MEDIENSPIEGEL 7.11.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Progr-Geschäft: Rückweisung
- Wahlk(RH)ampf
- Randstand Burgdorf
- Randstand Basel
- Stop Murder Music: Capleton - Basel & Lausanne
- JUSO: Burgersturm jetzt!
- Anti-Atom: Atom-Müll-Pläne
- Kultursekretärin Schaller
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REITSCHULE
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Nov 08: Beteiligt Euch an der
Vorplatz-Präsenz!!!
PROGRAMM:
Do 06.11.08
20.30 Uhr - Tojo - Bullet Rain
von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.
Fr 07.11.08
15.30 Uhr - Kino - Queersicht
(weitere Vorstellungen um: 18.00 Uhr, 20.30 Uhr und 23.00 Uhr)
20.30 Uhr - Tojo - Bullet Rain
von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop:
Frauendisco POPSHOP mit Djane Lonny und DJ StrAngie > women only
22.00 Uhr - Dachstock - Spectrum
& Band (Ex-Spacemen 3/UK), Support: Roy & the Devil's Motorcycle (BE),
Papiro (BS) >
Indie/Psychedelic/Experimental/Rock
Sa 08.11.08
13.30 Uhr - Kino - Queersicht
(weitere Vorstellungen um: 15.30 Uhr, 18.00 Uhr und 20.30 Uhr)
20.30 Uhr - Tojo - Bullet Rain
von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.
22.00 Uhr - SousLePont - Thee
Irma&Luise (BE), Confused (DE), Jokari (FR) - 60's, Noisy
HC-Punk & eh Noise...
23.00 Uhr - Dachstock - Elektrostubete & Dachstock present: Format B (Highgrade/D) & Jens Bond
(Highgrade/D), Support: Little Lu (elektrostubete) &
Subwalker (elektrostubete). Visuals by VJ?s Mag & Dario >
Techno/Elekro/House
So 09.11.08
15.30 Uhr - Kino - Queersicht
(weitere Vorstellung um: 18.00 Uhr)
Infos: www.reitschule.ch
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PROGR
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Bund 7.11.08
Zurück an Gemeinderat
Berner Stadtrat beschliesst knapp Rückweisung des
Progr-Geschäfts
Soll der Wettbewerbsgewinner sein Projekt "Doppelpunkt" im alten
Progymnasium realisieren? Oder dürfen die Künstler des Progr
nachträglich einen Alternativvorschlag einreichen? Der Stadtrat
billigte gestern spätabends mit 36 zu 34 einen
Rückweisungsantrag.
Bis 22.45 Uhr diskutierte der Berner Stadtrat gestern ausgiebig, ob er
auf das Geschäft eintreten soll. Das Geschäft: Die
Realisierung des
Siegerprojekts "Doppelpunkt " im derzeit als Kulturzentrum genutzten
alten Progymnasium. Erst vor wenigen Wochen hatte es überraschend
Signale aus den Kulturkreisen des Progr gegeben, wonach man ebenfalls
in der Lage sei, das Gebäude zu übernehmen. Genaueres
könne man erst
sagen, wenn der Stadtrat die Vorlage behandelt habe. Das
Rückweisungsansinnen löste unterschiedliche Echos aus.
Für die GB/JA-Fraktion begründete Christine Michel, weshalb
diese den
Rückweisungsantrag unterstützen wird. "Wir wollen den
Künstlern eine
echte Chance geben." Kultur sei beim Siegerprojekt "Doppelpunkt" nur
noch in einem kleinen Teil möglich.
Das Anliegen der Progr-Leute fand auch Peter Künzler
(GFL/EVP-Fraktion)
sympathisch. "Wir bedauern, dass sie sich nicht rechtzeitig ins
Verfahren eingebracht haben." Künzler, selbst Mitglied des
Architektenverbands SIA, sagte, Architekten seien auch
Kulturschaffenden, und wer die Regeln eines korrekt durchgeführten
Wettbewerbs breche, missachte auf grobe Weise die Kultur. Die Stadt
müsse eine verlässliche Partnerin sein, sagte Künzler.
Er argwöhnte,
dass es kein Zufall sein, wenn genau jetzt die scheinbare Alternative
auftauche. Der Gemeinderat gelte wohl vor den Wahlen als verwundbar.
Rückweisung mit klaren Regeln
Für die Rückweisung sprach sich die SP/Juso-Fraktion aus.
Giovanna
Battagliero sagte, man anerkenne das Resultat des Wettbewerbs, doch sei
es kulturpolitisch nicht vertretbar, dem Progr keine Chance zu geben.
Die Fraktion verlange aber klare Bedingungen. Bis Ende 2008 sei der
Finanzierungsnachweis detailliert zu erbringen. Es dürfe die Stadt
Bern
nichts kosten. "Es soll nicht nur deshalb realisiert werden, weil es
flippiger ist." Die Abstimmung könnte am 17. Mai 2009 stattfinden.
Dieser Verschiebung erteilte Dolores Dana (fdp) eine klare Absage. Der
Progr sei 2004 als Zwischennutzung bewilligt worden, was stets klar
gesagt worden sei. Dana warnte vor einer allfälligen
Zwischennutzung im
Progr. Das werde kein Investor akzeptieren, die Geschichte um das
Paradisli sei abschreckend genug. Die FDP trete auf das Geschäft
ein.
Der Alternativvorschlag sei ein Phantom mit vielen Floskeln, so wenig
konkret wie ein Ufo. "Guten Morgen, liebe Künstler", rief Dana
aus. In
einem Brief hätten Progr-Leute angedeutet, die Stadt habe Ersatz
versprochen. Dana wies das zurück: "Ihr macht zwar gute Sachen,
aber
diese Anspruchshaltung stört uns. Wir müssen gar nichts." Sie
frage,
was die Künstler gesagt hätten, wenn Künstler den
Zuschlag bekommen
hätten, "und dann kommt im letzten Moment Marazzi und sagt, ich
auch."
Bernasconi "sehr enttäuscht"
Für die SVP sagte Peter Bernasconi, das Siegerprojekt solle
zielstrebig
realisiert werden. Beim Progr sei immer von Zwischennutzung die Rede
gewesen. Wer jetzt etwas anderes macht, werde wortbrüchig. Das
schrecke
Investoren und Architekten ab. Die Stadt habe nie ein Versprechen
abgegeben, dass der Progr weitergeführt werde, sagte Bernasconi.
Es sei
falsch, wenn das ein Brief aus Progr-Kreisen behaupte. "Es befremdet
mich, wenn man sagt, wir seien wortbrüchig. Ich bin masslos
enttäuscht."
Erich Hess (jsvp) fand es eine Frechheit, "wie das hier abläuft".
Der
Stadtpräsident sei inkompetent, und der Progr sei ein Haus voller
Taugenichtse und Tagediebe. Ratspräsident Res Zysset (sp) wies in
zurecht und bat die zahlreichen Progr-Sympathisanten, sich jeglicher
Äusserungen zu enthalten.
CVP hatte Sympathien
Die CVP liebäugelte mit einer Rückweisung. Edith Leibundgut
sagte, der
Progr leiste eigentlich das, was man sich einst von der Reitschule
erhofft habe. Vielleicht werde der Progr die Reitschule ablösen.
Gemeinderätin Barbara Hayoz (fdp) sagte, der Gemeinderat halte an
der
Vorlage fest. "Wir sind an den Wettbewerb gebunden, und wir sind
verlässlich." Stadtpräsident Alexander Tschäppät
(sp) nahm die Angriffe
gelassen. Vor den Wahlen seien alle nervös. Er habe stets gesagt,
dass
es eine Zwischennutzung sei. Mit 36 zu 34 Stimmen stimmte der Stadtrat
dem Rückweisungsantrag zu. Bis Ende 2008 müssen die
Künstler konkret
sagen, wie sie einen Progr finanzieren würden.
Markus Dütschler
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Progr 7.11.08
Die "Progr"-Künstler dürfen ran
Der Stadtrat stoppte das offizielle "Progr"-Projekt mit
Gesundheitszentrum, Schulräumen, Beiz und Kulturlokal. Linke,
Teile der
Grünen und CVP wollen dem Gegenprojekt der "Progr"-Künstler
eine Chance
geben.
Mit einem Rückweisungsantrag wollten SP und GB/JA gestern einen
Marschhalt in der Causa "Progr" erwirken. Hintergrund: Ein Gruppe von
Kulturschaffenden, welche momentan im Rahmen der Zwischennutzung im
ehemaligen Progymnasium arbeitet, möchte den "Progr"
übernehmen, hat
dies aber erst nach dem Ende des Investorenwettbewerbs kundgetan. Also
nach dem der Zug eigentlich schon abgefahren war: Im April wurde das
Projekt "Doppelpunkt" des Investors Allreal von einer Jury unter
Stadtpräsident Alexander Tschäppät zum Sieger
gekürt. Dieses sieht ein
Gesundheitszentrum, Schulräume sowie die Weiterführung des
Gastro- und
Kulturlokals "Turnhalle" vor.
"Sympathisch, aber"
Christine Michel verlangte für das GB, auf diesen Entscheid
zurückzukommen und den Kulturschaffenden eine Chance zu geben.
"Dann
müssen die Künstler den Beweis erbringen, dass sie wirklich
Mäzene
finden, welche ihr Projekt finanzieren." Denn auch für Michel ist
klar:
Der "Progr" soll im Baurecht abgegeben und das Gebäude verkauft
werden.
Peter Künzler (GFL) nannte das Anliegen der Künstler
"sympathisch",
sprach sich aber trotzdem gegen die Rückweisung aus: "Wir finden
es
schade, dass sie es verpasst haben, ihr Projekt rechtzeitig
einzureichen." Die Stadt müsse ein verlässlicher Partner
sein. Die
Gefahr bestehe, dass der Investor abspringe. Eine Rückweisung
eines
Geschäfts, das kurz vor der Volksabstimmung stehe, finde die
Fraktion
GFL/EVP stossend: "Wer hat hier Angst vor dem Volk?" An die Adresse der
SP sagte Künzler, er bedauere es, dass die grösste Fraktion
beim
geringsten Windstoss umfalle.
SP-Fraktionschefin Giovanna Battagliero konterte, dass auch ihre Partei
grosse Vorbehalte habe über das Vorgehen der Künstlergruppe.
Doch der
"Progr" sei ein Kulturort mit nationaler Ausstrahlung. Etwas
überraschend unterstützte die CVP die Rückweisung.
"Phantomprojekt"
Dolores Dana (FDP) lobte den künstlerischen Output der
"Progr"-Leute,
kritisierte aber deren Vorgehen und bemängelte, dass sie ein
reines
"Phantomprojekt" präsentiert hatten: "Über ihre
allfälligen Mäzenen
sagen sie nichts - nada." Mit dem Rückweisungsantrag würde in
einen
nach internationalen Normen ablaufenden Wettbewerb eingegriffen. Dana
warnte vor allfälligen Schadensersatzforderungen des Investors,
der
einen sechsstelligen Betrag in den Wettbewerb gesteckt habe. Auch Peter
Bernasconi (SVP) lehnte diesen "Abgang durch den Hinterausgang" ab:
"Wir würden wortbrüchig werden und während dem Spiel die
Regeln
abändern." Stadtpräsident Alexander Tschäppät
warnte: "Der ‹Progr› darf
kein Subventionsbetrieb werden, dafür fehlt das Geld."
Nach einer langen Debatte votierte der Stadtrat mit 36 zu 34 Stimmen
für die Rückweisung. Damit kann das Stimmvolk nicht im
Februar, sondern
erst im Mai darüber befinden, ob das ehemalige Progymnasium im
Baurecht
abgegeben wird. Die Künstlergruppe hat nun bis Ende Jahre Zeit,
ihr
Finanzierungsmodell vorzuweisen.
Die Allreal würde für das bestehende Gebäude 2,4
Millionen Franken
bezahlen, der Baurechtszins betrüge jährlich 320000 Franken.
In die
Sanierung würde Allreal 25 Millionen investieren.
Adrian Zurbriggen
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WAHLK(rh)AMPF
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Bund 7.11.08
http://www.ebund.ch/artikel_583374.html
Podiumsdiskussion fast ohne Volk
Wahlpodium vom Mittwochabend in Bümpliz
Zum ersten und einzigen Mal trafen sich am Mittwoch die neun
aussichtsreichsten Gemeinderatskandidaten zu einer Podiumsdiskussion.
Auf grosses Interesse stiess die Veranstaltung im Sternensaal in
Bümpliz aber nicht.
"Gemeinderatswahlen Bern
Bei den Wahlen vor vier Jahren hatten sich 200 Menschen im
Bümplizer
Sternensaal versammelt, um den Kandidaten und Kandidatinnen kritische
Fragen zu stellen. Am Mittwochabend mochten gerade mal 50 die von der
Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem aufgegleiste Diskussionsrunde
besuchen. Das liege wohl am Sieg von Barack Obama in den USA, die Leute
würden lieber ihm zuhören als den Berner Politikern, sagte
Albert
Krienbühl, QBB-Präsident, scherzhaft.
Zankapfel Sicherheit
Trotz dem geringen öffentlichen Interesse: Langweilig war das von
Radiomoderator Toni Koller geleitete Wahlpodium definitiv nicht. Beim
Thema Sicherheit etwa gerieten Gemeinderat Stephan Hügli (mitte)
und
der parteilose Stadtpräsidiumskandidat Jimy Hofer heftig
aneinander.
