MEDIENSPIEGEL 5.12.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Kino, DS)
- Stadtrat gegen längere Drogenanlaufstelle-Öffnungszeiten
- Bahnhof-Paten: der neue Ordnungstrupp
- Nause ohne Bobbys
- Protectas: Geheimer Entlastungsbericht
- Nestlé und HEKS
- Homophober Rap kommt nicht in CH-Musikshops
- Helvetia-Gründer war Sklavenhändler
- AKW-Neubaugesuche Mühleberg + Beznau

------------------------
REITSCHULE
------------------------

Dez 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Fr 05.12.08
17.00 Uhr - Dachstock - Art Souk 2008 - Kunstbazar
19.00 Uhr - Kino - Der freie Wille, Matthias Glasner, D 2006. In Anwesenheit der Schauspielerin Sabine Timoteo
24.00 Uhr - Dachstock - Art Souk 2008 Midnight Show mit Hoo Doo Girl (GER) & DJ Soukprise

Sa 06.12.08
19.30 Uhr - Kino - Der freie Wille, Matthias Glasner, D 2006
22.00 Uhr - SousLePont - One Love Jam mit Ras Romano and the Rockers (Live Reggae, CH); Angel Byfall (SEN), Side By Cide (BE), DJ Ganja (BE)
23.00 Uhr - Frauenraum - Tonvision - Die LETZTE mit S-BIENE (BS), HERZSCHWESTER (BS), PEEL (BS), AJELE (ZH), MASAYA (VD), MANON (ZH). Visuals by ANNE STREHL (BE)
23.00 Uhr - Dachstock - Diskoquake: Arnaud Rebotini (Black Strobe/FRA) live! Support: Wildfang (Festmacher/BE) live! DJ's Mastra & Alex Like

So 07.12.08
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt und Brunch im SousLePont

Infos: www.reitschule.ch

--

Bund 5.12.08

Film: "Der freie Wille"

Rettung ist nicht möglich

Für fast drei Stunden mutet einem der Film des Regisseurs Matthias Glasner eine Sicht auf die Welt zu, die man nicht teilen mag: die Sicht eines Vergewaltigers. Theo Stoer (Jürgen Vogel) heisst der Täter, der nach neun Jahren Haft und Therapie in die Freiheit entlassen wird, die für ihn keine ist. Er verliebt sich in Nettie (Sabine Timoteo), und für einen Moment scheint seine Rettung durch die Liebe möglich. Doch es gibt in "Der freie Wille" (2006) keine Hoffnung, sondern nur Leid, Gewalt und Einsamkeit. Jürgen Vogel und die Bernerin Sabine Timoteo gehen in diesem Film bis an die Grenze der Selbstentblössung. Das Kino in der Reitschule hat ihn im Rahmen der Kampagne "16 Tage gegen Gewalt" programmiert. Heute Abend führt Sabine Timoteo in den Film ein, spricht zur Entstehung des Films sowie zu den Dreharbeiten. (kul)

Kino in der Reitschule, heute Freitag, 19 Uhr (in Anwesenheit von Sabine Timoteo). Morgen Samstag, 19.30 Uhr.

--

20 Minuten 5.12.08

Analoge Sets im Dachstock

Sa, 6.12., 23 Uhr, Arnaud Rebotini, Dachstock.

ELEKTRO. Wer die zwei Auftritte von Blackstrobe im Wasserwerk verpasst hat, kann morgen im Dachstock zumindest den Frontmann bestaunen: Arnaud Rebotini schleppt zwei Beatboxes und drei Synthesizer aus Frankreich an. Damit haut er seiner Crowd ein analoges Elektro-Set um die Ohren: dunkel, treibend und ohne Laptop. Wildfang aus dem Hause Festmacher legt ebenfalls ein analoges Live-Set hin.

-------------------------------------------------
DROGENANLAUFSTELLE(N)
-------------------------------------------------

BZ 5.12.08

Drogenpolitik

Anlaufstelle nicht länger geöffnet

Mit 57 zu 12 Stimmen hat sich der Stadtrat gestern Abend klar gegen eine vorübergehende Verlängerung der Öffnungszeiten des Fixerstüblis an der Hodlerstrasse ausgesprochen. Die Motion von GB, GPB und JA wurde im September eingereicht, nachdem in der offenen Drogenszene vor der Reitschule ein Abhängiger getötet wurde.

Der Raum Schützenmatte müsse rasch entlastet werden, begründete Lea Bill (JA) den Vorstoss. Man könne nicht warten, bis der Kanton eine zweite Anlaufstelle an der Murtenstrasse bewillige. Zudem sei sowieso offen, ob der Kanton einem zweiten Standort überhaupt bewillige.

Während die SVP sowohl von einer Verlängerung als auch von einer zweiten Anlaufstelle nichts wissen wollte, äusserte sich die FDP grundsätzlich positiv zu längeren Öffnungszeiten. Ob es wirklich eine zweite Anlaufstelle brauche, könne man erst beurteilen, wenn die Auswirkungen der neuen Anlaufstelle in Thun klar sei, sagte Pascal Rub. Für die SP hingegen ist ein zweiter Standort notwendig - "und zwar möglichst bald im 2009", wie Giovanna Battagliero sagte. Nicht "zielführend" seien hingegen verlängerte Öffnungszeiten an der Hodlerstrasse.

Identisch argumentierte Sozialdirektorin Edith Olibet (SP). Sie stellte in Aussicht, dass der Kanton im Januar entscheide, ob er eine zweite Anlaufstelle finanziere. Wenn der Kanton nicht mitziehe, müsse man über die Bücher: Alleine könne die Stadt einen zweiten Standort nicht finanzieren.

---

BZ 5.12.08

Murtenstrasse

2009 fallen die ersten Mauern

Die Nachfrage für das Land zwischen Bahn und Inselspital ist gross. An der Murtenstrasse 50 fahren die Bagger zuerst auf.

Nach dem Ja der Stadtberner zur Überbauungsordnung Murtenstrasse 10 bis 66 packen der Kanton und das Inselspital nun die Umsetzung des Richtprojekts "Mont Vully" an. Als erste Etappe sind der Abriss des Reihenmiethauses Murtenstrasse 20 bis 30 und der anschliessende Bau eines mehrstöckigen Gebäudes samt Einstellhalle vorgesehen. Bis zum Spatenstich werden laut Karoline Leuenberger vom Amt für Grundstücke und Gebäude sicher noch zwei Jahre vergehen. Die von der Stadt angestrebte Zwischennutzung sei also durchaus möglich. Diese will an der Murtenstrasse 26 ein Fixerstübli zur Entlastung der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse einrichten. Das Okay des Kantons steht noch aus.

Hängig ist zudem die Einsprache des Heimatschutzes gegen den Abriss des schützenswerten Reihenhauses. Der erstinstanzliche Entscheid dazu ist noch nicht gefallen. Bei einer Ablehnung rechnet Marc Wehrlin, Präsident der Regionalgruppe Bern, eher nicht mit einem Weiterzug. "Wir hoffen aber sehr, dass dieses Beispiel nicht Schule machen wird. Bedenklich finden wir, wie die Schutzwürdigkeit eines Gebäudes, das im Weg steht, einfach herabgestuft wird."

Die Nachfrage ist nämlich gross. Für den schmalen Landstreifen zwischen Bahn und Inselareal gebe es eher mehr Interessenten als Platz, sagt Leuenberger. Darunter seien das Institut für Rechtsmedizin, Bildungsinstitute, aber auch private Interessenten. Weiter als die "erste Etappe" ist das Projekt an der Murtenstrasse 50. Dort sollen gemäss Fahrplan bereits in der ersten Hälfte 2009 die ersten Mauern fallen. "Die Baubewilligung liegt vor", sagt Urs Birchler, Direktionspräsident des Inselspitals. Der Neubau wird Labor- und Forschungsarbeitsplätze beherbergen.

Bis der Abschnitt zwischen Busendstation und Fachhochschule Gesundheit neu bebaut ist, vergehen noch Jahre. Laut Jürg Krähenbühl vom Stadtplanungsamt wird die letzte Etappe erst in "20 bis 25 Jahren" angepackt.
cab

---

bernerzeitung.ch 4.12.08

Drogenanlaufstelle:Keine Verlängerung der Öffnungszeiten

Der Berner Stadtrat hat sich am Donnerstag zur letzten Sitzung der laufenden Legislatur getroffen.Im Rahmen dieser "Aufräumsitzung" verzichtete er unter anderem auf eine Verlängerung der Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle.

Die GB/JA-Fraktion hatte eine zwischenzeitliche Verlängerung der Öffnungszeiten der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse am Abend bis um Mitternacht gefordert. Die Wartezeiten für die Benutzerinnen und Benutzer seien zu lang. Es könne nicht auf die Eröffnung der zweiten Anlaufstelle gewartet werden, die an der Murtenstrasse eingerichtet werden soll.

Der Rat wies das Begehren indes mit 57 zu 12 Stimmen ab. Eine Verlängerung bis Mitternacht werde nur dazu führen, dass die Drogenkranken die Nacht vermehrt auf der Strasse verbringen würden, erklärte Giovanna Battagliero (SP). Es brauche dringend eine zweite Anlaufstelle, um den Raum um die Reitschule zu entlasten.

Mit einer Verlängerung der Öffnungszeiten würden menschenunwürdige Zustände nur verlängert, sagte Daniela Lutz (GFL). Wer das Angebot nutzen wolle, müsse warten können.

Warten auf Thun und den Kanton

Auch FDP und SVP wollten nichts wissen von der Idee der GB/JA- Fraktion. Ebenso wenig von einer zweiten Anlaufstelle, zumindest, bis nicht klar sei, was die in Thun getroffenen Massnahmen für Auswirkungen hätten. Zudem sei noch nicht klar, ob der Kanton die zweite Anlaufstelle mitfinanziere.

Sozialdirektorin Edith Olibet bezeichnete die aktuelle Lage als gut. Man werde sie jedoch aufmerksam im Auge behalten müssen. Eine zweite Anlaufstelle sei zur Entlastung der Stosszeiten an der Hodlerstrasse sowie des Raumes um die Reitschule nötig. Sie erwarte im Januar den Finanzierungsentscheid der kantonalen Gesundheits-und Fürsorgedirektion (GEF). (asu/sda)

---

bern.ch

Dringliche Motion Fraktion GB/JA! mit GPB (Lea Bill, JA!/Karin Gasser, GB/Luzius Theiler, GPB): Zwischenzeitliche Verlängerung der Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse (eingereicht am 18.9.2008)

Obwohl seit Februar 2006 nur noch drogenabhängige Menschen aus dem Kanton Bern die Anlaufstelle aufsuchen dürfen und die Stelle seit einiger Zeit nun auch sonntags geöffnet ist,[1] ist die Anlaufstelle dennoch stets ausgelastet und es entstehen zum Teil sogar (zu) lange Wartezeiten für die BenutzerInnen.

Aus diesen Gründen wird schon seit Jahren von verschiedenen Seiten her eine zweite Anlaufstelle gefordert. Nun scheint der Gemeinderat bereit zu sein, dieser Forderung teilweise nachzukommen, hat er sich doch bei der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern (GEF) dafür eingesetzt, dass der Kanton Bern einen zweiten Standort der Anlaufstelle finanziell unterstützt. Da für den Kanton jedoch eine Anlaufstelle in Thun prioritär ist, ist unklar, wann dieser zweite Standort in Bern realisiert werden kann.

