MEDIENSPIEGEL 3.3.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS, tojo)
- Wagenplatz Alternative im Viererfeld
- Progr: Gesundheit vs Kultur
- Pnos-Demo Burgdorf: Mobilisierungen
- Antirassismus-Gesetz: SD + SVP scheitern
- Die Bernburger und die Nazis
- Italien: Squadri gegen Linke
- Glanz & Gloria: Yo Majesty (Sa im DS) zerstritten?

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REITSCHULE
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PROGRAMM:

Mi 04.03.09
19.00 Uhr - SousLePont - Balkan Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Grazia Pergoletti "FEVER"
20.30 Uhr - Tojo - Rock and Roll ist hier zum stehn, von Kumpane. Beyeler/Beyeler.

Do 05.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Grazia Pergoletti "FEVER"
19.30 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Einführung zum Thema Intersexualität durch die Sozialwissenschafterin Kathrin Zehnder danach: Die Katze wäre eher ein Vogel ..., M. Jilg, Deutschland 2007. Mit anschliessender Diskussion

Fr 06.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Grazia Pergoletti "FEVER"
20.30 Uhr - Tojo - Rock and Roll ist hier zum stehn, von Kumpane. Beyeler/Beyeler.
21.00 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Das verordnete Geschlecht, O. Tolmein und B. Rothermund, Deutschland 2001
22.15 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Die Katze wäre eher ein Vogel ..., M. Jilg, Deutschland 2007
23.00 Uhr - Dachstock - Exploited Label-Tour feat. Shir Khan, Malente, Dex aka Daniel Dexter (DE) Krunked up/Banging Bastard-Electro-House-Techno

Sa 07.03.09
14.00 Uhr - Frauenraum - AMIE - Frauenkleidertauschbörse
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Grazia Pergoletti "FEVER"
20.30 Uhr - Tojo - Rock and Roll ist hier zum stehn, von Kumpane. Beyeler/Beyeler.
21.00 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Erik(A) - Der Mann der Weltmeisterin wurde, K. Mayer, Österreich 2005
22.00 Uhr - SousLePont - T.V. Smith (GB) & DJ‘s - Punkrock
23.00 Uhr - Dachstock - Diskoquake: Yo! Majesty (US), Support: Dels (GB) & DJ's Radiorifle -Club/Rap/Elektro

So 08.03.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): THE NAKED FEMINIST von Louisa Achille, USA, 2004; one night stand von Emily Jouvet, F. 2006

Infos: www.reitschule.ch

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kulturagenda.be 5.3.09

"Diskoquake" mit Yo! Majesty im Dachstock

Ein musikalisches Erdbeben erschüttert die Reitschule. Mit Shunda K und Jwl. B hat sich der Dachstock für den Auftakt der neuen Partyreihe "Discoquake" eine geballte Ladung Frauenpower von Übersee geholt. Die beiden Hip-Hop-Ladys aus Florida treten die Gegenbewegung zu ihren sexistischen Genrekollegen an. Der Name ihres Debütalbums "Futuristically Speaking … Never Be Afraid" ist eine Kampfansage.
Sa., 7.3., 23 Uhr

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"Zwischen Party und Ernst des Lebens"

Das Tanztheater "Coming of Age" ist ein Wechselbad der Gefühle. Der Tänzer und Choreograf Marcel Leemann hat den Puls von dreizehn Teens und Twens gefühlt und mit ihnen ein Stück übers Heranwachsen geschaffen. Dabei haben sie Muskeln gewonnen und die eine oder andere Hemmung verloren. Nach der erfolgreichen Premiere am "Heimspiel" 2008 gibt es ein Wiedersehen im Tojo.

"Wenn ich meine Gefühle zeichnen würde, dann gäbe es ein riesiges Durcheinander. " Mit solchen Gedichten schrieben sich Jugendliche im "Musenalp-Express" die Befindlichkeit von der Seele. Die Jugendpostille gibt es nicht mehr - wohin also mit der Gefühlsachterbahn der heutigen Heranwachsenden? Warum nicht auf die Bühne. Das sagten sich die dreizehn jungen Frauen und Männer, die der Tänzer und Choreograf Marcel Leemann im Dezember 2007 für sein Tanztheaterprojekt "Coming of Age" erstmals in den Probenraum bestellte.

Schweisstreibendes Training

Für einige der jungen Tänzerinnen und Tänzer sollte es die erste Bühnenerfahrung werden, andere hatten bereits Theater gespielt oder getanzt. Ein Zuckerschlecken war es aber auch für die Erprobten nicht. Die 19-jährige Berner Studentin Valérie Keller erklärt: "Rein um die nötige Kondition für eine Stunde vollen Körpereinsatz aufzubauen, brauchten wir ein halbes Jahr. Wir benutzten jeden einzelnen Muskel." Doch das schweisstreibende Training hat den Amateurtänzerinnen und -tänzern viel gebracht, nicht nur Applaus: "Man kriegt ein anderes Gefühl für den Raum, fühlt sich näher am Boden, hat keine Angst mehr zu fallen", sagt Valérie Keller. Herausfordernd empfand sie auch die tänzerische Nähe mit Menschen, die sie erst gerade kennen lernte - besonders bei Hebefiguren: "Wohin jetzt mit dem Arm, ohne sich unangenehm zu berühren? Wir haben viele Hemmungen abgebaut ", erinnert sie sich.

