MEDIENSPIEGEL 21.11.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Fussball: Neue Bilder gegen Protectas
- Kein Kind ist illegal
- Guantanamo: Beschwerde gegen CH-Entscheid
- Neonazi-Dating
- Schnüffelmulti: Inti mit Nestlé-Decorvet

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REITSCHULE
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Nov 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Fr 21.11.08
19.00 Uhr - Frauenraum - Ausstellung von Sophie Roth, Vernissage
20.30 Uhr - Tojo - Walterli - Das Theater. Timmermahn/Marco Morelli/Ursula Stäubli
21.00 Uhr - Kino - Dogma und mehr: AFTER THE WEDDING - Susanne Bier, Dänemark 2006
22.00 Uhr - Dachstock - Gogo Ghouls Plattentaufe! Special Guests: Lombego Surfers (CH), Support: DJ Black Sally > Rock/Surf/Rockabilly

Sa 22.11.08
13.00 Uhr - Frauenraum - Ausstellung von Sophie Roth
20.30 Uhr - Tojo - Walterli - Das Theater. Timmermahn/Marco Morelli/Ursula Stäubli
21.00 Uhr - Kino - Dogma und mehr: AFTER THE WEDDING - Susanne Bier, Dänemark 2006
22.00 Uhr - SousLePont - Soli Abend "Music against Racism": Zirka (BE), Outlaw (BE), Ska-Punk, Punk and more
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside presents: Audio (Tech Freak Rec/UK), Support: Axiom (Renegade Hardware/CH), VCA (Biotic Rec/CH), Lewin (drumnbass.ch) > Drum'n'Bass

So 23.11.08
13.00 Uhr - Frauenraum - Ausstellung von Sophie Roth

Infos: www.reitschule.ch

 
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FUSSBALL
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BZ 21.11.08

Brisante Bilder

Der FC Luzern belastet Protectas mit Bildaufnahmen aus dem Stade de Suisse. Die Berner lassen die Vorfälle untersuchen.

Auch der FC Luzern verfügt über Bildmaterial, das den Protectas-Einsatz im Gästeblock des Stade de Suisse vom vergangenen Sonntag dokumentiert. Jörg Häfeli, Präsident der Fankommission der Swiss Football League, hat diese Videosequenzen gestern angeschaut. "Ich muss meine Aussagen vom Vortag korrigieren", sagte er danach. Der YB-Sicherheitsdienst Protectas hätte sich eben doch nicht korrekt verhalten. "Einige Mitarbeiter haben unmotiviert mit Schlagstöcken auf Luzern-Fans eingeschlagen."

Stade-de-Suisse-CEO Stefan Niedermaier reagierte prompt: "Wir lassen die Angelegenheit durch eine externe Firma untersuchen", sagte er.
tob

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Stade de Suisse: Neue Aufnahmen

Druck auf die Young Boys nimmt zu

Der FC Luzern verfügt anscheinend über eigene Bildaufnahmen aus dem Stade de Suisse. Sicherheitsleute hätten am Sonntag im Gästeblock mit Schlagstöcken zugeschlagen. YB kündigt eine externe Untersuchung an.

Was ist wirklich geschehen am Sonntagnachmittag im Gästeblock des Stade de Suisse? Vier Tage nach dem Super-League-Spiel YB - Luzern kann diese Frage nicht schlüssig beantwortet werden. Erwiesen ist nur: Mitarbeiter des YB-Sicherheitsdienstes Protectas haben versucht, ein politisches Transparent aus dem Gäste-Fanblock zu entfernen. Ob sie dabei, wie verschiedene Luzerner Fanorganisationen behaupten, mit Schlagstöcken unbegründet und übertrieben zugeschlagen oder sogar auf Unbeteiligte eingedroschen haben, ist umstritten.

Am Mittwoch haben sich die Young Boys mit Details zu den Aufnahmen der Stadionkameras an die Öffentlichkeit gewandt und ihren Sicherheitsdienst Protectas von den happigen Vorwürfen entlastet (wir berichteten). Gestern folgte der Konter aus der Innerschweiz. Der FC Luzern (FCL) verfüge ebenfalls über Bildaufnahmen, schrieb der FCL in einer Medienmitteilung. Diese seien vom klubeigenen Sicherheitsdienst erstellt worden, der die Fans an jedes Auswärtsspiel begleitet.

Mike Hauser, Verwaltungsrat der FC Luzern-Innerschweiz AG, hat diese Aufnahmen ausgewertet. "Die Aussagen der FCL-Fans stimmen zum grössten Teil", sagte er gestern auf Anfrage. Protectas-Mitarbeiter hätten im Gästeblock Schlagstöcke gegen FCL-Fans eingesetzt.