Die offene Drogenszene unter der Eisenbahnbrücke auf der Schützenmatte und die damit verbundenen unhygienischen und unmenschlichen Zustände zeigen jedoch, dass nicht auf die Eröffnung einer zweiten Anlaufstelle gewartet werden kann, sondern, dass sofort gehandelt werden muss. Dies zeigt insbesondere der tragische Tod eines drogenabhängigen Mannes Anfang September 2008.

Aus diesem Grund wird der Gemeinderat beauftragt, die Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse zumindest zwischenzeitlich bis zur Eröffnung des zweiten Standortes zu verlängern. Die Kontakt- und Anlaufstelle soll jeden Tag abends bis mindestens Mitternacht geöffnet sein. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass die Anlaufstelle weiterhin zu gewissen Zeiten nur für Frauen zugänglich ist. Die Verlängerung der Öffnungszeiten soll im Sinne einer dringend notwendigen Massnahme unabhängig von einer möglichen (Teil-) Finanzierung durch den Kanton Bern realisiert werden.

Zudem wird der Gemeinderat beauftragt, dem Stadtrat umgehend und detailliert Bericht zu erstatten, wie er die Situation auf der Schützenmatte und in der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse zu verbessern gedenkt.

Begründung der Dringlichkeit:

Die mit der offenen Drogenszene unter der Eisenbahnbrücke auf der Schützenmatte verbundenen unhygienischen und unmenschlichen Verhältnisse zeigen, dass sofort gehandelt werden muss.

Bern, 18. September 2008

Dringliche Motion Fraktion GB/JA! mit GPB (Lea Bill, JA!/Karin Gasser, GB/Luzius Theiler, GPB), Christine Michel, Urs Frieden, Cristina Anliker-Mansour, Hasim Sancar, Rolf Zbinden

Die Dringlichkeit wird vorn Büro des Stadtrats bejaht.

[1] Die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse ist zur Zeit folgendermassen geöffnet:

Montag                                                             14.30-17.30 Uhr

Dienstag-Samstag                                             14.30-21.30 Uhr

Sonntag                                                            16.00-20.00 Uhr

nur für Frauen: Montag                                       18.00-22.00 Uhr

------------------------------
BAHNHOF-PATEN
------------------------------

Bund 5.12.08

Ein neuer Ordnungstrupp im Bahnhof

Den Einsatz von freiwilligen Ordnungshütern im Berner Bahnhof beobachten linke Politiker kritisch

pascal schwendener

Seit gestern markieren im Bahnhof Bern dreizehn sogenannte Bahnhof-Patinnen und -Paten Präsenz. Sie sprechen Leute auf ihr Fehlverhalten an und stehen Reisenden für kleine Hilfeleistungen zur Verfügung. Das freut nicht alle.

"Wenn ich im Ausland auf einem Bahnhof stehe und nicht mehr weiter weiss, dann steuere ich auf die erstbeste Uniform zu", sagt der 59-jährige Beat Brändli. Oft sei er froh, eine Ansprechperson zu finden, die ihm den Weg zum Bus weise oder ihm ein Gefühl der Sicherheit vermittle, wenn er spätabends in einer fremden Stadt ankomme.

Nun schlüpft Beat Brändli selber in die Rolle des "Bahnhofpaten". Dafür hat der pensionierte VBS-Chefbeamte gestern die "RailFair"-Uniform übergezogen und sich mit dem 64-jährigen Kollegen Andreas Stiner auf die erste Patrouille durch den Bahnhof begeben. "Lange herumstehen mussten wir nicht", sagt er. "Viele Leute sind auf uns zugekommen, haben sich nach Örtlichkeiten erkundigt oder um Fahrplanauskünfte gebeten." Doch die beiden Bahnhofpaten gingen auch aktiv auf Leute zu. "So mussten wir etwa eine Gruppe Jugendlicher bitten, sich von der Treppe zu entfernen, damit die Reisenden wieder ungehindert passieren konnten - freundlich, aber bestimmt."

"Das ist eine sinnvolle Sache", sagt Brändli. Darum habe er sich als Freiwilliger gemeldet und sich sechs Tage lang in den Bereichen Kommunikation und Konfliktvermittlung schulen lassen. Während seiner Einsätze werde er nun von der Bahnpolizei Securitrans betreut.

Wie oft Beat Brändli im kommenden Jahr im Einsatz stehen wird, entscheidet er selber. Ein bis zwei Mal die Woche werde er voraussichtlich einen dreistündigen Einsatz leisten, schätzt er - so wie die meisten der neu Rekrutierten. Lohn wird er für diese Arbeit keinen bekommen, dafür aber eine Wertschätzung in Form von SBB-Tageskarten oder Einkaufsgutscheinen.

Erstmals in grossem Bahnhof

Mit Brändli haben gestern zwölf weitere Bahnhofpatinnen und -paten ihre Patrouillentätigkeit im Dienst der SBB und der Stadt Bern aufgenommen. Ihr Einsatzgebiet umfasst neben dem eigentlichen Bahnhofsgebäude auch den Busbahnhof Postauto, die Unterführungen sowie den Bahnhofplatz. "Ihre Aufgabe ist es, das Wohlbefinden und das Sicherheitsgefühl der Passanten im gesamten Bahnhof zu verbessern", erklärt Daniel Dorier von der Abteilung Öffentliche Sicherheit bei den SBB. Die Bahnhof-Patenschaft sei Teil des Gewaltpräventionsprogramms "RailFair", das zur Sicherheitsstrategie der SBB gehöre. Das Konzept werde in mehreren Städten, darunter in Thun, seit Jahren erfolgreich angewandt und habe in den jeweiligen Gemeinden "das subjektive Sicherheitsgefühl merklich erhöht" . Nun starte das Projekt erstmals in einem grossen Rail-City-Bahnhof, wo täglich bis zu 150000 Menschen unterwegs sind.

Markieren und intervenieren

Die Bahnhofpaten sollen bestehende Interventionstruppen der Bahnhofhilfe, von Pinto, Securitrans oder der Polizei bei ihrer Arbeit unterstützen, doch verfügen sie gemäss Dorier "über keinerlei besondere Kompetenzen". In erster Linie bestehe ihre Aufgabe darin, Präsenz zu markieren. "Das ist schon die halbe Miete." Daneben seien sie beim Lösen von Billetten, beim Ein- und Ausladen von Gepäckstücken oder Kinderwagen behilflich, übernähmen also ähnliche Aufgaben, wie sie die Bahnhofhilfe handicapierten Personen anbiete. Zwar sollen die Paten auch bei störendem Verhalten intervenieren, doch sind ihnen dabei enge Grenzen gesetzt: Droht eine Situation zu eskalieren, sind die Freiwilligen gehalten, sich zurückzuziehen und Hilfe von Polizei oder Bahnhofpolizei anzufordern. Diese ergreift dann bei Bedarf repressive Mittel.

Uniformen-Durcheinander

Dorier versucht mit seinen Erläuterungen, den Kritikern des Projekts den Wind aus den Segeln zu nehmen. Diese hatten sich umgehend zu Wort gemeldet, als die Stadt Bern im Sommer bekannt gab, sie werde sich an dem Pilotversuch im Bahnhof beteiligen. Das Komitee "Nein zum Bahnhofsreglement" schrieb, dass schon fünf verschiedene Institutionen im Bahnhof für Ordnung sorgen. Es wehrte sich gegen einen zusätzlichen Ordnungstrupp, der irgendwo zwischen der Bahnhofhilfe und der Interventionsgruppe Pinto angesiedelt ist. Für den Bürger sei mittlerweile nicht mehr klar, welche Uniform wofür stehe.

Kritik im Stadtrat

Auch im Berner Stadtparlament sorgte das Bahnhofpaten-Projekt für Unmut. "Bei der Übertragung von öffentlichen Aufgaben an unbezahlte Freiwillige handelt es sich um einen Grundsatzentscheid von grosser Tragweite", schrieb Stadtrat Luzius Theiler (gpb) unlängst in einer Interpellation. Dass schlecht ausgebildete Freiwillige Aufgaben von Securitrans und der Stadtpolizei übernehmen sollen, gebe zu Bedenken Anlass. Der Vorstoss, der von zwölf Ratsmitgliedern aus JA, PdA, SP und GB mitunerzeichnet wurde, verlangt darum genaue Auskunft über die Ausbildung der Paten, deren Aufgaben und Kompetenzen. Die Antwort des Gemeinderats auf den Vorstoss ist noch ausstehend.

---

BZ 5.12.08

SBB: Erste Bahnhof-Paten im Einsatz

"Für mehr Wohlbefinden sorgen"

Seit gestern sind im Bahnhof sogenannte Paten im Einsatz. Sie sollen Präsenz markieren und helfen. Der grüne Stadtrat Luzius Theiler kann nicht verstehen, warum die Paten keinen Lohn erhalten, und warnt vor "privaten Polizisten".

Im Berner Bahnhof zirkulieren seit gestern sogenannte Patinnen und Paten. Bisher gab es solche Patenschaften in kleineren Städten. "In Zweierteams markieren die zwölf Patinnen und Paten Präsenz im ganzen Bahnhofgebiet", sagte gestern SBB-Mediensprecher Roland Binz. Gemäss Binz sollen die Patinnen und Paten den Reisenden für kleine Hilfeleistungen zur Verfügung stehen und "für mehr Wohlbefinden sorgen". Sie sollen Kunden aber auch auf "mögliches Fehlverhalten" ansprechen. Geführt wird das Pilotprojekt durch die SBB und die städtische Interventionsgruppe Pinto. Die Paten arbeiten freiwillig.

"Erkennbar, ansprechbar"

Mirjam Rebmann aus Bern und Heinz Fahrni aus Moosseedorf bilden an diesem Nachmittag ein Team. Fahrni ist pensioniert. Er hat 40 Jahre in der Finanzkontrolle der SBB gearbeitet. Dreimal pro Woche wird er künftig patrouillieren, jeweils drei Stunden lang. Kollegin Mirjam Rebmann ist 37. Sie arbeitet als Sachbearbeiterin im Sozialdienst der Stadt Bern. "An den Wochenenden nehme ich mir gerne Zeit für diese Freiwilligenarbeit", sagt sie. An sechs Tagen wurden die Paten in Kommunikation und Konfliktvermittlung ausgebildet. Ihre Aufgabe versteht Mirjam Rebmann so: "Wer Hilfe braucht, soll uns erkennen und ansprechen."

Heinz Fahrni weiss, wie mit Störenfrieden umzugehen ist: "Ruhig bleiben und selbstsicher auf sie zugehen." Manchmal reiche dies schon, um die Leute zur Vernunft zu bringen. "Hilfspolizisten sind wir keine", sagt Mirjam Rebmann.

Theilers Bedenken

Genau dies befürchtet jedoch Stadtrat Luzius Theiler (Grüne Partei). Er lehne es grundsätzlich ab , wenn hoheitliche Aufgaben privatisiert würden. In einer Interpellation will Theiler unter anderem wissen, welche Aufgaben die Paten haben und wie sie ausgebildet wurden. Gar nicht verstehen kann Theiler, dass sie für ihren Dienst nicht entlöhnt werden (siehe Kasten).

