MEDIENSPIEGEL 4.12.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Kino, artsouk)
- Sozialbericht Armut BE
- Protectas: Bericht YB-Luzern
- Burgdorf: Kein Alkstübli
- FCZ-Hools: Clockwork Blauweiss
- Nestlé-Securitas-Spitzel Nr. 3 & Heks-Debatte
- Anti-WTO 2003: Paintball-Prozess
- AKW-Gesuche Mühleberg & Beznau
- Spanienkämpfer
- Faschismus Russland

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REITSCHULE
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Dez 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Do 04.12.08
17.00 Uhr - Dachstock - Art Souk 2008 - Kunstbazar
19.00 Uhr - Frauenraum - Film und Diskussion: Wer bist du, dass du sprichst, D 2006
19.30 Uhr - Kino - Der freie Wille, Matthias Glasner, D 2006.

Fr 05.12.08
17.00 Uhr - Dachstock - Art Souk 2008 - Kunstbazar
19.00 Uhr - Kino - Der freie Wille, Matthias Glasner, D 2006. In Anwesenheit der Schauspielerin Sabine Timoteo
24.00 Uhr - Dachstock - Art Souk 2008 Midnight Show mit Hoo Doo Girl (GER) & DJ Soukprise

Sa 06.12.08
19.30 Uhr - Kino - Der freie Wille, Matthias Glasner, D 2006
22.00 Uhr - SousLePont - One Love Jam mit Ras Romano and the Rockers (Live Reggae, CH); Angel Byfall (SEN), Side By Cide (BE), DJ Ganja (BE)
23.00 Uhr - Frauenraum - Tonvision - Die LETZTE mit S-BIENE (BS), HERZSCHWESTER (BS), PEEL (BS), AJELE (ZH), MASAYA (VD), MANON (ZH). Visuals by ANNE STREHL (BE)
23.00 Uhr - Dachstock - Diskoquake: Arnaud Rebotini (Black Strobe/FRA) live! Support: Wildfang (Festmacher/BE) live! DJ's Mastra & Alex Like

So 07.12.08
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt und Brunch im SousLePont

Infos: www.reitschule.ch

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WoZ 4.12.08

Der freie Wille

Nach neun Jahren kommt Theo Stoer (Jürgen Vogel) aus dem Gefängnis: Er hatte mehrmals Frauen vergewaltigt. Nun versucht er, ein neues Leben, ein normales Leben zu führen. Er beginnt in einer kleinen Druckerei zu arbeiten und lernt Nettie (Sabine Timoteo), die Tochter seines Chefs, kennen. Wie er ist auch sie eine einsame, verlorene Seele. Die beiden verlieben sich, doch sein krankhafter Trieb ist stärker als alles andere.

"Der freie Wille" (2006) von Mat­thias Glasner ist ein eindrücklicher und brutaler Film, der die Handlung ungeschönt aus der Sicht des Täters erzählt. Das Kino in der Reitschule zeigt den Film anlässlich der schweizweiten Kampagne "16 Tage gegen Gewalt". süs

"Der freie Wille" in: Bern Kino in der Reitschule, Do, 4., und Sa, 6. Dezember, 19.30 Uhr, Fr, 5. Dezember, 19 Uhr, in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Sabine Timoteo. www.reitschule.ch

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Bund 4.12.08

Artsouk

Wo Kunst lockt

In Zeiten der Finanzkrise ist es vielleicht angebracht, sein Geld in Bilder statt in Aktien zu investieren. Eine sehr niederschwellige Art, mit Kunst in Tuchfühlung zu gehen, bietet der Artsouk in der Reitschule. Wie an einer Messe halten Künstler wie Annaïk Pitteloud, Luciano Andreani oder Serge Nyfeler ihre Ware feil, die auch an den abendlichen Auktionen erstanden werden kann. Zudem sind ein Laufsteg-Act, Bauchtanz, Sound-Effekte und ein Konzert angekündigt. Bei Sotheby's undenkbar. (reg)

Reitschule Dachstock

4. und 5. Dezember, ab 17 Uhr.

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ARMUT BE
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be.ch 4.12.08

Medienmitteilung des Kantons Bern

Erster Sozialbericht zur Armut im Kanton Bern: Innert 10 Jahren die Armut im Kanton Bern halbieren (04.12.2008)

Im Kanton Bern sind 32'000 Haushalte arm und 20'000 Haushalte armutsgefährdet. Dies zeigt der erste Sozialbericht für den Kanton Bern, den Gesundheits- und Fürsorgedirektor Philippe Perrenoud anlässlich einer Medienkonferenz (Donnerstag, 4.12.2008) in Bern vorgestellt hat. Für den Bericht wurden flächendeckend Steuerdaten wissenschaftlich ausgewertet. Gleichzeitig gibt der Sozialbericht von Armut betroffenen Menschen eine Stimme.

Der erste Sozialbericht des Kantons Bern will ein ganzheitliches Bild des Themas Armut, Existenzsicherung und Sozialhilfe im Kanton Bern vermitteln und einen Beitrag für eine sachliche Diskussion dieser Themen leisten. Dabei geht der Sozialbericht neue Wege, indem er nicht nur der Wissenschaft, sondern in einem eigenen Band auch von Armut betroffenen Menschen eine Stimme gibt.

Unhaltbare Zustände

Der erste Band des Sozialberichts enthält die wissenschaftliche Analyse der wirtschaftlichen Situation der Berner Kantonsbevölkerung. Als primäre Datenquellen dienten die Schweizerische Sozialhilfestatistik des Bundesamtes für Statistik und - in dieser Art erstmalig - die Staatssteuerdaten. Die umfassenden Daten zeigen, dass rund sieben Prozent der Berner Haushalte als arm, weitere fünf Prozent als armutsgefährdet bezeichnet werden müssen. Im Kanton Bern gibt es über 50'000 arme oder armutsgefährdete Haushalte, in denen gut 90'000 Personen leben, die auf Bedarfsleistungen angewiesen sind. Darunter sind über
20'000 Kinder.

Regierungsrat Philippe Perrenoud hat diese Umstände als unhaltbar bezeichnet. Der Kanton Bern braucht deshalb eine langfristige Strategie zur nachhaltigen Reduktion der Armut. In einer ersten Phase will die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) den Sozialbericht in der Öffentlichkeit und in den interessierten sozialpolitischen Kreisen breit diskutieren lassen. Anschliessend werden entsprechende Massnahmen erarbeitet. Ziel ist es, innert 10 Jahren die Armut im Kanton Bern zu halbieren.

Armutsrisiko ist nicht in allen Lebensphasen gleich ausgeprägt

* Kinder/Familie: Das grösste Armutsrisiko tragen die Jüngsten: Jedes zehnte Kleinkind zwischen 0 und 5 Jahren bezieht über seine Eltern Leistungen der Sozialhilfe, während die durchschnittliche Sozialhilfequote bei 4,3 Prozent liegt. Gemessen an allen Sozialhilfebeziehenden machen Kinder von 0 bis 15 Jahren 30 Prozent aller Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger im Kanton Bern aus. Im Kanton Bern ist jeder vierte Alleinerziehendenhaushalt auf die Sozialhilfe angewiesen. Dies unter anderem, weil die Alimentenzahlungen nicht einmal die Hälfte der Haushaltseinkommen von Alleinerziehenden abdecken.

* Jugendliche und junge Erwachsene: Jugendliche und Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren weisen eine überdurchschnittliche Sozialhilfequote von 6 Prozent auf. Dabei haben Jugendliche und junge Erwachsene mit ausländischer Nationalität ein deutlich höheres Armutsrisiko (Sozialhilfequote von 15%) als Schweizer Jugendliche (Sozialhilfequote von 4,5%). Zwei wesentliche Gründe für das überdurchschnittliche Armutsrisiko von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind die mangelnde Integration in den Arbeitsmarkt und Leistungslücken des Sozialversicherungssystems.

* Personen im erwerbsfähigen Alter: Im Kanton Bern ist jeder zwanzigste Haushalt ein Working Poor-Haushalt. Das heisst, dass das Einkommen trotz Vollzeitstelle nicht reicht, um die Existenz des Haushalts zu sichern.

* Eine weitere wichtige Einkommensquelle für Personen im erwerbsfähigen Alter sind Leistungen der Sozialversicherungen: 8 Prozent der Haushalte mit einem Haushaltsvorstand im Erwerbsalter beziehen Erwerbsersatzleistungen. Weitere 16 Prozent beziehen bereits im Erwerbsalter Renteneinkommen. Trotz Leistungen der Sozialversicherungen sind immer noch 11,3 Prozent der Haushalte arm oder armutsgefährdet und auf kantonale Sozialleistungen oder private Unterstützung angewiesen.

