MEDIENSPIEGEL 13.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- (St)Reitschule: Bedingungsloser Rückzug gefordert
- Vorplatz-Lärm-Limits
- Drogenanlaufstelle: bürgerliche Verhinderungspoltik
- Blinde Insel: Eine andere Welt
- Voodoo Rhythm und die BürokratInnen
- Traktanden Stadtratssitzung 19.2.09
- Burgergemeinde umstritten
- Nestlé/Securitas: Pseudo-Legales Spitzeln
- Heks in Aufruhr
- Notwehr-Tipps
- Anti-Atom: Gegen neue AKWs

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Fr 13.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: If I Go, Salem Salvati, Iran 2007, 30 Min. Insan-i Kamil - Der Weise im Tal, Buket Aydin, Türkei 2007, 60 Min
22.00 Uhr - SousLePont - Big Bang Boogie (BL) & The Twobadours (BE). Stil: Rock, unplugged & FolkRock
22.00 Uhr - Dachstock/ifluss - SAVE VOODOO RHYTHM! - The Monsters & Allschwil Posse in Concert & The Seniles (ZH), Big Bankg Boogie, Twobadours & Sonic Nightmares DJ Team

Sa 14.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: White Mountain, Taha Karimi, Iran 2006, 30 Min. Dol - Tal der Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan / Frankreich / Deutschland, 2006, 94 Min
23.00 Uhr - Dachstock - Ballroom Blitz: We are Terrorists (FRA), DJ‘s Kidkuts (GER) & Fernweh. Stil: Electro/Electroclash

So 15.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Der kleine Tod - der weibliche Orgasmus Dokufilm von Sophie Jeaneau, 2006, 46min, dt. Das höchste der Gefühle - Der männliche Orgasmus Dokufilm von Yvonne Debeaumarché, 2006, 42min, dt.
19.00 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf

Infos: www.reitschule.ch

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(ST)REITSCHULE
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bernerzeitung.ch 13.2.09

Neue Leitung der Reithalle gefordert

In einer dringlichen Motion fordert die Fraktion von BDP und CVP im Berner Stadtrat am Donnerstag, dass die Leitung der Reitschule ausgewechselt wird. Sorge machen den Motionären die Sicherheitsprobleme. Die Reitschulbetreiber reagieren und fordern den bedingungslosen Rückzug der Motion.

"Die Motion sagt Ja zu Kultur in der Reitschule, aber nein zu Krawallen und Kriminalität", ist auf der Internetseite der CVP Stadt Bern zu lesen. Gefordert wird eine "Innen- und Aussenrenovation" der Reitschule. Die Fraktion wünscht einen Wechsel bei der Führung des Kulturbetriebs.

Die Betreiber der Reitschule fordern die Motionäre auf "dem Betrieb nicht undemokratische Strukturen aufzuzwingen". Wer der Reitschule bei der Bewältigung von Problemen helfen will, soll die wahren Probleme der Stadt lösen wie eine zweite Drogenanlaufstelle zu realisieren oder etwas gegen die Wohnungsnot zu tun.

Schlagabtausch zu Drogenpolitik

Die BDP/CVP Fraktion verabschiedet zudem eine dringliche interfraktionelle Motion unter dem Titel: "Alternativen zu einer zweiten Drogenanlaufstelle". Kritisiert wird das krampfhafte Festhalten an einer zweiten Drogenanlaufstelle. Die Motionäre wollen ein Konzept sehen und verlangen klare Abmachungen zwischen Süchtigen und Behörden, konsequenter Einsatz von Polizei und Sicherheitskräften und den Austausch zwischen Schweizer Städten.

Diese Motion wird von den Reitschulbetreibern heftig kritisiert. In einer Mitteilung steht:" Die Reitschule Bern verurteilt die bürgerliche Verhinderungsstrategie in der Drogenpolitik".

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BZ 13.2.09

Unruhe nimmt zu

Die Reitschulbetreiber lehnen die Vorschläge der BDP/CVP ab. Sie zeugten von einer verantwortungslosen Grundhaltung.

Die BDP/CVP-Fraktion hat gestern eine Motion, die zur Beruhigung der Situation beitragen soll, eingereicht. Postwendend kritisierte die Mediengruppe der Reitschule die Stossrichtung, auf ein zweites Fixerstübli sei zu verzichten. Sie zeuge "schon fast" von einer verantwortungslosen Grundhaltung. Die Mediengruppe argumentiert, mit der Anlaufstelle sei allen geholfen: den Drogensüchtigen, der Reitschule, den Anwohnern und Anrainern des Grossraums Schützenmatte/Bollwerk.

Auch die in einer zweiten Motion formulierte Idee, in der Reitschule eine neue Geschäftsleitung einzusetzen und den Vertrag mit der Interessengemeinschaft Reitschule (Ikur) aufzulösen, wird vehement abgelehnt. Das Communiqué gipfelt in der Forderung, die beiden Motionen seien zurückzuziehen. Unterstützung erhalten die Reitschulbetreiber von der Jungen Alternative. Auch sie wendet sich in einer Mitteilung klar gegen die bürgerlichen Vorstösse.

Bereits nächste Woche diskutiert der Stadtrat über die Reitschule. Zur Diskussion steht eine GFL/EVP-Motion, die strengere Regeln einführen will und allenfalls Sanktionen, wenn sie nicht eingehalten werden.
cab

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reitschule.ch 12.2.09

Bern, 12.2.09

Medienmitteilung der Reitschule Bern zur Motion Schneider ("Renovation Reitschule, Innen und Aussen")

Die Reitschule Bern hat von der Motion Schneider Kenntnis genommen und lehnt sie ab.

Es freut uns, dass sich bis tief ins bürgerliche Lager Politiker und PolitikerInnen Sorgen um das Thema Sicherheit machen. Das tut die Reitschule Bern schon lange und handelt auch entsprechend. Um die komplexe Gewaltproblematik im Raum Bierhübeli - Bahnhof/Grosse Schanze - Innen-/Altstadt anzugehen, braucht es aber erfahrungsgemäss realistische Lösungsansätze und nicht populistische Rundum- und Kahlschläge gegen die Reitschule-Strukturen wie dies die MotionärInnen vorschlagen.

Die Reitschule Bern kritisiert die in der Motion vorgeschlagene Verstaatlichung der Errungenschaften ! der von den basisdemokratischen Strukturen der Reitschule aufgebauten Kultur- und Begegnungsräume. Es scheint fast, dass sich die MotionärInnen die Früchte der in den letzten 21 Jahren geleisteten kulturellen, sozialen und politischen Arbeit aneignen wollen.

Die bürgerliche Kritik an der von uns seit mehr als 21 Jahren gelebten und bewährten Basisdemokratie in der Reitschule mag vielleicht aus marxistischer Sicht zutreffend sein. Wenn die MotionärInnen sich noch nicht bereit fühlen für Basisdemokratie in ihrem eigenen Alltag, haben wir Verständnis dafür. Aber dies ist noch lange kein Grund, uns diese zu verbieten und mit absurden Behauptungen Tatsachen herbei zu lügen, die keine sind.

