MEDIENSPIEGEL 18.12.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, Kino)
- Ueli Maurer goes graffiti
- Lorraine: Bauspekulant Stadt gegen Rotlicht
- GFL gegen Protectas
- Mosza offiziell Grossrat
- Aktionstag gegen Repression
- Drogenkonferenz LU will weiterhin Gassenküche
- Nationalrat bremst Schnüffelstaat
- Bünzlis: Buochs SG will Wegweisung + Co.
- Prozess Volksgarten-Neonazi-Schläger in GL
- Passau: Freie Nationalisten im Verdacht
- Neonazis Ungarn
- Diplomarbeit zu Indymedia.de
- Anti-Atom: Schlechte Ökobilanz, Krebsrisiko & Tiefenlager-Infos
- Griechenland: Streifschuss, Aufrufe & Besetzungen

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REITSCHULE
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Dez 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Do 18.12.08
20.30 Uhr - Kino - Nueve reinas, Fabian Bielinsky, Argentinien 2001
Fr 19.12.08
20.30 Uhr - Tojo - TITTANIC V Lesung: Tania Kummer, Frances Belser, Sandra Küenzi. Musik Aeberli/Zahnd
21.00 Uhr - Kino - Nueve reinas, Fabian Bielinsky, Argentinien 2001
22.00 Uhr - SousLePont - Pornolé und Electric Hellessence

Sa 20.12.08
19.30 Uhr - Kino - Leningrad Cowboys Go America, Aki Kaurismäki, SF/S 1989
21.30 Uhr - Kino - Leningrad Cowboys Meet Moses, Aki Kaurismäki, SF/D/F 1994
23.00 Uhr - Frauenraum - Eisschmelze Vol. 2 mit SCANDAL! (ZH), DJ`s Anne Air, Eli Verveine und Nat und DJ ELfERich (BE). Visuals: Die Taucherin (LU)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Ed Rush (Virus Rec/UK), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/CH), Silent Extent (Close to Death Rec/CH), Kenobi (drumandbass.ch)

So 21.12.08
19.00 Uhr - Tojo - Öffentliche Probe: Missing Pieces von Nachtregentrommler. Regie: Christian Valerius.

Infos: www.reitschule.ch

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kulturagenda.be 18.12.08

Smalltalk

Sandra Künzi, Autorin, Musikerin, Performerin und Kuratorin der "Tittanic"-Reihe

Sandra Künzi, "Tittanic" ist eine Mischung aus Lesung und Konzert, bei der ausschliesslich Frauen auf der Bühne stehen. Wie entstand die Idee?

Früher haben wir regelmässig deutsche Autoren des Satiremagazins "Titanic" ins Tojo eingeladen. Ihre Texte sind super, aber eines Tages fanden wir es an der Zeit, Frauen einzuladen. Und zwar Schweizer Autorinnen, das kommt erst noch günstiger. (lacht)

Der Appell einer Feministin?

"Tittanic" definiert sich nicht übers Abwerten der Männer. Ich lade einfach die Leute ein, mit denen ich Spass auf der Bühne habe und die mich künstlerisch interessieren. Zudem kenne ich genügend talentierte Autorinnen, die zu wenig gezeigt werden. "Tittanic" ist mein kleiner Beitrag zur ausgleichenden Gerechtigkeit.

Stimmt es, dass vor dem Auftritt gar nicht geprobt wird?

Es ist so: Die Autorinnen und Musikerinnen nehmen eine Fülle an Material mit. Vor dem Auftritt sitzen wir zusammen und wählen gemeinsam Texte und Songs aus. Die einzelnen Beiträge sind sauber vorbereitet - was dazwischen passiert, ist offen. Dieser trashige Aspekt machts spannend.

Und das klappt?

Ja! Auch die Zuschauer sind immer wieder begeistert von der Mischung der Beiträge und vom Zusammenspiel. Die Künstlerinnen sind während der gesamten Show auf der Bühne. Ich versuche, Künstlerinnen mit unterschiedlichen Charakteren einzuladen - wie bei einer Boygroup!

"Tittanic" lebt ja vom Zusammenspiel auf der Bühne. Trotzdem bringt ihr bald eine CD mit Live-Aufnahmen raus?

Das ist die Herausforderung, diesen Live-Charme auf CD rüberzubringen. Die Nachfrage seitens des Publikums ist gross, deshalb erscheint im Frühling die CD "Beast of Tittanic ". Darf ich noch eine Anmerkung machen?

Natürlich. Es ist ja Weihnachtszeit. Wir bedienen das Fest zwar nicht übermässig, aber ich habe eine Bitte ans Publikum: Wenn ihr kommt, nehmt eine Blockf löte mit!

Mariana Raschke
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"Tittanic, die Fünfte" mit Tania Kummer, Frances Belser, Sandra Künzi. Musik von Aeberli/Zahnd
Tojo in der Reitschule, Bern
Fr., 19.12., 20.30 Uhr

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Bund 18.12.08

Tittanic, die fünfte

Menopausenlos

Seit 2005 finden sie in schöner Regelmässigkeit statt, die Frauen-Lesungen der Reihe "Tittanic". Für die fünfte Ausgabe schart Kuratorin Sandra Künzi einmal mehr scharfzüngige Autorinnen und intelligente Musikerinnen um sich, darunter die Thurgauerin Tania Kummer, die Zürcherin Frances Belser sowie die selbst ernannten Superheldinnen der Wechseljahre, Sibylle Aeberli und Suzanne Zahnd, die bei Tittanic etwa mit ihrem Hit "Everlasting Menopause" als Soundmaschine an Bord sind. (reg)

Tojo-Theater Reitschule

Freitag, 19. Dezember, 20.30 Uhr.

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kulturagenda.be 18.12.08

Klappe für "Nueve Reinas"

Briefmarken als Wertpapiere sind von der Zeit längst ein- und überholt worden - bis auf ein paar wenige seltene Exemplare, die bis heute als lukrative Handelsobjekte gelten. Umso interessanter werden diese Sammlerstücke, wenn das herkömmliche Geld plötzlich nichts mehr wert ist oder von den Banken vernichtet wurde. So geschehen in Argentinien im Jahr 2001. Der ganze Staat war Konkurs gegangen, die Banksafes waren leer und damit selbst stabile Geschäftszweige wie die des Bankräubers in ihrer Existenz bedroht. Die beiden Kleinkriminellen Marcos (Ricardo Darín) und Juan (Gastón Pauls) befinden sich zu diesem Zeitpunkt in Buenos Aires, diesem "Ort, der zur Hölle fährt" (Marcos). Unter erschwerten Rahmenbedingungen müssen sie ihr Leben verdienen. Besonders Juan tut sich damit schwer. Bei einem Banknotenbetrug im Supermarkt f liegt er auf und wird von Marcos gerettet, der sich als Polizist ausgibt. So beginnt zwischen den beiden Betrügern eine Schicksalsgemeinschaft. Denn Marcos ist gerade auf der Suche nach einem neuen Partner für ein krummes Geschäft, das er allein nicht durchziehen kann. Und da Juan unbedingt Geld für seinen Vater auftreiben muss, willigt er ein.

Korrupt sind sie alle

Als Erstes aber will Marcos seinem neuen Zögling ein paar Tricks zeigen - er will sichergehen, dass der neue Spezi für höhere Aufgaben auch gerüstet ist. Also lungern sie einen Tag zusammen herum und veranstalten einen kleinen Wettbewerb, in dem beide ihre "beruflichen " Fähigkeiten präsentieren. Mitten im gegenseitigen Angeben ruft dann aber unverhofft Marcos' Schwester Valeria (Leticia Bredice) an. Im Hotel, in dem sie arbeitet, hat Sandler (Oscar Nunez), ein Kollege von Marcos, einen Nervenzusammenbruch erlitten. Von diesem erfahren sie vor Ort, dass im Hotel bis zum nächsten Tag ein reicher Spanier (Ignasi Abadal) logiert, der eine Schwäche für seltene Briefmarken hat. Diesem wollte Sandler eine Fälschung des wertvollen Briefmarkenblocks "Nueve Reinas" andrehen. Getrieben vom Gedanken, endlich ans grosse Geld zu kommen, beginnen Marcos und Juan, den Coup nun selber einzufädeln. Dumm ist nur, dass keiner der beiden wirklich Vertrauen zum anderen hat. Und da ist ja auch noch Valeria, die Marcos vor einiger Zeit mal um ihre Erbschaft betrogen hatte ...

"The Thing" wird Nebensache

Das Regiedebüt von Fabián Bielinsky wurde - trotz oder gerade wegen der Wirtschaftskrise - zu einem grossen Kassenerfolg in den argentinischen Kinos. Dass er den Film überhaupt realisieren konnte, verdankt er einem Drehbuchstipendium, das er für die Entwicklung seines Skripts erhalten hatte. Der Film ist voller Haken und Wendungen, alle Beteiligten scheinen irgendwie korrupt zu sein. Ricardo Darín, in Argentinien ein Star und international mit "El hijo de la novia" bekannt geworden, und Gastón Pauls sind ein typisches Loser-Gespann, das einander mit Enthusiasmus und gleichzeitigem Misstrauen durch den Film treibt. Wie bei Hitchcock wird dabei "The Thing", also der Briefmarkenblock, je länger, desto nebensächlicher. Am Schluss will man einfach nur noch wissen, wer jetzt eigentlich wen verarscht hat.  

David Wegmüller
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
Kino in der Reitschule. Do, 18.12., 20.30 Uhr, und Fr., 19.12., 21 Uhr. www.reitschule.ch

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BZ 18.12.08

Fasten mit Aki Kaurismäki

Die schlechteste Rock-'n'-Roll-Band der Welt hat Hunger. Und was macht ihr Manager? Er kauft ihnen einen Sack Zwiebeln. In Aki Kaurismäkis skurrilen Roadmovies "The Leningrad Cowboys Go America" (1989) und "The Leningrad Cowboys Meet Moses" (1994) gibts nicht viel zu essen. Dafür umso mehr zu schmunzeln.
zas

20.Dezember, ab 19.30 Uhr, Kino in der Reitschule, Bern. Kollekte.

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GRAFFITI
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20min.ch 18.12.08
http://www.20min.ch/news/bern/story/23887302

Graffiti

Ueli Maurer als Polit-Teufel

Der neu gewählte Bundesrat Ueli Maurer (SVP) ist in Bern nicht bei allen willkommen: Ein Graffiti vor dem Club Dead End in Bern zeigt den Hardliner als Beelze­bub.

