MEDIENSPIEGEL 6.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Kokainhandel BE
- Gefangene ZH: Martin immer noch drin
- Streit um 1. Mai-Route in ZH
- Sans-Papiers-Broschüre
- Antisemitismus: Bischöfe und Politiker
- Katholizismus: Missionierung Juden wieder trendy
- Payerne-Fröntler: Judenmord für Hitler
- Neofolk-Nazis: Diskussionsbeitrag zu Death in June
- Anti-Atom: Schweden pro AKW, BKW zu Mühleberg-Rissen

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Fr 06.02.09
20.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Kevoka Spî, Viyan Mayî, Irakisch-Kurdistan 2008, 30 Min
20.30 Uhr - Kino - Vinterland, Hisham Zaman, Norwegen 2007, 52 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
21.45 Uhr - Kino - The land of legend, Rahim Zabihi, Kurdistan/Iran/D 2008, 73 Min
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop special: Frauendisco POPSHOP - Katzenball mit Kami Katzes Mix aus 60ties, R&B, Soul, Beat and Exotica sounds... women only
23.00 Uhr - Dachstock - DJ-Kicks presents !K7 Tour featuring The Glimmers (Bel) & DJ's Dactylola & Ereccan Stil: Postdisco-Punk-Electro-Housetech

Sa 07.02.09
19.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Musikliebe, Yusuf Yesilöz, Schweiz 2008, 53 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
20.15 Uhr - Kino - Gözmece, Aydin Sevinc, Türkei 2006, 45 Min. In Anwesenheit des Regisseurs. 2 Türen, Ali Biçer, Schweiz , 7 Min
21.15 Uhr - Kino - Dol - Tal der Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan/F/D, 2006, 94 Min
22.00 Uhr - SousLePont - Guts Pie Earshot (D), Support: L-N/A (CH) Stil: Revolting Breakbeat. Punk live cello and drums
22.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly: Phenomden & The Scrucialists, jugglin & after show by: Boss Hi-Fi (ZH) ls Moya (More Fire Sound, BE). Stil: Finest Reggae

So 08.02.09
19.00 Uhr - Progr - Kurdischer Filmzyklus: Entwicklung des kurdischen Filmschaffens - Chancen und Risiken: Gespräch und Filme im Gedenken an den Halil Uysal
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel. Rainer Werner Fassbinder, D/F 1982

Infos: www.reitschule.ch & www.grossehalle.ch

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KOKAINHANDEL
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Bund 6.2.09

Kokainhandel im Kanton Bern

"Biel ist eine nationale Drehscheibe"

Der immergrüne, bis zu 2,5 Meter grosse Strauch ist in den Anden von Peru, Bolivien und Kolumbien heimisch. Auch heute wird der Cocastrauch (Erythroxylum coca) fast ausschliesslich in diesen Ländern angepflanzt. Die Blätter der Pflanze enthalten Alkaloide, aus denen Kokain gewonnen wird. Der Anteil dieses Stoffs beträgt nur wenige Zehntelprozente der Blätter. Bis das Kokain in den konsumfertigen weissen Kügelchen bei der Kundschaft landet, wird es durch viele Hände gereicht und aus dem Handel und dem oft riskanten Transport werden grosse Summen abgeschöpft.

Überall in der westlichen Welt, vorwiegend in urbanen Gebieten, wird Kokain konsumiert und dementsprechend auch gehandelt. Das ist auch im Kanton Bern nicht anders: Bern und Biel sind die Schwerpunkte, sagt Stefan Lanzrein, Chef Spezialfahndung II der Kantonspolizei Bern. Doch auf einer höheren Handelsstufe spielt sich in Biel zurzeit noch mehr ab als die blosse Bedienung der Endverbraucher mit Drogen. "Biel ist eine nationale Drehscheibe geworden", sagt Matthias Stoller, geschäftsleitender Untersuchungsrichter von der Abteilung Drogenkriminalität Kanton Bern. Als grossen Umschlagplatz bezeichnet Biel auch Roland Kerner, Staatsanwalt für das ganze Kantonsgebiet. "Kuriere bringen das Kokain aus dem Ausland unter anderem nach Biel, von dort gelangt es in die ganze Schweiz", sagt Stoller.

Nigerianer sind geschäftstüchtig

Warum ausgerechnet Biel zu einer nationalen Drehscheibe im Kokainhandel aufstieg, begründet Guido Balmer, Mediensprecher vom Bundesamt für Polizei: "Biel hat für die ganze Region eine Zentrumsfunktion, rein von der geografischen Lage her." Der Drogenhandel sei fest in den Händen der Nigerianer, sagt zudem Kerner, dort wo sie leben finde der Handel statt. Es gebe einen Dunkelbereich im Kokainhandel, über den keine Kenntnisse vorhanden seien, sagt Lanzrein. Aber der "Hellbereich" werde von nigerianischen Staatsangehörigen dominiert. Sie seien sehr gut organisiert und könnten innert kürzester Zeit grosse Mengen transportieren. Nigerianer seien sehr geschäftstüchtige Menschen. Zur Entwicklung dieses Geschäftsverständnisses hätten möglicherweise die reichen Ölvorkommnisse im westafrikanischen Land beigetragen. "Die Direktverbindungen von Südamerika nach Europa sind unterbunden worden", sagt Lanzrein. Deshalb suchte sich das Kokain offensichtlich andere Wege nach Europa und in die Schweiz. "Ein wichtiger Handelsweg führt über Westafrika nach Europa. Wohl aus diesem Grund stammen viele der von uns angehaltenen Kokainkuriere aus Nigeria", sagt Stoller.

Bodypacker spielen eine Rolle

Auch die direkten Handelswege von Lateinamerika scheinen teilweise noch zu bestehen, zudem nennt Balmer auch die Karibik, über die Kokain in die Schweiz gelangt. "Es kommt aus allen Himmelsrichtungen", sagt Kerner. Zumindest innerhalb von Europa kommt das Kokain vor allem aus Holland und Spanien. Via Luftweg transportieren viele Kuriere die Drogen im Körper. Die sogenannten Bodypacker, die das Kokain in Kunststoff oder oft auch in Kondome eingepackt schlucken oder in Körperöffnungen einführen, spielen laut Balmer auch beim Schmuggel in die Schweiz eine Rolle. Als wichtiger "Zielhafen" im wörtlichen Sinn bezeichnet Kerner Holland. Auf Containerschiffen wird Kokain offensichtlich in rauen Mengen nach Europa geführt. Überhaupt sei der Warenverkehr, auch über Land, für den Kokainhandel interessant, sagt Balmer. "Es läuft auch nicht immer gleich", sagt Lanzrein. Wenn irgendwo ein Kurier verschwinde, weil er von der Polizei gefasst werde, werde rasch umgeplant.

Nimmt die Polizei Kuriere aus dem Verkehr, werden sie durch andere ersetzt, und zerschlagene Drogenringe bilden sich wieder. Denn die Nachfrage in den westlichen Ländern nach dem weissen Gold mit hohem Abhängigkeitspotenzial sei seit Jahren konstant hoch. Lanzrein geht sogar davon aus, dass die Wichtigkeit des Kokains zugenommen hat. Anhaltspunkte für diese Einschätzung könnten auch die grosse Menge an in der Schweiz sichergestelltem Kokain sein: "Die sichergestellte Menge Kokain steigt 2007 zum dritten Mal in Folge auf einen historischen Höchststand von 404 Kilogramm", steht in der Betäubungsmittelstatistik des Bundesamts für Polizei. Auch die Verzeigungen haben zugenommen, 2007 waren es in der Schweiz 9562 und im Kanton Bern 1758.

Anita Bachmann

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GEFANGENE ZH
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Freiheit für Martin! ::

AutorIn : Solidarität ist unsere Waffe!         

Logo zum Flugblatt Wir haben heute, Donnerstag, gut 500 Flugblätter (im Anhang) für die Freilassung des Genossen Martin vor dem Hauptbahnhof in Bern verteilt.
Inhaftiert ist Martin vom Revolutionären Aufbau - gemeint sind wir alle! Egal ob Kommunist oder Anarchist!

Solidarität ist unsere Waffe!


Freiheit für die politischen Gefangenen in Zürich!

