MEDIENSPIEGEL 24.1.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Neugestaltung Schützenmatte sistiert
- Geld für 1.5 Drogenanlaufstelle
- Wagenplatz-Zonen Versuch 2
- Lagerausbruch und Demo in Lampedusa
- Anti-WEF-Demos SO, BS, GE, Davos
- Gefangene ZH immer noch in Haft
- WEF: Armee- und Polizeischutz
- Geheimdienst vs Neonazis dank Antifa-Hack
- Prozess Neonazikonzert Wallis
- Abstimmung Wegweisung Basel
- Solothurn: Publikums-Preis für Beatman

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REITSCHULE
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- Jan 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Sa 24.1.09
19.00 Uhr - Klosterplatz Solothurn - Anti-WEF-Demo
20.30 Uhr - Tojo - Haut, Haar und Huhn. Performance Lisa Jenny. Musik: Tini Hägler
21.00 Uhr - Kino - Gemeinsam verändern, alles gewinnen: La Dignidad de los Nadies, Fernando Solanas, Argentinien 2005
23.00 Uhr - Dachstock - Local Darkside: DJ's Uman, VCA, Deejaymf, Lockee, Schow (Drum'n'bass)

Infos: www.reitschule.ch

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SCHÜTZENMATTE
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Bund 23.1.09

Der Berner Gemeinderat hat die Neugestaltung der Schützenmatte sistiert

"Schütz" bleibt ein Unort

Ein Bericht des Gemeinderates zur Neugestaltung der Schützenmatte ist seit letztem Sommer überfällig. Laut Stadtpräsident Alexander Tschäppät (sp) muss zuerst die Detailplanung für den SBB-Tiefbahnhof abgewartet werden.

Bernhard Ott

Der Raum Schützenmatte ist für die rot-grünen Parteien ein "Unort". Stadtrat Beat Zobrist (sp) schreibt in einer jüngst eingereichten Motion von einem "unternutzten Stadtraum" und einem "Sanierungsfall", der von vielen Menschen gemieden werde. Zobrist fordert vom Gemeinderat die Ausarbeitung eines Gestaltungskonzeptes samt Projektierungskredit. Bereits im Sommer 2007 hat der Stadtrat einen Vorstoss des Grünen Bündnisses (GB) mit ähnlichen Forderungen für erheblich erklärt. Um Platz für die Neugestaltung zu machen, regte das GB an, die Parkplätze aufzuheben und im Erweiterungsbau des Park&Ride Neufeld unterzubringen. Der GB-Vorstoss beinhaltet auch die Rückstellung von 230000 Franken für "minimale Gestaltungsmassnahmen" im Budget 2008.

"Stadt kann nichts zementieren"

Der Gemeinderat hätte nach der Überweisung des GB-Vorstosses ein Jahr Zeit gehabt, um einen Bericht vorzulegen. Indes: Die Expertise ist seit Juni 2008 überfällig. Stadtplaner Christian Wiesmann bestätigt lediglich, dass das Stadtplanungsamt den Bericht schon vor längerer Zeit dem Gemeinderat vorgelegt habe. Zum Inhalt dürfe er sich nicht äussern, bevor der Gemeinderat das Papier zur Kenntnis genommen habe.

Wiesmann weiss auch nicht, wofür die 230000 Franken eingesetzt wurden. Stadtpräsident Alexander Tschäppät (sp) betont, dass die Aufwertung des Raumes Schützenmatte auch dem Gemeinderat ein Anliegen sei. "Die Schützenmatte ist tatsächlich ein Unort." Tschäppät bestätigt, dass als Grundlage für den Bericht auch eine Studie an einen externen Fachmann vergeben wurde, die das Potenzial des Standortes aufzeige. Der Gemeinderat habe die Planung nun aber wegen des geplanten Ausbaus des Tiefbahnhofes stoppen müssen. "Die Stadt kann nichts zementieren, solange der Raumbedarf für Bauinstallationen und Zulieferrouten nicht geklärt ist", sagt der Stadtpräsident.

"Schützenmatte ist Stadt-Boden"

Der Ausbau des SBB-Tiefbahnhofes ist aber erst in den Jahren 2025 bis 2030 vorgesehen. Bis dahin kann man eine Neugestaltung allenfalls etappenweise realisieren, sagt Tschäppät. Laut SBB-Sprecher Roland Binz wird die Detailplanung für den Tiefbahnhof-Ausbau zeigen, welcher Raum im Bereich Schützenmatte beansprucht wird. "Die Schützenmatte ist aber Boden der Stadt." Daher müsse auch die Stadt über die Nutzung des Platzes entscheiden. Zurzeit sei lediglich klar, dass die heutigen Abstellgleise im Bereich Henkerbrünnli für die Logistik des Umbaus genutzt würden, sagt Binz.

Blockiert wegen Parkplatzfrage?

Zurzeit liegen die Hintergründe der Planungsblockade also im Dunkeln. Der zurückgehaltene Bericht des Gemeinderates sieht offenbar in der Tat eine Verlegung der Parkplätze ins Park&Ride Neufeld vor. Der Ausbau des Parkings ist aber zurzeit blockiert. "Bevor wir weitere Entscheide fällen können, muss das städtische Parkraumkonzept vorliegen", sagt Geschäftsführer Jacques Chèvre. Das Parkraumkonzept wiederum lässt seit Jahren auf sich warten.

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DROGENANLAUFSTELLE
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BZ 24.1.09

Anlaufstelle

Stadt rechnet noch einmal

Der Kanton bezahlt der Stadt definitiv kein zweites Fixerstübli. Die Stadt prüft nun, wie tief man die Kosten herunterdrücken kann.

Nun ist offiziell, was diese Zeitung vor einer Woche berichtet hat: Der Kanton ist nicht bereit, der Stadt ein zweites Fixerstübli zu finanzieren. Dies teilten Kanton und Stadt gestern mit. Die Stadt möchte an der Murtenstrasse einen zweiten Standort der Anlaufstelle Hodlerstrasse eröffnen. Damit soll der Raum Schützenmatte entlastet werden. Der Kanton begründet sein Nein mit "finanzpolitischen Gründen" und schreibt sibyllinisch: "Es ist an der Stadt, ob und wie sie eine Dezentralisierung (…) gestalten will." Konkret: Wenn die Stadt einen zweiten Standort will, soll sie den selber bezahlen.

Laut Sven Baumann, Generalsekretär der städtischen Sozialdirektion, ist noch nicht klar, ob das die Stadt wirklich will: "Das kommt darauf an, was es kostet." Man habe mit einem Budget von 600000 Franken gerechnet, nun müsse man prüfen, "wie tief man dies herunterbringen kann". Entscheiden werde der Gemeinderat - "und zwar schnellstmöglich".

Baumann sieht den Entscheid des Kantons nicht nur negativ: "Immerhin hat uns der Kanton die Finanzierung der Anlaufstelle für die nächsten zwei Jahre im bisherigen Umfang garantiert." Dies beinhaltet laut der Medienmitteilung auch die Notmassnahmen von jährlich 350000 Franken, welche der Kanton Anfang 2008 wegen der prekären Lage gesprochen hat. Für Baumann nicht selbstverständlich: Weil mittlerweile der Kanton auch in Thun eine Anlaufstelle finanziert, habe sich die Situation in Bern entkrampft.
azu

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Bund 24.1.09

Kantonsgeld für Anlaufstelle

Stadt Bern Die Stadt kommt auf Umwegen doch noch zu einem Kantonsbeitrag an die zweite Anlaufstelle für Drogenabhängige. Die kantonale Gesundheitsdirektion hat die direkte Finanzierung zwar abgelehnt (siehe "Bund" vom Montag). Gestern haben Regierungsrat Philippe Perrenoud (sp) und Gemeinderätin Edith Olibet (sp) aber vereinbart, die Finanzierung der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse für zwei Jahre fortzuführen. Gemäss einer Mitteilung von Stadt und Kanton umfasst diese Vereinbarung auch die zweijährige Fortführung der Notmassnahmen zur Entlastung des Perimeters rund um die Hodlerstrasse. Die Notmassnahmen waren ursprünglich zur Entlastung der Situation in Bern gedacht, bis die Stadt Thun ihre Angebote im Drogenbereich ausbaut. Dieser Ausbau in Thun ist seit Juni 2008 im Gang.

Der Kanton hat den Einsatz der Notfallgelder an keine Bedingungen geknüpft. "Die Stadt kann entscheiden, ob sie das Geld für einen zweiten Standort der Anlaufstelle verwendet", sagt Sven Baumann, Generalsekretär der Sozialdirektion. Die Summe von 350000 Franken pro Jahr reiche zwar nicht aus. Den fehlenden Betrag werde die Sozialdirektion aber im Gemeinderat beantragen. "Das Kantonsgeld wäre gut investiert", sagt Baumann. Das Ganze müsse nun rasch gehen, damit die vorgesehene Abbruchliegenschaft an der Murtenstrasse noch mindestens zwei Jahre genutzt werden könne. (bob)

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20min.ch 23.1.09

Nicht mehr, aber gleich viel

Drogenanlaufstelle wird weiterhin finanziert

Die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) will zwar weiterhin kein Geld für eine zweite Drogenanlaufstelle in Bern locker machen. Sie wird aber in den nächsten zwei Jahren gleich viel Geld überweisen wie bisher.

Damit erhalte die Stadt weiterhin die 350 000 Franken, welche der Kanton der Stadt für Notmasnahmen ausgerichtet habe. Das steht in einer gemeinsamen Mitteilung von Stadt und Kanton Bern nach einem Treffen des kantonalen Gesundheits- und Fürsorgedirektors Philippe Perrenoud und der Stadtberner Sozialdirektorin Edith Olibet.

Diese zweimal 350 000 Franken zu erhalten, sei nicht selbstverständlich: So kommentierte am Freitag der Generalsekretär der städtischen Direktion für Bildung, Soziales und Sport, Sven Baumann, auf Anfrage den Entscheid der GEF.

Die Notmassnahmen waren ergriffen worden, als immer mehr Leute die Anlaufstelle an der Berner Hodlerstrasse aufsuchten - unter anderem zahlreiche Personen aus Thun und dem Oberland. Nachdem die Stadt Thun neue Angebote für Drogenabhängige eingerichtet hat, hat sich die Situation in Bern beruhigt.

Die Stadt Bern wird nun selber entscheiden, ob sie das vorhandene Geld für den Betrieb einer Drogenanlaufstelle einsetzt oder versucht, damit auch eine zweite an der Murtenstrasse einzurichten. Die Stadt möchte das und hat dafür dem Kanton ein Gesuch eingereicht, das der Kanton zum jetzigen Zeitpunkt ablehnt.