Vorwürfe gemacht…

Damit widerspricht Mike Hauser dem YB-Pressesprecher Charles Beuret. Dieser hatte tags zuvor nach der Konsultation der Stade-de-Suisse-Aufnahmen in dieser Zeitung gesagt: "Die Schlagstöcke blieben unbenutzt." Selbst als die Protectas-Mitarbeiter mit Fahnenstangen und Krücken angegriffen und aus dem Gästeblock gedrängt wurden. Diese Aussagen wurden von Jörg Häfeli gestützt. Der Präsident der Fankommission der Swiss Football League hatte von YB Einsicht in die Aufzeichnungen der Stadionüberwachungskameras erhalten. "Der Protectas-Einsatz war verhältnismässig", sagte Jörg Häfeli darauf in dieser Zeitung.

…und wieder revidiert

Mittlerweile hat Fankommissionspräsident Häfeli auch die Aufnahmen des FC Luzern gesehen. "Nach diesen Bildern muss ich meine Aussagen korrigieren", sagt Häfeli. "Man sieht sehr gut, wie Protectas-Mitarbeiter im Fanblock Schlagstöcke einsetzen. Einige schlagen mit diesen Stöcken unmotiviert zu." Er könne sich das Zustandekommen von "zwei völlig unterschiedlichen Videosequenzen" nicht erklären. "Selbst die verschiedenen Perspektiven begründen für mich die Unterschiede nicht."

Den Young Boys zu unterstellen, sie hätten ihm Filmausschnitte vorenthalten, ginge jedoch zu weit, antwortet Häfeli auf die entsprechende Frage. "Es wäre aber gut, wenn ich die Berner Videos nochmals sehen könnte."

YB lässt untersuchen

YB-Pressesprecher Charles Beuret verteidigt seine am Donnerstag in dieser Zeitung gemachten Aussagen: "Wir haben uns in guten Treuen auf die Aufnahmen unserer Überwachungskameras verlassen." Sie seien davon ausgegangen, dass die Aufnahmen, die mit Kameras aus vier Winkeln gemacht wurden, alle relevanten Vorgänge aufzeigen. "Deshalb der Schluss, die Protectas-Mitarbeiter hätten sich richtig verhalten." Die Videosequenzen, die Beuret und Fankommissionspräsident Jörg Häfeli sahen, waren von einem Videotechniker zusammengestellt worden. "Dieser hatte den Auftrag, sämtliche Bilder im Zusammenhang mit der Intervention im Gästeblock zu sichern", sagt Michael Kropf, Verantwortlicher für die Stadionsicherheit des Stade de Suisse. "Der Techniker ist kein Protectas-Angestellter. Er gehört einer externen Firma an."

Gestern Abend reagierte auch Stade-de-Suisse-CEO Stefan Niedermaier auf die Vorwürfe aus Luzern. "Eine externe Untersuchungsorganisation soll in unserem Auftrag die Vorfälle aufklären." Er wolle endlich Klarheit. "Sollte sich herausstellen, dass bei uns etwas schieflief, wird es Konsequenzen haben."

Tobias Habegger

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Neue Luzerner Zeitung 21.11.08

Nach dem Spiel YB - FCL

Luzerner Video sorgt in Bern für rote Köpfe

Zeigen die Videobilder des Berner Stadions nicht die ganze Wahrheit? Jetzt wird der Vorfall extern untersucht.

Von Stefan Inderbitzin

Das harte Einschreiten von Sicherheitsleuten gegen FCL-Fans wegen eines Transparents erhält eine neue Dimension: Bislang hatten die Berner Stadionbetreiberin und die Sicherheitsfirma Protectas stets von einem normalen Einsatz gesprochen und sich dabei auf die Bilder der Stadionkameras gestützt. Jetzt belegen Videobilder des FCL das Gegenteil davon. Sie zeigen Protectas-Leute, die mit Schlagstöcken auf Fans im Luzerner Sektor einprügeln.

"Wir müssen uns heute intern die Frage stellen, weshalb der Schlagstockeinsatz auf unseren Aufnahmen nicht ersichtlich war oder nicht ersichtlich gemacht worden ist", sagte gestern der Mediensprecher des Stade de Suisse, Charles Beuret. "Es besteht die Möglichkeit, dass uns die Protectas nicht die ganze Wahrheit gesagt hat." Deshalb wird eine externe Untersuchung eingeleitet.