* Senioren: Trotz ausgebautem Rentensystem der ersten und zweiten Säule verfügen immer noch 13 Prozent der Haushalte mit einem Haushaltsvorstand im AHV-Rentenalter über ein Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze und sind auf bedarfsabhängige Leistungen angewiesen. Die Ergänzungsleistungen der AHV und der IV haben für die Existenzsicherung von Seniorenhaushalten eine zentrale Bedeutung.

Armutsbetroffene Menschen erhalten eine Stimme

Der zweite Band des Berner Sozialberichts ist den Menschen gewidmet, die von der Armut direkt betroffen sind. In längeren Interviews haben armutsbetroffene Personen eine Plattform gefunden, Aspekte ihrer Lebensgeschichte zu beleuchten, ihre aktuelle Lebenssituation offen zu schildern, ihre Ängste, Enttäuschungen und Hoffnungen frei zu artikulieren. Damit wird Armut fassbar, erhält ein Gesicht oder zumindest eine Stimme. Am 1. Dezember 2008 hat der Gesundheits- und Fürsorgedirektor, Philippe Perrenoud, die interviewten Personen im Rathaus zu einem längeren Gespräch empfangen. Es war der erste Schritt zu einem Dialog zwischen zwei Welten, dem in Zukunft mehr Bedeutung zugemessen wird.

Wegen der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung der Sozialen Sicherheit will die Gesundheits- und Fürsorgedirektion die Sozialberichterstattung als permanentes sozialpolitisches Planungsinstrument etablieren. Deshalb ist bereits der 2. Sozialbericht geplant. Dieser soll 2010, im EU-Jahr der Armut und der sozialen Ausgrenzung, erscheinen.

Sozialbericht 2008
http://www.gef.be.ch/site/gef_soziales_sozialbericht_2008.htm

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Dokumentation

* Referat Regierungsrat Philippe Perrenoud, Gesundheits- und Fürsorgedirektor des Kantons Bern (PDF, 29 KB)
http://www.portalbackend.be.ch/public/media/DisplayFile.aspx?fileId=5416016520526804&linkId=558853619182810206&linkName=Referat%20Regierungsrat%20Philippe%20Perrenoud,%20Gesundheits-%20und%20F%FCrsorgedirektor%20des%20Kantons%20Bern

Sozialbericht 2008
* Kurzfassungen der Erläuterungsreferate zum Sozialbericht 2008 des Kantons Bern (PDF, 39 KB)
http://www.portalbackend.be.ch/public/media/DisplayFile.aspx?fileId=5420025520658505&linkId=6510329919184111907&linkName=Kurzfassungen%20der%20Erl%E4uterungsreferate%20zum%20Sozialbericht%202008%20des%20Kantons%20Bern
* Sozialbericht 2008 des Kantons Bern: Ergebnisse und Schlussfolgerungen (PDF, 84 KB)
http://www.portalbackend.be.ch/public/media/DisplayFile.aspx?fileId=55240365207810206&linkId=6511806419185413608&linkName=Sozialbericht%202008%20des%20Kantons%20Bern:%20Ergebnisse%20und%20Schlussfolgerungen

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http://www.gef.be.ch/site/gef_soziales_sozialbericht_2008.htm

Sozialbericht 2008

Am 4. 12.2008 hat die Gesundheits- und Fürsorgedirektion den ersten Sozialbericht für den Kanton Bern veröffentlicht. Im Vordergrund des Berichts steht das Thema der Existenzsicherung. Um ein ganzheitliches Bild der Existenzsicherung zu vermitteln, ist der Sozialbericht in zwei Bände unterteilt: Im ersten Band wird anhand von Zahlen, Fakten und Analysen einerseits die wirtschaftliche Situation der Berner Kantonsbe-
völkerung beschrieben, andererseits wird die institutionelle Ausgestaltung des Systems der sozialen Sicherheit aufgezeigt und analysiert. Der Fokus des zweiten Bandes liegt in den Stimmen armutsbetroffener Menschen - zehn armutsbetroffene Personen aus dem Kanton Bern geben in Interviews Einblick in ihren Alltag, der geprägt ist von prekären finanziellen Möglichkeiten.

* PDF Dokument Sozialbericht 2008, Teil 1 (PDF, 396 KB)
http://www.gef.be.ch/site/gef_sozialbericht_08.pdf

* PDF Dokument Sozialbericht 2008, Teil 2 (PDF, 273 KB)
http://www.gef.be.ch/site/gef_sozialbericht2_08.pdf

Der Sozialbericht ist als Papierversion verfügbar und kann bestellt werden unter info.rekure@gef.be.ch

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PROTECTAS
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BZ 4.12.08

Nach YB-Luzern

Viele offene Fragen

Auch das Gutachten, das nach den Ausschreitungen bei YB - Luzern in Auftrag gegeben wurde, lässt einige Fragen offen.

Der Gutachter kommt gemäss Recherchen dieser Zeitung zum Schluss, dass der Einsatz der Protectas im Luzern-Sektor - im internationalen Vergleich - verhältnismässig war.

Obwohl YB und Protectas vom Gutachter entlastet werden, tun sich die involvierten Parteien schwer damit, den Bericht zu veröffentlichen. Andere Videoaufnahmen aus dem Luzern-Sektor belegen nämlich, dass mindestens ein Protectas-Mitarbeiter seinen Schlagstock gegen Fans einsetzt. Dass davon auf den Bildern der Stadionkameras nichts zu sehen ist, begründet YB-Pressesprecher Charles Beuret damit, dass der Winkel dieser Überwachungs-kameras "nicht ideal" gewesen sei. mar/tob

Seite 23

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Protectas-Einsatz im Stade de Suisse

Bericht wird zurückgehalten

Martin Arn / Tobias Habegger

Das Gutachten zu den Ausschreitungen während des Fussballspiels YB - Luzern liegt vor. Obwohl YB und der Stadionsicherheitsdienst Protectas darin entlastet werden, halten sie den Bericht zurück: Das wirft Fragen auf.

Nachdem unterschiedliche Videoaufnahmen zu den Ausschreitungen anlässlich der Partie YB - Luzern aufgetaucht sind, haben die Betreiber des Stade de Suisse ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten, das von einem ehemaligen Richter verfasst wurde, entlastet sowohl die Young Boys als auch den Stadionsicherheitsdienst Protectas. Der Gutachter kommt gemäss Recherchen dieser Zeitung zum Schluss, dass die Bilder der Überwachungskameras im Stadion lückenlos vorhanden und nicht manipuliert worden sind (siehe Kasten).

Was ist verhältnismässig?

Der Einsatz der Protectas wird vom Gutachter als verhältnismässig eingestuft. Dies, obwohl auf Videoaufnahmen aus dem Luzern-Sektor klar zu erkennen ist, dass mindestens ein Sicherheitsmann von seinem Schlagstock Gebrauch gemacht hat. Der ehemalige Bundesrichter hat erst kürzlich einen Polizeieinsatz während des Spiels Atletico Madrid - Marseille als Gutachter beurteilt. Bei der Partie in Madrid war es zu massiven Ausschreitungen zwischen Fans und Polizeikräften gekommen. Verglichen mit solchen Vorkommnissen, sei der Einsatz der Sicherheitskräfte bei YB-Luzern verhältnismässig gewesen.

Umstrittene Wortwahl

Obwohl der Bericht zum Spiel YB - Luzern seit knapp einer Woche vorliegt und darin sowohl die Stadionbetreiberin als auch die Sicherheitsfirma entlastet werden, tun sich die involvierten Parteien (YB, Protectas, FC Luzern, Fanorganisationen) schwer damit, eine gemeinsame Sprachregelung zu finden. Wie diese Zeitung aus mehreren unabhängigen Quellen erfahren hat, gestehen zwar alle Parteien mündlich Fehler ein: YB hat schon am Tag der Ausschreitungen kommuniziert, es sei falsch gewesen, die Protectas wegen eines Transparents in den FCL-Fanblock zu schicken. Der FC Luzern seinerseits musste zur Kenntnis nehmen, dass seine Fans die Protectas-Leute zum Teil massiv angegriffen hatten. Die Protectas schliesslich wird morgen Freitag zu den Bildern aus dem Luzerner Fanblock Stellung nehmen müssen, die den Schlagstockeinsatz dokumentieren.

