MEDIENSPIEGEL 21.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- (ST)Reitschule: Selbstverwaltung & E-Mot(z)ionen
- NPD in Nöten
- Belgischer Holocaust-Leugner will nach Bern
- Italo-Neofaschismus: die Squadri-Schlägertrupps sind wieder da

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Fr 20.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Restaurant Dampfzentrale mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Frontex. Compagnie Majacc. Idee/Regie: Roger Binggeli Bernard
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: Fermîsken Ava Ze - Die Tränen des Zap, Halil Uysal, Kurdistan 2005, 29 Min. The land of legend, Rahim Zabihi, Kurdistan/Iran/D 2008, 73 Min
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox: Galoppiernde Zuversicht (ZH), Trauma Duo (BE), Wildfang (BE), Alex Like & Lelektro (BE). Stil: analoger Elektro

Sa 21.02.09
19.00 Uhr - SousLePont - Afrika Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Restaurant Dampfzentrale mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Frontex. Compagnie Majacc. Idee/Regie: Roger Binggeli Bernard
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: Hêlîn, Sibel Akkulak, Türkei 2007, 13 Min. Handful of Ash, Nabaz Ahmed, Irak 2007, 33 Min. Kevoka Spî, Viyan Mayî, Irakisch-Kurdistan 2008, 30 Min
22.00 Uhr - SousLePont - One Love Jam: Effalum & Friends, Support: DJ's Cide by Side, Angel by Fall Soundsystem, Jonas Selekta, Zion Sounds Int. Stil: Live African Drum Jazz
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Limewax (UK/NL), Deejaymf, VCA, S.I.P, Sylek. Stil: Drum'n'Bass

So 22.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): No body is perfect, Raphaël Sibilla, F, 2006, 110 min. Doku über Body Modification und Sex zwischen Lust & Schmerz. Sex, Tattoo & Rock'n'Pain-Show"

Infos: www.reitschule.ch

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(ST)REITSCHULE
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Regional-Diagonal DRS 1 21.2.09

Reitschule Bern: Abschied von der Basisdemokratie?

Das Berner Stadtparlament fordert von der Reitschule, dass sie sich verbindlichere Strukturen gibt als die Vollversammlung. Ausserdem verlangt die Stadt eine Ansprechperson, sonst werden Subventionen gekürzt. Warum aber hängt die Reitschule eigentlich so stark an ihrer Vollversammlung? Regional-Diagonal fragt nach.
rtsp://audio.drs.ch/regionaldiagonal/090221_rd_be_reitschule.mp3 (Real Player)

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BZ 21.2.09

"Motion eins zu eins umsetzen"

Stadtrat Erik Mozsa erwartet nach der Überweisung seiner Motion die Umsetzung sämtlicher Forderungen. Die Stadt setzt auf Vermittlerin Regula Mader, und die Reitschule fordert ein Ende der "repressiven Scheinlösungs-Politik".

Für Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) ist die Überweisung der Reitschule-Motion ein Zeichen, dass das neue Parlament gewillt ist, in Sicherheitsfragen Zeichen zu setzen. "Der Stadtrat drängt darauf, dass die Probleme rund um die Reitschule gelöst werden", sagt er. Motionär Erik Mozsa (GFL) bestätigt dies mit Nachdruck: "Ich erwarte, dass die Motion eins zu eins umgesetzt wird." So wünscht er sich, dass bereits bei der nächsten Demo das Reitschul-Tor geschlossen bleibt. Realistischerweise geht er von einer Umsetzung im Lauf dieses Jahres aus. Mozsa erwartet Sanktionen, falls Abmachungen nicht eingehalten werden.

