.

"Unglaublich glücklich" sei sie, sagt Claudia Adrario de Roche vom Verein "Schwarzer Peter". Die für heute geplante Podiumsdiskussion zum Thema habe sie deshalb "mit Freude abgesagt". Den Container empfinde sie nicht als Notlösung, denn das habe der Verein zuvor auch schon in Betracht gezogen, "aber für uns waren die Konditionen unbezahlbar."

"Es handelt sich um einen Container, der früher als Kindergarten genutzt wurde", sagt Marc Flückiger, Leiter der Abteilung für Jugend, Familie und Prävention beim Justizdepartement. Noch befinde sich der Container auf dem Areal einer Privatfirma, werde aber in Bälde auf das SBB-Areal gebracht. Wann und wo konkret der Container zu stehen kommt, kann Flückiger noch nicht sagen: "Das ist nun Sache des Schwarzen Peters und der SBB."

Kein definitiver Entscheid

Der Kanton schreibt in seinem Communiqué von einer "unbürokratischen und schnellen Hilfe", die geleistet worden sei. Adrario de Roche bestätigt, dass schlussendlich alles schnell gegangen sei. Sie habe am Dienstagabend mit Vertretern des Kantons verhandelt. Bereits am Tag danach sei ihr der positive Bescheid gegeben worden.

Allerdings habe laut Adrario de Roche der Kanton schon im Mai vom Bestreben des Schwarzen Peters gewusst, eine neue Wärmestube zu organisieren: "Von kantonaler Seite hat sich da zunächst nichts bewegt." Erst als man die Angelegenheit mit Protestaktionen und einer Interpellation im Grossen Rat zum Politikum gemacht habe, sei Bewegung in die Sache gekommen.

Diese Zwischenlösung ist auf fünf Monate befristet. "Aus Sicht des Kantons kann man in Zukunft eine solche Spontanaktion nicht mehr machen", hält Flückiger fest. Zu Beginn des nächsten Jahres werde in den kantonalen Stellen abgeklärt, wie man das Problem der Wärmestube längerfristig angehen wolle.

Zuständigkeit weiter unklar

Eine "Standardlösung" erhofft sich auch Adrario de Roche. Sie ist zuversichtlich, dass die Bereitschaft dafür gestiegen ist: "Ich glaube, wir haben das Bewusstsein geschaffen, dass es eine Lösung geben muss." Das sei nicht nur im Interesse der Randständigen, sondern auch im Interesse der Stadt Basel und der SBB.

Dass jedoch trotz Zwischenlösung noch kein Entscheid gefällt worden ist, wird im Communiqué des Kantons deutlich vermerkt: Man lege "grossen Wert auf die Feststellung, dass mit dieser unbürokratischen und schnellen Hilfe keine verbindliche Aussage zur Notwendigkeit dieses Angebots und zur Zuständigkeit innerhalb der Verwaltung verbunden ist", heisst es da.

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20min.ch 6.11.08

Neue Bleibe für Soup & Chill

Der Verein Schwarzer Peter hat vorübergehend eine neue Bleibe für die Abgabestelle Soup & Chill für Randständige gefunden.

Beim Meret-Oppenheim-Platz wird ein Wohncontainer aufgebaut. Der Verein ist seit Monaten auf der Suche nach Räumlichkeiten, nachdem das Baudepartement das Totenhüsli in der Elisabethenanlage nicht zur Verfügung stellen wollte. Dank den SBB und den Behörden kann das Angebot in den nächsten fünf Monaten weitergeführt werden. Claudia Adrario, Präsidentin des Schwarzen Peter, ist zufrieden, sagte aber, dass weitere Schritte notwendig seien: "Wir sind an einer langfristigen Lösung in Bahnhofsnähe interessiert."

(hs)

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STOP MURDER MUSIC
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bazonline.ch 7.11.08
http://bazonline.ch/basel/stadt/Capleton-doch-in-Basel--enttaeuscht-ueber-Absage/story/13301565 (mit Video-Inti)

Capleton doch in Basel - enttäuscht über Absage

Von Joël Gernet

Capleton war am Donnerstag in Basel - jedoch ohne aufzutreten. In den frühen Morgenstunden reiste der jamaikanische Reggae-Sänger am Freitag mit seiner Entourage weiter nach Wien. Zuvor hat Capleton jedoch seiner Enttäuschung Ausdruck verliehen.

"I'm definitively upset", bringt Capleton seine Enttäuschung auf den Punkt. Der jamaikanische Reggae-Sänger versteht nicht, weshalb sein Auftritt in der Kaserne Basel abgesagt wurde. Seine Texte will er "metaphorical" - im übertragenen Sinn - verstanden wissen. Die Leute würden seine Aussagen falsch verstehen und falsch interpretieren.

Dass die Angelegenheit jedoch nicht ganz so einfach - sondern sehr komplex - ist, zeigte sich im anschliessenden Dialog zwischen Capletons Managerin Claudette Kemp (61) und Axel Schubert von der "homosexuellen Arbeitsgruppen Basel" (habs). Die angeregte Diskussion zwischen dem Mann, der das Konzert verhindert hat, und der jamaikanischen Powerfrau dauerte über zwei Stunden. Mehr zu diesem Gespräch folgt an dieser Stelle.

Ein ausführlicheres Interview mit Capleton können Sie im Kulturteil der Basler Zeitung vom Samstag lesen. (Baz.ch/Newsnetz)

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20min.ch 7.11.08

Un homophobe risque d"être interdit de concert

Lausanne. L"artiste jamaïquain Capleton joue au Metropop samedi. Sa haine chantée des homosexuels a provoqué l"annulation de son concert à Bâle hier.

"Brûlez un homo, saignez un homo. Sodomites, je flingue. Tu devrais savoir, Capleton brûle les pédés le même feu s"applique aux lesbiennes. Pendez-les vivants."

Ces paroles sont extraites d"une chanson d"un artiste reggae jamaïquain programmé au festival Metropop ce week-end. Capleton clame sa haine des homos et le sort qu"on devrait leur réserver. Un tel appel à la haine et à la discrimination sexuelle relève du Code pénal suisse. Confrontés aux chansons répréhensibles du reggaeman par une association alémanique, les organisateurs du concert de cet artiste à Bâle ont préféré annuler sa prestation hier soir. Toute autre réaction de l"organisation du Metropop Festival: l"artiste aurait promis de ne rien proférer d"homophobe à Lausanne. Aucune raison donc d"annuler la venue de Capleton. Cette attitude a provoqué la colère de diverses associations homosexuelles romandes. Pink Cross, Vogay, LOS et plan-Queer ont envoyé hier une lettre ouverte pour "déplorer la tenue" de ce concert. A leurs yeux, il ne s"agit plus d"une expression artistique, mais d"un appel au meurtre contre une minorité. "20 minutes" a appris la polémique à Marc Vuilleumier. Municipal de la Police, il dénonce fermement la haine du chanteur jamaïquain et n"exclut pas de l"interdire de concert. Frédéric Nejad

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Le Temps 7.11.08

Polemique. La venue à Lausanne du Jamaïcain est condamnée par plusieurs associations.

Capleton, l'homophobe qui plombe le Metropop

Rocco Zacheo

Les textes de ses chansons ne laissent pas de place à l'interprétation: "Les sodomites et les pédés, je leur tire dessus...", ou encore, "Vous devriez savoir que Capleton brûle les folles, que ce feu s'applique aussi aux lesbiennes". Ces échantillons donnent le ton d'une vingtaine d'autres morceaux, tous placés sur la ligne de l'intolérance et qui font de son auteur, le Jamaïcain Capleton, artiste reggae légendaire, un homophobe qui suscite la polémique partout où il est invité à se produire.

Le festival lausannois Metropop, qui l'a programmé pour ce samedi, n'échappe pas à la tempête. Comme ailleurs en Europe depuis plusieurs années, des associations de défense des droits des gays et des lesbiennes se sont mobilisées pour demander l'annulation de son concert. L'antenne bernoise de Stop Murder Music a été la première à se manifester, avec une lettre envoyée auprès des médias, des sponsors et des autorités lausannoises qui soutiennent la manifestation. Démarche épaulée par la prise de position d'autres associations comme Pink Cross, VoGay et LOS (Organisation suisse des lesbiennes). Tous dénoncent la trahison de Capleton, qui s'était engagé en juillet 2007, à ne plus jouer sur scènes les morceaux incriminés ni à proférer des propos homophobes. Avec lui, d'autres artistes de la même mouvance (Bounty Killer, Sizzla, Elephant Man...) avaient paraphé ce document baptisé Reggae Compassionate Act, qui renouvelle les valeurs de tolérance et de respect du reggae.

Appels réitérés au meurtre

Une vidéo mise en ligne sur le site de partage YouTube prouverait, selon les associations, la rupture de cet engagement. Pour Jean-Paul Guisan, secrétaire romand de Pink Cross "la demande d'annulation est une démarche regrettable parce que la communauté gay et lesbienne sait ce que signifie d'être interdits, censurés et boycottés. D'habitude, nous cherchons le dialogue avec les artistes et les organisateurs de concerts. Cela a été le cas l'année passée à Bulle, avec l'arrivée de Bounty Killer. Mais dans le cas de Capleton, il n'y a que des démarches fortes qui puissent donner des résultats car on ne plaisante pas avec des appels réitérés à la violence et au meurtre".

Pourquoi, dès lors, inviter un chanteur si controversé, bien que jouissant d'une grande aura auprès des amateurs de reggae? Julien Rouyer, responsable de la communication pour Metropop précise: "Comme partout ailleurs, nous avons soumis à l'artiste un document qui a valeur légale dans lequel il s'engage à renoncer aux morceaux incriminés. Cette précaution est très efficace et a fait ses preuves ailleurs. Au Docks de Lausanne, notamment, où Capleton a joué l'année passée sens provoquer de problèmes. Je regrette que Stop Murder Music ne nous ait pas contactés pour trouver une solution. Sa démarche, auprès des sponsors et des autorités, nous porte beaucoup de préjudices." Pour l'heure, la Ville de Lausanne et les sponsors semblent vouloir donner raison aux précautions adoptées par Metropop. Capleton sera là, très surveillé.

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24heures 7.11.08

Capleton - viendra

METROPOP - Le concert du chanteur homophobe est maintenu à Lausanne.