Hügli wies daraufhin, Bern sei bei einem europaweiten
Städte-Rating auf
dem zweiten Rang gelandet. Die Stadt sei besser als ihr Ruf. Ein
Besucher aus dem schottischen Glasgow habe sogar gefunden, Bern sei
"too clean", "zu sauber". Diese Behauptung sei doch ein
"unausstehlicher Blödsinn", antwortete Hofer. Seit nunmehr 16
Jahren
toleriere der Gemeinderat rechtsfreie Räume wie die Reitschule
oder die
illegale Siedlung Zaffaraya. "Und wenn ich mal einen Sonnenschirm vor
mein Lokal stellen will, habe ich gleich die Polizei am Hals!"
Gemeinderatskandidat Beat Schori (svp) blies ins selbe Horn: "Es ist
typisch für RGM, dass bei gewissen Themen beide Augen
zugedrückt
werden." Dies gelte insbesondere fürs Zaffaraya. Sozialdirektorin
Edith
Olibet (sp) konterte, Zaffaraya stehe auf bundeseigenem Gelände
und
werde vom Bund toleriert. Trotzdem stehe die Stadt mit den Bewohnern
der Siedlung im Dialog und bemühe sich selbst darum, eine neue
Bauzone
für solche Siedlungen zu schaffen.
(...)
Im Anschluss an die Diskussion durfte das Publikum den Kandidaten
Fragen stellen. Ein älterer Herr wollte vom Stadtpräsidenten
wissen, ob
er für mehr Polizeipräsenz und gegen gewalttätige
Demonstrationen sei.
Beides treffe zu, antwortete Tschäppät. Das bedeute aber
nicht, dass
die Stadt jetzt mehr Polizisten beim Kanton einkaufen wolle. "Zuerst
wollen wir sehen, ob die bereits bezogenen Leistungen ausreichen." Was
die Demonstrationen angehe, so habe sich zwar der Stadtrat gegen einen
Entfernungsartikel ausgesprochen, der Gemeinderat jedoch dafür. Es
freue ihn, zu hören, dass Tschäppät den Artikel
unterstütze, so Schori.
"Dann können wir Sie ja sicher bald im Komitee der Initiative
gegen
gewalttätige Demonstrationen begrüssen."
Martin Zimmermann
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RANDSTAND BURGDORF
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BZ 7.11.08
Alkistübli ist "Luxus"
Für ein Alkistübli 200000 Franken pro Jahr auszugeben, ist
für Burgdorfs Sozialkommission wenig sinnvoll. Es gibt
Alternativen.
Vom Tisch ist das Thema "Alki-stübli in Burgdorf" noch nicht. Aber
die
Wahrscheinlichkeit, dass es der Gemeinderat noch in diesem Jahr
über
die Kante stösst, ist gross.
Die Kommission für Soziales habe darüber diskutiert, ob den
rund 20
Randständigen, die sich tagsüber im Bahnhofquartier
aufhalten, ein Raum
zur Verfügung gestellt werden soll. Sie kam laut der für das
Sozialwesen zuständigen Gemeinderätin Annette Wisler Albrecht
(SP)
"nach einer kontroversen Debatte" zum Schluss, dass ein Alkistübli
"die
Luxuslösung" darstellen würde. Rund 200000 Franken pro Jahr -
Personal
und Miete inbegriffen - würde ein Lokal für die Suchtkranken
die
Burgdorfer Steuerzahlenden gemäss einer Studie kosten.
Besser vernetzen
Die Sozialkommission werde dem Gemeinderat deshalb zwei
Alternativlösungen für das von keinem Kommissionsmitglied
bestrittene
Randständigenproblem vorschlagen, sagt Wisler Albrecht. "Man
könnte
versuchen, die Leute mit aufsuchender Sozialarbeit zu betreuen".
Darüber hinaus wäre es sinnvoll, die Institutionen Contact
Netz,
Heilsarmee und Berner Gesundheit besser zu vernetzen, um den knapp zwei
Dutzend Alkis und Drogenabhängigen eine Anlaufstelle zu bieten.
Die
Stadtpolizei soll weiterhin durch die Szene patrouillieren.
Zusätzliche Personalkosten wären mit dieser Lösung laut
Wisler Albrecht
keine verbunden. Auch die Mietauslagen würden entfallen, weil die
Randständigen allesamt ein Dach über dem Kopf haben.
Entscheid in diesem Jahr
"Ziemlich sicher noch in diesem Jahr" wird der Burgdorfer Gemeinderat
darüber entscheiden, wie die Stadt mit den Alkis umgehen wird.
Denkbar
ist laut Annette Wisler Albrecht, dass sich die beteiligten
Institutionen mit der Stadtregierung und Exponenten der Szene an einen
runden Tisch setzen werden. "So könnten wir einmal herausfinden,
was
genau die Randständigen brauchen."
Und, für die sozialdemokratische Gemeinderätin ebenso
wichtig: "Wir
könnten auch darüber reden, was die Betroffenen dazu
beitragen können,
um ihre Situation zu verbessern."
Johannes Hofstetter
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RANDSTAND BASEL
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Basler Zeitung 7.11.08
Alter Pavillon statt Totenhüsli
Wärmestube für Randständige zieht in einen Pavillon im
Gundeli ein
Peter Wittwer
Der Verein Schwarzer Peter hat einen Standort für sein "Soup &
Chill"-Angebot gefunden. In gut einer Woche wird die Wärmestube in
einem ehemaligen Kindergarten-Pavillon den Betrieb aufnehmen.
Der Hilferuf, den der Verein Schwarzer Peter mit seiner friedlichen
Beschlagnahme des Totenhüsli in der Elisabethenanlage ausgesandt
hat
(BaZ vom Dienstag), wurde erhört. Gestern Morgen gaben
Gesundheits- und
Justizdepartement bekannt, dass ein Alternativstandort für die
Wärmestube gefunden wurde, die der Verein Schwarzer Peter die
letzten
beiden Winter in einer inzwischen abgebrochenen Liegenschaft an der
Güterstrasse betrieben hatte.
Podium abgesagt. Noch diese Woche soll ein ehemaliger
Kindergarten-Pavillon, der durch die Vermittlung des Kantons für
ein
paar Tausend Franken gemietet werden konnte, von Zwingen (BL) auf den
Meret Oppenheim-Platz beim Südausgang des Bahnhofs transportiert
werden. Sobald die Anschlüsse für Strom und Wasser
installiert sind,
wird der Pavillon täglich zwischen 16 und 21 Uhr offen sein.
"Diese Lösung ist für uns von der Lage und der Infrastruktur
her
tipptopp", sagt Claudia Adrario de Roche, die als Präsidentin des
Vereins Schwarzer Peter monatelang vergeblich für eine solche
Lösung
gekämpft hat. Positiv überrascht ist sie von der
unbürokratischen Art,
mit der die Verwaltung eine Alternative zur verlangten Öffnung des
Totenhüsli auf den Tisch gelegt hat. Der Verein Schwarzer Peter
wird
nun seine Energie ganz auf die Einrichtung des 48 Quadratmeter grossen
Pavillons konzentrieren. Ein heute Abend vorgesehenes Protestpodium in
der Elisabethenanlage wurde deshalb abgesagt.
"Alki-Stübchen". Man habe eine rasche Lösung bieten wollen,
betont auch
Andreas Faller. Als Leiter der Gesundheitsdienste hat er zusammen mit
Marc Flückiger von der Abteilung Jugend, Familie und
Prävention den
Pavillon "aufgetrieben". Ob sich der Kanton via den Alkohol-Zehntel
wiederum an der Finanzierung dieses in anderen Städten auch
"Alki-Stübchen" genannten Angebots beteiligt, wird gemäss
Faller noch
Gegenstand von Verhandlungen sein.
Dass es auch diesen Winter eine Wärmestube für
Randständige beim
Bahnhof gibt, ist auch den SBB zu verdanken. Sie stellen das Areal
gratis zur Verfügung, weil sie so hoffen, dass weniger
Randständige
während des Stossverkehrs am Bahnhof herumlungern.
---
Basellandschaftliche Zeitung 7.11.08
Den Schwarzen Peter nicht weitergegeben
Container Wärmestube steht diesen Winter doch auf dem SBB-Areal.
Wie es danach weitergeht, ist offen
SBB und Verwaltung haben eine unbürokratische Lösung
gefunden: Die
Suppenküche des "Schwarzen Peter" wird über Winter in einem
Container
untergebracht.
Toprak Yerguz
Der Verein für Gassenarbeit "Schwar- zer Peter" ist doch noch zu
einer
Wärmestube für Randständige gekommen, nachdem zuvor eine
Zwischennutzung des "Totenhüslis" auf der Eli- sabethenanlage vom
Baudepartement abgelehnt wurde. Stellen des Justiz- und des
Gesundheitsdepartements haben dafür gesorgt, dass ein Container
auf ein
Areal beim Bahnhof SBB gebracht wird, in welchem die Wärmestube
eingerichtet werden kann.
"Unglaublich glücklich" sei sie, sagt Claudia Adrario de Roche vom
Verein "Schwarzer Peter". Die für heute geplante Podiumsdiskussion
zum
Thema habe sie deshalb "mit Freude abgesagt". Den Container empfinde
sie nicht als Notlösung, denn das habe der Verein zuvor auch schon
in
Betracht gezogen, "aber für uns waren die Konditionen unbezahlbar."
"Es handelt sich um einen Container, der früher als Kindergarten
genutzt wurde", sagt Marc Flückiger, Leiter der Abteilung für
Jugend,
Familie und Prävention beim Justizdepartement. Noch befinde sich
der
Container auf dem Areal einer Privatfirma, werde aber in Bälde auf
das
SBB-Areal gebracht. Wann und wo konkret der Container zu stehen kommt,
kann Flückiger noch nicht sagen: "Das ist nun Sache des Schwarzen
Peters und der SBB."
Kein definitiver Entscheid
Der Kanton schreibt in seinem Communiqué von einer
"unbürokratischen
und schnellen Hilfe", die geleistet worden sei. Adrario de Roche
bestätigt, dass schlussendlich alles schnell gegangen sei. Sie
habe am
Dienstagabend mit Vertretern des Kantons verhandelt. Bereits am Tag
danach sei ihr der positive Bescheid gegeben worden.
Allerdings habe laut Adrario de Roche der Kanton schon im Mai vom
Bestreben des Schwarzen Peters gewusst, eine neue Wärmestube zu
organisieren: "Von kantonaler Seite hat sich da zunächst nichts
bewegt." Erst als man die Angelegenheit mit Protestaktionen und einer
Interpellation im Grossen Rat zum Politikum gemacht habe, sei Bewegung
in die Sache gekommen.
Diese Zwischenlösung ist auf fünf Monate befristet. "Aus
Sicht des
Kantons kann man in Zukunft eine solche Spontanaktion nicht mehr
machen", hält Flückiger fest. Zu Beginn des nächsten
Jahres werde in
den kantonalen Stellen abgeklärt, wie man das Problem der
Wärmestube
längerfristig angehen wolle.
Zuständigkeit weiter unklar
Eine "Standardlösung" erhofft sich auch Adrario de Roche. Sie ist
zuversichtlich, dass die Bereitschaft dafür gestiegen ist: "Ich
glaube,
wir haben das Bewusstsein geschaffen, dass es eine Lösung geben
muss."
Das sei nicht nur im Interesse der Randständigen, sondern auch im
Interesse der Stadt Basel und der SBB.
Dass jedoch trotz Zwischenlösung noch kein Entscheid gefällt
worden
ist, wird im Communiqué des Kantons deutlich vermerkt: Man lege
"grossen Wert auf die Feststellung, dass mit dieser
unbürokratischen
und schnellen Hilfe keine verbindliche Aussage zur Notwendigkeit dieses
Angebots und zur Zuständigkeit innerhalb der Verwaltung verbunden
ist",
heisst es da.
---
20min.ch 6.11.08
Neue Bleibe für Soup & Chill
Der Verein Schwarzer Peter hat vorübergehend eine neue Bleibe
für die Abgabestelle Soup & Chill für Randständige
gefunden.
Beim Meret-Oppenheim-Platz wird ein Wohncontainer aufgebaut. Der Verein
ist seit Monaten auf der Suche nach Räumlichkeiten, nachdem das
Baudepartement das Totenhüsli in der Elisabethenanlage nicht zur
Verfügung stellen wollte. Dank den SBB und den Behörden kann
das
Angebot in den nächsten fünf Monaten weitergeführt
werden. Claudia
Adrario, Präsidentin des Schwarzen Peter, ist zufrieden, sagte
aber,
dass weitere Schritte notwendig seien: "Wir sind an einer langfristigen
Lösung in Bahnhofsnähe interessiert."
(hs)
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STOP MURDER MUSIC
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bazonline.ch 7.11.08
http://bazonline.ch/basel/stadt/Capleton-doch-in-Basel--enttaeuscht-ueber-Absage/story/13301565
(mit Video-Inti)
Capleton doch in Basel - enttäuscht über Absage
Von Joël Gernet
Capleton war am Donnerstag in Basel - jedoch ohne aufzutreten. In den
frühen Morgenstunden reiste der jamaikanische Reggae-Sänger
am Freitag
mit seiner Entourage weiter nach Wien. Zuvor hat Capleton jedoch seiner
Enttäuschung Ausdruck verliehen.
