MEDIENSPIEGEL 17.1.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Tour de Lorraine
- Kanton will 2. Drogenanlaufstelle nicht finanzieren
- Thai-Pillen und Ecstasy harte oder weiche Drogen?
- Kampf gegen Wegweisung in BS
- Sans-Papiers: A-Films-Feature und Sprachkurse
- Zunahme Antisemitismus
- Grüner WEF-Aktionstag
- Anti-Atom: Bözberg, Leibstadt, Atommülllager Asse, Biblis B
- Stadtrat 4.12.08: 2x Euro 08

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REITSCHULE
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- Jan 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Sa 17.1.09 - tourdelorraine.ch
20.00 Uhr - Kino - Tour de Lorraine: giù le mani, Danilo Catti
21.45 Uhr - Kino - Tour de Lorraine: von katzen und menschen - und der kunst des nutzlosen, Yael André
23.00 Uhr - Kino - Tour de Lorraine: eine andere welt ist pflanzbar
00.30 Uhr - Kino - Tour de Lorraine: ohne worte - der 6. oktober 2007 in bern, Hansdampf
01.00 Uhr - Kino - Tour de Lorraine: the swamp collection, Jonas Raeber
22.00 Uhr - Tojo - Tour de Lorraine: Tojo Disko mit DJ Pablo
22.00 Uhr - Frauenraum - Tour de Lorraine: HUMAN TOYZ (Paris/F) und COPY&PASTE (Burn/CH)
22.00 Uhr - Dachstock - Pompelmoessap VD, Balduin BE, Meienberg BE, DJ Jane Vayne - minimal, electro, electrique camambert avantgarde, IDM-electronic, broadspectrum
22.00 Uhr - SousLePont - Tour de Lorraine: Flimmer (Psy-Core, BS) & André Duracell (One-Man-Drum-Show, FR) ONE SECOND RIOT (F)

So 18.1.09
05.00 Uhr - SousLePont - Katerfrühstück mit Zeno Tornado Solo (Bluegrass/Country, BE)

Infos: www.reitschule.ch

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TOUR DE LORRAINE
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Bund 17.1.09

Eine Nacht, zehn Lokale

Stadt Bern Einen Vorgeschmack auf die Tonalität der diesjährigen Tour de Lorraine gab es bereits gestern auf dem Bahnhofplatz: Vor der UBS-Filiale lasen einige Poetry-Slammer den Schweizer Grossbanken die Leviten.

Heute Abend nun geht auf beiden Seiten der Lorrainebrücke die eigentliche Tour de Lorraine (TdL) über die Bühne. Ausgetragen wird der Kulturgrossanlass in den Lokalen Café Kairo, Brasserie Lorraine, Q-Laden, Restaurant O-Bolles, Turnhalle im Progr und in diversen Räumen der Reitschule. Die Bandbreite der Darbietungen reicht von Rockkonzerten und Discos bis hin zu Vorführungen globalisierungskritischer Filme. Das TdL-Ticket kostet wie in früheren Jahren 25 Franken und berechtigt zum Besuch aller Veranstaltungen.

"Erfahrungsgemäss nehmen 2000 bis 2500 Besucher an der Tour de Lorraine teil", sagt Alwin Egger vom Organisationskomitee. "Der Erlös, der stets mehrere Tausend Franken beträgt, kommt politischen Aktionen zugute." Nachdem das finanzielle Ergebnis im Vorjahr wegen des Polizeieinsatzes rund um die zeitgleich stattfindende Anti-WEF-Demo unterdurchschnittlich ausgefallen sei, hofften die Veranstalter heuer wieder auf mehr Erfolg, so Egger. (len)

[i]

Tour de Lorraine
Samstag, 17. Januar, ab 20 Uhr, Lorraine und obere Altstadt.

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2. DROGENANLAUFSTELLE
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bernerzeitung.ch 17.1.09

Kanton leistet keinen Beitrag an zweites Fixerstübli

Die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion hat beschlossen, derzeit der Stadt Bern kein Geld für die Schaffung einer zweiten Anlaufstelle für Drogenabhängige auszurichten. Sie macht unter anderem das knappere Geld für den Entscheid geltend.

Der zweite Grund für das Nein sei, dass die neuen Angebote, welche die Stadt Thun Drogenabhängigen zur Verfügung stellt, die bestehende Anlaufstelle in Bern ein Stück weit entlastet haben. Das sagte am Samstag die Vorsteherin des kantonalen Sozialamts, Regula Unteregger. Sie bestätigte damit eine Meldung der "Berner Zeitung" vom Samstag.

Nebst diesen beiden Hauptgründen gebe es einen dritten Grund, erklärte Unteregger weiter. Es sei die von der Berner FDP- Grossrätin Sandra Wyss eingereichte Motion, mit der sich Wyss gegen Kantonsgeld für eine zweite Drogenanlaufstelle zum jetzigen Zeitpunkt einsetze.

Regierung und Grosser Rat müssten sich also ohnehin noch mit dieser Frage beschäftigen, so Unteregger. Das werde frühestens im März erfolgen.

Stadt Bern negativ überrascht

Der Generalsekretär der städtischen Direktion für Bildung, Soziales und Sport, Sven Baumann, sagte am Samstag auf Anfrage, die Stadt sei negativ überrascht. Sie habe den Entscheid noch nicht offiziell erhalten.

Für das finanzielle Argument habe er Verständnis. Auch die Stadt habe immer wieder sparen müssen. Die Argumentation, aus Thun kämen weniger Fixer nach Bern, greife aber nicht.

Der Stadt Bern gehe es mit ihren Plänen, an der Murtenstrasse einen "zweiten Standort der Anlaufstelle" zu errichten, wie Baumann sagt, um die Entlastung des Raums Schützenmatte-Bollwerk. Das sei das eigentliche Ziel.

Die Stadt werde mit dem kantonalen Sozialamt das Gespräch suchen. Wenn dieses auf seinem Nein beharre, werde die Stadt versuchen, die zweite Anlaufstelle an der Murtenstrasse wenn möglich auch ohne Kantonsgeld zu realisieren. Das Gebäude sei sehr gut gelegen.

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BZ 17.1.09

Nein zum Fixerstübli

Der Kanton will der Stadt Bern kein zweites Fixerstübli finanzieren. Die Stadt ist erstaunt. Der Bedarf ist für sie unbestritten.

Keine Freude hatte gestern Generalsekretär Sven Baumann von der Stadtberner Sozialdirektion. Er erfuhr, dass der Kanton kein zweites Fixerstübli finanzieren will. Regula Unteregger, Leiterin des kantonalen Sozialamts, begründete dies mit der Entlastung, die das ausgebaute Thuner Angebot brachte. Zudem müsse der Kanton sparen. Sie zweifelt sowieso daran, dass ein zweiter Standort der Anlaufstelle viel brächte. Sie befürchtet eher eine erneute Zunahme der "Sogwirkung".

Baumann kündigte an, dass die Stadt das Gespräch mit dem Kanton suchen werde. Der öffentliche Raum rund um die Schützenmatt dürfe nicht zum Ghetto verkommen. Deshalb sei die Verteilung auf zwei Standorte wichtig. Im Vordergrund steht dafür die Zwischennutzung der Liegenschaft an der Murtenstrasse 26. cab

Seite 39

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Kein zweites Fixerstübli

Der Kanton will der Stadt Bern kein zweites Fixerstübli finanzieren. In der Stadt Bern ist man überrascht und enttäuscht.

"Die neue Anlaufstelle für Drogenabhängige in Thun entlastet Bern", stellt die Leiterin des kantonalen Sozialamts, Regula Unteregger, fest. Zudem müsse der Kanton finanziell über die Bücher. Die Mittel seien knapper geworden. Aus diesen Gründen wolle die Gesundheits- und Fürsorgedirektion kein zweites Fixerstübli bewilligen.