Wer der Reitschule Bern bei der Bewältigung von Problemen helfen will, sollte ihr nicht paternalistisch undemokratische Strukturen aufzwingen, sondern sollte mithelfen, die anstehenden wahren Probleme in Stadt! und Kanton Bern zu lösen (dringend benötigte 2. Drogenanlaufstelle, Vertreibungspolitik, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, unnötige und überteuerte Polizeieinsätze, Finanzkrise, Arbeitsplatzabbau etc.).

Wir fordern deshalb die MotionärInnen auf, die Motion "Renovation Reitschule, Innen und Aussen" bedingungslos zurückzuziehen.

Mit freundlichen Grüssen

Mediengruppe
Reitschule Bern


P.S.:
Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf den Offenen Brief an die GFL vom 9.6.08:
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/08-06-09-offenerbriefangfl.html

P.S. 2:
Der "Gordische Knoten", den die MotionärInnen in ihrer gestrigen Medienmitteilung mit roher Ge! walt zerstören wollten, ist nicht nur eine griechische Sage, sondern auch ein Spiel, eine Übung in der Gruppendynamik zur Verbesserung von Problemlösungsstrategien, von Kooperation und Kommunikation, zum Abbau von Berührungsängsten.
(siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Gordischer_Knoten_(Spiel))

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VORPLATZ
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Bund 13.2.09

Lärm-Limits für den Vorplatz

Für die Konzerte auf dem Vorplatz der Reitschule gebe es keine Sonderrechte, sagt Statthalterin Regula Mader.

Bernhard Ott

Die Reitschul-Betreiber haben gestern in einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass sie für die Konzerte auf dem Vorplatz ein "Bewilligungsgesuch für den Sommer 2009" einreichen werden. Sie reagieren damit auf einen Vorstoss von Philippe Müller (fdp), der sich nach der Bewilligungspraxis im Sommer 2008 erkundigt hat. Nach Angaben der Gewerbepolizei wurde damals für kein Konzert eine Bewilligung ausgestellt ("Bund" von gestern).

Laut Statthalterin Regula Mader geht es zurzeit aber noch nicht um die Bewilligungsfrage. Die Reitschulbetreiber hätten bis Mitte Februar Zeit, zu gewissen Auflagen für die Vorplatz-Konzerte Stellung zu nehmen. So müssten sie vor jedem Anlass eine Lautsprecher-Bewilligung bei der Gewerbepolizei einholen und die maximalen Dezibel-Grenzwerte melden. Konzerte an Wochenenden seien zweimal monatlich bis 23 Uhr erlaubt und dürfen den Grenzwert von hundert Dezibel nicht überschreiten. Werktags seien Konzerte bis 22 Uhr erlaubt. Der Lärm-Grenzwert betrage 96 Dezibel. Zweimal in der Woche sei eine Beschallung bis 100 Dezibel möglich. Sie habe den Reitschulbetreibern klar gemacht, dass es "keine Sonderrechte" gebe, sagt Mader. Die genannten Regelungen seien für Freiluft-Veranstaltungen im Rahmen der gastgewerblichen Bewilligung üblich. "Werden die Regelungen abgelehnt oder missachtet, werde ich einen Entzug der Bewilligung prüfen", sagt Mader.

BDP/CVP wird der Lüge bezichtigt

Die Reitschulbetreiber haben gestern die Fraktion BDP/CVP zudem aufgefordert, ihre Motion zur Einsetzung einer Geschäftsleitung im Kulturzentrum zurückzuziehen. Sie sehen darin den Versuch einer "Verstaatlichung" und werfen der BDP/CVP vor, "Tatsachen herbeizulügen, die keine sind." Die Gewaltproblematik rund um die Reitschule sei "komplex" und bedürfe keiner "populistischen Rundumschläge" gegen die Reitschulstrukturen. Einen Rückzug des "unbedarften" BDP/CVP-Vorstosses fordert auch die Junge Alternative (JA). (bob)

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News 13.2.09

Aus für Musik vor Reitschule?

Bern. Um die Berner Reithalle tobt ein weiterer Streit: Die FDP des Stadtparlaments wirft der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Ikur vor, sie habe im letzten Sommer auf dem Vorplatz etliche Konzerte ohne Bewilligung durchgeführt.

Co-Fraktionspräsident der FDP, Philippe Müller, will den Gemeinderat mit einem Vorstoss dazu bringen, in diesem Jahr durchzugreifen. Die Reitschule habe sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Gesuche einzureichen, schreibt Müller.

Die Reitschule wehrte sich gestern dagegen: "Hätte sich Herr Müller seriös informiert, wüsste er, dass die Reitschule in dieser Frage seit Dezember 2008 mit Regierungsstatthalterin Regula Mader im Gespräch ist", heisst es in einer Mitteilung. Ein Gesuch für diesen Sommer werde nächste Woche eingereicht. dg.

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reitschule.ch 12.2.09

Bern, 12.2.2009

Medienmitteilung zur Bewilligungsfrage Vorplatz

Die Reitschule Bern hat aus den Medien vom geplanten Vorstoss von Philippe Müller (FDP) bezüglich der Bewilligungsfrage in Sachen "Beschallungsveranstaltungen" auf dem Vorplatz erfahren.

Hätte sich Herr Müller seriös informiert, wüsste er, dass die Reitschule Bern in dieser Frage seit Dezember 2008 mit Regierungsstatthalterin Regula Mader im Gespräch ist. Ein Bewilligungsgesuch für den Sommer 2009 wird - wie mit Frau Mader im Dezember 2008 vereinbart - nächste Woche eingereicht werden.

Im weiteren ist es nicht richtig, dass die Reitschule im Sommer 2008 die Bewilligungsgespräche abgebrochen hat, wie dies im Bund vom 12.2.09 behauptet wird.
Richtig ist, dass diese Frage Thema an den regulären Stadtgespräche war. Diese fan! den aber bekanntlich aufgrund der "Denkpause" von Gemeinderat und Stadtverwaltung seit Spätsommer 2008 nicht mehr statt.


Mit freundlichen Grüssen


Mediengruppe
Reitschule Bern

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fdp-stadtbern.ch 12.2.09

Dringliche Interpellation Fraktion FDP (Philippe Müller)

Keine Bewilligung der Reitschule - und der Gemeinderat schaut weg?

Während der wärmeren Jahreszeit fanden im vergangenen Jahr verschiedene Musikveranstaltungen und andere akustisch relevante Aktivitäten auf dem Vorplatz der Reitschule statt.
Mehrere Anwohner haben sich offenbar beschwert. In seinem Antwortschreiben vom 2. Juli 008 (Beilage) an einen Anwohner bestätigt der Gemeinderat, dass bis Ende April keine übermässigen Lärmbelästigungen entstanden seien, dass sich dies aber ab Mai (als es wärmer wurde) geändert habe. Und dann schreibt der Gemeinderat - Entschlossenheit markierend - : "Eine Bewilligung haben die Betreibenden bislang [d.h. bis 2. Juli] nicht eingeholt. Die Erteilung einer solchen wäre nicht grundsätzlich ausgeschlossen, wäre aber selbstverständlich an die strengen, gesetzlichen Vorgaben gebunden. Es gelten, wie für alle Musikveranstaltungen, die Lärmschutzvorschriften mit den entsprechenden Ruhezeiten und Belastungsgrenzwerten." Und: "Der Gemeinderat toleriert keine Widerhandlungen gegen die Lärmvorschriften."
Die Realität ist offenbar eine andere. Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim Gemeinderat auseinander. Eine Bewilligung einzuholen ist offenbar ein Akt der Freiwilligkeit. Die "strengen, gesetzlichen Vorgaben" gelten "selbstverständlich" - auf dem Papier. Beiliegend finden sich
- Medienhinweise auf eine Reihe von Veranstaltungen auf dem Vorplatz der Reitschule - vor und nach dem besagten Schreiben des Gemeinderates vom 2. Juli 2008
- das persönliche Protokoll eines Anwohners, das zeigt, wie lange einerseits die Veranstaltungen teilweise gingen (04.55h, 06.40h…), anderseits wie die Polizei reagierte.

