MEDIENSPIEGEL 24.11.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Drogenhandel: Cannabis-Handel
- SD + Neonazi-Kontakte
- Schengen und Datenschutz
- Fussball: Untersuchung
- Randstand Luzern: Mehr Obdachlose
- Gipfel-Soli-News 22.11.08

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REITSCHULE
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Nov 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Di 25.11.08  
19.00 Uhr - Kino   - Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Vernissage Kalender: '1001 Grund, den Kopf zu bedecken' mit Apéro (für Frauen)
20.00 Uhr - Kino - Football under Cover
20.30 Uhr - Tojo - Lustiger Dienstag 37 - Mehr als Variété. LuDi-Crew und Gäste

Mi 26.11.08
19.00 Uhr - SousLePont - Bangladesh Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne

Do 27.11.08
20.00 Uhr - Frauenraum - HINTERHOF-LOUNGE - Hinterhof goes Karaoke!
20.30 Uhr - Tojo - Das Geheimnis von Ali Biçer. Theater Ararat
20.30 Uhr - Kino - UNCUT - Warme Filme am Donnerstag: BANGKOK LOVE STORY (PUEN) - Paj Arnon, Thailand 2007
21.00 Uhr - Dachstock - The Dynamites feat. Charles Walker (Outta Sight/USA) > Funk & Soul!

Fr 28.11.08
20.30 Uhr - Tojo - Das Geheimnis von Ali Biçer. Theater Ararat
21.00 Uhr - Kino - Dogma und mehr: BROTHERS - Susanne Bier, Dänemark 2004
21.00 Uhr - Frauenraum - Tanz-Bar - Gesellschaftstänze und Disco für Frau + Frau, Mann + Mann & Friends mit Musik von DJ Irene (ab 19.30 Uhr Crashkurs)
22.00 Uhr - Dachstock - edIT & Glitch Mob (USA) > Elektro-Hop
22.00 Uhr - Grosse Halle - UNREAL - drum & bass festival: Bryan G (UK), Goldie (UK), Bad Company (UK), Calyx (UK), Teebee (N), MC Fearless (UK), MC Rage (UK), Deejaymf, VCA, Silent Extent, S.I.P. & MC Matt (CH); Visuals by VJmag

Sa 29.11.08
20.00 Uhr - Frauenraum - Kampagne "16 Tage" - Stop Murder Music: Homophobie und Homohass nicht nur im Dancehall-Reggae; Infoveranstaltung
20.30 Uhr - Tojo - Das Geheimnis von Ali Biçer. Theater Ararat
21.00 Uhr - Kino - Dogma und mehr: BROTHERS - Susanne Bier, Dänemark 2004
22.00 Uhr - Frauenraum - Kampagne "16 Tage" - Stop Murder Music, Party mit tightspotselection: DJ Luzius aka the ruler (ZH) & DJane Queen Horror (BE) > Rocksteady und Reggae
22.00 Uhr - Grosse Halle - presented by ammonit events: 10 YEARS AMMONIT! GusGus LIVE (ISL), 2ManyDJs (B), Round Table Knights; Visuals by Walldisplay


Infos: www.reitschule.ch

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DROGENHANDEL
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Bund 24.11.08

Welcher Handel ist mafiöser?

Der Cannabishandel in der Stadt Bern vor und nach der Zeit der Hanfläden wird kontrovers diskutiert

Dinu Gautier

Die Berner Hanfläden sind seit Jahren geschlossen. Jetzt wird schlechte Qualität zu horrenden Preisen auf der Strasse verkauft - dort, wo auch die harten Drogen zu haben sind.

In Bern existierten um die Jahrtausendwende laut Schätzungen der Polizei bis zu 20 Läden, die Cannabis verkauften. Dazu der damalige Regierungsstatthalter und heutige Nationalrat Alec von Graffenried (gfl): "Es gab plötzlich Läden mit Tagesumsätzen von bis zu 30000 Franken. Der Schutz der heissen Ware erforderte immer weitergehende Vorkehrungen, bis hin zu Schusswaffeneinsatz und Zahlungen an Schutzgelderpresser." Diese "Entwicklung in Richtung mafiöser Zustände" habe er damals nicht mehr tolerieren können. Und Franz Märki von der Kantonspolizei sagt heute: "Die vielen Läden hatten eine Sogwirkung zur Folge. Konsumenten, insbesondere aus der Westschweiz, kamen nach Bern." Dabei sei es für Jugendliche einfach gewesen, an Hanf zu kommen.