Noch im Sommer gingen die Wogen hoch: Unter der Eisenbahnbrücke bei der Reitschule etabliere sich eine offene Drogenszene, wurde von links bis rechts festgestellt. Die Anlaufstelle an der Hodlerstrasse war permanent überlastet. Anfang November wurde das Thuner Angebot für Drogenabhängige ausgebaut. Der Ruf nach einem zweiten Fixerstübli in Bern blieb. Der Kanton wollte jedoch zuerst die Wirkung des Thuner Angebots abwarten. Nun ist die Entscheidung gefallen.

Unteregger zweifelt daran, dass mit einer zweiten Anlaufstelle das Berner Problem gelöst würde. "Sie würde eher eine Sogwirkung auf Drogenabhängige entfalten", befürchtet sie.

Andere Wege prüfen

Sven Baumann, Generalsekretär der Stadtberner Direktion für Bildung, Soziales und Sport, ist erstaunt, nicht via offiziellem Weg vom Entscheid zu erfahren. Wenn er denn eintreffe, werde die Begründung geprüft und das Gespräch noch einmal gesucht. Die Stadt wolle den zweiten Standort, weil der öffentliche Raum Bollwerk/Schützenmatt überlastet sei. "Die Idee ist nicht die Verdoppelung des Angebots. Wir möchten es auf zwei Standorte verteilen." Falls der Kanton bei seinem Nein bleibe, müsse die Stadt nach Wegen suchen, wie das Projekt weiterverfolgt werden könnte. Das könnte heissen: selber finanzieren.

Unteregger möchte andere Wege zur Entspannung der Situation prüfen, beispielsweise eine verbesserte Zuführung in Substitutions- und Therapieangebote.

Letztes Wort hat Grosser Rat

Der Kanton zahlt Bern 2,4 Millionen Franken pro Jahr an die Anlaufstelle an der Hodlerstrasse. Thun erhält in der Pilotphase 1,13 Millionen pro Jahr. Das neue Angebot in Bern hätte den Kanton zusätzlich eine halbe Million gekostet. Ganz verloren ist die Sache noch nicht. Im Rahmen einer Motion von FDP-Grossrätin Sandra Wyss wird das Anliegen im Regierungsrat und dann im Kantonsparlament thematisiert.

Christoph Aebischer

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Kantonales Sozialamt
http://www.gef.be.ch/site/index/gef_alle_organisation/gef_alle_sozialamt.htm

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be.ch/gr 26.11.08

M 315/2008 GEF
Motion
Wyss, Bern (FDP)
Weitere Unterschriften: 6 Eingereicht am: 26.11.2008

Zweite Drogenanlaufstelle in der Stadt Bern - kein Kantonsgeld für ein provisorisches Projekt

Der Regierungsrat wird ersucht, der Stadt Bern keine finanziellen Mittel für das Einrichten einer zweiten Drogenanlaufstelle zu sprechen, solange nicht folgende Punkte geklärt sind:

· die Evaluation der bestehenden Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse ist abzuwarten, wobei sich die Evaluation über eine Dauer von mindestens sechs Monaten zu erstrecken hat

· ein möglicher Standort darf nicht wie vorgesehen nur provisorischer Natur sein und in einer Baute untergebracht werden, welcher mit grosser Wahrscheinlichkeit der baldige Abbruch droht

Begründung

Im Verlaufe des Jahres 2008 hat der Gemeinderat der Stadt Bern entschieden, dass nebstder bereits bestehenden Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse eine zweite Drogenanlaufstelle benötigt werde, da die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse - unter anderem wegen der Drogenabhängigen aus Thun und dem Berner Oberland - überlastet sei.

Zwischenzeitlich hat die Stadt Thun ihr Angebot für Drogenabhängige erweitert und optimiert. Die rund 30 bis 40 Drogenabhängige aus Thun und dem Berner Oberland werden seit November 2008 an der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse weggewiesen, wodurch die Anlaufstelle der Stadt Bern entlastet werden soll. Wie Medienberichten zu entnehmen ist, ist die Ausweitung des Angebots in Thun gut angelaufen und stösst auf Anklang.

Die von der Stadt Bern geplante zweite Drogenanlaufstelle soll neu an der Murtenstrasse 26 untergebracht werden. Die Liegenschaft Murtenstrasse 26 wurde in diesem Jahr von der Stadt an den Kanton Bern veräussert, dies in Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Inselspitals. Die Liegenschaft ist deshalb auch Bestandteil der Überbauungsordnung Murtenstrasse 10 - 66, über welche am 30. November 2008 in der Stadt Bern abgestimmt wird. Sollte die Überbauungsordnung angenommen werden, was als wahrscheinlich zu betrachten ist, müsste eine neue Drogenanlaufstelle nach kürzester Zeit wieder weichen,da die Liegenschaft im Zuge einer Neuüberbauung abgebrochen würde.

Die Kosten für die bauliche Instandstellung, den Unterhalt und den Betrieb einer neuen Drogenanlaufsstelle werden seitens der Stadt mit gesamthaft rund Fr. 560'000.00 veranschlagt, ein Grossteil dieser Kosten soll durch den Kanton getragen werden.

Inzwischen hat die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern die Stadt Bern gebeten, die Situation an der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse bis Ende Jahr zu evaluieren um zu vermeiden, dass seitens des Kantons Ausgaben getätigt werden, die sich allenfalls vermeiden liessen. Die Evaluationszeit von weniger als zwei Monaten ist eindeutig zu kurz, um erhärtete Daten erheben zu können. Eine solche Evaluation sollte mindestens über eine Dauer von sechs Monaten erfolgen.

Es wird Dringlichkeit verlangt.

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DROGEN
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Tagesanzeiger 17.1.09

Eine Expertise soll zeigen, wie gefährlich Thai-Pillen und Ecstasy sind

Von Stefan Hohler

Sind Thai-Pillen und Ecstasy harte oder weiche Drogen? Das Obergericht empfiehlt der Staatsanwaltschaft, diese Frage in einem Gutachten abzuklären.

Zürich. - Seit rund zehn Jahren sind sogenannte Thai-Pillen auf dem Schweizer Markt. Das Bundesamt für Polizei vergleicht diese Drogen thailändischen Ursprungs mit Crack (Kokainkristalle) und beurteilt sie als viel gefährlicher als Ecstasy. Thai-Pillen und Ecstasy haben den gleichen Wirkstoff, Methamphetamin, aber verschiedene chemische Formeln.

Die Gefährlichkeit von Thai-Pillen und Ecstasy soll nun wissenschaftlich untersucht werden. Auslöser war der Prozess gegen einen Zürcher, der wegen Handels mit 70 000 Thai-Pillen vom Bezirksgericht Zürich zu einer dreijährigen teilbedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Das Gericht war wie die Staatsanwaltschaft der Ansicht, dass Thai-Pillen ähnlich wie Heroin oder Kokain harte Drogen sind. Der Angeklagte zog das Urteil ans Obergericht. Dieses bestätigte die Strafe, wie aus der kurz vor Weihnachten veröffentlichten schriftlichen Begründung hervorgeht.

Zur Frage der Gefährlichkeit von Thai-Pillen äusserte sich das Obergericht aber nicht, weil ein Gutachten fehle. Es riet der Staatsanwaltschaft zu einer Expertise über Methamphetamin, damit man in einem zukünftigen Fall eine wissenschaftliche Grundlage habe. Rechtsanwalt Valentin Landmann, der den Angeklagten verteidigt hatte, ist froh darüber: "Die Erfahrungen der letzten Jahre mit Thai-Pillen und Ecstasy müssen verarbeitet werden."