Le Festival Metropop, à Lausanne, maintient le concert de Capleton de demain soir. Il affirme avoir des engagements écrits de la part de l"artiste à ne pas proférer de propos homophobes. Metropop "n"accepte pas de propos discriminatoires envers des communautés, quelles qu"elles soient", a souligné, hier, le porte-parole de la manifestation, Julien Rouyer. Le festival se montrera vigilant pendant le concert, a poursuivi Julien Rouyer, estimant qu"une annulation ne pouvait être décidée sur la base d"une vidéo circulant sur YouTube. La Kaserne de Bâle a décidé pour sa part d"annuler le concert de Capleton. Dans une lettre ouverte, des organisations homosexuelles déplorent le maintien du concert. Elles affirment que Capleton est l"auteur de 22 chansons dans lesquelles figurent des appels au meurtre ou à la violence contre les homosexuels.

ATS

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L'Express/L'Impartial 7.11. 08

Le concert de Capleton est maintenu

Le festival Metropop, actuellement à Lausanne, maintient le concert de Capleton. Il affirme avoir des engagements écrits de la part de l'artiste à ne pas proférer de propos homophobes. Des organisations homosexuelles demandent l'annulation du concert, affirmant que Capleton est l'auteur de 22 chansons dans lesquelles figurent des appels au meurtre ou à la violence contre les personnes homosexuelles. /ats

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Baslerzeitung.ch 6.11.08

Homophobie-Vorwurf: Capleton zu Stellungnahme bereit

Von Joël Gernet

Trotz Konzert-Absage wegen homophober Äusserungen will der umstrittene Reggae-Sänger Capleton am Donnerstag nach Basel kommen und zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Einen direkten Dialog mit der "habs" scheint Capleton wegen früherer Erfahrungen jedoch nicht anzustreben.

Der Reggae-Sänger Capleton kommt am Donnerstag nach Basel, obwohl sein Konzert in der Kaserne abgesagt wurde. Der Jamaikaner übernachtet in Basel und reist am Freitag weiter zu seinem Auftritt in Lausanne, erklärt Laurence Desarzens, Musikchefin der Kaserne.

Capleton hat gemäss Desarzens zugesagt, gegenüber baz.online zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, er schüre den Hass gegen Homosexuelle. Zu einem Treffen mit Axel Schubert von den "homosexuellen Arbeitsgruppen Basel" (habs) ist der Sänger allerdings eher nicht bereit, weil er in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht habe - so seien seine Aussagen in ähnlichen Diskussionen falsch zitiert worden. Allenfalls sei die 60-jährige Capleton-Managerin Claudette Kenp zum direkten Gespräch mit Schubert bereit.

Die "habs" und die Berner Aktion "Stop Murder Music" haben in den vergangenen Wochen intensiv für die Absage des Capleton-Konzerts gekämpft - allen voran "habs"-Sprecher Axel Schubert.

Enttäuschung auf allen Seiten

Nach der Podiumsdiskussion von Montagabend, haben sich die unmittelbar beteiligten Parteien enttäuscht gezeigt: Axel Schubert bedauerte, dass zu wenig über die gesellschaftliche Verantwortung von Künstlern wie Capleton diskutiert wurde; Laurence Desarzens verärgerte, dass sich kein Diskussionsteilnehmer für Capleton und seine Ansichten im Kontext der jamaikanischen Reggae-Szene interessiert hat; und Capleton selber liess über sein Management verlauten, dass er als spiritueller Mensch sehr enttäuscht sei. (Baz.ch/Newsnetz)

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"Absage wirkt kontraproduktiv"

Johannes Sieber von GayBasel.ch fordert im BaZ-Ventil den Dialog mit der Reggae-Szene:

"Wir von der Nonprofit-Organisation GayBasel.ch suchen und pflegen Kontakte zu diversen Institutionen und Szenen. Im Rahmen vom geplanten Konzert des umstrittenen Reggae-Sängers Capleton in der Kaserne von heute Donnerstag waren wir bemüht in der Mitgestaltung einer konstruktiven Podiumsdiskussion zur Thematik Sexismus, Gewalt und Drogen in der Popkultur. Wir sind der Ansicht, dass der Dialog mit Vertretern der Reggae-Szene alle einen Schritt weitergebracht hätte. Mit Bedauern nehmen wir Kenntnis von der Absage des Konzertes und vom geplanten Podium. Noch mehr bedauern wir, dass Teile der Gay-Szene diese Absage gefordert haben. Mit dieser Absage ist unserer Ansicht nach weder etwas für eine Veränderung der Situation in Jamaika noch für einen Austausch zwischen den betroffenen Szenen unserer Stadt getan. Die Absage wirkt kontraproduktiv. Ich persönlich distanziere mich ausserdem vom Vorgehen der Habs (Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel-Stadt) gegen Capleton und die Veranstaltung. Es entspricht nicht meiner Vorstellung von konstruktivem Dialog."

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Peter Tatchell 6.11.08

Capleton Concert cancelled in Basel, Switzerland

Singer broke Reggae Compassionate Act agreement

Basel - Switzerland - 6 November 2008

A major reggae concert with the Jamaican singer Capleton, that had been scheduled to take place tonight (6 November) in Basel, Switzerland, has been cancelled by the organisers, according to the local LGBT rights group, Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel (HABS).

HABS, together with "Stop Murder Music Bern", opposed the concert because Capleton has performed songs encouraging violence against lesbian and gay people, in violation of his commitment to abide by the terms of the Reggae Compassionate Act (RCA) - an agreement that he signed in early 2007, whereby he undertook to not perform "murder music" songs any more.

"Stop Murder Music Bern" was able to prove that after he signed the RCA Capleton has performed songs that incite homophobic violence, including during last year"s Christmas Extravaganza concert in Jamaica.

Evidence of Capleton breaking the RCA:
http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/Texte/CapletonbreaksRCA-Video.pdf

Capleton, a Jamaican dancehall singer, was booked to give a concert in the Kaserne, an alternative music venue in Basel, Switzerland.

Because of his act of bad faith in violating the RCA, which he signed and promised to uphold, the venue cancelled his performance.

HABS and SMM Berne are now demanding that Capleton publicly apologise and make a renewed statement in support of the rights and welfare of homo, bi and transsexual people.

"The Stop Murder Music campaign gave Capleton a chance to continue his career unimpeded if he agreed to stop inciting the murder of lesbian and gay people. He signed the RCA and promised to abide by it. But he has carried on as before, stirring up homophobic hatred and violence. We feel tricked, betrayed and cheated," said Peter Tatchell, UK coordinator of the Stop Murder Music (SMM) campaign.

"Congratulations to the Swiss campaigners for getting his concert pulled. Performers who promote the killing of other human beings should not be rewarded with concerts, money and stardom.

"This is the latest of scores of concert cancellations secured by our SMM activists around the world. We have targeted eight Jamaican dancehall singers whose lyrics glorify, encourage and promote the murder of lesbian and gay people. Their incitements are criminal offences. Our aim is to show these artists that homophobia doesn"t pay. It has a damaging financial consequence," added Mr Tatchell.

HABS has sent an open letter to Capleton:
http://www.habs.ch/aktuell_pics/20081103_openletter_Capleton_habs.pdf

There are other concerts planned with Capleton in Lausanne, Switzerland, on 8 November.

Stop Murder Music - Protest against the Capleton- Concert in Lausanne:
http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/index2.html

More than a dozen Capleton concerts are scheduled in France, starting next week.

Different Swiss organizations are now calling for cancelling the concert in Lausanne. More information from Stop Murder Music Bern:
www.habs.ch
info@habs.ch
www.stopmurdermusic.ch

Press-release from HABS 5 November 2008
http://www.habs.ch/aktuell_pics/20081105_Mediencom_engl_habs.pdf

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pinkcross.ch 5.11.08

Murder Music: Verstanden wird nur die harte Tour  

Mittwoch, 5. November 2008

Die Schweizerische Schwulenorganisation PINK CROSS sieht die Hass-  und Gewalttendenzen in vielen Musik-Szenen mit grosser Besorgnis.

Dass Schwule und Lesben hinhalten müssen, damit sich Musiker und Publikum starkfühlen und aufgeilen können, fördert Hass und Ablehnung und Gewalt.

Auftritts-Verbote sind in unserern Augen nicht die optimale Politik. Grundsätzlich bevorzugt PINK CROSS Senisbilisierungsarbeit mit dem Publikum oder der Fan-Gemeinde. Wir staunen aber über die Unsensibilität, mit welcher Veranstalter oftmals heikle Musiker veranstalten und mit welcher Selbstverständlichkeit der Wunsch einer Fan-Gemeinde, einen Musiker zu hören, höher gewertet wird als das Recht auf ein unversehrtes Leben von Lesben und Schwulen.

PINK CROSS bedauert, dass die Verunmöglichung von Konzerten die einzige Sprache ist, welche nachhaltige Wirkung auf das Bewusstsein von Künstlern und Veranstaltern hat. Im Bezug auf die jamaikanische Dance-hall-Scene sind alle Fortschritte, die erreicht wurden, auf lokale und weltweite Boykott-Bewegungen, allen voran die Stop-Murder-Music-Kampagne, zurückzuführen. Sie haben namentlich dazu geführt, dass Dance-hall-Musiker den Reggae Compassionate-Act unterzeichnet haben, in welchem sie sich zur Rückkehr zu den ursprünglichen Werten des Reggaes bekennen: One love, Respekt vor der Individualität, Nichtdiskriminierung. Bedauerlicherweise erweist sich das Bekenntnis doch vor alem als Papier.

Im Bezug auf die Schweiz wird PINK CROSS sich um eine bessere Verständigung mit den Veranstaltern bemühen. Ziel gemeinsamer Anstrengungen muss es sein,

* in der Schweizer Fangemeinde das eine les-bi-gay-friendly Grundstimmung zu fördern
* die Ungeheuerlichkeit von Homophobie als Stimmungsmittel bewusst zu machen
* die Musiker auf die Einhaltung ihrer Zusagen zu verpflichten
* sie an ihre Verantwortung für die Lebensumstände von Lesben und Schwulen zu erinnern.