Der runde Tisch

Der FC Luzern verurteilte gestern die Vorfälle deutlich. "Die Sicherheitsleute sind beim Einsatz unverhältnismässig hart vorgegangen", sagt Verwaltungsrat Mike Hauser. Der FCL will nun dafür sorgen, dass die Situation mit den Fans und den Berner Verantwortlichen an einem runden Tisch bereinigt wird.

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Nach dem Match in Bern

FCL-Video zeigt Schlagstöcke

Die Ausschreitungen in Bern erhalten eine neue Brisanz: Die Videoaufnahmen aus Bern zeigen nicht das Gleiche wie die Aufnahmen, die der FCL gemacht hat.

Von Stefan Inderbitzin

Nach den wüsten Szenen im Berner Stadion beim Match YB - FCL stellt sich der FCL hinter seine Fans. Der Verein hat die Vorfälle vom vergangenen Wochenende mit eigenen Videoaufnahmen analysiert und kommt zu einem klaren Urteil: "Der Entscheid des Stadionbetreibers, das Transparent zu entfernen, war falsch. Zudem sind die Sicherheitsleute beim Einsatz unverhältnismässig hart vorgegangen", sagt FCL-Verwaltungsrat Mike Hauser. Bei einem derartigen Einschreiten der Sicherheitsleute musste mit einer Eskalation gerechnet werden, zumal die Fanarbeiter davor gewarnt hätten.

Auch Jörg Häfeli, Präsident der Fankommission der Swiss Football League, hat sich in einer schriftlichen Stellungnahme vom Vorgehen der Protectas distanziert. Er habe am Mittwoch nur die Videos der Berner Stadionkameras gesehen, und "darauf war kein Einsatz von Schlagstöcken erkennbar".

Securitas drehte FCL-Video

Erst gestern konnte Häfeli die vereinseigenen Videoaufnahmen des FCL (gedreht von der Securitas Luzern) studieren: "Aus einer anderen Perspektive aufgenommen, zeigen dieselben Sequenzen massive Übergriffe (unnötiges Dreinhauen mit Schlagstöcken usw.) der Protectas gegenüber Fans." Und weiter: "Nach heutigem Wissensstand bezeichne ich den Einsatz der Protectas eindeutig als unverhältnismässig!"

Bei der Stadionbetreiberin in Bern haben die Videoaufnahmen aus Luzern, auf denen der Einsatz der Schlagstöcke zu sehen ist, Nervosität ausgelöst. "Ich habe die Luzerner Bilder zwar noch nicht gesehen. Aber wir müssen uns heute intern die Frage stellen, weshalb der Schlagstockeinsatz auf unseren Aufnahmen nicht ersichtlich war oder nicht ersichtlich gemacht worden ist", sagte gestern der Mediensprecher vom Stade de Suisse, Charles Beuret.

Bislang hatte die Protectas gegenüber der Stadionbetreiberin betont, dass der Einsatz verhältnismässig abgelaufen sei. Die Videobilder aus Luzern zeigen nun das Gegenteil. "Es besteht die Möglichkeit, dass uns die Protectas nicht die ganze Wahrheit gesagt hat", so Beuret. Falls dem so wäre, hätte dies mit Sicherheit Konsequenzen. Noch gestern Abend verkündeten Stade de Suisse und der BSC Young Boys in einer gemeinsamen Medienmitteilung, dass sie "eine externe Untersuchung der Angelegenheit" einleiteten. Man wolle die Vorkommnisse lückenlos aufklären.

In Luzerner Fankreisen wird die neue Entwicklung mit grossem Interesse verfolgt: "Wir sind in erster Linie einmal zufrieden, dass die Wahrheit nach all den Vertuschungsmanövern von YB-Seite ans Licht kommt", schreibt René Schwarzentruber namens der Fan-Dachorganisation United Supporters Luzern. Offen liess Schwarzentruber, ob die Fans nun Anzeige gegen die Berner Stadionbetreiber erstatten werden: "Für das Einreichen von Strafanzeigen bleiben uns drei Monate Zeit, mit einem Rechtsanwalt sind wir bereits in Kontakt." Bis gestern sei keine Anzeige gegen die Protectas als Sicherheitsfirma oder die Stadionbetreiberin erstattet worden, sagte Beuret vom Stade de Suisse.

Scharmützel mit der Polizei

Trotz des Schlagstockeinsatzes stellte sich gestern der FC Luzern aber nicht vorbehaltlos hinter seine Fans: "Das, was während der zweiten Halbzeit und nach dem Spiel passiert ist, können wir unter keinen Umständen akzeptieren", betont Mike Hauser. Die Protectas-Leute waren vom Luzerner Sektor aus mit Gegenständen beworfen worden. Und nach dem Spiel hatten sich Hooligans aus beiden Lagern mit der Polizei eine Strassenschlacht geliefert. "Die Fussballfans griffen die Polizei mit Flaschen, Steinen, Getränkebüchsen und anderen Wurfgeschossen an, sodass diese Reizstoffe und Gummischrot gegen die Fans einsetzen musste", schrieb dazu die Kantonspolizei Bern.