Stadt setzt auf Mediation

Nause, konfrontiert mit der Frage nach der Umsetzung, windet sich. Der vom Gemeinderat eingeschlagene Weg sei der richtige: vermehrte Präsenz von Sicherheitspersonal im Raum Bollwerk/Schützenmatt und die Absicht, ein zweites Fixerstübli einzurichten. Er findet dann aber doch: "Abmachungen sind künftig einzuhalten. Regelverstösse müssen Konsequenzen haben, sonst wird die Stadt unglaubwürdig." Im selben Atemzug fordert er aber auch, dass man nun die neue Vermittlerin, Statthalterin Regula Mader, zuerst einmal ihre Mission beginnen lassen soll.

Mader will Abmachungen

Die ausgebildete Mediatorin steht vor einer schwierigen Aufgabe. Regula Mader (SP) umreisst sie so: "Ich will den Prozess steuern und mich inhaltlich nicht positionieren. Aber ich habe klare Vorstellungen und erwarte im ersten Gespräch konkrete Abmachungen." Die Bewilligungsfrage gehört nicht mehr dazu. "Da haben wir die wesentlichen Punkte geklärt", sagt sie. Mader hat Vorgespräche mit fast allen Beteiligten geführt. Der runde Tisch zwischen Reitschul-, Stadt- und Polizeivertreter findet in den nächsten Tagen im Amthaus Bern statt.

Die Mediengruppe der Reitschule teilte gestern auf Anfrage mit: "Wir erhoffen uns von der Vermittlerin eine neue Diskussions- und Problemlösungeskultur und ein Ende der repressiven Scheinlösungs-Politik." Auf die überwiesene Motion sind die Reitschüler schlecht zu sprechen. Im Zusammenhang damit seien teilweise unwahre Behauptungen gemacht worden. Viele der Forderungen seien zudem bereits umgesetzt. So seien der Stadt Ansprechpersonen bekannt. Wo geboten, stelle die Reitschule professionelles Sicherheitspersonal. "Fremdverwalten" hingegen lasse sich die Reitschule nicht.

Christoph Aebischer

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Bund 21.2.09

Linke will Schutz für Reitschule

Stadtrat Der Besuch von kulturellen Anlässen in der Reitschule werde immer schwieriger. Drogenhandel, schlechte Beleuchtung und Gewalttätigkeiten hielten Besucher ab, heisst es in einem SP/Juso-Postulat ("Reitschule vor Unannehmlichkeiten schützen"), das der Stadtrat am Donnerstagabend behandelte (siehe auch "Bund" von gestern). Der Gemeinderat antwortete unter anderem, er habe die Kantonspolizei angewiesen, die Präsenz bei der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse zu erhöhen.

Eine Mehrheit im Stadtrat erklärte das Postulat für erheblich - in fast allen Punkten. Die Bekämpfung des Drogenhandels in der Umgebung müsse intensiviert werden. Stadt, Polizei und die Betreiber der Reitschule sollen ein neues Sicherheitskonzept erarbeiten und in gemeinsamer Verantwortung umsetzen. Es müsse das Bewusstsein wachsen, dass der Kulturbetrieb "nur mit einem sinnvollen Sicherheitskonzept" auf Dauer gesichert sei. Massnahmen seien in Leistungsvereinbarungen festzulegen und zu finanzieren. Den fünften Punkt lehnte der Rat ab: Demnach sollte die Polizei angewiesen werden, Demonstranten nicht in Richtung Reitschule abzudrängen. Das sei eine Unterstellung, sagten Bürgerliche. (mdü)

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NPD
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Le Temps 21.2.09

Le parti néonazi NPD est au bord de la faillite

Malversations financières, scandales, le parti d'extrême droite semble se nourrir de ses propres abjections

Il y a une semaine, les néonazis allemands et le parti d'extrême droite NPD célébraient leur triomphe à Dresde en faisant défiler plus de 6000 extrémistes, Kamerad schaften et autres skinheads venus de toute l'Europe à l'occasion de l'anniversaire de l'anéantissement de la ville par les Alliés le 13 février 1945. Une semaine plus tard, gueule de bois. Le NPD est au bord de la faillite, contraint de dénoncer ses propres irrégularités comptables aux autorités fédérales et en proie à une lutte interne sans pitié pour la prise de pouvoir. Pourtant l'électorat d'extrême droite semble prêt à tout avaler.

