MEDIENSPIEGEL 9.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS)
- Überfall unter Eisenbahnbrücke
- Motion Gestaltung Bollwerk-Schützenmatte-Hodlerstrasse
- Interpellation Bollwerk-Barrikaden
- Wegweisungs-Ja in LU + BS
- Rocker ersticht Neonazi
- Katholizismus: Inti mit Richard Williamson, Papsttum
- Polizeistaat Frankreich: Berich von Linksunten
- Griechenland im Rückblick
- Atomaussstieg Stadt Bern

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

So 08.02.09
19.00 Uhr - Progr - Kurdischer Filmzyklus: Entwicklung des kurdischen Filmschaffens - Chancen und Risiken: Gespräch und Filme im Gedenken an den Halil Uysal
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel. Rainer Werner Fassbinder, D/F 1982

Mi 11.02.09
19.00 Uhr - SousLePont - Inner-Asien Spezialitäten
20.00 Uhr - Holzwerkstatt - Kleines Festival der anderen Art mit Alexa Montani (CH), Kim Myhr (N), Araxi Karnusian (CH), Ingar Zach(N), Heike Fidler (D), Dan Warborton (GB), Pascal Marzan (F), Jean Borde (F), Jim Denley (AUS), Steve Buchanan (US), Paed Conca (CH)
20.00 Uhr - Infoladen - "Vom Drehen der Krisenspirale", Vortrag

Do 12.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter: elektronische Leckerbissen zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ FRATZ & ELfERich.
20.30 Uhr - Kino - uncut: La Leon, Santiago Otheguy, Argentinien 2006

Fr 13.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: If I Go, Salem Salvati, Iran 2007, 30 Min. Insan-i Kamil - Der Weise im Tal, Buket Aydin, Türkei 2007, 60 Min
22.00 Uhr - SousLePont - Big Bang Boogie (BL) & The Twobadours (BE). Stil: Rock, unplugged & FolkRock
22.00 Uhr - Dachstock/ifluss - SAVE VOODOO RHYTHM! - The Monsters & Allschwil Posse in Concert & The Seniles (ZH), Big Bankg Boogie, Twobadours & Sonic Nightmares DJ Team

Sa 14.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: White Mountain, Taha Karimi, Iran 2006, 30 Min. Dol - Tal der Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan / Frankreich / Deutschland, 2006, 94 Min
23.00 Uhr - Dachstock - Ballroom Blitz: We are Terrorists (FRA), DJ‘s Kidkuts (GER) & Fernweh. Stil: Electro/Electroclash

So 15.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Der kleine Tod - der weibliche Orgasmus Dokufilm von Sophie Jeaneau, 2006, 46min, dt. Das höchste der Gefühle - Der männliche Orgasmus Dokufilm von Yvonne Debeaumarché, 2006, 42min, dt.
19.00 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf

Infos: www.reitschule.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 9.2.09

Frau Feuz empfiehlt

von den zahlreichen "Save Voodoo Rhythm!"-Veranstaltungen alle zusammen zu besuchen. Insbesondere sollte allerdings diejenige vom Freitag im Dachstock nicht verpasst werden, weil sich dort neben bekannten Garage-Grössen wie The Seniles oder The Monsters auch die Rap-Lümmel von Allschwil Posse austoben dürfen.

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CRIME NEWS
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BZ 9.2.09

Junger Mann bei Reithalle überfallen und beraubt

Ein junger Mann ist in der Nacht auf Sonntag unter der Eisenbahnbrücke in der Nähe der Reithalle von zwei Unbekannten überfallen worden. Er wurde leicht verletzt.

Der 20-jährige Mann verliess am Sonntagmorgen gegen 1.00 Uhr die Reithalle und lief Richtung Eisenbahnbrücke. Dort blieb er stehen um zu telefonieren. Zwei unbekannte Männer kamen auf ihn zu, einer der beiden verlangte sein Portemonnaie. Als der Mann dies nicht hergeben wollte, wurde er mit zwei Kopfstössen leicht verletzt. Daraufhin händigte er sein Portemonnaie aus. Die beiden Täter machten sich Richtung Bahnhof davon.

Die Polizei sucht Zeugen. Der eine Täter ist etwa 21-jährig, zwischen 1.80 und 1.85 Meter gross, schlank. Er hat helle Haut, ein schmales Gesicht sowie einen kahlgeschorenen Kopf. Seine Jacke und Hosen ähneln einem ausländischen Militärkampfanzug. Er sprach akzentfreies Berndeutsch. Sein Komplize wird ebenfalls auf etwa 21 Jahre geschätzt, ist gegen 1.90 Meter gross, schlank und kahl geschoren. Hinweise an: 031 634'41'11.

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Bund 9.2.09

Vor Reithalle ausgeraubt

Stadt Bern Unter der Eisenbahnbrücke bei der Reithalle wurde in der Nacht auf Sonntag ein junger Mann beraubt und dabei leicht verletzt. Zwei Männer verlangten das Portemonnaie des 20-Jährigen, als dieser kurz stehen blieb. Weil der junge Mann sich weigerte, erhielt er von einem der beiden Unbekannten zwei Kopfstösse gegen den eigenen Kopf. Schliesslich übergab das Opfer seinem Peiniger das Portemonnaie. Die beiden Männer entfernten sich in Richtung Bahnhof. Die Polizei sucht Zeugen, Telefonnummer: 031 634 41 11. (pkb)

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20min.ch 8.2.09

Junger Mann bei Reithalle überfallen

Ein 20-jähriger Mann ist in der Nacht auf Sonntag vor der Berner Reithalle beraubt und dabei leicht verletzt worden.

Ein Unbekannter verlangte sein Portemonnaie. Als er der Forderung zunächst nicht nachkam, schlug ihn der Unbekannte auf den Kopf. Schliesslich habe das Opfer dem ungefähr 21-jährigen Angreifer den Geldbeutel ausgehändigt, teilte die Kantonspolizei Bern mit. Zusammen mit einem zweiten, ebenfalls ungefähr 21-jährigen Unbekannten, der während des ganzen Vorfalls daneben gestanden hatte, flüchtete der Angreifer Richtung Bahnhof. Das Opfer musste sich in ambulante ärztliche Pflege begeben.

Quelle: SDA/ATS

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Medienmitteilung vom 8. Februar 2009

Stadt Bern

Mann überfallen und beraubt

pkb. In der Nacht auf Sonntag wurde ein junger Mann auf dem Reithallenvorplatz beraubt. Er wurde leicht verletzt.

Am Sonntag, 8. Februar 2009, ca. 0100 Uhr, verliess ein 20-jähriger Mann die Reithalle. Als er unter der Eisenbahnbrücke stehen blieb, um zu telefonieren, kamen zwei unbekannte Männer auf ihn zu. Einer der beiden stellte sich vor den Telefonierenden hin und verlangte dessen Portemonnaie. Als der 20-Jährige das Portemonnaie nicht aushändigen wollte, erhielt er vom Unbekannten zwei Kopfstösse gegen den eigenen Kopf. Schliesslich übergab das Opfer seinem Peiniger das Portemonnaie, worauf dieser mit dem zweiten Unbekannten, welcher die ganze Zeit daneben gestanden hatte, Richtung Bahnhof davonging. Der Überfallene musste sich in ambulante ärztliche Pflege begeben.

Die mutmassliche Täterschaft wird wie folgt beschrieben:
1. Unbekannter Mann, ca. 21-jährig, 180 bis 185 cm gross, schlank, helle Haut, schmales Gesicht, kahl geschoren, trug Jacke und Hosen ähnlich ausländischem Militärkampfanzug, sprach akzentfreies Berndeutsch.
2. Unbekannter Mann, ca. 21-jährig, ca. 190 cm gross, schlank, kahl geschoren.

Zur Klärung des Tatherganges sucht die Kantonspolizei Bern Zeugen. Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 031 634 41 11 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.