Unzählige Menschen waren entrüstet, als anlässlich des Staatsbesuches des chinesischen Premiers Wen Jiabao in Bern, friedliche Tibet-Demonstranten abgeführt und eingeknastet wurden. Von einem Kniefall vor China war in den Zeitungen zu lesen und für die meisten ist klar, hier wurden elementare Grundrechte verletzt.
Es war aber kein Kniefall vor China. Vielmehr hat der Staat uns an diesem Tag wieder einmal sein wahres Gesicht gezeigt. Wenn die Interessen und Vorhaben des Kapitals und der Herrschenden gefährdet sind, werden die staatlich garantierten Grundrechte ausgehebelt und offen autoritär und repressiv für Ordnung gesorgt.

Und während die meisten Menschen denken, dies sei eine Ausnahme-Erscheinung gewesen, wird in Zürich nach den Gefangenen des 17. Januars, der nächste politisch aktive Mensch eingeknastet! Martin, ein Mitglied des revolutionären Aufbaus sitzt seit dem 20. Januar in Untersuchungshaft. Die fadenscheinige Begründung war, es seien in seinem Mietshaus verdächtiges Material zum Bau von Brandsätzen gefunden worden. Der Anwalt des Gefangenen wurde über die anstehende Haft nicht informiert. Untersuchungsakten, welche die Funde dokumentieren würden, sind ebenfalls bis heute nicht aufgetaucht. Auch hier zeigt der Staat einmal mehr sein wahres Gesicht! Der einzige Unterschied zu den verhafteten Tibet- Demonstranten ist nur, dass in diesem Fall nicht darüber berichtet wird und die Medien solche Meldungen totschweigen.
Egal in welcher Stadt und von welcher revolutionären Gruppierung Leute eingeknastet werden, wir halten zusammen und solidarisieren uns mit den politischen Gefangenen!

Freiheit für Martin - subito!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Für die soziale Revolution!

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1. MAI - STRASSE FREI
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Tagesanzeiger 6.2.09

1.-Mai-Demo: Komitee und Gewerkschaft zanken über Wahl der Route


Das Komitee will zurück zur Route über den Paradeplatz, die Gewerkschaften wollen wieder wie letztes Jahr ans Limmatquai. Ein Kompromiss scheint möglich.

Von Peter Aeschlimann

Zwei Gesuche für die Durchführung der1.-Mai-Kundgebung liegen bei der Stadtpolizei: eines von den Gewerkschaften,eines vom 1.-Mai-Komitee. Behandelt wird vorläufig weder das eine noch das andere, wie die Zeitung "P.S." in ihrer gestrigen Ausgabe schreibt. Die Polizei liess verlauten, man solle sich zuerst auf ein gemeinsames Gesuch einigen, zwei gleichzeitig stattfindende Demonstrationen kämen nicht in Frage. Uneinig sind sich Komitee und Gewerkschaften über den Verlauf der Route des Demonstrationsumzugs. Während das Komitee aus aktuellem Anlass heuer erst recht vom Helvetiaplatz viaParadeplatz zum Bürkliplatz marschieren will, bevorzugen die Gewerkschaften die Strecke von der Lagerstrasse via Hauptbahnhof am Limmatquai entlang. In einem offenen Brief hat das 1.-Mai-Komitee die Gewerkschaften dazu aufgefordert, nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen.

Anfang März kommt es nun zu einer Aussprache. Der Zürcher Gewerkschaftsbund-Präsident Remo Schädler sagt, dass man an der letztjährigen Route festhalten will. Diese habe sich bewährt und beste Chancen, bewilligt zu werden. Anna Klieber vom 1.-Mai-Komitee dagegen will mit dem Umzug an den Banken am Paradeplatz vorbeiziehen: "Darauf werden wir pochen." Auch hält sie die Lagerstrasse als Besammlungsort für ungeeignet.

Letztes Wort hat die Stadt

Finden Gewerkschaften und Komitee keine Lösung, hat die Stadt das letzte Wort. Diese mag aber nicht Schiedsrichter spielen und einem Gesuch den Vorzug geben. Damit eine "grosse, kräftige Demo" überhaupt stattfinden könne, müsse man sich also finden, sagt Schädler. Der Unia-Mann deutet eine gewisse Kompromissbereitschaft seitens der Gewerkschaften an, und auch Klieber vom Komitee sagt, dass die Demo nicht an einem Zank über die Routenwahl scheitern wird.

Alles deutet also auf einen Kompromiss hin, eine Einigung auf eine dritte Route. Der Demonstrationsumzug könnte demnach an der Lagerstrasse beginnen und von dort - vorbei an UBS und CS - auf den Bürkliplatz gelangen, wo die Schlusskundgebung stattfinden würde.

Anna Klieber könnte sich mit dieser Variante anfreunden: "Zu diesem Kompromiss würden wir uns wohl bereit erklären." Remo Schädler gibt zu bedenken, dass eine neue Route von der Polizei erst geprüft werden müsste, sagt aber auch: "Wir sind bereit, mit dem 1.-Mai-Komitee über diese Detailfragen zu diskutieren."

Unwahrscheinlich ist, dass man sich beim zweiten Streitpunkt einigen wird. Da der 1. Mai dieses Jahr auf einen Freitag fällt, möchte das Komitee bereits am Abend nach der Demo mit dem Fest auf dem Kasernenareal beginnen. Zeitlich zu nah am Umzug, finden die Gewerkschaften undsähen es lieber, wenn das Fest erst am Samstag beginnen würde. Sie befürchten, dass sich gewaltbereite Besucher der Nachdemo unter die Feiernden mischen könnten. "Es ist nicht Sache der Gewerkschaften, sich da einzumischen", sagt Anna Klieber. Diese seien herzlich eingeladen, sich am Fest zu beteiligen, organisieren werde das Komitee dieses aber autonom.

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20min.ch 5.2.09

Zwei Gesuche

Knatsch um Zürcher 1. Mai-Demo

Das 1.Mai-Komitee und der Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich (GBKZ) streiten sich über Route und Inhalt der 1.Mai- Demonstration. Nun haben sie unabhängig voneinander bei der Stadtpolizei je ein Demonstrations-Gesuch eingereicht.

Reto Casanova, Sprecher des Polizeidepartementes der Stadt Zürich, bestätigte einen entsprechenden Artikel der Zeitung "P.S" vom Donnerstag. Man habe vergeblich versucht, die beiden Parteien per Brief zu einer Einigung zu bewegen, sagte Casanova auf Anfrage der SDA.

Beide Parteien hatten Gesuche für unterschiedliche Demonstrations-Routen gestellt. Das 1.-Mai-Komittee möchte, angesichts der Finanzkrise, vom Paradeplatz zum Stauffacher ziehen. Die Gewerkschafter bestehen auf ihrer Route von der Lagerstrasse via Bahnhof und Limmatquai zum Bürkliplatz.

Zwei Bewilligungen ausser Frage

"Es ist klar, dass wir keinesfalls beide Gesuche bewilligen werden. Nur schon aus Sicherheitsgründen wird dies nicht möglich sein", sagte Casanova weiter.

Sollten sich die beiden Parteien nicht einigen können, werde die Polizei das Gespräch mit ihnen suchen. Das 1.-Mai-Komitee und der GBKZ sind sich seit Jahren uneins über die Organisation des Tags der Arbeit in der Stadt Zürich.
Quelle: SDA/ATS

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SANS-PAPIERS
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work 6.2.09

Sans-Papiers und ihre Rechte

Praktische Broschüre

Das Thema und auch die Broschüre sind zwar schon etwas älter, am schwierigen Zustand für Sans-Papiers in der Schweiz hat sich allerdings in den letzten Jahren wenig verbessert. Ganz im Gegenteil. An Weihnachten besetzten Sans-Papiers deswegen in Zürich zuerst die Predigerkirche und danach die St.-Jakobs-Kirche. Neunzehn Tage lang harrten sie aus, aber nicht einmal eine Woche später kündigte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf weitere Verschärfungen des Asylrechts an. Damit werden nur noch mehr Asylsuchende in die Illegalität und das Leben als Sans-Papiers gezwungen.

"Papierlos" bedeutet allerdings nicht rechtlos. Die Unia hat eine Broschüre zu den Rechten der Sans-Papiers herausgegeben: Darin wird beispielsweise erklärt, was die vieldiskutierten Härtefallbewilligungen sind, dass ein Recht auf das Abschliessen einer Krankenversicherung besteht und dass die Sozialversicherungen niemanden an die Fremdenpolizei denunzieren.

