MEDIENSPIEGEL 21.1.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (tojo)
- 2. Drogenanlaufstelle evtl. nach Grossrats-Entscheid
- Obdachlos: viele leben im Wald
- Vegane Gassenküche Langenthal
- Wegweisung BS: Willkür oder Sicherheit?
- Datenschützer kritisieren Online-Hooligan-Fahndung
- Schnüffelstaat: Ueli Maurer und die Geheimdienste
- Sans-Papiers: Regeln nötig
- PNOS Basel: Rassismus gewürzt mit Umweltschutz
- Neonazis: Amok-Sänger wegen Juso-Überfall verurteilt
- Antisemitismus
- Anti-WEF-Demo GE: Geplänkel um Bewilligung
- PDA: Keine Armee am WEF
- Anti-WEF-Aktionen: Transpis + Verhaftungen
- Anti-Atom: SP gegen Beznau 1+2, Juso gegen Endlager

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REITSCHULE
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- Jan 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Mi 21.1.09 
19.00 Uhr - SousLePont - Russland Spezialitäten

Do 22.1.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Hinterhoflounge: Gegen den Neujahrsblues: Begiess mit uns das Januarloch…
20.30 Uhr - Tojo - Haut, Haar und Huhn. Performance Lisa Jenny. Musik: Tini Hägler
20.30 Uhr - Kino - Gemeinsam verändern, alles gewinnen: Grundeinkommen, Daniel Häni und Enno Schmidt, Schweiz 2008

Fr 23.1.09
20.30 Uhr - Tojo - Haut, Haar und Huhn. Performance Lisa Jenny. Musik: Tini Hägler
21.00 Uhr - Kino - Gemeinsam verändern, alles gewinnen: La Estrategia del caracól, Sergio Cabrera, Kolumbien 1993
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBar mit DJ Zardas Gesellschaftstänze und Disco für Frau und Frau, Mann und Mann und friends. Ab 19.15 Uhr Crashkurs
22.00 Uhr - SousLePont - Theo's Fried Chicken Store (Rockabilly, BE); The Siffredis (Rockabilly, SO)

Sa 24.1.09
20.30 Uhr - Tojo - Haut, Haar und Huhn. Performance Lisa Jenny. Musik: Tini Hägler
21.00 Uhr - Kino - Gemeinsam verändern, alles gewinnen: La Dignidad de los Nadies, Fernando Solanas, Argentinien 2005
23.00 Uhr - Dachstock - Local Darkside: DJ's Uman, VCA, Deejaymf, Lockee, Schow (Drum'n'bass)

Infos: www.reitschule.ch

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kulturagenda.be 22.1.09

Milchbad in der Menge

In Körperbildern zeichnet die Künstlerin Lisa Jenny fünf Geschichten aus dem Leben einer Frau. Ihre Performance lebt von Körperbeherrschung, hoher Aufmerksamkeit und Milch.

Ist die Frau auf dem Bild verzweifelt oder leckt sie genüsslich den Suppenteller aus? "Milchbad" nennt Lisa Jenny dieses Körperbild, und dass es die unterschiedlichsten Interpretationen zulässt, ist gewollt. Die Performance "Haut, Haar und Huhn" der 54-jährigen Bernerin besteht aus fünf solchen Szenen: skurrile Geschichten, mit denen sie Themen wie die Kindheit, die Arbeit, ein Liebesabenteuer oder einen Traum umkreist. Dazu benötigt sie nicht viel: einen Tisch, einen Suppenteller, einen schwarzen Rock und Milch.

Die Essenz herausschälen

Ihre Performance sei keine Nabelschau, sagt sie. Als Performerin spiele sie aber auch nicht eine Rolle wie im Theater, vielmehr schäle sie die Essenz aus verschiedenen Geschichten heraus, lasse sowohl das Tragische als auch das Komische zum Vorschein treten.
Was sie auf der Bühne vermitteln will, weiss sie ganz genau: "Sinnlichkeit. Wenn ich über mein Gesicht fahre oder über den Tisch, dann bin ich ganz wach. Diese Qualität der Aufmerksamkeit möchte ich auf das Publikum überspringen lassen." Zur Kunst hat Lisa Jenny über die Malerei gefunden: "Als Kind war Malen für mich ein Rückzugsort." Seit 1980 ist sie als bildende Künstlerin und Theaterschaffende tätig. Mal widmete sie sich mehr ihren Zeichnungen, Gemälden und kleinen Objekten aus Lehm. Mal stand die Theaterarbeit im Vordergrund, unter anderem mit dem Panoptikum Pazzo (mit Luciano Andreani vom Duo Hell und Schnell), letztmals 2003 mit dem Stück "Das letzte Pferd", das sie an der Biennale Bern zeigten. Durch das Vermählen von bildender Kunst, Performance und Theater hat sie zum künstlerischen Ausdruck gefunden, den sie während der letzten zwei Jahre gesucht hatte.

Musik und Rituale

Die Bühne teilt Jenny mit dem Multiinstrumentalisten Martin Hägler, der aus einer auf dem Tisch liegenden Elektrogitarre und einem Schlagzeug einen eigenen Klangkosmos holt. "Dadurch entsteht eine ganz andere Stimmung, ein trauriges Bild kann plötzlich ironisch wirken", erzählt die Künstlerin.
Humor blitzt gerade auch bei ernsthaften Themen auf, die Inspiration dazu läuft ihr im Alltag über den Weg. Oft beobachtet sie die Rituale ihrer Umwelt oder ihre eigenen und muss dabei schmunzeln. Ob sie denn vor Auftritten auch eines pflege? "Ja", lächelt sie schelmisch und schweigt.

Nadine Guldimann

Tojo Theater, Bern. Do., 22., Fr., 23., und Sa., 24.1., 20.30 Uhr.
www.tojo.ch

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2. DROGENANLAUFSTELLE
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punkt.ch 21.1.09

Die Oberländer Süchtigen sind fast verschwunden

Eine zweite Anlaufstelle für Abhängige wird erst eröffnet, wenn der Grosse Rat entschieden hat. Die Süchtigen aus dem Oberland sind weg.

Ein Augenschein zeigt, bei der Anlaufstelle für Abhängige an der Hodlerstrasse in Bern ist es ruhiger als auch schon. Die Trauben von Abhängigen, die sich vor dem Eingang drängten, sind weg. Der Grund: Seit November werden Abhängige aus Thun nicht mehr in die Berner Anlaufstelle gelassen. "Anfangs waren es noch täglich zwei bis drei Personen aus dem Oberland, die kamen", sagt die Leiterin der Anlaufstelle, Ines Bürge. Die würden aber schnell begreifen, dass es keinen Einlass gebe. "Probleme beim Einlass hat es nie gegeben", erklärt Bürge weiter.

Täglich 250 Abhängige

Insgesamt würden derzeit täglich etwa 250 Abhängige die Anlaufstelle aufsuchen. An der Hodlerstrasse gibt es Platz für maximal 120 Abhängige. Offenbar ist die Planung, wie die zweite Anlaufstelle betrieben würde, relativ weit fortgeschritten. "Wir würden die Anlaufstelle Hodlerstrasse am Nachmittag öffnen und am Abend die Anlaufstelle an der Murtenstrasse ", so Bürge weiter.
peter.camenzind@punkt.ch

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Regionaljournal DRS 20.1.09

Die Thuner Drogenabhängigen nutzen die Angebote vor Ort.
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1720012009.rm?start=00:04:22.882&end=00:06:48.600

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Radio Rabe 20.1.09

Drogenanlaufstelle Bern: was sagt die Reitschule dazu?
rtsp://212.103.67.35:554/20090120.rm?start=11:05:00&cloakport=8080,554,7070

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OBDACHLOS
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Bund 21.1.09

Einsiedlerin von Bolligen soll abgeholt werden

Gutes Ende in Sicht

In der Geschichte um die deutsche Einsiedlerin in einem Wald in Bolligen bei Bern zeichnet sich eine Lösung ab. Die in Deutschland lebende Schwester der 52-Jährigen ist auf dem Weg in die Schweiz, um die Frau abzuholen. Die Schwester der Einsiedlerin hat Rudolf Burger, Gemeindepräsident von Bolligen, über ihre Reisepläne informiert. Die Deutsche dürfte heute in Bolligen eintreffen. Er werde sie dann in den Wald zu der Einsiedlerin bringen, die seit rund einem Jahr in einem einfachen Unterschlupf aus Blachen haust, sagt Burger. Die 52-Jährige habe sich bereit erklärt, mit ihrer Schwester nach Deutschland zurückzureisen.

Auch in Stadtberner Wäldern kommt es vor, dass sich Obdachlose eine Bleibe einrichten. Dies bestätigt Silvio Flückiger vom Interventionsteam Pinto. Gerade während des Winters sei man aber bestrebt, die Leute in einem städtischen Angebot unterzubringen. (wal/len)

Seite 19

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Weshalb Menschen lieber im Wald leben

Höhlenbewohner im Stadtwald

Fast ein Jahr hauste eine Frau allein in einem Wald bei Bolligen. Auch die Einsiedler in den Stadtberner Wäldern wollen häufig keine sozialen Angebote annehmen.

Christoph Lenz

Vom Fussweg betrachtet erscheint es wie eine illegale Mülldeponie: grüne Blachen, einige Lumpen, Holzkisten, ein Einkaufswagen. Nur wer den Weg verlässt, erkennt ein Bücherregal, eine Schlafgelegenheit, eine Kleiderablage und mehrere Schlafsäcke. Es ist das Logis eines Stadtberner Waldmenschen. Genauer: eines Höhlenbewohners - die karge Bleibe duckt sich unter einen kleinen Felsvorsprung. Zu Hause ist an diesem Morgen aber niemand. Vielleicht ist der Höhlenbewohner schon länger nicht mehr zurückgekehrt. Vor einigen Wochen wurde hier gerodet. Seither bietet kein Unterholz mehr Schutz vor Blicken und unerwünschten Besuchern.

Hervorragend geschützt war hingegen das Lager, das eine Frau im Februar 2008 in einem Wald bei Bolligen aufgeschlagen hatte. Weder Förstern noch Jägern war der Unterschlupf aus einem Regenschirm und mehreren Tüchern aufgefallen - bis am letzten Donnerstag ein Wanderer die Bleibe entdeckte und den Fund meldete. Die Berner Kantonspolizei unterzog die Frau einer Personenkontrolle und durchsuchte die Schengen-Datenbank nach Übereinstimmungen. Da lüftete sich die Identität der Waldbewohnerin: Gabriele Schulze, 52-jährige Mutter zweier Kinder, Ehefrau, Tochter, Schwester, zuletzt gemeldet in Belzig, Bundesland Brandenburg, vermisst seit Februar 1997. Gabriele Schulze wohnt weiterhin in ihrem Unterschlupf im Bolliger Wald. Das gibt zu Diskussionen Anlass.

