MEDIENSPIEGEL 1.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipp (GH)
- Anti-WEF-Aktion Bern: kurz
- Anti-WEF-Demo Genf: über 1000 kamen
- Anti-WEF-Demo Davos mit 300
- Anti-WEF-Aktion Davos: Sprengsatz
- Tibet: neue Demo + Flaggenaffäre
- Forderung PNOS-Verbot
- ZH für Taser bei Polizei
- Anti-Atom: Interview mit Wendland-Leuten
- Gang-Land Bern: die gelben Zonen des Scheckens (und die RH mitten
drin...)
- Antisemitismus: Kirche, Gazakrieg
- Katholizismus: Pius X
- Gewerkschaft und Revoluzzer
- SchwarzfahrerInnen-Kartei der SBB
- Juso-Squatter Baden verantwortungsvoll-reuig
- Anti-Atom: Fonds-Verluste, Standortfragen
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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der
Vorplatz-Präsenz!!!
PROGRAMM:
Mi 04.02.09
19.00 Uhr - SousLePont - China
Spezialitäten
19.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Apéro & Musik mit dem kurdischen
Trio Adem, Tarik & Kendal.
Anschliessend Begrüssung und Vorstellung der eingeladenen
Gäste.
Einführung in das kurdische Filmschaffen mit Manu Halil und
Claudia
Paiano
20.30 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - White Mountain, Taha Karimi, Iran
2006, 30 Min
21.10 Uhr - Kino - The stars of my
homeland - Stêrken Welatê Min, Shirin Jihani, Irak
2008, 76 Min. In Anwesenheit der Regisseurin
Do 05.02.09
20.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Hêlîn, Sibel Akkulak,
Türkei 2007, 13 Min; Handful of Ash, Nabaz Ahmed, Irak 2007, 33 Min
21.00 Uhr - Kino - Close-up Kurdistan,
Yüksel Yavuz, D 2007, 104 Min
Fr 06.02.09
20.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Kevoka Spî, Viyan Mayî,
Irakisch-Kurdistan 2008, 30 Min
20.30 Uhr - Kino - Vinterland,
Hisham Zaman, Norwegen 2007, 52 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
21.45 Uhr - Kino - The land of legend,
Rahim Zabihi, Kurdistan/Iran/D 2008, 73 Min
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop
special: Frauendisco POPSHOP - Katzenball mit Kami Katzes Mix
aus 60ties, R&B, Soul, Beat and Exotica sounds... women only
23.00 Uhr - Dachstock - DJ-Kicks
presents !K7 Tour featuring The Glimmers (Bel) & DJ's
Dactylola & Ereccan Stil: Postdisco-Punk-Electro-Housetech
Sa 07.02.09
19.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Musikliebe, Yusuf Yesilöz,
Schweiz 2008, 53 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
20.15 Uhr - Kino - Gözmece,
Aydin Sevinc, Türkei 2006, 45 Min. In Anwesenheit des Regisseurs.
2 Türen, Ali Biçer, Schweiz , 7 Min
21.15 Uhr - Kino - Dol - Tal der
Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan/F/D, 2006, 94
Min
22.00 Uhr - SousLePont - Guts Pie
Earshot (D), Support: L-N/A (CH) Stil: Revolting Breakbeat. Punk
live cello and drums
22.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly: Phenomden & The
Scrucialists, jugglin & after show by: Boss Hi-Fi (ZH) ls Moya
(More Fire Sound, BE). Stil: Finest Reggae
So 08.02.09
19.00 Uhr - Progr - Kurdischer Filmzyklus: Entwicklung des kurdischen Filmschaffens -
Chancen und Risiken: Gespräch und Filme im Gedenken an den
Halil Uysal
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel.
Rainer Werner Fassbinder, D/F 1982
Infos: www.reitschule.ch
& www.grossehalle.ch
---
20min.ch 1.2.09
"Blind" speisen und lauschen
Hören statt sehen: Das Restaurant Blinde Insel bietet seinen
Besuchern dieses Jahr ein zusätzliches sinnliches Erlebnis.
Exklusiv haben bekannte Autoren wie Franz Hohler, Endo Anaconda oder
Pedro Lenz Texte zum Thema Klimawandel verfasst und auf Band
aufgenommen. Die literarischen Denkanstösse werden abgespielt,
während
die Besucher in völliger Dunkelheit sitzen. Dazu servieren blinde
und
sehbehinderte Kellner ein 3-Gang-Menü. Es kommen nur Zutaten auf
den
Teller, die maximal 250 Kilometer von Bern entfernt produziert wurden.
Die Blinde Insel befindet sich vom 13. Februar bis zum 28. März in
einem geheizten, abgedunkelten Zelt in der grossen Halle der Reitschule
Bern. Das Menü gibts auch in einer vegetarischen Variante. Es
kostet 44
Franken
mar
Link-Box
www.grossehalle.ch
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ANTI-WEF-AKTION BERN
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police.be.ch 1.2.09
Umzug von WEF-Gegnern verhindert
pkb. Samstagnacht verhinderte die Kantonspolizei Bern einen Umzug von
WEF-Gegnern in die Berner Innenstadt. Es sind bisher keine
nennenswerten Schäden bekannt.
Während die Rückkehr der Anti-WEF Demonstranten aus Genf am
Samstagabend unproblematisch verlief, versammelte sich um 21.30 Uhr in
der Reithalle eine grosse Gruppe von mehrheitlich vermummten Personen
und marschierte in Richtung Bollwerk. Die Kantonspolizei verhinderte
ein weiteres Vorrücken hin gegen den Bahnhof und in die
Innenstadt. Sie
wurde von den Demonstranten massiv mit Flaschen, Steinen, Farbbeuteln
und Petarden beworfen und reagierte mit dem Einsatz von Gummischrot und
Reizstoff. In der Folge zogen sich die Demonstranten wieder in die
Reithalle zurück, worauf sich die Situation beruhigte. Über
nennenswerte Sachschäden ist nichts bekannt.
(fm)
---
bernerzeitung.ch 31.1.09
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizei-geht-mit-Traenengas-gegen-WEFDemonstranten-vor/story/29566053
(mit Fotos)
Berner Polizei blockt WEF-Demonstranten ab
Sie demonstrierten in Genf gegen das WEF in Davos und wollten
zurück in
Bern an einer weiteren Kundgebung teilnehmen. Die Berner hatten die
Rechnung ohne die Polizei gemacht.
Wie Polizeisprecher Franz Märki auf Anfrage sagte, waren die
Polizeikräfte schon in Bereitschaft, als die Berner Anti-WEF-
Demonstranten von der Kundgebung in Genf in die Bundesstadt
zurückkehrten. Dabei habe es jedoch keine Probleme gegeben.
Erst später, gegen 21.30 Uhr, habe eine grössere Gruppe von
Demonstranten versucht, von der Reithalle in Richtung Innenstadt zu
ziehen. Wieviele Leute es waren, konnte Märki nicht sagen. Unter
Einsatz von Gummischrot und Tränengas sei die Ansammlung
aufgelöst
worden. Nach 22.30 Uhr habe sich die Lage wieder beruhigt. Es sei zu
keinen Sachbeschädigungen gekommen. Es habe auch keine Festnahmen
oder
Verletzte gegeben, sagte Märki. (cpm/sda)
---
20min.ch 31.1.09
http://www.20min.ch/news/bern/story/20593645
(mit Fotos + Video)
WEF 2009
Genf-Rückkehrer wollten in Bern weitermachen
Die Kantonspolizei hat am Abend vor der Reithalle in Bern eine
"grössere Gruppe" junger Leute daran gehindert, sich zu einem
Demonstrationszug in Richtung Innenstadt zu formieren. Dabei setzte die
Polizei Tränengas und Gummischrot ein.
Wie Polizeisprecher Franz Märki auf Anfrage sagte, waren die
Polizeikräfte schon in Bereitschaft, als die Berner Anti-WEF-
Demonstranten von der Kundgebung in Genf in die Bundesstadt
zurückkehrten. Dabei habe es jedoch keine Probleme gegeben.
Erst später, gegen 21.30 Uhr, habe eine grössere Gruppe von
Demonstranten versucht, von der Reithalle in Richtung Innenstadt zu
ziehen. Wieviele Leute es waren, konnte Märki nicht sagen. Unter
Einsatz von Gummischrot und Tränengas sei die Ansammlung
aufgelöst
worden. Nach 22.30 Uhr habe sich die Lage wieder beruhigt.
Es sei zu keinen Sachbeschädigungen gekommen. Es habe auch keine
Festnahmen oder Verletzte gegeben, sagte Märki.
Demo in Genf:
Quelle: SDA/ATS
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ANTI-WEF-DEMO GENF
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NZZ am Sonntag 1.2.09
Protest in Genf gegen das WEF
Annegret Mathari, Genf
Die Genfer Polizei hat an einer unbewilligten Demonstration gegen das
WEF vorübergehend 80 Personen festgenommen.
Rund 700 Personen haben am Samstag in Genf an der nationalen Kundgebung
gegen das WEF teilgenommen. Die Kantonsregierung hatte eine
Demonstration mit der Begründung verboten, die von den
Organisatoren
abgegebenen Garantien seien ungenügend. Im Internet sei in
Aufrufen zur
Demonstration Gewaltbereitschaft zur Schau gestellt worden. Die
Kundgebung vor der Post beim Bahnhof galt deshalb auch der Verteidigung
der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit.
Mehr als 50 Millionen Menschen hätten weltweit wegen der
Finanzkrise
bereits ihre Arbeit verloren, sagte Florence Proton, die
Generalsekretärin der globalisierungskritischen Organisation
Attac. Auf
einem Transparent der Gewerkschaft Unia stand: "Wir zahlen nicht
für
eure Krise und wir verteidigen unsere Meinungs- und
Demonstrationsfreiheit". Jean Ziegler, Mitglied des
Uno-Menschenrechtsrats, nannte das WEF einen "Tanz der Vampire". Drei
Viertel der WEF-Teilnehmer gehörten ins Gefängnis, sagte er
und
forderte aufgrund der staatlichen Unterstützung der UBS die
Verstaatlichung der Bank.
Die Genfer Regierung hatte erstmals seit 35 Jahren ein
Demonstrationsverbot verhängt. Die Polizei war denn auch mit einem
Grossaufgebot präsent, verstärkt durch andere Westschweizer
Korps und
Berner Polizisten. Der Genfer Polizeidirektor Laurent Moutinot hatte im
Vorfeld angekündigt, das Aufrechterhalten der Ordnung koste an
diesem
Tag 1,5 Millionen Franken.
Um einen Demonstrationszug zu stoppen, setzte die Polizei am Nachmittag
Tränengas und Wasserwerfer ein. Einige Demonstranten wurden in der
Fussgängerzone eingekesselt. Vor und während der Kundgebung
wurden
insgesamt 80 Personen vorübergehend festgenommen. In Haft gesetzt
wurde
aber laut Polizeiangaben niemand.
---
Tageschau 31.1.09
WEF-Demos in Davos und Genf
Sowohl in Davos wie auch in Genf haben Globalisierungs-Gegner gegen das
WEF demonstriert.
-
Die Genfer Anti-WEF-Demonstration ist glimpflich ausgegangen: Zwar kam
es zu kleineren Scharmützeln. Verletzte waren jedoch ebenso wenig
zu
beklagen wie Sachschaden. Friedlich verlief eine zweite
Anti-WEF-Kundgebung in Davos.
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---
tsr.ch 31.1.09
http://www.tsr.ch/tsr/index.html?siteSect=212000
(das und noch mehr)
http://www.tsr.ch/xobix_media/tsr/tj/2009/tj_01312009-501k.flv?start=0:00:00.600&end=0:26:31.932
GE / manifestation anti-WEF: deux cent manifestants cagoulés
armés de
bouteilles s'en sont pris aux forces de l'ordre - 19:30 le journal
(samedi 31 janvier 2009)
video[01:48 min.]
GE / manifestation anti-WEF: les commentaires de Christian
Cudré-Moroud, Commandant de la gendarmerie genevoise - 19:30 le
journal
(samedi 31 janvier 2009)
video[00:57 min.]
GE / manifestation anti-WEF: le point avec Yves Gerber - 19:30 le
journal (samedi 31 janvier 2009)
video[01:02 min.]
GE / manifestation anti-WEF: certains sont venus protester contre la
décision politique d'empêcher cette manifestation - 19:30
le journal
(samedi 31 janvier 2009)
video[01:50 min.]
GE / manifestation anti-WEF: certains commerçants ont
préféré fermer leur magasin - 12:45 le journal
(samedi 31 janvier 2009)
video[01:46 min.]
GE / manifestation anti-WEF: le point avec Yves Gerber - 12:45 le
journal (samedi 31 janvier 2009)
video[01:03 min.]
---
20min.ch Genève
http://www.20min.ch/ro/news/geneve/
---
tdg.ch 31.1.09
http://www.tdg.ch/geneve/actu/bilan-midi-agitee-geneve-2009-01-31
(mit Fotos und Videos)
Le bilan d'une après-midi agitée à Genève
Manif | Les affrontements attendus ont eu lieu, mais la catastrophe
redoutée a été évitée: c'est le
bilan des trois heures d'échauffourées
cette après-midi à Genève.
Xavier Lafargue/ Antoine Grosjean
Combien étaient-ils? Comme d'habitude, les estimations varient.
La
police estime avoir eu à faire avec un demi-milliers de
manifestants,
les organisateurs parlent de mille à 1500 opposants au WEF.
Selon le porte-parole de la police genevoise, Philippe Cosandey, la
police a procédé durant l'après-midi à
environ 130 contrôles de
manifestants dans le terrain. Entre 70 et 80 personnes ont
été
conduites dans les locaux de la police, pour procéder à
des contrôles
approfondis. Vers 18 h 30, la grande majorité d'entre elles
avaient été
relâchées.
Côté déprédations, rien de grave à
signaler. Pas de vitrine brisée,
notamment, ni de pillage. Une tentative d'un groupuscule de
manifestants de pénétrer dans le grand magasin Manor a
été mise en
échec par les forces de l'ordre, qui ont pu compter sur l'appui
de
policiers vaudois, bernois et français notamment.
Les affrontements, suite au rassemblement et à une tentative de
départ
d'un cortège, ont mis aux prises environ 80 manifestants et la
police.
On en est parfois venu au corps à corps, par exemple à la
rue de Berne.
Les manifestants ont lancé des bouteilles et des projectiles
(cailloux,
etc.) de toute sortes, la police a répliqué par des gaz
lacrymogènes et
l'utilisation de la "tonne-pompe" (canon à eau), principalement
rue
Chantepoulet, rue de Berne et dans le périmètre de la
gare.
Selon la cheffe de la police genevoise, Monica Bonfanti,
interrogée par
la télévision régionale Léman Bleu à
19 h, "aucun blessé n'est à
déplorer parmi les policiers. Côté manifestants,
une femme a fait un
malaise", sans doute suite aux jets de grenades lacrymogènes.
Toujours
selon la cheffe de la police, des manifestants s'en sont pris à
l'ambulance qui venait secourir la blessée. Le véhicule a
dû être
protégé!
Les Transports publics genevois ont connu de fortes perturbations ,
essentiellement dans le quartier de la gare Cornavin et autour des rues
de Chantepoulet et de Coutance. A partir de 16h30, des lignes ont
dû
être déviées, et les perturbations se sont fait
sentir jusqu'à Bel-Air.
Les trams 13 et 15 ont dû rebrousser chemin à Cornavin,
pour repartir
en direction de la place des Nations. Le trafic automobile a aussi
été
perturbé. A dix-huit heures, tout était rentré
dans l'ordre.
Episode clos? Pas tout-à-fait: selon Monica Bonfanti, environ 80
manifestants plus hargneux que les autres restent
disséminés dans la
ville, sans que la police ne sache où ils sont et ce qu'ils ont
prévu
de faire. Raison pour laquelle les forces de l'ordre demeureront sur le
qui-vive durant toute la nuit, et seront présents dans les rues.
---
tdg.ch 31.1.09
Les affrontements attendus ont eu lieu, mais pas la catastrophe
redoutée
Genève | Après près de trois heures
d'affrontements sporadiques, les
plus durs des opposants au Forum économique de Davos (WEF) et la
police
ont cessé leur jeu du chat et de la souris version
lacrymogène contre
projectiles. Grâce à nos deux envoyés
spéciaux, suivez le déroulement
de la journée sur notre site.
Antoine Grosjean/Xavier Lafargue/tdg.ch, avec les agences |
18 h 05
Après s'être cristallisés autour de la gare
Cornavin, les affrontements
entre manifestants et police ont cessé peu avant 18 h. Le
dernier heurt
a été signalé dans le passage des Alpes.
La police s'est maintenant retirée et la circulation a repris
normalement, comme la vie dans le quartier. A croire qu'il n'y a pas eu
de manifestation du tout!
