MEDIENSPIEGEL 29.12.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Dead End: Kein Gastgewerbe-Sonderstatus
- Progr: Kaufangebot für 10,5 Mio
- Police Bern: teuer und personell am Anschlag
- Sans-Papiers ZH: Ausharren für das Bleiberecht
- Big Brother Asyl: Eurodac-Datenbank
- Flashmob in McDonalds Bern geplant
- Neonazis BRD: Demokratiegipfel gegen Rechts
- Oberbözberg und das Atomendlager
- Gipfelsoli-News 27.12.08: Griechenland + Krakow

------------------------
REITSCHULE
------------------------

- Dez/Jan 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!
- Restaurant Sous Le Pont vom 1.-12.1.09 geschlossen

PROGRAMM:

Mi 31.12.08
21.00-05.00 - Kino/Frauenraum - UNCUT FILM (21.00 Breakfast on Pluto; 01.30 Itty Bitty Titty Committee) & Frauenraum-PARTY NACHT bis 5.00 Uhr mit Anouk Amok
23.00 Uhr - SousLePont - A Bad-Taste-Silvester Party mit DJ-Set von Copy&Paste

So 4.1.09  
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt

Infos: www.reitschule.ch

---------------------
DEAD END
--------------------

Bund 29.12.08

"Dead End": Kein Sonderstatus

Der Berner Nachtclub muss wie andere Vereinslokale eine Gastgewerbebewilligung beantragen

Ruedi Kunz

Für Vereinslokale gelten ab 2009 strengere Auflagen. Betriebe, die mehr als 50000 Franken Umsatz machen im Jahr, brauchen ein Wirtepatent. So will es das revidierte Gastgewerbegesetz.

Die Gesetzgeber haben eine Lücke geschlossen und damit einer alten Forderung der Wirte im Kanton Bern Rechnung getragen: Das revidierte Gastgewerbegesetz, welches seit 1. Juli 2008 Gültigkeit hat, stellt die Vereinslokale mit mehr als 50000 Franken Umsatz auf die gleiche Stufe wie normale Gastgewerbebetriebe. Bald sind die Zeiten vorbei, wo ein findiger Kleinunternehmer irgendwo seine Bar als Vereinslokal führen konnte, ohne dass er ein Wirtepatent besitzen oder sich an die Polizeistunde halten musste.

Wenig erfolgreiche Suche

Das Regierungsstatthalteramt Bern hat bereits im August via "Anzeiger Region Bern" die Vereinslokalbetreiber aufgerufen, bis Ende Jahr ein Gastgewerbegesuch einzureichen. Der Aufruf verhallte praktisch ungehört. In Bern meldeten sich ein halbes Dutzend Betriebe, in den umliegenden Gemeinden nicht viel mehr. Die zuständige Behörde sah sich veranlasst, die Gemeinden zu bitten, alle ihnen bekannten Vereinslokale anzuschreiben. Das Echo war auch diesmal nicht überwältigend, wie Regierungsstatthalterin Regula Mader auf Anfrage durchblicken lässt. Mader lässt sich deswegen nicht beirren. In Zusammenarbeit mit der Gewerbepolizei sei man daran, die Betroffenen zu eruieren und sie auf ihre Pflichten aufmerksam zu machen.

"Dead End" sträubt sich

Berns bekanntestes Vereinslokal ist die Dead-End-Bar. Das vom Verein Sleeper geführte "Dead End" hat 2002 eine gastgewerbliche Bewilligung für einen nicht-öffentlichen Betrieb erhalten. Die Bar finanziere die Notschlafstelle mit und könne als eine soziale Einrichtung angesehen werden, begründete der damalige Regierungsstatthalter Alec von Graffenried seinen Entscheid. Zudem habe sich der Sleeper verpflichtet, auf öffentliche Anschrift und Werbung zu verzichten.

Mader beurteilt die Sachlage anders: "Nach heutigem Stand der Dinge gibt es keinen Grund, weshalb das ,Dead End' weiterhin einen Sonderstatus haben sollte." Das revidierte Gastgewerbesetz erlaube es der Bar, einen 24-Stunden-Betrieb einzurichten. Mader hat die Sleeper-Verantwortlichen aufgefordert, eine Gastgewerbebewilligung zu beantragen. Diese tun sich schwer mit der neuen Ausgangslage und haben deshalb um eine Fristverlängerung bis Mitte Januar gebeten. Mader hat eingelenkt, will dann aber Klarheit haben, was im "Dead End" vorgesehen ist.

Für Sportvereine ändert sich nichts

Nicht betroffen von der neuen Regelung im revidierten Gastgewerbegesetz sind Lokale von Sport-, Kultur- und Tiervereinen, die vor allem von Vereinsmitgliedern frequentiert werden und keine grossen Umsätze generieren. "Es ist nicht unser Ziel, diesen Einrichtungen das Leben schwer zu machen", sagt Mader.

--------------
PROGR
-------------

derbund.ch 29.12.08

Progr-Künstler unterbreiten dem Gemeinderat Kaufangebot

Der Berner Progr soll als Kulturzentrum überleben. Eine Künstlerinitiative will dem Gemeinderat am Mittwoch ein Kaufangebot für das Gebäude vorlegen. Die erforderlichen 10,5 Millionen Franken haben die Künstler nach eigenen Angaben zusammen.

Die benötigten Mittel werden je zur Hälfte durch eine Hypothek sowie Darlehen und Schenkungen sichergestellt, wie die Künstlerinitiative mitteilte. Damit seien der Kaufpreis (2,5 Millionen) und die Sanierungskosten (8 Millionen Franken) gedeckt. Die künftigen Betriebskosten sollen zum grössten Teil aus den Mieteinnahmen bezahlt werden.

Im Nutzungskonzept ist die Gründung einer Stiftung vorgesehen, die die Künstlerateliers nach professionellen Kriterien vergeben soll. Um die Dynamik im Kulturzentrum zu erhalten, werde die Raumbelegung nach dem Rotationsprinzip erfolgen.

Zwischennutzung läuft ab

Die Stadt Bern ist Eigentümerin der Liegenschaft. Der Kulturbetrieb ist eine von der Stadt bewilligte Zwischennutzung. Nach Ablauf dieser Zwischennutzung Ende Juli 2009 will die Stadt das Gebäude im Baurecht an Private übertragen. In einem Wettbewerb wurde ein Projekt für ein Gesundheitszentrum zum Sieger erkoren. Das Stadtparlament hatte aber das Projekt an den Gemeinderat zurückgewiesen und ihn beauftragt, ein allfälliges Kaufangebot der Kulturschaffenden ebenfalls zu prüfen. (bs/sda)

---

bernerzeitung.ch 29.12.08

Progr: Künstler wollen Kaufangebot unterbreiten

Der Berner Progr soll als Kulturzentrum überleben. Eine Künstlerinitiative will dem Gemeinderat am Mittwoch ein Kaufangebot für das Gebäude vorlegen.

Eine Künstlerinitiative will dem Gemeinderat am Mittwoch ein Kaufangebot für das Gebäude vorlegen. Die erforderlichen 10,5 Millionen Franken haben die Künstler nach eigenen Angaben zusammen.

Die benötigten Mittel werden je zur Hälfte durch eine Hypothek sowie Darlehen und Schenkungen sichergestellt, wie die Künstlerinitiative am Montag mitteilte. Die Stadt Bern ist Eigentümerin der Liegenschaft. Der Kulturbetrieb ist eine von der Stadt bewilligte Zwischennutzung.

Nach Ablauf dieser Zwischennutzung Ende Juli 2009 will die Stadt das Gebäude im Baurecht an Private übertragen. In einem Wettbewerb wurde ein Projekt für ein Gesundheitszentrum zum Sieger erkoren.

Das Stadtparlament hatte aber das Projekt an den Gemeinderat zurückgewiesen und ihn beauftragt, ein allfälliges Kaufangebot der Kulturschaffenden ebenfalls zu prüfen. (js/sda)

-------------------------
POLICE BERN
-------------------------

Bund 29.12.08

Polizei "personell am Anschlag"

Police Bern

Vor einem Jahr wurde die Stadtpolizei Bern mit der Kantonspolizei fusioniert. Die Einheitspolizei sei eine Erfolgsgeschichte, bilanziert Regierungsrat Hans-Jürg Käser im "Bund"-Interview. Police Bern erfülle ihre Aufgaben, sei aber "personell am Anschlag", so der Polizeidirektor. Käser bedauert, dass die Stadt Bern den finanziellen Synergiegewinn durch die Fusion nicht in zusätzliche Frontstellen investierte. Es werde sich zeigen müssen, ob die Erfahrungszahlen der Stadt Bern, die in den Ressourcenvertrag mit dem Kanton eingeflossen sind, stimmten. Allenfalls müsse der Vertrag angepasst werden.

