MEDIENSPIEGEL 14.3.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- JA! zum 2. Drogenanlaufstellen-Njet
- Pnos-Demo: Portrait Polizist; Demo-Video
- Nohilfe: Abgewiesene müssen wieder auf den Berg
- Juso will Beizen-Boykott gegen Ralf Jansen-Kneipen
- BS-Regierung kämpft um Staatsschutz
- Rechtsextremismus Linthgebiet
- Homohass: Mord an Transgender-Aktivistin in Istanbul
- Kokain: Konsumfolgen; Anbau-Schlacht; Toter in VD

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REITSCHULE
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Sa 14.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Eventmakers mit Texten von Pedro Lenz "Tusig Donnerwetter"
20.30 Uhr - Tojo - Coming-of-age, Marcel Leemann, Physical Dance Theater.tt
21.00 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Erik(A) - Der Mann der Weltmeisterin wurde, K. Mayer, Österreich 2005
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: D-Bridge (Exit Recs/GB), Support: Deejaymf (Cryo.ch), VCA (Biotic Recs), Ryck (Rabass), Submerge (Family Guy) -- Drum'n'Bass

So 15.03.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): shortbus von John Cameron Mitchell, USA, 2006; THE RASPERRY REICH von Bruce LaBruce, UK, 2004

Infos: www.reitschule.ch

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DROGENANLAUFSTELLE(N)
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jungealternative.ch 12.3.09

Keine zweite Drogenanlaufstelle, die JA! verurteilt den endgültigen Entscheid

Gestern liess der Gemeinderat per Medienmitteilung verlauten, dass er sich nun endgültig gegen einen zweiten Standort der Drogenanlaufstelle entschieden hat. Als Alternative sollen die Öffnungszeiten der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse minimal verlängert werden. Die Junge Alternative JA! verurteilt die Kurzsichtigkeit des Gemeinderates, mit welcher er diesen Entscheid gefällt hat.

Der Berner Gemeinderat hat sich nun also endgültig entschieden: es wird keinen zweiten Standort der Drogenanlaufstelle in Bern geben. Als Grund führt der Gemeinderat die zu knappen finanziellen Mittel auf. Anstelle eines zweiten Standortes will der Gemeinderat die vom Kanton für Notmassnahmen zur Verfügung gestellten 350′000 Fr. für die Verlängerung der Öffnungszeiten der Anlaufstelle an der Hodlerstrasse benutzen. Dabei sollen zum einen die Öffnungszeiten täglich um 45 Minuten verlängert werden und zum anderen sollen Männer am Montagabend länger Zugang zur Anlaufstelle haben; die separaten Öffnungszeiten für Frauen werden demnach am Montag von 20 Uhr bis spätestens 23.30 Uhr sein, statt bisher 18 bis 22 Uhr.

Die Junge Alternative JA! verurteilt die Kurzsichtigkeit des Gemeinderates, mit welcher er seit Jahren die Entscheide in der Drogenpolitik fällt. Schliesslich ist es nur eine Frage der (Jahres-)Zeit bis sich - wie in den Sommermonaten der vergangenen Jahre - wieder eine offene Drogenszene bildet und die drogenabhängigen Menschen unter äusserst unhygienischen und menschenunwürdigen Zuständen konsumieren müssen. Nicht zu vergessen all jene Jugendliche, welche in die Drogenszene reinschlittern, gegeben die offene Drogenszene befindet sich wiederum unter der Eisenbahnbrücke auf der Schützenmatte.

Des weiteren verurteilt die JA!, dass die Verlängerung der Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse zu Lasten der Frauenanlaufstelle umgesetzt werden soll. Es kann nicht sein, dass die Zeiten der Frauenanlaufstelle verkürzt werden, nur weil es angeblich bisher am Montagabend "in der Umgebung immer wieder zu unerwünschten Ansammlungen von drogenabhängigen Männern" gekommen ist. Diese Argumentation des Gemeinderats zeigt, dass er sich sehr viel mehr um ein sauberes Stadtbild und ein eingehaltenes Budget bemüht, als sich endlich schadensmindernde Massnahmen zu widmen, welche den drogenabhängigen Menschen wirklich helfen würden!

Die Junge Alternative JA! sieht sich in ihrer Skepsis bestätigt welche sie im Herbst 2008 gezeigt hat, als der Gemeinderat vom einen auf den anderen Tag einen zweiten Standort der Drogenanlaufstelle versprochen hat. Die JA! ist jedoch nicht bereit, das Zurückkrebsen des Gemeinderates zu akzeptierten und fordert ihn dazu auf, endlich seine rosarote Brille abzulegen und sich für schadensmindernde Massnahmen einzusetzen.

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PNOS-DEMO
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BZ 14.3.09

Markus Mair, Polizist

Der Spott trifft nur seine Uniform

Er stand im blauen Tenü bereit, als am Sonntag in Burgdorf die Rechts- und Linksextremen demonstrieren wollten. Und als nichts passierte, war auch er erleichtert - denn Markus Mair, Polizist, hat schon ganz anderes erlebt.

Diese Bilder wird er nie mehr vergessen. Drei Jahre ist es her, und es war sein erster Einsatz im blauen Tenü als junger Berufsmann frisch ab Polizeischule. Nach Basel in den St.-Jakob-Park zum entscheidenden Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich sollte es an diesem Samstagabend im Mai 2006 gehen. Die Fussballer spielten um den Meistertitel, entsprechend gross war die Gefahr, dass es zu Ausschreitungen zwischen den Fans kommen könnte.

Die erste Petarde

Gespannt sei er gewesen auf den Moment, "in dem ich erleben sollte, was ich nur aus dem Fernsehen gekannt hatte", erzählt Markus Mair. Und tatsächlich, als Zürich zum Sieg traf und nur Sekunden später das Spiel zu Ende war, ging es los. "Wir rannten auf das Spielfeld, und schon kamen volle Bierbecher, Eisenstangen und sogar eine Mikrowelle geflogen." Noch zu gut weiss er, wie eine erste Petarde auf ihn niederging und er diese - zum Glück - mit dem Schild abwehren konnte. "Eine Schrecksekunde", erinnert er sich an das dumpfe Zischen, das er hinter dem Plexiglas hörte.

Doch Zeit zum Nachdenken blieb keine, "ich spürte das Adrenalin, wollte die Aufgabe einfach erfüllen". Nach einer "vom Gefühl her halben bis ganzen Stunde" war es geschafft: Rasen und Zuschauerränge waren geräumt, im Stadion war es still.

Nur Präsenz markiert

Auch letztes Wochenende hat der 30-Jährige wieder im blauen Tenü, mit Schienbein- und Unterarmschonern sowie mit einer Schutzweste bewehrt, Dienst geleistet. Die rechtsradikale Pnos hatte nach Burgdorf zur Kundgebung gerufen und die extreme Linke zur Gegendemo - allein, die befürchteten Gewaltexzesse blieben aus. Die Polizei konnte sich darauf beschränken, Präsenz zu markieren - "man ist immer erleichtert, wenn nichts passiert", zieht Markus Mair zufrieden Bilanz.

Er selber war an diesem Nachmittag mal bei der Schützenmatte in der Nähe der Pnos und mal an einer Brücke in der Unterstadt positioniert, wo er im Fall der Fälle ein Aufeinanderprallen der verfeindeten Gruppen verhindern sollte. "Unser Ziel ist ja nicht der Krawall" - Markus Mair gerät unvermittelt ins Sinnie-ren -, "wir müssen uns ja nicht beweisen, dass wir es können." Daher verzichte man beim Aufzug als Gruppe ja auch möglichst lange auf den Helm: "Wir wollen nicht provozieren."

Für alle obligatorisch

Einsätze wie jener in Basel oder Burgdorf gehören für Markus Mair, der sonst als uniformierter Polizist auf dem Posten Sumiswald arbeitet, mittlerweile zur Routine. Etwa 20 bis 25 Mal im Jahr wird er zu diesem für ihn und seine bis 42-jährigen Kollegen obligatorischen Dienst aufgeboten. Nach seinen mehr als 60 Einsätzen sei die Anspannung im Vorfeld jeweils nicht mehr so gross, sagt er, "ich kann mich auf das Bevorstehende einstellen". Zumal er wisse, dass er sich auf die Kollegen und die gute Ausrüstung verlassen könne.

Auch Streife und Pikett

Wenn Markus Mair trotzdem von einer Belastung redet, dann denkt er daran, dass die Einsätze im blauen Tenü immer zahlreicher werden (siehe Kasten). Daneben warten gerade am Abend und an den Wochenenden weitere berufliche Pflichten. So ist er regelmässig als Streife unterwegs. Und schiebt darüber hinaus noch Pikett.

