MEDIENSPIEGEL 13.12.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo)
- Rocker-Jimy: Black Block = RGM-Schlägertrupp
- Progr: Sammelwut
- Thun: kein Bettelverbot
- Videoüberwachung Solothurn
- Mühleberg: BKW auf pro-Atom-Tour
- Gothic-Konzert verwirrt in Yverdon
- Gammler: Hippie-Hits gegen die Obrigkeit
- Gipfel-Soli-News 13.12.08
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REITSCHULE
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Dez 08: Beteiligt Euch an der
Vorplatz-Präsenz!!!
PROGRAMM:
Sa 13.12.08
14.00 Uhr - Frauenraum - AMIE
Frauenkleidertauschbörse
20.30 Uhr - Tojo - Pamplona von
Jobert und Pancetta. Mit Eveline Dietrich & Robert Stofer
21.00 Uhr - Kino - Volver,
Pedro Almodóvar, E 2006
22.00 Uhr - Dachstock - A Dachstock-HipHop-Weekender: J-Live (USA) & Mr. Thing (UK), Blu Rum
13 & Band (USA), Support: DJ Kermit
Infos: www.reitschule.ch
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BZ 13.12.08
Von Paarreisen und alten Säcken
Viel Humor und wenig Action: Das Theater "Pamplona" ist ein
kabarettistisches Zweipersonenstück über die Tücken von
Ferien mit dem
Partner. Am Donnerstag war in der Reitschule Premiere.
Nur alte Säcke auf der Bühne des Tojo Theaters in der Berner
Reitschule. Kartoffelsäcke. Und zwei skurrile Gestalten: Pancetta,
die
geizige Vorausdenkerin, und Jobert, ihr physikbegeisterter Partner.
Bereits vor der Abreise in die ersten gemeinsamen Auslandferien werden
Verstimmungen deutlich. "Hesch gnue Socke ypackt? Nid dass es umi tuet
chäsele!", fragt Pancetta misstrauisch.
Wandern
Nach ihrem letzten Bühnenprojekt "Zeltsam, ein Stück
Beziehung", in dem
Pancetta (Eveline Dietrich) und Jobert (Robert Stofer) auf einen
Campingplatz in der Schweiz gingen, nehmen sie mit "Pamplona" nun die
Zuschauer mit nach Spanien. Aber nicht zur Erholung an den Strand,
sondern zum Wandern Richtung Santiago de Compostela.
Entfremdung
Je grösser dabei die Entfernung zur Heimat wird, umso grösser
wird auch
die Entfremdung zwischen den beiden. In kurzen Episoden sind die
albtraumhaften Highlights dieser Ferien zu sehen - von lispelnden
Spaniern bis hin zu einer Begegnung mit aufsässigen Stieren. Das
gibt
einiges zu lachen. Und sogar zu lernen: Haben Sie beispielsweise
gewusst, dass jede siebte Welle höher ist als die andern? Oder wie
der
Apostel Jakob nach Spanien kam? Der Berner Reto Finger, vor allem als
Dramatiker ("Kaltes Land", "Fernwärme") bekannt, hat bei
"Pamplona"
Regie geführt. Er lässt den beiden Figuren viel Raum und
Zeit. Zwischen
witzigen Pointen und bissigen Parodien entstehen rührende Momente,
die
von der Intimität und Schlichtheit der Inszenierung leben. In
anderen
Momenten aber bricht die Spannung völlig ein, und gähnende
Langeweile
macht sich breit. So hinterlässt der Abend trotz
überzeugenden Spiels
und intelligenten Witzes einen zwiespältigen Eindruck. Dieser
kabarettistische Kleinkunstabend wäre zudem in der Cappella sicher
besser aufgehoben gewesen. Und vielleicht hätten da sogar mehr als
zwanzig Zuschauer den Weg nach "Pamplona" gefunden.
Alexandra von Arx
Weitere Vorstellungen: heute, 20.30 Uhr, im Tojo Theater, Reitschule.
Am 20.1.2009 im Bad Bonn, Düdingen. Infos: www.tojo. ch oder
www.jobertundpancetta.ch.
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DER ROCKER & DER BLACK BLOCK
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Bund 13.12.08
Der kleine Bund
"Ich bin keiner von denen"
Nein, Jimy Hofer will die Welt nicht verbessern. Ganz und gar nicht.
Nur Bern. Dazwischen liegt ein himmelweiter Unterschied. Es ist der
Unterschied,
den dieser Mann zwischen sich und den Politikern macht. Jetzt sitzt er
trotzdem im Berner Stadtparlament. Eine Langzeitbeobachtung.
Christoph Lenz (Text), Adrian Moser (Bilder)
So geht das in der Demokratie. Nicht gewählt und doch
gewählt. Bis er
die Tür öffnet an diesem trüben Dezembermorgen in
Wiggiswil bei
Münchenbuchsee, Jimy Hofer, der Nicht-Stadtpräsident und
Neo-Stadtrat,
vergehen einige Minuten. Fünf, vielleicht sechs.
Dann steht er im Eingang, reibt sich das Gesicht und bittet müde
herein
ins Clubhaus der Broncos. Wortlos wankt er zum Wasserkocher auf der
Werkbank, greift sich einen Becher, gibt grosszügig Instantpulver
hinein und dann brühendes Wasser. Milch hat es keine mehr.
Spät sei es geworden gestern, sagt Jimy. Er war im Hallenstadion.
Göläs
zweites Konzert, "ein Riesenfest, alle waren da". Dann steigt Jimy in
den Keller hinab, Milch holen.
Schon am Montag davor war er im Hallenstadion. "Da haben die Hosen
gespielt." Campino hatte ihn eingeladen. Sie kennen sich von
früher -
Jimy, der Security-Chef, und Campino, der Sänger der deutschen
Punkband
Die Toten Hosen. In der Garderobe dann das Wiedersehen. "Und was hing
da an der Wand? Mein Plakat!" Jimy lacht. "Die Jungs haben meinen
ganzen Wahlkampf im Internet verfolgt. Unglaublich." Noch im Dezember
wolle er an ein weiteres Hosen-Konzert fahren, diesmal nach Hamburg.
Einmal im Jahr müsse er einfach nach Hamburg. Das mache er seit
Jahren
so.
