MEDIENSPIEGEL 8.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:

- Reitschule-Kulturtipps (DS)
- Bern: UBS-Filiale eingefärbt
- Police BE: 200 neue PolizistInnen für 20 Mio
- Payerne-Fröntler
- Kath. Antisemitismus: Querelen gehen weiter
- Proteste gegen Nato-Gipfel München
- Anti-Atom: 2 statt 3 AKWs

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

So 08.02.09
19.00 Uhr - Progr - Kurdischer Filmzyklus: Entwicklung des kurdischen Filmschaffens - Chancen und Risiken: Gespräch und Filme im Gedenken an den Halil Uysal
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel. Rainer Werner Fassbinder, D/F 1982

Mi 11.02.09
19.00 Uhr - SousLePont - Inner-Asien Spezialitäten
20.00 Uhr - Holzwerkstatt - Kleines Festival der anderen Art mit Alexa Montani (CH), Kim Myhr (N), Araxi Karnusian (CH), Ingar Zach(N), Heike Fidler (D), Dan Warborton (GB), Pascal Marzan (F), Jean Borde (F), Jim Denley (AUS), Steve Buchanan (US), Paed Conca (CH)
20.00 Uhr - Infoladen - "Vom Drehen der Krisenspirale", Vortrag

Do 12.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter: elektronische Leckerbissen zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ FRATZ & ELfERich.
20.30 Uhr - Kino - uncut: La Leon, Santiago Otheguy, Argentinien 2006

Fr 13.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: If I Go, Salem Salvati, Iran 2007, 30 Min. Insan-i Kamil - Der Weise im Tal, Buket Aydin, Türkei 2007, 60 Min
22.00 Uhr - SousLePont - Big Bang Boogie (BL) & The Twobadours (BE). Stil: Rock, unplugged & FolkRock
22.00 Uhr - Dachstock/ifluss - SAVE VOODOO RHYTHM! - The Monsters & Allschwil Posse in Concert & The Seniles (ZH), Big Bankg Boogie, Twobadours & Sonic Nightmares DJ Team

Sa 14.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: White Mountain, Taha Karimi, Iran 2006, 30 Min. Dol - Tal der Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan / Frankreich / Deutschland, 2006, 94 Min
23.00 Uhr - Dachstock - Ballroom Blitz: We are Terrorists (FRA), DJ‘s Kidkuts (GER) & Fernweh. Stil: Electro/Electroclash

So 15.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Der kleine Tod - der weibliche Orgasmus Dokufilm von Sophie Jeaneau, 2006, 46min, dt. Das höchste der Gefühle - Der männliche Orgasmus Dokufilm von Yvonne Debeaumarché, 2006, 42min, dt.
19.00 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf

Infos: www.reitschule.ch

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Blick am Abend 6.2.09

Phenomden sagt "Gangdalang"

REGGAE

Phenomden trägt Zürich und Jamaika im Herzen - und das ganz ohne Platzprobleme.

Auch wenn Phenomden ausschliesslich von seiner Musik lebt, so ist er dennoch weit davon entfernt, ein Star zu sein. Dies liegt aber weniger an den begrenzten kommerziellen Möglichkeiten eines Schweizer Mundart-Künstlers, sondern vielmehr an Phenomdens Bescheidenheit.

Als Beleg dafür dient sein aktuelles Album "Gangdalang". Darauf verarbeitet er unspektakuläre Themen wie ein Mittagessen bei seiner Grossmutter und deren Rüstigkeit. Aber auch globalere Dinge wie die Armut in Drittweltländern oder ökologische Probleme.

Von grossem Star-Getöse und Selbstlob allerdings ist nichts zu hören.

Rollenwechsel

Phenomdens Bescheidenheit findet nicht nur in seinen Liedern Ausdruck, sondern auch in seiner Handlungsweise: Nach dem Erfolg seines Debüt-Albums "Fang ah" ging er dem Erfolgsdruck aus dem Weg, indem er kurzerhand sein Pseudonym wechselte und unter Phenom Melody ein Konzeptalbum namens "Style-Generator" publizierte. Ein grosser Planer ist er dennoch nicht: "Ich möchte einfach nur Musik machen und freue mich auf die bevorstehende Festival-Saison und darüber, wie toll die Tour für Gangda-lang läuft", sagt er. Gegen die zurzeit herrschenden kalten Temperaturen hierzulande, der Tod für die Inspiration eines jeden Reggae-Musikers, hat er ein Rezept: "Ich bin gerade auf Jamaika", meldet er sich per E-Mail. Und schreibt: "Ich muss einfach dann und wann in südliche Gefilde reisen, weil ich mehr Energie und Lebenslust verspüre, wenn mir die Sonne auf die Haut scheint. Übers Wetter in der Schweiz ärgere ich mich schon seit ich klein bin - da kann ich einfach nicht drüber stehen", sagt Phenomden.

Zürischnurre

Bleibt nur zu hoffen, dass der Sympathieträger mit Zürcher Dialekt es rechtzeitig zu seinem morgigen Gig im Dachstock schafft. Sorgen, dass er mit seiner Zürischnurre beim Berner Publikum anecken könnte, macht er sich keine: "Ich habe bis jetzt noch nie Schwierigkeiten wegen meines Dialektes gehabt."

Alex Flach

Partyfacts

Phenomden &The Scrucialists
Reitschule
Dachstock
Wo: Neubrückstrasse 8, 3001 Bern.
Wann: Samstag, 7. Februar.
Beginn: 22 Uhr.
Sound: Reggae.
Lineup: Live: Phenomden&The Scrucialists. DJs: Boss Hi-Fi, Is Moya.

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UNITED COLOURS OF UBS
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bernerzeitung.ch 8.2.09

Farbanschlag auf Berner UBS-Filiale

Unbekannte haben in der Nach auf Sonntag einen Farbanschlag auf eine UBS-Filiale in der Stadt Bern verübt.

Es entstand Sachschaden, dessen Höhe nach Angaben der Kantonspolizei Bern noch nicht bekannt ist.

Gemäss Zeugen habe es sich bei den Tätern um fünf bis sieben Jugendliche gehandelt, die alle dunkel gekleidet und vermummt waren, wie es in der Mitteilung der Polizei weiter heisst. Das Gebäude an der Längassstrasse wurde mit zwölf Behältern beworfen, die mit schwarzer und roter Farbe gefüllt waren.