Franz Caspar, Leiter der Abteilung Klinische Psychologie an der Universität Bern, begrüsst es, dass die Frau nicht in Gewahrsam genommen wurde. Er gehe davon aus, dass die Frau nicht an einer gravierenden psychischen Störung leide. Vielleicht habe sich diese Frau aus ganz einfachen Gründen in den Wald zurückgezogen, sagt Caspar. "Für gewisse Menschen ist es angenehmer, für sich alleine zu leben."

Eine vertiefte psychiatrische Abklärung durch einen Spezialisten und wenn möglich vor Ort würde Caspar zwar befürworten. Sofern diese aber keine Hinweise auf eine Selbstgefährdung oder ein starkes Leiden hervorbrächte, gäbe es für Caspar nur eine Lösung - die die Gesellschaft herausfordern würde: "Ich fände es schön, wenn unsere Gesellschaft einen Weg finden würde, dieser Frau ihre Freiheiten zu lassen."

Anderer Meinung ist Thomas Müller, Leiter der psychiatrischen Poliklinik am Inselspital. "Die Situation dieser Frau wird jetzt vielfach beschönigend dargestellt", sagt er. Dies, obwohl das Verhalten dieser Frau aussergewöhnlich sei. Es brauche viel, bis sich jemand in einem fremden Land in einen fremden Wald zurückziehe. "Neben widrigen Lebensumständen kommt auch eine psychische Erkrankung infrage."

"Es kommt vor, dass sich Obdachlose im Wald eine Bleibe einrichten", sagt Silvio Flückiger, Leiter der Interventionsstelle Pinto. Von psychischer Erkrankung will er dabei aber nicht sprechen. Gründe für den Rückzug in den Wald gebe es viele. Einige suchten die Einsamkeit, andere flüchteten vor der Gesellschaft und ihren Zwängen. "Manche schaffen sich ein eigenes kleines Reich, in dem sie der Chef sind." Die Pinto-Leute versuchten zwar, die Obdachlosen zu motivieren, Angebote wie die Notschlafstelle zu nutzen. Vielfach hätten die Angebote aber auch Nachteile für die Obdachlosen: "Die Notschlafstelle kostet Geld, sie bietet mit ihren Mehrbettzimmern wenig Intimsphäre, und es gibt Hausordnungen, die zu beachten sind. Damit kommt nicht jeder zurecht."

Überhaupt kämen die Obdachlosen meist auch ohne städtische Angebote aus. Sie wüschen sich in einem Bach oder in der Aare, tagsüber beschäftigten sie sich selbst, und auch die kältesten Nächte seien mit guter Ausrüstung durchzustehen. "Man braucht einen Wetterschutz, eine gute Bodenisolation, drei bis vier Schlafsäcke und eine Mütze", so Flückiger. Schliesslich dürfe man nicht vergessen, dass diese Leute zum Teil seit Jahren jeden Tag draussen seien. "Das härtet ab."

Christoph Lenz

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Bolliger "Waldfrau"

Einsiedlerin wird abgeholt

Die Frau, die möglicherweise seit bald einem Jahr im Grauholzwald in der Gemeinde Bolligen in einem Unterschlupf haust, reist wohl schon bald zurück nach Deutschland. Laut Bolligens Gemeindepräsident Rudolf Burger ist die 52-jährige Gabriele Schulze bereit, nach Hause zurückzukehren. Dies wäre für die Behörden die einfachste und beste Lösung. Eine Schwester der Frau ist auf dem Weg nach Bolligen, um sie abzuholen. Die Burgergemeinde setzte der Frau eine Frist bis Freitag, um das Waldstück zu verlassen. Gestern Dienstag besuchte Burger zusammen mit weiteren Personen - mit dabei waren der Sozialdienstleiter von Bolligen, ein Arzt, eine Polizistin sowie ein Förster der Burgergemeinde - die Frau in ihrem Unterschlupf. Der Arzt habe festgestellt, dass die Frau gesund sei, sagte Burger. Seit wann genau sich die Vermisste im Waldstück aufgehalten hat, ist nicht klar. "Ich habe ein Mail von jemandem, der sie im letzten September vom zürcherischen Kemptthal zur Autobahnraststätte Grauholz brachte", sagte Burger. Möglich ist, dass sie damals zu ihrem Unterschlupf aus Blachen zurückkehrte.

Warum hat man die Frau, nachdem sie entdeckt wurde, im Wald belassen? Diese Frage wurde Burger immer wieder gestellt. Er beantwortet sie damit, dass die Frau einen grossen Freiheitsdrang verspüre und soweit gesund sei. Zudem habe man ihr ein warmes Bett angeboten, was sie aber abgelehnt habe. Unklar ist, wie sie sich ernährt hat. Möglicherweise erhielt sie Unterstützung aus dem Dorf, immerhin wurde sie verschiedentlich in Bolligen gesehen, zum Beispiel beim RBS-Bahnhof. Auf die Frage, womit sie sich ernährt habe, gab die Frau zur Antwort: "Mit Gottes Hilfe." Die Frau dürfte wohl unter gewissen Wahnvorstellungen leiden, sprach sie doch von einer Mission, die sie erfüllen müsse.

Der Fall der nach zwölf Jahren aufgetauchten Frau löste in den letzten Tagen ein grosses Medienecho aus. RTL schickte ein Filmteam. Auch SF DRS und Telebärn fuhren für Aufnahmen in das Waldstück. Selbst das irische Radio interessierte sich für die Story. Fast überall im Internet wurde die Geschichte über die 52-jährige Deutsche verbreitet, die seit zwölf Jahren vermisst wird - in deutscher, aber auch in englischer Sprache: "German woman missing 12 years found in Swiss woods", so lautete der Titel des Artikels der Agentur AP, der rund um die Welt ging.
Simon Wälti

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GASSENKÜCHE LANGENTHAL
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BZ 21.1.09

Vegane Küche auf der Gasse

Langenthal ist um eine Gassenküche reicher: Seit letztem Montag verteilt das Kollektiv "Aktion Pflanzentopf" einmal wöchentlich gratis Essen in der Marktgasse. Bereits beim Probedurchgang war das neue Angebot auf reges Interesse gestossen, auch an der offiziellen Eröffnung machten nun mehrere Bedürftige sowie Freunde der Aktivisten und Passanten vom Gratismahlzeitendienst Gebrauch. Und der setzt auf rein pflanzliche Produkte: Denn das Kollektiv ging aus der Tierbefreiungsaktion Bern hervor und besteht aus Leuten, die allesamt selber vegan leben. Im Vordergrund stehe beim "Pflanzentopf" dennoch der soziale Aspekt, betonen die Initianten.

Seit gut vier Jahren schon verteilt in Langenthal auch der kleine Verein "Gassechuchi" während der Wintermonate einmal in der Woche warmes Essen. Diese bestehende Gassenküche wolle man nicht konkurrieren, betonen die "Pflanzentopf"-Aktivisten. khl

Seite 21

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Ohne Fleisch, aber mit Herz

Gratisessen: Die "Aktion Pflanzentopf" verteilt neu jeden Montag Mahlzeiten in der Langenthaler Marktgasse. Auf tierische Produkte wird dabei verzichtet. Munden soll es trotzdem - den Bedürftigen ebenso wie allen anderen.

Noch verteilen Aktivisten Flugblätter, andere richten beim Langenthaler Choufhüsi die mobile Essensausgabe ein. Nach einem ersten Probelauf vergangener Woche legte die "Aktion Pflanzentopf" am Montag nun richtig los: Mit ihrer "Volksküche" gibt sie in der Marktgasse jeden Montagabend Gratismahlzeiten ab.

"Wirkliches Bedürfnis"

Eine Idee, die von Leuten der Tierbefreiungsaktion Bern ausgebrütet wurde, nun aber vom daraus entstandenen Kollektiv Aktion Pflanzentopf umgesetzt wird. Namen wollen die Initianten keine nennen. "Man kann hierher kommen und uns kennen lernen", erklären sie.

Es dauert nicht lange, bis die ersten Gäste kommen. Romy (42) hält noch das Flugblatt in der Hand, da richten ihr die Aktivisten schon den ersten Teller an: Curryreis gibt es heute - Romy greift zu. "Für den Hund hats grad noch gereicht", sagt sie, zeigt auf den Sack Futter in ihrer Tasche. Romy hatte lange Drogen konsumiert, heute bezieht sie IV und Methadon. "Ich habe ja noch eine Wohnung", erklärt sie. "Aber es gibt Leute, die so ein Essen wirklich brauchen." Auch von diesen gesellen sich nun einige hinzu, trinken Tee, geniessen das Essen.

Ergänzung zur Gassenküche

Keinen stört hier, dass rein pflanzliche Speisen aufgetischt werden. Der Veganismus sei auch nicht Hauptanliegen ihrer "Volksküche", erklären die Macher, alles selbst Veganer. Zwar liegt Infomaterial zum Veganismus neben den Teekannen auf. "Hier geht es uns aber primär darum, Bedürftigen zu helfen", betonen die Initianten.

Dass es in Langenthal bereits seit über vier Jahren eine Gassenküche gibt, hätten sie zuerst nicht gewusst. "Wir sehen uns aber nicht als Alternative dazu, sondern als eine Ergänzung." Das begrüsst auch Esther Schönmann, Initiantin der bestehenden Gassenküche. Nun gebe es für die Randständigen zweimal in der Woche eine warme Mahlzeit. "Das ist gut."

Während Esther Schönmanns Gassenküche vor allem Randständige anziehe, wolle die Volksküche auch ein Ort der Begegnung aller Menschen sein, erklären die Aktivisten. Tatsächlich vermischt sich die Gästeschar allmählich: Gassenleute, Freunde, Passanten.

Auch Thomas Neuenschwander lässt sich einen Teller Reis geben. Nicht weil er darauf angewiesen sei, sondern "aus Neugier", erklärt der 30-Jährige. Während sich seine Tochter einen veganen Lebkuchen schnappt, informiert er sich bereits über den nächsten "Pflanzentopf". Er will wieder dabei sein, nächstes Mal vielleicht als Helfer.

Drei Monate auf Probe

Vorerst drei Monate lange wollen die Aktivisten nun mit ihrer veganen Volksküche auf die Strasse. Kochen können sie jeweils im autonomen Kulturzentrum Lakuz, die Grundausrüstung - Geschirr, Militär-Kochkisten und Gewürze - konnten sie mit dem Erlös eines Benefiz-Flohmarktes im vergangenen November kaufen. Die Speisen selber - Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können -, beziehen sie gratis von Langenthaler Geschäften.

Zuerst nur eine befristete Bewilligung will auch die Stadt der "Aktion Pflanzentopf" geben - für deren Tätigkeit im öffentlichen Raum. "Wenn es keine Probleme gibt", sagt Polizeiinspektor Andreas Ryf, "können wir das sicher auch weiter laufen lassen."
Kathrin Holzer

Aktion Pflanzentopf: Montag, 17.30-19 Uhr, Marktgasse. Gassechuchi: Donnerstag, 11.15-12.45 Uhr, Wuhrplatz.