"Ich wusste, dass all dies zum Polizistenberuf gehört", blendet er ins Jahr 2005 zurück, als er den Beruf als Automechaniker an den Nagel hängte und in die Polizeischule einstieg. Zu Hause kann er insofern auf Verständnis zählen, als seine Frau ebenfalls im Schichtbetrieb arbeitet. Und auch die Kollegen, sagt er, hätten Verständnis für die unregelmässigen Arbeitszeiten.

Obwohl es schon vorgekommen ist, dass er abgemacht hatte und wieder absagen musste, da er unverhofft aufgeboten wurde. Wenn es gut laufe, sagt er, wisse er von einem Einsatz im blauen Tenü zwei bis drei Wochen zum Voraus. Es könnten aber auch nur zwei, drei Tage sein - kein Wunder, Demos und am Ende einer Meisterschaft auch Sportveranstaltungen können sehr kurzfristig angesetzt sein.

Nur "ein paar Bläuelen"

Mit Hohn, Spott und anderen Provokationen hat Markus Mair umzugehen gelernt, "ich lege das auf die blaue Uniform ab". Dass, wenn es hart auf hart geht, dennoch ab und zu die Emotionen hochkommen und er diese innerlich niederkämpfen muss, sagt er offen. Zum Glück sei er - "abgesehen von ein paar Bläuelen" - noch nie ernsthaft verletzt worden. Umso näher geht es ihm, wenn einer aus seinen Reihen drankommt. Jener Kollege etwa, der so wuchtig getroffen wurde, dass sich der Helm spaltete. Oder jener, der blutend zurückblieb, ein Familienvater, auf den zu Hause Kinder warteten - in solchen Momenten "beginnt es in einem zu arbeiten".

 Das gelte auch, Markus Mair betont es, wenn jemand auf der Gegenseite liegen bleibe.

In Basel "war Krieg"

Markus Mair kommt zurück auf die schon fast gespenstische Ruhe, die nach seinem ersten Einsatz im St.-Jakob-Park in Basel geherrscht hat. Nun war ihre Hilfe draussen gefragt - "wir öffneten das Tor, und es war Krieg". Autos lagen auf dem Dach, Telefonkabinen brannten, Scherben lagen herum, in der Luft hing Tränengas. "Ich kämpfte nochmals ein, zwei Stunden, Müdigkeit spürte ich vor lauter Adrenalin keine." Sie kam erst auf der Rückfahrt. Markus Mair nickte erschöpft ein.
Stephan Künzi

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Das sagt die Polizei

Die Einsätze nehmen zu

Das Thema beschäftigte nach dem glimpflich verlaufenen Demosonntag in Burgdorf viele: Was hat das immense Polizeiaufgebot, das das Zusammenprallen von Rechts- und Linksextremen verhindern sollte, die Steuerzahler gekostet? Eine genaue Antwort darauf gibt die Polizei nicht. Weil sich die Frage so gar nicht stelle: In einer derart aufgeheizten Stimmung die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten gehöre zum polizeilichen Grundauftrag, so die Medienstelle auf Anfrage.

Erst recht keine Angaben gibt es zur Frage, wie viele Kräfte ein solcher Einsatz bindet. Polizeitaktische Gründe verböten die Freigabe von Einzelheiten, hält die schriftliche Stellungnahme fest. Klar sei aber, dass es "rasch mehrere hundert Polizistinnen und Polizisten" brauche. Das Korps umfasst - die Mitarbeitenden in Zivil mit eingerech-net - rund 2300 Leute.

Konkret wird die Polizei nur hier: Dienste wie jener in Burgdorf würden immer häufiger. Allein letztes Jahr seien bei Sportanlässen - ohne die Euro - 28000 Stunden angefallen, das Vierfache dessen, was noch 2003 nötig gewesen sei. Offene Rechnungen aus früheren Spielen, die zunehmende Gewaltbereitschaft sowie eine Vermischung der Fans mit der Links- und Rechtsextremenszene seien Gründe dafür.
skk

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bernerzeitung.ch 13.3.09

Die Pnos-Demo aus der Sicht eines Polizisten

Von Stephan Künzi

Die Sicht eines Polizisten: Am Demo-Sonntag in Burgdorf gehörte Markus Mair zu jenen, die die Rechts- und die Linksextremen auseinanderhalten sollten.

Am letzten Wochenende hat der 30-jährige Polizist Markus Mair im blauen Tenü, mit Schienbein- und Unterarmschonern sowie mit einer Schutzweste bewehrt, Dienst geleistet. Die rechtsradikale Pnos hatte nach Burgdorf zur Kundgebung gerufen und die extreme Linke zur Gegendemo - allein, die befürchteten Gewaltexzesse blieben aus. Die Polizei konnte sich darauf beschränken, Präsenz zu markieren - "man ist immer erleichtert, wenn nichts passiert", zieht Markus Mair zufrieden Bilanz.

Er selber war an diesem Nachmittag mal in der Nähe der Pnos auf der Schützenmatte und mal an einer Brücke in der Unterstadt positioniert, wo er im Fall der Fälle ein Aufeinanderprallen der verfeindeten Gruppen verhindern sollte. "Unser Ziel ist ja nicht der Krawall" - Markus Mair gerät unvermittelt ins Sinnieren - "wir müssen uns ja nicht beweisen, dass wir es können." Daher verzichte man beim Aufzug als Gruppe ja auch möglichst lange auf den Helm: "Wir wollen nicht provozieren." Mehr dazu am Samstag in der Berner Zeitung. (Berner Zeitung)

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PNOS-Demo 8.3.09
http://www.youtube.com/watch?v=CqbLvhpBcbk

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Indymedia 13.3.09

Stolze schweizer Jugend feiert davonlaufen als Sieg... ::

AutorIn : Anarch@         

Angst vor Schnee, Bullen und der Antifa:

Auf der Seite des "Nationalen Beobachters Berner Oberland" sind ein Video und ein rückblick über die Pnos-Demo am 8. März aufgetaucht.

Irgendwie ist ihre Angst ja verständlich: Im Video ist deutlich sichtbar wie wenige Leute die Neonazis trotz offener Mobilisierung nach Bern bringen konnten. Beim genaueren Hinschauen fällt auf, wie die FaschistInnen versuchten mit grossen Abständen und vielen Fahnen nach einer grossen Demo auszusehen. Wer die losen Dreier- und Veiererreihen zählt, merkt bald, dass es nur etwa 100 Faschos nach Bern geschafft haben.
Im seinem Rückblick gibt Makus Martig dann auch noch zu, dass es die Pnos organisatorich nicht geschafft hat, alle ihre Anhängerinnen von Burgdorf nach Bern zu bringen. Das beweist - neben dem schlechten Organisationstalent - einerseits, dass nur der "Harte" Kern in Bern war. "Aussenstehende" und "NeueinsteigerInnen" konnten so nicht an der Demonstration teilnehmen und dürften sich wohl etwas verarscht vorkommen. Andererseits spricht es auch Bände über die dauer des Aufmärschchens: Die Pnos konnte sich offensichtlich ein allzulanges Verweilen nicht erlauben.

Wie ihre grossen historischen Vorbilder, haben auch die Eidgenössischen Sozialisten versucht sich Linke Sympole anzueignen (Abgeänderte Symbole aus der Anarchistischen- und der Frauenbewegung). Unklar bleibt ob die Symbole aus Phantasielosigkeit oder aus Angst übernommen wurden: Jedenfalls kam es den Neonazis sicher gerade Recht, in Bern nicht auf den ersten Blick als FaschistInnen erkennbar gewesen zu sein.

Peinlich muten auch die auf Hochdeutsch - nicht etwa in Schweizerdeutsch - gehaltenen Reden auf dem Bundseplatz an. Nicht nur wenn die Pnos-Sprecher im Hitlertonfall Parolen ausrufen oder vor einem mickrigen Häufchen verkünden, dereinst im Bundeshaus die Macht zu übernehem, kann mensch sich das Lachen nicht mehr verhalten. Ein unweigerliches Grinsen huscht auch über das Gesicht, wenn die Nazis auf dem Bundesplatz und im Rückblick zugeben müssen aus Angst vor den Antifas und vor der Staatsgewalt nach Bern ausgewichen zu sein

Aus dem Rückblick von  http://www.nb-oberland.ch/ :

"Ein Aufruf zur Gewalt fehlte natürlich nicht in der antifaschistischen Hetzerei und so läuteten auch bei der Sicherheitsdirektion die Alarmglocken. Die Aufgabe der Stadt wäre es nun gewesen, ohne wenn und aber die Grundrechte von uns Nationalen zu schützen. Doch ehrlich gesagt waren wir nie davon ausgegangen, im Ernstfall auf die Hilfe der Behörden zählen zu können."