Die eigene Form finden

Von Anfang an hat der 1969 im Kanton Zürich geborene Choreograf Marcel Leemann die Ideen seiner jungen Tänzerinnen und Tänzer miteinbezogen, schliesslich handelt "Coming of Age" von ihren Freuden und Nöten. So hat er ihnen kein fixfertiges Stück vorgelegt, sondern mit der Hilfe des Lyrikers Raphael Urweider (Dramaturgie und Texte) Themen herausgearbeitet. Leemann gab seinem Ensemble immer wieder Aufgaben: "Einmal sollten wir uns den Boden voller Schlamm vorstellen und eigene Bewegungen dazu finden", nennt Valérie Keller ein Beispiel. Entstanden sind getanzte Episoden, durchsetzt mit Gesprächsfetzen und kurzen Dialogen. Es wird geschrien, gelacht, geflirtet, gestritten, gesucht und gekämpft: abrupte Stimmungswechsel, verstärkt durch elektronische Soundscapes.
Den einen Moment des Erwachsenwerdens gibt es nicht, höchstens Lebensphasen, die einen reifen lassen, ist der Mittänzer und angehende Lehrer Gian Joray überzeugt. Für ihn ist "Coming of Age" deshalb auch kein "typisches Wir-werden-Erwachsen-Ding, eher ein Stück über das Lebensgefühl zwischen Party und Ernst des Lebens".
Nadine Guldimann

Tojo Theater, Bern. Mi., 11.3., Fr., 13.3., und Sa., 14.3., 20.30 Uhr
www.tojo.ch

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WAGENPLÄTZE
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punkt.ch 3.3.09

Viererfeld: Die Burger bieten Platz - ein paar Meter weiter

Der Verein Alternative zieht um - dorthin, wo er schon einmal Platz hatte

Seit der Neufeldtunnel in Bau ist, gehören die Bauwagen des Vereins Alternative, wie sich die Wagenbewohner nennen, dazu. Nach gut einem Jahr auf dem freien Feld, einigen Monaten in der Allee an der Engestrasse und an der Studerstrasse oberhalb der Familiengärten geht es dorthin zurück.

Wieder drei Monate Frist

Es ist der erste Schritt der Berner Platzbesetzer hin zu einer längerfristigen Lösung. In drei Jahren will der Stadtberner Gemeinderat den Stimmbürgern erneut eine Zone für sogenannt alternative Wohnformen vorlegen. Dies, weil der Bund verlangt, dass für die Hüttensiedlung Zaffaraya bei der Autobahnausfahrt Neufeld eine baurechtskonforme Lösung gefunden wird.
Bis dahin heisst es für die Wagenbewohner des Vereins weiterzügeln und für die Behörden neue Standorte finden. (czd)

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PROGR
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Bund 3.3.09

"Gegen Falschinformationen"

Die Gewinner des Progr-Wettbewerbs lobbyieren bei Berner Stadträten

Beim Progr-Wettbewerb hat das Projekt "Doppelpunkt" gewonnen. Dennoch will der Stadtrat dem Volk auch ein nachträglich eingereichtes Projekt unterbreiten. Nun wird für "Dopppelpunkt" lobbyiert.

Markus Dütschler

Die Mitglieder des Stadtparlaments haben Post erhalten. Die Zeit ist knapp, denn am Donnerstag entscheidet der Stadtrat, ob dem Volk am 17. Mai nur das Projekt "Doppelpunkt" vorgelegt wird, das im Wettbewerb gesiegt hat - oder ob es der nachträglich von Künstlern eingebrachten Idee eines Kulturzentrums gegenübergestellt wird.

"Einseitige" Projektdarstellung

Das Projektteam um Bauart Architekten und Planer sowie Fuhr Buser Partner schrieb gestern in einer Medienmitteilung, als Wettbewerbsgewinner wehrten sie sich "gegen Falschinformationen". Ihr Projekt werde "oft einseitig und teilweise verzerrt dargestellt". Im Schreiben an die Stadtratsmitglieder, das Pläne, Bilder und Erklärungen enthält, legen die Sieger dar, dass der neue Progr nicht nur ein Gesundheitszentrum sei. Etwa 40 Prozent des Baus werde - in Anlehnung an das frühere Progymnasium - der Bildung dienen, heisst es im Schreiben. Grossen Wert legen die Projektverfasser auf die kulturelle Nutzung, die etwa 30 Prozent ausmache. Die beliebte Turnhalle als auch die Aula blieben als Treffpunkte bestehen, betonen sie.

Insgesamt würden 25 Millionen Franken in das sanierungsbedürftige Gebäude investiert, davon alleine 14 Millionen in die Grundsanierung. Die Wettbewerbssieger weisen auf ihr Engagement hin, das sie durch die Teilnahme am Wettbewerb gezeigt hätten. Die Baueingabepläne lägen vor, die Mietverträge seien unterschriftsreif. "Seit der Jurierung sind dafür rund eine Million Franken Planungskosten entstanden", so Bauart und Fuhr Buser.

Investorin Allreal ist "irritiert"

 Zieht sich die Generalunternehmung Allreal als Investorin zurück, wenn der Stadtrat dem Volk auch die Variante mit dem Künstlerprojekt vorlegt? "Wir äussern uns erst dazu, wenn es eingetroffen ist", sagte Allreal-Sprecher Matthias Meier gestern auf Anfrage. Es sei klar, dass Allreal "nicht begeistert" sei. Im Gegenteil, die Firma sei "irritiert" und "sehr erstaunt, um es einmal vorsichtig auszudrücken". Wenn bei einem nach genauen Regeln durchgeführten Wettbewerb nachträglich "ein weiteres Projekt aus dem Hut gezaubert wird", könne man "mit Wettbewerben aufhören", sagte Meier. Dies sei ein "bedenkliches Signal" und beschädige die Rechtssicherheit.

Mit Volksabstimmungen habe Allreal kein Problem, präzisierte Meier, "das ist das Normalste der Welt". Es bestehe immer ein Risiko, dass das Volk ein Projekt ablehne. Unverständlich sei aber, dass die Regeln des Spiels nachträglich geändert würden.

Morgen findet ein Podiumsgespräch statt, bei dem Künstler, Architekten und Stadtratsmitglieder ihre Sicht darlegen.