"Wählt keine Politiker"
Boss der Broncos und Leader einer Rockband mag Jimy Hofer sein, den
Rest kauft man ihm heute Morgen nicht ab. Nicht den Familienvater,
nicht den Helikopterpiloten, nicht den Buchautor. Auch nicht den
KMU-Gewerbler, den die Behörden mit ihrem Regulierungswahn vom
Arbeiten
abhalten, und schon gar nicht den Berner Stadtrat, der er seit dem 30.
November 2008 ist, demokratisch gewählt.
Warum eigentlich haben die Berner die Liste "04 Jimy Hofer" ins
Parlament geschickt? Ihm fallen viele Gründe ein. Wegen des klaren
Programms. Wegen der Sicherheit in Bern. Weil die Leute ihn kennen.
Weil sie ihm vertrauen. Weil sie genug haben von Links-Grün, von
Politikern, von jenen, die nur reden und nicht handeln, von Ideologien
und so weiter. "Wählt keine Politiker", so stand es auf seinem
Plakat.
Warum hat er überhaupt kandidiert? Jimy Hofer denkt lange nach. Es
sei
sehr wichtig, dass man ihn richtig verstehe. Er wolle nicht die Welt
verbessern. "Ganz und gar nicht, ich bin keiner von denen." Mit
Fantasten und Revolutionären wolle er nichts zu tun haben. Er habe
einfach nicht anders gekonnt, als zu kandidieren, sagt Jimy. "Ich
konnte es irgendwann nicht mehr verantworten, untätig danebenzu-
stehen
und zuzuschauen, wie alles den Bach runtergeht." Er sei noch nie einer
gewesen, der die Faust im Sack machte. Immer wenn ihm etwas nicht
gepasst habe, sei er hingestanden und habe gesagt: so nicht. "Und was
soll man da machen heutzutage? Man kann ja schlecht mit dem
Baseballschläger im Erlacherhof einmarschieren. Man muss sich
wählen
lassen."
Er unten, die oben
Rückblende: Ende September, Jimys Wahlkampf läuft
allmählich an. Gerade
hat ihm die Stadtverwaltung unfreiwillig ein weiteres Thema zugespielt.
Die Personalvorsorgekasse der Stadt Bern hat den rund dreissig
Bewohnern der Gerberngasse 7, 9 und 9a schriftlich auf April 2009
gekündigt. Das mache ihn stinksauer, sagt Jimy. Die Bewohner
hätten
hier zum Teil seit mehr als drei Jahrzehnten gelebt. Manche seien schon
alt und nicht mehr gut zu Fuss. Und jetzt komme die Stadt und schmeisse
sie alle raus, "einfach so, zwecks Renovation".
Jimy ist jetzt der Einzige, der redet, im Restaurant Mülirad,
gerade
gegenüber den besagten Liegenschaften. Am Stammtisch sitzen einige
ältere Damen, darunter Bewohnerinnen der Gerberngasse 9, sie
lauschen
und nicken. Die Kündigung sei eine Schande, schimpft Jimy. Als er
gestern davon gehört habe, sei er direkt hinauf in den
Erlacherhof, um
diesen Stadträten einmal die Meinung zu sagen. Die Hayoz habe ihn
sogar
empfangen und zugehört und auch Verständnis gezeigt. "Jetzt
wollen wir
sehen, was weiter passiert." Sie sei ja gar keine Schlechte, die Hayoz,
sagt Jimy. Überhaupt habe er Respekt vor allen Gemeinderäten.
"Aber
manchmal studieren sie einfach zu wenig, bevor sie etwas beschliessen."
Und deshalb müsse er jetzt Stadtpräsident werden, "damit
solche
Fehlentscheide nicht mehr vorkommen".
Jimy hier unten im "Mülirad", bei den Leuten, die Amtsträger
dort oben
im Erlacherhof, weit weg von den Menschen. So politisiert er gerne. Und
wenn er denn tatsächlich Stadtpräsident werden sollte,
plötzlich auch
dort oben sässe, ein Politiker wäre, was dann?
Jimy Hofer weiss es. "Der Stadtpräsident ist der Chef der Stadt."
In
Friedenszeiten sei das ein relativ simpler Job, da müsse der Stapi
vor
allem gut delegieren können. Das würde er sich schon
zutrauen, das
mache er schliesslich schon fast sein ganzes Leben lang. Anders in
Krisensituationen, da müsse der Stadtpräsident ganz klare
Befehle
geben. Er müsse unmissverständlich sagen, wo es langgeht. Zum
Beispiel
bei der Reithalle. Oder beim Zaffaraya. Oder bei Demonstrationen wie am
6. Oktober 2007.
"Wäre ich damals Stadtpräsident gewesen, ich hätte
zuvorderst vorne
gestanden auf dem Bundesplatz und zu diesen Chaoten gesagt: Losit, in
dieser Stadt sage ich, was läuft und wer demonstrieren darf. So
Chaotengesindel wie ihr hat hier nichts verloren. Und jetzt habt ihr
fünf Minuten Zeit, Platz zu machen, denn sonst chlöpfts."
Jimy haut mit
der Handkante auf den Tisch. "Wer diese Linie fährt, kann nichts
falsch
machen, denn es ist eine gerade Linie." Heute glaubten alle in dieser
Stadt, sie könnten sich alles erlauben: mööggen, wie sie
wollen,
demonstrieren, wann sie wollen, Eigentum zerstören, Leute
überfallen.
"Das hat Bern kaputtgemacht."
Ein Mann der Mitte, trotzdem
Zurück in der Wiggiswiler Broncos-Hütte, einer stillgelegten
Suurchabis-Fabrik. Jimy redet von der Politik im Parlament. Er habe
viel nachgedacht in den letzten Monaten. Und er glaube schon, dass er
den Betrieb jetzt langsam durchschaut habe, sagt er. Im Stadtrat wolle
er sich auf einzelne wichtige Themen konzentrieren. Nur so könne
er
verhindern, dass er aufgefressen werde vom Apparat, wie so viele
Politiker vor ihm. "Sicherheit, Sauberkeit, Verkehr, da habe ich
Erfahrung, da will ich mitreden. Den Rest überlasse ich gerne den
anderen." Stadtrat Jimy Hofer, ein ganz gewöhnlicher
Rechtspopulist.