Verein gegen Drogentourismus

Da ist Michael Mosimann anderer Meinung. Der 30-Jährige eröffnete 2003 an der Kramgasse seinen Hanfladen Four Twenty. Herrschten damals mafiöse Zustände? "Nein, im Gegenteil!", sagt Mosimann, "wir haben uns damals in einem Verein organisiert." Man habe Cannabis nur an Volljährige und nur an Kunden mit Wohnsitz in der Schweiz verkauft, "um dem Drogentourismus entgegenzuwirken". Man habe mit der Drogenberatungsstelle Contact zusammengearbeitet und Verträge mit der Gewerkschaft GBI abgeschlossen ("keine Löhne unter 4000 Franken"). Natürlich seien die Umsätze hoch gewesen, es hätten aber auch viele Leute vom Geschäft gelebt. Die Gewinnmarge habe etwa 30 Prozent betragen, in den Läden habe man zu dieser Zeit zwischen 6 und 12 Franken für ein Gramm Gras bezahlt.

Auch Sämi (Name geändert) hat damals als Hanfhändler gearbeitet, bevor er 2004 aus dem Geschäft ausstieg. Der 31-Jährige hatte zwar keinen Laden, an Kunden hat es ihm aber nie gefehlt, mit der Zeit kamen sie aus halb Europa. Einem Franzosen habe er einmal sechs Kilo verkauft. Dieser habe gefragt, ob er auch mit Kokain oder Waffen zahlen könne. "Aber damit wollte ich nichts zu tun haben", betont Sämi, der immer wieder bei Hanfbauern läutete, um an Ware zu kommen. "Eingekauft habe ich ein Kilo für 2500 bis 3000 Franken." Ausgeraubt worden sei er drei Mal. "Ich konnte natürlich nicht zur Polizei. Das ist das Problem: Erst durch die Illegalität entstehen mafiöse Verhaltensweisen."

Hanf mit Haarlack

Dann wurden schweizweit die Hanfläden dichtgemacht. Ab Sommer 2002 griff auch von Graffenried durch. Das ging zwar nicht über Nacht, aber spätestens 2004 war der Handel in den Untergrund verschwunden. Zudem hatte das Bundesgericht den Bauern den Anbau von Hanf mit einem THC-Gehalt von über 0,3 Prozent bereits im Jahr 2000 untersagt. Angesichts der nun drohenden Gefängnisstrafen gaben viele Bauern den Anbau auf.

Mosimann ist heute noch sauer, wenn er an die Repressionswelle denkt. In seinem Laden führte die Polizei die Razzia 2004 durch, er musste seine vier Angestellten entlassen. "Was heute auf der Gasse abgeht, ist mafiös", so Mosimann. Da würde nur noch zerriebenes Kraut angeboten, mitunter gestreckt, angereichert mit Quarzsand oder Glasfasern, die mit Haarlack ans Kraut geklebt würden. Und: "Früher gab es eine klare Trennung der Märkte." Heute seien an den Orten, wo Gras verkauft werde, auch harte Drogen erhältlich. Das gilt es zu verifizieren. Auf der Münsterplattform: "Gras?", zischt jemand. Für 20 Franken gibt es ein Säckchen. "Hast du auch Kokain?" - "Nein, aber der dort hat welches." Ein Wägen des erstandenen Cannabis ergibt: Es sind 0,7 Gramm, der Grammpreis beträgt also über 28 Franken.

Staatlich kontrollierter Handel?