Allzu oft wird der ­Politiker sein teuflisches Abbild aber kaum sehen: Laut "Sonntag" will er ein naturnahes Domizil am Stadtrand beziehen. Maurer ist nicht der erste negativ dargestellte SVP-Bundesrat - letztes Jahr wurden Blocher-Plakate mit Hitler-Schnauz versehen.

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LORRAINE
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Bund 18.12.08

Aus für zwei Sexsalons

Stadt Bern Die Stadt Bern geht gegen das illegale Rotlichtgewerbe in der Lorraine vor. Die Besitzer beider Bordelle am Lagerweg 12 und an der Lorrainestrasse 60 wurden aufgefordert, die Mietverhältnisse mit den Prostituierten aufzulösen und die rechtmässige Wohnnutzung wieder herzustellen. Dass die Stadt nach 15-jähriger Duldung der Salons auf einmal aktiv wird, hat einen guten Grund: Sie will in unmittelbarer Nachbarschaft schon bald eine Wohnüberbauung realisieren. (pas)

Seite 21

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Rote Karte für Sexsalons

Das städtische Bauinspektorat will zwei Etablissements im Lorrainequartier schliessen

Pascal Schwendener

Das Baugesetz verbietet Erotikbetriebe in Wohnzonen. Dennoch werden sie oft jahrelang toleriert. In der Lorraine sollen nun zwei störende Bordelle verschwinden.

Ein Quartier sieht rot. "Die beiden Bordelle inmitten der Wohnzone sind seit Jahren ein Ärgernis", sagt Catherine Weber vom Verein Läbigi Lorraine und meint damit die Etablissements am Lagerweg 12 und an der Lorrainestrasse 60, vis-à-vis des Schulhauses. Die Nachbarn beklagten sich seit rund 15 Jahren über nächtlichen Mehrverkehr, über Geschrei und die Wertminderung ihrer Liegenschaften, welche mit den Immissionen einhergehe.

Doch die Stadt nimmt im Umgang mit zonenwidrigen Salons eine recht pragmatische Haltung ein: Sie geht erst gegen die Betriebe vor, wenn eine baupolizeiliche Anzeige vorliegt. "Ansonsten gehen wir davon aus, dass die umliegende Wohnnutzung nicht beeinträchtigt wird", sagt Bauinspektor Charles Roggo.

Nach 15 Jahren pressierts

Im Fall der beiden Häuser in der Lorraine sind solche Anzeigen eingegangen. Die städtische Liegenschaftsverwaltung hat Roggo aufgefordert, den Bordellbetrieb am Lagerweg zu verbieten und die rechtmässige Wohnnutzung wieder herzustellen. Grund: Die Stadt will auf der benachbarten Parzelle ein Wohnhaus realisieren ("Bund" vom 12. Dezember). Sie fürchtet, die Rotlicht-Nutzung nebenan könnte mögliche Investoren und Mieter abschrecken. Ursprünglich erwog die Stadt sogar, das Freudenhaus im Baurecht zu erwerben, um den gesamten Strassenzug überbauen zu können. Doch diese Pläne haben sich gemäss dem städtischen Liegenschaftsverwalter Fernand Raval zerschlagen. Nach wie vor will Raval aber die Lebensqualität im Umfeld der neuen Wohnüberbauung verbessern.

Bauverwalter Roggo hat in Ravals Auftrag die Liegenschaftsbesitzer aufgefordert, die Sexsalons bis Ende April zu schliessen und das Haus wieder der ursprünglichen Wohnnutzung zuzuführen. Den Eigentümern der Liegenschaft Lorrainestrasse 60 hat Roggo gemäss eigenen Angaben eine Frist bis Ende März gesetzt. Der Bauinspektor glaubt aufgrund seiner langjährigen Erfahrung jedoch nicht, dass die Prostituierten auf diesen Termin hin die Kündigung ihrer überteuerten Studios erhalten. "Ich mache mich vielmehr auf einen langwierigen Rechtshändel mit den Bordell-Besitzern gefasst", sagt er.

"Ich habe meine eigenen Pläne"

Der Besitzer der Liegenschaft am Lagerweg zeigt sich jedoch überraschend kulant. "Das Rotlicht wird bald aus dem Haus verschwinden", sagt Roland Staudenmann von der Bellona Handels GmbH. Er habe nämlich seit geraumer Zeit seine "eigenen Pläne für das Gebäude". Ob die Studio-Wohnungen zusammengelegt oder das ganze Haus durch einen Neubau ersetzt werde, könne er derzeit noch nicht beantworten. "Aber bis im Frühling sollte unser Projekt spruchreif sein." Vorerst müsse er gemeinsam mit seinem Anwalt prüfen, wie man auf die Wiederherstellungs-Aufforderung der Stadt reagieren wolle.

Catherine Weber vom Verein Läbigi Lorraine beobachtet die Entwicklung im Rotlicht-Milieu mit gemischten Gefühlen. "Einerseits bin ich froh, dass die störende Nutzung aus dem Quartier verschwinden soll", sagt sie, "andererseits wird damit das Problem der Prostitution und jenes der Prostituierten nicht gelöst." Die Stadt brauche ein Konzept, wie und wo sie Prostitution dulden wolle.

In der Stadt Bern existieren gemäss Schätzungen rund 120 Sexsalons. In den letzten fünf Jahren wurden etliche Betriebe geschlossen, die in der Wohnzone lagen, darunter zwei im Fischermätteli, einer im Wyler und einer in der Altstadt. Im Januar sollen schliesslich die beiden Salons an der Parkstrasse und am Birkenweg im Breitenrainquartier geschlossen werden.

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Bund 12.12.08

Am Centralweg soll eine Wohnüberbauung entstehen

Eine zweite "Volo" ist möglich

Die Garage Alcadis am Centralweg 9 muss bis April 2009 ausziehen, um einer Wohnüberbauung Platz zu machen.

Bernhard Ott

Die Garage Alcadis am Centralweg 9 in der Lorraine, die sich auf Stadtboden befindet, muss bis Ende April 2009 ausziehen. "Der Mietvertrag ist bereits mehrfach verlängert worden und läuft nun definitiv auf diesen Termin hin aus", sagt Liegenschaftsverwalter Fernand Raval. Im Anschluss daran sollen die Gebäude abgebrochen und das Terrain zur Abgabe im Baurecht ausgeschrieben werden. Gemäss Submission der Abbrucharbeiten im "Anzeiger" muss auch belastetes Material entsorgt werden. "Es handelt sich am asbesthaltige Gebäudeteile und ölbelastete Betonteile", sagt Raval. Die Kosten für den Rückbau und die Entsorgung müsse die Alcadis AG als Verursacherin der Belastung zahlen, sagt Raval.

Stadt will keine Zwischennutzung

Gemäss Zonenplan beträgt die gewerbliche Nutzung maximal zehn Prozent. Der Rest ist für Wohnungsbau vorgesehen. Die Stadt wird laut Raval nicht selber bauen. Das Wohnprojekt, die Durchführung eines allfälligen Architekturwettbewerbs und die Investorensuche seien Sache des künftigen Baurechtnehmers. Laut Raval ist auch genossenschaftlicher Wohnbau im Stil der benachbarten Überbauung "Vordere Lorraine" (Volo) möglich. Der Verein "Läbigi Lorraine" hat gegen den Abbruch Einsprache erhoben, diese aber wieder zurückgezogen. "Die Stadt hat uns zuerst gefragt, ob wir bei der Brachlandnutzung mithelfen", sagt Vereinsmitglied Catherine Weber. Dieses Anliegen sei im Verein aber auf wenig Zustimmung gestossen. "Da es zuerst nach einer drei- bis vierjährigen Wartezeit bis zum Baubeginn aussah, wollten wir über eine kulturelle Zwischennutzung und eine Nutzung als Quartiertreff reden", sagt Weber. Laut Liegenschaftsverwalter Raval ist eine Zwischennutzung aber nicht möglich, solange die Altlasten nicht beseitigt sind.

 "Jetzt hat es ja auch Leute, die dort arbeiten", sagt demgegenüber Catherine Weber. Der Verein habe die Einsprache zurückgezogen, weil die Stadt versichert habe, dass es keinen lang andauernden Leerstand geben soll. Eine längere Wartezeit soll es nach dem Willen der Stadt in der Tat nicht geben. "Wir wollen, dass so schnell wie möglich gebaut wird", sagt Raval. Im Stadtrat ist zurzeit ein Vorstoss von Luzius Theiler (gpb) zum Centralweg hängig, der Wohnungen für "tiefere und mittlere Einkommen", den Verzicht auf den Bau einer Einstellhalle und die Integration eines Quartiertreffs fordert.

Die Sex-Salons bleiben

Die Stadt erwog ursprünglich auch den Erwerb des Baurechtes an der Liegenschaft Lagerweg 12, in der heute vornehmlich zonenwidrige Salons angesiedelt sind. Die Verhandlungen mit der Eigentümerschaft seien aber gescheitert, wie Raval erklärt. "Eine Überbauung des ganzen Strassenzugs wäre attraktiv gewesen", sagt Raval.

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PROTECTAS INNENSTADT
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Bund 18.12.08

Patrouillen: GFL hat Zweifel

Stadt Bern Die Grüne Freie Liste (GFL) versteht zwar, dass Gewerbetreibende in der Innenstadt mit City-Patrouillen der Protectas das Sicherheitsgefühl der Passanten erhöhen möchten. Dass ein Bedürfnis nach sichtbarer Präsenz der Sicherheitsorgane bestehe, sei inzwischen unbestritten, so die GFL in einer Mitteilung. Die Anwendung von Gewalt müsse aber dem Staat vorbehalten bleiben. Anders als bei Parkierkontrollen seien Patrouillen im öffentlichen Raum als Sicherheitsaufgabe der Polizei vorbehalten. Die GFL hoffe, dass öffentliche Sicherheit auch ohne den Einsatz von Privaten gewährleistet werde, in erster Linie durch Dialog. (pd)

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GROSSER RAT
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be.ch 18.12.08

Kurzinformation aus dem Regierungsrat

Félicienne Villoz-Muamba und Erik Mozsa neu im Grossen Rat

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat Félicienne Villoz-Muamba (Biel, Grüne) und Erik Mozsa (Bern, Grüne Freie Liste) als in den Grossen Rat gewählt erklärt. Félicienne Villoz-Muamba ersetzt Barbara Schwickert (Biel, Grüne). Erik Mozsa rückt für Anna Coninx (Bern, Grüne Freie Liste) nach.

(...)