L'heure est au bilan. Toujours pas de déprédation aux
commerces à
signaler. Ni de blessés. Mais une femme a eu un malaise
derrière la
gare lors des dernières échauffourées. Aux
dernières nouvelles, il
s'agirait d'une manifestante. Et il a fallu protéger des autres
manifestants l'ambulance venue lui porter secours.
16 h 52
Les manifestants se sont éparpillés jusque sur la Place
des 22 cantons
et au delà de la gare Cornavin. Des périodes d'accalmie
alternent avec
des affrontements parfois très secs. Certains sont manifestement
venus
pour en découdre: on a même constaté quelques
corps-à-corps.
Par contre, on ne signale pas de déprédation et
personne n'a vu pour l'heure de vitrine brisée.
Selon la police, citée par l'Agence France Presse, le gros du
rassemblement était dispersé deux heures après le
début de la
manifestation et les agents en tenue "robocop" n'étaient plus
confrontés qu'à une "centaine d'éléments
radicaux qu'il s'agit
d'empêcher de se répandre dans la ville", selon le
porte-parole de la
police Jean-Philipep Brandt, qui parle de "situation prévue".
Toujours selon lui, quelque 130 de personnes ont été
interpellées
durant l'après-midi. Et la moitié déjà
relâchées. Il n'y aurait aucun
blessé dans les deux camps.
16 h
le cortège a éclaté et des affrontements entre
manifestants et police
ont lieu dans tout le quartier Mont-Blanc - Chantepoulet. La police a
sorti les canons à eau, les anti-WEF ripostent avec divers
projectiles.
Difficile de dire si des commerces sont touchés par les
affrontements.
Des groupuscules jouent au chat et à la souris avec la police
qui tente
de les rassembler, apparemment pour charger. On signale les
premières
interpellations, souvent effectuées par des policers en civil.
15 h 45
Quelques groupes apparaissent dans la rue Chantepoulet. La police fait
avancer les camions munis de canon à eau et procède aux
sommations. On
se regarde en chien de faïence...
15 h 30
Les premiers affrontements commencent à se produire: grenades
lacrymogènes, coups de matraques et entrée en
scène des black blocks.
15 h 25
La tension est montée très nettement. Les organisateurs
de la
manifestation ont décidé de tenter de défiler sur
le parcours
initialement prévu. "Sinon il y aura des débordements",
justifie Eric
de Carro, du Forum social: un bon millier de sympathisants refusent de
se disperser et certains seraient "chauds". Organisateurs et
parlementaires en tête, les manifestants se sont donc
ébranlés en
direction de la rue de Berne. Au fond de laquelle sont alignés
des cars
de police....
15 h 05
Officiellement, la manifestation est terminée: les organisateurs
ont
annoncé que, devant l'intransigeance de la police qui leur
refuse de
défiler, ils invitent les participants à se disperser.
Une annonce
reçue par un tollé. Depuis, les annonces par
méagphones se croisent.
Fort flottement dans une foule estimée à un, voire deux
mille personnes.
14 h 30
C'est parti pour les discours. Avec des fortunes diverses pour les
orateurs: Pierre Vanek se fait huer; Jean Ziegler n'aura sûrement
pas
cette infortune...
14 h 05
Les gens se rassemblent devant la poste et la rue du Mont-Blanc pour
les discours. Certains crient "Révolution!" et d'autres slogans.
La
police boucle la rue du Mont-Blanc.
13 h 55
A cinq minutes du début prévu de la manifestation, la
police a confirmé
sa position: elle tolérera un rassemblement avec des discours,
mais les
organisateurs doivent ponctuer ceux-ci en annonçant la fin de la
manifestation.
Quelque deux à trois cent personnes déambulent. Difficile
de dire s'il
s'agit de manifestants ou de badauds. Les policers procèdent
toujours à
des fouilles, mais on ne décèle pas vraiment de tension.
Les
manifestants disent qu'ils ne veulent pas chercher l'affrontement.
13 h 25
A une demi-heure de la manifestation non autorisée contre le
WEF, la
police se montre en masse à la gare Cornavin à
Genève. Les agents
locaux sont renforcés par des troupes bernoises et en provenance
d'autres cantons romands.
Les forces de l'ordre opèrent des contrôles
d'identité et fouillent les
sacs de personnes considérées comme suspectes. il n'y a
toutefois pas
encore eu d'interpellation, a précisé Jean- Philippe
Brandt,
porte-parole de la police genevoise.
Outre la gare de Cornavin, la police surveille également les
rues
marchandes de la rive gauche et le quartier des banques. Mais pour
l'heure, les représentants des médias sont plus nombreux
que les
manifestants à l'endroit du rassemblement.
La coordination anti-WEF avait tenté en vain, vendredi,
d'obtenir
auprès de la police le droit de défiler dans les rues de
Genève samedi.
Elle va essayer de revenir à charge pour voir s'il est possible
de
défiler en suivant l'itinéraire qui avait
été initialement convenu.
12 h 30
Depuis hier soir, les avis sont fort divergents entre
commerçants du
secteur où pourrait avoir lieu la manifestation
non-autorisée.
Certains jouent la carte de l'optimisme, à l'image de cette
vendeuse de
boutique de luxe qui se la jouait "relax" et dénonçait la
"paranoïa des
médias" devant les caméras de la TSR.
D'autres ont au contraire joué la carte sécurité,
préférant sacrifier
un jour de vente au risque de devoir avoir dès lundi
recours aux
assureurs et vitriers: ceux-ci ont fermé boutique dès
hier soir,
barricadant leurs vitrines et vidant les étalages trop visibles.
Et puis, il y a ceux qui, faute de moyens, ne peuvent qu'être
fatalistes. A l'image de ce commerçant également
interrogé par la TSR
qui remarquait: "S'ils commencent ici à deux heures, ils vont
peut-être
casser pluas tard... et ailleurs?"
Côté police, les Genevois ont reçu des renforts
d'autres cantons,
notamment Berne. Des policiers en tenue "robocop" anti-émeute
patrouillent et fouillent des jeunes passagers arrivés en gare
de
Cornavin. Mais pour le moment, le calme règne.
Quant à la manifestation, la police aurait annoncé
tolérer un
rassemblement avec discours, mais vouloir encadrer, voire
empêcher tout
déplacement.
---
bernerzeitung.ch 31.1.09
http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/WEFDemo130-Festnahmen-in-Genf/story/30545589
(mit Fotos und Video)
WEF-Demo:130 Festnahmen in Genf
Mit Tränengas und einem Wasserwerfern hielt die Genfer Polizei
randalierende Demonstranten in Schach. Von 500 Kundgebungsteilnehmern
wurden 130 verhaftet.
Die Polizeikräfte in Genf hatten sich bereits am Vormittag mit
einem
Grossaufgebot gegen die vom Staatsrat nicht bewilligte Kundgebung
gerüstet. Vor allem am Bahnhof Cornavin wurden Jugendliche
umfassend
kontrolliert. Gewisse Geschäfte im Stadtzentrum blieben
geschlossen.
Zum Teil wurden die Läden mit Verschlägen vor möglichen
Vandalenakten
geschützt.
Eingekesselt
Am Nachmittag versammelten sich dann in der Fussgängerzone im
Stadtzentrum rund 500 Demonstrationswillige, die dem Aufruf der
"Coordination anti-WEF" gefolgt waren. Sie wurden von der Polizei
eingekesselt, aber toleriert, so lange sie ihre Aktion auf den Platz
vor der Post an der Rue Mt-Blanc beschränkten.
Als ein Teil der Menge - darunter zahlreiche Vermummte - die Sperren
durchbrechen wollte, setzte die Polizei Tränengas und einen
Wasserwerfer ein. Rund 130 Personen wurden zur Kontrolle auf der
Polizeiwache festgenommen. Bis am späten Nachmittag war über
die Hälfte
wieder auf freiem Fuss, wie Polizeisprecher Jean-Philippe Brandt auf
Anfrage sagte. Es habe weder bei den Demonstranten noch bei der Polizei
Verletzte gegeben.
Friedliche Demo in Davos
Friedlich verlief nach Angaben der Bündner Kantonspolizei die
bewilligte Demonstration gegen das WEF in Davos. Während die
Behörden
von rund 120 Personen sprachen, gingen die Organisatoren von gegen 300
Personen aus, die sich am Umzug auf der Talstrasse vom Bahnhof Davos
Dorf bis zum Bahnhof Davos Platz beteiligten. Einige Schneebälle
und
Knallkörper flogen gegen Polizisten.
An einem der Zwischenhalte geisselte der grüne Zuger Nationalrat
Josef
Lang das Forum. Die WEF-Tragödie wie auch die WEF-Farce
verkörpere
keiner so gut wie der ehemalige britische Premier Tony Blair. Dieser
habe derart einseitig auf die Finanzbranche und die Finanzspekulation
gesetzt, dass sein Land zu einem maroden Hedge Fonds mit einem
marginalen Werkplatz verkommen sei.
Das WEF als Teil des Problems
Das WEF sei nicht Teil der Lösung, sondern Teil der Problems. Eine
neue
und humanere Welt sei nicht von Davos aus zu erwarten, diese werde am
Weltsozialforum im brasilianischen Belem geboren. Zur Kundgebung hatten
Grüne, Jungsozialisten (Juso), der Verein Autonome Jugend Davos
sowie
die Ortsgruppe von Amnesty International aufgerufen. (cpm/ap)
---
blick.ch 31.1.09
Anti-Wef-Demo: 70 Festnahmen, Prügel und Gaffer
Genf - Die Anti-Wef-Demo in Genf hat verdächtig ruhig begonnen,
doch
später flogen Flaschen und Petraden. Die Polizei antwortet mit
Tränengas. Wie immer dabei: die Gaffer.
Entgegen dem ursprünglichen Demonstrationsverbot erlaubte die
Genfer
Polizei den 500 bis 700 Manifestanten eine Platzkundgebung vor der
Hauptpost. Einem Demonstrationszug durch die Stadt, wie ihn die
Organisatoren verlangten, stimmte die Polizei jedoch nicht zu.
Als die Kundgebung gegen 14.45 Uhr zu Ende ging, kam es deshalb zu
Auseinandersetzungen. Rund 200 schwarz vermummte Demonstranten pfiffen,
protestierten und riefen zum Widerstand gegen das Verbot auf.
Katz und Maus
Die Polizei setzte Tränengas ein und löste den
Demonstrationszug auf.
Die Demonstranten warfen ihrerseits Flaschen in Richtung Polizei. In
der Folge lieferten sich die Vermummten und die Polizei ein
Katz-und-Maus-Spiel in der Innenstadt.
Dabei kam es immer wieder zu kleineren Scharmützeln, obwohl die
Organisatoren wiederholt zu friedlichem Verhalten aufriefen. Verletzte
waren laut Jean-Philippe Brandt, dem Sprecher der Genfer Polizei,
jedoch nicht zu beklagen. Auch Sachbeschädigungen blieben aus.
Zahlreiche Gaffer
Problematisch war der Einsatz für die Polizei, weil zahlreiche,
vor
allem junge Gaffer den Auseinandersetzungen zuschauten. Es gelang den
Beamten jedoch, eine Eskalation zu vermeiden, die Demonstrantengruppen
aufzuspalten und schrittweise für Ruhe zu sorgen.
Neben rund 70 Festnahmen wurden etwa 130 Personen auf ihre
Identität
hin kontrolliert. Die Polizei ging von rund 500 Kundgebungsteilnehmern
aus.
Wegen der Kundgebung standen der öffentliche und private Verkehr
in
Genf während rund zwei Stunden vollkommen still. Nach 18 Uhr
normalisierte sich die Lage nach und nach wieder. (SDA/gux)
---
Tribune de Genève 31.1.09
Deux "Black Blocks" racontent leur combat
La "Tribune de Genève" a interviewé deux membres d'Action
autonome,
coorganisateur de la manifestation anti-WEF interdite qui a lieu
aujourd'hui.
Antoine Grosjean
La "Tribune de Genève" a interviewé deux membres d'Action
autonome,
coorganisateur de la manifestation anti-WEF interdite qui a lieu
aujourd'hui.
Anarchistes, autonomes , Black Blocks, des mots qui font peur. Mais que
veulent au fond les activistes d'extrême gauche? Eric, un
apprenti, et
Cécile, une étudiante, sont membres d'Action autonome, un
groupe
d'orientation "communiste libertaire", autrement dit anarchiste,
composé de jeunes entre 18 et 28 ans.
Présent en Suisse romande, il fait principalement de
"l'agitation
politique" en organisant des manifestations, et édite aussi des
livres
pour propager ses idées. Ses membres défilent aujourd'hui
lors de la
manifestation anti-WEF interdite.
Si vous n'avez rien à vous reprocher, pourquoi ne pas
témoigner à visage découvert?
La répression politique n'est pas une légende. La Suisse
a une longue
tradition en la matière: on se souvient tous du scandale des
fiches, de
la découverte de l'armée secrète P-26 et de la
répression des
mouvements ouvriers tout au long du siècle
précédent… Cela justifie que
l'on tienne à rester discrets. D'autre part, on ne cherche pas
à se
mettre en avant en tant que personnes, ni à s'affirmer en
leaders
politiques du mouvement social.
En tant que coorganisateurs, vous participez au service d'ordre.
Comment raisonnerez-vous les Black Blocks qui infiltreraient la
manifestation?
Mais nous sommes le Black Block! Il faut cesser de croire à
cette
légende d'hommes en noir incontrôlables et apolitiques:
nous sommes
tous des militants.
Simplement, la situation politique de Genève ne se prête
actuellement pas du tout à des actions violentes.
Nous estimons que cela nous causerait du tort, c'est pourquoi nous
avons organisé un groupe de protection de la manif qui jouera le
rôle
de médiateurs face aux plus énervés et aura la
responsabilité de
protéger la manifestation des éventuelles charges de la
police.
Si la police vous empêche de défiler, qu'allez-vous faire?
C'est très difficile à dire. Ce qui est sûr, c'est
que si la police a
une attitude agressive et qu'elle tente d'empêcher le
défilé, cela va
créer énormément de tensions et rendra le
déroulement de la journée
bien pire.
Pourquoi est-ce si important de manifester contre le Forum de Davos?
Est-ce que ce n'est pas devenu une sorte de rituel plus symbolique
qu'autre chose?
Oui, c'est symbolique, mais cela remet le rôle du capitalisme et
les inégalités qu'il génère au centre du
débat public.
Que réclamez-vous? L'abolition du WEF? Cela résoudrait-il
les problèmes
que vous dénoncez, comme la famine, la guerre, l'exploitation?
On ne réclame pas l'abolition du WEF; il n'est que la pointe de
l'iceberg! On veut l'abolition du capitalisme, la redéfinition
des
rapports sociaux entre les êtres humains.
En fin de compte, le capitalisme, c'est la famine, la guerre,
l'exploitation.
Si vos intentions sont pacifiques, pourquoi diffuser sur votre site une
affiche qui donne un message contradictoire?
Cette affiche n'appelle pas à la violence, elle reflète
notre radicalisme.
C'est un style graphique volontairement provocant qui est propre au
mouvement autonome.
--
Un jeune Allemand arrêté à la douane de Bardonnex
Hier, le corps des gardes-frontière a arrêté au
poste de douane de
Bardonnex un ressortissant allemand né en 1986. Dans son sac
à dos se
trouvaient divers engins pyrotechniques, un spray au poivre, un couteau
ainsi que des autocollants à connotation anarchiste. Ces objets
saisis,
il a été relâché.
Malgré l'interdiction du Conseil d'Etat, Attac, le Parti
du travail,
Action autonome, le Forum social lémanique, Solidarités
et d'autres
organisations et syndicats appellent à manifester aujourd'hui
à 14 h, à
la rue du Mont-Blanc, contre le Forum économique de Davos (WEF).
Ensuite, une délégation tentera de négocier avec
la police pour pouvoir
malgré tout défiler le long du parcours prévu
initialement (voir
ci-contre). Hier, une ultime tentative de rencontrer le Conseil d'Etat
a échoué.
La police, les Hôpitaux universitaires genevois (HUG) et les
Transports
Publics Genevois (TPG) sont prêts à parer à toute
éventualité. Aucune
ligne de bus ou de tram n'est pour l'instant déviée.
Quelques rares
commerçants de la rue du Mont-Blanc ont barricadé leurs
vitrines.
AnG
--
"La violence est un outil politique"
Quel est votre rapport à la violence? Pour vous, est-ce un moyen
de lutte comme un autre?
La violence est un outil politique. C'est avec la violence que le
pouvoir maintient l'ordre établi! Il faut préciser que
nous n'avons
aucune fascination pour cela, mais c'est une phase souvent
inévitable
dans un processus révolutionnaire.
Comment vous qualifiez-vous? Anarchistes? Libertaires? Autonomes?