Menaces d'interdiction pour activités contraires à la Constitution, scandales financiers, caisses vides: depuis sa création il y a trente ans, le plus ancien parti d'extrême droite allemand a survécu à tout. Mais cette fois la crise financière semble si grave que bien des élus du SPD espèrent que le parti se coulera lui-même sans avoir besoin de l'interdire.

Jusqu'à présent, la stratégie de la nostalgie du IIIe Reich, de la compassion pour les victimes civiles des bombardements alliés semblait avoir réussi au NPD, malgré un compagnonnage parfois encombrant avec des groupes ultra-violents. Ainsi, la police a lancé une vaste opération pour rechercher les passagers suédois et allemands d'un car qui ont sérieusement passé à tabac, sur une aire de repos, des syndicalistes venus protester contre la marche néonazie. De Dresde, le NPD cherche en effet à faire un lieu de pèlerinage pour les droites extrêmes de tout l'Europe. C'est d'ailleurs dans la capitale de la Saxe qu'il a connu, en 2004, son premier succès électoral en parvenant à entrer au parlement régional, avant de faire de même dans le Land de Mecklembourg-Poméranie.

Mais cette fois, la campagne électorale pour les élections fédérales de l'automne 2009 semble mal engagée. Pour éviter une amende de 1,8 million d'euros, le trésorier du NPD a dû précipitamment annoncer aux contrôleurs de l'Etat fédéral de graves irrégularités dans ses comptes. Une perte dissimulée de 900 000 euros qui aggrave un autre trou déjà connu de 800 000 euros. On ne sait pas dans quelle poche est passé l'argent, alors que le précédent trésorier avait déjà été condamné pour malversation. Cela pourrait amener les autorités fédérales à exiger le remboursement d'indemnités versées au parti selon la loi électorale. Ou à des poursuites pénales contre les dirigeants.

Cela au moment où une lutte féroce pour la présidence vient de s'ouvrir. Décrédibilisé par toutes ces affaires, le président en poste depuis treize ans, Udo Voigt, devrait être éjecté au congrès de mars. Le principal candidat à sa succession, Andreas Molau, a jeté l'éponge après une campagne interne d'injures. Il a été ainsi traité, sur un site régional du NPD, de "huitième de juif qui n'aurait même pas pu être chef d'îlot sous le IIIe Reich". L'ambition de cet intellectuel était de prendre ses distances d'avec les nostalgiques du nazisme pour transformer le NPD en un parti populiste de droite, à l'instar du FPÖ autrichien, et d'améliorer son image afin de tenter de franchir le quorum des 5% de voix pour entrer au Bundestag. Mais ses adversaires, qui ont lancé un candidat plus radical, Udo Pastörs, il n'est pas question de rompre avec les groupuscules ouvertement pro-nazis, qui fournissent les gros bras du parti, pour s'embourgeoiser en parti populiste. Udo Pastörs a l'appui des Kameradschaften, ces groupes ultra-violents et incontrôlables, mais indispensables pour mener campagne. Le NPD n'est pas prêt de quitter ses oripeaux nazis.

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HOLOCAUST-LEUGNER
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24 Heures 21.2.09

Condamné pour négationnisme, il s'apprête à s'installer en Suisse

Enquête - Recherché en Belgique, Vincent Reynouard est un nom bien connu dans les milieux d'extrême droite. Il songe à rejoindre Berne. Où il ne devrait pas être inquiété.

Nicola Burnens, Bruxelles

Incognito, il se cachait à son domicile à Ixelles, une commune de l'agglomération bruxelloise, à quelques kilomètres du tribunal qui l'a fait condamner pour propos négationnistes. Vincent Reynouard, chef de file du négationnisme franco-belge, se prépare à rejoindre Berne. "J'ai certains contacts avec des sympathisants qui veulent garder l'anonymat et qui ne souhaitent pas être ennuyés. Quelqu'un m'accueillera en toute discrétion", écrit-il, interrogé par courrier électronique, alors qu'il est une nouvelle fois en cavale.