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police.be 8.2.09

Medienmitteilung vom 8. Februar 2009

Stadt Bern

Farbanschlag auf UBS-Filiale in Bern

pkb. Am Samstagabend wurde auf eine UBS-Filiale in der Stadt Bern durch Unbekannte ein Farbanschlag verübt.

Am Samstag, 7. Februar 2009, kurz nach 2000 Uhr, wurden durch mehrere unbekannte Personen zwölf mit schwarzer und roter Farbe gefüllte Behälter gegen die Fassade der UBS-Filiale an der Länggassstrasse 29 in Bern geworfen. Dabei entstand ein Sachschaden in noch unbekannter Höhe.

Gemäss Zeugenaussagen handelt es sich bei den mutmasslichen Tätern um fünf bis sieben jugendliche Personen, welche alle dunkel gekleidet und vermummt waren.

Hinweise zur Täterschaft nimmt die Kantonspolizei Bern unter der Telefonnummer 031 634 41 11 jederzeit entgegen.

(tj)

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POLICE BE
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bernerzeitung.ch 8.2.09

Bern soll 200 neue Polizisten erhalten

Von zes

Der Kanton Bern will bis zu 200 neue Polizisten einstellen. Der Berner Polizeidirektor Hans-Jürg Käser rechnet mit Mehrkosten von 20 Millionen Franken.

Den Ausbau der Polizeikorps begründet Käser in einem Interview mit der "SonntagsZeitung" mit einer "deutlichen Zunahme der Einsatzstunden an Sportveranstaltungen, Demonstrationen und Grossanlässen - vor allem in der Bundesstadt". Damit das Sicherheitsniveau gehalten werden könne, brauche es massiv mehr Leute. Für die Bürger, die von verbesserten Situation profitieren sollen, geht diese Investition ins Geld: Ein neuer Polizist kostet im Schnitt laut Käser rund 10'000 Franken. Für den ganzen Kanton Bern entstünden so Kosten von rund 20 Millionen Franken. Insbesondere fehlen Spezialisten im Bereich der Internet- und Wirtschaftskriminalität.

Breite Abstützung im Parlament

Der Konsens für einen weiteren Ausbau ist gross: Der Grosse Rat hat einer Aufstockung des Personals trotz den grossen Mehrkosten fraktionsübergreifend im Grundsatz zugestimmt, wie Käser gegenüber der "SonntagsZeitung" sagte. Neben Bern haben auch andere Kantone die angekündigt, ihre Polizeikorps massiv auszubauen. (Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

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bernerzeitung.ch 8.2.09

Die Schweiz erhält 1000 neue Polizisten

Die Kantone rüsten auf: Nach dem Motto mehr Sicherheit durch mehr Polizisten wird mit aufwändigen Aktionen neues Personal gesucht.
"Der Beruf ist exponiert und gefährlich": Westschweizer Polizisten üben im Oktober 2008 zusammen mit der Zürcher Stadtpolizei einen Einsatz gegen Terroristen.

Über 1000 zusätzliche Gesetzeshüter wollen die Kantone im laufenden Jahr auf Verbrecherjagd schicken. Das zeigt eine Umfrage der "SonntagsZeitung" unter allen Korps. Darin sind 685 neue Stellen enthalten, welche in elf Kantonen geschaffen oder beantragt worden sind. Dazu kommen 350 Jobs, die in drei Kantonen schon länger bewilligt, aber noch nicht besetzt sind. Schweizweit ergibt das eine Aufstockung um fast zehn Prozent. Spitzenreiter unter den Kantonen ist Bern: Dort will Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) 200 neue Uniformierte einstellen. Kostenpunkt: 20 Millionen Franken.

Um so viele Stellen zu besetzen, müssen die Kantone neue Polizisten ausbilden. Diese müssen die Verantwortlichen erst finden: "Die Rekrutierung von neuen Polizisten ist nicht ganz einfach, der Beruf ist exponiert und gefährlich", gibt die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro zu. Viele Kantonspolizeien haben ihre Werbe-Aktivitäten verstärkt: Die Berner schalten Inserate, welche Vorurteile gegen Polizisten thematisieren. Die Waadtländer werben mit einem Filmspot auf "Youtube", die Zürcher suchen mit Spots in Radio und Fernsehen neue Kollegen. (sam)

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Sonntagszeitung 8.2.09

Kantone rüsten auf: 1000 neue Polizisten

Bern Mehr Polizisten für mehr Sicherheit: Über 1000 zusätzliche Gesetzeshüter wollen die Kantone im laufenden Jahr auf Verbrecherjagd schicken. Das zeigt eine Umfrage der SonntagsZeitung unter allen Korps. Darin sind 685 neue Stellen enthalten, welche in elf Kantonen geschaffen oder beantragt worden sind. Dazu kommen 350 Jobs, die in drei Kantonen schon länger bewilligt, aber noch nicht besetzt sind. Schweizweit ergibt das eine Aufstockung um fast zehn Prozent. Spitzenreiter unter den Kantonen ist Bern: Dort will Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) 200 neue Uniformierte einstellen. Kostenpunkt: 20 Millionen Franken.

Um so viele Stellen zu besetzen, müssen die Kantone neue Polizisten ausbilden. Diese müssen die Verantwortlichen erst finden: "Die Rekrutierung von neuen Polizisten ist nicht ganz einfach, der Beruf ist exponiert und gefährlich", gibt die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro zu.

Viele Polizeikorps haben ihre Werbeaktivitäten verstärkt: Die Berner schalten Inserate, welche Vorurteile gegen Polizisten thematisieren. Die Waadtländer werben mit einem Filmspot auf Youtube, die Zürcher suchen mit Spots in Radio und Fernsehen neue Kollegen. Seite 5

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Kantone schaffen 1000Jobs für Polizisten

2009 stocken elf Schweizer Polizeikorps ihren Bestand massiv auf

Von Matthias Halbeis

Bern Die Kantone rüsten ihre Polizeikorps auf: Über 1000 neue Polizisten sollen ab 2009 die öffentliche Sicherheit in der Schweiz verbessern. Das zeigt eine Umfrage der SonntagsZeitung unter den Polizeikorps. Darin sind 685 neue Stellen enthalten, welche in elf Kantonen geschaffen oder beantragt worden sind. Dazu kommen 350 Jobs, die in drei Kantonen schon länger bewilligt, aber noch nicht besetzt sind. Das ergibt insgesamt eine Aufstockung von fast zehn Prozent.