Un peu de tout ça. Nous voulons une société sans
classes et sans Etat,
basée sur ce principe: "De chacun selon ses moyens, à
chacun selon ses
besoins. " Nous sommes pour la mise en commun des moyens de production.
Nous sommes très attachés à l'anti-autoritarisme
et nous désirons une
société gérée "de bas en haut", par la
population, par une démocratie
directe, fédéraliste et autogestionnaire.
Vous vous dites révolutionnaires, cela signifie-t-il que vous
souhaitez une insurrection?
Cela signifie que nous voulons un grand bouleversement social,
contrairement aux réformistes qui espèrent une
amélioration en lançant
d'insignifiantes réformes.
C'est d'un changement radical que la société a besoin. Il
est peut-être
utile de rappeler que la démocratie actuelle est le fruit d'une
révolution, la révolution de 1848…
Votre nom, Action autonome, signifie-t-il que vous prônez
l'action directe?
Notre nom se réfère premièrement à
l'idée d'une action des masses autonomes vis-à-vis des
organes du pouvoir.
Ensuite, c'est aussi un parallèle au mouvement autonome des
années 70 en Italie, en Suisse et en Allemagne.
(ang)
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ANTI-WEF-DEMO DAVOS
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bernerzeitung.ch 31.1.09
Die bewilligte Anti-WEF-Kundgebung in Davos ist heute Nachmittag
vorerst ohne Probleme verlaufen.
Laut den Organisatoren fanden sich rund 300, laut Polizei ungefähr
120
Menschen zum Umzug ein. Der grüne Nationalrat Josef Lang geisselte
das
Weltwirtschaftsforum Automobil-Hersteller mit einer Reihe neuer
Cabriolets ein wenig Sonnenschein in das Neuwagengeschäft bringen.
. Es
sei nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.
Zur Protestkundgebung hatten Grüne, Jungsozialisten (Juso), der
Verein
Autonome Jugend Davos sowie die Ortsgruppe von Amnesty International
aufgerufen. Die Teilnehmer besammelten sich am Mittag beim Bahnhof
Davos Dorf. Die bewilligte Route führte auf der Talstrasse zum
Bahnhof
Davos Platz, mit Zwischenhalten und Reden in Sichtweite zum Hotel
Seehof und zur Einfahrt des Kongresszentrums.
Die WEF-Tragödie wie auch die WEF-Farce verkörpere keiner so
gut wie
der ehemalige britische Premier Tony Blair, der vor vier Jahren die
Auftakt-Rede gehalten habe, sagte Lang. So habe Blair derart einseitig
auf die Finanzbranche und die Finanzspekulation gesetzt, dass sein Land
zu einem maroden Hedge Fonds mit einem marginalen Werkplatz verkommen
sei.
Genau wie Blair sei auch das Weltwirtschaftsforum (WEF) nicht Teil der
Lösung, sondern Teil des Problems, sagte Lang und prangerte die
neoliberale Rücksichtslosigkeit an. Bereits warne das WEF wieder
vor zu
viel staatlicher Regulierung. "Die öffentliche Hand soll zwar
eingreifen, aber nicht um den Profiteuren die Profite zu beschneiden,
sondern um sie ihnen in widrigen Zeiten zu ersetzen und zu
garantieren", stellte Lang fest. Eine neue und humanere Welt sei nicht
von Davos aus zu erwarten, diese werde am Weltsozialforum im
brasilianischen Belem geboren.
Der Protestkundgebung verlief laut Polizei vorerst friedlich, wie eine
Sprecherin der Bündner Kantonspolizei auf Anfrage sagte. Die
anreisenden Kundgebungsteilnehmer waren streng kontrolliert worden.
Laut dem Organisator der Demonstration, Rolf Marugg, flogen lediglich
einige Schneebälle in Richtung der Polizeikräfte. (bru/ap)
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ANTI-WEF-AKTION DAVOS
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bernerzeitung.ch 31.1.09
Sprengsatz in Davos explodiert
Am WEF in Davos ist in der Nacht auf Freitag ein Sprengsatz detoniert.
Das gaben die Bündner Sicherheitsbehörden erst jetzt, im
Rahmen einer
WEF-Bilanz bekannt. Verletzt wurde niemand.
Interaktiv-Box
Vor einem Gebäudeeingang auf der Davoser Promenade explodierte ein
Sprengsatz, wie die Bundesanwaltschaft auf Anfrage bestätigte. Es
kam
aber lediglich zu Sachschäden. Die Bundesanwaltschaft hat ihre
Ermittlungen aufgenommen. Weder bei der Bündner Polizei noch beim
Davoser Landammann war jemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
(cpm/sda)
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TIBET
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Sonntagsblick 1.2.09
Tibeter werden wieder demonstrieren
Protest
Politiker wütend über "Kniefall vor China". Am 10. März
kommt es zur nächsten Tibet-Demonstration in Bern.
Die Tibeter kehren am 10. März zurück auf den Bundesplatz, wo
sie
vergangene Woche mit Polizeigewalt vertrieben wurden. Die Polizei hat
am Dienstag eine friedliche Kundgebung von rund 30 Tibet-Demonstranten
aufgelöst, indem sie 21 Aktivisten verhaftete. Grund war der
Besuch des
chinesischen Premiers beim Bundesrat.
Diese Ereignisse geben der jährlichen Kundgebung vom 10. März
zum
Gedenken an den Tibeteraufstand eine zusätzliche Bedeutung. Dieses
Jahr
wird zum 50-Jahr-Ge-denktag neben dem Umzug zur chinesischen Botschaft
eine grosse Demonstration auf dem Bundesplatz stattfinden. "Ein
Bewilligungsgesuch haben wir eingereicht", sagt Pangring Karma von der
Tibetergemeinschaft Schweiz und Liechtenstein. Mitdemonstrieren wird
auch Nationalrat Mario Fehr (SP/ZH). Er will zudem den
"bundesrätlichen
Kniefall vor China" von letzter Woche im Parlament thematisieren.
Joel Widmer
---
bernerzeitung.ch 31.1.09
Tibetflagge-Affäre: Chur entschuldigt sich nicht
Der Vorfall war einfach nur peinlich und für eine Entschuldigung
würde
der Bündner Regierung kein Stein aus der Krone fallen. Chur will
den
Patzer mit der aus einem Davoser Laden entfernten Tibetflagge lieber
untersuchen lassen.
Die Sicherheitsbehörden wollten dem chinesischen Premier die
Konfrontation mit der Tibet-Problematik ersparen: Demonstranten am
letzten Mittwoch in Davos.
Die Sicherheitsbehörden wollten dem chinesischen Premier die
Konfrontation mit der Tibet-Problematik ersparen: Demonstranten am
letzten Mittwoch in Davos.
Bild: Keystone
"Solange ich den Sachverhalt nicht im Detail kenne, werde ich mich
nicht entschuldigen", sagte die Bündner Justizdirektorin Barbara
Janom
Steiner am Samstagabend in Davos anlässlich der WEF-Bilanz der
Bündner
Behörden. Der Davoser Landamman Hans Peter Michel hat dies im
Gegensatz
zur Justizdirektorin bereits getan.
Chinas Premier ja nicht brüskieren
Der Fall hatte für landesweites Aufsehen gesorgt:
Sicherheitskräfte
hatten am Mittwoch beim WEF-Besuch des chinesischen Premiers Wen Jiabao
in einem Geschäft in Davos eine tibetische Flagge und Bücher
beschlagnahmt.
Als die Geschäftsführerin bei der Polizei intervenierte,
durfte sie die
Bücher - Schriften des Dalai Lama und tibetische Gebetsbücher
- wieder
ins Schaufenster zurücklegen. Die Flagge aber musste verborgen
bleiben.
"Spontan und rasch gehandelt"
Wer die Flagge und die Bücher beschlagnahmte, ist noch nicht
völlig
klar. Laut Janom Steiner handelt es sich um "eine Einsatzkraft vor Ort,
die spontan und rasch handelte".
Liegt das Ergebnis der Untersuchung vor, wird die Ladenbesitzerin
informiert, wie Janom Steiner sagte. Unter Umständen besitze sie
dann
auch die Möglichkeit, Beschwerde einzulegen. Die Meinungs- und
Demonstrationsfreiheit sei aber am WEF gewährleistet gewesen,
sagte die
Bündner Justizdirektorin weiter.
7 Millionen Sicherheitskosten
Die Sicherheitskosten für das diesjährige WEF bewegen sich im
Rahmen
des letzten Jahres, sie liegen also bei etwa 7 Millionen Franken, wie
die Bündner Behörden weiter mitteilten. Drei Achtel davon
übernimmt der
Bund.
Je zwei weitere Achtel bezahlen der Kanton Graubünden und die
WEF-Stiftung. Die Gemeinde Davos berappt das letzte Achtel.
Keine Festnahmen
Markus Reinhardt, der Kommandant der Bündner Kantonspolizei, zog
vor
den Medien ein positives Fazit. Es habe keinerlei Festnahmen und bloss
einige Wegweisungen gegeben, sagte er.
In einem Communiqué Bündner Behörden sprachen die
Bündner Behörden
davon, der Kongressstandort Davos und der Kanton Graubünden
hätten dem
WEF-Jahrestreffen auch 2009 geeignete Rahmenbedingungen bieten
können.
Davon hätten auch die Veranstaltungen des Open Forums und des
Public
Eye sowie die unzähligen spontanen Treffen in und um Davos
profitiert.
Dank der Zusammenarbeit mit dem Bund, den Kantonen, der Gemeinde Davos
und weiteren Partnern sei die Sicherheit der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer des WEF, der Gäste und der Bevölkerung jederzeit
gewährleistet gewesen. Daneben seien aber auch Anstrengungen
unternommen, um Kundgebungen in Davos zu ermöglichen. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstrationen hätten von
diesem
Recht in friedlicher Weise Gebrauch gemacht. (cpm/sda)
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PNOS
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20min.ch 30.1.09
Gegen rechts
"Nazi-Jäger"-Heinz Kaiser fordert Pnos-Verbot
von Amir Mustedanagic
Gehört die Pnos bald der Vergangenheit an? Nach der Verurteilung
von
fünf Pnos-Exponenten setzt sich der Kläger Heinz Kaiser
für ein Verbot
der Partei ein. In den kommenden Wochen will er einen Antrag auf
Auflösung beim Staatsanwalt deponieren.
Heinz Kaiser hat allen Grund zum Feiern: Nach der Verurteilung 2005 von
fünf Gründern der Partei National Orientierter Schweizer
(Pnos) wegen
Rassendiskriminierung verurteilte das Aarauer Bezirksgericht am
Donnerstag fünf weitere Vorstandsmitglieder (20 Minuten Online
berichtete). Ein weiterer Sieg für den Kläger und
Nazi-Jäger Kaiser,
mit dem er äusserst zufrieden ist: "Der Prozess war ein voller
Erfolg",
sagt Kaiser. Dass das Strafmass gering ausfiel, ist ihm egal: "Ich bin
nicht auf Bussen und Strafen aus, sondern auf einen
rechtskräftigen
Beweis, dass diese sogenannte Partei gegen Gesetze verstösst."
Jede Verurteilung ist Wasser auf seine Mühlen. Minutiös
sammelt er seit
sechs Jahren Fakten und Daten zu den Vergehen von Pnos-Mitgliedern und
deren Verurteilungen. Mit einem Ziel, wie er sagt: "Diese Partei soll
aufgelöst werden." Mit der Klage gegen die "rechtswidrige
Vereinigung",
wie er die Pnos nennt, hat er bisher gewartet. Damit ist jetzt Schluss:
"Ich werde in den kommenden zwei bis drei Wochen einen Vorstoss beim
Staatsanwalt deponieren", so Kaiser.
"Ein Verbot wäre denkbar"
Bereits nach der Verurteilung im Jahr 2005 wurde ein mögliches
Verbot
diskutiert. Hans Stutz, Journalist und Kenner der rechtsextremen Szene
in der Schweiz, sagte damals gegenüber der "Aargauer Zeitung":
"Ein
Verbot wäre denkbar, es gibt die Möglichkeit, Vereine
aufzulösen, deren
Ziele gegen Gesetze verstossen." Und genau darauf zielt Heinz Kaiser:
"Nach Artikel 78 des Zivilgesetzbuches darf ein Verein nichts
Widerrechtliches oder Unsittliches machen, sonst kann er aufgrund einer
Klage aufgelöst werden", erklärt Kaiser. Die Pnos verstosse
mit ihrer
Haltung, ihrem Verhalten und ihren Taten gegen dieses Gesetz. "Ich kann
das nicht nur dokumentieren, sondern habe dank der Verurteilungen auch
richterliche Belege dafür", so Kaiser. Ob dies tatsächlich
der Fall ist
und das für ein Verbot der Pnos reicht, muss letztlich aber ein
Gericht
beurteilen.
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TASER
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Tagesanzeiger 31.1.09
Regierungsrat will die Taser erlauben
Vom Polizeihund über den Pfefferspray bis zu Stock und
Wasserwerfer
reichen die Mittel der Polizei. Umstritten in der Verordnung ist vor
allem der Elektro-Taser.
Von Ruedi Baumann
Zürich. - Die gestern vom Regierungsrat publizierte Verordnung ist
brisant. Denn im kantonalen Polizeigesetz, das vor einem Jahr mit 75
Prozent Ja-Stimmen angenommen worden ist, sind Waffen, Mittel und
Kompetenzen der Polizei nur grob umrissen. Die Verordnung dagegen, die
im Frühling vom Kantonsrat noch abgesegnet werden muss, gleicht
eher
dem Einkaufszettel eines Waffenhändlers. Folgende Einsatzmittel
stehen
den Zürcher Polizeikräften - von der Gemeinde- über die
Stadt- bis zur
Kantonspolizei - zur Verfügung:
Handschellen und Kunststoff-Einwegfesseln, die weder Atmung noch
Blutzirkulation beeinträchtigen dürfen.
Diensthunde, deren Führer Prüfungen ablegen müssen.
Gummischrot, für das eine Mindestdistanz von 20 Metern gilt.
Reizstoffe: Pfeffersprays werden von allen Polizisten im Ordnungsdienst
mitgeführt. Tränengas darf nur auf Befehl des Einsatzleiters
eingesetzt
werden. Wenn die Reizwirkung länger als eine Stunde anhält,
muss ein
Arzt beigezogen werden.
Wasserwerfer nur für die Stadtpolizei Zürich und die
Kantonspolizei.
Mehrzweckstöcke, die bruchsicher sein müssen und keine
Spitzen haben
dürfen. Auf Kopf, Hals und Wirbelsäule soll nicht geschlagen
werden.
Taser: Aus diesen werden kleine Elektropfeile geschossen, die durch
feine Drähte mit dem Gerät verbunden sind. "Gefährliche
und hochgradig
erregte Personen" werden kurzfristig gelähmt.
Schusswaffen von der Pistole bis zur Serienfeuerwaffe. Erlaubt ist
Polizeimunition, die sich beim Aufprall auf den Körper "aufpilzt",
um
Durchschüsse und die Gefährdung anderer Personen zu
vermindern.
Verboten ist Munition, die sich nach dem Aufprall zerlegt, ausser bei
Einsätzen gegen Geiselnehmer und Amokschützen.
Wenn man die klare Zustimmung der Bevölkerung zum Polizeigesetz
und die
Haltung der Parteien als Massstab nimmt, dürfte die Verordnung im
Kantonsrat eine Mehrheit finden. Für Christoph Holenstein (CVP,
Zürich), Präsident der Justizkommission, ist die Verordnung
umfassend
und entspricht der Praxis des Bundes.
Gemäss Yves de Mestral (SP-Kantonsrat, Zürich),
demokratischer Jurist
und Gegner des Polizeigesetzes, wirft die Verordnung mehr Fragen auf,
als sie beantworte. So sei die Videoüberwachung noch immer nicht
geregelt, und die Anwendung von Taser, Schusswaffen und Tränengas
sei
sehr offen formuliert. Bedenklich sei zudem, dass Gemeindepolizeikorps
Taser und Serienfeuerwaffen benutzen dürften.
Bisher 11 Taser-Einsätze
Die FDP bezeichnet die Demokratischen Juristen, die gegen das
Polizeigesetz Beschwerde beim Bundesgericht eingereicht haben, als
"schlechte Verlierer". Das Bundesgericht hat noch nicht entschieden.
Verordnung und Gesetz müssen laut FDP möglichst bald - auch
im Hinblick
auf 1.-Mai-Krawalle - umgesetzt werden.
Gemäss Kantonspolizei ist es in den letzten drei Jahren zu 11
Taser-Einsätzen gekommen. Diese hätten zu "keinen ernsthaften
Verletzungsfolgen" geführt. Erst kürzlich sei ein Polizist
mit einem
Schraubenzieher angegriffen worden. Der Täter konnte dank des
Tasers
gestoppt und überwältigt werden. Ohne Taser hätte es, so
die Kapo, zu
einem Schusseinsatz mit gravierenden Folgen kommen können.