Veranstaltungen auf dem Vorplatz der Reitschule gehen in Ordnung. Voraussetzung ist allerdings, dass die entsprechende Bewilligung vorab eingeholt wird, was - wie der Gemeinderat selbst schreibt - zumindest nicht immer der Fall war, und dass die gesetzlichen Lärmschutzvorschriften eingehalten und durchgesetzt werden.
Es ist unverständlich, wenn der Gemeinderat selbst festhält, dass dies nicht geschieht - und er dabei tatenlos zusieht. Es ist der Gemeinderat, der die Stadt gegenüber den Betreibern der Reitschule vertritt. Der Gemeinderat hat die vertraglich vereinbarten (und die gesetzlichen) Bestimmungen durchzusetzen. Genau so wie in anderen Bereichen auch.

Wir richten folgende Fragen an den Gemeinderat:
1. Für welche Veranstaltungen in beiliegenden Protokoll/Veranstaltungshinweisen wurde vorab eine Bewilligung eingeholt und für welche nicht?
2. Weshalb nicht für alle (Begründung Betreiber = Vertragspartner der Stadt)?
3. Was hat der Gemeinderat dagegen unternommen?
4. Wie kann der Gemeinderat im gleichen Schreiben an einen Anwohner von den "strengen gesetzlichen Voraussetzungen für die Erteilung einer Bewilligung" sprechen und gleichzeitig lapidar festhalten, dass keine Bewilligung eingeholt wurde? Erachtet der Gemeinderat die Einholung einer Bewilligung als freiwilligen Akt?
5. Gab es Widerhandlungen gegen die Lärmschutzvorschriften? Wurden die Ruhezeiten und die Belastungsgrenzwerte eingehalten? Wurde das gemessen?
6. Was hat der Gemeinderat gegen allfällige Widerhandlungen (die er ja angeblich "nicht toleriert") unternommen?
7. Hat die Polizei nach Meinung des Gemeinderates richtig interveniert? Was könnte sie allenfalls anders/besser machen?
8. Wie ist das Problem zu lösen, auch im Hinblick auf die kommende warme Saison?

Begründung der Dringlichkeit:
Das Problem ist ungelöst - gesetzliche und vertragliche Vorschriften werden offenbar, zum Nachteil von Anwohnern, nicht eingehalten. Das Problem muss jetzt umgehend angegangen werden, bevor (in der wärmeren Jahreszeit) wieder solche Veranstaltungen auf dem Reithalle-Vorplatz stattfinden.

Bern, 12.2.2009

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DROGENPOLITIK
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reitschule.ch 12.2.09

Bern, 12.2.09

Medienmitteilung zur städtischen Drogenpolitik

Die Reitschule Bern verurteilt die bürgerliche Verhinderungsstrategie in der Drogenpolitik (Interfraktionelle Motion "Alternativen zu einer 2. Drogenanlaufstelle")

Die Reitschule Bern verurteilt den wiederholten Versuch des bürgerlichen Lagers, die Eröffnung der u.a. auch hinsichtlich der Situation auf der Schützenmatte dringend benötigten 2. Drogenanlaufstelle zu verhindern. Der Vorstoss zeugt u.E. schon fast von krimineller Energie und einer verantwortungslosen Grundhaltung. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf Art. 11 der stadtbernischen Gemeindeordnung:


Gemeindeordnung Art. 11
Art. 11   Soziale Sicherheit
1 Die Stadt fördert! die Vorsorge und Selbsthilfe der Einwohnerinnen und Einwohner. Sie anerkennt die private Betreuung.
2 Sie sorgt zusammen mit öffentlichen und privaten Organisationen für hilfsbedürftige Menschen, schützt sie und fördert ihre soziale Integration. Sie schafft Rahmenbedingungen, die allen Menschen in der Stadt ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
3 Sie unterstützt oder betreibt soziale Einrichtungen.


Auch die bürgerlichen Kräfte in der Stadt Bern haben eine rechtliche und soziale Mitverantwortung für die gesundheitliche und menschenwürdige Grundversorgung der Drogenabhängigen.

Mit einer 2. Drogenanlaufstelle ist allen geholfen: den Drogensüchtigen, der Reitschule, den AnwohnerInnen und AnrainerInnen des Grossraums Schützenmatte/Bollwerk und allen anderen Betroff! enen.

Die Reitschule Bern fordert deshalb die MotionärInnen auf, die Motion zurückzuziehen.

Bis zur Eröffnung der zweiten Drogenanlaufstelle ist es unerlässlich, die Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse bis mindestens Mitternacht zu verlängern. Die Reitschule Bern fordert deshalb die Verantwortlichen auf, diese gesundheits- und sicherheitspolitische Massnahme umgehend umzusetzen.


Mit freundlichen Grüssen

Mediengruppe
Reitschule Bern

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fdp-stadtbern.ch 12.2.09

Dringliche interfraktionelle Motion: Pascal Rub (FDP), Vania Kohli (BDP/CVP),
Barbara Streit (EVP), Jan Flückiger (GLP), Erich Hess (SVP+)

Alternativen zu einer 2. Drogenanlaufstelle

Die Überlebenshilfe ist ein wichtiger Pfeiler der Drogenpolitik. In Bezug auf die Anlaufstelle in Bern steht seit längerer Zeit die Frage im Raum, mit welchen Massnahmen man die bestehende Belastung und Dynamik im Umfeld der Reithalle in den Griff bekommt. Es stellt sich die Frage, ob einzig die Eröffnung einer zweiten Anlaufstelle der beste Weg aus der schwierigen Berner Situation ist.

Aktuell verfügt die Stadt Bern über eine einzige zentrale Anlaufstelle für Drogensüchtige. In anderen Schweizer Städten gibt es zum Teil dezentrale Anlaufstellen. Dezentrale Anlaufstellen sind jedoch nicht automatisch eine Antwort auf die aktuellen Probleme in Bern. Die Ansätze in anderen Städten unterscheiden sich nämlich auch hinsichtlich der eingesetzten Prozesse (z.B. Casemanagement) und hinsichtlich der Toleranz gegenüber dem Drogenhandel.

Während man in Bern der Drogenhandel auf dem Vorplatz und der Umgebung toleriert, wird dieser in anderen Städten im Umkreis der Anlaufstellen konsequent unterbunden. Der Berner Gemeinderat hat in Aussicht gestellt, den Drogenhandel an der Murtenstrasse 26 nicht zuzulassen, die gängige Praxis an der Hodlerstrasse aber weiter zu führen. Ob zwei unterschiedliche Regime bei der gleichen Klientel durchsetzbar und auch sinnvoll sind, ist höchst fraglich.

