MEDIENSPIEGEL 9.3.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Pnos-Demo flüchtet nach Bern
- NPD mit Finanzproblemen

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REITSCHULE
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Mi 11.03.09
19.00 Uhr - SousLePont - Spanien Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Pedro Lenz "Tusig Donnerwetter"
20.30 Uhr - Tojo - Coming-of-age, Marcel Leemann Physical Dance Theater.

Do 12.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Pedro Lenz "Tusig Donnerwetter"
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter - elektronische Leckerbissen zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ FRATZ, Janine, Mike & DJ ELfERich
20.30 Uhr - Kino - UNCUT - Warme Filme am Donnerstag: CHUECATOWN, J. Flahn, Spanien 2007

Fr 13.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Pedro Lenz "Tusig Donnerwetter"
20.30 Uhr - Tojo - Coming-of-age, Marcel Leemann Physical Dance Theater.
21.00 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Tintenfischalarm, E. Scharang, Österreich 2005

Sa 14.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Pedro Lenz "Tusig Donnerwetter"
20.30 Uhr - Tojo - Coming-of-age, Marcel Leemann, Physical Dance Theater.tt
21.00 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Erik(A) - Der Mann der Weltmeisterin wurde, K. Mayer, Österreich 2005
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: D-Bridge (Exit Recs/GB), Support: Deejaymf (Cryo.ch), VCA (Biotic Recs), Ryck (Rabass), Submerge (Family Guy) -- Drum'n'Bass

So 15.03.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): shortbus von John Cameron Mitchell, USA, 2006; THE RASPERRY REICH von Bruce LaBruce, UK, 2004

Infos: www.reitschule.ch

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PNOS
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Fotos PNOS-AktivistInnen
http://linksunten.indymedia.org/de/node/821

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BZ 9.3.09

Demonstrationen in Bern und Burgdorf

Pnos und Antifa zogen nach Bern

Die Rechtsextremen der Pnos verlegten ihre Kundgebung gestern kurzfristig nach Bern. So kam es in Burgdorf nicht zur befürchteten Auseinandersetzung mit den Linksextremen. In Bern verpassten sie sich ebenfalls.

Die Burgdorfer Luft wirkt an diesem Sonntag zur Mittagszeit wie elektrisch geladen. Im Bahnhofquartier ist die Spannung fast körperlich spürbar: Der Rollladen vor dem Kiosk ist unten, die Tische und Stühle vor den Restaurants Rieben und Bernerhof sind verräumt. Polizisten in Kampfmontur besprechen die Lage. Noch anderthalb Stunden bis zur bewilligten Kundgebung der rechtsextremen Pnos auf der Schützenmatte. Noch anderthalb Stunden bis zur bereits angekündigten Gegendemo der linksextremen Antifa. Noch ist nicht bekannt, dass sich die Gruppen später nach Bern verschieben werden, wo es aber ebenfalls zu keinen Zwischenfällen kommt (siehe Zweittext).

Um 13 Uhr wimmelt es in der Emmestadt von bewaffneten Sicherheitsleuten in Uniform und Zivil . Polizeiautos und vergitterte Einsatzwagen patrouillieren durch die Strassen. Beim Kornhaus steht ein Wasserwerfer. Die Zähringerstadt ist zur Festung geworden.

Keine Spur von Demo

Eine halbe Stunde später stehen auf dem Parkplatz der Schützenmatt rund 50 Pnos-Anhänger mit Berner Fahnen und ihrem Tuch, das den Morgenstern auf dem Schweizer Kreuz zeigt. Doch davon, dass hier gleich eine Kundgebung stattfinden soll, ist nichts zu merken. Die Rechtsextremen unterhalten sich und fotografieren, wer sie fotografiert. Manche haben ununterbrochen ihr Handy am Ohr.

 In Rufnähe beobachten, nebst zwei Dutzend Polizisten, Beatrix Rechner, die Leiterin der Burgdorfer Sicherheitsdirektion, und Regierungsstatthalter Franz Haussener die Szene. Beide machen einen gelassenen Eindruck. "Heute passiert nichts Schlimmes", sagt Rechner. Sie vertraue "voll der Kantonspolizei". Auch Haussener gibt sich wegen eines friedlichen Ausgangs der Demo "sehr zuversichtlich".