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WEGWEISUNG BS
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Baslerstab 21.1.09

Streitgespräch um Wegweisung

Vorprogrammierte Willkür oder mehr Sicherheit für Bevölkerung?

Von Dina Sambar und Rolf Zenklusen

Basel - Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (53) will den Wegweisungsartikel. Grossrat Urs Müller (59) ist sein prominentester Gegner.

Herr Müller, warum sind Sie dagegen, dass die Polizei neue Hilfsmittel erhält, um in brenzligen Situationen einzugreifen?

Urs Müller: Es ist typisch für die heutige Zeit. Kaum taucht ein Problem auf, schreit man nach neuen Gesetzen, anstatt die bestehenden richtig anzuwenden. Wir sind gegen den neuen Wegweisungsartikel, weil dort nicht klar definiert ist, wann genau die Polizei eingreifen soll. Anstatt dass die Polizei ihre gute Präventionsarbeit weiterführt, soll sie neu eingesetzt werden, um Leute wegzuweisen. Hanspeter Gass: Da muss ich widersprechen. Die Voraussetzungen für eine Wegweisung sind im Gesetz klar definiert. Es handelt sich um einen befristeten Platzverweis an einem klar definierten Ort. Müller: Es ist eine Wegweisung, nicht eine Vermeidung des Prob- lems. Wir sind der Überzeugung, dass mit dem Wegweisungsartikel City-Pflege betrieben wird, dass also Leute, die in der Stadt unangenehm auffallen, weggewiesen werden - vor allem Randständige, die sich zum Beispiel beim Bahnhof aufhalten. Gass: Der Wegweisungsartikel richtet sich nicht gegen Randständige. Wir betreiben damit auch keine City-Pflege. Dies ist weder mein politischer Wille noch der Auftrag des Grossen Rates. Der Wegweisungsartikel richtet sich gegen Leute, die Gewalt ausüben oder damit drohen, dies zu tun.  Müller: Auch Randständige können drohen.

Wenn Randständige gewaltbereit sind, wäre die Wegweisung ja keine Diskriminierung.

Müller: Doch, denn auch Raser, die ein viel grösseres Gewaltpotential in sich bergen, weisen wir nicht aus der Stadt aus. Das neue Gesetz richtet sich gegen Schwache und Benachteiligte.  Gass: Sowohl aus dem linken wie aus dem bürgerlichen Lager kam eine Motion, die einen Wegweisungsartikel verlangte. Auch in einer TED-Umfrage der "Basler Zeitung" haben sich 75 Prozent für ein solches Instrument ausgesprochen. Die Bevölkerung will Sicherheit und teilt Ihre Meinung nicht.  Müller: Die Regierung hat sich in dieser Frage sehr undemokratisch verhalten. Sie hat den Abstimmungstermin bewusst so angesetzt, dass wir nur einen Monat Zeit hatten, um die Nein-Kampagne vorzubereiten. Das ist eine Form von nonverbaler Gewaltausübung.  Gass: Das Thema wurde 2007 erstmals akut, und seither befassen wir uns auf dem politischen Parkett damit. Wir haben uns in Zusammenarbeit mit einem Staatsrechtler bemüht, eine hieb- und stichfeste Vorlage zu bringen. Die beförderliche Behandlung von Vorlagen ist auch vom Parlament erwünscht. Die Gegner haben inhaltlich keine Argumente mehr und geben jetzt klar zu erkennen, dass sie ein Wegweisungsgesetz eigentlich gar nie gewollt haben.  Müller: Ja, das Gesetz ist unnötig. Es hat in den letzten Jahren nie Beschwerden gegeben.

Angenommen, Herr Gass, Sie weisen jemanden von der Kaserne weg. Wie sorgen Sie dafür, dass die Person ihre Aggressionen nicht später auf dem Barfi auslässt?

Gass: Das können wir nicht verhindern. Trotzdem: Jede Auseinandersetzung, die wir im öffentlichen Raum lösen, ist eine weniger. Dafür genügen die bestehenden Gesetze nicht. Denn bis jetzt haben wir nur die Möglichkeit, jemanden in Polizeigewahrsam zu nehmen. Mit der Wegweisung können wir vor Ort mit einer verhältnismässig milden Massnahme manches Problem lösen. Müller: Der Wegweisungsartikel hat keinen präventiven Ansatz, nur einen repressiven. Die Herbstmesse 2008 hat gezeigt, dass es bestens geht ohne neues Gesetz.

Gass: Aber nur mit einem unverhältnismässig grossen personellen Aufwand. Das haben wir klar kommuniziert.

Herr Gass, kann die Polizei denn mit weniger Personal dafür sorgen, dass Weggewiesene nicht wieder zurückkehren?

Gass: Ja. Ich erinnere an die guten Erfahrungen der Herbstmesse 2007.

Herr Gass, wie wollen Sie verhindern, dass Polizisten mit persönlichen Vorurteilen zum Beispiel Ex-Jugoslawen gezielt ins Visier nehmen?

Gass: Unsere Leute sind gut ausgebildet. Sie müssen rechtsstaatlich und verhältnismässig handeln. Das gehört zu ihrer täglichen Arbeit. Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, ist der Rechtsweg im Gesetz garantiert.  Müller: Das Gesetz ist zu diffus und zu weich formuliert. Die Frage, wann jemand mit Gewalt droht und wann nicht, ist nicht geklärt. So ist die Willkür vorprogrammiert. Oft ist es für die Polizei auch schwierig zu wissen, wer das Opfer und wer der Täter ist. Wen soll er also wegweisen?  Gass: Wer sonst als die Polizei, die dafür ausgebildet ist, sollte das entscheiden? Es ist ihr tägliches Brot, solche Situationen vor Ort zu analysieren. Die Alternative zu dieser unmittelbaren, wirksamen und präventiven Massnahme wäre, die Streithähne auf den Polizeiposten zu bringen und eine grosse Bürokratie zu veranstalten.

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Abstimmung Wegweisungsartikel: Worum es geht und wer ihn will

BASEL - Darf die Polizei gewaltbereite oder gewalttätige Mitmenschen von öffentlichen Plätzen oder Strassen wegweisen?

An der Herbstmesse 2007 hat die Basler Polizei 13 Personen vom Kasernenareal weggewiesen. Dies allerdings ohne genügende Rechtsgrundlage. Um diese Grundlage zu schaffen, hat Regierungsrat Hanspeter Gass dem Parlament eine Ergänzung des Polizeigesetzes vorgeschlagen. Der sogenannte Wegweisungsartikel wurde im Grossen Rat mit 65 zu 46 Stimmen angenommen. Das aus linken Gruppierungen wie die Juso oder BastA bestehende Komitee "Nein zum Wegweisartikel" hat aber gegen diese Gesetzesänderung das Referendum ergriffen. Am 8. Februar kommt der Wegweisungsartikel nun vor das Basler Stimmvolk.

72 Stunden Rayonverbot

Der Wegweisungsartikel sieht vor, dass die Polizei Personen, die andere gefährden, mit einer ernsthaften Gefährdung drohen oder mit ihrem Verhalten Gewalt provozieren, für maximal 72 Stunden von einem öffentlichen Ort wegweisen darf.

In schwerwiegenden Fällen kann die Wegweisung für einen Monat angeordnet werden.

Gegen Randständige?

Auch andere Schweizer Städte verfügen über ein entsprechendes Polizeigesetz mit Wegweisungsartikel: In Bern, St. Gallen oder Solothurn werde dieses laut der "Basler Zeitung" allerdings auch dazu eingesetzt, sogenannte Randständige wie Obdachlose, Alkoholiker oder Drogenabhängige wegzuweisen - dies zur sogenannten City-Pflege. Dazu werde aber der Wegweisungsartikel in Basel nicht eingesetzt, verspricht hingegen Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (siehe Streitgespräch oben).

Für das Gesetz sind die CVP, EVP, FDP, LDP, SD und Jungfreisinnige. Dagegen sind BastA, Juso, Junges Grünes Bündnis und der Gewerkschaftsbund Basel. Die linken Parteien SP und Grüne haben Stimmfreigabe beschlossen.

Dina Sambar und Claude Bühler

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DATENSCHUTZ
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Tagesanzeiger 21.1.09

Staatsrechtler kritisiert die Hooligan-Fahndung im Internet

Im Kampf gegen randalierende Fussballfans hat die St. Galler Polizei Fotos von Verdächtigen im Internet veröffentlicht. Ein renommierter Staatsrechtler hegt Zweifel, ob dies rechtens ist.

Von Antonio Cortesi, St. Gallen

Es war das letzte Spiel des FC St. Gallen im altehrwürdigen Stadion Espenmoos. Und es ging an diesem Maitag letzten Jahres um viel. Die Mannschaft kämpfte gegen die AC Bellinzona um den Ligaerhalt - und musste in die Challenge League absteigen.

Der Frust über die Niederlage setzte bei den St. Galler Fans gewaltige Energien frei. Es kam zu blindwütigen Zerstörungen und einer Schlacht mit der Polizei. Die Bilanz: mehrere leicht Verletzte und ein Sachschaden von 150 000 Franken.

Im Dezember hatten die St. Galler Behörden Strafverfahren gegen dreissig mutmassliche Hooligans eröffnet. Acht Personen wurden darauf vorübergehend in Haft gesetzt, und fünf stehen kurz vor der Anklage. Aber noch immer gibt es eine beträchtliche Anzahl von Tatverdächtigen, welche die Polizei bisher nicht einvernehmen konnte.

Fotos von achtzehn Tatverdächtigen

Nun sucht die Polizei die Mithilfe der Öffentlichkeit: Sie hat gestern die Fotos von achtzehn Personen im Internet publiziert. Ihnen werden Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung gegen Beamte sowie Sachbeschädigung zur Last gelegt. Die Polizei weist aber darauf hin, "dass jede Person bis zum Beweis des Gegenteils als unschuldig zu gelten hat".

Dennoch ist die Hooligan-Fahndung via Internet umstritten. Ihm sei klar, dass die Gefahr von Vorverurteilungen bestehe, sagt der zuständige Untersuchungsrichter Simon Burger. Die sanktgallische Strafprozessordnung lasse es jedoch zu, die Bevölkerung bei der Identifizierung von Tatverdächtigen zur Mitwirkung aufzufordern. "Zudem haben wir die Internetfahndung bereits im Dezember angekündigt, und alle anderen Ermittlungsansätze sind erschöpft."

"Weltweite Blossstellung"

Er habe "erhebliche Zweifel, ob hier die Rechtsgrundlage genügt", sagt hingegen der St. Galler Staatsrechtsprofessor und Datenschutzexperte Rainer J. Schweizer. Die Publikation der Fotos im Internet komme einer "weltweiten Blossstellung" gleich, was für die Betroffenen schlimme Konsequenzen haben könne. "Die Bilder werden mit Sicherheit in ausländischen Hooligan-Datenbanken gespeichert und womöglich manipuliert." Und wenn ein Arbeitgeber das Fahndungsbild eines Mitarbeiters erkenne, werde er diesem möglicherweise kündigen.