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ANTI-REP-AKTION
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Indymedia 17.12.08

Aktionstag gegen Repression in Bern

AutorIn : Feuer und Flamme

Hochtransparent an der Demonstration In Bern wurde, am Freitag dem 12. Dezember, anlässlich des Aktionstages gegen Repression mehrere hundert Flyer in der Innenstadt verteilt, welche auf die Repression gegen die angeblichen mg Mitglieder eingingen (siehe Flyer unten). Am darauffolgenden Samstag wurde an der Stop the Game Demonstration ein Hochtransparent getragen, auf welchem zu lesen war: "Gegen Staat und Repression hilft nur die Direkte Aktion! - Gegen die Verfolgung der angeblichen mg Mitglieder!" (siehe Bild). Weiter wurde ein Transparent mit der Aufschrift "Schluss mit der Repression gegen die militante Gruppe" in der Stadt aufgehängt, sowie ein Transparent mit der Aufschrift "Gegen Repression! Für die Revolution!" an der Autobahnbrücke Bern-Ostring angebracht!     

Feuer und Flamme der Repression
Solidarität mit Axel, Florian und Oliver

Am 25. September 2008 begann der Prozess gegen drei Aktivisten aus der radikalen Linken vor dem Berliner Kammergericht. Von der Bundesanwaltschaft wird gegen sie der Vorwurf erhoben, Ende Juli 2007 versucht zu haben, auf dem Gelände des Rüstungskonzerns MAN AG in Brandenburg/Havel drei Bundeswehrfahrzeuge anzuzünden. Des Weiteren werden sie der klandestinen militanten gruppe (mg) zugerechnet. Die seit 2001 existierende mg hat sich zu über 20 Brandanschlägen auf Einrichtungen von Staat und Kapital bekannt, wobei nie Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die mg kämpft u.a. aktiv gegen Krieg, Imperialismus und gegen die Ausbeutung der ArbeiterInnen, und setzt sich für eine gerechte und selbstbestimmte Welt ein. Die drei Berliner sind in dem laufenden Prozess einerseits der versuchten schweren Brandstiftung angeklagt und anderseits der Mitgliedschaft in einer ?kriminellen Vereinigung? nach §129 des Strafgesetzbuches (StGB).
Mit einem Aktionstag am 13. Dezember 2008, der in verschiedenen Städten und Länder veranstaltet wird, wollen wir unsere Solidarität mit den Beschuldigten ausdrücken und gegen staatliche Repression protestieren.

Gegen Staat und Repression hilft uns nur die direkte Aktion!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Für die soziale Revolution!

Zusammenfassung über den Aktiontag:
 http://ch.indymedia.org/de/2008/12/65417.shtml

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GASSENKÜCHE LU
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presseportal.ch 18.12.08

Drogenkonferenz empfiehlt Weiterführung der Kontakt- und Anlaufstelle in der GasseChuchi

Luzern (ots) - Am 30. Juni 2008 hat die kantonale Drogenkonferenz entschieden, den Fixerraum Geissmättli zu schliessen und für die restliche Zeit der Pilotphase in der GasseChuchi eine Kontakt- und Anlaufstelle (K +A) einzurichten. Nach rund 2 Monaten Betriebszeit empfiehlt die Drogenkonferenz, die K+A definitiv einzuführen. Die Besucherzahlen sind hoch, der öffentliche Raum konnte entlastet werden und die Stimmung in der GasseChuchi ist ruhig. Den endgültigen Entscheid über die Finanzierung wird der Zweckverband für institutionelle Sozialhilfe und Gesundheitsförderung im Sommer fällen.

Am 30. Juni 2008 hatte die Drogenkonferenz unter dem Vorsitz von Regierungspräsident Markus Dürr beschlossen, den Fixerraum im Geissmättli zu schliessen. Die Konferenz empfahl, stattdessen für die restlichen Monate der Pilotphase in den Räumlichkeiten der GasseChuchi am Geissensteinring eine Kontakt- und Anlaufstelle (K+A) einzurichten. Dort werden den Drogenabhängigen seit dem 21. Oktober 2008 je ein Injektionsraum und ein Raucherraum zur Verfügung gestellt, wo sie unter Aufsicht ihre Drogen konsumieren können und auch Beratung und Unterstützung erhalten.

Am vergangenen Montag hat die Drogenkonferenz nach knapp zwei Monaten Betriebszeit der K+A eine positive Bilanz gezogen. Die angestrebten Ziele wurden erreicht. Die Besucherzahlen pro Tag liegen mit durchschnittlich etwa 70 Konsumationen im Injektionsraumraum und etwa 260 Konsumationen im Raucherraum weit über den Erwartungen. Der öffentliche Raum wird deutlich weniger als Aufenthalts- oder Konsumort benutzt und konnte damit entlastet werden. Die Mitglieder der Drogenkonferenz empfehlen deshalb einstimmig, den Pilotbetrieb in eine Regelstruktur zu überführen.

Anderseits führt die hohe Benutzerfrequenz auch dazu, dass die räumlichen Verhältnisse zu eng wurden und das vorgesehene Personal nicht ausreicht. Die Betreiberschaft wurde deshalb beauftragt, ein Konzept für die definitive Weiterführung der K+A zu entwerfen. Dazu gehört unter anderem auch die Definition von klaren Zutrittskriterien und die Gewährleistung der Sicherheit. Die Konferenz ist sich darin einig, dass die K+A nicht zu einem rechtsfreien Raum werden darf und eine Sogwirkung vermieden werden muss.

Die Eröffnung der K+A hat unter anderem auch dazu geführt, dass sich die Situation im Salesia-Park stark entspannt hat. Er wird nur noch von wenigen Drogenabhängigen regelmässig besucht. Dennoch befürwortet die Drogenkonferenz, dass eine Parkordnung erlassen wird. Nachdem das Grundstück inzwischen an den Bund übergegangen ist, liegt die Kompetenz hierzu beim Bund.

Den endgültigen Entscheid betreffend die Finanzierung und damit die Weiterführung der K+A wird der Zweckverband für institutionelle Sozialhilfe und Gesundheitsförderung im Sommer fällen. Bis dahin ist die Finanzierung gesichert.

ots Originaltext: Staatskanzlei Luzern
Internet: www.presseportal.ch

Kontakt:
Regierungspräsident Markus Dürr
Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons Luzern
Tel.:    +41/41/228'60'81

Stadtrat Ruedi Meier
Sozialdirektor der Stadt Luzern
Tel.:    +41/41/208'81'32

Fridolin Wyss
Geschäftsleiter Verein Kirchliche Gassenarbeit
Mobile: +41/79/790'27'42  

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SCHNÜFFELSTAAT
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Bund 18.12.08

Nein zu mehr Staatsschutz

Rot-Grün und SVP lehnen präventive Überwachung von Telefon und E-Mail ab

Der Nationalrat weigert sich, über neue Kompetenzen für den Staatsschutz im Kampf gegen Terroristen und Waffenhändler zu diskutieren.

Die Schweizer Staatsschützer sollen laut Vorschlag des Bundesrats die Möglichkeit erhalten, ohne konkreten Straftatverdacht Telefone abzuhören, in Computer einzudringen oder Privaträume zu verwanzen. Solche Aktionen bewilligen müssten im konkreten Fall das Bundesverwaltungsgericht und die Chefs des Justizministeriums und des Verteidigungsdepartements. Verpackt sind die neuen Kompetenzen für den Staatsschutz in der Revision des Bundesgesetzes über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit.

Diese Vorlage ist jetzt aber gestern im Nationalrat überraschend abgestürzt. SP, Grüne und SVP-Mehrheit beschlossen mit 92 zu 79 Stimmen, auf das Geschäft gar nicht einzutreten. Der Berner Alec von Graffenried von der grünen Fraktion rief dazu auf, "die Freiheit zu verteidigen". Er wolle keinen Staatsschutz, der überall frei ermitteln dürfe, und sei gegen "maximale, staatlich garantierte Sicherheit in Unfreiheit".

SVP-Schwenker dank Maurer?

FDP und CVP hingegen wollten das Geschäft an den Bundesrat zurückweisen, damit dieser die Möglichkeit bekommt, seine Vorschläge nachzubessern. CVP-Nationalrat Norbert Hochreutener erklärte, es brauche die präventive Ermittlung, um den Aufbau von Strukturen zu verhindern, die Terrorakte ermöglichten. Ohne genügenden Staatsschutz der Schweiz werden laut Hochreutener "ausländische Geheimdienste versuchen, diese Lücke durch Aktivitäten auf unserem Staatsgebiet zu füllen, und dann verlieren wir jede Kontrolle".

Anders als der Nationalrat wird der Ständerat voraussichtlich auf die Vorlage eintreten. Danach geht der Ball zurück an den Nationalrat. Zuständig sein wird dann der neue SVP-Bundesrat Ueli Maurer. Dies könnte die SVP im Nationalrat dazu bewegen, doch noch mit sich reden zu lassen. (paf)

Seite 7

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Absage an mehr Staatsschutz

SP, Grüne und SVP bringen Gesetz zur präventiven Überwachung zum Absturz

Marcello Odermatt

Die Skepsis gegenüber dem Ausbau der präventiven Überwachung war absehbar. Dass der Nationalrat auf die Pläne des Bundes für mehr Staatsschutz aber nicht einmal eintreten würde, kam überraschend. SVP, SP und Grüne sahen einen Angriff auf den liberalen Rechtsstaat.

Privaträume verwanzen, mit Video überwachen, Telefone abhören, E-Mails abfangen, in Computersysteme eindringen: Mit diesen "besonderen Mitteln der Informationsbeschaffung" will der Bundesrat den Staatsschutz aufrüsten, damit dieser präventiv terroristische Gefahren aufspüren kann. Doch der Nationalrat wollte gestern nichts davon wissen. Mit 92 zu 79 Stimmen erteilte der Rat den Plänen des Bundesrats eine Absage und trat überraschend gar nicht erst auf die Revision des Gesetzes über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS) ein. Damit setzte sich eine Allianz von SP, Grünen und SVP gegen die CVP und die FDP durch.