Plötzlich sind sie weg

Dann sind die Fahnen auf einmal verschwunden. Ein Auto nach dem anderen rollt vom Platz. Die Gruppe der Pnos-Leute wird kleiner. Als die Kundgebung um 14 Uhr beginnen soll, sind die Rechten verschwunden. Während die Sicherheitsleute und Behördenmitglieder noch rätseln, wohin sich die braune Truppe verzogen haben könnten, rotten sich in der Oberstadt 150 bis 200 Linksaktivisten zusammen. Teilweise vermummt besetzen die Antifaschisten die Schmiedengasse. Aus einem Lautsprecher dröhnt Musik; der Geruch von illegalem Kraut wabert durch die Strasse.

 Nach einer Weile stellen die Autonomen fest, dass sich ihr Feind nicht mehr in Burgdorf aufhält. Sie marschieren, von der Polizei begleitet, zum Bahnhof und nehmen den 15.07-Uhr-Zug nach Bern, wohin sich die Pnos-Leute schon vor einer Stunde verschoben haben. Burgdorfs Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch, Stadtschreiber Roman Schenk und Beatrix Rechner schauen dem Zug glücklich hinterher. Stunden später sagen Zäch, Rechner und Schenk an einer Pressekonferenz, sie seien "dankbar" dafür, dass Burgdorf "diesen schwierigen Tag" glimpflich überstanden habe.

Küsse für den Polizeichef

Thomas Sollberger, Chef der Regionalpolizei der Kantonspolizei, sagt, es habe weder Sach- noch Personenschäden gegeben. Rechner betont, die Zusammenarbeit mit der Polizei habe so gut geklappt, dass sie "nie auch nur den geringsten Zweifel" an einem guten Ausgang gehabt habe. Zäch bedankt sich bei Sollberger mit drei Küsschen für den Polizeieinsatz. Die Stadtpräsidentin hatte doppelt Grund zur Freude: "Ihr" Burgdorf bekam den Zuschlag für das Schwingfest. Und sieht auch nach gestern genauso aus wie vorher.

Johannes Hofstetter

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"Bösartige Unterstellung"

Die Rechtsradikalen suchten gestern nicht wie angekündigt Burgdorf heim, sondern Bern. Sie zogen bis auf den Bundesplatz.

Die Rechtsextremen der Pnos versammelten sich gestern bloss in Burgdorf, zogen dann aber sofort weiter: Ihre Demonstration fand nicht wie angekündigt in Burgdorf statt, sondern in Bern. Bereits kurz vor 14 Uhr trafen sich rund 60 von ihnen beim Klösterlistutz, nahe des Bärengrabens, "zu einer unbewilligten und offenbar geplanten Aktion", wie die Kantonspolizei schreibt. Während des Marschs die Altstadt hinauf bis zum Bundesplatz trafen später laufend weitere Rechtsextreme ein. Vor dem Bundeshaus fand eine Kundgebung statt, an der gemäss Polizei rund 150 Pnos-Leute teilnahmen. Die Rechten zogen jedoch bald wieder zurück zum Bärengraben, wo sich ihr Umzug schliesslich auflöste.

Die Linken wie die Rechten

Im Gefolge der Rechtsradikalen reisten aus Burgdorf auch zahlreiche Linksradikale nach Bern an. Sie waren zwar in der Überzahl, trafen aber erst kurz vor 15.30 Uhr mit dem Zug ein. Zu spät, um eine Konfrontation zu provozieren. Wie die Rechten veranstalteten auch die Linken einen unbewilligten Umzug, allerdings einen deutlich kürzeren: Er führte zum Waisenhausplatz, zurück zum Bahnhof und danach zur Reithalle, wo sich dann auch dieser Umzug auflöste. Es kam zu keinen Konfrontationen der beiden Gruppen, die Polizei griff nicht ein.