Spitzenreiter unter den Kantonen ist Bern: Dort will Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) 200 neue Gesetzeshüter einstellen. Seine Parteikollegin in der Waadt, Staatsrätin Jacqueline de Quattro, hat das Einverständnis des Parlaments und kann 86 neue Stellen besetzen. Die Regierungen in St. Gallen und im Wallis beantragen eine Erhöhung um je 75 Stellen.

Der verbesserte Schutz der Bürger geht ins Geld: Jeder neue Polizist koste im Schnitt rund 100 000 Franken, sagt Käser (vgl. Interview unten). Demnach werden die elf Kantone, die ihre Korps ausbauen, zusammen gegen 65 Millionen Franken zusätzlich für Sicherheit aufwenden. Auf die Kantone Genf, Zürich und Tessin kommen Kosten von gegen 35 Millionen Franken zu.

Die Korps brauchen mehr Polizisten, weil immer mehr Einsatzstunden anfallen. Beispielsweise wegen neuer Strafnormen, die zusätzlichen Aufwand verursachen. Bei Interventionen wegen häuslicher Gewalt müsse eine Patrouille schnell einmal zwei bis vier Stunden aufwenden, sagt de Quattro. "Zusätzlich sind wir auch mit sozialen Problemen wie Jugendgewalt konfrontiert, welche die Einsatzstunden der Polizei ansteigen lassen", sagt die Waadtländer Staatsrätin.

Der Zuger Polizeidirektor Beat Villiger (CVP) bilanziert: "Die Anzeigen haben zugenommen, dadurch können mehr Delikte verfolgt werden." Das sei positiv, generiere aber Mehrarbeit. Weiteren Aufwand ortet die St. Galler Polizeidirektorin Karin Keller-Sutter bei Grossveranstaltungen: "Wir sind häufiger als früher mit unterschiedlichsten Anlässen konfrontiert, welche massive Aufgebote notwendig machen." Das lasse die Überstunden anwachsen. Zu diesen Anlässen gehören Dorffeste, Demonstrationen, interkantonale Polizeieinsätze und Sportveranstaltungen.

Dort halten Sportfans die Polizei immer öfter auf Trab. Beispielsweise im Wallis: Während früher bei einem Spiel des FC Sion 15 Polizisten den Verkehr regelten, bietet die Polizei heute jeweils 150 Beamte für den Ordnungsdienst auf. Diese Einsätze sind mit ein Grund für die Aufstockung der Kantonspolizei im Bergkanton.

Werbespots auf Youtube und in Kinos sollen Aspiranten anlocken

Um so viele Stellen zu besetzen, müssen die Kantone neue Polizisten ausbilden. Diese müssen die Verantwortlichen erst finden: "Die Rekrutierung von neuen Polizisten ist nicht ganz einfach, der Beruf ist exponiert und gefährlich", gibt de Quattro zu. Die Kantonspolizei Waadt hat deshalb ihre Werbeaktivitäten verstärkt: Sie hat einen Youtube-Spot gedreht, um auf einem Kanal, den junge Leute heute nutzen, Werbung für den Polizeiberuf zu machen. Auch die Kantonspolizei Zürich, die ihre offenen Stellen möglichst rasch besetzen will, wirbt elektronisch: Sie schaltet spezielle Spots in Radio und Fernsehen und macht Werbung für den Polizeiberuf in den Kinos.

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"Wir rechnen mit Mehrkosten von 20 Millionen"

Hans-Jürg Käser, Polizeidirektor des Kantons Bern, über den markanten Ausbau seiner Truppe

Herr Käser, Sie beantragen im Kanton Bern fast zehn Prozent mehr Polizisten. Warum?

Die Arbeit der Polizei ist komplexer und aufwendiger geworden. Täter operieren heute grenzüberschreitend. Gleichzeitig ruft die Bevölkerung nach mehr Polizeipräsenz, weil sie eine Abnahme der Sicherheit empfindet. Wir verzeichnen eine deutlich Zunahme der Einsatzstunden an Sportveranstaltungen, Demonstrationen und Grossanlässen - vor allem in der Bundesstadt. Wenn wir unser Sicherheitsniveau halten wollen, brauchen wir markant mehr Leute.

Die Einsätze an Sportanlässen haben zugenommen. Können Sie dies quantifizieren?

Bis vor sechs Jahren reichten 200 000 Franken, heute müssen wir pro Jahr zwei Millionen aufwenden. Das erlaubt einen Rückschluss auf die geleisteten Arbeitsstunden. Unsere Leute arbeiten auch bei anderen Grossanlässen während mehrerer Wochen am Wochenende. Diese Überstunden müssen sie einmal kompensieren. Dies geschieht zulasten der polizeilichen Grundversorgung. Die Leute fehlen im angestammten Bereich.

In welchen Bereichen wollen Sie die zusätzlichen Polizisten einsetzen?

Uns fehlen einerseits Spezialisten in den Bereichen Internet- und Wirtschaftskriminalität. Anderseits brauchen wir Leute, die ganz normale Polizeiarbeit verrichten und auf der Strasse Präsenz markieren.

Was kostet die Aufstockung?

Ein Referenzwert besagt, dass jeder neue Polizist 100 000 Franken kostet. Wir müssen bei rund 200 zusätzlichen Stellen mit Kosten von rund 20 Millionen Franken rechnen. Trotz dieser Mehrkosten haben alle Fraktionen im Grossen Rat dem Grundsatz zugestimmt, dass die Polizei mehr Personal braucht.

Interview: Matthias Halbeis

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PAYERNE-FRÖNTLER
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Bund 7.2.09

Dunkles Kapitel

Das neuste Werk von Jacques Chessex hat in der Westschweiz eine Kontroverse ausgelöst

Knapp drei Wochen nach Erscheinen ist "Un Juif pour l'exemple" von Jacques Chessex schon ein Bestseller in der Westschweiz.