Die Aussprache

Laut Hauser will der FCL die Situation nun endgültig bereinigen. Die beiden Fanprojekte von Bern und Luzern, die Verantwortlichen des Stade de Suisse und der FCL wollen sich mit Fans an einen runden Tisch setzen. "Dabei verfolgen wir zwei Ziele: Wir wollen die Situation ausdiskutieren und damit bereinigen. Und wir wollen gemeinsam Lehren aus der Sache ziehen", so Hauser.

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KEIN KIND IST ILLEGAL
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Kein Kind ist illegal
http://www.sans-papiers.ch/site/index.php?id=180&L=10

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Bund 21.11.08

"Kein Kind ist illegal"

Kampagne "Für die Rechte illegalisierter Kinder"

Wie leben Kinder von Sans-Papiers? Betroffene gaben gestern im Schulhaus Munzinger Auskunft.

Die Beratungsstellen für Sans-Papiers haben dieses Jahr gemeinsam mit den Hilfswerken Terre des hommes Schweiz und Heks sowie den Gewerkschaften Unia und VPOD den Verein "Für die Rechte illegalisierter Kinder" gegründet. Am gestrigen Kinderrechtstag startete der Verein seine gesamtschweizerische Kampagne "Kein Kind ist illegal", welche auf die Situation von papierlosen Kindern in der Schweiz aufmerksam macht und zum Ziel hat, deren Situation zu verbessern.

Im Schulhaus Munzinger erzählten zwei junge Frauen aus Ecuador den Schülerinnen und Schülern über ihre Erfahrungen als ehemals papierlose Kinder. Es sei für sie schwierig gewesen, die Angst ihrer Eltern vor Entdeckung und Ausschaffung nachzuvollziehen, berichtete die heute 18-jährige Gymnasiastin Liliane Estrada. "Denn ich wusste nicht, weshalb ich illegal sein sollte." Die Lehrer ihrer Schule wussten umso besser um ihre Situation, liessen sie aber am Unterricht teilhaben und denunzierten sie nicht. Erst als Liliane beim Schwarzfahren im Tram aufgegriffen wurde und der Status der Familie aufflog, wurde dem Mädchen seine Situation mit einem Schlag bewusst. "Sehr schwierige vier Jahre folgten", in denen die Familie um ihre Aufenthaltsbewilligung kämpfen musste; eine Zeit der Unsicherheit zwischen Hoffen und Bangen, bis nach zahlreichen Rekursen endlich ein positiver Entscheid vorlag.

Verein fordert mehr Rechte

"Liliane Estrada hatte Glück und kann heute offen über ihre Erfahrungen erzählen", sagte Pierre-Alain Nilaus, Präsident des Vereins für die Rechte illegaler Kinder im Anschluss vor der Schülerschaft. Es gebe in der Schweiz aber rund 100000 Sans-Papiers, davon 10000 Minderjährige, die sich verstecken müssten und keine Stimme hätten. "Sie sind rechtlich inexistent." Soziale Isolation, Armut und ungewisse Zukunftsperspektiven prägten ihr Leben. Verfassungsmässig garantierte Rechte seien für sie kaum durchsetzbar. Oft können die Kleinsten keine Kinderkrippe besuchen, eine Schule nur in gewissen Kantonen und mit der Unterstützung der Schulleitung.

"Das grösste Problem aber kommt nach der Schulzeit", sagte Niklaus. "Dann bleibt den Jugendlichen nur die Wahl zwischen Schwarzarbeit und Nichtstun." Denn von Gesetzes wegen dürften Papierlose keine Lehre antreten. Er fordere daher:

ein umfassendes Recht auf Bildung,

keine Zwangsmassnahmen gegen Minderjährige,

vereinfachte Regularisierungsmöglichkeiten für Kinder und ihre Familien. (pas)

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GUANTANAMO
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BZ 21.11.08

Schweizer Asylbehörde in der Kritik

Guantánamo-Häftlinge fordern Asyl

Das Asylgesuch von "Herrn Li" soll nochmals überprüft werden. Der Rechtsvertreter des Guantánamo-Häftlings legt Beschwerde gegen den ablehnenden Bundesentscheid ein. Gestern nahm "Lis" amerikanische Anwältin Stellung.

