MEDIENSPIEGEL 23.1.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Internet-Fahndung auch in Bern?
- Der Bund noch bis Ende Juni?
- Langenthal und die Nazis
- Prozess Nazikonzert VS: Niemand weiss von nix
- Juso gegen PNOS BS/BL
- Bayern will Nazi-Zeitungskopien verbieten
- Anti-Rassimus-Konferenz mit komischen Gästen
- Anti-WEF-Demos: GE in der Schwebe, Nix in BE, Viel in SO, BS legal
- Let's make money
- ZH: Minderjährige noch immer in U-Haft
- Asyl: Lampedusa am Anschlag
- Free Tibet: Chinesischer Premier in Bern
- Stadtrat 22.1.09: Demorouten + anderes; Vorstoss WEF-Demo, Securites
- Gipfel-Soli-News 23.1.09
- AKW-Leibstadt-Arbeiter verstrahlt
- Anti-Atom: nur noch 2 Neubau-Gesuche, eine Milliarde Gewinn bei Axpo

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REITSCHULE
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- Jan 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Fr 23.1.09
20.30 Uhr - Tojo - Haut, Haar und Huhn. Performance Lisa Jenny. Musik: Tini Hägler
21.00 Uhr - Kino - Gemeinsam verändern, alles gewinnen: La Estrategia del caracól, Sergio Cabrera, Kolumbien 1993
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBar mit DJ Zardas Gesellschaftstänze und Disco für Frau und Frau, Mann und Mann und friends. Ab 19.15 Uhr Crashkurs
22.00 Uhr - SousLePont - Theo's Fried Chicken Store (Rockabilly, BE); The Siffredis (Rockabilly, SO)

Sa 24.1.09
19.00 Uhr - Klosterplatz Solothurn - Anti-WEF-Demo
20.30 Uhr - Tojo - Haut, Haar und Huhn. Performance Lisa Jenny. Musik: Tini Hägler
21.00 Uhr - Kino - Gemeinsam verändern, alles gewinnen: La Dignidad de los Nadies, Fernando Solanas, Argentinien 2005
23.00 Uhr - Dachstock - Local Darkside: DJ's Uman, VCA, Deejaymf, Lockee, Schow (Drum'n'bass)

Infos: www.reitschule.ch

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INTERNET-FAHNDUNG
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Telebärn 22.1.09

Bern prüft Internetfahndung

Hooligan-Suche über das Internet: Bald wollen auch Berner mit dabei sein.
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Bern-prueft-Internetfahndung/story/17982720

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DER BUND
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punkt.ch 23.1.09

Viele Gerüchte um eine Fusion

Nervosität in der Medienszene - der Entscheid über die Zukunft des "Bund" soll früher fallen als erwartet

Auf dem YB-Forum "Gäub Schwarz" aber auch im Newsletter der Dampfzentrale wird kolportiert, "dass der Bund Ende Juni zum letzten Mal erscheinen soll". Die Konzernleitung der Tamedia wolle schon im März über die Zukunft des Traditionsblattes entscheiden. Weiter heisst es im YB-Forum, die Fusion des "Bund" mit der "Berner Zeitung BZ" sei beschlossene Sache, weil sie günstiger sei.

Spontaner Aufruhr

Kein Wunder ist die Nervosität gross. Die grossen Verlagshäuser künden massive Sparpakete an. Die Rezession schlägt voll auf den Medienmarkt durch, weil die Werbeeinnahmen einbrechen und die Stellenanzeiger schrumpfen. Der Aufruhr scheint dennoch spontan zu sein. Der Initiant der Petition "Rettet den Bund", Mark Balsiger, sagt, er habe mit dem Aufruf nichts zu tun. Und in der Dampfzentrale heisst es, "der Zeitpunkt des Aufrufs sei zufällig", so Christian Pauli, Betriebsleiter und früherer Bund-Redaktor.

Noch ist nichts entschieden

"So einen Entscheid bricht man nicht übers Knie", betont Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer. Die Arbeiten an beiden Projekten, also der Fusion des "Bund" mit der "BZ" und dem Zusammengehen des "Bund" mit dem "Tages-Anzeiger " seien im Gang. In Bern wisse man seit Langem, "dass die wirtschaftliche Situation des ‹Bund› schwierig ist". Immerhin fügt Zimmer an: "Das Engagement der Leute ist wichtig. Wir nehmen es Ernst."

peter.camenzind@punkt.ch

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LANGENTHAL
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BZ 23.1.09

Jufer über die Nazizeit

Nazifreunde in Langenthal, Verbrennungsöfen der Porzellanfabrik? Die Debatte über die Zeit des Zweiten Weltkriegs entbrannte, nachdem ein Hakenkreuz in einer Ausstellung des Kunsthauses für Aufsehen gesorgt hatte. Bisher hielten sich die Langenthaler Lokalhistoriker im Hintergrund. Jetzt treten Max Jufer und Simon Kuert an die Öffentlichkeit. "Wort zur Verständigung" nennen sie ihren Text, in dem sie auf die Vorkommnisse in Langenthal von 1939 bis 1945 eingehen.hrh

Seite 23

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Langenthal im Zweiten Weltkrieg

Lokalhistoriker zur Nazi-Debatte

Um ein Hakenkreuz aus Porzi-Geschirr entflammte im Dezember eine Diskussion über die Rolle Langenthals zur Nazizeit. Jetzt äussern sich die Lokalhistoriker Max Jufer und Simon Kuert dazu. Ihr Text nachfolgend im Wortlaut.

Nach der Machtergreifung Hitlers im Deutschen Reich 1933 wurde die Schweiz, vor allem ihr deutschsprachiger Teil, im Namen der "Sammlung des Volkstums" zunehmend mit Saboteuren, Spionen und Propagandisten durchsetzt. Diese verfolgten unverhüllt das Ziel eines späteren Anschlusses der Schweiz ans Deutsche Reich (wie es 1938 in Österreich und 1939 in der Tschechoslowakei geschah). Es entstanden zahlreiche "Erneuerungsbewegungen" und Tausende auf Hitler vereidigte Landes- und Ortsgruppen.

Sympathisanten

Mit diesen Gruppen sympathisierten auch Kreise des Schweizer Rechtsbürgertums und des Offizierskorps - aus Angst vor dem Kommunismus, der in der Wirtschaftskrise der Dreissigerjahre bedrohlich gewachsen war. (Ein Beispiel des Zusammenpralls der feindlichen Lager war der Frontenkrawall in Bützberg.) Für unser Land war es deshalb ein grosses Glück, dass 1937 das Friedensabkommen zwischen den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden der Metall- und Uhrenindustrie entstand. Es bedeutete die Abkehr vom Klassenkampf und das Bekenntnis zur Armee.

So sah sich unser Land 1939 bei Kriegsausbruch völlig umschlossen dem nationalsozialistischen Deutschland gegenüber. Es beherrschte mit der Achse Rom-Tokio bis 1942 grosse Teile Europas, des Mittelmeers und Ostasiens und stand gemäss Hitler kurz vor dem "Endsieg", der Weltherrschaft.

Euphorie bei Deutschen

Kein Wunder, übertrug sich diese Euphorie auf die Hunderttausenden in der Schweiz lebenden Deutschen. Besonders in den Orten mit Textil- und Porzellanindustrie wie Langenthal. Die Porzellanfabrik war seit ihrer Gründung auf Facharbeiter aus Preussen, Böhmen und Egerland angewiesen. So konnte sich in Langenthal eine nazistische Ortsgruppe bilden, und es verwundert nicht, dass Mutmassungen, Vermutungen und Behauptungen aus zweiter und dritter Hand bis heute lebendig sind. Unter anderem sollen Pläne zum Bau eines Konzentrationslagers bestanden haben, und in dem grossen elektrischen Tunnelofen habe man (analog Auschwitz) Nazigegner verbrennen wollen. Was nun ist wahr?

Nazis und treue Schweizer

Tatsache ist, dass in Langenthal eine Nazi-Ortsgruppe bestand, die mit Solothurn vernetzt war, dass es Listen von Nazianhängern und -gegnern gab, dass 1941/42 die Firma Gugelmann gegen zehn Hitler-Anhänger an die Grenze stellte, dass 1944 bei Hausdurchsuchungen Geheimpläne zum Vorschein kamen und 1945 durch die Berner Regierung ein halbes Dutzend Deutsche aus Langenthal ausgewiesen wurden.

Wenn je von einem Ofen die Rede war, dann muss es 1943 gewesen sein, denn erste Nachrichten von Verbrennungen gelangten erst Ende 1942 durch Diplomaten zu den alliierten Regierungen und sickerten im Laufe des Jahres 1943 langsam bei uns durch. Damals war die Hitler-Euphorie am Verblassen, die Kriegswende hatte eingesetzt (Stalingrad, Pazifik-Schlacht, Invasion der Alliierten) und die Langenthaler Nazis hatten keinen Grund mehr zum Rühmen und Drohen.

Bei diesen durchaus problematischen und fragwürdigen Begebenheiten gilt es nun aber zu bedenken, dass es noch ein anderes Langenthal gab: das Langenthal der 8000 Einwohner, die während sechs schwerer und entbehrungsreicher Jahre treu zu ihrer Heimat standen. Es waren Tausende von Männern mit langem, bis 800 Tage dauernden Aktivdienst, ebenso viele tapfere Frauen in Haus und Hof, Geschäft und Fabrik, Pfadfinder und Kadetten im Armeemeldedienst, Burschen und Mädchen im Landdienst. Sie alle mussten unter dauernden Einschränkungen wie Rationierung, Verdunkelung und ständiger Ungewissheit einzig darauf bedacht sein, für das Durchkommen zu sorgen.

 Waffenplatz der Armee

Besonders zu erwähnen gilt, dass Langenthal während des Krieges auch Waffenplatz war. Die Gemeinde stellte der Armee das alte Geissbergschulhaus als Kaserne der Flab-Rekruten zur Verfügung. Nicht weniger als 70 Firmen und unzählige Private stellten Boden und Flächen für den Anbau von Getreide und Gemüse zur Verfügung. Schliesslich ist darauf hinzuweisen, dass an der Eingabe der "Zweihundert" (deutschfreundliche Wirtschaftsvertreter, welche den Bundesrat aus wirtschaftlichen Gründen zu einer deutschfreundlichen Haltung veranlassen wollten) kein Langenthaler beteiligt war, obschon der Ort schon damals ein bedeutender Wirtschaftsstandort war.

Aufrufe zum Widerstand

Zu notieren ist auch, dass während des Krieges Pfarrer Hans Schneeberger als Feldpredigerchef der Armee in seinen Predigten stets zum Widerstand gegen die braune Gefahr aufrief. Dieses Langenthal war alles andere als ein "Nazinest". Es hatte sich wie die Schweiz in der schwierigen Zeit bewährt.

Abschliessend möchten wir deutlich festhalten, dass wir zwischen den nazistischen Strömungen der Kriegszeit und den Rechtsradikalen, die in Langenthal zuweilen auf sich aufmerksam machen, absolut keinen Zusammenhang sehen. Damals ist die sozial, demokratisch bürgerlich und liberal strukturierte Langenthaler Gesellschaft dem Extremismus entgegengetreten. Sie widersteht ihm auch heute.

Max Jufer, Simon Kuert

Max Jufer (86), Historiker, Stadtchronist 1961-1998, hat verschiedenste Schriften über die Geschichte Langenthals verfasst. Simon Kuert (59), Pfarrer, Stadtchronist seit 1998, ist Verfasser vieler Beiträge zur Oberaargauer Geschichte.

Noch in diesem Jahr erscheint die Masterarbeit einer Langenthaler Geschichtsstudentin (Uni Freiburg) zum Thema "Langenthal im 2.Weltkrieg".

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Auslöser

Kunstaktion Hakenkreuz

Eine Installation im Kunsthaus Langenthal löste die Diskussionen um Langenthal im Zweiten Weltkrieg aus. Der Künstler Robin Bahattacharya hatte Ende November mit Geschirr der Porzellanfabrik Langenthal (Leihgabe) ein Hakenkreuz ausgelegt. Nach einem Bericht darüber in der BZ verlangte die Direktion der Porzi vom Kunsthaus die Entfernung der Installation. Das Hakenkreuz wurde abgeräumt - noch vor der Vernissage.

Die Diskussion war entfacht: Hatte es damals Pläne gegeben, die Öfen der Porzi zur Verbrennung von Menschen zu benützen? War Langenthal ein "Nazinest"? Gefragt wurde auch, was die Lokalhistoriker dazu sagen. Jetzt haben sie zur Thematik ein "Wort der Verständigung" geschrieben.
hrh

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PROZESS NAZIKONZERT VS
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Bund 23.1.09

"Blut muss fliessen"

In Brig stehen 18 Organisatoren eines Neonazi-Konzerts vor Gericht

Parolen wie "Sieg Heil", "Heil Hitler" und das Nazilied "Blut muss fliessen" ertönten am 17. September 2005 an einem Neonazi-Konzert in der Disco Crazy Palace in Brig. Seit gestern müssen sich vor dem Bezirksgericht Brig 18 Organisatoren des Konzerts wegen Rassendiskriminierung verantworten.

Im Zentrum der Anklageschrift steht der Song "Blut muss fliessen" der deutschen Band Feldherren. An dem illegalen Konzert hatte sie das Lied vorgetragen. In der Folge hatten die Bandmitglieder das Publikum zum Hitlergruss und zu Nazislogans aufgefordert. Die Angeklagten sagten zum Prozessbeginn, über das Programm nicht informiert gewesen sein und nicht gewusst zu haben, dass das inkriminierte Lied vorgetragen würde. Andernfalls hätten sie die Band darauf hingewiesen, dass mit dem Song das Antirassismusgesetz verletzt würde.

 Zu Prozessbeginn wurde ein Bericht der Sendung "Rundschau" des Schweizer Fernsehens SF DRS gezeigt. Darin waren Konzertausschnitte, Hakenkreuze im Zusammenhang mit der Organisation "Blood & Honour" sowie mehrere Personen beim Hitlergruss zu sehen. Die Bilder waren 2005 teilweise heimlich im Innern des Konzertlokals gefilmt worden.

Die Angeklagten gaben an, diese Szenen erst im Fernsehen, aber nicht während des Konzerts gesehen zu haben. Mehrere Angeklagte sagten aus, sie hätten zu diesem Zeitpunkt ausserhalb des Saals zu tun gehabt. Der Prozess wird am Freitag weitergeführt. Die Urteile werden später vekündet. (sda/bin)

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Tagesanzeiger 23.1.09

"Blut muss fliessen, knüppelhageldick"

Bei einem Rechtsextremen- Konzert spielte eine Band das berüchtigte "Blutlied". Nun droht den Veranstaltern eine Verurteilung wegen Rassendiskriminierung. Ein Novum.

Von Thomas Knellwolf, Brig

In einer Septembernacht des Jahres 2005 ereignete sich im Oberwalliser Crazy Palace Verrücktes: In der konkursiten Disco im Dorf Gamsen veranstalteten lokale Rechtsradikale mit Unterstützung Gleichgesinnter aus der Westschweiz, aus Zürich und dem Mittelland ein Musikfestival. 380 Gäste aus dem In- und Ausland, die meisten mit Glatzen und Springerstiefeln, lauschten einschlägig bekannten Bands aus der Schweiz, aus Deutschland, aus Italien und sogar aus den USA. Das Verrückte daran: Keiner der Veranstalter und ihrer willigen Helfer bekam etwas mit von den Hitlergrüssen, den antisemitischen Hassliedern oder vom feilgebotenen Propagandamaterial mit Hakenkreuzen.

Diesen Eindruck versuchten zumindest gestern 18 Angeklagte vor dem Bezirksgericht Brig zu erwecken. Gehört habe er, so sagte ein wenig eloquenter Angeklagter aus, "Lieder zur Beschönigung der Heimat". Beiträge der TV-Sendung "Rundschau", die zum Prozessauftakt gezeigt wurden, lieferten aber ein anderes Bild der Rechtsradikalen-Fete: Das Schweizer Fernsehen hatte mit versteckter Kamera dokumentiert, wie ein wildes Publikum Sieg-Heil-Rufe skandierte und eine Band das berüchtigte "Blutlied" sang. "Lasst die Messer flutschen in den Judenleib", heisst es dort. Und im Refrain: "Blut muss fliessen, knüppelhageldick; und wird scheissen auf die Freiheit dieser Judenrepublik."