 (sib)

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Die Broschüre "Sans-Papiers - du hast Rechte" gibt es in Deutsch, Französisch, Englisch, Portugiesisch, Spanisch, Serbisch, Albanisch und Türkisch. www.unia.ch (Unia für alle, Migration, Sans-Papiers) oder Telefon 0313502338.

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ANTISEMITISMUS
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Newsnetz 6.2.09

So tickt der Mann, der den Papst in seine grösste Krise stürzt

Der Vatikan will die Ansichten des Holocaust-Leugners Richard Williamson nicht gekannt haben, als er ihn rehabilitierte. Eine simple Internet-Recherche hätte den heiligen Stuhl aufklären können.

Die Botschaft aus Rom ist klar. Richard Williamson müsse "unmissverständlich und öffentlich" seine Behauptungen zum Völkermord an den Juden widerrufen, bevor er wieder voll in die katholische Kirche aufgenommen werden könne, teilte das Staatssekretariat des Vatikans jetzt nach Tagen des Wartens mit. Der britische Bischof hatte in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen erklärt, es gebe Beweismaterial, dass kein Mensch während des Dritten Reichs vergast worden sei. Benedikt XVI., beteuert der Vatikan, habe die Ansichten des ultrakonservativen Priesters nicht gekannt, als er am 24. Januar dessen Exkommunizierung aufhob und damit weltweit einen Sturm der Empörung auslöste. Nicht nur jüdische Organisationen reagierten entrüstet, auch in der katholischen Kirche wurde Kritik laut.

Hätten die Mitarbeiter des Papstes auch nur oberflächlich recherchiert, wäre ihnen Williamsons Antisemitismus nicht verborgen geblieben. Seit 20 Jahren hat er immer wieder seinem Hass gegen die Juden freien Lauf gelassen. Im April 1989 bestritt er während einer Messe im kanadischen Sherbrooke, dass im Vernichtungslager Auschwitz Juden vergast worden seien. "Das waren alles Lügen", wetterte er in seiner Predigt. "Die Juden erfanden den Holocaust, damit wir demütig auf Knien ihren neuen Staat Israel genehmigen." Im Januar 2009, kurz vor der Rehabilitierung, hat er genau diese Aussagen aus Kanada öffentlich bekräftigt.

Mit Le Pen sympathisiert

Williamson kam im März 1940 in London als Sohn anglikanischer Eltern zur Welt. Mit 30 konvertierte er zum katholischen Glauben, zwei Jahre später trat er ins Seminar der ultrakonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. in Ecône VS ein. Der französische Gründer der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905- 1991), weihte ihn 1976 zum Priester. Williamson machte rasch Karriere in der traditionalistischen Religionsgemeinschaft, deren Chef mit dem französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen sympathisierte. Er unterrichtete zunächst als Professor in Ecône und wurde später Leiter des Seminars der Bruderschaft in Ridgefield (USA). Im Juni 1988 beförderte Lefebvre in eigener Machtvollkommenheit Williamson und drei weitere Priester zu Bischöfen und provozierte damit das Schisma der Pius-Brüder mit Rom. Papst Johannes Paul II. exkommunizierte sowohl den Rebellen Lefebvre als auch die von ihm geweihten Bischöfe.

Die Exkommunizierung hinderte Williamson nicht daran, Anhängern seiner Glaubensgemeinschaft weiterhin Sakramente zu spenden und Geistliche für die Bruderschaft auszubilden. Seit 2003 lebt er in Argentinien und leitet dort in einem Dorf etwa 40 Kilometer westlich von Buenos Aires das Seminar La Reja. Der Name - la reja heisst das Gitter - passt gut zum 1997 gegründeten Kloster, schirmen sich seine Bewohner doch mit hohen Mauern und Stacheldraht von der Aussenwelt ab. Zurzeit gibt Williamson an 28 junge Männer aus Argentinien, Spanien, Italien, Mexiko und Kolumbien die Lehre der Pius-Bruderschaft weiter. Dreimal täglich treffen sich die Lefebvre-Jünger zur Messe, die in unbeirrter Traditionalistenmanier in lateinischer Sprache gelesen wird - als hätte es nie ein Zweites Vatikanisches Konzil gegeben.

Interviews gibt er keine mehr

Mit Medienleuten mag Williamson nach dem Eclat nicht reden. "Der Bischof gibt keine Interviews", winkt ein Wärter an der Klosterpforte ungnädig ab. In den letzten Wochen habe er auch keine Andachten mehr öffentlich zelebriert. Er sei aber guten Mutes, ist aus seinem Umfeld zu hören, und stehe in ständigem Kontakt mit anderen Bischöfen der St.-Pius-Brüder.

Wie wird Williamson auf das Ultimatum aus Rom reagieren? Wird er sich entschuldigen oder wie andere Holocaust-Leugner und Verharmloser des Faschismus (siehe unten) seine Behauptungen zumindest relativieren? In seinem Umfeld hält man einen vollständigen Rückzieher für wenig wahrscheinlich. "Ich nehme nicht an, dass er widerruft", hat ein argentinischer Lefebvrist, der den Bischof angeblich gut kennt, der argentinischen Tageszeitung "La Nación" erklärt. "Ich glaube auch nicht, dass der Generalobere der Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, das vom ihm verlangen wird."

Eine Entschuldigung, die keine ist

In einem Brief hat Williamson Papst Benedikt XVI. vor ein paar Tagen um Verzeihung gebeten für die Unannehmlichkeiten, die er ihm verursacht habe. Seine umstrittenen Äusserungen zog er jedoch nicht zurück. Wörtlich hiess es in dem im Internet veröffentlichten Schreiben: "Angesichts des schrecklichen Sturms, der durch meine unvorsichtigen Kommentare im schwedischen Fernsehen heraufbeschworen wurde, bitte ich Sie mit allem Respekt, den Ausdruck meines tief empfundenen Schmerzes wegen der von mir ausgelösten unnötigen Verunsicherungen und Probleme zu akzeptieren."

Eine Entschuldigung ist das nicht, viel eher ein missglückter Versuch, ungeheuerliche Behauptungen als eine Art Betriebsunfall herunterzuspielen.

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Tagesanzeiger 6.2.09

Bischof Richard Williamson und wie er den Holocaust kleinredet

Die päpstliche Rehabilitation hat Holocaust-Leugner Williamson an den Pranger gebracht. Wie haben andere in ähnlicher Situation den Kopf aus der Schlinge gezogen?

Die Botschaft aus Rom ist klar. Richard Williamson müsse "unmissverständlich und öffentlich" seine Behauptungen zum Völkermord an den Juden widerrufen, bevor er wieder voll in die katholische Kirche aufgenommen werden könne, teilte das Staatssekretariat des Vatikans jetzt nach Tagen des Wartens mit. Der britische Bischof hatte in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen erklärt, es gebe Beweismaterial, dass kein Mensch während des Dritten Reichs vergast worden sei. Benedikt XVI., beteuert der Vatikan, habe die Ansichten des ultrakonservativen Priesters nicht gekannt, als er am 24. Januar dessen Exkommunizierung aufhob und damit weltweit einen Sturm der Empörung auslöste. Nicht nur jüdische Organisationen reagierten entrüstet, auch in der katholischen Kirche wurde Kritik laut.

Hätten die Mitarbeiter des Papstes auch nur oberflächlich recherchiert, wäre ihnen Williamsons Antisemitismus nicht verborgen geblieben. Seit 20 Jahren hat er immer wieder seinem Hass gegen die Juden freien Lauf gelassen. Im April 1989 bestritt er während einer Messe im kanadischen Sherbrooke, dass im Vernichtungslager Auschwitz Juden vergast worden seien. "Das waren alles Lügen", wetterte er in seiner Predigt. "Die Juden erfanden den Holocaust, damit wir demütig auf Knien ihren neuen Staat Israel genehmigen."

Williamson kam im März 1940 in London als Sohn anglikanischer Eltern zur Welt. Mit 30 konvertierte er zum katholischen Glauben, zwei Jahre später trat er ins Seminar der ultrakonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. in Ecône VS ein. Der französische Gründer der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905- 1991), weihte ihn 1976 zum Priester. Williamson machte rasch Karriere in der traditionalistischen Religionsgemeinschaft, deren Chef mit dem französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen sympathisierte. Er unterrichtete zunächst als Professor in Ecône und wurde später Leiter des Seminars der Bruderschaft in Ridgefield (USA). Im Juni 1988 beförderte Lefebvre in eigener Machtvollkommenheit Williamson und drei weitere Priester zu Bischöfen und provozierte damit das Schisma der Pius-Brüder mit Rom. Papst Johannes Paul II. exkommunizierte sowohl den Rebellen Lefebvre als auch die von ihm geweihten Bischöfe.