---
NZZ 31.1.09
Polizeilicher Einsatz von Waffen und Tasern wird neu geregelt
Regierungsrat legt Verordnung zu den verschiedenen Einsatzmitteln vor
Was die Polizeikorps bis anhin in verschiedenen Weisungen und
Dienstbefehlen geregelt haben, soll jetzt in einer kantonalen
Verordnung vereinheitlicht werden: welche Einsatzmittel wann zu
verwenden sind, darunter auch die umstrittenen Elektroschockgeräte.
-yr. Bekannt geworden war das neuartige polizeiliche
Einsatzmittel vor
einigen Jahren unter dem Namen der amerikanischen Herstellerfirma
Taser, später wechselten sich Begriffe wie Elektroschockwaffe oder
Destabilisierungsgerät ab, inzwischen schreiben die Behörden
von
Elektroimpulsgerät. Gemeint ist damit stets jene Waffe, mit der
kleine,
mit feinen Drähten verbundene Pfeile verschossen werden. Durch
einen
starken Stromstoss wird vorübergehend die Muskulatur lahmgelegt,
so
dass der Getroffene überwältigt werden kann. Umstritten ist
das Gerät
deshalb, weil immer wieder Meldungen von tödlich endenden
Einsätzen
kursieren.
Einige wenige Einsätze pro Jahr
Am Freitag hat der Regierungsrat, in Ergänzung zum
Polizeigesetz, eine
Verordnung über die polizeiliche Zwangsanwendung vorgestellt. In
den
schriftlichen Erläuterungen dazu heisst es, die
Elektroimpulsgeräte
sollen ermöglichen, dass die Polizei in vielen Fällen auf den
Einsatz
von Schusswaffen verzichten kann. Sie sollen also im Rahmen der
Verhältnismässigkeit als das mildere Mittel zur Anwendung
kommen. Die
Stadtpolizei Zürich hatte bereits vor fünf Jahren erste
Elektroschockgeräte angeschafft, ein Jahr später folgte die
Kantonspolizei. Damit ausgerüstet sind ausschliesslich speziell
ausgebildete Angehörige von Sondereinheiten.
Seit der Einführung Anfang 2005 ist es bei der
Kantonspolizei laut
Angaben von Kommunikationschef Marcel Strebel insgesamt zu elf
Einsätzen mit Elektroimpulsgeräten gekommen, vor allem bei
schwierigen
Festnahmen von Gewalttätern. Bei der Stadtpolizei Zürich, die
über
zwölf Geräte verfügt, kommt es laut Polizeisprecher
Marco Cortesi
durchschnittlich zu vier Einsätzen pro Jahr. Darunter war auch
schon
ein verhinderter Suizid, als ein Mann aus dem Fenster im vierten Stock
eines Wohnhauses springen wollte. In der Verordnung ist vorgeschrieben,
dass bei jedem Einsatz eines Destabilisierungsgeräts, gleich wie
bei
Schusswaffen, ein Bericht erstellt werden muss.
Daneben regelt die Verordnung die weiteren Einsatzmittel:
Handschellen, Diensthunde, Gummischrot, Reizstoffe, Wasserwerfer,
Polizeimehrzweckstock und schliesslich auch die Schusswaffen. Im
entsprechenden Paragrafen ist ausdrücklich von
Deformationsmunition die
Rede, die vor zwei Jahren die herkömmliche Vollmantelmunition
abgelöst
hat. Zulässig sind Patronen, die beim Aufprall zwar aufpilzen,
sich
aber nicht in Einzelteile zerlegen. Dies vermindert einerseits die
Gefährdung von unbeteiligten Personen durch Durchschüsse oder
Querschläger. Anderseits wird die Wahrscheinlichkeit erhöht,
dass der
Getroffene kampfunfähig ist, ohne ihn allzu gravierend zu
verletzen.
Auf Bundesebene umstritten
Laut Auskunft von Hans-Peter Tschäppeler, dem
Generalsekretär in der
kantonalen Sicherheitsdirektion, lehnt sich die kantonale Verordnung
zur polizeilichen Zwangsanwendung an die Regelung auf Bundesebene an.
Diese war vor allem im Ständerat wegen der Frage um die
Destabilisierungsgeräte sehr umstritten. Eine Mehrheit kam erst
nach
der Berücksichtigung von diversen Einschränkungen zustande.
Zudem muss
in zwei Jahren ein Erfahrungsbericht erstellt werden. Was nun die
kantonale Verordnung anbelangt, wird sich zunächst die Kommission
für
Justiz und öffentliche Sicherheit damit befassen, bevor der
Kantonsrat
darüber befindet. In einer Stellungnahme hat die FDP am Freitag
die
zügige Beratung der Vorlage gefordert.
---
Landbote 31.1.09
Waffenarsenal der Polizei bestimmt
ZÜRICH - In einer Verordnung hat der Regierungsrat festgelegt,
welche
Mittel die Polizei einsetzen darf, um Zwang auszuüben. Darunter
sind
Fesseln wie Handschellen und Kabelbinder aufgelistet, aber auch
Diensthunde, Wasserwerfer und Schusswaffen. Die Verordnung basiert auf
dem vor einem Jahr angenommenen Polizeigesetz. Gegner kritisieren vor
allem den Einsatz von Elektroschockgeräten - sogenannten Tasern -,
der
erstmals verbindlich festgehalten ist. Sie seien zu gefährlich und
könnten auch zum Tod führen. Der Zürcher SP-Kantonsrat
Yves de Mestral
fürchtet zudem, dass bald jeder Gemeindepolizist mit einem Taser
ausgerüstet sein werde. Diese Befürchtungen zerstreut sein
Fraktionskollege Bernhard Egg aus Elgg. Die Verordnung bilde ab, was in
einem Rechtsstaat sinnvoll sei. Auch der Kantonsrat muss die Verordnung
noch genehmigen. (sa)lSeite 23
--
Womit Polizisten Zwang ausüben dürfen
Der Regierungsrat hat festgeschrieben, was Polizisten dürfen.
Elektroschockgeräte bleiben erlaubt. Die Gegner halten diese Taser
für
zu gefährlich. Der Kantonsrat muss die Verordnung, die für
alle
Polizisten im Kanton gilt, noch absegnen.
Zürich - In ihrem Waffenarsenal müssen die Polizeikorps im
Kanton
Zürich jetzt nicht plötzlich nach verbotenen Geräten
suchen: Die
Verordnung, die festschreibt, mit welchen Instrumenten die
Ordnungshüter Zwang anwenden dürfen, deckt die gesamte
Produktepalette
ab, auf welche die Korps bereits jetzt zurückgreifen. Die
entscheidende
Neuerung ist, dass nicht das Kommando entscheidet, welche Waffen ein
Korps einsetzen darf, sondern die Politik. Der Kantonsrat hat
nämlich
entschieden, dass ausnahmsweise auch die Verordnung, die auf dem vom
Volk vor einem Jahr angenommenen Polizeigesetz basiert, vom Parlament
abgesegnet werden muss.
Nach Elektroschock zum Arzt
Seit gestern liegt die detaillierte Auflistung der erlaubten
Instrumente vor. Umstritten sind die Elektroimpulsgeräte (oder
Taser),
die dazu eingesetzt werden, um "gefährliche und hochgradig erregte
Personen" festnehmen zu können, wie es in der Verordnung heisst.
Das
Gerät wird aus kurzer Distanz eingesetzt und sorgt mit
Elektroschocks
dafür, dass die Betroffenen die Herrschaft über ihre
Muskulatur
verlieren und sich so nicht gegen die Verhaftung wehren können.
Den
Bedenken wird insofern Rechnung getragen, als jede Person, gegen die
ein Taser eingesetzt worden ist, von einem Arzt untersucht werden muss.
Zudem müssen die Polizisten nach dem Einsatz ihrem Kommandanten
Bericht
erstatten. Auch wenn es Verletzte gibt, ist ein Rapport zwingend.
In seinen Munitionsvorschriften hält sich der Kanton an die
Vorgaben
des Bundes: Erlaubt sind auch Geschosse, die sich nach dem Aufprall auf
den Körper deformieren, sie dürfen aber nicht zersplittern,
sondern
müssen kompakt bleiben. Gegenüber der Vollmantelmunition
hätten die
sich im Körper zu kleinen Pilzen verformenden Projektile den
Vorteil,
dass unbeteiligte Personen kaum gefährdet würden, sagt
Hans-Peter
Tschäppeler, Generalsekretär der kantonalen
Sicherheitsdirektion.
Nehmen Spezialeinheiten der Polizei Geiselnehmer oder Amokschützen
ins
Visier, dürfen sie von der Regel abweichen und gefährlichere
Munition
verwenden.
In seiner Vorlage führt der Regierungsrat bewusst keine
Produktenamen
auf. "Wenn also ein Korps die Pistolenmarke wechseln will, muss der
Kantonsrat nicht darüber abstimmen", sagt Tschäppeler. Will
die Polizei
jedoch ein wirklich neues Produkt einsetzen, muss die Verordnung
angepasst werden. Als Beispiel nennt Tschäppeler ein Fangnetz, mit
dem
die Polizei bereits herumexperimentiert hat. "Nach Alternativen zu
Schusswaffen wird immer gesucht." Die technische Entwicklung sei jedoch
nicht derart rasant, dass "jetzt alle paar Jahre eine neue Verordnung
nötig wäre".
"Taser können töten"
Die Gegner des Polizeigesetzes kritisieren vor allem den Einsatz der
Elektroschockpistolen, der durch die Verordnung erstmals verbindlich
festgehalten wird. "Kritische Studien belegen, dass die Taser immer
wieder zum Tod führen. Gerade bei sehr erregten Personen
können sie
gefährlich sein. Oder wenn ihre Sonden in der Herzgegend landen",
sagt
Viktor Györffy, Mitglied der demokratischen Juristinnen und
Juristen
Zürich (DJZ). SP-Kantonsrat und DJZ-Mitglied Yves de Mestral will
jetzt
verhindern, dass jeder Gemeindepolizist mit einem Taser ausgestattet
wird.
Die Demokratischen Juristen haben auch Tränengaseinsätzen
gegenüber
Vorbehalte. "Die Reizstoffe können zu erheblichen Verätzungen
führen.
Insbesondere in Kombination mit Wasserwerfern", sagt Györffy.
Zudem sei
die Distanz, aus der Gummischrot abgefeuert werden dürfe, nicht
klar
geregelt. Die Verordnung geht zwar von 20 Metern aus, fügt aber
an: "Es
gibt Produkte, bei denen andere Distanzen zu beachten sind." Die
Verordnung lasse mehr Fragen offen, als sie beantworte, bemängelt
de
Mestral.
Anders sieht das sein SP-Fraktionskollege Bernhard Egg aus Elgg. Man
werde zwar noch einmal über die Taser sprechen müssen.
Insgesamt halte
die Verordnung aber fest, wie Einsatzmittel in einem Rechtsstaat
sinnvoll angewendet werden. "Es wird nicht jeder Gemeindepolizist eine
Elektroschockpistole erhalten", versucht Egg Bedenken zu zerstreuen.
SVP-Kantonsrat René Isler aus Winterthur, selber Polizist,
bestätigt,
dass die Verordnung den heutigen Gepflogenheiten entspreche. "Sie ist
sehr praxisbezogen."
Warten auf das Bundesgericht
Grüne, Jungsozialisten, Alternative Liste und die Demokratischen
Juristinnen und Juristen Zürich haben nach ihrer
Abstimmungsniederlage
gegen das Polizeigesetz Beschwerde eingelegt. Das Bundesgericht muss
prüfen, ob das Gesetz mit der Verfassung vereinbar ist. Der
Regierungsrat hofft, dass das Bundesgerichtsurteil vorliegt, wenn der
Kantonsrat über die Verordnung debattiert.
---
Zürichsee-Zeitung 31.1.09
Polizeiliche Zwangsanwendung Umstrittene Regierungsrats-Verordnung
Taser-Einsatz soll erlaubt werden
Der Regierungsrat hat dem Kantonsrat die Verordnung zugeleitet, welche
regelt, was die Polizei an Zwangsmitteln gegen Personen einsetzen darf.
Alfred Borter
Welche Mittel die Polizei gegen Personen einsetzen darf, ist
umstritten. Der Kantonsrat hat im Polizeigesetz einen Passus
eingefügt,
wonach der Regierungsrat in einer Verordnung genau angeben müsse,
was
erlaubt ist und was nicht. Zudem verlangte der Kantonsrat, dass ihm die
Verordnung zur Genehmigung vorgelegt wird. Nachdem das Polizeigesetz an
der Urne im letzten Februar angenommen wurde, legt die Regierung die
Verordnung über die polizeiliche Zwangsanwendung nun dem Parlament
vor.
Darin festgehalten ist, dass jede Anwendung von Zwang
verhältnismässig
sein muss. Erniedrigende und beleidigende Behandlung ist schon im
Zwangsanwendungsgesetz des Bundes verboten.
Zulässig sind Fesselungsmittel, Gummischrot, genau definierte
Reizstoffe, Wasserwerfer, Polizeimehrzweckstöcke,
Destabilisierungsgeräte (Elektroimpulsgeräte, so genannte
Taser) und
Schusswaffen. Beim Einsatz von Reizstoffen wie Tränengas sind
besondere
Vorkehren zu treffen, damit Personen dem Mittel nicht zu lange
ausgesetzt sind; nötigenfalls ist ärztliche Hilfe
beizuziehen. Eine
ärztliche Kontrolle ist auch für Fälle vorgesehen, wenn
ein Taser
eingesetzt wurde. Laut Regierungsrat soll die Verordnung nach der
Genehmigung durch den Kantonsrat zusammen mit dem Polizeigesetz in
Kraft treten.
Nicht überall Zufriedenheit
Die FDP zeigte sich in einer Mitteilung zufrieden mit der Verordnung.
Eine rasche Einführung sei notwendig und sinnvoll. Es gibt aber
auch
Vorbehalte. Nach Meinung von Markus Bischoff (AL, Zürich) sind
manche
Festlegungen zu wenig konkret. Auch Yves de Mestral (SP, Zürich)
findet, die Anwendung von Tränengas, Taser und Schusswaffen sei zu
wenig präzis geregelt.
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ANTI-ATOM
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Stadtradio Münster 30.1.09
Der Widerstand gegen den Atomstaat nimmt zu: Bernd Drücke (Radio
Graswurzelrevolution) im Gespräch mit Kerstin Rudek (BI
Lüchow-Dannenberg)
http://www.freie-radios.net/mp3/20090130-derwidersta-26073.mp3
Am 8. November 2008 demonstrierten 16.000 AtomgegnerInnen in Gorleben
gegen den Castortransport aus der französischen
Wiederaufbereitungsanlage La Hague. Maßgeblich an der
Mobilisierung
beteiligt war die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Die
1977
gegründete Bürgerinitiative (BI) hat 900 eingetragene
Mitglieder und
zigtausend UnterstützerInnen. Ein Interview von Das von Bernd
Drücke
(Radio Graswurzelrevolution) geführte Interview mit der
telefonisch aus
dem Wendland zugeschalteten Kerstin Rudek vom Vorstand der BI wurde im
Dezember 2008 im Studio des medienforum münster aufgezeichnet.
Technik:
Klaus Blödow. Es wird am 4.2.08 ab 21.04 Uhr auf Antenne
Münster (95,4
Mhz) als Graswurzelrevolution-Radiosendung im Bürgerfunk gesendet.
Eine
überarbeitete, schriftliche Version kann nachgelesen werden in der
Graswurzelrevolution Nr. 336 (Februar 2009), www.graswurzel.net
Kontakt und weitere Infos:
www.bi-luechow-dannenberg.de
www.graswurzel.net
Solidarität:
Um Cécile Lecomtes Anwalts- und Prozesskosten zu decken, wurde
ein
Solidaritätskonto eingerichtet: Aktionsbündnis
Münsterland, Volksbank
Wettringen, BLZ 40164618, Kto. 357730701, Stichwort: "Uranaktion
Steinfurt"
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GANG-LAND BERN
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BZ 31.1.09
Gewaltgeographie
Wo Bern nachts gefährlich ist
Von Stefan von Bergen
Psychologe Allan Guggenbühl arbeitet mit jungen Bernern aus der
Gewaltszene. Er studiert ihre Feindbilder und ihren inneren Stadtplan.
Gewaltgeografie: Hier ist es in Bern gefährlich.
http://files.newsnetz.ch/story/2/7/1/27112036/3/topelement.jpg
http://files.newsnetz.ch/upload/1/8/1894.PDF
Wird ein Fall von Gewalt junger Männer publik, werden Fragen
gestellt:
Sinkt die Hemmschwelle bedrohlich ab? Gibt es mehr Gewalt als
früher?
Schlagen vor allem ausländische Männer ohne Anlass zu, quasi
zum Spass?
