MEDIENSPIEGEL 23.12.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturkritik (Tittanic)
- Hausgeister Thun: Verhandlungs-Marathon
- Sans-Papiers ZH am ausharren
- Anti-WEF: Kritik am Persilschein
- Winterthur: Erklärung zu den Ereignissen vom 21.12.08
- Bettelverbot Genf
- UN lehnt Homo-Rechte ab
- Gipfel-Soli-News 22.12.08

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REITSCHULE
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Dez 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Mo 22.12.08 
20.30 Uhr - Tojo - Missing Pieces von Nachtregentrommler. Regie: Christian Valerius.

Mi 24.12.08
22.00 Uhr - SousLePont - Beizenbetrieb

Do 25.12.08
22.00 Uhr - SousLePont - Beizenbetrieb
23.00 Uhr - Tojo - Völlig losgelöst Tojo-Disko

Fr 26.12.08
23.00 Uhr - Dachstock - Wild Wild East: Max Pashm (Elektrikos/Organikos Rec/UK), Support: DJ Sunny Icecream

Sa 27.12.08    
23.00 Uhr - Dachstock - Famous when Dead Tour: Roman Flügel (Alter Ego/Playhouse/D), Heiko M/S/O (Playhouse/Ongaku/D), Support: J. Sanders aka Smat

Mi 31.12.08
21.00-05.00 - Kino/Frauenraum - UNCUT FILM (21.00 Breakfast on Pluto; 01.30 Itty Bitty Titty Committee) & 23.00 Frauenraum-PARTY NACHT mit Anouk Amok
23.00 Uhr - SousLePont - A Bad-Taste-Silvester Party mit DJ-Set von Copy&Paste

Infos: www.reitschule.ch


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kulturstattbern.derbund.ch 20.12.08

Themenkomplex Frauenschicksale

Von Manuel Gnos um 17:15    [ Nachtleben & Freizeit ]

Langsam wird es mir zur Gewohnheit: Jedes Mal, wenn die Tittanic im Tojo der Reitschule anlegt, begebe ich mich in ihr Fahrwasser und leihe den "besten Titten des Landes" mein Ohr. Aber was soll man tun? Die von Sandra Künzi kuratierte Wort- und Tonreihe mit Akteurinnen aus der ganzen Schweiz macht einfach Freude.

Gestern Freitag waren Tania Kummer und Frances Belser zu Gast. Die beiden Autorinnen aus Zürich vermochten mich zwar nicht restlos zu überzeugen, doch boten ihre Texte genügend Stoff zum Weiterdenken. So Kummers Werk darüber, dass man immer weniger sieht, weil es immer mehr gibt. Und das, wie ich feststellen musste, gleich in zweifacher Hinsicht: Einerseits sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr; andrerseits aber sieht man auch anteilmässig immer weniger - eben weil es so viel mehr gibt.

Textlicher Höhepunkt des Abends war Tania Kummers Versuch über konjugierte Linolsäuren in einem Milchmodegetränk. Wild konjugierend hetzte sie sich darin durch die Migros-Filiale, von dort nach Hause und zurück in den Laden, um sich eine Überdosis dieses Teufelszeugs einzuverleiben.

Vollkommen hingerissen war ich einmal mehr von Suzanne Zahnd und Sibylle Aeberli, den beiden Menopausen-Weibern aus Zürich. Als Mann fühlt man sich geradewegs geehrt, von den beiden auf die Schippe genommen zu werden, weil sie dasselbige derart inbrünstig auch mit sich selbst tun. Göttlich war das gesangliche Divenduell um den heissbegehrten Liebhaber, köstlich die "everlasting menopause" als Beitrag zum Themenkomplex Frauenschicksale und rührend die "Purple Rain"-Coverversion zum Abschluss des Abends.

Diese Reihe wird hoffentlich noch lange weitergehen. Für den kommenden Frühling jedenfalls ist mit "Beast of Tittanic" eine CD angekündigt. Wir werden bei Gelegenheit darauf zurückkommen.

Tittanic auf Tour: Café Bar Mokka, Thun, 29. Januar 2009.

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HAUSGEISTER THUN
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Indymedia 23.12.08

2 Communique zur Hausbesetzung in Thun ::

AutorIn : Hausgeister: www.a-g-o.ch.vu     

Sehr geehrte Medienschaffenden

Nachdem der Eigentümer, Herr Thomas Helmle, bereits am Sonntagabend das erste Mal mit den Besetzern in Kontakt trat, um Verhandlungen Über die weitere Nutzung des Gebäudes zu führen, bekamen wir am Montag wiederum Besuch:     
    
Herr Helmle, kam am Montag Nachmittag zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter der Helmle Archidea AG vorbei.
Ebenfalls anwesend waren Erwin Rohrbach und Herr Siegenthaler, Vertreter der Stadt. Sie haben die Gruppe aufgefordert, das Haus bis am Dienstag, den 23. Dezember zu räumen, ansonsten würde dies die Polizei übernehmen.
Weiter signalisierten sie der Aktion Hausgeist, dass der Gemeinderat der Stadt Thun bereit ist, über eine mögliche Nutzung des Gebäudes zu bereden. Wenn von Seiten des Gemeinderates ein positives Signal kommt, sind die Hausgeister bereit, auf Verhandlungen einzutreten.
Jedoch steht auch fest, dass Verhandlungen nicht um jeden Preis in kauf genommen werden, falls das Gefühl aufkommt, dass diese nur als Hinhaltetaktik verwendet werden.
In diesem Sinne werden sich die Hausbesetzer in der nächsten Zeit darüber beraten, welche Vorgehensweise zum Erfolg führt und warten die Antwort des Gemeinderates bis am 9. Januar 2009 ab.