Gemäss SBB-Mediensprecher Binz haben die Paten "genau dieselben Rechte wie alle anderen Leute im Bahnhof". Sie sollen "niederschwellig Hilfe anbieten", mit Polizeiarbeit habe das "rein gar nichts zu tun". Zur Frage der Entlöhnung sagt Binz: "Wir haben dieses Projekt bewusst auf Freiwilligenbasis angelegt. Es muss ja keiner mitmachen, der nicht will."

--

Luzius Theiler (Grüne Partei)

"Keine Privatpolizei"

Im Mai hat Luzius Theiler (Grüne Partei) eine Interpellation eingereicht: Er will Auskunft über die Aufgabe der Bahnhof-paten sowie über deren Ausbildung. Die Antwort des Gemeinderates steht noch aus.

Gestern sagte Theiler auf Anfrage, er halte nichts davon, Polizeiaufgaben zu "verfreiwilligen". Wenn schon, dann müssten "richtige Polizisten und keine privaten Hilfspolizisten" diese Aufgabe erfüllen. Gar nicht verstehen kann Theiler, dass man den Paten nicht ortsübliche Löhne bezahlt. Viele Freiwillige würden sich möglicherweise in einer Notlage melden, in der Hoffnung, durch die Patenschaft ihre Perspektiven zu verbessern: "Soll man diesen Leuten eine solche Aufgabe übertragen?"

---

20min.ch 4.12.08

Bahnhof-Göttis im Einsatz

von Sarah Jordi

Am Bahnhof Bern sind neuerdings Paten unterwegs. Sie helfen, ermahnen aber auch.

"Wenn mich etwas stört, will ich nicht die Faust im Sack machen", sagt der frischgebackene Bahnhof-Pate Ulrich Wäfler. "Hier kann ich selbst handeln und helfen." Seit Donnerstag stehen zwölf Paten in Zweier-Teams im Bahnhof Bern im Einsatz. Sie unterstützen hilfesuchende Reisende, weisen Besucher aber auch auf Fehlverhalten hin. Seit der Einführung des neuen Bahnhofreglements ist Betteln, Sitzen und Liegen auf Treppen und Böden sowie Fahren mit Skateboards verboten. Wie die Göttis mit solchen Situationen umgehen, haben sie in einem sechs­tägigen Kurs gelernt.

Pro Woche haben die Paten nun zwei bis drei Einsätze à drei Stunden. Lohn gibt es keinen. "Das Engagement ist freiwillig, die Paten erhalten aber eine Wertschätzung in Form von Gutscheinen", so Daniel Dorier, Leiter Prävention SBB.

"Das Projekt ist sicherlich sehr gut", sagen Pascal Reber und Danjel Statesin, beide 17 Jahre alt. "Ob die Paten von Teenagern ernst genommen werden, wird sich zeigen."

Die Bahnhof-Patenschaft ist ein Projekt des Gewaltpräventionsprogramms RailFair und der Stadt Bern und wird versuchsweise durchgeführt. SBB-Mediensprecher Roland Binz: "Das Projekt soll nicht eine schlechte Situation verbessern, sondern das gute Image erhalten."

---

derbund.ch 4.12.08

"Bahnhof-Paten" helfen den Reisenden

Im Bahnhof Bern sind seit Donnerstag zwölf Patinnen und Paten unterwegs, die das Wohlbefinden der Reisenden verbessern sollen. Bern ist der erste sogenannte RailCity-Bahnhof, wo das Gewaltpräventionsprojekt getestet wird.

Die Paten markieren auf dem ganzen Bahnhofgebiet Präsenz, wie die SBB und die Stadt Bern in einer gemeinsamen Mitteilung vom Donnerstag schreiben. Sie seien für kleine Hilfeleistungen an Passagiere zur Stelle, sollen diese aber auch auf ein mögliches Fehlverhalten ansprechen, wie es heisst.

Für ihre Aufgabe wurden die Patinnen und Paten sechs Tage lang in Bereichen wie Kommunikation und Konfliktvermittlung geschult. Während ihrer Einsätze werden die freiwilligen Paten von der Bahnpolizei Securitrans betreut.

Geführt werden die Helfer durch die SBB und die Stadtberner Einrichtung Pinto. Die Transportunternehmungen BLS, RBS, Postauto und Bern Mobil unterstützen das Projekt. Solche Patenschaften gibt es schon in mehreren Bahnhöfen, darunter in Thun. (el/sda)

----------------
BOBBYS
----------------

Bund 5.12.08

Nause will keine Bobbys

Ivo Gehriger

Bobbys in Bern. Das verlangte Stadtrat Reto Nause (cvp) in einer letzten Februar eingereichten - medienwirksamen - Motion. Nach dem Vorbild der englischen Schutzmänner sollen künftig staatliche Ordnungshüter, nur mit Schlagstöcken und Handschellen bewaffnet, durch die Bundesstadt patrouillieren. "Das Bobby-Prinzip" sei bürgernah, entlaste die regulären Polizeikräfte und steigere das Sicherheitsempfinden des Volks, argumentierte Nause in seinem Vorstoss. Der Gemeinderat konnte wenig mit dem Ansinnen anfangen, er beantragte gestern Abend dem Stadtrat, das Begehren abzulehnen. Doch die Motion kam im Rat gar nicht erst zur Abstimmung: Reto Nause habe den Vorstoss zurückgezogen, informierte Ratspräsident Andreas Zysset (sp), und zwar "aus - äh - seinen Gründen". Über Neo-Gemeinderat Nauses Motive für den Rückzug kann folglich nur spekuliert werden. Hätte sich der voraussichtliche Sicherheitsdirektor etwa schwer getan, bei einer allfälligen ersten "Bobby-Patrouille" selbst mit gutem Beispiel voranzugehen - samt typischem Bobby-Helm in Eierform?

---------------------
PROTECTAS
---------------------

NLZ 5.12.08

Bericht entlastet Sicherheitsfirma

ds. Ein externer Gutachter hat die Ausschreitungen beim Spiel zwischen den Berner Young Boys und dem FC Luzern vom 17. November untersucht. Er kommt zum Schluss, dass der Einsatz verhältnismässig gewesen sei. Er entlastet damit die Sicherheitsfirma Protectas. Das stösst den FCL-Anhängern sauer auf. "Wenn sich die Verantwortlichen nicht entschuldigen, bleiben Strafanzeigen weiterhin ein Thema", sagt Stephan Simmen von der FCL-Fan-Dachorganisation United Supporters Luzern.

Seite 21

--

Ausschreitungen im Stade de Suisse

Gutachten wird geheim gehalten

Der Bericht zu den Ausschreitungen beim Spiel YB - Luzern liegt vor. Er entlastet die Sicherheitsfirma. Die FCL-Fans akzeptieren das nicht.

Obwohl das externe Gutachten zu den Zwischenfällen während des Matches zwischen den Berner Young Boys und dem FC Luzern fertig ist, wollen es die beiden Vereine und die betroffene Sicherheitsfirma Protectas noch nicht herausrücken. Trotzdem ist nun durchgesickert, was darin steht. Laut einem Artikel der "Berner Zeitung" entlastet das Gutachten sowohl die Young Boys als auch den Stadionsicherheitsdienst Protectas. Der externe Gutachter, laut "Berner Zeitung" ein ehemaliger Bundesrichter, verteidigt die Sicherheitsfirma und stuft den Einsatz der Protectas als verhältnismässig ein.

FCL-Fans fordern Entschuldigung

"Da sind wir ganz klar anderer Meinung", sagt Stephan Simmen, Vorstandsmitglied der FCL-Fan-Dachorganisation United Supporters Luzern. Die FCL-Fans beharren auf einer öffentlichen Entschuldigung seitens der Stade-de-Suisse-Verantwortlichen. "Im Vordergrund steht für die Betroffenen eine gütliche Einigung mit dem Stadionbetreiber", so Simmen. Scheitere diese, blieben Strafanzeigen nach wie vor ein Thema. "Wer das FCL-Video bisher gesehen hat, kommt zum Schluss, dass das Verhalten der Sicherheitskräfte unverhältnismässig war", so Simmen. Das Vorstandsmitglied der Fan-Organisation stellt ausserdem das externe Gutachten in Frage: "Uns erstaunt, dass wir von dieser Untersuchung aus der Presse erfahren mussten. Das Gutachten haben wir im Übrigen noch nicht erhalten."

"Nicht seriös"

Offenbar hatte der ehemalige Bundesrichter erst kürzlich einen Polizeieinsatz bei einem Fussballspiel in Madrid beurteilt, wo es zu Ausschreitungen zwischen Fans und der Polizei gekommen war. Dabei handelte es sich um Ausschreitungen in massiv grösseren Dimensionen als in Bern. "Aus unserer Sicht ist es nicht seriös, die Übergriffe in Bern mit Vorkommnissen bei einer internationalen Begegnung mit 50 000 Zuschauern zu vergleichen", sagt Simmen.

Das sieht man in Bern anders: "Wir wollten den Einsatz neutral beurteilen lassen, damit wir uns nicht jeden Tag für das Vorgehen der Sicherheitsfirma rechtfertigen müssen", sagt Charles Beuret, Mediensprecher des Stade de Suisse. "Wir wollten diese Sache sauber klären."

Heute nun sitzen alle involvierten Parteien in Luzern gemeinsam an einen Tisch, um das Gutachten zusammen zu besprechen. Charles Beuret hofft, dass nun "endlich ein Schlussstrich gezogen werden kann". Kommt es zur Einigung, werden die Berner nächste Woche eine gemeinsame Schlusserklärung veröffentlichen. "Wir wollen schliesslich keinen Krieg zwischen Bern und Luzern." Auch die United Supporters Luzern werden an den erwähnten Gesprächen mit dabei sein. Laut Simmen wird die YB-Pressemitteilung nur dann mitunterzeichnet, wenn die beim Einsatz der Sicherheitskräfte verletzten Personen und die United Supporters mit dem Inhalt einverstanden sind. Simmen: "Stehen die Verantwortlichen nicht offen zu ihren Fehlern, werden wir die Mitteilung nicht mittragen."

Schlagstöcke gegen Fans

Beim Match YB - FCL vom 17. November wollten Sicherheitskräfte ein Plakat der FCL-Fans mit der Aufschrift "Nein zu Polizeiwillkür" entfernen. Dabei kam es zu unschönen Szenen zwischen den Protectas-Sicherheitsleuten und FCL-Anhängern. Offenbar haben die Sicherheitskräfte auch Schlagstöcke eingesetzt.

Daniel Schriber
--

Bericht entlastet Sicherheitsfirma

ds. Ein externer Gutachter hat die Ausschreitungen beim Spiel zwischen den Berner Young Boys und dem FC Luzern vom 17. November untersucht. Er kommt zum Schluss, dass der Einsatz verhältnismässig gewesen sei. Er entlastet damit die Sicherheitsfirma Protectas.

Das stösst den FCL-Anhängern sauer auf. "Wenn sich die Verantwortlichen nicht entschuldigen, bleiben Strafanzeigen weiterhin ein Thema", sagt Stephan Simmen von der FCL-Fan-Dachorganisation United Supporters Luzern.