Sind unsere Städte nachts eine freie Wildbahn? Hinter diesen
Fragen
steht mehr als eine schnelle Aufregung. Junge, aber auch
30-jährige und
ältere Männer erleben Gewalt am eigenen Leib. Eltern sind mit
Übergriffen gegen oder von ihren Kindern konfrontiert. Sie machen
sich
echte Sorgen.
Jeder sieht sich als Opfer
Der Zürcher Jugendpsychologe Allan Guggenbühl hat auf die
brennenden
Fragen vorerst eine kühle, wissenschaftliche Antwort: "Jede
Gesellschaft hat ein Problem mit aggressiven jungen Männern."
Guggenbühl ist einer der besten Schweizer Kenner des
Phänomens. Er
arbeitet unter anderem auf der Erziehungsberatung des Kantons Bern mit
16- bis 19-jährigen Männern aus dem Gewaltmilieu. Zugewiesen
werden sie
ihm von der Berner Justiz. Guggenbühl interviewte überdies
Verletzte
aus Schlägereien im Berner Inselspital.
Seine zentrale Erfahrung: Alle jungen Männer sehen sich zuerst als
Opfer, die sich bloss wehrten. Selbst wenn die Verletzungen an ihren
Fäusten sie auch als Schläger entlarven. "Sie müssen
zuerst lernen,
sich auch als Täter zu sehen, die Verantwortung für ihr Tun
übernehmen", sagt Guggenbühl.
"Ja, in Bern oder anderen Städten müssen junge Männer
heute damit
rechnen, verprügelt zu werden", bestätigt er die Dimension
des
Gewaltphänomens. Er erkennt aber unter den Gewaltbereiten
Untergruppen.
Nur eine zeichne sich durch eine hohe Grundaggressivität aus, die
sich
ins Erwachsenenalter fortsetzen könne. Die meisten Prügler
aber
rutschten in die Gewalt hinein und fänden bis zum Alter von 25
Jahren
wieder hinaus.
Fehlendes Gefühl für Gefahr
Guggenbühl bestätigt, dass der gewachsene Anteil von
Ausländern die
Gewalt verschärfen könne: "Es gibt Secondos, die zur
Überidentifikation
mit ihrer Herkunft und zur Kompensation neigen. Sie sehen sich als
islamische oder kurdische Kämpfer. Und sie glauben, sie
würden die Ehre
der Frauen verteidigen, anders als die feigen Schweizer."
Guggenbühl
erkennt Codes wie den Satz "Fick deine Mutter!". Er sei eine Lizenz zum
Schlagen. Wer so beleidigt werde, sehe sich schon berechtigt, seine
Ehre mit Fäusten zu verteidigen.
Um zu beurteilen, ob die Hemmschwelle generell gesunken sei, fehle es
an vergleichbaren Daten, sagt Guggenbühl. Was ihm auffalle, sei
die
fehlende Reue gewisser Täter. Viele hätten in der Hitze des
Gefechts
kein Gefühl für die Gefährlichkeit von Schlägen und
Tritten gegen Kopf
und Bauch eines am Boden liegenden Kontrahenten. Wie im Fall von
Locarno könne das fehlende Gespür für eine Grenze zum
Tod führen.
Guggenbühl warnt dennoch vor dem Schluss, es gebe heute mehr
Gewalt als
früher. Wenn "früher" vor 50 Jahren sei, stimme das, weil im
Krieg
viele junge Männer gestorben seien und es nach Kriegen meistens
eine
Art Ruhepause gebe. In den 1840er-Jahren aber seien etwa in Zürich
grassierende Wirtshausprügeleien und Übergriffe der
Landjugend in der
Stadt mit Toten beklagt worden.
Mobile Karte der Gewalt
Guggenbühl hat versucht, einen Stadtplan der gefährlichen
Zonen Berns,
der nächtlichen No-Go-Areas, zu zeichnen. Auf Begehungen liess er
sich
von seinen Klienten erklären, wie man die Stadt richtig ‹liest›,
wie
man erkennt, ob eine andere Gruppe oder ein anderes Gruppenmitglied zur
falschen Zeit am falschen Ort ist, die falschen Turnschuhe trägt,
was
schon als Beleidigung gelte. Guggenbühls Erkenntnis: Das komplexe
Geflecht der Codes lässt sich nicht auf einer Karte fixieren, es
ist in
stetiger Bewegung.
So kämen etwa Gruppen aus Bern West gezielt in die Territorien der
Innenstadt, auf der Suche nach Konfrontation. Die jungen Albaner seien
in zerstrittene Untergruppen gespalten. Es gebe, sagt Guggenbühl,
eine
"Topografie von Feindbildern im Kopf". Szenen würden sich
überlappen,
Gruppen wollten sich bewusst in die Quere kommen, wo immer sie sich
gerade befänden. Die ganze Innenstadt ist ein potenzielles
Kampffeld.
"Das Phänomen ist gross"
Das bestätigt der 20-jährige M. (siehe auch Protokoll
nächste Seite):
"Man kann nicht genau sagen, wo es in Bern gefährlich ist. Die
Wahrscheinlichkeit von Attacken ist in der Nacht und auf dem
Rückweg
vom Ausgang, also zum Beispiel vom Gaskessel durchs Marzili,
höher.
Aber wenn man nachts allein unterwegs ist, kann es fast überall
passieren. Ich bin auch im noblen Kirchenfeld nach einer Hausparty in
eine Schlägerei geraten."
"Das Phänomen ist zu gross. Es lässt sich nicht einfach auf
ein paar
lokalisierbare Gruppen reduzieren, gegen die die Polizei vorgehen
könnte", sagt M. aus Erfahrung. Er erkennt dennoch eine
spezifische
Berner Gewaltgeografie: "Bern ist zwar keine verschonte Provinzstadt,
aber dennoch kleiner als andere Städte, weshalb es nicht klar
unterscheidbare, gefährliche und sichere Viertel gibt. In der
Innenstadt vermischt sich alles." (Berner Zeitung)
--
Einstecken: "Das kann gar nicht sein, was da abläuft"
Aufzeichnung: Stefan von Bergen
Der 64-jährige A. schildert, wie er am Abend des 27. Dezembers
zusammen
mit sechs Kollegen attackiert wurde. Mitten in der Berner Altstadt.
Der Schlag hörte sich dumpf an. Meine Achsel prallte heftig in
eine
andere Achsel. Ich drehte mich um und sagte: Entschuldigung! Weil ich
ins Gespräch mit einem Kollegen vertieft war, glaubte ich, dass
ich in
jemanden rein gelaufen sei. Ich realisierte noch, dass es einer von
drei jungen Männern war. Da sagten meine Kollegen hinter uns: "Du
musst
dich nicht entschuldigen, der hat das absichtlich gesucht und dir noch
einen Zwick gegeben." Da habe ich dem jungen Mann wohl "dumme Siech"
nachgerufen, ich erinnere mich nicht genau. Er könnte es
jedenfalls
gehört haben. Der Vorfall schien erledigt.
Wir gingen die Amthausgasse hoch Richtung Bahnhof. Es war kurz nach elf
Uhr nachts. Wir kamen vom Abendessen, für das wir uns jedes Jahr
nach
Weihnachten in Bern treffen. Wir sind zwischen 55 und 66 Jahre alt. Es
war der 27. Dezember, das Datum werde ich nicht vergessen.
"Denen geben wir es!"
Wir waren nur wenige Schritte weitergegangen, als hinter uns gesagt
wurde: "Denen geben wirs!" Ich hörte, wie einer meiner Kollegen zu
Boden geschmissen wurde. Als ich mich wieder umdrehte, stand ich nicht
nur den drei jungen Männer von vorher gegenüber, sie hatten
noch zwei
Kollegen mitgebracht. Die waren relativ jung, einer war Secondo mit
dunkler Hautfarbe, beide sprachen Berndeutsch. Die drei anderen hatten
ihre Kapuzen hochgezogen, sie waren vielleicht 20-jährig.
Ich wandte mich dem gestürzten Kollegen zu und wurde nun von einem
Fusstritt am Ellbogen getroffen. Einer der drei war extrem geladen, wie
eine Furie, und beschimpfte uns in diesem Balkandeutsch: "Mann, jetzt
chunsch du dra!" Ich war wie unter Schock und dachte: Es kann gar nicht
sein, was da abläuft. Die Furie packte einen meiner Kollegen und
drängte ihn in die Lauben ab, etwa auf der Höhe des
Café Diagonal.
Die zwei Jüngeren, die später dazu gekommen waren, standen
nur da und
schauten zu. Auch die zwei Kapuzenmännern hielten inne. Ich rief:
"Hört
auf, das bringt doch nichts!" Ich hatte das Gefühl, ich
könnte sie
irgendwie von ihrem Tun abbringen. Kaum tauchte die Furie aus der Laube
auf, begannen auch die zwei anderen wieder zu brüllen. Ich dachte
ständig: Jetzt passiert mir das, wovon ich bisher nur in der
Zeitung
gelesen habe.
Ich konnte nur rückwärts weichen und immer wieder ihre
Angriffe
abwehren. Ich spürte: Ich muss unbedingt verhindern, dass sie mich
umschmeissen und auf dem Boden traktieren. In diesem Moment sah ich
eine Schneeschaufel an der Wand stehen. Ich überlegte kurz, ob ich
sei
ergreifen solle. Kaum hatte ich das gedacht, packte die Furie die
Schaufel, schwang sie über seinem Kopf und kam auf mich los. Mein
Kollege packte ihn im letzten Moment von hinten und drängte ihn
ab. Die
beiden rangen nun um die Schaufel.
Es hilft dir keiner
Nun näherte sich vom Bundesplatz her ein Securitas-Mann mit einem
Hund.
Kaum sahen ihn die drei Kapuzenmänner, flitzten sie raketenschnell
davon. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Gasse und die Laube
plötzlich
leer gefegt waren. Vor der Attacke waren da noch andere Leute unterwegs
gewesen. Ich begriff: Es hilft dir keiner, wenn du angegriffen wirst.
Der ganze Spuk dauerte nur kurz. Vielleicht zwei Minuten.
Höchstens
fünf Minuten. Aber die gefühlte Zeit war viel länger,
weil alles so
schockierend nah gewesen war.
Die zwei Secondos waren mit uns stehen geblieben. Wir schrien sie an:
Seid ihr eigentlich wahnsinnig geworden! Die zwei beteuerten, sie
hätten die Kapuzenmänner gar nicht gekannt, sie seien gerade
aus der
Delfino-Bar gekommen, da hätten die drei sie aufgefordert mit zu
kommen. Meine Kollegen glaubten ihnen diese Geschichte nicht.
Bevor wir auf den Zug gingen, nahmen wir in der Markthalle noch ein
Bier. Ein normales Gespräch war nicht mehr möglich. Wir
hatten nur ein
Thema. Was soll das? Und warum passiert gerade uns das? Warum
versuchten wir uns nicht zu wehren und die Polizei zu alarmieren, wir
waren ja sieben? Ich dachte plötzlich an meinen Sohn, der am
Wochenende
manchmal in Bern im Ausgang ist und dann allein nach Hause fährt.
Auf der Heimfahrt im Zug sagte ich mir: Das ist jetzt vorbei. Aber es
war überhaupt nicht so. Ich vibrierte innerlich. Als ich nach
Hause
kam, erwachte meine Frau und sah mir an, dass ich bleich war und etwas
passiert war. Ich ging ins Bett, konnte aber die ganze Nacht nicht
schlafen. Es kam mir in den Sinn, was alles hätte passieren
können. Ich
stellte mir vor, ich wäre mit der Schneeschaufel
zusammengeschlagen
worden und läge im Spital. Ich fragte mich, ob ich feige gewesen
sei
und ob ich anderen, die attackiert werden, helfen würde.
Je weiter der Vorfall weg war, desto harmloser kam er mir vor. Es war
ja nichts passiert! Aber jetzt, da ich das alles erzähle,
spüre ich
wieder diese innere Vibration. Diesen Ärger, dass das alles so aus
dem
Nichts passiert war. Letzte Woche ging ich mit meiner Frau in Bern an
ein Konzert. In den Lauben kamen uns Junge mit hochgezogenen Kapuzen
entgegen. Da kam alles wieder hoch. Ich spürte, dass ich nachts
nie
mehr sorglos unterwegs sein werde. (Berner Zeitung)
--
Austeilen: "Die Ehre verlangt, dass du zurückschlägst"
Aufzeichnung: Stefan von Bergen
Der 18-jährige B. weiss, wie es losgeht, wenn man im Schutz der
Gruppe
angefiggt wird. Er erzählt, wie er selber zuschlug. Das kam nicht
gut.
Die Jungen, die am Wochenende so ab sechs Uhr bei Loeb oder am
Treffpunkt im Bahnhof herumstehen, trinken sich langsam warm. Einige
sind bald besoffen. Und wenn man besoffen ist, weiss man nicht mehr
richtig, was man sagt. Einer teilt aus, und der Kollege hinter ihm
ruft: "Hast du gehört, der hat das und das gesagt." Dann artet es
schnell aus. Wenn man nicht allein unterwegs ist, sondern mit Kollegen,
artet es schneller aus. In einer Gruppe ist man aber sicherer. Allein
hat man Feinde.
"Was schaust du mich an?"
Man stösst dann vielleicht den weg, der etwas gesagt hat. Damit er
Angst bekommt und man ihn gar nicht schlagen muss. Wenn er aber auch
stösst, muss man ihn schlagen. Es beginnt schon vor dem Schlagen.
Vielleicht schaut man einen kurz an, weil er die gleiche Jacke
trägt.
Dann sagt der andere: "Was schaust du mich so an?" Der andere denkt
vielleicht, er habe irgendwo einen peinlichen Fleck. Dann sagt man dem
anderen: "Darf ich nicht schauen?" Der andere antwortet: "Aber nicht zu
mir." Dann geht es los.
Ich habe auch schon anfangen, weil der andere mich wirklich extrem
angeschaut hat. Der andere machte noch dieses "ts". "Ts" heisst: Du
passt mir nicht, du bist für nichts. "Ts" kann auch heissen: Wie
bist
du denn angezogen? Die Hosen müssen zum Beispiel stimmen. Die
Jeans
müssen modern sein, verwaschen und mit diesen Rissen und Flecken.
Nicht
einfach blaue normale Jeans. Wer die trägt ist ein Bauer, ein
armer
Siech. Hat einer zu lange Haare, sagt man ihm Junkie oder Skater.
Skater gilt bei den Hiphoppern als Beleidigung. Ich achte auf meine
Kleider, damit mir keiner Junkie sagt oder denkt, ich hätte kein
Geld,
um Hosen zu kaufen. Ich möchte nicht beleidigt werden und deshalb
agro
werden.
Man will kein Weichei sein
Die Ehrenregel geht so: Wenn man geschlagen wird, muss man so
zurückschlagen, dass sich der andere nicht mehr getraut. Man muss
den
anderen erwischen. Wenn nicht, wird es eine Geschichte, die dann herum
erzählt wird: Der ist mal geschlagen worden und hat sich nicht
gewehrt.
Man gilt dann als Weichei. Auch ich erzähle solche Geschichten
herum.
Vor allem Leute, die einen nicht gern haben, erzählen das weiter.
Alle
vom Dorf sind im Ausgang ja in Bern, im Liquid oder in anderen Clubs.
Im Dorf läuft ja nichts. Und die bekommen dann alle so eine
Geschichte
mit. Wenn du mal das Weichei bist, musst du deine Ehre schützen,
wenn
du eine Ehre hast. Viele denken so in Bern, deshalb gibt es oft Puff.
Wenn man mit vielen Kollegen unterwegs ist und es eine Schlägerei
gibt,
gilt: mitgegangen, mitgefangen. In grossen Gruppen muss man dann
mitprügeln. Wenn die Könizer gegen die aus Gümligen
sind, müssen alle
aus Köniz, die in der Stadt sind, den Könizern helfen. Wenn
eine
grössere Gruppe einer kleineren begegnet, schlägt
plötzlich von der
grossen Gruppe einer zu, der das grösste Herz hat. Dann helfen ihm
die
Kollegen sofort, und die kleine Gruppe hat gar keine Chance.
Wenn man mit vielen Kollegen unterwegs, wächst einem der eigene
Körper.
In so einer Gruppe gibt es den Stärksten, denjenigen, der am
meisten
erlebt hat, der mehrmals einen geschlagen hat. Ich habe amerikanische
Filme gesehen mit Schlägereien, und da sieht der King der Gruppe
extrem
cool aus. Man sieht in diesen Filmen zuerst gar nicht, dass Schlagen
nicht gut ist. Erst am Ende, wenn einer im Gefängnis landet.