Attacke gegen Polizei

Die Stadtberner Junge Alternative JA! formulierte in einer Mitteilung happige Vorwürfe an die Polizei: Es sei skandalös, dass der unbewilligte Pnos-Umzug nicht verhindert und die Rechtsextremen nicht zur Verantwortung gezogen worden seien. Dieser Vorfall zeige, dass die Polizei "auf dem rechten Auge blind ist". "Das ist eine bösartige Unterstellung", hält Markus Schneider, Infochef der Kantonspolizei, entgegen. Es sei völlig unmöglich, dass die Polizei im ganzen Kanton Leute für alle Eventualitäten bereit halten könne. "Wir haben alles gemacht, was in unserer Kraft stand." Schneider betont, die Polizei sei auch in Bern stark präsent gewesen und könnte wenn nötig die Rädelsführer "ins Recht fassen".
fab

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Bund 9.3.09

Rechtsextremes Täuschungsmanöver

 Burgdorf/Bern Die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) verzichtete gestern auf die bewilligte Platzkundgebung in Burgdorf und wich nach Bern aus. Während die ahnungslose Polizei und Antifa noch in Burgdorf weilten, marschierten die Rechtsextremen pünktlich um 14 Uhr beim Berner Bärengraben Richtung Bundesplatz ab. Dort hielten sie ungehindert ihre Reden. Die Pnos sind für schnelles Umorganisieren bekannt. Als die Polizei und die Antifa schliesslich in Bern eintrafen, hatten die Rechtsextremen die Bundesstadt bereits wieder verlassen. Über 200 Linksradikale demonstrierten anschliessend ebenfalls unbewilligt in Bern. Es sei unmöglich, solche Gruppen aus dem Stand zu stoppen, hiess es bei der Polizei. Erleichtert über die Verlagerung nach Bern war die Stadt Burgdorf. Die Absicht, in Burgdorf zu demonstrieren, richtete sich laut Pnos auch gegen die neue Stadtpräsidentin, die sich jahrelang gegen Rechtsextremismus engagiert habe. (ba)

Seite 21

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Katz-und-Maus-spiel um Demo der Rechtsextremen

Pnos trickst alle aus

Weil der Pnos gestern in Burgdorf nur eine Platzkundgebung erlaubt war, wichen deren Anhänger nach Bern aus. Als die Polizei und die Gegendemonstranten dies realisierten, war der Spuk in der Bundesstadt schon längst vorbei.

Anita Bachmann

Die Angst vor der Pnos-Demonstration, welche die Behörden schliesslich nur als Platzkundgebung bewilligt hatten, wuchs in der letzten Woche von Tag zu Tag. Nicht zuletzt weil antifaschistische Gruppierungen ankündigten, Widerstand zu markieren. In der Emmenstadt deutet aber abgesehen von der grossen und gleichzeitig zurückhaltenden Polizeipräsenz vieles auf einen ganz normalen Sonntag hin. Vor der Turnhalle beim Pestalozzi-Schulhaus warten Unihockeyspieler auf ihren nächsten Match, das Altersheim führt ein paar Rollstuhlfahrer

aus und Hunde werden auf der Schützenwiese Gassi geführt. Ein fast normaler Sonntag sollte es zumindest für Burgdorf bleiben.

Anhänger der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) - laut Polizei etwa 60 an der Zahl - treffen sich auf der Schützenmatte in Burgdorf. Nervös fingern sie auf ihren Handys herum, rauchen Zigaretten. Autos kommen und andere fahren gleich wieder weg. Längst ist 14 Uhr vorbei, und die Kundgebung gegen die Rassismusstrafnorm hätte beginnen sollen. Ratlos sind die zahlreich aus dem ganzen Land angereisten Journalisten. Erstmals kommen Vermutungen auf, die Demonstration könnte anderswo stattfinden, höchstwahrscheinlich in Langenthal. "Die Retter vom Vaterland sind zu spät", kommentiert ein Schaulustiger das Geschehen.

Dieser Schaulustige, ein älterer Herr, ist offensichtlich so darauf erpicht, die Pnos-Reden zu hören, dass er umgehend nach Bern reist, als bekannt wird, dass die Kundgebung auf dem Berner Bundesplatz stattfinden soll. Doch nicht nur dieser Mann, sondern alle anderen - die Polizei, die Antifa und die Journalisten - kommen zu spät. Denn pünktlich um 14 Uhr marschieren Pnos-Anhänger vom Bärengraben die Altstadt hinauf zum Bundesplatz. Dort wurden laut Augenzeuge Kurzreden abgehalten, Flugblätter verteilt und Transparente hochgehalten. Pnos-Sprecher Renato Bachmann bestätigte dies. Anschliessend marschieren die 150 Teilnehmenden zurück zum Bärengraben, steht im Communiqué der Polizei. Um 14.50, so Bachmann, verlassen die Pnos-Mitglieder, Vertreter der Helvetischen Jugend und Anhänger anderer rechtsextremer Gruppierungen Bern wieder mit ihren Autos. "Die Demonstration wurde zuerst bewilligt, das wollten wir uns nicht nehmen lassen. Es war schon vorher klar, dass wir an einen anderen Ort hingehen würden", sagt Bachmann.