Untersuchungsrichteramt III Bern-Mittelland

(tj)

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SCHÜTZENMATTE
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bern.ch/stadtrat 9.2.09
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/eingang.2009-01-22.4992045707/view

Motion Fraktion SP/JUSO (Beat Zobrist. SP): Gestaltungskonzept Bollwerk-Schützenmatte-Hodlerstrasse (eingereicht 22.1.09)

Zwischen neu designtem Bahnhofplatz und sich mit Verkehrsberuhigungsmassnahmen in Aufwertung befindender Länggasse mutiert das Gebiet Henkerbrünnli-Schützenmatte-Boll­werk-Hodlerstrasse vom unternutzten Stadtraum zusätzlich zum Sanierungsfall. Dabei liegt das Gebiet an zentralster und attraktivster Lage (200m vom Bahnhof entfernt, Anschluss an die Altstadt). Als Car-Terminal nimmt es eine bedeutende touristische Funktion ein. Zugleich ist es mit Kunstmuseum, Reitschule und Galerien ein wichtiger Kulturstandort.

Von vielen Menschen wird das Gebiet aber als Ziel- und Durchgangsort gemieden. Man fühlt sich wegen dessen Unübersichtlichkeit und Abgetrenntheit unsicher. Es wird vorwiegend noch als Durchfahrts-und nicht als Verweil-Ort benutzt. Zufussgehende und Velofahrende sind unerwünscht und gefährdet. Der zentral gelegene Perimeter beherbergt zwar Anwaltspraxen, Verbandssitze und Restaurants, wird aber in vielen Bereichen unternutzt. Augenfälligste Fehlnutzung ist der graue Auftritt der Schützenmatte, die wie früher der Bundesplatz als banaler Parkplatz dient.

Der Gemeinderat versprach zwar an der Stadtratsitzung vom 14. Juni 2007, er wolle mit den betroffenen Anspruchsgruppen einen Planungsprozess auslösen und ein Nutzungskonzept erarbeiten. Die im Investitionsbudget 2008 bereit gestellten Gelder blieben aber ungenutzt und bis heute sind keine Strategien zu erkennen, das Gebiet aufzuwerten und zu entwickeln.

Der Trend zur weiteren Verwahrlosung und Unsicherheit dieses Perimeters muss gestoppt werden. Das Gebiet weist hinsichtlich Nutzung, Vielfalt, Wertschöpfung, Kultur, Stadtleben und Städtebau ein grosses Potenzial auf. Der Stadt Bern bieten sich hier die einmalige Chance, im Stadtzentrum neue Qualitäten zu schaffen und damit auch vorhandene Probleme zu entschärfen. Auch ohne das Eilgutareal und trotz der Planung des Tiefbahnhofes (die SBB plant auf 2025-2030 einen Tiefbahnhof und will sich ihren Handlungsspielraum bekanntlich nicht einschränken lassen) kann aus dem heutigen Unort ein Raum gestaltet werden, in dem sich Bernerlnnen und TouristInnen gerne aufhalten. Die Stadt soll in diesem unaufschiebbaren Entwicklungsprozess die Führungsrolle übernehmen.

Der Gemeinderat wird deshalb beauftragt:

1. Einen Planungsprozess zu initiieren, der den Raum Bollwerk-Schützenmatte-Hodler­stras se unter Berücksichtigung aller relevanter Interessen und Einflüsse entwickelt.

2. Dem Stadtrat einen Projektierungskredit zur Sanierung und Umgestaltung des zentralen Stadtraumes "Bollwerk-Schützenmatte" vorzulegen.


Bern, 22. Januar 2009


Motion Fraktion SP/JUSO (Beat Zobrist, SP), Nicola von Greyerz, Gisela Vollmer, Rithy Chheng, Ursula Marti, Leyla Gül, Miriam Schwarz, Corinne Mathieu, Thomas Göttin, Claudia Kuster, Hasim Sönmez, Ruedi Keller, Patrizia Mordini, Rolf Schuler, Annette Lehmann, Stefan Jordi, Beni Hirt, Giovanna Battagliero

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BOLLWERK
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bern.ch/stadtrat 9.2.09

Interpellation Rolf Zbinden (PdA): Bretter am Bollwerk: Welche Katastrophe droht der Stadt? (eingereicht 29.01.09)

Wer seit vergangener Woche den unteren Teil des Bollwerks entlangging, musste mit Erstaunen feststellen, dass Fenster mit Holzbrettern verbarrikadiert worden waren. Dies stellt eine massive zusätzliche Verschandelung eines städtischen Bereichs dar, der durch den motorisierten Individualverkehr ohnehin schon arg gebeutelt ist. Es stellt sich zudem die Frage, welchen Zweck diese baulichen Massnahmen genau verfolgen, welche Bernerinnen und Bernern - und erst recht auf der Schützenmatte eintreffenden Touristinnen und Touristen - den Eindruck vermitteln, Bern stünde am Vorabend katastrophaler Ereignisse.

Die PdA Bern kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier auf provozierende Art und Weise mit dem vielfach eingeübten Reflex gespielt wird, dass bei massiven Schutz- und Abwehrmassnahmen entsprechend massive Gefahren, Bedrohungen, Angriffe nicht fern sein können. Dass das Bedienen dieser Logik der von gemeinderätlicher Seite immer wieder beschworenen Doktrin der Deeskalation ins Gesicht schlägt, wird wohl nicht nur der PdA Bern aufgefallen sein.

Im zeitlichen Zusammenhang mit dem WEF müssen die Verbarrikadierungen am Bollwerk zudem als suggestive und denunziatorische Unterstellung und Provokation an die Adresse all jener taxiert werden, die dem Gemauschel der Mächtigen und Reichen in Davos und deren Hoffieren durch die offizielle Schweiz nichts abzugewinnen vermögen.

Deshalb will die PdA Bern vom Gemeinderat wissen:

1. ob er über die Verbarrikadierungsaktion vorgängig unterrichtet worden ist;

2. ob er sich mit diesen Formen der Inszenierung von Bedrohung anfreunden kann;

3. ob er Möglichkeiten sieht, entsprechende Stadtverschandelungen zu unterbinden;

4. ob er allfällige Möglichkeiten zu nutzen gedenkt;

5. ob er sich weiterhin dem Prinzip der Deeskalation verpflichtet fühlt.
 

Begründung der Dringlichkeit:

Und ist es - wie üblich bei dringlichen Angelegenheiten - immer schon zu spät, so erfordern doch überstürzte Massnahmen - zumindest - dringliche Interpellationen.


Bern 29. Januar 2009

 

Interpellation Rolf Zbinden (PdA), Luzius Theiler, Regula Fischer, Lea Bill, Anne Wegmüller


Die Dringlichkeit wird vorn Stadtrat abgelehnt.

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WEGWEISUNG LU/BS
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NLZ 9.2.09

Stimmvolk will mehr Sicherheit

Ein klarer Auftrag vom Volk an die Regierung: Luzern soll sicherer und sauberer werden. Jetzt brauchts noch das nötige Personal.

Von Andreas Töns

78 Prozent der Stimmenden im Kanton Luzern haben gestern Ja gesagt zu mehr Sicherheit und Ordnung im öffentlichen Raum  konkret: Ja zu schärferen Massnahmen gegen Personen, die sich um Sicherheit und Ordnung futieren.

Die Stimmbeteiligung bei der Änderung der Gesetze über Littering, wildes Plakatieren und Wegweisungen betrug 49 Prozent. 92 689 Personen hiessen die Änderungen gut, nur 26 287 Personen waren dagegen. Bemerkenswert: Auch in der Stadt Luzern lag der Anteil der Ja-Stimmen bei über 76 Prozent. Dass die Stadt tendenziell weiter links stimmt als die Landschaft, hat sich bei dieser Vorlage also nicht bewahrheitet.

Anliegen bestätigt

Die Luzerner Justiz- und Polizeidirektorin Yvonne Schärli erkannte gestern im Resultat eine gewisse Folgerichtigkeit: "Die Bevölkerung hat mit dieser Abstimmung die Anliegen bestätigt, die sie in den letzten Jahren immer wieder an die politisch Verantwortlichen herangetragen hat." Das Volk wünsche repressive Massnahmen, wenn Sicherheit und Ordnung gefährdet seien. "Die Bevölkerung", so Schärli weiter, "hat mit ihrem Ja auch den Polizeikräften das Vertrauen ausgesprochen"; offenbar teile die Mehrheit die Angst der Vorlagengegner vor Polizeiwillkür nicht.

Die städtische Polizeidirektorin Ursula Stämmer sagte gestern: "Die Bevölkerung will, dass vor allem am Bahnhofplatz in Luzern etwas geht. Wir nehmen dieses Anliegen ernst."