Die Exkommunizierung hinderte Williamson nicht daran, Anhängern seiner Glaubensgemeinschaft weiterhin Sakramente zu spenden und Geistliche für die Bruderschaft auszubilden. Seit 2003 lebt er in Argentinien und leitet dort in einem Dorf etwa 40 Kilometer westlich von Buenos Aires das Seminar La Reja. Der Name - la reja heisst das Gitter - passt gut zum 1997 gegründeten Kloster, schirmen sich seine Bewohner doch mit hohen Mauern und Stacheldraht von der Aussenwelt ab. Zurzeit gibt Williamson an 28 junge Männer aus Argentinien, Spanien, Italien, Mexiko und Kolumbien die Lehre der Pius-Bruderschaft weiter. Dreimal täglich treffen sich die Lefebvre-Jünger zur Messe, die in unbeirrter Traditionalistenmanier in lateinischer Sprache gelesen wird - als hätte es nie ein Zweites Vatikanisches Konzil gegeben.

Mit Medienleuten mag Williamson nach dem Eclat nicht reden. "Der Bischof gibt keine Interviews", winkt ein Wärter an der Klosterpforte ungnädig ab. In den letzten Wochen habe er auch keine Andachten mehr öffentlich zelebriert. Er sei aber guten Mutes, ist aus seinem Umfeld zu hören, und stehe in ständigem Kontakt mit anderen Bischöfen der St.-Pius-Brüder.

Wie wird Williamson auf das Ultimatum aus Rom reagieren? Wird er sich entschuldigen oder wie andere Holocaust-Leugner und Verharmloser des Faschismus (siehe unten) seine Behauptungen zumindest relativieren? In seinem Umfeld hält man einen vollständigen Rückzieher für wenig wahrscheinlich. "Ich nehme nicht an, dass er widerruft", hat ein argentinischer Lefebvrist, der den Bischof angeblich gut kennt, der argentinischen Tageszeitung "La Nación" erklärt. "Ich glaube auch nicht, dass der Generalobere der Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, das vom ihm verlangen wird."

Eine Entschuldigung, die keine ist

In einem Brief hat Williamson Papst Benedikt XVI. vor ein paar Tagen um Verzeihung gebeten für die Unannehmlichkeiten, die er ihm verursacht habe. Seine umstrittenen Äusserungen zog er jedoch nicht zurück. Wörtlich hiess es in dem im Internet veröffentlichten Schreiben: "Angesichts des schrecklichen Sturms, der durch meine unvorsichtigen Kommentare im schwedischen Fernsehen heraufbeschworen wurde, bitte ich Sie mit allem Respekt, den Ausdruck meines tief empfundenen Schmerzes wegen der von mir ausgelösten unnötigen Verunsicherungen und Probleme zu akzeptieren."

Eine Entschuldigung ist das nicht, viel eher ein missglückter Versuch, ungeheuerliche Behauptungen als eine Art Betriebsunfall herunterzuspielen.

"Die Juden haben den Holocaust erfunden, damit wir ihren Staat Israel genehmigen."

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GIANFRANCO FINI

Symbolträchtige Kehrtwende

Gianfranco Fini ist seit April 2008 Vorsitzender der Abgeordnetenkammer des italienischen Parlaments und bekleidet damit das dritthöchste Staatsamt im Land. Blickt man zurück, hat der heute 57-Jährige eine atemberaubende Karriere hingelegt, vom überzeugten Faschisten zu einem der angesehensten italienischen Politiker. Manche sehen in ihm sogar einen zukünftigen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten - für die Zeit nach Berlusconi, versteht sich.

1994 hatte Fini die Partei Alleanza nazionale (AN) gegründet und sich aus taktischen Gründen von den Altfaschisten des Movimento sociale italiano (MSI) abgespalten. Das hielt ihn aber nicht davon ab, voller Überzeugung Sätze zu sagen wie: "Mussolini war der grösste Staatsmann des Jahrhunderts." Fünf Jahre zuvor hatte Fini, der einst Führer der rechtsradikalen Jugendbewegung Fronte della gioventù war, erklärt: "Ja, ich glaube noch an den Faschismus."

Viele behaupten, es sei der Drang zur Macht gewesen, der Fini vor fünf Jahren eine Kehrtwende vollziehen liess. Im November 2003, anlässlich eines Besuchs der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, lernte Italien nämlich Fini von einer anderen Seite kennen. Mit Kippa auf dem Kopf kritisierte er die "schändlichen, vom Faschismus gewollten Rassengesetze", die das "absolute Böse des 20. Jahrhunderts" gewesen seien. Auch vom "Schrecken des Holocaust" sprach Fini damals. Der Besuch markierte den Beginn von Finis steiler Karriere als Politiker. Er wurde 2004 für zwei Jahre Aussenminister in der damaligen Regierung von Silvio Berlusconi. Seine Alleanza nazionale gilt seit Finis Israel-Besuch als "postfaschistisch". Julius Müller-Meiningen

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JÖRG HAIDER

Fortlaufende Provokationen

Die Biografie des österreichischen Politikers Jörg Haider (1950-2008) ist eine Illustration des Satzes, der Wilhelm Busch und Bertolt Brecht zugeschrieben wird: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert." Haider hielt sich früh daran. In der schlagenden Studentenverbindung Silvania übte er mit anderen Burschen das Fechten gegen Strohpuppen, denen ein Schild mit dem Namen "Simon Wiesenthal" umgehängt wurde. Wiesenthal, Überlebender eines Konzentrationslagers, leitete bis zu seinem Tod das Wiener Dokumentationszentrum über die Verbrechen an den Juden.

1985 verteidigte Haider ein anderes Mitglied der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) mit der Bemerkung, dessen "persönliche Ehre" sei gefährdet, wenn man ihn "als Freimaurer oder Halbjuden" bezeichne. Von der Vertreibung der Sudetendeutschen und von der Vernichtung der Juden mochte er "nicht beurteilen, was schlimmer gewesen ist". Deren Gleichsetzung rechtfertigte er damit, er sei halt dagegen, "dass man Menschenrechtsverletzungen quantifiziert". Hitlers Nachfolger, den als Kriegsverbrecher verurteilten Grossadmiral Karl Dönitz (1891-1980), nannte er einen "grossen Mann".

Überregional wurde Haider bekannt, als er am 13. Juni 1991 über Arbeitslosigkeit und Beschäftigungspolitik sprach: "Das hats im Dritten Reich nicht gegeben, weil im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal die Regierung in Wien zusammenbringt. Das muss man auch einmal sagen." 1995 bescheinigte der Oberste Gerichtshof in Wien, man dürfe Haider als "Verharmloser der NS-Vergangenheit" bezeichnen. Seiner Karriere schadete es nicht. Haider starb bei einem Autounfall, den er betrunken verursachte. Rudolf Walther

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JEAN-PASCAL DELAMURAZ

Briefliche Entschuldigung

Nie und nimmer war der verstorbene Jean-Pascal Delamuraz ein Antisemit oder Holocaustleugner. Mit einem seiner bekanntesten Aussprüche nährte der FDP-Bundesrat aber den Verdacht, er bediene judenfeindliche Klischees. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung um die nachrichtenlosen Vermögen aus dem Zweiten Weltkrieg bei Schweizer Banken druckten Westschweizer Tageszeitungen die autorisierte Aussage des scheidenden Bundespräsidenten, wonach ein Hilfsfonds für Nazi-Opfer "nichts anderes als ein Lösegeld und Erpressung" sei.

Delamuraz' Worte lösten in Israel und in den USA heftige Empörung aus. Aufgefasst wurden die Worte im Silvester-Interview 1996 als Anspielung auf eine jüdische Weltverschwörung. Der medialen Zuspitzung folgte der Skandal-Dreischritt: Empörung - Steigerung der Empörung durch (bundesrätliches) Abwiegeln - Entschuldigung. Die Erpressungsaffäre wurde für die Eidgenossenschaft zu einem teuren Lehrstück in politischer Public Relations.