Heute setzen sich Vertreter sämtlicher involvierter Parteien gemeinsam an einen Tisch, um eine Schlusserklärung zu verfassen. Auch die United Supporters Luzern werden an diesem Gespräch dabei sein. Simmen: "Unterschreiben werden wir aber nur, wenn die Gegenseite ihre Fehler zugibt."

----------------
NESTLÉ
----------------

NZZ 5.12.08

Sorge um die Parteilichkeit des Heks

Kontroverse um einen Nestlé-Generaldirektor im Stiftungsrat

Wehrli C.

C. W. Ohne Diskussion und Gegenstimme hatte die Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds im Juni Roland Decorvet in den neunköpfigen Stiftungsrat des Hilfswerks der evangelischen Kirchen (Heks) gewählt. In der Folge erhob sich aber Kritik. Ein Generaldirektor von Nestlé Schweiz gehöre nicht in das oberste Gremium der engagierten Entwicklungsorganisation, hiess es in Kommentaren kirchlicher Blätter und weiteren Stellungnahmen. Nachdem die Kontroverse immer wieder aufgelebt war, haben nun der Präsident des Stiftungsrats, alt Nationalrat Claude Ruey, und der Direktor, Ueli Locher, in einem Brief an Kirchgemeinden und Spender die Wahl gerechtfertigt.

"Institutionelle Unverträglichkeit"

Roland Decorvet stammt aus einer Pfarrfamilie, wuchs als Sohn eines Missionars in Afrika auf und war später 17 Jahre für Nestlé in Asien tätig. Er betont seine enge Verbundenheit mit der Kirche und seine humanitäre Motivation. Als Gründe für seine Wahl wurden besonders seine Erfahrung und seine Kompetenz angeführt, die der Wirksamkeit der Hilfswerkstätigkeit zugute kommen dürften. Das Mandat ist persönlich und bedeutet keine "Vertretung" des Nahrungsmittelkonzerns im Stiftungsrat des Heks.

Die Beauftragten der kantonalen Kirchen für Entwicklungsfragen sehen indessen eine "institutionelle Unverträglichkeit". Das Heks trete beispielsweise für den allgemeinen Zugang zu Trinkwasser ein, während Nestlé an dessen Privatisierung interessiert sei, heisst es in einem offenen Brief an den Kirchenbund. Und die "Parteilichkeit des Heks zugunsten von Arbeitenden", die ihre Rechte gegenüber Nestlé Kolumbien geltend machen wollten, könnte an Deutlichkeit verlieren, wird befürchtet. Die Wahl Decorvets habe insofern eine symbolische Wirkung, diene anderseits der Verbesserung des Image des Unternehmens.

Mahnung zu Offenheit

Decorvet selber verlängerte die Diskussion mit ungeschickten Äusserungen in einem Interview mit der "Reformierten Presse". Er relativierte die Kritiker als "kleine Gruppe von Kirchenleuten, die politisch extrem links sind", und bezeichnete Nestlé als "die beste Entwicklungsorganisation". An der letzten Stiftungsratssitzung hat Decorvet nun, wie es im Schreiben der beiden Heks-Vertreter heisst, diese Aussagen bedauert. Ferner wird festgehalten, dass er die Nestlé vorgeworfene Bespitzelung von Antiglobalisierungs-Aktivisten gegenüber Medien verurteilt habe. Das neue Stiftungsratsmitglied solle nicht vorverurteilt, sondern an seiner Arbeit gemessen werden, finden Ruey und Locher und appellieren an die christlichen Tugenden der Toleranz und der Offenheit. Das Heks selber werde seine Haltung und Aktion in keiner Weise ändern.

-------------------------------------
STOP MURDER MUSIC
-------------------------------------

Le Matin 5.12.08

Disque homophobe exclu des bacs

VIOLENCE Plusieurs commerces suisses ne vendront pas le CD du rappeur Trick Trick. Dans un de ses titres, il appelle au meurtre des homos.

Alertées par l'organisation suisse des gays Pink Cross, plusieurs grandes chaînes de magasins ne commercialiseront pas le nouvel album du rappeur américain Trick Trick, qui sort ces jours. Dans un titre, ce proche d'Eminem y appelle au meurtre des homosexuels.

Le courrier envoyé par Pink Cross aux commerces ne lui a valu que des retours positifs, se félicitait hier l'organisation. Media-Markt, la Fnac et City Disc parmi d'autres ont fait savoir que l'album "The Villain" n'aurait pas sa place dans leurs bacs. L'importateur officiel pour la Suisse du disque incriminé renonce aussi.

invitation au massacre

L'album, dans lequel Eminem et Ice Cube font une apparition, contient un titre où Trick Trick affirme que les homosexuels ne méritent pas de vivre et appelle à leur tirer une balle dans la tête. Le rappeur invite aussi à massacrer deux comédiennes américaines qui vivent ouvertement en tant que lesbiennes.

"Il est évident qu'il y a un problème d'homophobie dans les scènes hip-hop et reggae", déplorait récemment Moël Volken, secrétaire général de Pink Cross. Début novembre, la polémique a refait surface avec le chanteur reggae jamaïcain Capleton, dont le concert a été annulé à Bâle mais pas à Lausanne.

---

20 Minuten 5.12.08

"Ces paroles constituent un appel au meurtre"

SUISSE. Sous la pressionde Pink Cross, "The Villain", l'album du rappeur Trick Trick, ne sera pas commercialisé.

Alertées par l'organisation suisse des gays Pink Cross, plusieurs grandes chaînes de magasins ne commercialiseront pas le nouvel album du rappeur américain Trick Trick, qui sort ces jours. Dans l'un de ses morceaux, ce proche d'Eminem appelle à tirer une balle dans la tête des homosexuels. Le mois dernier, Capleton, un chanteur de reggae jamaïcain, clamant sa haine des gays, avait vu son concert annulé à Bâle.

Pink Cross s'est félicitée, hier, que Media Markt, la Fnac et City Disc, parmi d'autres, n'accueillent pas dans leurs bacs "The Villain". L'importateur officiel pour la Suisse du disque incriminé renonce aussi. "Cela ne me surprend pas que les distributeurs ne souhaitent pas relayer ce type de message injurieux, réagit l'avocat lausannois Michel Rossinelli. Ces paroles constituent un appel au meurtre. Elles visent un groupe et deux personnes nommément. Un artiste peut être un modèle pour ses fans. Il pourrait être pris à la lettre. Ce rappeur viole les valeurs de la Constitution suisse, qui garantit l'égalité et l'identité sexuelle des citoyens." De son côté Couleur 3 affirme qu'elle ne passera pas Trick Trick sur les ondes. "Nous sommes très attentifs aux paroles des chansons, souligne Willy Dezelu. Nous bannissons tous les textes sexistes, machistes ou qui appellent à la violence." Au rayon des morceaux qui ont été victimes de la censure par le passé, le programmateur de la chaîne cite "Copkiller" (n.d.l.r.: tueur de flic), la chanson de Ice-T. Ou encore "Mangez-moi", du groupe français Billy Ze Kick. "On reprochait à ce titre d'être une incitation à se droguer." gim/fab/sej

Actrices menacées

Voici le texte du morceau de Trick Trick qui a poussé à la censure: "Il joue sur plusieurs tableaux, mais quoi qu'il fasse, il est gay. (...). C'est une put*** de fiotte, donc je vais sortir mon kalachnikov, le pointer sur son front, il ne va pas s'en sortir. Un homme et un autre homme ne devraient pas pouvoir élever d'enfants." Dans un autre titre, le rappeur promet d'envoyer un missile sur le bateau des comédiennes lesbiennes Ellen DeGeneres et Rosie O´Donnell.

---

L'Express/L'Impartial 5.12.08

TRICK TRICK

Rap aux relents homophobes

Alertées par l'organisation suisse des gays Pink Cross, plusieurs grandes chaînes de magasins ne commercialiseront pas le nouvel album du rappeur américain Trick Trick, qui sort ces jours. Dans un titre, ce proche d'Eminem y appelle au meurtre contre les homosexuels.

Le courrier envoyé par Pink Cross aux commerces ne lui a valu que des retours positifs, se félicitait l'organisation hier. Media Markt, la Fnac et City Disc, parmi d'autres, ont fait savoir que l'album "The Villain" n'aurait pas sa place dans leurs bacs. L'importateur officiel pour la Suisse du disque incriminé renonce aussi.

L'album, dans lequel Eminem et Ice Cube font une apparition, contient un titre où Trick Trick affirme que les homosexuels ne méritent pas de vivre et appelle à leur tirer une balle dans la tête. Le rappeur invite aussi à massacrer deux comédiennes américaines qui vivent ouvertement en tant que lesbiennes.

"Il est évident qu'il y a un problème d'homophobie dans les scènes hip hop et reggae", déplorait récemment Moël Volken, secrétaire général de Pink Cross, interrogé par l'ATS. Début novembre, la polémique a refait surface avec le chanteur reggae jamaïcain Capleton, dont le concert a été annulé à Bâle mais pas à Lausanne. /ats

---

pinkcross.ch 4.12.08

PINK CROSS-Erfolg gegen Rapper Trick-Trick

Kein Platz für Homohatz im CD-Handel: Namhafte Schweizer CD-Ladenketten wollen die Homohatz-CD "the Villain" des amerikanischen Rappers Trick-Trick nicht im Sortiment. PINK CROSS ist sehr erfreut über die schnellen und klaren Stellungnahmen aus der Schweizer Musikbranche.
 
Auf einen schriftlichen Hinweis an Händler und Vertrieb hat die Schweizerische Schwulenorganisation PINK CROSS nur positive Rückmeldungen erhalten. Der offizielle Importeur des Titel, Namskeio-Distribution in Lausanne, übermittelte PINK CROSS sein Verständnis umgehend per Telefon.
 
"Wir finden es äusserst armselig, mit menschenverachtenden Liedertexten
Geld verdienen zu wollen," heisst es in der Antwort von Media-Markt. Die vor allem in der Suisse Romande präsente Musik-Kette Fnac dankte PINK CROSS für den Alarm und für die Aufmerksamkeit und setzt den Titel auf die schwarze Liste.

"Solches Gedankengut wird von unserer Firma nicht unterstützt", äussern sich die Verantwortlichen von City Disc und Discorack. Bereits seit einiger Zeit gewährt CityDisc Kunden, die über die PINK CROSS-Seite einsteigen, 10 Prozent Rabatt. Exlibris erklärte sich zusätzlich bereit, auch beim Zwischenhandel nachzufassen, falls nötig.

Bereits vergangene Woche hatte Orell Füssli sich von dem Titel distanziert und ihn aus dem Katalog buecher.ch wieder herausgenommen. Schon zuvor hatte auf Intervention des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland LSVD der deutsche Importeur GoodToGo die CD aus dem Angebot genommen. Inzwischen gibt es Hinweise, dass die CD in Europa gar nicht auf den Markt kommen wird.
 