Baumann sagte weiter, die 350 000 Franken reichten für den Aufbau eines zweiten Anlaufstellenstandorts nicht. Seine Direktion werde nun mal schauen, wie viel dafür fehle. Wenn nicht viel fehle, stelle sie allenfalls dem Gemeinderat - der Entscheidbehörde - doch noch einen entsprechenden Antrag.
Quelle: SDA/ATS

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be.ch 23.1.09

Medienmitteilung des Kantons Bern

Finanzierung des Betriebes der Kontakt- und Anlaufstelle in der Stadt Bern: Kanton und Stadt Bern wollen Zusammenarbeit intensivieren (23.01.2009)

Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern hat der Stadt Bern zugesichert, die Finanzierung der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse im bisherigen Umfang für die zwei nächsten Jahre fortzuführen. Es ist an der Stadt Bern festzulegen, ob und wie sie eine Dezentralisierung der bestehenden Angebote gestalten wird. Das haben Regierungsrat Philippe Perrenoud und Gemeinderätin Edith Olibet am Freitag, 23. Januar 2009 vereinbart und zudem entschieden, die Konzertierung zwischen Kanton und Stadt zu intensivieren.

Seit Anfangs 2008 sind die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern (GEF) und die Direktion für Bildung, Soziales und Sport der Stadt Bern (BBS) im Dialog, um Massnahmen zur Entlastung der Kontakt- und Anlaufstelle an der Hodlerstrasse zu definieren. Der Kanton hat in einem ersten Schritt die Finanzierung von Notmassnahmen in der Höhe von jährlich 350'000 Franken sichergestellt.

Gleichzeitig hat die GEF sich mit der Stadt Thun geeinigt, spezifische Angebote im Bereich der Schadenminderung für Drogensüchtige anzubieten, unter anderem auch um die Kontakt- und Anlaufstelle der Stadt Bern zu entlasten. Eine entsprechende Struktur wurde in Thun ab Juni 2008 schrittweise ausgebaut und ab November durch den Kanton für die Dauer von 2 Jahren mit insgesamt 1,3 Mio Franken finanziell unterstützt.

Aus finanzpolitischen Gründen kann und will der Kanton zum jetzigen Zeitpunkt keine zusätzliche Betriebsfinanzierung für die Angebote in der Stadt Bern erbringen. Regierungsrat Philippe Perrenoud hat aber Gemeinderätin Edith Olibet zugesichert, die Finanzierung der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse im bisherigen Umfang für die zwei nächsten Jahre fortzuführen, das heisst inklusive Notmassnahmen zur Entlastung des Perimeters rund um die Hodlerstrasse.

Die Stadt Bern wird ihrerseits weitergehende Massnahmen zur Entschärfung der Lage im Stadtzentrum sowie zur Sicherstellung der Qualität der Angebote entwickeln. Es ist an ihr festzulegen, ob und wie eine Dezentralisierung der bestehenden Angebote gestaltet wird.
Die beiden Direktionen GEF und BBS haben zudem vereinbart, ihre Zusammenarbeit zu in-tensivieren. Die Angebote im Bereich der Schadenminderung für Drogensüchtige werden ausgewertet und optimiert, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Kohärenz des Ge-samtangebotes im Kanton Bern. Es wurde ein nächstes Treffen vereinbart, an dem Alterna-tivmodelle diskutiert werden.

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WAGENPLÄTZE
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Bund 24.1.09

Offizielle Zone für Stadtnomaden

Stadt Bern Seit Jahren besetzen Wohnwagengruppen illegal Areale von Stadt, Kanton und Burgergemeinde. Nun haben die drei Grundbesitzer eine mögliche Lösung für das Problem gefunden: "Im Interesse aller" wollen sie innert drei Jahren eine "Zone für experimentelles Wohnen" schaffen. Die Idee ist nicht neu. Bereits 1996 beantragte der Gemeinderat dem Volk, eine Hüttendorfzone auszuscheiden. Das Begehren wurde mit 60 Prozent Nein-Stimmen abgeschmettert.(pas)

Seite 29

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1996 lehnten die Stadtberner die Schaffung einer Hüttendorfzone ab - nun nimmt der Gemeinderat einen zweiten Anlauf

Neuauflage der Hüttendorfzone

Stadt, Kanton und Burgergemeinde haben genug von Wohnwagengruppen, die alle paar Wochen ein neues Grundstück illegal besetzen. Um das Problem nachhaltig zu lösen, soll jetzt innert drei Jahren eine

Zone für experimentelles Wohnen geschaffen werden.

Pascal Schwendener

Im Frühling soll sich das Viererfeld wieder zurückverwandeln von einer Baustelle in ein Naherholungsgebiet. "Spätestens dann muss die Wagenburg des Vereins Alternative definitiv verschwinden", sagt Stadtpräsident Alexander Tschäppät. Dies sei Mitte Woche am dritten runden Tisch zum Thema alternative Wohngruppen bekräftigt worden, an dem Vertreter von Stadt, Stadtbauten, EWB, Kanton und Burgergemeinde vertreten waren. Allerdings sei man in der Runde auch übereingekommen, dass man der Wohnwagengruppe "ein anderes Grundstück zur Verfügung stellen wolle - zeitlich befristet und unter klaren vertraglichen Rahmenbedingungen".

Neben diesem kurzfristigen Lösungsansatz verfolge man auch eine mittelfristige Strategie im Umgang mit alternativen Wohnformen, erklärt Tschäppät weiter. "Ziel ist es, innert drei Jahren Jahren eine dauerhafte Lösung zu finden - in Form einer entsprechenden Zone oder einer anderen gesetzlichen Grundlage." Im Vordergrund steht offenbar die Schaffung einer Zone für experimentelles Wohnen. "Das Stadtplanungsamt wurde bereits angewiesen, nach einem geeigneten Gelände Ausschau zu halten", sagt der Stadtpräsident.

Die Kehrtwende der Politiker

Beobachter reiben sich erstaunt die Augen: Erst 2007 hat das Stadtberner Parlament eine Motion des verstorbenen Daniele Jenni (gpb) verworfen, der von der Stadt forderte, den Wohnwagen-Gruppen bei der Suche nach einem Standplatz zu helfen. Und kein Jahr ist es her, dass die Vertreter des runden Tisches unisono betonten, es sei nicht an ihnen, eine Lösung für die Gruppen zu finden. "Es ist nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, einen Standort für alternative Lebensformen zu finden", hiess es damals aus dem Erlacherhof. Und die Burgergemeinde stellte klar, dass sie "kein Land zur Verfügung stellen wird" .

Nun ist auf einmal alles anders. "Wir wollen, dass das Katz-und-Maus-Spiel endlich ein Ende hat", begründet Tschäppät den Meinungsumschwung. Seit vier Jahren installierten sich der Verein Alternative und die Stadttauben nun auf Arealen von Stadt, Kanton und Burgergemeinde, bis sie unter polizeilicher Räumungsandrohung zum nächsten Ort zögen. So könne es nicht weitergehen. Um dauerhaft Ruhe zu schaffen, müsse eine pragmatische Lösung her, sprich: eine Hüttendorfzone. Für Regierungsstatthalterin Regula Mader (sp) ist klar, "dass auch das Hüttendorf Zaffaraya in diese Lösung eingebunden werden muss", für das der Bundesrat unlängst die nachträgliche Legalisierung verlangt hat.

Dieselbe Idee, die alten Fronten

Es ist nicht das erste Mal, dass der rot-grün dominierte Gemeinderat eine Zone für experimentelles Wohnen schaffen will. Bereits 1996, acht Jahre nach den Zaffaraya-Unruhen, konnte das Stimmvolk über eine entsprechende Vorlage befinden - und erteilte dem Begehren eine deutliche Absage. Die bürgerliche Opposition hatte vor der Entstehung von "Slums" und "Schand-flecksiedlungen" gewarnt und setzte sich mit dieser Argumentation beim Volk durch. Mit mehr als 60 Prozent Nein-Stimmen wurde die Ausscheidung zweier Zonen im Neufeld und in der Felsenau deutlich verworfen.

Widerstand ist auch der Neuauflage des Begehrens sicher: "Dass die Regierung nach 13 Jahren wieder mit derselben Idee kommt, ist eine Frechheit", sagt SVP-Fraktionschef Erich J. Hess. "Was die Allgemeinheit für die Erschliessung eines solchen Areals zahlen muss, hat das Beispiel Zaffaraya gezeigt." FDP-Kollege Philippe Müller findet es unhaltbar, "dass eine Randgruppe gegenüber der Gesamtbevölkerung privilegiert werden soll". Er meint, es sei an den Aktivisten selbst, einen legalen Standort für ihre Wohnwagen zu suchen und zu zahlen. Auch Peter Künzler von der GFL fragt sich, ob die Stadt für jedes individuelle Wohnbedürfnis eine Lösung anbieten muss. "Für pragmatische Lösungen würden wir Hand bieten", sagt er. Eine spezielle Zone auszuscheiden, überspanne aber wohl den Bogen. Die SP und das GB sind da anderer Meinung. "Das Bedürfnis nach Standplätzen besteht seit Langem und wird bestehen bleiben", meint SP-Fraktionschefin Giovanna Battagliero. "Darum möchte ich die nachhaltige Lösung einer Hüttendorfzone nicht ausschliessen."

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ASYL
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20min.ch 24.1.09

"Freiheit, helft uns"

700 Flüchtlinge brechen aus Lager aus

Praktisch alle 1300 Flüchtlinge aus dem Aufnahmelager auf der süditalienischen Insel Lampedusa haben den vergitterten Eingang des Zentrums durchbrochen und sind in einem Protestmarsch zum Rathaus der Stadt gezogen.
 
"Freiheit, helft uns!", riefen die Immigranten, die von Polizisten flankiert wurden, ohne dass die Ordnungskräfte eingriffen, wie italienische Medien berichteten.

Die Flüchtlinge hätten am Morgen die Gitter am Eingang des heillos überfüllten Auffanglagers gestürmt und seien damit den Ordnungskräften zunächst entkommen, hiess es.

Seit Tagen protestieren auch die Bewohner der kleinen Insel gegen die ihrer Meinung nach unhaltbaren Zustände. Das Lager hat nur etwa 800 Betten, in der vergangenen Woche drängten sich dort aber erneut mehr als 1800 Einwanderer.

Die Proteste der Inselbevölkerung richten sich auch gegen die erst vor kurzem erteilte Anweisung des italienischen Innenministers Roberto Maroni, wonach die auf Lampedusa ankommenden Einwanderer dort bleiben sollen, um sie wieder nach Nordafrika abschieben zu können.