[i]

Architektur-Forum Bern

Progr - Künstler versus Wettbewerbsgewinner / Carte blanche,Mittwoch, 4. März, um 19.30 Uhr im Kornhausforum.

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BZ 3.3.09

Progymnasium

Gewinner wollen Bild korrigieren

Die Wettbewerbssieger beim Progymnasium wehren sich gegen die Reduktion ihres Projekts auf ein Gesundheitszentrum.

Am Donnerstag wird der Stadtrat entscheiden, ob das Stimmvolk am 17.Mai beim ehemaligen Progymnasium zwischen zwei Projekten auswählen kann oder ob nur eines vorgelegt wird; in diesem Fall wohl das Siegerprojekt "Doppelpunkt". Dessen Urheber, das Architekturbüro Bauart und Fuhr Buser Partner, ein Spezialist für Bauökonomie, wandten sich gestern in einem Schreiben an sämtliche Stadträte. "Doppelpunkt" sei mehr als ein Gesundheitszentrum, auf das es oft reduziert werde. Es sei zu 40 Prozent ein Bildungszentrum (Trägerin: NMS Bern). Zu 30 Prozent bleibe der neue Progr ein Kulturzentrum (Trägerin: Felsenaubrauerei). Bee-flat und die Betreiber der Turnhalle seien ins Konzept einbezogen. Das Gesundheitszentrum (Trägerinnen: Swica, Spitalnetz Bern und Physio5) belege 30 Prozent der Fläche. Die Projektträger weisen darauf hin, dass der Investor Allreal über 24 Millionen Franken ins Haus stecken werde. Die Grundsanierung allein verschlinge 14 Millionen. Dies sei nötig, um den Wert der Liegenschaft zu erhalten.

Ihre Konkurrenten, die vom Stadtrat nachträglich zugelassene Künstlerinitiative Pro Progr, kommen mit weniger Mitteln aus, weil sie gemäss eigenen Angaben die Arbeiten staffeln und einen weniger luxuriösen Standard anstreben. Auch sie haben sich in den letzten Wochen intensiv um die Stadtratsfraktionen bemüht.
cab

Hinweis: öffentliches Podium zum Progr, Mittwoch, 19.30 Uhr im Berner Kornhaus.

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PNOS-DEMO
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Bund 3.3.09

Nun mobilisiert Antifa gegen Pnos

Die Stadt Burgdorf steht vor einem heissen Sonntag

Wenn in Burgdorf die rechtsradikale Pnos demonstriert, wollen antifaschistische Gruppen Widerstand markieren.

"Zeigen wir Courage und stören wir den Neonazi-Aufmarsch. Manifestieren wir auf vielfältige Weise Widerstand gegen rechts - mit Pfeif- und Lärmkonzerten, Mahnwachen, Transpi-Aktionen und Sitzblockaden." Verschiedene antifaschistische Gruppierungen haben gestern unter dem Titel "Kein Heimspiel für Nazis! Courage gegen Rechts!" einen Aufruf veröffentlicht. Sie wollen der von der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) angekündigten Demonstration gegen das Antirassismus-Gesetz vom nächsten Sonntag etwas entgegensetzen. Mit diesem Pnos-Umzug werde einer "Gruselstory" ein weiteres Kapitel angefügt, heisst es in der Mitteilung. Die Burgdorfer Stadtregierung hatte den Umzug erst auf die Aufforderung des Regierungsstatthalters hin bewilligt: für nächsten Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr (siehe "Bund" vom Donnerstag). Das Mitführen eines Sarges sowie von Megafonen ist nicht erlaubt. Eingeplant sind zwei kurze Reden.

Der bevorstehende Demonstrationszug, der auch durch die Oberstadt führen wird, sorgt in Burgdorf für Nervosität. Nicht zum ersten Mal ist die Emmestadt Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Rechts- und Linksextremen.

"Spielwiese für Neonazis"

Der nun erfolgte Aufruf der antifaschistischen Gruppen ändere nichts am bestehenden Dispositiv, sagte Stadtschreiber Roman Schenk gestern auf Anfrage. Mit einer Gegendemonstration habe man gerechnet. Beim Pnos-Umzug würden "selbstverständlich" Spezialisten der Kantonspolizei zum Einsatz kommen, denn dabei handle es sich um eine Demonstration mit nationalem Charakter.

Die Nervosität in der Stadt werde von den Behörden sehr wohl wahrgenommen. Die Stadtregierung werde sich am Abend nochmals mit dem Thema befassen, sagte Schenk gestern Nachmittag. Die Information über allfällige Beschlüsse würde heute Dienstag erfolgen.

Burgdorf steht - ebenso wie Langenthal -nicht zum ersten Mal wegen rechtsextremer Aktivitäten in den Schlagzeilen. In der Antifa-Mitteilung von gestern steht, die Stadt Burgdorf werde "ihr Renommee als Spielwiese für Neonazis" nicht abschütteln können. Das jahrelange Verharmlosen und Tolerieren rechtsextremer Umtriebe und "halbherzige Image-Aktionen à la ,Courage‘" hätten dazu geführt, dass Burgdorf immer wieder Schauplatz solcher Aktivitäten "ist und sein wird". (db)

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BZ 3.3.09

Burgdorf

Antifa will Pnos stören

Nach den Rechten rufen jetzt auch die Linken für den kommenden Sonntag zur Demonstration nach Burgdorf. Damit steigt die Gefahr, dass die beiden Gruppierungen aufeinanderprallen und es zu Gewalt und Chaos kommt.