Von mafiösen Strukturen im heutigen Cannabishandel will Märki von der Kantonspolizei nicht sprechen: "Der Schweizer Markt ist weitgehend ein Selbstversorgermarkt." Allerdings sei der Grosshandel im "Mehrkilobereich" banden- und gewerbsmässig organisiert. Der 21-jährige Sven (Name geändert) ist einer, der Cannabis anbaut und den Markt bedient. "Wenn alles optimal läuft, ernte ich in meiner Indoor-Anlage bis zu drei Kilo." Ein Anbauzyklus dauere etwa zweieinhalb Monate. Verkaufspreis? "10 bis 12 Franken pro Gramm." Kunden? "Nur Leute, die ich kenne." Zurzeit verkaufe er fast nichts. "Im Herbst rauchen alle ihren Balkon-Eigenanbau." Gras bekommt heute also nur, wer sich auf die Gasse wagt, Beziehungen oder einen grünen Daumen hat.

Das könnte sich ändern, sollte am 30. November die Hanf-Initiative angenommen werden. Dazu von Graffenried: "Es ist nicht einzusehen, wieso wir mündigen, verantwortungsvollen Erwachsenen den Konsum weiter verbieten wollen." Was den Handel angehe, so solle dieser staatlich kontrolliert und in geregelte Bahnen gelenkt werden. Nur Sven ist gegen die Initiative: "Diese würde wohl mein Geschäft kaputt machen."

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NEONAZIS
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NZZ 24.11.08

Rechtsextreme für die SD angeworben

Ein früherer Mitarbeiter der Schweizer Demokraten blickt zurück

Wehrli C.

Nach Darstellung eines früheren Mitarbeiters pflegte das Sekretariat der Schweizer Demokraten um 2000 rege Kontakte zu rechtsextremen Kreisen. Der erfolgreichen Mitgliederwerbung stellte sich der Parteipräsident aber entgegen.

C. W. Die Schweizer Demokraten (SD), die frühere Nationale Aktion, verloren bei den Wahlen 2007 ihren letzten Nationalratssitz. Beim Referendum gegen die Fortführung und Erweiterung der Personenfreizügigkeit spielten sie allerdings wieder eine Rolle. Auch daher ist von Interesse, was ein früherer Mitarbeiter über rechtsextreme Kontakte des Parteisekretariats unter Bernhard Hess, dem heutigen Präsidenten und Geschäftsführer, in einem kleinen Buch festgehalten hat.

Kontakte zu Neonazi-Kreisen

Alexander Nyffenegger, 1971 geboren, trat 1998 den Schweizer Demokraten bei und leistete viel freiwillige Arbeit auf dem Parteisekretariat, bis er auf Anfang 2000 angestellt wurde. Die SD hatten in den vorangegangenen Wahlen im Nationalrat nur noch ein Mandat - für Bernhard Hess (Bern) - halten können; sie bekamen die ausländerpolitische Konkurrenz der mit den Vorteilen einer etablierten Partei agierenden SVP hart zu spüren. Daher lag es nach Nyffenegger nahe, (noch) weiter rechts Anhänger zu suchen. Hess pflegte bereits, offenbar auf persönlicher Basis, gewisse Kontakte. Er führte seinen Parteifreund bald in einen einschlägigen "Stammtisch" in Worblaufen ein. Zu den Wortführern gehörten der "Hammerskin" Adrian Segessenmann, der islamistische Holocaust-Leugner Ahmed Huber (er starb im letzten Mai) und Roger Wüthrich, damals Leiter des neonazistischen Zirkels "Avalon". Nyffenegger beschreibt speziell auch seine Teilnahme an einer Sonnenwendfeier der über die Landesgrenzen vernetzten Gemeinschaft "Avalon" im Dezember 1999, die mit Hitlergruss und einem Moment "in Andacht an Führer und Vaterland" schloss.

Skinheads als politisches Potenzial

Solche Kontakte mögen aufschlussreich sein, waren aber für die Partei vorerst nicht direkt von Bedeutung. Wüthrich war indessen als Vortragsredner in Kreisen der Skinheads präsent. Und mit diesen hatten wiederum die Jungen Schweizer Demokraten teilweise enge Verbindungen, die für die Rekrutierung von SD-Mitgliedern benützt wurden. Nyffenegger betrieb namentlich an "Partys" von "Hammerskins" politische Werbung. In der Folge sei "eine bemerkenswerte Zunahme von Neumitgliedern aus dem rechtsradikalen Umfeld verzeichnet" worden. Bestrebungen, mit solchen Kräften einen gesamtschweizerischen Vorstand der Jungen SD zu bilden, stiessen aber auf den Widerstand von Parteipräsident Rudolf Keller, der im Februar 2001 unerwünschte Leute ausschliessen liess. Erzürnt über dieses "Diktat", verliess Nyffenegger die Partei nach seiner Darstellung umgehend. Die Bewerbung um die Stelle des stellvertretenden Geschäftsführers der Auns führte bis zu einem Vorstellungsgespräch beim Präsidenten, Christoph Blocher. Einem kurzen Engagement bei der "Partei national orientierter Schweizer" folgte der definitive Ausstieg.