Christoph Winkler, Chef der auf Betäubungsmittel spezialisierten Staatsanwaltschaft II, will nun dieser Empfehlung nachkommen und ein Gutachten über die beiden synthetischen Drogen erstellen lassen. Es sei zwar unüblich, dass man ausserhalb eines Strafverfahrens ein Gutachten "auf Vorrat" mache, sagt Winkler. Nicht zuletzt aus Kostengründen. Für eine Langzeitstudie müsse man mit mindestens 20 000 bis 30 000 Franken rechnen.

Sehr hohes Suchtpotenzial

Fachleute sind sich einig, dass zumindest Thai-Pillen - auch Yaba, Crystal oder Ice genannt - ein sehr hohes Sucht- und Schadenspotenzial haben. Laut Thilo Beck, Chefarzt der Arud Zürich (Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen), habe man immer wieder mit Patienten zu tun, die dieses Aufputschmittel unkontrolliert konsumieren. Es handelt sich meist um Leute aus dem Rotlichtmilieu, um Thailänderinnen oder Ferienreisende, die in Südostasien mit dieser Droge in Kontakt gekommen sind. Ein hoher und fortgesetzter Konsum kann zu psychischen Veränderungen bis hin zu Psychosen führen: "Die Konsumenten sind schwierig für ihr privates und berufliches Umfeld, sie reagieren unberechenbar und gereizt."

Auch Donald Ganci, Leiter Streetwork, hatte in Einzelfällen damit zu tun. "Es handelt sich um eine gefährliche, sehr potente Droge. Sie weist ein hohes Abhängigkeitspotenzial auf, der Rauschzustand hält sehr lange an." Die städtischen Streetworker geben bei Drogentests eine Warnung heraus, wenn sich vermeintliche Ecstasy-Pillen als Thai-Pillen herausstellen. Für Rudolf Stohler, den Leitenden Arzt des kantonalen Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen, sind Thai-Pillen noch bedenklicher als Kokain.

Eine junge Mutter, die zwei Jahre lang Thai-Pillen konsumiert hat, spricht davon, dass die Gier nach immer mehr immer grösser wurde. Sie habe teilweise täglich eine Tablette geraucht (Stückpreis zwischen 40 und 50 Franken) - "damit der Motor läuft". Nachher sei sie erschöpft gewesen und in ein Tief gefallen. Seit rund vier Monaten ist die junge Frau "clean", obwohl sie immer wieder an die Droge denken muss. Laut Christina Groff, Leiterin der Eltern-Kind-Begleitung des Zentrums Inselhof, sind die Kleinkinder von nach Thai-Pillen süchtigen Mütter stark verunsichert und überfordert. Sie würden die Mutter zuerst als aufgekratzt und energiegeladen wahrnehmen und einige Stunden später als am Boden zerstört.

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Drogenhandel: VBZ lösen Alarm aus

Wegen der kalten Temperaturen wird in Trams und Bussen vermehrt mit Drogen gehandelt. Laut Tagesanzeiger.ch haben die VBZ in den vergangenen zwei Jahren in allen Fahrzeugen einen Touchscreen (Tastbildschirm) installiert. Die VBZ-Chauffeure haben damit die Möglichkeit, der Leitstelle mitzuteilen, wenn in ihrem Bus oder Tram gedealt wird. Die Meldungen sind bereits vorgeschrieben und können wie SMS-Vorlagen versendet werden. Die Leitstelle alarmiert dann die Stadtpolizei. Im letzten Jahr wurden aber nur zwei bis drei Drogenfälle von Chauffeuren gemeldet, in diesem Jahr wurde noch keine entsprechende Meldung verschickt. (hoh)

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WEGWEISUNG BS
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Basler Zeitung 17.1.09

Die Niederlage vor Augen

Komitee gegen Wegweisungsartikel präsentiert seine Argumente

Philipp Loser

Der Wegweisungsartikel sei reine Symptombekämpfung, nicht durchsetzbar und berge die Gefahr, nach einer Annahme rasch verschärft zu werden. Das Bündnis "Basel für alle" hat seinen kurzen Abstimmungskampf begonnen.

So viel Ehrlichkeit ist bei Politikern selten anzutreffen. "Das Risiko ist gross, dass wir bei der Abstimmung über den Wegweisungsartikel abschiffen", sagte BastA!-Grossrätin Heidi Mück gestern vor den Medien. Sie stockte kurz und schob dann den obligaten "trotzdem"-Satz nach. "Trotzdem ist es wichtig, dass wir diese Diskussion führen. Wir dürfen diesen Eingriff in unsere Grundrechte nicht einfach so akzeptieren."

Mit dieser Ansicht ist Mück selbst im links-grünen Lager nicht unbestritten. Die Parteimitglieder von SP und Grünen haben nach teils aufreibenden Diskussionen die Stimmfreigabe für die Abstimmung vom 8. Februar beschlossen. Sie könne die Zurückhaltung der beiden Parteien durchaus verstehen, sagte Mück. Wer gegen den Wegweisungsartikel Stellung beziehe, laufe Gefahr, als Gewaltbefürworter abgestempelt zu werden. Dabei gebe es ganz andere - und gute - Gründe, am 8. Februar Nein zu stimmen.

"Gefahr der Willkür".

Trotz der schwierigen Ausgangslage hat das Bündnis "Basel für alle" einige prominente Unterstützer für sich gewinnen können. In der Abstimmungszeitung, die in einer Auflage von 30 000 Exemplaren gedruckt wurde, beziehen unter anderem der ehemalige SP-Parteipräsident Beat Jans, SP-Nationalrätin Silvia Schenker, Anni Lanz vom Solidaritätsnetz und der ehemalige Strafgerichtspräsident und Strafrechts-Professor Peter Albrecht Stellung gegen den neuen Artikel im Polizeigesetz. "Der neue Artikel leistet keinen konstruktiven Beitrag zur Gewaltprävention, er ist kaum umzusetzen und beinhaltet wegen seiner offenen Formulierung die Gefahr der willkürlichen Anwendung", begründete Albrecht seine Haltung. Der Artikel stehe für die in vergangener Zeit immer häufiger anzutreffende symbolische Gesetzgebung, die einzig die kurzfristige Beruhigung der Bevölkerung zum Ziel habe.

Die Mitglieder des Komitees fürchten weiter, dass mit dem Gesetz "Citypflege" betrieben werden könnte, also beispielsweise Randständige von einem öffentlichen Ort vertrieben werden. In der vorliegenden Version des Gesetzes wird diese Möglichkeit zwar ausgeschlossen, das Bündnis traut der Formulierung jedoch nicht. Heidi Mück: "Die Gefahr ist gross, dass der Artikel nach einer Annahme ausgeweitet und verschärft wird." Und Strafrechtsprofessor Albrecht ergänzte resolut: "Wehret den Anfängen!"

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Basellandschaftliche Zeitung 17.1.09

Ein Bündnis gegen die Wegweisung

Komitee Umstrittener Wegweisungsartikel

Ursula Haas

Am 8. Februar wird in Basel-Stadt über den Wegweisungsartikel abgestimmt. Anlass zur Debatte gaben die Rayonverbote an der Herbstmesse 2007, die ohne rechtliche Basis ausgesprochen wurden. Im Grossen Rat wurde die Vorlage für einen "Wegweisungsartikel" angenommen, woraufhin das "Bündnis Basel für alle" ein Referendum mit 2062 Unterschriften einreichte. Gestern informierte das Referendumskomitee, aus welchen Gründen es sich gegen den Wegweisungsartikel stellt.

"Die Wegweisung ist ein Beispiel für symbolische Gesetzgebung", meinte Peter Albrecht, Professor für Strafrecht und ehemaliger Strafgerichtspräsident. Denn es gäbe keine Notwendigkeit für dieses neue Polizeigesetz, das ausserdem schwierig umsetzbar sei. "Gewalt im öffentlichen Raum gab es immer, sie ist in den letzten Jahren nicht angestiegen", sagte Albrecht. Hingegen sei die Angst vor der Gewalt in der Bevölkerung gewachsen, wohl aufgrund genereller Unsicherheit.