Bevor der Gemeinderat beschliesst, eine zweite Anlaufstelle zu eröffnen, bitten wir folgende Massnahmen zu evaluieren

1. Prüfung des Umgangs in Zürich mit dem Kleinhandel im Umfeld der Anlaufstellen. In Zürich ist der Vorplatzhandel weder erlaubt, noch wird er toleriert.
2. Der Gemeinderat informiert sich über die Zusammenarbeitsformen der Zürcher Polizei mit der Leitung der Anlaufstellen betreffend Handel und illegalem Konsum in der Umgebung der Anlaufstellen.
3. Evaluation der Konsumfrequenz der Anlaufstellen Benützerinnen und Benützer, Erarbeitung konkreter Möglichkeiten um diese Frequenz zu verkleinern.
4. Evaluation der Massnahmen, welche in Zürich dazu geführt haben die Anlaufstellen abends um 20 Uhr zu schliessen, ohne dass es zu einer Konsumverdrängung in den öffentlichen Raum gekommen ist.
5. Der Gemeinderat informiert sich über die Casemanagement-Massnahmen von Basel und Zürich, insbesondere prüft er das Basler Modell eines verbindlichen Casemanagement mit Einbezug der Polizei mit allen involvierten Stellen.

Wir fordern den Gemeinderat auf, diese Fragen zu klären und dem Stadtrat in einem Bericht die Erkenntnisse aus der Evaluation aufzuzeigen. Ferner fordern wir den Gemeinderatrat auf, auf eine Eröffnung einer zweiten Drogenanlaufstelle zu verzichten, bis die Evaluation abgeschlossen ist und die Finanzierung einer allfälligen zweiten Anlaufstelle abschliessend geklärt ist.

Begründung der Dringlichkeit:
Gemäss den Verlautbarungen des Gemeinderates gegenüber den Medien, plant der Gemeinderat, die zweite Drogenanlaufstelle noch im Sommer 2009, auch ohne Kantonsbeiträge, zu eröffnen.

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BLINDE INSEL
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BZ 13.2.09

Blinde Insel

Zu Besuch in Jolanda Gehris Welt

Susanne Goldschmid

Jolanda Gehri arbeitet ab heute bis am 28. März im Restaurant Blinde Insel in der Grossen Halle der Reitschule. Die Bernerin bewirtet bereits zum sechsten Mal Sehende im Dunkeln. Aussergewöhnlich ist die Finsternis nur für Letztere.

"Was glaubst du, wie lange es dauert, bis wir die Leute alle drin haben?", scherzt Jolanda Gehri. Sie bahnt sich ihren Weg durch den Eingang aus Plastikplanen, ihr schwarzer Labrador zieht an der Leine. "Tiara kennt den Weg noch von letztem Jahr", erklärt die 54-Jährige. Jetzt steht sie im hell erleuchteten Raum, bald wird es hier dunkel sein. Doch für Jolanda Gehri macht das keinen Unterschied. Sie ist blind.

In einer Polonaise geht es ab in das Zirkuszelt, das in der Grossen Halle der Reitschule steht. Auf dieser "Blinden Insel" dinieren Sehende im Dunkeln. Für die Gäste ist hinter dem Eingang Schluss mit Sehen, nun herrscht pechschwarze Nacht für alle. Dank Jolanda Gehri sind sie jedoch nicht ganz aufgeschmissen. Sie bewirtet mit ihren blinden und sehbehinderten Kollegen die Gäste im Restaurant Blinde Insel. "Wenn ich die Gäste empfange, denke ich manchmal: So, jetzt bin ich mal am längeren Hebel."

Denn in der Grossen Halle betreten sie Jolanda Gehris Welt. Eine, in der getastet, gehört, gerochen und geschmeckt, aber niemals gesehen wird. "Normalerweise helfen mir die Menschen. Hier ist es umgekehrt", erklärt sie. Es sei gut, den normal Sehenden ihre Welt zeigen zu können. Damit werde vielleicht ein paar Gästen klar, dass sie auch ohne Sehen miteinander kommunizieren und leben können.

 Stimmen als Orientierung

Jolanda Gehri inspiziert mit ihren Arbeitskollegen das Restaurant im Zirkuszelt. Am Boden markieren - bei Licht gut sichtbar - Klebestreifen den Standort der Tische. Die Kellnerinnen und Kellner besprechen, wer wo servieren wird. Jemand beanstandet die Höhe der Lautsprecher. Daran würden sich die Gäste auf jeden Fall ihre Köpfe stossen. Den Sehbehinderten passiert das kaum, einmal erkannt, sind Hindernisse gespeichert. So viel zur Theorie. Sobald die Kundschaft da ist, steigt der Geräuschpegel, der Raum lebt wortwörtlich. Und dabei noch Bestellungen aufnehmen und ein dreigängiges Menü servieren? "Ich orientiere mich hauptsächlich an markanten Stimmen", erklärt die Bernerin ihre Arbeitsweise. Ausserdem helfe ihr die Beschaffenheit des Wandmaterials bei der Orientierung.

Ängstlich bis ausgelassen

Wenn es stockdunkel ist, dann wird es manch einem unwohl. Nichts mehr sehen kann beängstigend sein. "Die Gäste reagieren ganz unterschiedlich. Es gibt solche, die Angst haben, andere sind völlig ausgelassen. Aber selbst bei ihnen spüre ich ein bisschen Angst und Unsicherheit." Es sei wichtig, ihnen Zeit zu geben, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen und sie zu beruhigen. Der Grossteil sei jedoch in guter Stimmung, offen und interessiert. "Beim Zuhören der Gespräche merke ich oft, dass es bei den Menschen etwas auslöst." Und manchmal werde sie auf der Strasse sogar von ehemaligen Gästen angesprochen. Trotzdem schnupperten sie höchstens in die Welt der Blinden herein, "danach können sie das Licht ja wieder einschalten - ich nicht".

Von Anfang an dabei

Bereits zum sechsten Mal arbeitet Jolanda Gehri in der "Blinden Insel", ab der Geburtsstunde des Projekts also. Dieses Jahr gibt es neben kulinarischen Köstlichkeiten jeweils eine Lesung zum Klimawandel. Bekannte Autoren wie Franz Hohler, Endo Anaconda und Pedro Lenz haben Texte zum Thema aufgezeichnet. "Ich finde es toll, dass der Klimawandel auch einmal ohne visuelle Darstellung angesprochen wird. So kann man sich der Problematik vielleicht gezielter stellen."

Die Bernerin serviert auch bei anderen sogenannten Dunkelevents. Trotzdem ist die Grosse Halle ihr Favorit. "Ich arbeite unheimlich gerne in der ‹Blinden Insel›. Die Atmosphäre ist toll, ich bin ein richtiger Fan", erzählt sie begeistert und lächelt verschmitzt. Es sei sehr schön, dass hier Sehbehinderte zusammen mit Sehenden arbeiten. "Wir scherzen, necken uns und haben Spass. Für mich ist es eine Bereicherung." Denn hier fällt die Schwelle weg, mit der sie im Alltag zu kämpfen hat: Die Mitarbeiter vom beleuchteten Aussenbereich haben keine Berührungsängste, Jolanda Gehri fühlt sich normal. "Ich wünschte, die Sehenden würden begreifen, dass wir genau gleich sind wie sie. Einzig unser Lebensrucksack ist etwas anders gepackt."