Die dumpfe Vorahnung, die viele in Burgdorf schon Ende letzter Woche sorgenvoll auf den kommenden Sonntag blicken liess, droht immer mehr Realität zu werden. Dann jedenfalls, wenn der antifaschistischen Bewegung gelingt, wozu sie gestern in einer Mail aufgerufen hat: "Zeigen wir Courage und stören wir den Neonazi-Aufmarsch", schrieben die diversen Antifa-Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung da. "Manifestieren wir auf vielfältigste Weise Widerstand gegen rechts - mit Pfeif- und Lärmkonzerten, Mahnwachen, Transpi-Aktionen und Sitzblockaden."

Passieren soll all dies, ausgehend von der Oberstadt, nächsten Sonntag ab 14 Uhr - exakt zu jener Zeit also, in der sich unten auf dem Platz bei der Landi die rechtsradikale Partei national orientierter Schweizer (Pnos) zu ihrem Zug in die Oberstadt versammelt. Weil sie mit dem geltenden Antirassismusgesetz unzufrieden ist und dies einer breiten Öffentlichkeit kundtun will.

Der Statthalter wies an

Gross ist damit die Gefahr, dass die linke und die rechte Szene direkt aufeinanderprallen, dass es zu Scharmützeln mit Sachbeschädigungen oder gar Verletzten kommt, dass die Burgdorferinnen und Burgdorfer in ihrer Stadt nicht mehr sicher sind - was nun, Trix Rechner?

"Wir stehen in engem Kontakt mit der Kantonspolizei", antwortet die für die Sicherheits- und Einwohnerdirektion verantwortliche Gemeinderätin. Man werde nun nochmals zusammensitzen und den bevorstehenden Demo-Sonntag intensiv bereden müssen. Dass die Behörden der Pnos die Demobewilligung mit Blick auf die drohende Gewalt entziehen werden, glaubt sie indessen nicht. Zum einen, weil Rechte wie Linke wohl so oder so in die Emmestadt pilgern werden. Zum andern, weil sich das Problem nur verschieben würde.

Immerhin hatte Statthalter Franz Haussener Burgdorf explizit angewiesen, Raum für eine solche Kundgebung zu gewähren. Nachdem der Gemeinderat der Pnos in einem ersten Umgang eine Abfuhr erteilt hatte - eben gerade aus der Angst heraus, dass er sonst die Sicherheit in der Stadt nicht mehr gewährleisten könne.

Mal friedlich, mal nicht

Und wer weiss, vielleicht geht die Sache doch noch glimpflich aus. Wie Ende 2006 in Langenthal, als die Pnos zu einer Anti-Minarett-Demo aufrief und die Gegenseite ebenfalls anreiste. Mit einem massiven Aufgebot gelang es der Polizei, die streitlustigen Parteien auseinanderzuhalten. Anders 2004, als Rechte und Linke im Nachgang zu einer 1.-Mai-Feier aufeinander losgingen.

Stephan Künzi


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bernerzeitung.ch 2.3.09 (18.23h)

Antifa will Pnos stören

Von Stephan Künzi

Nach den Rechten rufen jetzt auch die Linken für den kommenden Sonntag zur Demonstration nach Burgdorf. Damit steigt die Gefahr, dass die beiden Gruppierungen aufeinanderprallen, dass es zu Gewalt und Chaos kommt.

Die dumpfe Vorahnung, die viele in Burgdorf schon Ende letzter Woche sorgenvoll auf den kommenden Sonntag blicken liess, droht immer mehr Realität zu werden. Dann jedenfalls, wenn der antifaschistischen Bewegung gelingt, wozu sie gestern in einer Mail aufgerufen hat: "Zeigen wir Courage und stören wir den Neonazi-Aufmarsch", schrieben die diversen Antifa-Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung da. "Manifestrieren wir auf vielfältigste Weise Widerstand gegen Rechts - mit Pfeif- und Lärmkonzerten, Mahnwachen, Transpiaktionen und Sitzblockaden."

Passieren soll all dies, ausgehend von der Oberstadt, nächsten Sonntag ab 14 Uhr - exakt zu jener Zeit also, in der sich unten auf dem Platz bei der Landi die rechtsradikale Partei national orientierter Schweizer (Pnos) zu ihrem Zug in die Oberstadt versammelt. Weil sie mit dem geltenden Antirassismusgesetz unzufrieden ist und dies einer breiten Öffentlichkeit kundtun will.Gross ist damit die Gefahr, dass die linke und die rechte Szene direkt aufeinanderprallen, dass es zu Scharmützeln mit Sachbeschädigungen oder gar Verletzten kommt, dass die Burgdorferinnen und Burgdorfer in ihrer Stadt nicht mehr sicher sind.

Mehr dazu morgen in der BZ. (Berner Zeitung)

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Rundmail 2.3.09

Liebe Alle

Bitte unterzeichnet diesen Aufruf und leitet ihn an alle euch  bekannten Gruppen weiter.
Rückmeldungen zum Unterzeichnen bitte so schnell wie möglich an:  repro@immerda.ch

Demokratinnen und Demokraten gegen Rechtsextremismus

Kommenden Sonntag, dem 8. März 2009, soll eine Demonstration der  rechtsextremen Partei PNOS durch die Burgdorfer Oberstadt marschieren.  Neonazis und andere Rechtsextreme aus der ganzen Schweiz und dem nahen  Ausland werden anreisen.

Der Gemeinderat von Burgdorf hat die seit vielen Jahren erste  Demonstration mit klar rechtsextremem Inhalt in der Schweiz bewilligt:  Die PNOS will gegen das Antirassismus-Gesetz demonstrieren. Fakt ist,  dass nur Rassistinnen und Rassisten mit diesem Gesetz in Konflikt  geraten und einzig sie ein (klar persönliches) Interesse an dessen  Abschaffung haben.