Die kleine Insel Lampedusa, die rund 200 Kilometer südlich von Sizilien liegt, ist ein Hauptanlaufpunkt für Bootsflüchtlinge aus Afrika. Im vergangenen Jahr trafen dort nach Angaben des italienischen Innenministeriums knapp 31 700 Flüchtlinge ein und damit 75 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die zum Grossteil aus Afrika stammenden Flüchtlinge fahren meist in nicht hochseetauglichen Booten über das Mittelmeer, um in die Europäische Union zu gelangen. Dabei kommen immer wieder Menschen ums Leben.

Quelle: SDA/ATS

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ANTI-WEF-DEMOS
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- SOLOTHURN -

Indymedia 22.1.09

24.1.: Anti-WEF-Demo in Solothurn ::

AutorIn : Smash the WEF         

WATCH THE REAL MOVIE - STOP THE CAPITALISTIC HORRORSHOW!
    
Am WEF in Davos treffen sich die grössten Unternehmen mit RegierungsvertreterInnen aus der ganzen Welt um Beziehungen zu knüpfen, vor laufender Kamera gute Miene zum bösen Spiel zu machen, Geschäfte abzuschliessen und die Welt unter sich aufzuteilen.

Alljährlich finden Ende Januar das WEF und die Solothurner Filmtage statt. Diese locken während einer Woche mit einem abwechslungsreichen und teilweise auch kritischen Filmprogramm zehntausende von BesucherInnen in die Stadt an der Aare. Wir wollen mit unserer Aktion diese Veranstaltung nicht stören. Vielmehr wollen wir versuchen den Filmbegeisterten zu zeigen, dass Widerstand gegen den zerstörerischen Kapitalismus an jedem Ort möglich und nötig ist.

Treffpunkt: 24. Januar um 19Uhr beim Klosterplatz in Solothurn.

Wir rufen euch dazu auf, gemeinsam ein kraftvolles und kreatives Zeichen gegen die kapitalistische Horrorshow und ihre Gala in den Bündner Bergen zu setzen!

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- BASEL -

Basler Zeitung 24.1.09

Anti-WEF-Demo: In Genf verboten, in Basel erlaubt

Die Demonstration vom kommenden Mittwoch auf dem Barfüsserplatz ist genehmigt. Die Polizei schweigt über das Ausmass ihres Einsatzes.

Nächsten Mittwoch um 18 Uhr findet auf dem Barfüsserplatz eine regionale Anti-WEF-Demo statt. Die Basler Polizei hat das Gesuch von BastA!-Grossrat Urs Müller, der zwischen der Polizei und dem Revolutionären Bündnis Basel vermittelt, diese Woche genehmigt. Die Sachbeschädigungen der Demo von 2007 und die Verhaftungen bei der im Keim erstickten Demo vom letzten Jahr werfen Fragen auf. Die auf dem Flugblatt des Revolutionären Bündnisses Basel ebenfalls angekündigte nationale Demonstration in Genf hat die Genfer Regierung diese Woche verboten. Dort sollen Hinweise auf Ausschreitungen vorliegen.

Für Polizeisprecher Klaus Mannhart hingegen ist "ganz klar", dass das Gesuch in Basel positiv beantwortet wurde. "Wir haben bisher überhaupt nur eine einzige Demonstration untersagt." Auf die Fragen, ob angesichts der Wirtschaftslage eine besonders heftige Demonstration zu erwarten sei und wie er die Vorbereitungen der Organisatoren einschätze, wollte Mannhart keinen Kommentar abgeben. Auch zum taktischen oder personellen Vorgehen der Basler Polizei gab er keine Hinweise. Müller relativiert die Gefahren der Demonstration und betont: "Es ist eine Demo regionalen Ausmasses, die Stimmung unter den Demonstranten ist entspannt."

Optimistische Ladenbesitzer

Grossrätin Heidi Mück (Grüne), die vor zwei Jahren das Gesuch für die Demo stellte, kam nach den Ausschreitungen in die Kritik und erhielt anonyme Telefondrohungen. Müller hat vor ähnlichen Reaktionen keine Angst: "Ich bin bereit, für das Demonstrationsrecht hinzustehen." Nur wenig Sorgen machen sich auch die Geschäfte und Cafés der Basler Innenstadt. "Wir haben keine Befürchtungen", sagt der Präsident von Pro Innerstadt, Urs Welten.

Der Zeitpunkt an einem Mittwochabend um sechs sei gut: "Um halb sieben schliessen die Geschäfte ohnehin, da machen sie keine grossen Einbussen." Wäre die Demonstration auf einen Samstag angesetzt, hätten die Geschäfte mehr zu befürchten, denn "eine Demonstration verdrängt die Leute aus der Stadt", sagt Welten. Ebenfalls optimistisch stimmt ihn die Tatsache, dass es im Winter kaum Verkaufsstände und Strassencafés gibt, welche von Ausschreitungen oder Umsatzeinbussen betroffen sein könnten.

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Indymedia 20.1.09

28.0.1. Anti-WEF-Demo in Basel ::

AutorIn : Revolutionäres Anti-WEF-Bündnis Basel         

Mittwoch 28.01.2009
18.00 Uhr Barfüsserplatz

Revolutionäres Anti-WEF-Bündnis Basel:
AkuS, BfS, BIR-KAR, Igif, neue PdA Basel, Revolutionärer Aufbau Schweiz, TKIP, Villa Rosenau, Einzelpersonen


Aufruf zur Anti-WEF-Demo in Basel

Vom 28.1. bis am 1.2.09 versammelt sich in Davos einmal mehr die globale Chefetage. Das World Economic Forum (WEF) - bestehend aus den weltweit (einfluss-)reichsten 1'000 Unternehmen, RegierungsvertreterInnen von 40 Ländern, sowie einigen hundert Hof-ReporterInnen - hat heuer viel zu tun; dem Club der AusbeuterInnen und KriegstreiberInnen präsentiert sich eine Welt in desolatem Zustand: Banken crashen, ganze Volkswirtschaften taumeln, kein Kapitalist vertraut dem anderen, die Wirtschaft stockt und die heiligen Profite fallen.     

Nichts wäre allerdings falscher als unsererseits in Zynismus zu verfallen, ob den stotternden und bittstellenden Managern und erhängten Bankdirektoren. Denn auch - und gerade - uns 6 Milliarden Menschen, die unter der Geissel der Herrschenden leben, zeigt sich ein düstere Welt, denn wir sollen die Krise des Kapitals schliesslich ausbaden: Löhne lassen sich nur drücken, wenn die Zahl der arbeitslosen ErsatzarbeiterInnen steigt, der Staat braucht unsere Renten und Ausbildungsgelder um die Verluste der BankeigentümerInnen abzufedern, Kriege zur Profitmaximierung und zur Sicherung von Handelswegen und Ressourcen sind hoch im Kurs, und "ganz nebenbei" leben wir in einem Ökosystem, das durch die Gewinnsucht des Kapitals beängstigend schnell vor die Hunde geht...

Wenn sich also das WEF dieses Jahr das Motto "Shaping the Post-Crisis World" (Die Nach-Krise-Welt gestalten) gibt, wissen wir: Das wird nicht unsere Welt sein! "Gestaltung" aus dem Munde der herrschenden Klasse sagt nichts anderes als "mehr Schweiss" und "mehr Blut", und weil diese schön ruhig fliessen sollen, natürlich auch: "mehr Repression", so wie wir es mit dem Niederknüppeln der letztjährigen WEF-Proteste in Basel, Bern und Zürich erlebt haben, so wie wir es europaweit mit einer immensen Hochrüstung der präventiven Aufstandsbekämpfung erleben.

Nein, dies ist nicht unsere Vorstellung zur Überwindung der Krise! Unser Interesse ist jenem der Davoser Räuber-Bande genau entgegengesetzt: Unser Interesse ist eine "Post-Capitalism World", unser Lösungsvorschlag ist die Krise samt dem System, das sie verursacht hat (und immer wieder verursachen wird) revolutionär zu überwinden, unser Kampf zielt nicht auf höhere Profite weniger, sondern auf bessere Lebensbedingungen aller, auf eine selbstbestimmte und solidarische Gesellschaft ohne Krieg und Unterdrückung!

Der Kapitalismus hat keine Fehler - er ist der Fehler!

Behaltet die Boni - überlasst uns die Produktion!

WEF angreifen!

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- GENF -

NZZ 24.1.09

Bonus und Boxer

Tauwetter über Genf und seiner Polizei

 C. Bi. Der Tag, an dem die Genfer Behörden den Polizeigewerkschaften Paroli bieten, ist noch nicht angebrochen. Die Finanzkommission des Kantonsparlaments hat nach monatelangen Verhandlungen beschlossen, den Polizisten, die während der Fussball-Europameisterschaft 2008 Überstunden geleistet haben, eine Pro-Kopf-Prämie von 850 Franken auszuzahlen. Dies ist zwar weniger als jene 2500 Franken, die die Gewerkschaften zu Beginn gefordert hatten, aber immer noch wesentlich mehr, als erwartet werden konnte. Denn in den letzten Wochen und Monaten liessen Exekutive und Parlamentarier noch und noch verlauten, es gebe überhaupt keinen Anlass, den Polizeibeamten einen Bonus zu bezahlen, da die Überstunden bereits zu einem Sondertarif abgegolten würden.

 Nun, zwischen den Polizeigewerkschaften und den Behörden zeichnet sich Tauwetter ab. Die Polizeigewerkschaften haben bereits mitgeteilt, sie würden ihren "Bussen-Streik" bis auf weiteres "suspendieren" (nicht: beenden!). Pikanterweise ist dieser Honeymoon zwischen Polizei und Politik ausgerechnet den Gegnern des Weltwirtschaftsforums in Davos zu verdanken, die auf den 31. Januar eine Anti-WEF-Kundgebung in Genf angekündigt haben. Angesichts der drohenden Krawalle schien nämlich den Behörden eine Geste gegenüber den unzufriedenen Polizeibeamten angezeigt. Inzwischen hat der kantonale Polizeidirektor Laurent Moutinot zwar bekanntgegeben, die Demonstration werde nicht bewilligt. Aber die Bereitschaft der Polizisten, am nächsten Wochenende ihre Protestaktionen auszusetzen, hat die Politiker doch so gerührt, dass sie jetzt bereit sind, den protestierenden Polizisten eine Prämie zu bezahlen.

 Pikant ist nur, dass der Präsident der grossrätlichen Finanzkommission, die zu Kreuze gekrochen ist, der Liberale Pierre Weiss ist, dessen Partei immer wieder zur harten Tour gegenüber der Beamtenschaft aufruft. Auf dieses Paradox angesprochen, ist Weiss allerdings um eine Antwort nicht verlegen. Auf die subtile Frage der Tageszeitung "Le Matin", ob er mit dem Prämien-Entscheid nicht die Unterhose heruntergelassen habe, antwortet er ebenso schlagfertig wie profund: "Ich trage Boxershorts." Alles klar?