Schweizer Anbieter und Verbreiter von Hasssongs gegen Lesben und Schwule sowie Veranstalter von Konzerten mit solchen Inhalten wird PINK CROSS strafrechtlich belangen. PINK CROSS zählt hier auf die Mithilfe von Insidern und namentlich die Informationen von Stop Murder Music Bern.

PINK CROSS ist sich im Übrigen bewusst, dass es andere Musikrichtungen gibt, welche unbehelligt auf der Homophobie-Welle reitet. Homophobie ist in unserer Gesellschaft so vielgestaltig und weitverbreitet, dass sich PINK CROSS aus Kapazitätsgründen auf eine Zahl von Hauptschienen konzentrieren muss - zu denen auch Reggae nicht zählen kann.

Grundsätzlich fordert PINK CROSS.

* ein stärkeres Bewusstsein von Staat und Politik für die Diskriminerung aufgrund der sexuellen Orientierung
* Programme gegen Homophobie, namentlich in Schulen, Jugendszenen und Arbeitswelt
* Einen gesetzlichen Diskriminierungsschutz, nicht zur Bestrafung, sondern zum Abbau von Homophobie und Vermeidung von Diskriminierung.

Capleton-Konzerte in Basel und Lausanne

Kaserne Basel sagt das Konzert des jamaikanischen Dance-hall-Musikers Capleton ab, nachdem ein Video vorliegt, das den Künstler mit neuen homophoben Aussagen zeigt. Gestützt auf dieses Video verlangt PINK CROSS nun auch die Absage des Konzerts in Lausanne.

Die Kaserne hatte den wegen homophoben Hass- und Gewaltsongs umstrittenen Musiker für den 6. November programmiert, weil er den Reggae-Compassionate-Act (RCA) unterzeichnet hat. Capleton zeichnet für insgesamt 22 Hasssongs gegen Schwule.

Dass die Kaserne das Konzert nun abgesagt hat, liegt an einem YouTube-Video, welches Stop Murder Music Bern und die Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel HABS vorgelegt haben. Es zeigt Capleton im Dezember 2007, nach Unterzeichnung des RCA, bei einer homophoben Bühneneinlage in Jamaika, d.h. bei einem Vertragsbruch. An dem von den HABS am Montag (3. November) veranstalteten Podium hatten die Vertretungen der Kaserne sowie der Basler Behörden klar gesagt, dass das Konzert nicht stattfinden werde, falls sich die Videos nach eigener Prüfung als glaubwürdig erwiesen.

Für Samstag. 8. November ist Capleton auch im Rahmen des Métropop-Festivals in Lausanne angesagt.  PINK CROSS fordert die Verantwortlichen in einem offenen Brief auf, diesen Auftritt gestützt auf die neuen Facts ebenfalls abzusagen.

Material (bereitgestellt von Stop Murder Music Bern)

http://www.youtube.com/watch?v=6fgiG2oz7ac

http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/Texte/CapletonbreaksRCA-Video.pdf
 

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jflaglinkup.ning.com 5.11.08

STATEMENT

"J-FLAG applauds contributions of Stop Murder Music Campaign"

Kingston, Jamaica - November 5, 2008

The Jamaica Forum for Lesbians, All-sexuals and Gays, J-FLAG, recognises the Stop Murder Music Campaign, SMMC, which has been running since Summer 2004, as an important partnership in the fight against anti-gay violence, discrimination and homophobia. Against this background, J-FLAG supports the efforts of SMMC (Paris) in bringing public attention to bear on the Paris tour by Dancehall Artiste Capleton.

J-FLAG takes this position mindful of the fact that the threat as well as the reality of homophobic violence hangs over the gay, lesbian, bisexual and transgender (GLBT) community in Jamaica. Indeed, violence has claimed the lives of too many members of the Jamaican GLBT community. J-FLAG remains convinced that this situation is fuelled, among other things, by the anti-gay lyrics of performers within the dancehall genre. If steps are not taken to address the threat posed by such lyrics, many more members of the Jamaican GLBT community will suffer.

The SMMC, a network of activists in Europe, the United States and Canada, speaks out against the performance of lyrics that promote violence against the gays and lesbians. These activists have called for a breaking of the silence regarding a particular brand of violence and hate against members of the GLBT community triggered by anti-gay lyrics.

We are conscious of the fact that the respect for the human rights of the GLBT community in many parts of Europe and North America has been won after a long struggle, and depended largely on governments and societies taking a stand against anti-gay violence. We therefore appreciate the seriousness of the issue for those who believe that allowing entertainers to call for the murder of GLBT persons represents a threat to the hard won respect for their humanity.

J-FLAG reiterates its respect for the sanctity of life and applauds the contributions of SMMC towards the safety of all GLBT persons.

~30~

Contact: J-FLAG

Telephone: (876) 754-8704

Email: admin@jflag.org
Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel, SwitzerlandBasel Press Release
habs - Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel, SwitzerlandBasel, November 5th, 2008

Capleton broke Reggae Compassionate Act (RCA) in 2007Concert cancelled in Basel, Switzerland: Big Testimony to the RCA

A Reggae concert with the Jamaican singer Capleton that had originally been scheduled for Nov 6th has been cancelled by the organizers. Local gay interest groups together with "Stop Murder Music Bern" have heavily disputed the concert because Capleton had been performing songs with homophobic lyrics in the past. The cancellation then happened when "Stop Murder Music Bern" was able to prove that Capleton had broken the so-called "Reggae Compassionate Act", a self-obligation to not perform such tunes anymore, during last Years Christmas Extravaganza in Jamaica.

Capleton, a Jamaican Dancehall singer, was planned to give a concert in the Kaserne, a local, alternative music venue in Basel, Switzerland on Nov 6th. Because the concert was controversial from the very beginning, the organizer emphasised not to promote artists who are still performing homophobic lyrics. Nevertheless, some groups and activists - among them the "habs", Basel"s local LGBT-group - asked the organizers to cancel the concert, as long as Capleton does not play a more active role concerning human rights. Capleton's own blame - caused by long lasting homophobic calls - would not have been taken into account sufficiently by just signing the Reggae Compassionae Act (RCA). The principles of the RCA, like 'civic engagement' or 'conciousness raising', require such an active role.

Open letter to CapletonConsequently, the "habs" formulated prerequisites to agree with a Capleton concert in Basel: his public apology and a clear statement that homo-, bi- and transsexuals also have the right of psychological and physical health and integrity. In terms of 'civic engagement', such a statement could not just mean a one-time avowal, but would need to be repeated in the future. In particular, a similar publicity would be necessary, like the one given for years when singing homophobic lyrics. To establish a dialogue about those questions, the "habs" sent an open letter to Capleton.

Big testimony by the Kaserne BaselThe Kaserne Basel, however, was faster: On Nov 1st, it was proofed that there was a homophobic act involving Capleton on Dec 25th 2007, i.e., after his signature under the RCA in May 2007. By cancelling the concert, the organizers made a big testimony to the RCA. Homophobic acts are nothing to be forgotten easily! There is much respect from the local gay groups for this decision by the Kaserne.

Appeal to the fansBecause of the cancelation, many fans here in switzerland - absolutely most of them not homophobic - will be disappointed. The "habs" calls to directly contact Capleton: "Say him, that you were looking forward to the concert; say him, that you cannot understand, why he did not stop with homophobic statements; and explain him, that there needn't be hatred to whomever in the music you like." info@capletonmusic.ch

Upcoming concerts?There are still other concerts planned with Capleton: in Lausanne, Switzerland on Nov 8th, and about 15 concerts in France starting from next week. Different Swiss organizations are now calling for cancelling the concert in Lausanne. More Informations provides Stop Murder Music Bern.

Further information:

http://www.habs.ch/
email: info@habs.ch

Open letter to Capleton, Nov 3rd 2008:http://www.habs.ch/aktuell_pics/20081103_openletter_Capleton_habs.pdf

http://www.stopmurdermusic.ch/

Proof of Capleton breaking the RCA, Nov 4th 2008:http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/Texte/CapletonbreaksRCA-Video.pdf

Stopmurdermusic-Protest against the Capleton-Concert in Lausanne:http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/index2.html

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Association Lesbienne, Gay, Bi & Tans Grenoble 3.11.08
www.ajeuegal.org

Communiqué de presse de l"association A jeu égal

Objet : un concert du chanteur  homophobe Capleton prévu à Grenoble le 29 novembre 2008

Lors de la précédente tournée du chanteur de "dancehall" jamaïcain Capleton en France en juin  2005, son concert prévu  à Grenoble avait été annulé par Michel Destot, député-maire de Grenoble.

Au sein de l"association " A jeu égal ", nous venons d"apprendre que ce chanteur allait entamer le 05 novembre de cette année une nouvelle tournée en France.  Il doit se produire à Grenoble le samedi 29 novembre 2008 dans le cadre de la Dixième Nuit du Reggae, au Summum.

Il fut longtemps considéré comme le chantre de la violence homophobe, avec pas moins de 29 textes appelant ouvertement aux meurtres des homosexuels,   composés jusqu"en 2006.  Ce chanteur tente donc un retour sur les scènes françaises après avoir consenti à signer le "Reggae Compassionate Act". Il s"agit d"un engagement à respecter les minorités sexuelles et à s"abstenir d"incitations à la haine, à l"initiative du mouvement international " Stop Murder Music ".

Cependant, nous venons d"apprendre que ce chanteur a violé ses engagements à plusieurs reprises, notamment en Allemagne et en Jamaïque, où il a appelé le public à "lever les mains" pour "brûler les pédés et les sodomites". De fait, des extraits de concerts postés sur le site YouTube attestent que les slogans homophobes (proférés en créole) font toujours partie du répertoire du chanteur.

Nous souhaitons donc dénoncer une nouvelle fois ce chanteur et venons d"adresser un courrier à Monsieur Michel Destot afin de lui demander de faire en sorte que ce chanteur  ne puisse pas davantage se produire à Grenoble cette année qu"en 2005.

Nous souhaitons aussi rappeler que  La loi prévoit que ceux qui appellent à l'une des discriminations prévues par les articles 225-2 et 432-7 du Code pénal à l'égard d'une personne ou d'un groupe de personnes à raison de son/leur orientation sexuelle sont punis d'un an d'emprisonnement et/ou de 45 000 euros d'amende (article 24 de la loi sur la presse de 1881).