Willkürliches Instrument

Allgemein wurde der präventive Charakter eines Rayonverbotes angezweifelt. "In anderen Städten ist die Gewalt mit dem Wegweisungsartikel nicht sprunghaft gesunken", bemerkte Grossrätin Heidi Mück vom Grünen Bündnis. Für sie ist der Artikel keine Lösung, sondern blosse Symptombekämpfung. "Damit verschieben wir einfach die Gewalt."

 Auch die JUSO Basel-Stadt unterstützten das Referendum. Vorstandsmitglied Raphael Pfister befürchtet, dass "die Gefahr viel zu gross ist, dass hier ein unnötiges Instrument geschaffen wird, welches willkürlich eingesetzt werden kann." So muss in der Praxis die Polizei vor Ort auch entscheiden, wer durch sein "Verhalten die unmittelbare Gefahr einer gewalttätigen Auseinandersetzung schafft", wie es im Gesetzesentwurf heisst.

 Michael Steiner vom Schwarzen Peter, Verein für Gassenarbeit, sieht die Gewaltprävention nur als vorgeschobenes Ziel. "Bei dieser Vorlage geht es darum, wer sich wie und wann im öffentlichen Raum aufhalten darf", erklärte er. In Basel werde unter dem Vorwand der Aufwertung Störendes immer mehr vom öffentlichen Raum an den Rand gedrängt. Diese Meinung teilte auch Peter Albrecht: "Die Wegweisung wird in erster Linie randständige Personen betreffen, die sich nur schwer gegen staatliche Sanktionen wehren können."

Mehr Polizeipräsenz gefordert

Als Alternativen zur Wegweisung wurden aber andere Lösungsansätze vorgebracht, die eher auf Prävention und Vermittlung zielen. Raphael Pfister erzählte von guten Erfahrungen, wenn an grösseren Anlässen wie beispielsweise dem Jugendkulturfestival dunkle Gassen ausgeleuchtet werden. Peter Albrecht unterstützte den Ausbau der mobilen Jugendarbeit, selbst wenn dieser kostenintensiver sei als der "billige" Wegweisungsartikel. Aber auch mehr Polizeipräsenz im öffentlichen Raum ist für Heidi Mück vorstellbar. "Es ist gut möglich, dass sich viele Leute sicherer fühlen, wenn mehr uniformierte Polizei sichtbar ist", sagte die Grossrätin.

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SANS-PAPIERS
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Indymedia 17.1.09

Zur Kirchenbesetzung in Zürich ::

AutorIn : random a-films activist         

Am 19. Dezember 2008 besetzten rund 150 Sans-Papiers und solidarische AktivistInnen die Predigerkirche im Niederdorf in Zürich. Sie forderten eine humane, unbürokratische Umsetzung der gesetzlich verankerten Härtefallregelung und die Aufhebung des Arbeitsverbotes für abgewiesene Asylsuchende sowie Papiere für alle Papierlosen. Im Folgenden möchten wir einen Überblick über die Kirchenbesetzung geben und auf politische und rechtliche Hintergründe eingehen.
http://ch.indymedia.org/de/2009/01/66397.shtml (Ausführlicher Überblick und Hintergründe)

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24heures 17.1.09

Les sans-papiers privés de cours de français

INTÉGRATION - L'association Français en Jeu propose des cours de langue gratuits pour les immigrés. La ville, qui subventionne l'antenne lausannoise, vient d'instaurer une mesure de contrôle aux effets pervers: une cinquantaine de clandestins n'ont plus accès à la formation.

Martine Clerc

Depuis ce début d'année, Maria, Pedro ou Javier n'ont plus le droit de participer aux cours de Français en Jeu. Tout comme une cinquantaine de sans-papiers, principalement Latino-Américains, ils n'ont pas pu se réinscrire en 2009. La raison: leur nom ne figure pas sur les listes du Contrôle des habitants de Lausanne.

La ville, qui finance entièrement Français en Jeu (FeJ), a en effet décidé, lors de la signature l'an dernier d'une "convention de subvention" avec l'association, de contrôler plus strictement le domicile des bénéficiaires de ses prestations sociales, via leur inscription au Contrôle des habitants. Car, depuis 2005, Lausanne réserve à ses habitants les prestations dont elle assure seule le financement. Conséquence directe et inquiétante pour FeJ: "Les sans-papiers sont de fait exclus de nos cours financés par la ville, déplore Laurent Amy, le directeur de l'association. A moins qu'ils ne soient inscrits au Contrôle des habitants, ce qui n'est quasi jamais le cas car ils craignent d'être dénoncés. "

Tour de vis de l'exécutif?

Selon FeJ, les élèves sans permis de séjour constituent environ 15% des 670 participants aux cours à Lausanne. Ainsi, sur 65 sans-papiers qui suivaient une formation en novembre dernier, 55 n'y ont plus droit cette année; seuls 10 d'entre eux pourront rester à FeJ car ils se disent inscrits au Contrôle des habitants (régularisation en cours, procédure de mariage). Laurent Amy assure que le comité de l'association s'était inquiété de l'effet pervers de cette nouvelle règle auprès du service social lors de la signature de la convention. Mais l'avait malgré tout acceptée afin d'assurer la poursuite des activités de FeJ pour la plupart des élèves en règle.

La Municipalité lausannoise, connue pour sa tolérance envers les migrants en situation irrégulière, se mettrait-elle à serrer la vis? Qui plus est par l'entremise de l'un de ses magistrats socialistes, Jean-Christophe Bourquin? Le principal intéressé se dit surpris: "Pourquoi les représentants de Français en Jeu ne m'ont-ils rien dit de ce problème au moment de signer la convention? Je ne pouvais pas être conscient de cette dimension-là de la nouvelle règle. " Et de rappeler qu'aucune dénonciation de sans-papiers n'aura lieu sur la base des informations données.

"Au politique de trancher"

Chef du Service social, Michel Cornut rappelle le but premier de ce contrôle: "Il s'agit de rendre compte de l'utilité de subventions versées par la collectivité publique à la formation pour adultes. Français en Jeu nous avait parlé de la conséquence de cette mesure pour les sans-papiers, mais sans chiffrer les personnes concernées. La question doit maintenant être tranchée par le politique. " Et ce, d'autant plus qu'un préavis communal précise bien que l'accès des migrants en situation irrégulière aux structures de formation élémentaire pour adultes ne doit pas être limité.

Le comité de l'association va contacter Jean-Christophe Bourquin pour sortir de l'impasse. Celui-ci se dit prêt à réfléchir à d'autres moyens de vérifier le domicile des élèves: "On peut imaginer qu'ils produisent une facture de gaz ou une autre attestation. Les représentants de Français en Jeu découvriront que les intentions de la Municipalité ne sont pas si horribles que cela. " Entre-temps, les élèves privés de cours peuvent toujours s'orienter vers d'autres structures de la région offrant gratuitement une formation aux personnes non domiciliées officiellement sur Lausanne et sans permis de séjour: Point d'appui, Armée du Salut, Communauté Sant'Egidio, Association Franc-Parler.

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ANTISEMITISMUS
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swissinfo.ch 17.1.09

Une bouffée d'antisémitisme souffle sur la Suisse

Depuis le début de l'offensive israélienne contre la Bande de Gaza, les propos et les actes antisémites se multiplient en Suisse, selon la Coordination intercommunautaire contre l'antisémitisme et la diffamation. Une ampleur que nuance SOS Racisme.

"Depuis que j'ai pris mes fonctions à la CICAD il y a 5 ans, c'est la première fois que je constate un tel développement de haine à l'égard des juifs. Nous assistons à une déferlante antisémite en Suisse", s'inquiète Johanne Gurfinkel, secrétaire général de la Coordination intercommunautaire contre l'antisémitisme et la diffamation (CICAD).