Freundliche Grüsse

Aktion Hausgeist

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BZ 23.12.08

Hausbesetzung in Thun

Gibt es eine temporäre Lösung?

Glück für die jungen Hausbesetzer in Thun: Die Eigentümer signalisieren Gesprächsbereitschaft für eine weitere Nutzung.

Die temporäre Besetzung der leer stehenden Liegenschaft am Hopfenweg 19 A in Thun durch die anonyme Gruppe Aktion Hausgeist (vgl. Ausgabe vom Montag) könnte verlängert werden. "Wir sind offen für Gespräche", sagt Franziska Helmle von der Helmle Archidea AG, der Eigentümerin des Grundstücks. "Wenn wir aber Hand bieten, dann muss alles stimmen." So müsste die Übergangsnutzung klar geregelt werden und sowohl Stadt als auch Nachbarschaft damit einverstanden sein. "Wir anerkennen das Engagement der Jugendlichen und möchten gerne zwischen ihnen und der Stadt vermitteln", sagt Franziska Helmle weiter. Erste Kontakte seien geknüpft, ein konkreter Verhandlungstermin sei aber noch nicht vereinbart worden.

Nicht vorher informiert

Die "Hausgeister", welche das ehemalige Gewerbegebäude in der Nacht auf Sonntag in Beschlag genommen und darin eine Party gefeiert haben, hatten die Besitzer nicht vorgängig über ihr Vorhaben informiert. "Wir haben am Sonntag die ersten e-Mails bekommen", sagt Franziska Helmle. Trotz der Illegalität der Aktion hätten sie und ihr Mann von einer Anzeige abgesehen. "Wir wollten keine grosse Sache daraus machen." Sie finde es aus persönlicher Sicht schade, dass die Jugendlichen mit illegalen Aktionen auf ihr "an und für sich gutes Anliegen" aufmerksam machen. Die Aktion Hausgeist setzt sich seit längerem für die Schaffung eines Autonomen Jugendzentrums (AJZ) ein.

Völlig überrascht von der Besetzung sei sie nicht gewesen, sagt Franziska Helmle, "schliesslich bietet sich das Gebäude an".

"Konstruktiv mitarbeiten"

Wenig erfreut über die Hausbesetzung zeigen sich indessen die Jungfreisinnigen Thunersee. "Wir fordern die Aktion Hausgeist dazu auf, die Besetzungen von Häusern zu beenden und konstruktiv an der Zukunft Thuns mitzuarbeiten", schreibt die Partei in einer Medienmitteilung. Anonymisierte Aktionen am Rande der Legalität seien der falsche Weg, um Ziele zu erreichen. Die Jungfreisinnigen Thunersee "sind nicht grundsätzliche Gegner von einem AJZ", es müssten aber zwei Bedingungen erfüllt sein. Einerseits dürfe das AJZ nicht mit öffentlichen Geldern finanziert werden und andererseits müsse verhindert werden, dass ein solcher Ort zu einem rechtsfreien Raum werde.

Wenn, dann temporär

Ob es zu einer Einigung kommt, steht derzeit noch in den Sternen. Klar ist, dass am Hopfenweg 19 A kein dauerhaftes AJZ entstehen wird. Auf der Parzelle, wo ehemals das Malergeschäft H. Rupp und Co. wirtschaftete, wird ein Mehrfamilienhaus mit sieben Eigentumswohnungen gebaut. Baustart ist aber frühestens im Sommer 2009.

Roger Probst

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SANS-PAPIERS ZH
www.bleiberecht.ch
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Tagesanzeiger 23.12.08

Sans-papiers besetzen Predigerkirche weiter

Zürich. - Der Protest von rund 150 Sans-papiers in der Predigerkirche im Zürcher Niederdorf geht weiter. Mehrere Kirchenvertreter haben gestern Abend vergeblich versucht, die Papierlosen für ein Ende der seit Freitag dauernden Aktion im Gotteshaus zu gewinnen. Auf ihre Vorschläge gingen die Besetzer jedoch nicht ein. Die Kirchenvertreter versprachen eine bessere Begleitung und Rechtsberatung bei Härtefällen und ein Gespräch im Januar mit dem zuständigen Regierungsrat Hans Hollenstein (CVP). Die Bürgerrechtsbewegung Bleiberecht-Kollektiv wirft den Kirchenvertretern mangelnde Solidarität vor. Auch die SP gerät in die Kritik, weil sie sich nicht beherzt genug für die Papierlosen engagiere. Dies bestreitet die Partei. Die Verhandlungen mit den Kirchenvertretern finden heute ihre Fortsetzung. Die Mitglieder des Bleiberecht-Kollektivs hoffen, dass die Polizei die Kirche nicht zwangsräumen wird. (sth)

Papierlose harren weiter aus, Seite 11

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Kirchenpflege will Papierlose nicht mehr länger dulden

Häne Stefan

Die Sans-papiers protestieren in der Predigerkirche weiter gegen die Zürcher Flüchtlingspolitik - gegen den Willen der Kirche. Derweil streuen Asyl-Aktivisten Falschmeldungen.
Von Stefan Häne

Zürich. - "Die Kirche soll es offen sagen, wenn sie uns loshaben will", ereifert sich ein dunkelhäutiger Mann am Mikrofon. Und ein zweiter ergänzt: "Wir brauchen keine Vorschläge, sondern Lösungen." Jubelrufe ertönen, Applaus hallt durch die Predigerkirche am Zähringerplatz, wo seit Freitag rund 150 Sans-papiers auf ihre Notlage aufmerksam machen und gegen die "unmenschliche und irrationale Migrationspolitik" des Kantons Zürich protestieren. Es ist 18 Uhr.