Kamerawinkel "nicht ideal"

Von offizieller Seite wollte gestern niemand zum Gutachten Stellung nehmen. YB-Mediensprecher Charles Beuret sagte, man werde voraussichtlich kommende Woche informieren. Am Freitag finde zuerst noch eine weitere Sitzung mit allen Beteiligten statt.

Umstritten ist offenbar die Einschätzung des Gutachters, wonach der Protectas-Einsatz "verhältnismässig" gewesen sei. Luzerner Fanorganisationen hatten das Vorgehen der Sicherheitsmitarbeiter massiv angeprangert. Doch nicht nur der Protectas-Einsatz wirft Fragen auf. Eigenartig mutet auch an, dass die Stadionkameras offensichtlich unscharfe Bilder geliefert haben. Jedenfalls ist darauf kein Schlagstockeinsatz zu erkennen (wir berichteten).

YB-Sprecher Beuret sagt hierzu, der Winkel, aus dem die Aufnahmen gemacht wurden, sei "nicht ideal" gewesen. Es liessen sich, anders als auf den Videobildern aus dem Luzern-Sektor, keine Details erkennen.

Ausschreitungen bei YB - Luzern

Unterschiedliche Bilder

Anlässlich des Spiels YB - Luzern vom 17.November war es im Stade de Suisse zu Ausschreitungen gekommen. Luzern-Fans berichteten von Übergriffen seitens der Protectas. Protectas wehrte sich dagegen und wurde von Bildern der Überwachungskameras im Stadion zunächst entlastet. Aufnahmen, die von den Sicherheitsverantwortlichen des FC Luzern gemacht wurden, zeigen jedoch mindestens einen Protectas-Mitarbeiter, der seinen Schlagstock einsetzt. Um abzuklären, ob die Aufnahmen der Stadionkameras manipuliert worden sind, hat YB ein Gutachten in Auftrag gegeben.

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RANDSTAND BURGDORF
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BZ 4.12.08

Ein Alkistübli ist für die Regierung kein Thema mehr

Burgdorf richtet kein Alkistübli ein. Gassenarbeiter oder bestehende Institutionen sollen sich um die Szene kümmern.

Es hat sich abgezeichnet: Die Stadt Burgdorf wird für die rund 20 Randständigen, die sich täglich im Bahnhofsviertel und vor allem vor dem Coop aufhalten, keinen separaten Raum einrichten. Bereits im November kam die Sozialkommission zum Schluss, dass ein Alkistübli eine "Luxuslösung" wäre: Rund 200000 Franken würde ein Lokal für Suchtkranke die Stadt pro Jahr kosten.

Gemessen daran, dass die Szene in der Emmestadt aus knapp zwei Dutzend Frauen und Männern besteht, ein stolzer Betrag, wie die Sozialkommission fand.

Noch bevor die Kommission das Thema diskutierte, hatte Gemeinderätin Annette Wisler Albrecht ihren Standpunkt dargelegt: Sie habe "Mühe mit dem Gedanken, dass sich die Leute vom Morgen bis am Abend in einem von der Stadt bezahlten Raum volllaufen lassen", sagte die sozialdemokratische Sozialdirektorin.

"Eher überdimensioniert"

Die Frage nach der Verhältnismässigkeit stellte sich auch der Gemeinderat, als er am Montag die Frage "Alkistübli ja oder nein?" diskutierte. Am Ende stand für die sieben Regierungsmitglieder fest: "Gemessen an der Problematik, wie sie sich in Burgdorf darstellt", wäre ein eigener Aufenthaltsraum für Suchtkranke "eher überdimensioniert".

Die Ansammlungen von Alkis und Drögelern im Entenpark, beim Bahnhof und vor der Migros und dem Coop verärgern und verunsichern Passantinnen und Passanten sowie manche Geschäftsleute zunehmend. Selbst im Stadtrat sorgte die Szene für Gesprächsstoff, nachdem die Jungfreisinnigen den Gemeinderat gefragt hatten, was er gegen die Szene zu unternehmen gedenke.

Helfen - aber wie?

Quer durch die Parteienlandschaft waren und sind sich die Parlamentarierinnen und Parlamentarier einig: Den Leuten auf den untersten Sprossen der sozialen Leiter muss geholfen werden. Der Gemeinderat seinerseits will "sicherstellen, dass den Randständigen eine minimale Lebensqualität gewährt wird". Die Stadt könne das Problem "nicht einfach aussitzen".

Kosten noch unklar

Im Auftrag des Gemeinderates erarbeitet die Sozialkommission nun Alternativen zu einem Alki-stübli. Eine Möglichkeit wäre laut Wisler Albrecht, die Fachleute der bestehenden Institutionen - Blaues Kreuz, Heilsarmee, Contact Netz - besser zu vernetzen. Denkbar sei auch, Gassenarbeiter durch die Szene patrouillieren zu lassen. Was diese Lösungen kosten würden, sei noch unklar.

Sicher sei hingegen, dass die Regierung einen runden Tisch mit unter der Szene leidenden Gewerbetreibenden veranstalten werde. Und auch Vertreter der Randständigen fragen wolle, was sie brauchen und können.

Johannes Hofstetter

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Bund 4.12.08

Burgdorf erhält kein Alkistübli

Burgdorf Im Auftrag der Burgdorfer Sozialdirektion hat die Berner Suchthilfe-Stiftung Contact-Netz ein Konzept für den Betrieb eines Alkistüblis, wie es etwa in der Stadt Bern existiert, erarbeitet. Der Burgdorfer Gemeinderat hat nun entschieden, dass Burgdorf keine solche Institution erhalten soll, wie er gestern mitteilte. Er erachte die Einrichtung eines Alkistüblis für Burgdorf als "eher überdimensioniert". Der Gemeinderat hat nun die Burgdorfer Sozialdirektion beauftragt, Konzepte zur besseren Vernetzung des bestehenden Angebots für Randständige in Burgdorf und den Einsatz von Gassenarbeitern zu erarbeiten.

Vor den Wahlen hatten Bürgerliche die Sozialdirektion wegen mangelnder Konzepte kritisiert. "Das Kostenwachstum hat seine Grenzen", sagt nun BDP-Stadtrat Francesco Rappa. Es sei an der Sozialdirektion, zu einer Lösung zu kommen. Für die Burgdorfer SVP-Präsidentin Nadja Pieren besteht "massiver Handlungsbedarf". Sie begrüsse allerdings den Verzicht auf das Alkistübli. Auch FDP-Präsident Michael Ritter stellt sich hinter den Gemeinderat: "Die Argumentation ist überzeugend." (tga)

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CLOCKWORK BLAUWEISS
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tagsanzeiger.ch 3.4.08

"Locherguet-Jungs" jagen GC-Fans mit Gürtelschnallen

Von Dario Venutti.

Die "Locherguet-Jungs", eine Gruppe Jugendlicher aus der Unterschicht, macht seit Wochen mit Gürtelschnallen und Stangen Jagd auf GC-Fans. Bisher konnte sie niemand stoppen.

Sie nennen sich "Alphatier one" und "Mörder im Revier". Sie bezeichnen sich als pervers und als Psychopathen und singen vom Strassenkampf im Kreis 4. "Ich bin vollgepumpt mit Hass", heisst es in einem Rap. Zumindest Letzteres ist ernst gemeint.

Was die Hiphop-Bands "gsezhlos" und "ZH Nachwuchs feat" besingen, setzt ein Teil ihrer Mitglieder und Anhänger als Locherguet-Jungs in die Tat um. Gemäss Polizeiangaben besteht die Gruppe aus rund einem Dutzend Männer im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. Einige wohnen im Lochergut-Quartier, andere sonst wo in der Stadt. Die meisten sind der Polizei namentlich bekannt, aber die wenigsten bisher in flagranti erwischt worden.

Seit Beginn dieser Fussballsaison stehen sie in der Südkurve des FC Zürich, wo seit je eine innige Abneigung gegen den Grasshopper-Club gepflegt und in der Regel verbal geäussert wird. Doch die Locherguet-Jungs gehen einen Schritt weiter und lassen die Fäuste sprechen. "Manche GC-Fans getrauen sich nicht mehr an die Spiele", sagt ein GC-Anhänger.