Bernhard Hess spielte gemäss dieser Schilderung bei der "Öffnung" auf rechtsextreme Kreise eine zwiespältige Rolle. Vom "Stammtisch" zog er sich im Lauf des Jahres 2000 zurück, an der erwähnten "Avalon"-Feier nahm er nur zu Beginn teil. Die Zusammenarbeit mit den "Hammerskins" soll er "mehr als nur gutgeheissen" haben, doch fügte er sich dann Kellers Parteiräson. Hess selber weist Nyffeneggers Aussagen zurück. Es handle sich um die Retourkutsche eines Entlassenen. Zu Ahmed Huber habe er rein zwischenmenschliche Beziehungen gepflegt. Skinheads seien für die politische Arbeit unbrauchbar und bei den SD in keiner Kaderfunktion zu finden. Die Partei habe in jenen Kreisen nie gezielt für sich geworben; allfällige Aktivitäten Nyffeneggers ordnet sein früherer Vorgesetzter dessen Freizeit zu.

Opportunismus und Faszination

Nyffenegger betont, dass es ihm um keine Abrechnung, sondern um die Aufarbeitung jener Lebensphase gehe. Was war seine Motivation gewesen? Er hebt den Opportunismus hervor. Politisch habe er nicht den SD zugeneigt, vielmehr hatte er vorübergehend der SP angehört. Nach Abbruch einer Maturitätsschule einige Jahre im Betriebsdienst des Bundeshauses tätig, habe er einen beruflichen Wechsel gesucht - und den Kontakt zur hübschen Mitarbeiterin der ihm fernstehenden Partei und eines Mannes (Hess), "den ich so gar nicht mochte". Die Parteiarbeit wäre demnach nur Mittel zum persönlichen Zweck gewesen. Nyffenegger gesteht übrigens, dass er, angeblich von Hess auf den Geschmack gebracht, Barspenden an die Partei in seine Tasche gesteckt habe, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren. Ähnlich sei mit Geldern verfahren worden, die für das Sammeln von Unterschriften für Auns- Initiativen eingegangen seien. Hess weist die Anschuldigung klar zurück. Zur utilitaristischen Seite von Nyffeneggers Verhalten gehört schliesslich eine mit 30 000 Franken abgegoltene Scheinehe mit einer ukrainischen Nachtklubtänzerin.

Andere Äusserungen des Autors zeigen hingegen, dass er innerlich nicht unbeteiligt blieb. Er sei, schreibt er, "irgendwie gerührt" gewesen, zum Kreis der Teilnehmer am "Avalon"-Ritual zu gehören. In einer längeren Fassung des Textes heisst es sogar, er habe bei den Skinheads "mit Leidenschaft in die obligaten Sieg-Heil-Rufe" eingestimmt und sich dabei "sauwohl" gefühlt. Dafür scheint gewissermassen eine Disposition bestanden zu haben. Als Elfjähriger war er einer Faszination durch Hitler und Nazi-Manifestationen erlegen, und es blieb ihm ein Antisemitismus, wie er auch seinem Vater anhaftete. Was die Aussicht betrifft, einen "programmatischen Neonazi" nicht nur gewissermassen von aktivem Schaden abzuhalten, sondern radikal zu verändern, kommt er zu einem recht pessimistischen Schluss.

So verworren und auch tragisch diese individuelle Geschichte ist - Nyffenegger beschreibt auch, wie er früher an Panikattacken gelitten hatte -, sie ist als eine mögliche Facette des Extremismus zur Kenntnis zu nehmen.

Alexander Nyffenegger: Die Falle Opportunismus - zwischen Politik und Panik. Books on Demand, Norderstedt 2008. 196 S.