Die neuen Massnahmen treten zwar per sofort in Kraft, die Polizei werde den Vollzug aber noch aussetzen, so gestern Yvonne Schärli. In einer "Sensibilisierungsphase" würden Fehlbare bis im Frühling mit Infos und Hinweisen auf die neuen Gesetzesbestimmungen hingewiesen.

Die kantonale Justizdirektorin ging an einer kurzen Medienorientierung gestern auch darauf ein, dass der Vollzug neuer gesetzlicher Massnahmen zusätzliches Personal erfordert. "Mehr präventive Präsenz" sei ein erklärtes Ziel, über das man im Rahmen der Aufstockung von Kantonspolizei und Stadtpolizei rede. Die beiden Polizeikorps werden auf Anfang 2010 zusammengelegt.

Erfreut war gestern SVP-Kantonsrat Rolf Hermetschweiler, der per Motion den Wegweisungsartikel in Auftrag gegeben hatte. "Wir haben ein Problem, und jetzt sind 50 Prozent des Problems gelöst. Die anderen 50 Prozent sind eine Frage der Umsetzung."

"Menschen und Abfall"

Weniger Freude am Abstimmungsresultat hatte das Bündnis "Luzern für alle": "Menschen und Abfall wurden so auf die gleiche Stufe gestellt", formulierte Bündnis-Sprecher Oliver Renggli, "wobei der Luzerner Stimmbevölkerung die Abfallthematik wichtiger war." Es sei nicht gelungen, die vom Wegweisungsartikel Betroffenen zu mobilisieren: "Gerade Jugendliche und Randgruppen nehmen unterdurchschnittlich stark an Abstimmungen teil, offenbar auch dann, wenn direkt gegen sie gerichtete Gesetze behandelt werden."

Neben Luzern stimmte gestern auch Basel-Stadt über eine Änderung des Polizeigesetzes ab, die Wegweisungen ermöglicht. Das Ergebnis war dasselbe: Eine gute Dreiviertelmehrheit sagte Ja.

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Kommentar

Ein Gesetz für die Praxis

Es war eine interessante Auswahl, die sich den Luzerner Stimmberechtigten gestern bot: ein abstraktes Rechtsgut, die allgemeine Unschuldsvermutung, stand gegen ein konkretes Sicherheitsbedürfnis: gegen den Wunsch, auch spätabends in der Stadt angstfrei unterwegs sein zu können.

Anders gesagt: Ein ungefährdetes Gut stand gegen ein gefährdetes. Dass die Unschuldsvermutung im Rechtsstaat Luzern ausgehöhlt würde  dafür gibt es keine Anzeichen. Hingegen machen Gewaltdelikte im Luzerner Stadtzentrum in den letzten Jahren immer wieder Schlagzeilen. Passanten werden bedroht und angepöbelt  das sind objektive Gefährdungen , und sie haben Angst vor Bedrohung und Pöbeleien. Das sind subjektive Gefährdungen. Die Luzerner wollten ein Gesetz, das den Menschen nützt, nicht eines, das kaum fassbare Rechtsgrundsätze schützt.

Andreas Töns

 andreas.toens@neue-lz.ch

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Basler Zeitung 9.2.09

Zwei klare Entscheide gegen Basels Jugend

 Basel. Stimmbevölkerung sagt Ja zur Wegweisung und lehnt das Stimm-Wahlrechtsalter 16 ab

Philipp Loser, Patrick Marcolli

Viel deutlicher geht es nicht: 78,9 Prozent der Stimmbevölkerung sind für ein neues Wegweisungsgesetz, 72 Prozent lehnen die Senkung des Stimmrechtsalters ab.

"Ist ja heftig." Eben noch hatten sie nervös gewitzelt, Galgenhumor entwickelt. Als aber der Projektor die Resultate der Abstimmungen an die Leinwand im Vorzimmer des Grossen Rats strahlte, blieb den jungen Grünen und den Jusos, die gegen die Wegweisung das Referendum ergriffen hatten, erst einmal die Luft weg. "Ist ja heftig."

Das ist es in der Tat. Die beiden kantonalen Abstimmungen vom Sonntag wurden in einer seltenen Deutlichkeit entschieden. Bei einer Stimmbeteiligung von 55,6 Prozent sagten 45 927 der Stimmenden (78,9 Prozent) Ja zur Revision des Polizeigesetzes und damit zu einem neuen Wegweisungsartikel, dagegen waren 12 277 (21,1). Künftig können Störer für maximal 72 Stunden von einem öffentlichen Platz weggewiesen werden, bei schlimmen Fällen ist die Dauer auf einen Monat verlängerbar.

"Das Resultat ist ein Vertrauensbeweis für die Polizei, mit einem Wegweisungsartikel umgehen zu können", sagte ein zufriedener Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP), "Gewalt im öffentlichen Raum wird nicht toleriert." Im Nachhinein sei er glücklich, dass das Referendum und damit die Abstimmung zustande gekommen sei: "Jetzt kennen wir die Meinung des Volkes."

Klare Worte

Eine treibende Kraft hinter dem Referendum war Grossrätin Heidi Mück vom Grünen Bündnis. Sie war über die Meinung des Volks nicht gleich erbaut wie der Sicherheitsdirektor. Und trotzdem. Das Referendum zu ergreifen, sei richtig gewesen: "Während des Abstimmungskampfs haben sich viele Befürworter explizit von Citypflege distanziert." Also von der Möglichkeit, mit dem Gesetz Junkies, Bettler oder Alkoholiker aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verscheuchen.

Einer dieser Befürworter war FDP-Präsident Daniel Stolz, der mit einer Motion nach der Herbstmesse 2007, an der Jugendliche ohne rechtliche Grundlage weggewiesen wurden, die Debatte über den Wegweisungsartikel mitlancierte. "Wir haben immer gesagt: bis hierhin und nicht weiter." Auch Sicherheitsdirektor Gass distanzierte sich gestern noch einmal deutlich von einer Verschärfung des Gesetzes. "Das werden wir genau beobachten", drohte Urs Müller vom Grünen Bündnis vorsorglich an. "In anderen Städten wurde das Gesetz auch Schritt für Schritt ausgeweitet."

Negatives Bild

Ebenso niederschmetternd für die Jungen im Vorzimmer fiel das Resultat zum Stimm- und Wahlrechtsalter 16 aus: 16 855 Befürwortern (28 Prozent) standen 43 366 Gegner (72 Prozent) gegenüber. Mirjam Ballmer (Grünes Bündnis), Sebastian Kölliker (Junger Rat) und Loretta Müller (Grünes Bündnis) sagten einhellig, dieses Resultat zeige, wie negativ das Bild der Jugendlichen bei den älteren Generationen sei. "Es ist ein Rückschlag für die politisch engagierte Jugend", sagte Grossrätin Müller.

Der liberale Grossrat Conradin Cramer betonte dagegen, das Resultat sei nicht als Misstrauensvotum gegen die Jugend zu verstehen, sondern dafür, dass man das Erwachsenenalter in allen Bereichen bei 18 Jahren halten wolle. Nationalrat Peter Malama (FDP) plädierte dafür, dass sich die Jugendlichen "jetzt erst recht" einsetzen sollten, sich in der Politik Gehör zu verschaffen.

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NZZ 9.2.09

Mehrheiten für ein polizeiliches Mittel gegen Störenfriede

Deutliche Zustimmung zu Wegweisungsartikeln in Luzern und Basel-Stadt

 Wie in Bern und St. Gallen kann die Polizei nun auch in Basel-Stadt und Luzern aggressive Personen von Plätzen wegweisen.

 mjm. Überaus deutlich, fast im Verhältnis vier zu eins, mit 93 159 Ja- gegen 26 403 Nein-Stimmen, ist der Artikel für die Wegweisung in Luzern angenommen worden. Die Polizei kann nun auch hier Leute von bestimmten Plätzen wegweisen, die andere erheblich belästigen, gefährden oder ganz allgemein die öffentliche Sicherheit und Ordnung stören. In Luzern kann dies für bis zu 24 Stunden der Fall sein, in besonders schweren Fällen soll die Wegweisung maximal einen Monat gelten. Beschleunigt hat die Einführung des Wegweisungsartikels die Situation vor dem Bahnhof und dem Kultur- und Kongresszentrum in Luzern. In lauen Sommernächten mutiert der Bahnhofplatz zum Treffpunkt junger Trinker und Störefriede. Insbesondere Meldungen von Schlägereien und Gewalttaten rund um den Bahnhof beunruhigten die Bevölkerung. "Es muss etwas getan werden", lautete der Grundtenor vor der Abstimmung. Chancenlos blieb die Linke, die von einer Scheinlösung sprach und vor einem Eingriff ins Grundrecht der Bewegungsfreiheit warnte. Linke Gruppierungen hatten gegen die Vorlage das Referendum ergriffen. Die SP hatte dieses zunächst unterstützt und dann unter dem Eindruck der Sicherheitsdiskussion in der nationalen SP für die Vorlage die Ja-Parole ausgegeben.