Eine solche Anpassung sei frühestens in zwei Jahren möglich, wenn Erfahrungswerte vorlägen, findet der abtretende Stadtberner Sicherheitsdirektor Stephan Hügli. Er ist jedoch der Meinung, der interkommunale Verteilschlüssel müsse neu verhandelt werden: Die Stadt Bern bezahlt für die Sicherheit 231 Franken pro Einwohner, Steffisburg beispielsweise 23 Franken. (srg)

Seite 17

--

"Bürger will alles in einer Hand"

Seit einem Jahr gibt es in Bern nur noch die Kantonspolizei - die Verantwortung hat nach wie vor die Stadt

Interview: Anita Bachmann

Die Einheitspolizei ist bis jetzt eine Erfolgsgeschichte, sagt der Polizeidirektor ein Jahr nach der Fusion der Stadt- und der Kantonspolizei. Der Ressourcenvertrag brauche Anpassungen, und über die Verantwortung werde dereinst noch diskutiert.

"Bund":

Als FDP-Grossrat und Stadtpräsident von Langenthal waren sie gegen die Einheitspolizei. Warum?

Hans-Jürg Käser: Die Führungslehre sagt, dass grundsätzlich gilt: Wer die Verantwortung hat, braucht auch die Mittel. Die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit haben die Gemeinden, deswegen hatten sie auch ihre eigenen Polizeikorps. Jetzt haben wir die Einheitspolizei, die Verantwortung ist aber nach wie vor bei den Gemeinden. Politisch war die Zeit für die Übertragung der Verantwortung noch nicht reif. In fünf bis zehn Jahren wird das vielleicht wieder Thema sein.

Wenn man den Gemeinden auch die Verantwortung wegnehmen würde, würde deren Autonomie noch stärker beschnitten.

Die heutige Lösung nimmt grösstmögliche Rücksicht auf die Mitsprachemöglichkeit der Gemeinden. Die Volksabstimmung hat gezeigt, dass der Bürger will, dass alles in eine Hand gehört. Ich stehe hinter der Lösung, wie sie heute ist, und setze sie um. Allerdings im Wissen darum, dass die Diskussion um die Verantwortung über die öffentliche Sicherheit uns einmal einholen wird.

Die Bevölkerung interessiert sich kaum dafür, wie die Polizei organisiert ist, sondern dafür, wie gut sie für die Sicherheit sorgt.

Die Kantonspolizei Bern erfüllt diese Aufgabe, aber sie ist personell am Anschlag.

Deswegen wollen Sie das Korps aufstocken. Ist das Vorhaben auf gutem Weg?

Personell am Anschlag ist das Korps, weil es in der Hauptstadt viele Demonstrationen gibt und es im Kanton sieben Klubs gibt, die im Fussball oder im Eishockey in den obersten beiden Ligen spielen. Das bindet viele Polizeikräfte. Es gibt Polizeibeamte, die sechs Wochen hintereinander nie ein Wochenende freihaben. Kein Sportklub würde seine Spieler dermassen "auspowern" - sonst würden sie die Leistung nicht mehr bringen. Deshalb brauche ich mehr Polizisten. Für 2009 ist eine erste Tranche budgetiert. Im Finanzplan 2010 bis 2012 sind drei weitere Tranchen vorgesehen. Damit sollten wir das Korps um 200 Stellen aufstocken können.

Die Stadt Bern ist für die Polizei ein Sonderfall. Wird sie dem gerecht?

Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, diesem Sonderfall gerecht zu werden. Im Ressourcenvertrag mit dem Kanton ist festgelegt, welche Leistungen die Stadt will und was sie kosten. Das, was von der Polizei erwartet wird, kann sie leisten.

Die Leistungen, die die Stadt eingekauft hat, reichen aber nicht. Wie viele Überstunden musste die Polizei leisten?

Heute kann ich das noch nicht beziffern, Mitte Januar werden wir es wissen. Es wird sich zeigen, ob die Erfahrungszahlen der Stadtpolizei stimmen, die in den Ressourcenvertrag eingeflossen sind. Die Stadt hat zudem den Synergiegewinn nicht in zusätzliche Frontstellen investiert, sondern wollte die 3 Millionen Franken bar.

Hat Sie das enttäuscht?

Ich fand es schade. Die Beurteilung der Sicherheitslage hat aus meiner Optik schon damals so ausgesehen wie heute.

Nächstes Jahr wird die Stadt mehr Leistungen einkaufen müssen.

Stadt und Kanton haben versucht, ihre politischen Vorstellungen in den Vertrag einzubringen. Für einen guten Start der Einheitspolizei war ein gutes Einvernehmen zwischen Stadt und Kanton wichtig. Die Stadt hat aber in den letzten Monaten Wünsche für zusätzliche Schwerpunkte an die Polizei herangetragen. Wenn es sich um zusätzliche Schwerpunkte handelt, die über die 30 Millionen Franken hinausgehen, dann muss man den Vertrag bei der nächsten Überarbeitung anpassen.

Diese Woche ist die Stadtpolizei Biel zur Kantonspolizei gestossen. Das Korps wird immer grösser. Bringt das Probleme mit sich?

Die Zusammenarbeit zwischen der Stadtpolizei Biel und der Kantonspolizei ist bereits seit der Expo.02 deutlich enger, als dies in der Stadt Bern der Fall war. Wir tauschen die Leute zudem nicht aus; die gleichen leisten die gleiche Arbeit unter neuem Namen.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der ehemaligen Stadtpolizei Bern und der Kantonspolizei soll während der Euro 08 gewachsen sein.

Das ist richtig. Wenn man ein gemeinsames Ziel anpeilt und Tag und Nacht zusammen daran arbeitet, merkt man, dass auch die anderen professionelle Leute sind und im Grundsatz nicht anders denken.

Ist das Projekt Einheitspolizei bis hierher gelungen?

Bis jetzt ist es eine Erfolgsgeschichte. Die Erfahrungen mit Thun, wo die Fusion ein paar Jahre früher als Versuch realisiert wurde, sind gut. Auch im ersten Jahr in Bern machen wir gute Erfahrungen.

Die Öffentlichkeit misst die Polizei an der Bewältigung von Grossanlässen. War die fusionierte Polizei an der Anti-WEF-Demonstration vom Januar noch nicht parat?

Doch, man war parat. Das war die erste Bewährungsprobe der neuen Polizei, deshalb hatten wir ein sehr grosses Aufgebot. Der Bericht der Oberaufsichtskommission sagt, dass bei der Polizei gewisse Fehler gemacht wurden, aber eigentliche Vorwürfe kann man der Polizei nicht machen. Weil die Demonstration nicht bewilligt war, musste sie verhindert werden. Das hat die Polizei geschafft.

--

Ein Jahr Einheitspolizei

Fusionsverlierer und -gewinner

Pascal Schwendener,Anita Bachmann

Das Geld sorgt für Unmut bei der Einheitspolizei. Der Kanton fordert höhere Abgeltungen, die Stadt Bern einen anderen Verteilschlüssel. Und innerhalb des Korps gibt es ungerechtfertigte Lohndifferenzen.