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SCHENGEN
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BZ 24.11.08

Schengen-Beitritt der Schweiz

Datenschützer müssen aufrüsten

Am Donnerstag wird die Schweiz grünes Licht für den Schengenbeitritt erhalten. Die Datenschützer in der Schweiz müssen allerdings noch stark aufrüsten, damit sie ihre Schengen-Kontrollaufgaben wahrnehmen können.

Die EU-Innenminister werden aller Voraussicht nach am kommenden Donnerstag ihre Zustimmung erteilen, damit die Schweiz am 12.Dezember dem Schengen-Raum beitreten darf. Erst teilweise für den Schengen-Beitritt gerüstet sind allerdings die Datenschützer des Bundes und der Kantone. "Inhaltlich sind wir gut vorbereitet", sagt auf Anfrage der eidgenössische Datenschutzbeauftragte Hanspeter Thür, "doch es fehlen uns noch die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen."

Dies zeigt sich zum Beispiel in der Information. Noch im Mai hatte Thür den Anschluss der Schweiz an die Polizeidatenbank Schengener Informationssystem (SIS) mit "einer Informations- und Sensibilisierungskampagne speziell für die Schweizer Öffentlichkeit" begleiten wollen. Daraus ist nun ein Merkblatt auf der Internetseite des Datenschutzbeauftragten geworden (siehe Kasten). Bezüglich Information ist dies "das Minimum des Minimums", wie Thür eingesteht.

Mittel aufstocken

Ungenügende Ressourcen hatten auch die Experten der Schengen-Staaten bemängelt, die im März den schweizerischen Datenschutz geprüft hatten. Ihr Bericht attestierte der Schweiz zwar insgesamt einen ausreichenden Datenschutz, empfahl aber eine Stärkung der Unabhängigkeit der eidgenössischen und kantonalen Datenschutzbeauftragten und eine Aufstockung ihrer Mittel.

Thür hat nun drei zusätzliche Stellen beantragt und ist zuversichtlich, dass der Bundesrat sie bald bewilligen wird. Auch im besten Fall wird er die zusätzlichen Datenschützer aber erst 2010 zur Verfügung haben. So lange diese fehlen, gehe die Schengen-Aufsicht auf Kosten des sonstigen Datenschutzes, sagt Thür. "Wir werden in anderen Bereichen weniger präsent sein können."

Datenschutz ist im Rahmen von Schengen auch deshalb wichtig, weil das SIS nur in geringem Umfang eine Verbrecher-Datenbank ist: Weniger als drei Prozent der im SIS registrierten Personen sind zur Festnahme ausgeschrieben. Den allergrössten Teil machen Ausländer mit Einreisesperren aus. Erfasst sind zum Beispiel auch vermisste Personen oder für Gerichtsverfahren gesuchte Zeugen.

Wegen der Polizeihoheit der Kantone sind auch deren Datenschützer bezüglich Schengen gefordert. Laut dem Sprecher des Bundesamtes für Justiz, Folco Galli, werden bis zum Schengen-Beitritt 24 der 26 Kantone die nötigen Datenschutzgesetze in Kraft gesetzt haben.

Bern im oberen Mittelfeld

"Das grössere Problem ist die Wirksamkeit und Unabhängigkeit der kantonalen Datenschutzstellen", sagt Beat Rudin, der Lehrbeauftragte für Datenschutzrecht der Uni Basel und Verfasser der Wegleitung, die die Konferenz der Kantonsregierungen zum kantonalen Datenschutz erstellt hat. "Dort sehe ich grössere Lücken auf der Landkarte." Rudin hat die Lage der kantonalen Datenschützer in einer Studie untersucht, die er im Januar publizieren wird.

Gut schneiden in seiner Untersuchung bezüglich Unabhängigkeit und Budget etwa Zürich oder die gemeinsame Datenschutzstelle von Schwyz, Ob- und Nidwalden ab. Der Kanton Bern ist im oberen Mittelfeld zu finden. Schlechte Noten erhalten unter anderen die Kantone Thurgau, Uri und Luzern. "Ungenügend ausgestattete Kantone merken hoffentlich wegen Schengen in den kommenden Jahren auch noch, dass sie ausbauen müssen", bilanziert Beat Rudin.
Simon Thönen,

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Schengen

Die Datenschutzrechte

Diese Datenschutzrechte gelten für die Schengener Polizeidatenbank SIS:

Auskunft: Wer vermutet, dass er im SIS registriert ist, kann Auskunft und Einsicht verlangen.