Prügel, Raub und Erniedrigung

Die Übergriffe passieren nicht nur an Derbys. Trägt der Grasshopper-Club ein Heimspiel aus, müssen seine Anhänger damit rechnen, an der Haltestelle Lochergut aus dem Tram gezerrt, verprügelt und ausgeraubt zu werden. Einen 12-Jährigen nötigten die Locherguet-Jungs, die Schuhe auszuziehen und bei bitterer Kälte barfuss in den Letzigrund zu laufen.

Am vorletzten Sonntag überfielen sie, vermummt und mit Stangen und Gürtelschnallen bewaffnet, nach der Rückreise vom Cupspiel des FCZ in Wil fünf GC-Fans, die im Restaurant Federal im Hauptbahnhof ihr Bier tranken. Gemäss einem Augenzeugen schlugen sie einem GC-Anhänger einen Stuhl auf den Kopf, worauf dieser ins Spital eingeliefert wurde. Der Kantonspolizei gelang es, einen Randalierer festzunehmen.

Feindbild GC

Immer wenn sich die Wege von FCZ- und GC-Fans kreuzen, müssen die Anhänger der Grasshoppers gewärtigen, "drunterzukommen", wie es im Jargon heisst. Die Locherguet-Jungs nehmen dabei keine Rücksicht darauf, ob es sich bei den GC-Fans um Gruppierungen handelt, die selber Prügeleien nicht abgeneigt sind, oder ob sie Familienväter und Kinder sind. Allein die Tatsache, dass jemand einen GC-Schal oder eine GC-Mütze trägt, genügt den Locherguet-Jungs als Feindbild, um gegen ihn vorzugehen. Manchmal reisen sie den Hoppers auch hinterher: Beim Cupspiel in Wohlen musste die Polizei einschreiten, um Übergriffe seitens der Locherguet-Jungs zu verhindern.

"Diese Jugendlichen haben kein Problem, Gewalt anzuwenden, weil sie keine Empathie für andere empfinden", sagt der Jugendpsychologe Allan Guggenbühl. Der Fussball und die gegnerischen Fans seien lediglich ein Vorwand, um sich zu prügeln, weil sie in diesem Umfeld leicht "Feinde" finden.

Laut Guggenbühl sind die meisten Jugendlichen in der Lage, zwischen Virtualität und Realität zu unterscheiden. Sie provozieren beispielsweise mit sexistischen Inszenierungen, weil sie so ein gesellschaftliches Tabu brechen können, lassen es dabei aber bewenden. Irritierend im Falle der Locherguet-Jungs sei hingegen, dass sie zur Tat schreiten: "Sie wollen ihr jämmerliches Dasein mit einem Ghettomythos aufwerten", sagt Guggenbühl.

Tatsächlich legt der soziale Hintergrund der Locherguet-Jungs den Schluss nahe, hier verschaffe sich die Unterschicht auf eine destruktive Art Aufmerksamkeit: Einige der Locherguet-Jungs haben keinen Schulabschluss, andere finden keine Lehrstelle und sind arbeitslos, andere wiederum verrichten unqualifizierte und schlecht bezahlte Jobs. Bei einzelnen sassen schon die Eltern im Gefängnis. Die meisten stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Wie aus dem Nichts aufgetaucht

Die Gespräche zwischen führenden Köpfen der Südkurve und den Locherguet-Jungs blieben bisher wirkungslos. Der Südkurve ist es nicht gelungen, mässigend auf die Gruppierung einzuwirken, die im Sommer wie aus dem Nichts aufgetaucht war, und diese zu integrieren.

Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass die Locherguet-Jungs auch auf Sympathisanten in der Südkurve treffen. Im FCZ-Forum wurden jedenfalls Beiträge, welche die Übergriffe auf GC-Fans offen zur Sprache brachten und kritisierten, gelöscht. Zudem hielten im letzten Derby einige FCZ-Fans ein Transparent in die Höhe, worauf GC-Anhänger unmissverständlich zu einer Schlägerei nach dem Spiel aufgefordert wurden.

Laut Augenzeugen machen auch einzelne ehemalige Mitglieder der aufgelösten Gruppierung Anthrax, die im Rahmen einer Fehde vor einem Jahr einen GC-Fan im aargauischen Suhr entführten, gemeinsame Sache mit den Locherguet-Jungs: Nach dem letzten Derby griff ein Mob von schätzungsweise 30 bis 50 teilweise vermummten FCZ-Fans zwischen dem Central und dem Hauptbahnhof GC-Anhänger an, unter ihnen Ultras, aber auch Familienväter und Jugendliche. Der Mob stahl Schals, rempelte die GC-Fans an oder schlug sie.

Dieser Artikel basiert auf Quellen, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. (Tages-Anzeiger)

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SCHNÜFFELMULTI
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WoZ 4.12.08

Nestlégate - Hat Securitas die Spitzeltätigkeit im Auftrag von Nestlé wirklich eingestellt? Der Fall einer weiteren, vor kurzem enttarnten Spionin lässt daran zweifeln.

Spionin zum Dritten

Von Dinu Gautier

In der Affäre um die Infiltrierung von Securitas-Agentinnen in linke Gruppierungen komme es "voraussichtlich noch vor Weihnachten" zu einem ersten strafrechtlichen Entscheid, sagt der Waadtländer Untersuchungsrichter Jacques Antenen. Entschieden wird darüber, ob es zu einer formellen Anklageerhebung gegen die Beteiligten, darunter die Auftraggeberin Nestlé, kommen wird.

Jetzt ist bekannt geworden: Die globalisierungskritische Gruppe Attac-Vaud, deren "Arbeitsgruppe Multis" sich mit den Machenschaften von Nestlé befasst, wurde nicht nur von einer Agentin unterwandert, sondern von mindestens zwei. Die erste mit dem Decknamen Sara Meylan ist im Juni vom Westschweizer Fernsehen enttarnt worden - sie hatte die Gruppe im Sommer 2004 verlassen. Mitte November hat nun eine gewisse Sakura (Name geändert) der Gratiszeitung "Matin Bleu" gestanden, im Jahr 2005 für Securitas "etwa zehn Berichte über Attac-Vaud-Sitzungen" verfasst zu haben. Danach habe sie damit aufgehört, sei aber weiterhin in der Gruppe engagiert gewesen, da sie dort Freunde gewonnen habe.

Falsche FreundInnen

Béatrice Schmid von Attac-Vaud hat da grosse Zweifel: Ausserhalb der Sitzungen habe Sakura niemanden getroffen und auch an den Diskussionen während der Sitzungen habe sie sich kaum beteiligt. "Von einer entstandenen Freundschaft kann nicht die Rede sein", so die Aktivistin. "Noch bis Mai 2008 hat sie an Sitzungen teilgenommen, und sie war bis vor zwei Monaten auf unserem Mailverteiler." Als im Juni die Nestlégate-Affäre ins Rollen kam, schickte Sakura ein Mail an ihre "FreundInnen", worin es hiess: "Das ist ein lächerliches Vorgehen, wir machen doch nichts Illegales." Und: "Dieses Gefühl von Verrat und Missbrauch, das ihr fühlt, muss schrecklich sein."

Der WOZ sagte Sakura, sie könne das Geschehene nicht rückgängig machen. "Das Ganze tut mir leid", so die enttarnte Spionin. Mehr wolle sie nicht sagen. Sakura war übrigens unter ihrem echten Namen auf Infiltrationsmission, ganz im Gegensatz zu Fanny Decreuze, ihrer Chefin bei den Investigation Services von Securitas, die unter dem Decknamen Shanti Muller die autonome Szene und TierrechtsaktivistInnen infiltriert hatte (siehe WOZ Nr. 37/08).

Vertraulicher Bericht aus Bern

Ab 2005, nach der Publikation eines Buches über Nestlé, hat sich die Attac-Arbeitsgruppe Multis hauptsächlich mit Nestlés Wasserprivatisierungspolitik befasst. Die Arbeitsgruppe habe mit Gruppen aus der halben Welt kommuniziert, sagt Béatrice Schmid. "Nestlé konnte dank Sakura Nestlé-kritische Netzwerke im In- und Ausland identifizieren und im Auge behalten."