Der Leiter der Task Force Schweiz - Zweiter Weltkrieg, Botschafter Thomas Borer, verglich Delamuraz später mit einem Regimentskommandanten, der ohne Rücksprache eine Offensive startet: "Er marschierte los, ohne Artillerieunterstützung und ohne Panzer. Seine Offensive führte dazu, dass die ganze Armee den Rückzug antreten musste." Es kam, wie es kommen musste: Eine Woche nach dem Interview initiierte der Bundesrat einen Fonds für Nazi-Opfer mit 273 Millionen Franken. Wiederum eine Woche später rang sich Delamuraz zu einem Brief an den Jüdischen Weltkongress durch. Er sei "very sorry", schrieb der Waadtländer, dass er die Gefühle der jüdischen Gemeinschaft verletzt habe. Thomas Knellwolf

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GÜNTHER OETTINGER

Missverständnis bedauert

Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger starb am 1. April 2007. Die Trauerrede hielt Ministerpräsident Günther Oettinger: Filbinger war Mitglied mehrerer nationalsozialistischer Organisationen und am Kriegsende Marinerichter gewesen. Als 1978 bekannt wurde, dass er in dieser Funktion auch an Todesurteilen mitgewirkt hatte, musste er zurücktreten. Filbinger hat das nie verwunden und war bis an sein Lebensende der Meinung, dass das, was "damals Recht war, heute nicht Unrecht sein kann".

Auf dieser Rechtsauffassung basierte auch Oettingers Trauerrede vom 11. April 2007. Er behauptete nicht nur, "Hans Filbinger war kein Nationalsozialist", sondern zeichnete vom Verstorbenen auch das Bild eines "schicksalhaft" verstrickten Fast-Widerstandskämpfers, der "in eine Situation hineingeraten" sei, "die den Menschen heute zum Glück erspart bleibt".

Die Medien reagierten empört auf den dreisten Versuch einer Reinwaschung. Trotz der Proteste erklärte Oettinger zwei Tage nach der Rede noch trotzig, diese sei "ernst gemeint und bleibt so stehen". Erst nach einer öffentlichen Intervention der Bundeskanzlerin fand sich Oettinger zu einer gewundenen Erklärung bereit, in der er sein "Bedauern" ausdrückte und von "Missverständnissen" sprach. Der CDU-Führung genügte dieser Rückzieher, der Opposition, dem Zentralrat der Juden und Teilen der Medien nicht. Oettinger blieb nämlich bei seiner für massgebliche Historiker unhaltbaren These: "Filbinger war ein zutiefst christlicher und konservativer Mensch mit einer belegbaren inneren Distanz zum NS-Regime." Sein Stuhl wackelte, aber Oettinger ist heute noch im Amt. Rudolf Walther

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ROBERT FAURISSON

Der Gang durch die Gerichte

Der mittlerweile achtzig Jahre alte Robert Faurisson ist mit seinem Schicksal recht zufrieden. Die französische Justiz habe ihn anständig behandelt, erklärte der gebürtige Brite kürzlich rückblickend auf ein halbes Dutzend Prozesse, die ihm zwischen 1981 und 2007 wegen Revisionismus gemacht wurden. Verglichen mit anderen Holocaust-Leugnern, die von deutschen, österreichischen, schweizerischen oder amerikanischen Gerichten verurteilt wurden, habe er das "Glück gehabt, in einem Schlaraffenland zu leben".

Der Literaturprofessor Faurisson, der in Frankreich aufgewachsen ist, die besten Schulen besucht und die höchsten Universitätsexamen abgelegt hat, verfasste 1979 einen Meinungsbeitrag für "Le Monde". Unter dem Titel "Das Problem der Gaskammern oder das Gerücht von Auschwitz" beschrieb er den Holocaust als Lüge zugunsten Israels. Faurisson verlor daraufhin seinen Lehrstuhl an der Universität Lyon II, die viele Rechtsextremisten im Lehrkörper zählte. Bis zu seiner Pensionierung 1990 wurde er ins staatliche Zentrum für Fernunterricht abgestellt.

In den ersten Prozessen wurde er zu symbolischem Schadensersatz von jeweils einem Franc verurteilt. 1991 und 1997 lautete die Strafe auf 100 000 und 20 000 Franc Busse. 2007 wurde er zu drei Monaten Haft auf Bewährung und 7500 Euro Strafe verurteilt. Gerade deshalb lud der Komiker Dieudonné, der rechtsextreme Sympathien besitzt, ihn zu einer Vorstellung am 26. Dezember 2008 nach Paris ein. Vor fünftausend Menschen, unter ihnen Rechtsextremist Jean-Marie Le Pen, zeichnete er Faurisson mit dem "Preis der unerträglichen Frechheit" aus. Der nächste Veranstaltungsort, Montpellier, lud Dieudonné daraufhin aus. Jacqueline Hénard

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KATHOLIZISMUS
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St. Galler Tagblatt 6.2.09

Wir haben verstanden

Juden sollen wieder missioniert werden und der Papst holt Erzreaktionäre in die Kirche zurück.

Von Rabbiner Walter Homolka

Unverständnis überall erntet Benedikt XVI. für seinen Kurs, der jetzt das Ansehen der katholischen Kirche ins Schlingern bringt. Selten sah man so viel öffentliche Ablehnung auch durch katholische Fakultäten und sogar von Bischöfen.

Rufe nach einer Ablösung des Papstes klingen vermessen. Deutlich aber ist: Der allgemeine Aufschrei bringt den Vatikan in arge Bedrängnis. Jetzt werden Schuldige gesucht. Welcher Kurienkardinal hat dem Papst zu welcher Zeit was vorenthalten oder nicht?

Ein Missverständnis? Kaum glaublich

Kardinal Walter Kasper lässt verlauten, in der Kurie seien "Managementfehler" gemacht worden. Auch der deutsche Kardinal Karl Lehmann rückt angesichts des Desasters die eklatanten Kommunikationsfehler des Vatikans in den Vordergrund. Die Kurie habe die politischen Zusammenhänge und Verflechtungen zu wenig beachtet. Ihm tut Joseph Ratzinger angesichts seiner "lauteren Absichten" leid, denn der Papst könne die Äusserungen Richard Williamsons unmöglich gekannt haben. Und keinesfalls solle die Karfreitagsfürbitte Benedikt XVI. vom letzten Jahr in Bezug gesetzt werden zu seiner Öffnung gegenüber den Traditionalisten. Also alles ein Missverständnis?

Das scheint kaum glaublich. Die Rücknahme der Exkommunikation für die vier Traditionalisten-Bischöfe war um den Petersplatz in Rom schon Stadtgespräch lange bevor das Dekret des Papstes bekanntgegeben worden war. Auch nicht unbekannt war jahrelang, wes Geistes Kind die Anhänger Lefebvres sind. Am 29. August 2005 hatte Benedikt XVI. Bernard Fellay zusammen mit Kardinal Hoyos und Franz Schmidberger in Castelgandolfo empfangen. Im Interview danach beharrte Fellay auf der Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, einer Anprangerung der "Diktatur des Relativismus" in der gegenwärtigen Kirche und der "schleichenden Apostasie Johannes Pauls II.".

Juden sollen missioniert werden

 Womit wir Juden rechnen müssen, hat der Distriktobere der Pius-Bruderschaft für Deutschland, Franz Schmidberger, bereits letzten Dezember in einem Brief an die deutschen Bischöfe ausgesprochen: Die Juden unserer Tage seien nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, sie seien vielmehr des Gottesmordes mitschuldig, solange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren würden.

Schlimm, dass dieses Denken heute von ganz oben wieder hoffähig gemacht wird. Noch schlimmer, dass Judenmission in der katholischen Kirche eine konkrete Option geworden ist.

Unter Benedikt XVI. sei der christlich-jüdische Dialog um 50 Jahre zurückgefallen, urteilte dieser Tage Venedigs Rabbiner Elio Enrico Richetti. Der gegenwärtige Papst halte diesen Dialog für unnütz, wolle lieber, dass die Überlegenheit des christlichen Glaubens bezeugt werde. Richetti kommentierte damit die Entscheidung der italienischen Rabbinerkonferenz, 2009 beim "Tag des Judentums" nicht mitzuwirken, der in der katholischen Kirche Italiens jeden 17. Januar begangen wird.