Berichtigung: Sind unrichtige oder unzulässige Daten gespeichert, kann man die Korrektur oder Löschung fordern.

Rekurs: Wird die Auskunft oder Berichtigung verweigert, kann man Rekurs einlegen oder beim Datenschutzbeauftragten eine Überprüfung verlangen.

Schadenersatz: Kann bei einer widerrechtlichen Datenbearbeitung gefordert werden.

Datenschutzmerkblatt im Internet:

http://www.edoeb.admin.ch/themen/ 00794/01206/index.html?lang=de

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FUSSBALL
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20min.ch 23.11.08

Verletzte Fans: Untersuchung

Der Vorfall vom vorletzten Sonntag im Stade de Suisse wird extern untersucht.

Dies teilten die Stadionbetreiber und die Berner Young Boys mit. Grund sind Videos, die die Sicherheitsleute der Firma Protectas schwer belasten: Auf den Bändern soll zu sehen sein, wie sie mit Schlagstöcken auf FCL-Fans einprügeln. Anlass dieser Szenen war die Demontage eines Transparents mit der Aufschrift "www.nein-zu-polizeiwillkuer.ch". Damit hatten die Fans für das Referendum gegen das neue Hooligan-Gesetz geworben.

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Telebärn 22.11.08

Protectas: Fans klagen an
Von TeleBärn

Neues Videomaterial belastet die Sicherheitsfirma Protectas schwer. Ein Opfer will nun juristische Schritte einleiten.
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Protectas-Fans-klagen-an/story/23964518

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RANDSTAND LUZERN
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20 Minuten 24.11.08

Massiv mehr Obdachlose

Der Verein Kirchliche Gassenarbeit geht von massiv mehr Obachlosen in der Stadt Luzern aus.

Zurzeit sollen rund 40 Personen kein festes Dach über dem Kopf haben - im Frühling rechnete der Verein noch mit zwei Personen. Ein Grund für die höhere Zahl sei der Mangel an billigen Wohnungen in der Stadt, wie die Zeitung "Zentralschweiz am Sonntag" berichtete. Der Stadtluzerner Sozialdirektor Ruedi Meier konnte die neue Schätzung noch nicht bestätigen. "Ich habe auch schon tiefere Zahlen gehört", so Meier. Er will die Situation aber heute auf jeden Fall klären und allenfalls Massnahmen umsetzen. Eine Möglichkeit sei etwa, eine Zivilschutzanlage zu öffnen.

mfe

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Zentralschweiz am Sonntag 23.11.08

Obdachlosen-Zahl steigt drastisch

Die Zahl der Obdachlosen in der Stadt Luzern ist in die Höhe geschnellt. Sie ist so hoch wie seit den Neunzigerjahren nicht mehr.
von Thomas Heer

In den letzten Monaten hat sich unbeachtet von der Öffentlichkeit eine dramatische Situation entwickelt: Während man im Frühling noch zwei Obdachlose zählte, leben laut dem Verein Kirchliche Gassenarbeit zurzeit rund 40 Menschen in der Stadt Luzern ohne ein Dach über dem Kopf.

Mit ein Grund für die Notlage: In der Stadt ist der Wohnraum knapp. Billige Wohnungen werden auch von Studenten gebraucht. Selbst in Notunterkünften haben es Obdachlose oft schwer. "Wir haben noch Platz in der Notschlafstelle. Aber für Leute mit allzu grossen Suchtproblemen kommt selbst die Notschlafstelle nicht in Frage", sagt Annamarie Käch, Präsidentin des Vereins Jobdach, der Überlebenshilfe anbietet.

Spitze in Neunzigerjahren

Der Luzerner Verein Kirchliche Gassenarbeit hat in der Gassechuchi während mehrerer Wochen Befragungen bei den Benutzerinnen und Benutzern durchgeführt, um zu eruieren, wie viele Obdachlose es in der Stadt Luzern derzeit gibt. Der rasante Anstieg der Obdachlosen in den letzten Monaten führt zu einer Situation wie seit Beginn der Neunzigerjahre nicht mehr. Zu jener Zeit registrierte man in der Stadt rund 80 Obdachlose. Man brachte die Menschen damals in einem Abbruchhaus und in ausgemusterten Schulbaracken unter.