Von allem überhaupt nichts bemerkt

Doch vom strammen Gegröle wollen die Angeklagten unisono nichts bemerkt haben: Die einen beteuerten, sie seien als "Saalschutz" draussen vor der Discotür im Einsatz gestanden, andere frittierten Pommes. Jene hinter der Bar neben der Tanzfläche bekamen unter Stress ebenfalls nichts Anrüchiges oder gar Rassistisches mit. Immerhin wussten die meisten, dass sie sich freiwillig in den Dienst eines Erinnerungsabends für die englische Rechtsextremen-Ikone Ian Stuart gestellt hatten. Vor seinem Tod bei einem Autounfall 1993 hatte der Sänger einer Neonazi-Band das Netzwerk Blood and Honour gegründet. In Deutschland ist die Organisation seit dem Jahr 2000 verboten, in der Schweiz nach wie vor erlaubt.

Kein "Konzertparadies" mehr

Von den Angeklagten wollen die meisten trotzdem nichts mit dem Blut-und-Ehre-Verbund zu tun haben. Seine Mitgliedschaft bei der Romandie-Sektion von Blood and Honour zu gab einzig der Unterwalliser Jonathan Leiggener. Der gelernte Tierpräparator vertritt das Welschland im Bundesvorstand der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos).

Die Schweiz galt lange als relativ sicherer Boden für rechtsextreme Konzerte. Bekam die Polizei Wind von Veranstaltungen, markierte sie zwar meist Präsenz, griff aber selten ein. Kantonale Sicherheitsdirektoren sagten, ihnen seien die Hände gebunden, denn die Anlässe seien privat. Gemäss einem Bundesgerichtsurteil aus dem Jahr 2004 gilt aber als öffentlich, was nicht eindeutig im Privatkreis stattfindet.

Deshalb könnte es nun erstmals in der Schweiz zu einer Verurteilung rechtsextremer Konzertveranstalter kommen. Der Zürcher Milieu- und Rechtsextremenanwalt Valentin Landmann will dies in Brig verhindern. Er findet, nicht die Organisatoren, sondern die Musiker sollten wegen Rassendiskriminierung belangt werden. Den Walliser Ermittlungsbehörden gelang es nicht, festzustellen, wer in Gamsen Hasszeilen von sich gab. Laut "Rundschau" soll aber die zürcherisch-innerschweizerische Combo Amok das "Blutlied" gespielt haben.

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Le Nouvelliste 23.1.09

Saluts hitlériens et appels au meurtre

Extrême droite · Au Tribunal de Brigue, les organisateurs du concert néonazi du Crazy Palace semblaient frappés d'amnésie. Pourtant, un film montre une soirée avec saluts hitlériens et appels au meurtre.

Pascal Claivaz

Il faut le voir pour le croire. En ouverture du procès contre les organisateurs du concert skinhead du Crazy Palace, le juge Philipp Näpfli du Tribunal du district de Brigue a fait passer un petit film de la soirée, tourné en caméra cachée.

On y voit une bande de skinheads survoltés. L'un des groupes invités, les Allemands de "Feldherren" se sont mis à chanter leur chanson: "Le sang doit couler". Une strophe reprise en boucle précisait: "Le sang doit couler à flot et nous tirons sur la liberté de cette république juive". Le chanteur enjoignait également de lancer des grenades dans le Parlement.

Ensuite, le groupe a demandé aux danseurs surexcités de faire le salut hitlérien. Il fut exécuté avec enthousiasme. Le film est dû à un journaliste allemand infiltré, qui a réussi à pénétrer dans la discothèque malgré une surveillance très étroite. Il a été diffusé quelques jours après le concert sur la Télévision suisse alémanique. Sur la base des images diffusées, la justice a actionné les enquêtes et les mises en accusation.

Dix-huit accusés

Hier à Brigue, ces accusations ont concerné dix-huit prévenus, presque tous des jeunes et tous nés entre 1980 et 1990, à deux exceptions près. Trois personnes étaient extérieures au canton: un Zurichois, un Neuchâtelois et un Italien.

Les dix-huit accusés ont comparu devant le juge pour une confirmation d'interrogatoire, sur la base de l'acte d'accusation du procureur Ferdinand Schaller.

Cela a occupé toute la journée. Curieusement, les personnes interrogées, les organisateurs et leurs aides, se sont trouvées comme frappées d'amnésie quand les questions du juge portaient sur les saluts nazis et sur la chanson "Le sang doit couler".

Ils se disent surpris

La chanson les aurait pris par surprise. Personne n'en avait vraiment entendu les paroles durant le concert. On était ailleurs ou trop occupés. Quant aux saluts nazis, tous les auraient constatés sur le film, avec effarement, mais pas avant de l'avoir vu.

Pas de film, pas de procès

"Sans ce film, il n'y aurait même pas eu de procès", a précisé Me Philippe Nordmann, avocat de la Ligue internationale contre le racisme et l'antisémitisme (LICRA), qui avait déposé plainte contre inconnu.

Le juge Philipp Näpfli a également rappelé que l'un des accusés avait déjà été condamné en 1998 à Neuchâtel pour un concert semblable.

A cette occasion, il avait diffusé beaucoup de matériel de propagande néonazi et avait été condamné à vingt jours de prison.

La peine prévue pour des incitations à la haine raciale et à la violence peut atteindre trois ans au plus. Dans le cas présent, et c'était d'ailleurs la tactique des accusés, la plupart seront certainement condamnés à des amendes.

Certains autres seront libérés de toute peine. D'ailleurs même l'avocat de la LICRA prévoyait, qu'à Brigue, les peines les plus lourdes seraient très loin du maximum prévu par la loi.

Aujourd'hui, le procès néonazi de Brigue se poursuit par les plaidoiries des procureurs et des avocats de la défense.

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Crazy Palace

L'historique

En septembre 2005, le Crazy Palace de Brigue était une ancienne gloire qui avait coûté des millions et qui avait cessé ses activités au bout de quelques années. Une société du cru, la SOGOD S. à r.l. l'avait racheté pour pas cher et le louait au coup par coup. Le concert néonazi fut l'un de ces coups. Il avait été organisé à l'initiative d'un jeune Brigois, âgé de 25 ans à l'époque. Il avait versé 2000 francs en cash aux responsables de la SOGOD sans leur révéler ses intentions. La fête privée était donnée par une "Société de gymnastique Sport et Rigolade (Sporverein Turn und Luschtig)".

En réalité, il s'agissait d'un "Concert-Memorial" à la mémoire de Ian Stuart Donaldson (ISD) chanteur et leader du groupe skin néonazi "Skrewdriver". Dans le milieu des années huitante, ISD avait créé l'organisation faîtière d'extrême droite "White Noise", devenue "Blood & Honour", et qui est aujourd'hui un réseau de skinheads néonazis. Ian Stuart Donaldson est décédé le 24 septembre 1993, des suites d'un accident d'automobile en Angleterre. Depuis, ses afficionados organisent chaque année un "ISD Concert-Memorial". C'est ce qui s'est passé la nuit des 17 et 18 septembre 2005 au Crazy Palace de Gamsen/Brigue. Personne n'était au courant du lieu et de l'heure jusqu'au jour "J", vers 18 heures. Les intéressés avaient rendez-vous au Relais du Grand-Saint-Bernard à Martigny. C'est alors seulement qu'ils reçurent la feuille de route avec l'heure des concerts et la destination (Crazy Palace). Alertée alors que le concert avait déjà commencé, la Police cantonale valaisanne s'est contentée d'éviter les débordements dans le secteur. Elle avait également procédé à des contrôles d'identité. Quelques jours plus tard, la Télévision suisse alémanique diffusait le film de la soirée en caméra cachée. Sur la base de ce film, des poursuites pénales ont été lancées contre les organisateurs.

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PNOS
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Basellandschaftliche Zeitung 23.1.09

Juso Die Pnos-Neugründung wird entschieden verurteilt

Die Jungsozialisten Baselland und Basel-Stadt üben in einer gemeinsamen Mitteilung heftig Kritik daran, dass kürzlich in Gelterkinden eine Pnos beider Basel gegründet wurde. Die Pnos versuche "unter dem Deckmantel der demokratischen Parteienlandschaft, Leute für sich und ihre Ziele zu gewinnen. "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen", schreiben die beiden Jungparteien. Als Beispiele aufgeführt werden jüngere Verfehlungen der neuen Partei, wie zum Beispiel, den neuen US-Präsidenten als "Halb-Neger" und "Bastard" zu titulieren. Die Juso weigert sich, die Pnos jemals als demokratische Partei anzuerkennen. (bz)

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NEONAZIS BRD
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La Liberté 23.1.09

Des journaux nazis dans les kiosques

histoire ● Le Land de Bavière veut interdire la publication de journaux nazis commentés. Des historiens allemands parlent de diabolisation excessive.

Thomas Schnee, Berlin

Est-ce dangereux, ou utile, de vendre en kiosque la reproduction commentée de "Der Angriff" (L'offensive), feuille nazie dirigée par Josef Goebbels, ou du "Völkischer Beobachter" (L'observateur nationaliste), l'organe de presse du Parti nazi? C'est une des questions qui opposent l'éditeur britannique Peter McGee, soutenu par la crème des historiens allemands, au Land de Bavière. Ce dernier qui, après la défaite de 1945, a été nommé par les alliés dépositaire des droits d'auteur des publications nazies, bloque depuis plus de 50 ans toute parution de ces écrits, le Mein Kampf d'Adolf Hitler y compris. Le Ministère de l'intérieur bavarois motive sa position par la volonté de "respecter les mémoires des victimes" et de "bloquer toute action conduisant à propager les idées nationales-socialistes".

Fac-similés de 1933 à 45

"Zeitungszeugen" (journaux témoins), le projet de Peter McGee, est une série hebdomadaire qui paraîtra chaque semaine de l'année 2009 et reproduit des fac-similés de journaux allemands parus entre 1933 et 1945. Le principe éditorial est simple. Chaque numéro présente un événement et trois perspectives. Les reproductions intégrales de trois journaux de l'époque sont accompagnées d'un cahier de quatre pages où l'on trouve les commentaires d'historiens, spécialistes reconnus de l'antisémitisme et du nazisme. Paru à la mi-janvier, le premier numéro traite de l'arrivée d'Hitler au pouvoir et reproduit des extraits de "Der Angriff" (L'offensive) ou encore du journal communiste "Der Kämpfer" (Le combattant). Le second, dans les kiosques depuis jeudi dernier, se concentre sur l'incendie du Reichstag.

Même si en Allemagne, le "pays des coupables", la présence en kiosque de cette presse honnie provoque forcément un mouvement de recul, "Zeitungszeugen", qui table forcément sur le sensationnel, n'a pourtant rien d'équivoque ni dans sa présentation ni dans son contenu: "ça n'a rien à voir avec de la propagande!", estime Peter, un Berlinois qui est tombé par hasard sur le premier numéro: "C'est tout simplement intéressant de lire soi-même les écrits de ces malades. Par exemple, j'avais oublié à quel point leur langage était haineux, violent et inepte. On n'est pas habitué. Quelqu'un qui est né après la guerre dans une Europe démocratique et pacifiée et n'a jamais lu ça peut même avoir du mal à croire que ça a existé", assure-t-il.

Publication commentée

Depuis quelques années, la communauté des historiens allemands s'engage précisément pour une lecture scientifiquement accompagnée des documents de cette époque. En 2008, des scientifiques avaient ainsi transmis une pétition au Land de Bavière, lui demandant d'autoriser une publication commentée de Mein Kampf. Alors que les droits d'auteur de la bible nazie tomberont dans le domaine public en 2015, leur objectif était de proposer à temps une publication historique de référence coupant l'herbe sous le pied de toute manipulation révisionniste: "La démystification des crimes du national-socialisme n'est pas possible sans une analyse scientifique du document original", écrivent Hans Mommsen, Gerhard Botz ou Wolfgang Benz, historiens reconnus qui accompagnent le projet "Zeitungszeugen".

Insensible à ces arguments, le Gouvernement bavarois a menacé d'une action en justice et a demandé de cesser toute publication d'ici au mercredi 21 janvier, veille de la parution. En réponse, l'équipe de Peter McGee, qui a déjà mené des projets analogues en Autriche, en Espagne ou en Belgique, a livré ponctuellement le numéro 2. I

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RASSISMUS
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Beobachter 23.1.09

Anti-Rassismus-Konferenz

 Fragwürdige Gäste in Genf

Die Organisation Nord Sud XXI hat Verbindungen zu einem Holocaust-Leugner. Dennoch lud die Schweizer Mission der Uno sie zum Gespräch. Als Vizepräsident der Organisation weist das Handelsregister Jean Ziegler aus - er dementiert.

Text: Gian Signorell

 Man ist nervös im internationalen Genf. Im April ist die Stadt Gastgeberin für eine Uno-Konferenz zum Thema Rassismus. Zur Vorbereitung versandte die Schweizer Mission bei der Uno in Genf Einladungen zu einem Treffen an verschiedene Nichtregierungsorganisationen (NGO), darunter an Nord Sud XXI.

Nord Sud XXI, die sich nach eigener Darstellung für die Menschenrechte einsetzt, geriet schon mehrfach in die Schlagzeilen. So managte sie gemäss einem Bericht der Genfer NGO UN Watch jahrelang den "Gaddafi-Menschenrechtspreis". 1996 wurde dieser dem Schwarzen Louis Farrakhan zugesprochen, der die Rassentrennung propagierte und gerne Hitler zitierte. 2002 erhielten den Preis 13 "intellektuelle und Literaturpersönlichkeiten", darunter der in Frankreich rechtskräftig verurteilte Holocaust-Leugner und Islam-Konvertit Roger Garaudy.

Ahmad Soueissi, Nord-Sud-XXI-Geschäftsführer, relativiert: "Unsere Aufgabe war es, mögliche Kandidaten für den Preis vorzuschlagen, den Gewinner wählte die Direktion des Preises. Seit 2000 beteiligen wir uns nicht mehr an der Wahl." Nach wie vor aber präsidiert laut Handelsregister die gleiche Person Nord Sud XXI und auch den Gaddafi-Menschenrechtspreis: Ahmed Ben Bella, der in Bougy-Villars VD wohnende erste Präsident Algeriens.

Angst vor "krassen Ausschreitungen"

Die Einladung der NGO stiess vor allem in jüdischen Kreisen auf Kritik. Sabine Simkhovitch-Dreyfus, Vizepräsidentin des Israelitischen Gemeindebundes: "Als Schweizer und Juden wollen wir unbedingt vermeiden, dass die im April stattfindende Konferenz gegen Rassismus, wie schon 2001 in Durban, zu krassen antisemitischen Ausschreitungen führen wird. Nord Sud XXI als im NGO-Forum aktive Organisation hatte diese mitgetragen. Deshalb und wegen späterer Stellungnahmen von Nord Sud XXI befürchten wir eine Wiederholung der Erfahrung von 2001." Tatsächlich hat Nord Sud XXI im Vorfeld der Konferenz in Stellungnahmen Israel der Apartheid-Politik und des planmässigen Völkermords bezichtigt.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verteidigt die Einladung: "Ziel dieses informellen Treffens war ein Meinungsaustausch über den laufenden Prozess. Eingeladen wurden alle NGO, die in Genf im Bereich der Menschenrechte aktiv sind."