Und doch nicht. Die Wahlhilfeplattform Smartvote verortet Jimy Hofer
erstaunlich zentrumsnah. Mit Recht: Jimy will zwar einen schlankeren
Staat, aber wesentlich mehr Mittel ausgeben für Verkehr, Kultur,
Bildung, Sicherheit, Tagesstrukturen und sozialen Wohnungsbau. Jimy
will zwar in Sicherheitsfragen hart durchgreifen, am liebsten aber alle
Drogen legalisieren, auf jeden Fall Hanf. Jimy will zwar das Problem
mit der Reitschule rasch angehen, aber den Kulturbetrieb
aufrechterhalten und sicher nicht der SVP-Initiative für den
Verkauf
zustimmen.
Es habe ihn selbst überrascht, wie nahe er der Mitte steht,
"überrascht
und gefreut", sagt Jimy. Er habe noch nie viel übriggehabt
für extreme
Positionen, weder rechte noch linke. "Ich sage immer: Es muss in der
Politik wieder der gesunde Menschenverstand regieren. So wie
früher."
Die Zauberformel
"Früher" kommt häufig vor in Jimy Hofers Welt. Er wolle sich
dafür
einsetzen, dass Bern so sicher und sauber werde, wie er es von seiner
Kindheit her kenne, verspricht Jimy bei seinem Wahlkampfauftakt im
letzten September. Zwei Wochen später im "Mülirad" sagt er:
"Früher hat
man noch miteinander geredet. Die Politiker haben noch auf das Volk
gehört."
Helmut Schmidt sei so ein Politiker gewesen, ihn bewundere er noch
heute, erzählt Jimy. Ein Mann von altem Schrot und Korn. Einer,
der die
Ansichten und die Ängste des Volkes noch ernst genommen habe. Zu
Jimys
Vorbildern zählt auch Willi Ritschard. Den habe er immer
verstanden,
wenn er etwas gesagt habe. "Das war stets so, wie wenn man einem
Kollegen in der Beiz zugehört hätte." Auch später habe
es noch ein paar
Gute gegeben. Den Peter Bodenmann zum Beispiel, auch wenn er mit dessen
Linie nicht immer einverstanden gewesen sei. Ja, klar sei ihm bewusst,
dass alle, die er aufgezählt hat, Linke seien. Jimy greift nach
der
Kaffeetasse. "Aber die wirklich Guten unter den Rechten, die waren mir
immer zu extrem."
Es gibt auch ein "Früher", das in Jimys Wahlkampf unangesprochen
bleibt: sein eigenes. Er habe zu seiner Vergangenheit nichts zu sagen,
meint er im Restaurant Mülirad. Man solle seine Bücher lesen,
"da steht
alles drin".
Tatsächlich, die Anekdotensammlungen "Ein Leben als Bronco" und
"Unterwegs im Leben" erzählen viel von seiner Kindheit im oberen
Kirchenfeld der Sechzigerjahre, ausführlich auch von den
Anfängen der
Broncos und von brenzligen Situationen, die Jimy vorzugsweise mit
seinen Fäusten zu klären pflegte. Und sie berichten von einem
Mann, der
schon sehr früh sehr reif gewesen sein will. Das tönt dann
so: "Es gibt
im Leben drei Dinge zu lernen und zu befolgen. Die Zauberformel heisst:
Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit."
Jimy Hofer stellt klar
Allein, Jimy Hofers Bücher haben mehr blinde Flecken als
erhellende.
Sie erklären nicht, weshalb es von allen Broncos gerade Jimy Hofer
zum
stadtbekannten Rocker bringen sollte. Weshalb Jimy Hofer gewissen
Gleichaltrigen bis heute als Brutalo gilt. Oder wie Jimy Hofer zu
seinem so zwielichtigen Ruf gekommen ist. Wohl nicht durch
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.
"Ja, ja, ja, ja, klar", sagt Jimy und wird ein bisschen lauter. "Um das
klarzustellen: Wir Broncos haben schon manchmal dreingeschlagen, aber
nie unbegründet. Wir haben nie gegen aussen Gewalt angewendet,
wenn wir
nicht attackiert wurden. Wir sind nie in die Stadt gegangen mit dem
Ziel, Lämpen zu machen. Und vor allem sind wir nie der
Allgemeinheit
auf der Tasche gelegen. Das ist der Unterschied zwischen den Broncos
und den Gangs von heute."
Vielleicht ist er vor allem darin gut: hinstehen, das Maul aufreissen
und auf die anderen zeigen. Zum Beispiel dann, wenn es um das
Nachtfahrverbot in der Matte geht, das Jimy Hofer und seine Broncos
konsequent missachten. "Klar", sagt Jimy, "in Bern ist das auch absolut
legitim." Eine Stadt, die irgendwelche Leute im Wald ohne
Baubewilligung ganze Siedlungen hochziehen lasse, könne nicht
erwarten,
dass sich die anderen Bürger an alle Fahrverbote hielten. "Man
kann das
einfach nicht miteinander vergleichen. Meine Gäste fahren
gelegentlich
mit dem Töff durch die Matte. Die Zaffarayas hingegen missachten
die
Grundfesten dieses Staates."
Sind es nicht die Bewohner des Zaffaraya, so schimpft er über die
Chaoten, die Behörden, die Gemeinderäte und die
Stadträte. Seine erste
Broschüre für die Berner Haushalte musste er einstampfen
lassen, weil
der Gemeinderat sie dem Wahlmaterial nicht beilegen wollte. Jimy Hofer
hatte Stadträte darin als hirnlose Chaoten bezeichnet.
Sofort voll auf die Klötze
Anfang November im Bümplizer "Sternen". Die Aschenbecher im Foyer
sind
gefüllt mit Marocaines und Gauloises. Im Saal: gut sechzig
Besucher,
die Bier trinken oder Rivella, und ein Fernsehteam, das ein bisschen zu
viel Hektik verbreitet für diesen Anlass. Auf der Bühne: ein
Moderator,
acht Politiker und Jimy Hofer. Nach zwanzig Minuten darf er zum ersten
Mal reden. Es geht um den Verkehr. Hier habe Bern riesige Defizite,
sagt Jimy. "Die Ampeln stehen viel zu oft auf Rot." Neben ihm sitzen
Edith Olibet und Stephan Hügli. Vor einem anderen Publikum
würden sie
jetzt vielleicht schmunzeln.