Das Buch, das eine reale Geschichte - den rassistisch motivierten Mord an einem jüdischen Viehhändler 1942 in Payerne - erzählt, sorgt jenseits der Saane nicht nur für literarisches Interesse. Es erregt auch eine politische Debatte: Soll dem Opfer, Arthur Bloch, ein Denkmal errichtet werden? Der Waadtländer Regierungsrat Philippe Leuba und Jacques Chessex plädieren dafür. Der Bürgermeister von Payerne dagegen möchte diese düstere Episode lieber vergessen.

Der 75-jährige Chessex schreibt seit über 50 Jahren Lyrik, Prosa, Kindergeschichten und Essays. Mit seinem Roman "L'ogre", der 1973 den französischen Prix Goncourt erhielt, wurde der Waadtländer Autor weit über die Schweiz hinaus bekannt. 2007 ist Chessex für sein Gesamtwerk mit dem Prix Jean Giono ausgezeichnet worden.

Sündenbock

Chessex gelingt es, am Anfang von "Un Juif pour l'exemple" auf wenigen Seiten die Geschichte in den historischen und regionalen Kontext zu stellen. Die Gegend um Payerne wird in den frühen 1940er-Jahren von massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten geplagt. Betriebe müssen schliessen, die Arbeitslosenzahlen schnellen in die Höhe.

Nicht genug damit - "ein schweres Gift schmeichelt sich ein": Philippe Lugrin, ein ehemaliger Pfarrer der Eglise nationale Vaudoise, propagiert nationalsozialistisches Gedankengut. Bei verarmten Kleinbauern und Arbeitslosen fallen die Parolen auf fruchtbaren Boden. Die Reden des Hasspredigers schüren den Antisemitismus so sehr, dass ein Garagist am Ort, Fernand Ischy, sich mit einer Mission betraut fühlt: "Unverzüglich einen repräsentativen, der übelsten Juderei schuldigen Juden auswählen und ihn demonstrativ beseitigen". Geheime Namenslisten zirkulieren in der Region. Es dauert nicht lange, bis die Wahl getroffen ist. Sie fällt auf Arthur Bloch, einen Berner Viehhändler, bei den Bauern und Metzgern der Stadt kein Unbekannter.

Schreiben aus dem Trauma

Jacques Chessex beschreibt fein nuanciert und unter verschiedenen Blickwinkeln die Beweggründe, die die manipulierten Bürger zu dem grässlichen Verbrechen getrieben haben. Sein Ton ist von tiefem Ernst geprägt, aber dennoch gemässigt. 1934 in Payerne geboren, war Chessex acht Jahre alt, als Arthur Bloch in seiner Stadt ermordet wurde. Wie in "L'Economie du ciel" (2003), einem seiner schönsten und aufrüttelndsten Texte, spürt man, dass der Schriftsteller von schockierenden Ereignissen im Innersten getroffen wird. Jahre später klärt der Autor die Geschehnisse auf, die eine grundlegende Rolle in der Entwicklung seines Schreibens spielen, mithin seine Romancierkarriere sogar begründeten. In "L'Economie du ciel" befasste er sich mit dem geheimnisumwitterten Suizid seines Vaters. Er merkte dabei, dass die Ereignisse, die sein literarisches Werk bestimmt haben, zu Papier gebracht werden mussten.

Fünf Jahre später erneuert er das Experiment in "Un juif pour l'exemple". Ob er diesmal seine dunkelsten Dämonen losgeworden ist, bleibt offen. Mit seinem dramaturgisch starken Text stellt sich der Autor, und mit ihm hoffentlich auch der Leser, Fragen über die Natur des Grauens, der Schuld, und wann sie abgebüsst ist. (sfd)

[i]

Das Buch

Jacques Chessex: Un Juif pour l'exemple. Ed. Grasset, Collection: Littérature Française 2009, 102 S. Das Buch erscheint auf Deutsch bei Nagel & Kimche im Februar 2010.

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KATH. ANTISEMITISMUS
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Bund 7.2.09

Offener Brief des Bischofs

Katholiken Bischof Kurt Koch hat die Informationspolitik des Vatikans bei der Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft scharf kritisiert. In einem offenen Brief an die Gläubigen warf der Präsident der Bischofskonferenz auch grundsätzliche Fragen zum Entscheid auf, nahm den Papst aber in Schutz. Es sei schwer nachvollziehbar, dass im Vatikan niemand von den unhaltbaren Aussagen der Pius-Bruderschaft Kenntnis gehabt habe, schrieb der Bischof von Basel. Das Problem der fehlenden Koordination zwischen den verschiedenen Verantwortungsträgern im Vatikan müsse dringend angegangen werden. "Einen derartigen medialen Super-GAU darf es nicht mehr geben!", hält der Koch in dem gestern veröffentlichten Brief an die Gläubigen fest.

Der Bischof bekräftigte in dem siebenseitigen Schreiben, dass Antisemitismus in der Kirche keinen Platz habe. Auch stehe das II. Vatikanische Konzil nicht zur Disposition. Gleichzeitig verteidigte Koch aber Papst Benedikt XVI. mehrmals. Die Geschichte werde dem Papst "darin recht geben", bis zum Äussersten gegangen zu sein, um die Spaltung zu heilen, die nach dem II. Vatikanischen Konzil eingetreten sei.

Berns Katholiken mit Erklärung

Ebenfalls gestern wandte sich der Synodalrat der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Bern mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. Es sei ihm ein Anliegen, die bestehende gute ökumenische Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde im Kanton Bern weiterzuführen, heisst es darin. Und: Die Leugnung des Holocaust als Verbrechen gegen die Menschlichkeit "ist auch in unseren Reihen nicht tolerierbar". (ap/sda/db)

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Bund 7.2.09

Leitartikel

Der Relativismus des Papstes

Dominik Straub

Der Schaden, den Papst Benedikt XVI. mit der Aufhebung der Exkommunikation der vier Lefebvre-Bischöfe angerichtet hat, dürfte erst einmal irreparabel sein. Daran würde sich auch nicht viel ändern, wenn Bischof Richard Williamson nun widerwillig zu Kreuze kriechen und seine Leugnung von Gaskammern und Holocaust zurücknähme.