Die Einladung gewinnt dadurch an Brisanz, dass das Genfer Handelsregister als Vizepräsidenten der Stiftung Nord Sud XXI eine prominente Persönlichkeit ausweist: Jean Ziegler, ehemaliger SP-Nationalrat, bis 2008 Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, seit knapp einem Jahr Mitglied des beratenden Ausschusses des Uno-Menschenrechtsrats. Laut UN-Watch-Bericht soll Ziegler auch bei der Gründung des Gaddafi-Menschenrechtspreises eine Rolle gespielt haben. Dies bestätigt Ahmad Soueissi: "Ziegler war einer der Gründer des Preises." Gemäss übereinstimmenden Medienberichten wurde der Preis einmal sogar Ziegler selber verliehen - 2002, als auch Holocaust-Leugner Garaudy geehrt wurde. Ziegler dementiert alle Vorwürfe: "Mit Nord Sud habe ich nichts zu tun. Seit ich einen kritischen Bericht zur Verletzung des Menschenrechts auf Nahrung in den besetzten palästinensischen Gebieten veröffentlicht habe, bin ich Opfer einer jahrelangen, diffamatorischen Kampagne von UN Watch." UN Watch stehe der israelischen Regierung nahe. "Es ist sehr wichtig, dass an der Konferenz endlich eine einheitliche Antirassismusnorm verabschiedet wird."

Ob Nord Sud XXI dazu beitragen kann? Es steht einiges auf dem Spiel: "Die islamischen Staaten können durch ihr zahlenmässiges Übergewicht einseitige politische Forderungen durchbringen. Es läuft alles darauf hinaus, dass sich die Uno erneut selbst diskreditiert. Davon muss sich der Bundesrat deutlich distanzieren", sagt die ehemalige SP-Nationalrätin Vreni Müller-Hemmi. Das EDA betont, die Einladung von Nord Sud XXI bedeute nicht, "dass die Schweiz alle Ausrichtungen, Arbeitsweisen oder Anliegen, welche diese verschiedenen NGO vertreten, gutheisst

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ANTI-WEF-DEMOS
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BZ 23.1.09

Anti-Wef-Demo

Bern bleibt wohl verschont

Die Genfer Regierung hat die für den 31.Januar geplante grosse Anti-WEF-Demo verboten. Die Berner Behörden gehen nicht davon aus, dass die Demo nun hier stattfindet. Trotzdem werden bereits Fenster verbarrikadiert.

Kein Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos ohne Demos in der ganzen Schweiz - und meist auch in Bern. Letztes Jahr artete in der Bundesstadt eine unbewilligte Anti-WEF-Demo zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Demonstranten und einem gigantischen Polizeiaufgebot aus und provozierte ein längeres juristisches Nachspiel. Dieses Jahr, so sagen die Berner Behörden, sollte Bern von umfangreicheren Demos verschont werden. Nicht zuletzt deshalb, weil die grosse Anti-WEF-Demo heuer am 31.Januar in Genf stattfinden sollte.

Keine Garantien in Genf

Am Mittwoch hat nun aber die Genfer Regierung diese Kundgebung verboten: Die Organisatoren hätten keine ausreichenden Garantien abgegeben. Ausserdem gebe es Hinweise auf Krawalle (siehe Ausgabe von gestern).

Keine Angst in Bern

Weichen nun die Demonstranten wie 2003 nach Bern aus, als die Kundgebung in Davos verhindert wurde? Der Stadtberner Polizeidirektor Reto Nause (CVP) rechnet nicht damit: "Ich gehe davon aus, dass die Demonstration unbewilligt in Genf stattfindet."

Tatsächlich wird auf einschlägigen Internetseiten dazu aufgerufen, trotz des Verbots übernächsten Samstag nach Genf zu reisen. Gemeinderat Nause fügt an, dass in Bern ja bereits am letzten Wochenende im Rahmen des kleinen und friedlichen "Dance Out WEF" gegen das Weltwirtschaftsforum protestiert wurde.

Bretter beim Bollwerk

Bereits diese Woche begannen am Bollwerk erste Liegenschaftsbesitzer, ihre Fenster mit den seit Jahren erprobten Bretterverschalungen zu verbarrikadieren. So auch beim Sitz der BLS. Laut einem Pressesprecher geschehe dies routinemässig, sobald das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) dies wünsche. Die Holzverschalungen habe man im Keller bereit, und sie seien im Nu montiert.

Für das kommende Wochenende wird in Bern laut der Polizei keine Demonstration erwartet. Mobilisiert wird stattdessen für eine Kundgebung in Solothurn. Das Weltwirtschaftsforum beginnt nächsten Mittwoch.
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Tribune de Geneve

Les anti-Davos prêts à braver l'interdiction

Manif Furieux contre le Conseil d'Etat, certains promettent le pire le 31 janvier.

Que va-t-il se passer le 31 janvier à Genève? Verra-t-on des Black Blocks et autres autonomes plus galvanisés que jamais braver l'interdiction de la manifestation contre le Forum économique de Davos (WEF)? Ou au contraire, se rabattront-ils sur d'autres villes? Au lendemain de l'annonce de l'interdiction, tout semble possible.

Le comité d'organisation - qui réunit des groupements comme Attac Suisse, le Parti du travail, l'Organisation socialiste libertaire, Action autonome ou encore Revolutionärer Aufbau- a décidé de maintenir malgré tout l'appel à manifester. Il tentera de rallier à sa cause le plus large front possible. "Nous en appelons à toutes les forces progressistes du canton pour protester contre l'interdiction de manifester", annonce Jean-Luc Ardite, président du Parti du travail genevois et porte-parole du comité. En revanche, un recours au Tribunal administratif n'est pas envisagé. "Le temps que la procédure suive son cours, le Forum de Davos sera terminé depuis longtemps…"

Dans les milieux altermondialistes et à la gauche de la gauche, les communiqués de désapprobation à l'égard du Conseil d'Etat se suivent et se ressemblent, déplorant qu'un droit fondamental ait été bafoué. Y compris de la part de ceux qui, comme le parti Solidarités, avaient pris leurs distances avec la manifestation. Les syndicats qui s'apprêtaient à lancer leur propre appel à participer à la manifestation, se tâtent sur la suite à donner.

Sur Internet, les forums des sites altermondialistes comme Indymedia crépitent. Certains préconisent de retourner à Davos ou Landquart, quitte à se frotter à nouveau à l'imposant dispositif policier. "Cela ne m'a pas laissé que des mauvais souvenirs…" confie un internaute nostalgique. D'autres proposent de se replier sur Soleure, où une manifestation est prévue samedi dans le cadre du festival du film suisse.

"Alle nach Genf!"

D'autres encore, suggèrent des actions décentralisées: "Au lieu d'aller se faire prendre dans le piège tendu à la gare et au centre-ville, mettons le souk à Champel, à Carouge, aux tours de bureaux près de l'aéroport ou ailleurs. Autant que possible, bloquons aussi le trafic routier et ferroviaire, en plus de l'aéroport. "

Et puis, il y a ceux qui sont pour une "guérilla ludique", pour organiser un petit-déjeuner dans le jardin d'un conseiller d'Etat, ou occuper de manière éphémère banques, bureaux et commerces de luxe: "Dérangeons la "bonne marche des affaires", foutons un joyeux bordel festif, sans rien casser, mais avec musique, chants, danse, quelques minutes dans chaque lieu. "

Enfin, il y en a - surtout en Suisse alémanique - qui, motivés par la transgression d'un interdit, lancent un "Alle nach Genf!" semblant confirmer les craintes de ceux qui déplorent la décision des autorités genevoises. "Ils dissolvent la manif, alors mettons le feu à la ville!"

Les commerçants, qui réclamaient l'interdiction, ne comptent pas se calfeutrer pour autant: "Nous n'appelons pas nos membres à se barricader", indique Fabienne Gautier, présidente de la Fédération du commerce genevois. "Nous n'allons pas créer la panique autour d'un événement qui n'aura peut-être pas lieu. "

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bernerzeitung.ch 23.1.09

Anti-Wef-Demo während Filmtagen angekündigt

Nachdem eine Anti-Wef-Kundgebung in Genf untersagt wurde, deutet nun Vieles auf eine Demonstration in Solothurn hin. Sie soll am Samstag um 19 Uhr auf dem Klosterplatz ihren Anfang nehmen.

Unter dem Slogan "Watch the real movie - Stop the Capitalistic Horrorshow" rufen die Betreiber der linksautonomen Internetseite "indymedia.org" zur Kundgebung von morgen Samstag auf. Die Organisatoren sehen es als Chance, dass gleichzeitig die Solothurner Filmtage stattfinden. So locke das Kulturfestival mit seinem doch "teilweise auch kritischen Filmprogramm zehntausende von BesucherInnen in die Stadt an der Aare". Dadurch erhoffe man sich eine möglichst grosse Resonanz, direkt vor Ort.

Bei der Kantonspolizei Solothurn schaut man der Sache gelassen entgegen. Man rechne nicht mit einem "grossen Rummel", so Mediensprecher Peter Schluep. Über den Umfang eines allfälligen Polizeiaufgebots will er jedoch keine Angaben machen.

Man behalte die Sache im Auge, aber wie die Erfahrung aus vergangenen Jahren zeige, handle es sich jeweils um friedliche Demonstrationen mit lediglich "ein paar Dutzend" Demonstranten.

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20 Minuten 23.1.09

Wef-Demonstration nun in Solothurn statt Genf?

SOLOTHURN. Nachdem die Anti-Wef-Kundgebung nicht in Genf stattfinden darf, wird in einschlägigen Internetforen Solothurn als Ersatzort herumgeboten. Die Demo soll am Samstag auf dem Klosterplatz starten. Da gleichzeitig die Solothurner Filmtage über die Bühne gehen, hoffen die Demonstranten auf möglichst viel Resonanz. Doch die Kinofans sollen nicht gestört werden. Die letzte Anti-Wef-Demo in Solothurn vor drei Jahren verlief friedlich. Trotzdem ist die Polizei gewarnt: "Wir behalten die Angelegenheit im Auge", so Sprecher Urs Eggenschwiler.

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Basler Zeitung 23.1.09

Anti-WEF-Demo bewilligt

Erlaubnis. Als Vertreter der Organisatoren der Basler Anti-WEF-Demo hat BastA!-Grossrat Urs Müller am Mittwoch bei der Polizei ein Gesuch eingereicht. Das berichtete "Blick am Abend" gestern. Die Demonstration werde bewilligt, sagte Polizeisprecher Klaus Mannhart. Die Demo findet nächsten Mittwoch um 18 Uhr auf dem Barfüsserplatz statt.

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GELD
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Work 23.1.09

Let's make money": Filmer Wagenhofer leuchtet die Krise aus

"Am besten kauft man, wenn das Blut auf den Strassen klebt"

Oliver Fahrni

Der Autor des Kultfilms "We feed the world" hat die Spur des Finanzkapitals in Asien, Afrika, London und Zürich aufgenommen. Dem Publikum fällt wie Schuppen von den Augen: Das System ist die Krise.

Wir wissen: Sie ist da. Wir lesen: Sie sprengt alle Vorstellungen. Aber richtig greifen können wir sie nicht, diese Finanz- und Wirtschaftskrise. Noch nicht wirklich. Vielleicht in Moutier BE oder Siders VS, wo schon Menschen Kurzarbeit schieben. Doch anderswo werden in einem letzten Konsumrausch noch Ausverkaufsstände gestürmt.

Der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer zeigt sie uns. In seinem Dokumentarfilm "Let's make money" steht die Krise plötzlich in ihrer ganzen Wucht vor uns. Wagenhofer hatte früher schon die globale Nahrungsmittelindustrie vorgeführt ("We feed the world"). Jetzt hat er die Spur des Geldes aufgenommen, lässt Investoren, Arbeitende, Banker, Ideologen sprechen, kommentarlos, oft in atemberaubenden Bildern. Mit den Recherchen begann Wagenhofer 2006. Alle Finanzer, die er traf, hatten nur ein Thema: Kommt die Krise?

Spekulation an der Küste

Was da unter dem klugen Blick des Filmers Gestalt annimmt, ist nicht die Krise eines Systems. Das Wirtschaftssystem selbst erweist sich als die Krise.

Etwa wenn Wagenhofer in langen, wunderschönen Flugaufnahmen ganze andalusische Landstriche voller leerer Villen mit Pool zeigt. In ihnen wird nie jemand wohnen: Immobilienspekulanten haben sie an die Sonnenküste gepflastert, als Prospektvorlagen für Pensionfonds und reiche Amerikaner, die hier investieren. Die Polizei fährt Streife in den Luxus-Geisterdörfern, und jedes hat seinen gut bewässerten Golfplatz. Denn mit den schönen Prospekten werden die Investoren für den nächsten Bauschub angezogen. Ihr Geld bezahlt die Zinsen für die früheren Überbauungen. Spekulation mit Potemkinschen Dörfern.

Oder wenn Baumwollbauern in Burkina Faso klarsichtig den Weltmarkt analysieren: Sie verdienen nicht einmal 75 Franken im Jahr, sie hungern, und sie haben sich bis auf die Knochen verschuldet, weil die USA ihre eigene Baumwolle subventionieren. Von wegen freiem Markt.

Wir erleben Gerhard Schwarz, NZZ-Wirtschaftschef und neoliberaler Chefideologe, wie er für den freien Kapitalverkehr eintritt, aber die Einwanderung nach Europa mit dem Beitritt zu einem Tennisclub vergleicht: Eine Beitrittsgebühr sei da wohl selbstverständlich. Und irgendwann steigt der Fondsverwalter Mark Mobius, 72, von seinem Fitnesstrainer und sagt: "Am besten kauft man, wenn das Blut auf den Strassen klebt. Auch wenn es dein eigenes ist." Szenen eines wahnsinnigen Wirtschaftssystems, dass Millionen Menschen zermalmt, die Natur unwiderruflich zerstört, uns jede Zukunft stiehlt - allein für den immensen Profit von ein paar Tausend Besitzenden auf der Welt.

Systematische Plünderung

Diese systematische Plünderung wurde von langer Hand geplant und organisiert. John Christensen, ein früherer Wirtschaftsberater der neoliberalen Regierung von Margaret Thatcher, fährt im Taxi durch die Londoner City und erzählt, wie sie das gemacht haben: Zuerst die Finanzmärkte entfesselt. Dann den Handel liberalisiert. Und schliesslich den handlungsfähigen Staat zerstört.

Stark an diesem Film ist, dass er zeigt, was ist - uns aber selber denken lässt. Zugleich ist das auch seine Schwäche. Die Zeit wäre reif für ein paar kräftige politische Ideen und Handlungen. In einer Szene geht der österreichische "Investor" Mirko Kovacs, den wir von seiner Attacke auf den Oerlikon-Konzern kennen, über das Gelände einer indischen Fabrik. Er spricht mit dem deutschen Vorarbeiter. "Wie viel verdient jetzt ein Schweisser?" - "Ein Schweisser verdient hier umgerechnet etwa 200 Euro im Monat." - "Verdient er - oder kostet er?" - "Verdient er. Er kostet uns ungefähr 25 Prozent mehr." - "Nicht mehr wirklich billig." - "Nein." - "Irgendwelche Diskussionen mit den Gewerkschaften?" - "Nein, bis jetzt zum Glück keine."

Das könnte uns glatt auf ein paar Ideen bringen.

Let's make Money startete am 22. Januar in den grossen Städten der Deutschschweiz. Der Wirtschaftspublizist Caspar Dohmen hat den Regisseur bei seinen Recherchen begleitet und ein vertiefendes Buch geschrieben: Caspar Dohmen: Let's make Money. Orange-Press, Freiburg 2008, Fr. 35.90.

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GEFANGENE ZH
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20min.ch 23.1.09

UBS-Farbanschlag

Haft für Jugendliche dauert an

von Annette Hirschberg

Seit sechs Tagen sitzen zwei Minderjährige in Untersuchungshaft. Sie werden verdächtigt, am Farbanschlag auf das UBS-Gebäude in Zürich beteiligt gewesen zu sein. Die Massnahme wird kritisiert. Für Strafrechtler ist sie Verhältnismässig.

Seit sechs Tagen sitzen zwei Zürcher Jugendliche, ein 15- und ein 16-jähriger Oberstufenschüler in Untersuchungshaft. Die beiden werden verdächtigt, am Farbanschlag gegen das UBS-Gebäude beteiligt gewesen zu sein. Bei dem Anschlag entstand ein Sachschaden von mehreren 10 000 Franken. Und so wie es aussieht, werden die Minderjährigen noch einige Zeit eingesperrt bleiben. Vergangenen Mittwoch ordnete der Haftrichter eine Untersuchungshaft bis zum 2. Februar an.