Vitrine brisée

Depuis le lancement de l'offensive militaire israélienne contre les nationalistes islamistes du Hamas dans la Bande de Gaza, l'association a constaté une aggravation et une augmentation claire des actes antisémites. Et ce sous la forme d'insultes verbales, de graffitis, de flyers ou de commentaires sur les sites web des médias.

L'action la plus grave s'est déroulée dans la nuit du 11 au 12 janvier. La vitrine d'un centre d'études juives de Genève qui présentait des livres de prière a été brisée à coups de pierre.

A Genève, de jeunes étudiantes juives ont aussi reçu des messages antisémites via le réseau Facebook. D'autres étudiantes se sont fait traiter de "sale juive" dans la cour d'un collège genevois.

Selon Johanne Gurfinkel, cette production de haine est plus importante que lors de l'offensive israélienne au Liban en 2006. Les propos, eux, ne varient guère: ils accusent tous les juifs d'âtre responsables des actions du gouvernement israélien, ils comparent les juifs aux nazis ou réclament de terminer l'extermination entreprise par ces derniers.

Sortir du bois

"Comparer la politique israélienne à celle des nazis est une infamie. C'est une manière de banaliser le nazisme et la shoah", s'indigne Johanne Gurfinkel.

Pour évaluer l'ampleur de ces bouffées de haine, la CICAD a contacté les rédacteurs-en-chef des quotidiens de Suisse romande. "Ils nous clairement dit qu'ils étaient noyés sous les commentaires antisémites envoyés sur leurs sites et qu'ils n'arrivaient plus à les filtrer", relève le secrétaire général de l'association.

Avant d'expliquer: "Des antisémites se revendiquant comme tels profitent de ce conflit pour sortir du bois. S'y ajoute un antisémitisme plus récent lié au conflit israélo-arabe."

Manifestations pacifiques

Cela dit, tous les signaux n'ont pas viré au rouge. Karl Grünberg remarque que les manifestations en faveur des Palestiniens n'ont pas dérapé. "Le mouvement de solidarité en faveur du peuple palestinien a fait preuve d'une grande prudence. Les organisateurs n'ont propagé aucun slogan antisémite", relève le secrétaire général pour la Suisse romande de l'association SOS racisme.

Un constat que partage partiellement Johanne Gurfinkel. "Contrairement à la France, ces manifestations n'ont pas donné lieu à des dérapages violents. Mais nous déplorons la présence occasionnelle de drapeaux du Hamas - une organisation terroriste - et la virulence des propos de certains responsables politiques. Cela pourrait âtre interprété par certain comme une incitation à des actes violents", estime le secrétaire général de la CICAD.

L'association cite en particulier les propos tenus par les parlementaires Ueli Leuenberger (Vert) et Joseph Zisyadis (communiste), ainsi que ceux du responsable de la santé du Canton de Vaud, le socialiste Pierre-Yves Maillard, lors d'une manifestation nationale à Berne.

Dans les colonnes du quotidien <em>Le Courrier</em>, ce dernier a rétorqué: "Est-ce que ce sont mes propos qui sont virulents ou l'action d'Israël. Un demi-millier de femmes et d'enfants tués en quinze jours, c'est un massacre qui m'écœure, et je le répète."

Risque d'amalgame

De son coté, Karl Grünberg trouve très dangereux d'interpréter le mouvement de solidarité en faveur des Palestiniens et les critiques à l'égard d'Israël comme des manifestations d'antisémitisme.

"Cela nourrit une confusion qui empâche de comprendre aussi bien l'antisémitisme que la lutte anticoloniale des Palestiniens. Le risque est de banaliser l'antisémitisme, voire de, paradoxalement, le légitimer", déclare Karl Grunberg.

Dans le mâme article du <em>Courrier</em>, Ueli Leuenberger accuse la CICAD d'âtre une "officine de propagande d'Israël". Ce qui fait bondir Johanne Gurfinkel: "Ces propos sont mensongers et diffamatoires."

Pour autant, la CICAD ne cache pas son soutien en faveur d'Israël, tout comme la Fédération des communautés israélites de Suisse, tout en rejetant l'amalgame fait entre l'ensemble des juifs et les Israéliens.

Contradiction? "On ne peut pas refuser que des juifs se sentent solidaires d'Israël, répond Johanne Gurfinkel. Ce lien est important et rien ne pourra le détruire. Pour leur prière, les juifs se tournent vers Jérusalem. C'est une réalité. Ensuite y a la question du débat politique."

"On ne peut tolérer qu'un juif soit attaqué sous prétexte qu'il soutient Israël et sa politique. Sinon, nous allons sombrer dans une guerre intercommunautaire permanente", martèle Johanne Gurfinkel.

Le poids de l'histoire

Une perspective que rejette également Karl Grünberg, avant d'ajouter: "Il y a une histoire de ces deux peuples et de leur confrontation au racisme qui pèse lourdement sur la conscience que ces peuples ont d'eux-mâmes."

"Il faut se souvenir que l'Etat d'Israël est né des conséquences du génocide des juifs par les nazis, que les habitants de Palestine sont marqués par une réalité coloniale à laquelle ils s'opposent et que ce colonialisme génère lui aussi du racisme", rappelle encore Karl Grünberg.

Lui-mâme ne se considère pas comme anti-israélien, mais comme un adversaire résolu de la politique israélienne à l'égard du peuple palestinien depuis l'occupation de la Cisjordanie et de la Bande de Gaza en 1967, suite à la Guerre des Six Jours.

Et de conclure: "Je trouverais très important qu'un débat se développe sur cette question au sein du monde juif. Il n'y a pas une seule manière d'âtre juif, le paradoxe étant qu'en Israël mâme, ce débat est beaucoup plus ouvert que dans la diaspora."

swissinfo, Frédéric Burnand, Genève

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WEF
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Südostschweiz 17.1.09

Die Grünen planen erstmals WEF-Aktionstag

Die Grüne Partei Davos will mit Unterstützung der Juso am 31. Januar gegen das World Economic Forum protestieren. Das Demonstrationsgesuch liegt der Gemeinde Davos vor. Die geforderte Route wird aber kaum bewilligt.

Von Béla Zier

Davos. - Die Grüne Partei Davos lässt nicht locker. Ihre Mitglieder wollen analog zu den Vorjahren auch gegen das bevorstehende Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF) demonstrieren. Wie die Gemeinde Davos gestern auf Anfrage bestätigte, liegt ihr ein entsprechendes Gesuch für den am 31. Januar geplanten Protestmarsch vor. In ihrem Anti-WEF Protest unterstützt werden die Grünen von der Davoser Juso und der lokalen Gruppe von Amnesty International.

200 Demo-Teilnehmer erwartet

Zum Protestmarsch, der beim Bahnhof in Davos Dorf beginnen soll, werden etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Damit rechnet jedenfalls Rolf Marugg, Sekretär der Grünen Partei. Auf der Demonstrationsroute, die von Davos Dorf über die Promenade nach Davos Platz führen soll, sind vor dem Hotel "Seehof" in Davos Dorf sowie vor dem Kongresszentrum Ansprachen geplant. Diese Route muss allerdings zunächst noch von der Gemeinde Davos genehmigt werden.

Aus Sicherheitsgründen steht allerdings bereits heute so gut wie fest, dass eine Bewilligung für eine Protestkundgebung vor dem Kongresszentrum nicht erteilt werden wird. Und so werden sich die Demo-Organisatoren wie in den Vorjahren erneut mit einem Protestmarsch begnügen müssen, der sie über die Talstrasse führen wird.