"Ich würde ihn zu Hause aufnehmen, wenn ich könnte", sagt Seema Saifee über ihren Klienten, von dessen Unschuld sie überzeugt ist. Die New Yorker Anwältin vertritt jenen Guantánamo-Häftling, den SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli in einer Kolumne dieser Zeitung "Herrn Li" nannte und als Terrortouristen bezeichnete. "Mein Klient ist frei. Er ist nur in Guantánamo, weil er nicht weiss, wohin er soll", fuhr Saifee fort. In sein Heimatland China kann er nicht zurück, denn er gehört der muslimischen Minderheit der Uiguren an und ist als politischer Verbrecher gesucht, weil er in den 90er-Jahren an einer politischen Demonstration teilnahm.

"Er ist Dichter"

Die Schweiz hat "Lis" Asylgesuch zusammen mit zwei anderen Gesuchen von Guantánamo-Häftlingen am 10.November abgelehnt (wir berichteten). Dominik Heinzer, Schweizer Rechtsvertreter der drei Gefangenen, akzeptiert den Entscheid nicht, er wird Beschwerde einreichen. Zusammen mit Seema Saifee stand er gestern in Bern den Medien Red und Antwort. Anwältin Saifee hat "Herrn Li" in Guantánamo besucht. "Er ist Dichter", sagt sie. Seine Gedichte seien jedoch beschlagnahmt worden; die US-Behörden vermuteten, sie enthielten geheime Codes.

Seit 2002 ist "Herr Li" im Gefangenenlager, er war von der pakistanischen Polizei Ende 2001 für rund 7000 US-Dollar den US-Truppen übergeben worden. Man warf ihm vor, einer Terrorgruppe anzugehören. "Beweise gab es nie", sagt Saifee. "Mein Klient war nie Mitglied einer Terrorgruppe, er war überhaupt nie Mitglied irgendeiner Organisation. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort." Nationalrat Mörgeli sieht das anders: "‹Li› ging nach Afghanistan, um Krieg zu führen. Es ist richtig, dass islamistische Kämpfer nicht mit Asyl belohnt werden."

"Kein feindlicher Kämpfer"

Anklage gegen "Li" wurde indes nie erhoben, heute räumt die US-Regierung ein, er sei weder ein feindlicher Kämpfer noch stelle er ein Sicherheitsrisiko dar. In seinem ablehnenden Asylentscheid schreibt das Bundesamt für Migration, die Betroffenen seien auf den Schutz der Schweiz nicht angewiesen, da ihnen seitens der USA keine Abschiebung in ihr Herkunftsland drohe. Amnesty International hat andere Informationen: Einen der Gesuchsteller wollten die US-Behörden gegen seinen Willen nach Libyen zurückschicken. Seine Anwältin, die gestern ebenfalls in Bern war, erhielt von ihrem Klienten diese Woche einen entsprechenden Brief. Sie warnt deshalb, dass die vom neuen Präsidenten Obama angekündigte Schliessung von Guantánamo auch Risiken berge. "Das Gefangenenlager muss auf sichere Art und Weise geschlossen werden."
Brigitte Walser

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Verschärfung des Asylgesetzes

Keine Gesuche aus dem Ausland mehr

Würde "Herr Li" in die Schweiz kommen und hier ein Asylgesuch stellen, müsste er wohl zumindest vorläufig aufgenommen werden. Denn in seinem ablehnenden Asylentscheid anerkennt das Bundesamt für Migration, dass "Herr Li" in China bedroht wäre und deshalb nicht in sein Heimatland zurückgeschickt werden kann.

"Herr Li" kann in anderen europäischen Ländern kein Asylgesuch stellen: Nur in der Schweiz und in Spanien werden Gesuche von Personen behandelt, die sich im Ausland aufhalten. Mit dieser Praxis soll allerdings auch in der Schweiz bald Schluss sein. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat Mitte September eine Verschärfung des Asylgesetzes angekündigt. Künftig sollen Personen, die ein Asylgesuch stellen wollen, dies in der Schweiz tun. Der Bundesrat soll demnächst über die Eröffnung des entsprechenden Vernehmlassungsverfahrens entscheiden. Im Jahr 2007 wurden 2632 Asylgesuche für die Schweiz im Ausland gestellt. Davon konnten 209 Personen in die Schweiz einreisen, um die Asylgründe näher abklären zu lassen. Dieses Jahr wurden bis Ende Oktober 2115 Gesuche im Ausland gestellt, 116 davon wurde die Einreise für nähere Abklärungen bewilligt.