Marine Cannone, présidente d"A jeu égal


Dossier suivi par Bernard Blanchet : contact@ajeuegal.org

Liens utiles :

Vidéos sur Youtube du huitième "Magnum GT Christmas Extravaganza", Independence Park, Black River, St. Elizabeth, Jamaïque (on reconnaît Capleton qui profère les termes "battyboy", "battyman", "bamboclaat", "burn battyman"...)
http://www.youtube.com/watch?v=6fgiG2oz7ac
http://www.youtube.com/watch?v=uL5HMvZcMrM
Documentaire " L"homophobie en Jamaïque " issu de Arte : http://www.gayclic.com/articles/tracks_l_homophobie_en_jamaique.html;

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BURGERSTURM JETZT!
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juso.be 6.11.08

Abschaffung der Burgergemeinde - Die Zeit ist reif für einen neuen "Burgersturm"!

Von: Halua Pinto de M., Tanja Walliser, Lukas Uetz

Die JUSO der Stadt Bern hat an ihrer gestrigen Vollversammlung über Sinn und Unsinn der Burgergemeinde debattiert. Dabei sind sich die Mitglieder einig geworden, dass die öffentlich-rechtliche Körperschaft der Burgergemeinde aufgelöst werden muss. Das gesamte Eigentum der Burgergemeinde Bern soll mit allen Rechten und Pflichten ins Eigentum der Einwohnergemeinde Stadt Bern übergehen.

Die Vollversammlung hat nun dem Vorstand den Auftrag gegeben, die Lancierung einer städtischen Initiative zu prüfen.

Wir sind bereit für einen neuen "Burgersturm"!

 "Im symbolischen Kampf der Liberalen und Radikalen zwischen 1860 und 1890 gegen die Restbestände der alten Ordnung wurde im politischen Diskurs heftig und ausführlich die Frage um die Burgergemeinde und die Burgergüter diskutiert. Diese Zeitspanne wird als "Burgersturm" bezeichnet, obwohl sich die "Burgerfrage" bereits früher bei der eigentlichen Gründung stellte."(Der Rote Punkt - 2 Ausgabe 08, Mitgliederblatt der JUSO Stadt Bern)

Die JUSO der Stadt Bern kritisiert vor allem folgende Punkte:

* Die Bugergemeinde ist ein aristokratisches Relikt aus der Zeit vor der französischen Revolution und bildet bis heute eine abgeschlossene elitäre Gesellschaft. Die Existenz einer Zweiklassen-Gesellschaft widerspricht dem Grundsatz der Gleichheit aller Bürgerinnen und Bürger. Es ist undemokratisch, dass ein kleiner Teil der Berner Bevölkerung (die BurgerInnen) über die Zuwendungen für kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen entscheiden können.

* Der Gemeindedualismus hat eine Zersplitterung der Kräfte zur Folge. Dadurch fallen der Burgergemeinde heute keine Aufgaben mehr in ihren Zuständigkeitsbereich, die einen Fortbestand rechtfertigen würden.

* Die aus heutiger Sicht unrechtmässige abgelaufene Vermögensausscheidung begründete eine deutliche finanzielle Besserstellung der Burgergemeinde gegenüber der Einwohnergemeinde. Es ist heute nicht mehr verständlich, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung Vermögen verwaltet, das als öffentliches Vermögen zu betrachten ist. Mit dem Vermögen der Burgergemeinde könnte die Stadt Bern ihre Schulden tilgen und käme nicht mehr derart unter Druck von Sparbemühungen.

* Ihrem Reglement nach ist die Burgergemeinde der politischen Neutralität verpflichtet. Mit ihren Instituten wie auch über Finanzierung und Kommissionsmitarbeit griff die Burgergemeinde jedoch kontinuierlich in gesamtgesellschaftliche Felder ein und wirkte sehr wohl kultur-, sozial- wie auch wirtschaftspolitisch. Diese Kompetenzüberschreitung und unterschwellige Einflussnahme wirken direkt auf die Einwohnergemeinde und gefährden den Grundsatz der Demokratie!

"Die Existenz der Burgergemeinde ist nicht in Stein gemeisselt. Sie darf und soll in einer Demokratie von jeder Generation wieder neu debattiert werden." (Der Bund, 16.08.08)

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ANTI-ATOM
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Bund 7.11.08

Atommüll-Poker beginnt

Die Nagra präsentiert sechs mögliche Endlager für radioaktive Abfälle
Im Kanton Zürich oder im Kanton Aargau soll das Lager für hoch radioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken entstehen.

Nach mehr als dreissig Jahren Forschungsarbeit hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gestern sechs mögliche Standorte für ein Endlager präsentiert. Aus geologischer Sicht für hoch radioaktive Abfälle geeignet wäre das Zürcher Weinland, das Gebiet nördlich der Lägern zwischen Zürich und Schaffhausen und der Bözberg zwischen Brugg und Frick. Für schwach und mittelaktive Abfälle schlägt die Nagra zudem die Gebiete um das Kernkraftwerk Gösgen, den Südranden bei Schaffhausen sowie den Wellenberg im Kanton Nidwalden vor, wo die Bevölkerung schon vor sechs Jahren Sondierbohrungen für ein Endlager an der Urne verworfen hat. Möglich wäre auch ein einziges kombiniertes Lager im Weinland, bei der Lägern oder am Bözberg.

Lauter Protest in den Kantonen

Die Behörden werden in den nächsten Wochen die Bevölkerung informieren. Dabei werden sie voraussichtlich auf eine Welle des Widerstandes stossen. Die betroffenen Kantone sind vorinformiert worden und haben bereits ihren Protest eingelegt. Zürich verwies auf seine hohen Zentrumslasten. Der Aargau machte die bestehenden Atomkraftwerke und das Zwischenlager Würenlingen auf seinem Kantonsgebiet geltend. Einzig der Kanton Solothurn reagierte zurückhaltend und forderte zur sachlichen Debatte der Standortfrage auf. Das Auswahlprozedere für den definitiven Standort wird noch lange dauern. Voraussichtlich in zehn Jahren wird das Schweizer Volk darüber abstimmen.

Seite 7

Christian von Burg

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Nagra schlägt sechs Gebiete vor

Das Ringen um den Standort für ein Atommüll-Endlager geht weiter - erst in 10 Jahren entscheidet das Volk

Neben dem Zürcher Weinland ist gemäss Nagra auch nördlich der Lägern (ZH) und auf dem Bözberg (AG) ein Lager für hoch radioaktive Abfälle möglich. Für schwächere Abfälle ist auch der Wellenberg (NW) wieder auf der Liste.
 
Im Jahr 2002 verwarf die Nidwaldner Bevölkerung das Gesuch für ein Endlager am Wellenberg. Obwohl es vorerst nur um einen Sondierstollen für ein Lager mit schwach und mittelaktiven Abfällen ging, hatte die Vorlage keine Chance. Umso grösser war das Erstaunen gestern, als Thomas Ernst, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), den Wellenberg wieder als mögliches Standortgebiet für ein Endlager präsentierte. Es sei die Aufgabe der Nagra, die geologisch geeignetsten Gebiete zu präsentieren, sagte Ernst, und aus dieser Sicht habe sich am Wellenberg nichts geändert.

Geändert hat sich allerdings das Prozedere bei der Standortfindung für Endlager in der Schweiz: Neu hat die betroffene Bevölkerung zwar noch ein Mitsprache-, aber kein Vetorecht mehr. Wo die Lager für die radioaktiven Abfälle zu liegen kommen, entscheidet in voraussichtlich etwa 10 Jahren die Gesamtheit der schweizerischen Bevölkerung. Im Klartext: Die Mehrheit wird bestimmen, welche Region mit den Abfällen aus der Kernenergiebranche leben muss.

400 bis 900 Meter unter Tag

Aus geologischer Sicht optimal für ein Endlager hat sich, gemäss Nagra, nach 30-jährigen Forschungsarbeiten der Opalinuston erwiesen. Diese Gesteinsschicht, etwa 180 Millionen Jahre alt und sehr wasserundurchlässig, findet sich im Norden der Schweiz in einem Gebiet, das etwa von Schaffhausen bis Solothurn reicht. In dieser Region wäre es möglich, die Abfälle in einer Tiefe zwischen 400 und 900 Metern unter der Erdoberfläche zu lagern. Selbst bei heftigen Erdbeben soll gemäss den bisherigen Forschungen die Sicherheit gewährleistet sein, weil der Ton relativ weich ist und die harten Atommüllfässer nicht zu zermalmen seien.

Für hoch radioaktive Abfälle infrage kommen gemäss Nagra folgende Gebiete: das Zürcher Weinland in der Nähe der Stadt Schaffhausen, wo der Untergrund schon seit einem Dutzend Jahren erforscht wird, der Bözberg zwischen Brugg und Frick sowie das Gebiet nördlich der Lägeren zwischen Zürich und Schaffhausen. Nicht mehr im Gespräch für ein Lager für hoch radioaktive Abfälle ist dagegen das Gebiet am Jura-Südfuss um das Kernkraftwerk Gösgen. Diese Region bleibt aber Kandidatin für ein Lager mit mittel- und schwach aktiven Abfällen. In dieselbe Kategorie fällt der Südranden bei Schaffhausen und der Wellenberg, wo das Lager in den Mergel-Formationen des Helvetikums zu liegen käme.

An den ersten drei Orten wäre es zudem möglich, ein kombiniertes Lager für hoch bis schwach aktive Abfälle zu machen.

Langwieriges Verfahren

In den nächsten Wochen wird das Bundesamt für Energie (BFE) zusammen mit der Nagra Informationsveranstaltungen in den betroffenen Gebieten machen. Zudem wird ein Ausschuss der Kantone einberufen, der den Bund im langwierigen Verfahren begleitet. Darin werden auch Vertreter aus den benachbarten Regionen Deutschlands Einsitz nehmen können - der Widerstand gegen neue Kernkraftwerke und ein Endlager im grenznahen Gebiet ist gross.

Nach einer längeren Phase der Anhörungen will der Bundesrat die Auswahl der möglichen Standorte in etwa zwei Jahren auf zwei Standorte pro Abfallkategorie einschränken. Dann sollen neben sicherheitstechnischen auch raumplanerische und sozioökonomische Aspekte vertieft geprüft werden. Auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines Endlagers und mögliche Formen der Abgeltung sollen geregelt werden. Erst in voraussichtlich 10 Jahren wird das Volk das letzte Wort haben.