Wir können und wollen diesen Präzedenzfall nicht akzeptieren und rufen  deshalb alle demokratischen Menschen auf, ein entschiedenes Zeichen  gegen die braune Tendenz zu setzen und  Burgdorf nicht den  Rechtsextremen zu überlassen:

Kommt am 8. März zahlreich ab  13:30 auf den Kronenplatz!
Burgdorf soll an diesem Tag Bunt sein, nicht Braun. Verkleidet euch,  macht Musik,  säumt die Strassen, und macht damit den Neonazis optisch  und akustisch Verständlich, dass ihr Gedankengut nicht toleriert wird!  Dies muss unter allen Umständen ohne jegliche Anwendung von Gewalt  passieren.

Kommenden Sonntag, dem 8. März 2009, soll eine Demonstration der  rechtsextremen Partei PNOS durch die Burgdorfer Oberstadt marschieren.  Neonazis und andere Rechtsextreme aus der ganzen Schweiz und dem nahen  Ausland werden anreisen.

Der Gemeinderat von Burgdorf hat die seit vielen Jahren erste  Demonstration mit klar rechtsextremem Inhalt in der Schweiz bewilligt:  Die PNOS will gegen das Antirassismus-Gesetz demonstrieren. Fakt ist,  dass nur Rassistinnen und Rassisten mit diesem Gesetz in Konflikt  geraten und einzig sie ein (klar persönliches) Interesse an dessen  Abschaffung haben.

Wir können und wollen diesen Präzedenzfall nicht akzeptieren und rufen  deshalb alle demokratischen Menschen auf, ein entschiedenes Zeichen  gegen die braune Tendenz zu setzen und  Burgdorf nicht den  Rechtsextremen zu überlassen:

Kommt am 8. März zahlreich ab  13:30 auf den Kronenplatz!
Burgdorf soll an diesem Tag Bunt sein, nicht Braun. Verkleidet euch,  macht Musik,  säumt die Strassen, und macht damit den Neonazis optisch  und akustisch Verständlich, dass ihr Gedankengut nicht toleriert wird!  Dies muss unter allen Umständen ohne jegliche Anwendung von Gewalt  passieren.

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repro@immerda.ch 2.3.09

Kein Heimspiel für Nazis! Courage gegen Rechts!

Am 8. März 2009 möchte sich, mit dem Okay der Behörden, ein  Gruselkabinett durch Burgdorf BE bewegen: Die Neonazis der PNOS wollen  für die Abschaffung einer Strafnorm demonstrieren, gegen welche sie  regelmässig verstossen: das Antirassismusgesetz.

Die Kleinstadt Burgdorf wird ihren Ruf als Tummelplatz für  Rechtsextreme nicht los: Gewalttätige Übergriffe, Nazirock-Konzerte,  Trauermärsche, (Vernetzungs-)Treffen im eigenen Clublokal - die Liste  der Vorfälle ist erschreckend lang. Nun will die Partei National  Orientierter Schweizer (PNOS) - nicht wenige ihrer umtriebigsten  Exponentinnen und Exponenten wohnen in der Region - der Gruselstory  ein weiteres Kapitel anfügen: Unter dem Motto "Für Meinungsfreiheit -  Antirassismusgesetz abschaffen!" soll am Sonntag, 8. März, von 14 bis  16 Uhr ein Umzug durch die Oberstadt stattfinden.

Rassistisch, ausländerfeindlich, antisemitisch

Tatsächlich sind, wie sich der Hammerskin und regionale PNOS-Kopf  Markus Martig in der "Berner Zeitung" vom 27. Februar 2009 zitieren  liess, einige Personen aus dem Umfeld der PNOS "vom  Antirassismusgesetz betroffen" - und haben auch sonst einiges auf dem  Kerbholz.

Einige Beispiele: Denise Friederich (aktuelles PNOS-Vorstandsmitglied)  und Michael Haldimann (ehemaliges PNOS-Vorstandsmitglied), die beide  als Paar in Burgdorf leben, wurden jüngst vor dem Bezirksgericht Aarau  wegen Widerhandlung gegen die Antirassismus-Strafnorm verurteilt: Die  Partei hatte auf ihrer Website ein nationalsozialistisches  Parteiprogramm publiziert, das sich inhaltlich stark an das  25-Punkte-Programm der NSDAP anlehnte, und einen rassistischen  Kalender samt antisemitischer Karikatur vertrieben.

Auch der langjährige Hammerskin und Anführer der völkisch-heidnischen  Avalon-Gemeinschaft, Adrian Segessenmann, der heute in Kirchberg bei  Burgdorf wohnt und ab und zu Artikel in der PNOS-Monatspostille  "ZeitGeist" veröffentlicht, kam bereits mit der  Antirassismus-Strafnorm in Konflikt: 1999 organisierte er einen  Vortrag über die Waffen-SS, der dem Bundesgericht Anlass bot, bei der  Anwendung der Strafnorm das Tatbestandsmerkmal "Öffentlichkeit" neu zu  definieren: Öffentlich ist alles, was nicht im privaten Rahmen erfolgt.

Die Brüder Alex und Cédric Rohrbach aus Burgdorf, beide Musiker der  Nazirock-Band "Indiziert" und der PNOS nahe stehend, haben sich 2004  mit ihrem CD-Erstling "Eidgenössischer Widerstand" Ärger in  Deutschland eingehandelt: Die CD wurde von der Bundesprüfstelle für  jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt, sie darf in  Deutschland nicht mehr beworben oder über Internet vertrieben werden.

Die Meinungsfreiheit der Antidemokraten

Mit Erlaubnis der Behörden darf in Burgdorf eine rechtsextreme Partei  demonstrieren, die in ihrem Weltbild zutiefst antidemokratisch und  rassistisch ist und für ein autoritäres Herrschaftssystem einsteht,  das die Menschenrechte mit Springerstiefeln tritt. Das jahrelange  Verharmlosen und Tolerieren rechtsextremer Umtriebe und halbherzige  Image-Aktionen à la "Courage" haben dazu geführt, dass Burgdorf immer  wieder Schauplatz rechtsextremer Aktivitäten ist und sein wird. Eines  ist schon jetzt klar: In der (Medien-)Öffentlichkeit wird die Stadt  ihr Renommee als Spielwiese für Neonazis nicht abschütteln können. Da  helfen auch die der PNOS auferlegten Einschränkungen wenig: keine  Internetwerbung, Demo an einem Sonntagnachmittag in der menschenleeren  Oberstadt.