Entscheidend für die Rechtmässigkeit einer Internetfahndung ist laut Schweizer letztlich die Schwere der Straftat. Das Bundesgericht hielt 1996 die Publikation eines Fahndungsfotos in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" für zulässig. Damals ging es allerdings um ein schweres Vermögensdelikt, und die Verbreitung des Bildes war nicht weltweit.

Ein Novum ist diese Art der Hooligan-Fahndung nicht. Im Mai 2007 stellte die Kantonspolizei Luzern die Bilder von fünf Fussballrowdys ins Netz. Mit grossem Erfolg: Drei Männer stellten sich, zwei konnten nach Hinweisen aus der Bevölkerung identifiziert und angeklagt werden. Der kantonale Datenschutzbeauftragte sanktionierte das Vorgehen im Nachhinein. Erste Hinweise gingen bereits gestern auch bei den St. Galler Behörden ein.

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NZZ 21.1.09

Datenschützerisch heikel, aber erfolgreich

Luzern und St. Gallen setzen beim Fussball-Hooliganismus auf die Internet-Fahndung

 St. Gallen und Luzern stellen Bilder von mutmasslichen Fussball-Randalierern ins Internet. In Zürich kann man sich das ebenfalls vorstellen. Der oberste Datenschützer ist skeptisch.

 mjm.  Die Fotos sind nicht gestochen scharf, aber man kann die Personen identifizieren, wenn man sie kennt: Die St. Galler Polizei hat am Dienstagmorgen um 9 Uhr Bilder von 18 meist jungen Männern ins Internet gestellt, die am 20. Mai 2008 im Fussballstadion Espenmoos mutmasslich randaliert haben. Die Heimmannschaft spielte gegen die AC Bellinzona, verlor und stieg in die zweitoberste Spielklasse ab. Nach dem Spiel flogen Flaschen, Holzlatten, Abfalleimer und Eisenteile. Es entstand Sachschaden von über 150 000 Franken. Regionale und nationale Medien setzten die Bilder gestern sofort auf ihre Internetportale. "St. Galler Tagblatt"-Online begleitete die Publikation mit einer Umfrage. Gut drei Viertel der Leserinnen und Leser fanden es richtig, dass die Bilder der verdächtigten Männer gezeigt werden. Die Polizei hofft nun auf Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Identifikation der Personen führen. "Wir haben auch bereits Hinweise zu sechs Personen erhalten", erklärte Simon Burger, Untersuchungsrichter am Dienstagabend. 4 Personen hätten gemäss den Hinweisen zu 100 Prozent, 2 weitere mit 80 Prozent Sicherheit identifiziert werden können. Ihre Bilder wurden umgehend von der Website entfernt.

 Zürich schliesst Einsatz nicht aus

 Noch schneller ging es im Juni 2007, als die Luzerner Kantonspolizei zum ersten Mal in der Schweiz die Bilder von 5 Hooligans ins Netz stellte, die im Mai 2007 bei einem Spiel des FC Luzern gegen den FC Basel randaliert hatten. Aus Furcht, von Bekannten oder vom Chef erkannt zu werden, meldeten sich 3 nach wenigen Stunden gleich selber, 2 weitere konnten nach Hinweisen aus der Bevölkerung identifiziert werden. Die 5 Randalierer wurden wegen Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung gegen Beamte angeklagt. St. Gallen und Luzern sind bisher die einzigen Kantone, welche das Internet zur Fahndung gegen Fussball-Randalierer eingesetzt haben. Doch die Methode setzt sich langsam durch. In Zürich wird ein Einsatz nicht ausgeschlossen, wie Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, sagt. Bisher sei die Ausgangslage noch nicht gegeben gewesen. Entweder konnten die Handlungen auf den Polizeivideos nicht eindeutig zugeordnet werden, oder die Fahndung führte vorher zum Erfolg. "Wir würden das prüfen, wenn wir fahndungsmässig nicht weiterkommen." - Erst an diesem Punkt ist auch in St. Gallen und Luzern die Internet-Fahndung zum Einsatz gekommen. Bei den publizierten Bildern in St. Gallen handelt es sich um solche von Männern, bei denen der dringende Tatverdacht besteht, ein "schweres Vergehen" begangen zu haben, wie Burger betont. Das heisst, man sieht auf den Videos, wie die Randalierer Gegenstände gegen Polizisten werfen. Im November konnte die Staatsanwaltschaft gegen 30 mutmassliche Hooligans Strafverfahren eröffnen, die meisten davon Schweizer im Alter von 18 bis 22 Jahren. 8 von ihnen wurden in einer Aktion am 9. Dezember verhaftet, befragt und wieder auf freien Fuss gesetzt, einer davon ein Mitarbeiter eines kantonalen Amts. 5 stehen kurz vor der Anklage, in 2 Fällen laufen Ermittlungen. Angeklagt werden sie wegen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Gewalt und Drohung gegen Beamte. Sie müssten mit Strafen bis zu 14 Monaten rechnen.

 Hanspeter Thür ist skeptisch

 Als grundsätzlich heikel beurteilt der höchste Datenschützer die Methode, "weil die Informationen jahrelang auf dem Netz bleiben und die Personen noch zehn Jahre später damit konfrontiert werden können", sagt Hanspeter Thür. "Diskutabel ist sie erst, wenn andere Mittel keinen Erfolg haben, und nur dann, wenn Tatbestände von einiger Schwere vorliegen", sagt er. Die Publikation im Internet sieht der St. Galler Untersuchungsrichter Simon Burger als weniger gravierend an: "Veröffentlicht werden nur die Fotos und keine Namen. So ist eine Kombination nicht möglich", relativiert er.

 Die Veröffentlichung von Fotos im Internet sei rechtmässig gewesen, befand der kantonale Datenschutzbeauftragte von Luzern nach einer Prüfung, sofern eine Person eines Verbrechens oder eines schweren Vergehens verdächtigt werde. Die Veröffentlichung müsse aber verhältnismässig sein. Die Fahndung mit herkömmlichen Mitteln müsse versucht worden, aber erfolglos geblieben sein, was auch Corinne Suter Hellstern, Datenschutzbeauftragte des Kantons St. Gallen, unterstreicht. "Ich kann noch nicht sagen, ob es verhältnismässig ist oder nicht", sagt Suter Hellstern. Eine Veröffentlichung bereits nach einem oder zwei Monaten hätte eine andere Wirkung gehabt als nach drei viertel Jahren. Die Aktion in St. Gallen sei bereits im Dezember angekündigt worden. Etwas problematisch findet sie, dass die Bilder ohne den Hinweis auf die Mutmasslichkeit der Täterschaft veröffentlicht worden sind.

 Von der präventiven Wirkung der Methode sind in Luzern die Mitarbeiter eines Fanprojekts ebenso wie der Polizeikommandant überzeugt. "Seither ist es bei Heimspielen ziemlich ruhig, leider aber nicht auswärts", sagt Beat Hensler, Kommandant der Luzerner Kantonspolizei und Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten. "Die Aktion mit der Internet-Fahndung hat sicher dazu beigetragen, dass es zu weniger Gewalt gekommen ist". Die präventive Wirkung stehe in St. Gallen nicht im Vordergrund, sondern die Ermittlung, sagt Burger, "aber die Prävention ist ein angenehmer Nebeneffekt."

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SCHNÜFFELSTAAT
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Tagesanzeiger 21.1.09

Ueli Maurers heikler Geheimdienst-Auftrag

Ueli Maurer ist um seinen Job als Verteidigungsminister nicht zu beneiden. Ärger droht ihm auch als Chef der Geheimdienste. Dort bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen.

Von Daniel Foppa

Premiere in Bern: Seit Anfang Jahr steht ein einziger Bundesrat dem Geheimdienstbereich vor. Jahrzehntelang war der Auslandgeheimdienst SND im Verteidigungsdepartement angesiedelt, und der Inlandgeheimdienst DAP gehörte zum Justizdepartement. Auf Anfang Jahr wechselte nun der Grossteil des DAP unter die Fittiche des Verteidigungsministers. Dies geschah auf Wunsch des Parlaments, weil die beiden Dienste in der Vergangenheit zu wenig kooperierten und es immer wieder zu Pannen kam.

Herr über beide Geheimdienste ist Ueli Maurer. Als Erstes muss er durchsetzen, dass sie besser zusammenarbeiten, Synergien nutzen - und Vorurteile abbauen. Das wird nicht ganz leicht sein, herrschen doch im mehr theoretisch ausgerichteten SND und im polizeilich geprägten DAP zwei unterschiedliche Kulturen. Während Letzterer an strenge gesetzliche Vorgaben gebunden ist, verfügt der SND über eine gewisse Narrenfreiheit. Entsprechend spärlich flossen Informationen zwischen SND und DAP, was die parlamentarische Aufsichtsbehörde wiederholt rügte. SVP-Ständerat Hans Hofmann hielt 2007 als Präsident der Geschäftsprüfungsdelegation fest: "Das Verhältnis der Dienste ist von unproduktiver Konkurrenz geprägt."

Den Chef in die Wüste geschickt

Derzeit brütet eine Projektgruppe darüber, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann. Ob es gar zu einer Fusion kommen wird - wie das Experten angesichts knapper Ressourcen und der überholten Unterscheidung zwischen innerer und äusserer Sicherheit fordern - ist offen. "Wir überprüfen verschiedene Kooperationsformen", sagt Jürg Bühler, Projektleiter und DAP-Direktor ad interim. Nächsten Montag soll erstmals über die Reorganisation informiert werden.

Bühler ist erst seit Anfang Jahr im Amt. Sein Vorgänger Urs von Däniken wurde Ende November 2008 nach 27 Jahren beim Geheimdienst vom Bundesrat kalt abserviert - von Däniken galt als einer der Hauptschuldigen für die fehlende Kooperation der Dienste. Derzeit steht er der Leitung des Justizdepartements "für besondere Aufgaben zur Verfügung", wie es offiziell heisst.

Von Dänikens Absetzung hat beim DAP für Unruhe gesorgt. Denn so sehr er zum Schluss in der Kritik stand, so sehr deckte er seine Leute, wenn ihnen Fehler unterliefen. Und das war nicht selten der Fall. So war der "Moscheespion" Claude Covassi von 2005 bis 2006 für beide Dienste tätig und führte sie an der Nase herum. 2005 liess der DAP den Terror-Verdächtigen Mohamed Achraf trotz klarer Hinweise um ein Haar ziehen. Zuletzt sorgte der Dienst vergangenen Sommer für Kritik, als bekannt wurde, dass er in Basel türkischstämmige Grossräte überwacht hat.