"Auf dieser rechtlichen Grundlage hätte die Stadt Burgdorf sogar eine Platzkundgebung unserer Partei am 8. März als unerlaubte Versammlung auflösen können. Dies wäre bei dem grossen Polizeiaufgebot im Bereich des Möglichen gewesen. Ein solches Risiko wollte der Bundesvorstand nicht eingehen und entschied sich unter anderem aus diesem Grund gegen eine Platzkundgebung auf der (schneebedeckten!) Schützenmatte."

Trotz der erfolgreichen Antifa-Mobilisierung in Burgdorf, welche die PNOS zwang auf ihre bewährte Taktik der geheimen Mobilisierung über Schleusenpunkte zurück zu greifen: Schade, dass die Antifa sie nicht auch noch erwischt hat - das Debakel wäre für die Pnos perfekt gewesen...

Auf ein Neues!

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NOTHILFE
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Bund 14.3.09

Minimalzentrum im Eriz

Asylwesen

Im Mai eröffnet der Kanton Bern in der Gemeinde Eriz ein neues Zentrum für weggewiesene Asylsuchende. Als Unterkunft dient das ehemalige Ferienheim Huttwil mit rund 50 Betten. Der Verein Asyl Biel und Region, der bereits zwölf weitere Zentren betreibt, wird den Betrieb führen. Laut einer Mitteilung des Kantons ist das Ferienheim Huttwil für eine langfristige Nutzung vorgesehen. Der Betreiberverein übernimmt die Liegenschaft Anfang April. Erste Personen dürften ab Mai platziert werden.

 In den sogenannten Sachabgabezentren leben rechtskräftig abgewiesene Asylsuchende, die die Schweiz verlassen müssen. Sie haben keinen Anspruch mehr auf Sozialhilfe. Sie erhalten lediglich das Nötigste zum Leben.

 Zentren gibt es auch für Asylbewerbende, deren Gesuch noch geprüft wird. Im vergangenen Herbst erklärte der Kanton Bern wegen der grossen Zunahme der Asylgesuche eine Notlage im Asylwesen. Unterdessen sind bereits acht solche Anlagen in Betrieb. (sda)

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Thuner Tagblatt 13.3.09

Ferienheim Unterschwand

50 abgewiesene Asylanten ins Eriz

Rund 50 abgewiesene Asylbewerber werden in einem früheren Ferienheim im Eriz einquartiert. Dort erhalten sie Nothilfe.

Im Eriz kommt ob den Plänen des Kantons keine Freude auf: "Die Einwohner unserer Gemeinde werden Mühe haben, sie zu akzeptieren", sagt der Erizer Gemeindepräsident Fritz Kropf. "Aber wir haben keine rechtliche Möglichkeit, uns dagegen zu wehren."

Ins abgelegene ehemalige Ferienheim der Gemeinde Huttwil im Unterschwand werden ab Anfang Mai rund 50 Asylbewerber einziehen, deren Gesuch abgelehnt worden ist, die aber zurzeit nicht ausgeschafft werden können. Dort erhalten sie Nothilfe: Das heisst, dass sie pro Tag Lebensmittel und Hygieneartikel für Fr.8.50 beziehen können. Sie erhalten bei Bedarf auch Kleider sowie ärztliche und zahnärztliche Hilfe. Weil ihnen kein Bargeld ausgezahlt wird, heisst die Unterkunft offiziell Sachabgabezentrum. Wann es wieder geschlossen wird, ist offen: "Wir halten es so lange in Betrieb, wie wir es brauchen", sagt Florian Düblin, Leiter des kantonalen Migrationsdienstes. "Auf Grund der dezentralen Lage und der vorhandenen Einrichtung ist das frühere Ferienheim als Sachabgabezentrum ideal."

Das Zentrum wird vom Verein Asyl Biel Region betrieben. Er kann bei der Betreuung von Asylsuchenden auf grosse Erfahrungen zurückblicken. mi

Seite 33

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Eriz: Neues zentrum für abgewiesene Asylbewerber

"Das freut uns überhaupt nicht"

Der Kanton Bern wird im Eriz eine Unterkunft für rechtskräftig abgewiesene Asylbewerber eröffnen. "Die Bevölkerung wird sich über diese Pläne überhaupt nicht freuen", sagt Gemeindepräsident Fritz Kropf.

Das Mitteilungsblatt der Gemeinde Eriz, das gestern an alle Haushaltungen verteilt wurde, wartet mit einem veritablen Knüller auf, der für rote Köpfe sorgen wird. "Nutzung des Ferienheims Huttwil als Unterkunft für rechtskräftig abgewiesene Asylsuchende", lautet der Titel der brisanten Meldung.

Der Kanton Bern, heisst es weiter, habe der Gemeinde Huttwil das Ferienheim im Unterschwand abgekauft. Er will dort ab Mai Asylbewerber einquartieren, deren Gesuch abgewiesen worden ist, weshalb sie die Schweiz verlassen müssen. Solche Personen sind von der Sozialhilfe ausgeschlossen, erhalten aber vom Kanton Nothilfe in sogenannten Sachabgabezentren, wenn sie nicht selbstständig ausreisen können oder wollen beziehungsweise nicht ausgeschafft werden können.

"Die Liegenschaft des ehemaligen Ferienheims Huttwil in der Gemeinde Eriz eignet sich aus den Gesichtspunkten Standort, Raumprogramm und Einrichtung ideal als Sachabgabezentrum für ausreisepflichtige Personen", teilte der kantonale Migrationsdienst der Gemeinde im Brief vom 6.März mit. "Hier erhalten sie Lebensmittel und notwendige Hygieneartikel; nötigenfalls können bei Bedarf Kleider abgegeben werden", heisst es weiter. In Notfällen werde ärztliche oder zahnärztliche Hilfe geleistet.

Kein Bargeld

Bargeld erhalten die Abgewiesenen aber nicht. "Wenn sie im Zentrum mitarbeiten, können sie pro Tag Lebensmittel und Waren im Wert von Fr. 8.50 beziehen", sagt Florian Düblin, Leiter des kantonalen Migrationsdienstes. "Tun sie das nicht, wird die Grenze auf 6 Franken herabgesetzt."

Im Sachabgabezentrum im Eriz werden rund 50 Personen aufgenommen. Betrieben wird es vom Verein Asyl Biel Region. Diese Institution hat in diesem Bereich ein grosses Know-how, führt sie doch zurzeit zwölf Zentren für Asylbewerber im Berner Oberland und im Seeland mit insgesamt fast 1000 Plätzen - seit Ende des letzten Jahres auch in Uetendorf (vgl. Kasten).

"Wir haben keine Freude an den Plänen des Kantons. Die Einwohner unserer Gemeinde werden Mühe haben, sie zu akzeptieren", sagt der Erizer Gemeindepräsident Fritz Kropf. "Aber wir haben keine rechtliche Möglichkeit, uns dagegen zu wehren." Er hat dem kantonalen Migrationsdienst denn auch mitgeteilt, dass die Bevölkerung dem Vorhaben ablehnend gegenüberstehen werde. "Man versteht unsere Bedenken und sicherte uns Beistand zu, wenn es Probleme geben sollte. "

Familie eingebürgert

Ganz unerfahren mit Asylbewerbern ist die Gemeinde nicht. Vor Jahren wurde eine indische Familie im Eriz einquartiert, deren Asylgesuch bewilligt worden war. "Diese Familie hat sich bei uns sehr gut integriert und ist inzwischen auch eingebürgert worden", sagt Kropf. Mit ausreisepflichtigen Asylbewerbern ist die Situation indes völlig anders: Unter ihnen werden sich viele Einzelpersonen befinden, die wissen, dass sie das Land verlassen müssen. Wer wie sie keine langfristige Perspektive in der Schweiz hat, verhält sich logischerweise anders als jemand, der hier bleiben kann und auf Dauer mit der ansässigen Bevölkerung zurechtkommen muss.

Solange es benötigt wird

Apropos langfristig: Das ehemalige Huttwiler Ferienheim wird nicht nur vorübergehend als Asylbewerberunterkunft genutzt, teilte der Kanton der Gemeinde mit. "Es bleibt so lange geöffnet, wie wir es brauchen", bekräftigte Florian Düblin gestern auf Anfrage. Der Verein Asyl Biel Region wird das Zentrum auf den 1. April übernehmen; die ersten Abgewiesenen werden im Mai einziehen.