In seltener Einmütigkeit sangen SP, Grüne und SVP das Loblied auf den liberalen Rechtsstaat, den es vor dem "grossen Lauschangriff" zu schützen gelte. "Mehr Staatsschutz und mehr polizeiliche Instrumente bedeuten immer auch weniger Freiheit und weniger Unabhängigkeit für den Einzelnen", sagte der Berner Grüne Alec von Graffenried. "Ich bin froh und erleichtert, dass der Staatsschutz nicht überall und frei ermitteln darf." Daniel Vischer (grüne, ZH) warnte, die Intimsphäre im eigenen Wohnzimmer sei vor dem Staat nicht mehr sicher. Problematisch sei, dass neu keine strafrechtlichen Ermittlungen nötig sein müssten, um eine Überwachung anzuordnen. Vielmehr erhalte der Staat "willkürlich" die Kompetenz, ohne konkreten Verdacht zu ermitteln. Anita Thanei (sp, ZH) sagte, die Reform sei "schlichtweg unnötig". Für die überwachten Personen bestünden keine klaren Verfahrensgarantien. Die bestehenden Gesetze indes reichten, da sie über "rechtsstaatlich geregelte" Abhörverfahren verfügten. Daher sei, so SP und Grüne, gar nicht auf die Vorlage einzutreten.

Mitte warnt vor Terrorangriffen

Die SVP stellte sich zuerst nicht hinter den Nichteintretensantrag, sondern favorisierte den Vorschlag der Rechtskommission: Eintreten, aber Rückweisung an den Bundesrat mit dem Auftrag, die rechtsstaatlichen Bedenken zu klären. Doch das Votum von Pirmin Schwander (SZ) deutete auf grösseren Widerstand in der Fraktion hin: Mit einer solchen Eingrenzung der Freiheit komme die Schweiz jenen terroristischen Organisationen entgegen, die die Freiheit bedrohten. "Die Schweiz darf ihre freie, liberale Gesellschaft nicht preisgeben." Zudem fehle eine Kontrolle. Tatsächlich votierte die SVP schliesslich mehrheitlich für Nichteintreten.

Staatsschutzfreundlicher zeigten sich die Mitteparteien um FDP und CVP. Zwar räumte Kurt Fluri (fdp, SO) ein, dass ein Klärungsbedarf bestehe. Rückweisung hätte die FDP daher akzeptiert, nicht aber Nichteintreten. Denn es sei klar, dass heute Überwachung auch ohne Strafverfahren nötig sei. Der Berner CVP-Nationalrat Norbert Hochreutener sagte, die Schweiz sei etwa als Drehscheibe für Logistik und Kommunikation der terroristischen Zellen interessant. Ohne starken Staatsschutz stelle die Schweiz eine Bedrohung für andere Staaten dar.

Neue Fichenskandale empörten

Insgesamt zeigten sich also alle Fraktionen skeptisch, obsiegt hat aber die gänzliche Ablehung durch das Links-rechts-Bündnis. Der grosse Widerstand dürfte auch vor dem Hintergrund der im Sommer publik gewordenen Fichenaffären zu erklären sein: In Basel wurden Grossräte mit ausländischem Hintergrund vom Geheimdienst fichiert. Es blieb unklar, warum. Der grüne Stadtzürcher Gemeinderat Balthasar Glättli wurde wegen Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration registriert. Und ein seit 20 Jahren in Basel lebender kurdischstämmiger Mann wurde wegen Organisation einer Kurden-Demo fichiert und deswegen nicht eingebürgert, was der Geheimdienst später als Fehler taxierte.

Auch sorgten neuste Fichen-Zahlen für Empörung: Im Staatsschutz-Informationssystem sind rund 13000 Personen mit Schweizer Wohnsitz erfasst - obschon selbst gemäss Staatsschutz 2007 keine konkreten Gefahren durch islamistische Anschläge in der Schweiz bestanden haben. In die Kritik eingestimmt hat auch Datenschützer Hanspeter Thür. Er stellte die Pläne als Ergebnis des Drucks aus dem Ausland dar. Gemäss BWIS könnten nämlich Daten künftig einfacher an andere Staaten weitergegeben werden.

Bei der SVP dürfte auch mitgespielt haben, dass sie das Geschäft ihrem neuen Bundesrat Ueli Maurer zur Neuanalyse überlassen will. Da Inland- und Auslandgeheimdienst neu im Verteidigungsdepartement (VBS) fusioniert sind, ist der VBS-Chef fürs Dossier zuständig. Aufgegleist wurde es aber von Ex-Justizminister Christoph Blocher, ging dann zu Eveline Widmer-Schlumpf über und wurde gestern vom scheidenden VBS-Chef Samuel Schmid vertreten.

Die Vorlage geht nun in den Ständerat, der nur Eintreten oder Nichteintreten beschliessen kann. Tritt er ein, muss erneut der Nationalrat entscheiden. Bleibt er beim Nein, ist die Revision vom Tisch.

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Kommentar

Salopp

Patrick Feuz

 Die SVP erklärt besorgt, dass die Grundrechte im Kampf gegen den Terror kaputtgehen könnten. Linke und Grüne preisen die persönliche Freiheit und wollen in diesem Fall nichts wissen vom alles umsorgenden Staat: Neue staatliche Anti-Terror-Kompetenzen seien unnötig. Ohne Zweifel: Das Nein von Rot-Grün und SVP zu mehr Staatsschutz tönt edel. Aber man wird den Eindruck nicht los, dass die Nationalratsmehrheit da in einem wichtigen Geschäft ziemlich salopp entschieden hat.

 Zu Recht wird hart gefragt: Ist es wirklich nötig, dass die Staatsschützer die Möglichkeit haben sollen, ohne konkreten Straftatverdacht Telefone abzuhören, E-Mails zu lesen und Privaträume zu verwanzen? Immerhin müssen sie schon heute nicht warten, bis Schaden entstanden ist, sondern können bereits bei glaubhaftem Verdacht auf Vorbereitungshandlungen wie Planung oder Finanzierung von Terrorakten aktiv werden. Und: Wäre es nicht sinnvoller, den Staatsschutz anders aufzurüsten, etwa mit besseren Kenntnissen über die arabische Welt oder mehr Cyberwissen?

Zu Recht wird auch bezweifelt, ob die vom Bundesrat vorgeschlagenen Sicherungen gegen Missbräuche reichen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Staatsschützer dazu neigen, neue Spielräume übereifrig zu nutzen. Die Gefahr ist real, dass plötzlich unbescholtene Muslime beim Gebet in der Moschee überwacht werden.

 Aber just diese zu Recht gestellten Fragen lassen sich nicht diskutieren, wenn man kategorisch erklärt, es brauche keinerlei zusätzliche Schutzvorkehrungen. Es ist deshalb zu hoffen, dass der Nationalrat im zweiten Anlauf dem Bundesrat doch noch die Möglichkeit geben wird, über die Bücher zu gehen und die Staatsschutz-Vorlage zu durchleuchten.

 Niemand kann ausschliessen, dass eines Tages auch in der Schweiz eine Bombe hochgeht oder von hier aus die Fäden für einen Anschlag gezogen werden. Im Moment der Betroffenheit ist die Gefahr gross, dass Behörden und Politiker überreagieren. Gerade deshalb ist es wichtig, dass jetzt solid und in aller Ruhe abgeklärt wird, wie viel und welchen Staatsschutz wir brauchen und wollen.

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BZ 18.12.08

Lauschangriff abgewehrt

Der Nationalrat will nichts wissen vom Lauschangriff auf mögliche Terroristen. Der Eingriff in die Privatsphäre sei zu gross.

Schon heute sei es möglich, verdächtige Personen abzuhören und deren Post sowie deren Mails und Computer zu überwachen, argumentierten die Grünen und die Sozialdemokraten. Mit der neuen Vorlage wären künftig auch Bad und Wohnzimmer nicht mehr vor dem Staatsschutz gefeit, betonte etwa Daniel Vischer (Grüne, ZH): "Eine Neuauflage der Fichenaffäre wäre vorprogrammiert."

SP und Grüne plädierten deshalb dafür, auf das Gesetz des Bundesrates zur Wahrung der inneren Sicherheit gar nicht einzutreten. Dank etlichen Stimmen der SVP wies der Nationalrat gestern die Vorlage schliesslich mit 92 zu 79 zurück, die noch von alt Bundesrat Christoph Blocher erarbeitet worden war.

Auch die mahnenden Worte von Bundesrat Samuel Schmid nützten nichts mehr. Er gestand zwar ein, dass es sich bei der Gesetzesrevision um eine schwierige Abwägung von Rechtsgütern handle. Aus diesem Grund habe die Landesregierung ein externes Gutachten in Auftrag gegeben, um die Verfassungsmässigkeit der Vorlage zu klären.

 Jetzt geht die Revision des Gesetzes zur Wahrung der inneren Sicherheit in den Ständerat. Tritt auch die kleine Kammer nicht auf dieses Geschäft ein, ist die Vorlage endgültig beerdigt. gr

Seite 3

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Kommentar

Übung abbrechen

Gregor Poletti

Der Nationalrat hat gestern das einzig Richtige getan: Die grosse Kammer hat die vorgeschlagenen Massnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus zurückgewiesen. Das Gesetz hätte es den Staatsschützern ermöglicht, unter dem Vorwand einer latenten Bedrohung praktisch ungehindert in die Privatsphäre der Bürger einzudringen.

Dass Polizei und Staatsschutz möglichst viele Informationen für Lagebeurteilungen möchten, liegt in ihrem ur-eigensten Wesen. Und ist bis zu einem gewissen Grad auch notwendig. Aber gerade weil es sich um einen höchst sensiblen Bereich handelt, sind ihnen enge Grenzen zu setzen, weil sie immer mehr Daten sammeln wollen , als notwendig sind. Dies belegen nicht nur die für die Schweiz traumatische Fichenaffäre der 90er-Jahre, sondern auch jüngste Vorfälle: So bespitzelte etwa der Basler Staatsschutz erst kürzlich Grossräte, die offenbar einzig deshalb in der Datenbank landeten, weil eine kurdische Exilzeitung über sie berichtet hatte.

Das Gesetz stand zu stark unter dem Eindruck der Anschläge auf die Twin Towers in New York und der von den USA ausgelösten Hysterie bei der Bekämpfung des Terrorismus. Und es ist ja nicht so, dass die Staatsschützer keine Telefonate oder E-Mails überwachen könnten. Schon heute ist dies möglich - nur ist der Segen eines Richters oder Staatsanwaltes notwendig. Diese Sicherung gilt es beizubehalten, denn wir werden im Zeitalter von Internet, Kundenkarten und Videoüberwachung schon genug durchleuchtet und beobachtet. Der Ständerat sollte sich dem Nationalrat anschliessen und die Übung endgültig abbrechen.

gregor.poletti@bernerzeitung.ch

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Radio X (Basel) 18.12.08

Politische Vorstösse zum Staatsschutz in der Schweiz

Diesen Sommer ist die erste Fichenaffäre nach 1989 geplatzt: Es wurde bekannt, dass kurdischstämmige Grossräte aus Basel vom Staatsschutz fichiert wurden. Dazu haben der FDP Nationlarat Peter Malama und die SP Ständerätin Anita Fetz je einen Vorstoss lanciert. Derjenige von Anita Fetz wurde ïn dieser Wintersession im Ständerat behandelt.
http://www.freie-radios.net/mp3/20081218-politischev-25526.mp3

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WEGWEISUNG BUCHS
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WoZ 18.12.08

Buchs - Die st. gallische Kleinstadt plant unter Führung eines SP-Gemeindepräsidenten ein neues Polizeireglement und stösst dabei auf Widerstand.