Cet ingénieur chimiste de 39 ans indique avoir quitté la Belgique, mais refuse de dévoiler où il se cache en ce moment. Sous le coup d'une "ordonnance de capture" en Belgique, il est aussi recherché en France pour le même type de délits. Que compte-il faire à Berne? "Tout cela dépendra des événements. J'ai déjà donné une conférence privée en Suisse en 2007", se contente-t-il de dire.

Disparu de la circulation

Il y a quelques semaines, Vincent Reynouard parlait déjà de rejoindre la Suisse dans un entretien accordé à l'édition belge de Paris Match. Deux journalistes l'avaient retrouvé à Bruxelles, réfugié dans un obscur "Sanctuaire de Notre-Dame des Sept Douleurs" tenu par un catholique. Tentait-il de brouiller les pistes pour mieux cacher sa fuite? Son refuge se situait à l'avenue Louise, une des grandes artères animées de Bruxelles. L'endroit avait déjà servi de cachette à Olivier Mathieu, un autre négationniste français.

Personne n'y a vu le fugitif, même pas sa femme, avec qui il est en instance de divorce. "La police est venue plusieurs fois ici, sans le trouver. Je ne sais pas où il est", explique-t-elle, dépitée. Elle vit ici avec les sept enfants nés de leur union. Ils sont inscrits à la Fraternité sacerdotale Saint-Pie X, le courant catholique fondamentaliste qui défraie la chronique depuis les propos négationnistes de l'évêque intégriste britannique Richard Williamson. Vincent Reynouard a toujours nié des liens avec cette Fraternité implantée en Belgique, mais aussi en Suisse, notamment à Ecône (VS). Par contre, il sait que certains évêques lisent ses écrits.

Soutenu en Suisse

L'an dernier, un comité de soutien s'est formé autour de lui. Il a son blog sur internet et une case postale à Montreux, inconnue des autorités et des habitants. C'est par ce biais que Vincent Reynouard fait circuler ses écrits en Belgique. "Je peux vous assurer qu'il se réfugiera à Berne. Nous serons là pour le soutenir financièrement", déclare un membre du comité, sous le couvert de l'anonymat. Cette information est appuyée par une autre source proche du milieu.

La police suisse compte-t-elle l'arrêter? "Quelqu'un qui commet un délit à l'étranger ne peut pas être arrêté. Il faut qu'un mandat d'arrêt soit lancé par un autre pays ou que la personne soit frappée d'une interdiction de séjour sur le territoire", note Guido Balmer, porte-parole de l'Office fédéral de police (fedpol). Le fugitif n'est concerné par aucun de ces cas de figure. Du côté belge, on est septique. "Pour une peine aussi courte (ndlr: un an de prison), lancer un mandat d'arrêt est peu probable. Ce genre de fuite est fréquent", explique-t-on au Parquet général de Bruxelles.

Le fuyard serait donc tranquille à Berne. Tous les indices semblent par ailleurs confirmer cette destination. Vincent Reynouard est-il conscient des faibles risques qu'il encourt en Suisse ou continue-t-il sciemment de brouiller les pistes? "Où que je sois, il y a toujours possibilité de me faire arrêter", conclut-il, pragmatique.