Das Problem ist nicht Richard Williamson, sondern der Entscheid als solcher: Joseph Ratzinger hätte den Bannstrahl seiner Vorgänger gegen die seit Jahrzehnten als reaktionär und antisemitisch bekannten Pius-Brüder - völlig unabhängig von den gottlosen Äusserungen des britischen Bischofs - nicht wieder aufheben dürfen. Niemals, auch weil er Deutscher ist.

Es fällt noch immer schwer, Erklärungen für das Handeln des Papstes zu finden. Ein Grund ist zweifellos seine atemberaubende Weltfremdheit: Für den Theologieprofessor auf dem Heiligen Stuhl bedeutet die Rücknahme der Exkommunikation noch nicht die vollständige "Rehabilitierung" der einst Verstossenen, sondern zunächst einmal bloss die Beseitigung eines Hindernisses auf dem Weg, bestehende Differenzen auszuräumen. Er ignorierte, dass eine mit theologischen und kirchenrechtlichen Feinheiten nicht so vertraute Öffentlichkeit seinen Entscheid nicht anders als eine grosszügige Vergebungsgeste verstehen konnte.

Der zweite und entscheidende Grund für seinen "väterlichen Akt der Barmherzigkeit" dürfte freilich darin bestanden haben, dass der erzkonservative Joseph Ratzinger die Exkommunikation der Fundamentalisten nie als kirchliche Selbstreinigung empfunden hatte, sondern immer als schmerzhafte Wunde im Leib der römischen Universalkirche. Diese Wunde wollte der Papst heilen. Es mag sein, dass der Pontifex bei seinem Entscheid nichts von den Behauptungen des Monsignore Williamson gewusst hat. Aber dass die Ablehnung der Reformen des II. Vatikanischen Konzils und der Hass auf die jüdischen "Christusmörder" zur Grundideologie der Lefebvre-Sekte gehören, darüber wusste Benedikt XVI. Bescheid.

Die Aufhebung der Exkommunikation der Lefebvre-Bischöfe war keineswegs, wie es der Vatikan nun darzustellen versucht, ein "Missverständnis" oder eine "Informationspanne", und sie war schon gar nicht die Frucht schlechter Beratung oder gar eines Komplotts gegen das Oberhaupt der katholischen Kirche. Es handelte sich vielmehr um einen jahrelang gründlich vorbereiteten und mit hoher Priorität vorangetriebenen Entscheid eines Papstes, dem die Rückführung einiger verirrter Schafe in die grosse Herde wichtiger war als alle ideologischen und theologischen Bedenken. Und deswegen lautete die Frage nie, ob Benedikt XVI. die Leugnung des Holocausts billige (was getrost ausgeschlossen werden kann). Die entscheidende Frage lautet vielmehr: Ist der katholische Oberhirte der Ansicht, dass Leute, die das II. Vatikanische Konzil als "Kloake" bezeichnen und ihre antisemitische Gesinnung wohl niemals ändern werden, Platz in der von ihm geleiteten Kirche haben?

Mit der Aufhebung der Exkommunikation der Lefebvre-Bischöfe hat sich Joseph Ratzinger, welcher der modernen Konsumgesellschaft oft "Relativismus" vorhält, selber zum grossen Relativierer gemacht. Und dies nicht bei einem zweitrangigen Thema, sondern in Bezug auf die Verbindlichkeit des II. Vatikanischen Konzils, das seit 40 Jahren das Selbstverständnis der katholischen Kirche bestimmt. Die Konzilsväter bekannten sich zu einer offenen, solidarischen Kirche, die Angehörige anderer Religionen nicht mehr als zu bekehrende Gegner oder Gottesmörder, sondern als Brüder wahrnimmt. In einer solchen Kirche haben die Lefebvre-Sektierer nichts verloren. Es wäre tragisch, wenn der Papst dies anders sähe.

Ist der katholische Oberhirte der Ansicht, dass Leute, die das II. Vatikanische Konzil als "Kloake" bezeichnen, Platz in der von ihm geleiteten Kirche haben?

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Landbote 7.2.09

Leitartikel: Felix Reich über den Versuch des Papstes, Traditionalisten in die Kirche zurückzuholen

Mehr als nur ein skandalöser Fauxpas des Papstes

Felix Reich

Vielleicht hat Papst Benedikt XVI. wirklich nicht gewusst, wen er da in den Schoss der Kirche zurückholt, als er die 1988 ausgesprochene Exkommunikation gegen vier Bischöfe der Piusbruderschaft aufhob. Ein Skandal bleibt die Begnadigung des unbelehrbaren Holocaust-Leugners Richard Williamson, der seine widerlichen Lügen immerhin im Gewand eines kirchlichen Würdenträgers von sich gab, dennoch. Mit seinem Versuch, den Bruch mit einem Zirkel erzkonservativer Sektierer mit nicht mehr als weltweit 493 Priestern zu kitten, ramponiert Benedikt das Ansehen seiner Kirche. Schlimmer noch: Ausgerechnet der erste deutsche Papst gefährdet die Aussöhnung zwischen den Juden und der katholischen Kirche, die seinem Vorgänger ein grosses Anliegen gewesen war. Der Entscheid des offensichtlich schlecht beratenen Kirchenfürsten ist jedoch mehr als ein unverzeihlicher Fauxpas. Er ist der unrühmliche Höhepunkt einer Reihe von Verlautbarungen, die auf das tief konservative Welt- und Kirchenbild hindeutet, das in Rom derzeit vorherrscht.

Im Sommer 2007 hatte der Papst die Protestanten vor den Kopf gestossen, weil er ein Dokument autorisierte, gemäss dem die evangelischen Kirchen "nicht Kirchen im eigentlichen Sinn" seien. Nun mag das für den Vatikan eine Selbstverständlichkeit sein. Weshalb der aus dem Heimatland der lutherischen Kirche stammende Benedikt aber ohne Not die Ökumene einer Belastungsprobe aussetzte, blieb schleierhaft. Nur so viel wurde klar: Beruft sich der Papst auf Dogmen, schert er sich um die öffentliche Wirkung seines Handelns keinen Deut. Auch der letzte Affront gegenüber den Juden liegt nicht lange zurück: Zuerst startete Benedikt den Prozess für die Seligsprechung von Papst Pius XII., der im Zweiten Weltkrieg zum Völkermord an den Juden laut geschwiegen hatte. Dann liess er den tridentinischen Ritus der Messe als Sonderform wieder zu. Die Traditionalisten freuten sich, dass der Priester der Gemeinde den Rücken kehren und Lateinisch sprechen darf.