Weil das Zentrum in der Bevölkerung Ängste, Vorbehalte und Fragen auslösen wird, haben Gemeinde und Kanton einen Infoanlass organisiert. Er findet am 24.März von 15 bis 18 Uhr im Sitzungszimmer der Gemeindeverwaltung Eriz statt. Anwesend sein werden Vertreter des kantonalen Migrationsdienstes, der Polizei, des Vereins Asyl Biel Region und des Gemeinderates. "Falls der Andrang zu gross für das Sitzungszimmer sein sollte, können wir in den Saal des Restaurants Linden ausweichen", sagt Gemeindepräsident Kropf.

Marc Imboden

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Die Gründe

Kanton sucht weitere Plätze

Mit dem neuen Asylzentrum im Eriz ist es nicht getan: Der kantonale Migrationsdienst sucht weitere Liegenschaften, in denen abgewiesene Asylbewerber Nothilfe beziehen könnten, wie der Leiter Florian Düblin sagt. Er erwartet bald viele Neuzugänge, da die Gesuchszahlen jüngst stark angestiegen sind. Zudem leben im Kanton heute knapp 700 weggewiesene Personen; sie müssten das Land verlassen. Rund die Hälfte lebt aber nach wie vor in Gemeinden oder Durchgangszentren und erhält dort reduzierte Sozialhilfe. Sobald auch sie ihre Unterkünfte verlassen müssen und nur noch Anrecht auf Nothilfe haben, wie es das verschärfte Bundesgesetz seit 2008 vorsieht, dürfte der Andrang auf die Sachabgabezentren zunehmen. Dort können sie Nothilfe beziehen. Bisher tun dies rund 160 Personen. Die Sachabgabezentren in Kappelen bei Lyss, Aarwangen und auf dem Brünig sind damit nahezu voll.
fab

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bern.ch 13.3.09

Migrationsdienst des Kantons Bern: Neues Sachabgabezentrum für weggewiesene Asylsuchende im Eriz

Im Mai 2009 eröffnet der Kanton Bern ein neues Sachabgabezentrum für weggewiesene Asylsuchende. Die Unterkunft mit rund 50 Betten befindet sich im ehemaligen Ferienheim Huttwil in der Gemeinde Eriz. Die Behörden stehen der Bevölkerung am 24. März für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung.

Nach dem revidierten Asylgesetz des Bundes müssen rechtskräftig weggewiesene Asylsuchende die Schweiz selbständig verlassen. Sie haben keinen Anspruch mehr auf ordentliche Sozialhilfe. In so genannten Sachabgabezentren kann diesen Personen bei Bedarf vorübergehend Nothilfe in Form von Sachleistungen gewährt werden. Eine solche Unterkunft eröffnet der Kanton Bern im ehemaligen Ferienheim Huttwil in der Gemeinde Eriz. Für den Migrationsdienst der kantonalen Polizei- und Militärdirektion eignet sich diese Liegenschaft aus den Gesichtspunkten Standort, Raumprogramm und Einrichtung ideal für eine Kollektivunterkunft, um ausreisepflichtigen ehemaligen Asylsuchenden vorübergehend Obdach zu gewähren.

Der Kanton hat den Verein Asyl Biel und Region beauftragt, diese Kollektivunterkunft mit einer Kapazität von rund 50 Betten zu führen. "Asyl Biel und Region" ist zurzeit Betreiberin von zwölf Zentren mit nahezu 1000 Unterkunftsplätzen in den Regionen Berner Oberland und Berner Jura/Seeland. Der Verein verfügt über langjährige Erfahrung in der Betreuung von Asylsuchenden.

Die Liegenschaft in der Gemeinde Eriz ist im Rahmen der aktuellen Zentrenplanung für eine langfristige Nutzung vorgesehen. Der Verein Asyl Biel und Region wird das Zentrum per 1. April 2009 übernehmen. Mit der Platzierung der ersten Personen ist ab Mai zu rechnen.

Am Dienstag, 24. März 2009, 15.00 bis 18.00 Uhr, beantworten Vertreter des Migrationsdienstes des Kantons Bern, der Polizei, der Trägerschaft und des Gemeinderates in der Gemeindeverwaltung Eriz Fragen aus der Bevölkerung.

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MapSearch: Innereriz 1192m über Meer, Ferienheim Huttwil
http://map.search.ch/innereriz/unterschwand

Bern-Innereriz 46.55 km
Fahrzeit Auto: 1.25h
Fahrzeit ÖV: mind 1.19h

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CLUBLEBEN
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Bund 14.3.09

Juso fordern Beizen-Boykott

Die Jungsozialisten beschuldigen den Gastrounternehmer Ralf Jansen, er lasse ausländische Gäste aus rassistischen Gründen nicht in seine Lokale. Jansen bestreitet dies vehement: Aus Sicherheitsgründen würden gewaltbereite Gästegruppen zurückgewiesen.

Markus Dütschler

Die Jungpartei Juso zeigt sich "schockiert" darüber, wie der Gastrounternehmer Ralf Jansen "mit Gästen mit Migrationshintergrund" umspringe. Ein Security-Mann habe einen Ausländer mit B-Ausweis aus dem "Art-Café" "geworfen". Die Sicherheitsleute handelten auf Anweisung "von ganz oben", die Geschäftsleitung verlange, dass nur Schweizer Gäste eingelassen würden. "Dieses Verhalten ist inakzeptabel und verstösst gegen das Strafgesetz", heisst es im gestern Abend veröffentlichten Communiqué der Juso. Sie fordert deshalb zum Boykott von "Art Café", "Eclipse", "Bim Grosi", "Beach Club" und "Gut gelaunt" auf, "bis diese Schikanen gegen MigrantInnen endlich aufhören".

Nächtliche Gewaltprobleme

Ralf Jansen wiederum fühlt sich "ständig falsch verstanden", wie er auf Anfrage gestern Abend sagte. Es gehe "in keiner Weise um Rassismus, sondern um Gewalt im Nachtleben". Zweimal seien seine Lokale von Gewalttätern zusammengeschlagen worden, der Schaden sei gross, die Fälle seien vor Gericht hängig. "Wir müssen strengere Kontrollen machen, um zu sehen, ob die Leute in ein Konzept passen." Dauernd finde man bei Gästen Schlagringe, Messer und dergleichen: "Das ist doch nicht normal, wenn man in den Ausgang geht." Ein Security sei im Spital gelandet. Jansen, der selbst mit einer Nicht-Schweizerin verheiratet ist und Angestellte aus verschiedenen Nationen beschäftigt, hält fest, dass bei akuten Gewaltproblemen nie ein Schweizer Gast beteiligt gewesen sei. Es gebe nachweislich gewisse Ausländergruppen, die immer wieder negativ auffielen. Aus dieser Erfahrung heraus ordne er die Kontrollen an. "Es ist bedauerlich, dass dabei hie und da auch Unschuldige benachteiligt werden", hält Jansen fest. Er investiere jeden Monat viel Geld in die Sicherheit, damit sich die Gäste im Ausgang in der nicht immer gut beleumdeten Gurtengasse wohlfühlten. "Viele schätzen das", aber andere beschimpften ihn auf übelste Weise. Er habe es langsam satt, "immer das Poulet zu sein", sagte Jansen.

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juso.be 13.3.09

JUSO Bern ruft zum Boykott der Jansen Gastronomie auf

Von: Tanja Walliser

Die JUSO Stadt Bern zeigt sich schockiert darüber, wie die Jansen Gastronomie mit Gästen mit Migrationshintergrund umspringt.

Schon mehrfach ist die Jansen Gastronomie wegen ihres rassistischen Umgangs mit Gästen aufgefallen. Schuld sind dabei nicht nur die Sicherheitsleute. Die Weisung, ausländischen Gästen den Zutritt zu verweigern, kommt von ganz oben. Die MitarbeiterInnen wurden von der Geschäftsleitung von Jansen Gastronomie angewiesen, nur Leute mit Schweizer Pass einzulassen.
Dieses Verhalten ist inakzeptabel und verstösst gegen das Strafgesetz. Die Verweigerung einer öffentlich angebotenen Leistung aufgrund von "Rasse, Ethnie oder Religion" ist verboten und ein Offizialdelikt.
Die JUSO Stadt Bern fordert nun zum Boykott der zur Jansen Gastronomie gehörenden Gaststätten auf. Dazu gehören das Art Café, Eclipse, Bim Grosi, Berner Beach und gut gelaunt. Wir fordern alle BernerInnen dazu auf, diese Gastrobetriebe solange zu meiden, bis diese Schikanen gegen MigrantInnen endlich aufhören.
Wir stehen ein für ein buntes Bern, wo es keinen Platz für Diskriminierung und Rassismusgibt.