Jimy kommt in Fahrt. RGM halte sich den Schwarzen Block als hauseigenen
Schlägertrupp. RGM dulde Dealer, Chaoten, illegale Zonen. Mit RGM
passiere in der Stadt Bern seit Jahren gar nichts mehr. Dann
erzählt
Jimy, wie er einmal abends hinter einem Polizeiauto über die
Lorrainebrücke gefahren und dann rechts auf die
Schützenmattstrasse
eingebogen sei. Plötzlich habe es Steine gehagelt. Eine Attacke
der
Reitschul-Chaoten. Er: sofort voll auf die Klötze und die
Türe
aufgerissen, habe ja gemeint, es gehe jetzt dann gleich los, wollte den
Polizisten helfen. Aber die Polizei: geflüchtet, einfach so,
"furt". So
etwas, sagt Jimy, in unserer Stadt, das sei einfach nicht zum
Aushalten. Da sei jetzt einfach langsam Schluss mit Reden bei der
Reithalle.
Es ist ein theatralischer Auftritt, und es ist Jimys grosser Moment an
diesem Abend. Der Saal applaudiert. Nachher schweigt Jimy wieder. Und
runzelt die Stirn, wenn der Junggrüne redet.
"Es braucht sicher Mut"
Nach der Diskussion steht Jimy Hofer unbeteiligt im Saal. Ein
älterer
Mann sucht das Gespräch mit ihm. Er habe sich immer gefragt, was
der
Jimy Hofer eigentlich in der Politik wolle, sagt der Rentner. Heute
müsse er aber sagen: Hut ab. "Es braucht sicher viel Mut, diese
ganzen
Missstände beim Namen zu nennen. Uns Kleinen schaut man immer
genau auf
die Finger, aber die anderen können machen, was sie wollen." Jimy
Hofer
nickt, so sei es, himmeltraurig. Aber er könne halt auch nichts
machen,
ausser hinstehen und sagen, wie es ist. "Ja", sagt der Rentner. Jimy
dürfe einfach den Mut nicht verlieren.
Wieder in Wiggiswil, kurz vor 11 Uhr. Jimy redet über die
Fraktion, die
er bilden muss, obwohl er eigentlich gar nicht will. "Ich will mich
nicht binden, deswegen bin ich auch in keiner Partei. Wo soll einer wie
ich denn hin?" Andererseits sehe er auch die Vorteile, die eine
Fraktion bringe. Mitsprache in den Kommissionen, Einfluss bei den
strategischen Zielen. "Das ist eben schon wichtig." Er versuche jetzt
mit Listenkollege Martin Schneider und Dieter Beyeler von den Schweizer
Demokraten etwas auf die Beine zu stellen. Vielleicht laufe ihnen dann
ja noch ein viertes Mitglied zu.
"Ich hätte mir die Politik nicht antun müssen", sagt Jimy
Hofer zum
Schluss. Er hätte sich längst zurücklehnen und an dem
erfreuen können,
was er in seinem Leben erreicht hat. Er habe nie Ambitionen gehegt,
wolle auch jetzt keine Karriere machen, sondern nur in den
nächsten
vier Jahren den Wählerauftrag erfüllen. Da tönt er
erstmals wie ein
richtiger Politiker. So geht das in der Demokratie. Nicht Politiker und
trotzdem Politiker.
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PROGR
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Bund 13.12.08
Progr-Künstler im Sammeleifer
Stadt Bern Die Künstler des Progr haben bis gestern Zusagen in der
Höhe
von 1,73 Millionen Franken für den Kauf und die Sanierung des
Gebäudes
erhalten. "Da die Sammelaktion erst anlief, ist das ein gutes Zeichen",
sagt Peter Aerschmann, Präsident der Künstlerinitiative Pro
Progr. Bis
zum 31. Dezember müssen die Kunstschaffenden 4,5 Millionen Franken
sammeln, damit die Bank ein Hypotheken-Darlehen von 5,5 Millionen
Franken zusagt. "Wegen der Wirtschaftskrise sind die Hypotheken zurzeit
günstig", sagt Aerschmann.
Am Silvestermittag müssen die Progr-Leute der städtischen
Liegenschaftsverwaltung nebst dem Finanzierungsnachweis auch einen
Sanierungsplan und ein Betriebskonzept auf den Tisch legen. Spender
können noch bis zum 18. Dezember eine Absichtserklärung via
Internet
herunterladen. Die Progr-Leute selber gehen aber auch aktiv
Privatpersonen und Firmen mit der Bitte um Spenden oder Darlehen an.
"Die 150 Kunstschaffenden verfügen über einige Kontakte in
vermögendere
Kreise", sagt Aerschmann. Er rechnet mit einer Zunahme der Geldzusagen
- insbesondere auch im Hinblick auf Weihnachten. "Eine Spende für
den
Progr wäre doch ein schönes Geschenk", sagt der
Videokünstler.
Der Progr soll eigentlich zum Gesundheitszentrum werden. Ein
entsprechendes Projekt der Zürcher Immobilienfirma Allreal ist aus
einem Investorenwettbewerb als Sieger hervorgegangen. In letzter Minute
machten die Progr-Künstler jedoch gegen diese Pläne mobil und
bekundeten, dass sie die nötigen zehn Millionen Franken auch
selber
aufbringen könnten. Anfang November hiess der Stadtrat einen
Rückweisungsantrag gut. Die Mehrheit wollte den Künstlern
einen
Aufschub zum Nachweis der Finanzierung verschaffen. (bob)
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RANDSTAND THUN
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BZ 13.12.08
Thuner Stadtrat
Nein zum Bettelverbot
Obwohl sich der Stadtrat über die Parteigrenzen hinweg an den
organisierten Bettlerbanden stört: In Thun gibt es auch in Zukunft
kein
generelles Bettelverbot. Der Rat lehnte gestern an seiner
Jahresschlusssitzung die Motion der SVP-Fraktion mit 17 Ja gegen 21
Nein ab. Argumente gegen ein Gesetz wurden zwei genannt: Das Schaffen
von neuen Stellen widerspreche dem Versuch des Sparens. Zudem
genüge
die heutige Praxis des Wegweisens bereits. sft
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Knappes Nein für ein Bettelverbot
Dem Stadtrat sind zwar die organisierten Bettlerbanden ein Dorn im
Auge, doch ein generelles Bettelverbot kam nicht durch: Mit 17 Ja gegen
21 Nein lehnte er die Motion der SVP-Fraktion an der Sitzung gestern
Abend ab.