Die Pnos-Demonstranten können ungehindert in die Stadt marschieren und sie wieder verlassen, weil die Polizeikräfte in Burgdorf gebunden sind. Es sei schlicht unmöglich, aus dem Stand eine solche Gruppe zu stoppen, sagt Polizeisprecher Markus Schneider. Vehement weist er die Vorwürfe der Jungen Alternativen zurück, die Polizei sei auf dem rechten Auge blind. Wenn es um die Sehkraft der Polizei gehen würde, wäre sie wohl gestern auch auf dem linken Auge blind gewesen. Die Kundgebung der Linksaktivisten in Bern wird ebenfalls nicht verhindert. Als die Antifas in Burgdorf realisieren, dass die Pnos ihre Pläne geändert haben, reisen sie um 15 Uhr mit dem Zug nach Bern. Die Polizei lässt die Linksextremen eine kleine Runde über den Waisenhausplatz und zurück zur Reithalle drehen.

Die Polizei ist nach gestern zufrieden, weil sie habe verhindern können, dass es zu Konfrontationen gekommen sei. Einige Pnos-Anhänger, die den Anschluss für den Abzug aus Bern verpasst haben, werden von der Polizei weggebracht, damit sie nicht den Linksradikalen in die Fänge geraten. Auch die Antifa klopft sich auf die Schulter. In einem Communiqué teilt sie mit, die Pläne der Pnos in Burgdorf vereitelt zu haben und erst die Demonstration von 250 (in Burgdorf waren es laut Polizeiangaben 200) Antifas hätten die Pnos gezwungen, sich später auch aus Bern zurückzuziehen. Tatsache ist, dass die Pnos alle an der Nase herumgeführt hat. Als Gewinnerin des Katz-und-Maus-Spiels dürfte sich auch Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch (sp) fühlen: "Glücklicherweise" habe sich die Pnos-Demo nach Bern verlagert, teilt die Stadt Burgdorf mit. Für eine persönliche Stellungnahme war Zäch gestern nicht mehr erreichbar. Als klar wurde, dass die Pnos-Demo nicht in Burgdorf stattfinden würde, wirkte sie sichtlich beruhigt. Das untermalt die Mitteilung der Stadt: Der Gemeinderat ist sehr erleichtert, heisst es.

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Rechtsextreme Kundgebungen

Beobachter sind unerwünscht

Rechtsextreme demonstrieren im Gegensatz zu anderen meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit - wie auch gestern auf dem Bundesplatz.

Hans Stutz

Auch im vergangenen Jahr demonstrierten Rechtsextreme aus dem Umfeld der Pnos am ersten Sonntagnachmittag im März. Im Vorfeld der SVP-Einbürgerungsinitiative liefen rund vierzig Männer und Frauen durch die leeren Strassen von Schwyz. Der Schwyzer Gemeinderat hatte ein Pnos-Demogesuch zwar abgelehnt, doch die Rechtsextremen marschierten trotzdem. Zum Preis allerdings, dass sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit spazierten, so wie sie es jeweils auch am 1.Mai tun, wenn sie nach versteckter Mobilisierung in einem unangemeldeten Zug überraschend auftauchen - etwa letztes Jahr in Freiburg.

Zur Regel geworden sind rechtsextreme Aufmärsche bei nationalen Feiern, angefangen hat es 1996 auf dem Rütli, in den vergangenen Jahren sind Sempach, Morgarten, Näfels dazugekommen. In Sempach laufen die Rechtsextremen sogar im offiziellen Umzug auf das Schlachtfeld. Bei den anderen nationalen Aufmärschen müssen sie inzwischen ausweichen und eigene Kundgebungen veranstalten.