 Gegen Littering

 Im Weiteren haben die Luzerner Stimmberechtigten einer Bestimmung gegen das Liegenlassen von Abfällen, das sogenannte Littering, zugestimmt. Littering und unbefugtes Plakatieren können mit Bussen von 40 bis 300 Franken bestraft werden. Für unbefugtes Plakatieren können auch die Auftraggeber belangt werden.

 Ein klares Ja in Basel

 ai.  Auch die Basler haben einer Gesetzesänderung zugestimmt, die es der Polizei künftig erlaubt, gewalttätige Personen von öffentlichen Plätzen wegzuweisen. Mit 45 927 befürwortenden Stimmen (78,9 Prozent) gegen 12 277 Nein fiel das Verdikt sehr deutlich aus, was zeigt, dass die öffentliche Sicherheit den Stadtbewohnern ein grosses Anliegen ist. Der Beschluss, das Polizeigesetz durch einen Wegweisungsartikel zu ergänzen, war vom Grossen Rat im Oktober gefasst worden, allerdings gegen den Widerstand der Linken. Aktiv bekämpft wurde die Gesetzesänderung aber einzig von der Linksaussen-Gruppe Basta, die das Referendum ergriff, mit ihrem Vorstoss im linken Lager jedoch keine Unterstützung fand; sowohl Sozialdemokraten wie Grüne entschlossen sich vor dem Urnengang zur Stimmfreigabe. Im bürgerlichen Lager war die Gesetzesänderung, die Polizeidirektor Hanspeter Gass (fdp.) ausgearbeitet hatte, unbestritten.

 Die neue Regelung sieht unter anderem vor, dass "gewaltbereite" Personen für bis zu 72 Stunden von einem öffentlichen Ort ferngehalten werden können, wenn sie Dritte gefährden oder ihnen eine Gefährdung androhen. In schwerwiegenden Fällen, etwa wenn Waffen im Spiel sind, kann die Polizei einem Missetäter auch ein Rayonverbot von bis zu einem Monat auferlegen. Die Wegweisungs-Frage war an der Herbstmesse 2007 akut geworden, nachdem ein Jugendanwalt einer Gruppe junger Schläger verboten hatte, sich auf dem Kasernenareal aufzuhalten; für eine solche Massnahme fehlte, wie sich herausstellte, die rechtliche Basis. Jetzt ist diese Lücke geschlossen.

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Basellandschaftliche Zeitung 9.2.09

Bevölkerung duldet keine Gewalt mehr

Wegweisungsartikel 8 von 10 Stimmberechtigten haben sich für Änderung des Polizeigesetzes ausgesprochen

Die Basler Polizei darf künftig mutmassliche Schläger für maximal 72 Stunden von öffentlichen Plätzen verweisen. Das Stimmvolk hat deutlich Ja zum Rayonverbot gesagt.

Loris Vernarelli

Mit einem derart deutlichen Resultat hätten nicht einmal die grössten Optimisten im bürgerlichen Lager gerechnet. 45 927 Stimmberechtigte (78,9%) sprachen sich für den befristeten Platzverweis aus, 12 277 (21,1%) dagegen. Damit wird das Polizeigesetz um den neuen Paragraphen 42a erweitert.

Insbesondere einer strahlte gestern im improvisierten Wahlforum im Basler Rathaus über das ganze Gesicht: Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass. "Noch am Samstagabend hatte ich spasseshalber auf 75 Prozent Ja-Stimmen getippt, und erntete damit viele Lacher aus meinem Freundeskreis. Jetzt ist der Anteil sogar noch grösser. Ich bin von diesem sensationellen Resultat überwältigt."

 Für den freisinnigen Regierungsrat könne man aus dem Abstimmungsergebnis zwei Schlüsse ziehen: Erstens sei das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit der Polizei weiterhin gross; zweitens werde Gewalt im öffentlichen Raum nicht geduldet. Sicherheit sei den Leuten wichtig. Schlussendlich sei er froh, dass das Referendum ergriffen worden sei, sagte Gass. Somit habe eine offene Debatte stattgefunden, bei der sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von der Notwendigkeit des befristeten Platzverweises überzeugen konnten.

Kein typisches links-rechts Thema

"Ein grosser Erfolg für Regierungsrat Gass" beurteilt FDP-Parteipräsident Daniel Stolz das Abstimmungsresultat. Ein Resultat, das ihn auch in dieser Deutlichkeit nicht überrascht. Gewalt sei eben ein allgegenwärtiges Thema, meint Stolz, das wolle die Linke nicht wahrhaben. Die Änderung des Polizeigesetzes sei zwingend gewesen. Schon vor der gestrigen Abstimmung war man eigentlich davon ausgegangen, dass das Rayonverbot an der Urne gutgeheissen werden würde. Dies nicht zuletzt, weil SP und Grüne Stimmfreigabe beschlossen hatten. Vielleicht auch deshalb hielt sich die Enttäuschung bei den Unterlegenen in Grenzen. "Vorlagen über strafrechtliche Themen, bei denen es um Täter und Opfer geht, haben es immer schwer. Niemand will ja für den Täter sein", versucht SP-Grossrätin Tanja Soland das aus ihrer Sicht negative Resultat zu erklären. Der Reflex der Bevölkerung, sich auf die Seite der Polizei zu schlagen, sei eben gross.

 Die Tatsache, dass bei knapp 79 Prozent Ja-Stimmen nicht nur bürgerliche, sondern auch viele Wähler aus dem rot-grünen Lager den Wegweisungsartikel unterstützt haben müssen, wertet Soland nicht als "Verrat". Das Rayonverbot sei kein typisches links-rechts Thema gewesen, denn auch SP und Grüne setzten sich für den Opferschutz ein. "Angesichts des ernüchternden Ergebnisses bin ich umso mehr froh, dass wir die erste Version des Artikels im Parlament entschärfen konnten."

 Hart mit den linken Stimmbürgern geht Basta-Grossrat Urs Müller ins Gericht. Es sei offensichtlich, dass bei diesen die Grundrechte nicht mehr im Mittelpunkt stünden. Zudem habe man sich von der Angstmacherei der Rechten beeinflussen lassen.

 Änderung des PolizeiGesetzes des Kantons Basel-Stadt (befristeter Platzverweis): Ja: 45 927 (78,9%) / Nein: 12 277 (21,1%)

 Stimmbeteiligung: 55,6%

 Stimm- und aktives Wahlrecht ab 16 Jahren in kantonalen Angelegenheiten:

 Ja: 16 855 (28%) / Nein: 43 366 (72%)

 Stimmbeteiligung: 56,5%

 Stimmbeteiligung gesamt: 56%

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20min.ch 8.2.09

Luzern: Ja zu umstrittenem Wegweisungsartikel

Im Kanton Luzern ist der umstrittene Wegweisungsartikel gutgeheissen worden. Neu kann zudem Littering mit einer Ordnungsbusse geahndet werden, und für unbefugtes Plakatieren können auch die Veranstalter belangt werden.

Die Änderung des Übertretungsstrafgesetzes und Kantonspolizeigesetzes wurde bei einer Stimmbeteiligung von 49,3 Prozent mit 93.159 Ja gegen 26.403 Nein genehmigt. Pöbelnde oder die öffentliche Ordnung gefährdende Menschen können damit von der Polizei von einem Ort weggewiesen werden. Eine Wegweisung kann formlos für höchstens 24 Stunden ausgesprochen werden, mit einer schriftlichen Wegweisungsverfügung kann sie aber im Wiederholungsfall auf maximal einen Monat ausgedehnt werden.

Das Liegenlassen von Abfällen, das so genannte Littering, wird künftig mit Bussen von 40 bis maximal 300 Franken geahndet. Für unbefugtes Plakatieren können neu auch die Auftraggeber und Veranstalter belangt werden und nicht bloss jene, die unbefugterweise Plakate aufhängen. Ein Komitee "Bündnis Luzern für Alle!" aus dem linken Lager hatte die Vorlage mit einem Referendum bekämpft. Es sprach im Zusammenhang mit dem Wegweisungsartikel von einer Scheinlösung, mit der "Anstössiges" einfach aus dem Sinn verdrängt werde sowie von Stimmungsmache auf dem Buckel von Randständigen.