Maurer übernimmt 108 000 Fichen

Mit der regen Fichiertätigkeit des DAP muss sich nun Maurer herumschlagen. Denn der Inlandnachrichtendienst hat beim Wechsel ins Verteidigungsdepartement seine umfangreiche Fichensammlung mitgenommen. Die Zahl der Staatsschutz-Dossiers ist zwar geheim. Doch sie lässt sich ermitteln. Im Juni 2008 bestätigte das Bundesamt für Polizei dem TA, rund 12 Prozent der Dossiers betreffen Personen mit Schweizer Wohnsitz. Und im November antwortete der Bundesrat auf eine Anfrage der Basler SP-Ständerätin Anita Fetz, in der DAP-Datenbank seien rund 13 000 Personen mit Schweizer Wohnsitz erfasst. Folglich umfasst die gesamte Datenbank rund 108 000 Fichen.

Knapp 20 Jahre nach der Fichenaffäre löst diese Zahl Entrüstung aus (Fetz: "Ich bin erschüttert!"), führt zu Debatten im Parlament, ruft den Datenschützer auf den Plan und lässt die Geschäftsprüfungsdelegation ermitteln. Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf dürfte froh sein, die heisse Kartoffel an Ueli Maurer weitergereicht zu haben.

Laut DAP-Interimsdirektor Bühler wird Maurer entscheiden müssen, "wie er über diese Datensammlung informiert". Zudem muss er in seinem Departement eine Kontrollstelle aufbauen, die dem DAP auf die Finger schaut. Sein Vorgänger hatte mit dem Inspektorat die dafür geeignete Stelle liquidiert, nachdem diese die Departementsführung scharf kritisiert hatte.

"Es fehlt ein klares Konzept"

Auf Maurer wartet also viel Arbeit. Kommt hinzu, dass Experten grundsätzliche Neuerungen fordern. "Bisher plätscherte alles dahin. Dem Nachrichtendienst sollten aber klare Prioritäten gesetzt werden", sagt Strategieexperte Albert A. Stahel. Er empfiehlt, den Fokus auf wirtschaftliche Nachrichtenbeschaffung zu legen. Auch Sicherheitsexperte Kurt R. Spillmann hält fest: "Die Schweiz verfügt über keinen besonders starken Nachrichtendienst." Deshalb sei es umso wichtiger, dass Maurer die Reorganisation nun rasch vorantreibe, um die Ressourcen möglichst optimal einzusetzen. Ob ihm das gelingt, ist fraglich. "Dem Nachrichtendienst fehlen ein klares Konzept und fähige Mitarbeiter", sagt ein ehemaliger Geheimdienstmann.

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SANS-PAPIERS
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NZZ 21.1.09

SP fordert kantonale Regeln zur Ausländergesetzgebung

Einbindung einer Härtefallkommission

 vö. In seinem Gespräch mit den Sans-Papiers, die über Weihnachten die Zürcher Predigerkirche besetzten, hat Sicherheitsdirektor Hans Hollenstein die Idee einer Härtefallkommission ins Spiel gebracht. Mit einer parlamentarischen Initiative fordert nun die SP ein kantonales Einführungsgesetz zum Asyl- und Ausländergesetz, dessen zentraler Bestandteil ein solches Gremium ist. Damit soll das Ziel der Rechtssicherheit erreicht werden, wie die SP in einer Medienmitteilung vom Dienstag schreibt. Die antragsberechtigte Härtefallkommission soll laut SP nicht nur Härtefälle beurteilen, sondern auch Empfehlungen zur Ausgestaltung der Nothilfe abgeben können. Das maximal 11 Personen umfassende Gremium soll sich aus unabhängigen Persönlichkeiten zusammensetzen und hinsichtlich Alter, Geschlecht und Herkunft der Mitglieder ausgewogen sein. Es sei darauf zu achten, dass Vertreter der Sozialpartner, der Kirchenkreise und der Hilfswerke sowie mindestens 2 Personen mit Migrationshintergrund in der Kommission sind. Bestellung, Organisation und Funktionsweise habe der Regierungsrat in einer Verordnung zu bestimmen, heisst es im Gesetzesvorschlag.

 Die CVP befürwortet die baldige Wiedereinsetzung einer Härtefallkommission, wie sie in einer Stellungnahme festhält. Sie habe deshalb ein entsprechendes Postulat eingereicht. "Mit einigem Stirnrunzeln" nimmt die Partei von Hans Hollenstein hingegen den Vorschlag eines Rahmengesetzes zur Kenntnis. Es scheine, als strebe die SP in dieser Frage nicht eine besonders rasche, sondern eine besonders komplizierte Lösung an. Die CVP warnt vor zu viel Perfektionismus, der zu unendlichen Diskussionen führe und eine mehrheitsfähige Lösung gefährde.

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Tagesanzeiger 21.1.09

Kirchenaustritte wegen Sans-papiers

Gmür Martin

Zürich. - Kirchenratspräsident Ruedi Reich hat gestern vor der Synode erklärt, die reformierte Landeskirche habe nach der Besetzung der Predigerkirche durch Sans-papiers Mitglieder verloren. Austritte gabs laut Mitteilung, weil die Kirche sich nicht genügend solidarisiert habe; andere traten aus, weil die Kirche nicht rigoros gegen die Besetzer vorgegangen sei. Reich sagte, er bedaure die Polarisierung.

Im weiteren konnte die Synode nicht wie geplant die Kirchenordnung verabschieden und hat dies auf März vertagt. Es gab Rückkommensanträge zu zentralen Fragen: Wer soll in der Kirchgemeinde strategisch, wer operativ tätig sein? Auch den bereits beschlossenen Zwang, Pfarrer künftig nur noch an der Urne zu wählen, machte die Synode rückgängig. (mgm)

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PNOS
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Basellandschaftliche Zeitung 21.1.09

Baselland Rechtsextreme haben Kreide gefressen

Die "Partei national orientierter Schweizer" (Pnos) hat in Gelterkinden unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Regionalsektion gegründet. Das Parteiprogramm überrascht: Neben erwartet harten Positionen zur Asyl- und Drogenpolitik finden sich darin populäre Bezüge zu Natur- und Umweltschutz. Samuel Althof von "Kinder des Holocaust" betont, dass dahinter tiefster Rassismus und Demokratiefeindlichkeit stehen. (bz) Seite 18

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Rassismus gewürzt mit Umweltschutz

Pnos Basel Direkte programmatische Bezüge zur NSDAP hat die Pnos aus dem Programm genommen

Die rechtsextreme "Partei national orientierter Schweizer" (Pnos) hat zwar am Wochenende eine Sektion Basel gegründet, hält sich jedoch bedeckt.

Daniel Haller

Die Presse war zur Gründungsversammlung der Pnos Sektion Basel, die am Wochenende in Gelterkinden stattfand, nicht eingeladen. Ihr Vorsitzender Philippe Eglin gibt an, es seien 70 Personen anwesend gewesen. Wieviele davon aus Basel oder dem Baselbiet stammen, könne er nicht sagen. Die Zahl der Mitglieder der Pnos-Sektion sei geheim und zudem habe er keine Zeit für weitere Auskünfte, da er durch die politische Arbeit unter Stress stehe.

Weichspüler im Programm

In ihren Zielen greift gemäss Gründungsflugblatt die neu gegründete Sektion populäre Themen aus den Bereichen Natur- und Umweltschutz oder der Familienpolitik auf. Die Forderung nach Erhöhung der Direktzahlungen begründet die Partei wie folgt: "Die Bauern stellen die Grundlage dieses Landes dar und dürfen deshalb nicht der kapitalistisch (sic!) Marktwirtschaft ausgesetzt werden." Hartes Durchgreifen fordert die Pnos für die Stadt: "konsequente Anwendung des Wegweisungsartikels". Law and Order ergänzt sie durch Nationalismus und Apartheid: "Trennung der Schulklassen in Schweizer und Fremdsprachige". Drogen-, Migrations- und Asylpolitik will die Pnos mit Repression betreiben.

 So kommt das Sektions-Programm zwar am äussersten rechten Rand, aber gesitteter daher, als man erwarten würde, denn Prozesse wegen Raufhandels, Sachbeschädigung und Landfriedensbruchs kennzeichnen die Geschichte der Pnos, deren nationales Hauptquartier bis vor wenigen Jahren in Liestal lag. Und am 28. Januar werden sich zwei aktuelle und drei ehemalige Mitglieder des Parteivorstands vor dem Bezirksgericht Aarau wegen antisemitischem Propagandamaterial, nationalsozialistisch geprägten Punkten im Parteiprogramm, Rassendiskriminierung und kollektiver Schmähung der Ausländer verantworten müssen. Zu den Angeklagten gehört auch Denise Friederich, die in Gelterkinden an der Gründungsversammlung der Sektion Basel › sozusagen in eigener Sache › zum Antirassismusartikel sprach.

"Auseinandersetzung suchen"

Von der Basler Pnos-Website landet man mit zwei Klicks bei Angeboten wie der CD "Politischer Soldat" der deutschen Band "Stahlgewitter". Ein Buch wird mit "Seit 2000 Jahren herrscht nun der orientalische Jesus Christus als Surrogat der jüdischen Religion über Europa" angepriesen. Und ein CD-Titel wie "Faustrecht. Das Recht zu hassen" dürfte die Befindlichkeit vieler Pnos-Mitglieder beschreiben.

 "Es handelt sich um eine Mikropartei, die man nicht überbewerten darf, aber ernst nehmen muss", bewertet Samuel Althof von der "Aktion Kinder des Holocaust", die Pnos. Die verbale Entschärfung des Programms entspreche der von der deutschen NPD übernommenen Strategie, trotz rechtsextremen Inhalts Akzeptanz in der Bevölkerung zu suchen. Deshalb sei die Pnos dazu übergegangen, Gewalt zu vermeiden, wenn sie sich als politisch nachteilig erweise. "Trotzdem stehen tiefster Rassismus und Demokratiefeindlichkeit dahinter."

 Man dürfe die Pnos aber nicht als Nazis dämonisieren: "Dies würde die Verbrechen des Nationalsozialismus verniedlichen und zugleich die von der Pnos ausgehende punktuelle Gefahr übersteigern." Stattdessen plädiert Althof für eine sachlich-logische Auseinandersetzung.

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NEONAZIS
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Tagesanzeiger 21.1.09

Hombrechtiker Neonazi wegen Schlägerei in Glarus verurteilt

Der Hombrechtiker Sänger der rechtsradikalen Band Amok ist wegen eines Angriffs in Glarus verurteilt worden.

Von Erwin Haas

Glarus/Hombrechtikon. - Es waren üble Szenen, die sich an einem Samstagabend im Juni 2007 beim Volksgarten in Glarus abspielten: Rund 25 Rechtsextreme griffen damals einen Demonstrationszug der Jungsozialisten gegen Ausgrenzung und Rassismus an, rissen ein Transparent herunter, warfen mit einer ätzenden Flüssigkeit gefüllte Ballone, vertrieben Kundgebungsteilnehmer und schlugen mit Fäusten und Füssen auf sie ein. Bei der Schlägerei gab es Verletzte, darunter drei Zivilpolizisten. Um unerkannt abziehen zu können, hatten die Rechtsradikalen an ihren Autos zum Teil die Kontrollschilder entfernt.