Eine halbe Stunde zuvor. Mehrere Kirchenvertreter - reformierte und katholische - versuchen, die Papierlosen zu einem Ende des Protests in der Predigerkirche zu bewegen. Vergebens. "Wir sind ein Team von sechs Leuten. Wir sind am Anschlag", sagt Kirchenpflegepräsident Daniel Lienhard. In der Predigerkirche zu bleiben, garantiere das Scheitern der Aktion. Die angestrebte öffentliche Aufmerksamkeit hätten die Besetzer längst erlangt. Jetzt gehe es darum, die zweite Phase einzuläuten. Christoph Siegrist, Pfarrer am Grossmünster, verspricht den Papierlosen kirchliche Hilfe: mehr und bessere Begleitung und Rechtsberatung bei Härtefällen, ein Gespräch im Januar mit dem zuständigen Regierungsrat Hans Hollenstein (CVP), eine weitere Grossversammlung und ein Abschlussfest in der Predigerkirche.

Über diese Vorschläge zeigt sich Michael Stegmaier von der Bürgerrechtsbewegung Bleiberecht-Kollektiv entsetzt: "Null Solidarität, nur leere Worte sind das." Vor dem Auftritt hätten die Kirchenvertreter "ganz andere Signale" ausgesandt. Schockiert zeigt sich auch eine ältere Dame, welche den Gottesdienst in der Predigerkirche regelmässig besucht: "Ich schäme mich." Die Papierlosen halten die Kirche damit weiter besetzt, die Verhandlungen sollen laut Stegmaier heute ihre Fortsetzung finden. Er hofft, dass die Polizei die Kirche nicht räumen wird.

Bereits am Nachmittag ist die Stimmung angespannt. Kurz nach Mittag verschicken die Asyl-Aktivisten eine Mitteilung an die Medien: "Besetzte Predigerkirche: Kongolesischer Aktivist verhaftet." Am Sonntag habe die Stadtpolizei am Limmatquai einen Sans-papier verhaftet. Der Mann aus dem Kongo habe an der Besetzung der Predigerkirche teilgenommen. Der Vorwurf der Gruppierung: Die Polizei sei gezielt gegen den Mann vorgegangen, weil dieser Flyer für eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung verteilt habe.

Stimmungsmache gegen die Polizei?

Dieser Darstellung widerspricht die Stadtpolizei. Wie Sprecherin Judith Hödl auf Anfrage erklärt, ist der Kongolese am Schaffhauserplatz im Rahmen einer gewöhnlichen Personenkontrolle verhaftet worden, weil er sich nicht ausweisen konnte. Der Mann befinde sich illegal hier und werde nun - wie in solchen Fällen üblich - der Staatsanwaltschaft zugeführt. "Mit der Aktion der Sans-papiers in der Predigerkirche hat dies nichts zu tun." Hödl betont, die Stadtpolizei habe bislang keinen Anlass gehabt, gegen die Papierlosen vorzugehen. "Wir patrouillieren sicher nicht extra vor der Predigerkirche."

Dass die Meldung falsch war, will das Bleiberecht-Kollektiv nicht als Versuch einer Stimmungsmache gegen die Polizei gewertet haben. Stegmaier beteuert, seine Leute hätten sich auf die Informationen des Kongolesen und dessen Freundin verlassen. Kein Problem ortet Stegmeier darin, dass sich unter die rund 280 Zürcher Sans-papiers diverse Iraker aus den Kantonen Luzern und Graubünden gemischt haben. Diese Menschen seien freiwillig hier, sie würden nicht instrumentalisiert, sagt er. "Je lauter der Protest ist, desto besser."

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Asyl-Aktivisten kritisieren die SP

Zürich. - Die Bürgerrechtsbewegung Bleiberecht-Kollektiv erhofft sich Unterstützung von den Linksparteien, namentlich von der SP. "Davon war bislang aber nichts zu sehen", ärgert sich Aktivist Michael Stegmaier und spricht von "fehlender Zivilcourage". Die SP scheue sich davor, sich im ausländerfeindlichen Klima beherzt für die Papierlosen einzusetzen, auch durch sichtbare Präsenz. "Das ist das Resultat der SVP-Angstmacherei." Bea Schwager von der Zürcher Anlaufstelle für Sans-papiers (Spaz) kritisiert, die SP unterstütze zwar brav politische Vorstösse, sei selber jedoch zu wenig aktiv. Es sei traurig, aber wahr: Mit einem Engagement für Papierlose könne eine Partei in der Bevölkerung derzeit nur wenig Sympathien ernten.