Benedikts schlimme Umformulierung

Schon die Wiederzulassung des Missale Tridentinum als "ausserordentliche Form" im Juli 2007 hatte schwerwiegende Irritationen bei uns Juden ausgelöst. Kommen damit die alte Ekklesiologie und die alten Absolutheitsansprüche der katholischen Kirche wieder? Vor allem an der alten Karfreitagsfürbitte für die Juden nahmen wir Anstoss. Die persönliche Umformulierung Benedikt XVI. im Februar 2008 machte es noch schlimmer. Jetzt heisst es: "Wir wollen auch beten für die Juden, dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen als Heiland aller Menschen."

Ein Sturm der Entrüstung war die Folge. Kaum zehn Monate ist es her, dass die Kurie sich um Glättung der Wogen bemühte. Kardinal Walter Kasper versicherte damals im nachhinein, die katholische Kirche wolle keine aktive Judenmission, und rückte das Ganze ins Endzeitliche.

Mehr als ein Betriebsunfall der Kurie

 Feuerlöschversuche, die unter Juden mit Respekt aufgenommen wurden, aber keineswegs den Eindruck verwischen konnten: Aus Sicht des Papstes ist das heutige Judentum defizitär. Wenig hilfreich war da Kardinal Karl Lehmanns Urteil vom April 2008, die christliche wie jüdische Kritik sei uninformiert. Jetzt zeigt sich, wir Juden haben seit 2007 sehr genau gesehen, wo die Reise hingeht. Es ist eben kein kurialer "Betriebsunfall", dass Benedikt XVI. nun vier Bischöfe der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft rehabilitiert. Er kommt dem rechten Rand immer weiter entgegen.

Linz: "Ein Priester als Politkommissar"

Es geht nicht darum, dass Richard Williamson ein eklatanter Volksverhetzer ist. Es geht auch nicht darum, dass seine Wiederaufnahme zum internationalen Holocaust-Gedenktag geschah, was das deutsche Episkopat noch in letzter Minute zu verhindern versuchte. Es geht darum, dass der Papst Abtrünnige und Rückwärtsgewandte ohne jede Vorbedingung in den Schoss der Kirche zurückkehren lässt. Weit weniger Grossmut erfuhren kluge Theologen wie Hans Küng oder die Kirchen der Reformation im ökumenischen Gespräch.

Signifikant für diesen traditionalistischen Kurs ist die Ernennung Gerhard Maria Wagners zum Weihbischof von Linz. Für Michael Fleischhacker, Chefredaktor der österreichischen bürgerlichen Tageszeitung "Die Presse", wirkt Wagner wie ein "als Priester verkleideter Politkommissar" - unintelligent, aber zuverlässig". Weil Diözesanbischof Ludwig Schwarz nun ein rechtes Enfant terrible an die Seite gestellt bekommt, das nicht auf seiner Vorschlagsliste stand, ist Österreichs Katholizismus nun in Aufruhr.

Das Vertrauen schwindet

Die vage Solidaritätsadresse Benedikts XVI. in der Generalaudienz vergangene Woche hat niemanden befriedigt. Denn es geht ja nicht um Solidarität. Niemand glaubt ernsthaft, der Papst leugne den Holocaust oder schätze jüdische Menschenleben gering. Was aber fehlt, sind Respekt und Anerkennung für das einzigartige Verhältnis Gottes mit seinem Volk - auch ohne Jesus. Das Wort Robert Zollitschs vom Katholikentag 2008, es werde keine Wende der Wende geben, hat nicht weit getragen. Die Frage nach der Gültigkeit der Heilszusage Gottes an das jüdische Volk ist plötzlich durch den Papst selbst in Frage gestellt.

Die immer lauter werdenden Proteste seit 2008 zeigen, dass das Vertrauen in ihn schwindet. Nicht nur bei Juden, Muslimen und in der Ökumene, jetzt auch unter den 1,1 Milliarden Katholiken, die mehrheitlich den Weg nach vorne wollen - und nicht den Weg zurück.

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Rabbiner Walter Homolka

ist Rektor am Abraham Geiger Kolleg und Honorarprofessor der Universität Potsdam. Als Mitherausgeber zeichnet er für das Buch "…damit sie Jesus Christus erkennen - Die neue Karfreitagsfürbitte für die Juden".
 
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"Tiefe Wunden"

Der Vatikan hat auf die immer heftigere Kritik im Fall Richard Williamson reagiert und am Mittwoch den Holocaust-Leugner zu einer "unmissverständlichen Distanzierung" aufgefordert (Tagblatt, 5. Februar). Dieser könne erst wieder voll in die Kirche aufgenommen werden, wenn er von seinen Positionen zum Völkermord an den Juden abrücke.

Wörtlich lautete die Vatikan-Erklärung: "Der Bischof Williamson muss sich auch, um wieder zu bischöflichen Funktionen in der Kirche zugelassen zu werden, auf absolut eindeutige Weise und öffentlich von seinen Positionen im Bezug auf die Shoa distanzieren, die dem Papst im Moment der Aufhebung der Exkommunizierung nicht bekannt waren."

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, begrüsste die Erklärung des Papstes als einen ersten Schritt zur Wiederaufnahme des katholisch-jüdischen Dialogs. Der Zentralrat der Juden bekräftigte aber auch seine Forderung nach Konsequenzen im Vatikan aus der Debatte über die ultrakonservative Pius-Bruderschaft. "Es geht nicht darum, dass Fehler gemacht worden sind, sondern darum, dass diese wieder ausgeräumt werden", sagte Knobloch. Sie verlangte eine Kurskorrektur und eine klare Abgrenzung der katholischen Kirche von der Gruppierung, die Juden "als Gottesmörder bezeichnet und Holocaust-Leugner in den eigenen Reihen duldet".

Der Vatikan habe jetzt deutlich gemacht, dass die Pius-Bruderschaft nur dann von der Kirche anerkannt werde, wenn sie sich zum Zweiten Vatikanischen Konzil bekenne. Damit müsse die Pius-Bruderschaft die Bezeichnung der Juden als Gottesmörder öffentlich zurückzunehmen und jegliches Leugnen des Holocausts aufs schärfste verurteilen.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, bezweifelte indes den Sinn eines Widerrufs Williamsons. Dieser vertrete seine Überzeugungen seit vielen Jahren. Die katholische Kirche müsse nun klären, was ihr wichtiger sei, die weitere Aussöhnung mit den Juden, oder die Wiederaufnahme der erzkonservativen, antisemitischen Pius-Bruderschaft.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, sprach von einem Zeichen, auf das die jüdische Welt gewartet habe. Doch Lauder mahnte auch: Der Vatikan sei schlecht beraten gewesen, die Exkommunikation der vier Bischöfe aufzuheben. Papst Benedikt XVI. müsse dafür sorgen, dass nicht vier Jahrzehnte katholisch-jüdischen Dialogs von einer kleinen Minderheit beschädigt werden, sagte Lauder. Die Verleugnung des Holocausts dürfe nicht ungestraft bleiben, und Antisemiten dürften in der Kirche nichts zu sagen haben.

Der Vizepräsident der Amerikanischen Versammlung von Holocaust-Überlebenden und ihren Nachkommen, Elan Steinberg, sagte, der Heilungsprozess der "tiefen Wunden, die diese Krise dem katholisch-jüdischen Dialog zugefügt hat" , könne nun beginnen. (ap/red.)

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PAYERNE-FRÖNTLER
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24 Heures 6.2.09

Le fantôme d'Arthur Bloch n'a - pas fini de hanter les Payernois

REPORTAGE - Le livre de Jacques Chessex, Un Juif pour l'exemple , crée le malaise dans la population. Au-delà du crime nazi, c'est toute l'identité d'une région qui se trouve questionnée. Enterrer cette sombre histoire ou en parler encore pour ne pas oublier? A Payerne, le sujet attise les sensibilités.

Payerne tire une fierté viscérale de ses spécialités culinaires. Pieds de porc, langue et tripes garnissent les menus des bistrots. Mais derrière le fumet de la cochonnaille, les ruelles historiques de la ville exhalent le malaise.

En 1942, Arthur Bloch, un Juif bernois, n'aura pas eu le temps de conclure son marchandage. Assassiné puis découpé en morceaux, le marchand de bétail deviendra un symbole de l'intrusion nazie au cœur des campagnes helvétiques. Des bons types, des voisins, des perdus au dire de certains. Au final, cinq Payernois, Fernand Ischi, Max et Robert Marmier, Fritz Joss et Georges Ballotte, acquis aux dérives du Grand Reich, qui menaient à bien leur mission sanglante.