Stress mit Schule und Eltern
Wenn man zu Hause Stress hat und in der Schule Stress hat, will man
einfach weg, raus. Draussen ist man immer noch agro, man geht dann mit
den Kollegen, dann schaut dich einer lang an, figgt dich an, wie es bei
mir passiert ist. Dann lässt man einfach alles raus und
schlägt zu. Die
Aggressivität ist im Kopf, der wird ganz hart, ich höre gar
nicht mehr,
was der andere sagt. Ich schlug zu, mit der Faust ins Gesicht, so habe
ich mich beruhigt. Er fiel auf den Arsch, dann liess ich ihn. Er musste
nicht ins Spital. Ich habe noch nie einen zu Boden geschlagen.
Ich komme aus Kosovo-Albanien, ich kam vor zehn Jahren in die Schweiz.
ich konnte zuerst nicht gut Deutsch. Zu Hause war ein Hin und Her mit
den Eltern. Sie haben mir zu wenig gesagt, wo es lang geht. Mit 15
übernahm ich die Kontrolle. Ich fragte: "Kann ich raus?" Sie
sagten
immer nein. Da ging ich einfach. Sie schrien mich an, und ich
hörte gar
nicht hin. Ich übernachtete beim Kollegen. Ich dachte, wenn es den
Eltern scheissegal ist, ist es mir auch schiessegal.
Als ich dreinschlug, dachte ich nicht an die Folgen. Heute tut es mir
leid. Ich bremste erst, als ich angezeigt wurde und vor Jugendgericht
hörte: So läuft das nicht, du kannst die Lehrstelle
verlieren. Ich bin
18 geworden, ich kann jetzt ins Gefängnis kommen. Ich will kein
Looser
werden. Ich habe eine gute Lehrstelle in Aussicht bei einem Zimmermann.
Ich begreife jetzt, wie das Leben abläuft, dass es nicht so leicht
ist.
(Berner Zeitung)
--
M.: Über die Gewalt in Bern
Aufzeichnung: Stefan von Bergen
M., 20-jährig, macht sich nichts vor: Überall in Bern kann
man Gewalt erleben, berichtet er. Bis jetzt hatte er Glück.
Ich ging allein den Bundesrain hoch, neben der Marzilibahn. Ich war in
Gedanken versunken und hörte Musik. Da standen sie plötzlich
zu fünft
vor mir. Sie waren nicht älter und nicht grösser als ich. Ich
kannte
sie nicht. Einer packte mich, stiess mich weg, ohne dass ich
Blickkontakt mit ihm gehabt hatte. Alles ging sehr schnell, ich
spürtre
heftig meinen Puls. Mein Angreifer schrie herum, er suchte Puff und
trat gross auf, weil sie zu fünft waren. Ich hatte Glück,
weil in dem
Moment ein Polizeiwagen den Bundesrain runter fuhr. Da verschwanden sie.
Man kann nicht genau sagen, wo es in Bern gefährlich ist.
Höher ist die
Wahrscheinlichkeit von Attacken in der Nacht und auf dem Rückweg
vom
Ausgang, also zum Beispiel vom Gaskessel durchs Marzili. Aber wenn man
spät nachts allein unterwegs ist, kann es fast überall
passieren. Ich
verliess im Kirchenfeld mit Kollegen eine Hausparty. Wir waren alle
etwas betrunken, und einer meiner Kollegen warf eine herumstehende
Bierflasche weg. Da kam ein Grösserer und befahl ihm, die Flasche
aufzulesen. "Wieso?", fragte mein Kollege und liess sie liegen. Da
schlug der Grosse gleich los, obwohl er allein und wir zu fünft
waren.
Ich versuchte, dazwischen zu gehen und wurde dann auch geschlagen. Als
der Grosse mit vier Kollegen wieder kam, gingen wir. Mein Kollege
blutete aus der Nase.
Nach solchen Erlebnissen, sagt man sich, ich habe Glück gehabt,
dass
nicht mehr passiert ist. Wenn man will, dass einem nichts passiert,
kann man gleich zu Hause bleiben. Früher hatte ich nachts oft
Schiss.
Die ganze Zeit mit Angst durch die Stadt zu laufen, hilft aber nicht.
Heute denke ich: Wenn es passiert, passiert es halt. Dann muss ich halt
rennen. Ich bin gegen Gewalt, aber man wird halt einfach damit
konfrontiert. Sobald man in einer Gruppe unterwegs ist, fühlt man
sich
sicherer.
Man könnte zur Polizei gehen. Aber ich frage mich, was sie
überhaupt
unternehmen könnte. Die Polizei müsste dann gerade
zufällig am
richtigen Ort sein. Die Täter verschwinden ja schnell. Das
Phänomen ist
zu gross. Es lässt sich nicht einfach auf ein paar Gruppen
reduzieren,
gegen die die Polizei vorgehen könnte.
Bern ist keine verschonte Provinzstadt. Es gibt hier Gewalt wie in
grösseren Städten. Aber Bern ist dennoch kleiner als andere
Städte,
weshalb es nicht klar unterscheidbare, gefährliche und sichere
Viertel
gibt. In der Innenstadt vermischt sich alles.
Ich glaube, dass die Hemmschwelle gesunken ist. Noch vor einigen Jahren
blieb die Gewalt vor allem unter Jungen, heute geht sie auch gegen
Ältere. Was die Gewalt genau auslöst, weiss ich nicht. Junge
Männer
markieren heute schon beim Gehen, dass sie stark sind. Man zeigt, dass
man nicht aus dem Weg gehen wird, dass man auf seiner Geraden unterwegs
ist. Wer eher gebückt geht und wegschaut, wird eher ein Opfer.
Direkter
Blickkontakt kann aber auch heikel sein. Man muss zeigen, dass man
keine Angst hat. Wer schlägt will sich in seiner Gruppe
profilieren,
Eindruck machen, Respekt bekommen. Wer nicht prügeln will, gilt in
gewissen Gruppen als Aussenseiter und Feigling.
Es gibt zwar in vielen Gruppen eine Gewaltbereitschaft, aber auch eine
Art Ehrenkodex. Fünf gegen einen ist etwa verboten. Aber der
Angegriffene muss dann eins gegen eins mitmachen, sonst verliert er
seine Ehre verliert und gilt als Feigling. Und niemand will ein
Feigling sein.
Beim Schlagen gibt es immer den Reiz der Grenzüberschreitung,
weshalb
Regeln eben auch verletzt werden. Viele, die schlagen, denken gar nicht
daran, was passieren könnte. Sie treten etwa einen am Boden
liegenden
in den Bauch oder kicken an den Kopf. Es gibt eine hohe
Risikobereitschaft. Und sie nimmt noch zu. Heute sind immer mehr mit
Messern oder Pefferspray unterwegs.
Das Schlagen ist vor allem Männersache. Frauen haben nachts Angst,
vergewaltigt zu werden, junge Männer aber, geschlagen zu werden.
Einer
jungen Frau, die geschlagen wird, würde glaube ich geholfen. Das
macht
man nicht: Frauen schlagen.
(Berner Zeitung)
--
Protokoll der Gewalt
10 Jahre Gefängnis wegen vorsätzlicher Tötung: Dieses
Urteil ist die
harte Reaktion der Gesellschaft auf die Gewalt junger Männer.
Ausgesprochen wurde es diese Woche gegen Täter, die vor einem Jahr
in
Locarno an der Fasnacht einen Studenten zu Tode prügelten. Der
Gewaltpegel unter jungen Männern ist ein präsentes Thema.
Jüngst etwa
in Bern, als der Täter einer blutigen Schlägerei an Silvester
über die
Internetplattform Facebook gesucht wurde. Was geht da abends und nachts
ab? Hier kommen Betroffene zu Wort, die Schläge einsteckten oder
austeilten. Zu ihrem persönlichen Schutz bleiben sie anonym.
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ANTISEMITISMUS
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Sonntag 1.2.09
Koch: Holocaust-Leugner darf kein Priester sein
Der Basler Bischof fordert positive Haltung gegenüber dem Judentum
Bischof Kurt Koch wehrt sich gegen die Aufhebung der Exkommunikation
von Holocaust-Leugner Richard Williamson. Trotz Entschuldigung soll
dieser sein Amt weiterhin nicht ausüben dürfen.
Die umstrittene Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen
der
traditionalistischen Pius-Bruderschaft, darunter der Holocaust-Leugner
Richard Williamson, belastet die Ökumene.
Bischof Kurt Koch, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz,
spricht
sich entschieden gegen eine Aufhebung der Exkommunikation aus. Er will,
dass die Priesterbruderschaft Sankt Pius X. und ihre vier Bischöfe
klar
machen, dass sie das Zweite Vatikanische Konzil anerkennen und dessen
Beschlüssen treu sein werden, namentlich auch, was die positive
Haltung
gegenüber dem Judentum betrifft. "Bis dahin ist nicht daran zu
denken,
dass der Vatikan die Suspendierung der Bischöfe und der Priester
aufhebt", sagt der Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz, Walter
Müller. Sie dürften weiterhin keine Seelsorge betreiben und
keine
Sakramente spenden. Jede Ausübung ihres Bischofs- bzw.
Priesteramts sei
ihnen untersagt.
Bischof Richard Williamson, gegen den in Deutschland wegen
Holocaust-Leugnung ermittelt wird, hat Papst Benedikt XVI. um
Entschuldigung gebeten, ohne inhaltlich von seinen Aussagen
abzurücken.
In einem am Freitag veröffentlichten Schreiben unterstrich er, er
bedauere "das Leid", das er mit seiner "unnötigen" Äusserung
dem
Heiligen Vater verursacht habe. Er hatte in einem TV-Interview
bestritten, dass die Nazis sechs Millionen Juden ermordet haben.
"Eine Entschuldigung reicht nicht", sagt auch der Schweizer Theologe
Hans Küng. "Der Papst hat versagt. Er war sich im Klaren, dass
diese
Gruppierung, in der sich Bischof Williamson befindet, antisemitische
Tendenzen hat", so Küng. Der Papst habe sich seit Amtsantritt mit
konservativen Leuten umgeben, die nicht nur in Bezug auf die Theologie
antimodern seien. "Diese Gruppe, die vom Vatikan gedeckt wird, ist
gegen die Religions- und Gewissensfreiheit, gegen eine
Verständigung
mit der evangelischen Kirche, gegen die Zuwendung zum Judentum, gegen
den Islam und andere Weltreligionen und gegen die Reformen des Zweiten
vatikanischen Konzils. Wie ist es möglich, dass man diese Gruppe
rehabilitiert?", fragt Küng. Er fordert eine päpstliche
Richtigstellung. "Die Rücknahme der Exkommunikation muss
aufgehoben
werden."
Für Georg Kreis, Präsident der Schweizerischen
Antirassissmus-Kommission, steht die Haltung der Kirche im Vordergrund:
"Die kirchliche Nachsicht gegenüber Holocaust-Leugnern in den
eigenen
Reihen muss man als sehr bedenklich einstufen."
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Sonntagsblick 1.2.09
Grassierender Antisemitismus
"Der Jude" steht wieder im Fadenkreuz
Von Johannes von Dohnányi
Judenhass
Der Krieg in Gaza und der Milliardenschwindler Madoff locken
Antisemiten aus dem Hinterhalt. Unter den Hetzern tun sich katholische
"Gottesmänner" besonders hervor.
Der Herr im dunkelgrauen Anzug ist ein respektables Mitglied der
Zürcher Gesellschaft: erfolgreich, engagiert und liberal. Sein
jüdischer Glaube, sagt er, war nie ein Thema. Doch seit er dieser
Tage,
wie andere Mitglieder der Israelitischen Cultusgemeinde auch, schlimme
antisemitische Hetzbriefe erhielt, will er sich nicht mehr
öffentlich
äussern. Aus Unterhaltungen im engsten Freundeskreis aber weiss
er:
"Unter uns Juden wächst die Sorge."
Die an Dummheit nicht zu überbietenden Botschaften der anonymen
Hetzer
reicht vom Boykottaufruf "jüdischer" Geschäfte bis hin zum
Bedauern,
dass Hitler-Deutschland den Genozid an den Juden nicht zu Ende
führte.
Deshalb setzen die Antisemiten jetzt auf neue Verbündete:
"Hoffentlich
hat der Iran bald die Atombombe fertig und fegt damit Israel, das
Geschwür am Mittelmeer, für immer von der Landkarte."
Dass der Gaza-Krieg antisemitische Ressentiments entfacht hat, erstaunt
Rolf Bloch (78) nicht. "So ist es jedes Mal, wenn Israel in die
Schlagzeilen kommt", sagt der ehemalige Präsident des
Schweizerischen
Israelitischen Gemeindebunds. Weil "der Grundcharakter des Schweizers
weniger aggressiv ist als derjenige anderer Völker", fühlt
sich Bloch
in seiner Heimat nicht direkt bedroht. Und doch beobachtet er, dass
sich das Verhältnis der Gesellschaft zum Judentum "wie im Rest
Europas
auch in der Schweiz verschlechtert".
Sogar für die schwerste Finanz-und Wirtschaftskrise seit
Jahrzehnten
machen antisemitische Verschwörungstheoretiker - wieder mal -
jüdische
Bankiers verantwortlich.
Und auch die katholische Kirche giesst wieder Ol ins Feuer.
So hob Papst Benedikt XVI. vorletzte Woche die Exkommunikation von vier
ultrakonservativen Geistlichen der Glaubensgemeinschaft "Pius X." auf.
Bischof Richard Williamson (67), einer der Rehabilitierten, bestreitet
seit Jahren öffentlich die Existenz der Gaskammern. Die sechs
Millionen
jüdischen Nazi-Opfer hätten die Überlebenden der Schoah
selbst
erfunden. Sein italienischer Glaubensbruder Don Floriano Abrahamowicz
behauptet sogar, die Juden seien in den KZ nur "desinfiziert" worden.
Der Papst, verlautet aus dem Vatikan, sei entsetzt. Exkommunizieren
will er seine antisemitischen Schafe aber nicht. Judenfeind Williamson
hat sich zwar für seine "unbedachten Äusserungen"
entschuldigt. Zu
deren Inhalt steht er aber weiterhin.
"Auch wenn der Papst nicht provozieren wollte", sagt Rolf Bloch, "hat
er grossen Schaden angerichtet. Durch die Rehabilitation von Williamson
fühlen sich viele ermutigt, ihren heimlichen Antisemitismus offen
auszuleben."
Für bedenklich hält der Doyen der Schweizer Juden aber auch
die
Äusserungen von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey (63).
"Natürlich
darf der Staat Israel kritisiert werden. Gruppierungen wie die Hamas
jedoch als Freiheitskämpfer zu bezeichnen, setzt falsche Akzente
und
könnte Anlass zu antisemitischen Erscheinungen in der Schweiz
geben",
sagt Bloch. "Die Politik muss die Dämme gegen den Antisemitismus
energischer schützen. Sie darf ihn nicht fördern." Sonst
könnten, wie
zuletzt vor bald zwei Jahren in Genf, plötzlich auch in der
Schweiz
wieder Synagogen brennen.
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KATHOLIZISMUS
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NZZ am Sonntag 1.2.09
Päpstlicher als der Papst
Letzte Woche löste der Papst die Exkommunikation von vier
Bischöfen der
Priesterbruderschaft St. Pius X. auf. Die Gemeinschaft gilt als
erzkonservativ, schwulenfeindlich und antisemitisch. Was sind das
für
Menschen? Eine Spurensuche an den Rändern des Katholizismus.
Der Knabe ist etwa sieben Jahre alt. Vor der Kirche begrüsst er
alle,
die eintreten, dann macht er drei tiefe Knickse im Kirchenschiff, einen
in der Mitte, einen links und einen rechts. Er bekreuzigt sich, kniet
sich in die hinterste Bank und wartet mit gesenktem Kopf, bis die Messe
beginnt. Es ist Donnerstagmorgen, 7 Uhr 15. Etwa 50 Menschen besuchen
den Gottesdienst der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Wil (SG).
Letzte Woche löste der Papst einen Sturm der Entrüstung aus,
weil er
die Exkommunikation von vier Bischöfen dieser Bruderschaft
auflöste.
Einer von ihnen leugnete unlängst den Holocaust (siehe Kasten).
Sie werden auch Lefebvristen genannt, die Menschen, die hier schweigend
beten. Die Frauen tragen lange Röcke und grobe Schuhe, viele
halten
ihren Kopf mit einem Tuch bedeckt. Elf Teenager-Mädchen huschen
mit
gesenktem Blick und eingezogenen Schultern durch die Kirche. Die
Gemeinde der Bruderschaft in Wil zählt 400 Menschen. Schweizweit
sitzen
jeden Sonntag 4500 Personen in den 28 Kirchen und Kapellen der
Lefebvristen. Weil die Familien kinderreich sind, nehme die Zahl
langsam zu, sagt man bei der Schweizer Leitung der Bruderschaft.
Kirchen gibt es in der ganzen Schweiz, auch in Städten wie Basel
oder
Zürich. Der grosse Teil der Anhänger lebe aber in der
Ostschweiz,
Innerschweiz und im Wallis.