Diesen Vorwurf will die SP nicht auf sich sitzen lassen. Stefan Feldmann, Präsident der Kantonalpartei, verweist auf Vorstösse im Kantonsrat. Unter anderem habe die SP längst gefordert, eine Kommission für Härtefälle im Asylbereich zu schaffen. Hier wolle man auch weiterhin Einfluss nehmen, die sichtbare Präsenz vor Ort erachtet er hingegen nicht als "zentrale Aufgabe einer Partei". Der Zürcher Gemeinderat und Asylspezialist Salvatore Di Concilio räumt ein, die SP könne sich "durchaus noch mehr und sichtbarer engagieren". Er sieht darin jedoch auch eine Gefahr: dass die Problematik "politisch unnötig aufgeladen wird". (sth)

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Zürichsee-Zeitung 23.12.08

Kirchenbesetzung

Besetzer geben Kirche nicht frei

Die rund 150 Sans-Papiers, die seit Freitag zusammen mit Aktivisten von Bleiberecht Zürich die Predigerkirche im Zürcher Niederdorf besetzen, wollen diese nicht freigeben: "Wir bleiben, notfalls auch ein paar Wochen", sagte ein Sans-Papier gestern Abend. Die zuständige Kirchgemeinde hat den Sans-Papiers nach einer Versammlung vorgeschlagen, sie sollen die Kirche im Laufe des heutigen Tages verlassen. Gleichzeitig wolle sie Kontakt mit den Behörden aufnehmen und nach einer Lösung suchen. "Dass die Kirchgemeinde mit den Behörden verhandeln will, begrüssen wir, doch wir verlassen die Kirche erst, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind." Kirchgemeindepräsident Daniel Lienhard war gestern nicht erreichbar. Die Sans-Papiers protestieren unter anderem gegen die "rigide Härtefallpraxis" im Kanton. In einer Mitteilung zeigte sich die kantonale SP solidarisch mit den Sans-Papiers und fordert eine "Lockerung" der Härtefallregelung.

"Keine Extrapatrouille"

Ratlosigkeit herrschte im Anschluss an die Unterredung auch auf Seiten der Kirche. "Ich weiss wirklich nicht, wie das weitergehen soll", sagte Kirchenpflege-Präsident Lienhard. Einigen konnte man sich nur darauf, das Gespräch am Dienstagmittag fortzusetzen.

Für Aufruhr sorgte gestern Morgen eine Meldung der Bleiberecht-Aktivisten, wonach ein am Protest beteiligter Sans-Papier aus dem Kongo von der Polizei "am Limmatquai" verhaftet wurde. Die Polizei bestätigte die Verhaftung, nicht aber den Ort. "Der Mann wurde im Rahmen einer üblichen Personenkontrolle am Schaffhauserplatz festgenommen, weil er sich nicht ausweisen konnte", sagte Polizeisprecherin Judith Hödl. "Die Polizei patrouilliert nicht extra um die Kirche." Bleiberecht-Sprecher Andreas Cassee sagte später: "Ich wusste nicht, dass es unterschiedliche Angaben zum Verhaftungsort gibt - die Polizei wird wohl Recht haben." (roh/sda)

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NZZ am Sonntag 23.12.08

Nothilfepraxis "nicht komplett unmenschlich"

Der Kanton Zürich liegt gemäss Flüchtlingshilfe im Mittelfeld

Ist der kirchliche Vorwurf des "humanitären Missstands" im Umgang mit illegalen Ausländern im Kanton Zürich gerechtfertigt? Nein, meint die Schweizerische Flüchtlingshilfe, die im Kanton Zürich allerdings auch keine besonders liberale Nothilfepraxis beobachtet.

 vö. Im Zusammenhang mit der Besetzung der Predigerkirche durch Sans-Papiers hat Daniel Lienhard, Präsident der Zürcher Kirchenpflege, diese Woche den "humanitären Missstand" im Umgang der Kantonalbehörden mit Ausländern ohne Aufenthaltsrecht angeprangert (NZZ 22. 12. 08). Dieser Vorwurf ist der Schweizerischen Flüchtlingshilfe zu scharf formuliert. Wie Mediensprecher Yann Golay gestern auf Anfrage sagte, handhabt der Kanton Zürich die auf alle abgewiesenen Asylbewerber ausgedehnte Nothilfe im Vergleich zu anderen Kantonen zwar "hart, aber nicht komplett unmenschlich".

 Medizinische Versorgung nur im Notfall

 So gewähre der Kanton Tessin überhaupt keine Nothilfe, während etwa in den Kantonen Genf, Neuenburg oder Schaffhausen eine liberale Praxis zu beobachten sei. Der Grund für die Unterschiede liegt darin, dass im entsprechenden Bundesverfassungsartikel Personen ohne Aufenthaltsstatus zwar das Recht auf Nothilfe zugesprochen wird, der Umfang aber nicht definiert ist.

 Im Kanton Zürich leben momentan rund 400 abgewiesene Asylbewerber oder Personen mit einem Nichteintretensentscheid in vier ehemaligen Durchgangszentren, die zu Notunterkünften umfunktioniert worden sind. Die Nothilfe umfasst ausser einer Schlafgelegenheit in einem Mehrbettzimmer Nahrung und Kleidung, Möglichkeiten zur Körperpflege, wobei Duschen und WC von Männern und Frauen gemeinsam benutzt werden, wie das Sozialamt im Rahmen einer schweizweiten Befragung der Flüchtlingshilfe festgehalten hat. Medizinische Betreuung erfolgt im Kanton Zürich nur in absoluten Notfällen. Zudem erhalten Nothilfebezüger kein Bargeld; für das Essen werden pro Woche Migros-Gutscheine im Wert von 60 Franken abgegeben. Kinder werden eingeschult, und sie können den öffentlichen Schulunterricht besuchen.