Die in den USA im Dezember beim Label "Universal" erscheinende CD, welche der Rapper mit viel homophobem Getöse angekündigt hat, enthält Texte, die zum Mord an Lesben und Schwulen aufrufen. Aus dem Inhalt
 
"He goes both ways/Either way he's gay/Ain't no other way to say/He's a f**king faggot so I'm lettin' off my AK/Bust 'em in his forehead/He ain't worth lettin' live!"(Er ist ein verf.. Schwuler/drum zück ich meine Kalaschnikow und blas ihm sein Hirn weg/er verdient nicht zu leben).
Auch ruft Trick-Trick dazu auf, die offen lesbisch lebenden US-Schauspielerinnen und Moderatorinnen Ellen DeGeneres und Rosie O´Donnell in die Luft zu sprengen.

----------------------
SKLAVEREI
----------------------

Rundmail 5.12.08

Zum Firmenjubiläum: HELVETIA-Gründer war Sklavenhalter!

Hans Fässler
9016 St.Gallen

Medienmitteilung, 5. Dezember 2008

HELVETIA-Gründer war Sklavenhalter:
Nachdenken über 'Corporate Responsibility' am 150. Geburtstag

Am 6. Dezember 2008 jährt sich zum 150. Mal die Gründung der "Allgemeinen Versicherungsgesellschaft Helvetia". Mitbegründer der Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 20 Millionen Franken war der St.Galler Jakob Laurenz Gsell (1815-1896), welcher in Rio de Janeiro im System des transatlantischen Wirtschaftssystems durch Handel mit Sklavereiprodukten Millionär geworden war und selber auch mehrere Haussklaven besessen hatte. Diese prügelte er zum Teil eigenhändig mit der Reitpeitsche oder aber liess sie prügeln.

Dies wäre für die jubilierende Firma und die st.gallische oder die schweizerische Öffentlichkeit eine gute Gelegenheit, über "Corporate Responsibility" nachzudenken: Was für ein Wirtschaftssystem begründet jemand, der tief bedauert, dass wegen der Hinrichtung von aufständischen Sklaben die Aktienkurse fallen und der in sachlichem Ton feststellt, Sklavenaufstände seien schlecht fürs Geschäft? Was für ein gesellschaftlicher Kontext liegt vor, wenn ein Unternehmer in einem Brief über den schlechten Geschäftsgang in einem Nebensatz erwähnt, sein Sklave im Wert von 930 Gulden sei "krepiert"? Wie wird ein Kaufmann, der für seinen Kompagnon "drei Stück Sklaven" à 1200 Gulden mietet, in St.Gallen zum hoch geachteten Schulrat, Bürgerrat und Bezirksrichter?

In den USA sind in vielen Städten und einzelnen Bundesstaaten Gesetze in Kraft, welche Firmen, die sich um Aufträge der öffentlichen Hand bewerben, verpflichten, ihre Sklavereiverbindungen und -profite offenzulegen. So ist Jakob Laurenz Gsell bereits 2006 als Sklavenhalter in den US-Medien zum Thema geworden, weil er als Gründer der Deutsch-Schweizerischen Kreditbank gewissermassen ein Urahne der heutigen UBS gewesen war. Könnte es sein, dass solche Fragestellungen auch auf die international tätige Versicherungsgesellschaft Helvetia zukommen? Und wäre das nicht - zusammen mit dem laufenden New Yorker Prozess gegen verschiedene Schweizer Firmen wegen Beihilfe zur Apartheid - ein Anlass, öffentlich über die Verantwortung von privaten Unternehmen ("Corporate Responsibility") bei schweren Menschenrechtsvergehen nachzudenken? Gelegenheit dazu könnte zum Beispiel ein parlamentarischer Vorstoss sein, der demnächst im St.Galler Stadtparlament eingereicht werden wird, um die Stadt mit solchen Forderungen zu konfrontieren.

Literatur: Jacob Laurenz Gsell, Briefe aus Rio - Briefe nach Rio I-IV, hrsg. v. Daniela Schlettwein-Gsell und Renate Altwegg-Im Hof, Basel 1991; Urs Alfred Müller-Lhotska, Jakob Laurenz Gsell 1815-1896, NZZ Verlag, Zürich 2008.

Hans Fässler

---

www.louverture.ch

----------------------
ANTI-ATOM
----------------------

Bund 5.12.08

AKW-Gesuche auf Vorrat

BKW und Axpo reichen Gesuche für neue Atomkraftwerke in Mühleberg und Beznau ein

Christian von Burg

Obwohl es höchstens zwei neue Kernkraftwerke braucht, laufen nun die Bewilligungsgesuche für drei Projekte.

Gestern haben die Stromkonzerne BKW und Axpo Rahmenbewilligungsgesuche für den Ersatz ihrer AKWs in Mühleberg und Beznau eingereicht. Damit sind unterdessen drei Projekte im Rennen. Die Firma Atel machte klar, dass sie an ihrem Projekt im solothurnischen Gösgen festhalten werde, das sie bereits im Juni präsentiert hatte. Obwohl sich die drei Stromkonzerne einig sind, dass es nur zwei neue Atomkraftwerke braucht, konnten sie sich bisher nicht einigen, welche Standorte zu bevorzugen seien. Der Poker geht damit weiter. Axpo-Chef Heinz Karrer bezeichnete diese Ausgangslage gestern als "nicht gerade optimal". Denn das Volk werde kaum akzeptieren, dass Atomkraftwerke auf Vorrat gebaut würden.

Die Stromkonzerne rechnen ab 2020 mit einer Stromlücke von 3100 Megawatt. Diese wollen Axpo und BKW mit je einer Anlage von 1600 Megawatt an den bestehenden Orten decken. Sie rechnen mit Kosten zwischen sechs und acht Milliarden Franken pro Kraftwerk.

Das Referendum folgt sogleich

Die Ankündigung der neuen Atomkraftwerke reisst die alten Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern der Kernenergie wieder auf. Umweltverbände und Linke übten scharfe Kritik. Die partei- und verbandsübergreifende Allianz Stopp Atom kündigte sogleich das Referendum gegen die Neubauten an. Den Stromkonzernen gehe es nicht um die sichere Stromversorgung des Landes, sondern nur um Maximierung von Profit und Umsatz.Die Standortgemeinden und die Wirtschaft äusserten sich dagegen positiv zu den Vorhaben.

Die drohende Stromversorgungslücke zwinge zum Ersatz der alten Kernkraftwerke, schrieb der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse in einer Stellungnahme. Die Regierungsrat nahm das Gesuch bisher nur "zur Kenntnis".

Seite 2

--

BKW und Axpo doppeln nach

Berner und Aargauer Energiekonzerne reichen zwei Gesuche ein, sie wollen in Mühleberg und Beznau neue Atomkraftwerke bauen

Anita Bachmann

In Mühleberg und Beznau sollen Atomkraftwerke gebaut werden, die dreimal so viel Strom liefern wie die alten. Damit soll der jährlich um 0,5 bis 2% steigende Strombedarf aufgefangen werden, argumentieren die Stromkonzerne.

Ein knappes Dutzend Greenpeace-Aktivisten säumte stumm die Medienkonferenz, an der die beiden Energiekonzerne BKW und Axpo gestern in Bern über ihre Pläne von zwei neuen Atomkraftwerken (AKW) informierten. Auf Plakaten der Aktivisten war zu lesen: "Atom-Ausbau? Einsprache!" Dass das Referendum gegen die drei Atomkraftwerke, die mittlerweile in der Schweiz geplant sind, ergriffen wird, gilt als sicher. Der Stromkonzern Atel war im Juni vorgeprellt und reichte als Erster ein Rahmenbewilligungsgesuch beim Bundesamt für Energie ein, um neben dem bestehenden AKW im solothurnischen Gösgen ein neues zu bauen. Gestern deponierten die bernische BKW und die aargauische Axpo ihre Rahmenbewilligungsgesuche. Sie wollen an den Standorten Mühleberg und Beznau, wo heute ein beziehungsweise zwei AKWs stehen, je ein neues bauen. So sicher der Protest gegen die Bauabsichten (siehe Kasten) ist, so erwartet war das Einreichen der Gesuche. Vor einem Jahr gaben BKW und Axpo ihre gemeinsamen Pläne bekannt.

Die Stromlücke füllen

Die Gesuche beinhalteten sechs Teilberichte, sagte Axpo-Chef Heinz Karrer. Bezüglich Sicherheit müsse auf Gefährdungsszenarien wie Überschwemmungen, Flugzeugabstürze, Erdbeben und Unwetter eingegangen sowie Massnahmen zum Schutz der AKWs vor Sabotage, gewaltsamen Einwirkungen und Diebstahl von Spaltmaterial aufgezeigt werden. Neben einem Umweltverträglichkeitsbericht muss zudem der Nachweis für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle erbracht werden. Für die Rahmenbewilligungen rechnet Karrer "im optimalen Fall vier Jahre". Danach wären noch die Baubewilligungen und eine Betriebsbewilligung ausstehend, die ebenfalls je vier Jahre in Anspruch nehmen würden. Frühestens würden die AKWs im Jahr 2024 in Betrieb genommen.

Der Ersatz der AKWs müsse ein Teil der Lösung der drohenden Stromlücke sein, sagt Karrer. Wegen des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums, wegen des zunehmenden Umstiegs auf den öffentlichen Verkehr, wegen des Themas Elektrifizierung der Automobile und der Abkehr von fossilen Heizanlagen werde der Strombedarf weiter steigen. Er werde jährlich um 0,5 bis 2 Prozent zunehmen. Ab 2020 würden die ältesten AKWs, Mühleberg (1972), Beznau I (1962) und BeznauII (1972), abgeschaltet. Das AKW Mühleberg hat nur eine befristete Betriebsbewilligung bis 2012, über eine unbefristete Bewilligung soll das Bundesamt für Energie voraussichtlich im ersten Quartal 2009 entscheiden - dagegen sind allerdings über 1000 Einsprachen eingegangen. Das AKW Mühleberg hat eine Leistung von 355 Megawatt und die beiden Beznau zusammen leisten 730 Megawatt. Ab 2017 fielen zudem die langfristigen Atomstromlieferverträge mit Frankreich aus, bei denen es insgesamt um 2000 Megawatt gehe. Die Verträge zu erneuern, sei nicht möglich, weil die EU keine privilegierten Stromimporte erlaube, sagt Karrer. Zudem stünden fast alle europäischen Länder vor ähnlichen Herausforderungen. "Sie können unsere Probleme nicht lösen." Ohne Gegenmassnahme würde in der Schweiz bis 2035 ein Drittel des benötigten Stroms fehlen. Dafür wären aber nach heutigen Erkenntnissen höchstens zwei AKWs nötig und nicht drei, wie sie jetzt im Raum stehen. Die neuen AKWs in Mühleberg und Beznau hätten zusammen eine Leistung von 3200 Megawatt.

Obwohl BKW und Axpo in den nächsten fünf Jahren 5 Milliarden Franken in erneuerbare Energien investieren wollen, erwarten sie wenig von diesen Möglichkeiten. Etwas mehr würden sie sich die neuen AKWs kosten lassen: Die Stromkonzerne rechnen mit 14 Milliarden Franken. Mit diesen Kosten könne nach wie vor günstiger Strom produziert werden, der zwischen 6 und 8,5 Rappen pro Kilowattstunde koste. Mit eingerechnet sei dabei auch die Entsorgung der radioaktiven Abfälle, sagt Karrer. Ob die Stromkonzerne aber wissen, wie viel Geld sie für die sichere Lagerung der radioaktiven Abfälle für Hunderttausende von Jahren rückstellen müssen, blieb gestern unbeantwortet. Obwohl noch nicht einmal für die radioaktiven Abfälle von den laufenden AKWs eine Endlagerlösung auf dem Tisch liegt, sagt Karrer zu den geplanten Projekten: "Seit drei Jahrzehnten wird geforscht, der technische Nachweis ist erbracht." Der Zeitplan habe nie ein anderes Tempo vorgesehen, weil eine endgültige Lagerstätte erst 2050 nötig werde, wenn das heutige Material genügend abgekühlt sei.