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Fondateur d'un groupe néonazi

Vincent Reynouard a été condamné à un an de prison ferme et à 25 000 euros d'amende par le Tribunal correctionnel de Bruxelles en juin 2008 pour avoir diffusé des tracts niant l'existence de la Shoah. Il était poursuivi aux côtés de Siegfried Verbeke, le "pape" belge du révisionnisme. Le juge avait demandé d'écrouer Vincent Reynouard le jour du verdict. Mais l'accusé était absent et avait fait appel de la décision, avant de disparaître dans la nature. Il est censé être rejugé en septembre prochain en appel. Vincent Reynouard est apprécié dans le milieu néonazi pour ses idées. Autrefois militant du Parti nationaliste français et européen (PNFE), il a toujours revendiqué sa filiation nazie et son attachement à Adolf Hitler, auquel il a consacré un ouvrage. Professeur de mathématiques en France, il a été révoqué de sa chaire par l'Education nationale française après avoir proposé des exercices de statistiques fondés sur la mortalité des juifs dans le camp d'Auschwitz. Réfugié en Belgique depuis de nombreuses années, il sévit à travers la mouvance flamande nostalgique du IIIe Reich nommée Blood and Honour Vlaanderen (VHO), dont il a fondé la branche francophone. De Bruxelles, il anime aussi le Mouvement de combat Saint-Michel, ouvertement nazi.

N. BS.

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ITALIEN
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linksunten.indymedia.org 20.2.09

Über die politische Situation in Italien

Verfasst von: Autonomes Medienkollektiv Freiburg

Bericht eines Genossen aus Bergamo über die aktuelle politische Situation in Italien. Der Bericht basiert auf dem Manuskript des Audiomitschnitts eines Vortrags der Autonomen Antifa Freiburg am 26. November 2008 im Autonomen Zentrum KTS Freiburg.

Einleitung

Am 26.11.2008 referierte ein Genosse der Antifa Bergamo (Norditalien) in der KTS Freiburg in einem italienisch-deutschen, sehr gut besuchten Vortrag über rechtsradikale Tendenzen in Italien. Der Referent betonte, dass keine klare Trennlinie zwischen der parlamentarischen Rechten und der radikalen Rechten in Italien gezogen werden kann. Dementsprechend sollten nicht nur vereinzelte Verbindungen, sondern eine "grundsätzliche Einheit der beiden" herausgestellt werden.

Es wurden sowohl die Zusammenarbeit von Faschisten mit Politikern, der Polizei und der Mafia, als auch die Infiltrationsversuche gesellschaftlicher und sozialer Bereiche durch die Rechten an Beispielen verdeutlicht. Als Aspekte der dahinter stehenden Strategie zeigten sich vor allem das Ausnutzen von Konfliktsituationen (z.B. Bildungsproteste, das Müllproblem in Neapel) und der Aufbau von Drohpotential gegenüber Bevölkerung und Regierung. Dass die Regierung zu rassistischer Hetze beiträgt, ist so offensichtlich wie der Nutzen, der sich für sie daraus ergibt.

Im Folgenden sollen einige im Vortrag genannte Beispiel umrissen werden, die in der Mitschrift des Vortrags ausführlicher nachgelesen werden können. Natürlich gibt es noch unzählige weitere Fälle, über die ihr euch unter anderem auf den am Ende genannten Links informieren könnt.

Beispiele für den Versuch ursprünglich linke Strukturen faschistisch einzunehmen

1) Piazza Navona: Eine faschistische Gruppe versucht sich an die Spitze einer studentischen Demonstration gegen die Bildungspolitik der Berlusconi Regierung zu stellen. Die Gruppe setzt sich aus Leuten des Blocco Studentesco, einer rechtsextremen, sich um Gianluca Iannone gruppierenden Studentenvereinigung mit Verbindungen zur neofaschistischen Partei "Fiamma Tricolore", und der Lotta Studentesca, der Studentenbewegung der "Forza Nuova", zusammen. Auf Videos des Vorfalls sind Verbindungen zwischen Polizei und Rechtsradikalen zu erkennen. Die Ausstrahlung eines dieser Videos in einem öffentlichen Sender bewirkte weitere Gewalt seitens der sich um Iannone gruppierenden Rechten. Sie sprachen Drohungen gegen den Sender aus und versuchten noch während des Sendebeitrags in das Studio einzudringen.