Ebenfalls in einer Referendumsabstimmung wurde die Anpassung des Gemeindegesetzes an die neue Kantonsverfassung mit 76.774 Ja gegen 36.485 Nein genehmigt. Die Verfassung hält den Grundsatz fest, dass die Stimmberechtigten der betroffenen Gemeinden über eine Fusion oder Teilung ihrer Gemeinden selbst beschliessen sollen. Nach Auffassung der Gegner, dem Verein gegen Grossluzern, sollten sich die Stimmberechtigten im ganzen Kanton zu einer Gemeindefusion äussern können. Die SVP-Fraktion hatte bereits bei der Behandlung im Kantonsrat vergeblich eine obligatorische Volksabstimmung für alle Gemeindefusionen gefordert, die Zuschüsse vom Kanton erhalten.

Quelle: SDA/ATS

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ROCKER VS NEONAZIS
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20min.ch 8.2.09

Lauterach A.

Skinhead bei Streit in Biker-Club erstochen

von Urs-Peter Zwingli

Mit Baseballschläger und Messer gingen 15 Biker auf fünf Skinheads los. Ein 20-jähriger Mann starb, drei wurden schwer verletzt.

"Michi war ein friedlicher Mensch. Er hat nie Streit gesucht", sagen drei Freunde des Opfers aus Lauterach bei Bregenz. Fassungslos stehen sie vor dem Vereinslokal des Motorradclubs Outsider MC, wo die Situation wenige Stunden zuvor eskalierte.

Fünf Skinheads aus der rechten Szene hatten um 3.20 Uhr das Clubheim der Biker betreten, um ein letztes Bier zu trinken. Dann kam es aus noch ungeklärten Gründen zu einer wüsten Schlägerei zwischen den fünf Skins und 15 Bikern.

Ein 26-jähriger Biker wird laut der Vorarlberger Sicherheitsdirektion dringend verdächtigt, den 20-jährigen Skin mit einem Messer tödlich verletzt zu haben. Drei weitere Skinheads wurden durch Messerstiche und Hiebe mit einem Baseballschläger schwer verletzt und mussten notoperiert werden. "Die Auseinandersetzung dürfte durch starken Alkoholkonsum bedingt sein", sagt Elmar Marent, Vorarlberger Sicherheitsdirektor. Einen geplanten Angriff schliesst er aus. Um eine allfällige Racheaktion der Skins zu verhindern, werde man diese in Zukunft "sehr genau beobachten", so Marent. Die Tatwaffe wurde noch gestern Nachmittag von der Polizei in der Umgebung des Clublokals gefunden.

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KATH. ANTISEMITISMUS
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Spiegel 9.2.09

"Nach Auschwitz werde ich nicht fahren"

 Bischof Richard Williamson über Benedikt XVI., die Piusbruderschaft und sein Leugnen des Holocaust

14 Fragen an den Bischof der Piusbruderschaft Richard Williamson

Williamson wollte sich nicht auf ein direktes Interview einlassen, sondern bestand darauf, dass ihm die Fragen per Fax nach Argentinien geschickt wurden; seine Antworten kamen per E-Mail zurück. Sie wurden in einem Telefonat von Williamson und dem Anwalt der Piusbruderschaft bestätigt.

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SPIEGEL: Der Vatikan fordert, dass Sie die Leugnung des Holocaust widerrufen, und droht damit, Sie nicht mehr als Bischof einzusetzen. Wie werden Sie reagieren?

Williamson: Ich habe in meinem ganzen Leben immer die Wahrheit gesucht. Deshalb bin ich zum Katholizismus konvertiert und Priester geworden. Ich kann auch jetzt nur etwas erklären, von dem ich überzeugt bin. Weil ich einsehe, dass es viele ehrliche und kluge Menschen gibt, die anders denken, muss ich nun die historischen Beweise nochmals einsehen. Ich habe das ja in dem Interview mit dem schwedischen Fernsehen gesagt: Es geht um historische Beweise, nicht um Emotionen. Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen.

SPIEGEL: Wie kann ein gebildeter Katholik den Holocaust leugnen?

Williamson: Ich hatte mich mit dem Thema in den achtziger Jahren beschäftigt. Damals hatte ich verschiedene Schriften gelesen. Im Interview habe ich den Leuchter-Report zitiert, er schien mir plausibel. Nun sagt man mir, dieser sei wissenschaftlich widerlegt. Damit werde ich mich jetzt auseinandersetzen.

SPIEGEL: Sie könnten doch persönlich nach Auschwitz fahren.

Williamson: Nein, nach Auschwitz werde ich nicht fahren. Ich habe mir das Buch von Jean-Claude Pressac bestellt, auf Englisch heißt das "Auschwitz. Technique and operation of the gas chambers". Es ist nun zu mir als Ausdruck unterwegs, ich werde es lesen und studieren.

SPIEGEL: Die Bruderschaft hat Ihnen ein Ultimatum bis Ende Februar gestellt. Nehmen Sie auch einen Bruch in Kauf?

Williamson: Im Alten Testament sagt der Prophet Jona zu den Seeleuten, als das Schiff seinetwegen in schwerer Seenot ist: "Nehmt mich und werft mich ins Meer, damit das Meer sich beruhigt und euch verschont. Denn ich weiß, dass dieser gewaltige Sturm durch meine Schuld über euch gekommen ist." Die Bruderschaft hat eine religiöse Mission, die meinetwegen Schaden nimmt. Ich prüfe jetzt die historischen Beweise. Wenn diese mich nicht überzeugen, dann tue ich alles, was in meiner Kraft liegt, um unter keinen Umständen die Kirche und die Priesterbruderschaft weiter zu beschädigen.

SPIEGEL: Was bedeutet für Sie die Aufhebung der Exkommunikation durch Papst Benedikt XVI.?

Williamson: Wir wollen immer nur katholisch sein, nichts anderes. Wir haben ja keine eigenen Lehren entwickelt, sondern bewahren nur das, was die Kirche immer gelehrt und praktiziert hat. Und als in den sechziger und siebziger Jahren alles im Namen dieses Konzils verändert wurde, da war das plötzlich ein Skandal. So sind wir an den Rand der Kirche gedrängt worden, und nun, wenn das Scheitern dieser Veränderungen an den leeren Kirchen und dem überalterten Klerus deutlich wird, rücken wir wieder in die Mitte. Das ist so bei uns Konservativen: Wir behalten recht, wir müssen nur lange genug warten.

SPIEGEL: Im Vatikan wurde behauptet, man kenne Sie nicht. Ist dem so?

Williamson: Die meisten Kontakte laufen über Bischof Fellay und den Generalrat, dem ich nicht angehöre. Aber drei von uns vier Bischöfen waren 2000 bei Kardinal Castrillón Hoyos zu einem privaten Essen. Es war eher ein Kennenlernen, sicher sprachen wir auch über theologische Fragen und philosophierten ein wenig. Der Kardinal war sehr freundlich.

SPIEGEL: Zu den großen Errungenschaften der katholischen Kirche zählt das Zweite Vatikanische Konzil. Warum erkennen Sie es nicht in vollem Umfang an?

Williamson: Es ist absolut unklar, was wir da anerkennen sollen. Ein wichtiges Dokument heißt "Gaudium et spes", Freude und Hoffnung. Darin wird von der völkerverbindenden Wirkung des Massentourismus geschwärmt. Man wird von einer konservativen Gemeinschaft aber kaum verlangen können, den Ballermann gut zu finden. Dann geht es um die Ängste und Nöte. Hier wird ein Atomkrieg zwischen den Supermächten genannt. Sehen Sie, davon ist vieles schon überholt. Diese Konzilstexte sind immer wieder zweideutig. Weil keiner wusste, was das eigentlich bedeuten soll, begann kurz nach dem Konzil jeder zu tun, was er wollte. Das führt zu diesem theologischen Chaos, das wir heute haben. Was sollen wir nun anerkennen, die Zweideutigkeit oder das Chaos?

SPIEGEL: Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie die Kirche mit Ihren extremen Ansichten spalten?