Dass den Multi die Opposition gegen seine Wassergeschäfte besonders beschäftigt, wird immer deutlicher. Über ei­ne kritische Veranstaltung zu Nestlés Was­serprivatisierungspolitik vom 10. Ok­tober 2006 im Berner Käfigturm hat die Securitas einen "vertraulichen Bericht" verfasst, der in der Westschweizer "Tagesschau" vom 28. September 2008 zu sehen war. Der "Tagesschau"-Beitrag ist inzwischen aus dem Online-Archiv des Westschweizer Fernsehens entfernt worden. Es scheint sich beim Securitas-Bericht um eine umfangreiche Dokumentation der Redebeiträge zu handeln, ergänzt mit der Fotografie eines Referenten. An der Veranstaltung aufgetreten war auch der Aktivist Franklin Frederick aus Brasilien, für den sich bereits die erste Spionin Sara Meylan sehr interessiert hatte (siehe WOZ Nr. 35/08). Brisant am Dokument von 2006 ist aber vor allem das Datum. Securitas-Sprecher hatten zu Beginn der Affäre nämlich noch behauptet, Infiltrierungen habe es nur im Jahr 2003 anlässlich des G8-Gipfels von Evian gegeben. Später korrigierten sie diese Aussage und sagten, seit Ende 2005 gäbe es keine solchen Missionen mehr.

In der Westschweiz scheint niemand daran zu glauben, dass der gerade hier sehr mächtige Nahrungsmittelkonzern für seine Taten wird geradestehen müssen. Am wenigsten der Anwalt von Attac, Jean-Michel Dolivo: "Mit grösster Wahrscheinlichkeit wird das Strafverfahren eingestellt." Dies zeichne sich schon länger ab, habe doch der Untersuchungsrichter Beweisanträge der Kläger­Innen, etwa auf Bürodurchsuchungen, systematisch abgelehnt. "Und er attes­tiert den Firmen guten Kooperationswillen, obwohl sich deren Aussagen im Verfahren ständig widersprechen", so der Anwalt.

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Paranoia bei der Securitas

Die Enttarnung der dritten Securitas-Spionin (vgl. Artikel oben) dürfte zu hoher Nervosität in der Securitas-Gruppe führen. Dies zeigen interne Schreiben, die der WOZ vorliegen. Als im Juni das Westschweizer Fernsehen über die erste bei Attac-Vaud eingeschleuste Spionin berichtete, schickte die Kommunikationsabteilung der Securitas ein Informationsblatt an alle Mitarbeiter­Innen der Firma. Darin war von einer "Medienkampagne" die Rede, und es wurde betont, dass von der Securitas "seit 2003 solche Aktionen nicht mehr durchgeführt wurden, da die Situation es nicht erforderte". Eine Lüge, wie sich später herausstellen sollte.

Weiter griff die Securitas im selben Schreiben den Schweizerischen Polizeibeamtenverband VSPB an, da dieser die Infiltrationen durch Securitas öffentlich verurteilt hatte: Exponenten dieser Gewerkschaft würden seit Jahren kategorisch gegen jegliche Einsätze von privaten Diensten in öffentlichen Sicherheitsaufgaben kämpfen, heisst es: "Diese Stimmungsmache entfernt sich weit von der Schweizerischen Realität, wo behördliche und private Sicherheitsorgane eine gut etablierte und respektvolle Zusammenarbeit von öffentlichem Nutzen pflegen."

Als dann im September die zweite Securitas-Agentin enttarnt wurde, bekam es die Securitas offenbar mit der Angst zu tun. In einem Schreiben an alle MitarbeiterInnen warnte sie vor "möglichen Angriffen extremer Kreise". Die interne Telefonzentrale wurde in Alarmbereitschaft versetzt, "Aussenkontrollen" an Securitas-Gebäuden hatten stündlich zu erfolgen, und Fahrzeuge durften nur in "geschützten Bereichen" parkiert werden.

Kadermitglieder wurden separat gewarnt: "Keine Führungsperson soll sich zu diesen Fällen äussern oder eine persönliche Meinung kundtun." Zudem erhielten sämtliche MitarbeiterInnen die Anweisung, "alle Kundenreaktionen und/oder -bemerkungen unmittelbar mitzuteilen". Wie diese ausgefallen sind, mag Urs Stadler, Mediensprecher der Securitas, nicht kommentieren. Ebenso wenig, ob KundInnen abgesprungen sind. In mindestens zwei Fällen ist dies geschehen: Greenpeace und die Unia Region Bern lassen ihre Gebäude künftig nicht mehr von der Securitas bewachen.

Alle WOZ-Artikel zur Securitas-Affäre jetzt im Online-Dossier "Nestlégate"auf www.woz.ch.

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Basler Zeitung 4.12.08

Nestlé-Manager als Heks-Spion

Berufung in den Stiftungsrat sorgt für rote Köpfe

Charlotte Walser, Infosüd

Die Wahl von Nestlé-Schweiz-Chef Roland Decorvet in den Stiftungsrat des Hilfswerks Heks hat für Wirbel gesorgt. Das Heks versucht zu beschwichtigen. Doch die Kritik hält an.

Vom Milchpulverskandal bis zur Bespitzelungsaffäre: NGO und Hilfswerke haben Nestlé immer wieder angeprangert. Dass nun ein Spitzenmanager des Konzerns im Stiftungsrat des Hilfswerks der evangelischen Kirchen (Heks) sitzt, sorgt für einige Irritationen. Viele sehen unvereinbare Interessen: Nestlé ist im Wassergeschäft tätig, das Heks setzt sich gegen die Privatisierung von Wasser ein.

Das Konfliktpotenzial zeigt sich am Fall des brasilianischen Aktivisten Franklin Frederick, der mit Unterstützung der Schweizer Kirchen gegen die Privatisierung von Wasser kämpft. Vor Kurzem ist bekannt geworden, dass Frederick von der Bespitzelung der Organisation Attac durch Nestlé betroffen war. Decorvet heizte die Stimmung zusätzlich an. In einem Interview der Zeitung "Reformierte Presse" sagte er, Nestlé sei "die beste Entwicklungsorganisation, die es gibt". Die Kritiker bezeichnete er als "eine kleine Gruppe von Kirchenleuten, die politisch extrem links sind und viel Lärm machen". Die Kirchenbasis reagierte empört. Am Dienstag hat sich erstmals ein kantonales Kirchenparlament - die Synode der reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn - mit dem Thema beschäftigt. Der Synodalrat (Exekutive) schlug sich klar auf die Seite der Kritiker. Decorvets Wahl in den Heks-Stiftungsrat könne zu Rollenkonflikten führen, hielt er in seiner Antwort auf eine Interpellation fest. Nestlé sei ein gewinnorientiertes Unternehmen und verfolge somit nicht dieselben Ziele wie eine Entwicklungsorganisation. Im Zusammenhang mit Nestlé kämen immer wieder Missstände zum Vorschein. So habe Nestlé in Kolumbien gegen Arbeitsrechte verstossen und in Brasilien die örtlichen Gesetze missachtet.

Kritiker dominieren

In der Debatte des Berner Kirchenparlaments, für die sich 93 Vertreter ausgesprochen hatten, dominierten ebenfalls kritische Stimmen. "Wir verlangen den Rücktritt von Herrn Decorvet aus dem Stiftungsrat", sagte Irene Meier-de Spindler. "Es geht um die Glaubwürdigkeit des Heks", mahnte ein anderer Votant. Manche drohten unverhohlen damit, das Hilfswerk nicht mehr für Spenden zu empfehlen.

Falscher Mann

Der Brief, den das Heks in diesen Tagen an Kirchenvertreter geschickt hat, vermochte die Kritiker nicht zu besänftigen. Dass der Heks-Stiftungsrat sich veranlasst sehe, sich von Decorvets Aussagen zu distanzieren, sei ein deutliches Indiz dafür, dass er der falsche Mann sei, gibt Pfarrer Jacob Schädelin zu bedenken. Das Hilfswerk hatte in seinem Schreiben festgehalten, die Befürchtungen der Kritiker seien unbegründet. Entwicklungszusammenarbeit könne nur effizient und nachhaltig sein, wenn benachteiligte Menschen in ihrem Kampf für Rechte unterstützt würden. "Daran ändert sich mit dem Einsitz von Roland Decorvet im Stiftungsrat absolut nichts."

Decorvet bedaure, dass er die Kritiker als Linksextreme bezeichnet habe, heisst es weiter. Die Bespitzelung von Aktivisten verurteile er. Im Übrigen habe der Nestlé-Manager bekräftigt, dass er sich als Privatperson bei Heks engagiere. Der Heks-Stiftungsrat halte seinerseits fest, dass er einen multinationalen Konzern nicht als Entwicklungsorganisation betrachte.

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ANTI-WTO 2003
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Aargauer Zeitung 4.12.08

Prozess um Anti-WTO-Demo

Genf Demonstrantin von Polizei verletzt

Vor dem Genfer Polizeigericht ist am Mittwoch der Prozess um die Verletzung einer Gewerkschafterin an der Anti-WTO-Demonstration vor fünfeinhalb Jahren wieder aufgenommen worden. Der Urteilstermin war zunächst offen.