Seite 27

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Ein "Pfuusbus" für Obdachlose?

In der Stadt Luzern leben so viele Obdachlose wie seit Beginn der Neunzigerjahre nicht mehr. Ein Grund für die Misere: knapper Wohnraum.

Von Thomas Heer

Wilco (Name von der Redaktion geändert) hat ein Suchtproblem. Das kostete ihm vor Monaten auch die Stelle bei einem Luzerner Industriebetrieb. Das passierte, nachdem er kurz zuvor von einem mehrjährigen Auslandaufenthalt in die Schweiz zurückgekehrt war. Wenige Wochen nach dem Rausschmiss stellte ihn auch die Vermieterin seiner Einzimmerwohnung vor die Tür. Seither lebt Wilco auf der Strasse und hält sich mit Hilfsjobs und Betteln über Wasser.

Besonders bitter: Geldknappheit und ein fehlendes Beziehungsnetz zwingen den knapp 30-Jährigen dazu, viele Nächte im Freien zu verbringen ­ in Wäldern, unter irgendwelchen Unterständen, in WC-Anlagen. Wilco: "Angst machen mir die kalten Winternächte."

Von 2 auf 40 Fälle

Wilco ist in Luzern längst kein Einzelfall. Fridolin Wyss, Geschäftsleiter vom Verein Kirchliche Gassenarbeit, geht davon aus, dass in der Stadt Luzern momentan rund 40 Obdachlose leben. Der Verein eruierte diese Zahl, nachdem in der Gassechuchi während mehrerer Wochen Befragungen bei den Benutzerinnen und Benutzern durchgeführt wurden. Wyss: "Als ich im Frühling dieses Jahres meine Stelle antrat, gingen wir von zwei Personen aus."

Der rasante Anstieg führte zu einer Situation wie seit Beginn der Neunzigerjahre nicht mehr. Wyss' Vorgänger Sepp Riedener erinnert sich: "Damals registrierten wir mindestens 80 Obdachlose. In der Not brachten wir die Leute in ausgemusterten Schulbaracken und einem Abbruchhaus in Kriens unter." Damals wie heute war der Leerwohnungsbestand in der Stadt sehr tief, deutlich unter 1 Prozent. Mit ein Grund für diese Situation: Studenten der Universität und der Fachhochschulen beanspruchen einen Teil des günstigen Wohnraumes. Für Suchtkranke und andere Randständige ist es in diesem Umfeld äusserst schwierig, noch irgendwo ein Mietobjekt zu finden.

"Pfuusbus" als Idee

"Die Situation bereitet mir Sorgen", sagt Annamarie Käch, Präsidentin des Vereins Jobdach, welcher wie die Kirchliche Gassenarbeit Überlebenshilfe anbietet. Jobdach führt unter anderem die Notschlafstelle an der Gibraltarstrasse und das "Wohnhuus". Käch: "Wir haben noch Platz in der Notschlafstelle. Aber für Leute mit allzu grossen Suchtproblemen, die sich jeglicher Hausordnung widersetzen, kommt selbst die Notschlafstelle nicht in Frage." Und: Diese Institution stellt keine Dauerlösung dar.

Zunehmende Perspektiven- und Hoffnungslosigkeit nennt Käch als weitere Gründe für die zunehmende Verwahrlosung in der Szene. Sie stellt sich die Frage: "Stimmt unser Angebot noch mit der Situation dieser Leute überein?" Zurzeit sucht Käch zusammen mit dem Verein Kirchliche Gassenarbeit und Behördenvertretern nach Lösungen des Obdachlosenproblems. Zur Diskussion stehen Baracken, Zivilschutzanlagen oder analog zum Projekt des Zürcher Pfarrers Ernst Sieber ein "Pfuusbus".