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Sehhilfe Bern

Verein im neuen Kleid

Die "Sehhilfe Bern" heisst seit dem 2.Februar "Blinden- und Behindertenzentrum Bern". Ziel der Neubenennung ist ein näheres Zusammenrücken der bereits unter dem Namen "Sehhilfe" zusammengeschlossenen Institutionen "Wohnheim Neufeldhaus", "Vereinigte Blindenwerkstätten VBW" sowie die "Beratungs- und Rehabilitationsstelle für Sehbehinderte und Blinde des Kantons Bern BRSB". Zudem erhält der gemeinnützige Verein ein neues Erscheinungsbild, dazu gehört unter anderem auch ein neues Signet.

www.b-bern.ch


Reservationen unter www.grossehalle.ch/blindeinsel oder Tel. 078 8545866 (Montag, Mittwoch-Samstag: 11-14 und 17-19 Uhr; Dienstag: 11-14 Uhr).

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VOODOO RHYTHM
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Bund 13.2.09

Spiel mir das Lied der Bürokratie

Dem Berner Musiklabel Voodoo Rhythm droht der Konkurs - Fans aus aller Welt helfen mit Spenden und Konzerten

Christoph Lenz

Die Musikindustrie steckt in der Krise. Auch das Berner Label Voodoo Rhythm steht vor dem Aus. Schuld ist für einmal nicht das Internet. Sondern eine dicke Rechnung der Urheberrechtsgesellschaft Suisa. Nun naht Rettung durch die Fans des Labels.

Gerade eben hat Beat Zeller wieder eine Mail erhalten, diesmal aus Asien. Der Inhalt ist wie immer: Man habe gehört von den Problemen mit der Urheberrechtsfirma und sei schockiert, es müsse weitergehen, unbedingt, Voodoo Rhythm dürfe nicht sterben. Viele Ausrufezeichen, aber keine Spende, diesmal. Hundertfünfzig dieser Mails erhält Beat Zeller, der Gründer und Chef von Voodoo Rhythm, derzeit pro Tag. Von überall auf der Welt. Hinzu kommen etwa 30 Überweisungen, Beträge zwischen zwei und siebenhundert Franken. "Sogar Leute, die kein Geld haben, spenden", sagt Zeller. "Alle wollen helfen, Voodoo Rhythm zu retten."

Von und für Aussenseiter

Seit er 1992 Voodoo Rhythm gegründet hat, veröffentlicht Zeller Musik von Aussenseitern für Aussenseiter. Punk, Garage, Trash, Primitive Rock'n'Roll, Raw Gospel und Ähnliches - eine Nischenstrategie. Im Durchschnitt verkauft sich ein Album von Voodoo Rhythm in der Schweiz etwa 150 Mal. Jede Schülerband ist erfolgreicher. Aber Zeller genügt das. Denn: Er agiert weltweit und verfügt inzwischen über eine Fangemeinde, die kauft, was immer im Katalog erscheint. So kann Zeller von seinen Auftritten als Reverend Beat-Man und den Einkünften seines Labels leben. "Schlecht zwar", sagt er, "aber das ist hier nicht das Problem".

Nicht überall, wo heutzutage ein Musikverlag ums Überleben kämpft, ist das Internet schuld. Das Lied von illegalen Downloads und wegbrechenden Plattenverkäufen kennt Zeller zwar auch, aber er singt ein anderes. Jenes von der Bürokratie, die plötzlich dort eindringt, wo Menschen sich gewohnt sind, Dinge unbürokratisch zu erledigen. Wie hier, in diesem winzigen Zimmer an der Wankdorffeldstrasse, wo Beat Zeller die Geschicke seines Labels leitet. Wo Verträge unnötig sind, weil Abmachungen eingehalten werden. Wo niemand übers Ohr gehauen wird, weil ohnehin kein Geld zu holen ist. "Ich habe keine Geschäftspartner, ich habe nur Freunde", sagt Zeller. Seit 1992 ging das so, und es ging gut. Bis vor drei Wochen. Da kam die Bürokratie.

42500 Franken in 30 Tagen

Erstmals stellte die Schweizer Urheberrechtsgesellschaft Suisa Beat Zeller Ende Januar eine Rechnung. Die Forderung: 42500 Franken, zahlbar innert 30 Tagen. Der Betrag beruhte auf einer Schätzung der Suisa, er dürfte noch nach unten korrigiert werden. Zeller zuckt mit den Schultern. "Wenn man kein Geld hat, spielt es keine Rolle, ob man zwanzigtausend oder zweiundvierzigtausend Franken schuldet." Wenn er zahlen müsse, könne er seinen Laden dichtmachen. "Selbstverständlich muss Herr Zeller zahlen", sagt Martin Wüthrich, Pressesprecher der Suisa.

Die Suisa vertritt in der Schweiz die urheberrechtlichen Interessen von Komponisten und Verlegern. Wer eine Mitgliedschaft bei der Suisa beantragt, erteilt ihr ein Mandat zur Durchsetzung der persönlichen Urheberrechtsansprüche. Wenn dann ein geschütztes Lied auf CD gepresst wird, treibt die Suisa Entschädigungen ein und schüttet diese an die Rechteinhaber aus. Die Rechnung geht an die Plattenfirma. So im Januar auch an Voodoo Rhythm - obwohl sich in den vergangenen 17 Jahren nie ein Musiker über das Ausbleiben der Gelder beschwert hat.

Dass die Suisa nun im Namen der Komponisten Summen einfordert, die für Voodoo Rhythm den Konkurs bedeuten, löst bei den Künstlern blankes Entsetzen aus. "Lieber kein Geld als kein Label", heisst es auf Homepages, in Blogs und Online-Foren.

Situation ist selbst verschuldet

"Bei aller Sympathie: Wir müssen Voodoo Rhythm gleich behandeln wie die anderen Schweizer Labels", sagt Wüthrich. Die Suisa sei per Gesetz zur Einholung der Entschädigungen verpflichtet. "Meines Wissens hat kein Voodoo-Rhythm-Musiker der Suisa dieses Mandat entzogen." Ausserdem habe die Suisa Zeller schon letztes Jahr mehrfach aufgefordert, seine Tonträgerproduktionen zu deklarieren. Voodoo Rhythm sei seit 1996 bei der Suisa gemeldet und kenne die Spielregeln. Beat Zeller habe sich die Situation selbst zuzuschreiben.

"Voodoo Rhythm ist schon eine seriöse Firma", sagt Zeller. "Wir zahlen auch Steuern. Und wenn Geld reinkommt oder rausgeht, dann schreiben wir das auf." Aber andersherum sei er eben auch ein Punk. Und die Musiker, das seien eben auch Punks. Die interessierten sich nicht für Urheberrechte, die wollten einfach ein gutes Album rausbringen. Und er, Zeller, wolle halt auch einfach gute Alben rausbringen. "Aber ja, schon klar, ich hätte mich früher um die Suisa kümmern müssen."