Die Gewerkschafterin war bei der Anti-WTO-Demonstration vom 29. März 2003 von einer Kugel aus einer Markierungswaffe am Kopf getroffen worden. Die Polizei hatte den Einsatz der Markierungsmunition erst nach drei Tagen zugegeben. Eine Woche nach dem umstrittenen Einsatz musste der damalige Kommandant der Genfer Kantonspolizei zurücktreten. Der Polizeibeamte, der damals den Schuss abgegeben hatte, ist inzwischen freigesprochen worden. Sein Vorgesetzter, der inzwischen pensionierte Hauptmann, wurde dagegen per Strafbefehl wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt, weil er den Einsatz der umstrittenen Waffe genehmigt hatte. Er wurde zu einer bedingten Geldstrafe von zehn Tagen zu je 100 Franken verurteilt. Da er gegen den Strafbefehl rekurrierte, kam es zum Prozess. Eine erste Gerichtsverhandlung platzte, weil der Angeklagte erfolgreich drei Richter für befangen erklärt hatte.

Am Mittwoch musste der 56-jährige Ex-Polizist nun vor Gericht erscheinen. Er bestätigte dabei, dass er den Einsatz der Markierungswaffe genehmigt habe. Er sei sich auch bewusst gewesen, dass eine gewisse Gefahr davon ausgehe, wenn sie schlecht gehandhabt werde. "Ich ging davon aus, dass es sich um eine Art Paintball handelte", sagte er. Die Waffe ist inzwischen verboten worden. (ap)

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Le Temps 4.12.08

GENEVE. Accusé de lésions corporelles par négligence, l'ex-numéro deux de la gendarmerie conteste s'être montré trop imprudent en autorisant l'utilisation d'un lanceur expérimental.

L'affaire de la balle marquante enfin jugée à Genève

Fati Mansour

En sa qualité de remplaçant du commandant de la gendarmerie genevoise, c'est lui qui avait autorisé l'engagement d'un fusil marqueur lors d'une manifestation anti-OMC. Sans doute n'avait-il pas imaginé une seule seconde les conséquences en chaîne qu'impliquerait sa décision. De la blessure au visage d'une manifestante, qui s'est révélée être une déléguée syndicale tenace, à la démission du chef de la police Christian Coquoz, en passant par une crise de confiance avec le politique et une fragilisation de la ministre de tutelle Micheline Spoerri, cet épisode avait inauguré une longue période de tourments pour l'institution.

Cinq ans et demi après la bavure, le Tribunal examine enfin cette affaire pour déterminer si le capitaine Patrice Ducrest a agi trop légèrement en donnant son feu vert à l'usage d'un engin expérimental.

Une vieille idée

Sa longue carrière de policier -il est désormais à la retraite- l'a mené du poste du Bourg-de-Four à la Brigade d'intervention, puis à l'Etat-major. Spécialiste du maintien de l'ordre et des armes à feu, Patrice Ducrest a formé 1500 moniteurs de tir au niveau suisse et accompagné de nombreuses manifestations, que ce soit à Genève ou à Davos. "L'idée de marquer les fauteurs de trouble plutôt que de charger la foule est ancienne. La police a toujours cherché l'instrument permettant de signaler un individu afin de l'interpeller plus tard. Cela a l'avantage de ne pas ajouter à la tension du moment", a-t-il expliqué mercredi lors de l'audience.

En ce début d'année 2003, le FN303, un lanceur semi-automatique à air comprimé conçu pour tirer des capsules contenant un liquide de couleur, a justement été mis à la disposition du canton par la Commission technique des polices suisses (CTPS), organe intercantonal qui émet des recommandations sur les armes et les munitions. A la demande d'un de ses lieutenants, celui qui porte alors la casquette de chef de la gendarmerie accepte que l'engin soit engagé dans l'opérationnel sans disposer d'informations techniques particulières. "Pour moi, un test tactique, c'est un test sur le terrain, et j'ignorais que les tests balistiques n'avaient pas encore été achevés par la Commission." Non sans ajouter qu'en l'état de ses connaissances actuelles il prendrait la même décision avec les mêmes consignes de sécurité. Soit, ne pas tirer à moins de 20 mètres, ne pas viser au-dessus des épaules ou sur des parties découvertes du corps et n'utiliser que contre des personnages violents. Car il savait déjà qu'un tel projectile pouvait être dangereux.

Bris de métal

Pourtant, rien ne s'est vraiment passé comme prévu. Cet après-midi du 29 mars, le cortège a fait quelques dégâts en ville. "La statue du général Dufour a été complètement noircie", dira l'accusé. Policiers et manifestants se sont ensuite retrouvés sur le quai de la gare. Denise Chervet, la déléguée syndicale touchée à la hanche puis au visage par une balle colorante, se rappelle: "J'ai été choquée de voir une jeune fille à terre, entourée de policiers. Je suis intervenue de manière déterminée mais sans agressivité. Ensuite, j'ai vu que mon fils de 16 ans avait la tête en sang. J'ai pété un plomb et j'ai lancé la bouteille de bière que je tenais à la main. Je me faisais tellement de souci que je n'ai pas senti l'impact."

Hospitalisée une nuit, Denise Chervet a dû attendre encore plus longtemps pour savoir quel était ce métal étrange qui s'était logé sous son œil et dont certains éclats n'ont jamais pu être retirés. La communication sur l'engagement du fusil marqueur n'avait pas été faite à l'interne et la ministre responsable avait encore retardé l'aveu public. Mais le plus dur, souligne aujourd'hui la partie civile, c'est d'avoir été salie. "Dès le début, la police m'a traitée de menteuse, d'ivrogne, d'ado attardée." Et d'ajouter: "On a voulu me faire passer pour une violente afin de justifier le tir, mais je conteste avoir injurié ou craché sur les forces de l'ordre."

"Désolé de ce qui est arrivé", le capitaine Ducrest l'est d'autant plus que cet accident a mis le lanceur hors course. Genève mais aussi Zurich, cantons tests, ont décidé de bannir le FN303 suite à ces événements. Du processus décisionnel au sein de la police, il sera sans doute beaucoup question aujourd'hui lors de l'audition des témoins. Patrice Ducrest a déjà donné son explication: "Il n'y avait à l'époque aucune règle établissant qui devait choisir quoi en matière de matériel et qui pouvait donner l'autorisation pour un nouveau spécimen. Quant aux prescriptions de service, celles-ci n'étaient précisées qu'une fois l'engin adopté."

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24heures 4.12.08

Bavure policière aux mains des juges

Zuercher

GENÈVE - Un ancien officier de police est sur la sellette pour avoir autorisé le fusil qui a blessé une syndicaliste en 2003.

"Je suis désolé pour ce qui est arrivé à Mme Chervet. Le but n'a évidemment jamais été de la blesser", a déclaré D. , ancien capitaine de police aujourd'hui à la retraite. Le 29 mars 2003, Denise Chervet, secrétaire syndicale, était blessée au visage par une balle colorante tirée avec un fusil à air comprimé que testait la police genevoise. Un accident survenu après une manifestation anti-OMC.

Le procès de cette bavure s'est ouvert hier devant le Tribunal de police de Genève. Des trois gendarmes qui risquaient une sanction, le tireur et son supérieur ont été blanchis. D. , à l'époque remplaçant du commandant de la gendarmerie, comparaît pour lésions corporelles par négligence.

Hier, le tribunal s'est occupé de déterminer sur quelle base l'ancien capitaine avait autorisé les tests du fusil, avant de passer en revue les événements qui se sont déroulés à la gare. L'occasion, pour Denise Chervet, de dire combien elle avait souffert d'avoir été traitée de menteuse, voire d'ivrogne, par la police. "Quand j'ai vu mon fils en sang, après avoir été matraqué, j'ai pété les plombs, a-t-elle reconnu. J'ai jeté en l'air la bouteille que je tenais et je me suis précipitée pour l'aider. C'est là que les projectiles m'ont atteinte. "

Très expérimenté en matière d'armes, D. estime avoir fait les choses correctement. "Même en sachant ce que je sais maintenant, j'autoriserais ce lanceur", a-t-il déclaré. L'officier ne nie pas la dangerosité du fusil marqueur: "C'est pour cela que j'ai donné des prescriptions de sécurité (ndlr: distance de sécurité de 20 m, pas de tir au-dessus des épaules, ne viser que des manifestants violents). "

D. a fait confiance à la Commission technique des polices suisses, qui avait confié une arme en test à Genève. Il est apparu par la suite que les tests balistiques n'étaient pas achevés. Pour expliquer ce flou, D. lâche: "A l'époque du commandant Baer, il y avait des directives rigoureuses. Depuis son départ, il n'y avait plus aucun protocole concernant le nouveau matériel testé. " Le procès se poursuit aujourd'hui.