Anwalt kritisiert U-Haft

Die Massnahme stösst beim Anwalt des einen Jugendlichen auf wenig Verständnis. "Für eine Inhaftierung braucht es einen dringenden Tatverdacht und einen besonderen Haftgrund, aus meiner Sicht ist beides nicht gegeben", kritisiert Claude Hentz. Die verantwortliche Jugendstaatsanwältin Rosmarie Müller will diese Aussage nicht kommentieren. "Der Haftrichter hat entschieden, dass die gesetzlichen Gründe für eine Untersuchungshaft gegeben sind", sagt sie.

Schärfere Töne schlagen Aktivisten aus der Linken Szene an. Für sie ist klar: Die Jugendlichen sitzen in Beugehaft, weil sie die Aussage verweigern. Beweise für die Beteiligung der beiden am Farbanschlag habe die Polizei nicht. Anwalt Claude Hentz nimmt zu diesen Aussagen keine Stellung. "Es gilt grundsätzlich die Unschuldsvermutung, die Strafverfolgungsbehörden müssen den Nachweis einer strafbaren Handlung erbringen, es ist nicht Sache der Jugendlichen ihre Unschuld zu beweisen."

"Im Ermessensspielraum"

Die Anordnung von mehrtägiger Untersuchungshaft der beiden Minderjährigen wirft die Frage nach der Verhältnismässigkeit auf. Beat Fritsche, Mediensprecher der Zürcher Jugendanwaltschaft und Jugendanwalt in Winterthur sagt: "Bei schweren Delikten ist es möglich, so eine Haft zu beantragen, und es wird auch gemacht wenn Haftgründe wie Verdunkelungsgefahr bestehen", sagt er.

Auch für Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch könne bei so einem hohen Sachschaden eine Untersuchungshaft ausgesprochen werden, wenn Verdunkelungsgefahr besteht. "Das liegt noch im Ermessensspielraum."

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ASYL
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Bund 23.1.09

"Schlimmer als die Hölle"

 Flüchtlingsnot und Aufruhrstimmung auf der italienischen Insel Lampedusa

Dominik Straub, Rom

Das Aufnahmezentrum auf der italienischen Insel Lampedusa ist derart überfüllt, dass Hunderte von Flüchtlingen seit Tagen im Freien schlafen. Der Notstand hat politische Gründe.

Roberto Maroni hatte sich zu Jahresanfang weit aus dem Fenster gelehnt: Im Jahr 2009, kündigte der italienische Innenminister an, würden auf Lampedusa "nur noch Touristen und keine Flüchtlinge mehr" ankommen. Die Fakten sehen anders aus: In den ersten zwanzig Tagen des neuen Jahres sind bereits über 1500 Flüchtlinge gelandet, die letzten 64 wurden am Mittwoch von den Carabinieri völlig entkräftet in einer kleinen Bucht gefunden, nachdem sie zehn Tage und Nächte lang in ihrem kaum seetüchtigen Holzboot unterwegs gewesen waren. Zehn haben die Überfahrt offenbar nicht überlebt: Sie seien unterwegs an Hunger und Kälte gestorben, berichteten die Überlebenden.

Der nicht abreissende Flüchtlingsstrom hat dazu geführt, dass das Aufnahmezentrum von Lampedusa seit Tagen aus allen Nähten platzt: Im Lager mit 800 Plätzen leben derzeit über 1800 Menschen. Es fehlt an allem: an Betten, an Betreuung, an medizinischer Versorgung. Hunderte von Flüchtlingen sind gezwungen, in Zelten oder gar unter freiem Himmel zu schlafen. "Das ist schlimmer als die Hölle", zitiert die "Repubblica" einen tunesischen Flüchtling, der seit 30 Tagen in Lampedusa ist.

Doch nicht nur im Aufnahmezentrum steigt die Spannung, sondern auch unter den Bewohnern Lampedusas. Seit einigen Tagen demonstriert eine Gruppe von Einwohnern ununterbrochen vor dem Zentrum gegen die Zustände. Bürgermeister Bernardino De Rubeis hat schon mehrfach an die Regierung in Rom appelliert, die überzähligen Flüchtlinge in Zentren auf dem Festland zu bringen. "Wie viele müssen noch kommen, bis etwas geschieht?", fragt De Rubeis. "2000, 3000 oder gar 6000, wie die Insel an Einwohnern zählt?" Auch die Sprecherin des Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge schlägt Alarm: "Die Situation ist unhaltbar, sowohl die Sicherheit der Flüchtlinge als auch jene des Personals ist in Gefahr."

Libyen-Abkommen ratifiziert

Doch Rom macht keinerlei Anstalten, die Lage in Lampedusa zu entschärfen. Denn Innenminister Maroni hat verfügt, dass die Neuankömmlinge direkt von Lampedusa wieder in ihre Herkunftsländer zurückspediert werden sollen, ohne Umweg über das Festland. In der Praxis ist dies freilich gar nicht möglich: Italien verfügt nur mit Ägypten über ein entsprechendes Rückschaffungsabkommen, und so konnten bisher lediglich 50 Flüchtlinge ausgeflogen werden. Aber nach dem Rekordjahr 2008, in welchem 36000 Flüchtlinge an den italienischen Küsten gelandet sind (davon 30000 allein in Lampedusa; 2007 waren es noch gesamthaft 20000), gibt es auch in den Zentren auf dem Festland kaum noch freie Plätze.

Eine Verbesserung der Situation verspricht sich die Regierung in den kommenden Wochen, nachdem der Senat am Mittwoch endlich das Abkommen mit Libyen ratifiziert hat, gemäss welchem Italien in den kommenden 20 Jahren jährlich 250 Millionen Euro als Entschädigung für die Kolonialzeit überweisen wird. Als Gegenleistung hat sich der libysche Revolutionsführer Ghadhafi in dem Abkommen zu einer gemeinsamen Kontrolle seiner Küstengewässer verpflichtet.

Der Vertrag war im vergangenen Sommer zwischen Silvio Berlusconi und Ghadhafi in Benghazi feierlich unterzeichnet worden, doch nicht zuletzt auch Vertreter des italienischen Regierungslagers hatten sich schwer getan, dem Geldregen für den "Diktator" und "Terroristen-Sponsor" ihre Zustimmung zu geben. Wüstenfuchs Ghadhafi wiederum dachte nicht daran, den italienisch-libyschen Küstenkontrollen grünes Licht zu geben, ehe er den ersten 250-Millionen-Scheck aus Rom in den Händen hielt. Ein solcher könnte nun in den nächsten Tagen in Tripolis eintreffen.

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FREE TIBET
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BZ 23.1.09

Chinesischer Premier kommt nach Bern

1999 - Bern ärgerte China

Vor seinem Auftritt nächsten Mittwoch am WEF nächtigt Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao im Berner "Bellevue". Die Sicherheitsvorkehrungen laufen auf Hochtouren, denn das Fiasko von 1999 soll sich nicht wiederholen.

130 Köpfe umfasst die chinesische WEF-Delegation, welche nächsten Dienstag in Bern eintrifft. Neben dem Ministerpräsidenten Wen Jiabao umfasst sie etwa den Aussenminister, den Minister der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform und den Handelsminister. In Bern wird Wen Jiabao von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz für ein Gespräch empfangen. Geplant ist zudem ein Essen mit vier Mitgliedern der Landesregierung im Raum Bern. Die chinesische Delegation wird nicht in Davos residieren, sondern im "Bellevue Palace" Bern.

Überall Schweigen

"Davos ist zu klein", begründet Dong Jinyi, der chinesische Botschafter in Bern. Wer weitere Informationen zum hohen Besuch sucht, stösst auf freundliche Ausreden. Dies bei der Botschaft, wo die Mitarbeitenden rund um die Uhr mit Vorbereitungen beschäftigt sind, aber auch im "Bellevue", wo bereits auf das Stichwort China das Thema gewechselt wird, und ebenfalls bei der Berner Kantonspolizei, die den Anruf dieser Zeitung an den Protokolldienst im Bundeshaus weiterweist. Stadtpräsident Alexander Tschäppät schliesslich lässt nur verlauten, dass die Sicherheitsmassnahmen diesmal lückenlos seien.

Der Eklat von 1999

Bern hat vom letzten hohen Besuch aus China gelernt. Als vor fast zehn Jahren der chinesische Präsident Jiang Zemin am 25.März 1999 zu einem offiziellen Staatsbesuch anreiste, wurde er vor dem Bundeshaus zwar von einer Ehrenkompanie und dem Bundesrat in corpore empfangen - aber auch von tibetischen Demonstranten, die vom Dach der UBS am Bärenplatz herab mit Plakaten, Fahnen und in Sprechchören Freiheit und Menschenrechte für Tibet forderten. Davon abgeschreckt erschien Jang Zemin zuerst gar nicht auf dem Bundesplatz. Und als der Staatsgast nach einer Stunde doch erschien, verzichtete er auf die Ehrengarde, schritt grusslos am Bundesrat vorbei ins Bundeshaus und machte in dessen sicherem Schutz gegenüber Bundespräsidentin Ruth Dreifuss seiner Verärgerung lautstark Luft: "Die Schweiz hat einen Freund verloren!"

 Der Eklat war perfekt. Und schreckte vor allem die Schweizer Wirtschaft auf, die um die Zusammenarbeit mit ihrem wichtigen Geschäftspartner China bangte. Der Vorort, wie Economiesuisse damals noch hiess, organisierte zur Wiedergutmachung ein hochkarätiges Stelldichein der Schweizer Wirtschaft in Basel. Dort konnten anhaltende Standing Ovations für Jiang Zemin die Situation entkrampfen. Er strahlte übers ganze Gesicht, und die Schweizer strahlten beflissen zurück.

"Thank you for your attention. Merci beaucoup. Vielen Dank. Grazie", sagte Jiang Zemin am Ende seiner auf Chinesisch gehaltenen Rede. Die Gratwanderungen zwischen Höflichkeit und Kotau waren faszinierend. Den floskelreichen Reden folgten aufschlussreiche persönliche Gespräche. Trotzdem dauerte es fast zehn Jahre, bis nun nächste Woche wieder ein Vertreter der höchsten politischen Führungsebene Chinas die Schweiz offiziell besucht.

Vatter liess Tibeter auf Dach

1999 gelangten die Tibet-Demonstranten über das Haus von Thomas Vatter, dem Chef des Bio-Supermarkts Vatterland am Bärenplatz, aufs UBS-Dach. "Ich liess eine befreundete Tibeter-Familie auf unser Dach, die dort verstärkt mit Gleichgesinnten auftrat", erzählt Vatter heute. Seither wird auch das Vatterland ins Sicherheitsdispositiv miteinbezogen. Bei fast allen Staatsbesuchen werden jetzt Polizisten auf dem Gebäude stationiert.

"Extrazug wäre schön"

Im "Bellevue" hat man Erfahrung mit Staats- und anderen hohen Besuchen. Doch auch dort dürfte der Sicherheitsaufmarsch nächste Woche enorm sein. Denn laut einem Bericht der "Mittelland Zeitung" von gestern erwägt die Tibetergemeinschaft Schweiz und Liechtenstein eine Demo in Bern.

Wie die grosse chinesische Delegation nach Davos gelangt, ist noch ein Staatsgeheimnis. Auf die Frage, ob dies via Eisenbahn oder Flugzeug geschehe, meinte ein Mitarbeiter der chinesischen Botschaft: "Ein Extrazug wäre doch etwas sehr Schönes, wenn wir so was bekommen." Dann betonte er, dass der Transport in Genf organisiert werde.

Silvia Pfenniger

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STADTRAT 22.1.09
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Bund 23.1.09

Demo-Routen abgelehnt

Stadtrat Die Schweizer Demokraten (SD) haben gestern im Stadtrat vergeblich eine Beschränkung der Routen für Kundgebungen in der Innenstadt gefordert. Motionär Dieter Beyeler erwähnte als Möglichkeit, um die Geschäfte zu schonen, die Route Bundesgasse-Bundesplatz. Damit stiess er aber nicht nur bei der Linken auf Widerstand. Auch die BDP/CVP-Fraktion lehnte den Vorstoss ab. "Heute findet im Vorfeld einer Demonstration ein Dialog zwischen Polizei und Organisatoren statt", sagte Claudia Meier (bdp). So könne für jede Kundgebung eine "massgeschneiderte Lösung" gefunden werden. Auch die Freisinnigen lehnten den Vorstoss ab: "Wir erwarten vom Gemeinderat eine sorgfältige Festlegung der Routen bei jeder einzelnen Demonstration", sagte Hans Peter Aeberhard.

Geharnischte Worte erntete Beyeler bei den Rot-Grünen. "Es geht um eine erneute Beschneidung des Demonstrationsrechts", sagte Lea Bill für die GB/JA-Fraktion. SP-Fraktionschefin Giovanna Battagliero sprach von einem faktischen Kundgebungsverbot. Obwohl Beyeler die Motion in ein unverbindliches Postulat umwandelte, lehnte der Rat das Begehren mit 59 zu 10 Stimmen ab. (bob)

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BZ 23.1.09

Kundgebungen

Stadtrat will keine feste Route

Die Schweizer Demokraten verlangten als Konsequenz ausgearteter Demonstrationen und zum Schutz der Altstadt eine feste Demonstrationsroute. Doch die in ein unverbindlicheres Postulat gewandelte Motion blieb chancenlos. Der Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) warnte, eine solche Lösung würde unbewilligte Demos provozieren und damit mehr statt weniger Probleme zeitigen. "Lasst uns diesen Spielraum", rief er das Parlament auf. Ebenfalls hochkant verwarf der Rat den SVP-Vorstoss, ein Kundgebungsverbot während der Stadtratssitzungen zu installieren. Zwar seien gewisse Veranstaltungen in der Vergangenheit mühsam gewesen. Ein Verbot, wie dies bei den Sessionen des nationalen Parlaments gilt, wollte man aber nicht.cab

Junge Alternative

Rahel Ruch für Anne Wegmüller

Nach vier Jahren im Stadtrat tritt die Soziokulturelle Animatorin Anne Wegmüller zurück. Sie hat laut Medienmitteilung mit 26 Jahren das bei der Jungen Alternative geltende Alterslimit erreicht. Ihren Sitz im Rat erbt die 22-jährige Geschichtsstudentin und GSoA-Sekretärin Rahel Ruch.mgt

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Bund 23.1.09

Demo-Verbot ohne Chance

Stadtrat Fast jeden Donnerstag finden vor den Stadtratsdebatten Flyer-Aktionen oder Kundgebungen auf dem Rathausplatz statt. Die SVP wollte diese Manifestationen per Motion verbieten, da es vor Jahresfrist für die Parlamentarier zu einem "Spiessrutenlauf" durch "grölende und pöbelnde" Anti-WEF-Demonstranten kam. Selbst auf bürgerlicher Seite fand das Anliegen aber keine Zustimmung. "Es geht darum, dass Erich Hess einmal mit Bier verspritzt wurde", sagte Hans Peter Aeberhard (fdp). Solche Gewaltausbrüche seien aber die Ausnahme. Er selber sei dankbar, manchmal von Direktbetroffenen Flugblätter zu erhalten, sagte Aeberhard.

Die rot-grüne Seite sah im Vorstoss eine Beschneidung der Grundrechte. "Ausgerechnet die Volkspartei will dem Volk das Kundgebungsrecht vor dem Rathaus verbieten", sagte Corinne Mathieu (sp). Jimy Hofer brachte dies in Rage. "Ich will von euch dann keine Reklamationen hören, wenn mal 30 Skinheads vor dem Rathaus stehen", ermahnte Jimy Hofer die Ratslinke. Selbst die Umwandlung der Motion in ein Postulat nützte der SVP aber nichts: Der Vorstoss wurde mit 57 zu 11 Stimmen abgelehnt. (bob)

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Traktandum 6
08.000069 (08/235)
Reg. 22/-00
Motion Dieter Beyeler, Lydia Riesen-Welz (SD): Demo-Route für die Stadt Bern

Demonstrationen in der Bundeshauptstadt, insbesondere unbewilligte, lösen seit vielen Jah-ren unangenehme Nebenerscheinungen aus. Anstelle friedlicher Demonstranten sind Chaoten und Krawallanten am Werk mit den Hauptzielen: Provokationen jeglicher Art, bis zu Gewalt gegen Zivilpersonen und Ordnungskräfte, sowie Beschädigungen und Sprayereien an Gebäu-den und Geschäften.
Diese unhaltbaren Zustände bewirken jeweils Verängstigungen in der Bevölkerung und der massive Sachschaden, unnötig hohe Kosten für die Stadt, sowie massive Umsatzeinbussen der Innenstadtgeschäfte.
In negativer Erinnerung der Bevölkerung sind vor allem der 6. Oktober 2007 sowie die kürzli-che unbewilligte WEF-Demonstration vom 19. Januar 2008.
Unter diesen unerfreulichen Aspekten stellt sich die Forderung nach einer geordneten Kanali-sierung der Demonstrationsroute auf.