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Radio Rabe 20.11.08

Unschuldig Inhaftiert in Guantanamo

((ansage))
Im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba warten 50 Menschen auf ihre Entlassung. Die USA hat ihnen attestiert unschuldig zu sein. Doch sie können nicht zurück in ihr Heimatland. Bis ein Drittstaat sie aufnimmt, bleiben sie inhaftiert. Staaten zu finden, die Guantanamo-Häftlinge aufnehmen ist anscheinend fast unmöglich. Auch die Schweiz drei Asylgesuche abgewiesen.
Cheyenne Mackay berichtet
http://www.freie-radios.net/mp3/20081120-unschuldigi-25029.mp3
((absage))
Zur Zeit weilen die Anwältinnen eines Asylstellers aus Guantanamo in der Schweiz. Im RaBe Abendinfo von morgen Freitag Abend hören sie, unter welchen Bedingungen sie den Häftling vertreten können.

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NEONAZIS
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20min.ch 21.11.08

Dating: Neonazi, ledig, sucht ...

Neonazis gehen im Web auf Brautschau: Rechtsradikale Singles suchen auf eigens eingerichteten Dating-Plattformen die grosse - braun gesinnte - Liebe. Hunderte Kontaktanzeigen sind bereits online.

"Ich bin ein Kerl, der für seine Rasse, sein Land und seine Überzeugung alles tun würde", beschreibt sich der 20-jährige Patrik auf Odin Kontaktanzeigen selbst. Der junge Neonazi ist im Cyberspace auf der Suche nach der Herzensdame, die mit ihm sein braunes Gedankengut teilt. Er wünscht sich "ein Mädel mit Verstand, Witz und Charme".

Patrik steht damit nicht alleine da. Auf der Dating-Plattform sind Hunderte von Anzeigen geschaltet, darunter auch viele von Frauen. So sucht die deutsche Sabrina einen Mann, "dem unser Vaterland nicht am Arsch vorbeigeht".

Dass auch viele Singledamen die braune Partnersuche nutzen, verwundert die Soziologin Michaela Köttig wenig, da ihnen eine zentrale Rolle zukommt: "Die Frauen sind Bindeglied und stabilisieren die Szene." Im Gespräch mit Sueddeutsche.de erklärt sie, dass die Rechtsradikalen-Szene schon lange keine Männerdomäne mehr sei, und warnt zugleich, dass politische Aktivistinnen im Rechtsextremismus von Polizei und Justiz unterschätzt würden.

Im Internet formiert sich aber auch Widerstand gegen Rechtsradikale. Zu welchen Mitteln beispielsweise die Macher der Seite Nazis-auslachen.de greifen, können Sie in unserem Online-Video sehen. mbu

www.odin.20min.ch

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SCHNÜFFELMULTI
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Reformierte Presse Nr. 45 7.11.08

"Nestlé ist die beste Entwicklungsorganisation, die es gibt"

Der neue Heks-Stiftungsrat Roland Decorvet nimmt die Kritik über seine Wahl gelassen

Roland Decorvet, Generaldirektor von Nestlé Schweiz, ist an der Abgeordnetenversammlung des Kirchenbunds im Juni einstimmig in den Stiftungsrat des Hilfswerks Heks gewählt worden. Kirchliche Kreise kritisierten seine Wahl. Corina Fistarol sprach mit Decorvet über seine Position in Entwicklungsfragen.

"Reformierte Presse": Stören Sie die kritischen Stimmen über Ihre Wahl?

Roland Decorvet: Ich bin schon etwas verletzt. Denn obwohl ich viel arbeite, nehme ich mir etwa zwölf Tage im Jahr Zeit fürs Heks. Es gäbe schliesslich auch andere Organisationen, die mit mir arbeiten möchten.

Haben Sie mit so viel Kritik gegen Ihre Wahl von Seiten der kirchlichen Basis gerechnet?

Ach, wissen Sie, so viel Kritik gibt es nun auch wieder nicht. Die Kritiker bestehen aus einer kleinen Gruppe von Kirchenleuten, die politisch extrem links sind und viel Lärm machen. Verschiedene politische Ansichten gehören in eine funktionierende Demokratie. Ich schlafe auf alle Fälle gut!

Verstehen Sie die Argumente der Kritiker?

Nein. Das Fundament des evangelischen Glaubens ist die Toleranz. Die Kirchen sind zunehmend tolerant Andersgläubigen oder Homosexuellen gegenüber. Aber wo bleibt die Toleranz gegenüber Industriellen? Gegenüber Nestlé? Nestlé gehört seit vielen Jahren zu den beliebtesten drei Firmen der Schweiz. Diese Leute haben Vorurteile. Sie meinen, bei Nestlé zu arbeiten sei nicht kompatibel mit der Arbeit bei einer Entwicklungsorganisation. Wer sind sie, um das zu beurteilen?