Williamson: Nur die Verletzung der Dogmen, also der unfehlbaren Lehrsätze, zerstört den Glauben. Das Zweite Vatikanische Konzil hat selbst erklärt, keine neuen Dogmen zu verkünden. Heute tun die liberalen Bischöfe so, als sei es eine Art allumfassendes Superdogma, und begründen damit eine Diktatur des Relativismus. Das widerspricht den Texten des Konzils.

SPIEGEL: Ihre Position zum Judentum ist durchgehend antisemitisch.

Williamson: Der heilige Paulus formuliert das so: Die Juden sind geliebt um der Väter willen, aber unsere Gegner um des Evangeliums willen.

SPIEGEL: Wollen Sie sich bei Ihrem Antisemitismus allen Ernstes auf katholische Tradition und die Bibel berufen?

Williamson: Unter Antisemitismus wird mittlerweile sehr viel verstanden. Etwa, wenn man das israelische Vorgehen im Gaza-Streifen kritisiert. Die Kirche verstand unter Antisemitismus immer, Juden deshalb abzulehnen, weil sie jüdische Wurzeln haben. ist kirchlich verurteilt. Das versteht sich übrigens in einer Religion, deren Gründer und alle wichtigen Personen ihrer Frühgeschichte Juden waren, von selbst. Was aber wegen dieser vielen Judenchristen im Frühchristentum auch klar ist: dass alle Menschen zu ihrer Erlösung Christus bedürfen, alle Menschen, auch die Juden.

SPIEGEL: Der Papst reist demnächst nach Israel und besucht die Holocaust-Gedenkstätte. Lehnen Sie das auch ab?

Williamson: In das Heilige Land zu pilgern ist eine große Freude für Christen. Ich wünsche dem Heiligen Vater das Beste dabei. An Jad Waschem stört mich, dass dort Papst Pius XII. angegriffen wird, obwohl niemand während der Nazi-Zeit mehr Juden gerettet hat als er. Er ließ etwa Taufbescheinigungen für verfolgte Juden ausstellen, um sie vor der Verhaftung zu bewahren. Diese Fakten werden ins Gegenteil verdreht. Ansonsten wünsche ich mir, dass der Papst auch Blick und Herz für die Frauen und Kinder hat, die im Gaza-Streifen verletzt wurden, und dass er sich für die christliche Bevölkerung in Betlehem verwendet, die mittlerweile eingemauert ist.

SPIEGEL: Ihre Äußerungen haben große Verletzungen und Empörungen in der jüdischen Welt verursacht. Warum entschuldigen Sie sich nicht?

Williamson: Sollte ich erkennen, dass ich mich geirrt habe, werde ich das tun. Ich bitte jeden Menschen darum, mir zu glauben, dass ich nicht absichtlich etwas Unwahres gesagt habe. Ich war aufgrund meiner Recherchen in den achtziger Jahren von der Richtigkeit meiner Äußerungen überzeugt. Ich muss nun alles nochmals prüfen und mir die Beweise ansehen.

SPIEGEL: Erkennen Sie zumindest die universellen Menschenrechte an?

Williamson: Als in Frankreich die Menschenrechte proklamiert wurden, sind in ganz Frankreich Hunderttausende umgebracht worden. Wo die Menschenrechte als eine objektive Ordnung verstanden werden, die der Staat durchsetzen soll, da kommt es immer zu einer antichristlichen Politik. Wenn es darum geht, dem Einzelnen die Freiheit seines Gewissens gegen den demokratischen Staat zu erhalten, da erfüllen die Menschenrechte eine wichtige Funktion. Der Einzelne bedarf dieser Rechte gegen einen Staat, der sich als Leviathan geriert. Das christliche Verständnis vom Staat ist aber ein anderes, so dass die christlichen Menschenrechtstheorien mehr betonen, dass die Freiheit nicht Selbstzweck ist. Es geht nicht um Freiheit von etwas, sondern um Freiheit für etwas. Für das Gute.

SPIEGEL: Ihre Äußerungen und die Rücknahme Ihrer Exkommunikation haben weltweit Proteste hervorgerufen. Können Sie das nachvollziehen?

Williamson: Ein einziges Interview im schwedischen Fernsehen ist nun seit Wochen ein Hauptthema in Deutschland. Ja, das wundert mich schon. Ist das bei allen Gesetzesverletzungen in Deutschland so? Wohl kaum. Nein, ich bin hier nur das Werkzeug, damit gegen die Priesterbruderschaft und den Papst agiert werden kann. Offenbar hat der deutsche Linkskatholizismus es Ratzinger noch nicht verziehen, dass er Papst geworden ist.

Peter Wensierski, Steffen Winter

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Endloser Schlussstrich

 Die Kritik am Papst wächst, die Bischöfe emanzipieren sich

Ganz gegen seinen Willen hat Benedikt XVI. die Kirche verändert - und ihr zu mehr Liberalität verholfen. Denn die von ihm betriebene Öffnung zu den Ultrakonservativen hat das Papstamt geschwächt, den Apparat bloßgestellt und die liberalen Katholiken in Deutschland rebellisch gemacht.

Es war spät am Abend, als Bruder Niklaus am vergangenen Mittwoch in Paris mit der Nachtmaschine nach Buenes Aires startete. Vor ihm lag eine Mission, um die ihn niemand auf Schloss Schwandegg beneidete. In dem Schweizer Château residiert die umstrittene Priesterbruderschaft St. Pius X., deren erster Assistent im Generalrat Niklaus Pfluger ist.

Zwölfeinhalb Stunden dauert der Flug in die argentinische Hauptstadt, und so hatte Pfluger genügend Zeit, über das nachzudenken, was ihm der Generalobere Bernard Fellay mit auf den Weg gegeben hatte. Er sollte versuchen, den Holocaust-Leugner Richard Williamson zum Widerruf seiner skandalösen Thesen zu bewegen - oder ihn aller Ämter entheben.

Am Flughafen Pistarini stand schon die Limousine bereit, die Pfluger 50 Kilometer westlich nach La Reja brachte. Dort ist das Seminario Nuestra Señora Corredentora, die Wirkungsstätte des berüchtigten Bischofs. In dem prächtigen Gemäuer im Kolonialstil sollte Williamson abschwören.

Doch der Geistliche, der intern gern als exzentrischer Engländer verharmlost wird, der Beethoven liebe und ausgesprochen kultiviert und gebildet sei, hatte andere Pläne. Wenn man ihn zu sehr unter Druck setze, werde er in einem Brief an Papst Benedikt XVI. seinen Austritt aus der Bruderschaft erklären. Zeitweise glaubte man in der Schweiz, der Brief sei schon abgeschickt. Nervöse Telefonate mitten in der Nacht sollten die Lage klären.

Während man auf Schloss Schwandegg auf den Widerruf wartete, spielte Williamson Tausende Kilometer weiter auf Zeit. Er brauche eine Weile, um sich eine Meinung zum Holocaust zu bilden. Dann ging er, um die Messe zu lesen.

Am Donnerstagabend, 22.30 Uhr Ortszeit, schaltete sich Williamsons Anwalt ein. Er redete am Telefon auf seinen Mandanten ein, doch der blieb stur. Schließlich einigte man sich auf eine Frist. Bis Ende Februar will der Bischof nun ein Buch lesen, das Pfluger ihm empfohlen hat: Jean-Claude Pressacs "Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes". Der Franzose war einst selbst Geschichtsrevisionist und hat sich durch die Beschäftigung mit den Gaskammern von Auschwitz vom Gegenteil überzeugen lassen.

Doch das Buch ist vergriffen. Williamson hat sich verpflichtet, das Werk zu lesen, aber bis zum vergangenen Freitag war das Buch in Buenos Aires nicht aufzutreiben.

Das Schicksal der katholischen Kirche in den Händen eines Buchhändlers.

Die Pfluger-Mission im fernen Lateinamerika war der fast schon makabre Höhepunkt einer Woche, wie sie der Papst, der Vatikan und die 1,1 Milliarden Katholiken weltweit noch nicht erlebt hatten.

Es war eine Woche der Premieren. Am Dienstag forderte die deutsche Kanzlerin den Papst zu "Klarstellungen" auf (siehe Seite 24). Noch nie ist ein Oberhaupt der katholischen Kirche von einem deutschen Bundeskanzler so direkt kritisiert worden.