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BIG BROTHER BS
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Basler Zeitung 14.3.09

Regierung legitimiert Staatsschutz

 Basel. Sicherheitsdirektor und Erster Staatsanwalt möchten umstrittene "Truppe" retten

Patrick Marcolli

Mit gekürztem Budget könne der Staatsschutz seine Aufgabe nicht mehr wahrnehmen. Deshalb stellt Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP) einen Rückkommensantrag ans Parlament.

Die Appelle waren beinahe eindringlich: Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass und Thomas Hug, Erster Staatsanwalt, begründeten gestern vor den Medien, weshalb die vom Grossen Rat Mitte Dezember beschlossene Budgetkürzung für die Staatsschutz-Fachgruppe 9 (FG 9) rückgängig zu machen sei. Eine Folge der Personalreduktion von sechs auf vier Stellen könne zu einem "gefährlichen Sicherheitsdefizit für Basel" führen, sagte Hug.

Gass betonte, er habe dieses potenzielle Sicherheitsdefizit ernsthaft prüfen lassen. Mit einem Nachtragskredit zuhanden des staatsschutzkritischen Parlaments will die Regierung nun den Entscheid umstossen. Dies sei keine Zwängerei, sondern Notwendigkeit. Das Parlament habe im Dezember "kurzfristig und spontan" entschieden, ohne sich der Tragweite bewusst zu sein. Gass sagte auch, sein Antrag erfolge sowohl unbesehen vom knappen Grossratsentscheid (53 zu 51 Stimmen) als auch von den neuen politischen Verhältnissen im Parlament - einem Parlament, das mit der neuen Legislatur politisch etwas nach rechts gerückt ist.

Staatsanwalt Thomas Hug wiederum nannte die Fichierung von SP-Grossrätin Tanja Soland "falsch und unverhältnismässig". Soland war wegen eines Antrags für eine Demonstrationsbewilligung fichiert worden. Sie selbst war es auch, die den Antrag zur Budgetkürzung stellte. Von der BaZ auf die Fichierung von türkisch- und kurdischstämmigen Grossrätinnen und Grossräten angesprochen, wollte Hug keine Stellung beziehen. Er nannte den Dienst für Analyse und Prävention in Bern als dafür verantwortliche Stelle.

WirkungsBeispiele. Das Justiz- und Sicherheitsdepartement und die Staatsanwaltschaft wollen nun dem Grossen Rat beim Rückkommensantrag sachliche Hilfestellung bieten und Genaueres zur Arbeit der Staatsschützer verraten. Ein paar Müsterchen gab Hug gestern bereits zum Besten. Er bezog sich dabei vor allem auf Aktivitäten der kurdischen PKK oder PKK-naher Gruppierungen:

> Bedrohung von türkischen Geschäften im Vorfeld der Euro 2008. Dank ihren Personenkenntnissen habe die FG 9 die "sofortige Festnahme von Tatverdächtigen herbeigeführt".

> Ende 2008 sind laut Hug die Organisatoren eines türkischen Konzerts bedroht und zu Schutzgeldzahlungen aufgefordert worden. Dies sei wiederum dank "Szenen- und Personenkenntnis" der Staatsschützer vereitelt worden.

> Die Aktivitäten von militanten, international tätigen Tierschützern seien dank der Staatsschutzgruppe massiv eingeschränkt worden.

Hugs Aufgabe wird es sein, die Grossräte mit diesen und weiteren Beispielen von der Notwendigkeit einer "personell intakten" FG 9 zu überzeugen.

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"Das genügt mir noch nicht"

Grossrätin Tanja Soland (SP) will mehr Informationen

Interview: Patrick Marcolli

Sie hat die Budgetkürzung beim Staatsschutz verlangt - nun reagiert Tanja Soland (33) auf den Rückkommensantrag.

BaZ: Frau Soland, Staatsanwalt Thomas Hug nennt Ihre eigene Fichierung "falsch und unverhältnismässig". Fühlen Sie sich nun bestätigt?

Tanja Soland: Wir fichierten Grossrätinnen und Grossräte sind nur die Spitze des Eisbergs in der Fichenaffäre. Man soll deshalb aufhören, sich hundertmal bei mir zu entschuldigen, und dafür sorgen, dass solche Dinge grundsätzlich nicht mehr vorkommen.

Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass sagte, der Entscheid des Grossen Rats zur Budgetkürzung beim Staatsschutz sei in Unkenntnis der Tragweite gefallen. Stimmt das?

Ich frage zurück: Wie kann ein Parlament über die Tragweite von etwas Bescheid wissen, wenn es trotz mehrmaliger Aufforderung nie informiert wurde?

Es ist die Gesamtregierung, die Mittel für den Staatsschutz beibehalten und den Grossratsentscheid umstossen will - eine rot-grün dominierte Regierung, notabene. Sind Sie deshalb besonders enttäuscht?

Ich bin zumindest sehr erstaunt über das Vorgehen und finde es fragwürdig.

Inwiefern?

Im Grunde ist die Tatsache, dass die Regierung so rasch einen Entscheid des Grossen Rats umstossen will, ein Affront und mit einem Vorwurf verbunden: Ihr habt nicht richtig und nicht sachgerecht entschieden, wir müssen das korrigieren. Das Ratsbüro müsste nun aktiv werden und sich wehren.

Staatsanwalt Hug hat Errungenschaften des Staatsschutzes genannt. Was sagen Sie dazu?

Diese Informationen genügen mir noch nicht. Meines Erachtens handelt es sich dabei vornehmlich um Arbeit für Polizei und Kriminalkommissariat. Der Staatsschutz sollte um die innere Sicherheit besorgt sein: Wenn er militante Tierschützer verfolgt, muss es schlecht um die innere Sicherheit bestellt sein.

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Basellandschaftliche Zeitung 14.3.09

Regierung wehrt sich für den Staatsschutz

Rat will Budget des kantonalen Staatsschutzes kürzen. Die Regierung schickt die Forderung zurück an den Absender

Werde beim Basler Staatsschutz Personal abgebaut, würde das die Sicherheit im Kanton gefährden, argumentieren die Behörden
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Esther Jundt

Die Basler Regierung will nicht hinnehmen, dass das Budget des Staatsschutzes gekürzt wird. Deshalb beantragt sie dem Grossen Rat, die im Dezember beschlossene Kürzung um einen Drittel rückgängig zu machen. Der beabsichtigte Personalabbau bei der für den Staatsschutz zuständigen Fachgruppe 9 sei sicherheits-, gesellschafts- und wirtschaftspolitisch nicht zu verantworten. Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass sagte gestern vor den Medien, dass der mit der Budgetkürzung beabsichtigte Personalabbau um einen Drittel auf noch vier Personen den Staatsschutz zu stark schwächen würde. Er könne seine Aufgaben, die im Sicherheitsinteresse des Kantons erfolgten, nicht mehr genügend wahrnehmen.

Gass gelangt mit einem Nachtragskredit an den Grossen Rat. Die Regierung will die grossrätlichen Fachkommissionen "im vertraulichen Rahmen" mit ergänzenden Informationen zur Arbeit der Fachgruppe 9 bedienen. Das Parlament soll "im Wissen der gesamten Konsequenzen abstimmen", sagte Gass. Er habe während der Budgetdebatte gar keine Gelegenheit erhalten, die Arbeit des Staatsschutzes vorzustellen.

Erpressungen und Gewaltandrohungen

Thomas Hug, der Erste Staatsanwalt, erläuterte eindrücklich die Arbeit des Staatsschutzes, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 um eine Stelle aufgestockt wurde. Es habe eine neue Gefahr von islamistischem Extremismus und Terrorismus gegeben. Noch heute nehme die Schweiz im internationalen Terrorismus als Beschaffungs-, Ruhe- und Finanzierungsraum eine bedeutende Rolle ein. Zudem gebe es Probleme mit in Basel lebenden Migranten und Exilgruppen.

 Der hohe Anteil von kurdischstämmigen Türken in Basel habe Aktivitäten der PKK und von PKK-nahen Gruppierungen zur Folge, sagte Hug. Immer wieder komme es zu Drohungen, Gewaltakten und vor allem Schutzgelderpressungen durch Angehörige der PKK.

 In Basel seien türkische Geschäfte vor allem vor der EURO 08 bedroht worden. Sie wurden aufgefordert, türkische Fahnen zu entfernen, sonst würde Gewalt angewendet. Mit den Personenkenntnissen im PKK-Umfeld habe die Staatschutzgruppe die sofortige Festnahme von Tatverdächtigen ermöglicht, sagte Hug weiter.

 Er nannte einen weiteren Vorfall: Ende des letzten Jahres stand in Basel ein türkisches Konzert auf dem Programm. Den Organisatoren sei angedroht worden, dass das Konzert gestört werde, wenn sie nicht einige tausend Franken Schutzgeld bezahlen würden. Die Szenen- und Personenkenntnis der Staatsschutzgruppe habe zur sofortigen Identifizierung und Festnahme der Täter geführt.