Seit einem Jahr ist der Stadtberner Sicherheitsdirektor ohne Polizei - ist er also nur mehr ein halber Gemeinderat? "Mitnichten", sagt Stephan Hügli (mitte). Seine Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie (SUE), der er noch bis Ende Jahr vorsteht, beinhalte ja weit mehr als nur polizeiliche Aufgaben. "Und auch für die Polizei trage ich ja weiterhin die strategische Verantwortung." Das Einzige, was die Stadt bei der Polizeifusion abgegeben habe, seien die operativen Sicherheitsaufgaben. Diese kauft die Stadt seither beim Kanton ein. "Das klappt im Allgemeinen sehr gut", bilanziert Hügli. Die Stadt erhalte heute mindestens ebenso viel polizeiliche Leistungen wie vorher, bezahle mit 28,3 Millionen Franken aber weniger dafür. Zwar fehlten bislang verlässliche Zahlen, doch sei davon auszugehen, dass 2008 gerade im Bereich der sichtbaren Polizeipräsenz mehr als die 65000 im Vertrag festgeschriebenen Stunden pro Jahr geleistet worden seien. Mit Kostenfolgen für die Stadt? "Vorläufig nicht", sagt Hügli. Über eine Vertragsanpassung werde erst verhandelt, wenn der vereinbarte Leistungsumfang während eines Jahres in erheblichem Masse über- oder unterschritten werde. Dazu brauche es erst Erfahrungswerte, über die man frühestens in zwei Jahren verfüge. Auf diesen Zeitpunkt hin müsse aber auch der interkommunale Verteilschlüssel neu geregelt werden, sagt Hügli. Heute bezahlten die Stadtbernerinnen und -berner 231 Franken pro Kopf für die Sicherheit, während etwa Einwohner aus Steffisburg nur 23 Franken aufwenden müssen. "Es geht nicht an, dass die Stadtberner weiterhin für alle Zentrumslasten aufkommen müssen", so Hügli. "Schliesslich kommen auch Leute aus der Umgebung an Demonstrationen und Fussballmatches. Und auch sie profitieren von der guten Sicherheitslage in der Bundesstadt." 

Ältere verlieren ihre guten Posten

"Mit der Stadtpolizei Bern und der Kantonspolizei sind zwei moderne Korps zusammengeführt worden", sagt Mark Burkhard, Stabschef bei der Kantonspolizei. Burkhard leitete zusammen mit dem ehemaligen stellvertretenden Kommandanten der Stadtpolizei, Manuel Willi, das Fusionsprojekt. Das "Handwerk" mussten weder die Stadt- noch die Kantonspolizisten neu lernen. Das Gros der Stadtpolizisten arbeitet zudem immer noch in der Stadt, wofür sie beispielsweise bei Demonstrationen oder beim Drogenhandel die nötige Erfahrung hätten. Gewisse Arbeitsprozesse und die Informatik mussten die ehemaligen Stadtpolizisten neu lernen. "Die Ausbildung war relativ kurz. Wenn wir das Projekt nochmals machen müssten, wäre die Ausbildung intensiver", sagt Burkhard. Eine Umschulung, wie es beim Korps der Stadt Biel notwendig war, wäre aber nicht nötig gewesen, weil die Berner den gerichtspolizeilichen Bereich im Gegensatz zu den Bielern bereits abdeckten.

Der reine Zusammenschluss der Korps sei abgeschlossen, aber die Kulturen seien sich erst noch am Annähern, sagt Burkhard. Welche Verbesserungsmöglichkeiten es gebe, werde im Moment eruiert. Dazu sei eine Umfrage unter den Mitarbeitern durchgeführt worden, die aber noch nicht ausgewertet sei. "Etwa 95 Prozent sind zufrieden", sagt Markus Meyer, Präsident des Polizeiverbands Bern-Kanton. Zu den Unzufriedenen würden vor allem ältere Mitarbeiter gehören, die in den neuen Strukturen ihre gute Position verloren hätten. "Ein Teil trauert den alten Korps nach", sagt Burkhard. Darunter gebe es Leute, die bis zu ihrer Pension nicht vergessen würden, woher sie gekommen seien.

Als Fusionsverlierer bezeichnet Meyer diejenigen, die gar nicht im neuen Korps aufgenommen wurden. Dabei handle es sich um Angehörige kommunaler Korps, die nicht über die nötige Ausbildung verfügt hätten. In verschiedenen Fällen seien Leute übergeführt worden, die im Vergleich mit ihren neuen Arbeitskollegen mehr verdienten. Diese Problematik müsse noch entschärft werden, sagt Meyer.

--

"Euro 08 war ein Glücksfall"

S. Clément (oben) und P. Bolz arbeiteten vier Jahre bei der Stadtpolizei Bern, bis diese in der Kantonspolizei aufging. Mit dem "Bund" sprachen sie über die Fusion und ihre neuen Stellen bei der Kantonspolizei.

P. Bolz: An der Arbeit auf der Strasse hat sich wenig geändert, ausser dass wir andere Uniformen tragen.

S. Clément: Für die Bevölkerung ist es aber einfacher geworden. Vorher war es für die Bürger nicht immer klar, wer wann für was zuständig war.

Bolz: Niemand von der ehemaligen Stadtpolizei wollte, dass diese verschwindet. Aber es ist ein politischer Entscheid. Der Wechsel zur Kantonspolizei war für jeden freiwillig.

Clément: Ich habe die Einheitspolizei von Anfang an begrüsst. Um sehr traurig zu sein, war ich zu wenig lange bei der Stadtpolizei. Beamten, die seit 20 Jahren dabei waren, hat es aber wehgetan.

Bolz: Beim Abschied war schon auch ein weinendes Auge mit dabei. Aber es war ein gutes Fest.

Schulung haben wir nicht viel erhalten, wir mussten mit den Änderungen zurechtkommen. Anders sind vor allem die internen Abläufe.

Clément: Wir haben einfach gearbeitet, und es hat irgendwie funktioniert. Das Zusammengehörigkeitsgefühl kam erst mit der Euro 08 - das war für uns ein Glücksfall.

Bolz: Im Grossen und Ganzen arbeiten immer noch die gleichen Leute zusammen. Mit den Abgängern der Polizeischule gibt es aber jetzt eine Durchmischung.

Clément: Ich nutze die Möglichkeit, aufs Land zu wechseln, und gehe nach Schwarzenburg. Ein Grund ist der Arbeitsweg, ich wohne in Freiburg.

Bolz: Interne Abläufe sollten bei der Kantonspolizei noch vereinfacht werden. Bei der Stadtpolizei waren viele Sachen effizienter gelöst. Wir mussten weniger Büroarbeiten machen. Es gibt in der Stadt eine grössere Dichte an Delikten, deshalb ist die Zeit knapp.

Clément: Ich sehe Probleme vor allem bei den Unterbeständen der Polizei. Zudem ist der Rückhalt in der Bevölkerung und der Politik nicht mehr so vorhanden. Das drückt auf die Stimmung.

Bolz: Genau genommen, verdienen wir weniger, weil wir ohne Lohnerhöhung von der 40-Stunden- auf die 42-Stunden-Woche wechselten. Dafür können wir uns mit 60 Jahren pensionieren lassen. Ich bin eigentlich zufrieden.

Clément: Der Kanton ist weniger beweglich, Probleme können nicht so schnell gelöst werden. Aber es ist bereits vieles im Tun, zum Beispiel die Nachtzeitgutschrift.

Gespräch: Anita Bachmann

--

Projekt Police Bern

Ende 2007 fusionierte die Stadtpolizei Bern mit der Kantonspolizei. Am 17. Dezember 2008 stiess die Stadtpolizei Biel zur Einheitspolizei. Am 1. September wurde die Gemeindepolizei Köniz übergeführt. Anfang 2009 folgt die Stadtpolizei Nidau, gegen Ende 2009 folgen Burgdorf, Langenthal und Moutier. 2011 sollte das Projekt Police Bern abgeschlossen sein. (ba)

------------------------------
SANS-PAPIERS ZH
bleiberecht.ch
------------------------------

bleiberecht.ch 29.12.08

Veranstaltungen in der besetzten Predigerkirche

Wir Sans-Papiers aus der Predigerkirche brauchen weiterhin die Unterstützung solidarischer Menschen. Wir würden uns sehr über Deinen Besuch in der Kirche freuen!

Wir sind nun bereits seit mehr als einer Woche in der Predigerkirche und eine Beendigung der Besetzung ist in der nächsten Zeit nicht zu erwarten. Immer mehr Sans-Papiers kommen in die Kirche, um gemeinsam für ein Bleiberecht und ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu kämpfen. Der Zusammenhalt wird von Tag zu Tag stärker und die kämpferische Entschlossenheit der Besetzer grösser.

Unsere Forderungen an die Behörden des Kantons Zürich sind klar und wir bestehen weiterhin auf ein Gespräch mit Regierungsrat Hollenstein. Da Herr Hollenstein laut eigenen Angaben in den Ferien weilt und es bis anhin nicht für nötig hält, sich unserer Probleme anzunehmen, haben wir ein Programm für die nächsten Tage zusammengestellt, um weiter unsere Anliegen und Forderungen vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.