 Ausreise bleibt Ziel

 Obwohl es im Kanton Zürich eine spezielle Unterkunft für besonders verletzliche Personen wie zum Beispiel Familien mit kleinen Kindern, kranke oder behinderte Personen und unbegleitete Minderjährige gibt, leben auch Familien oder Alleinerziehende in Notunterkünften. Sie unterliegen aber nicht dem "Dynamisierungsmodell". Das heisst, sie müssen sich nicht wie alle anderen Nothilfebezüger alle sieben Tage erneut beim Migrationsamt melden, das die Vollziehbarkeit der Wegweisung sowie die Anordnung der Ausschaffungshaft immer wieder von neuem überprüft. Können die Betroffenen nicht ausgeschafft werden, verweist sie das Migrationsamt ans Sozialamt. Dieses teilt sie für sieben Tage einer anderen Unterkunft zu.

 Das Ziel der Ausdehnung des Sozialhilfestopps ist, den Druck auf Personen ohne Bleiberecht zu erhöhen, die ihrer Ausreisepflicht nicht nachkommen. Deshalb ist die Nothilfe in keinem Kanton rosig konzipiert und im Gegenteil - so auch im Kanton Zürich - mit einer abschreckenden Strategie verbunden, wie Golay festhält. Wegen der schwierigen Lebensbedingungen in der Nothilfe beantragen sie tatsächlich nur sehr wenige Personen. Gerade Sans-Papiers, die nie ein Asylgesuch gestellt haben, ersuchen wegen der drohenden Verhaftung kaum um Nothilfe.

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 Die Kirchenbesetzer wollen bleiben
Feusi A. (fsi)

 fsi. Die Besetzer der Predigerkirche wollen weiter in dem Gotteshaus ausharren. Vertreter der Kirche versuchten am Montagabend vergebens, die gut 100 Papierlosen zu überzeugen, die Besetzung am Dienstagnachmittag mit einer kleinen Feier abzubrechen. Im Gegenzug wollten sich die Kirchenvertreter in ökumenischer Zusammenarbeit um Härtefälle unter den Sans-Papiers kümmern, und Kirchenratspräsident Ruedi Reich liess mitteilen, er wolle im Falle eines Rückzugs der Besetzer mit dem zuständigen Regierungsrat Hans Holenstein das Gespräch über eine mildere Auslegung des neuen Ausländergesetzes suchen. Der Appell, die Papierlosen sollten bedenken, dass ein vergrämtes Kirchenvolk keinen Druck auf eine Änderung der Gesetze machen werde, fruchtete nichts. Vor allem jüngere Redner forderten ihre Schicksalsgenossen an der montäglichen Vollversammlung auf, standhaft zu bleiben. Man wisse zwar, dass die Kirche die Gesetze nicht mache, und danke ihr auch für ihr Wohlwollen, doch habe das Nachgeben bei der Besetzung des Grossmünsters vor einem Jahr keine Änderung der Haltung der staatlichen Behörden gebracht. Die Besetzer beschlossen zu bleiben. Auf heute Dienstagmittag wurde ein nächstes Treffen angesetzt.

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20min.ch 22.12.08

Gotteshausbesetzung in Zürich

Kirchenpflege will Papierlose rauswerfen

Die Verantwortlichen der Predigerkirche haben den Sans-Papiers, die das Gotteshaus im Zürcher Niederdorf besetzen, ein Angebot gemacht, damit sie bis Samstag ausziehen. Die Besetzer wollen nicht darauf eingehen. Die Fronten sind verhärtet.

Seit Freitag besetzen rund 150 Sans-Papiers das katholische Gotteshaus. Die Besetzer und das unterstützende Bleiberecht- Kollektiv wollen mit ihrer Aktion auf die Notlage der Papierlosen aufmerksam machen.

Das kantonale Migrationsamt setze die gesetzlich vorgesehene Härtefallregelung nicht wirklich um. Sie werfen dem Amt eine "unmenschlich-bürokratische Haltung" vor.

Die Kirchenverantwortlichen trafen sich am Montagabend erstmals mit den Besetzern. Es brauche jetzt einen anderen Weg, als auszuharren, sagte der zuständige Kirchenpflege-Präsident, Daniel Lienhard, vor der Diskussion mit den Besetzern. "Wir haben die Aktion nur akzeptiert, weil wir dachten, sie sei befristet."

Gemeinsam Lobby aufbauen

Die Kirchenverantwortlichen forderten die Papierlosen auf, die Kirche am Samstag um 15 Uhr mit einem gemeinsamen feierlichen Akt zu verlassen. Dafür versprachen sie den Besetzern, gemeinsam eine Lobby für ihre Interessen aufzubauen.

Konkret schlugen sie den Sans-Papiers ein Paket mit drei Massnahmen vor. So will sich die Kirche verpflichten, ihr Engagement bei der Begleitung und Rechtsberatung von Härtefällen zu intensivieren. Zudem will der Kirchenratspräsident Anfang Januar Gespräche mit dem zuständigen Regierungsrat Hans Holenstein führen.

Schliesslich sollen die Papierlosen an einer Vollversammlung im Januar wieder über den Stand der Dinge informiert werden. Das Angebot der Kirche stiess bei der Konfrontation der beiden Parteien am Montagabend jedoch auf taube Ohren. Es löste vielmehr eine Wut bei den Betroffenen aus.

Gespräche werden am Dienstag weitergeführt

"Wir haben genug von leeren Versprechungen, wir wollen endlich konkrete Lösungen", war der Tenor bei den Papierlosen. Man bleibe so lange in der Kirche, bis man eine Antwort vom Regierungsrat bekomme.