Am vergangenen Mittwoch forderte der Vatikan nach Tagen des quälenden Abwartens Bischof Williamson endlich auf, "unmissverständlich und öffentlich" seinen Auschwitz-Lügen abzuschwören. Ansonsten werde er in der katholischen Kirche kein Bischofsamt aufnehmen können.

Und ebenso unerhört war es in der Geschichte der römischen Kirche, dass ein Papst auf der Seite eins des "Osservatore Romano" erklären ließ, wie am Donnerstag voriger Woche, ihm seien die Auffassungen Williamsons "zum Zeitpunkt der Aufhebung der Exkommunizierung nicht bekannt" gewesen.

Einem Ministerialbeamten hätte man das durchgehen lassen können. Aber kaum dem Oberhaupt einer Weltkirche, wenn er nach 20 Jahren Schisma einen Gnadenakt verfügt. Das ist eine elementare Entscheidung, die gewöhnlich nur nach peinlicher Prüfung aller Dokumente erfolgt. Selbst die konservative "Frankfurter Allgemeine" sprach von einem "ungeheuren Vorgang", sich den notorisch reaktionären Piusbrüdern blind anzubiedern.

Nur Benedikt selbst schien von dem Orkan, den er ausgelöst hatte, gar nichts mitzubekommen. Am Mittwoch, bei der Generalaudienz, zeigte er sich sichtbar gutgelaunt. Schließlich war es der Abschluss seiner 20-teiligen Katechese über den Apostel Paulus. Da war der Pontifex ganz bei sich selbst, lächelte über hermeneutische Feinsinnigkeiten und sprach mit sanfter Stimme über Eusebius von Caesarea und Irenäus von Lyon. Kein einziges Wort über den Kirchensturm jenseits der Alpen, keinerlei noch so zarte Anspielung auf die erboste Kanzlerin.

Es war eine merkwürdige Aura der Entrücktheit, die den Papst bei seinem Auftritt umgab. Dabei steht er im vierten Jahr seines Pontifikats vor den Trümmern seiner bisherigen Mission. Benedikt war angetreten, um seine Kirche, diesen ihm oft "leck" und "verschmutzt" erscheinenden Kahn, zusammenzuhalten. Das tat er auf Theologenart, mit einem klaren dogmatischen Kurs.

Die deutschen Bischöfe und Kardinäle standen hinter ihm, manch einer zähneknirschend. Aber sie folgten, als es um die Schwangeren-Konfliktberatung ging, und sie verkündeten, wenn auch erkennbar lustlos, die Wiederzulassung des alten Ritus. Jetzt muss der Papst erleben, wie gerade in Deutschland die Harmonie endet und sich lange nicht mehr gehörte Vielstimmigkeit verbreitet. In allen deutschen Bistümern gibt es offene Kritik am Heiligen Stuhl, verbunden mit der Forderung, es müsse sich nun wirklich und endlich grundsätzlich etwas ändern.

Der Berliner Erzbischof und Kardinal Georg Sterzinsky forderte den Papst auf, sein Dekret zurückzunehmen: "Das muss in Ordnung gebracht werden." Sterzinsky widerspricht sogar der Vatikan-These, man habe nichts gewusst: "Von Bischof Williamson war weltweit bekannt, dass er den Holocaust leugnet."

Der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, sprach von einer "gewaltigen Panne". Auch Kardinal Karl Lehmann ging auf Distanz: "Glücklich war das nicht." Er ist besonders verstimmt, da er wie sein Kölner Amtsbruder Joachim Meisner der römischen Bischofskongregation angehört. Deren Vorsteher, der italienische Kardinal Giovanni Battista Re, hatte das Aufhebungsdekret unterzeichnet, doch die beiden deutschen Mitglieder waren weder befragt noch informiert worden.

Als wären Mündel endlich von ihrem Vormund befreit, machen deutsche Bischöfe ihrem seit Jahren angestauten Ärger über Rom nun Luft und erobern damit ein gu-tes Stück Freiraum und Unabhängigkeit von ihrer Weltkirchenzentrale. "Nun", sagt der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, ein Schüler Ratzingers, "ist der Knoten geplatzt."

Jaschke ist zuständig für Kontakte mit dem Judentum. Seinen ehemaligen Lehrmeister fordert er auf, das Verhältnis der Kirche zur erzkonservativen Piusbruderschaft grundsätzlich zu überdenken: "Man könnte doch den Prozess der Wiedereingliederung erst einmal stoppen."

Doch ob Williamson, jener (nach dem Papst) derzeit berühmteste Bischof in urbe et in orbe nun Einsicht zeigt oder ob er aus seiner eigenen Bruderschaft ausgeschlossen wird - die Kirche Benedikts ist schon jetzt kaum wiederzuerkennen, zumindest in Deutschland: Sie ist in den Zustand offener Aufmüpfigkeit eingetreten.

Ein hoher katholischer Funktionsträger im Erzbistum Berlin hält die jetzige Krise schon für "ein historisches Ereignis": "Das alte System der Kirche mit dem ungeheuren römischen Zentralismus ist binnen weniger Tage kollabiert." Ein System, "das nach außen hin hermetisch abgeschirmt ist, dessen Entscheidungen ein Katholik nicht nachvollziehen kann - das geht nicht mehr nach diesen Ereignissen".

Viele Kirchenfürsten sehen die Krise als Chance, als womöglich bleibende Machtverschiebung weg vom römischen Zentralismus. An der Basis hingegen ist die Stimmung katastrophal. Der Freiburger Dompfarrer Claudius Stoffel berichtet: "Immer mehr Menschen bekunden ihre Absicht, aus der Kirche auszutreten." Beim Amtsgericht in Krefeld haben in diesem Jahr bereits 72 Katholiken ihren Kirchenaustritt erklärt, viele mit der ausdrücklichen Begründung "wegen Bischof Williamson".

Währenddessen versuchten im Vatikan die alten Männer der Kurie verzweifelt wieder einzufangen, was nicht mehr einzufangen war. Ein Schlussstrich nach dem anderen wurde gezogen. Am vergangenen Mittwoch sah der Vatikan die Affäre als beendet an; wie auch schon eine Woche zuvor und am folgenden Samstag noch einmal, diesmal durch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.

Im Vatikan herrschte in der vergangenen Woche unwirkliche Ruhe.

"Man redet nicht miteinander und hofft, dass es bald vorübergeht. Ist ja alles längst gesagt. Mit den Juden geht's auch wieder besser, nur die Katholiken mit ihren Bischöfen machen Krach", resü-miert ein Kurialer die Stimmung hinter den Mauern.

Der Vatikan sieht sich als Opfer einer antiklerikalen Verschwörung der Medien. Eine Dokumentation lief um, das "Dossier Richard Williamson". Es ist eine Art modernes Hexenmärchen. Darin wird nahegelegt, dass zwei lesbische Aktivistinnen aus Frankreich die schwedischen TV-Reporter mit brisantem Material über Williamson versorgt hätten. Der Papst sollte durch die Ausstrahlung des Holocaust-Interviews genau zu dem 21. Januar diskreditiert werden, an dem das Dekret zur Aufhebung der Exkommunikation unterzeichnet wurde. Auch zwielichtige, liberale Kräfte im Vatikan seien an dem Komplott beteiligt gewesen.

Tatsächlich hatte der SPIEGEL bereits am 19. Januar von den Äußerungen Williamsons berichtet. Der Kurie blieben also zwei Tage, das Dekret einzufrieren und zuvor eine Klarstellung der Piusbruderschaft zu verlangen.

Williamson wurde schon, so versichern Insider der Bruderschaft, einen Tag nach der Veröffentlichung des SPIEGEL zum öffentlichen Widerruf aufgefordert - vom Generaloberen Bernard Fellay persönlich: "Er soll nun schnell die Fakten studieren und seine falschen Aussagen korrigieren. Je schneller, desto besser."

Jene in der Kurie, die keinen Sinn für Verschwörungstheorien haben, wie Kardinal Walter Kasper oder Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen, sehen die Schuld an dem PR-GAU beim Missmanagement und dem offenkundigen Versagen der apostolischen Spitzenleute und Berater.

Tatsächlich ist das aktuelle Tohuwabohu auch eine Folge ängstlicher Personalpolitik unter Papst Benedikt. Was Krisenmanagement angeht, ist die römische Kurie nicht besser aufgestellt als mancher deutscher Konzern.