Jetzt hat das Glarner Kantonsgericht zwei der Schläger wegen Angriffs und Landfriedensbruchs zu beträchtlichen Geldstrafen verurteilt.

Teure Strafe für den Amok-Sänger

Einer der Täter ist der Hombrechtiker Sänger der rechtsradikalen Musikband Amok. Seine Behauptung, er sei damals rein zufällig in die Gruppe der Neonazis geraten, verfing vor den Richtern nicht. Seine Mittäterschaft war aufgrund von Viedoaufnahmen zweifellos erwiesen.

Das Gericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 223 Tagessätzen zu je110 Franken und bezogen in dieses Strafmass mit ein, dass er schon 2005 und 2006 Vorstrafen erhalten hatte. Unbedingt abstottern muss er 63 Tagessätze. Die restlichen 160 werden ihm bei einer Probezeit von vier Jahren erlassen. Hinzu kommen mehrere tausend Franken Gerichtsgebühren und Anteile an die Kosten des öffentlichen Verteidigers.

Mittäter kommt milder davon

Der zweite Angeklagte ist der Schlagzeuger der Band Amok. Er kommt aus Dürnten. Er hatte zugegeben, dass er gezielt an die Demonstration gegangen sei. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei bei ihm Hakenkreuzfahnen. Ihn verurteilten die Richter zu 150 Tagessätzen à 110 Franken, bedingt erlassen bei einer Probezeit von drei Jahren.

Die anderen 13 erwischten Rechtsextremen hatten eine Verurteilung per Strafmandat akzeptiert. Sie sind zu einer Busse sowie einer Geldstrafe von rund 150 bis 180 Tagessätzen verurteilt worden.

Die rechtsradikale Musikgruppe Amok hatte schon im September 2008 Schlagzeilen gemacht. Sie hatte in einem Lied dem Luzerner Politiker und Journalisten Hans Stutz mit dem Tod gedroht und konnte überführt werden (TA vom 26. 9.).

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Südostschweiz 21.1.09

Zwei Volksgarten-Schläger teilweise freigesprochen

Zwei Neonazis, die 2007 im Volksgarten geprügelt haben, sind vom Kantonsgericht verurteilt worden. Der Staatsanwalt ist mit seinen Anträgen nicht in allen Punkten durch- gedrungen.

Von Daniel Fischli

Glarus. - Das Kantonsgericht hat Karl Manner* aus Hombrechtikon und Peter Schilz* aus Rüti ZH vom Vorwurf der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte freigesprochen. Ihr Verteidiger hatte in der Verhandlung vom 17. Dezember argumentiert, seine Mandanten hätten nicht wissen können, dass sie in Glarus Polizisten in Zivil gegenübergestanden seien.

Manner und Schilz sind zwei der rund 30 Rechtsextremen, die am 23. Juni 2007 eine Juso-Kundgebung im Volksgarten angegriffen haben. Nach einigen Scharmützeln wurden die Angreifer von vier Zivilpolizisten und Passanten zurückgedrängt, worauf sie die Flucht ergriffen. Drei der Beamten und weitere Personen wurden dabei verletzt.

Staatsanwalt Stefan Müller hatte in der Verhandlung vergeblich argumentiert, die beiden Angeklagten hätten Erfahrung mit Demonstrationen und deshalb wissen müssen, dass an solchen Anlässen Polizei vor Ort sei. Auch wenn die Polizisten nicht als solche gekennzeichnet gewesen seien, sei für die Angeklagten klar gewesen, wem sie gegenüberstanden.

Schuldig in zwei Punkten

Während das Gericht die beiden Rechtsextremen in diesem Punkt freisprach, verurteilte es sie jedoch wegen Angriffs und Landfriedensbruchs. Dieser Vorwurf wurde angesichts der erdrückenden Beweise auch von der Verteidigung nicht bestritten.

Die Angeklagten selber hatten in der Verhandlung die Ahnungslosen gespielt. Sie hätten vom Aufmarsch der Rechtsextremen nichts gewusst, seien alleine nach Glarus gereist und nur zufällig in die Gruppe geraten. Ausserdem seien sie nur lose mit der rechtsextremen Bewegung in Verbindung.

Der Staatsanwalt beurteilte diese Aussagen als völlig unglaubwürdig. Fotos von den Vorfällen zeigten die beiden als aggressive Akteure. Bei Schilz wurde bei einer Hausdurchsuchung eine Hakenkreuzfahne gefunden, Manner trug im Volksgarten ein Fan-T-Shirt einer bekannten Neonazi-Band.

Hohe Geldstrafen

Die Verteidigung hatte für die beiden Angeklagten eine bedingte Strafe von 42 Tagessätzen à 40 Franken gefordert. Der Staatsanwalt eine ebenfalls bedingte Freiheitsstrafe von 12 Wochen und 1000 Franken Busse. Ausserdem seien die Vorstrafen zu vollziehen.

Die zwei bedingten Vorstrafen im Fall von Karl Manner, ausgesprochen durch das Untersuchungsrichteramt Uznach und die Staatsanwaltschaft Uster, beliefen sich auf sechs Wochen und 21 Tage Gefängnis. Das Kantonsgericht hat diese in seinem Urteil in eine Geldstrafe umgewandelt. Unter Einbezug dieser Vorstrafen wird Manner zu einer Geldstrafe von 223 Tagessätzen à 110 Franken verurteilt, davon 160 Tagessätze bedingt auf vier Jahre. Vollzogen werden also 63 Tagessätze, die den Vorstrafen entsprechen.

Peter Schilz wird bedingt zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen à 110 Franken und zu einer unbedingten Busse von 1000 Franken verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Das Muster wiederholt sich

Schon früher waren 13 weitere Volksgarten-Schläger per Strafmandat zu Bussen und Geldstrafen zwischen 150 und 180 Tagessätzen verurteilt worden.

Manner wurde ausserdem im Oktober letzten Jahres vom Landgericht Vaduz wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt verurteilt. Er war im September Rädelsführer bei einer Schlägerei zwischen 20 bis 30 bewaffneten Rechtsextremen und türkischstämmigen Besuchern an einem Oktoberfest im liechtensteinischen Mauren. Ein Polizist war bei dem Angriff schwer verletzt worden.

* Name von der Redaktion geändert.

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ANTISEMITISMUS
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NZZ 21.1.09

"Integration schützt nicht vor Antisemitismus"

Jonathan Kreutner ist neuer Generalsekretär beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund

 Der Zürcher Jonathan Kreutner hat das Sekretariat des Dachverbands der jüdischen Gemeinden der Schweiz übernommen. Mit einem ersten Problem wurde er schon zu Beginn konfrontiert: Die Reaktionen in Zürich auf die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten zeigen, dass alte Phänomene wie Antisemitismus häufig noch immer zur Tagesordnung gehören.

 ndr. Hakenkreuze an Hausfassaden, ein Farbanschlag auf die Filiale der israelischen Fluggesellschaft, Drohbriefe mit Hasstiraden: Dass sich diese Ereignisse in den letzten Wochen in Zürich gehäuft haben, ist kein Zufall. Das Weltgeschehen hat seine Auswirkungen auf den Alltag der jüdischen Gesellschaft in der Schweiz und noch viel mehr auf jenen von Jonathan Kreutner, dem seit Anfang Januar neuen Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) mit Sitz in Zürich. Zwar nicht in einer hohen Zahl, aber doch kontinuierlich erreichen Kreutner Briefe mit antisemitischen Ressentiments. In seiner Funktion als Generalsekretär geht der 30-jährige Historiker dem Ursprung dieser Tendenzen hierzulande auf den Grund. Man könnte meinen, die Gesellschaft habe ihre Lektion aus der Geschichte gelernt, doch Kreutner widerlegt diese Auffassung: "Antisemitismus gab es schon immer. Auch in den letzten Jahrzehnten ist er konstant geblieben. Es handelt sich um latenten Antisemitismus, der einen Vorwand braucht, um an die Oberfläche zu treten."

 Bereits als Jugendlicher engagierte sich Jonathan Kreutner in jüdischen Organisationen. Er ist in Höngg geboren und aufgewachsen, studierte an der Universität Zürich Geschichte und deutsche Literatur und arbeitete für Zeitungsredaktionen sowie beim Fernsehen. Vor seinem Amtsantritt beim SIG war er bei der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus als Geschäftsführer tätig. Zurzeit beendet er seine Dissertation zur Wahrnehmung Israels in der Schweiz.

 Judenhass wird mit Israelkritik vermischt

 Kreutner stellt fest, dass gerade in Zeiten wie diesen der Hass gegen die Juden mit Israelkritik verwechselt oder gar vermischt wird. "Kritik an Israels Politik muss erlaubt sein", stellt Kreutner klar, "diese Kritik ist wie gegen jedes Land berechtigt, sollte aber nicht Israels Existenzrecht in Frage stellen." Kritik an Israels Politik sei nicht antisemitisch per se. Aber wenn im Zuge der Israelkritik Stereotype wie zum Beispiel "die jüdische Geldgier" unterschwellig transportiert werden, dann hat das für Kreutner nicht mehr viel mit Kritik an Israels politischen Positionen zu tun.

 Die Diskussion darüber, inwieweit man sich als jüdische Person mit Israel solidarisieren müsse, wird auch in den jüdischen Organisationen lebhaft geführt. Manchen geht die Solidarität zu weit, andere sind der Auffassung, man müsse sich mehr hinter Israel stellen. Kreutner sagt: "Einig sind sich wohl die meisten in der Tatsache, dass sich die Schweizer Juden mit dem Staat Israel aus geschichtlichen, religiösen und kulturellen Gründen verbunden fühlen." Kreutner räumt aber ein, dass die Solidarität mit dem Staat Israel keinesfalls bedeutet, für Israels Politik verantwortlich zu sein. "Der SIG ist nicht Israels Fürsprecher." Die Aufgabe des SIG ist im Wesentlichen die Vertretung der Juden in der Schweiz gegenüber den Behörden und internationalen jüdischen Organisationen. Der SIG äussert sich zu gesellschaftspolitischen Fragen und kümmert sich um religiöse Angelegenheiten sowie um Kulturelles und Soziales. Er fördert eine Kommunikationsschulung, führt eine Pressedokumentation und gibt eine eigene Schriftenreihe heraus. Kreutner leitet das Sekretariat des SIG und unterstützt die Geschäftsleitung, allen voran Präsident Herbert Winter.

 "Toleranz fördern"

 Wer die Täter der eingangs erwähnten Anfeindungen sind, weiss auch der SIG bis heute nicht. "Die bösen Briefe, die wir erhalten, sind meistens von Schweizern geschrieben. Das nehmen wir zumindest an, weil die Texte in korrektem Deutsch verfasst sind und die Absender traditionelle Schweizer Namen tragen." Das beunruhigt auch SIG-Präsident Herbert Winter. "Wir Schweizer Juden sind ein integraler Teil der Schweizer Gesellschaft", sagt er. Dass aber "Integration allein nicht genügt, um Antisemitismus einzudämmen", weiss auch Winter.