"I'm definitively upset", bringt Capleton seine Enttäuschung auf
den
Punkt. Der jamaikanische Reggae-Sänger versteht nicht, weshalb
sein
Auftritt in der Kaserne Basel abgesagt wurde. Seine Texte will er
"metaphorical" - im übertragenen Sinn - verstanden wissen. Die
Leute
würden seine Aussagen falsch verstehen und falsch interpretieren.
Dass die Angelegenheit jedoch nicht ganz so einfach - sondern sehr
komplex - ist, zeigte sich im anschliessenden Dialog zwischen Capletons
Managerin Claudette Kemp (61) und Axel Schubert von der "homosexuellen
Arbeitsgruppen Basel" (habs). Die angeregte Diskussion zwischen dem
Mann, der das Konzert verhindert hat, und der jamaikanischen Powerfrau
dauerte über zwei Stunden. Mehr zu diesem Gespräch folgt an
dieser
Stelle.
Ein ausführlicheres Interview mit Capleton können Sie im
Kulturteil der Basler Zeitung vom Samstag lesen. (Baz.ch/Newsnetz)
---
20min.ch 7.11.08
Un homophobe risque d"être interdit de concert
Lausanne. L"artiste jamaïquain Capleton joue au Metropop samedi.
Sa
haine chantée des homosexuels a provoqué l"annulation de
son concert à
Bâle hier.
"Brûlez un homo, saignez un homo. Sodomites, je flingue. Tu
devrais
savoir, Capleton brûle les pédés le même feu
s"applique aux lesbiennes.
Pendez-les vivants."
Ces paroles sont extraites d"une chanson d"un artiste reggae
jamaïquain
programmé au festival Metropop ce week-end. Capleton clame sa
haine des
homos et le sort qu"on devrait leur réserver. Un tel appel
à la haine
et à la discrimination sexuelle relève du Code
pénal suisse. Confrontés
aux chansons répréhensibles du reggaeman par une
association
alémanique, les organisateurs du concert de cet artiste à
Bâle ont
préféré annuler sa prestation hier soir. Toute
autre réaction de
l"organisation du Metropop Festival: l"artiste aurait promis de ne rien
proférer d"homophobe à Lausanne. Aucune raison donc
d"annuler la venue
de Capleton. Cette attitude a provoqué la colère de
diverses
associations homosexuelles romandes. Pink Cross, Vogay, LOS et
plan-Queer ont envoyé hier une lettre ouverte pour
"déplorer la tenue"
de ce concert. A leurs yeux, il ne s"agit plus d"une expression
artistique, mais d"un appel au meurtre contre une minorité. "20
minutes" a appris la polémique à Marc Vuilleumier.
Municipal de la
Police, il dénonce fermement la haine du chanteur
jamaïquain et
n"exclut pas de l"interdire de concert. Frédéric Nejad
---
Le Temps 7.11.08
Polemique. La venue à Lausanne du Jamaïcain est
condamnée par plusieurs associations.
Capleton, l'homophobe qui plombe le Metropop
Rocco Zacheo
Les textes de ses chansons ne laissent pas de place à
l'interprétation:
"Les sodomites et les pédés, je leur tire dessus...", ou
encore, "Vous
devriez savoir que Capleton brûle les folles, que ce feu
s'applique
aussi aux lesbiennes". Ces échantillons donnent le ton d'une
vingtaine
d'autres morceaux, tous placés sur la ligne de
l'intolérance et qui
font de son auteur, le Jamaïcain Capleton, artiste reggae
légendaire,
un homophobe qui suscite la polémique partout où il est
invité à se
produire.
Le festival lausannois Metropop, qui l'a programmé pour ce
samedi,
n'échappe pas à la tempête. Comme ailleurs en
Europe depuis plusieurs
années, des associations de défense des droits des gays
et des
lesbiennes se sont mobilisées pour demander l'annulation de son
concert. L'antenne bernoise de Stop Murder Music a été la
première à se
manifester, avec une lettre envoyée auprès des
médias, des sponsors et
des autorités lausannoises qui soutiennent la manifestation.
Démarche
épaulée par la prise de position d'autres associations
comme Pink
Cross, VoGay et LOS (Organisation suisse des lesbiennes). Tous
dénoncent la trahison de Capleton, qui s'était
engagé en juillet 2007,
à ne plus jouer sur scènes les morceaux incriminés
ni à proférer des
propos homophobes. Avec lui, d'autres artistes de la même
mouvance
(Bounty Killer, Sizzla, Elephant Man...) avaient paraphé ce
document
baptisé Reggae Compassionate Act, qui renouvelle les valeurs de
tolérance et de respect du reggae.
Appels réitérés au meurtre
Une vidéo mise en ligne sur le site de partage YouTube
prouverait,
selon les associations, la rupture de cet engagement. Pour Jean-Paul
Guisan, secrétaire romand de Pink Cross "la demande d'annulation
est
une démarche regrettable parce que la communauté gay et
lesbienne sait
ce que signifie d'être interdits, censurés et
boycottés. D'habitude,
nous cherchons le dialogue avec les artistes et les organisateurs de
concerts. Cela a été le cas l'année passée
à Bulle, avec l'arrivée de
Bounty Killer. Mais dans le cas de Capleton, il n'y a que des
démarches
fortes qui puissent donner des résultats car on ne plaisante pas
avec
des appels réitérés à la violence et au
meurtre".
Pourquoi, dès lors, inviter un chanteur si controversé,
bien que
jouissant d'une grande aura auprès des amateurs de reggae?
Julien
Rouyer, responsable de la communication pour Metropop précise:
"Comme
partout ailleurs, nous avons soumis à l'artiste un document qui
a
valeur légale dans lequel il s'engage à renoncer aux
morceaux
incriminés. Cette précaution est très efficace et
a fait ses preuves
ailleurs. Au Docks de Lausanne, notamment, où Capleton a
joué l'année
passée sens provoquer de problèmes. Je regrette que Stop
Murder Music
ne nous ait pas contactés pour trouver une solution. Sa
démarche,
auprès des sponsors et des autorités, nous porte beaucoup
de
préjudices." Pour l'heure, la Ville de Lausanne et les sponsors
semblent vouloir donner raison aux précautions adoptées
par Metropop.
Capleton sera là, très surveillé.
---
24heures 7.11.08
Capleton - viendra
METROPOP - Le concert du chanteur homophobe est maintenu à
Lausanne.
Le Festival Metropop, à Lausanne, maintient le concert de
Capleton de
demain soir. Il affirme avoir des engagements écrits de la part
de
l"artiste à ne pas proférer de propos homophobes.
Metropop "n"accepte
pas de propos discriminatoires envers des communautés, quelles
qu"elles
soient", a souligné, hier, le porte-parole de la manifestation,
Julien
Rouyer. Le festival se montrera vigilant pendant le concert, a
poursuivi Julien Rouyer, estimant qu"une annulation ne pouvait
être
décidée sur la base d"une vidéo circulant sur
YouTube. La Kaserne de
Bâle a décidé pour sa part d"annuler le concert de
Capleton. Dans une
lettre ouverte, des organisations homosexuelles déplorent le
maintien
du concert. Elles affirment que Capleton est l"auteur de 22 chansons
dans lesquelles figurent des appels au meurtre ou à la violence
contre
les homosexuels.
ATS
---
L'Express/L'Impartial 7.11. 08
Le concert de Capleton est maintenu
Le festival Metropop, actuellement à Lausanne, maintient le
concert de
Capleton. Il affirme avoir des engagements écrits de la part de
l'artiste à ne pas proférer de propos homophobes. Des
organisations
homosexuelles demandent l'annulation du concert, affirmant que Capleton
est l'auteur de 22 chansons dans lesquelles figurent des appels au
meurtre ou à la violence contre les personnes homosexuelles. /ats
---
Baslerzeitung.ch 6.11.08
Homophobie-Vorwurf: Capleton zu Stellungnahme bereit
Von Joël Gernet
Trotz Konzert-Absage wegen homophober Äusserungen will der
umstrittene
Reggae-Sänger Capleton am Donnerstag nach Basel kommen und zu den
Vorwürfen Stellung nehmen. Einen direkten Dialog mit der "habs"
scheint
Capleton wegen früherer Erfahrungen jedoch nicht anzustreben.
Der Reggae-Sänger Capleton kommt am Donnerstag nach Basel, obwohl
sein
Konzert in der Kaserne abgesagt wurde. Der Jamaikaner übernachtet
in
Basel und reist am Freitag weiter zu seinem Auftritt in Lausanne,
erklärt Laurence Desarzens, Musikchefin der Kaserne.
Capleton hat gemäss Desarzens zugesagt, gegenüber baz.online
zu den
Vorwürfen Stellung zu nehmen, er schüre den Hass gegen
Homosexuelle. Zu
einem Treffen mit Axel Schubert von den "homosexuellen Arbeitsgruppen
Basel" (habs) ist der Sänger allerdings eher nicht bereit, weil er
in
der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht habe - so seien seine
Aussagen in ähnlichen Diskussionen falsch zitiert worden.
Allenfalls
sei die 60-jährige Capleton-Managerin Claudette Kenp zum direkten
Gespräch mit Schubert bereit.
Die "habs" und die Berner Aktion "Stop Murder Music" haben in den
vergangenen Wochen intensiv für die Absage des Capleton-Konzerts
gekämpft - allen voran "habs"-Sprecher Axel Schubert.
Enttäuschung auf allen Seiten
Nach der Podiumsdiskussion von Montagabend, haben sich die unmittelbar
beteiligten Parteien enttäuscht gezeigt: Axel Schubert bedauerte,
dass
zu wenig über die gesellschaftliche Verantwortung von
Künstlern wie
Capleton diskutiert wurde; Laurence Desarzens verärgerte, dass
sich
kein Diskussionsteilnehmer für Capleton und seine Ansichten im
Kontext
der jamaikanischen Reggae-Szene interessiert hat; und Capleton selber
liess über sein Management verlauten, dass er als spiritueller
Mensch
sehr enttäuscht sei. (Baz.ch/Newsnetz)
--
"Absage wirkt kontraproduktiv"
Johannes Sieber von GayBasel.ch fordert im BaZ-Ventil den Dialog mit
der Reggae-Szene:
"Wir von der Nonprofit-Organisation GayBasel.ch suchen und pflegen
Kontakte zu diversen Institutionen und Szenen. Im Rahmen vom geplanten
Konzert des umstrittenen Reggae-Sängers Capleton in der Kaserne
von
heute Donnerstag waren wir bemüht in der Mitgestaltung einer
konstruktiven Podiumsdiskussion zur Thematik Sexismus, Gewalt und
Drogen in der Popkultur. Wir sind der Ansicht, dass der Dialog mit
Vertretern der Reggae-Szene alle einen Schritt weitergebracht
hätte.
Mit Bedauern nehmen wir Kenntnis von der Absage des Konzertes und vom
geplanten Podium. Noch mehr bedauern wir, dass Teile der Gay-Szene
diese Absage gefordert haben. Mit dieser Absage ist unserer Ansicht
nach weder etwas für eine Veränderung der Situation in
Jamaika noch für
einen Austausch zwischen den betroffenen Szenen unserer Stadt getan.
Die Absage wirkt kontraproduktiv. Ich persönlich distanziere mich
ausserdem vom Vorgehen der Habs (Homosexuelle Arbeitsgruppen
Basel-Stadt) gegen Capleton und die Veranstaltung. Es entspricht nicht
meiner Vorstellung von konstruktivem Dialog."
---
Peter Tatchell 6.11.08
Capleton Concert cancelled in Basel, Switzerland
Singer broke Reggae Compassionate Act agreement
Basel - Switzerland - 6 November 2008
A major reggae concert with the Jamaican singer Capleton, that had been
scheduled to take place tonight (6 November) in Basel, Switzerland, has
been cancelled by the organisers, according to the local LGBT rights
group, Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel (HABS).
HABS, together with "Stop Murder Music Bern", opposed the concert
because Capleton has performed songs encouraging violence against
lesbian and gay people, in violation of his commitment to abide by the
terms of the Reggae Compassionate Act (RCA) - an agreement that he
signed in early 2007, whereby he undertook to not perform "murder
music" songs any more.
"Stop Murder Music Bern" was able to prove that after he signed the RCA
Capleton has performed songs that incite homophobic violence, including
during last year"s Christmas Extravaganza concert in Jamaica.
Evidence of Capleton breaking the RCA:
http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/Texte/CapletonbreaksRCA-Video.pdf
Capleton, a Jamaican dancehall singer, was booked to give a concert in
the Kaserne, an alternative music venue in Basel, Switzerland.
Because of his act of bad faith in violating the RCA, which he signed
and promised to uphold, the venue cancelled his performance.
HABS and SMM Berne are now demanding that Capleton publicly apologise
and make a renewed statement in support of the rights and welfare of
homo, bi and transsexual people.
"The Stop Murder Music campaign gave Capleton a chance to continue his
career unimpeded if he agreed to stop inciting the murder of lesbian
and gay people. He signed the RCA and promised to abide by it. But he
has carried on as before, stirring up homophobic hatred and violence.
We feel tricked, betrayed and cheated," said Peter Tatchell, UK
coordinator of the Stop Murder Music (SMM) campaign.
"Congratulations to the Swiss campaigners for getting his concert
pulled. Performers who promote the killing of other human beings should
not be rewarded with concerts, money and stardom.
"This is the latest of scores of concert cancellations secured by our
SMM activists around the world. We have targeted eight Jamaican
dancehall singers whose lyrics glorify, encourage and promote the
murder of lesbian and gay people. Their incitements are criminal
offences. Our aim is to show these artists that homophobia doesn"t pay.