Das weitere Programm in der Predigerkirche gestaltet sich wie folgt:

28. Dezember, 20 Uhr:
Gottesdienst mit Pfarrer Sieber

29. Dezember, 20 Uhr:
Informationsveranstaltung mit Graziella de Coulon (Co-Präsidentin Solidarité
sans Frontières) und dem Lausanner Sans-Papiers-Collective über die
langfristige Kirchenbesetzung in Lausanne

30. Dezember, 20 Uhr:
"NEN-NEE non-entrée en matière - Nichteintretensentscheid"
Dokumentarfilm von Charles Heller

31. Dezember, 20 Uhr:
Sylvesterapéro und Musik

Wir freuen uns auf Deinen Besuch, eine gemeinsame Tasse Tee, Begegnungen und Diskussionen.

---

tagesanzeiger.ch 29.12.08

Pfarrerin: "Die Besetzer sehen uns als Geiseln"

Von Tina Fassbind.

Seit zehn Tagen besetzen 150 Sans-papiers die Zürcher Predigerkirche. Die Vermittlungsversuche der Pfarrerin Renate von Ballmoos scheiterten - in der Kirche wird die Stimmung immer aggressiver.

Frau von Ballmoos, seit dem 19. Dezember wird Ihre Kirche von Sans-papiers besetzt. Derzeit haben Sie sich einen Tag Auszeit genommen. Aus Erschöpfung?

 Das Ganze hat mir tatsächlich viel Energie geraubt. Ich bin ziemlich am Ende. Wenn man jedes Mal um den eigenen Platz in der Kirche bitten muss, dann wird es einfach irgendwann zu viel.

Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt?

 Die Situation war für uns von Anfang an sehr zwiespältig, weil wir die Anliegen der Besetzer grundsätzlich unterstützen. Zunächst sind wir davon ausgegangen, dass die Kirche lediglich für eine kurze symbolische Aktion besetzt würde. Wir hofften darauf, dass die Besetzer - wie damals im Grossmünster - nur eine Nacht bleiben würden und haben der Aktion zugestimmt. Mittlerweile sind sie immer noch da und die Stimmung ist aggressiver geworden.

Welche Rolle spielen Sie und das Team der Predigerkirche bei der ganzen Debatte?

 Die Besetzer sehen uns als Geisel, um bei der Regierung etwas zu bewirken. Das haben sie offiziell so deklariert. Wir haben am Samstag auch nochmals versucht, eine Verhandlung zwischen Regierungsrat und Besetzern in Gang zu bringen. Aber weder die einen noch die anderen waren zu Eingeständnissen bereit. Es bleibt bei dem Sitzungstermin mit Hans Hollenstein am 5. Januar 2009 - allerdings nur, wenn die Besetzer die Kirche vorher räumen.

Warum ist der Regierungsrat nicht vor dem 5. Januar zu Gesprächen bereit?

 Die offizielle Begründung lautet: Weil alle in den Ferien sind. Der Kirchenpflegepräsident und ich haben wegen der Kirchenbesetzung auf unsere Ferien verzichtet. Ich persönlich glaube, dass längst Gespräche geführt oder eine Räumung vollzogen worden wäre, wenn die Sans-papiers das Gross- oder Fraumünster besetzt hätten. Unsere Kirche ist politisch und touristisch offenbar nicht wichtig genug.

Fühlen Sie sich von der Zürcher Regierung im Stich gelassen?

 Ja, wir fühlen uns tatsächlich ein wenig alleingelassen. Wir merken, dass von allen Seiten Druck auf uns ausgeübt wird und wir unfreiwillig zwischen die Fronten geraten sind. Sogar die Bevölkerung fordert, dass wir handeln. Aber uns sind die Hände gebunden.

Warum lassen sie die Kirche nicht einfach polizeilich räumen?

 Wir haben uns erkundigt, ob das möglich wäre. Ein Polizeieinsatz wurde allerdings über die Feiertage als Option ausgeschlossen. Unser Handlungsspielraum ist daher sehr klein. Wir können nichts tun, ausser zu warten. Auch Personell sind wir in der Minderzahl: Unser Team besteht nur aus sechs Personen. Besetzer hat es bis zu 150.

Sind Gottesdienste derzeit überhaupt noch möglich?

 Es wird immer schwieriger, Gottesdienste durchzuführen. Die Mittagsgebete, die wir normalerweise jeweils von Montag bis Freitag in der Kirche durchführen, wurden für diese Woche abgesetzt. Die Besetzer nehmen die Kirche immer mehr in Beschlag und es ist schlicht nicht möglich, eine besinnliche Atmosphäre zu schaffen. Wir haben ursprünglich verlangt, dass sie die Transparente während der Gottesdienste wegnehmen. Mittlerweile haben wir die Energie nicht mehr, um das durchzusetzen. Immerhin werden die Gottesdienste stark besucht. Es tut gut zu merken, dass wir von der Gemeinde mitgetragen werden und uns die Bevölkerung unterstütz. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)

---

Tagesanzeiger 29.12.08

Kirchenbesetzer lehnen Umzug ab

Zürich. - Die 150 Sans-papiers wollen trotz neuem Ultimatum die Predigerkirche weiter besetzen. Neuerliche Verhandlungen zwischen Vertretern der Besetzer und der reformierten Kirche brachten am Wochenende kein Ergebnis.

Die Kirchendelegation hatte verlangt, dass die Papierlosen bis 3. Januar die Predigerkirche räumen. Zudem bot sie ihnen an, ins Kirchgemeindehaus Neumünster (Hottingen) zu zügeln. Ein Abbruch der Aktion stehe aber nicht zur Diskussion, sagt Michael Raissig vom Zürcher Bleiberecht-Kollektiv. Man verlange ein Gespräch mit der Kantonsregierung ohne Vorbedingungen. Heute informieren die Besetzer über das weitere Vorgehen.

Laut dem Kirchenrat gilt nach wie vor das Angebot von Regierungsrat Hans Hollenstein, am 5. Januar eine Delegation der Besetzer zu empfangen. Dies aber nur, wenn bis dahin die Besetzung beendet sei. Die Kirche verspricht zudem, sich stärker für Sans-papiers zu engagieren. (SDA)

---

NZZ 29.12.08

Predigerkirche in Zürcher Altstadt bleibt besetzt

Keine Einigung am Wochenende

 mbm.  Die rund 150 Besetzer der Predigerkirche in der Zürcher Altstadt machen weiterhin keine Anstalten, das Gotteshaus zu räumen. Ein Gespräch zwischen Vertretern der Besetzer und der reformierten Kirche ist am Samstag ohne Ergebnis abgebrochen worden. Die sogenannten Sans-Papiers lehnten das Angebot ab, ins Kirchgemeindehaus Neumünster zu zügeln. Wie es in einer Mitteilung erpresserisch heisst, wollen die Besetzer in der Kirche bleiben, bis der Kanton konkrete Zugeständnisse zur Verbesserung ihrer Situation mache oder bis der Bund Hand zu einer kollektiven Regularisierung biete.

 Der kirchliche Informationsdienst teilte seinerseits mit, dass das Angebot von Regierungsrat Hans Hollenstein nach wie vor gelte, am 5. Januar eine Delegation der Besetzer zu empfangen - allerdings müsse bis dann die Predigerkirche geräumt sein. Die Papierlosen besetzen die Kirche seit dem 19. Dezember.

---

Sonntag 28.12.08

Warten auf den Kirchenbänken

Verzweiflung und Hoffnung bei den Sans-Papiers, die die Predigerkirche im Zürcher Niederdorf besetzen

Von Corinne Eisenring

Seit über einer Woche besetzen Sans-Papiers die Predigerkirche im Niederdorf. An der gestrigen Aussprache mit den Kirchenvertretern konnte keine Lösung gefunden werden. "Wir wollen der Kirche nicht schaden, aber wir bleiben hier, bis wir eine konkrete Lösung von Herrn Hollenstein erhalten", sagt Felipe Polania, Mitglied des Bleiberecht-Kollektivs.

Die Kirchenpflege ihrerseits teilt mit, dass sie die Situation der widerrechtlich besetzten Kirche nach wie vor als schwierig empfinde. Beim Gespräch mit den Sans-Papiers bekräftigte die Landeskirche die bisherigen Angebote und machte neue Vorschläge. So wurden den Sans-Papiers erneut Ausweichmöglichkeiten angeboten. Eine städtische Kirchgemeinde hat sich bereit erklärt, ihr Kirchengemeindehaus den Papierlosen zu Verfügung zu stellen.