Konzerte rund um den Globus

Zeller versucht jetzt, das Versäumte nachzuholen. Nächste Woche trifft er sich mit der Suisa. Um den Konkurs abzuwenden und um eine Lösung für die fernere Zukunft zu erarbeiten. Unterstützt wird Zeller dabei nicht nur von seinen Musikern. In Städten wie Los Angeles, New York, Frankfurt, Nantes und Bern richten Fans dieser Tage Benefiz-Konzerte zugunsten von Voodoo Rhythm aus. Andere bestellen Unmengen von Fanartikeln. Wieder andere nehmen direkt mit Zeller Kontakt auf, um ihrem Lieblingslabel zu helfen. "Es ist überwältigend", sagt Zeller. Dann steht er auf. Er müsse, sagt er. "Arbeiten." In der Zwischenzeit dürften auch wieder einige Mails eingegangen sein. Wahrscheinlich sind auch Spenden dabei. So läuft das ab unter Menschen, die sich gewohnt sind, Dinge unbürokratisch zu erledigen.

[i]

konzerte für voodoo rhythm


Heute, 22 Uhr, Dachstock, Bern (u. a. mit The Monsters, Allschwil Posse) ; Do, 19. Februar, 22 Uhr, ISC-Club, Bern (u. a. mit Reverend Beat-Man, Zeno Tornado).

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20 Minuten 13.2.09

Konzerte für Voodoo Rhythm

Fr, 13.2., 22 Uhr, Save Voodoo Rhythm, Dachstock.

Rockabilly. Auch der Dachstock greift dem Berner Plattenlabel Voodoo Rhythm unter die Arme. Mit einer Nacht voller Trash-Garage und 60s-Rock'n'Roll sollen möglichst viele Fans in den Dachstock gelockt werden. Das Eintrittsgeld von 20 Franken kommt abzüglich Spesen direkt dem Berner Label zugute. Dafür kriegt man gleich fünf Bands serviert: The Monsters, Allschwil Posse, The Seniles, Big Bang Boogie und Twobadours. Das Label geriet in Bedrängnis, weil die Suisa nachträglich 42 500 Franken im Interesse der Voodoo-Rhythm-Künstler forderte. Diese erhalten ihre Platten jedoch zum Selbstkostenpreis, damit sie sie über den Direktverkauf mit möglichst hohem Gewinn verkaufen können.

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STADTRAT
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Donnerstag, 19. Februar 2009 17.00 Uhr und 20.30 Uhr

Sitzungssaal im Rathaus
Die Stadtratssitzungen sind öffentlich zugänglich (Besuchertribüne)

Traktanden

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2. Dringliche Interpellation Fraktion FDP (Doloeres Dana, FDP): Ist die Murtenstrasse 26 ein guter Standort für eine Drogenanlaufstelle (BSS: Olibet)     09.000023
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000023/gdbDownload

(...)
 
9. Interpellation Luzius Theiler (GPB): "Verfreiwilligung" der Polizei im Bahnhofgebiet?     08.000199
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000199/gdbDownload

(...)
 
17. Interpellation Rolf Zbinden (PdA): Kommerzielles Plakatmonopol in der Stadt Bern (TVS: Rytz)     08.000270
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000270/gdbDownload

(...)
 
20. Motion Fraktion GFL/EVP (Erik Mozsa, GFL): Reitschule schützen: Gewaltprobleme lösen (SUE: Nause)     08.000196
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000196/gdbDownload

21. Postulat Fraktion SP/JUSO (Ruedi Keller/Christof Berger, SP): Kulturangebote in der Reitschule vor Unannehmlichkeiten schützen (SUE: Nause)     08.000233
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000233/gdbDownload

(...)

28. Interpellation Luzius Theiler (GPB)/Lea Bill (JA!): Bespitzelt Securitas auch in Bern? (SUE: Nause)     08.000237
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000237/gdbDownload

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BURGERGEMEINDE
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bernerzeitung.ch 13.2.09

Schlagabtausch zur Stellung der Burgergemeinde

Die möglichen Schatten auf der Vergangenheit der Burgergemeinde haben am Donnerstag im Stadtparlament zu einem Schlagabtausch geführt. PdA-Vertreter Rolf Zbinden forderte in einer Interpellation die Vereinigung mit der Einwohnergemeinde.

Es spotte jeder Demokratie, wenn nur die Nachkommen der Gnädigen Herren von Bern entscheiden könnten, welche Museen und welche Kulturveranstaltungen mit den Erträgen aus dem Vermögen gefördert werden sollten. Zudem sei aufgrund der drohenden härteren Zeiten Schlimmes zu befürchten, wenn er an die braunen Flecken der Vergangenheit denke, erklärte Zbinden in seiner Anfrage.

Auch Natalie Imboden (GB/JA) bezeichnete die Burgergemeinden in Stadt und Kanton Bern als demokratiepolitischen Anachronismus. Zudem sei die Burgergemeinde bei der Vermögensaufteilung im Jahre 1852 ungerechterweise bevorzugt worden. Ein allfälliger Abschaffungsprozess müsse jedoch in einem sauberen demokratischen Prozess auf kantonaler Ebene erfolgen.

Als mehr als befremdlich erachtete die Freisinnige Jacqueline Gafner Zbindens Vorstoss. Er sei voll von abstrusen Behauptungen. Dass es der Burgergemeinde in den letzten 150 Jahren gelungen sei, ihren Besitz zu mehren, spreche nicht gegen, sondern für sie.

Echtes Motiv: Eine Milchkuh schlachten

Der Linken gehe es lediglich darum, eine Milchkuh zu schlachten und an einen vollen Geldtopf heranzukommen, wies Peter Wasserfallen (SVP) die Forderungen Zbindens ebenfalls in aller Deutlichkeit zurück.

Der Verweis auf angebliche Sünden in der Vergangenheit sei nur ein Scheinargument, sagte auch Peter Bernasconi, SVP-Vertreter und Bernburger. Tatsächliches Motiv seien finanzielle Gelüste.

Stadtpräsident Alexander Tschäppät erklärte, die Burger hätten mit ihrem schlau verwalteten Vermögen bis heute viel Gutes getan. Aber der Stadt müsse es auch erlaubt sein, nach der kritischen Disseration "Netzwerke des Konservatismus" von Katrin Rieder aus ihrer eigenen Optik die entsprechenden Fragen zu stellen und Abklärungen über mögliche dunkle Flecken in der Vergangenheit der Bernburger zu treffen.

Aber daraus bereits heute den Schluss zu ziehen, die Burgergemeinde gehöre abgeschafft, sei doch reichlich kühn, sagte Tschäppät an die Adresse Zbindens. Eine politische Diskussion darüber sei frühestens dann möglich, wenn diese Untersuchungen tatsächlich Ergebnisse zu Tage fördern sollten, welche eine solche Diskussion unumgänglich machten. (sda)

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SECURITAS
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Newsnetz 13.2.09

Securitas-Spitzelaffäre wird eingestellt - Attac entrüstet

Nestlé soll Securitas beauftrag haben, die Globalisierungsgegner von Attac infiltriert zu haben. Das Verfahren wird eingestellt. Attac spricht von Justizverweigerung.