It has a damaging financial consequence," added Mr Tatchell.
HABS has sent an open letter to Capleton:
http://www.habs.ch/aktuell_pics/20081103_openletter_Capleton_habs.pdf
There are other concerts planned with Capleton in Lausanne,
Switzerland, on 8 November.
Stop Murder Music - Protest against the Capleton- Concert in Lausanne:
http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/index2.html
More than a dozen Capleton concerts are scheduled in France, starting
next week.
Different Swiss organizations are now calling for cancelling the
concert in Lausanne. More information from Stop Murder Music Bern:
www.habs.ch
info@habs.ch
www.stopmurdermusic.ch
Press-release from HABS 5 November 2008
http://www.habs.ch/aktuell_pics/20081105_Mediencom_engl_habs.pdf
---
pinkcross.ch 5.11.08
Murder Music: Verstanden wird nur die harte Tour
Mittwoch, 5. November 2008
Die Schweizerische Schwulenorganisation PINK CROSS sieht die
Hass- und
Gewalttendenzen in vielen Musik-Szenen mit grosser Besorgnis.
Dass Schwule und Lesben hinhalten müssen, damit sich Musiker und
Publikum starkfühlen und aufgeilen können, fördert Hass
und Ablehnung
und Gewalt.
Auftritts-Verbote sind in unserern Augen nicht die optimale Politik.
Grundsätzlich bevorzugt PINK CROSS Senisbilisierungsarbeit mit dem
Publikum oder der Fan-Gemeinde. Wir staunen aber über die
Unsensibilität, mit welcher Veranstalter oftmals heikle Musiker
veranstalten und mit welcher Selbstverständlichkeit der Wunsch
einer
Fan-Gemeinde, einen Musiker zu hören, höher gewertet wird als
das Recht
auf ein unversehrtes Leben von Lesben und Schwulen.
PINK CROSS bedauert, dass die Verunmöglichung von Konzerten die
einzige
Sprache ist, welche nachhaltige Wirkung auf das Bewusstsein von
Künstlern und Veranstaltern hat. Im Bezug auf die jamaikanische
Dance-hall-Scene sind alle Fortschritte, die erreicht wurden, auf
lokale und weltweite Boykott-Bewegungen, allen voran die
Stop-Murder-Music-Kampagne, zurückzuführen. Sie haben
namentlich dazu
geführt, dass Dance-hall-Musiker den Reggae Compassionate-Act
unterzeichnet haben, in welchem sie sich zur Rückkehr zu den
ursprünglichen Werten des Reggaes bekennen: One love, Respekt vor
der
Individualität, Nichtdiskriminierung. Bedauerlicherweise erweist
sich
das Bekenntnis doch vor alem als Papier.
Im Bezug auf die Schweiz wird PINK CROSS sich um eine bessere
Verständigung mit den Veranstaltern bemühen. Ziel gemeinsamer
Anstrengungen muss es sein,
* in der Schweizer Fangemeinde das eine les-bi-gay-friendly
Grundstimmung zu fördern
* die Ungeheuerlichkeit von Homophobie als Stimmungsmittel bewusst zu
machen
* die Musiker auf die Einhaltung ihrer Zusagen zu verpflichten
* sie an ihre Verantwortung für die Lebensumstände von Lesben
und Schwulen zu erinnern.
Schweizer Anbieter und Verbreiter von Hasssongs gegen Lesben und
Schwule sowie Veranstalter von Konzerten mit solchen Inhalten wird PINK
CROSS strafrechtlich belangen. PINK CROSS zählt hier auf die
Mithilfe
von Insidern und namentlich die Informationen von Stop Murder Music
Bern.
PINK CROSS ist sich im Übrigen bewusst, dass es andere
Musikrichtungen
gibt, welche unbehelligt auf der Homophobie-Welle reitet. Homophobie
ist in unserer Gesellschaft so vielgestaltig und weitverbreitet, dass
sich PINK CROSS aus Kapazitätsgründen auf eine Zahl von
Hauptschienen
konzentrieren muss - zu denen auch Reggae nicht zählen kann.
Grundsätzlich fordert PINK CROSS.
* ein stärkeres Bewusstsein von Staat und Politik für die
Diskriminerung aufgrund der sexuellen Orientierung
* Programme gegen Homophobie, namentlich in Schulen, Jugendszenen und
Arbeitswelt
* Einen gesetzlichen Diskriminierungsschutz, nicht zur Bestrafung,
sondern zum Abbau von Homophobie und Vermeidung von Diskriminierung.
Capleton-Konzerte in Basel und Lausanne
Kaserne Basel sagt das Konzert des jamaikanischen Dance-hall-Musikers
Capleton ab, nachdem ein Video vorliegt, das den Künstler mit
neuen
homophoben Aussagen zeigt. Gestützt auf dieses Video verlangt PINK
CROSS nun auch die Absage des Konzerts in Lausanne.
Die Kaserne hatte den wegen homophoben Hass- und Gewaltsongs
umstrittenen Musiker für den 6. November programmiert, weil er den
Reggae-Compassionate-Act (RCA) unterzeichnet hat. Capleton zeichnet
für
insgesamt 22 Hasssongs gegen Schwule.
Dass die Kaserne das Konzert nun abgesagt hat, liegt an einem
YouTube-Video, welches Stop Murder Music Bern und die Homosexuellen
Arbeitsgruppen Basel HABS vorgelegt haben. Es zeigt Capleton im
Dezember 2007, nach Unterzeichnung des RCA, bei einer homophoben
Bühneneinlage in Jamaika, d.h. bei einem Vertragsbruch. An dem von
den
HABS am Montag (3. November) veranstalteten Podium hatten die
Vertretungen der Kaserne sowie der Basler Behörden klar gesagt,
dass
das Konzert nicht stattfinden werde, falls sich die Videos nach eigener
Prüfung als glaubwürdig erwiesen.
Für Samstag. 8. November ist Capleton auch im Rahmen des
Métropop-Festivals in Lausanne angesagt. PINK CROSS
fordert die
Verantwortlichen in einem offenen Brief auf, diesen Auftritt
gestützt
auf die neuen Facts ebenfalls abzusagen.
Material (bereitgestellt von Stop Murder Music Bern)
http://www.youtube.com/watch?v=6fgiG2oz7ac
http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/Texte/CapletonbreaksRCA-Video.pdf
---
jflaglinkup.ning.com
5.11.08
STATEMENT
"J-FLAG applauds contributions of Stop Murder Music Campaign"
Kingston, Jamaica - November 5, 2008
The Jamaica Forum for Lesbians, All-sexuals and Gays, J-FLAG,
recognises the Stop Murder Music Campaign, SMMC, which has been running
since Summer 2004, as an important partnership in the fight against
anti-gay violence, discrimination and homophobia. Against this
background, J-FLAG supports the efforts of SMMC (Paris) in bringing
public attention to bear on the Paris tour by Dancehall Artiste
Capleton.
J-FLAG takes this position mindful of the fact that the threat as well
as the reality of homophobic violence hangs over the gay, lesbian,
bisexual and transgender (GLBT) community in Jamaica. Indeed, violence
has claimed the lives of too many members of the Jamaican GLBT
community. J-FLAG remains convinced that this situation is fuelled,
among other things, by the anti-gay lyrics of performers within the
dancehall genre. If steps are not taken to address the threat posed by
such lyrics, many more members of the Jamaican GLBT community will
suffer.
The SMMC, a network of activists in Europe, the United States and
Canada, speaks out against the performance of lyrics that promote
violence against the gays and lesbians. These activists have called for
a breaking of the silence regarding a particular brand of violence and
hate against members of the GLBT community triggered by anti-gay lyrics.
We are conscious of the fact that the respect for the human rights of
the GLBT community in many parts of Europe and North America has been
won after a long struggle, and depended largely on governments and
societies taking a stand against anti-gay violence. We therefore
appreciate the seriousness of the issue for those who believe that
allowing entertainers to call for the murder of GLBT persons represents
a threat to the hard won respect for their humanity.
J-FLAG reiterates its respect for the sanctity of life and applauds the
contributions of SMMC towards the safety of all GLBT persons.
~30~
Contact: J-FLAG
Telephone: (876) 754-8704
Email: admin@jflag.org
Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel, SwitzerlandBasel Press Release
habs - Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel, SwitzerlandBasel, November
5th, 2008
Capleton broke Reggae Compassionate Act (RCA) in 2007Concert cancelled
in Basel, Switzerland: Big Testimony to the RCA
A Reggae concert with the Jamaican singer Capleton that had originally
been scheduled for Nov 6th has been cancelled by the organizers. Local
gay interest groups together with "Stop Murder Music Bern" have heavily
disputed the concert because Capleton had been performing songs with
homophobic lyrics in the past. The cancellation then happened when
"Stop Murder Music Bern" was able to prove that Capleton had broken the
so-called "Reggae Compassionate Act", a self-obligation to not perform
such tunes anymore, during last Years Christmas Extravaganza in Jamaica.
Capleton, a Jamaican Dancehall singer, was planned to give a concert in
the Kaserne, a local, alternative music venue in Basel, Switzerland on
Nov 6th. Because the concert was controversial from the very beginning,
the organizer emphasised not to promote artists who are still
performing homophobic lyrics. Nevertheless, some groups and activists -
among them the "habs", Basel"s local LGBT-group - asked the organizers
to cancel the concert, as long as Capleton does not play a more active
role concerning human rights. Capleton's own blame - caused by long
lasting homophobic calls - would not have been taken into account
sufficiently by just signing the Reggae Compassionae Act (RCA). The
principles of the RCA, like 'civic engagement' or 'conciousness
raising', require such an active role.
Open letter to CapletonConsequently, the "habs" formulated
prerequisites to agree with a Capleton concert in Basel: his public
apology and a clear statement that homo-, bi- and transsexuals also
have the right of psychological and physical health and integrity. In
terms of 'civic engagement', such a statement could not just mean a
one-time avowal, but would need to be repeated in the future. In
particular, a similar publicity would be necessary, like the one given
for years when singing homophobic lyrics. To establish a dialogue about
those questions, the "habs" sent an open letter to Capleton.
Big testimony by the Kaserne BaselThe Kaserne Basel, however, was
faster: On Nov 1st, it was proofed that there was a homophobic act
involving Capleton on Dec 25th 2007, i.e., after his signature under
the RCA in May 2007. By cancelling the concert, the organizers made a
big testimony to the RCA. Homophobic acts are nothing to be forgotten
easily! There is much respect from the local gay groups for this
decision by the Kaserne.
Appeal to the fansBecause of the cancelation, many fans here in
switzerland - absolutely most of them not homophobic - will be
disappointed. The "habs" calls to directly contact Capleton: "Say him,
that you were looking forward to the concert; say him, that you cannot
understand, why he did not stop with homophobic statements; and explain
him, that there needn't be hatred to whomever in the music you like."
info@capletonmusic.ch
Upcoming concerts?There are still other concerts planned with Capleton:
in Lausanne, Switzerland on Nov 8th, and about 15 concerts in France
starting from next week. Different Swiss organizations are now calling
for cancelling the concert in Lausanne. More Informations provides Stop
Murder Music Bern.
Further information:
http://www.habs.ch/
email: info@habs.ch
Open letter to Capleton, Nov 3rd 2008:http://www.habs.ch/aktuell_pics/20081103_openletter_Capleton_habs.pdf
http://www.stopmurdermusic.ch/
Proof of Capleton breaking the RCA, Nov 4th
2008:http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/Texte/CapletonbreaksRCA-Video.pdf
Stopmurdermusic-Protest against the Capleton-Concert in
Lausanne:http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/index2.html
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Association Lesbienne, Gay, Bi & Tans Grenoble 3.11.08
www.ajeuegal.org
Communiqué de presse de l"association A jeu égal
Objet : un concert du chanteur homophobe Capleton prévu
à Grenoble le 29 novembre 2008
Lors de la précédente tournée du chanteur de
"dancehall" jamaïcain
Capleton en France en juin 2005, son concert prévu
à Grenoble avait
été annulé par Michel Destot,
député-maire de Grenoble.
Au sein de l"association " A jeu égal ", nous venons d"apprendre
que ce
chanteur allait entamer le 05 novembre de cette année une
nouvelle
tournée en France. Il doit se produire à Grenoble
le samedi 29
novembre 2008 dans le cadre de la Dixième Nuit du Reggae, au
Summum.
Il fut longtemps considéré comme le chantre de la
violence homophobe,
avec pas moins de 29 textes appelant ouvertement aux meurtres des
homosexuels, composés jusqu"en 2006. Ce
chanteur tente donc un
retour sur les scènes françaises après avoir
consenti à signer le
"Reggae Compassionate Act". Il s"agit d"un engagement à
respecter les
minorités sexuelles et à s"abstenir d"incitations
à la haine, à
l"initiative du mouvement international " Stop Murder Music ".
Cependant, nous venons d"apprendre que ce chanteur a violé ses
engagements à plusieurs reprises, notamment en Allemagne et en
Jamaïque, où il a appelé le public à "lever
les mains" pour "brûler les
pédés et les sodomites". De fait, des extraits de
concerts postés sur
le site YouTube attestent que les slogans homophobes
(proférés en
créole) font toujours partie du répertoire du chanteur.
Nous souhaitons donc dénoncer une nouvelle fois ce chanteur et
venons
d"adresser un courrier à Monsieur Michel Destot afin de lui
demander de
faire en sorte que ce chanteur ne puisse pas davantage se
produire à
Grenoble cette année qu"en 2005.