"Arrêter cette histoire"

Non, Payerne n'a pas oublié. Trente-cinq ans après ce crime sordide, un documentaire le lui rappelait. Aujourd'hui, Jacques Chessex, l'enfant du pays, ne lui permet pas l'oubli en signant son roman, Un Juif pour l'exemple. Le meurtre a apporté son lot de douleurs dans ce grand village. Le livre de Chessex, lui, ravive les rancœurs dans cette petite ville. "Il faut arrêter avec cette histoire. Si on n'en parle pas, on oublie mieux!" murmure Edmond Ischi, affaibli par ses 80 ans. Neveu d'un des assassins, cet ancien garagiste aborde le sujet même si le poids d'une telle filiation semble avoir usé l'homme. Pour accepter l'inacceptable, il évoque le contexte de la guerre. "Beaucoup de gens avaient des affinités avec les nazis ici, vous savez. Hospitalisé, je me souviens qu'on me chantait des airs de propagande. Moi, j'étais jeune, alors que voulez-vous que Chessex puisse en juger? Lui, il ressort cette histoire pour l'argent. "

Les copains endoctrinés

Oublier, c'est aussi l'envie d'une légende de la cité, l'ancien facteur, Jean-Claude Descombes, alias Titi. Dans un quartier de Payerne en mutation, sa coquette maison ancre encore ce témoin de 80 ans au cœur du récit. "Vous voyez, là au fond du jardin, c'était la ferme des Marmier. Un peu plus loin, il y avait les Ischi. Et juste à droite, il y avait les Bloch, l'oncle d'Arthur. " Pour Titi, il y a le crime incompréhensible, celui de ses copains endoctrinés. Ceux-là même qu'il ira tous trouver à leur sortie de prison. Et puis, il y a le livre de Chessex. Ce livre qui salit les Payernois, ce roman pas toujours exact, à ses dires. "Moi je pense aux enfants des meurtriers, imaginez le boulet qu'ils ont traîné. Maintenant, il faut arrêter. Plus on brasse, plus ça sent mauvais", lance-t-il.

Et le devoir de mémoire? Un hommage revêtant la forme d'une place au nom d'Arthur Bloch, tué car il était Juif, a proposé Jacques Chessex. Même pour les générations suivantes, l'évidence n'est pas de mise. "On ne doit pas oublier mais, pour moi, le devoir de mémoire a été fait, explique Gérald Etter, municipal et vétérinaire. La vérité historique n'a jamais été cachée. Mais quant à poser une plaque commémorative, je ne sais pas. La Municipalité en discute encore. "

Une simple plaque qui dérange le petit bourg encore hanté par cette histoire. "Les gens ne veulent plus être associés à ce crime. Et le problème de ce livre est justement là. Les Payernois s'inquiètent de ce qu'on pense d'eux. Et pourquoi ce meurtre mériterait-il plus une plaque qu'un autre? Le livre suffit", précise le libraire dont les ventes de Chessex ont déjà dépassé les records de Harry Potter.

Chessex aurait-il donc piqué trop profondément la belle cité historique? A l'Office du tourisme, on ne se plaint pas de la publicité faite à la ville. "On sait bien que les Payernois ne sont pas des tueurs de Juifs. Mais vu l'ampleur de la réaction que cela a suscité, je pense qu'un travail de mémoire est nécessaire", indique Adrien Genier, directeur.

Note: Un Juif pour l'exemple, Jacques Chessex, Editions Grasset, 103 p.

"Le Juif d'aujourd'hui, c'est le Kosovar ou le Cap-Verdien"

Un livre qui ravive la mémoire mais pas seulement. Dans une petite ville de 8000 habitants, où la population d'étrangers atteint les 30%, les dérives xénophobes de 1942 résonnent insidieusement. Dans un pub proche de la gare, deux jeunes assis à une table font vite le rapprochement. "A Payerne, il y a toujours l'esprit nazi qui rôde", balance rapidement Miguel, 22 ans, agent de sécurité. Un lourd regard vers son copain. Hésitant, Michael se confesse: "Je regrette tellement ce que j'ai fait. J'étais jeune et je n'y comprenais rien. Quand j'arrivais dans les fêtes de Jeunesse, je faisais le salut hitlérien. Je trouvais que ce qui s'était passé durant la Seconde Guerre mondiale était normal. Maintenant, j'ai compris. D'ailleurs, une plaque en l'honneur de Bloch serait très bien. " L'histoire d'un Juif assassiné dans leur ville, ils l'ont apprise récemment par les médias. Un crime horrible, selon les deux amis. Et pourtant. "Maintenant, les embrouilles on les a avec les Albanais et les Kosovars. Ils veulent montrer qu'ils sont les meilleurs, alors moi je ne les porte pas dans mon cœur", explique Michael, l'ancien skinhead. Fils d'un immigré espagnol, Miguel, lui, dit rencontrer souvent des problèmes avec les étrangers. "Il pourrait se passer aujourd'hui à Payerne la même chose qu'il s'est passé en 1942. S'il faut en arriver là pour qu'ils comprennent…"

Un témoignage fruit du hasard? Des propos qui viennent appuyer en tout cas le travail de Jean-Luc Chaubert, enseignant à Payerne et coordinateur du mouvement de soutien aux requérants. "Le livre de Chessex est justement une œuvre utile et nécessaire. Il permet de tirer les leçons du passé pour éviter les erreurs de demain. " Une poignée d'individus, certes. Suffisante pour des dérives fatales? "Oui, je suis soucieux de l'entente entre communautés. Le Juif d'aujourd'hui, c'est le Kosovar ou le Cap-Verdien. Jusqu'à maintenant rien de grave n'est arrivé mais il ne faut pas laisser un terreau favorable s'installer. Nous travaillons donc avec les autorités sur une commission Suisses-étrangers. "

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Kulturplatz SF1 4.2.09

Historischer Schatten über Payerne - Jacques Chessex erinnert an einen Judenmord

Die drei Männer, die 1942 einen jüdischen Viehhändler ermordeten und zerstückelt im Neuenburger See versenkten, waren nationalsozialistische Eiferer und Antisemiten. In seinem neuen Roman verarbeitet Payernes Sohn Jacques Chessex das Verbrechen, das er als Kind mitbekam. Chessex' Buch "Un juif pour l'exemple", in der Westschweiz ein Bestseller, machte den Autor in seiner Heimat auch zum Nestbeschmutzer. "kulturplatz" ging den Gründen für die harschen Reaktionen nach.
Beitrag: Meili Dschen
"Un juif pour l'exemple" von Jacques Chessex Editions Grasset et Fasquelle, Paris www.edition-grasset.fr

http://www.sf.tv/videoplayer/embed/70922d20-bc3b-4a32-92e3-baf0b42650d5&live=false

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NEOFOLK-NAZIS
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Radio Z (Nürnbeg) 6.2.09

Die Band "Death in June" und rechte Tendenzen im Neofolk

Kontroversen (URL:
http://www.radio-z.net/index.php?option=com_content&view=article&id=4933:rechtsrock-in-nuernberg&catid=16&Itemid=371) verursachte eine Nachrichtenmeldung von Radio Z über einen geplanten Auftritt der britischen Neofolk Band "Death in June" . Besucht mensch die Homepage der Band, ist das Erste was erscheint der SS Totenkopf und die Elhaz Rune. Songtitel lauten z.B. "Kameradschaft", "Flieger" oder "Rose clouds of holocaust". Ein Auszug aus dem Song lautet " Rose clouds of Holocaust / Rose clouds of lies", also rosa Wolken der Lüge.

Mit dem Bandnamen wird sich auf die sogenannte "Nacht der langen Messer" bezogen, in welcher der nationalrevolutionäre Teil der SA um Ernst Röhm im Juni 34 ermordet wurde. In einem Interview mit dem Magazin Zillo äußerte sich der Sänger der Band dazu folgendermaßen: "Auf der Suche nach einer zukünftigen politischen Perspektive stolperten wir über den Nationalbolschewismus, der sich wie ein Leitfaden durch die Hierarchie der SA zog."