Der Waadtländer Untersuchungsrichter Jacques Antenen will das Verfahren in der so genannten Spionage-Affäre einstellen. Er habe keine Hinweise auf strafbare Handlungen von Securitas oder Nestlé gefunden. Attac Schweiz bezeichnete den Entscheid als Justizverweigerung und will Rekurs einlegen.

Der Einstellungsentscheid wurde am Donnerstag gefällt, wie das Waadtländer Untersuchungsrichteramt am Freitag mitteilte. Die Untersuchungen hätten keine Hinweise ergeben, dass Securitas oder Nestlé den Persönlichkeits- oder den Datenschutz verletzt hätten. Die Kosten der Untersuchungen sollen vom Kanton übernommen werden.

Mit Entrüstung zur Kenntnis genommen

Attac Schweiz nahm den Entscheid mit Entrüstung zur Kenntnis. Der Richter habe die strafrechtliche Untersuchung mit der vorgefassten Meinung durchgeführt, dass Securitas und Nestlé sämtliche bei den Spionage- und Infiltrationstätigkeiten gesammelten Fichen und Dokumente der Justiz ausgehändigt hätten. So habe der Richter unverständlicherweise auf eine Hausdurchsuchung bei den Unternehmen verzichtet.

"Seit Juni 2008 scheint das Unternehmen Securitas das Ausmass der unlauteren Bespitzelung von Attac, die seit 2003 bis heute unter dem Mandat von Nestlé auf die Beine gestellt worden ist, systematisch herunterzuspielen beziehungsweise zu negieren", schreibt Attac. Die Einstellung des Verfahrens stelle in diesem Sinn eine regelrechte Justizverweigerung dar. Attac reiche deshalb beim "Tribunal d'accusation" des Kantons Waadt Rekurs gegen den Einstellungsentscheid ein.

Das Westschweizer Fernsehen TSR hat im vergangenen Juni aufgedeckt, dass Securitas im Auftrag von Nestlé eine Agentin in eine Attac-Arbeitsgruppe infiltriert hatte, die ein Buch über den Multi redigierte. Attac reichte daraufhin Klage ein. Im vergangenen Oktober hat der frühere Kantonsrichter Francois Jomini in einem Bericht festgehalten, die Kantonspolizei habe in der Angelegenheit die Regeln eingehalten.

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20min.ch 13.2.09

"Justizverweigerung"

Securitas-Spitzel: Verfahren eingestellt

Vor vier Jahren hatte die Securitas im Auftrag von Nestlé bei der globalisierungskritischen Organisation Attac eine junge Frau eingeschleust. Das war rechtens, meint nun ein Waadtländer Untersuchungsrichter. Attac ist entsetzt.

Laut Untersuchungsrichter Jacques Antenen war es zu keinen strafrechtlich relevanten Handlungen gekommen. Es seien weder die Strafgesetz-Bestimmungen über den Schutz der Privatsphäre noch das Datenschutzgesetz verletzt worden, teilte Antenen am Freitag mit. Nur unter ethischen Gesichtspunkten könne die Bespitzelung kritisiert werden. Er stellte deshalb das Verfahren ein.

Zwischen September 2003 und Juni 2004 hatte Securitas im Auftrag von Nestlé bei Attac eine junge Frau eingeschleust. Sie berichtete den Auftraggebern über eine Arbeitsgruppe, die ein kritisches Buch über Nestlé verfasste.

Attac ist "empört"

Attac Schweiz äusserte sich in einem Communiqué "empört" über den Entscheid. Aus Sicht von Attac stellt die Bespitzelung durch die Securitas einen schweren Eingriff in die Privatsphäre der Aktivisten dar und verletzte mehrere Bestimmungen des Strafgesetzes und des Datenschutzgesetzes.

Der Entscheid komme einer "Justizverweigerung" gleich, hiess es in der Mitteilung weiter. Die Strafjustiz sei in diesem Fall "parteiisch".

Keine Hausdurchsuchung

Antenen hatte es abgelehnt, bei Nestlé und Securitas Hausdurchsuchungen anzuordnen. In der Einstellungsverfügung zeigte er sich überzeugt, dass ihm die beiden Firmen alle Unterlagen über die Bespitzelung übergeben haben.

Die Hausdurchsungen hätten seiner Ansicht nach ohnehin nur etwas gebracht, wenn sie unerwartet erfolgt wären. Das Überraschungsmoment sei jedoch weggefallen, da Attac mit der Anzeige bis zur Ausstrahlung der Fernsehsendung "Temps Présent" gewartet habe, welche den Fall im Juli 2008 publik machte.

Weitere Spitzelfälle

Nicht nur Attac war von der Securitas bespitzelt worden. Letzten September deckte wiederum das Westschweizer Fernsehen TSR auf, dass im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel von Evian (F) vom Sommer 2003 eine andere Securitas-Angestellte ebenfalls eine Gruppe infiltriert hatte, die sich gegen Polizeigewalt einsetzt.
Quelle: SDA/ATS

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HEKS
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Kirchenbote 13.2.09

Stellungnahme

Heks wehrt sich gegen den Vorwurf der "schleichenden Entpolitisierung"

Der Stiftungsrat und die Geschäftsleitung des Hilfswerks der evangelischen Kirchen Schweiz (Heks) reagieren auf die Kritik des neu gegründeten "Komitees für ein politisch engagiertes und prophetisches Heks". Das Komitee, angeführt vom Zürcher Theologieprofessor Pierre Bühler und dem Berner Pfarrer Jürg Liechti, deutete die Wahl von Roland Decorvet, Nestlé-CEO Schweiz, als "schleichenden und bereits weit fortgeschrittenen Kurswechsel".

Politisch für Sans-Papiers. Die nun vom Heks-Stiftungsratspräsidenten Claude Ruey und dem stellvertretenden Heks-Direktor Hanspeter Bigler-Tillison unterzeichnete Stellungnahme zählt eine Reihe von ausdrücklich politischen Engagements des Hilfswerks auf, um den Vorwurf der Entpolitisierung zu entkräften: "Beispiele hierfür sind in jüngster Vergangenheit in der Schweiz unser Einsatz gegen die Verschärfung von Asyl- und Ausländergesetz oder als Trägerin der Sans-Papiers-Kampagne "Kein Kind ist illegal", im Ausland die Durchsetzung der Landrechtsreform auf den Philippinen oder die Einforderung der humanitären Verpflichtungen vor Ort während des Gaza-Krieges."

Gespräch verweigert. Etwas verärgert konstatiert auch die Erklärung, dass die Initianten der Petition sich nicht um einen Kontakt zur Geschäftsleitung oder zum Stiftungsrat bemüht hätten. Das Komitee wiederum beruft sich darauf, dass sich Heks einer in Bern anberaumten Diskussion nicht gestellt habe.