Region Emmental als Spezialfall

Vor einem Jahr Schwyz, dieses Jahr Burgdorf, diesmal gegen die Rassismus-Strafnorm, deren Abschaffung durch eine Volksinitiative wie auch durch einen nationalrätlichen Vorstoss unlängst gescheitert ist. Aber warum gerade Burgdorf, immerhin ist die Rassismus-Strafnorm kein Thema der lokalen oder regionalen, sondern der nationalen Politik? Die Region Emmental/Oberaargau gehört neben dem Berner Oberland und dem Raum Küssnacht/Schwyz zu jenen wenigen Gegenden der Schweiz, in der sich eine rechtsextreme Subkultur eingerichtet hat. Diese ist zwar marginal, aber trotzdem gefestigt.

Sie besteht nicht nur aus den Pnos-Sektionen Emmental und Langenthal; dazu gehören auch die Kameradschaft Helvetische Jugend, die Musikgruppe Indiziert und die in ihrem Umfeld veranstalteten Konzerte sowie der "Neue Zeitwende"-Buchversand, erreichbar über eine Postfachadresse in Aefliegen. Inhaber ist der Anführer der völkisch-heidnischen Avalon-Gemeinschaft, ihn unterstützt ein Willisauer Pnos-Exponent. Die Pnos-Demo findet also dort statt, wo die Partei Mobilisierungspotenzial hat. Das Burgdorfer Demogesuch hatte aber zusätzlich eine persönliche Spitze. Laut Markus Martig, Vorsitzender der Pnos-Sektion Emmental, richtete es sich auch gegen die neue Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch. Unmittelbar nach den Wahlen schrieb Martig auf der Sektionshomepage, die Pnos sei Zächs langjähriges Engagement gegen Rechtsextremismus in bester Erinnerung, und liess die  Ankündigung des Demogesuches folgen.

Missmut gegen die Politik

Auf Missmut in der Szene stiess neben der starken Medienbeobachtung der Entscheid des Burgdorfer Gemeinderates nur noch eine Platzkundgebung zuzulassen. Der Umzug sei, so schrieb der Oberländer Pnos-Exponent Mario Friso, auf "eine lächerliche Platzkundgebung am Rande des Nirgendwo" beschnitten worden. Die Umleitung der Angereisten nach Bern ist deshalb folgerichtig und beweist die guten Organisationsfähigkeiten nicht zum ersten Mal. Im April 2008 verlegten Organisatoren sogar innert Stunden ein Konzert von der Westschweiz ins oberaargauische Roggwil.

Soweit sich dies überhaupt feststellen liess, waren Rechtsextreme aus der ganzen Schweiz wie auch aus dem deutschen Grenzgebiet in Burgdorf. In mehreren einschlägigen deutschen Foren war ja auch für den Aufmarsch mobilisiert worden. Insgesamt ist es der Pnos aber nicht gelungen, ihre politische Botschaft über die eigenen Leute hinaus zu verbreiten, wie auch nicht im vergangenen Jahr in Schwyz.

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Polizei mit Grossaufgebot präsent

Pnos demonstriert unbewilligt in Bern statt bewilligt in Burgdorf

Die befürchtete Konfrontation zwischen der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) und ihren Gegnern in Burgdorf fand nicht statt. Ein Grossaufgebot der Polizei verhinderte einen nicht bewilligten Demonstrationszug. Mit der bewilligten Platzdemonstration wollte sich die Pnos nicht abfinden und zog nach Bern. Dort marschierte sie unbewilligt auf den Bundesplatz.

Auch die Teilnehmer einer Gegenkundgebung in der Burgdorfer Oberstadt zogen schliesslich nach Bern; zu einer Konfrontation kam es nicht. (jr) Seite 28

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Berner Rundschau 9.3.09

Viel Polizei, keine Krawalle

Demonstration der Pnos fand in Bern und nicht in Burgdorf statt

Rund 50 Aktivisten der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) versammelten sich gestern Sonntag in Burgdorf. Sie zogen aber noch vor Beginn der bewilligten Demonstration nach Bern weiter, wo die Pnos unbewilligt durch die Stadt zog.