Die Worte der SVP-Fraktion fanden keine Mehrheit: "Wir sind zunehmend
mit internatio-nal organisierten Bettlerbanden konfrontiert, und das
Bettelverbot wäre der richtige Weg", warb Stadträtin Sandra
Ryser-Liebi
in ihrem Eröffnungsvotum. Bern und andere Städte würden
auch ein
Bettelverbot wollen, meinte sie. "Wir wollen Ruhe und Sicherheit", bat
sie den Rat um die Überweisung der Motion, die den Gemeinderat
hätte
auffordern sollen, die gesetzlichen Voraussetzungen für ein
Bettelverbot zu schaffen (vgl. Ausgabe vom Mittwoch).
"Es ist natürlich verständlich, dass man sich daran
stört und betroffen
fühlt, wenn Beinamputierte oder Mütter mit Babys am Boden in
der
Innenstadt betteln", entgegnete ihr Andrea de Meuron im Namen der
GFL-Fraktion. Doch ihr gehe es um etwas anderes: "Sämtliche Gebote
und
Gesetze nützen nichts, wenn sie nicht durchgesetzt werden
können." Vor
allem stört sich die GFL daran, dass im ständigen Versuch des
Sparens
und der vielen Diskussionen im Rahmen der Aufgabenverzichtsplanung
(AVP) für die Umsetzung eines Bettelverbots neue Stellen geschafft
werden müssten. "Ausserdem störe ich mich viel mehr am
Verkehr oder an
Männern, die an die Wände pinkeln", sagte Andrea de Meuron.
"Den Riegel schieben"
Die CVP/EVP-Fraktion stört sich zwar auch an den organisierten
Bettlerbanden. Doch auch sie sieht in den erhöhten
Stellenprozenten
einen Widerspruch zur AVP. "Wir legen Wert darauf, dass den
organisierten Bettlern den Riegel geschoben wird", sagte Thomas Notter.
Die bestehenden Grundlagen seien dafür ausreichend und würden
mit den
Wegweisungen bereits angewendet.
Auch für die SP geht ein Bettelverbot zu weit: "Mit Sanktionen und
Verboten ist ein Problem nicht einfach weg", sagte Kathrin Briggen. Die
heutige Praxis und die bestehenden Gesetzesgrundlagen würden
ausreichen. Zur Erinnerung: Heute schreiten das Gewerbeinspektorat und
die Polizei bei bandenmässig organisiertem Betteln, bei
aggressivem
Auftreten, bei abstossender Zurschaustellung amputierter Glieder oder
Ähnlichem ein.
"Es ist verwerflich"
Einzig die FDP unterstützte die SVP: "Es ist verwerflich, wie
Menschen
für das Betteln missbraucht werden", warf Matthias Zellweger
für die
FDP-Fraktion ein. Ein Bettelverbot sei das richtige Signal: "Dann
streichen die organisierten Banden die Stadt Thun von ihren Stationen."
Schliesslich lehnte der Rat mit 21 Nein zu 17 Ja die Motion der
SVP-Fraktion ab.
Franziska Streun
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BIG BROTHER SOLOTHURN
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Solothurner Tagblatt 13.12.08
Sicherheit dank Video?
Eine Videoüberwachung der Solothurner Altstadt würde für
mehr
Sicherheit und Sauberkeit sorgen, ist Stefan Blaser überzeugt. Der
Präsident des Gewerbevereins glaubt auch, die Stadt würde
dadurch
attraktiver für Kunden, wenn sie wissen, dass gewisse Stellen
überwacht
werden. Nur bedingt Vertrauen in diese Methode hat man allerdings bei
der Stadtpolizei. st
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Videoüberwachung
Gefilmt wird nur am Bahnhof
In Solothurn wird zur Zeit lediglich die Bahnhofpassage per Video
überwacht. Zum Bedauern von Gewerbevereinspräsident Stefan
Blaser. Er
würde auch an anderen Stellen der Stadt Überwachungskameras
befürworten.
"Nehmen wir an, unter der Rötibrücke wäre eine
Überwachungskamera
installiert", sagt Solothurns Gewerbevereinspräsident Stefan
Blaser.
"Dann hätte man diejenigen, die kürzlich das Solheure
versprayt und den
Briefkasten am Ritterquai verwüstet haben bestimmt erwischt."
Für Blaser ist klar: Durch Videoüberwachung würde die
Stadt Solothurn
sicherer und damit auch attraktiver für die Kunden werden. "Es ist
doch
klar, dass sich die Leute gerade beim Abendverkauf wohler fühlen
würden, wenn sie wissen, dass gewisse Stellen überwacht
werden." Zudem
würde die Stadt dadurch sauberer werden. Die Leute würden
ihren Abfall
nicht mehr so einfach auf die Strasse werfen, wenn sie wissen, dass sie
beobachtet werden, meint Blaser. Die Videoüberwachung habe zwar
für den
Gewerbeverein nicht oberste Priorität aber sie ist ihm dennoch ein
Anliegen.
Alternative zu Patrouillen
Ähnlich sieht es auch Christoph Lengwiler, Präsident der
Stadtvereinigung. Man habe sich auch schon bei der Stadtpolizei
gemeldet, um nach zusätzlichen Fusspatrouillen für die
Altstadt zu
fragen. Da dies aber nicht im von der Stadtvereinigung gewünschten
Masse möglich sei, sieht Lengwiler in der Videoüberwachung
ein Mittel,
um Vandalismus und Kleinkriminalität einzudämmen. "Aber es
stellt sich
hier natürlich die Frage nach dem Persönlichkeits- und
Datenschutz", so
Lengwiler.
Von den grösseren Städten im Kanton Solothurn verfügt
bisher lediglich
Olten im Polizeireglement über einen Artikel zur
Videoüberwachung. Im
Zusammenhang mit den Problemen rund um den Oltner Strassenstrich wurde
das Reglement entsprechend geändert.