Zeigen wir Courage und stören wir den Neonazi-Aufmarsch. Manifestieren  wir auf vielfältigste Weise Widerstand gegen Rechts - mit Pfeif- und  Lärmkonzerten, Mahnwachen, Transpiaktionen und Sitzblockaden.

Wir treffen uns am 8. März um 14 Uhr in der Burgdorfer Oberstadt.

Agrg, Antifa Bern, Antifa Oberland, Antifa Oberwallis, Autonome Antifa  Freiburg im Breisgau, Autonome Gruppen Oberland, Bündnis alle gegen  Rechts, Libertäres Antifaschistisches Kollektiv Thun, Repro, (Stand  2.März 2009 um 12Uhr)

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ANTIRASSISMUSGESETZ
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20min.ch 3.3.09

Nationalrat

Angriff auf Antirassismus-Gesetz gescheitert

Der Nationalrat hält an der Strafnorm gegen Rassismus fest. Mit 125 gegen 52 Stimmen der SVP hat er eine Initiative des inzwischen abgewählten Schweizer Demokraten Bernhard Hess (BE) abgelehnt.

Mit der Rechtskommission kam der Nationalrat zum Schluss, dass die Strafbarkeit der Rassendiskriminierung in der Öffentlichkeit gerechtfertigt sei, "weil sie die Würde der betroffenen Personen und den öffentlichen Frieden schützt". Die Gerichte hätten die Strafnorm bis anhin mit der nötigen Zurückhaltung angewandt.

Nach Ansicht von Kommission und Ratsmehrheit bleibt die freie Meinungsäusserung im Privaten gewährleistet. Eine rassistische Äusserung am Stammtisch sei weiterhin möglich, solange keine Dritten gezwungenermassen zum Mithören animiert würden.

Die ausschliesslich aus SVP-Abgeordneten bestehende Kommissionsminderheit rannte vergeblich gegen die Strafnorm an. In einer gut funktionierenden Demokratie müsse die "Ausdrucksfreiheit" gewährleistet sein, sagte Oskar Freysinger (VS). Probleme sollten "ausdiskutiert" werden können.

Zur Bekämpfung des Rassismus tauge die Strafnorm nichts, sagte Freysinger. Einen Holocaust-Leugner strafe man am besten mit Nichtbeachtung, dann höre er rasch auf. Im Übrigen beeinträchtigten Strafanzeigen die freie Meinungsäusserung auch dann, wenn es zu einem Freispruch komme oder gar kein Verfahren eingereicht werde.
Quelle: SDA/ATS

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BRAUNE BURGER
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Berner Zeitung 3.3.09

Burger geben zu: Einige Mitglieder sympathisierten mit Nazis

Nach eigenen Abklärungen räumt die Burgergemeinde Bern die Nazifreundlichkeit einiger ihrer früheren Exponenten ein. Dass die Burgergemeinde als Ganzes mit der nazifreundlichen Frontenbewegung in den 1930er Jahren verstrickt gewesen sei, sei dagegen nicht belegbar.
Auch Berner Burger marschierten mit: Anhänger der nationalen Front in der 1930er-Jahren im Rafzerfeld.

Die Historikerin Katrin Rieder hatte im August 2008 mit einer angriffigen Dissertation zur Rolle der Bernburger einiges Aufsehen ausgelöst. Sie zeigte unter anderem auf, dass einige Burger während der Nazizeit aktive Frontisten waren. Die Bernburger hätten dieses düstere Kapitel ihrer Geschichte nie aufgearbeitet, lautet ein Hauptvorwurf des 700-seitigen Buches.

Vom Gauführer zum Burgerratspräsidenten

Rieder deckte insbesondere auf, dass der 1968 ohne Gegenstimme zum Burgerratspräsidenten gewählte Georges Thormann in den dreissiger Jahren als Gauführer der Nationalen Front Bern gewirkt habe. Als solcher hatte er auch das Versammlungslokal der Ortsgruppe im Zunfthaus zum Distelzwang gemietet.

Es gehe nicht an, dass von Einzelpersonen gleich auf die Burgergemeinde als Ganzes geschlossen werde, hatte Burgerratspräsident Franz von Graffenried nach der Veröffentlichung des Buches in einer ersten Stellungnahme erklärt.

In der Zwischenzeit betrieb nun die Burgergemeinde eigene Quellenforschung. Diese Untersuchungen, die am Dienstag veröffentlicht wurden, dürften freilich an von Graffenrieds damaliger Einschätzung insgesamt wenig geändert haben.

Vorsichtige Bewertung der dünnen Quellen

Die Burgergemeinde bewertet das geprüfte Material bewusst vorsichtig, wie sie in der schriftlichen Stellungnahme betont. Die Quellenbasis sei insgesamt zu schmal, um zu einer statistisch erhärteten Aussage zu gelangen, ob die Einrichtungen der Burgergemeinde besonders extreme Positionen bezüglich Rassismus, Eugenik und Fremdenfeindlichkeit vertreten hätten.

Eindeutige Aussagen über die überwiegende Gesinnung der Burgergemeinde, ihrer Zünfte, Gesellschaften und Behördenvertreter seinen nicht zulässig. Eingeräumt wird in der schriftlichen Stellungnahme jedoch, die Burgergemeinde und ihre Exponenten seien den Herausforderungen der Zeit zwischen 1930 und 1945 aus dem Blickwinkel unserer Zeit nicht immer angemessen begegnet.