Gegen das Bündnis der Bünzli

Von Etrit Hasler

Es ist erst ein paar Jahre her, dass die st. gallische Kleinstadt Buchs für Schlagzeilen sorgte: Horden von Kleindealern, die sich am und um den Bahnhof tummelten, brachten besorgte Bürger erst auf eigene Faust, dann mit Unterstützung des Kantons dazu, in der "Aktion Ameise" gegen den Handel vor ihrer Haustür vorzugehen. Mit Erfolg: Heute sind die Dealer das Rheintal hinunter Richtung St. Gallen gezogen, und wenn die Gemeindepolizei heute Delikte zu behandeln hat, handelt es sich meist um Lausbubenstreiche von Jugendlichen, die auf Baugerüsten herumklettern oder Wahlplakate bestimmter Couleur bemalen.

Man würde denken, die Welt sei wieder in Ordnung in Buchs, doch weit gefehlt: Wie viele Gemeinden im Kanton St. Gallen will auch Buchs ein neues Polizeireglement erlassen, das diverse neue Vorschriften vorsieht, unter anderem die schon handelsüblich gewordene Wegweisung aus dem öffentlichen Raum. Einige der geplanten Bestimmungen mussten gleich wieder fallen gelassen werden, zum Beispiel eine Ausgangssperre für Jugendliche nach 22 Uhr, teils aus rechtlichen Gründen, teils weil es in der Bevölkerung Widerstand gab. Dieser hatte sich im Umfeld des alternativen Kulturzentrums Fa briggli formiert und wird vor allem von den beiden Brüdern Tobias und Stefan Schlegel vorangetrieben.

"Ich hatte mich im Studium sehr intensiv mit Verwaltungsrecht beschäftigt. Hätte man mir als Lernkontrolle die Aufgabe gegeben, ein Gesetz zu schreiben, das gegen möglichst viele der Prinzipien verstossen soll, die ich gerade gelernt hatte, ich hätte es nicht besser machen können als mit diesem Reglement", erklärt Jus-Student Stefan Schlegel, weshalb er es nicht auf der Vernehmlassung beruhen liess. Stattdessen zog er mit seinem Bruder in den Kampf um ein Referendum "gegen das Bündnis der Bünzli", wie er auf der Homepage des Komitees schreibt. Denn die Gruppe hat die Gemeinde und alle Parteien gegen sich: Der Vorstand der SP Buchs wollte ein Referendum noch unterstützen, die Mitgliederversammlung entschied sich jedoch dagegen, unter anderem, um ihre Vertreter im Gemeinderat zu schützen, den Präsidenten Daniel Gut und seinen Kollegen Ludwig Altenburger.

"Buchs ist sicher"

"Buchs ist sicher, dar an besteht kein Zweifel", rechtfertigt Daniel Gut das von ihm "im Rahmen der Kollegialbehörde" mitgetragene Reglement. "Aber es gibt subjektive Ängste in der Bevölkerung, die es ernst zu nehmen gilt." Besonders am Bahnhof, wo sich regelmässig Gruppen von "alkoholisierten Personen und verhaltensauffälligen Jugendlichen" aufhalten, müsse man Präsenz markieren, um das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zu verbessern, "eine Idee, die sich auch im SP-Sicherheitspapier so findet. Da bin ich zu hundert Prozent gleicher Meinung wie die Partei", meint Gut und geht zur Gegenoffensive über: "Das Komitee hat falsche Vorstellungen. Es geht uns nicht darum, ganze Gruppen zu verjagen, ganz im Gegenteil. Aber es kann notwendig sein, einzelne Rädelsführer wegschicken zu können." Natürlich wäre es möglich, dass eine zukünftige politische Führung das anders handhabt, aber im Sinn des Reglements sei das nicht, ergänzt er. Und wenn ab Januar der SVP-Gemeinderat Kornel Kaiser das neu geschaffene Ressort Sicherheit übernimmt? Auch dann ändere sich dar an nichts.

Stefan Schlegel widerspricht: "Die Gemeinde unterstellt uns, wir hätten kein Vertrauen in die Behörden. Aber es kann nicht sein, dass so ein Reglement auf Vertrauen basieren muss, damit es rechtmässig bleibt. Das Reglement sollte so formuliert sein, dass es auf die spezifischen Verhältnisse der Kleinstadt Buchs zutrifft und nicht übergeordnetem Recht widerspricht."

Private sollen wegweisen

Es ist nichts Neues mehr, dass SP-Mitglieder die Wegweisung unterstützen - auch Altenburger stimmte im Kantonsrat der Bestimmung zu -, doch das Buchser Reglement geht noch einen Schritt weiter: Es enthält einen Abschnitt über den Einsatz privater Hilfskräfte, die - in der Schweiz einmalig - auch die Kompetenz erhalten sollen, Personen aus dem öffentlichen Raum wegzuweisen. Das ging auch dem Kanton zu weit, der nach einer Vorprüfung die Gemeinde anwies einzufügen, dass diese privaten Hilfskräfte bei ihrer Arbeit keinen körperlichen Zwang ausüben dürften. Damit wird die Bestimmung faktisch bedeutungslos: "Es ist richtig, dass sich jemand weigern kann, einer Wegweisung Folge zu leis ten, wenn diese von einem Privaten ausgesprochen wurde", bestätigt Max Schlanser vom kantonalen Sicherheits- und Justizdepartement auf Anfrage der WOZ. "Die Praxis wird zeigen, ob die Gemeinde mit einer solchen Lösung ihr Ziel erreicht." Und ist es auch rechtmäs sig? Das sei es, wenn es im Gemeinde reglement geregelt sei.

Ganz anders sieht das Fredy Fässler, Fraktionspräsident der SP im st. gallischen Kantonsrat: "Wenn etwas nicht zweckmässig ist, kann es auch nicht rechtmässig sein. Es ist ein Witz zu sagen, man brauche einen Artikel, den man nicht anwenden kann. Hier werden polizeiliche Befugnisse an Private delegiert. Das ist ein weiterer Versuch, das eiserne Prinzip des Gewaltmonopols des Staates zu untergraben." Etwas, das die SP auch im neuen Sicherheitspapier klar ablehnt.

Daniel Gut wiegelt ab: "Bei der Wegweisung haben wir primär an die Arbeit unserer Gemeindepolizisten gedacht. An den heiklen Orten wollen wir ohnehin keine privaten Sicherheitskräfte einsetzen." Und die Wegweisung durch Private? "Bei Bedarf kann das im Gemeinderat zu gegebener Zeit auch nochmals kritisch hinterfragt werden." Die nötigen Unterschriften sind gesammelt, bestätigt Stefan Schlegel, somit kommt das neue Polizeireglement irgendwann im nächsten Jahr zur Abstimmung. "Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass wir die Abstimmung gewinnen", gibt sich Schlegel pessimistisch. Zu deutlich waren die Resultate in anderen Gemeinden des Kantons. Und wenn es dann Gesetz ist? Fredy Fässler schlägt vor, einen Aushang zu machen, um die Bevölkerung über ihre Rechte insbesondere gegenüber privaten Hilfskräften aufzuklären. Doch ein solcher Aushang brauchte nach neuem Reglement natürlich die Bewilligung der Gemeinde.

Etrit Hasler ist Journalist und SP-Stadtparlamentarier in St. Gallen.

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NEONAZIS CH
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Südostschweiz 18.12.08

Rechtsextreme vor Kantonsgericht

Glarus. - Vor den Schranken des Glarner Kantonsgerichts standen gestern zwei Rechtsextreme. Sie hatten mit rund zwei Dutzend Komplizen im Juni 2007 eine bewilligte Demo angegriffen. Der Staatsanwalt fordert für beide bedingte Strafen von 12 Wochen und 1000 Franken Busse. Während die Angeklagten harmlos scheinen wollten, sprachen Polizei und Augenzeugen von "schockierender Gewaltbereitschaft". Seite 5

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Drei Monate für Volksgarten-Schläger?

Zwei Rechtsextreme standen gestern vor Kantonsgericht. Für ihre Rolle im Angriff gegen eine bewilligte Demo im Juni 2007 in Glarus fordert der Staatsanwalt bedingte Geld- und Freiheitsstrafen.
Von Fridolin Rast

Glarus. - Ganz zuletzt gaben die zwei Rechtsextremen gestern in Glarus vor der Strafkammer des Kantonsgerichts die Tatbestände des Angriffs und des Landfriedensbruchs zu. Dies anders als in der Untersuchung und angesichts einer klaren Beweislage, so dass es in diesen zwei Punkten sicher zu einer Verurteilung kommen dürfte.

Karl Manner* aus dem zürcherischen Hombrechtikon und Peter Schilz* aus dem benachbarten Rüti waren am 23. Juni 2007 im Volksgarten in Glarus am Angriff einer rechtsextremen Gruppe auf eine bewilligte Demonstration der Juso beteiligt (siehe Box). Vier ebenfalls anwesende Polizisten in Zivil hatten, so einer der Polizisten vor Gericht, an der Demo einen Beobachtungs- und Dokumentationsauftrag. Sie hätten dann aber sofort den Angriff der Gruppe abwehren müssen.

Verteidiger Daniel Althaus bestreitet die Anklage gegen seine beiden Mandanten im Punkt der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte. Die Polizisten seien in Zivil nicht als solche zu erkennen und nicht an der Demo zu erwarten gewesen.

Rechtsextreme geben Ahnungslose

Manner gibt in der Befragung durch das Gericht den Harmlosen. Er sei allein an die Demo gekommen, und nur, um zu hören, was andere Gruppen sagten. Er habe keinen speziellen Freundeskreis, habe von keiner Verabredung gewusst, sei zufällig in eine Gruppe von 15 bis 20 Leuten geraten. Er habe keine speziell gekleideten Leute wahrgenommen, habe sich selber mit Jeans und "normalem" T-Shirt gekleidet. Ja, Manner will in der Hitze des Gefechts nicht einmal seinen Bruder erkannt haben, der sich - "zufällig" - in der Gruppe befand.