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Indymedia 23.1.09

Petition für anti-WEF Demo Genf ::

AutorIn : ATTAC Schweiz     : http://www.suisse.attac.org/phpPetitions/index.php?petition=4     

Am Mittwoch, 21. Januar 2009 hat der Genfer Staatsrat entschieden, die Demonstration gegen das Weltwirtschaftsforum (WEF) zu verbieten. Diese Demonstration, organisiert durch verschiedene Organisationen des linken und globalisierungskritischen Umfelds, soll am Samstag, dem 31. Januar 2009 in Genf stattfinden.     

Im Aufruf der Demo-Koordination ist folgender Abschnitt zu finden: "Eine breite Bewegung mit radikalen Inhalten, die dazu aufruft, in Genf pazifistisch zu demonstrieren, hat zum Ziel, die Forderungen ins Herz des kapitalistischen Systems zu tragen." Dieser unterstreicht den pazifistischen Charakter der Demonstration.

Der Staatsrat hingegen legitimiert das Veto der Regierung folgendermassen: "Die Person, die die Bewilligung für die Demonstration eingereicht hat, scheint uns nicht in der Lage zu sein, einen Ordnungsdienst sowie die Einhaltung der Route garantieren zu können. (...) Wir sehen uns mit Personen konfrontiert, die zerstören wollen."

Diese Haltung des Staatsrats ist nicht akzeptabel. Dies weil er erstens die Debatte auf die Sicherheit und Gewalt lenkt und somit die wahren Beweggründe einer Demonstration gegen das WEF unterschlagen werden. Hier muss vor allem die Illegitimität des WEF hervor gehoben werden sowie die Konsequenzen der Wirtschaftskrise wie z.B. Die Arbeitslosigkeit, die Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Zweitens bedeutet das Verbot der Demonstration die in Frage Stellung des Rechts auf freie Meinungsäusserung, wie diese auch aussehen mag.

Die unterstützenden Organisationen rufen dazu auf, die Petition gegen die Verletzung der demokratischen Rechte zu unterschreiben. Wir fordern den Genfer Staatsrat dazu auf, seinen Entscheid zu überdenken und die Demonstration vom 31. Januar 2009 definitiv zu bewilligen.

Link zur Petition
http://www.suisse.attac.org/phpPetitions/index.php?petition=4

Aufruf zur Demonstration in Genf: http://www.suisse.attac.org/spip.php?article=1982

Unterstützende Organisationen (Stand 23.01.) :
Action Autonome, ATTAC Genève, ATTAC Suisse, CAS, Comédia, CSOA il Molino, Fédération de Travailleurs/euses (IGIF) Immigrés, Génération Palestine, Gauche anticapitaliste, Gioventù Comunista, Organisation socialiste libertaire (OSL) Lausanne, Parti du Travail Genève, Parti suisse du travail, POP & Gauche en mouvement, Revolutionärer Aufbau Schweiz, Revolutionäres Bündnis Region Zürich, Révolutionnaire contre le WEF, SIT, SUD, Syndicom, UNIA

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- DAVOS -

Indymedia 23.1.09

Anti-WEF Demo in Davos ::

AutorIn : irgendwer     : http://www.gruene-davos.ch/     

Wie jedes Jahr organisieren lokale Gruppen und Einzelpersonen am WEF-Samstag in Davos eine Demo.
Die Demo beginnt am 31. Januar 09 um 12 Uhr beim Bahnhof Davos-Dorf, führt über die Talstrasse am Kongresshaus vorbei und endet in Davos Platz beim Kirchgemeindehaus. Dort wird das ganze mit Vorträgen, Diskussionen und Konzerten abgeschlossen.
Hier der Aufruf zu Demo und Aktionstag:

Ein weiteres Mal pilgern die selbst ernannten Global Leader ins Landwassertal, um die Welt zu verbessern. Scheinbar haben die vergangenen Bemühungen, dies zu erreichen wenig gefruchtet. Die Finanzkrise, welche zu einer Finanzkatastrophe und globalen Wirtschaftskrise am auswachsen ist, lässt den gegenteiligen Schluss zu. Die Banker wurden sogar von Klaus Schwab persönlich abgemahnt und werden dieses Jahr nur noch bescheiden feiern.

Wenigstens sind im Angesicht der Krise alle ein bisschen gleicher als gleich. Der Staat soll's nun richten, meinen sogar die neoliberalen Wirtschaftkapitäne. Forderungen nach mehr Regulierungen? Nein, das ist völlig ungerechtfertigt, unverschämt populistisch gar.

Die Verluste sollen alle tragen. Und um ein bisschen Aufschwung herbeizuführen, könnten ja die Sozialwerke etwas kostengünstiger gestaltet werden.

Wiederum werden wichtige Themen diskutiert in Davos. Diktatoren und CEOs kümmern sich im Alltag jedoch wenig um diese Anliegen. Menschenrechte, Umweltschutz sind gut um der Öffentlichkeit eine tadellose Fassade zu präsentieren, fürs Tagesgeschäft sind sie nur hinderlich.

Angesicht der zur Schau gestellten Tadellosigkeit scheint es sogar berechtigt, dass für die Privatparty im Landwassertal auch der Steuerzahler einen schönen Batzen springen lässt. Doch auch der schönste Rahmen wird ein hässliches Bild nicht schöner machen.

Grund genug um am Samstag 31. Januar in Davos in Form eines Aktionstag wider das WEF loszutadeln. Das Programm besteht aus der Kundgebung, Vorträgen, Diskussionen und einem musikalischen Rahmenprogramm. Die Grüne Partei, die JUSO, die Ortsgruppe Amnesty International und der Verein AJD rufen alle dazu auf am Event unter dem Motto "WEF - Gut für Davos? Gut für die Welt? Tadel Los!" friedlich teilzunehmen.

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GEFANGENE
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Indymedia 23.1.09

Update zu den Gefangenen vom 17.1.09 ::

AutorIn : www.rjz.ch         

Aktuelle Infos zu den Gefangenen vom 17.1.09. Alle weiteren News wie immer auf www.rjz.ch


Song für die Gefangenen
http://ch.indymedia.org/media/2009/01//66618.mp3

Stellungsname der RJZ:  http://www.rjz.ch/sonstigetexte/verbrecher.pdf


Tag 5 (22.01.2009)

- Bei den Gefangenen ist die Situation unverändert.

- Der sozialistischen Zeitung "Vorwärts" wurden 800 Exemplare der Flugblätter für die Freilassung der Gefangenen beigelegt.

- Die Teilnehmer des Marx-Kurses der PDA haben uns 100.- für die Soliarbeit gespendet.

- Am heutigen WEFentlichen Tanzvergnügen wurden die Besucher mit Flugblättern und Plakaten über die Gefangenen informiert.

-Die RJZ hat heute eine Erklärung zu den Gefangenen herausgegeben, der Rapper Topchchopf hat einen Track für sie produziert.


Tag 4 (21.01.2009)

- Die Situation ist unverändert, beide sind nun in andere Gefängnise verlegt worden.

- Den Gefangenen geht es, laut Infos der Anwälte, soweit gut.

- Die Mobilisierung draussen nimmt an Stärke und Breite zu. Zahlreiche schweizerische und ausländische Organisationen und Einzelpersonen erklären sich solidarisch. Neben Plakaten und Flugblättern sind mittlerweile auch Aufkleber im Umlauf.

- Zum Geschwätz von Jugendanwältin Müller im "Tages Anzeiger" vom 21.01.2009:

Zum ersten begründet die Staatsanwältin die U-Haft damit, dass Verdunkelungsgefahr bestünde. Die Verdunkelungsgefahr meint, dass Beweismittel vernichtet oder abgeändert werden könnten. Dies ist im vorliegenden Fall offensichtlich nicht möglich, da die Beweissicherung an der betroffenen UBS-Filiale längst abgeschlossen ist und die Fassade bereits wieder gereinigt ist. Auch die Kleidung der beiden ist längst beschlagnahmt und in Polizeibesitz.

Genauso ist ein Verweis auf das Risiko von allfälligen Absprachen der Gefangenen unsinnig, da die beiden offensichtlicht nicht bereit sind auszusagen. Falls es später zu einem Prozess käme, fände dieser beim vorliegenden Fall erst Monate später statt, zu einem Zeitpunkt indem die Untersuchungshaft längst abgeschlossen wäre und die Angeschuldigten ohnehin frei miteinander Sprechen könnten. Wie die Staatsanwältin den Anwälten und Gefangenen bereits mitgeteilt hat, ging es ihr darum die Gefangenen vor die Wahl "Geständnis oder U-Haft" zu stellen. Um so erfreulicher, dass die Gefangenen diesem Erpressungsversuch bis jetzt nicht nachgegeben haben.

Weiter erwecken ihre Aussagen den Eindruck, als sei im Knast ein einziges Kommen und Gehen von Besuchern möglich. Fakt ist, dass den beiden Gefangenen vor ihrer Verlegung keinerlei Besuche gestattet waren, sowie weder Post noch Kleidung zu ihnen durchgedrungen sind. Nach der Verlegung beträgt die Besuchszeit üblicherweise eine halbe Stunde pro Woche. Bis jetzt konnten die beiden allerdings bloss ihre Anwälte sehen.