Nous souhaitons aussi rappeler que La loi prévoit que ceux
qui
appellent à l'une des discriminations prévues par les
articles 225-2 et
432-7 du Code pénal à l'égard d'une personne ou
d'un groupe de
personnes à raison de son/leur orientation sexuelle sont punis
d'un an
d'emprisonnement et/ou de 45 000 euros d'amende (article 24 de la loi
sur la presse de 1881).
Marine Cannone, présidente d"A jeu égal
Dossier suivi par Bernard Blanchet : contact@ajeuegal.org
Liens utiles :
Vidéos sur Youtube du huitième "Magnum GT Christmas
Extravaganza",
Independence Park, Black River, St. Elizabeth, Jamaïque (on
reconnaît
Capleton qui profère les termes "battyboy", "battyman",
"bamboclaat",
"burn battyman"...)
http://www.youtube.com/watch?v=6fgiG2oz7ac
http://www.youtube.com/watch?v=uL5HMvZcMrM
Documentaire " L"homophobie en Jamaïque " issu de Arte : http://www.gayclic.com/articles/tracks_l_homophobie_en_jamaique.html;
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BURGERSTURM JETZT!
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juso.be 6.11.08
Abschaffung der Burgergemeinde - Die Zeit ist reif für einen neuen
"Burgersturm"!
Von: Halua Pinto de M., Tanja Walliser, Lukas Uetz
Die JUSO der Stadt Bern hat an ihrer gestrigen Vollversammlung
über
Sinn und Unsinn der Burgergemeinde debattiert. Dabei sind sich die
Mitglieder einig geworden, dass die öffentlich-rechtliche
Körperschaft
der Burgergemeinde aufgelöst werden muss. Das gesamte Eigentum der
Burgergemeinde Bern soll mit allen Rechten und Pflichten ins Eigentum
der Einwohnergemeinde Stadt Bern übergehen.
Die Vollversammlung hat nun dem Vorstand den Auftrag gegeben, die
Lancierung einer städtischen Initiative zu prüfen.
Wir sind bereit für einen neuen "Burgersturm"!
"Im symbolischen Kampf der Liberalen und Radikalen zwischen 1860
und
1890 gegen die Restbestände der alten Ordnung wurde im politischen
Diskurs heftig und ausführlich die Frage um die Burgergemeinde und
die
Burgergüter diskutiert. Diese Zeitspanne wird als "Burgersturm"
bezeichnet, obwohl sich die "Burgerfrage" bereits früher bei der
eigentlichen Gründung stellte."(Der Rote Punkt - 2 Ausgabe 08,
Mitgliederblatt der JUSO Stadt Bern)
Die JUSO der Stadt Bern kritisiert vor allem folgende Punkte:
* Die Bugergemeinde ist ein aristokratisches Relikt aus der Zeit vor
der französischen Revolution und bildet bis heute eine
abgeschlossene
elitäre Gesellschaft. Die Existenz einer Zweiklassen-Gesellschaft
widerspricht dem Grundsatz der Gleichheit aller Bürgerinnen und
Bürger.
Es ist undemokratisch, dass ein kleiner Teil der Berner
Bevölkerung
(die BurgerInnen) über die Zuwendungen für kulturelle und
wissenschaftliche Einrichtungen entscheiden können.
* Der Gemeindedualismus hat eine Zersplitterung der Kräfte zur
Folge.
Dadurch fallen der Burgergemeinde heute keine Aufgaben mehr in ihren
Zuständigkeitsbereich, die einen Fortbestand rechtfertigen
würden.
* Die aus heutiger Sicht unrechtmässige abgelaufene
Vermögensausscheidung begründete eine deutliche finanzielle
Besserstellung der Burgergemeinde gegenüber der Einwohnergemeinde.
Es
ist heute nicht mehr verständlich, dass ein kleiner Teil der
Bevölkerung Vermögen verwaltet, das als öffentliches
Vermögen zu
betrachten ist. Mit dem Vermögen der Burgergemeinde könnte
die Stadt
Bern ihre Schulden tilgen und käme nicht mehr derart unter Druck
von
Sparbemühungen.
* Ihrem Reglement nach ist die Burgergemeinde der politischen
Neutralität verpflichtet. Mit ihren Instituten wie auch über
Finanzierung und Kommissionsmitarbeit griff die Burgergemeinde jedoch
kontinuierlich in gesamtgesellschaftliche Felder ein und wirkte sehr
wohl kultur-, sozial- wie auch wirtschaftspolitisch. Diese
Kompetenzüberschreitung und unterschwellige Einflussnahme wirken
direkt
auf die Einwohnergemeinde und gefährden den Grundsatz der
Demokratie!
"Die Existenz der Burgergemeinde ist nicht in Stein gemeisselt. Sie
darf und soll in einer Demokratie von jeder Generation wieder neu
debattiert werden." (Der Bund, 16.08.08)
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ANTI-ATOM
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Bund 7.11.08
Atommüll-Poker beginnt
Die Nagra präsentiert sechs mögliche Endlager für
radioaktive Abfälle
Im Kanton Zürich oder im Kanton Aargau soll das Lager für
hoch radioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken entstehen.
Nach mehr als dreissig Jahren Forschungsarbeit hat die Nationale
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra)
gestern
sechs mögliche Standorte für ein Endlager präsentiert.
Aus geologischer
Sicht für hoch radioaktive Abfälle geeignet wäre das
Zürcher Weinland,
das Gebiet nördlich der Lägern zwischen Zürich und
Schaffhausen und der
Bözberg zwischen Brugg und Frick. Für schwach und
mittelaktive Abfälle
schlägt die Nagra zudem die Gebiete um das Kernkraftwerk
Gösgen, den
Südranden bei Schaffhausen sowie den Wellenberg im Kanton
Nidwalden
vor, wo die Bevölkerung schon vor sechs Jahren Sondierbohrungen
für ein
Endlager an der Urne verworfen hat. Möglich wäre auch ein
einziges
kombiniertes Lager im Weinland, bei der Lägern oder am
Bözberg.
Lauter Protest in den Kantonen
Die Behörden werden in den nächsten Wochen die
Bevölkerung informieren.
Dabei werden sie voraussichtlich auf eine Welle des Widerstandes
stossen. Die betroffenen Kantone sind vorinformiert worden und haben
bereits ihren Protest eingelegt. Zürich verwies auf seine hohen
Zentrumslasten. Der Aargau machte die bestehenden Atomkraftwerke und
das Zwischenlager Würenlingen auf seinem Kantonsgebiet geltend.
Einzig
der Kanton Solothurn reagierte zurückhaltend und forderte zur
sachlichen Debatte der Standortfrage auf. Das Auswahlprozedere für
den
definitiven Standort wird noch lange dauern. Voraussichtlich in zehn
Jahren wird das Schweizer Volk darüber abstimmen.
Seite 7
Christian von Burg
--
Nagra schlägt sechs Gebiete vor
Das Ringen um den Standort für ein Atommüll-Endlager geht
weiter - erst in 10 Jahren entscheidet das Volk
Neben dem Zürcher Weinland ist gemäss Nagra auch
nördlich der Lägern
(ZH) und auf dem Bözberg (AG) ein Lager für hoch radioaktive
Abfälle
möglich. Für schwächere Abfälle ist auch der
Wellenberg (NW) wieder auf
der Liste.
Im Jahr 2002 verwarf die Nidwaldner Bevölkerung das Gesuch
für ein
Endlager am Wellenberg. Obwohl es vorerst nur um einen Sondierstollen
für ein Lager mit schwach und mittelaktiven Abfällen ging,
hatte die
Vorlage keine Chance. Umso grösser war das Erstaunen gestern, als
Thomas Ernst, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nationalen
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra),
den
Wellenberg wieder als mögliches Standortgebiet für ein
Endlager
präsentierte. Es sei die Aufgabe der Nagra, die geologisch
geeignetsten
Gebiete zu präsentieren, sagte Ernst, und aus dieser Sicht habe
sich am
Wellenberg nichts geändert.
Geändert hat sich allerdings das Prozedere bei der Standortfindung
für
Endlager in der Schweiz: Neu hat die betroffene Bevölkerung zwar
noch
ein Mitsprache-, aber kein Vetorecht mehr. Wo die Lager für die
radioaktiven Abfälle zu liegen kommen, entscheidet in
voraussichtlich
etwa 10 Jahren die Gesamtheit der schweizerischen Bevölkerung. Im
Klartext: Die Mehrheit wird bestimmen, welche Region mit den
Abfällen
aus der Kernenergiebranche leben muss.
400 bis 900 Meter unter Tag
Aus geologischer Sicht optimal für ein Endlager hat sich,
gemäss Nagra,
nach 30-jährigen Forschungsarbeiten der Opalinuston erwiesen.
Diese
Gesteinsschicht, etwa 180 Millionen Jahre alt und sehr
wasserundurchlässig, findet sich im Norden der Schweiz in einem
Gebiet,
das etwa von Schaffhausen bis Solothurn reicht. In dieser Region
wäre
es möglich, die Abfälle in einer Tiefe zwischen 400 und 900
Metern
unter der Erdoberfläche zu lagern. Selbst bei heftigen Erdbeben
soll
gemäss den bisherigen Forschungen die Sicherheit
gewährleistet sein,
weil der Ton relativ weich ist und die harten Atommüllfässer
nicht zu
zermalmen seien.
Für hoch radioaktive Abfälle infrage kommen gemäss Nagra
folgende
Gebiete: das Zürcher Weinland in der Nähe der Stadt
Schaffhausen, wo
der Untergrund schon seit einem Dutzend Jahren erforscht wird, der
Bözberg zwischen Brugg und Frick sowie das Gebiet nördlich
der Lägeren
zwischen Zürich und Schaffhausen. Nicht mehr im Gespräch
für ein Lager
für hoch radioaktive Abfälle ist dagegen das Gebiet am
Jura-Südfuss um
das Kernkraftwerk Gösgen. Diese Region bleibt aber Kandidatin
für ein
Lager mit mittel- und schwach aktiven Abfällen. In dieselbe
Kategorie
fällt der Südranden bei Schaffhausen und der Wellenberg, wo
das Lager
in den Mergel-Formationen des Helvetikums zu liegen käme.
An den ersten drei Orten wäre es zudem möglich, ein
kombiniertes Lager für hoch bis schwach aktive Abfälle zu
machen.
Langwieriges Verfahren
In den nächsten Wochen wird das Bundesamt für Energie (BFE)
zusammen
mit der Nagra Informationsveranstaltungen in den betroffenen Gebieten
machen. Zudem wird ein Ausschuss der Kantone einberufen, der den Bund
im langwierigen Verfahren begleitet. Darin werden auch Vertreter aus
den benachbarten Regionen Deutschlands Einsitz nehmen können - der
Widerstand gegen neue Kernkraftwerke und ein Endlager im grenznahen
Gebiet ist gross.
Nach einer längeren Phase der Anhörungen will der Bundesrat
die Auswahl
der möglichen Standorte in etwa zwei Jahren auf zwei Standorte pro
Abfallkategorie einschränken. Dann sollen neben
sicherheitstechnischen
auch raumplanerische und sozioökonomische Aspekte vertieft
geprüft
werden. Auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines Endlagers und
mögliche Formen der Abgeltung sollen geregelt werden. Erst in
voraussichtlich 10 Jahren wird das Volk das letzte Wort haben.
Christian von Burg
--
Kantone wehren sich
Reaktionen
Aus den sechs Regionen, die als Standorte für Endlager
vorgeschlagen werden, schlägt den Behörden breiter Widerstand
entgegen.
Als "Wortbrüchigkeit" bezeichnet das Komitee für die
Mitsprache des
Nidwaldner Volkes bei Atomanlagen (MNA) den Entscheid, die Region
Wellenberg als Endlager in Betracht zu ziehen. Schlicht "inakzeptabel"
und nicht verständlich nennen es die Regierungen von Obwalden und
Nidwalden. Die Nidwaldner Bevölkerung hatte sich bereits in zwei
Urnengängen 1995 und 2002 gegen ein Lager und einen Sondierstollen
ausgesprochen. Sozioökonomische sowie umwelttechnische Bedenken
meldet
Schaffhausen an. Ein Endlager in den Regionen Südranden oder dem
Zürcher Weinland würde diese nicht nur als
Wirtschaftsstandort und
Wohnregion weniger attraktiv machen, sondern auch die weitgehend
intakte und naturnahe Kulturlandschaft negativ beeinflussen.
Mit bereits heute schon "grossen, im gesamtschweizerischen Interesse
liegenden Sonder- und Zentrumslasten" begründet der Zürcher
Regierungsrat seine Ablehnung der möglichen Standorte Weinland und
Nördliche Lägeren. Dazu gehörten etwa der Flughafen
Zürich, Autobahnen
oder Finanzen. Die Kritik des Aargau zielt vorab auf den "starken Fokus
auf den Aargau". Tatsächlich ist der Kanton bei drei der sechs
Standorte und mit insgesamt 33 Gemeinden betroffen: Nördlich
Lägeren
(ZH/AG), Bözberg (AG) und Jurasüdfuss (SO/AG). Der Aargauer
Regierungsrat kritisiert ausserdem, dass der Bund die grossen
Leistungen des Aargaus für die Versorgungssicherheit der Schweiz
als
Standortkanton von Atomkraftwerken und des atomaren Zwischenlagers in
Würenlingen nicht berücksichtige.