Aber auch in der Stadt Solothurn wurde schon einmal über
Videoüberwachung diskutiert. Als sich vor gut drei Jahren
Vandalismus,
Nachtruhestörungen und Belästigungen im Bereich der
St.-Ursen-Kathedrale häuften, dachte man unter anderem daran,
diese
Probleme durch die Installation von Kameras zu lösen. Von diesem
Vorhaben sah man aber schliesslich aus Datenschutzgründen ab.
Politisch
war eine Videoüberwachung noch nie Thema.
"Letztes Mittel"
"Wenn die Stadt eine Videoüberwachung will, dann müssten wir
die
Polizeiordnung entsprechend ändern", sagt Gaston Barth, Leiter
Rechts-
und Personaldienst der Stadt Solothurn. Darüber würde am
Schluss die
Gemeindeversammlung entscheiden. Das hiesse aber nicht, dass dann
Tür
und Tor für jegliche Überwachung offen wäre.
Für jede einzelne Kamera, die im öffentlichen Raum
installiert werden
soll, muss ein Konzept erarbeitet werden, welches der kantonale
Datenschützer Daniel Schmid absegnen muss. "Videoüberwachung
kann immer
nur das letzte Mittel sein", sagt Daniel Schmid. Pauschal liesse sich
die Frage, ob zum Beispiel unter der Rötibrücke eine Kamera
installiert
werden könnte, nicht beantworten.
Wenn der Wunsch nach Videoüberwachung laut wird, muss zuerst
geprüft
werden, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt, um die
Probleme zu
lösen. Der Datenschützer denkt an zusätzliche
Polizeipatrouillen oder
schlicht an bessere Beleuchtung.
Es stelle sich zudem immer die Frage der
Verhältnismässigkeit. So
dürfen Kameras nie wegen Übertretungen, sondern nur zur
Verhinderung
von Vergehen oder Verbrechen eingesetzt werden. Littering oder
freihändiges Fahrradfahren rechtfertigen also den Einsatz einer
Kamera
nicht.
Nutzen umstritten
Aus der Sicht von Peter Fedeli, Kommandant der Solothurner
Stadtpolizei, wäre die Videoüberwachung gewisser Stellen
grundsätzlich
durchaus "einen Versuch wert".
Allerdings hat er nur bedingt Vertrauen in diese Methode: "Erfahrungen
in anderen Städten haben gezeigt, dass dies zwar am Anfang wirkt,
die
kriminellen Handlungen finden dann aber einfach an anderen Orten statt."
Ralph Heiniger
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ANTI-ATOM
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BZ 13.12.08
Region Mühleberg
BKW auf Werbetour für das neue Atomkraftwerk
Die BKW verliert keine Zeit: Kaum hat sie das Gesuch für ein neues
AKW
eingereicht, ist sie in den Gemeinden schon auf Infotour. Für
Atomstrom-Gegner weisen diese Veranstaltungen Informationslücken
auf.
Die BKW setzt auf eine direkte Kommunikationsstrategie: Am 4.Dezember
haben der Berner Stromkonzern und Axpo beim Bund ihre
Rahmenbewilligungsgesuche für Ersatz-Kernkraftwerke in
Mühleberg und
Beznau eingereicht. Gleichentags startete die BKW in Mühleberg
ihre
Inforeise. Sie markiert auch in den umliegenden Gemeinden Präsenz.
Direkter Draht zum Volk
"Wir wollen die Bevölkerung so früh wie möglich direkt
einbeziehen,
nicht dass sie Informationen nur aus der Presse erfährt", sagt
BKW-Pressesprecher Sebastian Vogler.
Mit wechselnder Besetzung zog ein BKW-Team in den letzten Tagen durch
Mühleberg und einen Teil der zehn umliegenden Gemeinden: Wohlen,
Frauenkappelen, Detligen und Biberen haben bereits Besuch erhalten.
Nächsten Dienstag steht Riedbach auf dem Programm. Die weiteren
Veranstaltungstermine sind noch offen.
Konkrete Sorgen
Gemäss Vogler schwankten die Teilnehmerzahlen zwischen 50 und 180
Besuchern. "Wir denken, dass diese Anlässe einem Bedürfnis
der
Einwohner entsprechen", sagt er.
Im ersten Teil der Veranstaltung argumentiert die BKW für die
Notwendigkeit eines neuen AKW. Weiter informiert sie unter anderem
über
technische Aspekte und die weiteren Schritte im Bewilligungsverfahren.
Die Sorgen der Bevölkerung betrafen am Anlass in Detligen ganz
konkrete
Bereiche. Etwa, ob neue Strassen gebaut werden, ob die Bauern Land
verlieren, oder wo das Barackendorf während der rund
siebenjährigen
Bauzeit zu stehen komme. Vogler: "Anhand von Plänen zeigen wir
verschiedene Lösungsvarianten auf."
Obwohl das neue Kraftwerk frühestens 2020 seinen Betrieb aufnehmen
würde, will die BKW nach Abschluss der Infotour schon zum
nächsten
Schritt ansetzen: In Begleitgruppen werden sich Politiker und Bewohner
der Region Mühleberg regelmässig treffen. Die Infos aus
diesen
Sitzungen gehen an die Bevölkerung.
Mehr Raum für Opposition
Für Jürg Joss vom Verein Fokus Anti Atom fährt die BKW
zu "städtisch"
in die Landgemeinden: "Der Auftritt ist massiv", so Joss, "in Detligen
kamen kaum Leute. Das spricht für sich."
Joss ist jedoch froh, dass die BKW der Opposition mehr Raum lasse als
früher. "Heute werden zumindest unsere Argumente aufgenommen."
Informationslücken zu heiklen Themen würden aber klar
umschifft, sagt
der AKW-Gegner. Seine Hauptkritik sei, dass durch die Zukunftsplanung
nicht mehr vom aktuellen Kraftwerk gesprochen werde. "Dieses sollte mit
seinen Alterserscheinungen längst abgeschaltet werden."
Auch Fokus Anti Atom geht in die Offensive und will nah an die Leute
rankommen: Der Verein plant nächstes Jahr eine Grossdemonstration
ge-gen das neue AKW. Jürg Joss: "Und künftig werden wir an
jeder
Informationsveranstaltung in Bern präsent sein."