Aufruf ( http://www.rjz.ch/sonstigetexte/aufruf.html)

Unterzeichnet von (Stand 23.1.09):
Aktion gegen rechte Gewalt (AGRG), Revolutionärer Aufbau Schweiz (RAS), Revolutionäres Bündnis Region Zürich, Revolutionäre Jugend Zürich (RJZ), Partei der Arbeit Zürich (PDA), Vorwärts, AKZO, Rote Hilfe International (RHI), Junge Linke Alternative (JULIA), Rote Antifa Duisburg, Zusammen Kaempfen Magdeburg, SchülerInnen Netzwerk, Projekt Revolutionäre Vernetzung Nordbaden, Netzwerk Freiheit für alle politische Gefangene , Schwarze Ranke - Kreative AnarchistInnen, Revolutionäre Aktion Stuttgart, antifaschistisches Kollektiv Bühl (akb), Dr. med Ralf Binswanger, Kommunistische Jugend Bern (KJ), LeiterInnen der Roten Falken Zürich, AntiAKW-Initiative Schweiz, Dr.med.Thomas Schnyder, Villa Rosenau, Volksverlag, Rote Hilfe Deutschland e.V., Systembruch, Karakök Autonome Türkei/Schweiz, Partei der Arbeit Bern, Organisierte Autonomie Nürnberg, Antifaschistische Linke Fürth (ALF), Anarchist Black Cross, Autonome Gruppe Zentralschweiz, BFS Zürich, Revolutionäre Perspektive Berlin, Team des Frauenambulatorium, Libetäres Antifaschistisches Kollektiv Thun (LAKT), Schallplattenversand JUMP UP Bremen, Autonome Antifa Freiburg, Hamburger Solidaritätsbündis gegen Unterdrückung, Vereinigung unabhängiger Ärztinnen und Ärzte, Minderheitsfraktion von Eiszeit, Bündniss alle gegen Rechts (Bagr), Marco Geissbühler (Geschäftsleitung SP Bezirk Meilen), Hofstrasse3 Squat, Antikapitalistische Linke - für Sozialismus (ALS), Einzelpersonen

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WEF
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NZZ 24.1.09

Terrorbedrohung etwa wie in den Vorjahren

Wiederum maximal 5000 Soldaten zum Schutz des WEF

 Die Nachrichtendienste des Bundes schätzen die Sicherheitslage im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums ähnlich ein wie in den Vorjahren. Im Ausland konstatieren sie eine eher geringe Mobilisationskraft der Gegner des nächste Woche in Davos beginnenden Grossanlasses.

 met. Zwar sei die Finanz- und Wirtschaftskrise ein Faktor, der Kundgebungen gegen das am kommenden Mittwoch beginnende 39. Weltwirtschaftsforum (WEF) beflügeln könnte. Generell schätzt der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) des Bundes die Risiken im Zusammenhang mit Demonstrationen jedoch etwa gleich wie im Vorjahr ein. Der Hauptaufruf gelte der geplanten Anti-WEF-Kundgebung in Genf, die von den lokalen Behörden mangels Sicherheitsvorkehren der Organisatoren nicht bewilligt worden ist. Im Ausland, sagt der interimistische DAP-Direktor Jürg Bühler, stelle man fest, dass die Mobilisationskraft der WEF-Gegner "nicht sehr stark" sei.

 Aufwendiger Personenschutz

 Keine auffälligen Veränderungen sieht der DAP auch bei der generellen Terrorbedrohung. Nach wie vor gelte, dass die Schweiz kein prioritäres Ziel für terroristische Anschläge sei. Natürlich fliesse die gespannte Situation im Nahen Osten in die Bedrohungsanalyse ein - gerade auch im Hinblick darauf, dass sich während des WEF zahlreiche exponierte Personen im Land aufhalten. Keine konkreten Hinweise bestünden derzeit auch für eine besondere Bedrohung von Davos aus der Luft. Die Luftraumsperre und die Bereitschaft der Luftwaffe hätten deshalb ausgeprägt präventiven Charakter. Der DAP betont dabei, für die Sicherheit im Umfeld des Forums sei grundsätzlich der Kanton Graubünden zuständig. Nur beim Schutz des Luftraums, für den ausschliesslich der Bund über die nötigen Mittel verfüge, sei die Kompetenz zum Waffeneinsatz im äussersten Fall an den Chef des Verteidigungsdepartements (VBS) delegiert. Eine Bundeszuständigkeit besteht auch mit Blick auf Personen, die Anspruch auf völkerrechtlichen Schutz haben. Diese Pflicht wird vom Bundesamt für Polizei und vom Bundessicherheitsdienst wahrgenommen. Angemeldet haben sich 43 Staats- und Regierungschefs - so viele wie noch nie. Der DAP führt wie jedes Jahr den nationalen Nachrichtenverbund zugunsten der kantonalen und der Bundesbehörden.

 In Fachkreisen gilt das WEF als sogenanntes "hard target" (hartes Ziel). Die letzten Erfahrungen mit Anschlägen haben gezeigt, dass Terroristen nicht in erster Linie an solchen "hard targets" interessiert sind. Sie haben eher auf weiche Ziele mit möglichst zahlreichen Opfern gezielt - Eisenbahnzüge, Bahnhöfe, Hotels und so weiter, die schwieriger permanent zu schützen sind.

 Maximal 5000 Militärpersonen

 Wie in den vergangenen Jahren wird Graubünden von Polizeikräften aus allen Kantonen, aus Liechtenstein und von der Armee unterstützt. Die Zahl der im Assistenzdienst eingesetzten Militärpersonen darf gemäss einem drei Jahre lang gültigen und nunmehr auslaufenden Parlamentsbeschluss maximal 5000 betragen; bisher ist sie nie voll ausgeschöpft worden.

 Geführt wird der militärische Teil des Sicherungseinsatzes vom Führungsstab der Armee in Bern. Dessen Chef ist seit zwei Jahren Divisionär Peter Stutz. Während des WEF-Engagements ist er "KSSE", Kommandant subsidiärer Sicherungseinsatz. Unterstellt sind ihm ein Einsatzverband Boden unter dem Kommandanten der Territorialregion 3, Divisionär Roberto Fisch, ein Einsatzverband Luft (Oberst im Generalstab Bernhard Müller), die Logistikbasis der Armee mit Zuständigkeit auch für den Sanitätsdienst sowie die Führungsunterstützungsbasis der Armee. Auch Stutz betont die Einsatzverantwortung der zivilen Behörden Graubündens. Gesamteinsatzleiter ist der Bündner Polizeikommandant Markus Reinhardt.

 Die Mechanik von Subsidiäreinsätzen wie in Davos habe sich mittlerweile gut eingespielt, sagt der St. Galler Peter Stutz, der als ehemaliger Kommandant der Territorialregion 4 im Umgang mit zivilen Behörden erfahren ist. An diesen sei es, das Problem darzustellen, dessen Lösung die eigenen Kräfte überfordert. Gemeinsam gehe es danach darum, den Kräfte- und Mittelbedarf zu ermitteln. Die militärische Seite müsse zu einem Subsidiäreinsatz stets auch Nein sagen können. Im Fall des WEF sei das freilich kein Thema, nachdem der Bundesrat in seiner Botschaft ans Parlament den Anlass als ausserordentliches, in den internationalen Interessen der Schweiz liegendes Ereignis eingestuft hat.

 Für den Subsidiäreinsatz gilt eine strikte Trennung zwischen Berufspersonal und Miliz. Für den Personenschutz und die Zutrittskontrollen kommen Berufssoldaten der Militärischen Sicherheit, für den Schutz wichtiger Infrastruktureinrichtungen (etwa Verkehr, Strom- und Wasserversorgung) überwiegend Milizsoldaten zum Einsatz. Ausdrücklich ausgeschlossen ist der Einsatz von Armeeangehörigen für Ordnungsdienstaufträge; diese sind Sache der Polizei.

 8 Millionen Franken Kosten

 Vom 27. Januar bis am 2. Februar gilt eine Luftraumsperre mit Radius 46 Kilometer um Davos (vergleiche Karte). Die Luftwaffe operiert dieses Jahr ihre Kampfjets ab Sitten, hält aber einen zweiten Flugplatz in Bereitschaft, um für jede Wettersituation gerüstet zu sein. Beteiligt am Luftpolizeidienst ist auch Österreichs Luftwaffe, diesmal nicht mehr mit von der Schweiz gemieteten Tiger-Flugzeugen, sondern mit den neuen Eurofightern.

 Die Kosten für die Sicherheit des WEF belaufen sich auf knapp 8 Millionen Franken. Das ist zwar viel mehr als die jeweils einigen hunderttausend Franken in den Anfangsjahren des WEF, aber deutlich weniger als das Maximum von 13,5 Millionen im Jahr 2003. Der Armee entstehen im Vergleich zu normalen Wiederholungskursen der beteiligten Verbände Mehrkosten von 2 Millionen Franken. Der Verteilschlüssel für den Sicherheitsaufwand ist seit Jahren derselbe: Je zwei Achtel übernehmen das WEF und Graubünden, drei Achtel der Bund, den letzten Achtel trägt die Landschaft (Gemeinde) Davos Wiesen.

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Landbote 24.1.09

WEF 2009: Viel Arbeit für Polizei im Personenschutz

Der grosse Aufmarsch von Staats- und Regierungschefs am diesjährigen World Economic Forum (WEF) in Davos fordert die Polizeikräfte.

DAvos - Oberster WEF-Sicherheitschef ist zum 25. Mal der Bündner Polizeikommandant Markus Reinhardt. Der Kommandant der Kantonspolizei Graubünden hat eine Maxime, von der er nie abgewichen ist. Ein Sicherheitsdispositiv sei nur so gut wie die Geheimhaltung darüber, betonte er auch gestern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Deshalb ist nicht zu erfahren, wie viele Polizisten nächste Woche am WEF in Davos im Einsatz stehen. Immerhin verrät Reinhardt, dass die Bündner Polizei Sukkurs aus allen Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein sowie von Korps aus grösseren Schweizer Städten bekommt. Die Sicherheit am WEF ist laut dem Polizeichef grundsätzlich nicht abhängig von der Anzahl der Personen, die sich in Davos aufhalten.

Völkerrechtlicher Schutz

Doch besonders ist die Polizei diesmal im Personenschutz tätig. 43 Staats- und Regierungschefs haben sich angekündigt - so viele wie noch nie. Sie alle sowie Mitglieder von Königshäusern haben Anspruch auf völkerrechtlichen Schutz, den Polizeikräfte besorgen.

Davos ist während des WEF nicht unter einer Käseglocke und für jedermann zugänglich. Die Zufahrtswege werden aber überwacht. Ob die von Globalisierungsgegnern als "Vehgatter" bezeichnete Sicherheitsschleuse mit den Personenkontrollen in Fideris im mittleren Prättigau betrieben wird, entscheidet die Polizei laut Reinhardt kurzfristig. Die Sicherheit am WEF kostet gegen acht Millionen Franken. Der Aufwand hat jenen aus den Anfangsjahren längst gesprengt, als ein paar Hunderttausend Franken reichten. Die Zeiten sind für die Polizisten trotzdem ruhiger geworden.

Kritische Momente gab es laut dem Sicherheitschef nach 1999, als die Antiglobalisierungswelle auf Davos überschwappte, Tränengas und Gummischrot eingesetzt wurden. Die in den letzten Jahren von der Grünen Partei Davos organisierten Anti-WEF-Kundgebungen verliefen vergleichsweise wie ein Folkloreumzug. Beim Protest gegen das WEF habe eine "zeitliche und örtliche Dezentralisation" stattgefunden, sagt Reinhardt.

Leuenberger nicht in Davos

Entgegen den bisherigen Informationen wird Moritz Leuenberger nächste Woche nicht am World Economic Forum in Davos teilnehmen. Die Agenda des Umweltministers sei zu voll, sagte dazu Hansruedi Moser, Informationschef der Bundeskanzlei. Leuenberger hätte am WEF an einer Energiedebatte teilnehmen sollen. Somit wird der Bundesrat noch durch den Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz, Wirtschaftsministerin Doris Leuthard und Aussenministerin Micheline Calmy-Rey vertreten sein, wie die Bundeskanzlei gestern bekannt gab. Justiz- und Polizeiministerin Eveline Widmer-Schlumpf wird am Open Forum an einer Diskussion über Sterbehilfe teilnehmen. Einen Auftritt in Davos hat auch der neue Verteidigungsminister Ueli Maurer. Er wird den Truppen, die am WEF für die Sicherheit besorgt sind, einen Besuch abstatten. (ap)

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NEONAZIS
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Tagesanzeiger 24.1.09

Geheimdienst entlarvt Neonazis nach linkem Hackerangriff

Auf dem Internetforum der Neonazi-Bewegung Blood and Honour haben auch Schweizer gehetzt. Jetzt hat der Inlandgeheimdienst mehrere Täter identifizieren können.