Sachlich reagierte der Solothurner Regierungsrat. Oberste
Priorität
habe die Sicherheit bei der Suche nach einem Standort. Raumplanerische
und sozioökonomische Kriterien sowie politische Argumente
hätten in den
Hintergrund zu treten. Solothurn wäre mit den Standort
Jurasüdfuss
betroffen. (sda)
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Kommentar: Brisantes Sandkastenspiel
Früher wurden schwach radioaktive Abfälle in Fässern ins
Meer gekippt.
Heute sind sich alle einig, dass der atomare Abfall, den die Schweiz in
den letzten Jahrzehnten produziert hat, möglichst sicher gelagert
werden soll. Gemäss Gesetz soll dies "grundsätzlich" in der
Schweiz
geschehen. Nur: Keiner will den strahlenden Müll bei sich.
Gemeinden
und Kantone dürfen im langwierigen Schwarz-Peter-Spiel um das
Endlager
zwar mitmachen, entscheiden tut aber die Mehrheit der Schweizer
Stimmbevölkerung. So ist absehbar:
Der Schwarze Peter bleibt in zehn Jahren da, wo der Widerstand
am geringsten oder die betroffene Bevölkerung am kleinsten ist.
Die Frage nach dem Wo wird zurzeit allerdings überlagert von der
Frage,
ob die Schweiz für die Deckung des Strombedarfs weitere
Atomkraftwerke
bauen soll. Die Befürworter wollen die Endlagerung möglichst
schnell
voranbringen, um der Bevölkerung zu signalisieren, dass der
Atommüll
sicher und auch zu einigermassen vernünftigen Preisen entsorgt
werden
kann. Die Gegner haben dagegen ein Interesse daran, die
Endlagerungspläne der Nagra schlechtzureden. Ist die Endlagerung
nicht
gelöst, ist die Zustimmung zu einem neuen Kernkraftwerk kleiner.
Dieser Zwist versperrt den Blick auf eine möglichst nüchterne
Betrachtung der Endlagerung: Die Geologen der Nagra haben solide Arbeit
geleistet. Sie setzen wie die französischen Experten auf
Tongestein. In
Schweden und Finnland schwören die Techniker auf kristallines
Gestein,
und in Deutschland ist die Lagerung in alten Salzbergwerken soeben als
gescheitert erklärt worden. Die optimale Endlagerstätte gibt
es wohl
nicht. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn der Müll zwar gut
verschlossen,
aber für spätere Generationen wieder rückholbar
wäre - dies wäre
allerdings teurer.
Die Atomindustrie forscht zudem an neuen Techniken, um die gebrauchten
Brennstäbe wiederzuverwerten und ihre Halbwertszeit möglichst
zu
senken. In der EU laufen gar Bestrebungen, ein zentrales, sicheres und
günstigeres Endlager zu bauen, an dem sich vielleicht auch die
Schweiz
beteiligen könnte. Aus all diesen Gründen kann es gut sein,
dass sich
das langwierige Verfahren zur Endlagersuche in
der Schweiz später als politisch brisantes Sandkastenspiel erweist.
Christian von Burg
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BZ 7.11.08
Endlager für Radioaktive Abfälle
Jurasüdfuss nicht an erster Stelle
Bernhard Kislig
Gemäss Experten eignen sich sechs Gebiete für die Lagerung
von Atomabfällen - mit Vorbehalten auch der Jurasüdfuss.
Der Kandidatenreigen ist eröffnet: Sechs Regionen stehen zur
Auswahl -
eine oder zwei davon werden in zehn Jahren zum Standort für die
Endlagerung der schweizerischen Atomabfälle auserkoren.
Der rund 180 Millionen Jahre alte Opalinuston eignet sich am besten
für
die Lagerung hochradioaktiver Abfälle (HAA). Diese Voraussetzung
besteht in der Schweiz gemäss Experten der Nagra (Nationale
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle)
allerdings nur in
folgenden drei Regionen: Lägeren (ZH, AG), Bözberg (AG) und
Zürcher
Weinland (ZH, TG). Für schwach- oder mittelradioaktive
Abfälle (SMA)
eignen sich auch die Regionen Jurasüdfuss (SO, AG), Südranden
(SH) oder
Wellenberg (NW, OW).
Folgender Vergleich zeigt, dass die Differenzierung der
Atomabfälle von
Bedeutung ist: SMA strahlen nur 1 Prozent der gesamten
Radioaktivität
ab, machen aber 90 Prozent des Lagervolumens aus. Der Jurasüdfuss
eignet sich jedoch bestenfalls für ein Lager mit relativ schwacher
Strahlkraft.
Zwei Varianten
Nun stehen zwei Varianten zur Diskussion. Erstens der Bau von zwei
separaten Lagern - eines mit hochaktiven, das andere mit schwach- und
mittelaktiven Abfällen. Zweitens ein Kombilager, das allen
Atomabfällen
Platz bieten soll. Für ein Kombilager kämen nur die drei
zuerst
genannten Regionen in Frage (siehe auch Interview unten). Der
Jurasüdfuss würde bei dieser Variante also ganz wegfallen.
Langwieriges Verfahren
Nagra-Geschäftsführer Thomas Ernst betonte gestern vor
Medien, dass es
bei der Nennung dieser sechs Regionen jetzt erst einmal darum gehe,
allein auf Grund von sicherheitstechnischen Kriterien die zur
Verfügung
stehenden Gebiete einzugrenzen.
Das Verfahren bis zur definitiven Auswahl von einem oder zwei
Standorten ist in drei Phasen unterteilt und dauert voraussichtlich
zehn Jahre. In den ersten zweieinhalb Jahren nimmt das Bundesamt
für
Energie (BFE) eine Gesamtbeurteilung der vorgeschlagenen Regionen vor.
Es erstellt dabei einen Bericht, den es nach einer dreimonatigen
Konsultation bei Kantonen, Nachbarstaaten, Parteien und interessierten
Organisationen schliesslich dem Bundesrat zum Entscheid unterbreitet.
In der zweiten Phase, die gleich lange dauert, werden einzelne Regionen
ausgeschieden. Am Schluss dieses Abschnitts sollen für jede
Kategorie
mindestens zwei Standorte zur Diskussion stehen. Die Auswahl erfolgt
hier nach den Kriterien Sicherheit, Raumplanung und
sozioökonomische
Aspekte. Auch die Bevölkerung der betroffenen Regionen soll hier
stark
einbezogen werden.
In der letzten Phase, die bis zu viereinhalb Jahre dauert, werden die
verbleibenden Standorte genau geprüft - so zum Beispiel mit
Sondierbohrungen. Auch volkswirtschaftliche Auswirkungen sind hier ein
Thema.
Wohl ein Volksentscheid
Schliesslich entscheidet zuerst der Bundesrat und danach die
Bundesversammlung. Da dieser Beschluss dem fakultativen Referendum
untersteht, hat möglicherweise das Stimmvolk das letzte Wort.
Damit ist
durchaus zu rechnen, da die betroffenen Kantone erfahrungsgemäss
stark
gegen solche Projekte mobilisieren (siehe Chronologie rechts und
Reaktionen unten).
Das Ziel ist, dass das Lager für schwach- und mittelradioaktive
Abfälle
im 2030 und das Lager für hochradioaktive Abfälle im Jahr
2040 in
Betrieb genommen werden kann.
Seit bald 40 Jahren nutzt die Schweiz Atomkraftwerke zur
Stromproduktion. Radioaktive Abfälle werden heute immer noch in
sogenannten Zwischenlagern bei den Kraftwerken und in zwei zentralen
Lagern im Kanton Aargau untergebracht.
"Regionen können sich einbringen"
Die betroffenen Regionen können bald am Verfahren teilnehmen, sagt
Walter Steinmann, Direktor des Bundesamts für Energie.
Für hochaktive Abfälle, die 99 Prozent der Strahlung
ausmachen, kann
die Region Jurasüdfuss gemäss Experten bereits ausgeschlossen
werden.
Walter Steinmann: Das ist der Antrag der Nagra, den wir nun prüfen
werden. Ich gehe davon aus, dass der Jurasüdfuss primär
für schwach-
oder mittelaktive Abfälle zur Verfügung steht.
Falls der Bundesrat sich für ein Kombilager entscheidet,
dürfte der Jurasüdfuss also nicht mehr in Frage kommen.
Bei einem Kombilager werden schwach-, mittel- und hochaktive
Abfälle an
einem einzigen Standort zusammengefasst. Gemäss den Nagra-Experten
sind
die geologischen Verhältnisse in der Region Jurasüdfuss
für hochaktive
Abfälle ungeeignet.
Fällt der Entscheid, ob der Jurasüdfuss überhaupt als
Standort in Frage
kommt, schon in der ersten Verfahrensphase - also in den kommenden
zweieinhalb Jahren?
Ob dieser Entscheid in der ersten oder zweiten Phase fällt, ist
noch offen. Das hängt von der Gesamtbeurteilung der Experten ab.
Wird die Bevölkerung schon bald einbezogen?
Wir werden schon im Dezember in Niedergösgen eine
Informationsveranstaltung durchführen und anschliessend die
regionale
Partizipation starten.
Was ist darunter zu verstehen?
Vertreter der Region Jurasüdfuss können im Technischen Forum
mitmachen
und können sich auch anderweitig einbringen. Wir beginnen also
jetzt
mit dem Aufbau der Partizipation auch in allen anderen betroffenen
Regionen.
Bis zum definitiven Entscheid dauert es noch lange.
Das Verfahren dauert zehn Jahre. Wenn das fakultative Referendum
ergriffen wird, hat anschliessend das Stimmvolk das letzte Wort.
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Endlager neben AKW-Gösgen?
Die Meldung, dass radioaktive Stoffe im Solothurner Niederamt gelagert
werden könnten, löst unterschiedliche Reaktionen aus.
Die erste Stellungnahme traf am Mittwochabend gegen 23 Uhr ein. Das war
nicht mehr als eine Stunde, nachdem die Sendung "10vor10" auf SF1
berichtet hatte, dass auch das solothurnische Niederamt in den Kreis
der Orte gehört, welche für die Lagerung schwach- und
mittelradioaktiver Stoffe in Frage kommt. Die SP der Amtei
Olten-Gösgen
protestierte heftig gegen die Pläne und sparte nicht mit
Vorwürfen. Die
Presse veröffentlichte nur die Stellungnahmen der Befürworter
und warf
regionalen und kommunalen Amtsträgern vor, bei "Reisli" mehr als
nur
informiert worden zu sein.
Die rasche Reaktion der SP und der erste Leserbrief am nächsten,
gestrigen Morgen zeigen, dass der Entscheid nicht ganz
überraschend
kam, aber doch Emotionen auslöst.
Regierung ist überrascht
Gestern Mittag dann folgte die offizielle Bestätigung an der
Medienkonferenz (siehe auch Seite 3), dass das Niederamt eine
mögliche
Variante für ein Endlager ist. Der Regierungsrat zeigte sich in
einer
Stellungnahme überrascht, dass die 14 Gemeinden Däniken,
Dulliken,
Eppenberg-Wöschnau, Erlinsbach SO, Gretzenbach, Lostorf,
Niedergösgen,
Obergösgen, Olten, Schönenwerd, Starrkirch-Wil,
Stüsslingen, Trimbach
und Winznau damit rechnen müssen, Standort zu werden. "Ich bin
nicht
überrascht, dass die Region in Erwägung gezogen wird, sondern
mit dem
Prädikat ‹geeignet› gleich behandelt wird wie das Zürcher
Weinland, das
als ‹sehr› geeignet bewertet wurde", erklärt Regierungsrat Walter
Straumann. Für die Solothurner Exekutive sei der Punkt Sicherheit
"matchentscheidend", sagt der Baudirektor. Alle anderen Kriterien,
raumplanerische oder sozioökonomische etwa, hätten in den
Hintergrund
zu treten. Doch auch für den Regierungsrat gilt, "dass einer
Region nur
eine beschränkte Anzahl national ‹belastender› Aufgaben zugemutet
werden kann".
Es gibt kein Paradies
Die regionale SP drückt sich gleich aus, wenn auch direkter: "Das
Solothurner Niederamt ist nicht die Abfallhalde der Nation." Die
Grünen
des Kantons Solothurn vermuten, dass die Auswahl des Lagers nicht nach
sachlichen Kriterien erfolgen wird: "Dort, wo der Widerstand am
grössten ist, wird es kein Atommüll-Endlager geben." Das will
die
lokale SP verhindern und hat bereits angekündigt, einen
Widerstandsverein zu gründen. Kantonalpräsidentin Evelyn
Borer gibt
ihrer Sektion in dieser Situation Rückendeckung. Auf die Frage, ob
sie
lieber ein zweites AKW oder ein Endlager in der Region haben
möchte,
verneinte Borer eine Prioritätensetzung. "Das sind zwei gleich
grosse
Übel."
Kritik gibts also von SP und Grünen, vorsichtig positiv zeigt sich
die
CVP. "Wichtig ist für uns, dass die Bevölkerung informiert
und
einbezogen wird, um die Ängste abzubauen", erklärt
Präsidentin Annelies
Peduzzi. Es sei falsch, von Anfang an Nein zu sagen, denn es brauche
eine Lösung für radioaktive Abfälle, die ja nicht nur
aus AKWs, sondern
auch aus der Industrie und aus Spitälern stammten. Das Paradies
gebe es
nicht, und jede Region müsse mithelfen. Als Zuchwilerin sei sie
mit
Kehrichtverbrennungsanlage, Autobahn und Industrie ebenfalls belastet.