Forderungskatalog für Landammann

Bei einer gewöhnlichen Demonstration soll es in diesem Jahr nicht bleiben. Die Grünen planen am 31. Januar einen eigentlichen Aktionstag gegen das WEF. Dieser wurde unter das Motto "WEF - gut für Davos, gut für die Welt? Tadel los!" gestellt, teilten die Grünen gestern mit. Ziel dieses Aktionstages müsse es sein, die "selbst ernannten Global Leader gehörig zu tadeln". Es müsse Schluss sein mit der Deregulierung und Privatisierung, man fordere klare Rahmenbedingungen für eine sozial- und umweltverträgliche Wirtschaft, ist in einer entsprechenden Medienmitteilung festgehalten.

Im Verlauf des Aktionstages soll dem Davoser Landammann Hans Peter Michel ein Forderungskatalog überreicht werden. Was dieser beinhaltet, dazu sind noch keine Informationen zu erhalten. An der letztjährigen Davoser WEF-Demo hatten sich etwa 90 Personen beteiligt. Die Protestaktion war friedlich verlaufen.

Proteste in der ganzen Schweiz

Gegen das Jahrestreffen des WEF, das vom 28. Januar bis zum 1. Februar dauert, soll nicht nur im Landwassertal selbst protestiert werden. Wie entsprechenden Aufrufen im Internet zu entnehmen ist, sind am 28. Januar sowie am 29. Januar auch Demonstrationen in Basel respektive in St. Gallen geplant. Am 31. Januar soll dann quasi als Höhepunkt eine nationale Demonstration in Genf stattfinden. Die Wahl ist nicht zufällig auf Genf gefallen, denn dort hat das WEF seinen Hauptsitz.

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Tribune de Genève 17.1.09

Les altermondialistes n'ont pas encore renoncé à manifester à Davos

WEF Outre les défilés prévus à Genève et ailleurs en plaine, les opposants au Forum économique entendent bien se rendre sur le lieu même du sommet. Une demande d'autorisation a été déposée auprès des autorités.

Les opposants au Forum économique mondial (WEF) veulent manifester dans les rues de Davos (GR) le 31 janvier prochain. Les Jeunes socialistes, avec les Verts de Davos et un groupe local, ont déposé une demande auprès des autorités.

Leur projet prévoit un rassemblement à midi sur la place de la gare de la station grisonne. Les opposants entendent ensuite se rendre à la maison de paroisse de l'Eglise réformée évangélique, où tout un programme est prévu au terme de la manifestation. Devant l'Hôtel de Ville, une liste de revendications doit être remise au président de la commune de Davos.

En finir avec le WEF

L'itinéraire de la manifestation doit encore être établi en collaboration avec les autorités. La journée d'action, dont fait partie la manifestation, a été placée sous le slogan "WEF - gut für Davos, gut für die Welt? Tadel los!" (Le WEF - bon pour Davos, bon pour le monde? Finissons-en avec cette souillure!). L'objectif est d'être entendu par les "autoproclamés leaders globaux" et les rendre attentifs à leurs responsabilités dans la crise financière, la violence, les violations des droits de l'homme, le pillage et la destruction de l'environnement.

Les opposants veulent mettre fin à la dérégulation de l'économie et aux privatisations. Ils demandent des conditions- cadres claires pour une économie sociale ménageant l'environnement. D'autres manifestations sont prévues à Bâle, Saint-Gall et Genève.

(agences)

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ANTI-ATOM
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Basler Zeitung 17.1.09

Im Widerstand vereint

Gegen ein atomares Tiefenlager im Bözberg kämpfen Rechte wie Linke

Franziska Laur

Politisch haben sie das Heu sonst nicht auf derselben Bühne. Doch im Kampf gegen ein atomares Tiefenlager im Bözberg haben links wie ganz rechts dieselbe Meinung.

Als ersten, gemeinsamen Anlass gegen das atomare Endlager auf dem Bözberg laden die drei SP-Bezirksparteien Laufenburg, Brugg und Zurzach morgen Sonntag zu einer Begehung ein. Mit dem Postauto (Frick ab 8.54 Uhr) fahren sie auf den Bözberg und werden rund eine Stunde bis zur Sennhütte gehen, wo sie gemeinsam an einem Feuer, bei Suppe und warmen Getränken, eine Resolution verabschieden werden.

Darin argumentiert die SP, dass die Schweizerische Elektrizitätswirtschaft jedes Jahr mehr Strom produziere, als in der Schweiz verbraucht werde. Ein beträchtlicher Teil bestehe nach wie vor aus Atomstrom. Die SP Bezirk Laufenburg lehne dieses Vorgehen vehement ab. Gerade, weil es über Tausende von Jahren hinweg keinerlei sichere Entsorgungstechniken von radioaktivem Müll gebe.

Genügend Lasten

Und weil der Kanton Aargau heute schon genügend Lasten für die ganze Schweiz zu tragen hat, sei es nicht gerechtfertigt, die Bevölkerung über Generationen hinweg mit zusätzlichen Gefahrenquellen zu belasten. Aus diesem Grund seien alle potenziellen Standorte im Kanton Aargau für ein allfälliges Endlager abzulehnen,findet die SP. Doch links wie ganz rechts wird befürchtet, dass der Standort Bözberg schon gesetzt ist. "Wetten, dass es ein radioaktives Endlager in der Region Bözberg gibt", schreibt der Präsident der Fricktaler Schweizer Demokraten (SD), Daniel Bircher, in einem Pressecommuniqué. Erstens sei der politische Druck im Kanton Aargau nie so gross wie im Kanton Zürich. Und zweitens würden die jetzigen Regierungsräte den Bözberg gar nicht verteidigen. Doch er kündigt an, dass sich die Fricktaler SD ohne Wenn und Aber für den Bözberg wehren würden.

"Es hat schon immer von ganz links bis ganz rechts Leute gegeben, die sich für ökologische Belange eingesetzt haben", sagt Ursula Nakamura, Geschäftsführerin NWA Aargau (Nie wieder AKW) mit Sitz im fricktalischen Wölflinswil. Sie kann sich durchaus vorstellen, dass man selektiv auch mal zusammenarbeiten könne. Doch ob sich die Schweizer Demokraten morgen Sonntag aus den Federn schwingen werden, um ihre Solidarität mit dem Bözberg gemeinsam mit der SP kundzutun, ist noch offen.

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Tagesanzeiger 17.1.09

Bericht der Atomaufsicht lässt Zwischenfall unerwähnt

Maise Felix

Bern. - Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) meldete Anfang Woche, dass es im AKW Leibstadt im letzten Jahr zu keinem "Vorkommnis" gekommen sei und der Strahlenschutz für das Personal "jederzeit gewährleistet" gewesen sei (TA vom 13.1.). Dabei haben vier AKW-Mitarbeiter bei Schleifarbeiten während der Jahresrevision im August vergangenen Jahres radioaktive Stoffe eingeatmet, die laut den anschliessenden Untersuchungen gesundheitlich allerdings keine Schäden nach sich ziehen sollten. Vom Zwischenfall, der damals auch in den Medien prominent vermeldet wurde, steht erstaunlicherweise nichts im Ensi-Communiqué vom Montag.

Leo Scherer, Atomfachmann von Greenpeace, sieht darin System: "Die Atomaufsicht hat seit Jahren die Tendenz, Zwischenfälle zu verharmlosen. Daran ändert sich anscheinend auch nach der Umwandlung der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) ins Ensi nichts", so Scherer. Man wolle Leibstadt wohl schonen, nachdem die Bundeskontrolleure im letzten Jahresbericht die Sicherheitskultur im Werk ungewohnt offen kritisiert hatten, so sein Verdacht.