Schilz, der in der ganzen Untersuchung die Aussage verweigert hatte, gibt zwar zu, dass er - "nicht via Internet, sondern von Mund zu Mund" - von der Demo wusste und im Konvoi herkam. Schilz will aber niemanden gekannt und "echt nicht gewusst" haben, zu welcher Art Demo er nach Glarus kam. Er will sich "nicht wirklich viel in diesen Kreisen" bewegt haben. Sowieso sei er "nicht so der Demogänger", nur meistens in Deutschland, etwa an einem Trauermarsch, dabei.

Fast-Offizier mit Hakenkreuzfahne

Staatsanwalt Stefan Müller und die weitere Befragung fördern jedoch ein anderes Bild zutage. "Sie wissen schon, wie ich denke", grinst Schilz ihn an. Und kommentiert ein vorgelegtes Foto: Nein, posieren würde er mit einer solchen Fahne nicht mehr wie damals mit 15 Jahren. Er sei seither älter, ruhiger und schlauer geworden. Dass bei der Hausdurchsuchung eine Hakenkreuzfahne gefunden wurde, bestätigt er. "Teilweise" teile er dieses Gedankengut, sagt er passend zu seiner Teilnahme an den oft von Neonazis organisierten Trauermärschen.

"Weh getan", hat Schilz laut seinem Schlusswort nur, dass die Anklage für ihn zum Verbot geführt habe, Offizier der Schweizer Armee zu werden.

Auch das angeblich "normale" T-Shirt auf einer Foto von Manner an der Demo wirbt in Wahrheit für die rechtsextreme Band Amok. Sie bedroht laut der "Rundschau" des Schweizer Fernsehens einen Luzerner Journalisten und Kenner der Rechtsextremen-Szene in einem Song mit dem Tod. Und Manners Bruder ist deren Sänger.

"Absolut unglaubwürdig"

Die heutigen Aussagen seien völlig unglaubwürdig, die angeklagten Sachverhalte eindeutig bewiesen, betont Staatsanwalt Müller denn auch in seinen zwei Anklagen. Fotos beweisen laut Müller, dass die beiden sich klar aggressiv, weder defensiv noch passiv verhalten hätten. Der - grundlose - Angriff sei bewiesen durch die Verletzungen, die ambulante Behandlung von zwei der Polizisten. Zusammenrottung und Gewalt erfüllten den Tatbestand des Landfriedensbruchs. Das Verschulden sei nicht mehr leicht, es sei "verwerflich, demokratiewidrig und unschweizerisch", betont der Staatsanwalt. Manner habe zwei einschlägige Vorstrafen, Schilz eine. Rechtfertigende oder strafmindernde Gründe gebe es keine. So fordert Müller je zwölf Wochen Freiheitsstrafe und 1000 Franken Busse auf vier Jahre bedingt. Bei beiden seien die Vorstrafen aber nun zu vollziehen.

"Sehr schockiert" äussert sich ein Augenzeuge über die Gewaltbereitschaft der Gruppe, die geschlossen, schnellen Schrittes, ohne Vorwarnung vorgegangen sei und auf Menschen eingeschlagen und eingeprügelt habe. Er ist als einer von zehn Geschädigten anwesend. Die Zivilbeamten der Polizei - einer erlitt eine Kopfverletzung, einer drei Rippenbrüche durch einen geworfenen Ziegelstein - schliessen sich dem an. Einer der Polizisten beschreibt auch, wie Manner und sein angeblich zufällig anwesender Bruder ihn gemeinsam angegriffen hätten.

Der Verteidiger bestreitet, dass seine Mandanten angegriffen oder jemand verletzt hätten, sie seien von anderen zurückgedrängt worden. Es reiche für die Verurteilung wegen Angriff und Landfriedensbruch eben allein, sich in einer Gruppe aufzuhalten und sie verbal zu unterstützen, bedauert der Verteidiger. Sie hätten aber an keiner geplanten Aktion teilgenommen und das Ganze sei "ein bisschen ausgeartet". Sie seien nur zu 42 Tagessätzen à 40 Franken zu verurteilen, bedingt auf zwei Jahre, fordert Althaus. Die Vorstrafen seien nicht zu vollziehen. Das Urteil des Kantonsgerichts soll in Kürze vorliegen.

* Namen von der Redaktion geändert.

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13 Täter akzeptieren Strafmandat

Glarus. - Neben den gestern vor Kantonsgericht stehenden Angeklagten haben 13 Täter eine Verurteilung per Strafmandat akzeptiert, wie Verhörrichter Markus Denzler auf Anfrage sagt. Sie seien alle zu einer Busse und ausserdem zu jeweils einer Geldstrafe von rund 150 bis 180 Tagessätzen verurteilt worden.

An einer bewilligten Demo der Glarner Juso gegen Rassismus - im Stadtglarner Volksgarten am 23. Juni 2007 - waren rund 30 Rechtsextreme aufmarschiert. Rund 50 Leute sassen friedlich in der Nähe eines kleinen Festzeltes und warteten auf den Beginn des Anlasses. Stattdessen tauchten vorwiegend glatzköpfige Gestalten auf, stürmten Richtung Zelt und gebärdeten sich aggressiv. Erschrocken ergriffen die Versammelten die Flucht, worauf die Glatzen ihnen nachsetzten. Einen Juso-Exponenten tauchten sie ins Wasserbecken beim Kunsthaus; eine Frau blutete aus der Nase; mehrere Anwesende bekamen Pfefferspray ins Gesicht.

Zwei der Polizisten in Zivil, die bereits vor Ort waren und zur Gegenwehr schritten, wurden verletzt - einer von ihnen spitalreif. Das polizeiliche Eingreifen führte dazu, dass nach zehn Minuten der Spuk ebenso plötzlich vorbei war, wie er begonnen hatte. Die Rechtsextremen enteilten zu ihren Autos.

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NEONAZIS BRD
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newsnetz 18.12.08

Attentäter von Passau gehören zu prominenter Neonazi-Gruppe

Die mutmasslichen Helfer beim Attentat auf den Polizeichef Alois Mannichl sind zwei Eheleute, die zu einer bekannten Neonazi-Gruppe mit landesweit über 400 Mitgliedern gehören.

Der in Untersuchungshaft sitzende 33-Jährige sei ein "Kamerad der Freien Nationalisten München", heisst es auf der Homepage der Gruppierung. Dem Mann und seiner 22-jährigen, ebenfalls inhaftierten Ehefrau wird Beihilfe zum versuchten Mord vorgeworfen.

Der bayerische Verfassungsschutz schätzt die Gruppe als "betont aggressiv" und "gewaltbereit" ein, wie ein Behördensprecher heute sagte. Die Gruppe akzeptiere Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung und sei den sogenannten "nationalen Autonomen" zuzuordnen.

Von Linksextremen kaum zu unterscheiden

Diese gewaltbereiten Rechtsextremisten traten erstmals bei den Mai-Krawallen in Hamburg grösser in Erscheinung. Sie gehören laut Bundesamt für Verfassungsschutz nicht zur traditionellen rechtsextremistischen Szene. Mit schwarzer Kleidung, Turnschuhen, Sonnenbrillen, Baseball-Kappen und Kapuzenpullovern sind sie auf den ersten Blick von "linken" Gegendemonstranten kaum zu unterscheiden. Sie wenden sich gegen den starken Trend im Rechtsextremismus hin zu einer organisationsübergreifenden Zusammenarbeit im Umfeld der NPD und beharren auf eigenständigen Aktions- und Organisationsformen.

Der Präsident des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, bezifferte das Netzwerk dieser militanten Rechten im Magazin "Focus" auf landesweit über 400 Anhänger. Sollte sich diese neue Bewegung in der Szene durchsetzen, fürchtet Ziercke den Angaben zufolge einen Strategiewechsel bei Aufmärschen und Demonstrationen: "Von einem möglichst disziplinierten und zurückhaltenden Auftreten hin zu militanterem Auftreten mit gewalttätigen Aktionen", wurde er zitiert.

Fahndung nach Haupttätern läuft auf Hochtouren

Unterdessen wird weiter auf Hochtouren nach dem Attentäter und einem möglichen Komplizen gesucht. Beide werden von Polizei und Staatsanwaltschaft als typische Skinheads mit Glatzen und Tätowierungen an Hals oder Kopf beschrieben. Möglicherweise handele es sich sogar um ein und dieselbe Person, die am Tattag mit der inzwischen verhafteten Frau nahe dem Tatort gesehen worden war.

Ein weiterer Festgenommener wurde nach Angaben der Ermittler wieder freigelassen. Es habe sich um einen Zeugen gehandelt, der sich geweigert habe, Aussagen zu machen. Nach der Vernehmung durch einen Richter wurde er wieder entlassen.

Von glatzköpfigem Mann niedergestochen

Der Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl war am Samstag vor seinem Wohnhaus von einem grossen, glatzköpfigen Mann niedergestochen worden.

Das Auto des festgenommenen Münchner Paares ist einem Zeugen am Samstag in Fürstenzell aufgefallen, verlautete aus Polizeikreisen. Der Zeuge habe die beiden auf Fotos wiedererkannt, die das Paar bei der Beerdigung des Altnazis Friedhelm Busse im Juli in Passau zeigten.

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NEONAZIS UNGARN
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Bund 18.12.08

Demokratie in Gefahr

Ungarns Justiz geht gegen Rechtsextremismus vor

Ungarns Justiz geht erstmals gegen den landeseigenen Rechtsextremismus vor: Ein Budapester Gericht löste gestern den Trägerverein der faschistoiden "Ungarischen Garde" auf, die zuletzt eine Hasswelle gegen Zigeuner losgetreten hatte. Doch das Urteil ist nur ein zaghafter Schritt.


Ein Budapester Gericht hat gestern den Trägerverein der faschistoiden "Ungarischen Garde" aufgelöst. Seit Sommer 2007 treibt die "Magyar Garda" in Ungarn ihr Unwesen. Diese paramilitärisch organisierte Truppe, mittlerweile rund 2000 Mitglieder stark, steht in der Tradition der faschistischen Pfeilkreuzler, die während der deutschen Besetzung 1944/45 über die ungarischen Juden Tod, Terror und Vertreibung brachten. Uniformen und Flagge von den geistigen Nachfolgern ähneln denjenigen der Pfeilkreuzler. Der politische Arm dieser Truppe ist die ausserparlamentarische rechtsextreme Partei Jobbik ("Für ein besseres Ungarn"). Deren Vorsitzender, der 30-jährige Gabor Vona, ist auch der Gründer der Garde.