Die Juden waren zu Recht empört: Der Ritus war nicht zuletzt deshalb im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils überarbeitet worden, weil am Karfreitag in der Fürbitte um die Bekehrung der "treulosen Juden" gebetet worden war. In seiner Version drückte sich der Papst freilich etwas gewählter aus, der Wunsch blieb aber stehen, dass die Juden einmal bekehrt werden und "Jesus Christus als Retter aller Menschen erkennen" sollten.

Diese Politik macht den Papst noch nicht zum Antisemiten und von Williamsons Aussagen hat sich der Vatikan distanziert. Dennoch kann nicht erstaunen, dass sich die Fratze des Antisemitismus im Gewand der Piusbruderschaft zeigt: Die Gemeinschaft anerkennt auch die zum Zweiten Vatikanischen Konzil gehörige Absage an den Antijudaismus nicht, die Papst Paul VI. 1965 in Kraft setzte. Die Verfehlungen Williamsons scheinen also einer absurden Logik zu gehorchen.

 Mit seinem rückwärtsgewandten und schwer nachvollziehbaren Kurs sowie dem jüngsten Schwenker nach rechts brüskiert der Papst all jene Kräfte, denen am christlich-jüdischen Dialog etwas liegt. Viele Katholiken aus Deutschland und der Schweiz haben die Wiederaufnahme der Piusbrüder in bemerkenswert deutlichen Worten kritisiert und Benedikt immerhin ein paar hilflose Versuche der Schadensbegrenzung abgerungen. Ob der Dogmatiker zum Umdenken zu bewegen ist, bleibt aber ungewiss. Denn der Vatikan liegt zwar in Rom. Doch im Blickfeld hat er nicht Westeuropa. Die religiösen Wachstumsmärkte befinden sich beispielsweise in Südamerika. Sich den dortigen Befreiungstheologen zu öffnen, ist für diesen Papst keine Option, da die Reformbewegung die Kirche erneuern will. Konkurrenz droht dem Katholizismus vermehrt von rechts: Evangelikale Sekten mit erfolgreichen Fussballern als Werbeträgern üben eine grosse Anziehungskraft aus. Deren Weltbild deckt sich in manchen Punkten mit den Vorstellungen des Joseph Ratzinger: Als Kardinal bereitete er die konservative Wende im sowieso noch nie progressiv gewesenen Vatikan vor. Als Papst setzt er sie ohne Rücksicht auf (Mitglieder-)Verluste durch.

felix.reich@landbote.ch

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Zürichsee-Zeitung 7.2.09

Katholische Kirche Roland Trauffer, Generalvikar des Bistums Basel, über die Pius-Bruderschaft

"Der Imageschaden ist sehr gross"

Für Holocaust-Leugner hat es in der katholischen Kirche keinen Platz, sagt Generalvikar Roland Trauffer. Lächerlich hingegen findet er den Vorwurf, dass der Papst Andersgläubige ablehnen soll.

Interview Florian Riesen

Roland Trauffer, der Papst hat die Exkommunikation der Pius-Bruderschaft aufgehoben. Mit Bischof Williamson ist auch ein Holocaust-Leugner davon betroffen. Gehören solche Menschen in die katholische Kirche?

Holocaust-Leugner haben keinen Platz. Es wird sich bald zeigen, wie lange der Mann noch in der Kirche bleibt, wenn er seine Ansichten nicht ändert.

Erst nachträglich hat der Papst verlangt, dass sich Williamson von seinen Aussagen distanziert. Ist dieses Vorgehen glaubwürdig?

Grundsätzlich muss jeder Mensch die Chance zur Umkehr haben, alles andere ist unchristlich. Diese letzte Offenheit muss sein, sonst werden wir selber gnadenlos wie die Extremisten, also auch moralisch unglaubwürdig.

Wo liegen die Unterschiede zwischen der Pius-Bruderschaft und der katholischen Kirche?

Durch die 1988 gewollte Abwendung und Distanzierung zur Tradition und zum Lehramt unserer Kirche ist nach einer Sektenmanier und -struktur eine eigenwillige Gemeinschaft unter Führung von Geistlichen entstanden, die sich zwar vergrössert, aber auch immer mehr isoliert hat. So wurden diese gefährlichen Tendenzen wie Antisemitismus, Geschichtsklitterung und Holocaust-Leugnung möglich und offensichtlich toleriert.

Die Pius-Bruderschaft lehnt das II. Vatikanische Konzil ab, sie hetzen gegen Schwule und Andersgläubige. Darf diese Gruppierung Teil der Kirche werden oder nicht?

Die Frage ist, was macht eine plurale Gesellschaft oder auch Glaubensgemeinschaft allgemein mit Extremisten? Sollen diese an den Rand gedrängt werden, so bekommen sie mehr Zulauf und werden oftmals stärker. Versucht man hingegen, sie zu integrieren, sozusagen durch das Hineinholen ins Haus sie zu sozialisieren, sind sie "entschärft", weniger gefährlich. Es gibt kein einfaches Rezept, aber der einfache Ausschluss ist gefährlicher als der Versuch der "Bekehrung".

Die katholische Kirche hat einen Imageschaden erlitten. Wie gross ist dieser?

Sehr gross. Und das ärgert mich, weil ich ja sehe, wie es wegen schlechter und unüberlegter Kommunikation dazu kommt, dass die Leute das Eigentliche nicht mehr sehen. Ein Handbieten, eine Geste der Versöhnung des Papstes, der man sowohl von Williamsons Seite wie von den sogenannten kritischen Stimmen nur noch mit Spott, Entrüstung und totalen Verurteilungen begegnet.

Vielerorts wurde die Aufhebung der Exkommunikation dahingehend gedeutet, dass Papst Benedikt XVI. Andersgläubige ablehnt.