Das Problem sei, dass die Papierlosen bei der Besetzung des Zürcher Grossmünsters vor genau einem Jahr die exakt gleichen Versprechungen erhalten hätten, sagte Tom Cassee, Sprecher des Bleiberecht-Kollektivs, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. "Eingelöst worden ist nichts." Die Papierlosen hätten deshalb das Vertrauen verloren.

Ratlosigkeit herrschte im Anschluss an die Unterredung auch auf Seiten der Kirche. "Ich weiss wirklich nicht, wie das weitergehen soll", sagte Kirchenpflege-Präsident Lienhard. Die Erwartungen, die an die Kirche gestellt würden, seien viel zu hoch. Einigen konnte man sich nur darauf, das Gespräch am Dienstagmittag fortzusetzen.

Quelle: SDA/ATS

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ANTI-WEF
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Bund 23.12.08

Leserbrief

Realitätsfremde Oberaufsicht?

"Persilschein für die Polizei"

"Bund" vom 17. Dezember

Während der Anti-WEF-Demo 2005 gab es ähnliche Vorfälle. Die Budget- und Aufsichtskommission (BAK) des Stadtrates untersuchte diese Vorkommnisse und machte dem Gemeinderat folgende Empfehlungen:

Die Gründe der Festnahmen müssten unverzüglich bekannt gegeben werden, bei längeren Anhaltungen und Festnahmen müsste die ärztliche Betreuung sichergestellt sein, die Festgehaltenen sollten ihre Angehörigen möglichst rasch informieren können, bei Leibesvisitationen sollte die Polizei zurückhaltend sein, da diese für die Betroffenen entwürdigend sind. Damals war die Polizei noch in der Kompetenz der Stadt.

Drei Jahre später, also nach der Kantonalisierung der Polizei, stellte die BAK fest, dass die 2005 kritisierten Handlungen der Polizei sich während der Anti-WEF-Demo vom 19. Januar 2008 in noch stärkerer Form wiederholten. Einmal mehr wurden die Jugendlichen unter Generalverdacht gestellt. 242 Jugendliche wurden schon ab 10 Uhr "präventiv" festgenommen. Welches Gesetz rechtfertigt diese Festnahmen? Wo bleiben die Grundrechte, die Basis unserer Demokratie? Und welchen Wert geben unsere Behörden der Pressefreiheit, die wir von anderen Ländern gerne einfordern, wenn Journalisten ohne Grund festgenommen werden?

Die Oberaufsichtskommission (OAK) des Grossen Rates gibt der Polizei nun einen Persilschein, indem sie dieses Vorgehen der Polizei billigt. Die Oberaufsichtskommission betrachtet die Sache tatsächlich von "oben", aber eben von zu weit oben!

Hasim Sancar,

Bern

Ko-Fraktionspräsident Grünes Bündnis/Junge Alternative, Mitglied der Budget- und Aufsichtskommission (BAK) des Berner Stadtrates

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WINTERTHUR
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Indymedia 22.12.08

Communiqué zu den Ereignissen vom 21.12.2008 in Winti ::

AutorIn : no justice - no peace         

In der Nacht auf Sonntag, 21.12.08 wurden in Winti 7 Personen grundlos verhaftet. Darauf versuchten die Bullen, ein seit mehr als 10 Jahren besetztes Haus an der General-Guisan-Strasse zu räumen, was ihnen aber misslang.     
    
In der Nacht auf Sonntag, den 21.12.2008 wurden in der Neustadtgasse in Winterthur grundlos 7 Personen brutal von der Polizei kontrolliert und verhaftet. Grund waren angebliche Sachbeschädigungen.

Einmal in Fahrt gekommen, wollten die Bullen ihr grosses Aufgebot auch gleich dazu nutzen, um sich das seit mehr als 10 Jahren besetzte Haus an der General-Guisan-Strasse 31 von innen anzusehen - natürlich ohne jede rechtliche Grundlage. Weil sich die BewohnerInnen diesen Angriff selbstverständlich nicht einfach gefallen lassen wollten und - im Rahmen der Verhältnismässigkeit - mit einigen Glasflaschen in Richtung Polizei antworteten, zerschossen die Bullen einen Grossteil der Fenster des Hauses mit Gummigeschossen und brachen sämtliche Eingangstüren auf. Der Sachschaden dieser mutwilligen Zerstörungsaktionen geht in die 1000e Franken. Nach getaner Zerstörung flüchteten die Bullen in Schildkrötenformation aus dem Haus - offenbar hatten sie Angst vor dem Geruch selbst frittierter Pommes bekommen.

Währenddessen wurden die Verhafteten auf dem Polizeiposten geschlagen und mit altbekannten Foltermethoden traktiert: So wurde in den Zellen das Licht an- und ausgestellt und in unerträglicher Lautstärke Musik abgespielt, wobei die Lautstärke häufig verändert wurde, damit sich das Gehör nicht an einen Pegel gewöhnen konnte (Reizentzug und Reizüberflutung).

Ohne auch nur ein Verhör durchgeführt zu haben, entliessen die Bullen die Verhafteten nach rund 4 Stunden wieder und machten somit eindeutig klar, dass es ihnen nicht um die Aufklärung angeblicher Straftaten, sondern nur um die Provokation eines Scharmützels und den Zutritt in das besetzte Haus ging.