Wie beurteilen Sie Nestlé?

Nestlé ist die beste Entwicklungsorganisation, die es gibt. Denn private Hilfe ist immer besser als Regierungshilfe. Das bestätigen Studien der Uno und der Weltbank.

Inwiefern besser?

Nestlé arbeitet in fast allen Ländern dieser Welt in der Lebensmittelindustrie. Denn wir produzieren immer vor Ort mit lokalen Rohstoffen. In Pakistan etwa kaufen wir Milch von 150 000 Bauern.

Drückt Nestlé nicht den Milchpreis im Land und macht die Bauern von sich abhängig?

In Pakistan verarbeiten wir 1,3 Millionen Liter pro Tag. Das entspricht etwa zwei Prozent der Gesamtmilchmenge im Land. Jeder Bauer ist frei, die Milch uns oder jemand anderem zu verkaufen. Die Bauern bezahlen wir jede Woche bar. Wenn jemand sagt, dass Nestlé die Bauern ausnützt, hat diese Person keine Ahnung, was sie sagt. Es ist einfach falsch.

Tragen Sie überhaupt etwas zur Entwicklung der Landwirtschaft bei?

Ja, das tun wir. Wir entwickeln die Landwirtschaft. Wer das bestreitet, versteht unsere Arbeit nicht. Sehen Sie, die Vorurteile gegenüber Nestlé sind verhärtet: Wenn wir in einem Land die Landwirtschaft entwickeln, sind wir böse. Wenn wir nichts machen, sind wir auch böse. Gewisse Leute sehen Nestlé als Feindbild, und nichts kann sie davon abbringen - nicht einmal Tatsachen.

Warum wird denn ausgerechnet Nestlé so stark angefeindet?

Multinationale Unternehmen bilden eine gute Zielscheibe für Kritik, weil sie gross sind. In Pakistan gibt es Firmen, die sich im Unterschied zu Nestlé an keine Regeln der WHO halten, die korrupt sind und sogar Mütter vom Stillen abhalten. Das würden wir nie tun! Aber von diesen Firmen spricht niemand, weil sie klein sind.

Aber haben Ihre Gegner nicht auch gute Gründe?

Gewisse Nichtregierungsorganisationen sind aus Prinzip gegen Nestlé. Falls sie ihre Meinung eines Tages ändern, verlieren sie ihre Existenzberechtigung. Deshalb bleiben sie bei ihren unberechtigten Anschuldigungen. Gewisse Leute werden nie glauben, was wir erzählen. Und wenn eine Zeitung etwas Positives über Nestlé schreibt, fragen sie sich ausschliesslich, wie viel ihr Nestlé dafür bezahlt hat. Diese Leute haben ihr Urteil schon im Vornherein gefällt. Aber sie sind eine "minorité négligeable". Ich stehe voll und ganz hinter Nestlé.

Wie ist denn das Image von Nestlé in den Entwicklungsländern?

Sehr gut. Die Regierungen und die Bevölkerungen lieben uns, denn wir schaffen Arbeitsplätze und investieren ins Land.

Sie waren während des grossen Erdbebens im Oktober 2005 in Pakistan. Wie hat sich Nestlé damals verhalten?

Ja, das war grauenhaft. 80 000 Leute sind gestorben, die meisten  davon Kinder. Ich war an jenem Abend in der Schweiz, flog aber noch am selben Abend zurück. Am folgenden Tag fuhr ich mit zehn Lastwagen und 20 Leuten ins Epizentrum, um Nahrungsmittel und Wasser zu verteilen, Tote zu bergen. Später haben wir ein Waisenhaus eröffnet und uns auch sonst stark für die leidende Bevölkerung eingesetzt.

Warum hat das Nestlé nicht kommuniziert?

Das war für uns eine Selbstverständlichkeit. Sehen Sie, sechs Monate nach der Katastrophe fand ein Meeting mit allen Schweizer Organisationen statt, die sich engagiert haben. Ich wurde auch eingeladen. Wie die anderen habe ich während fünf Minuten meine Geschichte erzählt. Anschliessend stand ein Mitarbeiter einer kirchlichen Hilfsorganisation auf und fragte mich, welches der echte Grund gewesen sei, dass ich mich so engagiert habe. Wie kann er so etwas nur denken! Gewisse Leute glauben nicht, dass auch Nestlé- Mitarbeiter Gutes tun können.

Hat Nestlé nicht tatsächlich auch kommerzielle Interessen, Gutes zu tun?