Als Daseinszweck seiner Garde nennt Vona "die Rettung der Nation und der Gesellschaft" Ungarns vor seinen angeblich unzähligen Feinden. Dazu zählt in erster Linie die sozialistische Minderheitsregierung unter Premier Ferenc Gyurcsany, der für die Rechtsextremisten der personifizierte Beweis dafür ist, dass die Kommunisten das Land immer noch im Griff haben. Weitere Feinde sind Zigeuner, Juden, Liberale und Homosexuelle.

Gegenwärtig hat die Hasswelle gegen die rund eine halbe Million Menschen zählende Roma-Gemeinde einen traurigen Höhepunkt erreicht. Allein im November kamen bei Anschlägen vier Menschen ums Leben. Brandstiftungen und Sachbeschädigungen in Roma-Siedlungen sind fast schon an der Tagesordnung. Gardistenführer Vona will damit freilich nichts zu tun haben, obwohl er seine Truppe regelmässig vor Roma-Siedlungen aufmarschieren lässt und deren Bewohner mit provokanten Parolen und Drohungen einzuschüchtern versucht.

Als übermächtige feindliche Macht stellt Vonas Gefolgschaft auch die EU dar, deren politischer Einfluss als eine existenzielle Gefahr für das "reine Ungarntum" wahrgenommen wird. Die EU wird auch für die Folgen der Globalisierung verantwortlich gemacht, die das Land unaufhaltsam in die Armutsfalle treibe.

Mögliches Ziel: Europawahlen

Mit der Behauptung, nur Jobbik und die Garde könnten die alte Ordnung wiederherstellen, ruft Vona offen zum Sturz des politischen Systems auf, auch wenn ihm die Macht dazu bei Weitem fehlt. Aber mit seinem Anspruch, seine Garde trete als ein öffentliches Ordnungsorgan auf, stellt er schon mal das Gewaltmonopol des Staates infrage. Nach Umfragen teilt mindestens ein Viertel der Wähler Vonas Wahnpolitik, eine Mischung aus Paranoia, Chauvinismus und Rassismus. Weshalb er sich überlegt, mit Jobbik bei den Europawahlen im nächsten Jahr zu kandidieren.

Ungarns Justiz klammert diesen politischen Hintergrund vollkommen aus. Die Auflösung von Jobbik begründet das Budapester Gericht in seinem Urteil lediglich mit der Hasskampagne gegen die Roma, mit welcher deren Minderheitenrechte und Menschenwürde anhaltend verletzt würden. Vona kündigte daher selbstbewusst die Anfechtung des Urteils an und droht, seine Truppen würden weitermarschieren. "Die Garde ist unauflösbar." (rgw)

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Tagesanzeiger 18.12.08

Rechtsextreme Ungarische Garde verboten

Schweiz. Depeschenagentur

Erstmals hat die zunehmende Gewalt gegen Roma in Ungarn die Justiz handeln lassen.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Sie tragen schwarze Uniformen und rechtsradikale Symbole, sie wollen das "echte Ungarntum" schützen und provozieren gewalttätige Auseinandersetzungen mit ihren Kritikern und mit ethnischen Minderheiten: Seit einem Jahr treten die Mitglieder der Ungarischen Garde in der Öffentlichkeit auf. Jetzt hat ein ungarisches Bezirksgericht erstmals darauf reagiert - und die Garde verboten. Auslöser für das Verbot war ein Marsch von Gardisten in Uniform durch das Roma-Quartier im Dorf Tatarszentgyorgy und ihre Warnungen vor der "Zigeunerkriminalität". Damit sei die Würde der Roma verletzt worden, entschieden die Richter.

Ein Ableger der Rechtsextremen

Die Ungarische Garde ist ein Ableger der rechtsextremen Partei Jobbik. Ihre Gründung zeigt das zunehmende Selbstbewusstsein und die Stärke der gewaltbereiten rechten Szene Ungarns. Die Gewalt richtet sich gegen Linke, Homosexuelle und vor allem gegen Roma. Alleine diesen Herbst starben vier Roma bei Anschlägen.

Im Dorf Nagycsecse wurden Anfang November zwei Häuser angezündet und ein aus dem Feuer flüchtendes Ehepaar erschossen. Zwei Wochen später wurde in der südungarischen Stadt Pecs ein Ehepaar durch eine Handgranate getötet. Die ungarische Polizei geht von rassistischen Motiven aus und hat eine 50 Mann starke Sonderkommission gegründet. Die Täter konnten dennoch bis jetzt nicht gefunden werden. Politiker aller Parteien haben die Taten zwar verurteilt, die konservative Oppositionspartei Fidesz arbeitet allerdings auf lokaler Ebene mit rechtsextremen Gruppen zusammen.

Zuletzt war die Ungarische Garde im Konflikt mit der slowakischen Regierung aktiv und blockierte Grenzübergänge zwischen Ungarn und der Slowakei. Damit sollte auf die Misshandlung ungarischer Fussballfans durch die slowakische Polizei aufmerksam gemacht werden.

Im Gegensatz zu Skinhead-Gruppen im Nachbarland Slowakei oder in Tschechien sind die ungarischen Rechtsextremen allerdings international kaum vernetzt. Gegen das Verbot will die Ungarische Garde nun einerseits bei Gericht Einspruch erheben. Anderseits beruft sich Jobbik-Anführer Gabor Vona auf einen juristischen Trick: Der nun verbotene Verein Ungarische Garde bestehe nur aus wenigen Mitgliedern: Die meisten der rund 1000 Gardisten würden hingegen rein zufällig die gleiche Uniform tragen - und das könne wohl niemand verbieten.

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INDYMEDIA
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Radio Corax (Halle) 17.12.08

Indymedia - zwischen Theorie und Praxis

Sie nennen sich "Autonomer Anarchist", "Dabeigewesene", "Protestler", "Unterstützer", "Inkognito" und "Berichterstatter". Sie alle schreiben für den basisdemokratischen Nachrichtenkanal Indymedia Deutschland zu Themen wie Rechtsradikalismus, Politik, Weltgeschehen und Globalisierung, berichten von Polizeiübergriffen, Demos, besetzten Häusern und Rassismus. Sie stellen Fotos und Videos ins Netz und die meisten bezeichnen sich als linke Globalisierungskritiker. Mit diesen Worten beginnt eine sehr lesenswerte Diplomarbeit von Susanne Högemann. Thema der Arbeit? Ist Indymedia. Högemann führt dort aus, wie in schneller Folge vor knapp zehn Jahren Independent Media Center in den USA, Kanada, Europa, Lateinamerika, Ozeanien und Asien enstanden. Ende 2005 waren es 169. Als 2001 anlässlich der Castor Transporte die deutsche Indymedia Website ans Netz ging, um direkt von den Protesten aus dem Wendland zu berichten, wurde von vielen etablierten Medien interessiert auf dieses junge und unabhängige Medium geschaut und darüber berichtet. Doch seitdem hat sich einiges getan. Und so kommt Högemann zum Urteil, dass Das Open Posting, das Kernstück Indymedias, das jedem die Chance gibt, journalistisch tätig zu werden, sich als eines der größten Probleme erweist: die Ablehnung einer Redaktion, die gegebenenfalls inhaltslose oder schlecht geschriebene Beiträge aussortiert oder redigiert, führt zu einer Masse an größtenteils unrecherchierten und unredigierten Beiträgen, zwischen denen die wenigen Texte untergehen, die journalistischen Standards entsprechen.
Und da merkt man; Es wird höchste Zeit -nicht nur inhaltlich, sondern auch formal - zu schauen ob sich Indymedia nicht verändern sollte, und wenn ja, wie.
Vor einigen Tagen trafen sich deswegen in Nürnberg einige Indymedia-Aktivisten die sich grundlegend mit dem IST und SOLL von Indymedia zu beschäftigen.
Grund genug das auch im freien Radio zu thematisieren. Alex von Radio Corax sprach mit Markus und Georg.
http://www.freie-radios.net/mp3/20081217-indymedia-25508.mp3

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ANTI-ATOM
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WoZ 18.12.08

Atomstrom

Üblere Ökobilanz

Atomenergie belastet die Umwelt zweieinhalbmal stärker als bisher angenommen. Ecoinvent, die weltweit umfassendste Ökobilanzdatenbank, liefert diese neue Erkenntnis. Die Datenbank wird von mehreren Schweizer Forschungsinstituten betreut und periodisch den neusten wissenschaftlichen Ergebnissen angepasst. Für gewöhnlich ein Routinevorgang - doch diesmal birgt die Neubewertung Brisantes: Die Atomenergie schneidet massiv schlechter ab als bisher. Der Grund: Ecoinvent weist neu auch die Belastung mit Umweltgiften aus, die von den Abfallstoffen der Urangewinnung ausgehen. Bislang wurde von der Urangewinnung nur die Belastung der Umwelt durch austretendes Radongas berücksichtigt.

Verwende man die neuen Daten in einer der gängigsten Bewertungsmethoden (Eco-Indicator 99), so gelte Atomkraft neu als zweieinhalbmal so umweltbelastend wie bisher, sagt Christian Bauer vom Paul-Scherrer-Institut, das an Ecoinvent beteiligt ist. Dabei handle es sich aber erst um eine Schätzung.

Bei der Atomenergie macht die Urangewinnung etwa drei Viertel der gesamten Umweltbelastung aus. Betrieb und Endlagerung der radioaktiven Abfälle fallen wenig ins Gewicht: Ökobilanzen seien nicht geeignet, Risiken zu bewerten, sagt Bauer. Deshalb gehe man bei der Bilanzierung davon aus, dass die Endlager dicht und die Kraftwerke sicher seien.

Im Vergleich der Energiearten ändert sich auf den ersten Blick wenig. Die sauberste Art der Stromerzeugung bleibt die Wasserkraft, während die fossilen Energieträger bei weitem am schädlichsten sind. Die Windenergie schnitt nach den bisherigen Daten etwa gleich gut ab wie die Kernenergie; neu dürfte sie die Atomenergie überholen. Deren Ökobilanz wird sich in Zukunft weiter verschlechtern, weil mit der abnehmenden Qualität der Uranerze mehr giftige Abfälle pro Tonne Uran anfallen. mh

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newsnetz 18.12.08

Bundesrat klärt Krebsrisiko rund um AKW ab


Der Bundesrat hat vom Parlament den Auftrag erhalten, das Krebsrisiko rund um Atomkraftwerke abzuklären. Deutsche Studien kamen zu traurigen Resultaten.