Éric Budry

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ANTI-ATOM
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WoZ 4.12.08

Neue Atomkraftwerke - Jetzt kommt das angekündigte Rahmenbewilligungsgesuch für die neuen Atomkraftwerke in Mühleberg und Beznau.

Unsere tollen AKW

Von Susan Boos

Eine streng geheime Pressekonferenz, die diese Woche noch stattfinden soll. Wann genau, erfahren die Journalist­Innen erst kurz vor dem Ereignis. Dann werden die Chefs von Axpo und BKW ihnen erzählen, was in groben Zügen bereits bekannt ist: Die beiden Energieunternehmen reichen beim Bund ein Rahmenbewilligungsgesuch für den Bau von zwei neuen Atommeilern ein. Der eine soll im Kanton Bern neben dem alten AKW Mühleberg zu stehen kommen, der andere neben den beiden betagten Beznau-Reaktoren im Kanton Aargau.

Im Sommer hat schon der Energiekonzern Atel ein solches Rahmenbewilligungsgesuch für ein neues Atomkraftwerk im Kanton Solothurn neben dem AKW Gösgen eingereicht. Damit stahl sie der Axpo die Schau - war es doch bislang vor allem die Axpo, die vom Bau neuer AKW schwärmte. Und jetzt muss sie sich plötzlich sputen, um von Atel nicht abgehängt zu werden. Denn offenbar hat das Bundesamt für Energie Axpo und BKW wissen lassen, es werde ihr Gesuch gemeinsam mit jenem der Atel behandeln, sofern es noch in diesem Jahr eingereicht würde.

EDF gegen Westinghouse

Details des Atel-Gesuches sind bis heute nicht bekannt, weil es frühestens in einem Jahr öffentlich aufgelegt wird. Aber aufgrund der Präsentation von Atel-Chef Giovanni Leonardi kristallisiert sich bereits einiges heraus. Er sagte zum Beispiel, gefragt seien Reaktoren, die sich "in der Praxis bereits bewährt" hätten. Damit kann nur der Europäische Druckwasserreaktor EPR gemeint sein - jener Reaktortyp, der derzeit im finnischen Olkiluoto gebaut wird (siehe WOZ Nr. 22/07).

Leo Scherer, Atomspezialist von Greenpeace, geht davon aus, dass die Atel mit ihrem Gesuch vorgeprellt ist, "um den Technikentscheid vorwegzunehmen". Die Atel will offenbar diktieren, welche Reaktoren hierzulande dereinst gebaut werden sollen. Denn es geht um viel Geld, um erhebliche politische Interessen und mächtige Konzerne.

Auf dem Platz Schweiz treten nämlich ganz Grosse gegeneinander an: Frankreich mit der EDF gegen die US-amerikanische Westinghouse. Leo Scherer stellt nüchtern fest: "Die Atel gehört zu fast einem Viertel dem französischen Energiekonzern EDF." Die EDF ist in staatlicher Hand und lässt zurzeit vom ebenfalls weitgehend staatlichen Schwes­terunternehmen Areva den Reaktor in Olkiluoto bauen.

Westinghouse baute schon die beiden alten Beznau-Reaktoren. Der Nuklearchef und Axpo-Kadermann Manfred Thumann hat verschiedentlich durchblicken lassen, dass er den neuen Westinghouse-Reaktor, den AP-1000, sehr toll findet. Der existiert bislang allerdings nur auf dem Papier, könnte aber ein ernsthafter Konkurrent für den EDF-Reaktor sein.

Explodierende Kosten

Für die Energieunternehmen wäre es am einfachsten und am billigsten, sie würden ihre Atomkraftwerke gemeinsam planen. Dann gäbe es nur ein Bewilligungsverfahren, nur eine Volksabstimmung, nur einmal Zoff mit den AKW-GegnerInnen. Marschieren sie getrennt, wird es bunter.

Die Atel - beziehungsweise ihre Miteignerin EDF - wird sich aber nie an einem anderen Reaktortyp als dem EPR beteiligen. Sie wird alles dafür tun, dass in der Schweiz der Olkiluoto-Reaktor gebaut wird. Und dies, obwohl der Neubau in Olkiluoto desaströs verläuft. Am Anfang hatte man Probleme mit dem Betonfundament, derzeit werden die Schweissarbeiten lausig ausgeführt, was immer wieder zu Bauunterbrüchen und zu scharfen Rügen der Kontrollbehörde führt. Inzwischen ist man schon drei Jahre im Rückstand, und die Kosten explodieren. Die Finnen kauften die Anlage zu einem Fixpreis von 3,5 Milliarden Euro, inzwischen sind aber bereits Kosten in der Höhe von 5,7 Milliarden aufgelaufen.

Bei der Präsentation sprach Atel-Chef Leonardi noch davon, der geplante Neubau werde 6 bis 7 Milliarden Franken kosten. Diese Woche wurde nun in den französischen Medien publik, dass die EDF selbst einräumt, die Kosten lägen zwanzig Prozent höher als ursprünglich kalkuliert. Ein Neubau kostet also rund 9 Milliarden Schweizer Franken. Und da in der Schweiz immer alles noch ein bisschen teurer ist als anderswo, dürfte hier ein neu gebautes AKW zwischen 10 und 12 Milliarden Franken kosten.

Das hatten wir doch schon einmal, in Leibstadt: Vor dem Bau hiess es, der Meiler werde nur 1,8 Milliarden Franken kosten. Als er 1984 ans Netz ging, hatte er das Zweieinhalbfache ver­schlungen. Die SteuerzahlerInnen mussten danach jahrzehntelang für den unrentablen Atomstrom aufkommen.

Wer wird diesmal bezahlen? Früher ­hat­­ten­ sich die Grossbanken Credit ­Suisse oder UBS tüchtig an den AKW betei­ligt. Ob sie sich noch auf solche Abenteuer einlassen wollen oder können, ist fraglich.

Die Bevölkerung der Stadt Zürich, die über ihr Elektrizitätswerk EWZ an Gösgen sowie an ausländischen AKW beteiligt ist, hat nun entschieden, sich vom Atomstrom zu verabschieden. Im Kanton Aargau kam es am vergangenen Wochenende zu einem Linksrutsch (vgl. Seite 14): SP und Grüne regieren künftig mit. Offenbar dreht selbst im Atomkanton Aargau die Stimmung.

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20min.ch 4.12.08

Startschuss für zwei neue Atomkraftwerke

Die Stromkonzerne Axpo und BKW reichen heute Rahmenbewilligungs- gesuche für den Ersatz ihrer Atomkraftwerke Beznau I und II sowie Mühleberg ein.

Die Ersatzkraftwerke sollen an den Standorten der bestehenden Werke im Aargau und in Mühleberg bei Bern gebaut und nach 2020 in Betrieb genommen werden, wie die beiden Konzerne am Donnerstag mitteilten.

Damit solle die zuverlässige Stromversorgung der Schweiz sichergestellt werden, auch wenn ab dem Jahr 2020 das Ende der Betriebsdauer der heutigen Werke Beznau und Mühleberg absehbar sei und die Strombezugsverträge mit Frankreich nach und nach ausliefen.

Axpo und BKW geben sich überzeugt, dass die Kernenergie angesichts der Klimaproblematik und der heute verfügbaren Optionen ein wichtiger Pfeiler einer praktisch CO2-freien und ressourcenschonenden einheimischen Stromversorgung bleiben werde.

Volksabstimmung

Die Stromkonzerne rechnen damit, dass im Jahr 2012 oder 2013 in einer Volksabstimmung über ihr Vorhaben stattfinden wird.

Die Einreichung der Rahmenbewilligungsgesuche war erwartet worden. Im vergangenen Juni war der Stromkonzern Atel bereits mit dem Rahmenbewilligungsgesuch für ein neues Atomkraftwerk im Solothurner Niederamt vorgeprellt. Bestrebungen zu einem gemeinsamen Vorgehen der Strombranche sind bisher ohne konkretes Ergebnis geblieben.