Rund 50 Sympathisanten der Pnos erschienen gestern zur bewilligten Demonstration auf der Schützenmatte in Burgdorf. Ihnen stand ein grosses Aufgebot an Polizisten in Kampfmontur gegenüber. Weil die Schützenmatte noch leicht mit Schnee bedeckt war, wollten die Rechten ihre Versammlung auf dem Parkplatz abhalten. Dies erklärte ein Polizist den anwesenden Journalisten. Doch es passierte eigentlich nichts. An den Auto-Kennzeichen war zu erkennen, dass die Pnos-Sympathisanten aus allen Himmelsrichtungen anreisten.

Aber nicht nur Demonstranten und Polizisten waren vor Ort. Auch der Statthalter Franz Haussener, von der Burgdorfer Regierung Elisabeth Zäch und Trix Rechner. Kurz vor dem offiziellen Beginn der Demonstration um 14 Uhr hatten die Stadtbehörden den Verantwortlichen noch einmal klar gemacht, dass nur eine Platzdemonstration im Bereich Schützenmatte toleriert werde.

Gegner in der Oberstadt

Darauf zog der Grossteil der Demonstranten plötzlich ab, wie sich zeigte, in Richtung Bern. Dann kam Bewegung bei den Polizisten auf. Diese stiegen in die bereit gestellten Fahrzeuge und fuhren Richtung Oberstadt. Im Schlepptau einige Medienschaffende.

 Dort hatten sich auf der Gebrüder-Schnell-Terrasse rund 200 Pnos-Gegner versammelt - viele schwarz gekleidet und vermummt. Gemäss Polizeiangaben waren es vorwiegend Linksaktivsiten. Sie blockierten die Strasse Richtung Oberstadt. Die Polizei hatte vorsorglich die Oberstadt hermetisch abgeriegelt. Nachdem die Pnos-Leute weg waren, zog auch die Gegen-Demo zum Bahnhof und bestieg kurz nach 15 Uhr den Zug nach Bern. Der Gemeinderat von Burgdorf zeigte sich über den glimpflichen Verlauf der Demonstration sehr erleichtert.

Unbewilligte Züge in Bern

Bereits kurz vor 14 Uhr hatten sich in Bern gemäss Mitteilung der Kantonspolizei rund 60 Rechtsradikale beim Klösterlistutz zu einer unbewilligten und offenbar geplanten Aktion versammelt. Sie zogen unter stetem Zulauf durch die Altstadt bis zum Bundesplatz, wo eine Platzkundgebung mit rund 150 Teilnehmenden stattfand. Anschliessend marschierten sie wieder zurück bis zum Bärengraben, wo sich der Umzug auflöste. Zu einer Konfrontation mit Linksaktivisten kam es nicht.

 Diese veranstalteten nach ihrem Eintreffen in Bern ebenfalls einen unbewilligten Umzug vom Bahnhof über die Neuengasse auf den Waisenhausplatz und via Spitalgasse zur Reithalle. Die Kantonspolizei hatte inzwischen zusätzliche Kräfte aus Burgdorf herangezogen, die jedoch gemäss Mitteilung nicht zum Einsatz kamen. (mj/pkb/mgt)

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punkt.ch 9.3.09

Rechte marschiert in Bern

Zum ersten Mal seit den Frontisten 1937 demonstrieren Nazis unbehelligt

Die Polizei hatte sich auf einen heiklen Einsatz vorbereitet. In Burgdorf drohte der Zusammenprall von Links- und Rechtsextremen. Kurz nach der Besammlung für eine bewilligte Platzkundgebung, verlegte die rechtsextreme Pnos ihre Demo gegen das Antirassismusgesetz nach Bern. Damit zogen zum erstem Mal seit den Frontisten 1937 Rechtsextreme unbehelligt durch Bern. Überrascht vom Katz-und- Maus-Spiel waren die Antifaschisten. Rund 150 von ihnen verlegten ihre Kundgebung ebenfalls. Sie wurden von der Polizei auf dem Waisenhausplatz am Weiterziehen gehindert. Es blieb ruhig. (czd)

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Tribune de Genève 9.3.09

L'extrême droite s'invite sur la place Fédérale

Manifestation - Le parti nationaliste PNOS avait convoqué ses membres à Berthoud. C'était un leurre destiné à tromper la police et l'extrême gauche!