Die Schweizer Demokraten (SD) der Stadt Bern fordern deshalb den Gemeinderat auf, fol-gende Demonstrationsregelung einzuführen:
Für Demonstrationsrouten für Auf- und Abmarsch und als Demonstrationsplatz sind nur noch folgende Strassen und Plätze zugelassen: als Beispiel, Bundesgasse-Bundesplatz.

Diese Demonstrationsregelung muss folgende Vorteile beinhalten:
1. Die gesamte Altstadt wird von Demonstrationen mit allen negativen Auswirkungen entlas-tet.
2. Alle angrenzenden Seitenstrassen können mit einfachen Mitteln abgesperrt werden.
3. Auf der genannten Route ist keine Ballung von Geschäftstreibenden vorhanden.
4. Die genannte Route hat eine genügende Kapazität, auch für Grosskundgebungen.

Bern 31. Januar 2008

Motion Dieter Beyeler, Lydia Riesen-Welz (SD), Ernst Stauffer, Peter Bühler, Thomas Weil, Peter Bernasconi, Roland Jakob, Beat Schori, Ueli Jaisli, Manfred Blaser

Antwort des Gemeinderats
Der Gemeinderat verurteilt Gewalt, Beschädigungen und Sprayereien während Kundgebun-gen aufs Schärfste. Dem Gemeinderat steht die Aufgabe zu, sowohl Sicherheit und Ordnung als auch die Meinungsäusserungsfreiheit zu gewährleisten. Er wird auch in Zukunft für diese Werte einstehen und alles daran setzen, dass Sicherheit und Ordnung einen wichtigen Stel-lenwert einnehmen.
Die Motionäre schlagen eine neue Demonstrationsregelung vor, welche folgende Vorteile beinhalten soll: Entlastung der gesamten Altstadt, Vermeiden einer Ballung von Geschäfts-betreibenden, Absperrung aller angrenzenden Seitenstrassen mit einfachen Mitteln sowie genügend Kapazität für Grosskundgebungen. Als Beispiel wird die "Demo-Route" Bundesgasse-Bundesplatz genannt. Der Vorschlag und die in der Motion genannten Vorteile ergeben auf den ersten Blick durchaus Sinn. Nach intensiver Analyse zeigt sich aber, dass der Vor-schlag aus mehreren Gründen in der Praxis nicht umsetzbar ist.
Aktuell wird unter Berücksichtigung der Art und Grösse einer Kundgebung sowie der Wünsche der Veranstaltenden einer der verfügbaren Plätze in der Innenstadt (Bundesplatz, Waisen-hausplatz, Münsterplatz, Schützenmatte) zur Verfügung gestellt. Für eine Kundgebung, bei welcher mit mehreren 10 000 Personen gerechnet wird und welche von nationaler Bedeutung ist, kommt der Bundesplatz in Frage. Bei einer kleineren Kundgebung, welche nicht von nati-onaler Bedeutung ist, ist beispielsweise der Münsterplatz ein geeigneter Platz. Mit dem Ange-bot von verschiedenen Plätzen und Örtlichkeiten kann den vielfältigen Kundgebungen, die nicht alle nach demselben Muster ablaufen, Rechnung getragen werden. Eine starre Route lässt weder Handlungsspielraum noch Flexibilität zu.
Die von den Motionären vorgeschlagene "Demo-Route" Bundesgasse - Bundesplatz hat den Vorteil, dass die Route selber keine Ballung von Geschäftstreibenden aufweist. Allerdings ist in der Regel bereits auf der Wegstrecke zum offiziellen Ausgangspunkt mit Beeinträchtigun-gen des Normalbetriebs zu rechnen. Viele Personen reisen mit den öffentlichen Verkehrsmit-teln an, daher erfolgt bei grösseren Kundgebungen meist bereits rund um den Bahnhof ein Zusammenschluss der Demonstrierenden. Um vom Bahnhof Bern zum Ausgangspunkt der Bundesgasse zu gelangen, wird in der Regel der Hirschengraben gequert, wo sich Geschäfte befinden. Die vorgeschlagene "Demo-Route" würde mit sich bringen, dass vor jeder grösseren Kundgebung der Hirschengraben in Beschlag genommen würde. Die Bundesgasse erweist sich auch von der dort ansässigen Bundesverwaltung nicht als optimale "Demo-Route". Den erhöhten Sicherheitsanforderungen in dieser Zone ist Rechnung zu tragen. Den Schutz aller Bundesgebäude entlang der Bundesgasse zu gewährleisten bedürfte regelmässig eines poli-zeilichen Grossaufgebots mit einem entsprechend immensen finanziellen sowie personellen Aufwand. Gebäudeinhaberinnen und Gebäudeinhaber entlang der Bundesgasse würden sich verständlicherweise wehren, wenn alle - oftmals lautstarken - Kundgebungen bei ihnen vor-beiziehen würden; nicht zuletzt wäre der Parlamentsbetrieb wie auch die Geschäftsabwick-lung bei den Magistraten und offiziellen Besucherinnen und Besuchern gestört. Weiter stellt sich bei der Bundesgasse das Problem der öffentlichen Verkehrsmittel, welche durch die Bundesgasse fahren. Der öffentliche Verkehr müsste bei jeder Kundgebung unterbrochen werden, was zu Beeinträchtigungen für die Kundinnen und Kunden führt.
Zusätzlich geben die Motionäre den Bundesplatz als Beispiel an. Eine immerwährende Nut-zung des Bundesplatzes für Kundgebungen führt zu einer Übernutzung des Bundesplatzes. Der Grundgedanke des Konzepts Bundesplatz "Platz als Platz" würde wegen der Übernutzung verloren gehen. Gemessen an der Anzahl Kundgebungen pro Jahr würde fast täglich - manchmal sogar mehrmals täglich - eine Kundgebung auf dem Bundesplatz stattfinden.
Der Bundesplatz als Bestandteil der "Demo-Route" würde auch mit dem städtischen Regle-ment vom 20. Oktober 2005 über Kundgebungen auf öffentlichem Grund (Kundgebungsreg-lement; KgR; SSSB 143.1) und dem Nutzungskonzept Bundesplatz in Konflikt treten. Gemäss Artikel 6 des Kundgebungsreglements werden Kundgebungen auf dem Bundesplatz in der Regel nicht bewilligt während der Sessionswochen des eidgenössischen Parlaments für die Zeit von Montag bis Freitag und während den dortigen Marktzeiten (Wochenmarkt, Zibelemärit und Geraniummärit). Das vom Gemeinderat beschlossene Nutzungskonzept Bundesplatz legt weiter fest, dass der Bundesplatz vielfältige Nutzungen ermöglichen soll (Marktplatz, na-tionale Manifestationen, traditionelle Veranstaltungen etc.). Auch sollen nur Veranstaltungen, die von ihrer Grösse her dem Ort angemessen sind und der Würde des Platzes Rechung tragen, auf dem Bundesplatz bewilligt werden. Während den öffentlichen Feiertagen und an ho-hen Festtagen werden keine Kundgebungen auf dem Bundesplatz bewilligt.
Ein weiteres Problem stellt sich hinsichtlich der "Bundeshaus-Sperre", welche einst aus Si-cherheitsgründen definiert wurde. Dabei handelt es sich um einen Zaun zum Schutz des Par-lamentsgebäudes, welcher in problematischen Fällen aufgestellt wird. Die "Demo-Route" Bun-desgasse-Bundesplatz führt mitten durch diese Sicherheitszone.
Im Übrigen hat der Stadtrat an der Sitzung vom 15. Mai 2008 im Rahmen der Teilrevision des Kundgebungsreglements beschlossen, dass in der Regel nur noch Platzkundgebungen, na-mentlich ohne in Anspruchnahme der Hauptgasse, bewilligt werden. Das angegebene Beispiel der "Demo-Route" Bundesgasse-Bundesplatz würde dem Beschluss des Stadtrats widerspre-chen.
Andere "Demo-Routen" innerhalb der Innenstadt, würden die von den Motionären aufgestell-ten Vorteile nicht erfüllen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Verlegung der "Demo-Route" von der Innenstadt in die Aussenquartiere, was bei den Veranstaltenden wegen Unattraktivität auf grossen Widerstand stossen würde.
Aus all diesen Gründen ist die von den Motionären vorgeschlagene Kundgebungsregelung in der Praxis nicht umsetzbar.

Folgen für das Personal und die Finanzen
Keine

Antrag
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, die Motion abzulehnen.

Bern, 2. Juli 2008

Der Gemeinderat

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Traktandum 7
08.000077 (08/273)
Reg. 22/-00
Motion Fraktion SVP/JSVP (Peter Bühler/Manfred Blaser, SVP): Demo- und Kundgebungsverbot während Sitzungen des Stadtrats!

Fast jeden Donnerstag vor und während der Stadtratssitzungen kommt es zu irgendwelchen Kundgebungen oder Demonstrationen vor dem Rathaus. In anderen Städten und Parlamenten sind solche Kundgebungen oder Demonstrationen eine Seltenheit. Regelmässig muss man in Bern einen kleinen "Hindernislauf" machen, um zum Rathauseingang zu gelangen und zusätz-lich nicht noch mit Flugblättern und Broschüren etc. "bedient" zu werden.
Nun kommt es in letzter Zeit vermehrt vor, dass Mitglieder des Stadtrates angepöbelt werden. Bei der "Anti-WEF" Kundgebung, welche am 24. Januar 2008 speziell für das Stadtparlament organisiert wurde, mussten die Ratsmitglieder sogar einen Spiessrutenlauf durch eine grölen-de, biertrinkende, pöbelnde Demogruppe in Kauf nehmen. Mehrere Stadträtinnen und Stadträ-te wurden verbal angegriffen, ein Mitglied des Stadtrates wurde sogar tätlich angegriffen, in-dem es mit Bier übergossen wurde.
Aufgrund der oben kurz beschriebenen Ereignisse wird der Gemeinderat aufgefordert, das Demoreglement dahingehend zu ergänzen, dass es verboten ist, vor und während einer Stadtratssitzung Demonstrationen oder Kundgebungen vor oder im Rathaus durchzuführen.

Bern, 14. Februar 2008

Motion Fraktion SVP/JSVP (Peter Bühler/Manfred Blaser, SVP), Ueli Jaisli, Rudolf Friedli, Thomas Weil, Peter Bernasconi, Roland Jakob, Beat Schori

Antwort des Gemeinderats
Der Gemeinderat bedauert die Vorfälle, die sich im Rahmen der Anti-WEF-Aktion am 24. Ja-nuar 2008 vor dem Rathaus zugetragen haben. Dennoch gilt es festzuhalten, dass es - ent-gegen der Ansicht der Motionäre - lediglich sporadisch zu Kundgebungen vor oder während den Stadtratssitzungen kommt. Ausserdem verliefen solche Kundgebungen, abgesehen von der erwähnten Aktion, jeweils friedlich.
Der Gemeinderat spricht sich aus folgenden Gründen gegen ein Kundgebungsverbot vor und während den Stadtratssitzungen vor dem Rathaus aus:
Das Bundesgericht anerkennt in ständiger Rechtsprechung einen bedingten Anspruch auf die Benützung von öffentlichen Strassen oder Plätzen, namentlich zur Ausübung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Der Gemeinderat ist der Ansicht, dass aufgrund eines negativen Vorfalls die Meinungsäusserungsfreiheit nicht derart eingeschränkt werden sollte, dass vor und während einer Stadtratssitzung vor dem Rathaus keine Kundgebungen mehr erlaubt sind. Damit die Meinungsäusserung ihre Appellwirkung gegenüber dem Stadtrat entfalten kann, ist es naheliegend, eine entsprechende Kundgebung vor oder während den Stadtratssitzungen vor dem Rathaus durchzuführen. Um eine möglichst friedliche Kundgebung sowie einen rei-bungslosen Ablauf gewährleisten zu können, werden bereits heute die Bewilligungen mit ent-sprechenden Auflagen oder Anordnungen versehen (z.B. Aufruf zu einer gewaltfreien Kundgebung, Aufstellen eines Organisationsdiensts etc.). Im Übrigen löst ein Kundgebungsverbot vor oder während den Stadtratssitzungen alleine das Problem von unbewilligten Aktionen nicht.
Sollte der Stadtrat trotzdem ein entsprechendes Verbot im Kundgebungsreglement verab-schieden, müsste eine städtische Behörde analog der Regelung beim Bundesplatz Ausnah-men vom Verbot erlassen können, damit das Prinzip der Verhältnismässigkeit gewahrt werden kann.

Folgen für das Personal und die Finanzen
Keine.

Antrag
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, die Motion abzulehnen.

Bern, 13. August 2008
Der Gemeinderat

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Traktandum 8
04.000244 (08/237)
Reg. 22/-00
Motion Fraktion GB/JA!/GPB (Catherine Weber, GB/Simon Röthlisberger, JA!/Daniele Jenni, GPB) vom 30. Januar 2003: Berner Bahnhof: Stühle und Bänke zurück!: Abschreibung Punkt 1

In der Sitzung vom 18. Mai 2006 behandelte der Stadtrat die folgende Richtlinienmotion der Fraktion GB/JA!/GPB (Catherine Weber, GB/Simon Röthlisberger, JA!/Daniele Jenni, GPB) betreffend Berner Bahnhof: Stühle und Bänke zurück!; Abschreibung:
Die vom Gemeinderat angeordnete Entfernung aller Sitzgelegenheiten im städtischen Teil des Bahnhofs Bern bei der Christoffelunterführung löst keine Probleme, sondern schafft im Ge-genteil noch mehr Unmut. Die Bänke sind zwar weg, die immer wieder als "randständig" be-zeichneten Menschen haben sich aber damit nicht einfach in Luft aufgelöst.
Zumindest bis es Sommer und also wirklich wärmer wird, ist der Bahnhof für viele - auch für Reisende und Wartende - der einzige öffentliche Ort, wo man sich vor Wind und Regen ge-schützt und ohne ständigen Konsumzwang aufhalten kann.

Der Gemeinderat erhält deshalb folgende Richtlinie
1. Umgehend wieder für alle genügend Sitzgelegenheiten im städtischen Teil des Bahnhofs Bern zu schaffen.
2. In enger Zusammenarbeit mit den gassennahen Institutionen Vorschläge auszuarbeiten und zu verwirklichen, die den Bedürfnissen derjenigen Betroffenen entgegenkommen, die sich aus sozialen oder gesundheitlichen Gründen im Bahnhof aufhalten wollen und eben-so ein Recht haben, sich im öffentlichen Raum zu bewegen und zu treffen.
3. Sich bei der SBB dafür einzusetzen, dass es auch im SBB-eigenen Bahnhofsteil, insbe-sondere rund um den Treffpunkt, deutlich mehr Sitzgelegenheiten gibt

Bern, 30. Januar 2003

Fraktion GB/JA!/GPB (Catherine Weber, GB / Simon Röthlisberger, JA! / Daniele Jenni, GPB), Michael Jordi, Natalie Imboden, Doris Schneider, Martina Dvoracek, Daniele Jenni, Erik Moz-sa, Annemarie Sancar-Flückiger

Die Punkte 2 und 3 der Motion wurden am 18. Mai 2006 abgeschrieben (SRB 228).
Die Frist zur Erfüllung des Punkts 1 der Motion wurde bis zur Inbetriebnahme des städtischen Teils des neuen Bahnhofs verlängert.