Christian von Burg

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Kantone wehren sich

Reaktionen

Aus den sechs Regionen, die als Standorte für Endlager vorgeschlagen werden, schlägt den Behörden breiter Widerstand entgegen.

Als "Wortbrüchigkeit" bezeichnet das Komitee für die Mitsprache des Nidwaldner Volkes bei Atomanlagen (MNA) den Entscheid, die Region Wellenberg als Endlager in Betracht zu ziehen. Schlicht "inakzeptabel" und nicht verständlich nennen es die Regierungen von Obwalden und Nidwalden. Die Nidwaldner Bevölkerung hatte sich bereits in zwei Urnengängen 1995 und 2002 gegen ein Lager und einen Sondierstollen ausgesprochen. Sozioökonomische sowie umwelttechnische Bedenken meldet Schaffhausen an. Ein Endlager in den Regionen Südranden oder dem Zürcher Weinland  würde diese nicht nur als Wirtschaftsstandort und Wohnregion weniger attraktiv machen, sondern auch die weitgehend intakte und naturnahe Kulturlandschaft negativ beeinflussen.

Mit bereits heute schon "grossen, im gesamtschweizerischen Interesse liegenden Sonder- und Zentrumslasten" begründet der Zürcher Regierungsrat seine Ablehnung der möglichen Standorte Weinland und Nördliche Lägeren. Dazu gehörten etwa der Flughafen Zürich, Autobahnen oder Finanzen. Die Kritik des Aargau zielt vorab auf den "starken Fokus auf den Aargau". Tatsächlich ist der Kanton bei drei der sechs Standorte und mit insgesamt 33 Gemeinden betroffen: Nördlich Lägeren (ZH/AG), Bözberg (AG) und Jurasüdfuss (SO/AG). Der Aargauer Regierungsrat kritisiert ausserdem, dass der Bund die grossen Leistungen des Aargaus für die Versorgungssicherheit der Schweiz als Standortkanton von Atomkraftwerken und des atomaren Zwischenlagers in Würenlingen nicht berücksichtige.

Sachlich reagierte der Solothurner Regierungsrat. Oberste Priorität habe die Sicherheit bei der Suche nach einem Standort. Raumplanerische und sozioökonomische Kriterien sowie politische Argumente hätten in den Hintergrund zu treten. Solothurn wäre mit den Standort Jurasüdfuss betroffen. (sda)

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Kommentar: Brisantes Sandkastenspiel

Früher wurden schwach radioaktive Abfälle in Fässern ins Meer gekippt. Heute sind sich alle einig, dass der atomare Abfall, den die Schweiz in den letzten Jahrzehnten produziert hat, möglichst sicher gelagert werden soll. Gemäss Gesetz soll dies "grundsätzlich" in der Schweiz geschehen. Nur: Keiner will den strahlenden Müll bei sich. Gemeinden und Kantone dürfen im langwierigen Schwarz-Peter-Spiel um das Endlager zwar mitmachen, entscheiden tut aber die Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung. So ist absehbar:

Der Schwarze Peter bleibt in zehn Jahren da, wo der Widerstand

am geringsten oder die betroffene Bevölkerung am kleinsten ist.

Die Frage nach dem Wo wird zurzeit allerdings überlagert von der Frage, ob die Schweiz für die Deckung des Strombedarfs weitere Atomkraftwerke bauen soll. Die Befürworter wollen die Endlagerung möglichst schnell voranbringen, um der Bevölkerung zu signalisieren, dass der Atommüll sicher und auch zu einigermassen vernünftigen Preisen entsorgt werden kann. Die Gegner haben dagegen ein Interesse daran, die Endlagerungspläne der Nagra schlechtzureden. Ist die Endlagerung nicht gelöst, ist die Zustimmung zu einem neuen Kernkraftwerk kleiner.

Dieser Zwist versperrt den Blick auf eine möglichst nüchterne Betrachtung der Endlagerung: Die Geologen der Nagra haben solide Arbeit geleistet. Sie setzen wie die französischen Experten auf Tongestein. In Schweden und Finnland schwören die Techniker auf kristallines Gestein, und in Deutschland ist die Lagerung in alten Salzbergwerken soeben als gescheitert erklärt worden. Die optimale Endlagerstätte gibt es wohl nicht. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn der Müll zwar gut verschlossen, aber für spätere Generationen wieder rückholbar wäre - dies wäre allerdings teurer.

Die Atomindustrie forscht zudem an neuen Techniken, um die gebrauchten Brennstäbe wiederzuverwerten und ihre Halbwertszeit möglichst zu senken. In der EU laufen gar Bestrebungen, ein zentrales, sicheres und günstigeres Endlager zu bauen, an dem sich vielleicht auch die Schweiz beteiligen könnte. Aus all diesen Gründen kann es gut sein, dass sich das langwierige Verfahren zur Endlagersuche in

der Schweiz später als politisch brisantes Sandkastenspiel erweist.

Christian von Burg

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BZ 7.11.08

Endlager für Radioaktive Abfälle

Jurasüdfuss nicht an erster Stelle

Bernhard Kislig

Gemäss Experten eignen sich sechs Gebiete für die Lagerung von Atomabfällen - mit Vorbehalten auch der Jurasüdfuss.

Der Kandidatenreigen ist eröffnet: Sechs Regionen stehen zur Auswahl - eine oder zwei davon werden in zehn Jahren zum Standort für die Endlagerung der schweizerischen Atomabfälle auserkoren.

Der rund 180 Millionen Jahre alte Opalinuston eignet sich am besten für die Lagerung hochradioaktiver Abfälle (HAA). Diese Voraussetzung besteht in der Schweiz gemäss Experten der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) allerdings nur in folgenden drei Regionen: Lägeren (ZH, AG), Bözberg (AG) und Zürcher Weinland (ZH, TG). Für schwach- oder mittelradioaktive Abfälle (SMA) eignen sich auch die Regionen Jurasüdfuss (SO, AG), Südranden (SH) oder Wellenberg (NW, OW).

Folgender Vergleich zeigt, dass die Differenzierung der Atomabfälle von Bedeutung ist: SMA strahlen nur 1 Prozent der gesamten Radioaktivität ab, machen aber 90 Prozent des Lagervolumens aus. Der Jurasüdfuss eignet sich jedoch bestenfalls für ein Lager mit relativ schwacher Strahlkraft.

Zwei Varianten

Nun stehen zwei Varianten zur Diskussion. Erstens der Bau von zwei separaten Lagern - eines mit hochaktiven, das andere mit schwach- und mittelaktiven Abfällen. Zweitens ein Kombilager, das allen Atomabfällen Platz bieten soll. Für ein Kombilager kämen nur die drei zuerst genannten Regionen in Frage (siehe auch Interview unten). Der Jurasüdfuss würde bei dieser Variante also ganz wegfallen.

Langwieriges Verfahren

Nagra-Geschäftsführer Thomas Ernst betonte gestern vor Medien, dass es bei der Nennung dieser sechs Regionen jetzt erst einmal darum gehe, allein auf Grund von sicherheitstechnischen Kriterien die zur Verfügung stehenden Gebiete einzugrenzen.

Das Verfahren bis zur definitiven Auswahl von einem oder zwei Standorten ist in drei Phasen unterteilt und dauert voraussichtlich zehn Jahre. In den ersten zweieinhalb Jahren nimmt das Bundesamt für Energie (BFE) eine Gesamtbeurteilung der vorgeschlagenen Regionen vor. Es erstellt dabei einen Bericht, den es nach einer dreimonatigen Konsultation bei Kantonen, Nachbarstaaten, Parteien und interessierten Organisationen schliesslich dem Bundesrat zum Entscheid unterbreitet. In der zweiten Phase, die gleich lange dauert, werden einzelne Regionen ausgeschieden. Am Schluss dieses Abschnitts sollen für jede Kategorie mindestens zwei Standorte zur Diskussion stehen. Die Auswahl erfolgt hier nach den Kriterien Sicherheit, Raumplanung und sozioökonomische Aspekte. Auch die Bevölkerung der betroffenen Regionen soll hier stark einbezogen werden.

In der letzten Phase, die bis zu viereinhalb Jahre dauert, werden die verbleibenden Standorte genau geprüft - so zum Beispiel mit Sondierbohrungen. Auch volkswirtschaftliche Auswirkungen sind hier ein Thema.

Wohl ein Volksentscheid

Schliesslich entscheidet zuerst der Bundesrat und danach die Bundesversammlung. Da dieser Beschluss dem fakultativen Referendum untersteht, hat möglicherweise das Stimmvolk das letzte Wort. Damit ist durchaus zu rechnen, da die betroffenen Kantone erfahrungsgemäss stark gegen solche Projekte mobilisieren (siehe Chronologie rechts und Reaktionen unten).

Das Ziel ist, dass das Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle im 2030 und das Lager für hochradioaktive Abfälle im Jahr 2040 in Betrieb genommen werden kann.

Seit bald 40 Jahren nutzt die Schweiz Atomkraftwerke zur Stromproduktion. Radioaktive Abfälle werden heute immer noch in sogenannten Zwischenlagern bei den Kraftwerken und in zwei zentralen Lagern im Kanton Aargau untergebracht.

"Regionen können sich einbringen"

Die betroffenen Regionen können bald am Verfahren teilnehmen, sagt Walter Steinmann, Direktor des Bundesamts für Energie.

Für hochaktive Abfälle, die 99 Prozent der Strahlung ausmachen, kann die Region Jurasüdfuss gemäss Experten bereits ausgeschlossen werden.

Walter Steinmann: Das ist der Antrag der Nagra, den wir nun prüfen werden. Ich gehe davon aus, dass der Jurasüdfuss primär für schwach- oder mittelaktive Abfälle zur Verfügung steht.

Falls der Bundesrat sich für ein Kombilager entscheidet, dürfte der Jurasüdfuss also nicht mehr in Frage kommen.

Bei einem Kombilager werden schwach-, mittel- und hochaktive Abfälle an einem einzigen Standort zusammengefasst. Gemäss den Nagra-Experten sind die geologischen Verhältnisse in der Region Jurasüdfuss für hochaktive Abfälle ungeeignet.