Konzentration nötig
Für Heinz Müller, Präsident der SVP, sind radioaktive
Abfälle eine
Tatsache und Lösungen nötig. Es gelte Verständnis
für die Ängste
aufzubringen und den Widerstand ernst zu nehmen. Müller kann sich
eine
Konzentration von zwei AKWs und einem Endlager rund um Gösgen sehr
wohl
vorstellen. Das sei ökonomisch sinnvoller, als alles zu verteilen.
"In
Schweden und Finnland werden die Anlagen auch konzentriert", sagt er.
Die FDP sage nicht partout Ja zu Gösgen II und einem Endlager,
für die
Freisinnigen habe das Kernkraftwerk nur die vierte Priorität auf
dem
Weg in eine selbstständige Energieversorgung der Schweiz, sagt
Präsident Ruedi Nützi. Zuerst kämen Energieeffizienz,
erneuerbare
Energie und erst danach die Kernkraft. Aber zu ihr gehöre zwingend
die
Endlagerung.
Beat Waldmeier
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KULTURSEKRETÄRIN
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Bund 7.11.08
"Für Visionen bin ich nicht zuständig"
Berns neue Kultursekretärin Veronica Schaller äussert sich zu
hoch
subventionierten Häusern, Denkmalschutz und ihren kulturellen
Vorlieben
Seit hundert Tagen ist sie Berns neue Kultursekretärin - aber noch
immer eine Unbekannte. Veronica Schaller will den Kurs von ihrem
Vorgänger weiterführen, verhehlt gleichzeitig aber nicht,
dass sie
einiges anders machen wird.
"Bund": Sie lassen Ihr Büro renovieren, weil der Boden schief ist
-
welche Baustellen haben Sie in den ersten hundert Tagen sonst noch
angetroffen?
Veronica Schaller: Es gibt keine Baustellen, es gibt Projekte, die neu
aufgegleist worden sind. Das grösste ist das Stadttheater, seine
Zukunft und seine Zusammenarbeit mit dem Berner Symphonieorchester im
Hinblick auf die nächsten Subventionsverträge von 2012.
Ihr Chef, der Stadtpräsident, hat gesagt, Ihre Pflicht sei es, die
Projekte Ihres Vorgängers Christoph Reichenau weiterzuführen.
Erst dann
dürften Sie selber Schwerpunkte setzen. Reichenau hat viel
angerissen -
Sie werden die nächsten vier Jahre mit der Pflicht
beschäftigt sein . .
.
Nein, ich bin vielmehr in der komfortablen Situation, dass die neue
Kulturstrategie in Kraft ist und dass 2009 und 2010 mit den
Institutionen wieder Verhandlungen aufgenommen werden. Einige
Leistungsverträge bedürfen dann wohl einer Feinjustierung.
Sie sind ja
nicht in Stein gemeisselt.
In der Kulturszene bestehen Befürchtungen, dass Sie - um sich
abzugrenzen - ganz andere Akzente setzen werden als Ihr Vorgänger
. . .
Wir haben ein Kulturkonzept, der grösste Teil der Mittel ist
gebunden,
ich habe also nur wenig Spielraum. Vor diesem Hintergrund besteht weder
Anlass noch die Möglichkeit, das Ruder herumzureissen und alles
ganz
anders zu machen.
Ihre ersten Eindrücke: Hat Bern das Label Kulturstadt verdient?
Auf jeden Fall. Hier in Bern hat es Kultur, wo man hinschaut. Was mir
auffällt, ist die enorme Vielfalt des Angebots. Das ist
bemerkenswert
für eine Stadt dieser Grösse.
Und das Negative?
Da die ganze Innenstadt unter Denkmalschutz steht, befindet sich viel
vom städtischen Angebot in Häusern, die denkmalgeschützt
sind.
Denken Sie ans Kornhausforum?
Oder ans Stadttheater. Es gibt viele Häuser, deren Nutzung
beschränkt
ist. Das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung. Wir müssen
aufpassen, dass dies nicht zu grossen Einschränkungen führt,
sondern
nötige Anpassungen möglich sind.
Christoph Reichenau hat fünf Millionen Franken mehr fürs
Kulturbudget erkämpft. Wo liegt Ihr Ziel?
Halten, halten. Angesichts des Rückgangs an Steuereinnahmen, der
erwartet werden muss, wäre dies schon gut. Es sind übrigens
nicht nur
die fünf Millionen der Stadt, die er zusätzlich herausgeholt
hat. Auch
RKK, Kanton und Burgergemeinde stellen mehr Geld zur Verfügung.
Ihrem wirbligen Vorgänger wurde auch schon vorgeworfen, dass er
sich zu aktiv ins Kulturleben eingemischt hat . . .
Ich habe Mühe, wenn ich mich immer über meinen Vorgänger
definieren
muss. Ich suche meine eigene Rolle nicht in Abgrenzung zu ihm. Ich sehe
mich als Vermittlerin zwischen den Kulturinstitutionen, den
Künstlern
und der Politik. Ich habe für alle Verständnis - und bin
nicht
zuständig für die kulturpolitischen Visionen der Stadt Bern.
Das ist
Aufgabe der Politik und der Kulturschaffenden.
Alexander Tschäppät, Ihr Chef, soll also die Visionen liefern?
Ja, der hat sehr wohl Visionen, was die Kultur betrifft. Politiker
müssen Visionen haben, nicht nur in der Kultur. Mein Ziel ist
nicht,
mich in meinem Job selbst zu verwirklichen, sondern die
Vermittlungsarbeit zu leisten, unterstützend da zu sein, wenn
Institutionen Probleme haben.
Apropos Vermittlung: Die Reitschule beklagt, dass sie mit Christoph
Reichenaus Abgang ihren Ansprechpartner verloren habe. Übernehmen
Sie
diesen Job?
Nein, diese Rolle will ich nicht, es wäre von meiner Funktion her
nicht
richtig. Für die Umsetzung der Sicherheitsvereinbarung ist nicht
die
Abteilung Kulturelles verantwortlich. Ich bin aber sehr dafür,
dass es
eine Ansprechperson gibt für die Probleme rund um die Reitschule,
die
unsere Kulturverträge nicht tangieren. Ich finde es
gefährlich, wenn
die Kultursekretärin diese Aufgabe übernimmt: Sonst kommt man
nämlich
rasch auf die Idee, eine Subventionskürzung zu verlangen.
In der Szene wird begrüsst, dass mit Ihnen die Stelle des
Kultursekretärs mit einer unbelasteten, aussenstehenden
Persönlichkeit
besetzt worden ist, die nicht alle Tabus und Empfindlichkeiten kennt.
In wie viele Fettnäpfchen sind Sie schon getreten?
Das weiss ich nicht, vielleicht habe ich es nicht gemerkt. Aber ich bin
sehr gut aufgenommen worden.
Mit der Wahl einer aussenstehenden Person ist auch die Hoffnung
verbunden, dass diese eher in der Lage ist, mutige Entscheide zu
fällen.
Es ist nicht der Moment, mutige Entscheide zu fällen. Ich bin aber
jemand, der nicht davonläuft, wenn ein Entscheid ansteht. Im
Gegenteil,
ich setze mich für die Lösung von Problemen ein. Nehmen wir
als
Beispiel das Stadttheater. Wir haben hier einen schwierigen Konflikt,
in dem beide Parteien - das Theater und das Berner Symphonieorchester -
recht haben. Trotzdem muss man etwas verändern.
Wir haben einen Vorschlag für einen mutigen Entscheid: Schaffen
Sie die Kulturagenda ab!
(lacht) Nein, da sind ganz viele Leute beteiligt, da sind Verträge
vorhanden!
Lesen Sie die Kulturagenda?
Ja, seit ich weiss, dass es sie gibt . . . Ich habe aber nicht den
Anspruch, nach 100 Tagen zu sagen, was richtig und was falsch ist. Mein
Ziel war es auch nicht, dass nach 100 Tagen die Hälfte der
Beteiligten
"hässig" auf mich ist. Ich bin eine, die auch mal sagt: Jetzt kann
man
etwas nicht mehr retten, weil Geld und Nachfrage fehlen. Solche
Entscheide vorwärtstreiben, das kann ich.
Reden wir noch von der nächsten Subventionsperiode. Die Regionale
Kulturkonferenz ist ein Modell, auf das Bern stolz ist. Aber kein
anderer Kanton hat es übernommen. Hat es überhaupt eine
Zukunft?
Es wird verändert im Zusammenhang mit Sarz, der Neuorganisation im
Kanton Bern. Ich finde es ganz wichtig, dass sich - nicht nur wegen der
Beiträge - die Gemeinden rund um Bern inhaltlich an der Gestaltung
des
Kulturangebots beteiligen. Kürzlich hat aber Peter Jezler, der
abtretende Direktor des Historischen Museums, etwas Wichtiges gesagt:
Man muss aufpassen, dass man nicht "übercontrollt". Diese Gefahr
besteht. Es gibt Controlling-Gespräche, Finanzkontrollen, eine
Aufsicht
- und das zusätzlich zu den regulären Aufsichtsgremien.
Regierungsrat Bernhard Pulver möchte, dass der Kanton bei einigen
städtischen Kulturinstitutionen mit nationaler Ausstrahlung nicht
nur
die Finanzierung übernimmt, sondern auch die Steuerung. Was
hielten Sie
davon, wenn die Stadt das Zentrum Paul Klee dem Kanton abgeben
würde?
Das wäre ein gangbarer Weg, aber ich sehe nicht, was er der Stadt
bringt. Unter dem Strich handelt es sich nämlich um eine
finanzielle
Entlastung von zwei Millionen, die aber durch den Lastenausgleich
innerhalb des Kantons praktisch wieder aufgefressen wird. Das ZPK und
das Kunstmuseum sind aber für die Stadt sehr wichtige
Institutionen,
verfügt doch etwa das ZPK über eine Ausstrahlung, die weit
über den
Kanton hinausgeht. Wenn die Stadt dort Einfluss verliert, dann sollte
mindestens finanziell mehr herausschauen.
ZPK und Kunstmuseum gehören zu den fünf grossen
Institutionen, die 80
Prozent der städtischen Subventionen auffressen - ist dieser
Anteil
nicht zu hoch?
Wenn man Kultur auf einen hohen Stand bringen und dort halten will -
auch als Brutkasten und Reibungsfläche für alternative Kultur
-, dann
kostet das. Ich halte nichts davon, sich nur nach den Vorlieben des
Publikums auszurichten. Den Groll gegen das Zentrum Paul Klee oder das
Stadttheater, dem ich in Bern immer wieder begegne, verstehe ich nicht.
Denn eine Stadt wie Bern braucht beides: sowohl die Hoch- als auch die
Alternativkultur. Ob der Subventionsanteil von achtzig Prozent
gerechtfertigt ist, darüber lässt sich diskutieren.
Sind die Berner grundsätzlich skeptisch gegenüber Kultur, die
mit der grossen Kelle anrichtet?
Nein, aber ich wehre mich dagegen, wenn zum Beispiel die Linken
schimpfen, weil das Zentrum Paul Klee mehr Geld verlangt. Es ist das
erste Mal seit der Eröffnung, dass der Stadtrat einen Nachkredit
für
diese Institution behandeln muss. Vorwürfe wie "Fass ohne Boden"
sind
nicht gerechtfertigt. Auch beim Stadttheater nicht. Mir macht Sorgen,
dass sich die fünf grossen Institutionen ständig nach der
Decke
strecken müssen. Ich bin aber nicht der Meinung, dass es einfach
mehr
Geld braucht, vielmehr müssen Leistungsverträge und
Subventionen besser
aufeinander abgestimmt werden.
Die Ansprüche müssen also hinuntergeschraubt werden?
Ja.
In zwei Jahren kommt auch noch die Walser-Stiftung hinzu, die weitere
100000 Franken aus dem Globalbudget der Abteilung Kulturelles
erhält,
wie der Stadtrat kürzlich beschlossen hat. Wo sparen Sie diesen
Betrag
ein?
Es ist mir wichtig, dass das Geld nicht bei den
Förderbeiträgen
abgezweigt, sondern aus dem Topf der freien Mittel finanziert wird, die
etwa eine Million ausmachen. Aus diesem Topf kommt zum Beispiel auch
der Betrag an die Kulturagenda. Diese Million kann also nicht jedes
Jahr neu verteilt werden. Im nächsten Jahr gibt es übrigens
nichts mehr
zu vergeben. In der Tourismusbranche würde man sagen: "Wir sind
überbucht."
Um eine andere Kulturinstitution ging es gestern im Stadtrat, den
Progr. Künstler haben sich zusammen geschlossen, mobilisieren
Geldgeber, um das Kulturzentrum zu erhalten. Ob so viel Eigeninitiative
muss die Kultursekretärin begeistert sein.
Begeisterung ist übertrieben, aber ich finde es eine sehr
sympathische
Idee. Ich bin gespannt, ob es die Künstler schaffen, aber ich
bedauere,
dass die Initiative so spät gestartet wurde.
Möchten Sie, dass die Künstler bleiben können?
Sie bringen mich in die Bredouille mit dieser Frage. Das Geschäft
ist
politisch entschieden, und ich werde keine Aktivitäten entwickeln,
die
gegen die Entscheide meiner vorgesetzten Behörden sind.
Werden Sie sich für einen Nachfolgestandort für die
Künstlerateliers starkmachen?