 Die Predigerkirche gleicht momentan einem Gruppentreffpunkt. An den Kirchenwänden hängen Poster und Transparente. Darauf stehen persönliche Gedanken der Sans-Papiers wie beispielsweise "Ich hoffe, dass ich wieder eine Bewilligung bekomme und hier wie ein Mensch leben kann" oder "Wie wollt ihr, dass sich die Leute integrieren, wenn ihr ihnen keine Chance gebt?".  Die Papierlosen sitzen meist in kleineren und grösseren Gruppen zusammen und diskutieren. Sie haben sich ans Warten gewöhnt; warten auf eine Antwort von Regierungsrat Hans Hollenstein. Dieser hat angeboten, am 5. Januar eine Delegation der Sans-Papiers zu einem Gespräch zu empfangen.

Geschlafen wird auf den Kirchenbänken oder auf dem Boden. Die harte Schlafgelegenheit stört die Sans-Papiers nicht. "Ich habe sonst keinen Platz zum Schlafen, hier ist es auf jeden Fall besser", sagt Zuman Omar. Er ist vor zweieinhalb Jahren aus dem Irak in die Schweiz geflüchtet. Der Kurde hat Angst vor einer Ausweisung in sein Heimatland: "Dort werde ich umgebracht", ist er sich sicher. Zwei seiner Kollegen seien in den Irak zurückgeschickt worden und seien jetzt tot, erzählt er verzweifelt. Mit dieser Angst ist er in der Predigerkirche nicht allein. Alle fürchten sich vor den Konsequenzen, wenn sie zurück in ihr Land müssen. Alle haben eine schreckliche Schicksalsgeschichte zu berichten.

 Wie gross die Verzweiflung ist, schildert Hasan Mesud am Beispiel seines Kollegen, der verhaftet wurde, weil er keine Papiere vorweisen konnte. Im Ausschaffungsgefängnis habe er sich selbst angezündet und liege nun mit schweren Brandverbrennungen im Spital. "Dass er diese Schmerzen in Kauf nimmt, zeigt doch die grosse Angst vor der Ausweisung", sagt Hasan Mesud. Er könnte sich nicht vorstellen, so etwas zu tun, vielmehr hoffe er, dass mit der Belagerung der Kirche ein Zeichen gesetzt und eine Veränderung für die Sans-Papiers bewirkt werden könne.

Diese Hoffnung teilt auch Abdulaziz Ihsan. In perfektem Deutsch erzählt er von seinem Leben hier in der Schweiz. Seit sechs Jahren sei er hier und habe in verschiedenen Bereichen in der Gastronomie gearbeitet, zuletzt als Koch. "Ich kann sogar Schweizer Spezialitäten kochen", erzählt er stolz.

Letzten Sommer erhielt er den zweiten negativen Bescheid vom Immigrationsamt. Er habe einen Härtefall beantragt. Dafür brauche er einen Pass, doch seit er vor Monaten seine Dokumente nach Bagdad geschickt habe, erhalte er keine Antwort.

An den Weihnachtstagen feierten Sans-Papiers und Gläubige in der Predigerkirche gemeinsam Gottesdienste. "Als Muslim bete ich natürlich nicht mit, aber ich sass auf der Kirchenbank und schaute zu", erinnert sich Omar. Am heutigen Sonntagabend ist um 20 Uhr ein Gottesdienst mit Pfarrer Ernst Sieber geplant.

Die Schicksale von Omar, Mesud und Ihasan sind nur drei von über hundert Schicksalen der Sans-Papiers in der Predigerkirche. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, verstehen nicht, weshalb sie nicht in der Schweiz bleiben können.

---

nzz.ch 27.12.08

Zürcher Predigerkirche bleibt vorerst besetzt

Weitere Angebote des Kirchenrates

Die Predigerkirche im Zürcher Niederdorf bleibt vorerst besetzt. An einem Gespräch mit Vertretern der Papierlosen wurden am Samstag seitens der Landeskirche bisherige Angebote bekräftigt und neue Vorschläge gemacht, wie der Kirchenrat des Kantons Zürich mitteilte. Die Besetzer wollen demnächst darüber beraten.

(ap) Rund eine Woche nach Beginn der Besetzung der Zürcher Predigerkirche durch etwa 100 Papierlose und Aktivisten hat am Samstag eine erneute Aussprache stattgefunden. Das Angebot des Zürcher Regierungsrats Hans Hollenstein, am kommenden 5. Januar eine Delegation der Sans-Papiers zu einem Gespräch zu empfangen, gelte nach wie vor, teilte Kirchenrat des Kantons Zürich dazu mit.

Dabei solle sowohl Grundsätzliches wie auch der konkrete Umgang mit Härtefall-Situationen im Kanton Zürich besprochen werden. Die Sans-Papiers hätten sich aber bislang nicht entscheiden können, ob sie das Angebot annehmen wollten. Hollenstein habe gegenüber Kirchenratspräsident Ruedi Reich aber nochmals deutlich gemacht, dass das Gespräch nicht vor dem Hintergrund einer besetzten Kirche stattfinden könne, teilte der Kirchenrat weiter mit.

Den Aktivisten wurde erneut eine Ausweichmöglichkeit angeboten. Eine städtische Kirchgemeinde hat sich laut dem Kirchenrat aus Gründen der Solidarität mit der Kirchgemeinde Predigern bereit erklärt, den Sans-Papiers ihr Kirchgemeindehaus zur Verfügung zu stellen. Mehrere Pfarrpersonen aus der Stadt Zürich hätten zudem angekündigt, sich in den kommenden Wochen und Monaten dafür einzusetzen, dass die Problematik der Sans-Papiers stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt.

Die Predigerkirche wird seit dem vergangenen 19. Dezember besetzt. Die Weihnachtsgottesdienste wurden von der betroffenen Kirchgemeinde zusammen mit den Besetzern "in einer guten Atmosphäre durchgeführt", wie es weiter hiess. Die Kirchenpflege sprach aber von einer "nach wie vor schwierigen Situation der widerrechtlich besetzten Kirche". Die Aktivisten wollen nach Darstellung der Gruppierung "Bleiberecht für alle" auf ihre Situation aufmerksam machen.

---

20min.ch 27.12.08

Predigerkirche

Keine Einigung bei Kirchenbesetzung in Zürich

Auch nach den Weihnachtstagen ist in die Zürcher Kirchenbesetzung keine Bewegung gekommen. Ein Gespräch zwischen Vertretern der Besetzer und der reformierten Kirche vom Samstag brachte zumindest vorderhand kein Ergebnis.

Den rund 150 Sans-Papiers, die seit dem 19. Dezember die Predigerkirche im Zürcher Niederdorf besetzt halten, schlug die Kirchenvertretung vor, in das Kirchgemeindehaus Neumünster zu zügeln, wie ein Sprecher der Besetzer auf Anfrage sagte. Vor einem Entscheid werde dieser Vorschlag noch im Plenum diskutiert. Es sei jedoch eine Ablehnung absehbar.

Wie die kirchliche Kommunikationsstelle am Samstag mitteilte, bekräftigten die Kirchenvertreter ihre bisherigen Angebote und machte neue Vorschläge. Nach wie vor gelte das Angebot von Regierungsrat Hans Hollenstein, am 5. Januar eine Delegation der Besetzer zu empfangen. Dies aber nur, wenn bis dahin die Besetzung beendet sei.

Neben der Bereitschaft einer anderen Kirchgemeinde, die Besetzerinnen und Besetzer aufzunehmen wollen sich laut Mitteilung auch mehrere Pfarrpersonen in den kommenden Wochen dafür einsetzen, dass die Problematik der Sans-Papiers stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt. Die Landeskirche stellte ein verstärktes Engagement zu Gunsten von Betroffenen in Aussicht.

Die Sans-Papiers fordern vom Kanton konkrete Zusagen für bessere Lebensbedingungen. Vor allem die Behandlung von Härtefällen werde im Kanton Zürich allzu rigide gehandhabt, kritisieren sie.
Quelle: SDA/ATS

-----------------------------------
BIG BROTHER ASYL
-----------------------------------

Blick 29.12.08

Schweiz profitiert von EU-Datenbank

Weniger Asylbewerber

Von  Georges Wüthrich

Seit 2 Wochen hat die Schweiz Zugriff auf die Asyldatenbank der EU (Eurodac). Im Bundesamt für Migration hofft man, dass im kommenden Jahr die Zahl der Gesuche wieder gesenkt werden kann.