Fällt der Entscheid, ob der Jurasüdfuss überhaupt als Standort in Frage kommt, schon in der ersten Verfahrensphase - also in den kommenden zweieinhalb Jahren?

Ob dieser Entscheid in der ersten oder zweiten Phase fällt, ist noch offen. Das hängt von der Gesamtbeurteilung der Experten ab.

Wird die Bevölkerung schon bald einbezogen?

Wir werden schon im Dezember in Niedergösgen eine Informationsveranstaltung durchführen und anschliessend die regionale Partizipation starten.

Was ist darunter zu verstehen?

Vertreter der Region Jurasüdfuss können im Technischen Forum mitmachen und können sich auch anderweitig einbringen. Wir beginnen also jetzt mit dem Aufbau der Partizipation auch in allen anderen betroffenen Regionen.

Bis zum definitiven Entscheid dauert es noch lange.

Das Verfahren dauert zehn Jahre. Wenn das fakultative Referendum ergriffen wird, hat anschliessend das Stimmvolk das letzte Wort.

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Endlager neben AKW-Gösgen?

Die Meldung, dass radioaktive Stoffe im Solothurner Niederamt gelagert werden könnten, löst unterschiedliche Reaktionen aus.

Die erste Stellungnahme traf am Mittwochabend gegen 23 Uhr ein. Das war nicht mehr als eine Stunde, nachdem die Sendung "10vor10" auf SF1 berichtet hatte, dass auch das solothurnische Niederamt in den Kreis der Orte gehört, welche für die Lagerung schwach- und mittelradioaktiver Stoffe in Frage kommt. Die SP der Amtei Olten-Gösgen protestierte heftig gegen die Pläne und sparte nicht mit Vorwürfen. Die Presse veröffentlichte nur die Stellungnahmen der Befürworter und warf regionalen und kommunalen Amtsträgern vor, bei "Reisli" mehr als nur informiert worden zu sein.

Die rasche Reaktion der SP und der erste Leserbrief am nächsten, gestrigen Morgen zeigen, dass der Entscheid nicht ganz überraschend kam, aber doch Emotionen auslöst.

Regierung ist überrascht

Gestern Mittag dann folgte die offizielle Bestätigung an der Medienkonferenz (siehe auch Seite 3), dass das Niederamt eine mögliche Variante für ein Endlager ist. Der Regierungsrat zeigte sich in einer Stellungnahme überrascht, dass die 14 Gemeinden Däniken, Dulliken, Eppenberg-Wöschnau, Erlinsbach SO, Gretzenbach, Lostorf, Niedergösgen, Obergösgen, Olten, Schönenwerd, Starrkirch-Wil, Stüsslingen, Trimbach und Winznau damit rechnen müssen, Standort zu werden. "Ich bin nicht überrascht, dass die Region in Erwägung gezogen wird, sondern mit dem Prädikat ‹geeignet› gleich behandelt wird wie das Zürcher Weinland, das als ‹sehr› geeignet bewertet wurde", erklärt Regierungsrat Walter Straumann. Für die Solothurner Exekutive sei der Punkt Sicherheit "matchentscheidend", sagt der Baudirektor. Alle anderen Kriterien, raumplanerische oder sozioökonomische etwa, hätten in den Hintergrund zu treten. Doch auch für den Regierungsrat gilt, "dass einer Region nur eine beschränkte Anzahl national ‹belastender› Aufgaben zugemutet werden kann".

Es gibt kein Paradies

Die regionale SP drückt sich gleich aus, wenn auch direkter: "Das Solothurner Niederamt ist nicht die Abfallhalde der Nation." Die Grünen des Kantons Solothurn vermuten, dass die Auswahl des Lagers nicht nach sachlichen Kriterien erfolgen wird: "Dort, wo der Widerstand am grössten ist, wird es kein Atommüll-Endlager geben." Das will die lokale SP verhindern und hat bereits angekündigt, einen Widerstandsverein zu gründen. Kantonalpräsidentin Evelyn Borer gibt ihrer Sektion in dieser Situation Rückendeckung. Auf die Frage, ob sie lieber ein zweites AKW oder ein Endlager in der Region haben möchte, verneinte Borer eine Prioritätensetzung. "Das sind zwei gleich grosse Übel."

Kritik gibts also von SP und Grünen, vorsichtig positiv zeigt sich die CVP. "Wichtig ist für uns, dass die Bevölkerung informiert und einbezogen wird, um die Ängste abzubauen", erklärt Präsidentin Annelies Peduzzi. Es sei falsch, von Anfang an Nein zu sagen, denn es brauche eine Lösung für radioaktive Abfälle, die ja nicht nur aus AKWs, sondern auch aus der Industrie und aus Spitälern stammten. Das Paradies gebe es nicht, und jede Region müsse mithelfen. Als Zuchwilerin sei sie mit Kehrichtverbrennungsanlage, Autobahn und Industrie ebenfalls belastet.

Konzentration nötig

Für Heinz Müller, Präsident der SVP, sind radioaktive Abfälle eine Tatsache und Lösungen nötig. Es gelte Verständnis für die Ängste aufzubringen und den Widerstand ernst zu nehmen. Müller kann sich eine Konzentration von zwei AKWs und einem Endlager rund um Gösgen sehr wohl vorstellen. Das sei ökonomisch sinnvoller, als alles zu verteilen. "In Schweden und Finnland werden die Anlagen auch konzentriert", sagt er.

Die FDP sage nicht partout Ja zu Gösgen II und einem Endlager, für die Freisinnigen habe das Kernkraftwerk nur die vierte Priorität auf dem Weg in eine selbstständige Energieversorgung der Schweiz, sagt Präsident Ruedi Nützi. Zuerst kämen Energieeffizienz, erneuerbare Energie und erst danach die Kernkraft. Aber zu ihr gehöre zwingend die Endlagerung.

Beat Waldmeier

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KULTURSEKRETÄRIN
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Bund 7.11.08

"Für Visionen bin ich nicht zuständig"

Berns neue Kultursekretärin Veronica Schaller äussert sich zu hoch subventionierten Häusern, Denkmalschutz und ihren kulturellen Vorlieben

Seit hundert Tagen ist sie Berns neue Kultursekretärin - aber noch immer eine Unbekannte. Veronica Schaller will den Kurs von ihrem Vorgänger weiterführen, verhehlt gleichzeitig aber nicht, dass sie einiges anders machen wird.

"Bund": Sie lassen Ihr Büro renovieren, weil der Boden schief ist - welche Baustellen haben Sie in den ersten hundert Tagen sonst noch angetroffen?

Veronica Schaller: Es gibt keine Baustellen, es gibt Projekte, die neu aufgegleist worden sind. Das grösste ist das Stadttheater, seine Zukunft und seine Zusammenarbeit mit dem Berner Symphonieorchester im Hinblick auf die nächsten Subventionsverträge von 2012.

Ihr Chef, der Stadtpräsident, hat gesagt, Ihre Pflicht sei es, die Projekte Ihres Vorgängers Christoph Reichenau weiterzuführen. Erst dann dürften Sie selber Schwerpunkte setzen. Reichenau hat viel angerissen - Sie werden die nächsten vier Jahre mit der Pflicht beschäftigt sein . . .

Nein, ich bin vielmehr in der komfortablen Situation, dass die neue Kulturstrategie in Kraft ist und dass 2009 und 2010 mit den Institutionen wieder Verhandlungen aufgenommen werden. Einige Leistungsverträge bedürfen dann wohl einer Feinjustierung. Sie sind ja nicht in Stein gemeisselt.

In der Kulturszene bestehen Befürchtungen, dass Sie - um sich abzugrenzen - ganz andere Akzente setzen werden als Ihr Vorgänger . . .

Wir haben ein Kulturkonzept, der grösste Teil der Mittel ist gebunden, ich habe also nur wenig Spielraum. Vor diesem Hintergrund besteht weder Anlass noch die Möglichkeit, das Ruder herumzureissen und alles ganz anders zu machen.

Ihre ersten Eindrücke: Hat Bern das Label Kulturstadt verdient?

Auf jeden Fall. Hier in Bern hat es Kultur, wo man hinschaut. Was mir auffällt, ist die enorme Vielfalt des Angebots. Das ist bemerkenswert für eine Stadt dieser Grösse.

Und das Negative?

Da die ganze Innenstadt unter Denkmalschutz steht, befindet sich viel vom städtischen Angebot in Häusern, die denkmalgeschützt sind.

Denken Sie ans Kornhausforum?

Oder ans Stadttheater. Es gibt viele Häuser, deren Nutzung beschränkt ist. Das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung. Wir müssen aufpassen, dass dies nicht zu grossen Einschränkungen führt, sondern nötige Anpassungen möglich sind.

Christoph Reichenau hat fünf Millionen Franken mehr fürs Kulturbudget erkämpft. Wo liegt Ihr Ziel?

Halten, halten. Angesichts des Rückgangs an Steuereinnahmen, der erwartet werden muss, wäre dies schon gut. Es sind übrigens nicht nur die fünf Millionen der Stadt, die er zusätzlich herausgeholt hat. Auch RKK, Kanton und Burgergemeinde stellen mehr Geld zur Verfügung.

Ihrem wirbligen Vorgänger wurde auch schon vorgeworfen, dass er sich zu aktiv ins Kulturleben eingemischt hat . . .

Ich habe Mühe, wenn ich mich immer über meinen Vorgänger definieren muss. Ich suche meine eigene Rolle nicht in Abgrenzung zu ihm. Ich sehe mich als Vermittlerin zwischen den Kulturinstitutionen, den Künstlern und der Politik. Ich habe für alle Verständnis - und bin nicht zuständig für die kulturpolitischen Visionen der Stadt Bern. Das ist Aufgabe der Politik und der Kulturschaffenden.

Alexander Tschäppät, Ihr Chef, soll also die Visionen liefern?

Ja, der hat sehr wohl Visionen, was die Kultur betrifft. Politiker müssen Visionen haben, nicht nur in der Kultur. Mein Ziel ist nicht, mich in meinem Job selbst zu verwirklichen, sondern die Vermittlungsarbeit zu leisten, unterstützend da zu sein, wenn Institutionen Probleme haben.

Apropos Vermittlung: Die Reitschule beklagt, dass sie mit Christoph Reichenaus Abgang ihren Ansprechpartner verloren habe. Übernehmen Sie diesen Job?