 Deswegen befürwortet der Zürcher Anwalt alle Bemühungen, welche die Schweiz gegen Rassismus und Antisemitismus unternimmt. "Die Schweiz ist der Uno-Konvention gegen Rassismus beigetreten und hat die Rassismus-Strafnorm eingeführt. Die meisten Kantone arbeiten auch mit Lehrmitteln, welche die Toleranz fördern", sagt Winter. Für dieses Anliegen setzt sich auch Kreutner ein. "Ich finde es wichtig, dass sich einerseits junge jüdische Menschen ihrer Identität bewusst sind, dass sie andererseits aber auch den Kontakt mit Andersgläubigen nicht scheuen." Gerade junge Menschen seien offener für den religionsübergreifenden Dialog, den Kreutner als wesentlich erachtet.

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ANTI-WEF-DEMO
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Tribune de Genève 21.1.09

La manif anti-Davos divise la gauche de la gauche

Antoine Grosjean

Forum économique - Le parti Solidarités se désolidarise de la manif, alors que presque toute la droite demande son interdiction.

L'appel à manifester à Genève contre le Forum économique mondial de Davos (WEF) continue de faire des vagues. La majorité du Grand Conseil exige son interdiction. Après l'UDC et le MCG, c'est au tour du Parti libéral de déposer une motion demandant au Conseil d'Etat de ne pas autoriser le rassemblement. Le Parti démocrate-chrétien se rallie à cette position. A droite donc, seuls les radicaux sont pour autoriser la manifestation du 31 janvier, à condition qu'elle soit strictement encadrée par la police. Justement, le syndicat des gendarmes renonce à sa grève des heures supplémentaires en vue de cet événement (lire encadré).

Les doutes de Solidarités

A gauche aussi, la perspective du 31 janvier cause des remous. Le parti Solidarités, qui avait déjà exprimé ses doutes dans Le Temps, a diffusé un texte expliquant pourquoi il ne signe pas l'appel à manifester. "Pour qu'une manifestation comme celle-ci se déroule bien, il faut qu'elle ait un maximum d'ancrage local", estime Pierre Vanek, permanent de Solidarités. Or, déplore le parti, "la décision de manifester à Genève a été prise de manière unilatérale par des organisations largement extérieures à ce canton".

Solidarités s'inquiète aussi du fait qu'une partie des signataires de l'appel invite à former un "bloc révolutionnaire", cela avec des affiches montrant des gens encagoulés sur fond de flammes. "Mais nous ne demandons pas d'interdire la manifestation, précise Pierre Vanek. Une interdiction nous inciterait plutôt à y participer. "

Les syndicats pour la manif

La déclaration de Solidarités suscite de nombreuses réactions indignées sur Internet, certains soupçonnant la formation politique d'électoralisme à quelques mois du scrutin cantonal. Par ailleurs, Paolo Gilardi, membre de la Gauche anticapitaliste, mouvement signataire de l'appel, réfute l'accusation de manifestation "hors-sol" proférée par Solidarités. "Depuis deux mois, des réunions hebdomadaires ont lieu à Genève, et des membres de Solidarités y ont participé, rappelle-t-il. Les politiciens de droite montent en épingle le risque de violences et Solidarités apporte de l'eau à leur moulin. "

Pour Paolo Gilardi, la répression de ces dernières années à Davos, à Landquart, à Zurich ou à Berne a fait qu'on a plus parlé des échauffourées que du fond de la critique anti-WEF. Pour faire contrepoids à la "défection" de Solidarités, plusieurs syndicats, dont le SIT, UNIA, Comedia ou Syna, appellent à manifester. Mais ils le font avec leurs propres tracts et non avec ceux des organisateurs.

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Fin de la grève

Les policiers lâchent du lest. Ils renoncent à leur grève des heures supplémentaires durant la manifestation anti-WEF: "Nous acceptons de suspendre la mesure prise le 16 octobre et d'effectuer à nouveau des heures supplémentaires, jusqu'au 8 février, pour assurer la sécurité des biens et des personnes", précisaient hier les syndicats de police, qui veulent montrer leur bonne volonté au Conseil d'Etat dans le cadre des négociations en cours sur leurs conditions de travail. La grève des amendes, elle, est maintenue.

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Le Temps 21.1.09

Genève. Trêve dans la grève des heures supplémentaires.

Manif anti-WEF à Genève: la police fera son boulot

Yelmarc Roulet

Bonne nouvelle à Genève: la police fera son travail lors de l'importante manifestation antimondialiste prévue le 31 janvier à l'occasion du Forum économique mondial de Davos (WEF).

En annonçant mardi cette décision, les trois associations des forces de l'ordre précisent qu'elles sont "conscientes des problèmes que représente une telle manifestation dans notre canton, des répercussions catastrophiques qu'elle peut entraîner sur la population et les commerçants de notre ville, et du fait que nous ne voulons plus jamais revivre les terribles événements du G8".

Afin de pouvoir honorer pour l'occasion leur serment de fidélité à la République, les policiers acceptent d'effectuer à nouveau des heures supplémentaires, jusqu'au 8 février. La grève des heures supplémentaires avait été décidée le 16 octobre dernier dans le cadre du bras de fer qui oppose les policiers et l'Etat. Le pathos du communiqué de presse dit toute l'ampleur de la concession faite dans l'esprit des agents de l'ordre: "C'est une décision que nous qualifions d'historique dans un conflit en cours avec un employeur, et nous souhaitons qu'elle soit accueillie avec toute la considération nécessaire par nos citoyens, nos commerçants, par la presse, en espérant que cette prise de responsabilité reçoive un écho favorable auprès de nos élus."

La grandeur d'âme des policiers ne va pas jusqu'à interrompre la grève des amendes d'ordre et des contraventions, qui est maintenue.

Interdiction réclamée

Mais la certitude de pouvoir compter sur la présence des uniformes dans les rues de Genève devrait apaiser le climat politique qui s'échauffe en vue de la manifestation. La perspective du 31 janvier donne lieu à une surenchère sécuritaire de la part des partis de droite. Non seulement l'UDC et le MCG, mais aussi les libéraux et jusqu'au PDC réclament l'interdiction de la manifestation, vu le risque de troubles publics. Plus mesuré, le Parti radical exige un encadrement strict et une modification du parcours. Celui-ci fait encore l'objet de tractations. La décision gouvernementale définitive est attendue pour les prochains jours.

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Indymedia 20.1.09

Genf vor der Demo: Spannungen zw. Bullen und Behörden ::

AutorIn : Calvingrader Korrespondent     :

http://www.tdg.ch/pages/recherche?cx=016589137478740691181%3A39bxmzgznl4&cof=FORID%3A9&ie=UTF-8&as_q=anti-wef&sa=Ok     
Wegen unbezahlten Überstunden der Bullen an der EM herrscht gespannte Stimmung in Calvingrad. Jetzt drohen sie an der Demo nur mit einem reduzierten Dispositiv aufzumarschieren und Überstunden zu verweigern. Die Bewilligung gibt's - falls überhaupt - wohl erst ein, zwei Tage vor der Demo.     
    
Dieser Artikel soll dazu dienen, die Genfer Debatten auf der anderen Seite der Saane bekannt zu machen. Meine Quelle sind mehrere Artikel aus der Tribune de Genève, von welchen ich versuchen werde das wichtigste hier zusammen zu fassen. Eins vorweg: Die Situation ist auf jeden Fall ziemlich gespannt, was aber nicht zwingend zu unserem Nachteil sein muss...
An der EM letztes Jahr mussten die Bullen etliche Überstunden schieben, die ihnen bis heute nicht bezahlt wurden. In den letzten Monaten versuchten sie mit einem "Bussenstreik" darauf aufmerksam zu machen - mit geringer Wirkung. Jetzt drohen sie damit, die Demo nur halbherzig zu "betreuen" - ein Stich ins Wespennest.
Verständnis wurde ihnen nur vom MCG (Mouvement Citoyen Genevois, Rechtsaussen-Abspaltung der SVP mit mehrern Bullen als Mitglieder) entgegen gebracht, konsequenterweise fordern sie auch das Verbot der Demo. Dies tut auch die SVP und die CVP, die FDP ist für eine Bewilligung mit "strikten Bedingungen" und einer geänderten Route. Die möchtegern- und pseudolinken Parteien scheinen für eine Bewilligung zu sein, ohne das allzu laut heraus zu posaunen - sind ja bald Wahlen in Genf...
Laurent Moutinot (Polizeidirektor, SP) ist noch am lavieren. Er, der damals für die illegale Räumung des Rhinos grünes Licht gegeben hatte, findet jedoch, dass die Demoaufrufe von "wenig empfehlenswerter Seite" kämen. Sprich, bis heute sah ziemlich alles nach einem Verbot aus.
Allerdings kommt nun von Bullenseite der Wunsch (Artikel von heute), die Demo möge doch bitte bewilligt werden. Einerseits weil dann mit den DemoorganisatorInnen "zusammengearbeitet" werden könne, andererseits, weil es nur dann die Möglichkeit gäbe, Bullen aus anderen Kantonen zu holen. Wichtiger ist wohl eher das zweite Argument...Dann müssten sie nicht selber arbeiten, sie drohen nämlich bis heute noch, nur einen Minimalservice zu garantieren, falls die Lohnfrage nicht geregelt werde.
Abschliessend muss noch erwähnt werden, dass die Grenz- und Bahnbullen zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen wurden, also Vorsicht in den Zügen und am Bahnhof. Versucht vielleicht etwas früher zu kommen oder sonst benutzt entweder den Hinterausgang oder nehmt ein Tram ein, zwei Stationen und macht einen kleinen Umweg. Oder gar mit dem Schiff, das wär noch 'ne Möglichkeit falls der Bahnhof wirklich gekesselt sein sollte. Die Zone Mont-Blanc ist gerade unter dem Bahnhof, eigentlich gut kesselbar, aber ob die vielen Geschäfte dort Freude hätten, ist die andere Frage.
Voilà, soweit einige Infos zum Calvingradschen behördlichen Durcheinander bezüglich dieser Demo. Sollte es wichtige News geben, werd ich versuchen das in den Kommentaren zu ergänzen. Die Artikel auf französisch findet ihr alle über den geposteten Link oben.     

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ARMEE +WEF
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pdabern.ch 21.1.09

Medienmitteilung, 21 Januar 2009

Kein Militäreinsatz zugunsten des WEF

Die PdA Bern fordert den Bundesrat auf, ab sofort auf den Einsatz der Armee zugunsten des WEF in Davos zu verzichten. Für die Sicherheit der WEF Teilnehmer darf bloss die Polizei zuständig sein. Den Kantonen soll es überlassen werden, ob sie die Kosten dem WEF verrechnen oder nicht.