Simone Lippuner
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GOTHIC
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Tribune de Génève 13.12.08
Menace sur un concert gothique à Yverdon
Rock
Après le saccage d'un bar à Fribourg en octobre dernier,
un groupuscule
autoproclamé "antifasciste" menace de remettre ça dans
une salle de
concert vaudoise.
Le 11 octobre dernier, une trentaine de casseurs fracassaient en
quelques minutes le bar fribourgeois Elvis et moi.
L'établissement
devait accueillir un concert gothique ce soir-là. Les vandales
accusaient le groupe programmé et l'association organisatrice
"d'entretenir des liens avec les milieux néonazis". Une telle
scène
pourrait-elle se produire la semaine prochaine à
Yverdon-les-Bains?
En collaboration avec l'association lausannoise Sanctuary, l'Amalgame,
un club yverdonnois, a programmé le groupe allemand
d'electrodark - un
courant musical qui fait partie de la scène gothique -
Heimataerde.
L'événement ne plaît pas du tout à un groupe
qui se fait appeler Action
antifasciste Yverdon pour des subcultures sans nazis. Dans un
communiqué diffusé jeudi soir, les auteurs demandent que
"l'Amalgame et
les autorités yverdonnoises prennent enfin leurs
responsabilités afin
d'interdire ce nouveau rassemblement aux relents noirs-bruns".
Organisateurs incrédules
Injoignables, ils n'ont pas hésité, dans leur lettre,
à proférer des
menaces à peines masquées. Citant "l'action courageuse et
efficace de
Fribourg", ils se déclarent "prêts à utiliser tous
les moyens à […]
disposition pour y mettre un terme, y compris l'action directe".
Les organisateurs de la soirée avouent ne pas comprendre. "Le
communiqué s'appuie sur le visuel du groupe. J'y vois un mec,
cheveux
courts, d'accord, qui porte une épée et un habit de
Croisé. Pour moi,
c'est simplement un type qui va au combat avec sa musique et je ne vois
pas où est le problème, souligne Patrick Schwab, le
patron de
l'Amalgame. Et puis, je connais bien Boris Toumayeff (ndlr: celui qui
aproposé Heimataerde au club yverdonnois) et je sais qu'il ne va
pas
lancer un groupe facho. "
Le principal intéressé confirme, évidemment. Comme
Hans Stutz,
d'ailleurs. Pour ce journaliste lucernois, spécialiste des
mouvements
d'extrême droite en Suisse, "rien n'indique chez Heimataerde une
quelconque idéologie liée à la nouvelle droite ou
aux mouvements
d'extrême droite apparus dans les années 30 en Allemagne".
Quant à
Sanctuary ou Boris Toumayeff, Hans Stutz n'a jamais entendu parler
d'éventuelles "idées ambiguës" en ce qui les
concerne. "Ce qui n'est
pas du tout le cas de l'association Soleil noir, qui a organisé
la
soirée du mois d'octobre à Fribourg", précise-t-il.
Alors que dans le milieu, certaines voix évoquent la piste du
règlement
de comptes, Boris Toumayeff et Patrick Schwab affirment ne pas savoir
qui peut être à l'origine de ces menaces. "Je suis surpris
qu'on ose
envoyer de tels torchons. Il ne faut pas mélanger nazisme et
époque
médiévale", affirme Boris Toumayeff.
Aucun des deux organisateurs n'entend annuler la soirée,
même s'ils
prennent cette histoire au sérieux. "Il s'agit peut-être
d'un canular,
mais je vais renforcer la sécurité à
l'entrée du club, tout en espérant
pouvoir compter sur la police municipale", conclut le patron de
l'Amalgame. £
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24heures 13.12.08
"Les investigations se poursuivent"
Le juge d'instruction fribourgeois Marc Bugnon enquête toujours
sur le
saccage du bar Elvis et Moi, en collaboration avec la police d'autres
cantons. Il n'en dira pas pluset promet des informations en janvier
prochain.
A Fribourg, l'opération commando avait aussitôt
été revendiquée par un
groupuscule d'extrême gauche "Antifaschistische Aktion Kommando
nazifreie Subkultur". Leur cible, Soleil noir, qui rejette toute
accointance avec les milieux néonazis, s'est sabordée
quelques jours
plus tard et a déposé plainte.
I. B.
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GAMMLER
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Bund 13.12.08
Ein musikalischer Pflasterstein ist "Hippies, Hasch und Flower Power.
68er-Pop aus Deutschland"
Gammel-Shake und Marihuana-Mantra
Der Sampler rollt die Geschichte der 68er auf - in Form von Schlagern
und Popsongs, die sich mit der Welt der langhaarigen Gammler,
Demonstranten, Drogen und Miniröcken auseinandersetzen.
Mit viel Verständnislosigkeit und unfreiwilliger Komik.
Christian Gasser
"Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden?" fragte Freddy Quinn
1966. Eine rhetorische Frage, die er gleich selber beantwortete: "Wir!"
Mit dem rechtschaffenen Zorn und dem selbstgerechten Pathos des
tugendhaften deutschen Spiessers sang Freddy Quinn wider den damaligen
Zeitgeist an und gab der schweigenden und arbeitsamen Mehrheit eine
Stimme: "Ihr gammelt herum in Parks und in Gassen / Wer kann Eure
sinnlose Faulheit nicht fassen? - Wir! Wir! Wir! Wir!"
Lange (und sehr zu Recht) war dieser reaktionäre Schmonzes
vergessen,
über den der Mann mit dem sonoren Organ vor einigen Jahren
einräumte,
er habe seinerzeit viel "Unfug" angerichtet. Nun ist Quinns Verbrechen
auf Schallplatte wieder greifbar - auf dem Sammelalbum "Hippies, Hasch
und Flower Power. 68er-Pop aus Deutschland" (Bear Family Music).
Dieser musikalische Pflasterstein kommt gerade richtig als
Schlussbouquet für die 40-Jahre-Feierlichkeiten von 1968 mit ihren
immergleichen, alle zehn Jahre wieder aufgewärmten Festreden,
Debatten
und Polemiken. Er ist ein hübsches Abschiedsgeschenk für die
hart am
oder bereits im Pensionsalter stehenden 68er (und natürlich auch
für
ihre Gegenspieler) und liefert ausserdem unverzichtbare
Argumentationshilfen für künftige Diskussionen pro und kontra
1968 und
seine Protagonisten.