Ja, nur darf man sich keine Illusionen machen. Der freie Raum in der
Stadt Bern wird für Wohnungen gebraucht. Und zudem sind solche
Unternehmen extrem schwierig zu planen. Den Stadtplan anschauen und
sagen, hier machen wir Ateliers - das funktioniert nicht.
Sie sind in der Kulturszene noch immer eine grosse Unbekannte. Verraten
Sie uns noch etwas über Ihre kulturellen Präferenzen: Patent
Ochsner
oder Züri West?
Ich habe einen lieben Nachbarn, Kuno Lauener, den ich manchmal beim
Fensterputzen sehe.
Be-Jazz oder Bee-Flat ?
Kenne ich noch nicht, aber Bebop mag ich gern.
Der grösste Berner Rocker?
Polo Hofer. Er war der Einzige, den man früher in Basel kannte.
Ihr liebster Berner Künstler?
Da muss ich passen.
Auch bei unseren Weltklasse-Künstlern?
Nein, da fällt mir sofort Paul Klee ein.
Und bei den lebenden?
Da muss ich nochmals passen.
Bei Gertsch, Burkhard, Raetz?
Gertsch und Burkhard sagen mir etwas, aber ich habe Mühe mit
diesen
Fragen, weil ich zu ganz vielen Kunstformen Bezüge habe. So habe
ich
zum Beispiel in den Anfängen der Solothurner Filmtage jede Ausgabe
besucht. Ich liebe Jazz, selber spiele ich Klassisches auf dem Klavier.
Ich lese Belletristik, auch moderne, und gehe gern in die Oper.
Und was qualifiziert Sie für den Job der Kultursekretärin?
Ich habe ein grosses Know-how, was die politischen Abläufe
betrifft,
eine ebenso grosse Liebe zur Kultur, ausgewiesene
Managementfähigkeiten, und ich bin eine gute Vermittlerin. Und ich
lerne sehr gern spannende Menschen kennen. Die Berner Kulturszene ist
voll davon.
Interview: Simon Jäggi,Brigitta Niederhauser
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Zur Person: Veronica Schaller
Die 53-jährige Baslerin Veronica Schaller studierte Deutsch und
Geschichte und war als Gewerkschaftssekretärin tätig, bevor
sie 1992 in
den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt gewählt wurde, wo sie
acht
Jahre die Gesundheitsdirektion und ein Jahr die Erziehungsdirektion
leitete. Nach zwei Amtszeiten wurde sie abgewählt. Für kurze
Zeit
amtete Schaller später als Vizedirektorin des Bundesamtes für
Flüchtlinge. Vor ihrer Wahl zur Leiterin der Abteilung Kulturelles
der
Stadt Bern arbeitete sie als Rektorin am Ausbildungszentrum des
Inselspitals. (bnb)
---
BZ 7.11.08
Berns Kultursekretärin
Schaller zieht erste Bilanz
Veronica Schaller, die neue Leiterin der Abteilung Kulturelles, stellt
sich der Öffentlichkeit. Im Interview bilanziert sie ihre ersten
100
Amtstage, äussert sich zu ihrem Selbstverständnis und den
kulturpolitischen Baustellen in der Stadt. Dabei bestätigt sie
auch die
Kehrtwende beim Projekt Neues Theater Bern: Die Idee, den
Dreispartenbetrieb am Stadttheater aufzugeben, stehe nicht mehr im
Zentrum. Es gehe primär darum, die Zusammenarbeit mit dem Berner
Symphonieorchester neu aufzugleisen. Das Stadttheater werde nicht darum
herumkommen, die Leistungen zu reduzieren. mei/lm
Seite 25
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Veronica Schaller, Leiterin der Abteilung Kulturelles
Umwälzungen sind nicht geplant
Lucie Machac, Oliver Meier
Berns neue Kultursekretärin Veronica Schaller hat keine Visionen -
aus
Überzeugung. Sie wolle sich nicht selbst verwirklichen, sondern
zwischen Kultur und Politik vermitteln, sagt sie im Gespräch nach
den
ersten 100 Tagen im Amt.
Frau Schaller, wie ist Ihr erster Eindruck von der Berner Kulturszene?
Veronica Schaller: Bern hat ein sehr reichhaltiges, vielfältiges
Angebot. Es gibt in vielen Sparten mehrere Anbieter…
Sie meinen, es gibt ein kulturelles Überangebot?
Überhaupt nicht.
Wenn Sie sagen, dass es mehrere Anbieter für dasselbe gibt…
…dann ist das noch lange kein Überangebot. Sondern eine gewollte
Vielfalt, die in der städtischen Kulturstrategie bis 2011 so
festgelegt
ist. Grössere Änderungen sind im Moment nicht gefragt, da
muss man auch
keine unnötigen Ängste schüren.
Was haben Sie dann in den ersten 100 Tagen gemacht?
Ich habe einerseits die Leute und Institutionen kennen gelernt,
andererseits mit der Sichtung der Subventionsverträge begonnen.
Nach
100 Tagen bereits neue Schwerpunkte setzen zu wollen wäre schlicht
unseriös.
Sie haben also keine Visionen für die nächsten drei Jahre?
Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, grosse kulturpolitische Visionen
zu haben. Das ist die Aufgabe der Politik. Ich habe eine
Verwaltungsstelle.
Ihr Vorgänger Christoph Reichenau hat sich als Anwalt der Kultur
verstanden und durchaus eigene Visionen vertreten.
Die Aufgabe der Abteilung Kulturelles ist in erster Linie die
Vermittlung zwischen den Kulturschaffenden und der Politik. Es geht
nicht darum, dass ich mich hier selbst verwirkliche. Mein Job ist es,
auf beiden Seiten Verständnis für die jeweils andere Seite zu
wecken.
Da sind kommunikative Fähigkeiten gefragt. Und da haben Sie in
Ihren früheren Ämtern nicht immer eine gute Figur gemacht.
Was früher war, ist für mich uninteressant. Ich bin von den
Bernern gut
aufgenommen worden und habe gute Gespräche geführt. Das ist
das
Entscheidende.
Man attestiert Ihnen auch einen gewissen Mut zur Unpopulari-tät…
Sie meinen meine direkte Art? Das ist generell ein Problem für
eine
Baslerin in Bern. Wenn wir Basler diskutieren, hat man in Bern schnell
den Eindruck, wir würden streiten. Ich bin sicher jemand, der
keine
Angst davor hat, Entscheidungen zu treffen. Aber im Moment stehen ja
keine grossen Entscheidungen an.
Aber doch einige Herausforderungen - zum Beispiel das Projekt Neues
Theater Bern. Zur Debatte steht der kühne Vorschlag, den
Dreispartenbetrieb am Stadttheater aufzugeben und stattdessen ab 2012
drei Spartenhäuser zu betreiben.
Das Modell Spartenhäuser steht nicht mehr im Zentrum. Es geht
jetzt in
erster Linie darum, die Zusammenarbeit zwischen dem Stadttheater und
dem Berner Symphonieorchester (BSO) neu aufzugleisen: Wo sollen die
Mittel für die Orchesterleistungen künftig angesiedelt
werden? Wer
bestimmt darüber, wann und wie oft das BSO im Stadttheater zum
Einsatz
kommt? Wenn es darüber hinaus noch möglich ist, weitere Ideen
umzusetzen, dann soll man es machen. Fest steht aber, dass es ab 2012
nicht mehr Geld geben wird für die beiden Institutionen.
Faktisch ist das eine Sparmassnahme.
Ja, wenn man den Teuerungsausgleich berücksichtigt. Man wird beim
Stadttheater nicht darum herumkommen, die Leistungen zu reduzieren,
damit man in Zukunft ohne permanenten Finanzdruck arbeiten kann. Das
ist letztlich das Ziel des Projekts.
Wo sehen Sie sonst noch Handlungsbedarf?
Im Moment ist der kulturelle Teil des Progr an die Abteilung
Kulturelles angegliedert. Das heisst, die Löhne und Abrechnungen,
jeder
Spesenzettel geht durch unsere Buchhaltung. Das geht natürlich
nicht.
Falls der Progr als Kulturort eine Zukunft haben sollte, dann
möchte
ich einen Subventionsvertrag abschliessen - wie mit den anderen
Institutionen. Handlungsbedarf sehe ich auch beim zeitaufwändigen
Controlling der Leistungsverträge. Grosse wie kleine
Kulturinstitutionen sind mit dem ganzen Papierkram überfordert,
das
müsste man vereinfachen.
Ihr Vorgänger sass im Vorstand von mehreren Kulturinstitutionen.
Diese Doppelfunktion ist durchaus problematisch.
Ich kann nicht alle Ämter meines Vorgängers übernehmen,
das würde ich
gar nicht schaffen! Wer von unserer Abteilung in welchem Vorstand
mitmacht, werden wir im Januar entscheiden. Aber ich bin mir der
Problematik durchaus bewusst, wenn man im Vorstand und gleichzeitig in
der Controllinggruppe einsitzt.
Eine Entflechtung der Kompetenzen, namentlich zwischen Stadt und
Kanton, strebt auch die kantonale Kulturstrategie an. Wie schätzen
Sie
das Konzept ein?
Das ist ein wichtiges, zurzeit hängiges Thema, das grosse
Auswirkungen
auf die Stadt Bern haben wird. Im realistischen Fall wird die Stadt um
rund zwei Millionen Franken entlastet. Aber man kann davon ausgehen,
dass das Geld indirekt über den Finanzausgleich vom Kanton fast
vollumfänglich wieder einkassiert wird. Man kann keine grossen
strukturellen Veränderungen mit denselben Mitteln erreichen.
Das heisst, der Kanton müsste mehr Geld für Kultur aufwerfen?
Ja, im Moment gibt der Kanton pro Kopf ungefähr 57 Franken aus.
Das ist sehr wenig im Vergleich mit anderen Kantonen.
Da braucht es von Ihrer Seite gutes Lobbying. Sie haben allerdings
einmal gesagt, Sie seien nicht so gut darin.
Ich habe schon viel gesagt. (lacht) Ich vermute, dass dieser Satz noch
aus jener Zeit stammt, als ich im Lobbying gar nicht gut sein wollte.
Wie viele andere Frauen habe ich Lobbying sehr lange als etwas
Negatives, Unmoralisches empfunden. Für Männer war es
hingegen immer
selbstverständlich. In den letzten Jahren hat zum Glück ein
Wandel
stattgefunden - auch bei mir.
Geschlechterfragen sind aber nach wie vor aktuell, gerade in der
Kulturförderung. Es heisst, Frauen kämen zu kurz.
Wir haben vom Stadtrat den Auftrag erhalten, bei allen Gesuchen und
Projekten den Geschlechteranteil auszuweisen. Dadurch hat sich das
Bewusstsein verschärft. Leider werden von Frauen immer noch weit
weniger Gesuche eingereicht als von Männern.
Sind Sie für Frauenquoten bei der Förderung?
Quoten haben immer einen schalen Beigeschmack. Es gibt sicher noch
bessere Lösungen, zum Beispiel explizit Preise für
Künstlerinnen. An
diesem Thema werde ich sicher dranbleiben.
"Im Moment gibt der Kanton pro Kopf ungefähr 57 Franken aus. Das
ist zu wenig."
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Kantige Quereinsteigerin
Sie mag Chopin und Videokunst: Veronica Schaller, Basler
Exregierungsrätin und ehemalige Vizedirektorin des BFF.
"Ich bin eine Quereinsteigerin", sagte Veronica Schaller im Februar
dieser Zeitung, als sie vom Gemeinderat zur Nachfolgerin von
Kultursekretär Christoph Reichenau gewählt wurde.
Tatsächlich hatte die
Baslerin beruflich bisher wenig mit Kultur zu tun: Ein Jahr als
basel-städtische Kulturministerin ist alles, was sie
diesbezüglich
vorweisen kann. 1992 wurde die damals 37-Jährige als erste Frau
und
jüngstes Mitglied überhaupt in den Regierungsrat des Kantons
Basel-Stadt gewählt. In ihrer Amtszeit machte sich die SP-Frau
einen
Namen als effiziente Magistratin, die nie ein Blatt vor den Mund nahm
und auch vor unpopulären Entscheiden nicht zurückschreckte.
Für
schweizweite Schlagzeilen sorgte sie 1999, als sie im Fernsehen laut
darüber nachdachte, die Verabreichung kostspieliger Medikamente
einzuschränken. Nach acht Jahren im Amt verpasste sie im Herbst
2000
die Wiederwahl, womit ihre steile Politkarriere ein abruptes Ende nahm.
Schaller lebt seit fünf Jahren in Bern. Ab 2003 amtete sie als
Vizedirektorin des Bundesamts für Flüchtlinge, wurde nach der
Abwahl
von Ruth Metzler aber bald freigestellt. 2005 trat Schaller eine
befristete Stelle als Rektorin des Insel-Ausbildungszentrums an.
In ihrer Freizeit nimmt die Kultur breiten Raum ein: "Ich lese sehr
viel, zurzeit ‹Die Liebe in Zeiten der Cholera› von Gabriel
García
Márquez." Auch für Klassik ("Chopin") und Kunst ("alte
Malerei, aber
auch Videokunst") hat sie viel übrig. Und was möchte sie
diese Saison
in Bern auf keinen Fall verpassen? "Den Tanz im Stadttheater
möchte ich
mir unbedingt ansehen. Aber auch Aufführungen im Tojo oder im
Schlachthaus, da war ich noch nicht."