2) Casa Pound (in Anlehnung an den Schriftsteller Ezra Pound): Der Kampf um Wohnrecht, der ursprünglich der kommunistischen Linken in Italien vorbehalten war, wird in Rom von der sehr aktiven Gruppe um Iannone organisiert. Geplant ist, ein Netzwerk in ganz Italien aufzubauen. Das wichtigste Centro Sociale dieser Art ist das im Zentrum Roms gelegene Casa Pound: Es ist das infrastrukturelle und politische Herz der außerparlamentarischen, faschistischen Bewegung. Gefördert bzw. ermöglicht wurde dieses Projekt vom damaligen Oberbürgermeister Walter Veltroni, der mittlerweile an der Spitze der "Partido Democratico" steht. Er hatte den rechtsradikalen Gruppen erlaubt mit der Stadt zu verhandeln. So machte sich die Politik durch ihr Entgegenkommen mitschuldig an der Errichtung faschistischer Zentren in einer der kulturreichsten Städte der Welt.

3) Selbst in der Tierrechtsbewegung "Animal Liberation Front", ursprünglich anarchistischer Zuständigkeitsbereich, gibt es inzwischen Gruppen, die von Faschisten unterstützt werden.

Beispiele für die Rolle rechtsradikaler Parteien

1) Die bis 2006 an der Regierung beteiligte Partei "Fiamma Tricolore" versucht die radikalsten Arme der Rechten zu verbinden. Innerhalb der "Fiamma Tricolore" ist z.B. die Gruppe "Base Autonoma" von Maurizio Boccaccio organisiert. Diese ist bemüht, Skinhead-Gruppen in Italien nationalistisch zu politisieren und für die eigenen Ziele zu (be)nutzen. Eine weitere Gruppierung ("Kulturvereinigung") ist die "Veneto Fronte Skinheads" von Piero Puschiavo. Die VFS arbeitet auch mit deutschen Neonazis und der NPD zusammen und organisiert rechtsradikale Musikfeste, Demonstrationen usw.. Der "Blocco Studentesco" trat nach dem Ausschluss von Gianluca Iannone aus der "Fiamma Tricolore" aus, welcher daraufhin eine neue Organisation gründete, um ein Netzwerk von besetzten Häusern in Italien aufzubauen.

2) Die "Forza Nuova" ist eine rechtsextreme Partei, die 1997 von Roberto Fiore und Massimo Morsello gegründet wurde. Erklärtes Ziel der Partei ist der Aufbau einer "European National Front". Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war der Einzug Roberto Fioris ins Europäische Parlament, der ihm durch Berlusconi ermöglicht wurde. Fiori ist ein verurteilter Rechtsterrorist. Die Studentenverbindung der "Forza Nuova" ist die "Lotta Studentesca", die neben dem "Blocco Studentesco" an der geschilderten Auseinandersetzung an der Piazza Navona beteiligt war. Die faschistischen Gruppierungen um die "Forza Nuova" sind extrem gewalttätig. So sorgten sie z.B. während der Prodi-Regierung für schwerste Auseinandersetzungen, die indirekt und wohl nicht unbeabsichtigt die Opposition (Berlusconi-Anhänger) stärkten. Auch bei den Ausschreitungen gegen die Roma Bevölkerung spielten sie eine wichtige Rolle.

3) Der Verteidigungsminister Ignazio La Russa ("Alleanza Nationale"), der das Militär auch schon mal im Inneren einsetzt, ist gleichzeitig Chef der Mailänder Rechten.

4) Die Gruppe um Gianluca Iannone: Die Gewalttätigkeit/-bereitschaft dieser Gruppe darf nicht unterschätzt werden und offenbart sich vielleicht am Besten in der demonstrativen Selbstbezeichnung als "Squadristi" (Schlägertruppe unter Mussolini). In Pick-Ups stehend fahren sie, ihre Vorbilder nachahmend, in Autokolonnen durch Rom um Präsenz zu zeigen.