A ma droite (extrême), une septantaine de crânes rasés ultranationalistes, dont quelques Vaudois et Valaisans. Vestes Bomber Lonsdales ou sweat-shirt frappé du sigle 88 (double 8, double H, huitième lettre de l'alphabet, code pour "Heil Hitler") et Doc Martins à lacets blancs aux pieds pour certains.

A mon ultragauche: quelque 200 libertaires, crêtes punks et barbichettes, vociférant "Révolution!" derrière une banderole rouge marquée "A bas les fascistes!" Au centre: des dizaines d'armoires à glace de la police, casquées et dûment enrobées de protections, matraque à portée de main.

"Char" antiémeute

Ce joli monde n'aura fait que de la figuration hier après-midi à Berthoud (BE). L'imposant "char" antiémeute et les camionnettes grillagées de la police ou les foulards des manifestants, destinés à rester anonymes et/ou à tranquillement laisser libre cours à leur penchant pour la violence, n'auront servi à rien non plus. C'est en effet à Berne, sur la place Fédérale, et à Langenthal que s'est finalement déroulée, en toute illégalité et presque dans l'indifférence générale, la manifestation du parti des nationalistes suisses (PNOS). "Afin d'éviter la confrontation avec les gauchistes", à en croire Renato Bachmann, porte-parole du parti.

Libres de n'avoir "rien à dire"

Objectif? Dénoncer la norme pénale antiraciste, jugée contraire à la liberté d'expression et plusieurs fois bravée par les membres du PNOS. Notamment pour dire des choses comme: "Cette Suissesse brune représente un abcès bouffant l'indépendance de la Confédération helvétique (à propos de Miss Suisse). " Quelques slogans, deux ou trois petits discours et puis s'en vont. Les manifestants - 200 selon le PNOS, 70 selon les témoins - ne seront restés que trente minutes, histoire d'éviter l'affrontement avec les "antifascistes", entre-temps mis au parfum. Ces derniers, qui avaient déjà contre-manifesté à Berthoud, ont alors remis la compresse à Berne avant de se disperser.

De leur propre aveu, les manifestants des deux camps abordés à Berthoud et à Berne n'avaient "rien à dire!" Paradoxal dans le cadre d'une manifestation réclamant plus de liberté d'expression! "Tous ces jeunes vivent enfermés dans leurs certitudes mais ont le droit à la parole tant qu'ils respectent la loi", synthétisait de son côté Martin Niederhauser, un sexagénaire venu spécialement de l'Emmental suivre l'événement "en tant que citoyen".
Laurent Grabet

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NPD
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Spiegel 9.3.09

Extremisten

Entzündung im rechten Arm

Pannen in der Buchführung, wüste Beschimpfungen - die NPD zerlegt sich selbst

Peinliche Pannen in der Buchführung, drohende Strafzahlungen in Millionenhöhe, wüste Beschimpfungen - die NPD zerlegt sich selbst.

Es war eine lange und arbeitsreiche Nacht für Stefan Köster, den Schatzmeister der NPD. Gemeinsam mit Wirtschaftsprüfer Werner Linn hatte der Betriebswirt bis zum Morgengrauen des 31. Dezember Zahlungsbelege und Kontoauszüge sortiert und immer wieder Einnahme- und Ausgabeposten verglichen. Ein Zahlendreher, das wussten die beiden, und die hochverschuldete Partei könnte finanziell ruiniert sein.

Am Silvestermorgen, gegen 7.30 Uhr, war die Nachtschicht beendet. Der Wirtschaftsprüfer siegelte ordnungsgemäß das Rechenwerk, Köster griff sich das 25-Seiten-Konvolut und raste zum Bundestag, um den Rechenschaftsbericht für das Jahr 2007 noch fristgerecht einzureichen - dann begab er sich direkt in ärztliche Behandlung. Die "schier unmenschliche Leistung", wird es später in einem NPD-Schreiben heißen, habe beim Schatzmeister zu einer "Schleimbeutelentzündung am rechten Ellenbogen" geführt, die einen einwöchigen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen sollte.