"Alle Werke gleich beurteilt"

Anton Treier, langjähriger Sprecher der HSK und jetzt Ensi-Informationsbeauftragter, weist die Kritik zurück: Beim besagten Zwischenfall in Leibstadt habe es sich um ein sicherheitstechnisch unbedeutendes Vorkommnis gehandelt, das nach den in einer Bundesrichtlinie festgehaltenen Kriterien nicht habe klassiert werden müssen. "Die Strahlendosis der betroffenen Mitarbeiter blieb klar innerhalb der erlaubten Jahresdosis, und der Strahlenschutz funktionierte vorschriftsgemäss. Der Alarm wurde ausgelöst, und die Mitarbeiter wurden sofort untersucht." Der Verdacht des Greenpeace-Vertreters, die Atomaufsicht habe mit der Nichterwähnung des Zwischenfalls im Communiqué Leibstadt schonen wollen, sei völlig unbegründet: "Wir beurteilen alle Werke gleich und ohne irgendwelche Rücksichten."

"Rein formaljuristisch gesehen, mag das alles stimmen", sagt Scherer dazu. "Aber wenn die Richtlinien so sind, dass ein solch ernsthafter Zwischenfall in einer Jahresbilanz gar nicht erwähnt werden muss, dann stimmt mit diesen Kriterien etwas nicht", so sein Fazit. (mai.)

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Radio Lora München 16.1.09

Atommülllager Asse Vor Dem Einsturz!

Anmod
In Asse bei Wolfenbüttel steht eine Kammer mit radioaktivem Atommüll unmittelbar vor dem Einsturz. Daran konnte auch der im Spätherbst des letzten Jahres eilig verfügte Wechsel der Betreibergesellschaft von der Helmholtzgesellschaft aus München zum Bundesamt für Strahlenschutz nichts ändern. Der Leiter des Referates Endlagerung beim niedersächsischen Umweltministerium, Joachim Bluth, spricht davon, die Decke der so genannten Kammer 4 von Asse sei akut einsturzbedroht. Dort lagern 6000 Fässer mit radioaktiven Abfällen. Wer das beunruhigend findet, der kann mit der Bevölkerung der Region sicher gut mitfühlen, die die Vorgänge rund um Schacht Konrad und das Atommuellager Asse nur noch entsetzt zur Kenntnis nehmen kann. Viele Städte und Kreisgemeinden aus der Region haben sich gemeinsam mit Gewerkschaften, Naturverbänden und den Antiatomgruppen zur sogenannten Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad zusammengeschlossen. Ihren Sprecher, Peter Dickel, fragten die Kollegen von Radio Lora München zunächst, ob der sich abzeichnende Deckeneinsturz Ergebnis einer überraschenden Entwicklung ist - oder schon lange vorhersagbar war.

http://www.freie-radios.net/mp3/20090116-atommllager-25862.mp3
Beitrag 5:15

Abmod
Soweit Herr Dickel, Sprecher des regionalen Zusammenschlusses gegen Schacht Konrad und das Atommüllager Asse, im Internet zu finden unter
ag-schacht-konrad.de

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Radio Lora München 16.1.09

Koch Verstrahlt Hessen: Leckes AKW Läuft Weiter!

Entgegen aller Warnungen von Experten lässt Roland Koch, seines Zeichens mangels ernst zu nehmender hessischer Sozialdemokraten wohl auch nach der sonntäglichen Wahl Ministerpräsident im Wiesbadener Landtag - seinen Uralt-Atommeiler Biblis B am Netz - und das, obwohl er leckt und permanent Radioaktivität ausströmt.
Wieso macht Koch das? Wie gefährlich ist die Situation für die Menschen, droht am Ende gar ein deutscher Super-Gau? Fazit der Experten weitgehend: des wisse mer net.
Im Zweifel für das Atomkraftwerk. Das Credo des brutalstmöglich strahlenden Ministerpräsidenten. Der Atomexperte der Internationalen Ärzte Zur Verhütung Von Atomkriegen IPPNW, Henrik Paulitz. sagte uns zunächst einmal, was da in Biblis die Ursache ist - für das Loch in der Leitung...
http://www.freie-radios.net/mp3/20090116-kochverstra-25863.mp3

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STADTRAT
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Sitzung 4.12.2008

16 Interpellation Rolf Zbinden (PdA): Käfighaltung an der EURO 08 - Dichtung und Wahrheit, Fortsetzung
Geschäftsnummer 08.000219 / 08/330

In einer Dringlichen Interpellation vom 14.6.2007 wollte die PdA Bern - nach der Inhaftierung von Demonstrierenden gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm - vom Gemeinderat wissen:
"Kann der Gemeinderat sich dafür verbürgen, dass im Juni 2008 während der EUR0 08 keine Fälle von Käfighaltung und andern menschenverachtenden Internierungspraktiken toleriert werden?"
In der Stadtratssitzung vom 17.10.2007 hielt der Gemeinderat in seiner Antwort auf die Inter-pellation der PdA Bern fest:
"Für ausserordentliche freiheitsbeschränkende Massnahmen zur Gewährleistung der Sicher-heit besteht weder ein Anlass noch existiert eine gesetzliche Grundlage dafür. Die Planung der Stadt- und Kantonspolizei enthält denn auch keine von den Interpellanten befürchteten Massnahmen. Konkret bedeutet dies, dass keine 'Internierungsmassnahmen' oder 'Käfighal-tung' vorgesehen sind."
In der Zwischenzeit hat sich gezeigt, wie die Worte des Gemeinderats bezüglich "Käfighal-tung" zu interpretieren sind: Werden nämlich die Käfige von Ittigen mit denen von Heiligendamm verglichen, drängen sich Zweifel daran auf, wie ernst es dem Gemeinderat mit seiner Antwort vom 17.10.2007 war.
Aus diesem Grund möchte die PdA Bern vom Gemeinderat auf dem Hintergrund der aktuellen Einrichtungen für die Massenhaft wissen, was sein Wort im Rahmen der EURO 08 wert ist.

Begründung der Dringlichkeit: Die EURO 08 läuft.

Bern, 12. Juni 2008

Antwort des Gemeinderats
Die Durchführung der EURO 08 stellte hohe Anforderungen an die Gewährleistung der Si-cherheit. Dass die EURO 08 auch unter dem Aspekt der Sicherheit ein voller Erfolg wurde, ist nicht selbstverständlich. Es kam zu keinen nennenswerten Zwischenfällen, obwohl zeitweise mehr als Hunderttausend Fans in der Berner Innenstadt feierten. Dies hat die Stadt nicht nur den friedlichen Fans zu verdanken, sondern vor allem auch einer minutiösen gemeinsamen Vorbereitung sowie wirksamen Präsenz der involvierten Sicherheitsdienste von Bund, Kanton und Stadt.
Mit dem Betrieb von so genannten Festhalte- und Warteräumen stellte die Kantonspolizei si-cher, dass bei Festnahmen grösserer Personengruppen genügend polizeiliche Warteplätze inklusive der damit zusammenhängenden Infrastruktur und Logistik zur Verfügung stehen. Eine ausreichende Betreuung von festgenommenen Personen ist ein zentrales Anliegen des Gemeinderats. Die von der Kantonspolizei Bern anlässlich der EURO 08 betriebene Infra-struktur vermochte einerseits diesen Betreuungsanforderungen bei allfälligen Festnahmen von grösseren Personengruppen zu genügen. Andererseits ist festzuhalten, dass diese geset-zeskonform war und auch die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) respektierte.

Bern, 17. September 2008

Interpellant Rolf Zbinden (PdA): Vor rund einem Jahr hat der Gemeinderat in seiner Antwort auf eine Interpellation der PdA festgehalten, dass kein Anlass bestehen würde für ausseror-dentliche freiheitsbeschränkende Massnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit. Aus seiner jüngsten Antwort wird allerdings ersichtlich, woran wir uns in Zukunft gewöhnen müssten: Haftstrafen, Warteräume in Käfigform usw. Diese sollen sich seiner Ansicht nach weder dem rechtlichen und moralischen noch dem ästhetischen Empfinden widersetzen. Wenn eine aus-reichende Betreuung von festgenommenen Personen ein zentrales Anliegen des Gemeinde-rats darstellen würde, dann wäre nun der Zeitpunkt gekommen, über die Problematik von Haftstrafen mit Käfighaltung kritisch nachzudenken. Dies ist aber nicht der Fall. Die PdA Bern ist enttäuscht.