Bericht des Gemeinderats
Der Bahnhof Bern war und ist einer der meist frequentiertesten Orte in Bern, der täglich von Zehntausenden von Bahnreisenden durchquert wird. Mit dem Umbau des Bahnhofsplatzes und mit der Sanierung der Christoffelunterführung haben sich unter anderem auch die ehe-mals dunklen unterirdischen Bahnhofzugänge zu attraktiven Passantendurchgängen ent-
wickelt. Alle Unterführungen des Berner Bahnhofs - auch die Christoffelunterführung - dienen als wichtige Verkehrs- und Fluchtwege. Ausgehend von dieser Tatsache bestand deshalb auch ein wichtiges Ziel bei der Planung und Realisierung des Bauvorhabens Christoffelunterfüh-rung darin, den immensen Menschenströmen sowie der Mieter- und Kundschaft im städti-schen Teil des Bahnhofs die bestmöglichste Sicherheit zu bieten.
Um diese Sicherheit gewährleisten zu können, wurden bereits in der Baubewilligung wie auch bei den Brandschutzauflagen der Bauherrschaft strenge Bedingungen auferlegt. So ist der öffentliche Durchgang gemäss Baubewilligung in der Christoffelunterführung "frei von jegli-chen mobilen Einrichtungen (Aussenbestuhlung, Geschäftsauslagen, Werbeplakatständer) zu halten". Gemäss Brandschutzauflagen der Gebäudeversicherung Bern (GVB) sind ausserdem "alle Fluchtwege und Ausgänge stets freizuhalten und jederzeit ungehindert begehbar zu sein". Auch das Bahnhofreglement, das in der Abstimmung vom 1. Juni 2008 vom Volk ange-nommen wurde, untersagt klar das Versperren von Rettungs- und Fluchtwegen. Diese Aufla-gen erhalten umso mehr Bedeutung, weil die Fläche der Passage in der Christoffelunterfüh-rung von ehemals 3 775 m2 auf 1 703 m2 reduziert worden ist.
Der Gemeinderat ist selbstverständlich daran interessiert, dass im gesamten Gebiet des Bahnhofs Bern genügend Sitzplätze für Reisende, Wartende und sich treffende Personen zur Verfügung stehen. Die Realisierung dieses berechtigten Anliegens ist im Wartsaal der SBB und auf den Perrons gewährleistet. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass zum Wartsaal der SBB jedermann/jederfrau Zutritt hat, also auch Personen, die sich treffen oder nur kurz aus-ruhen wollen.
Die Christoffelunterführung beherbergt täglich eine Vielzahl von Personen - Reisende, Ein-kaufende, Wartende, Geschäftspersonal. Die Sicherheit dieser Personen muss das oberste Gebot bleiben. Das Aufstellen von Sitzgelegenheiten in der Christoffelunterführung würde im Katastrophenfall eine gefährliche Behinderung darstellen, die im schlimmsten Fall Men-schenleben gefährden oder sogar kosten könnte. Aus diesem Grund ist es dem Gemeinderat nicht möglich, Stühle und Bänke in der Christoffelunterführung aufzustellen.

Antrag
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, den erheblich erklärten Punkt 1 der Motion abzu-schreiben.

Bern, 2. Juli 2008
Der Gemeinderat

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Traktandum 15
08.000207 (08/402)
Reg. 60/-00
Postulat Luzius Theiler (GPB): Weg mit dem Gitterzaun beim Eingang zur Neuengass-Unterführung!

Wohl zur Feier der Abstimmung über das Bahnhofreglement wurde in den letzten Tagen der Eingang zur Neuengass-Unterführung mit einem engmaschigen Drahtgitter von gut 2 m Höhe umzäunt. Zweck des Gitters ist es, die bisher zum öffentlichen Raum gehörigen Sitzgelegen-heiten entlang der Aussenseite des Baus abzusperren und damit z.B. den Leuten auf der Gasse die letzte bescheidene Möglichkeit zum Ausruhen wegzunehmen. Diese kleinliche, selbstverständliche Bedürfnisse von Menschen verachtende Massnahme ist auch durch das neue Bahnhofreglement, welches sich auf ein Verbot von "Sitzen und Liegen auf Boden und Treppen" beschränkt, nicht abgedeckt. Logischerweise müssten nun alle Brüstungen, Vor-sprünge und Mauerchen, die evtl. einmal als Sitzgelegenheiten dienen könnten, mit einem Drahtmaschenzaun abgesperrt werden - eine absurde Vorstellung!
Der Zaun ist m.E. zudem widerrechtlich, weil nie ein Baugesuch eingereicht wurde und die für Zäune über 1,20 m nötige Baubewilligung fehlt.
Unabhängig von diesen rein rechtlichen Erwägungen wird der Gemeinderat ersucht, den einer offenen und menschenfreundlichen Stadt unwürdigen Gitterzaun bei der Neuengass Unterfüh-rung zu entfernen.

Bern, 5. Juni 2008

Postulat Luzius Theiler (GPB), Rolf Zbinden Anne Wegmüller, Hasim Sancar, Emine Sariaslan

Antwort des Gemeinderats
Der Bahnhof Bern gilt als Mobilitätsdrehscheibe der Stadt und als Durchgangszentrum für mehr als 150 000 Personen am Tag. Wo jeden Tag Fussgängerinnen und Fussgänger zirku-lieren und Tausende von Bussen, Trams, Velos und Autos verkehren, ist der zur Verfügung stehende Raum notgedrungen beschränkt. Viele Reisende verlassen den Bahnhof über die Unterführungen, entweder Richtung Tram via Christoffel-Unterführung oder Richtung Innen-stadt via Neuengass-Unterführung. Beide Unterführungen haben in erster Linie die Funktion von Verkehrswegen zu erfüllen und sind nur schon aus diesem Grund als von der Öffentlich-keit stark frequentierte Durchgangswege zu betrachten.
Bei der Neuengassunterführung dient nicht nur die Treppe beim Eingang als vielbegangener Durchgangsweg, sondern auch das Trottoir an der Rückseite und der Gehweg an der Süd-seite der Überdachung des Eingangs. Tausende von Fussgängerinnen und Fussgängern nut-zen täglich diese Wege und sind darauf angewiesen, sie ungehindert begehen zu können. An der Nordseite der Überdachung des Eingangs zur Neuengassunterführung befindet sich ein Veloständer. Auch hier herrscht täglich ein grosses Kommen und Gehen und ist deshalb ein freier Zugang wichtig. Bevor das Drahtgeflecht an der Überdachung der Neuengassunterfüh-rung angebracht wurde, waren die erwähnten Wege nicht immer ungehindert passierbar, weil das Mauerfundament für die Überdachung der Neuengassunterführung als Sitzgelegenheit benutzt wurde und sich in der Folge teilweise grössere Personengruppen bis auf die Gehwege bildeten. Zudem wurden die seitlichen Glasflächen der Überdachung täglich illegal mit Plaka-ten beklebt. Um die illegale Plakatierung zu unterbinden und den freien Durchgang der Geh-wege rund um den Eingang zur Neuengassunterführung zu gewährleisten, wurde als kurzfris-tige Massnahme und als Übergangslösung ein Drahtgeflecht installiert. Seither hat sich die Lage deutlich verbessert.
Dem Gemeinderat ist bewusst, dass die Frage der Sitzgelegenheiten viele Bürgerinnen und Bürger betrifft und beschäftigt. Er ist gewillt, klare Rahmenbedingungen zu definieren und den öffentlichen Raum zu organisieren. Er hat daher ein Projekt gestartet, das zum Ziel hat, den öffentlichen Raum auf seine Nutzungsmöglichkeiten hin zu analysieren und in einem Gesamt-konzept entsprechend zu strukturieren. Das Thema Sitzgelegenheiten wird im Rahmen dieser Konzeptarbeit untersucht. Das angesprochene Nutzungskonzept soll im Jahr 2009 erarbeitet werden. Dabei wird es punkto Sitzgelegenheiten darum gehen, deren Standorte und die An-zahl in Koordination mit den verschiedenen anderen Nutzungsbedürfnissen festzulegen. Als Beispiele für weitere Nutzungen, die dabei eine Rolle spielen, seien erwähnt: Markt- und Ver-kaufsstände, StrassencafŽs, Plakatständer, Anlieferung, Verteilkästen für Zeitungen, Stelen des Fussgängerleitsystems und Parkplätze (insbesondere Veloparkplätze).
Das Drahtgeflecht an der Neuengassunterführung versteht sich als Provisorium, für das am 15. September 2008 ein Baugesuch eingereicht wurde. Die Bewilligung steht noch aus. Mit einem von der Bauherrschaft beauftragten Architekturbüro wird bis Ende 2008 ein Projekt für die definitive Umgestaltung des Abgangs der Unterführung ausgearbeitet und ein entspre-chendes Baugesuch eingereicht, so dass im Frühsommer 2009 bauliche Massnahmen mit dem Ziel einer Harmonisierung der Abgänge zur Christoffel-Unterführung gestartet werden können.

Antrag
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, das Postulat abzulehnen.

Bern, 19. November 2008
Der Gemeinderat

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Traktandum 17

08.000172 (08/282)
Reg. 35/-00
Postulat Fraktion GB/JA! (Emine Sariaslan, GB): Case Management im Suchtbereich

Die Drogenpolitik der Stadt Bern hat zum Ziel, drogen- und suchmittelabhängigen Menschen fachlich gute Hilfsangebote bereitzustellen. Die Drogenpolitik der Stadt Bern basiert auf dem 4-Säulen-Modell und bietet zahlreiche Angebote an. Die institutionalisierte Koordination und Vernetzung sämtlicher Angebote fehlt jedoch weitgehend. In dieser Situation kann Case Ma-nagement mittels Fallkoordination als verbindendes Element im 4-Säulen-Modell eingesetzt werden. Verschiedene Kantone haben schon mit "Case Sucht Management" Erfahrungen ge-sammelt.
Case Management ist ein Unterstützungskonzept, das in der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen und Institutionen eine durchgängige Klärungshilfe, Koordinierungsarbeit, Bera-tung, Nachsorge und Behandlung gewährleistet. Für Personen mit problematischem Konsum und Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen soll der Zugang zur entsprechenden Dienst-leistung einfach und rasch gewährleistet sein. Das Case Management stellt Vernetzungen her und koordiniert die informelle und formelle Hilfe. Dadurch werden Doppelspurigkeiten vermie-den und es wird eine höchstmögliche Effizienz und Effektivität im Unterstützungsprozess er-reicht.

Wir bitten den Gemeinderat,
1. in Zusammenarbeit mit dem Kanton und den betroffenen Institutionen ein Konzept für die Umsetzung des Case Managements im Drogenbereich zu erstellen.

2. das Konzept der zuständigen Stadtratskommission zur Kenntnis zu bringen.

Bern, 8. Mai 2008

Postulat Fraktion GB/JA! (Emine Sariaslan, GB), Christine Michel, StŽphanie Penher, Karin Gasser, Natalie Imboden, Hasim Sancar, Urs Frieden, Anne Wegmüller, Lea Bill, Cristina An-liker-Mansour

Antwort des Gemeinderats
Im letzten Jahr hat der Gemeinderat das Strategiepapier "Suchtpolitik: Ziele, Schwerpunkte und Massnahmen 2007-2012" verabschiedet. In diesem Zusammenhang wurde die Organisa-tion der Strukturen überprüft und das Ziel festgelegt, die Kooperation und Koordination im Suchtbereich zu erweitern und zu vertiefen. Eine Fallkoordination für Abhängige illegaler und legaler Substanzen erweist sich dabei als ein hilfreiches Instrument. Aus diesem Grund ist als zusätzliche Massnahme der Aufbau eines Case Managements vorgesehen.
Der Gemeinderat ist daran interessiert, mit einem Case Management die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Beteiligten im Suchthilfebereich zu vereinheitlichen und zu ver-einfachen. Im April dieses Jahrs hat der Fachverband Sucht eine Fachtagung zum Thema Case Management durchgeführt. Verwaltungsinterne und -externe Personen aus den entsprechenden Bereichen haben sich über den neusten Stand der Fallkoordination orientieren kön-nen.
Dem Stadtrat wird das Konzept nach Fertigstellung zur Kenntnis gebracht.

Antrag
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, das Postulat erheblich zu erklären.
Bern, 20. August 2008
Der Gemeinderat

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NEUE EINGEREICHTE VORSTÖSSE:

Interpellation Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB): Welche Empfehlungen gab die Regierungsstatthalterin der Kantonspolizei? (eingereicht 15.1.09)

Letztes Jahr wurde am 19.01.2008 in Bern erneut gegen das WEF und die negativen Auswirkungen der Globalisierung auf die Bevölkerung demonstriert. Leider wurde die Demobewilligung für diese Kundgebung mit einem überstürzten und nicht nachvollziehbaren Entscheid des Gemeinderats sowie der Kantonspolizei Bern zurückgezogen. Als Folge davon nahm die Polizei präventiv insgesamt 242 Menschen in der Innenstadt fest, die ersten bereits ab 10 Uhr. Am 26.01.2008 fand dann eine bewilligte Demo zum gleichen Thema statt.

Die Berner Regierungsstatthalterin Regula Mader wurde eingeladen, sich vor Ort ein Bild zu machen über die Umstände, unter welchen die betroffenen Personen festgehalten wurden. Sie erstattete ausführlich Bericht über ihre Beobachtungen und gab eine ganze Reihe von Empfehlungen ab.

Bereits 2005 gab es während der Anti-WEF-Demo unverhältnismässige Festnahmen. Damals hatte die BAK eine ausführliche Untersuchung durchgeführt und Empfehlungen zuhanden der Polizei verabschiedet. Die Festnahmen während der Anti-WEF-Demo 2008 haben die Fraktion GB/JA! erneut dazu veranlasst, über die BAK eine Abklärung zu bewirken. Die BAK ist diesem Antrag gefolgt und hat festgestellt, dass die Empfehlungen von 2005, die damals noch an die Stadtpolizei Bern gerichtet waren, nicht oder nur teilweise bzw. ungenügend berücksichtigt worden sind.

Die Menschenrechtsorganisationen grundrechte.ch und augenauf bern haben Anfangs 2008 bei der Oberaufsichtskommission (OAK) des Grossrates eine Beschwerde eingereicht und eine Untersuchung der Vorkommnisse während der Anti-WEF-Demo 2008 verlangt.

In einer Medienmitteilung (MM) vom 16.12.2008 behauptet nun die OAK, dass das Vorgehen von Police Bern nachvollziehbar sei. In dieser MM wird weiter gesagt, dass die Regierungsstatthalterin zusätzlich zum oben erwähnten Bericht auch 26 Empfehlungen zuhanden der Kantonspolizei abgegeben habe, die aber bisher im Detail der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Hierzu ist festzuhalten, dass sowohl im Kanton Bern wie auch in der ganzen Schweiz seit einigen Jahren das Prinzip der Öffentlichkeit gilt. Es ist nicht einzusehen, weshalb dieses für die Demokratie enorm wichtige Prinzip ausgerechnet hier nicht zur Anwendung kommen soll. Zudem sind es Empfehlungen, die direkte Auswirkung auf polizeiliches Handeln in der Stadt Bern haben, es also nicht in der alleinigen Zuständigkeit und Verantwortung kantonaler Behörden (Polizei & Politik) liegen kann, wie damit umgegangen wird. Gemäss OAK bestünde für sechs der Empfehlungen derzeit keine rechtlichen Grundlagen, während die Kantonspolizei bereit sei, 16 der Empfehlungen ganz oder teilweise zu berücksichtigen, eine Empfehlung anzuerkennen. Offensichtlich zirkuliert der Katalog bereits inoffiziell in gewissen Medien-Kreisen und hat Gerüchte oder Spekulationen in Gang gesetzt.

Im Sinne von Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger bzw. für künftige ähnliche Situationen bei Kundgebungen in der Stadt Bern sowie zur Wahrung der Rechtsstaatlichkeit bitten wir den Gemeinderat folgende Fragen zu beantworten:

1. Wurde der Gemeinderat, im speziellen die Direktion SUE von der OAK konsultiert oder über die Abklärungen informiert?

2. Ist der Gemeinderat nicht auch der Ansicht, dass die unterschiedlichen Stellungnahmen von BAK und OAK problematisch sind? Wie will er hier künftig Einfluss nehmen auf polizeiliches Handeln?