Von Maurice Thiriet

Üble Nachrede, Verleumdung, Beschimpfung und Rassendiskriminierung: Auf dem Internetportal der internationalen Neonazi-Bewegung Blood and Honour finden sich zu Hauf Einträge, die in der Schweiz strafbar sind. Und weil es auf der Website ein Forum für Schweizer Rechtsextreme gibt, sind auch viele Schweizer Täter darunter.

Vergangenen Sommer sind die Verfasser der rechtsradikalen Hetze nun arg in die Bredouille geraten. Linke Antifa-Aktivisten hatten den amerikanischen Server, auf dem Bloodandhonour.com gespeichert ist, gehackt und sämtliche Login-Daten aus den Foren publik gemacht.

Überproportional viele davon stammen aus der Schweiz. Insgesamt haben die Antifa-Hacker 248 Schweizer IP-Adressen - sprich Computer, die einem bestimmten Kunden der drei grossen Internetprovider Swisscom, Cablecom oder Sunrise zuzuordnen sind - gezählt. Die Schweizer User waren auch überdurchschnittlich aktiv. Nur aus fünf - viel grösseren - Ländern wie beispielsweise den USA und Deutschland stammten mehr Forumseinträge.

Tätern droht eine Strafuntersuchung

Einigen dieser Schweizer Online-Nazis droht nun eine Strafuntersuchung. Der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) hat die gestohlenen Daten der Blood-and-Honour-Site ausgewertet und konnte mehrere Schweizer Neonazis ausmachen, die sich mutmasslich eines Verstosses gegen die Rassismusnorm schuldig gemacht haben.

"Der DAP hat im Nachgang der Veröffentlichung der Blood-and-Honour-Daten mehrere Personen identifizieren können. Die Verdächtigen sind den jeweiligen kantonalen Strafverfolgungsbehörden Ende Dezember gemeldet worden", sagt Sprecher Dominique Bugnon. Über Zahl und Wohnsitz der Verdächtigen macht der Inlandgeheimdienst keine Angaben, um allfällige noch einzuleitende Untersuchungen nicht zu gefährden.

Nebst einer Anklage wegen Verstosses gegen die Rassismusstrafnorm müssen die enttarnten Internet-Nazis auch von anderer Seite mit Ungemach rechnen - etwa mit Anklagen von Prangeropfern. Im Forumsbereich "Redwatch/Antifa" denunzieren nämlich die Rechtsradikalen ihre "Feinde". Mit Foto, Adresse, Handynummer und den "Delikten", die sie ihnen vorwerfen. Einer wird des Drogenhandels und der Vergewaltigung bezichtigt, ein anderer der Infiltration rechtsradikaler Kreise oder einfach linker Gesinnung.

"Volkszersetzende" Aktivitäten

Besonders häufig am Pranger sind in jüngster Zeit Jugendliche, die der Subkultur der Sharp (S. H. A. R. P.) angehören. Sharp steht für Skinhead Against Racial Prejudice (Skinhead gegen rassistische Vorurteile). Die Blood-and-Honour-User bezichtigen auch diese zum Teil erst 15 oder 16 Jahre alten Jugendlichen des Drogenhandels oder der Abgabe von Alkohol an noch Jüngere. Im Weltbild der Rechtsradikalen sind das "volkszersetzende" Aktivitäten.

Obwohl den Prangereinträgen bis jetzt keine dem TA bekannten tätlichen oder verbalen Belästigungen folgten, sind die Opfer verängstigt. "Wer weiss, wer dieses Portal besucht. Noch ist kein übereifriger Patriot zur Tat geschritten, aber dass das passiert, ist doch umso wahrscheinlicher, je länger die Einträge stehen bleiben", sagt die Mutter eines der betroffenen Jugendlichen.

Sie sieht nun eine Chance, gegen die Verleumdungen vorzugehen. Die Internetprovider sind nämlich verpflichtet, sämtliche Log-Files zur Identifizierung eines Kunden sechs Monate aufzubewahren, wie Cablecom-Sprecherin Deborah Bucher bestätigt. Die Sammlung der IP-Adressen, die dank des Datendiebstahls bei Blood and Honour vorliegt, macht es möglich, die rechten Denunzianten zu identifizieren und auch auf dem zivilrechtlichen Weg zur Rechenschaft zu ziehen

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PROZESS NEONAZI-KONZERT WALLIS
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Le Nouvelliste 24.1.09

Concert néonazi à Brigue

Un acte d'accusation lacunaire

L'accusation de discrimination raciale contre 18 personnes pour l'organisation d'un concert néonazi interdit à Brigue en 2005 est lacunaire. La défense a critiqué la faiblesse des preuves et l'absence de grief.

Les défenseurs ont plaidé l'acquittement de tous les accusés vendredi au deuxième jour du procès devant le tribunal de district de Brigue. Le procureur a requis 10 à 100 jours amende avec sursis de deux à cinq ans pour discrimination raciale. L'accusation repose en partie sur une séquence vidéo de quelques minutes filmée en caméra cachée lors du concert et diffusée lors d'une émission de la télévision alémanique. Projetée jeudi en ouverture de procès, la vidéo montre des extraits de concerts, des drapeaux à croix gammée, un public survolté faire des saluts hitlériens et crier des slogans nazis.

Une chanson, sous-titrée en raison de la mauvaise qualité sonore, est au centre de l'accusation. Intitulée "le sang doit couler", elle appelle à l'élimination des juifs. Mais le Ministère public ne précise pas quels actes délictueux il reproche aux accusés, a plaidé la défense.

De la propagande. Le concert a été un événement de propagande, a estimé le procureur. Les organisateurs ne pouvaient pas ignorer ce qui s'est passé à l'intérieur. Et les perquisitions effectuées chez certains accusés ont permis de découvrir du matériel de propagande qui a été saisi.

Les accusés avaient nié lors de leur interrogatoire la veille avoir vu à l'intérieur de la discothèque abritant le concert les scènes montrées sur la vidéo. Tous ont expliqué être trop absorbés par les tâches leur incombant ou avoir été affectés à des contrôles à l'extérieur de la salle.

Pour l'avocat de la Ligue contre le racisme et l'antisémitisme (LICRA), partie civile et plaignante, l'accusation porte sur l'organisation d'un concert néonazi. Et une des accusées avait dit lors de l'enquête avoir vu des des saluts hitlériens, des drapeaux et des t-shirts à croix gammée. Elle s'est rétractée jeudi.

Preuve réfutée. Les défenseurs ont rejeté la validité de la vidéo. Rien n'indique où et quand elle a été tournée, le son et l'image sont de mauvaise qualité, il est impossible de distinguer les paroles. Les membres du groupe de musique allemand qui a interprété la chanson devraient se trouver sur le banc des accusés. Une demande d'entraide judiciaire pour enquêter sur les musiciens avait été faite durant l'enquête, a précisé le procureur. Elle n'a pas permis d'aboutir à des résultats. Le Ministère public souhaite relancer des investigations.

Les accusés ont loué le lieu, fait venir les groupes de musique, vendu à boire et à manger. Il n'est reproché à aucun d'entre eux d'avoir chanté le morceau ou d'avoir su qu'il serait interprété. "Où est le racisme?", a dit l'un des avocats.

Jugement dans six semaines. Les onze accusés non représentés par un avocat ont tous contesté leur culpabilité et demandé leur acquittement. Le jugement sera rendu au plus tôt à fin février en raison du nombre d'accusés, a précisé le juge. ATS

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info-wallis.ch.vu 23.1.09

Neonaziprozess in Brig InfoWalllis.Redaktion
Am 23. Januar 2009

Edit: wir haben fälschlicherweise den unkorrigierten Artikel ins Netz gestellt. Nun sollten aber die groben Fehler nicht mehr drinn sein. Wir entschuldigen uns für den Fehler!

Am Donnerstag um 08:15 Uhr begann in Brig der Neonaziprozess wegen dem Ian Stuart Memorial Konzert in Gamsen (2005).
Angeklagt sind 18 Personen. Darunter einige alt Bekannte aus dem Oberwallis.

Die Neonazis gaben sich äusserst wortkarg und still. Der Richter musste zum Beispiel Herrn Gex-Collet Silvan dazu auffordern so zu antworten, dass man ihn auch verstehe. Mit seiner Postur, so der Richter, sei dies doch das Mindeste. Lustig war Martin Schwery, der wohl nicht gefrühstückt hatte und schon um 10 Uhr nachfragte, wann denn die Mittagspause sei. Durst hatte er wohl auch, denn wichtig für ihn war zu wissen, ob er eine Wasserflasche mitnehmen dürfe. So freundlich und lieb hat man die Neonazis schon lage nicht mehr gesehen. Spannend sind natürlich auch die Aussagen, glücklicherweise hauen sie sich selber in die Pfanne.

Alle Befragten haben sich von dem "Blutlied" distanziert, sie hätten die "Feldherren" nicht gut genug gekannt und nicht gewusst was diese für Lieder spielen. Wenn sie gewusst hätten das Lieder gegen die Antirassismusstrafnorm verstossen würden, hätten sie die Bands drauf aufmerksam gemacht. Das Problem ist jedoch, die "Feldherren" haben das Lied gar nie gespielt. Sondern die Zürcher Band "Amok". Doch die Staatsanwaltschaft bzw. die Untersuchungsrichterin hat dies bis jetzt ignoriert. Die Verteidiung (mehrer Anwälte und eine Anwältin) haben sich auch alle darauf berufen, dass doch gar nicht wirklich klar sei ob die "Feldherren" das Lied gespielt haben. Weiter wurde kritisiert, dass man es in 3 Jahren nicht geschafft hat die "Feldherren" zu befragen bzw. anzuklagen. Dies verwundert uns auch.

Erscheckend ist der Blick ins Publikum, mindestens 8 Neonazis (Donnerstag).
Ansonsten hat es viele Presseleute und so dürften auch die bürgerlichen Medien im Wallis nicht um eine Berichterstattung herum kommen.