Quelle: AP

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20min.ch 4.12.08

SP stemmt sich gegen neue Atomkraftwerke

Die SP bezeichnet die zwei Gesuche dern Stromkonzerne Axpo und BKW für neue Atomkraftwerke als "menschenverachtend" - und kündigt Widerstand mit allen demokratischen Mitteln an.

Laut SP gäbe es genügend Alternativen, die Losung bei der Energiegewinnung lautet "erneuerbar statt atomar". Die Stadt Zürich habe es am Wochenende vorgemacht: Rund 76% der Stimmbevölkerung setze langfristig auf eine nachhaltige Stromversorgung ohne Atomkraft.

"Es ist unglaublich, wie stur sich die Kraftwerke zeigen: Statt saubere Kraftwerke mit Windenergie, Biomasse oder Sonne zu erwerben, setzt sich die Atomlobby über alle Signale hinweg und versucht zwei neue AKW durchzuboxen!", meint SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner.

SP glaubt an Erfolg an der Urne

"Es steht bereits heute fest, dass das Schweizer Stimmvolk in dieser Frage das letzte Wort haben wird und die Chancen stehen sehr gut, dass die atomaren Phantasien der Stromkonzerne platzen."

Für die SP ist klar: Die bestehenden fünf Atomkraftwerke dürfen nach deren Abschaltung nicht durch neue AKW ersetzt werden. Die Atom-Technologie sei veraltet, teuer, hochgradig gefährlich und hinterlasse tonnenweise hochradioaktiven Abfall.

Dringend nötig sei darum die sofortige Umstellung auf erneuerbare Energiequellen sowie ein Gebäudesanierungsprogramm für mehr Energieeffizienz.

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SPANIENKÄMPFER
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Bund 4.12.08

Im Kampf um Spaniens Freiheit

Der Berner Ruedi Kohler war 1936 im Spanischen Bürgerkrieg - und musste dafür ins Gefängnis

Ralph Hug

70 Jahre nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) hat der Nationalrat diese Woche die Schweizer Freiwilligen rehabilitiert. Einer dieser rund 800 Kämpfer war Ruedi Kohler, der als 22-Jähriger nach Südspanien wanderte.

Als Francos Putsch am 18. Juli 1936 Spanien in einen Bürgerkrieg stürzte, befand sich Ruedi Kohler bereits im Land. Der 22-jährige Elektromonteur war "auf der Walz" in den Süden bis nach Malaga gewandert. Zu Hause in Bern hatte er wie viele junge Menschen keine Stelle gefunden. Auch in Südspanien wehrten schlecht bewaffnete Volksmilizen den Ansturm der faschistischen Militärs ab. Kohler schloss sich den Milizen an. Am 4. August 1936 kam er das erste Mal an die Front, wenige Kilometer vor Granada. "Wir wussten, dass es auf Leben und Tod geht", notierte er in einem Bericht.

Kohler sah erstmals in seinem Leben Leichen und abgebrannte Dörfer. Für ihn war klar: Daran waren die Faschisten schuld, die sich gegen die legale Regierung erhoben hatten und dem spanischen Volk das bisschen Freiheit nehmen wollten, das es sich in den letzten Wahlen erobert hatte. Nun war er erfüllt von der Sache der Republikaner, für die er im Bataillon "Mexiko" sein Leben riskierte. Schon im September fielen die ersten Bomben auf Malaga, abgeworfen aus den Flugzeugen Hitlers und Mussolinis. Die Diktatoren unterstützten Franco mit Waffen und probten in Spanien den Luftkrieg des kommenden Zweiten Weltkriegs.

Schreckliches Kriegserlebnis

Bald darauf erlebte Kohler den Ansturm von vier italienischen Divisionen auf Malaga und etwas, "das ich nie vergessen werde": die grosse Flucht der Zivilbevölkerung der Küste entlang nach Almeria. Zehntausende - Frauen, Kinder und Greise - suchten sich zu Fuss, auf Karren und Eseln vor den angreifenden Franco-Truppen zu retten und wurden dabei von Flugzeugen niedergemäht und von Schiffen mit Granaten beschossen. Das war eines der grossen, unbekannten Kriegsverbrechen des 20. Jahrhunderts und für Ruedi Kohler das "schrecklichste, das die Kriegsgeschichte kennt".

Er selbst hatte Glück und wurde nie verwundet. Lediglich die Ruhr brachte ihn zeitweise ins Spital. Mit über 25 Monaten Fronteinsatz zählt der Berner zu jenen Schweizer Freiwilligen mit dem längsten Einsatz zugunsten der Republik. Als die Internationalen Brigaden im Herbst 1938 zurückgezogen wurden, flüchtete er wie viele andere an die französische Grenze und landete in St-Cyprien, einem KZ-ähnlichen Lager am Meer bei Perpignan. Dort mussten die republikanischen Flüchtlinge hinter Stacheldraht und unter freiem Himmel ausharren. Im März 1939 war er wieder zu Hause und musste sich sogleich vor dem Divisionsgericht 3 wegen fremdem Kriegsdienst verantworten. Mit einem Monat Gefängnis kam er noch vergleichsweise gut weg. Die Richter billigten ihm zu, dass er schon vor Ausbruch des Kriegs in Spanien gewesen sei und sich beim Sektionschef ordnungsgemäss abgemeldet hatte.

Nach der Freilassung die Heirat

Doch Ruedi Kohler fühlte sich schlecht belohnt für seinen Einsatz gegen den Faschismus. "Diejenigen, die für eine gerechte Sache gekämpft haben, sitzen jetzt im Kerker", schrieb er später in der sozialdemokratischen "Tagwacht". Als er wieder freikam, heiratete er seine Gefährtin Nelly, der er aus Spanien Liebesbriefe geschrieben hatte, und gründete mit ihr eine Familie. Ein Auskommen fand er als Monteur in einer Elektrofirma, für die er im Oberland Schalttafeln montierte. "Er hat nicht viel von Spanien erzählt", berichtet die betagte Nelly, "er war eher ein schweigsamer Typ." Politisch blieb er aktiv. Die SP hätte ihn gerne in ihren Reihen gehabt, doch er schloss sich der Partei der Arbeit an, hielt 1.-Mai-Reden und war auch gewerkschaftlich tätig.

Ruedi Kohler war in ärmlichen Verhältnissen in Bümpliz geboren, verlor früh die Mutter und kam zu Landwirten in Hindelbank und im Neuenburger Jura. Auf der Schattenseite dieser Welt aufgewachsen, keimte in ihm die Hoffnung auf ein besseres Leben. So stiess er zur sozialistischen Jugend und zur KP. Im Leumundszeugnis hiess es, er könne gut arbeiten und sei intelligent, habe sich aber schon bald "sehr drastisch gegen die bestehende Ordnung" geäussert. Ein wirkliches Zuhause hatte er nie, und auch als er nach Spanien bei Genf an der Grenze stand und gleich von der Polizei abgeführt wurde, gestand er: "Es hett mer nid grad aagheimelet."

Aus der Arbeiterschicht

Wie Kohler kamen viele der rund 800 Schweizer Spanien-Freiwilligen aus der Arbeiterschicht und hatten schwer um ihre Existenz zu kämpfen. Nach dem Beschluss des Nationalrats vom Dienstag werden die Militärurteile gegen Spanien-Kämpfer aufgehoben. Auch jenes gegen Ruedi Kohler, da er für Freiheit und gegen Faschismus gekämpft hat. Leider kann er diese späte Rehabilitierung nicht mehr miterleben - er ist 1986 an Magenkrebs gestorben.

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FASCHISMUS RUSSLAND
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Radio Corax (Halle) 3.12.08

Russische Skinheads angeklagt
http://www.freie-radios.net/mp3/20081203-russischesk-25250.mp3

19 Morde und 13 Überfälle auf Gastarbeiter aus Zentralasien und dem Kaukasus, so lautet die Anklage im Prozess gegen eine russische Skinhead-Band, der zurzeit im Moskauer Stadtgericht läuft. Vor Gericht stehen Jugendliche im Alter von 15 bis 22 Jahren. Ryno ist ihr Anführer und gab stolz zu Protokoll gut drei dutzend Menschen getötet zuhaben. Die Behörden vermuten, dass er lügt. Er wolle Moskau von Ausländern säubern, die die Russen verdrängen, erklärte der Bandenführer nach seiner Verhaftung. Wie Moskau mit dieser Aggressivität umgeht, darüber hat n-ost-Journalist Ullrich Heyden Auskunft gegeben.