3. Wie lauten die 26 Empfehlungen der Regierungsstatthalterin an die Kantonspolizei und für welche 6 Empfehlungen gibt es keine rechtlichen Grundlagen?

4. Welches sind die 16 Empfehlungen, die die Kantonspolizei ganz oder teilweise berücksichtigen will, welche Empfehlung wird von ihr anerkannt, kann aber offenbar ressourcenbedingt nicht vollständig umgesetzt werden? Welchen Einfluss will der Gemeinderat ausüben, um alle oder einzelne der Empfehlungen in die Tat umzusetzen?

5. Welche Empfehlung richtet sich nicht an die Polizei und für welche zwei Punkte liegen Ermessensbeurteilungen (welcher Art) vor?

Bern, 15. Januar 2009

Interpellation Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB), Natalie Imboden, Christine Anliker-Mansour, Aline Trede, Emine Sariaslan, Christine Michel, Lea Bill, Stéphanie Penher

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Interpellation Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB): Keine privaten Sicherheitsdienste für die "öffentliche Ordnung" (eingereicht 15.1.09)

Wie die Zeitung "Der Bund" vom 15. Dezember 2008 berichtet, engagierte die Interessengemeinschaft Aarbergergasse (lGA) im Oktober vergangenen Jahres versuchsweise und auf eigene Kosten eine Patrouille der Protectas, die "für Ruhe und Ordnung in der Strasse" zu sorgen hatte.

"Sicherheit" ist eine staatliche Kernaufgabe, das staatliche Gewaltmonopol ein Wesensmerkmal jedes modernen Staates. Zu diesem Schluss kommt der Rechtsprofessor Walter Kälin in einem Gutachten, welches er für den Verband der Schweizerischen Polizeibeamten (VSPB) im Jahr 2006 erstellt hat (Kälin, Walter/Lienhard, Andreas/Wyttenbach, Judith: Auslagerung von Sicherheitspolizeilichen Aufgaben auf private Sicherheitsunternehmen in der Schweiz, Basel 2007). Der Auslagerung von polizeilichen Aufgaben an private Sicherheitsfirmen seien enge Grenzen gesetzt, so Kälin. Unzulässig sei die Übertragung solcher Aufgaben auf Private, wenn die Aufgabenerfüllung mit der Anwendung von Zwang verbunden sei, so zum Beispiel Personenkontrollen, Anhalten von Personen oder erkennungsdienstliche Massnahmen. Heikel sei die Auslagerung grundsätzlich bereits dann, wenn bei der Aufgabenerfüllung Ermessensentscheide getroffen werden müssen.

Die IGA hat die Protectas-Patrouille mit der Aufgabe betraut, an der Aarbergergasse "für Ruhe zu sorgen". Nun plant Berncity einen flächendeckenden Einsatz der privaten Sicherheitskräfte für die Innenstadt und fragt bei der Stadt nach finanzieller Unterstützung.

Die Anliegen der Gewerbetreibenden sind ernst zu nehmen. Mit der Kantonalisierung der Polizei hat der Kanton mit einem Vertrag die Verantwortung die Gewährleistung der Sicherheit in der Stadt Bern. Es erstaunt, dass städtische Gewerbetreibende die Privatsicherheitsdienste- der Polizei resp. der Arbeit von Pinto vorziehen. Das Vorgehen der Protectas-Patrouillen entspricht weitest gehend den Aufgaben von Pinto entspricht, welches in erster Linie auf Wunsch und Antrag der Geschäftsbesitzerlnnen in der Innenstadt ins Leben gerufen worden ist. Deshalb bleiben in diesem Zusammenhang auch offene Fragen, warum nicht Pinto diese Rolle übernehmen soll.

Die Fraktion GB/JA! stellt dem Gemeinderat folgende Fragen:

1. War der Gemeinderat über den Versuch, eine Patrouille eines privaten Sicherheitsdienstes in der Aarbergergasse einzusetzen, vorgängig informiert resp. stand der Gemeinderat diesbezüglich in Kontakt mit der Interessengemeinschaft Aarbergergasse und wenn ja, wie hat er sich dazu verhalten/geäussert?

2. Gab es während dieser Testphase eine Zusammenarbeit zwischen der Polizei und den privaten Sicherheitskräften der Firma Protectas und den Mitarbeitenden von Pinto? Wenn ja in welcher Form? Hat der Gemeinderat Kenntnis von der Auswertung des Versuchs?. Wenn ja, was waren die Ergebnisse (wie viele Anhaltungen, Kontrollen, um wie viele Personen handelte es sich, wie oft musste die Polizei beigezogen werden)?

3. Ist der Berner Gemeinderat nicht auch der Ansicht, dass mit Patrouillen von privaten Sicherheitsfirmen auf öffentlichem Grund das staatliche Gewaltmonopol in Frage gestellt wird? Wenn nein, warum nicht.

4. Wie definiert der Gemeinderat den öffentlichen Raum/Grund im Zusammenhang mit solchen privaten Kontrollaufträgen - wo fängt der öffentliche Raum an und wo hört er auf und wo gibt es Überschneidungen? Unter welche Kategorie fallen z.B. Lauben, Passagen oder Vorplätze? Wurden die Geschäfte und privaten Sicherheitsdienste informiert darüber, wo es sich im öffentlichen bzw. privaten Raum handelt? Wenn nein, was gedenkt der Gemeinderat zu unternehmen, um in dieser Hinsicht Klarheit zu schaffen? Ist er bereit, dem Stadtrat darüber Bericht zu erstatten?

5. Wurde PINTO in irgendeiner Form einbezogen? Wenn ja in welcher, wenn nein, weshalb nicht? Wie ist die Einschätzung der PINTO-Mitarbeitenden bezügl. des Aarbergergasse-Pilotprojekts und allfälliger Ausweitung privater Kontrollen im (halb)öffentlichen Raum? Kann nicht PINTO diese Aufgabe zur Zufriedenstellung der IGA und Privaten wie auch der Stadt wahrnehmen? Braucht es allenfalls eine Anpassung des Auftrags und der Pflichtenhefte bei PINTO?

6. Was gedenkt der Gemeinderat zu unternehmen, den Anliegen von Berncity gerecht zu werden, zugleich aber sicherzustellen, dass für Kontrollen im öffentlichen Raum nur die Polizei zuständig bleibt?

 

Bern, 15. Januar 2009


Interpellation Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB), Natalie Imboden, Christine Anliker-Mansour, Aline Trede, Emine Sariaslan, Christine Michel, Lea Bill, Stéphanie Penher

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GIPFEL-SOLI-NEWS 23.1.09
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gipfelsoli.org/Newsletter 23.1.09

23.1.2009 Strasbourg/ Baden-Baden -- Davos

- Camp-Frage: Stadt Kehl will in sich gehen
- Stuttgart ordert Luftwaffe
- Für Baden-Baden bislang zwei Demonstrationen angemeldet
- Ist der Kehler Hafen eine Woche dicht?
- Nato-Gipfel - Planungen laufen auf Hochtouren
- Innenausschuss analysiert Polizeieinsätze beim Weltwirtschaftsgipfel 2007 in Heiligendamm
- Anti-Davos protest ban could spark violence
Mehr: http://info.gipfelsoli.org/Newsletter/5983.html

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VERSTRAHLT
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work 23.1.09

Schleifarbeiten im AKW Leibstadt: Die Schleifer waren geschützt, vier unbeteiligte Arbeiter wurden verstrahlt.

Ein klassischer Fall

Matthias Preisser

Vier Mitarbeiter des AKW Leibstadt wurden letztes Jahr bei einem Zwischenfall verstrahlt. Für die Atomaufsichtsbehörde und die Betreiberin ist das nicht der Rede wert.

"Der Strahlenschutz für das Personal" sei in den Schweizer Atomkraftwerken (AKW) im letzten Jahr "jederzeit gewährleistet" gewesen, schreibt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) in einem Bericht. Das Inspektorat war bis Ende 2008 die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK). Komisch, findet Leo Scherer, der bei Greenpeace Schweiz für AKW zuständig ist. Denn am 7.August 2008 haben im AKW Leibstadt "vier Mitarbeiter bei Instandhaltungsarbeiten radioaktive Stoffe eingeatmet", wie die AKW-Betreiberin Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL) damals selbst mitteilte.

Konkret wurden im Rahmen der Jahresrevision Schleifarbeiten an den Umwälzleitungen durchgeführt, die mit radioaktivem Kühlwasser Kontakt haben und im Bereich der Neutronenstrahlung sind. Die beiden Arbeiter waren mit Schutzmasken ausgerüstet und der Arbeitsplatz mit einer Luftabsaugung versehen. Dennoch wurden vier unbeteiligte Mitarbeiter durch feinste Schleifpartikel, sogenannte Aerosole, verstrahlt.

Erst nachher gehandelt

Glücklicherweise betrug "die aufgenommene Dosis" laut KKL "weniger als einen Zwanzigstel der gesetzlich erlaubten Jahresdosis für beruflich strahlenexponierte Personen". Und glücklicherweise wurden von den 49 ungeschützten Mitarbeitern, die sich im Raum befanden, nur 4 verstrahlt, ergänzt Scherer. Weil der Vorfall nicht klassiert werden musste, findet er aber im Ensi-Bericht keine Erwähnung. Und auch Leibstadt schreibt von einem "störungsfreien Anlagebetrieb". Auch das beziehe sich "auf das Ausbleiben von klassierten Ereignissen", teilt Informationschefin Barbara Suter work mit.

Die Vorkehrungen in Bezug auf die Arbeitssicherheit seien damals vom werkseigenen Strahlenschutz getroffen worden, so Suter weiter. "Gemäss jahrzehntelanger Erfahrung" sei nur "in der näheren Umgebung des Arbeitsplatzes mit Aerosolbildung" zu rechnen gewesen. Inzwischen wird in Leibstadt für derartige Arbeiten der Arbeitsplatz zusätzlich eingehaust, also mit einem Schutzzelt umgeben. Für Scherer stellt sich die Frage, "was von einem AKW-Betrieb zu halten ist, der eine solche Verstrahlung nicht zuverlässig vermeidet, indem er die einfachen Schutzmassahmen präventiv ergreift - sondern erst hinterher".

AKW ist verantwortlich

Laut Dario Mordasini, bei der Unia für Arbeitsschutz zuständig, ist der Vorfall "geradezu klassisch". Allzu oft werde zwar für die Sicherheit der direkt mit Gefahrenstoffen Arbeitenden gesorgt, nebenan aber völlig ungeschützt gearbeitet, insbesondere wenn Angestellte verschiedener Firmen nebeneinander arbeiten würden.

Ob in Leibstadt Fremdunternehmen in den Vorfall verwickelt und allenfalls Angestellte von Fremdunternehmen betroffen waren, will Leibstadt-Sprecherin Suter nicht sagen. Die KKL mache keine Angaben zu den betroffenen Mitarbeitern. Zudem liege die Verantwortung "in jedem Fall beim Kernkraftwerk Leibstadt. Bei der Anwendung von Schutzmassnahmen wird nicht zwischen eigenen und fremden Mitarbeitern unterschieden."

Fragt sich nur, wie dann vier Mitarbeitende verstrahlt werden konnten.

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Leibstadt in Zahlen: Der Widerstand war gross

Das Atomkraftwerk im aargauischen Leibstadt ist das grösste und jüngste der fünf Schweizer AKW. Nach langem Widerstand wurde es Ende 1984 in Betrieb genommen. Der Standort direkt am Rhein zeugt davon, dass es ursprünglich auf Flusskühlung ausgelegt war. Nach dem Verbot der Flusskühlung durch den Bundesrat 1971 wurde die Anlage mit einem Kühlturm konzipiert. Das AKW ist ein Siedewasserreaktor, eine Variante der Leichtwasserreaktortechnik und hat eine Leistung von 1200 Megawatt, was gemäss der Betreiberin rund 15 Prozent der Schweizer Stromproduktion entspricht. Leibstadt gehört zu 50,5 Prozent Töchtern der Axpo Holding; in den Rest teilen sich Atel, BKW, EOS und die Aarauer AEW.
 
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ANTI-ATOM
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Bund 23.1.09

Einigung auf zwei AKWs angestrebt

Der Energiekonzern Axpo führt derzeit Verhandlungen über den Rückzug eines der drei Gesuche für neue Kernkraftwerke

"Drei Kraftwerke sind eines zu viel - da sind wir uns in der Branche einig", sagte Axpo-Chef Heinz Karrer gestern vor den Medien. Die Schweizer Stromkonzerne wollen nur zwei Projekte bis zur Entscheidungsreife vorantreiben.

Der Gewinn der Axpo im Geschäftsjahr 2007/08 von einer Milliarde Franken wirke zwar gross, sagte Verwaltungsratspräsident Robert Lombardini an der Jahresmedienkonferenz der Axpo. "Der Gewinn von heute ist aber die Stromversorgung von morgen", fuhr er fort. Er sei nötig, damit die Axpo grosse, teure Vorhaben finanzieren könne. Nebst Investitionen in Wasserkraftwerke wie etwa jenes in Linthal GL, das über 1,5 Mrd Franken kosten werde, sei die Axpo zur Finanzierung der beiden geplanten neuen Atomkraftwerke auch auf eine gute Eigenkapitalbasis angewiesen. Dies sei Voraussetzung, dass der Konzern günstig zu Krediten komme. Die Axpo wolle die neuen Werke mit so viel Fremdkapital wie möglich finanzieren, sagte Lombardini am Rande der Medienkonferenz.

Einigung mit Alpiq angestrebt

Dass aber beide Kraftwerke, für welche im Dezember die Axpo und die Berner BKW gemeinsam ein Gesuch eingereicht haben, auch tatsächlich gebaut werden, ist alles andere als sicher. Nebst der Axpo und der BKW hat inzwischen auch der Stromkonzern Alpiq, der aus der Fusion der EOS und der Atel hervorgegangen ist, ein Gesuch für ein neues Kraftwerk gestellt. Axpo-Konzernchef Karrer zeigte sich zuversichtlich, dass in den kommenden Monaten branchenintern eine Einigung erzielt und ein Gesuch zurückgezogen werde. Ein Knackpunkt der Verhandlungen mit Alpiq sei vor allem die Reihenfolge, in welcher die Kraftwerkprojekte verwirklicht werden sollen, sagte Karrer.

Der Umsatzrückgang im letzten Geschäftsjahr um 17,5 Prozent ist gemäss Axpo hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass es im Stromhandel zu einer Verlagerung von physischen Lieferungen zu derivativen Geschäften kam. Diese würden in der Rechnung unterschiedlich ausgewiesen. Den gesunkenen Gewinn begründet die Axpo mit Sonderfaktoren. So konnte im Vorjahr etwa durch den Verkauf von Beteiligungen an der Electricité de Strasbourg ein hoher Gewinn verbucht werden. Die Sonderfaktoren nicht mitgerechnet, erhöhte sich der Gewinn im Vorjahresvergleich um 9 Prozent auf 888 Mio Franken.

Fast 5 Prozent mehr Strom

Gestiegen ist insbesondere die Strommenge, welche die Axpo im Ende September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr absetzen konnte. Im Versorgungsgebiet des Unternehmens erhöhte sich der Absatz um 4,9 Prozent auf 19846 Gigawattstunden. Grund dafür waren die zunächst gute Wirtschaftslage und die kühlen Temperaturen im Herbst.

Der Energiebeschaffungsaufwand sank - ebenfalls aufgrund der Verlagerung hin zum derivativen Stromhandel - um 22 Prozent auf 6,9 Mrd Franken. Negativ auf den Aufwand ausgewirkt hätten sich die höheren Preise auf den internationalen Märkten und für den Strombezug aus den französischen Atomkraftwerken, so die Axpo.

Der Axpo-Konzern gehört mehrheitlich den Nordostschweizer Kantonen und umfasst die Nordostschweizerischen Kraftwerke, die Centralschweizerischen Kraftwerke sowie die Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg. (sda)

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Südostschweiz 23.1.09

Stromriesen verzichten auf ein Atomkraftwerk

Von Hanspeter Guggenbühl

Drei neue Atomkraftwerke sind zu viel, konstatiert selbst die Stromwirtschaft. Deshalb wollen sich Axpo, BKW und Atel auf maximal zwei Gesuche einigen.