Ein Mann atmet auf! Eduard Gnesa (56), Direktor des Bundesamtes für Migration, hat ein tolles Weihnachtsgeschenk erhalten. Eurodac funktioniert besser als erwartet!

Die ersten Zahlen sind ermutigend: Von den 404 Asylbewerbern, die in den ersten Tagen von Eurodac ein Gesuch in der Schweiz stellten, waren 249 in der Datenbank verzeichnet. Eine Trefferquote von über 60 Prozent. "Wenn sich die ersten Trends bestätigen, dann ist es möglich, dass die steigenden Asylzahlen wieder sinken", sagt Gnesa zu BLICK.

Im zu Ende gehenden Jahr sind die Gesuche auf die alarmierende Zahl von rund 16000 gestiegen. Vielleicht liege jetzt sogar eine Senkung drin, so Gnesa.

Der Grund: Die Schweiz kann sehr viele Asylbewerber gemäss dem Dubliner Erstasyl-Abkommen wieder in das europäische Land zurückschicken, aus dem sie eingereist sind. Dem Beitritt zu Dublin hat das Schweizer Volk im Juni 2005 parallel zu Schengen zugestimmt. Das Erstasyl-Abkommen stand immer ein wenig im Schatten des Schengener Raums.

Der Direktor der Schweizer Einwanderer-Behörde will nun Nägel mit Köpfen machen: "Wir möchten das Abkommen konsequent anwenden und möglichst viele wieder in die entsprechenden Länder zurückschicken." Dies bedürfe zum Teil noch einiger Abklärungen, aber man gehe mit Volldampf dahinter.

Und siehe da: Auch Italien erfasst seine Asylbewerber, vor allem aus Afrika, offenbar ziemlich systematisch. Dies war in der Vergangenheit oft in Zweifel gezogen worden.

Asyl-Experten sehen allerdings der Abstimmung vom 8. Februar über die Personenfreizügigkeit mit einigem Bangen entgegen. Die Verträge von Schengen/Dublin hängen zwar nicht direkt mit der Abstimmung zusammen, aber die EU könnte bei einem Nein zur Personenfreizügigkeit versucht sein, auch diese Abkommen wieder zu kündigen.

--

Asylbewerber müssen ins EU-Land zurück, aus dem sie gekommen sind.

Zentral erfasst

Die europäische Asyldatenbank Eurodac besteht seit acht Jahren. Von jedem über 14 Jahre alten Asylbewerber werden die Abdrücke aller zehn Finger genommen. Mit einer Kennnummer, dem Land und dem Datum des Asylantrages werden sie zentral gespeichert. Eurodac hilft das Dubliner Erstasyl-Abkommen einzuhalten. Dieses Abkommen verpflichtet die Mitgliedsländer, alle Bewerber wieder zu übernehmen, die in einem weiteren Land einen Antrag stellen. Erfasst werden auch illegale Einwanderer, die die Polizei aufgreift. Seit dem 15. Dezember 2008 hat auch die Schweiz Zugriff auf Eurodac.

--------------------
FLASHMOB
--------------------

20min.ch 29.12.08

Facebook-Gruppe will McDonald's stürmen

von Sarah Jordi

Was geschieht, wenn in einem McDonald's 1000 Burger auf einmal bestellt werden? Mitglieder einer Facebook-Gruppe wollen ein Restaurant an seine Grenzen bringen.

"Stürmen wir eine Mc Donald's-Bude und bringen sie an den Anschlag ihrer Möglichkeiten!", lautet der Online-Aufruf auf Facebook. Die Gruppe ruft ihre Mitglieder dazu auf, an einem noch zu bestimmenden Tag in einem McDonald's in Bern eine riesige Bestellung aufzugeben. "Wenn ein Kunde reinkommt, das Geld auf den Tisch legt und 1000 Burger bestellt, können die ja nicht Nein sagen", sagt der Gründer der Gruppe, Mathias Portmann. "Es geht darum, Spass zu haben und Unbeteiligte zum Staunen zu bringen."

Bei McDonald's schaut man dem so genannten Flash Mob gelassen entgegen: "Die Mitarbeiter nehmen die Aktion mit Humor und werden angespornt sein, das Ziel zu erreichen", sagt McDonald's- Mediensprecherin Nicole Schöwel. "Richtig vorbereiten können wir uns nicht. Die Restaurants in der Innenstadt können einander aber mit Brot und Fleisch aushelfen."

Solche Burger-Massenbestellungen haben schon in Zürich und Basel stattgefunden. Während eine McDonald's-Filiale in Basel eine organisierte Flash-Mob-Gruppe mit 1224 belegten Brötchen versorgen konnte (20 Minuten Online berichtete), gingen in Zürich für eine scheinbar wenig hungrige Truppe keine 200 "Macs" über die Theke.

Rekordhalter im masslosen Burgerbestellen hält derzeit Berlin. Dort bestellten Ende März 2008 rund 2500 Personen exakt 10  355 Burger - die sie dann auch bekamen. Ein Video dazu sehen Sie unten.
http://www.20min.ch/news/bern/story/20417599

--------------------------
NEONAZIS BRD
--------------------------

NZZ 29.12.08

Mehr rechtsextreme Straftaten in Deutschland

Ruf nach einem "Demokratiegipfel gegen Rechts"

Nach neuesten Angaben ist die Zahl rechtsextremistischer Straftaten in Deutschland 2008 stark gestiegen. Der Ruf nach drastischen Massnahmen wird vor allem auf linker Seite stärker. Ein neuerliches Verbotsverfahren gegen die NPD wäre allerdings eine heikle Sache.

 Frankfurt, 28. Dez. (ap)  Nach jüngsten Zahlen des deutschen Innenministeriums wird die Zahl rechtsextremistischer Straftaten in Deutschland 2008 einen Höchststand erreichen. In den ersten zehn Monaten registrierten die Landeskriminalämter 11 928 rechtsextremistisch motivierte Delikte, 29,6 Prozent mehr als im selben Vorjahreszeitraum. Auch die Zahl der Gewalttaten stieg, und zwar um 15,3 Prozent auf 639. Erneut waren mehr als zwei Drittel der Straftaten sogenannte Propaganda-Delikte, nämlich 8612. Bis Oktober wurden 672 Personen bei rechtsextremistischen Straftaten verletzt und 17 Haftbefehle wegen solcher Delikte gemeldet.

 "Besondere Abscheulichkeit"

 Als Reaktion auf diese Entwicklung hat der SPD-Politiker Sebastian Edathy, der auch Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses ist, am Wochenende die Abhaltung eines "Demokratiegipfels gegen Rechts" gefordert. Edathy schlug in Zeitungsinterviews vor, bei einem Gipfeltreffen staatliche und nichtstaatliche Akteure von Bund, Ländern, Gemeinden bis hin zu Gewerkschaften, Kirchen und Sozialverbänden an einen Tisch zu bringen. Dort sollten die Programme zur Vorbeugung abgestimmt und die Massnahmen besser gebündelt werden. Edathy kritisierte zugleich Vorbehalte gegen eine Initiative, die unter anderem vorsieht, dass Strafen für rechtsextreme Gewalttaten grundsätzlich nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden können. Er halte das wegen der besonderen Abscheulichkeit für angemessen.

 Auch die Polizei unterstützt die Initiative, wie der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Konrad Freiberg, erklärte. Die Richter müssten gegen rechtsextreme Gewalttäter grundsätzlich härtere Urteile sprechen, sagte er und sprach von einer neuen Strategie von Rechtsextremisten. Gewaltbereite Neonazis griffen zunehmend Polizisten an. Deshalb müsse die Polizeipräsenz in den Bundesländern deutlich erhöht werden.

 Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog warnte unterdessen vor einem übereilten neuen Anlauf für ein Verbotsverfahren gegen die rechtsextremistische NPD. Als ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts nannte er es im ZDF einen grossen Fehler, wenn jetzt ein Verbotsantrag gestellt würde, ohne dass klar sei, ob man genug Material habe, um damit vor dem Verfassungsgericht durchzukommen.