Äusserst erstaunlich die Aussage vom Pnos Parteivorstandsmitglied Jonathan Leiggener, dieser gab offen zu Blood and Honour Mitglied (Sektion Vaud) zu sein. Weitere Fragen zu Blood and Honour wollte er nicht zu Protokoll geben (auf die Frage ob diese Sektion die ganze französischsprechende Schweiz abdecken würde, verweigerte er die Aussage). Wir wissen nicht wie sich dies auf seine Arbeit bei der Pnos auswirken wird. Diese Distanzieren sich doch so gerne von Blood and Honour und anderen Neonaziorganisationen.

Einer der Hauptangeklaten bzw. Hauptorganisatoren, Gex-Collet Silvan hat wohl Angst bekommen und sehr interessante Aussagen gegenüber der Polizei gemacht. So hat er gegenüber der Polizei alle damaligen Mitglieder von Blood and Honour Oberwallis genannt. Seine 8 Kameraden dürften dies nicht so toll gefunden haben. Es erstaunt dann auch nicht, dass 6 davon ebenfalls angeklagt waren. Einer davon war jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend.

Die Beweismittel bzw. das beschlagnahmte Material wurde nur am Rande erwähnt. Bei mehreren der Angeklaten wurden Waffen gefunden, jedoch alle legal erworben.

Festzustellen bleibt, dass alle Angeklagten sich nicht gross geäussert haben. Im Gegensatz zur Aussagen gegenüber der Polizei. Alle Angeklagten waren gut vorbereit. Dies dürfte vor allem die Arbeit des bekannten und (in dieser Hinsicht) erfahrenen Rechtsanwalt Valentin Landmann gewesen sein. Einige Personen, die eher "Helferdienste" getätigt haben, hatten keinen Anwalt dabei. Die beiden französisch sprechenden Angeklagten wurden vom Rechtsanwalt Pascal Junod aus Genf verteidigt. Der krankheitshalber fehlende Angeklagte wurde von Rechtsanwalt Odilo Guntern aus Brig verteidigt und eine Angeklate wurde von Rechtsanwältin Doris Vogel aus Brig vertreten.

So hat keine und keiner der Angeklaten weder Hakenkreuze, Hitlergrüsse und schon gar nicht das "Blutlied" gehört. Alle waren entweder irgendwo draussen, auf den Parklplätzen, in der Vorhalle, an der Kasse, in der Küche oder an der Bar am arbeiten. Auch die 3 Frauen welche an der Bar arbeiteten haben angeblich nichts gesehen. Obwohl eine Angeklagte bestätigte dass, falls man in die Richtung, geschaut hätte, hätte man die Bühne (3-4 Meter entfernt) gesehen. Die selbe Angeklagte hat gegenüber der Polizei auch ausgesagt, dass viele Konzertbesucher T-Shirts mit Hakenkreuzen getragen hätten auch Sieg-Heil Rufe und Hitlergrüsse hätte sie gesehen. Vor dem Richter war sie sich nicht mehr sicher und hat gemeint, sie hätte dies wohl mit dem Rundschaubericht verwechselt. Nachdem sie der Richter auf ihre Aussage bei der Polizei hingewiesen hat verweigerte sie danach die Ausage.
Komisch alle 18 Angeklagten haben die Szenen im Rundschaubericht, auch nur in diesem Bericht gesehen. Ansonsten war ja niemand im Saal und die Barfrauen meinte es sei ziemlich stressig gewesen und sie hätten darum nichts gesehen und gehört. Wers glaubt…

Einzig einen Einblick hätte Martin Schwery geben können, da dieser nur "zum Festen" da war. Er hat jedoch auch nichts gesehen und gehört. Mit der Organisation habe er nichts zu tun gehabt, einzig "20 Sekunden" habe er einen Besen in der Hand gehalten um seinen Kollegen beim aufräumen zu helfen.

Man darf gespannt auf die restliche Berichterstattung sein. Der heutige WB-Artikel hat die nötigen Infos geliefert, jedoch keine weiteren Erkenntnisse.

Radioberichte vom RRO vor dem Prozess (http://www.rro.ch/audio/podcast-4b04b0dcd2ade339a3d7ce13252a29d4.mp3) und nach dem 1. Tag (http://www.rro.ch/audio/podcast-75806e8a1c04cad241934a374c1359c0.mp3)

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WEGWEISUNG BASEL
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Basler Zeitung 24.1.09

Einig gegen die Gewalt

Bürgerliche und Mitte-Parteien kämpfen für Wegweisung

Philipp Loser

Der Wegweisungsartikel sei ein verhältnismässiges Instrument - auch aus liberaler Sicht. Das Pro-Komitee beginnt seinen Abstimmungskampf für Rayonverbote und distanziert sich ausdrücklich von "Citypflege".

Die grösste Befürchtung der Gegner eines Wegweisungsartikels ist polizeiliche Unehrlichkeit. Wer garantiere, hiess es an der Medienorientierung des Bündnisses "Basel für alle" vor einer Woche, dass der Wegweisungsartikel nach einer Annahme am 8. Februar nicht verschärft werde? Dass nicht plötzlich doch Alkoholiker, Bettler, Junkies oder andere unliebsame Menschen von Basels öffentlichen Plätzen verjagt werden? Dass es nicht um Gewalttäter, sondern um "Citypflege" gehe?

Niemand garantiert das. Aber alle beteuern es. Als am Freitagmorgen die versammelten bürgerlichen Parteien samt DSP, EVP und Grünliberalen ihre Argumente für einen Wegweisungsartikel darlegten, rangen sich alle Politiker zum mehr oder weniger deutlichen Versprechen durch, "Citypflege" nicht zu unterstützen. Selbst der neue SVP-Präsident Sebastian Frehner distanzierte sich von der Vorstellung, mit einem Gesetz Bettler aus der Innenstadt vertreiben zu können. Am treffendsten drückte es FDP-Präsident Daniel Stolz aus, der nach den unrechtmässigen Wegweisungen an der Herbstmesse 2007 eine Motion zum Thema eingereicht hatte: "Es geht erstens um Gewalt, zweitens um Gewalt und drittens um Gewalt." Dem vorliegenden Gesetz könne man auch aus liberaler Sicht mit "gutem Gewissen" zustimmen. Für alles, was darüber hinaus gehe, werde die FDP "keine Hand" reichen.

Schutz der Opfer. David Wüest, Präsident der Grünliberalen, stimmt es bedenklich, dass sich die linksgrüne Seite bei ihrer Gegenargumentation auf eine Verletzung der Grundrechte beruft. Genau das Gegenteil sei der Fall: "Wenn Gewalttäter im öffentlichen Raum akzeptiert werden, tangiert das die Grundrechte aller anderen. Es geht hier um den Schutz der Opfer." Der Vorstand seiner jungen Partei habe sich lange mit dem Thema auseinandergesetzt und könne sich mit der Vorlage identifizieren. Vor allem seit die vorberatende Kommission in der ursprünglichen Version einen Absatz strich, der als Rechtfertigung von "Citypflege" auszulegen war.

Beliebtes Argument der bürgerlichen Politiker war immer wieder die "Verhältnismässigkeit" des Artikels. Bereits heute habe die Polizei die Möglichkeit, Störer für 24 Stunden in Haft zu nehmen. CVP-Grossrat Remo Gallacchi: "Da ist eine Wegweisung für 72 Stunden das angemessenere Mittel."

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Basellandschaftliche Zeitung 24.1.09

Platzverweis drängt ins Polizeigesetz

Befristete Wegweisung Volk entscheidet, ob Polizei potenzielle Gewalttäter wegweisen darf

Der befristete Platzverweis für mutmassliche Schläger soll eine Lücke im Polizeigesetz stopfen. Ein Teil der Linken glaubt nicht, dass so Gewalt verhindert wird.

David Weber

Das Argument "Mehr Sicherheit" ist schwer zu schlagen. Das zeigt sich auch an der Haltung der Linksparteien SP und Grüne. Trotz parteiinterner Skepsis konnten sie sich nicht zur Nein-Parole zum befristeten Platzverweis durchringen, über den die Stimmberechtigten am 8. Februar abstimmen werden. SP und Grüne beschlossen nach langen Diskussionen Stimmfreigabe.

Die bürgerlichen Parteien sind klar dafür. Sie verdanken dem Wegweisungsartikel eines ihrer raren Erfolgserlebnisse im Grossen Rat. Vergangenen Oktober schafften sie es für einmal, ihre Reihen zu schliessen und Rot-Grün zu überstimmen. Sie verhinderten so, dass die Ratslinke den Wegweisungsartikel entschärfen konnte.

Zweistufiges Verfahren

Die Mehrheit des Parlaments beschloss am 15. Oktober 2008 die nun zur Abstimmung stehende Änderung des Polizeigesetzes. Der neue Paragraph 42a ermöglicht es der Basler Polizei, befristete Platzverweise von maximal 72 Stunden auszusprechen. Dies gegen Personen, die eine unmittelbare Bedrohung für Dritte darstellen. Der befristete Platzverweis soll Gewalt verhindern. Die Wegweisungen sind anfechtbar. Bisher hatte die Polizei bloss die Möglichkeit, Radaubrüder und -schwestern für 24 Stunden zu verhaften. In schwerwiegenden Fällen, also wenn andere Personen verletzt werden, Waffen im Spiel sind oder bei Missachtung einer Wegweisung soll die Polizei Personen auch bis zu einem Monat von einem bestimmten Platz verbannen dürfen.

 Diese direkte "rote Karte" hatten die bürgerlichen Kräfte im Parlament durchgesetzt. Sie wehrten auch Vorstösse der Linken ab, welche den Platzverweis auf 24 respektive 48 Stunden beschränken wollten.

 Gegen den Grossratsentscheid hatten Basta, Junges Grünes Bündnis, Jungsozialisten sowie andere Linksgruppierungen das Referendum ergriffen, welches, wenn auch mit Mühe, zustande kam.

 Die Gegner des Wegweisungsartikels bezweifeln, dass damit Gewalt verhindert werden kann. Vielmehr befürchten sie willkürliche Platzverweise, da es in der Beurteilung, ob von jemandem eine akute Gefahr ausgehe, einen gewissen Ermessensspielraum gebe. Auch das neudeutsche Wort "Citypflege" war omnipräsent in den Diskussionen um den befristeten Platzverweis.

Nicht gegen Randständige

Die Gefahr, dass Randständige und missliebige Personen von öffentlichen Plätzen vertrieben werden, wurde durch zahlreiche Anpassungen des Gesetzes entschärft. Auch betonte Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP) immer wieder, dass mit diesem Paragraphen "Stadtbildpflege" nicht möglich sei. Sollte das Rayonverbot vom Stimmvolk angenommen werden › und davon ist auszugehen › werden die Referendumsparteien und "Gassenarbeiter" sicherlich ein wachsames Auge darauf haben.