Selbst Kardinal Meisner soll verzweifelt darüber sein, so berichtet ein Vertrauter aus seinem Umfeld, "dass der Apparat des Vatikans Benedikt nicht vor diesem Schaden bewahren konnte". Ratzinger habe eben zu viele Jasager installiert, treue, für ihn unproblematische Gefolgsleute. In Köln allerdings hat Meisner diese Politik des Papstes treu kopiert.

Benedikt setzt bei seiner Personalpolitik vor allem auf die Strukturen, auf das im römischen System der katholischen Kirche Bewährte. Er hat kein Gespür für Talente, vertraut eher darauf, dass sich in den Jahrzehnten einer kirchlichen Karriere schon die rechten Fähigkeiten für das anvertraute Amt einstellen werden. So wie bei ihm.

Der Papst aus Marktl am Inn suchte die neuen Mitarbeiter im Führungsstab des Vatikans in seiner Nähe. Zu seinem eigenen Nachfolger in der Glaubensbehörde bestimmte Benedikt den Erzbischof von San Francisco, William Levada. Levada hatte sich in Kalifornien heftig gegen Homo-Ehen und die weltliche "Kultur des Todes" eingesetzt, die Abtreibungsregelungen.

Seit Benedikt XVI. im Amt ist, wurden weltweit etwa 500 neue Bischöfe ernannt, rund ein Zehntel der 5000. Auch hier förderte er, wo es nur ging, vor allem die Karrieren von verdienten, älteren Herren der Kirche. Meist liegt das Alter der in die Leitungsfunktionen der Kirche Beförderten zwischen 50 und 70 Jahren. Jenseits von Leistung und Geschicklichkeit steigt man eher durch Unauffälligkeit, Lautlosigkeit und Romtreue auf der klerikalen Karriereleiter nach oben.

Die nationalen Bischofskonferenzen fühlen sich gegenüber dem Papst weitgehend entmündigt, wenn es um die Besetzungen geht. Wenn der Papst einen Favoriten durchsetzen will, dann kann er das. So ist es auch beim jüngsten Konflikt in Österreich, im Bistum Linz (siehe Seite 22).

Anfang 2006 besetzte er vier Bischofsstühle in Argentinien. Doch die dortige Bischofskonferenz hatte selbst nur einen Kandidaten der vier gewollt. Der Vorsitzende der argentinischen Bischofskonferenz, Kardinal Jorge Bergoglio, reiste extra nach Rom, wartete lange auf eine Audienz und kehrte dann dennoch unverrichteter Dinge wieder zurück. Benedikts konservative Favoriten hatten nicht einmal auf den sogenannten Dreierlisten gestanden, die sein Nuntius nach Rom eingereicht hatte. Üblicherweise werden zu jeder freien Bischofsstelle drei mögliche Kandidatennamen nach Rom gesandt.

In Polen allerdings missglückte im Januar 2007 die Besetzung des Erzbischofsstuhls in Warschau, bevor Benedikts Favorit überhaupt sein Amt richtig antreten konnte. Der Kandidat soll einst ein Spitzel des polnischen Geheimdienstes gewesen sein. Am Tag des feierlichen Einführungsfestaktes musste Stanislaw Wielgus seinen Rücktritt bekunden.

Auch in diesem Fall hatten der päpstliche Mitarbeiterstab und alle in der Vatikan-Hierarchie verantwortlichen Personen schlicht versagt. Auch damals fragte sich der mitzuständige Präfekt der Bischofskongregation Kardinal Re, "wie das überhaupt passieren konnte". Das kirchliche Headhunting war schiefgelaufen.

Die jüngste Krise hat allen in der Kurie Auftrieb gegeben, die eine Professionalisierung der Arbeit fordern. Der Papst, so regte Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen an, brauchte etwa dringend eine Art Kabinett. Damit könnten allzu einsame Entscheidungen eines latent Unfehlbaren vermieden werden.

Doch Papst Benedikt hat die "veritas" immer über die "libertas" gestellt, die Wahrheit über die Freiheit des Denkens. Die längst nicht abgeschlossene Affäre um die Piusbrüder hat diese Ordnung durcheinandergebracht. Ein sturköpfiger Verein von "wahren Katholiken" hat, nolens volens, einen Prozess in Gang gesetzt, der zu mehr Freiraum in der über 1000-jährigen Struktur der Kirche führen kann.

Nun wartet die katholische Welt also, dass irgendwo in einem Vorort von Buenos Aires ein 68-jähriger Bischof ein Buch über Gaskammern zu Ende gelesen hat. Und wenn er es nicht tut, dann wartet man eben etwas länger, über eine Milliarde Katholiken und ein Papst.

Alexander Smolcyk, Peter Wensierski, Steffen Winter

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FRANKREICH
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linksunten.indymedia.org 9.2.09

Frankreich wird zum Polizeistaat

Verfasst von: Autonomes Medienkollektiv Freiburg

In Frankreich nimmt die Repression gegen Linke und MigrantInnen immer weiter zu. Gegen die zunehmende Überwachung und die repressiven "Anti-Terror-Gesetze" und für die Zerstörung der Abschiebeknäste und die Freilassung der Gefangenen gab es am 31. Januar 2009 einen Aktionstag in Paris.
http://linksunten.indymedia.org/de/node/263

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GRIECHENLAND
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Freies Sender Kombinat (Hamburg) 31.1.09 (Upload 8.2.09)

Griechenland: "Es ist noch nicht vorbei..." (I)

Aus den hiesigen Medien so gut wie verschwunden, ist die Straße in Griechenland noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Warum auch? Die Gründe sind in Griechenland immer noch allgegenwärtig. Doch was waren diese eigentlich? Unsere Sendung will Informationen zur Diskussion stellen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu haben und hofft auf eine tiefer greifende Auseinandersetzung mit Griechenland als "unsere Pflicht ist es, die Chaoten zu isolieren".

I: http://www.freie-radios.net/mp3/20090208-griechenland-26221.mp3 (58.20 Min.)
II: http://www.freie-radios.net/mp3/20090208-griechenland-26219.mp3 (60:05 Min.)
III: http://www.freie-radios.net/mp3/20090208-griechenland-26218.mp3 (61.38 Min.)

(Qualität Aufnahmen leider mässig gut...)

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ANTI-ATOM
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Bund 9.2.09

Atomausstieg: Stadt bleibt unverbindlich

Stadt Bern Energie Wasser Bern (EWB) soll sich schrittweise aus der Produktion und dem Verkauf von Atomstrom zurückziehen, fordert die Fraktion GB/JA! in einer Motion, welche am 19. Februar im Stadtrat behandelt wird. "Der Rückzug aus der Atomenergie soll spätestens auf den Ablauf der ordentlichen Lebensdauer des AKW Gösgen 2019 abgeschlossen sein", lautet der Kernsatz des Vorstosses.

Mit der Motion wird der Gemeinderat aufgefordert, die Eigentümerinnen-Strategie für EWB so zu überarbeiten, dass sie der Gemeindeordnung entspricht. Energie Wasser Bern soll sich neu so ausrichten, dass der heutige Atomstromanteil durch Programme zur Erhöhung der Verbrauchseffizienz und durch die Erhöhung des Produktionsanteils erneuerbarer Energien (zum Beispiel Windenergie) ersetzt werden kann. Schliesslich soll zur Erreichung der strategischen Ziele mit anderen schweizerischen Stadtwerken zusammengearbeitet werden.

"Der Gemeinderat begrüsst die Stossrichtung der Motion", heisst es in der Antwort der Regierung. Der geforderte Weg werde in den laufenden Diskussionen zur Anpassung der Energiestrategie einfliessen. Dennoch lehnt der Gemeinderat den Vorstoss in dieser Form ab. Die Forderung würde die Möglichkeiten von EWB im liberalisierten Strommarkt "einseitig beschneiden", schreibt die Regierung und beantragt darum, die Motion in ein unverbindliches Postulat umzuwandeln.

GB und JA! aber sind entschlossen, in der Energiepolitik Dampf zu machen. Erst vor einem Monat kam die Initiative "EnergieWendeBern" der beiden Fraktionspartner zustande, die ebenfalls eine Stadt ohne Atomstrom verlangt. In Bern liege der Anteil der nicht erneuerbaren Energien derzeit bei 60 Prozent, erklärten sie. Die Städte Zürich und Basel seien ungleich weiter. Basel komme ohne Atomstrom aus und Zürich verkaufe bereits 57 Prozent atomfreien Strom. (pas)