Dazu soll er von unabhängigen Experten eine Fallkontrollstudie über Leukämie-Erkrankungen bei Kindern durchführen lassen, die in der Nähe eines AKW leben.

Wie zuvor der Nationalrat hat am Donnerstag auch der Ständerat eine entsprechende Motion von Nationalrat Rudolf Rechsteiner (SP/BS) überwiesen.

Gleich wie der Nationalrat wollte auch der Ständerat die Studie nicht auf Erwachsene der betroffenen Regionen ausdehnen. Der Bundesrat hatte erklärt, dass eine solche Studie mangels Daten nicht durchführbar sei. Zuerst müssten die Methoden zur Datenerhebung und - auswertung der kantonalen Krebsregister vereinheitlicht werden.

Untersuchungen in Deutschland mit traurigen Resultaten

Felix Gutzwiller (FDP/ZH) mahnte in diesem Zusammenhang, dass die Schweiz endlich ein nationales Krankheitsregister aufbauen sollte wie es viele Industrieländer hätten.

Auslöser für die Motion Rechsteiner war eine Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters. Die Untersuchungen in Deutschland hatten ergeben, dass Kinder häufiger an Leukämie erkranken, je näher sie bei einem AKW wohnen.

Zwischen 1980 und 2003 wurden im Umkreis von 5 Kilometern von 16 deutschen Atomkraftwerken 77 Fälle von Krebs bei Kindern unter fünf Jahren gezählt. Im statistischen Durchschnitt hätten es nur 48 sein sollen. Die Gründe für diese überdurchschnittliche Krebsrate wurden mit der Studie nicht geklärt.

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Aargauer Zeitung 18.12.08

"Kein solches Lager im Aargau"

Tiefenlager Information über Region Jura-Südfuss im Kultur- und Kongresshaus Aarau

Von einem Tiefenlager für schwach- und mittelaktive Abfälle sind am Jura-Südfuss 24 Gemeinden tangiert. Zur Information für die zehn Aargauer Gemeinden kamen nur rund 100 Interessierte, die technische und politische Fragen stellten.

Hans Lüthi

Draussen tief winterliche Stimmung am achten und letzten Informationsabend des Bundesamtes für Energie (BFE), diesmal für die Aargauer in der Region Jura-Südfuss. Kein Reisewetter also, entsprechend mager das Interesse. Oder die Menschen haben eine Woche vor Weihnachten andere Gedanken. Jedenfalls konnte der Aargauer Landammann Peter C. Beyeler nur rund 100 Personen begrüssen, fast ein wenig enttäuscht, meinte er: "Wir haben mit 500 Personen gerechnet". Die Interessen des Aargaus vertrat er nicht weniger vehement, mit dem Fazit: "Kein solches Tiefenlager im Aargau". Was in der Diskussion zur Frage führte, ob sich die haupttangierten Kantone Aargau und Zürich nicht besser zusammen setzten, statt wie alle anderen aus vollen Rohren Widerstand zu markieren.

Sicherheit als Standortfaktor

Der Aargauer Baudirektor versuchte zu erklären, dass sich der kernenergiefreundlichste Kanton schon wehren müsse, wenn ihm alle den Schwarzen Peter unterjubeln wollten. Der falschen Meinung der übrigen Schweiz, der Aargau sei sich an solche Anlagen ja schon gewöhnt, müsse man klar entgegen treten und sie zur Mitverantworung aufrufen. Mit vielen nationalen Infrastrukturen wie Bahnlinien, Autobahnen, Kernkraftwerken, Zwilag leiste unser Kanton schon überdurchschnittlich viel im Landesin- teresse. Da könne es nur recht und billig sein, wenn sich andere geeignete Standortregionen ebenfalls ernsthaft beteiligen müssten. Am Schluss müsse die höchstmögliche Sicherheit den Ausschlag für den richtigen Standort geben › auch wenn dieser im Aargauer Untergrund wäre.

Schutz vor Erdbeben und Eiszeiten

In der lebhaften Diskussion unter der sachlichen Leitung von Ellionor von Kauffungen wechselten sich technische und politisch-ethische Fragen ab. Ein Dutzend Atomkraftwerk-Gegner der Gruppe NWA (Nie Wieder Atomkraftwerke) begrüsste das Publikum schon am Eingang mit Transparenten und Flugblättern. Zuerst Ausstieg, dann Endlager, Fragen zur Haftpflicht und der fehlenden Versicherung kamen mit Kritik vor die Referenten. Weil man radioaktiven Abfälle oberirdisch für bis zu einer Million Jahre nicht gegen Erdbeben, Terror, Eiszeiten sicher lagern könne, wolle man sie im Opalinuston einpacken. In den letzten 150 Millionen Jahren habe dieses Gestein alles schadlos überstanden.

Der Mensch plündert die Natur

Nüchterne Fragen fernab der KKW-Debatte betrafen das Aussehen eines solches Lagers samt Zugängen, Grundwasser, Risiken, Rückholbarkeit. Zur Kritik an der kurzen Nutzung und fast endlosen Lagerdauer kam die Entgegnung, der Mensch lebe in vielen Bereichen unverantwortbar auf Kosten der Natur › auch bei der Verbrennung des Erdöls, samt den CO 2-Folgen. Ruhig und in der Sache überzeugend informierten die Fachleute der Langzeitlagerung von radioaktiven Abfällen: Werner Bühlmann, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Energie, über das Verfahren. Nagra-Direktor Thomas Ernst erklärte, die Sicherheit habe höchste Priorität, die Geologie müsse einzig und allein den Ausschlag für den richtigen Standort geben. Als unabhängige Instanz sieht sich die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) laut Direktor Ulrich Schmocker in der Rolle des Überwachers.

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GRIECHENLAND
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newsnetz 18.12.08

Athen: 16-Jähriger von Kugel getroffen

Fast zwei Wochen nach dem Tod eines 15-Jährigen Schülers durch eine Polizeikugel dauern die Demonstrationen in Griechenland an. Und erneut wurde ein Teenager angeschossen.

Trotz strömenden Regens gingen mehrere hundert Schüler und Studenten am Donnerstag im Zentrum Athens erneut auf die Strassen.

Die Demonstration verlief zunächst friedlich, wie das Fernsehen berichtete. Gleichzeitig legten die Fluglotsen die Arbeit für drei Stunden nieder. Sie wandten sich damit gegen die Einkommenspolitik der Regierung. Etwa 40 Inlands- und Auslandsflüge fielen aus.

Am Vorabend hatte ein Zwischenfall in der Athener Vorstadt Peristeri für neue Spannungen gesorgt. Ein 16-jähriger Schüler war von einer Kugel an der linken Hand getroffen und leicht verletzt worden. Vom Täter fehlte jede Spur.

Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass der vor zwölf Tagen ums Leben gekommene 15-Jährige von einem Querschläger getroffen worden war. Allerdings hatte der deswegen angeklagte Polizist in die Richtung des Jugendlichen geschossen und nicht, wie behauptet, in die Luft.

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Neue Luzerner Zeitung 18.12.08

Neuer Aufruf zu Protesten

Die Demonstranten in Griechenland haben ihre Taktik geändert: Sie rufen zu europaweitem Widerstand auf. Ausserdem besetzen sie Fernseh- und Radiosender.

Von Elena Becatoros, AP

Die Demonstranten in Griechenland wollen ihre Protestaktionen jetzt auf ganz Europa ausdehnen. Mit zwei grossen Transparenten an der Akropolis riefen sie in Athen gestern zu europaweiten Massendemonstrationen auf. Auf einem der pinkfarbenen Transparente stand das Wort "Widerstand" auf Griechisch, Englisch, Spanisch und Deutsch. Nach rund zwei Stunden wurden die Banner wieder abgenommen. In Athen und Thessaloniki kam es erneut zu teilweise gewaltsamen Aktionen.

Brandsätze gegen die Polizei

Die griechische Regierung verurteilte die neuen Protestaufrufe. Diese Aktion sei durch nichts zu rechtfertigen und schade dem Ansehen Griechenlands im Ausland, erklärte Regierungssprecher Evangelos Antonaros.

In Athen bewarfen gestern Jugendliche einen Polizeibus mit Brandsätzen. Der Fahrer konnte unverletzt flüchten. Vor dem wichtigsten Gerichtsgebäude versammelten sich rund 100 Demonstranten und bewarfen die Wachleute mit Steinen, Eiern und Jogurt. Sie forderten die Freilassung aller Personen, die seit dem Beginn der Unruhen nach dem Tod eines 15-Jährigen durch Polizeischüsse am 6. Dezember festgenommen wurden.

Neue Taktik zeigt Wirkung

An der Fassade des Büros der Gewerkschaft GSEE entrollten rund 30 Demonstranten ein Banner, auf dem ebenfalls die Freilassung aller bei den Protesten Festgenommenen gefordert wird. In Thessaloniki explodierten am frühen Morgen Brandbomben vor einer Bank und einem Bürgerbüro. Beide Gebäude wurden schwer beschädigt. Brandbombenangriffe durch linke Aktivisten sind in Griechenland keine Seltenheit. Dabei wird in aller Regel niemand verletzt.

Viele Demonstranten änderten inzwischen ihre Taktik: Statt die offene Konfrontation mit der Polizei zu suchen, wurden am Dienstagabend mehrere Radio- und Fernsehsender besetzt. Die zumeist jugendlichen Eindringlinge verliessen die Gebäude erst, nachdem regierungskritische Botschaften verlesen wurden.

"Kommt raus auf die Strasse"

Rund zehn Jugendlichen gelang es auch, die Übertragung einer Rede von Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis im staatlichen Fernsehsender NET zu stören. Für gut eine Minute waren sie live im Fernsehen und hielten ihre Transparente hoch: "Hört auf zu schauen, kommt raus auf die Strasse" oder auch "Befreit alle, die festgenommen wurden".

Griechische Einzelhändler gehen inzwischen wegen der Unruhen von mindestens 1,5 Milliarden Euro entgangenem Umsatz aus. Mehr als 300 Demonstranten wurden während der massiven Proteste festgenommen. Aktivisten wollten gestern erneut vor einem Gerichtsgebäude im Zentrum Athens demonstrieren, um deren Freilassung zu fordern.

Erst am Dienstag hatten vermummte Jugendliche den Hauptsitz der griechischen Bereitschaftspolizei in Athen mit Steinen und Brandsätzen angegriffen. Das Gebäude und sieben Einsatzfahrzeuge sowie ein Polizeibus wurden beschädigt. Es sei aber niemand verletzt worden, teilte ein Sprecher der Polizei mit.