Nein, diese Rolle will ich nicht, es wäre von meiner Funktion her nicht richtig. Für die Umsetzung der Sicherheitsvereinbarung ist nicht die Abteilung Kulturelles verantwortlich. Ich bin aber sehr dafür, dass es eine Ansprechperson gibt für die Probleme rund um die Reitschule, die unsere Kulturverträge nicht tangieren. Ich finde es gefährlich, wenn die Kultursekretärin diese Aufgabe übernimmt: Sonst kommt man nämlich rasch auf die Idee, eine Subventionskürzung zu verlangen.

In der Szene wird begrüsst, dass mit Ihnen die Stelle des Kultursekretärs mit einer unbelasteten, aussenstehenden Persönlichkeit besetzt worden ist, die nicht alle Tabus und Empfindlichkeiten kennt. In wie viele Fettnäpfchen sind Sie schon getreten?

Das weiss ich nicht, vielleicht habe ich es nicht gemerkt. Aber ich bin sehr gut aufgenommen worden.

Mit der Wahl einer aussenstehenden Person ist auch die Hoffnung verbunden, dass diese eher in der Lage ist, mutige Entscheide zu fällen.

Es ist nicht der Moment, mutige Entscheide zu fällen. Ich bin aber jemand, der nicht davonläuft, wenn ein Entscheid ansteht. Im Gegenteil, ich setze mich für die Lösung von Problemen ein. Nehmen wir als Beispiel das Stadttheater. Wir haben hier einen schwierigen Konflikt, in dem beide Parteien - das Theater und das Berner Symphonieorchester - recht haben. Trotzdem muss man etwas verändern.

Wir haben einen Vorschlag für einen mutigen Entscheid: Schaffen Sie die Kulturagenda ab!

(lacht) Nein, da sind ganz viele Leute beteiligt, da sind Verträge vorhanden!

Lesen Sie die Kulturagenda?

Ja, seit ich weiss, dass es sie gibt . . . Ich habe aber nicht den Anspruch, nach 100 Tagen zu sagen, was richtig und was falsch ist. Mein Ziel war es auch nicht, dass nach 100 Tagen die Hälfte der Beteiligten "hässig" auf mich ist. Ich bin eine, die auch mal sagt: Jetzt kann man etwas nicht mehr retten, weil Geld und Nachfrage fehlen. Solche Entscheide vorwärtstreiben, das kann ich.

Reden wir noch von der nächsten Subventionsperiode. Die Regionale Kulturkonferenz ist ein Modell, auf das Bern stolz ist. Aber kein anderer Kanton hat es übernommen. Hat es überhaupt eine Zukunft?

Es wird verändert im Zusammenhang mit Sarz, der Neuorganisation im Kanton Bern. Ich finde es ganz wichtig, dass sich - nicht nur wegen der Beiträge - die Gemeinden rund um Bern inhaltlich an der Gestaltung des Kulturangebots beteiligen. Kürzlich hat aber Peter Jezler, der abtretende Direktor des Historischen Museums, etwas Wichtiges gesagt: Man muss aufpassen, dass man nicht "übercontrollt". Diese Gefahr besteht. Es gibt Controlling-Gespräche, Finanzkontrollen, eine Aufsicht - und das zusätzlich zu den regulären Aufsichtsgremien.

Regierungsrat Bernhard Pulver möchte, dass der Kanton bei einigen städtischen Kulturinstitutionen mit nationaler Ausstrahlung nicht nur die Finanzierung übernimmt, sondern auch die Steuerung. Was hielten Sie davon, wenn die Stadt das Zentrum Paul Klee dem Kanton abgeben würde?

Das wäre ein gangbarer Weg, aber ich sehe nicht, was er der Stadt bringt. Unter dem Strich handelt es sich nämlich um eine finanzielle Entlastung von zwei Millionen, die aber durch den Lastenausgleich innerhalb des Kantons praktisch wieder aufgefressen wird. Das ZPK und das Kunstmuseum sind aber für die Stadt sehr wichtige Institutionen, verfügt doch etwa das ZPK über eine Ausstrahlung, die weit über den Kanton hinausgeht. Wenn die Stadt dort Einfluss verliert, dann sollte mindestens finanziell mehr herausschauen.

ZPK und Kunstmuseum gehören zu den fünf grossen Institutionen, die 80 Prozent der städtischen Subventionen auffressen - ist dieser Anteil nicht zu hoch?

Wenn man Kultur auf einen hohen Stand bringen und dort halten will - auch als Brutkasten und Reibungsfläche für alternative Kultur -, dann kostet das. Ich halte nichts davon, sich nur nach den Vorlieben des Publikums auszurichten. Den Groll gegen das Zentrum Paul Klee oder das Stadttheater, dem ich in Bern immer wieder begegne, verstehe ich nicht. Denn eine Stadt wie Bern braucht beides: sowohl die Hoch- als auch die Alternativkultur. Ob der Subventionsanteil von achtzig Prozent gerechtfertigt ist, darüber lässt sich diskutieren.

Sind die Berner grundsätzlich skeptisch gegenüber Kultur, die mit der grossen Kelle anrichtet?

Nein, aber ich wehre mich dagegen, wenn zum Beispiel die Linken schimpfen, weil das Zentrum Paul Klee mehr Geld verlangt. Es ist das erste Mal seit der Eröffnung, dass der Stadtrat einen Nachkredit für diese Institution behandeln muss. Vorwürfe wie "Fass ohne Boden" sind nicht gerechtfertigt. Auch beim Stadttheater nicht. Mir macht Sorgen, dass sich die fünf grossen Institutionen ständig nach der Decke strecken müssen. Ich bin aber nicht der Meinung, dass es einfach mehr Geld braucht, vielmehr müssen Leistungsverträge und Subventionen besser aufeinander abgestimmt werden.

Die Ansprüche müssen also hinuntergeschraubt werden?

Ja.

In zwei Jahren kommt auch noch die Walser-Stiftung hinzu, die weitere 100000 Franken aus dem Globalbudget der Abteilung Kulturelles erhält, wie der Stadtrat kürzlich beschlossen hat. Wo sparen Sie diesen Betrag ein?

Es ist mir wichtig, dass das Geld nicht bei den Förderbeiträgen abgezweigt, sondern aus dem Topf der freien Mittel finanziert wird, die etwa eine Million ausmachen. Aus diesem Topf kommt zum Beispiel auch der Betrag an die Kulturagenda. Diese Million kann also nicht jedes Jahr neu verteilt werden. Im nächsten Jahr gibt es übrigens nichts mehr zu vergeben. In der Tourismusbranche würde man sagen: "Wir sind überbucht."

Um eine andere Kulturinstitution ging es gestern im Stadtrat, den Progr. Künstler haben sich zusammen geschlossen, mobilisieren Geldgeber, um das Kulturzentrum zu erhalten. Ob so viel Eigeninitiative muss die Kultursekretärin begeistert sein.

Begeisterung ist übertrieben, aber ich finde es eine sehr sympathische Idee. Ich bin gespannt, ob es die Künstler schaffen, aber ich bedauere, dass die Initiative so spät gestartet wurde.

Möchten Sie, dass die Künstler bleiben können?

Sie bringen mich in die Bredouille mit dieser Frage. Das Geschäft ist politisch entschieden, und ich werde keine Aktivitäten entwickeln, die gegen die Entscheide meiner vorgesetzten Behörden sind.

Werden Sie sich für einen Nachfolgestandort für die Künstlerateliers starkmachen?

Ja, nur darf man sich keine Illusionen machen. Der freie Raum in der Stadt Bern wird für Wohnungen gebraucht. Und zudem sind solche Unternehmen extrem schwierig zu planen. Den Stadtplan anschauen und sagen, hier machen wir Ateliers - das funktioniert nicht.

Sie sind in der Kulturszene noch immer eine grosse Unbekannte. Verraten Sie uns noch etwas über Ihre kulturellen Präferenzen: Patent Ochsner oder Züri West?

Ich habe einen lieben Nachbarn, Kuno Lauener, den ich manchmal beim Fensterputzen sehe.

Be-Jazz oder Bee-Flat ?

Kenne ich noch nicht, aber Bebop mag ich gern.

Der grösste Berner Rocker?

Polo Hofer. Er war der Einzige, den man früher in Basel kannte.

Ihr liebster Berner Künstler?

Da muss ich passen.

Auch bei unseren Weltklasse-Künstlern?

Nein, da fällt mir sofort Paul Klee ein.

Und bei den lebenden?

Da muss ich nochmals passen.

Bei Gertsch, Burkhard, Raetz?

Gertsch und Burkhard sagen mir etwas, aber ich habe Mühe mit diesen Fragen, weil ich zu ganz vielen Kunstformen Bezüge habe. So habe ich zum Beispiel in den Anfängen der Solothurner Filmtage jede Ausgabe besucht. Ich liebe Jazz, selber spiele ich Klassisches auf dem Klavier. Ich lese Belletristik, auch moderne, und gehe gern in die Oper.

Und was qualifiziert Sie für den Job der Kultursekretärin?

Ich habe ein grosses Know-how, was die politischen Abläufe betrifft, eine ebenso grosse Liebe zur Kultur, ausgewiesene Managementfähigkeiten, und ich bin eine gute Vermittlerin. Und ich lerne sehr gern spannende Menschen kennen. Die Berner Kulturszene ist voll davon.