Die Marmorsäulen, das Marienbild, der Weihrauchgeruch: Nichts
deutet im
ersten Moment darauf hin, dass dies keine "echte" Kirche ist, keine
römisch-katholische. Bis auf das Alter: Sie wurde erst 2003
eröffnet.
Auch das Gesangbuch ist ein eigenes, "da die neuen
Diözesenbücher
aufgrund der liturgischen Veränderungen und eines modernistischen
Glaubensgeistes nicht mehr empfohlen werden können", wie im
Vorwort
steht.
Gegen Religionsfreiheit
Neu heisst hier: alles, was nach 1962 kam. Die Priesterbrüder
weigern
sich, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanische Konzils von 1962 bis
1965
anzuerkennen. Denn damals beschloss die Kirche, sich der modernen Welt
zu öffnen und weniger dogmatisch zu sein. Den Lefebvristen
missfällt
vor allem das Dekret "dignitas humanae", das besagt, dass in
religiösen
Fragen niemand gezwungen werden darf, gegen sein Gewissen zu handeln.
Religionsfreiheit, Ökumene und der interreligiöse Dialog
werden von der
Bruderschaft strikte abgelehnt. Symbol für die alte, reine Kirche
ist
die tridentinische Messe, der alte Messritus auf Lateinisch.
"Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa." Die Kirchgängerinnen
klopfen
sich mit der Faust auf die Brust, der Pfarrer kehrt ihnen die meiste
Zeit den Rücken zu. Dann die Kommunion, der Höhepunkt des
Morgens.
Tiefe Knickse vor dem Pfarrer. Er legt die Hostie direkt in den Mund,
nicht in die Hand, wie es in anderen Kirchen praktiziert wird. Für
die,
die es genau nehmen, ein wichtiger Unterschied.
Eine Frau aus Chicago erzählt nach dem Gottesdienst, dass sie sich
deswegen den Lefebvristen angeschlossen habe. "Wir glauben, dass Gott
während der Kommunion tatsächlich in diesem Brot ist." Und
Gott wolle
sie nicht in ihre schmutzigen Hände nehmen. Lieber direkt in den
Mund.
Sie zog nach Wil, damit ihre fünf Kinder die hiesige Schule der
Bruderschaft besuchen können. "Ich will, dass sie Biologie und
Geschichte unverfälscht lernen." Der christliche Glauben soll den
Alltag ihrer Kinder durchdringen. Zum Beispiel durch Gebete vor jeder
Schulstunde. 120 Schüler werden hier erzogen, vom Kindergarten bis
zur
Sekundarschule. Die Älteren wohnen im angeschlossenen Internat.
Kontakt mit der römisch-katholischen Kirchgemeinde gibt es fast
nicht.
"Das sind nicht unsere Leute", sagt der Ortspfarrer von Wil, Meinrad
Gemperli. Die Anhänger der Priesterbruderschaft kämen aus der
ganzen
Schweiz und aus Süddeutschland nach Wil. Warum, Herr Gemperli?
"Sie
geben ihnen eine grössere Sicherheit als wir." Bei Pfarrer
Gemperli
verhüllt sich Gott auch mal, die Unsicherheit will er vor seiner
Gemeinde nicht verbergen. "Die Lefebvristen aber wissen genau, wer ihr
Gott ist, wie er handelt und richtet." Ein klares Weltbild,
schwarz-weiss, falsch und richtig. In der Schweiz gehen Anhänger
der
Priesterbruderschaft immer wieder auf die Strasse, um gegen Abtreibung
oder Homosexualität zu protestieren.
Ohne Alkohol und TV
Für manche Menschen ist die moderne Welt zu viel, und es bleibt
nur
noch die Flucht nach hinten. Die Vergangenheit, die Heiligen, die
Schriften. Das Fernsehen, Symbol für den Wust an
Möglichkeiten, lehnen
die Lefebvristen ab. Ein Leben ohne unanständige Lektüre und
Alkohol
wird angestrebt, dafür mit einem "guten Morgen- und Abendgebet".
Die
Messe soll jeden Tag besucht werden.
Janine Weber, 29 Jahre, hält sich an diese Richtlinien. Sie ist
durch
ihre Eltern zur Priesterbruderschaft gekommen, weist aber
nachdrücklich
darauf hin, dass sie sich als Erwachsene bewusst für das
ultrareligiöse
Leben entschieden habe. Sie sagte sich: "Entweder bist du
überzeugt und
machst Ernst mit dem lieben Gott, oder du musst gar nicht mehr kommen."
Janine Weber hat sich für das Ernstmachen entschieden. Sie besucht
jeden Morgen den Gottesdienst.
Auch der Priester Markus Niederberger wuchs in einem Haushalt auf, in
dem die Vergangenheit stärker war als das Heute. Als er 10 Jahre
alt
war, entdeckten seine Eltern die Priesterbruderschaft St. Pius X. Als
Knabe verbrachte er viele Ferienlager bei den Lefebvristen im Wallis.
"Mir gefiel die konsequente, strenge Haltung, die aber auch sehr
fröhlich ist."
Der 44-Jährige sitzt im Esssaal des Internats und erzählt von
seiner
Überzeugung, dass Jesus vom himmlischen Vater gesandt wurde und
der
einzige Gott ist. "Es gibt nur einen wahren Gott, und es kann nicht
sein, dass jeder recht hat." In einer modernen Kirche wäre er nie
Priester geworden. "Der Priester als Sozialhelfer? Da könnte ich
ja
auch eine Familie gründen." Das radikale Ideengut und die
antijudaistische Haltung der Bruderschaft zieht auch Rechtsextreme an.
Auf der Internetseite kreuz.net,
einer
anonymen Seite, die Anhängern
der Priesterbruderschaft zugeschrieben wird, werden Texte des Nazis
Heinrich Himmler neben Interviews mit dem Generaloberen der
Priesterbruderschaft Bernhard Fellay veröffentlicht. Auf den Foren
ist
von der V2-Sekte die Rede, der Sekte des Zweiten Vatikanischen Konzils:
In der Logik der Radikalen ist die römisch- katholische Kirche
eine
Sekte, die verblendet und verwirrt wurde von der modernen Zeit.
Markus Niederberger ist sich bewusst, dass seine Gemeinschaft "Spinner"
anziehe. "Es gibt sehr exzentrische Leute bei uns." Man sei aber offen
für alle, um den Menschen zu helfen. Auf die Holocaust-Leugnung
von
Bischof Williamson angesprochen, antwortet Janine Weber: "Es gibt die
unterschiedlichsten Leute bei uns mit vielen Ansichten. Aber darum geht
es nicht." Sondern darum, die Seele mit Gott zu vereinigen.
Antisemitisch seien sie nicht, sagen beide. Und beide hegen die gleiche
Hoffnung: Dass es bald vorüber sei mit dem Schisma, der
Kirchenspaltung, und die Priesterbruderschaft St. Pius X. wieder in die
Kirche aufgenommen werde.
--
Erzkonservative Katholiken Lefebvristen in der Schweiz
1970
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird 1970 vom ultrakonservativen
französischen Erzbischof Marcel Lefebvregegründet, als
Gemeinschaft
innerhalb der Kirche. Weil Lefebvre die zentralen Beschlüsse des
Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnte, bildete er im eigenen Seminar
in Ecône (VS) Priester aus.
1988
Als Lefebvre unerlaubterweise vier Bischöfe weihte, kommt es zur
Kirchenspaltung. Lefebvre und die Bischöfe wurden exkommuniziert.
Trotzdem werden weiter Priester geweiht. Die Weihen sind zwar
gültig,
da sie vom Vatikan aber nicht erlaubt wurden, dürfen die Priester
nicht
in römisch-katholischen Kirchen predigen. Heute zählt die
Bruderschaft
etwas mehr als 700 Priester und Ordensleute in 30 Ländern. Nach
Angaben
der Bruderschaft besuchen 150 000 Menschen ihre Gottesdienste. Der
Hauptsitz ist in Menzingen (ZG).
1991
Marcel Lefebvre stirbt 85-jährig in Martigny (VS).
2009
Das Schwedische Fernsehen strahlt am 21. Januar ein Interview mit
Richard Williamson aus, einem der vier exkommunizierten Bischöfe.
Im
Interview leugnete Williamson den Holocaust; Gaskammern habe es nicht
gegeben. Am gleichen Tag hebt Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation
der vier Bischöfe auf und löst damit einen Sturm der
Entrüstung aus.
Die Priesterbruderschaft distanzierte sich von den Äusserungen
Williamsons. (mid.)
--
Dieser Preis für die Einheit der Kirche ist zu hoch
Der Papst will eine reaktionäre Bruderschaft in die Kirche
zurückholen. Damit handelt er sich ein
Glaubwürdigkeitsproblem ein
Als Pater Franz Schmidberger, Oberhaupt der Piusbruderschaft in
Deutschland, "die Juden unserer Tage" in einem vorweihnächtlichen
Schreiben an die Bischöfe als "des Gottesmordes mitschuldig"
erklärte,
glaubte man die Kritik jüdischer Kreise noch mit der Behauptung
vom
Tisch wischen zu können, die katholische Kirche habe mit der
Piusbruderschaft nichts zu tun.
Als sich der britische Traditionalisten-Bischof Richard Williamson nur
einen Monat später in einem Interview des schwedischen
Fernsehsenders
SVT 1 als Holocaust-Leugner outete, verfing solche Distanzierung nicht
mehr. Denn just am Tag, an dem das Interview ausgestrahlt worden war,
hatte Papst Benedikt XVI. jenes Dekret unterschrieben, das die
Exkommunikation der vier noch von Marcel Lefebvre geweihten
Bischöfe
der Piusbruderschaft aufhob und den Weg für die Rückkehr der
Traditionalisten in den Schoss der Kirche frei machte.
Seither hat der Heilige Vater ein massives
Glaubwürdigkeitsproblem.
Zwar hat er mittlerweile die Leugnung des Holocaust öffentlich
verurteilt und die Juden seiner "vollen und unbestreitbaren
Solidarität" versichert. Doch eine erneute Exkommunikation des
Revisionisten und seiner Anhänger scheint er bis jetzt nicht in
Erwägung gezogen zu haben. Lieber verschanzt er sich hinter der
Behauptung, er habe von dessen Verfehlungen nichts gewusst - eine
ziemlich faule Ausrede, wenn man bedenkt, wie ungeniert die
Piusbruderschaft ihr reaktionäres Gedankengut verbreitet.
Wenn auf der ihr nahestehenden Internetplattform "kreuz.net" von der
"Holocaust-Religion der Synagoge Satans" die Rede ist und das Konzil
als von jüdisch-freimaurerischer Seite inspiriert in Misskredit
gebracht wird, dann sind das nicht mehr Entgleisungen eines Einzelnen,
dann hat das Methode. Und es soll keiner kommen, auch der Papst nicht,
und sagen, er habe davon nichts gewusst. Nicht gewusst, dass die
Anhänger Lefebvres sich nach wie vor höhnisch über den
"angeblich" vom
Konzil verordneten Dialog mit den Juden äussern. Nicht gewusst,
dass
insbesondere Bischof Williamson seit Jahren schon gegen die
Religionsfreiheit zu Feld zieht und andeutet, es habe dieser
"gefährlichste Punkt am Konzil" überhaupt nur auf Druck der
Modernisten
und ihrer jüdisch-freimaurerischen Hintermänner in Amerika
Eingang in
die Konzilstexte gefunden.
Nicht gewusst oder billigend in Kauf genommen? Die Frage stellt sich.
Und es fragt sich, wie ernst es dem Heiligen Vater ist, wenn er jetzt
von der Piusbruderschaft "echte Anerkennung des Lehramtes und der
Autorität des Papstes sowie des Zweiten Vatikanischen Konzils"
verlangt. Die Autorität des Konzils anerkennen würde ja nicht
nur ein
Ja zur Liturgiereform und zum Kollegialitätsprinzip unter den
Bischöfen
bedeuten. Das Konzil anerkennen hiesse auch, sich zum "gemeinsamen
geistlichen Erbe" von Judentum und Christentum zu bekennen und die
Juden niemals als "von Gott verworfen oder verflucht" darzustellen.
Nach allem, was man weiss, ist es jedoch zweifelhaft, ob den
Traditionalisten in zentralen Konzilsaussagen wie dem Bekenntnis zur
Ökumene, zum interreligiösen Dialog sowie zur
Religionsfreiheit jemals
mehr als Lippenbekenntnisse zu entlocken sein werden. Und der böse
Verdacht liegt nahe, dass auch der Papst keinen allzu grossen Wert mehr
darauf legt.
Anzeichen dafür, dass Benedikt XVI., trotz gegenteiligen
Beteuerungen,
seinerseits nicht mehr voll hinter dem Zweiten Vatikanischen Konzil
steht, gibt es seit langem. Er ist es gewesen, der noch als
Präfekt der
Glaubenskongregation in der Erklärung "Dominus Jesus" die
nichtchristlichen Religionen als "schwer defizitär" bezeichnete.
Er ist
es gewesen, der den Seligsprechungsprozess ausgerechnet jenes Papstes,
Pius XII., in die Wege leitete, der sich nie zu einem entschiedenen
Protest gegen die Judenverfolgung hatte durchringen können. Und
schliesslich war es ebenfalls Benedikt XVI., der mit der
Wiederzulassung des tridentinischen Ritus dem Drängen der
Traditionalisten nachgab und mit ihnen zusammen hinter eine der
zentralen Errungenschaften des Konzils zurückging. Dass damit auch
die
judenfeindlichen Karfreitagsfürbitten aus der Versenkung geholt
wurden,
scheint ihn nicht sonderlich gestört zu haben.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung muss befürchtet werden,
dass die
immer zahlreicher eingehenden Proteste gegen die Aussöhnung mit
den
Traditionalisten ungehört verhallen. Was dem Papst allerdings zu
denken
geben sollte, ist die Tatsache, dass sich unter den Protestierenden
mittlerweile längst nicht mehr nur aufgebrachte Juden befinden,
sondern
auch viele, zum Teil namhafte Katholikinnen und Katholiken aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz, denen das Wohl ihrer
Kirche
mehr am Herzen liegt als der Machterhalt der römischen Zentrale.
(zzs)
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GEWERKSCHAFT
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Sonntagszeitung 1.2.09
Revoluzzer an Unia-Treffen
Veranstaltung mit SBB-Arbeitern aus Bellinzona
Bern Unia-Gewerkschafter der SBB-Hauptwerkstätte Bellinzona laden
für
nächsten Samstag zum dritten Treffen "Für eine
kämpferische Bewegung
der Arbeiter" nach Rodi TI. Unterzeichnet haben den Aufruf auch das
Solikomitee.ch und der Revolutionäre Aufbau.
Letzterer steht unter Beobachtung des Staatsschutzes. Die Unia will den
"Aufbau" seit längerem vom 1.-Mai-Umzug in Zürich
ausschliessen. Im
Oktober 2007 sagte Unia-Sprecher Nico Lutz, man sei nicht bereit, mit
Leuten zusammenzuarbeiten, die sich nicht klar von Gewalt distanzieren.
Das hat der "Aufbau" bisher nicht gemacht; trotzdem darf er am
Unia-Anlass mitmachen. Für Lutz kein Widerspruch: "Es ist das
demokratische Recht jeder Betriebsgruppe, öffentliche
Diskussionsveranstaltungen durchzuführen." Die Unia-Leitung
könne und
wolle nicht kontrollieren, wer sich an diesen Diskussionen beteiligt.
Immerhin mag sich Lutz noch zu einer Distanzierung durchringen:
Gemeinsame Aktionen mit dem Revolutionären Aufbau werde es nicht
geben,
jedenfalls solange diese Gruppe sich nicht klar von jeglicher Gewalt
distanziere.
Matthias Halbeis
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SCHWARZFAHREN
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20min.ch 1.2.09
SBB sammelt Daten
Eine halbe Million Schweizer fuhren schwarz
Die SBB haben in den letzten zwei Jahren in einer Datenbank rund eine
halbe Million Schwarzfahrer erfasst. Das Register wird verwendet, um
notorischen Schwarzfahrern happigere Bussen ausstellen zu können.
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben in einer Datenbank "gegen
500 000 Schwarzfahrer" registriert, wie ein SBB-Sprecher in der "NZZ am
Sonntag" sagt. Die Erfassten waren in den letzten zwei Jahren
mindestens ein Mal im Zug, Tram, Bus, Postauto oder einem anderen
Verkehrsmittel ohne gültiges Billett kontrolliert worden.
Datenbank ist ein Erfolg
Die SBB verwenden das Register seit Anfang 2006, um gegen notorische
Schwarzfahrer vorgehen zu können. Diese müssen höhere
Gebühren zahlen
und mit einer Strafanzeige rechnen. Seither ist der Anteil der
Reisenden ohne gültiges Billett von mehr als 4 auf rund 1,4
Prozent
gesunken. Noch immer aber werden jeden Tag 1000 Schwarzfahrer erwischt.