Reaktor der dritten Generation

Laut Zeitplan kann das Schweizer Stimmvolk 2013 via Referendum über die Gesuche abstimmen. "Wir wollen nicht alle drei Projekte vors Volk bringen", hiess es. Es sei beruhigend, dass es drei mögliche Standorte gebe, sagte BKW-Chef Kurt Rohrbach. Er rühmte die Akzeptanz des AKWs in Mühleberg - die kleine Gemeinde profitiert von jährlich 1,5 Millionen Franken Steuergeldern. Das neue AKW würde sich gut in die Landschaft einfügen und wäre dank dem Hybridkühlturm nur 60 Meter hoch. Zwar würde ein Naturzugkühlturm ohne zusätzliche Energie kühlen, aber dafür wäre er "sehr hoch und von weitem einsehbar", sagt Rohrbach. Noch nicht bekannt sei der Reaktortyp, darauf hätten sie sich im Rahmenbewilligungsgesuch nicht festlegen müssen. BKW und Axpo wollen sich nicht auf die allerneuste, in der Praxis nicht erprobte Generation Reaktortypen konzentrieren, weil in der Schweiz keine Experimente infrage kommen würden.

--

"AKWs sind gefährlich"

Die Mitglieder der Grünen Partei brachten ihren Unmut über die Pläne der Stromkonzerne BKW und Axpo, in Mühleberg und Beznau neue Atomkraftwerke (AKWs) zu bauen, mit einer spontanen Protestaktion auf dem Bundeshausplatz zum Ausdruck. "Atomkraftwerke sind gefährlich, Uranvorkommen begrenzt und das Atommüllproblem ungelöst", teilten die Grünen mit. Sie sagten der Allianz Stopp Atom zudem ihre Unterstützung zu, die umgehend ankündete, das Referendum zu ergreifen. Verurteilt wurden die Bauvorhaben von AKWs auch von der SP Kanton Bern, Greenpeace und der Schweizerischen Energie-Stiftung. Letztere sprach von einer Stromschwemme wie in den 1980er-Jahren, denn es handle sich nicht um Ersatzbauten, sondern um einen Ausbau der Atomenergie.

Das Einreichen der Rahmenbewilligungsverfahren wurde von der FDP Kanton Bern, dem Handels- und Industrieverein des Kantons Bern sowie vom Berner KMU begrüsst. Alle argumentierten mit der sogenannten Stromlücke und versprechen sich von den neuen AKWs Arbeitsplätze. Keinen Widerstand gibt es in den Standortgemeinden Mühleberg und Döttingen (AG). Der Regierungsrat des Kantons Bern will erst im Rahmen des formellen bundesrechtlichen Verfahrens Stellung nehmen. Der Kanton Bern besitzt die Aktienmehrheit an der BKW. (ba)

--

"Wir müssen uns bald einig werden"

Kurt Rohrbach, Direktionspräsident der BKW, gibt sich zuversichtlich, dass sich die Stromfirmen bald auf zwei Standorte für neue Kernkraftwerke beschränken können

Christian von Burg

Es braucht höchstens zwei, projektiert sind aber drei neue Atomkraftwerke für die Schweiz. Schon bald werde ein Projekt zurückgezogen, sagt Kurt Rohrbach. Er setzt auch auf Windenergie und hält viel von der Geothermie.

"Bund":

Haben Sie heute Gesuche für neue Atomkraftwerke auf Vorrat eingereicht ?

Kurt Rohrbach: Nein, wir brauchen diese Anlagen als Ersatz für die bestehenden Kernkraftwerke und für die wegfallenden Stromimporte aus Frankreich.

Jetzt liegen schon drei Projekte auf dem Tisch. Schadet diese Fülle von Projekten der Atomenergie?

Es käme zu einem Schaden, wenn alle drei Projekte noch lange parallel weiterbearbeitet würden und wir nicht bald zu einem Entscheid kämen. Wir müssen uns zwischen BKW, Axpo und Atel einig werden, welche Projekte Priorität haben und welche zurückgestellt werden. Es ist aber auch gut zu wissen, dass es drei mögliche Standorte für neue Kernkraftwerke in der Schweiz gibt.

Sie rechnen also damit, dass in den nächsten Monaten ein Projekt zurückgezogen wird?

Ja, wir geben uns sehr grosse Mühe, zu einer baldigen Lösung zu kommen.

Was spricht für Mühleberg?

Es handelt sich um die westlichste Anlage und sie stützt damit die Stromversorgung der Westschweiz am besten. Mühleberg ist zudem sehr gut in die Landschaft eingebettet. Das Kraftwerk liegt versteckt und stört das Landschaftsbild kaum.

Der Widerstand gegen ein neues Atomkraftwerk scheint im Kanton Bern aber grösser als an den anderen Standorten.

In der engeren Region Mühleberg ist das Kraftwerk bestens etabliert. Die Region hat dank der Anlage auch prosperiert. Wir haben breite Unterstützung aus der Wirtschaft, und das Einreichen des Rahmengesuches ist nach Rücksprache mit der Berner Regierung geschehen.

Aber der Protest ist kaum zu überhören. Was würden Sie machen, wenn sich die Berner via Initiative dafür entscheiden würden, keinen Atomstrom mehr zu beziehen?

Die Kernenergie wird immer kontrovers diskutiert werden. Ich möchte aber auch daran erinnern, dass sich die Kantonsbevölkerung bei drei Kernenergieabstimmungen seit dem Jahr 2000 immer deutlich für die Kernenergie ausgesprochen hat.

Wie stark fühlen Sie sich Ihrem Mehrheitsaktionär, dem Kanton Bern, verpflichtet?

Wir handeln in Rücksprache mit der Regierung. Wir führten lange Gespräche. Es ist klar, dass wir dieses Rahmengesuch aus unternehmerischen Gründen einreichen müssen. Wir sind auch den anderen Aktionären Rechenschaft schuldig.

Das bestehende Hochspannungsnetz muss erneuert werden - hat hier Mühleberg nicht schlechtere Karten als Beznau und Gösgen?

Der Abtransport der Energie ist gut machbar. Aber beim Thema Hochspannungsleitungen geht es nicht nur um das Kernkraftwerk. Es ist für die Versorgung der ganzen Schweiz von Bedeutung, dass wir dieses Netz komplettieren können.

Viele Menschen fürchten um die Sicherheit der Atomkraftwerke. Haben Sie für die aufflammenden Proteste Verständnis?

Natürlich gehört es zu unserer Verantwortung, die Sicherheitsfrage ernst zu nehmen. Wir malen uns jedes erdenkliche Szenario aus. Für die Kommunikation ist es aber sehr schwierig, Horrorszenarien zu zeichnen. Es heisst dann, wir hätten Angst. Es geht aber darum, sich richtig zu wappnen. Wir werden mit der Generation 3 eine neue Art von Kraftwerken bauen, bei denen alle Erfahrungen einfliessen.

Auf welche Karten setzen Sie, falls Mühleberg unter den Tisch fällt?

Wenn wir nicht durchkommen mit dem Projekt für zwei neue Kernkraftwerke, wird es sehr schwierig, die Stromversorgung der Schweiz zu gewährleisten. Die andere Möglichkeit wären Gaskombikraftwerke, die aber viel CO2 ausstossen. Mit heutigen Bedingungen sind solche Anlagen in der Schweiz nicht wirtschaftlich zu betreiben. Die Wasserkraft ist mit dem geltenden Gewässerschutz insgesamt kaum ausbaubar. Die neuen erneuerbaren Energien sollen per Gesetz bis 2030 zehn Prozent des heutigen Bedarfs decken. BKW und Axpo wollen dieses Ziel übererfüllen - aber auch damit bleibt eine Lücke.

Wie sehen Sie den Import erneuerbarer Energie aus dem Ausland?

Wir haben in einen Windpark in Deutschland investiert. Wir prüfen auch den Einstieg in grosse Windkraftprojekte im Meer. Es wird sicher zu Engagements kommen, aber solche Projekte müssen in einem vernünftigen finanziellen Rahmen liegen. Entgegen anderslautenden Behauptungen ist diese Energie heute noch stark subventioniert oder sehr teuer.

Wie schätzen Sie die Chancen der Geothermie ein? Die Stadt St. Gallen will da gross einsteigen.

Geothermie ist eine der interessantesten Möglichkeiten, weil sie Bandenergie liefern kann, das heisst unabhängig von Wind oder Sonne gibt es Energie rund um die Uhr. Ich bin allerdings sehr enttäuscht über das Projekt in Basel. Durch die schlechte Kommunikation rund um die Erdbeben wurden alle ähnlichen Projekte um Jahre zurückgeworfen. Wenn wir im Kanton Bern Sondierbohrungen machen wollen, brauchen wir eine lange Anlaufzeit. Es gibt noch viele Unbekannte, dennoch ist die Geothermie mein Favorit bei den erneuerbaren Energien.

Ist es möglich, dass Sie in den nächsten zehn Jahren von der Technologie der erneuerbaren Energien überholt werden?

Wir haben heute Abschätzungen über die Kosten und Möglichkeiten der erneuerbaren Energien. Nach der Bewilligung für die Ersatzkernkraftwerke und vor dem Bauentscheid werden wir die Situation selbstverständlich erneut analysieren. Die neuen Kernkraftwerke sollen keine Selbstläufer werden. Aber wenn wir jetzt nicht mit dem Projekt starten, ist die Kernenergie keine Option mehr.

Zur Person

Kurt Rohrbach ist seit 2001 Direktionspräsident der BKW FMB Energie AG


--

Kommentar

Alle Optionen bleiben offen

Christian von Burg

Die wenigsten möchten ein neues Atomkraftwerk vor ihrer Haustür. Schweizer Ingenieure geniessen hierzulande zwar ein weit grösseres Vertrauen als die russischen nach Tschernobyl. Doch auch in westlichen Ländern wie der Atomgrossmacht Frankreich kommt es immer wieder zu Pannen. Und aus Frankreich würde die Schweiz dereinst vielleicht zwei neue Atomreaktoren beziehen.

Gleichzeitig möchten wir nicht auf den ständigen Internetanschluss verzichten, wir möchten den Eisenbahnverkehr in der Schweiz weiter verdichten und als Ersatz für das klimaschädigende Heizöl neue Wärmepumpen installieren. All dies lässt den Stromverbrauch stetig ansteigen - und dies, obwohl die Geräte immer effizienter werden. Zudem gehen die bestehenden Kernkraftwerke Mühleberg und Beznau um 2020 vom Netz, und die Stromlieferverträge mit Frankreich - als Ersatz für das verhinderte AKW in Kaiseraugst - laufen ab. Strom droht somit knapp und teuer zu werden.