Fichierung sei falsch gewesen

Im letzten Herbst seien in der ganzen Schweiz über ein Dutzend Anschläge gegen türkische Geschäfte und Lokale erfolgt, zu denen sich die PKK bekannt habe. Auch in Basel habe es Brandanschläge gegeben. Ein Abbau der Staatsschutz-Gruppe "wäre für ihre Arbeit katastrophal", betonte Hug. Die Personen- und Szenenkenntnis bei den gefährlichsten Organisationen wäre nicht mehr gewährleistet. Hug sagte, dass die in Bern erfolgte Fichierung von Grossrätin Tanja Soland, die ein Gesuch für eine Anti-WEF-Demonstration stellte, "falsch, unverhältnismässig und in hohem Mass bedauerlich" gewesen sei.

 Er betonte dabei, der Basler Staatsschutz müsse Informationen über Grossdemonstrationen nach Bern liefern. Nur dort werde entschieden, wer in die Bundesdatenbank aufgenommen werde. Die Fichierung nehme ausschliesslich der Dienst für Analyse und Prävention in Bern vor. Das Parlament habe mit der Budgetkürzung "den Esel schlagen wollen, aber nur den Sack getroffen".

Update

Der Grosse Rat stimmte im Dezember mit 53 zu 51 Stimmen einem Antrag von SP-Grossrätin Tanja Soland zu: Diese verlangte, das Personal beim Staatsschutz um einen Drittel zu kürzen. Der Bedarf von sechs Personen beim Staatsschutz sei nicht nachgewiesen. Soland verwies auf die Fichierung von linken Grossräten und solchen mit türkischer oder kurdischer Herkunft. (ju)

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20min.ch 13.3.09

Regierung gegen Budgetkürzung beim Staatsschutz

Aus Furcht vor einem gefährlichen Sicherheitsdefizit wehrt sich die Basler Regierung gegen den vom Parlament verordneten Personalabbau beim Staatsschutz.

Der Grosse Rat soll nun auf seinen nach der Fichierung von Parlamentsmitgliedern gefällten Entscheid zurückkommen.


Der Grosse Rat hatte im Dezember mit 53 gegen 51 Stimmen ein Budgetpostulat angenommen, das beim Staatsschutz im Auftrag des Bundes eine Kürzung der Mittel um einen Drittel verlangte. Am Freitag präsentierte Justiz- und Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass eine Nachtragskreditvorlage, mit der die noch nicht vollzogene Budgetkürzung von 85 600 Fr. rückgängig gemacht werden soll.

Unverantwortbarer Abbau

Der vom Parlament laut Gass "unvorbereitetet und spontan" getroffene Entscheid hat bei der für den Staatsschutz zuständigen Fachgruppe 9 den Abbau von zwei der bisher sechs Stellen zu Folge. Dies sei jedoch nicht zu verantworten, sagte der Justiz- und Sicherheitsdirektor vor den Medien.

Der vom Grossen Rat verordnete Abbau bei der Fachgruppe 9 wäre für deren Arbeit "katastrophal", warnte auch Thomas Hug, Erster Staatsanwalt des Stadtkantons. Die Fachgruppe könnte nicht einmal mehr ihre prioritären Aufgaben wahrnehmen. Gefährdet wären auch Personen- und Szenenkenntnis bei den gefährlichsten Organisationen. Das brauche es aber zur Verhinderung und Aufklärung von Straftaten.

Basel sei im eigenen Interesse auf einen effizienten Staatsschutz angewiesen, sagte Hug unter anderem mit Verweis auf die grosse Zahl kurdischstämmiger Türken im Stadtkanton. Dies habe habe immer wieder Drohungen, Schutzgelderpressungen und Gewaltakte durch Angehörige oder Sympathisanten der PKK zur Folge.

Dank ihrer Kenntnisse im PKK-Umfeld habe die Fachgruppe 9 sowohl vor der Euro 2008 wie im vergangenen Dezember vor einem türkischen Konzertanlass nach Drohungen die Festnahme der mutmasslichen Täter und die Einleitung von Strafverfahren einleiten können, sagte Hug.

Erfolge habe die Staatsgruppe unter anderem auch im Kampf gegen international tätige gewälttätige Tierschützer erzielt. So konnten Rädelsführer ermittelt werden. Damit leiste der Staatsschutz einen Beitrag zur Sicherheit der Chemie- und Pharmaindustrie in Basel.

Grossräte fichiert

Die Budgetkürzung beim Staatsrat hatte der Grosse Rat wegen der Fichierung von Baslern SP-Grossräten beschlossen. Die Fichen seien jedoch nicht durch die Basler Staatsschützer, sondern durch den Dienst für Analyse und Prävention des Bundes angelegt worden, sagte Hug.

"Als falsch, unverhältnismässig und in hohem Mass bedauerlich" beurteilte Hug die Fichierung einer SP-Grossrätin in Zusammenhang mit einer Anti-WEF-Demo. Neben ihr wurden auch kurdischstämmige Grossräte fichiert.

Die für die Kontrolle der Geheimdienste zuständige Geschäftsprüfungskommission der eidgenössischen Räte hat wegen der Basler Fichenaffäre eine Untersuchung eingeleitet. Deren Ergebnisse stehen noch aus.

Bevor der Grosse Rat über den Nachtragskredit entscheidet, sollen die zuständige Oberaufsichts- respektive Fachkommission vertieft und vertraulich über die Arbeit der Staatsschutzgruppe orientiert werden. Darauf soll das Ratsplenum seinen Entscheid auf Empfehlung der Kommissionen "im Bewusstsein aller Konsequenzen und in seiner Verantwortung" fällen, wie es in der Vorlage heisst.
Quelle: SDA/ATS

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RECHTSEXTREMISMUS CH
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Linth Zeitung 14.3.09

Rechtsextremismus

Die Region wird von Forscherseite als "Problemgebiet" angesehen

Uneinigkeit über "rechte Szene"

Ein beträchtlicher Teil der Schweizer Jugendlichen sei fremdenfeindlich eingestellt, sagt die Forschung. Auch in der Region bestehe das Problem. Vor Ort sieht man das allerdings anders.

Matthias Mehl

Die Forschung malt ein düsteres Bild der heutigen Schweizer Jugend. Ein grosser Teil von ihr habe nämlich rassistische Einstellungen, wie es im Abschlussbericht des Nationalen Forschungsprogramms "Rechtsextremismus und Gegenmassnahmen" heisst. Dieser wurde vor kurzem fertig gestellt. Dass Rechtsextremismus auch in der Region ein Thema ist, weiss Miryam Eser von der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. "Gebiete wie das Linthgebiet oder der angrenzende Kanton Schwyz sind in Sachen Rechtsextremismus problematische Gebiete", sagt Eser.

Sie weiss, wovon sie spricht. Bereits 2004 führte sie zusammen mit weiteren Fachleuten eine Befragung an der Berufsschule Pfäffikon zum Thema "Rechtsextremismus" durch (siehe Kasten). Dort hatte sich die Situation in den Vorjahren immer weiter verschärft, so dass Massnahmen nötig wurden. Gerne hätte Miryam Eser auch Gemeinden des Linthgebiets für die Studie hinzugezogen. "Eschenbach zum Beispiel wäre ein guter Kandidat für die Untersuchung gewesen, da dort auch schon Vorfälle mit Rechtsextremen verzeichnet wurden", sagt die Forscherin.

Eschenbach hat Problem gelöst

Vorfälle habe es tatsächlich gegeben, sagte Eschenbachs Gemeindepräsident Josef Blöchlinger. Diese lägen aber schon lange zurück. "Wir haben heute Ruhe vor Rechtsextremen", hält Blöchlinger fest. Dies auch wegen prophylaktischer Massnahmen. "Wir beschäftigen einen privaten Sicherheitsdienst, der im Dorf patrouilliert und ständig an uns rapportiert." In keinem dieser Berichte seien Rechtsextreme erwähnt worden. Das gleiche System kommt in Schmerikon zur Anwendung. Die Gemeinde leistet sich ebenfalls private Sicherheitsleute, die zweimal pro Woche patrouillieren. In ihren Berichten würden keinerlei rechtsextreme Gruppen erwähnt, sagt Gemeindeschreiber Claudio De Cambio.