So erreichte den maladen NPD-Funktionär die Hiobsbotschaft, trotz aller Vorsicht falsche Zahlen eingereicht zu haben, mit Verspätung. In der Hektik des Silvestermorgens hatte Köster versehentlich sieben Blätter mit falschen Tabellen gegriffen, was zu einem Bilanzfehler von fast 900 000 Euro führte. Nach den strengen Regeln des Parteienrechts ist das womöglich ein strafwürdiger Vorgang.

Seit mehr als acht Jahren denken die anderen Parteien darüber nach, wie man die NPD verbieten könnte - ausgerechnet dieses "Büroversehen", wie es die NPD nennt, bedeutet nun vielleicht das Aus für die Rechtsextremen, denn wegen der Sache drohen ihnen jetzt Strafzahlungen von bis zu 1,9 Millionen Euro. Die Lage wird noch dadurch verschärft, dass die Bundestagsverwaltung die Auszahlung von mehr als 300 000 Euro aus der staatlichen Parteienfinanzierung ausgesetzt hat, solange sich die NPD nicht in der Lage sieht, Sicherheiten für etwaige Rückforderungen zu stellen. Gegen diesen Bescheid hat die Partei Klage beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht.

Ohne die staatlichen Zuwendungen aber könnte die NPD schon in den nächsten Monaten zahlungsunfähig sein. Ein Schriftsatz des NPD-Anwalts Carsten Schrank an das Berliner Verwaltungsgericht beschreibt en détail den desolaten Zustand. Danach hat die Parteizentrale monatliche Ausgaben in Höhe von 110 000 Euro für Büro, Personal- und Telefonkosten, dem stehen aber Einnahmen in Höhe von nur 30 000 Euro aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden gegenüber. Es klafft somit eine Lücke von 80 000 Euro, die ohne die Staatsgelder nicht geschlossen werden kann. Die Partei, schreibt der NPD-Anwalt, sei "in ihrer politischen Existenz bedroht".

Wie angespannt die Nerven der Funktionäre sind, zeigt die interne Kommunikation. Seit das Geld knapp wird, zerlegt sich die rechtsextreme Truppe selbst - und um die Selbstzerstörung zu verfolgen, bedarf es inzwischen nicht einmal mehr irgendwelcher V-Leute oder nachrichtendienstlicher Mittel, sie findet coram publico statt, vornehmlich über Videobotschaften im Internet.

Den Auftakt lieferte vor wenigen Wochen NPD-Bundesvize Jürgen Rieger. Der bekennende Nationalsozialist attestierte in einem langatmigen Interview seinem Ex-Vorstandskameraden Andreas Molau Fähigkeiten, mit denen "er im Dritten Reich nicht einmal hätte Blockwart werden können". Darauf konterte Molau, der kurzzeitig für den NPD-Bundesvorsitz kandidieren wollte, Rieger sei nichts weiter als ein finsterer "Börsenspekulant", der "dreiste Lügen ausstreut".

Seit Wochen kursieren in den rechtsextremen Foren des "Weltnetzes", wie das Internet bei den Rechtsaußen-Kameraden heißt, Gerüchte und Verdächtigungen. Jeder beschuldigt jeden, die NPD aus eigenem Profitinteresse oder Geltungssucht zu ruinieren. Immer wieder geht es dabei auch um die kriminellen Machenschaften des Ex-Schatzmeisters Erwin Kemna, der seit Dezember im Gefängnis sitzt, weil er 741 000 Euro Parteigelder abgezweigt und teils in sein marodes Küchenstudio umgeleitet hatte. Längst sind auch der Parteivorsitzende Udo Voigt und seine Rolle in der Finanzaffäre nicht mehr tabu. "Ein Parteivorsitzender", giftete NDP-Funktionär Molau jüngst, "der nicht merkt, dass Beträge in Hunderttausender-Größe aus den Parteikassen verschwinden, hat die Legitimation zur Führung der Partei verloren."

Die nächste Lücke in der Bilanz ist auch schon aufgefallen. Am 18. Januar räumte die NPD gegenüber der Bundestagsverwaltung in einer Selbstanzeige ein, im Rechenschaftsbericht 2006 Darlehensverbindlichkeiten in Höhe von 885 000 Euro nicht ausgewiesen zu haben. Wie das passieren konnte, ist der NPD selbst noch nicht klar.

Sven Röbel, Andreas Wassermann