 Dass nun über die gesetzliche Verankerung von befristeten Platzverweisen entschieden wird, geht auf die Herbstmesse 2007 zurück. Damals hatte Jugendanwalt Beat Burckhardt die Wegweisung von 13 Jugendlichen vom Kasernenareal verfügt › aber eben, ohne Rechtsgrundlage, was von linker Seite heftig kritisiert wurde und zur Ausarbeitung des Paragraphen 42a des Polizeigesetzes geführt hat. Befristete Platzverweise gibt es bereits in anderen Städten, beispielsweise in Bern, St. Gallen oder Solothurn.

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Gegen Gewalt, für Wegweisung

Abstimmung Pro-Seite zeigt Einigkeit

Toprak Yerguz

"Es geht nur um Gewalt und nichts anderes", sagte FDP-Präsident Daniel Stolz stellvertretend für die Befürworter des Wegweisungsgesetzes. Die Vorlage wird von der CVP, DSP, EVP, FDP, GLP, LDP und SVP unterstützt und kommt am 8. Februar zur Abstimmung. Nachdem die Gegner des befristeten Platzverweises am 16. Januar ihre Kampagne lancierten (bz vom 17. Januar), stellten gestern die Parteirepräsentanten aus dem Pro-Lager an einer Medienkonferenz einstimmig klar, dass die Vorlage nicht dazu genutzt werden solle, auf verstecktem Wege die von der Gegenseite befürchtete Citypflege einzuführen.

Auch SVP-Präsident Sebastian Frehner distanzierte sich von der Absicht, mit dem Wegweisungsgesetz auf öffentlichen Plätzen aufräumen zu wollen: "Damit wollen wir nicht zum Beispiel Bettler oder Strassenmusikanten vertreiben." Dass das Gesetz ein erster Schritt in diese Richtung sein könnte, verneinte er. Er glaube nicht, dass eine Verschärfung dieses Gesetzes bei den Parteimitgliedern eine Mehrheit finden würde.

Grünliberale auch dafür

Die Grünliberale Partei Basel-Stadt (GLP) unterstützt ebenfalls die Vorlage. Sie steht unter besonderer Beobachtung, da sie erstmals nach dem Einzug in den Grossen Rat im Vorfeld einer Abstimmung Stellung nimmt. "Der Entscheid der Parteimitglieder steht noch aus und wird am Dienstag gefällt", sagte Präsident David Wüest-Rudin. Im Vorstand sei jedoch die Entscheidung deutlich zugunsten des Wegweisungsgesetzes gefallen. Er erwartet, dass dies an der Parteiversammlung ähnlich sein werde.

 In der Sache des Wegweisungsgesetzes zeigte er sich von der mangelnden Unterstützung der Linksparteien enttäuscht. "Es ist ein gutes Element, der Gewalt zu begegnen", sagte Wüest-Rudin. Die Gegenseite verharmlose die Gewalt und werfe den Befürwortern vor, Randgruppen als Ziel vor Augen zu haben. "Ich möchte dann diese Parteien sehen, wenn sich Neonazis versammeln und pöbeln."

Instrument für die Polizei

Seinen Anfang nahm das Wegweisungsgesetz an der Herbstmesse 2007, als Jugendliche ohne gesetzliche Grundlage von der Allmend verwiesen wurden. Dass an der Herbstmesse 2008 keine grösseren Zwischenfälle mehr zu vermelden waren, obwohl die Wegweisungen des Vorjahres aus rechtlichen Gründen nicht mehr wiederholt wurden, akzeptieren die Befürworter nicht als Gegenargument.

 Nur weil ein Jahr lang nichts passiert ist, bestehe kein Grund, das Wegweisungsgesetz gänzlich abzulehnen, fand EVP-Präsident Heinrich Ueberwasser. Im Falle der Fälle müsse die Polizei ein geeignetes Instrument zur Hand haben: "Es braucht eine klare demokratische Legitimitation."

 Das Gesetz richte sich nicht gegen bestimmte Altersgruppen, Nationalitäten oder ein bestimmtes Geschlecht, wiederholte auch LDP-Präsident Christoph Bürgenmeier. Betroffen seien ausschliesslich jene, von welchen Gewalt ausgehe. Dazu sagte CVP-Grossrat Remo Gallacchi: "Dieses Gesetz ist nicht zuletzt auch ein Schutz der Opfer."

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Wegweisungsartikel ist untauglich

Tanja Soland

Gewaltprävention sei mit dem Wegweisungsartikel nicht möglich, sagt SP-Grossrätin und Vorstandsmitglied der Demokratischen JuristInnen Basel.

Körperliche Gewalt im öffentlichen Raum ist weder neu noch zunehmend. Trotzdem muss diese eingedämmt werden und das angestrebte Ziel soll sein, dass der öffentliche Raum für alle Personen zugänglich ist. Der befristete Platzverweis ist aber weder ein taugliches noch ein erforderliches Mittel dazu.

Gewaltprävention lässt sich nicht mit dem Wegweisungsartikel durchführen, da damit keine Ursachen bekämpft werden und ausserdem zu befürchten ist, dass sich die Gewalt nur verlagert. Beispielhaft dazu der Fall an der Herbstmesse 2007, als die aufgebrachte weggewiesene Person ein paar Strassen weiter gewalttätig wurde.

 Es wird für die Polizei zudem schwierig sein, festzustellen, ob eine Person gewaltbe-reit ist beziehungsweise durch ihr Verhalten die Gefahr einer gewalttätigen Auseinandersetzung schafft. Insbesondere da sofort vor Ort entschieden werden muss und keine weiteren Abklärungen vorgenommen werden können.

 Der befristete Platzverweis wird oft randständige Personen und Jugendliche betref-fen. Diese sind aber einer willkürlichen Behandlung schutzloser ausgesetzt, da sie aufgrund ihrer sozialen und altersbedingten Situation sich oftmals nicht auf dem Rechtsweg wehren können.

 Ausserdem ist die Praktikabilität und Durchsetzung der Wegweisung in Frage ge-stellt. Der Zugang zum öffentlichen Raum lässt sich nicht kontrollieren. Opfer werden somit nicht tatsächlich geschützt, sondern es werden nur vermehrt Bussen verhängt. Man setzt und hofft hier lediglich auf die erzieherische Wirkung des befristeten Platz-verweises.

 Heute schon sind die Behörden in Basel-Stadt in der Lage, die Sicherheit im öffentli-chen Raum zu gewährleisten. So waren beispielsweise an der letztjährigen Herbstmesse durch die Präsenz und Interventionen der Polizei, der Jugendanwaltschaft sowie der Mobilen Jugendarbeit auf dem Kasernenareal keine nennenswerten Zwischenfälle zu verzeichnen. Der Wegweisungsartikel soll in erster Linie nur der Beruhigung der Bevölkerung dienen und konkurrenziert dabei die erwähnten, viel wirksameren Alter-nativen gegen Gewalt im öffentlichen Raum. Deshalb: Nein zum untauglichen Wegweisungsartikel!

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Effizientes Mittel gegen Randalierer

Helmut Hersberger

FDP-Grossrat Helmut Hersberger erklärt, warum dank des Wegweisungsartikels die Sicherheit im öffentlichen Raum entscheidend verbessert werden kann.

Unsere Polizei leistet Tag für Tag, Nacht für Nacht gute Arbeit bei der Verhinderung und Unterbindung von Gewalt. Mit der Möglichkeit zur Wegweisung erhält sie ein einfach zu handhabendes, praxisnahes und grundrechtskonformes Einsatzmittel, um gegen Gewalt im öffentlichen Raum vorzubeugen und mögliche Opfer zu schützen. Damit kann die Polizei gegen Personen vorgehen, die andere Menschen gefährden oder mit einer ernsthaften Gefährdung drohen. Dies hilft, eine mögliche Gewalt-Spirale zu durchbrechen.

Die heutige Gesetzgebung sieht für solche Fälle nur den (schwerwiegenden) polizeilichen Gewahrsam vor. Das neue › aus der Praxis entstandene › Instrument ist deshalb als erste, verhältnismässige Massnahme zu verstehen, die präventiv wirkt. Gewaltbereite Menschen werden von einem Platz weggewiesen, bevor sie eine Straftat begehen. Damit kann die Polizei rechtschaffene Bürger im öffentlichen Raum vor Gewalt schützen, ohne bereits zum schwerwiegenden Mittel des polizeilichen Gewahrsams greifen zu müssen.

 Die Wegweisung wird gegen gewaltbereite Personen eingesetzt, die andere an der Nutzung des öffentlichen Raums hindern. Die polizeiliche Wegweisung ermöglicht nicht, wie von Einzelnen behauptet, "Citypflege" gegen Menschen, die sich am Rand der Gesellschaft bewegen. Diejenigen, die behaupten, die Polizei werde dies anders auslegen als vom Gesetzgeber gewünscht, haben offenbar ein von Misstrauen geprägtes, falsches Bild der Polizei.

 Die Vorgehensweise lässt sich durchaus mit dem Einsatz von gelben und roten Karten im Fussball vergleichen: Die Polizei zeigt einer fehlbaren Person die "gelbe Karte", indem diese Person bei Drohung oder Anwendung von Gewalt von einem öffentlichen Platz für maximal 72 Stunden weggewiesen wird.

 In schwerwiegenden Fällen › zum Beispiel wenn jemand verletzt wird › kann die Polizei die Person für maximal einen Monat wegweisen. Diese stärkere Intervention ("die direkte rote Karte") haben die CVP, DSP, EVP, FDP, LDP und SVP mit einem gemeinsamen Antrag ermöglicht und damit verhindert, dass ein wirkungsloses Gesetz entsteht.

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BEATMAN
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Publikumspreis für Videoclip von Reverend Beat-Man

Von fz.

In der Kategorie Sounds & Stories hat sich das Publikum für den Videoclip zum Song The Beat Man Way des Berners Reverend Beat-Man entschieden. 50 Filme standen zur Nomination.

The Beat Man Way ist ein persönlicher Song, der auf komisch-surreale Weise aus dem Leben des Musikers erzählt. Die Filmemacher Nella Lombardi, Adrian Winkler und Mario Winkler lassen im Clip den Reverend als Puppe tanzen. Diese Umsetzung hat das Publikum überzeugt und so geht der mit 5000 Franken dotierte Preis an das Trio aus Zürich.

Die Filmemacher sind sehr überrascht und die Freude über diese Anerkennung ist gross. Adrian Winkler: "Nie hätten wir gedacht, dass sich jemand für unseren handgestrickten No-Budget Film interessiert, bereits die Nomination war ein Erfolg".

Adrian Winkler hat schon mehrere Filme gedreht: Ende 2008 strahlte SF seinen Dokfilm über die Schweizer Black-Metal-Band Celtic Frost aus. (Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

Video: http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Publikumspreis-fuer-Videoclip-von-Reverend-BeatMan/story/13778957

Links
* www.voodoorhythm.com