Im Schwarzfahrer-Register seien nur Kerndaten Namen und Adressen der
Kontrollierten verzeichnet, betonen die Verantwortlichen. Es wurde vom
Datenschutz genehmigt.
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JUSO-SQUATTER BADEN
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Sonntag 1.2.09
"Damit muss ich leben und will mich der Verantwortung stellen"
Interview
Juso-Präsident Cédric Wermuth über die Badener
Hausbesetzung und Vandalenakte
Er ist Juso-Schweiz-Präsident, Vizepräsident der SP Schweiz
und
Hausbesetzer: Cédric Wermuth (23) aus Baden geriet nach den
Vandalenakten im Bäderquartier in die Schlagzeilen - und in die
Kritik.
Ein Gespräch über eine turbulente Woche. Und die Lehren
daraus.
Cédric Wermuth, mal ehrlich: Wie fühlt man sich als
Hausbesetzer?
Cédric Wermuth: Nicht so schlecht, aber die Angelegenheit hat
mir in
den letzten Tagen schon einige Bauchschmerzen bereitet. Denn die Aktion
ist nicht so herausgekommen ist, wie wir uns das vorgestellt haben.
Dann halt so: Wie fühlt man sich als potenzieller Vandale?
Ich bin kein Vandale. In dieser Beziehung fühle ich mich nicht
verdächtig.
Mitverantwortlich fühlen müssen Sie sich aber trotzdem.
Es tut mir leid, was passiert ist. Wir tragen sicher eine gewisse
Mitverantwortung, aber wir haben nicht vandaliert. Wahrscheinlich waren
es besoffene Idioten oder Autonome, die das Chaos anrichteten
Tatsache ist aber, dass unter jenen, die den "Ochsen" besetzten, auch
solche waren, die den "Verenahof" verwüsteten.
Ja, davon ist leider realistischerweise auszugehen. Ich hoffe, dass die
Untersuchung Klarheit schaffen wird.
Muss man als Mitorganisator einer Hausbesetzung nicht Vorkehrungen
treffen, damit solche Aktionen nicht aus dem Ruder laufen?
Doch, das ist so. Die Juso Baden war da zu naiv. Unsere Aktionen sind
immer friedlich. Darum haben wir nicht mit so etwas gerechnet.
Sie selber sprachen mit Blick auf die Hausbesetzung von einem legitimen
"Akt des zivilen Ungehorsams".
Zuweilen braucht es zivilen Ungehorsam, um auf Missstände wie die
Wohnungsnot in den Städten hinzuweisen. Aber die Aktion hat eine
Dimension angenommen, auf die wir leider nicht vorbereitet waren.
Ist das der "Lehrplätz" aus den Ereignissen vor einer Woche?
Ja, mit Sicherheit. Wenn wir wieder einmal etwas in dieser Art
unternehmen sollten, müssen wir für alle Eventualitäten
gewappnet sein.
Einen zweiten solchen Vorfall wollen wir nicht.
Sie sprechen von den Juso, in der Öffentlichkeit gibt es aber nur
einen
Namen: Cédric Wermuth. Sie wurden quasi zur Ikone dieser
Fehlleistung.
Das ist so. Und ich muss es akzeptieren, auch wenn es nicht "meine"
Besetzungsaktion war. Weder habe ich sie organisiert, noch war ich der
"Drahtzieher". Aber ich stehe dazu: Ich war mit meinen Kolleginnen und
Kollegen von der Juso-Regionalgruppe Baden dabei. Und ich distanziere
mich jetzt auch nicht von ihnen, weil es für mich jetzt unangenehm
geworden ist. Es ist eine Tatsache, dass ich für die Medien das
interessanteste Gesicht hinter der Aktion war. Und so, wie ich in den
vergangenen Monaten von den Medien profitiert habe, dreht sich die
Spirale nun in die andere Richtung. Damit muss ich leben und ich will
mich der Verantwortung stellen. Zudem werde ich die richtigen Lehren
daraus ziehen.
Es gab auch Reaktionen innerhalb der SP. Von Tadel bis zu Sympathie.
Ich habe für beide Reaktionen Verständnis. Wobei ich betonen
muss: Wenn
es künftig nicht mehr möglich sein sollte, dass Jusos mit
unkonventionellen Aktionen auf ihre Anliegen aufmerksam machen
dürfen,
könnte ich das nicht akzeptieren. Wir haben gelernt aus dem, was
passiert ist, lassen uns den Schneid dadurch aber mit Sicherheit nicht
nehmen.
Blenden wir zurück: Ihre Wahl ins Präsidium der SP Schweiz
war nicht
unumstritten. und zwar gerade deshalb, weil sie schon früher mit
ausgefallenen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hatten.
Ich bin und bleibe Cédric Wermuth, Wer mich mag, mag mich
hoffentlich
immer noch, wer mich nicht mag, mag mich nicht. Ich beginne mich jetzt
nicht zu verbiegen, nur weil ich einmal an einer Aktion beteiligt war,
bei der der Schuss nach hinten losging. Es wäre schade, wenn
Leute, die
mich nicht wollten, nun in die Hände klatschten, weil ich eins auf
den
Deckel bekommen habe.
Aber es könnte parteiintern durchaus noch zu Konsequenzen für
Sie als Vizepräsidenten kommen.
Es ist zu früh, darüber etwas zu sagen. Sicher ist es aber
nach den
Disksussionen der letzten Tage legitim, wenn die Partei die Sache
beraten will. Und ich würde auch akzeptieren, wenn mir die
Parteileitung und die Basis sagen würden, was sie künftig von
mir
erwarten - und was nicht.
Zum Schluss: Bürgerliche Kreise im Aargau fordern den Rückzug
Ihrer Kandidatur für den Grossen Rat.
Das ist Wahlkampf. SVP und FDP versuchen, nach den Ereignissen vor
einer Woche ihr eigenes Süppchenzu kochen, anstatt sich mit dem
Problem
des Wohnungsmangels auseinander zu setzen . Die Forderung, ich soll auf
meine Kandidatur für das Kantonsparlament verzichten, lässt
mich kalt.
Jungsozialisten wollen eine Bürgermotion lancieren
Auch wenn die Hausbesetzung der Badener Jungsozialisten einen
Riesenwirbel ausgelöst hat: Dem Anliegen, das sie mit der Aktion
transportieren wollten, haben sie einen Bärendienst erwiesen. Und
trotzdem: Den Mangel an bezahlbarem städtischem Wohnraum wollen
sie in
der Diskussion halten. Wie Cédric Wermuth dem "Sonntag"
gegenüber
sagte, ist eine Bürgermotion in Vorbereitung, die sich mit der
Schaffung eines Fonds für Wohnbauförderung befasst. Dies, um
Baden auch
als Wohnstadt für junge Leute attraktiv zu machen. Noch nicht
entschieden ist, wie sich die Juso für die fehlgeleitete Aktion
vor
Wochenfrist entschuldigen werden. Geplant sei aber, mit einem
sympathischen Happening dafür zu sorgen, dass Baden nicht
länger mit
Vandalismus in Verbindung gebracht werde. (bbr.)
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ANTI-ATOM
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NZZ am Sonntag 1.2.09
Die beiden AKW-Fonds büssen 21 Prozent ein
Greenpeace kritisiert die Anlagestrategie der Stilllegungs- und
Entsorgungsfonds. Alles kein Problem, heisst es in der Strombranche.
Minus 21%. So viel haben 2008 der Stilllegungs- und der
Entsorgungsfonds an Wert verloren. Das geht aus dem provisorischen
Abschluss der Fonds hervor, wie Roland Hengartner, Vorsitzender des
Anlageausschusses, bestätigt. Eine Rendite von minus 21% ist
nichts
Aussergewöhnliches, sie entspricht den Vergleichsindizes. In den
Fonds
befinden sich heute rund 3,4 Mrd. Fr. der budgetierten 8,2 Mrd. Fr. So
viel kostet laut Schätzung von Swissnuclear dereinst die
Stilllegung
und Entsorgung der Atomkraftwerke (AKW).
Die Umweltorganisation Greenpeace ist ob der Renditeentwicklung
beunruhigt. "Die Schweizer Fondslösung ist an sich schon
fragwürdig.
Heute kommt die Unsicherheit dazu, ob mit der gewählten
Anlagestrategie
und den tief festgelegten Beitragsleistungen der Stromfirmen auch nach
der Finanzkrise die benötigten Mittel für die Stilllegung und
Entsorgung der AKW garantiert sind", sagt Leo Scherer, Atomexperte bei
Greenpeace.
Er verweist auf das AKW Mühleberg, das nur noch bis 2012 eine
Betriebsbewilligung hat. Das AKW hat einen Anspruch von 257 Mio. Fr.
aus den Fonds. Verglichen mit den für dieses Werk geschätzten
Stilllegungskosten von 473 Mio. Fr. ist es "heute viel zu bescheiden
ausgestattet", stellt Scherer fest. Es brauche "massiv höhere
Beiträge", um die Lücke bis 2012 zu füllen. "Den alten
Reaktor mit
seinen Rissen im Kernmantel wegen der Finanzlücke länger in
Betrieb zu
halten, widerspricht dem Safety-first-Prinzip."
"Alles Buchverluste"
Der Blick auf 2008 zeigt, wie schnell 900 Mio. Fr. an Fondsgeldern
verdampfen können, ohne dass ein Skandal à la Madoff
dahinterstecken
würde. Heute spricht niemand von Wachstum und Börsengewinnen,
sondern
von Stagnation. "Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise mit ihren
unwägbaren Konsequenzen erfüllt eine
Hochrisiko-Anlagestrategie mit 30
bis 50% Aktienanteil die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht mehr",
meint deshalb Scherer von Greenpeace.
Der eingeschlagene Weg Richtung Stilllegung und Entsorgung beunruhigt
auch den SP-Nationalrat und Energiepolitiker Rudolf Rechsteiner. Er
will in der Frühlingssession eine Interpellation einreichen zum
Thema
Finanzierung der Stilllegung und Entsorgung.
Die kritische Einschätzung teilt Hengartner nicht und relativiert
die
Verluste der Fonds: "Das sind alles Buchverluste." Man habe weder in
Subprime-Papiere investiert noch in Rohstoff-Futures, Lehman Brothers
oder Madoff-Papiere. Der frühere Bankmanager bleibt
zuversichtlich.
"Wir sind langfristig ausgerichtet, breit diversifiziert und haben
Zeit, die Minus-Performance wieder wettzumachen." Und sobald eine
Unterdeckung entsteht, schiessen die Betreiber Geld nach. So sieht es
das Gesetz vor.
Mit einer Zielrendite für die beiden Fonds von 5% ist die
Messlatte aus
heutiger Sicht hoch angesetzt. Zurzeit liegt laut Hengartner die
durchschnittliche Jahresrendite des Stilllegungsfonds bei 4,8%, jene
des Entsorgungsfonds bei -0,1%. Die Stromunternehmen sehen deshalb aber
keinen Grund, die Anlagestrategie der Fonds anzupassen.
Pessimistischer ist Kaspar Müller, Finanzmarktexperte, der Studien
zur
Finanzierung von AKW und deren Stilllegung verfasst hat. "Da die
langfristigen Renditen bedingt durch die Entwicklung an den
Finanzmärkten beeinträchtigt werden können, muss die
Performance genau
verfolgt werden." Denn je höher die Zielrendite ist, desto weniger
müssen die Kraftwerksbetreiber in die Fonds einzahlen. Der Anreiz
ist
also da, künftige Stilllegungskosten über hohe Fondsrenditen
abzudecken.
Mehr Transparenz
Müller: "Das kann zu einem Konflikt führen zwischen dem
Anlagerisiko
und der Erhaltung des Kapitalstocks." Um das Risiko zu minimieren,
plädiert er, der sich als Ethos-Präsident auch mit
Governance-Themen
beschäftigt, für mehr Unabhängigkeit in den Gremien der
Fonds. Zwar
sind die Werkvertreter knapp in der Minderheit, gewichtige kritische
Stimmen fehlen aber.
Müller fordert zudem mehr Transparenz: "Welches sind die
Berechnungsgrundlagen für die Stilllegungs- und Entsorgungskosten?
Sind
die Fonds selber auch in Kernkraft investiert? Gibt es Klumpenrisiken?"
Mit mehr Transparenz könnte die Öffentlichkeit die -21% des
Entsorgungs- und des Stilllegungsfonds besser beurteilen.
---
Sonntag 1.2.09
Für Alpiq muss ein neues Atomkraftwerk nicht zwingend in
Gösgen stehen
Der neue Schweizer Stromkonzern schlägt in der AKW-Frage neue
Töne an
Heute startet Alpiq offiziell den Betrieb und löst somit die Axpo
als
grössten Schweizer Stromkonzern ab. Der aus der Fusion der
Westschweizer EOS und der Oltner Atel hervorgegangene Stromriese
beschäftigt 10 846 Vollzeitangestellte und erwirtschaftete 2007
zusammengerechnet einen Umsatz von 16 Milliarden Franken und einen
Reingewinn von 956 Millionen Franken.
Übernommen hat Alpiq auch das Rahmenbewilligungsgesuch der Atel
für ein
neues Atomkraftwerk im solothurnischen Niederamt bei Gösgen. Neben
Alpiq wollen auch die Axpo in Beznau und die Berner Kraftwerke BKW in
Mühleberg bei Bern einen neuen Atommeiler bauen. Den drei
Stromkonzernen ist indes klar, dass maximal zwei Anlagen realisiert
werden können.
Im Atompoker geht es nun darum, wer auf sein eigens Projekt
verzichtet
und wie die Beteiligungen an den verbleibenden Projekten aussehen. In
dieser Diskussion schlägt Alpiq mit dem neuen
Verwaltungsratspräsidenten Hans E. Schweickardt neue Töne an.
Während Atel-Chef Giovanni Leonardi stets Gösgen als den
bestgeeigneten
Standort bezeichnet hat, spielt dies für Schweickardt keine Rolle:
"Im
Zentrum muss die Grösse der neu zu installierenden Leistung und
nicht
der jeweilige Standort stehen", sagt er. "Wo ein neues Kernkraftwerk
gebaut wird ist sekundär. Die besten Standorte müssen
gewählt werden",
so Schweickardt weiter. Dass die oberste Konzernebene nicht mehr
explizit Gösgen favorisiert, ist damit neu.
Eine Einigung auf Beznau als Standort für ein neues AKW wird
damit
immer wahrscheinlicher. Denn in Mühleberg kämpfen die
AKW-Betreiber mit
erheblichem politischen Widerstand. Mit 1900 Einsprachen wehren sich
Anwohner dagegen, dass Mühleberg länger als bis 2012 am Netz
bleiben
kann. Über die dafür notwendige unbefristete Bewilligung
entscheidet
das Departement Uvek von Bundesrat Moritz Leuenberger. Mit einer
Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht verlangen die AKW-Gegner
Akteneinsicht und verzögern den Entscheid erheblich. Das Urteil
kann
zudem an das Bundesgericht weitergezogen werden. Erst dann kann das
Uvek entscheiden. Strittig bleibt indes selbst bei einer Einigung auf
einen Standort, wer welchen Besitzanteil an neuen AKWs erhält.
Schweickardt strebt einen Anteil an den neu installierten
Atomkraft-Kapazitäten "mindestens gemäss dem Anteil von Alpiq
an der
Landesversorgung" an. Dies entspräche einem Drittel. Die Axpo will
sich
dazu nicht äussern. Yves Demuth
---
BZ 31.1.09
Das Aus für Mühleberg?
Steht in Mühleberg bald kein AKW mehr? Diese Spekulation hat die
"Badische Zeitung" publiziert. Die BKW dementiert.
"Wird nur in Beznau ein AKW gebaut?": Diesen Titel setzte am Donnerstag
die "Badische Zeitung" über einen Artikel zu den in der Schweiz
geplanten Atomkraftwerken. Die Zeitung zitiert Axpo-Chef Heinz Karrer,
der in Bern vor deutschen Journalisten referiert hatte. Man werde
"nicht mehr bauen als notwendig", sagte Karrer. Zu viele gemeinsame
Projekte würden bei einer Abstimmung Stimmen kosten. Und: Beznau
habe
Priorität vor Mühleberg und Gösgen. Weil Walter
Steinmann, Direktor des
Bundesamtes für Energie, davon ausgehe, dass nur ein einziges
Projekt
dem Volk vorgelegt werde, schliesst die Zeitung: "Nun laufen die
Planungen auf einen einzigen Neubau in Beznau nahe dem Hochrhein
hinaus."
"Zu Spekulationen äussert sich die BKW nicht", reagierte gestern
Mediensprecher Sebastian Vogle auf den Bericht. Eine gleich lautende
Auskunft war von der Axpo erhältlich.
bzi