Beschluss
Der Interpellant ist mit der Antwort nicht zufrieden.

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17 Interpellation Rolf Zbinden (PdA): Armeeeinsatz an der EURO 08 in Bern - Dich-tung und Wahrheit
Geschäftsnummer 08.000218 / 08/329

Zum Einsatz von Angehörigen der Schweizer Armee während der EURO 08 in Bern stand in der Botschaft zur Volksabstimmung vom 17. Juni 2007 über den Kredit von 5,6 Millionen Franken (Abstimmungsbüchlein) unmissverständlich: "Allenfalls werden die Host Cities im Logistikbereich (Fahrzeuge, Material und Geräte) auf die Armee zurückgreifen."
Pünktlich zum Auftakt der EURO 08 - und noch vor dem ersten Spiel in Bern - wurden unmit-telbar am Rand der beiden Public Viewing Zonen Bundesplatz und Waisenhausplatz unifor-mierte Angehörige der Schweizer Armee gesichtet. An den folgenden Tagen bot sich gleiche-norts dasselbe Bild.
In seiner Medienkonferenz vom 2. Juli 2007 - nach der knappen Annahme des EURO 08-Kredits über 5,6 Millionen Franken - hat der Stadtpräsident noch einmal betont, dass am be-sagten Sicherheitskonzept nicht zu rütteln sei: "Die Euro 2008 in Bern wird nicht zu einem Sicherheitsanlass." (zit. nach: Der Bund, 3.7.2007)
Die PdA Bern verlangt vom Gemeinderat Auskunft darüber, wie sich der Einsatz von unifor-mierten Armeeangehörigen im Zentrum der Host City Bern mit den Zusicherungen verträgt, mit denen offensichtlich nicht nur der Stadtrat, sondern auch die Stimmberechtigten hinters Licht geführt worden sind.

Begründung der Dringlichkeit: Die EURO 08 läuft.

Bern, 12. Juni 2008

Antwort des Gemeinderats

Allgemeines
Der Gemeinderat verwahrt sich gegen den unhaltbaren Vorwurf, er hätte den Stadtrat und die Stimmberechtigten hinters Licht geführt. Die EURO 08 wurde von sämtlichen Verantwortlichen professionell und in transparenten Verfahren vorbereitet und begleitet. Für Bern wurde die EURO 08 ein sportlicher Grosserfolg mit einem gewaltigen Imagegewinn und bester Werbung für die Hauptstadt der Schweiz.
Die EURO 08 ist nie als Sicherheitsanlass konzipiert gewesen und wurde auch nie zu einem solchen. Das Fussballfest stand immer im Vordergrund. Dass die EURO 08 auch unter dem Aspekt der Sicherheit ein voller Erfolg wurde, ist nicht selbstverständlich. Es kam zu keinen nennenswerten Zwischenfällen, obwohl zeitweise mehr als Hunderttausend Fans in der Ber-ner Innenstadt feierten. Dies hat die Stadt nicht nur den friedlichen Fans zu verdanken, son-dern vor allem auch einer minutiösen gemeinsamen Vorbereitung sowie wirksamen Präsenz der involvierten Sicherheitsdienste von Bund, Kanton und Stadt.
Zur Frage des subsidiären Armeeeinsatzes
Der Gemeinderat hat bereits in seiner Antwort zur Interpellation Daniele Jenni (GPB): Bern: Die Militarisierung der Inneren Sicherheit geht weiter umfassend dargelegt, welches die Rah-menbedingungen allfälliger subsidiärer Armeeeinsätze während der EURO 08 sind. Insbeson-dere hat er auch aufgeführt, welche Einsatzformen er beim Bundesrat beantragt hat. Dazu gehörte u.a. auch die Unterstützung bei Verkehrsleitmassnahmen. Ebenfalls präzisiert wurde, dass der Gemeinderat einen Einsatz der Armee im Bereich des Ordnungsdiensts entschieden ablehnt. Ebenso klargestellt wurde, dass nach der Umsetzung von Police Bern die Verantwor-tung für den subsidiären Armeeeinsatz vollumfänglich beim Kanton liegt.
Die Projektleitung Sicherheit UEFA EURO 2008 im Kanton Bern war stets bestrebt, den Ein-satz der Armee im subsidiären Assistenzdienst auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Diese Haltung deckt sich auch mit der Überzeugung der Kantonspolizei Bern, dass die Ge-währung der inneren Sicherheit eine zivile Angelegenheit des Bundes, der Kantone und Ge-meinden ist.
Der subsidiäre Armeeeinsatz im Rahmen der EURO 08 wurde im Rahmen eines Bundesbe-schlusses konkretisiert. Der Ständerat hat als Erstrat am 18. Dezember 2006 dem subsidiären Sicherungseinsatz der Armee im Assistenzdienst mittels einfachen Bundesbeschluss über den Einsatz der Armee im Assistenzdienst zur Unterstützung der zivilen Behörden anlässlich der Fussball-Europameisterschaft 2008 (UEFA EURO 2008) einstimmig zugestimmt. Der Na-tionalrat stimmte in der Gesamtabstimmung vom 5. März 2007 mit 111 zu 51 Stimmen dem Bundesbeschluss zu. Der Assistenzdienst erfolgte vom 2.-28. Juni 2008.
Im Kanton Bern wurde die Armee subsidiär unter anderem zur Unterstützung der Kantonspoli-zei Bern eingesetzt. In der Planungsphase wurde stets darauf geachtet, dass Angehörige der Armee keinen direkten Kontakt mit der Zivilbevölkerung haben werden. Dies wurde im Vorfeld der EURO 08 auch entsprechend öffentlich kommuniziert.
Während der EURO 08 mussten Angehörige der Armee lediglich im Bereich der Verkehrslen-kung direkt in der Stadt Bern eingesetzt werden. Für die Verkehrslenkung war die Unterstüt-zung durch freiwillige zivile Kräfte, so genannte Volunteers, geplant. Leider zeigte sich zu Beginn der EURO 08, dass viele zivile Freiwillige nicht zu ihren Einsätzen erscheinen würden. Die Kantonspolizei Bern war deshalb kurzfristig auf die Unterstützung durch die Armee ange-wiesen. Die Angehörigen der Armee leisteten ihre Unterstützung für die Verkehrslenkung un-bewaffnet und ohne spezielle polizeiliche Befugnisse. Der Einsatz der Armee bei der Ver-kehrslenkung erfolgte ohne Zwischenfälle und war absolut erforderlich für die Umsetzung des Verkehrskonzepts.
Bern, 17. September 2008

Interpellant Rolf Zbinden (PdA): Es bleibt mir nicht erspart, noch einmal die Abstimmungsbot-schaft vom Juni 2007 zu zitieren: "Allenfalls werden die Host-Cities im Logistikbereich (Fahr-zeuge, Material und Geräte) auf die Armee zurückgreifen." Tatsache ist aber, dass auch Sol-daten im Einsatz waren. Die PdA wehrt sich entschieden gegen die Integration der Armee in den Alltag. Der Umgang mit der Sinnkrise der Armee ist penetrant und gefährlich. Die ge-meinderätliche Antwort erwähnt en passant, dass die hoch motivierten Freiwilligen ganz of-fensichtlich plötzlich Wichtigeres zu tun hatten, als den Verkehr zu regeln. Dieses Beispiel in Sachen Subsidiarität hat zwar einen gewissen Unterhaltungswert, doch können wir uns mit dieser Antwort nicht zufrieden geben.

Beschluss
Der Interpellant PdA ist mit der Antwort nicht zufrieden.