Der "Pfuusbus" ist ein ausgebauter Sattelschlepper, in dem eine Kochnische und zwölf Schlafplätze eingerichtet sind. Während der kalten Jahreszeit können Obdachlose in dem Bus gratis übernachten und bekommen Essen. Sie werden dabei von freiwilligen Fachpersonen betreut.

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Kommentar

Ausbau nötig

Eine Vervielfachung der Obdachlosen von 2 auf 40 ­ und dies in einer Zeit, in der die Wirtschaft boomte wie selten zuvor. Das gibt zu denken und zeigt auf, dass beileibe nicht alle von den guten Zeiten profitieren konnten.

Das Wohnungsangebot in der Region Luzern wurde in den letzten Jahren ausgebaut. Dass Menschen heute obdachlos werden, weil sie keinen günstigen Wohnraum finden, zeigt, dass der freie Markt diese Probleme nicht lösen kann.

Das Schicksal der Obdachlosen in Luzern muss uns vor Augen halten, dass soziale Einrichtungen wie die Gassenarbeit und die Gassechuchi unverzichtbar sind. Mehr noch: Sie müssen ausgebaut werden. Erst recht wenn wir bedenken, dass durch die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation die sozial Schwächeren noch stärker leiden werden.
Ernst Meier

ernst.meier@zentralschweizamsonntag.ch

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Ruedi Meier, Sozialdirektor

"Zivilschutzanlage öffnen"

Der städtische Sozialdirektor Ruedi Meier (Bild) ist sich des Problems der Obdachlosen bewusst. "Wir müssen erst herausfinden, wie viele Menschen tatsächlich unfreiwillig draussen übernachten müssen", sagt Ruedi Meier. Auf die Zahl der Kirchlichen Gassenarbeit, die von 40 Obdachlosen spricht, will sich Meier nicht berufen. "Ich habe auch schon tiefere Zahlen gehört", sagt Meier. "Unter der entsprechenden Personengruppe hat es wohl auch Leute, die aus freien Stücken draussen übernachten." Meier stehe für "unkomplizierte Lösungen" ein, wie er sagt. "Das kann sich um Baracken handeln, oder wir öffnen eine Zivilschutzanlage." Hauptsache, die Obdachlosen seien in der kalten Jahreszeit nicht gefährdet.

"Pfuusbus" in Luzern?

Wäre ein "Pfuusbus" wie in Zürich auch in Luzern denkbar? "Das könnte man anschauen. Sicher kostet ein "Pfuusbus" aber Geld", sagt Ruedi Meier. Zivilschutzanlagen seien im Gegensatz zu einem "Pfuusbus" bereits mit Betten und sanitären Anlagen ausgestattet. Obdachlose in einer solchen Unterkunft unterzubringen, sei wohl unkomplizierter.
eer

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Zürich

"Pfuusbus" bietet Betten und Essen

In Zürich ist man zur Unterbringung von Obdachlosen neue Wege gegangen. Pfarrer Ernst Sieber hat bereits im Winter 2005 das Projekt "Pfuusbus" initiiert. Der Zürcher "Pfuusbus" ist ein 17 Meter langer Sattelschlepper, der notleidenden Obdachlosen von November bis April kostenlos Unterschlupf und Verpflegung bietet. Die Obdachlosen werden von ehrenamtlichen Fachleuten betreut. Der Bus ist mit einer Kochnische, einer Essecke und zwölf Schlafplätzen ausgestattet. Im vergangenen Winter haben 2520 Personen darin übernachtet. Finanziert wird das Projekt über einen Verein. Der städtische Sozialdirektor Ruedi Meier schliesst einen "Pfuusbus" für Luzern nicht aus.
lm

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GIPFEL-SOLI-NEWS 22.11.08
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gipfelsoli.org/Newsletter 22.11.08

22.11.2008 Strasbourg/ Baden-Baden -- Genua

- Magazin: NATO-Gipfel droht "organisatorisches Desaster" zu werden
- Reisezentrum
- Dissent France: Pour que le vent emporte l'OTAN
- Opfer der Gewaltexzesse beim G-8-Gipfel 2001 in Genua empört
- G8-Demonstranten planen 2009 - "Genua war ein Einschnitt"
- Aufruf des Solidaritätskomitees in Tarnac/ FR
Mehr: http://www.gipfelsoli.org/Newsletter/5757.html