Basis menschenrechte. Wichtig sei es, wie die Heks-Vertreter Ruey und Bigler-Tillison herausstreichen, dass der auf Menschenrechte basierende Entwicklungsansatz nach wie vor die Leitschnur für die knapp 300 Projekte in mehr als vierzig Ländern bildeten. Der Theologe Bühler zweifelt daran auch nicht. "Die konkrete Realität von Heks-Projekten wird über weite Strecken von einem echten politischen Engagement geprägt", sagt Bühler. Er macht aber eine sich weitende Kluft zwischen Heks-Mitarbeitenden und den Leitungsgremien aus: "Wir beobachten bei Geschäftsleitung und Stiftungsrat eine gewisse Tendenz, das Werk zu neutralisieren."

Ganz anders lassen sich die Autoren der Stellungnahme vernehmen. Sie streichen heraus, dass sich das Heks "weder von Kreisen der Wirtschaft oder der Politik noch von anderen Interessengruppen instrumentalisieren" lassen dürfe. Weiterhin heben die Unterzeichner Ruey und Bigler-Tillison hervor, dass das Heks sich vor allem christlichen Werten verpflichtet fühlt: "Heks ist der diakonische Arm der schweizerischen reformierten Kirchen in die Welt."  Delf Bucher

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NOTWEHR
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Thuner Tagblatt 13.2.09

Notwehr und Notwehrexzess

Notwehr: Was darf man?

Notwehr ist ein Recht. Nach dem Grundsatz "Recht muss vor Unrecht nicht weichen" darf sich jeder gegen einen gegenwärtigen und rechtswidrigen Angriff wehren.

Für die Notwehr muss aber das mildeste zur Verfügung stehende Mittel gewählt werden: Ist die Abwehr eines tätlichen Angriffs durch einen Faustschlag möglich, darf grundsätzlich nicht mit einer Pistole geschossen werden. Zudem muss die Abwehrhandlung verhältnismässig sein: ein Diebstahl darf nicht durch Erschiessen des Diebes abgewendet werden, weil dadurch ein krasses Missverhältnis zwischen dem angegriffenen (Eigentum) und dem abgewehrten Rechtsgut (Leben) entsteht.

Überschreitet der Angegriffene die Grenzen des Notwehrrechts - wehrt er sich beispielsweise heftiger als notwendig -, kann der Richter die Strafe mildern. Überschreitet er sie aus entschuldbarer Aufregung oder Bestürzung, bleibt der Angegriffene sogar straflos. Die Bestürzung und Aufregung muss sich aber ganz oder hauptsächlich aus dem Angriff ergeben.
nsb

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ANTI-ATOM
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20min.ch 13.2.09

"Es mangelt an Mut"

Breite Front gegen neue AKWs

Die SP, die Grünen, die CSP und zahlreiche Umweltverbände fordern erneut vom Bund, auf neue Atomkraftwerke zu verzichten. Die Technologien, um Atomstrom zu sparen, existierten bereits heute. Dem Bund mangle es einzig am Mut, diese zu nutzen.

Nach Ansicht der Allianz "Nein zu neuen AKWs" bremsen Atomkraftwerke den politischen Willen, um Energie zu sparen und in erneuerbare Energien zu investieren. Dabei sei klar, dass die Stromversorgung der Schweiz auch ohne Atomstrom gewährleistet werden könne, heisst es in einem Communiqué vom Freitag.

Bereits heute könne mit energieeffizienten Geräten der Stromverbrauch in der Schweiz bis zu einem Drittel gesenkt werden. Zudem vertraut die Allianz auf erneuerbare Energien: Sie rechnet damit, dass dank erneuerbarer Energie bis 2035 ein jährlicher Stromüberschuss produziert werden kann.

Geld für erneuerbare Energien

Die Allianz fordert den Verzicht auf Investitionen in Atomkraftwerke. Stattdessen soll das Geld in erneuerbare Energien und Energiesparmassnahmen gesteckt werden. Auch brauche es strengere Vorschriften für energieintensive Geräte.

Letztes Jahr hatten die drei Stromkonzerne Axpo, BKW und Alpiq drei Rahmenbewilligungsgesuche für den Bau neuer Atomkraftwerke eingereicht. Die Allianz reagierte umgehend und kündigte an, das Referendum zu ergreifen.
Quelle: SDA/ATS

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Newsnetz 13.2.09

Österreicher: "Wenn die Schweiz ein AKW baut, ist das eine Kriegserklärung"

Schweizer Umweltverbände haben heute ihre Anti-AKW-Strategie vorgestellt. Noch schärfer schiesst aber ein Vorarlberger: Er bläst zum AKW-Krieg.

Der Chef der Freiheitlichen im Vorarlberger Parlament sieht den helvetisch-österreichischen Frieden in Gefahr. Dem ORF sagte er: Sollte die Schweiz neue AKW bauen, käme das einer Kriegserklärung gleich. Dem TA wollte der 59-Jährige seine Aussage nicht weiter erläutern. "Nur so viel: Es ist klar, dass wir jetzt einmal alle politischen und juristischen Möglichkeiten ausschöpfen."

Zu Amanns Kampf gehört auch die Option, sich mit den Schweizer Umweltverbänden zu verbünden. Diese stellten heute vor den Medien in Bern ihre Strategie zur Verhinderung neuer AKW vor. "Wir sind im Gespräch mit einigen Organisationen", sagt Amann. Auf Antrag seiner Fraktion hat überdies das Landesparlament die Vorarlberger Regierung beauftragt, beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Beschwerde gegen mögliche Schweizer AKW-Pläne einzureichen. Ein populäres Anliegen: Im Vorarlberg gibt es vermutlich nicht einen AKW-Befürworter.

Hierzulande beschäftigen die Vorgänge im Nachbarstaat nur die FDP. Die Partei hat Vorarlberger Politikern kürzlich mitgeteilt: Wenn die Schweiz neue AKW wolle, würden diese gebaut. SVP-Chef Toni Brunner dagegen lässt selbst Amanns Kriegsrhetorik durchgehen: "Sie ist für die Wähler bestimmt. Wir dürfen diesen Populismus nicht überbewerten."

Allianz "Nein zu neuen AKW" bläst zum Angriff

Die SP, die Grünen, die CSP und zahlreiche Umweltverbände haben heute vom Bund erneut gefordert, auf neue Atomkraftwerke zu verzichten. Nach Ansicht der Allianz "Nein zu neuen AKW" bremsen Atomkraftwerke den politischen Willen, um Energie zu sparen und in erneuerbare Energien zu investieren. Dabei sei klar, dass die Stromversorgung der Schweiz auch ohne Atomstrom gewährleistet werden könne, heisst es in einem Communiqué.

Bereits heute könne mit energieeffizienten Geräten der Stromverbrauch in der Schweiz bis zu einem Drittel gesenkt werden. Zudem vertraut die Allianz auf erneuerbare Energien: Sie rechnet damit, dass dank erneuerbarer Energie bis 2035 ein jährlicher Stromüberschuss produziert werden kann.

Die Allianz fordert den Verzicht auf Investitionen in Atomkraftwerke. Stattdessen soll das Geld in erneuerbare Energien und Energiesparmassnahmen gesteckt werden. Auch brauche es strengere Vorschriften für energieintensive Geräte.

Letztes Jahr hatten die drei Stromkonzerne Axpo, BKW und Alpiq drei Rahmenbewilligungsgesuche für den Bau neuer Atomkraftwerke eingereicht. Die Allianz reagierte umgehend und kündigte an, das Referendum zu ergreifen.