Das ist lächerlich. Jeder, der die Schriften des Papstes kennt und sein Engagement während der letzten Jahrzehnte verfolgt hat, gerade im Bereich des religösen und gesellschaftlichen Friedens oder des Dialogs zwischen Glaube und Vernunft, der weiss, dass diese Vorurteile einfach billig sind und genau das bewirken, was sie anklagen: ideologische Verblendung.

Kirche fürchtet mehr Austritte

Nach der Aufhebung der Exkommunikation der vier erzkonservativen Bischöfe rechnet die katholische Kirche in der Schweiz mit mehr Austritten. Umstrittene Entscheide des Papstes hätten jeweils eine Häufung der Austritte zur Folge, sagte Walter Müller, Sprecher der Schweizerischen Bischofskonferenz, auf Anfrage. Das werde wahrscheinlich auch diesmal so sein. Für konkrete Zahlen sei es aber noch zu früh. Die Landeskirchen rechnen sogar damit, dass nach der Annäherung des Vatikans an die Bruderschaft St. Pius X. die Zahl der Austritte besonders hoch ausfallen wird. "Diesmal wird es schlimmer", sagte Guido Saxer, Synodalverwalter der Landeskirche Luzern. Gleich tönt es aus Zürich. Der Sprecher der römisch-katholischen Landeskirche, Aschi Rutz, sagte es so: "Das ist wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte."

Dass es an der Basis brodelt, spüren offenbar die Bischöfe. Am Donnerstag hatte der St. Galler Bischof Markus Büchel in einem offenen Brief die Pius-Bruderschaft sowie die Haltung des Papstes kritisiert. Gestern zog der Basler Bischof Kurt Koch nach. In einem persönlichen Schreiben "an die Gläubigen" bezeichnete Koch die Situation, in der sich die katholische Kirche befinde, als "schwierig". Auch stellte er die Frage, ob der Vatikan der Pius-Bruderschaft zu weit entgegengegangen sei: "Ist der Preis für dieses Mühen um die Einheit nicht zu gross?" (sda)

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20min.ch 7.2.09

Holocaust-Leugner sucht nach Beweisen

Ungeachtet des Aufrufs des Vatikans will der umstrittene Bischof der Pius-Bruderschaft, Richard Williamson, seine Thesen zum Holocaust vorerst nicht widerrufen.

Er wolle zunächst die historischen Beweise prüfen, sagte der Engländer dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" nach einer Vorabmeldung vom Samstag. "Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen."

Zugleich erneuerte Williamson dem Blatt zufolge seine Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Konzilstexte seien zweideutig: "Das führt zu diesem theologischen Chaos, das wir heute haben", wurde er zitiert. Kritisch steht der Geistliche zu den universellen Menschenrechten: "Wo die Menschenrechte als eine objektive Ordnung verstanden werden, die der Staat durchsetzen soll, da kommt es immer zu einer antichristlichen Politik." Mit Blick auf die Priesterbruderschaft erklärte Williamson laut "Spiegel", er wolle "unter keinen Umständen die Kirche und die Bruderschaft" weiter beschädigen.

Mitte der Woche hatte der Vatikan auf die immer heftigere Kritik im Fall Williamson reagiert und den Holocaust-Leugner zu einer "unmissverständlichen Distanzierung" aufgefordert. Dieser könne erst wieder voll in die Kirche aufgenommen werden, wenn er von seinen Positionen zum Völkermord an den Juden abrücke, heisst es in einer am Mittwochnachmittag verbreiteten Erklärung. Zudem müsse sich die ultrakonservative Pius-Bruderschaft zu den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils und aller seither gewählten Päpste bekennen.

Der Vatikan betonte, Benedikt XVI. habe von den Ansichten Williamsons nichts gewusst, als er der Aufhebung von dessen Exkommunikation sowie der von drei anderen Bischöfen der Pius-Bruderschaft zugestimmt habe, hiess es in der Erklärung. Der britische Bischof hatte in einem Interview erklärt, es gebe Beweismaterial, dass nur 200.000 bis 300.000 Juden während des Zweiten Weltkriegs getötet worden seien.
Quelle: AP

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NATO-GIPFEL MÜNCHEN
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linksunten.indymedia.org 8.2.09

Proteste gegen die NATO-Kriegskonferenz in München

Verfasst von: teXi

Weder euren Krieg, noch euren Frieden

Vom 6. bis zum 8. Februar 2009 trafen sich in München zum 45. Mal führende RepräsentantInnen der NATO-Staaten und ihre Verbündeten, sowie VertreterInnen der Rüstungsindustrie im Luxushotel "Bayrischer Hof", um die nächsten Kriege und militärischen Aktionen zu planen. Unter dem Motto "Smash we can! NATO-Sicherheitskonferenz angreifen!" demonstrierten am 7. Februar über 5000 Menschen in einer Großdemonstration gegen die Kriegspolitik der NATO. Zu der Demonstration wurden aus mehreren Sädten Busse organisiert.

Bereits im Vorfeld der Proteste gegen die NATO-Sicherheitskonferenz zeigte sich wieder einmal die repressive Ader und die Humorlosigkeit der Bayrischen Bullen. Am 31. Januar wurden neun AktivistInnen auf dem Weg zu einer angemeldeten Jubeldemonstration in Gewahrsam genommen, weil sie angeblich täuschend echte Waffenattrappen dabeihatten. Und dies, obwohl der Bulleneinsatzleiter schon seit der Anmeldung der Demonstration wusste, dass es Pläne gab, solche Faschingsartikel auf der Demo mitzuführen. Durch die Ingewahrsamnahme wurde der Ablauf der Demo stark geschwächt, denn die Festgenommenen hatten unter anderem auch das Fronttransparent dabei.

Auch die Großdemonstration am 7. Februar war schon im Vorfeld von Repression betroffen: So wurde im Auflagenbescheid des Kreisverwaltungsreferats München audrücklich auf die verschärften Bestimmungen gegenüber der Versammlungsleitung und auf das neue Militanzverbot hingewiesen. Ausserdem wurden - wie in jedem Jahr - Seitentransparente von vornherein komplett verboten. Doch durch die angedrohte Repressionskeule ließen sich die organisierenden Gruppen und Bündnisse nicht einschüchtern und veröffentlichten einige Tage vor der Demo ein Demoabbruchs-Konzept. Im Falle massiver Repression sollte die Demo abgebrochen und der antimilitaristische Widerstand direkt in die Münchner Innenstadt getragen werden. Auch wurden von der Demoorga explizit jegliche Nationalfahnen auf der Demonstration verboten.