Wieso sollen wir die Leute so ausnutzen, dass sie immer ärmer werden? Das widerspricht sogar unseren Geschäftsinteressen: Wir sind eine Firma, die produziert, um zu verkaufen. Je mehr Geld die Leute haben, desto eher kaufen sie unsere Produkte.

Zum Beispiel Ihr Trinkwasser?

Jeder sollte Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Aber Wasser ist für uns wie Wein: Es gibt trinkbaren Wein in verschiedensten Qualitäten und Geschmacksrichtungen. Wer etwas Spezielles haben möchte, soll dafür zahlen.

Aber viele Leute in der dritten Welt haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Ja, das ist schlimm. Aber es hat nichts mit uns zu tun, sondern mit den dortigen Regierungen, die kein sauberes Wasser bereitstellen. Wir sind nicht für die Privatisierung von Wasser; das haben wir nie behauptet. Aber Wasser sollte für die Regierungen einen Preis haben. Etwa 70 Prozent des Wassers wird von der Landwirtschaft gebraucht. Der grösste Anteil davon versickert, weil die Leute nicht wissen, wie sie es besser einsetzen könnten. Dort muss die Beratung einsetzen. Wasser hat es auf der Welt genug, es ist aber falsch benutzt.

Was können Sie als Top-Manager beim Heks einbringen?

Ich bin kein Spezialist in der Entwicklungszusammenarbeit, aber ich habe viel Erfahrung gesammelt in Entwicklungsländern. Ich bin in Afrika aufgewachsen, denn mein Vater war Missionar. Für Nestlé war ich 17 Jahre in Asien tätig.

Kennen Sie konkrete Entwicklungsprojekte? Ja, ich bin persönlich sehr stark in einem Projekt in Madagaskar involviert. Meine Frau hat dort mit ihrer Familie ein Waisenhaus aufgebaut. Seit acht Jahren unterstütze ich dieses Projekt - nicht nur finanziell. Aber das ist meine private Angelegenheit, das hat mit Nestlé nichts zu tun.

Warum wissen das Ihre Kritiker nicht?

Weil sie mich und Nestlé nicht kennen. Es sind nicht immer die lautesten Kritiker, die am meisten leisten. Für mich ist Helfen ein Hauptgrund meines Lebens, sei es in meiner Arbeit, privat in Madagaskar und jetzt auch im Heks.

Welche Beziehung haben Sie eigentlich zur Kirche?

Meine ganze Familie - Vater, Grossvater, Urgrossvater, Bruder, Schwiegerbruder, Schwiegervater - besteht seit fünf Generationen aus Pfarrern. Ich vertrete protestantische Werte und bin Kirchengänger.

Warum sind Sie nicht Pfarrer geworden?

Nicht nur Pfarrer können Gutes tun. Gott ist mit jedem, auch bei der Arbeit. Das ist auch die Stärke des protestantischen Glaubens. Als Geschäftsmann kann ich genauso viel Gutes tun wie ein Arzt, ein Schreiner oder ein Metzger.

Welchen Tipp würden Sie der Kirche in Sachen Management geben?

Mehr Macht den Gemeinden. Die Tendenz, dem Kanton und dem Bund mehr Macht zu verleihen, gefällt mir nicht. Das ist nämlich sehr unprotestantisch.

Sollen sich die Kirchen in die Politik einmischen?

Nein. Ich bin allergisch auf politische Ratschläge aus kirchlichen Kreisen. Dafür hätten wir die Reformation nicht nötig gehabt. Ich will denken, was ich will. Niemand hat ein gottgegebenes Recht zu sagen, was ich denken soll.

Sollen Kirchen auf die Finanzkrise reagieren?

Nein. Ich bin überrascht, dass so viele Leute überrascht sind. Es ist normal, dass man sich beim Spekulieren die Finger verbrennen kann. Wer spielt, kann auch verlieren.

Werden Sie Erfahrungen, die Sie bei Heks sammeln werden, in Ihre Arbeit bei Nestlé einfliessen lassen?

Ich kann sicher etwas lernen von den einzelnen Projekten und auch von den verschiedenen Leuten im Stiftungsrat. Ich freue mich auf die Debatten.

Kritiker befürchten, dass sie im Stiftungsrat lediglich die Interessen von Nestlé vertreten möchten.

Nestlé hat anderes zu tun, als eine Strategie zu suchen, wie das Heks beeinflusst werden könnte. Was würde uns das auch helfen? Zudem haben Heks und Nestlé die gleichen Werte. Vom Elend in der Welt profitieren beide nicht, im Gegenteil. Wir wollen doch alle die Armut bekämpfen. Nur sind die Mittel zum Ziel andere.