Vor einigen Jahren zogen gut 1.500 Menschen durch Rom, angeführt von der Gruppe in Militärkleidung, die vordersten Reihen maskiert und trommelnd. Auch Übergriffe bleiben nicht aus, wie der Vorfall an der Piazza Navona verdeutlicht. Folgende Episode zeigt sowohl das militärische Potential also auch die Ignoranz der Politik: Nach einem Banküberfall mit Kalaschnikows (!) liefern sich sechs Anhänger Iannones eine Schießerei mit der Polizei, die von den Zeitungen als Kriegs-Szenario bezeichnet wird. Trotz diesem Vorfall in Civitavecchia (70km nordwestlich von Rom) konnte Iannone drei Monate später ohne Probleme fürs Parlament kandidieren.

Beispiele für die Zusammenarbeit von neofaschistischen Parteien und Fussballfans

1) Nach dem Tod eines Fussballfans durch die Kugel eines Polizisten sorgen u.a. Lazio-Anhänger (Fußballverein aus Rom) zusammen mit der "Forza Nuova" für schwerste Ausschreitungen, - "Rom stand in Flammen" - bei der auch mehrere Polizeistationen mit Molotowcocktails angegriffen werden.

2) Nach der Ermordung einer Frau durch einen Rumänen, organisierten Lazio-Anhänger gemeinsam mit Anhängern der "Forza Nuova" Progrome gegen die Roma-Bevölkerung. Armutsflucht, ein Leben jenseits des Existenzminimums mit der höchsten Geburtensterblichkeit und der geringsten Lebenserwartung, die Ausgrenzung von Bildung und die Jahrhunderte lange Erfahrung von Gewalt und schließlich von Vernichtung werden in den Augen der Mehrheitsbevölkerung - nicht nur in Italien - als Lüge oder als selbstverschuldet betrachtet.

3) Während der Proteste gegen die Müllproblematik in Neapel infiltrieren die genannten Gruppen sowie die ortsansässigen Ultras (extreme Anhänger der Fußballmannschaft Neapels) und Mitglieder der "Alleanza Nationale" die protestierende Bevölkerung. Es kommt zu schweren Ausschreitungen.

4) Als die Prodi-Regierung einen Teil des Mülls in Sardinien deponieren will, stellen sich Leute der Alleanza Nationale gemeinsam mit den dortigen Fußballanhängern an die Spitze der demonstrierenden Bevölkerung.

5) Auch in den Fussball-Stadien ist der Einfluss rechtsradikaler Parteien zu bemerken: In Mailand organisierten Mitglieder der "Alleanza Nationale" rechte Fussball-Fan-Gruppen, die traditionsreiche Anhängergruppen, wie z.B. die linke "Forza di Lione" aus der Kurve verdrängten.

Der Referent betont, dass nicht die extremen Fußballfans das Problem seien, sondern die Infiltrierungsversuche der Rechten. Da Fußballspiele oft als Experimentierfeld der Polizei für neue Spezialgesetze und antikonstitutionelle Methoden verwendet werden, seien die Proteste der Fußballanhänger oftmals gerechtfertigt. Die radikale Rechte nutzt dieses Konfliktpotential zum einen um Situationen zu verschärfen und somit eine "law and order"-Politik voranzutreiben, zum anderen um Leute für die eigene Bewegung zu rekrutieren. Auch die Versuche sich an die Spitze von Protesten z.B. gegen die Bildungspolitik oder die Müllproblematik zu stellen, zeugen von einem äußerst selbstbewussten und progressiven Vorgehen. Dies verwundert nicht, denkt man an den Schutz und die Förderung durch Parteien, Repressionsorgane und Medien.

Fazit und Fragen

Geschlossen wird der Vortrag durch folgende Einschätzung:

"Also ich hab immer geglaubt, dass Faschismus und Rassismus keine glaubwürdigen ideologischen Bezugspunkte besitzen, sondern dass es sich einfach um Werkzeuge handelt, die in jeder historischen Situation für ähnliche Zwecke eingesetzt werden können. Dieser institutionelle Rassismus und die rassistischen Gesetze dieser Regierung haben der italienischen Wirtschaft eine Horde illegaler Einwanderer geschenkt, die man als neue Sklaven einsetzten kann."