Verlauste Affen mit Gitarre
Kaum hatten die Beatles die deutsche Schlagerwelt erschüttert,
wühlte
mit den Hippies (auf Deutsch: Gammler) schon der nächste
jugendkulturelle Trend die Gesellschaft auf. Die Schlagerindustrie
musste sich wehren - wusste aber nicht so recht wie. So erschienen
zwischen 1966 und 1972 zahlreiche Lieder, in denen sich
Schlagersternchen, Liedermacher und Popgruppen mit Gammlern, Drogen,
Vietnam, Demonstrationen, exotischen Gurus, langen Haaren und kurzen
Röcken auseinandersetzten, mal ablehnend, mal anbiedernd,
vereinnahmend
oder gar "aufklärerisch", meistens naiv, oft verständnislos
und selten
ohne unfreiwillige Komik.
Westkritische Ostbarden
"Hippies, Hasch und Flower Power" funktioniert wie eine
Vollversammlung, in der der Herausgeber, der Rundfunk-Redaktor Marcus
Heumann, alle Seiten ans Mikrofon lässt. So geht das in der
raffiniert
chronologisch und thematisch organisierten und mit amüsanten
Begleittexten versehenen Liedersammlung hin und her und kreuz und quer
durch jene bewegten Jahre. Eingeklemmt zwischen Freddy Quinn und Thomas
Fritsche höhnt der stramme Protestbarde Franz Josef Degenhardt in
"Vatis Argumente" gegen die Generation der Väter, und selbst
westkritische Ostsänger kommen zu Wort: Der DDR-Schauspieler
Manfred
Krug prangert den Vietnam-Krieg an und ironisiert den studentischen
Widerstand ("Und eure Hippies werfen Blumen auf die Strassen / Eure
Bomber in Vietnam werfen Tod"), und Hartmut König schildert in
"Rot Rot
Rot" die Polizeigewalt wider demonstrierende (West-)Studenten ("Sie
schicken ihre Polizei / Sie schlägt für sie die Freiheit frei
/ Sie
schlägt für sie die Freiheit tot!"), ohne sich allerdings
für diesen
subversiven und unkontrollierten Kommunistenhaufen von ennet dem
faschistischen Schutzwall wirklich erwärmen zu können.
Zur selben Zeit schnitten sich auch Trittbrettfahrer mit Songs aus dem
Musical "Hair" und anderen eingedeutschten Cover-Versionen ("San
Francisco") ein Stück vom Gammelkuchen ab oder zogen eifrig an der
Hippie-Haschzigarette. Für die Modekritik war im Westen Wencke
Myhre
zuständig - bei ihr mutierte der Minirock zum psychedelisch
durchgeknallten
"Ding-Dong-Bama-Lama-Sing-Song-Teeny-Weeny-Flower-Power-Kleid",
während
die DDR-Musikanten Horst und Benno über einem flotten Beat eher
nüchtern feststellten: "Der Minirock erobert sich die Damenwelt /
Grad
weil er aus dem Rahmen fällt / Geht jedes Mädchen gern sehr
kurz und
sehr modern."
Berauschte LSD-Kiffer
Und natürlich geht es auch um Drogen. "Werdet high! werdet frei!"
kreischte die Kinderpflegerin a. D. Gudrun "Su" Kramer in "Hare
Krishna"; Insterburg und Co. rauchten LSD und spritzten Hasch (sic!),
und im "Marihuana Mantra" bestätigten Kuno & The Marihuana
Brass
mit dem Refrain "Marihuana hei hei nananana", dass Drogen keine
wirklich artikulationsfördernde Wirkung haben.
Molotow-Cocktail-Party
Da bleibt einem nur noch der Griff zum Moli, um diese Versammlung zu
sprengen - am besten an der "Molotow Cocktail Party" des Fernseh-Paars
Dietmar Schönherr und Vivi Bach: "Komm zur Molotow Cocktail Party
/ Und
bring 'ne Tüte Dünger mit" forderten sie 1971 die
künftigen
RAF-Terroristen geradezu zu Taten auf. "Anarchisten und Faschisten /
Monopolkapitalisten / Sind gebeten / Unsre Feten / Nur mit Sprengstoff
zu betreten". Oder: "Delinquenten und Agenten /Plastikbombenproduzenten
/ Wird geraten / Die Granaten /Nicht im Barbecue zu braten." Ein
bizarrer Text, eine leicht anpsychedelisierte Bigband-Begleitung,
diverse Explosionen und Detonationen, und alles vorgetragen mit einem
verschwörerischen Pathos, von dem man aber nicht weiss, auf
welcher
Seite es zuschlagen will.
Es ist klar: Auf "Hippies, Hasch und Flower Power" geht es nicht um
zeitlose Klassiker der populären Musik. Es geht um Dokumente einer
bewegten Zeit, und die musikalische Qualität bleibt bisweilen auf
der
Strecke. Andererseits: Selten hat eine streckenweise durchaus gruslige
Liedersammlung so viel Spass gemacht - und einen derart hohen
Erkenntnisgewinn gebracht. 40 Jahre später hören sich die
meisten
dieser Lieder an wie Parodien, und genau deshalb sollte diese CD in
Zukunft vor jeder 1968er-Debatte abgespielt werden. Integral.
Der gelungenste und im besten Sinn subversivste Song ist zweifellos
Heidi Frankes "Die Blumen sind für Sie, Herr Polizist". Im Gewand
eines
harmlosen, fröhlich-bunten Pop-Schlagers macht sie sich über
die
Polizei lustig und wird im Lauf des Lieds immer bissiger und aktueller:
"Wer steht stramm vor Prominenten / Wer spritzt Wasser auf Studenten /
Wer macht den heissen Sommer in Berlin? Ja, sicher kennst Du ihn
. .
." - Diese Single kam 1968 auf den Index sämtlicher Radiostationen
und
bedeutete das Ende von Heidi Frankes Karriere in der heilen
Schlagerwelt.
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GIPFEL-SOLI-NEWS 13.12.08
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gipfelsoli.org/Newsletter
13.12.08
13.12.2008 Strasbourg/ Baden-Baden
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