Doch nicht nur DIJ spielen mehr oder weniger verschlüsselt mit dem NS. Auch andere NeoFolk Bands wie "der Blutharsch", "Blood Axis" oder "Von Thronstal" sehen sich mit dem Vorwurf des Rechtsextremismus konfrontiert.

Inwieweit "Death in June" heute noch als Naziband bezeichnet werden kann und was hinter der Ästhetik der Neofolkszene steckt, erzählte Christian von der Sendung Elektrophil.
http://www.radio-z.net/media/audio/Die_Band_Death_in_June_und_rechte_Tenden-2009-02-03.mp3

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ANTI-ATOM
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Basler Zeitung 6.2.09

Schweden baut wieder AKW

Bürgerliche Regierung vollzieht energiepolitische Kehrtwende

Hannes Gamillscheg, Kopenhagen

Schwedens Mitte-rechts-Regierung hat am Donnerstag ein energiepolitisches Programm vorgestellt, in dem das langjährige Verbot für den Bau neuer Atomreaktoren aufgehoben wird.

In Schweden sollen Kraftwerke, deren Laufzeit am Ende ist, am selben Standort durch neue und auch wesentlich stärkere Blöcke ersetzt werden können, sodass das Land künftig mehr Nuklearenergie produzieren kann, auch wenn die Zahl der Reaktoren auf die jetzt aktiven zehn beschränkt bleibt.

Das ist eine Kehrtwende, die auch international Aufsehen erregt. Die Schweden waren die Ersten, die 1980 in einem Referendum für den Ausstieg aus einem bestehenden Atomkraftprogramm stimmten. Ein Parlamentsbeschluss legte wenig später das Enddatum für das schwedische Atomzeitalter auf 2010 fest. Verwirklicht wurde zwar nur die Schliessung von zwei Reaktoren im südschwedischen Barsebäck, doch das Verbot für den Bau neuer AKW blieb bestehen. Jetzt soll es fallen.

Keine Subventionen

Wie viel Atomstrom künftig produziert werde, sei keine politische, sondern eine industrielle Entscheidung, sagte der konservative Premier Fredrik Reinfeldt: Staatliche Subventionen werde es für neue Reaktoren nicht geben; die Atomindustrie müsse sehen, ob und welche Aggregate sie finanzieren will. Zurzeit deckt Schweden je knapp die Hälfte des Strombedarfs mit Atom- und Wasserkraft. Künftig soll auch die Windenergie stark ausgebaut werden.

Der Ausbau erneuerbarer Energieformen erleichtert vor allem der Zentrumspartei die Zustimmung zu dem in der Regierungskoalition getroffenen Kompromiss. Sie hatte mit dem Kampf gegen die Atomkraft 1976 die damals jahrzehntelange Vorherrschaft der Sozialdemokraten gebrochen und lange den Widerstand gegen die Nuklearenergie über die Einigkeit im bürgerlichen Lager gestellt, was mehrmals Regierungskrisen auslöste. Nun bricht Industrieministerin Maud Olofsson mit dieser Linie: "Wir können damit leben, dass wir für die absehbare Zukunft die Atomkraft behalten."

Opposition uneins

Jetzt trägt die Regierung den Streit ins Lager der rot-grünen Opposition. Die Sozialdemokraten sind zwar prinzipiell für den Ausstieg, starke Kräfte in der Partei halten die Atomkraft jedoch für unverzichtbar für die Sicherung von Wohlfahrt und Beschäftigung. Parteichefin Mona Sahlin nannte die Atomkraft eine "Energiequelle, die der Vergangenheit angehört". Grüne und Linke, die nach den Wahlen 2010 mit ihr koalieren wollen, sind kompromisslose Atomkraftgegner. Premier Reinfeldt hat die Sozialdemokraten zu Gesprächen über die Energiepolitik eingeladen.

In der Bevölkerung gibt es eine stabile Mehrheit für die Atomkraft, die auch durch mehrere Pannen in den Reaktoren Forsmark und Ringhals nicht gebrochen wurde.

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NLZ 6.2.09

Schweden will neue Atomkraftwerke

Schweden vollzieht eine energiepolitische Kehrtwende. Das Thema Alternativ-energie ist aber durchaus nicht vom Tisch.

red. Die schwedische Regierung will fast 30 Jahre nach dem Beschluss zum Atomausstieg wieder neue Kernkraftwerke bauen. Die Mitte-rechts-Koalition von Ministerpräsident Frederik Reinfeldt erklärte gestern, neue Atomreaktoren seien notwendig, um den Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen und den Energiebedarf des skandinavischen Landes zu decken. Das Parlament muss den Plänen noch zustimmen.

Zwei Reaktoren abgestellt

Nach einem Referendum 1980 hatte das Parlament beschlossen, die Nutzung der Atomenergie auslaufen zu lassen. Bislang wurden allerdings nur zwei der insgesamt zwölf Reaktoren abgeschaltet. Die restlichen zehn liefern rund 50 Prozent der Energie Schwedens. Sie sollten nun durch neue Kraftwerke ersetzt werden, erklärte die Regierung in Stockholm.

"Ich tue das um meiner Kinder und Enkel willen", sagte die Politikerin Maud Olofsson von der Zentrumspartei (CP). "Ich kann mit der Tatsache leben, dass Atomenergie in absehbarer Zukunft Teil unseres Systems zur Stromversorgung wird." Die CP hatte sich nach langem Widerstand gegen die Kernenergie zu einem Kompromiss innerhalb der Koalition bereit erklärt.

Weg vom Erdöl

Die Kehrtwende in Schwedens Energiepolitik hat auch damit zu tun, dass Schweden seine Abhängigkeit vom Erdöl beenden will. Dies hatte die schwedische Regierung 2006 bekannt gegeben. Das skandinavische Königreich ist damit der erste Staat Westeuropas, der sich ein solches Ziel gesetzt hat.

In 15 Jahren sollten Biotreibstoffe und erneuerbare Energien die fossilen Brennstoffe ablösen, hiess es damals. Schweden liess ausserdem verlauten, man wolle keine neuen Atomkraftwerke bauen. Heute heisst immerhin noch, Schweden wolle auch weiterhin massiv auf den Ausbau von erneuerbaren Energien setzen. Sie sollten bis 2020 insgesamt 50 Prozent von Schwedens Energie-Erzeugung ausmachen.

Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine dürfte den Entscheid der Schweden beschleunigt haben. Meinungsumfragen ergaben in letzter Zeit eine zunehmende Unterstützung für die Nutzung von Atomenergie wegen fehlender Alternativen zu den AKWs. Schweden steht in Europa nicht alleine da: Auch Grossbritannien, Frankreich und Polen planen den Bau neuer Kernkraftwerke, und in Finnland entsteht derzeit der erste Europäische Druckwasserreaktor (EPR).

Mitarbeiter trug hoch explosives Material auf sich

Für Aufregung sorgte im Mai 2008 ein Zwischenfall im Atomkraftwerk Oskarshamn an der Ostsee: Laut "Spiegel online" fanden Werkschützer bei einer Kontrolle heraus, dass ein Mitarbeiter "relativ kleine Mengen eines hoch explosiven Stoffes" auf sich trug. Es handelte sich um den Sprengstoff Acetonperoxid.

Sabotageakt?

Der Handwerker und einer seiner Kollegen wurde wegen Vorbereitung eines Sabotageaktes festgenommen. Die Männer hatten sich zuvor mehrere Tage unbeaufsichtigt auf dem Werksgelände bewegen können. Die beiden konnten die Herkunft des Sprengstoffes nicht erklären. Er hätte auch während einer Jagd an die Tüte gelangen können. Das Kraftwerk wurde im Umkreis von etwa 300 Metern abgeriegelt.

Die Anlage sorgte auch 2006 für Schlagzeilen. Nach einem Störfall im Atomkraftwerk Forsmark mussten auch in Oskarshamn zwei Blöcke vorläufig abgeschaltet werden. Sie waren vom selben Bautyp wie diejenigen in Forsmark, bei denen ein Kurzschluss die Notstromversorgung lahmgelegt hatte.
red

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Regionaljournal Bern DRS 5.2.09

Sicherheitsmängel im KKW Mühleberg - Beobachter macht BKW Vorwürfe (1:27)
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1705022009.rm?start=00:03:10.999&end=00:04:38.968

BKW nimmt Stellung zu Vorwürfen wegen Sicherheitsmängeln in Mühleberg (3:08)
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1705022009.rm?start=00:04:38.096&end=00:07:47.007