Zürich. - "Eines der drei AKW-Gesuche ist zu viel", sagte gestern Axpo-Chef Heinz Karrer an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich und fuhr fort: "Das Unschöne ist, dass wir keine Einigung gefunden haben." Die angesprochenen Gesuche für die neuen Atomkraftwerke (AKW) liegen seit Dezember beim Bund: Die Stromkonzerne Axpo und BKW wollen je ein neues AKW mit 1600 Megawatt Leistung im aargauischen Beznau und bernischen Mühleberg bauen, um dort ihre alten, kleineren Reaktoren zu ersetzen. Die Atel reichte schon letzten Sommer ihr Gesuch für einen zweiten Atommeiler in Gösgen ein.

Dass es nicht drei neue AKWs braucht, welche die Atomstrom-Produktion in der Schweiz verdoppeln würden, anerkennt auch Atel-Sprecher Martin Bahnmüller. Den Wettbewerb zwischen den drei Gesuchen verteidigte er Anfang Dezember aber noch mit den Worten: "Mit einer Auswahl von drei Projekten sind die Chancen gut, rechtzeitig zwei neue Kernkraftwerke zu realisieren."

Leuenbergers Wink

Dieser Auswahlstrategie erteilte Energieminister Moritz Leuenberger letzte Woche aber eine Abfuhr, indem er der Strombranche eine längere Bewilligungsdauer für neue AKWs in Aussicht stellte mit dem Argument: "Je mehr Gesuche, desto länger dauert deren Überprüfung." Dieser Wink mit dem politischen Zaunpfahl hat den Druck innerhalb der gespaltenen Stromwirtschaft offensichtlich erhöht. So kündigte Axpo-Chef Karrer gestern an: "In den nächsten Monaten müssen wir eine gemeinsame Lösung finden, bevor die Gesuche in den politischen Prozess gehen."

Eine "Einigung auf zwei Projekte, die zeitlich gestaffelt werden sollen", strebt jetzt auch die Atel an. Das teilte Sprecherin Jacqueline Erb auf Anfrage mit. Als Entscheidungshilfe wolle die Atel aber erste Stellungnahmen des Bundesamtes für Energie sowie der Standortkantone zu den drei Gesuchen abwarten.

Eine mögliche Lösung

Der Machtkampf zwischen den drei AKW-Projekten, der die Schweizer Stromwirtschaft seit zwei Jahren spaltet, bleibt also offen. Doch ein Tauwetter ist in Sicht. Dabei haben sich die Kräfteverhältnisse verändert. So dürfte die Fusion der Atel mit der EOS, welche die atomkritischere Westschweiz mit Strom versorgt, das Atel-Projekt in Gösgen schwächen. Denn die EOS setzt primär auf Gaskraft. Auf politisch schwachen Füssen steht das BKW-Projekt in Mühleberg, weil die Berner Regierung neuen Atomanlagen mit Skepsis begegnet.

In der Pole-Position befindet sich damit das Axpo-Projekt in Beznau. Es profitiert einerseits von der atomfreundlichen Stimmung im Kanton Aargau. Andererseits lässt sich argumentieren, in Beznau bestehe ein Ersatzbedarf mit Priorität, weil der alte Reaktor Beznau 1 im Jahr 2019 als erster abgeschaltet werden muss.

In dieser Situation könnte sich die Stromwirtschaft auf folgende Lösung einigen: Das Bewilligungsgesuch für das Axpo-Projekt in Beznau bleibt, wobei sich Atel und BKW daran beteiligen können. Die Gesuche für die Projekte Mühleberg und Gösgen werden zurückgezogen oder sistiert. Falls "Mühleberg" politisch beerdigt wird, kann die Atel ihr Projekt Gösgen später wieder aus der Schublade holen.

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Axpo-Gewinn sinkt auf eine Milliarde

Der Umsatz des Stromkonzerns Axpo ist im vergangenen Geschäftsjahr um 18 Prozent geschrumpft, wie gestern mitgeteilt wurde. Und der Reingewinn sank um 30 Prozent auf rund eine Milliarde Franken. Klammert man aber die Sonderfaktoren aus, die im Vorjahr den Gewinn stark geschönt hatten, so erzielte die Axpo im Geschäftsjahr 2007/08 einen Rekordgewinn von 888 Millionen Franken. Davon fliessen 159 Millionen Franken als Dividenden an die Nordostschweizer Kantone.

Ein Grossteil ihres Profits erzielte die Axpo dabei im Ausland. So produzierte sie mit ihren Kraftwerken im In- und Ausland sowie ihren Beteiligungen an französischen AKWs insgesamt 37,1 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom. Nach Abzug des Verbrauchs in den inländischen Versorgungsmonopolen (19,8 Milliarden Kilowattstunden), blieb ein Produktionsüberschuss von 17,3 Milliarden Kilowattstunden, den die Axpo mit hoher Marge auf dem europäischen Markt verkaufen konnte. Ebenfalls viel Gewinn brachte der reine Handel, den die Axpo-Tochter EGL tätigt. Dem guten Ergebnis im Ausland steht ein "zufriedenstellendes" Geschäft im Inland gegenüber. Grund: Die Monopoltarife in der Schweiz sind tiefer als die Marktpreise im Ausland.

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Aargauer Zeitung 23.1.09

Hoher Gewinn mit Elektrizität

Axpo Letztes Jahr eine Milliarde verdient

Der Schweizer Stromkonzern Axpo, der sich in der Hand von Deutschschweizer Kantonen befindet, musste im vergangenen Geschäftsjahr zwar einen Rückgang des Gewinns hinnehmen. Bereinigt man das Resultat aber um die Sondereffekte wie den Verkauf der Électricité de Strasbourg im Jahr 2007 oder die Wertschriftenbewertung, zeigt sich ein Anstieg des Ergebnisses gegenüber dem Vorjahr um 9 Prozent. Der Gewinn beträgt insgesamt 1 Milliarde Franken.

Massgeblich für das gute Ergebnis ist das Trading-Geschäft der Axpo-Tochter EGL verantwortlich, das einen Gewinn von 272 Millionen Franken einfuhr. Der Axpo-Konzern konnte weiter den Energieabsatz in seinem Versorgungsgebiet um 4,9 Prozent steigern, was mit einem kühlen Herbst, der Anfang Jahr noch guten Wirtschaftslage und einer höheren Zahl von Arbeitstagen begründet wird.

10 Prozent mehr Stellen

Der Stromriese investierte im vergangenen Geschäftsjahr über eine halbe Milliarde Franken. Das Schwergewicht lag bei Gaskraftwerken der EGL in Italien. Bei der Axpo-Tochter wurde vor allem in die Stromnetze investiert.

 Auch bei den Arbeitsplätzen baute die Axpo-Gruppe weiter aus: Der Personalbesand stieg um 10 Prozent auf 3698 Vollzeitstellen. (NME) Seite 9

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Die Axpo jammert auf hohem Niveau

Elektrizitätswirtschaft Der Stromkonzern sieht ein schwieriges Jahr 2009

Niklaus Mäder

Es ist schwierig geworden, Projekte zu finanzieren. Zudem könnte der Stromabsatz 2009 sinken. Axpo will jedoch weiterhin kräftig investieren.

Für das vergangene Jahr konnte Axpo-Chef Heinz Karrer (Jahresgehalt: 822 000 Franken) gestern gute Zahlen vorstellen: Bereinigt um Sonderfaktoren stieg der Gewinn des Stromkonzerns, zu dem die EGL, die CKW und die NOK gehören, um neun Prozent. Das Ergebnis im Inland bezeichnete Karrer als "zufriedenstellend", dasjenige im Ausland als "sehr gut".

Für das laufende Jahr dämpfte der Axpo-Boss aber die Erwartungen. Er geht davon aus, dass es äusserst schwierig wird, das letztjährige Ergebnis zu wiederholen. Zum einen schlage die schwierige Wirtschaftslage, wegen der zahlreiche Industrieunternehmen Kurzarbeit einführen mussten, auf den Stromverbrauch durch. Karrer schätzt, dass der Absatz im Versorgungsgebiet der Axpo als Folge um 1 bis 2 Prozent zurückgehen wird. Weiter will Karrer weitere Wertminderungen auf den Finanzanlagen wegen der Finanzkrise nicht ausschliessen.

Regulierung bringt Unsicherheit

Als weiteren Problempunkt sieht Karrer die politische Diskussion im Strombereich, welche für Unsicherheit sorgt. Eine grosse Unbekannte seien die ausstehenden Entscheide der Aufsichtsbehörde Elcom bei den Tarifen der regionalen Netze. Karrer kritisierte auch den Entscheid des Bundesrates, die Vergütungen für die so genannten Systemdienstleistungen (u. a. Regelenergie) zu senken. Die Investitionen für Systemdienstleistungen seien nicht mehr rentabel und deswegen langfristig gefährdet.

Schwieriger ist auch die Lage bei der Finanzierung geworden. Der Markt für Projektfinanzierung sei zurzeit praktisch inexistent. Nichtsdestotrotz zeigte sich Karrer investitionsfreudig. Für das laufende Jahr stellte er in Aussicht, dass sich die Strombranche auf zwei der gegenwärtig drei Projekte für den Bau neuer Kernkraftwerke einigen wird. Für das Wasserkraftprojekt Linthal im Kanton Glarus, das über 1,5 Milliarden Franken kostet, soll im September die Kreditbewilligung durch den Verwaltungsrat erfolgen. Der Entscheid sei "nur noch Formsache", so Axpo-Sprecher Erwin Schärer.

3 Mrd. für erneuerbare Energie

Im Bereich der neuen erneuerbaren Energien will die Axpo bis im Jahr 2030 rund 3 Milliarden Franken investieren. Eingeschlossen in diesen Betrag sind auch Zukäufe von bestehenden Anlagen. Damit will Axpo 2400 GWh Strom produzieren, was jedoch nur rund 4 Prozent des aktuellen jährlichen Elektrizitätsverbrauchs der Schweiz darstellt. Gaskraftwerke in der Schweiz hingegen sind weiterhin kein Thema. Die Projekte in Perlen und Schweizerhalle bleiben sistiert. "Auch nach der Lockerung der CO 2-Vorschriften durch den Bundesrat sind wir nicht in der Lage, auch nur annähernd kostendeckend zu produzieren", so Karrer.

Nach wie vor aktuell ist hingegen das Gaspipeline-Projekt TAP der Axpo-Tochter EGL, das von Griechenland nach Italien führen und Gas aus Iran transportieren soll. Hier fehlen noch die Bewilligungen für den Gastransit durch die Türkei und Griechenland.

An der BKW weiterhin interessiert

Nicht verhehlen konnte Karrer sein Interesse an einer Übernahme der Berner BKW, nachdem die Axpo nach dem Zusammengehen von Atel und EOS zur Alpiq nur noch die Nummer 2 im Schweizer Markt ist. Nötig für eine "nähere Kooperation" wäre aber eine Bereitschaft des Kantons Bern, seine Beteiligung abzugeben, was zurzeit kein Thema sei, meinte Karrer.

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BKW investiert 2 Milliarden

Die BKW-Gruppe und ihre Tochtergesellschaft sol-E Suisse AG wollen in den kommenden 20 Jahren über zwei Milliarden Franken in neue erneuerbaren Energien investieren. Gegen 1,5 Milliarden Kilowattstunden Strom sollen bis dann in der Schweiz aus Quellen wie Wind, Biomasse oder Kleinwasserkraftwerken produziert werden. Ende 2008 verfügte die BKW in der Schweiz, in Italien und Deutschland über bestehende und konkret geplante Anlagen mit einer jährlichen Kapazität von über 500 Millionen Kilowattstunden, was dem Jahresstromverbrauch von rund 150 000 Haushalten entspricht. In den drei Ländern erzeugte sie letztes Jahr insgesamt gut 200 Millionen Kilowattstunden Strom aus neuen erneuerbaren Energien. (AP)

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NZZ 23.1.09

Axpo erwartet ein schwächeres Geschäftsjahr

Das inländische Stromgeschäft verliert an Bedeutung

G.V. Müller (gvm)

 Die Axpo-Gruppe hat im vergangenen Geschäftsjahr im inländischen Versorgungsgebiet trotz Mehrabsatz weniger verdient. Dank der im lukrativen Stromhandel tätigen Tochtergesellschaft EGL hat sich das bereinigte Unternehmensergebnis 2008 erneut verbessert.


 gvm. Wenn der Gewinn von heute tatsächlich die Stromversorgung von morgen sichert, wie es der Verwaltungsratspräsident der Axpo  , Robert Lombardini, an der Medienkonferenz vom Donnerstag formulierte, dann kann man beruhigt sein. Dem von den nordostschweizerischen Kantonen und Kantonswerken kontrollierten Stromkonzern gelang im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2007/08 erneut eine Gewinnsteigerung. Der um die (üblichen) Sonderfaktoren bereinigte Unternehmensgewinn auf Stufe Ebit erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 9% auf 888 (813) Mio. Fr. Daraus soll den Aktionären eine unveränderte Dividende von 159 Mio. Fr. ausgeschüttet werden. Zusammen mit diversen Abgaben und Steuern erhält die öffentliche Hand von der Axpo mehr als 500 Mio. Fr. Mit Blick auf die eingetrübten Konjunkturaussichten, die laut Konzernchef Heinz Karrer eine sinkende Nachfrage nach Energie zur Folge haben werden, sei es jedoch äusserst schwierig, das gute Ergebnis in der laufenden Rechnungsperiode zu wiederholen.

 Virtueller Stromhändler

 Das über die Tochtergesellschaften Nordostschweizerische Kraftwerke AG (NOK; Axpo-Beteiligung 100%) und Centralschweizerische Kraftwerke (CKW; 74%) wahrgenommene traditionelle Stromgeschäft bezeichnete Karrer als "zufriedenstellend". Trotz einem um knapp 5% höheren Energieabsatz erzielten sie einen geringeren Betriebsgewinn als im Vorjahr (vgl. Tabelle). Diese Delle konnte das im internationalen Stromhandel tätige Tochterunternehmen Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg (EGL; 87,4%) mehr als wettmachen. In der Berichtsperiode zahlte sich vor allem der Handel mit Standard-Terminkontrakten aus; im Derivatehandel verdreifachte sich der Gewinn auf 327 Mio. Fr. Die Verlagerung vom physischen zum derivativen Stromgeschäft hinterliess in der Axpo-Rechnung sichtbare Spuren. Energieabsatz und Umsatz reduzierten sich um 41% beziehungsweise um 18%. Und weil die positiven und negativen Wiederbeschaffungswerte bilanziert werden müssen, blähten sich das Umlaufvermögen und das kurzfristige Fremdkapital auf.

 Eine solide Bilanz und robuste Ertragszahlen sind nach Ansicht der Axpo-Führung eine zwingende Voraussetzung, um die anstehenden Grossvorhaben finanzieren zu können. Die Kosten für das Pumpspeicherkraftwerk Linthal sind bereits über 1,5 Mrd. Fr. gestiegen, und sie dürften bis zur Realisierung noch höher ausfallen. Allein für die Modernisierung des Leitungsnetzes haben CKW und NOK 700 Mio. Fr. budgetiert. Und für die Förderung erneuerbarer Energien hat die Axpo in drei Jahren rund 500 Mio. Fr. ausgegeben. Bis 2030 sollen 3 Mrd. Fr. in diesen Bereich fliessen.

 "Drei neue KKW sind zu viel"

 Während die EGL in Italien zwecks Steigerung der Eigenproduktion forciert in Gaskombikraftwerke investiert, will die Axpo zusammen mit der BKW in der Schweiz zwei neue Kernkraftwerke (KKW) als Ersatz für Beznau und Mühleberg bauen. Weil auch Atel (künftig Alpiq) ein Rahmenbewilligungsgesuch beim Bundesamt für Energie eingereicht hat, stehen drei KKW zur Diskussion. Gemäss Karrer ist diese Ausgangslage "unschön". Die Strombranche werde sich in den nächsten Monaten auf zwei Projekte einigen, versprach er. Verhandlungen mit der BKW über einen allfälligen Verzicht gebe es aber nicht.