Die Schweiz hat den Aktionären der UBS mit 68 Milliarden Franken aus der Patsche geholfen. Das WEF ist die Veranstaltung der arroganten Manager und Aktionäre, die uns die Finanzkrise beschert haben; strategische Partner des WEF sind oder waren an der Finanzkrise beteilige Banken wie UBS, Morgan Stanley, Merrill Lynch, etc. Es ist blanker Zynismus, wenn die selben Leute ein paar Monate später, beschützt von der Armee, uns wieder erzählen, wie die Wirtschaft funktionieren sollte.

Die Sache wird auch nicht besser, wenn WEF-Führer auf dem Höhepunkt der Finanzkrise selber die Manager der Banken in die Pfanne gehauen haben, um die Haut des WEF zu retten. Der operative WEF-Chef sagte: "Viele Wirtschafsführer zeigten mehr Interesse an der Aufgabe, sich den grössten Partyraum im Hotel zu sichern, als sich an den Debatten der Konferenz zu beteiligen." Er wirft den Bankern Verantwortungslosigkeit vor - "weit folgenschwerer, als dass man sich dies überhaupt vorstellen kann." Wenn er dies vor der Finankrise erzählt hätte, wäre dies zwar keine Neuigkeit gewesen, aber immerhin mal eine objektive Analyse, die sicher auch der Bundesrat zur Kenntnis genommen hätte.

Der Bund ist nicht verpflichtet, Staatsoberhäupter fremder Länder zu beschützen, wenn diese an privaten Veranstaltungen teilnehmen. Wenn sie sich ohne Schutz durch die Armee nicht sicher genug fühlen, so sollen sie auf die Teilnahme am WEF verzichten; der Schweiz erwächst daraus kein Schaden.

PdA Bern, 21.01.2009

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ANTI-WEF-AKTIONEN
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Indymedia 21.1.09

WEF & Transpi-Aktion ::

AutorIn : Revmob.ch     : Revmob.ch     

Bellevue Passend zum kommenden WEF haben wir heute einige Transpis in Zürich angebracht. Wir möchten damit auf das WEF und die kommenden Mobilisierungen in Basel (28.1), Solothurn (24.1), Genf (31.1) und die Wefentlichen Tanzvergnügen in Zürich (Jeweils Donnerstags abend ab 21:00 auf dem Helvetiaplatz) aufmerksam machen.     

(Fotos Transpis: http://ch.indymedia.org/de/2009/01/66553.shtml)

Aufruf für den Revolutionären Block in Genf:

In der heutigen kapitalistischen Wirtschaft wird immer wieder deutlich, wer auf der Verliererseite steht: Zum einen die ArbeiterInnenklasse, welche dauernd mit Überstunden, Lohnkürzungen und Massenentlassungen konfrontiert ist. Zum anderen die Umwelt, welche durch den masslosen Abbau von Rohstoffen zerstört wird.

Seit Jahren ist eine politische Rechtsentwicklung zu beobachten, die die ProletarierInnen schwächen und spalten soll und gegen die VerliererInnen des Systems vorgeht: MigrantInnen, Arbeitslose und sozial Schwächergestellte werden abgeschoben oder inhaftiert. Weiterhin wird von vielen Staaten Krieg geführt, um mehr Macht zu erlangen. Die Ressourcen werden knapp, Trinkwasser wird privatisiert und das Ölfördermaximum ist nicht mehr weit entfernt.

Von finanziellen Überschüssen profitieren weder der Bildungs- noch der Sozialbereich und das Proletariat schon gar nicht... Alle Gewinne fliessen zurück in die spekulativen Geschäfte, das Militär, den Überwachungsstaat, usw. - zu denen, die schon immer profitiert haben.
Die ewigen Spekulationen haben zu einem Übergewicht des unproduktiven Finanzsystems geführt. Der Sozialabbau soll dem Kapital wieder etwas Luft geben. Zerstörung von Kapital findet aber auch im produktiven Sektor statt und verschärft Konkurrenz um Rohstoffe und Profite. Dies führt zu weiteren Zerstörungen durch Krieg. Brauchen sie das, um Raum für neue Investitionen zu schaffen?

In der jetzigen sogenannten Finanzkrise werden die Ungerechtigkeiten und Auswirkungen dieses Systems um so offensichtlicher: Jene, die schon zuvor unter schlechteren Lebensbedingungen litten, werden die negativen Folgen am stärksten zu spüren bekommen. Dies ist keine Krise des Marktes, keine Krise der Banken und keine Krise der internationalen Finanzplätze - das ist die Krise des Kapitalismus!

Der Kapitalismus hat keine Fehler, er ist der Fehler!

Die GewinnerInnen des Systems treffen sich im Januar anlässlich des WEF's in Davos. Hunderte von ManagerInnen und PolitikerInnen kommen zusammen, um hauptsächlich die oben erwähnten Verschärfungen zu organisieren und zu legitimieren.

Wir wollen geschlossen Widerstand leisten und ein klares Zeichen setzen. Nicht nur gegen die Banken, das Finanzsystem, die Boni oder einige ManagerInnen. Wir gehen gemeinsam auf die Strasse und zwar gegen die ganze Bande, die dieses System organisiert und mit Gewalt durchsetzt.

Zu diesem Zweck haben sich in diesem Bündnis anarchistische und kommunistische Organisationen zusammengeschlossen. Wir alle haben genug von den Bonzen, die auf unserem Rücken in Saus und Braus von Krise zu Krise reiten. Es reicht - jetzt gehen wir auf die Strasse. Deshalb rufen wir auf, zu einem gemeinsamen, starken, revolutionären Block.

Kommt alle an die Demo gegen das WEF in Genf!

Der Kapitalismus hat keine Fehler, er ist der Fehler!

Für eine klassenlose Gesellschaft!

Alle gemeinsam auf die Strasse - Demo jetzt!



Gleichzeitig möchten wir aber auch daran erinnern, dass die zwei am 17 Januar verhafteten Jugendliche weiter hinter Gitter schmoren müssen. Den Aufruf und aktuelle Infos findet ihr auf www.rjz.ch

Raus mit den Gefangenen - Rein mit den UBS-Kapitalisten!

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Rundmail 20.1.09

Aufruf 2 Verhaftete

Freiheit für die Verhafteten vom 17 Januar

In der Nacht vom 17. Januar wurden in einer gross angelegten Kontrolle in Zürich ein 15- und ein 16-jähriger Schüler verhaftet. Beide befinden sich seitdem ohne Beweise in Untersuchungshaft. Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizei versucht, Jugendliche zu verhaften und eine gewisse Zeit schmoren zu lassen, um ein Geständnis aus ihnen heraus zu pressen. Weiter stehen bei beiden wichtige schulische Prüfungen an. Es kann nicht sein, dass die Polizei zwei klar Minderjährige ohne handfeste Beweise über so lange Zeit festhält.

Die Kontrollen wurden durch einen Angriff mit Farbe, im Zusammenhang mit dem WEF in Davos, auf das Hauptgebäude der UBS am Paradeplatz ausgelöst. Eine halbe Stunde später wurden die beiden Jugendlichen an einem vom Tatort weit entfernten Ort kontrolliert und festgenommen. Dies zeigt die Willkür, mit der die Polizei offenbar mit allen Mitteln versucht, nach politischen Aktionen Leute einzuschüchtern. Vor allem bei Grossanlässen wie zum Beispiel der Euro oder eben dem WEF fürchten sie sich vor dem Zorn und der Wut, welche das ach so makellos Bild der Schweiz trüben könnte. Und wenn sie dann die Leute schon nicht in flagranti erwischen können, schnappen sie sich eben die nächst Besten, um in den Medien wenigstens einen kleinen Erfolg verkünden zu können.

Wir fordern die sofortige Freilassung der beiden Verhafteten!
Gegen willkürliche Verhaftungen!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Drinnen und Draussen – ein Kampf!

Bitte unterschreibt alle diesen Aufruf (Mail an: 17januar@gmx.ch)! Es ist wichtig, dass die Betroffenen unsere Solidarität spüren!
Wir werden keine Ruhe geben bis die zwei Verhafteten frei sind!

Revolutionäre Jugend Zürich
Zürich, 19.01.2009

Unterzeichnet von (Stand 20.1.09):
Aktion gegen rechte Gewalt (AGRG), Revolutionärer Aufbau Schweiz (RAS), Revolutionäres Bündnis Region Zürich, Revolutionäre Jugend Zürich (RJZ), Partei der Arbeit Zürich (PDA), Vorwärts, AKZO,

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ANTI-ATOM
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Aargauer Zeitung 21.1.09

SP-Druck gegen Beznau I und II

Die SP-Fraktion macht Druck gegen die "Verlängerung der Lebensdauer" der Kernkraftwerke Beznau I und II. In einer Fraktionserklärung wandten sich die Sozialdemokraten gegen die Absichtserklärung der Axpo, die beiden Reaktoren mindestens 15 Jahre länger betreiben zu wollen. Die Fraktion verlangt, dass vor einer allfälligen Betriebsverlängerung "eine umfassende, neutrale Sicherheitsanalyse durch eine unabhängige, internationale Fachkommission oder ein international anerkanntes Institut erstellt wird". Die SP-Fraktion ist überzeugt, "dass mit jedem zusätzlichen Betriebsjahr das Risiko kleinerer oder grösserer oder ganz grosser Störfälle zunimmt", das besonders Kernkraftwerke einem Alterungsprozess unterworfen seien, der nicht beliebig aufgehalten werden könne. Die Sozialdemokraten sind überzeugt, "dass es für die Axpo sinnvollere und zukunftgerichtetere Möglichkeiten gibt, als weit über 100 Millionen in die Sanierung abgelaufener Erstgeneration-Reaktoren zu stecken". Die SP-Fraktion werde sich vor diesem Hintergrund "mit allen demokratischen Mitteln" dafür einsetzen, "dass die beiden Uralt-KKW Beznau I und II bald stillgelegt, abgebaut und zwischengelagert werden", sagte Sprecher Martin Christen (Turgi) zur Einreichung einer entsprechenden Interpellation der SP. (bbr.)

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Oltener Tagblatt 21.1.09

Oltner Juso im Widerstand gegen Endlager

"Wer sich heute nicht wehrt, wirds bitter bereuen." - Diesen Schlachtruf von SP-Nationalrätin Bea Heim nahmen sich auch die Juso zu Herzen. Mehrere Jungsozialisten aus dem ganzen Kanton und die vier Kantonsratskandidaten Claudia Grui, Stefanie Kurt, Fabian Saner und Marc Stalder zeigten an der kürzlich erfolgten Kundgebung in Obergösgen (wir berichteten) Flagge im Kampf gegen einen regionalen Endlagerstandort und ein zweites Atomkraftwerk Gösgen. Der Poetry-Slammer Kilian Ziegler aus Trimbach unterstützte die Juso wie bereits bei der "Begrüssung" der Nagra-Vertreter in Niedergösgen: Mit dem rhetorischen Zweihänder bewaffnet und die schlotternden Herzen der Anwesenden erwärmend, deklarierte der wortgewandte Slam-Poet, was alle Gegner denken: "Juraah, juraah, das Endlager ist unzumutbaaah!" (mgt)