Während dem Räumungsversuch besammelten sich immer mehr PassantInnen in der Neustadtgasse und auf der General-Guisan-Strasse, die sich mit den Verhafteten und den BewohnerInnen solidarisierten und dies mit Parolen gegen die Bullen lautstark zum Ausdruck brachten. Zwei Personen wurden dabei von Bullenhunden gebissen und leicht verletzt, doch auch dieser Einsatz war kein voller Erfolg für die Stapo, wurde doch zum Schluss auch noch ein Bulle von seinem Diensthund gebissen.

Einmal mehr hat sich die Stapo Winterthur von ihrer repressivsten Seite gezeigt und klargemacht, dass sie in ihren Einsätzen gegen linke Wohnprojekte und in ihrem Umgang mit Verhafteten weder vor massiver Sachbeschädigung noch vor brutaler physischer und psychischer Gewalt gegen Personen zurückschreckt.

Im Gegenzug wurde der Stapo aber auch unmissverständlich klargemacht, auf was für Reaktionen sie sich bei solchen Einsätze gefasst machen muss.

Solidarität mit den Gefangenen im Hungerstreik und den Protesten in Griechenland!

No Justice - no Peace!

No pasaran!

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RANDSTAND GENF
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NZZ 23.12.08

Rumänien ist auch in Genf

Unzufriedene Polizisten setzen Bettelverbot nicht durch

 Obwohl das Betteln in Genf neuerdings verboten ist, machen so viele Menschen die hohle Hand wie zuvor. Die Frage stellt sich: Ist das Bettelverbot wirkungslos - oder wird es nur nicht durchgesetzt?

 C. Bi. Genf, 22. Dezember

 "Willkommen in der Stadt Genf, mit ihren Privatbanken, ihren internationalen Organisationen und ihren Roma-Bettlern": So oder ähnlich könnte es auf der Zufahrt zur "Cité de Calvin" heissen. Zwar ist das Betteln seit Februar im Kanton Genf gesetzlich verboten, aber vor den diesjährigen Weihnachtstagen befinden sich nach allgemeiner Einschätzung nicht weniger Almosensuchende auf den Genfer Strassen und Brücken als zuvor, vielleicht sogar mehr. In der Notunterkunft für Obdachlose im Quartier Eaux-Vives wird jedenfalls von einem neuen Rekordzufluss an Mittellosen gesprochen. Ein besonders gewichtiges Kontingent stellen wie in den Vorjahren die Roma aus Aiud (deutsche Bezeichnung: Strassburg am Mieresch) in Transsylvanien. Der Name dieser Stadt, schreibt die Tageszeitung "Le Temps", sei den Genfer Sozialarbeitern inzwischen so geläufig, dass sie sie spasseshalber als Zwillingsstadt bezeichnen. Daneben haben sich offenbar auch Roma aus Frankreich nach Genf "verschoben". So zitiert "Le Temps" einen Mann namens Sergiu, der aus einer Pariser Banlieue ausgewiesen wurde und der erklärt: "Eines Morgens haben die Polizisten unser Lager geräumt und unsere Möbel und sogar die Fernseher mitgenommen. In Genf haben die Polizisten und die Bevölkerung mehr Verständnis."

 Erfolglose "Vergrämungsaktion"

 Das auf Antrag der Liberalen und der SVP erlassene Bettelverbot hat also offenbar nicht gegriffen. Zwar kontrollierte die Polizei an die 2300 Bettler. Laut einem Polizeisprecher sind dabei rund 1200 Ordnungsbussen verhängt worden, wobei die Polizei das erbettelte Geld als Pfand mitnahm. Eine Roma-Anwältin erklärt, in einem Fall seien ganze 90 Rappen konfisziert worden, was absolut unwürdig sei. In vier von fünf Fällen gab es offenbar aber gar nichts abzunehmen, da die Roma regelmässig ihren Ertrag nicht bettelnden Familienmitgliedern übergeben. Auch der Entscheid, die Roma aus ihren Lagern unter den Brücken zu verjagen, brachte offenbar keinen durchschlagenden Erfolg. Die Leute übernachteten danach in Parkanlagen oder aber in Notunterkünften. Jedenfalls blieben sie in Genf und bettelten weiter. Sie haben keine andere Wahl, heisst es seitens der Roma-Anwälte. In ihrer Heimat fänden sie ausser in der Landwirtschaft kaum Arbeit und würden auch sonst diskriminiert. In Genf dagegen kann ein guter Bettler laut einem Marktkenner an die 1000 Franken pro Monat "erwirtschaften".

 Papiere in Ordnung

 Den Roma zugute kam dann auch die Tatsache, dass die Genfer Polizei im Konflikt mit der Kantonsregierung, die ihr keine Prämie für Überstunden bei der Euro-Fussballmeisterschaft zahlen will, diesen Herbst einen "Bussen-Streik" ausgerufen hat und seither keine Ordnungsbussen verhängt. Verstösse gegen das Bettelverbot können mit Bussen bis zu 100 Franken bestraft werden; dieses Risiko für die Bettler entfällt zurzeit. Somit haben diese Leute, die meist mit einem 90 Tage gültigen Touristenvisum in die Schweiz kommen, nichts zu befürchten, sofern sie keine Delikte begehen. So erklärt auch Jean-Philippe Brandt, der Pressesprecher der Polizei, auf Anfrage: "Wir haben in der Regel keinen Grund, gegen diese Bettler vorzugehen, denn es sind keine Kriminellen, und ihre Papiere sind in Ordnung. Zudem hat die Polizei andere Prioritäten: Für uns ist es wichtiger, gegen die Raser auf den Strassen vorzugehen. Aber wenn die Bettler aggressiv werden, schreiten wir ein."