Am Auftaktskundgebungsort, dem Marienplatz, trafen sich zu Beginn der Kundgebung etwa 3000 Menschen, nach einigen Redebeiträgen wuchs die Menge auf etwa 5000 Menschen an. Rund um den weiträumig abgesperrten Marienplatz fanden willkürliche Vorkontrollen statt, ein massives Bullenaufgebot postierte sich in den Seitenstraßen. Zu den Protesten waren Bullen aus ganz Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Niedersachsen angereist.

An der Demospitze formierte sich direkt nach dem bürgerlichen Block der Internationalistische Block, an welchem sich etwa 1000 Menschen beteiligten.
Der linksradikale, schwarzen Block wurde von von Anfang an mit einem Bullenspalier "beglückt", die gesamte Demonstration lief in einem Wanderkessel.
Trotz des Auftretens des Internationalistischen Blockes, welche eine gewisse einschüchternde Wirkung und ein gewaltbereites Auftreten hatten, wurde die Demonstration nicht von den Bullen aufgelöst.

Doch schon nach kurzer Zeit wurde der Demonstrationszug durch einen Prügeleinsatz des bayrischen USK gestoppt, als diese versuchten eine Person aus der Demonstration herauszuziehen. Rund um und in der Demonstration trieben Zivilcops ihr Unwesen und gaben über Funk Tipps an die anwesenden Greiftrupps. Die DemonstrationsteilnehmerInnen wurden aus allen Richtungen massiv abgefilmt, einige versuchten, sich mit Vermummung davor zu schützen.
Mit massiven Absperrungen sämtlicher Seitenstraßen durch Wannen und Hamburger Gitter reagierten die Bullen auf das vorher angekündigte Demoabbruchs-Konzept. Es war für viele Menschen nicht möglich, die Demonstration zu verlassen.

Trotz des repressiven Klimas lief die Demonstration lautstark, mit guter Stimmung und guter Musik durch Teile der Münchner Innenstadt. Auf dem Weg zur Zwischenkundgebung wurde das Spalier und der Wanderkessel massiv verstärkt, Greiftrupps griffen immer wieder die Demonstration an und nahmen dabei einige Menschen fest. Bei einem Angriff wurde mindestens ein Polizist von seinem eigenen Pfeffersprayeinsatz leicht verletzt und wurde noch vor Ort ärztlich versorgt.

Nach der Zwischenkundgebung lief die Demonstration entschlossen und mit mehreren Sprints, begleitet von einigen Böllern zum Odeonsplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Auf dem Weg dorthin wurde das Bullenspalier nochmals auf insgesamt fünf Reihen aufgestockt und zusätzlich von einen Kessel aus Hamburger Bullenwannen begleitet.
An der Abschlusskundgebung wurden die DemonstrationsteilnehmerInnen von Scharfschützen auf den Dächern umliegender Gebäude erwartet.

Die Demonstration wird von den OrganisatorInnen, wie den TeilnehmerInnen als erfolgreichen Auftakt für die kommenden Proteste gegen den 60. NATO-Jubiläumsgipfel im April gewertet.  Wieder einmal zeigte sich, dass sich der antimilitaristische Widerstand trotz heftiger Repression nicht einschüchtern lässt.

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ANTI-ATOM
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Zürichsee-Zeitung 7.2.09

Stromversorgung Vortrag von Heinz Karrer

Fronten im AKW-Streit bröckeln

Drei Gesuche für neue Atomkraftwerke liegen beim Bund. Laut Axpo-CEO Heinz Karrer wird sich die Branche auf zwei Projekte einigen können.

Florian Riesen

Die drei Stromkonzerne Axpo, BKW und Atel haben beim Bund je ein Gesuch für den Bau eines neuen Atomkraftwerks (AKW) eingereicht. Da bestehende Werke aufgrund ihres Alters mittelfristig vom Netz genommen werden müssen und Stromlieferverträge mit Frankreich auslaufen, wird die Schweiz voraussichtlich ab dem Jahr 2020 vor einer Versorgungslücke stehen. Tatsächlich ist man also zum Handeln gezwungen. Doch Versorgungslücke hin oder her, schon jetzt ist klar, dass es so viele neue AKWs gar nicht braucht.

Bis anhin haben sich die drei Stromkonzerne jedoch unnachgiebig gegeben und an ihren Projekten festgehalten. Nun zeichnet sich offenbar eine Einigung im AKW-Streit ab: "Letztendlich werden zwei Projekte realisiert", hat Axpo-CEO Heinz Karrer an einem Vortrag am Donnerstagabend im Hotel Widder in Zürich gesagt. "Wir werden uns in der Branche einigen." Voraussichtlich im Jahr 2012 oder 2013 werde ein erstes Projekt vor das Volk kommen. Wie diese Einigung zu Stande kommen soll, dazu sagte Karrer am Donnerstag noch nichts.

Will AKW-Gegner ernst nehmen

Ansonsten kann Karrers Vortrag als umsichtiges Plädoyer für Atomstrom zusammengefasst werden. Der Referent zählte alle theoretischen Möglichkeiten auf, mit denen der Versorgungslücke begegnet werden kann, und ging auf ihre Vor- und Nachteile ein. Beispielsweise wäre es laut Karrer mit dem bestehenden Hochspannungsleitungsnetz kaum möglich, in Nordeuropa mit Windrädern produzierten Strom in die Schweiz zu transportieren. Hierzulande wiederum hätten Projekte für Grosswasserkraftwerke oder Windenergie aufgrund des Landschaftsschutzes kaum eine Chance. Und Gaskombikraftwerke kommen wegen des hohen CO2-Ausstosses nur als Übergangslösung in Frage. Karrer brachte jedoch auch klar zum Ausdruck, dass er die Argumente von AKW-Gegnern ernst nehmen will. "Über die Sicherheit und den Abfall kann man nicht genug diskutieren."