Krach am Frühlingsfest

In Rapperswil-Jona habe man die Lage im Griff, sagt Sicherheitschef Roland Meier. "Vorfälle hatten wir vor drei Jahren am Frühlingsfest, da prallte eine Gruppe Rechtsextremer mit Secondos zusammen." Seither sei es aber zu keinen Vorfällen mehr gekommen. "Wir tauschen uns seit drei Jahren ständig mit der Polizei aus und haben stets ein Auge auf die Situation", hält Meier fest. Bewährt hat sich dies am letzten Seenachtsfest, als eine grössere Gruppe Rechtsextremer auftauchte. "Die Polizei reagierte souverän, die Situation blieb ruhig."

Einsätze wie am Seenachtsfest müssen die Polizisten eher selten leisten. "Wir haben in ganz St. Gallen nur eine vergleichsweise kleine Szene von Rechtsextremen, die wahrscheinlich kaum ein Dutzend Personen umfasst", sagt der Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, Hans Eggenberger. Er ortet im Linthgebiet kein "Rechtsextremisten-Problem". Ennet dem See präsentiert sich das gleiche Bild. "Im Kanton Schwyz sind die rechtsextremen Gruppierungen nicht grösser oder aktiver als in anderen Kantonen", sagt der Sprecher der Kantonspolizei Schwyz, David Mynall. Einsätze gegen solche Gruppen kämen kaum vor.

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Studie in Pfäffikon

Die Ergebnisse der Befragung in Pfäffikon und neun weiteren Gemeinden wurden in der Broschüre "Rechtsextremismus bekämpfen: wirksame Massnahmen und griffige Arbeitsinstrumente für Gemeinden" publiziert. Die Studie belegt, dass Rechtsextremismus innerhalb einer Gemeinde bekämpft werden kann, indem sich verschiedene Institutionen wie etwa Polizei und Behörden miteinander vernetzen und so einen Schulterschluss erzeugen. Die Studie ist ein wichtiges Element des eben beendeten Nationalen Forschungsprogramms "Rechtsextremismus und Gegenmassnahmen". (mam)

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HOMOHASS
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lsvd.de 13.3.09

Mord an Transgender-Aktivistin in Istanbul

Lambda Istanbul braucht Unterstützung!

Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender bittet um Verbreitung der folgenden Information:

Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung ist weiterhin tief besorgt über die Situation von Lesben, Schwulen Bisexuellen und Transgender in der Türkei. Human Rights Watch zufolge wurde Ebru Soykan, eine bekannte Transgender-Aktivistin und Menschenrechtsverteidigerin am 10. März in Istanbul ermordet. Siehe auch: http://www.hrw.org/en/news/2009/03/12/turkey-transgender-activist-murdered

Ebru Soykan war Mitglied unserer Partnerorganisation Lambda Istanbul, deren Verbot erst Ende 2008 vom Obersten Gerichtshof in Ankara aufgehoben wurde. Erst im Juli 2008 war in Istanbul der Student Ahmet Yildiz erschossen worden. Auch er hatte sich bei Lambda Istanbul engagiert. Die türkischen Behörden haben sich in beiden Mordfällen trotz wiederholter Morddrohungen nicht ausreichend um den Schutz von Ahmet Yildiz und Ebru Soykan gekümmert.

Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung hat sich heute an den Botschafter der Republik Türkei gewandt. Wir fordern eine Intensivierung der Aufklärungsbemühungen in beiden Mordfällen. Hassverbrechen an Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LSBT) muss entschieden entgegengetreten werden. Der Botschafter wird in dem Brief aufgefordert, sich bei der Regierung dafür einzusetzen, dass türkische Behörden die Sicherheit von LSBT Menschenrechtsverteidigern garantieren.

Organisationen wie Lambda Istanbul, die sich um den Abbau von Vorurteilen und Hass bemühen, müssen Unterstützung bekommen. Deshalb ruft die Hirschfeld-Eddy-Stiftung auch weiterhin zu Spenden für Lambda Istanbul auf. Erst kürzlich haben wir Spenden in Höhe von rund 700 Euro, die im Verlauf von sechs Monaten zusammen gekommen waren, einszueins an Lambda Istanbul weitergegeben. Das Geld wurde wegen der Kosten im Verbotsverfahren dringend benötigt.

Hier kann unter dem Stichwort Istanbul online gespendet werden: http://www.hirschfeld-eddy-stiftung.de/index.php?id=43

Hirschfeld-Eddy-Stiftung
Stiftung für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender
Pipinstr. 7
50667 Köln
Postfach 103414
50474 Köln

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KOKAIN
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NZZ 14.3.09

"Durch Kokain wird die Distanz zum Gegenüber deutlich vermindert"

Drogenexperte Lars Stark über die Wirkung von Kokain im Zusammenhang mit dem Fall Lucie

 Bevor der 25-jährige Täter in Rieden bei Baden die 16-jährige Lucie Trezzini getötet hat, hatte er Kokain konsumiert. Zu einem geplanten stationären Entzug ist der Süchtige nicht erschienen. Lars Stark, ärztlicher Leiter der Poliklinik Gain von Arud, der Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen Zürich, über die enthemmende Wirkung von Kokain.

 Herr Stark, Sie kennen den Fall Lucie nur aus den Medien. Können Sie allgemein sagen, warum jemand durch Kokain gewalttätig werden kann?

 Lars Stark:  Kokain ist eine enthemmende Substanz. Sie stimuliert das Zentralnervensystem und führt dabei zu einer Antriebssteigerung und einer Euphorie. Das bewirkt eine gesteigerte Energie; man ist nach dem Konsum wacher und fühlt sich grossartig, angstlos, sorglos. Zu dieser Mischung von Gefühlen gehört die Enthemmung bezüglich Gewalt und sexueller Phantasien. Die Distanz, die man normalerweise zu einem Gegenüber einhält, wird deutlich vermindert. Ein Kokainkonsument geht direkter auf jemanden zu - und reagiert dabei impulsiver.

 Vom Aufregen bis zur Schlägerei

 Wie äussert sich diese Impulsivität?

 Ein Kokainkonsument kann sich über Dinge aufregen, auf die er in nüchternem Zustand kaum gereizt reagieren würde. Er wird laut, braust auf, und am Ende kommt es dann beispielsweise zu einer Schlägerei. Dies hängt aber stark von der einzelnen Person ab. Zudem kann sich bei gewissen Persönlichkeitsstörungen die Impulsivität noch verstärken.

 Und wenn der Drogensüchtige zusätzlich viel Alkohol trinkt?

 Alkohol verstärkt die Enthemmung. Das kann sowohl Gewalt als auch die sexuellen Phantasien betreffen. Im Unterschied zum Kokain wirkt Alkohol aber ab einem gewissen Pegel dämpfend. Der Konsum der einen Substanz kann überdies dazu führen, dass die Kontrollmechanismen gegenüber der anderen Substanz verloren gehen. Trinkt jemand Alkohol, kann dies zu einem Mehrkonsum von Kokain führen und natürlich auch umgekehrt.

 Verlangen nach der Droge steuern

 Wie kann eine Entzugstherapie funktionieren?

 In einem Entzug geht es darum, die Kontrolle über Mechanismen zu stärken, die mit dem Konsum im Zusammenhang stehen. Primär bedeutet dies, das Verlangen nach Kokain steuern zu lernen. Dieses kann einem Süchtigen durch einen Schlüsselreiz von einer Sekunde auf die andere wieder hochkommen. Wenn er etwa an einer Tramstation vorbeifährt, an der er früher die Drogen gekauft hatte, darf er seinem Verlangen nicht nachgeben und muss die Situation überbrücken. Solche Dinge muss er in einer Entzugstherapie lernen. Gleichzeitig soll ein Drogensüchtiger lernen, die Spannung in Situationen, in denen es ihm schlecht geht, ohne Drogen abzubauen. Das ist ein wichtiger Teil eines Entzugs.
 Interview: fri.

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Tagesanzeiger 14.3.09

Gegen Kolumbiens Anbau von Kokapflanzen ist kein Kraut gewachsen

Der Andenstaat hat dieses Jahr mehr Kokapflanzen denn je vernichtet. Die Anbaufläche ist dennoch grösser geworden.

Von Hans Moser, Recife

Der Kampf ist der gleiche geblieben, doch die Technik hat sich geändert: Früher hatte die Regierung in Bogotá mit grossflächigen Sprühaktionen aus der Luft versucht, illegale Kokaplantagen zu zerstören, und dabei in Kauf genommen, dass auch wahllos andere Kulturpflanzen zerstört wurden. Die Bevölkerung in den betroffenen Regionen beklagte sich zudem immer wieder über die schädlichen Auswirkungen der eingesetzten Herbizide für das Trinkwasser und für ihre Gesundheit.

Unter dem Druck der zunehmenden Proteste stellten die Behörden von chemischer auf manuelle Ausrottung der Kokapflanzen um. Laut offiziellen Angaben wurden 2008 95 000 Sträucher von Hand ausgerissen, mehr als je zuvor. Die Hoffnung, dass damit das Übel an der Wurzel angegangen worden sei, erfüllte sich jedoch nicht: Jede vernichtete Pflanze wurde unverzüglich durch neue ersetzt.