 Die Frage, ob das Bettelverbot an sich wirkungslos ist oder ob das Problem bei der fehlenden Durchsetzung liege, wird in Genf allerdings unterschiedlich beurteilt. Die einen schieben der Polizei die Schuld zu; die anderen sagen, auch ein systematischer Vollzug des Verbots hindere bettelarme Menschen nicht daran, in einer reichen Stadt ihr Heil zu suchen. Sicher ist, dass das Bettelverbot weder im kantonalen Polizeidepartement noch bei den meisten Polizisten sehr populär ist. Die Polizei hat in Genf alle Hände voll zu tun. Es ist den Beamten nicht zu verdenken, wenn sie finden, es gebe für sie Wichtigeres zu tun, als den Bettlern ihre Franken und Rappen abzunehmen. Zudem haben viele Genfer gelernt, mit den Roma-Bettlern zu leben. Auch haben die anfänglichen Interventionen der Polizei in den Medien und in der Öffentlichkeit immer wieder Kritik hervorgerufen.

 Ist SP-Staatsrat Moutinot mitschuldig?

 Für den liberalen Grossrat und Anwalt Olivier Jornot, der im Kantonsparlament das Bettelverbot durchgesetzt hat, ist die jetzige Situation allerdings inakzeptabel. "Genf ist kein Rechtsstaat mehr", sagt er im Gespräch. Das Problem liege aber nicht nur bei der Polizei, sondern auch beim kantonalen Polizeidirektor, dem SP-Staatsrat Laurent Moutinot, der sich bei der Polizeibasis nicht durchsetzen könne oder wolle. In der Tat hat Moutinot nie ein Hehl daraus gemacht, dass er gegen ein Bettelverbot ist. Allerdings plädiert Jornot nicht für einen Grosseinsatz der Polizei gegen die Bettelei, sondern nur für eine vernünftige Umsetzung des bestehenden Verbots. Der jetzige Zustand habe aber auch mit dem neuen Strafrecht zu tun, fügt der Genfer Advokat an, denn früher habe man eine nicht bezahlte Busse in eine Freiheitsstrafe umwandeln können. Dies sei heute nicht mehr möglich. Damit hätten Ordnungsbusse etwas von ihrer abschreckenden Wirkung verloren. Fazit: Die Roma-Bettler werden nicht so bald aus dem Genfer Strassenbild entschwinden.

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HOMOPHOBIE
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queer.de 19.12.08

UN lehnt Homo-Rechte ab

Die Vereinten Nationen haben eine französische Erklärung gegen die Verfolgung von Homosexuellen abgelehnt. Nur 66 von 192 Mitgliedsstaaten unterzeichneten das Dokument.

Zu den Unterstützern gehörte die gesamte Europäische Union, sowie viele süd- und mittelamerikanische Länder wie Brasilien, Argentinien und Kuba und vereinzelt asiatische Staaten wie Japan und Israel. Weitgehend auf Ablehnung stieß das Papier stattdessen bei muslimischen Ländern. So sprachen sich alle arabischen Länder gegen eine Entkriminalisierung von Homosexualität. Auch die Supermächte Russland, China und die USA unterschrieben die Erklärung nicht. Die Vereinigten Staaten argumentierten, dass die "Don't ask, don't tell"-Regelung im Militär einer Unterstützung im Wege stünde. Diese besagt, dass offen homosexuelle Soldaten nicht dienen dürfen.

Das von Frankreich vorgeschlagene Papier wurde vom argentinischen Botschafter Jorge Argüello bei der UN vorgestellt. Die nicht bindende Erklärung basiert auf der UN-Menschenrechtserklärung aus dem Jahr 1948 und soll sicherstellen, dass alle Menschen, auch Schwule und Lesben, mit gleicher Würde und gleichen Rechten geboren sind. Ein solches Papier zum Schutz von Homosexuellen ist bislang noch nie in die Vereinten Nationen eingebracht worden.

Syrien will Homosexualität ächten - Gefahr der Pädophilie

Ein von Syrien eingebrachter Gegenentwurf, der die Bestrafung von Homosexualität verteidigt, wurde von 58 Staaten unterstützt. Der syrische Botschafter Abdullah al-Hallaq erklärte, die arabische Welt sei "beunruhigt, dass das Augenmerk auf bestimmte Personen aufgrund deren sexuellen Interessen und Verhaltensweisen gelegt wird, aber dass die Intoleranz und Diskriminierung auf Basis der Hautfarbe, der Rasse, des Geschlechtes oder der Religion" ignoriert werde. Er warnte davor, dass Homosexualität in der nahen Zukunft "sozial anerkannt" werden könne und "viele bedauerliche Taten legitimieren könnte, darunter auch Pädophilie."

Derzeit verbieten nach Angaben der Homo-Gruppe ILGA 77 Staaten Homosexualität. In sieben Ländern werden Schwule hingerichtet. (dk)

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GIPFEL-SOLI-NEWS 22.12.08
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gipfelsoli.org/Newsletter 22.12.08

22.12.2008 Strasbourg/ Baden-Baden

- Baden-Baden - Nato-Gipfel nur freitags in Kurstadt
- Zum Stand der Mobilisierung gegen den NATO-Gipfel im April 2009
- "Es wird nicht so wie in Heiligendamm"
- SOLISAMPLER! BANDS GESUCHT!
- Informal meeting of NATO Defence Ministers Krakow, Poland, 19-20 February 2009
- IMF warns of economic riots
Mehr: http://www.gipfelsoli.org/Newsletter/5889.html