 In Salzwedel in Sachsen-Anhalt erzwangen am Samstag mehrere hundert Gegendemonstranten das vorzeitige Ende eines Aufmarschs von etwa 280 Rechtsextremisten. Die von einem NPD-Kreisverband angemeldete Demonstration wurde bereits nach etwa einer Stunde beendet, nachdem Linke den Zug immer wieder blockiert hatten.

 Nichts Neues über die Passauer Attacke

 Mehr als zwei Wochen nach dem Attentat auf den Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl tappt die Sonderkommission der bayrischen Polizei weiter im Dunkeln. Ergebnislos wurden am Wochenende in Mannichls Wohnort erneut alle Nachbarn des Opfers befragt. Konkrete Tathinweise hätten sich daraus nicht ergeben, sagte ein Polizeisprecher. Zu einem Bericht des Magazins "Focus", wonach die 50-köpfige Sonderkommission vor der Auflösung stehe und durch eine neue Ermittlungsgruppe des Bayrischen Landeskriminalamts ersetzt werden solle, sagte ein Sprecher des Innenministeriums, ein solcher Schritt werde geprüft.

--------------------
ANTI-ATOM
--------------------

Basler Zeitung 29.12.08

Bereit, mit strahlendem Müll zu leben

In Oberbözberg kann man sich gut vorstellen, ein Atomendlager in Dorfnähe zu haben

Michael Rockenbach

In anderen Regionen regt sich grosser Widerstand gegen Pläne für eine Deponie mit hochradioaktivem Abfall. Am Bözberg lebt man dagegen seit Längeren mit der Atomindustrie in der Nähe - und wäre, gegen entsprechende Abgeltung, auch bereit, dies mit dem hochradioaktiven Müll zu tun.

500 Einwohner, ein Landgasthof, ein Lebensmittelladen und eine Handlung für Landwirtschaftsgeräte: Das ist Oberbözberg, ein altes Bauerndorf, heute eher ein Schlafdorf, eingebettet in weite Wiesen, Felder und lauschige Wälder. Noch immer gibt es elf Bauernbetriebe, die meisten Erwerbstätigen arbeiten inzwischen aber im Tal unten, bei einem Stromunternehmen zum Beispiel, in den AKW Beznau oder Leibstadt, im Zwischenlager in Würenlingen oder im Paul Scherer Institut in Villigen, das seit Jahren Atomforschung betreibt. Das sind die interessanten Arbeitgeber der Region - und die wichtigen Auftraggeber für viele andere Firmen. "In unserer Gegend ist man mit der Atomindustrie vertraut, man kennt ihre Bedeutung und weiss, wie gross die Sicherheitsanstrengungen sind", sagt Rudolf Wälti, der Oberbözberger Gemeindeammann.

Der 11. Dezember war darum ein spezieller Tag für seine Gemeinde. Walter Steinimann, Direktor des Bundesamtes für Energie, Thomas Ernst, Leiter der Nagra, und der Aargauer Landammann Peter C. Beyeler (FDP) informierten an diesem Donnerstag über die Suche nach einem Standort für ein Atomendlager. 400 Zuhörerinnen und Zuhörer kamen in die Dorfturnhalle und nicht alle waren gegenüber der Atomenergie so aufgeschlossen wie der Gemeindeammann. Zum ersten Mal wurden an diesem Abend Widerstandsaktionen angekündigt. "Im Kampf gegen die Atomlobby habe ich schon in Kaiseraugst gezeltet. Das werde ich jetzt auch hier tun", kündigte ein älterer Mann an. Es war ein Auswärtiger, ein Fricktaler. "Die Einheimischen hielten sich mit Kritik zurück", stellt Wälti fest. Die Bözberger wollten nicht protestieren, sondern einfach nur Fragen stellen. Einer wollte zum Beispiel wissen, ob er nie wieder Steuern zahlen müsse, falls seine Gemeinde den Atommüll des ganzen Landes übernehme. Einige lachten. Doch es war mehr als nur als Witz gemeint.

Verhandlungssache

Als die Nagra im November die drei möglichen Standorte für ein Atomendlager mit hochradioaktiven Müll bekannt gab, war der Aufschrei im Zürcher Weinland und im Gebiet Nördlich Lägeren (ZH/AG) gross. Am Bözberg blieb man dagegen gelassen. Hier denkt man auch an den möglichen Profit. "Wenn das Lager tatsächlich hier gebaut wird, muss die ganze Region etwas davon haben", sagt Wälti. Über die Höhe der finanziellen Entschädigung will er nicht spekulieren. "Das ist Verhandlungssache", sagt er.

So weit ist es noch nicht. Bis 2011 will das Bundesamt für Energie (BFE) die Daten der Nagra auswerten und die beiden geeignetsten Gebiete für ein Endlager festlegen. Danach werden weitere Untersuchungen im Feld durchgeführt und die "Grundlagen für die Beobachtung der gesellschaftlichen Auswirkungen erarbeitet sowie die Frage der Abgeltungen geregelt", wie es beim BFE heisst. 2014 will der Bundesrat den definitiven Standort auswählen, 2040 soll die Deponie gebaut sein, mindestens eine Million Jahre muss sie halten, solange strahlt der hochradioaktive Müll.

Vertrauen in Geologie

Das ist eine lange Zeit, in der einiges auf den Bözberg zukommen kann. Hitzeperioden können ihn austrocknen, Erdbeben erschüttern und Eiszeiten schleifen. Die Naturkatastrophen werden den Fässern im Opalinuston, mindestens 400 Meter unter der Erdoberfläche, aber nichts anhaben, glauben die Forscher. Der rund 180 Millionen Jahre alte Ton werde sich in den nächsten paar Hunderttausend Jahren kaum verändern, er sei hart und habe auf Schadstoffe "eine Art Bremswirkung", heisst es auf der Homepage der Nagra. "Wir trauen der Geologie jedenfalls mehr als der Gesellschaft", sagt ein Mitarbeiter. Darum sollen die Fässer nicht an der Oberfläche bleiben. Wer sollte sich dort auch um sie kümmern, falls die Zivilisation irgendwann zusammenbrechen sollte?

Den Untergrund am Bözberg kennt die Nagra seit den ersten Testbohrungen 1983 zwischen Oberbözberg und Riniken. Auch damals gab es kaum Proteste. Reklamiert wurde nur, weil die Forscher Maschinen mit Dieselmotoren einsetzten, erzählt ein Anwohner. "Dabei wäre ein Elektroantrieb deutlich weniger laut und dafür umso umweltschonender gewesen", ärgert er sich noch heute.

Am Bözberg gilt Atomstrom als sauber. Man lebt mit der Technologie und von ihr. Davon habe die ganze Schweiz profitiert, sagt Gemeindeamann Wälti, auch die linken und grünen AKW-Gegner. "Im Gegensatz zu ihnen bin ich der Ansicht, dass wir jetzt die Konsequenzen tragen und den Abfall möglichst sicher entsorgen müssen", sagt er. Darum wäre er auch bereit, mit dem Atommüll zu leben, falls sich der Bözberg in den weiteren Untersuchungen tatsächlich als sicherster Standort erweisen sollte. Fällt der Entscheid aber nur aus politischen Gründen auf den atomfreundlichen Bözberg, will sich Wälti zur Wehr setzen. "In diesem Fall würde vielleicht auch ich mein Zelt aufstellen."

Keine zwei Projekte

Erprobt im Widerstand wären die Leute auf dem Bözberg jedenfalls. Gegen die geplanten Probebohrungen der Jura-Cement-Fabriken wehren sie sich schon seit Jahren erfolgreich. Organisiert wird der Widerstand vom Verein Pro Bözberg, der inzwischen 2000 Mitglieder hat. Gegen ein Endlager für Atommüll hat sich die Lobby bis jetzt noch nicht ausgesprochen - auch aus strategischen Gründen. Ein Deponie 400 Meter unter der Oberfläche ist dem Verein viel lieber als der Kalkabbau, der eine tiefe Wunde in die Landschaft reissen würde. Und beide Projekte würden der Region kaum aufgebürdet, glaubt Pro-Bözberg-Präsident Otto H. Suhner: "Sobald die Pläne für ein Endlager konkret werden, ist das Projekt ‹Kalkabbau› vom Tisch." Ähnlich denkt auch Wälti, der Oberbözberger Gemeindeammann: "Der Kalkabbau würde viel Lärm und Staub verursachen. Das Tiefenlager würde dagegen auch die Ausflügler kaum davon abhalten, zu uns zu kommen."