Gemäss einer Studie des Uno-Büros für Drogenbekämpfung ist in Kolumbien die Gesamtanbaufläche illegaler Kokasträucher im laufenden Jahr nicht kleiner geworden, sondern um 27 Prozent gewachsen. In Peru und Bolivien hingegen blieb sie mit einer Zunahme von 4,5 beziehungsweise 5 Prozent beinahe konstant.

Milliardenhilfe aus Washington

Wichtigster Verbündeter der kolumbianischen Regierung im Feldzug gegen die Kokapflanze, deren Blätter als Rohstoff für die Kokainproduktion dienen, war bisher Washington. Dort liess man sich vom Ansatz leiten, dass die Drogenproblematik im eigenen Land an der Quelle bekämpft werden müsse, und unterstützte deshalb in den vergangenen neun Jahren das Antidrogenprogramm der Kolumbianer mit mehr als fünf Milliarden Franken.

Die USA wurden zum Hauptsponsor der Ende der Neunzigerjahre gestarteten Initiative Coca Zero in Bolivien, mit der die konservative Regierung die illegalen Anbauflächen radikal reduzieren wollte. Doch unter dem neuen Präsidenten Evo Morales, der seit 2006 die Geschicke des Landes lenkt, schlug Südamerikas ärmstes Land einen neuen Kurs ein. Der ehemalige Chef der Kokabauerngewerkschaft wehrte sich vehement gegen die Formel Koka gleich Kokain. Er wies darauf hin, dass die Indianer, die zwei Drittel der bolivianischen Bevölkerung ausmachen, die Kokapflanze seit Jahrhunderten als Heilmittel und für rituelle Zwecke verwenden.

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt hatte sich Morales für einen Pakt mit den USA im Kampf gegen den Drogenhandel ausgesprochen. Es zeigte sich aber schon bald, dass die Ansichten der Regierungen in La Paz und in Washington auch in dieser Frage zu weit auseinandergehen, als dass eine fruchtbare Zusammenarbeit möglich wäre. Im November suspendierte der bolivianische Staatschef sämtliche Aktivitäten der US-Antidrogenbehörde (DEA) in seinem Land auf "unbestimmte Zeit". Daraufhin strich das Aussenministerium in Washington Bolivien von der Liste der Länder, denen die USA spezielle Zollvergünstigungen gewähren.

Die Bemühungen, den illegalen Kokaanbau einzudämmen, stossen auch deshalb auf massiven Widerstand, weil viele Bauern darin die einzige Möglichkeit sehen, ihren Familien eine einigermassen sichere Existenzgrundlage aufzubauen. Sie wären durchaus bereit, auf ihren Feldern andere Produkte zu pflanzen, zweifeln oft aber mit Recht daran, dass sie diese genauso gut verkaufen können wie die Kokablätter. Die Nachfrage nach Kokain in Europa, den USA und Asien ist ungebrochen und damit auch der Bedarf an Rohstoff zur Herstellung dieser Droge. Das grosse Geschäft machen freilich nicht die Campesinos in Kolumbien, Peru und Bolivien, sondern die internationalen Drogenringe.

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24 Heures 14.3.09

Ils croyaient sniffer de la cocaïne, mais c'était de la méthadone pure!

Les Diablerets - La drogue, qui a provoqué cinq overdoses dont une mortelle dans le Chablais vaudois en février, n'était pas celle que les victimes pensaient consommer. Six dealers, dont l'employée d'une pharmacie, sont sous les verrous. Ils sont inculpés d'homicide par négligence.

Laurent Antonoff

On connaît aujourd'hui la drogue qui a conduit dix personnes aux urgences, dans la nuit du 21 au 22 février dernier dans le Chablais vaudois, parmi lesquelles un homme de 39 ans qui en est mort ( 24 heures d'hier). Ce n'était pas de la cocaïne, contrairement à ce que pensaient sniffer les victimes, mais de la méthadone pure, également conditionnée sous forme de poudre cristalline. D'où la confusion. Six personnes ont été interpellées, dont le fournisseur de la méthadone, une employée de pharmacie arrêtée hier. Elles sont notamment inculpées pour homicide par négligence, lésions corporelles graves et infraction à la loi fédérale sur les stupéfiants.

Ce sont bien deux groupes distincts de toxicomanes qui ont été confrontés à cette drogue pure, à Villeneuve et aux Diablerets en février dernier. On pensait qu'ils étaient sept. Ils étaient en vérité dix. Cinq d'entre eux ont fait une overdose. Un en est décédé. L'enquête pénale a déterminé que ces consommateurs avaient eu accès à de la méthadone pure qui leur avait été remise en lieu et place de cocaïne. Les mesures d'enquête mises en œuvre ont permis d'identifier les personnes qui ont contribué à la diffusion de ce produit aux consommateurs. La méthadone a été obtenue grâce à la complicité de l'employée d'une pharmacie du canton. Les auteurs de ces faits sont cinq hommes et une femme, âgés de 24 à 28 ans, domiciliés dans le canton de Vaud. Ils sont ressortissants serbes et monténégrin, croates, bosniaques et suisses. Un de ces individus est en situation illégale dans le pays. Tous sont actuellement encore en détention préventive. Les consommateurs ont été laissés libres. Cette drogue circule-t-elle encore sur le marché? "Vraisemblablement pas", estime la police.

Quatre plaintes pour meurtre

A l'annonce de ces arrestations, la veuve de l'homme décédé après avoir sniffé cette méthadone pure se dit rassurée. "Je suis heureuse d'apprendre que les choses avancent. " Rappelons qu'elle a décidé de porter plainte pour meurtre, tout comme trois autres membres de sa famille.

La méthadone est un narcotique synthétique utilisé pour le traitement des surconsommateurs d'opiacés, principalement d'héroïne. Une surdose de méthadone peut provoquer un arrêt respiratoire.

De par son incompatibilité avec l'alcool, les tranquillisants, les somnifères et les analgésiques, la consommation simultanée de méthadone avec l'un de ces produits peut avoir des effets nocifs, voire mettre la vie du consommateur en danger.

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Le Temps 14.3.09

Overdose aux Diablerets: six suspects incarcérés

Six personnes ont été incarcérées après le décès d'un homme de 39 ans dans le Chablais vaudois. Ce qu'il croyait être de la cocaïne était en fait de la méthadone pure. Neuf autres consommateurs ont été intoxiqués par le produit, aux Diablerets et à Villeneuve.

Les enquêteurs ont pu remonter la trace de la drogue qui avait été ingérée. Six personnes ont été interpellées et inculpées d'homicide par négligence, de lésions corporelles graves et d'infraction à la loi fédérale sur les stupéfiants, a indiqué vendredi la police cantonale.

Les faits remontent au week-end des 21 et 22 février. La REGA a pris en charge aux Diablerets un homme qui présentait des complications. Transporté au CHUV, il y est décédé le lundi 23. La veuve a porté plainte pour meurtre.

Quatre autres personnes ont été transportées à l'hôpital de Monthey (VS) et une personne à celui du Samaritain à Vevey, souffrant à divers degrés de problèmes liés à la consommation de ces produits.

L'enquête pénale a permis d'établir la provenance de cette substance et d'identifier les personnes qui ont contribué à sa diffusion. La méthadone a été obtenue grâce à la complicité de l'employée d'une pharmacie du canton.

Les personnes placées en détention préventive sont cinq hommes et une femme âgés de 24 à 28 ans, domiciliés dans le canton de Vaud, ressortissants serbes et monténégrins, croates, bosniaques et suisses. Un de ces individus est en situation illégale en Suisse, a précisé la police.

L'affaire a soulevé la question de savoir s'il était nécessaire ou pas d'alerter l'opinion publique plus largement que le groupe cible de consommateurs de drogue. Le médecin cantonal ad intérim, ainsi que le conseiller d'Etat Pierre-Yves Maillard, responsable de la santé, ont décidé de faire circuler l'information seulement dans les milieux concernés. "Les faits ont confirmé cette analyse", a estimé le magistrat socialiste, interviewé hier par 24 heures. "Il n'y a pas eu d'autres cas", a-t-il assuré.

Selon Pierre-Yves Maillard, l'Etat n'a pas à divulguer des renseignements sur la qualité des produits stupéfiants. Ce n'est pas son rôle. En revanche, suggère le ministre, il faudrait renforcer la prévention à l'égard du risque d'overdose. La commission cantonale de lutte contre la toxicomanie sera saisie prochainement de manière à prendre des mesures au plus vite.