Elektrizität kann auch mit Wind produziert werden. In der Schweiz ist das Potenzial nur klein, doch an den Küsten schiessen die Windparks aus dem Boden. Deutschland und Spanien wollen diese Energie aber lieber selber nutzen. Auch der Solarenergie wird eine grosse Zukunft prophezeit - noch ist sie aber zu teuer. Am meisten Potenzial hat die Geothermie. Diese Technik ist allerdings noch zu wenig weit entwickelt. Es ist möglich, dass bis in acht Jahren, wenn die neuen Kernkraftwerke gebaut werden sollen, die erneuerbaren Energien so weit sind, dass es gar keine AKWs mehr braucht. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.

Es ist deshalb ein Gebot der Vernunft, die Option Kernenergie vorerst mit den Rahmengesuchen weiterzuverfolgen. Wird der Strom knapp und reisst Löcher ins Portemonnaie, so ist es gut möglich, dass die Schweizer Ja sagen zu einem neuen Atomkraftwerk.

Die Taktik der AKW-Bauherren ist derzeit aber denkbar schlecht. Statt zu zeigen, dass sie alles Erdenkliche versuchen, um den erneuerbaren Energien zum Durchbruch zu verhelfen, scheitern sie in der Zusammenarbeit. Sie projektieren gleich drei Atomkraftwerke, obwohl sie selber betonen, es brauche höchstens zwei.

Mit diesem Vorgehen gefährden sie ihre eigenen Ziele.

---

BZ 5.12.08

Neues Atomkraftwerk

Gesuch für Mühleberg ist eingereicht

In Mühleberg und Beznau sollen zwei neue Atomkraftwerke entstehen. Die entsprechenden Gesuche wurden gestern eingereicht.

Die beiden Energieunternehmen Axpo und BKW haben gestern die Rahmenbewilligungsgesuche für den Ersatz der Atomkraftwerke Beznau I und II sowie Mühleberg beim Bundesamt für Energie eingereicht. Doch der Weg bis zu einem möglichen Baubeginn ist noch lang. Baubeginn dürfte frühestens 2018 sein. Pro AKW rechnen die Axpo und die BKW mit Kosten bis 7 Milliarden Franken.

Die Einreichung dieses Gesuches beim Bund zeigte einmal mehr das schwierige Verhältnis zwischen der Berner Kantonsregierung und der BKW-Führung auf. nb

Seite 3

--

Gesuch für neues Atomkraftwerk in Mühleberg

"Regierung wurde einbezogen"

Der Chef des Berner Energiekonzerns, Kurt Rohrbach, möchte in Mühleberg ein neues Atomkraftwerk bauen. Ein entsprechendes Gesuch hat die BKW gestern nach Absprache mit der Berner Regierung eingereicht.

Atomkraftwerke sind in der Schweiz politisch stark umstritten. Warum haben Sie trotzdem ein Gesuch für ein neues AKW in Mühleberg eingereicht?

Kurt Rohrbach: Wir brauchen für die bestehenden Anlagen und künftig wegfallenden Stromlieferungen aus Frankreich Ersatzanlagen. Aus Gründen der Versorgungssicherheit und auch aus klimapolitischen Gründen haben wir heute zwei Gesuche für neue Kernkraftwerke eingereicht.

Hat die Berner Regierung das Gesuch abgesegnet?

Selbstverständlich haben wir das Gesuch nach Rücksprache mit dem Mehrheitsaktionär (der Kanton Bern, Anm. d. Red.) eingereicht. Bei solch wichtigen strategischen Überlegungen muss der Mehrheitsaktionär einbezogen werden.

Brauchte es bei der rot-grünen Regierung viel Überzeugungsarbeit?

Es war eine intensive Information, eine Auseinandersetzung und Diskussion, die es zu führen gab. Vor- und Nachteile mussten gegeneinander abgewogen werden.

Hat auch der Verwaltungsrat der BKW die Pläne abgesegnet?

Der Entscheid, ob ein solches Gesuch eingereicht wird oder nicht, ist ein Entscheid des Verwaltungsrates.

Inwiefern sind Sie für die Realisierung eines neuen AKW in Mühleberg noch auf die Berner Regierung angewiesen?

Der Kanton Bern ist Mehrheitsaktionär der BKW. In diesem Zusammenhang werden die Pläne in Mühleberg im Grossen Rat und in der Bevölkerung noch viele Diskussionen auslösen. Die Berner Regierung wird auch als Behörde in diesem Prozess involviert sein.

Sind Sie nur dem Mehrheitsaktionär Rechenschaft schuldig?

In erster Linie sind wir dem Mehrheitsaktionär Rechenschaft schuldig. Aber nicht nur. Wir haben rund 6000 Aktionäre. Wir müssen uns auch mit einem grossen Aktionär wie E-On und insbesondere mit den institutionellen Investoren absprechen.

Was macht die BKW, wenn die Entwicklung der neuen erneuerbaren Energien in den nächsten 15 Jahren die Nukleartechnologie einholt?

Das Projekt in Mühleberg ist kein Selbstläufer. Es muss laufend überprüft werden. Es muss sichergestellt werden, dass die geplanten Investitionskosten nicht aus dem Ruder laufen und dass diese in einem richtigen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen. Das Potenzial der neuen erneuerbaren Energien kann nur grob abgeschätzt werden. Die BKW überprüft deshalb ihre Strategie periodisch. Aber es wäre falsch, jetzt kein Gesuch einzureichen. Wir hätten die Option vertan.

Es wurde mehrmals gesagt, dass die drei grossen Stromkonzerne Atel, Axpo und BKW in Kürze bekannt geben werden, welcher der drei Standorte Mühleberg, Beznau und Gösgen wieder aus dem Rennen fallen wird. Wer hat die besten Karten?

Wenn wir nicht überzeugt wären, dass Mühleberg und Beznau die besten Standorte wären, hätten wir das Gesuch nicht einreichen dürfen. Ich glaube aber, dass es für alle drei beteiligten Stromkonzerne klar ist, dass wir Partneranlagen bauen wollen.

Die BKW hatte in der Vergangenheit eigentlich engere Beziehungen zur Atel. Warum ist die BKW jetzt mit der Axpo im gleichen Boot?

Wir haben uns mit der Atel nicht entsprechend finden können. Die BKW hat in Mühleberg ganz klar einen Ersatzbedarf. Wenn man das nicht auf Anhieb anerkennt, ist es schwierig. Wir haben aber deswegen mit der Atel keinen Streit.
Interview: Niklaus Bernhard

"Bei solch wichtigen strategischen Überlegungen muss der Mehrheitsaktionär einbezogen werden."

Kurt Rohrbach

--

BKW

Chef krebst zurück

Wenn es um den Bau eines neuen AKW geht, zeigt sich erneut das schwierige Verhältnis zwischen BKW und Berner Regierung.

Der Berner Regierungsrat habe das Rahmenbewilligungsgesuch der BKW abgesegnet, sagte BKW-Chef Kurt Rohrbach gestern nach der Medienkonferenz in einer Interviewrunde gegenüber mehreren Journalisten. Die Regierung sei einverstanden, dass die BKW dieses Gesuch einreiche. Beim Gegenlesen zog die BKW diese Aussagen zurück. Gemäss Informationen dieser Zeitung geschah dies nach Gesprächen zwischen der Regierung und der BKW-Führung.

Dies zeigt einmal mehr, dass das Verhältnis zwischen der BKW und ihrem Mehrheitsaktionär alles andere als einfach ist. Der Kanton Bern besitzt 52,5 Prozent der BKW-Aktien. Energiedirektorin Barbara Egger (SP) und Finanzdirektor Urs Gasche (BDP) sitzen im BKW-Verwaltungsrat. Zu zweit können sie dort zwar kaum etwas ausrichten. Das hindert die Regierung aber nicht daran, Einfluss auf die BKW zu nehmen. So hat der Regierungsrat bei der BKW gegen den geplanten Bau eines Kohlekraftwerks interveniert.

Gasche: "Kein Beschluss"

Im Gegensatz dazu hat sich die Regierung in der AKW-Frage bislang nicht klar positioniert. Gestern teilte sie lediglich mit, dass sie das Einreichen des Gesuchs zur Kenntnis genommen habe. Angesprochen auf das Rahmenbewilligungsgesuch für ein neues AKW in Mühleberg, sagt Gasche: "Ein Beschluss dazu wurde vom Regierungsrat nicht gefällt." Demnach hat die Regierung nicht Ja gesagt zum Gesuch der BKW - aber auch nicht Nein. Gasche jedenfalls sagt: "Ich kann mir vorstellen, dass das Ausbleiben einer negativen Reaktion seitens des Regierungsrates von Herrn Rohrbach als (stillschweigende) Absegnung verstanden worden ist."

Der Regierungsrat sei vorgängig darüber informiert worden, dass die BKW ein Rahmenbewilligungsgesuch vorbereitet, führt Gasche aus. So gesehen sei das Gesuch im Regierungsrat "ein Thema im weitesten Sinn" gewesen. Aber einen Beschluss gebe es nicht. "Inhaltlich wird sich der Regierungsrat erst im formellen Verfahren positionieren", sagt Gasche.

"Sache der Wirtschaft"

Das heisst: Die rot-grüne Regierung wird im nun lancierten Bewilligungsverfahren Stellung nehmen zum BKW-Projekt. Im Rahmen dieser Stellungnahme wird sie den Beschluss fällen, ob sie für oder gegen den Bau eines neuen AKW ist.

2007 hatte die Regierung in der Antwort auf einen Vorstoss geschrieben, die Planung eines neuen AKW sei "Sache der Energiewirtschaft und nicht der öffentlichen Hand". Und weiter: "Die Kompetenzen des Regierungsrates im Bereich der Planung und Erstellung eines Kernkraftwerkes im Kanton Bern beschränken sich auf die kantonale Richtplanung und die Stellungnahme zu allfälligen Gesuchen zuhanden des Bundesrates."

Dominic Ramel

---

derbund.ch 4.12.08

BKW wollen neues Atomkraftwerk

Die Energieunternehmen Axpo und BKW wollen heute Donnerstag beim Bundesamt für Energie die Rahmenbewilligungsgesuche für den Ersatz der Kernkraftwerke Beznau I und II sowie Mühleberg einreichen.

Die beiden Ersatz-KKW sollen gemäss Angaben von Axpo und BKW vom Donnerstag an den Standorten der bestehenden Anlagen Beznau im Kanton Aargau und Mühleberg im Kanton Bern gebaut und nach 2020 in Betrieb genommen werden.

Mit den Neubauten soll gemäss Angaben der Stromversorger sichergestellt werden, dass die Stromversorgung der Schweiz auch nach dem Ende der Betriebsdauer der heutigen KKW Beznau und Mühleberg gewährleistet bleibt. 2020 werden zudem die Strombezugsverträge mit Frankreich nach und nach auslaufen.

KMU applaudieren, Grüne und SP protestieren

Das Rahmenbewilligungsgesuch der BKW für ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg hat im Kanton Bern erwartungsgemäss unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. KMU und Handels- und Industrieverein (HIV) applaudieren, SP und Grüne protestieren.