Abwartend, ruhig und differenziert - so wird in Oberbözberg selbst am Stammtisch argumentiert. Der Atommüll sei zwar ein grosses Thema hier, sagt ein Pensionär aus dem Nachbardorf Riniken, der im Landgasthof Sternen mit zwei Kollegen ein Glas Wein trinkt. Aber Angst habe man keine. Schliesslich seien die Endlager ja kaum gefährlicher als die AKW. "Und die gibt es hier im Aargau schon seit Jahrzehnten." Etwas störend sei nur, dass jahrelang aufwendige Untersuchungen durchgeführt würden, insgeheim alle aber schon von Anfang an davon ausgingen, dass das Endlager am Bözberg gebaut werde. "Weil der Widerstand hier am geringsten ist." Darum rät der Stammtisch dem Gemeinderat auch, sich etwas mehr zu wehren. Weniger, um das Endlager zu verhindern. Sondern vielmehr, um sich die besten Bedingungen zu erkämpfen.

Lesen Sie Morgen: Wie sich andere mögliche Standortregionen gegen Atommülldeponien wehren.

--

Für "beste Bedingungen sorgen"

Geteilte Meinungen. Eine offizielle Stellungnahme hat der Oberbözberger Gemeinderat zum Endlagerstandort noch nicht abgegeben. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass diese ähnlich lauten wird wie jene der Nachbargemeinde Riniken. Die Sicherheit müsse oberste Priorität haben und nicht die (atomfreundliche) Haltung der Bevölkerung, hiess es darin. Sollte der Raum Bözberg unter diesen Voraussetzungen in die engste Auswahl kommen, will sich der Riniker Gemeinderat für "beste Rahmenbedingungen und eine aktive Beteiligung" einsetzen. Kritischer als in den beiden potenziellen Standortgemeinden tönt es am Fusse des Bözbergs: Effingen, Elfingen und Zeihen haben den Regierungsrat aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass der Atommüll in einem anderen Kanton als im Aargau deponiert wird. Noch unklar ist die Haltung der beiden Basel. Die Baselbieter Regierung muss sich von der Verfassung her gegen den Bau von Atomanlagen in der Nachbarschaft wehren, will dies aber erst tun, wenn der Bözberg in die Endauswahl für einen möglichen Standort kommt. Basel-Stadt erwägt dagegen schon heute, eine unabhängige Expertise über die Gefahren eines Atomendlagers und die möglichen Auswirkungen auf die Region in Auftrag zu geben. Wehren will sich die Basler Regierung auch gegen eine Deponie im Zürcher Weinland und im Gebiet Nördlich Lägeren, falls von dort aus eine Verstrahlung des Rheins nicht ausgeschlossen werden kann.  rock

--------------------------------------------
GIPFEL-SOLI-NEWS 27.12.08
--------------------------------------------

gipfelsoli.org/Newsletter 27.12.08

27.12.2008 Griechenland -- Krakow

- Ruf aus dem aufständischen Griechenland
- NATO summit in Cracow
Mehr: http://www.gipfelsoli.org/Newsletter/5896.html

--

Ruf aus dem aufständischen Griechenland

Ein Aufruf aus Griechenland zur internationalen Solidarität

Eine Bande an Politikern und Jornalisten schwärmen herum und versuchen sich unsere Bewegung zu nutze zu machen und ihr ihre eigne Rationalität aufzudrängen. Sie sagen, dass wir rebellieren, weil unsere Regierung korrupt ist oder weil wir mehr Geld und mehr Arbeit von ihr bekommen wollen. Falsch.
Wenn wir Banken zerstören, dann darum, weil wir in ihrem Geld einen Hauptgrund unserer Traurigkeit erkennen. Wenn wir die Schaufenster der Läden zertrümmern, ist es nicht weil das Leben teuer ist, sondern weil uns die Güter selbst am Leben hindern, unabhängig von ihrem Preis.
Wenn wir die polizeilichen Formationen angreifen, dann nicht nur um unseren toten Kameraden zu rächen, sondern weil sie zwischen der Welt und der Welt, wie wir sie uns wünschen, immer ein Hindernis sein werden.

Wir wissen, dass der Moment gekommen ist, indem wir strategisch denken müssen. In diesen imperialen Zeiten, ist es uns klar, dass unser Aufstand sich ausbreiten muss, um siegreich zu werden, zumindest auf europäischem Niveau. Wir haben andere Bewegungen gesehen und von ihnen gelernt: von den Gipfeltreffen IMF-G7, die auf globalem Level beantwortet wurden, von den rebellierenden Studenten, von den innerstädtischen Strassenkämpfen in Frankreich, von der Anti-TAV Bewegung in Italien, von der Kommune von Oaxaca, von den Unruhen in Montreal.
Von der Verteidung zur Offensive, wie die die in Ungdomshuset, in Kopenhagen, sich wehren, wie die die die nationalistisch-republikanische Zusammenkunft in den USA boykottieren…. eine lange Liste die immer weiter läuft.

Genährt durch die Katastrophe sind wir Kinder aller Krisen, der Politischen, Sozialen, Ökonomischen, Ökologischen. Wir wissen, dass diese Welt bereits tot ist. Dass man verrückt sein muss, sich an ihren Ruinen festzuklammern. Dass die einzige vernünftige Möglichkeit darin liegt, sich selbst zu organisieren.
Hieraus wird auch die vollständige Ablehnung jeglicher Politik der Parteien und Organisationen offensichtlich, da sie Teil der alten Welt sind. Wir sind die schlecht behandelten Kinder dieser Gesellschaft und wir wollen nichts von ihr. Das ist die letzte Sünde, die sie uns nie verzeihen wird. Hinter den schwarzen Schaals, sind es wir, ihre Kinder. Und wir haben uns organisiert.

Wir könnten niemals soviele Anstrengungen unternehmen, um das Materielle dieser Welt zu zerstören, ihre Banken, ihre Supermärkte, ihre Polizeistationen, wenn wir nicht wüssten, dass wir dadurch ihre Metaphysik, ihre Ideale und Ideen und ihre Rationalität untergraben.
Die Medien beschrieben das Geschehene letzte Woche als einen Ausbruch des Nihilismus. Was sie sich nicht zu sagen trauen ist, dass wir in dem selben Prozess, diese Realität zu überfallen und zu vernichten, eine höhere Gemeinschaftsform ausprobieren. Eine Gemeinschaft der Mitbestimmung, eine höhere Form der spontanen und fröhlichen Organisation in der die Basis für eine andere Welt gelegt wird.
Manche mögen sagen, dass unsere Revolte an ihre eignen Grenzen stossen wird, aus dem einfachen Grund, dass sie nur Zerstörung schafft. Das wäre die Wahrheit, wenn wir nicht, abgesehen von den Strassenkämpfen, für die notwendige Organsation gesorgt hätten, die eine langlebige Bewegung benötigt: Lagerräume für die geplünderten Sachen, die Krankenstationen um unsere Verwundeten zu versorgen, die Medien, um unsere eigene Presse zu veröffentlichen, unsere Radiostationen, unsere Kinos, unsere Leben.

In ganz Europa zittern die Regierungen. Sicherlich ist das, was sie am meisten erschreckt nicht das Lautwerden auf den Strassen, was sich auf lokaler Ebene reproduziert, sondern die Möglichkeit, dass die westliche Jugend einen gemeinsamen Grund findet und sich erhebt, um dieser Gesellschaft den Todesschlag zu verpassen.
Dies ist ein Ruf an alle die ihn hören:
Von Berlin nach Madrid, von London nach Tarnac, alles ist möglich.
Die Solidarität soll sich in Komplizenschaft verwandeln. Die Konfrontationen müssen sich ausdehnen. Die Kommunen müssen ausgerufen werden.
Damit die Dinge nie wieder werden wie zuvor. Damit die Ideen und die Praktiken die uns verbinden sich in einen wirkichen Fortschritt verwandeln.
So dass wir weiterhin unregierbar bleiben.

Einen revolutionären Gruß an alle Kameraden auf dieser Welt.
An alle Gefangenden: Wir werden euch befreien!

Quelle: Indymedia Barcelona

Übersetzung: Paula

Source: http://de.indymedia.org/2008/12/237414.shtml