Die Fragerunde

In der anschließenden Fragerunde erfuhren wir u. a. von Gesetzen aus der Zeit der Mussolini-Diktatur, die seit dem Genua-Gipfel wieder angewendet werden:

Hierzu gehören unter anderem der "Concurso Morale" (Moralische Mittäterschaft) und "Verwüstung und Beute machen". Letzteres ist eigentlich gewöhnliche Sachbeschädigung, die aber mit bis zu 15 Jahren geahndet werden kann. Die Bedeutung des ersten Paragraphen, der sich sonst in keinem anderen westlichen Land findet, lässt sich an Hand von zwei Beispielen erklären:

In dem ersten Fall wurde ein Gebäude der "Alleanza Nationale" beschädigt. Auf Videos zeigte sich, dass die Festgenommenen in keiner Hinsicht an den Verwüstungen teilgenommen hatten. Dennoch wurde die Tatsache, dass sie in der Demonstration standen, so gewertet, als hätten sie selbst an den Ausschreitungen teilgenommen. Im zweiten Fall wurden nach einer gewalttätigen Demonstration gegen die Fiamma Tricolore aus Solidarität gegen verhaftete Genossen rote Hände an die Wände gedrückt. Die anschließend verhafteten drei Personen wurden für alle Handabdrücke, also einige Tausend, verantwortlich gemacht und mussten 25.000 Tausend Euro Strafe bezahlen.

Obwohl die Radikale Linke in Italien derzeit einen Rückgang zu verzeichnen hat, bleibt sie weiterhin sehr aktiv und unterstützt andere Bewegungen. Betrachtet man die Bevölkerung im Allgemeinen, so ist durchaus eine gewisse Mobilisation zu verzeichnen. Es wurde errechnet, dass die heutigen Bildungsproteste die 68er-Bewegung zahlenmäßig übertreffen. Auch die Tatsache, dass die Berlusconi Regierung die größte Gewerkschaft Italiens, die GGL, von den Verhandlungen ausgeschlossen hat, wird für den Staat wohl nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Das größte Potenzial sieht der Referent bei den ArbeitnehmerInnen. Viele von ihnen leben jetzt schon am Rande des Existenzminimums und wenn sie unter den Entwicklungen der Wirtschaftskrise noch mehr zu leiden haben, wird es für die Regierung Italiens zukünftig immer schwerer werden, soziale Unruhen klein zu halten.

Bezüglich des G8 Gipfels, der 2009 in Italien stattfinden wird, liegen dem Referenten keine genauen Informationen vor:

"Sicher ist nichts so Großes in Vorbereitung wie damals für Genua, andererseits ist die italienische Bewegung auch bekannt für ihre sehr schnellen Kursänderungen/Initiativen. Es kann noch was passieren..."

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Kennst du das Land, in dem Zitronen blühen?
Verfasst von: Autonomes Medienkollektiv Freiburg

Dies ist eine Mitschrift des Vortrags eines Genossen aus Bergamo am 26.11.08 bei einer Veranstaltung der Autonomen Antifa Freiburg im Autonomen Zentrum KTS Freiburg über die politische Lage in Italien. Die Mitschrift bezieht sich nur auf die deutschen Übersetzungen des auf italienisch gehaltenen Vortrages. Aus Gründen der Lesbarkeit ist es keine wortgetreue Mitschrift. Der Vortrag wird auch als Audio-Mitschnitt angeboten, zusätzlich gibt es eine Zusammenfassung.
Mehr: http://linksunten.indymedia.org/node/415

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Audiomitschnitt:
http://linksunten.indymedia.org/node/414

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Antifa Bergamo
http://antifa-bergamo.noblogs.org/