Die BKW unternehme mit dem Einreichen des Gesuchs einen wichtigen Schritt, um die absehbare Stromlücke zu schliessen, die Stromversorgung zu sichern und um Arbeitsplätze zu erhalten respektive neue zu schaffen. Das schreibt der Handels- und Industrieverein in einer Mitteilung.

KMU: Erneuerbare Energien reichen nicht

Der Strombedarf lasse sich nicht allein mit erneuerbaren Energien decken, findet der Verband der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Kanton Bern. Zudem generiere ein neues Kernkraftwerk eine Wertschöpfung von 500 Millionen Franken und etwa 2000 Arbeitsplätze im Kanton Bern.

Der bernische Regierungsrat gab bekannt, er habe das Gesuch zur Kenntnis genommen. Er werde im Rahmen des formellen bundesrechtlichen Verfahrens dazu Stellung nehmen. Positiv bewerte er, dass die BKW eine breit abgestützte Gruppe zur kommunikativen Begleitung des Projekts einsetzen wolle.

Grüne ergreifen "falls nötig" das Referendum

Die Grünen Kanton Bern führten kurz vor Mittag zusammen mit der Bundeshausfraktion der Grünen auf dem Bundesplatz eine Protestaktion durch. Rund 70 Personen nahmen daran teil, wie die stellvertretende Generalsekretärin der Grünen Schweiz, Miriam Behrens, auf Anfrage sagte.

Die Grünen Kanton Bern erklärten, falls nötig würden die Grünen zusammen mit der Allianz Stopp Atom das Referendum ergreifen. Die Lösung für Versorgungssicherheit laute grüner Strom und Stromeffizienz.

SP sieht Problem der atomaren Abfälle

"Mit Augenbinde und Ohrenpropfen in die Zukunft": So gehe die BKW vor, findet die SP Kanton Bern. Das bernische Energieunternehmen handle unbeirrt von der Tatsache, dass nach wie vor keine Lösung für die Lagerung von atomaren Abfällen gefunden sei. Es drohe ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Fiasko.

Die Organisation "Nie wieder Atomkraftwerke Bern" bezeichnet das Gesuch als Frechheit. AKW brächten eine Reihe ungelöster Probleme mit sich. (el/sda)

---

bernerzeitung.ch 4.12.08

Applaus und Protest gegen neue Atomkraftwerke

Das Rahmenbewilligungsgesuch der BKW für ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg hat im Kanton Bern erwartungsgemäss unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. KMU und Handels- und Industrieverein (HIV) applaudieren, SP und Grüne protestieren.

Die BKW unternehme mit dem Einreichen des Gesuchs einen wichtigen Schritt, um die absehbare Stromlücke zu schliessen, die Stromversorgung zu sichern und um Arbeitsplätze zu erhalten respektive neue zu schaffen. Das schreibt der Handels- und Industrieverein in einer Mitteilung.

Der Strombedarf lasse sich nicht allein mit erneuerbaren Energien decken, findet der Verband der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Kanton Bern. Zudem generiere ein neues Kernkraftwerk eine Wertschöpfung von 500 Millionen Franken und etwa 2000 Arbeitsplätze im Kanton Bern.

Der bernische Regierungsrat gab bekannt, er habe das Gesuch zur Kenntnis genommen. Er werde im Rahmen des formellen bundesrechtlichen Verfahrens dazu Stellung nehmen. Positiv bewerte er, dass die BKW eine breit abgestützte Gruppe zur kommunikativen Begleitung des Projekts einsetzen wolle.

Grüne ergreifen "falls nötig" Referendum

Die Grünen Kanton Bern führten kurz vor Mittag zusammen mit der Bundeshausfraktion der Grünen auf dem Bundesplatz eine Protestaktion durch. Rund 70 Personen nahmen daran teil, wie die stellvertretende Generalsekretärin der Grünen Schweiz, Miriam Behrens, auf Anfrage sagte.

Die Grünen Kanton Bern erklärten, falls nötig würden die Grünen zusammen mit der Allianz Stopp Atom das Referendum ergreifen. Die Lösung für Versorgungssicherheit laute grüner Strom und Stromeffizienz.

"Mit Augenbinde und Ohrenpropfen in die Zukunft": So gehe die BKW vor, findet die SP Kanton Bern. Das bernische Energieunternehmen handle unbeirrt von der Tatsache, dass nach wie vor keine Lösung für die Lagerung von atomaren Abfällen gefunden sei. Es drohe ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Fiasko.

Die Organisation "Nie wieder Atomkraftwerke Bern" bezeichnet das Gesuch als Frechheit. AKW brächten eine Reihe ungelöster Probleme mit sich. (asu/sda)

---

20min.ch 4.12.08

Atom-Gegner sorgen für Eklat

Die Medienkonferenz der Energieunternehmen Axpo und BKW zu den Gesuchen für den Ersatz der Atomkraftwerke Beznau I und II und Mühleberg zog nicht nur viele Medienschaffende an. Vor dem Saal im Berner Kursaal bezog auch Greenpeace Stellung. In den Saal durften die Aktivisten aber nicht.

Mit orangen Overalls und gelben Helmen bekleidet stellten sich rund zehn Aktivisten rechts und links des Durchgangs zum Saal auf. Mit Plakaten in drei Landessprachen protestierten sie gegen den Ersatz der AKW.

Obwohl von ihnen kein Laut zu hören war, waren die Veranstalter keineswegs begeistert von dem Auflauf. Als die Aktivisten in den Mediensaal wollten, drohten diese mit dem Rauswurf aus dem Gebäude, wie Leo Scherer von Greenpeace sagte. Schliesslich habe man sich darauf geeinigt, dass sie vor dem Konferenzsaal bleiben dürften.

Kritischen Fragen mussten sich Axpo-CEO Heinz Karrer und Kurt Rohrbach, Direktionspräsident der BKW, im Anschluss an ihre Ausführungen dennoch stellen. Neben Medienschaffenden meldeten sich etwa auch SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner sowie Vertreter der Schweizerischen Energiestiftung und der Grünliberalen Partei zu Wort.

Die beiden Energieunternehmen bemühten sich ihrerseits nicht nur an der eigentlichen Medienkonferenz. Rund ein Dutzend Mitarbeiter reichten neben Kaffee und Gipfeli auch Tabletts mit Häppchen und Wein. Beim Verlassen des Saals wurden zusätzlich Chlausesäckli verteilt.

Quelle: SDA/ATS

---

20min.ch 4.12.08

Heftige Reaktionen gegen neue AKW

Die von der Axpo und der BKW eingereichten Rahmenbewilligungsgesuche für neue Atomkrafte in Beznau und Mühleberg haben breite Reaktionen ausgelöst. Das Referendum gilt als sicher. Das Volk dürfte somit das letzte Wort haben.

Kurz nachdem die Energieunternehmen Axpo und BKW am Donnerstag mitteilten, sie hätten Rahmenbewilligungsgesuche für den Ersatz der Atomkraftwerke Beznau I und II im Kanton Aargau sowie Mühleberg im Kanton Bern eingereicht, war klar: Dereinst werden Unterschriften gegen die Pläne gesammelt.

Die "Allianz Stopp Atom" kündigte in einem Communiqué an, sie werde das Referendum ergreifen. Unterstützung erhält sie von den Grünen, der SP und weiteren Umweltorganisationen.

Die SP sprach an die Adresse von Axpo und BKW von einem "weltfremden Gesuch". Die Atom-Technologie sei veraltet, teuer, hochgradig gefährlich und hinterlasse Tausenden von kommenden Generationen ein unlösbares Problem in Form von tonnenweise hochradioaktivem Abfall.

Nicht nur gefährlich, auch unwirtschaftlich

Atomenergie sei auch unwirtschaftlich, ergänzten die Grünen. Eine französische Studie habe gezeigt, dass mit den Milliarden, die in ein neues AKW investiert werden, durch Stromeffizienz und erneuerbare Energien die doppelte Strommenge produziert werden könnte.

Ihren Bedenken gaben die Grünen am Donnerstag kurz vor Mittag in einer Protestaktion vor dem Bundeshaus Ausdruck. Rund 70 Personen nahmen nach Angaben der Partei teil.

Ebenfalls mit einer Aktion protestierte die Umweltorganisation Greenpeace gegen die Pläne der Energieunternehmen. Rund zehn Aktivisten postierten sich mit orangen Overalls und gelben Helmen bekleidet und mit Plakaten ausgerüstet vor dem Saal im Berner Kursaal, wo die Medienkonferenz stattfand.

Zürcher Beispiel

In einem Communiqué betonte die Organisation, die Schweiz brauche eine nachhaltige Energieversorgung, die sich auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz stütze.

Greenpeace sieht sich dabei von der Bevölkerung unterstützt: Das überdeutliche Ja der Zürcherinnen und Zürcher zum langfristigen Atomausstieg der Stadt setze ein Fragezeichen hinter die AKW- Neubaupläne.

Die Organisation "Nie wieder Atomkraftwerke Bern" sprach von einer "Frechheit". AKW brächten eine Reihe ungelöster Probleme wie die Endlagerung, die Uranabhängigkeit vom Ausland, die Terrorgefahr oder die unzureichende Haftpflichtversicherung mit sich. Die Schweizerische Energiestiftung (SES) forderte die Konzerne auf, die Gesuche wieder zurückzuziehen.

Zustimmung aus betroffenen Kantonen

Begrüsst wurden die AKW-Baupläne von der Wirtschaft. Der Beitrag der Kernenergie für eine sichere, kostengünstige und umweltschonende Stromversorgung sei eine wichtige Grundlage für den Wirtschaftsstandort, auf den die Schweiz in den nächsten Jahrzehnten nicht verzichten könne, schrieb der Dachverband economiesuisse.

Der Handels- und Industrieverein (HIV) des Kantons Bern sowie der Verband Berner KMU lobten die Schliessung der drohenden Stromlücke sowie das Schaffen neuer Arbeitsplätze.

Auch die Gemeinde Döttingen AG, Standortgemeinde der beiden Atomreaktoren Beznau, steht dem Projekt der Axpo positiv gegenüber. Sie möchte sich allerdings ihre Standortgunst entschädigen lassen.

Zustimmung erhielten die Axpo und die BKW auch von der Atel Holding AG. Der Stromkonzern hatte im Juni selber ein Gesuch für ein neues Atomkraftwerk in der Nähe der bestehenden AKW Gösgen eingereicht. "Mit einer Auswahl von drei Projekten sind die Chancen gut, rechtzeitig zwei neue Kernkraftwerke zu realisieren", schreibt Atel.

---

20min.ch 4.12.08

Regierung beurteilt AKW-Gesuch erst später

Die Berner Regierung lässt sich Zeit: Sie will zum Gesuch für ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg erst im Rahmen des formellen bundesrechtlichen Verfahrens Stellung nehmen. Das Gesuch wurde vom Stromkonzern BKW gestellt.

Der Regierungsrat habe die Einreichung des Rahmenbewilligungsgesuchs für den Ersatz des bestehenden Kernkraftwerks am Donnerstag zur Kenntnis genommen, teilte der Kanton mit. Positiv beurteile der Regierungsrat die Absicht der BKW FMB Energie AG, eine breit abgestützte Begleitgruppe zur kommunikativen Begleitung des Projekts einzusetzen, hiess es.

Quelle: AP