Interview: Simon Jäggi,Brigitta Niederhauser

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Zur Person: Veronica Schaller

Die 53-jährige Baslerin Veronica Schaller studierte Deutsch und Geschichte und war als Gewerkschaftssekretärin tätig, bevor sie 1992 in den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt gewählt wurde, wo sie acht Jahre die Gesundheitsdirektion und ein Jahr die Erziehungsdirektion leitete. Nach zwei Amtszeiten wurde sie abgewählt. Für kurze Zeit amtete Schaller später als Vizedirektorin des Bundesamtes für Flüchtlinge. Vor ihrer Wahl zur Leiterin der Abteilung Kulturelles der Stadt Bern arbeitete sie als Rektorin am Ausbildungszentrum des Inselspitals. (bnb)

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BZ 7.11.08

Berns Kultursekretärin

Schaller zieht erste Bilanz

Veronica Schaller, die neue Leiterin der Abteilung Kulturelles, stellt sich der Öffentlichkeit. Im Interview bilanziert sie ihre ersten 100 Amtstage, äussert sich zu ihrem Selbstverständnis und den kulturpolitischen Baustellen in der Stadt. Dabei bestätigt sie auch die Kehrtwende beim Projekt Neues Theater Bern: Die Idee, den Dreispartenbetrieb am Stadttheater aufzugeben, stehe nicht mehr im Zentrum. Es gehe primär darum, die Zusammenarbeit mit dem Berner Symphonieorchester neu aufzugleisen. Das Stadttheater werde nicht darum herumkommen, die Leistungen zu reduzieren. mei/lm

Seite 25

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Veronica Schaller, Leiterin der Abteilung Kulturelles

Umwälzungen sind nicht geplant

Lucie Machac, Oliver Meier

Berns neue Kultursekretärin Veronica Schaller hat keine Visionen - aus Überzeugung. Sie wolle sich nicht selbst verwirklichen, sondern zwischen Kultur und Politik vermitteln, sagt sie im Gespräch nach den ersten 100 Tagen im Amt.

Frau Schaller, wie ist Ihr erster Eindruck von der Berner Kulturszene?

Veronica Schaller: Bern hat ein sehr reichhaltiges, vielfältiges Angebot. Es gibt in vielen Sparten mehrere Anbieter…

Sie meinen, es gibt ein kulturelles Überangebot?

Überhaupt nicht.

Wenn Sie sagen, dass es mehrere Anbieter für dasselbe gibt…

…dann ist das noch lange kein Überangebot. Sondern eine gewollte Vielfalt, die in der städtischen Kulturstrategie bis 2011 so festgelegt ist. Grössere Änderungen sind im Moment nicht gefragt, da muss man auch keine unnötigen Ängste schüren.

Was haben Sie dann in den ersten 100 Tagen gemacht?

Ich habe einerseits die Leute und Institutionen kennen gelernt, andererseits mit der Sichtung der Subventionsverträge begonnen. Nach 100 Tagen bereits neue Schwerpunkte setzen zu wollen wäre schlicht unseriös.

Sie haben also keine Visionen für die nächsten drei Jahre?

Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, grosse kulturpolitische Visionen zu haben. Das ist die Aufgabe der Politik. Ich habe eine Verwaltungsstelle.

Ihr Vorgänger Christoph Reichenau hat sich als Anwalt der Kultur verstanden und durchaus eigene Visionen vertreten.

Die Aufgabe der Abteilung Kulturelles ist in erster Linie die Vermittlung zwischen den Kulturschaffenden und der Politik. Es geht nicht darum, dass ich mich hier selbst verwirkliche. Mein Job ist es, auf beiden Seiten Verständnis für die jeweils andere Seite zu wecken.

Da sind kommunikative Fähigkeiten gefragt. Und da haben Sie in Ihren früheren Ämtern nicht immer eine gute Figur gemacht.

Was früher war, ist für mich uninteressant. Ich bin von den Bernern gut aufgenommen worden und habe gute Gespräche geführt. Das ist das Entscheidende.

Man attestiert Ihnen auch einen gewissen Mut zur Unpopulari-tät…

Sie meinen meine direkte Art? Das ist generell ein Problem für eine Baslerin in Bern. Wenn wir Basler diskutieren, hat man in Bern schnell den Eindruck, wir würden streiten. Ich bin sicher jemand, der keine Angst davor hat, Entscheidungen zu treffen. Aber im Moment stehen ja keine grossen Entscheidungen an.

Aber doch einige Herausforderungen - zum Beispiel das Projekt Neues Theater Bern. Zur Debatte steht der kühne Vorschlag, den Dreispartenbetrieb am Stadttheater aufzugeben und stattdessen ab 2012 drei Spartenhäuser zu betreiben.

Das Modell Spartenhäuser steht nicht mehr im Zentrum. Es geht jetzt in erster Linie darum, die Zusammenarbeit zwischen dem Stadttheater und dem Berner Symphonieorchester (BSO) neu aufzugleisen: Wo sollen die Mittel für die Orchesterleistungen künftig angesiedelt werden? Wer bestimmt darüber, wann und wie oft das BSO im Stadttheater zum Einsatz kommt? Wenn es darüber hinaus noch möglich ist, weitere Ideen umzusetzen, dann soll man es machen. Fest steht aber, dass es ab 2012 nicht mehr Geld geben wird für die beiden Institutionen.

Faktisch ist das eine Sparmassnahme.

Ja, wenn man den Teuerungsausgleich berücksichtigt. Man wird beim Stadttheater nicht darum herumkommen, die Leistungen zu reduzieren, damit man in Zukunft ohne permanenten Finanzdruck arbeiten kann. Das ist letztlich das Ziel des Projekts.

Wo sehen Sie sonst noch Handlungsbedarf?

Im Moment ist der kulturelle Teil des Progr an die Abteilung Kulturelles angegliedert. Das heisst, die Löhne und Abrechnungen, jeder Spesenzettel geht durch unsere Buchhaltung. Das geht natürlich nicht. Falls der Progr als Kulturort eine Zukunft haben sollte, dann möchte ich einen Subventionsvertrag abschliessen - wie mit den anderen Institutionen. Handlungsbedarf sehe ich auch beim zeitaufwändigen Controlling der Leistungsverträge. Grosse wie kleine Kulturinstitutionen sind mit dem ganzen Papierkram überfordert, das müsste man vereinfachen.

Ihr Vorgänger sass im Vorstand von mehreren Kulturinstitutionen. Diese Doppelfunktion ist durchaus problematisch.

Ich kann nicht alle Ämter meines Vorgängers übernehmen, das würde ich gar nicht schaffen! Wer von unserer Abteilung in welchem Vorstand mitmacht, werden wir im Januar entscheiden. Aber ich bin mir der Problematik durchaus bewusst, wenn man im Vorstand und gleichzeitig in der Controllinggruppe einsitzt.

Eine Entflechtung der Kompetenzen, namentlich zwischen Stadt und Kanton, strebt auch die kantonale Kulturstrategie an. Wie schätzen Sie das Konzept ein?

Das ist ein wichtiges, zurzeit hängiges Thema, das grosse Auswirkungen auf die Stadt Bern haben wird. Im realistischen Fall wird die Stadt um rund zwei Millionen Franken entlastet. Aber man kann davon ausgehen, dass das Geld indirekt über den Finanzausgleich vom Kanton fast vollumfänglich wieder einkassiert wird. Man kann keine grossen strukturellen Veränderungen mit denselben Mitteln erreichen.

Das heisst, der Kanton müsste mehr Geld für Kultur aufwerfen?

Ja, im Moment gibt der Kanton pro Kopf ungefähr 57 Franken aus. Das ist sehr wenig im Vergleich mit anderen Kantonen.

Da braucht es von Ihrer Seite gutes Lobbying. Sie haben allerdings einmal gesagt, Sie seien nicht so gut darin.

Ich habe schon viel gesagt. (lacht) Ich vermute, dass dieser Satz noch aus jener Zeit stammt, als ich im Lobbying gar nicht gut sein wollte. Wie viele andere Frauen habe ich Lobbying sehr lange als etwas Negatives, Unmoralisches empfunden. Für Männer war es hingegen immer selbstverständlich. In den letzten Jahren hat zum Glück ein Wandel stattgefunden - auch bei mir.

Geschlechterfragen sind aber nach wie vor aktuell, gerade in der Kulturförderung. Es heisst, Frauen kämen zu kurz.

Wir haben vom Stadtrat den Auftrag erhalten, bei allen Gesuchen und Projekten den Geschlechteranteil auszuweisen. Dadurch hat sich das Bewusstsein verschärft. Leider werden von Frauen immer noch weit weniger Gesuche eingereicht als von Männern.

Sind Sie für Frauenquoten bei der Förderung?

Quoten haben immer einen schalen Beigeschmack. Es gibt sicher noch bessere Lösungen, zum Beispiel explizit Preise für Künstlerinnen. An diesem Thema werde ich sicher dranbleiben.

"Im Moment gibt der Kanton pro Kopf ungefähr 57 Franken aus. Das ist zu wenig."

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Kantige Quereinsteigerin

Sie mag Chopin und Videokunst: Veronica Schaller, Basler Exregierungsrätin und ehemalige Vizedirektorin des BFF.

"Ich bin eine Quereinsteigerin", sagte Veronica Schaller im Februar dieser Zeitung, als sie vom Gemeinderat zur Nachfolgerin von Kultursekretär Christoph Reichenau gewählt wurde. Tatsächlich hatte die Baslerin beruflich bisher wenig mit Kultur zu tun: Ein Jahr als basel-städtische Kulturministerin ist alles, was sie diesbezüglich vorweisen kann. 1992 wurde die damals 37-Jährige als erste Frau und jüngstes Mitglied überhaupt in den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt gewählt. In ihrer Amtszeit machte sich die SP-Frau einen Namen als effiziente Magistratin, die nie ein Blatt vor den Mund nahm und auch vor unpopulären Entscheiden nicht zurückschreckte. Für schweizweite Schlagzeilen sorgte sie 1999, als sie im Fernsehen laut darüber nachdachte, die Verabreichung kostspieliger Medikamente einzuschränken. Nach acht Jahren im Amt verpasste sie im Herbst 2000 die Wiederwahl, womit ihre steile Politkarriere ein abruptes Ende nahm.

Schaller lebt seit fünf Jahren in Bern. Ab 2003 amtete sie als Vizedirektorin des Bundesamts für Flüchtlinge, wurde nach der Abwahl von Ruth Metzler aber bald freigestellt. 2005 trat Schaller eine befristete Stelle als Rektorin des Insel-Ausbildungszentrums an.

In ihrer Freizeit nimmt die Kultur breiten Raum ein: "Ich lese sehr viel, zurzeit ‹Die Liebe in Zeiten der Cholera› von Gabriel García Márquez." Auch für Klassik ("Chopin") und Kunst ("alte Malerei, aber auch Videokunst") hat sie viel übrig. Und was möchte sie diese Saison in Bern auf keinen Fall verpassen? "Den Tanz im Stadttheater möchte ich mir unbedingt ansehen. Aber auch Aufführungen im Tojo oder im Schlachthaus, da war ich noch nicht."