Zur frontistischen Vergangenheit Georges Thormanns heisst es in der Stellungnahme des Kleinen Burgerrats: "Das Verdrängen/Totschweigen dieses unrühmlichen Kapitels Schweizer Geschichte dürfte bis dahin für weite Teile der Nachkriegsgesellschaft kennzeichnend gewesen sein".

Ein Prozent frontistisch

Die vorhandenen Materialien enthüllten indes keinerlei Hinweise darauf, dass die Burgergemeinde und ihre Exponenten "überwiegend und in aussergewöhnlicher Weise einem der politischen Extreme der Zeit zuneigten".

Insgesamt seien in der fraglichen Zeit weniger als ein Prozent der Behördenmitglieder frontistisch und vielleicht 10 bis 15 Prozent in rechtskonservativen oder rechtsbürgerlichen Gruppierungen aktiv gewesen.

Vorwurf der Einseitigkeit

Die Gesellschaft zum Distelzwang wirft der Publikation der Historikerin in ihrer Stellungnahme sogar Einseitigkeit vor. Die Autorin müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, ob sie nicht zur Stützung ihrer Aussagen bewusst Tatsachen verschwiegen hat.

So habe sich Katrin Rieder in ihrer Dissertation auf die Wiedergabe der aus heutiger Sicht bedauerlichen Unterzeichnung des Mietvertrags mit Georges Thormann beschränkt. Die Auflösung des Vertrags und die Beweggründe, die dazu geführt hätten, habe Rieder indes verschwiegen, so die Zunft in ihrer Stellungnahme.

Häuser und Strassen verschmiert

Im Augenblick, als die Nationale Front die Grenzen der Legalität im Mai 1937 durch eine "Malaktion" überschritten habe, habe die Gesellschaft zum Distelzwang mit der sofortigen Auflösung des Mietvertrages reagiert.

Die Frontisten hatten damals Häuser und Strassen mit pro- kommunistischen Sprüchen verschmiert, um auf sich aufmerksam zu machen, den Verdacht aber auf linke politische Gruppierungen gelenkt. (sam/sda)

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Mächtige Bernburger

Die Burgergemeinde Bern ist eine sogenannte Personengemeinde - im Gegensatz zu den als Territorialgemeinden ausgestalteten Einwohnergemeinden.

Die Burgergemeinde Bern setzt sich aus rund 17 300 Angehörigen der 13 Gesellschaften und Zünfte und den Burgerinnen und Burgern ohne Zunftangehörigkeit zusammen. Ihre Wurzeln reichen bis ins Mittelalter.

Die landläufige Einschätzung verbindt mit dem Begriff Bernburger auch alte, vornehme Bernergeschlechter, Reichtum und Macht. Die Burgergemeinde verfügt über viel Grundbesitz und unterhält zahlreiche wirtschaftliche, soziale und kulturelle Institutionen.

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20min.ch 3.3.09

Bestätigt

Nazis in Berns besten Kreisen

Einige ihrer Exponenten seien "den Herausforderungen der Zeit zwischen 1930 und 1945 aus dem Blickwinkel unserer Zeit nicht immer angemessen begegnet". Was die Burgergemeinde Bern damit sagen will: Es gab zu jener Zeit Nazis in Berns besten Kreisen.

Die Historikerin Katrin Rieder hatte im August 2008 mit einer Dissertation zur Rolle der Bernburger für Aufsehen gesorgt. Sie zeigte unter anderem auf, dass einige Burger während der Nazizeit aktive Frontisten waren.

Die Bernburger hätten dieses düstere Kapitel ihrer Geschichte nie aufgearbeitet, lautet ein Hauptvorwurf des 700-seitigen Buches. Rieder deckte insbesondere auf, dass der 1968 ohne Gegenstimme zum Burgerratspräsidenten gewählte Georges Thormann in den dreissiger Jahren als Gauführer der Nationalen Front Bern gewirkt habe. Als solcher hatte er auch das Versammlungslokal der Ortsgruppe im Zunfthaus zum Distelzwang gemietet.

Vorsichtige Bewertung

Es gehe nicht an, dass von Einzelpersonen gleich auf die Burgergemeinde als Ganzes geschlossen werde, hatte Burgerratspräsident Franz von Graffenried nach der Veröffentlichung des Buches in einer ersten Stellungnahme erklärt.

In der Zwischenzeit betrieb nun die Burgergemeinde eigene Quellenforschung. Die Burgergemeinde bewertet das geprüfte Material bewusst vorsichtig, wie sie in der schriftlichen Stellungnahme betont.

Die Quellenbasis sei insgesamt zu schmal, um zu einer statistisch erhärteten Aussage zu gelangen, ob die Einrichtungen der Burgergemeinde besonders extreme Positionen bezüglich Rassismus, Eugenik und Fremdenfeindlichkeit vertreten hätten.

Nicht immer angemessen

Eingeräumt wird in der schriftlichen Stellungnahme jedoch, die Burgergemeinde und ihre Exponenten seien "den Herausforderungen der Zeit zwischen 1930 und 1945 aus dem Blickwinkel unserer Zeit nicht immer angemessen begegnet".

Die vorhandenen Materialien enthüllten indes keinerlei Hinweise darauf, dass die Burgergemeinde und ihre Exponenten "überwiegend und in aussergewöhnlicher Weise einem der politischen Extreme der Zeit zuneigten".

Insgesamt seien in der fraglichen Zeit weniger als ein Prozent der Behördenmitglieder frontistisch und vielleicht 10 bis 15 Prozent in rechtskonservativen oder rechtsbürgerlichen Gruppierungen aktiv gewesen.

Mächtige Bernburger

Die Burgergemeinde Bern ist eine sogenannte Personengemeinde - im Gegensatz zu den als Territorialgemeinden ausgestalteten Einwohnergemeinden.

Die Burgergemeinde Bern setzt sich aus rund 17 300 Angehörigen der 13 Gesellschaften und Zünfte und den Burgerinnen und Burgern ohne Zunftangehörigkeit zusammen. Ihre Wurzeln reichen bis ins Mittelalter.

Die landläufige Einschätzung verbindet mit dem Begriff Bernburger auch alte, vornehme Bernergeschlechter, Reichtum und Macht. Die Burgergemeinde verfügt über viel Grundbesitz und unterhält zahlreiche wirtschaftliche, soziale und kulturelle Institutionen.
Quelle: SDA/ATS

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ITALIEN
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Basler Zeitung 3.3.09

Do-it-yourself-Sicherheit macht Norditaliens Städte unsicher

Amtlich anerkannte Bürgerwehren liefern sich Handgreiflichkeiten mit Jugendlichen und Linken

Roman Arens, Rom

In Italien hat die Lega Nord die Anerkennung von Bürgerwehren durchgesetzt. Jetzt scheinen negative Vorfälle den Kritikern recht zu geben.

Kürzlich hat die Regierung von Premier Silvio Berlusconi, veranlasst durch einige spektakuläre Verbrechen, per Eildekret unbewaffnete Bürgerwehren eingeführt. Der Volkszorn wurde auch durch die Medien angestachelt. Die Gewerkschaften von Carabinieri und Polizia warnen dringend davor, das kurzfristig gültige Dekret in ein dauerhaftes Gesetz umzuwandeln: Die Do-it-yourself-Sicherheit sei unpraktikabel, riskant und gefährlich. Sie entlaste die Sicherheitskräfte nicht, sondern mache ihnen im Gegenteil mehr Arbeit.

Die Streifengänger in einheitlichen Westen, teilweise in uniformer Kleidung, ausgerüstet mit Handys oder Funkgerät und schon mal begleitet von scharfen Hunden, wollen potenzielle Übeltäter, Vergewaltiger und Pädophile von ihren Absichten abbringen. Sie rufen aber auch die Gegenkräfte auf den Plan, welche die Aufgabe der Sicherheit in einer Demokratie in der Hand des Staates belassen, sich jedenfalls nicht von privaten rechten und rechtsextremen Kräften kontrollieren lassen wollen.

Am vergangenen Wochenende kam es in Padua zu handgreiflichen Reibereien zwischen Freiwilligen von "Veneto sicuro" (Sicheres Venetien) und jungen Leuten aus dem Sozialen Zentrum Pedro, sodass die politische Polizei Digos eingreifen und die Streithähne trennen musste. Ähnlich in Piacenza, wo die auch aus der Lega Nord gebildete Streife der "Giovani Padani" (Junge Padanier) mit maskierten Aktivisten der Linkspartei Rifondazione Comunista zusammenprallte. Am Ende war ein Polizistenfinger gebrochen und wurden zehn Kontrahenten vorläufig festgenommen.

Die Sicherheitsorgane befürchten, dass derlei Zusammenstösse zur Regel werden. Ihre Vertretungen klagen seit Langem, dass sie völlig unterbesetzt seien und ihnen ohnehin in den nächsten drei Jahren fast 7000 Stellen genommen werden sollten. Über eine Milliarde Euro habe die Regierung gestrichen - mit der Folge, dass schon mal das Benzingeld für Polizeiautos gemangelt haben soll.

"Kindermädchen"

Im vergangenen Jahr hat die populistische Regierung als Zeichen dafür, wie ernst sie das Bürgergefühl mangelnder Sicherheit nimmt, tausend Soldaten mit auf polizeilichen Streifendienst geschickt. "Wir hatten es schon satt, bei den Militärs Kindermädchen zu spielen", schimpft ein führender Polizeigewerkschafter, "jetzt müssen wir uns auch noch mit den Bürgerwehren abgeben."

Diese Patrouillen sind eigentlich nicht neu; neu ist, dass sie offiziell anerkannt und von Präfekten und Bürgermeistern organisiert werden. Lega-Nord-Anhänger in grünen Hemden streifen schon seit mehr als einem Jahrzehnt nächtens durch etliche Städte Norditaliens. Jetzt war es ihre Partei, welche die amtliche Anerkennung der Bürgerwehren in der Regierung durchsetzte und sich davon ein Steigen der Wählergunst erhofft.

Rechtsextrem

Das liess andere Parteien nicht ruhen. Nach Medienberichten ist die Jugendorganisation der Alleanza Nazionale dabei, in Venedig und Turin parteilichen Dienst an der Sicherheit zu organisieren. Die rechtsextreme Forza Nuova ist schon auf der nächtlichen Strasse in Foggia und Pescara. "Das Risiko einer Politisierung der Sicherheit ist real", so der Verband der Polizeibeamten, "und ruft uns Zeiten in Erinnerung, die wir überwunden geglaubt haben."

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YO MAJESTY
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St. Galler Tagblatt 3.3.09

Rap aus Florida und London

Dem fast ausschliesslich männlich geprägten Hip-Hop stellt das Rap-Duo Yo Majesty eine Alternative entgegen: christlich denkend, lesbisch, schwarz und damit zufrieden sind La Shunda Flowers und Jewel Baynham alias Jwl. B und Shunda K. Die Rapperinnen aus Tampa, Florida, thematisieren Rollenvorstellungen und deren Erfüllung in Reimen im Eiltempo und mit für ihren Heimatstaat typischen, opulenten Bässen und stampfenden Beats. Ob das Duo morgen zu zweit nach St. Gallen kommt, scheint ungewiss. In Internet-Foren wird von einem Zwist zwischen den beiden berichtet. Mit Elektro-Rapper Dels aus London und der Zürcher DJane P-Tess steht aber Support im Palace bereit. (pd/red.)

Morgen Mi, Palace, 21 Uhr