MEDIENSPIEGEL 16.3.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Nause + StadträtInnen beim Bier in der Reitschule
- Art Café-Betreiber nimmt Stellung
- Drogenszene LU: Vergrösserung Fixerraum
- Bleiberecht: Film zur Kirchenbesetzung in ZH
- Malta: EU-Rassismus-Vorwurf
- Ex-Cops als Sicherheitsfirmenchefs
- Studijob ZugsbegleiterIn
- Kokain in Burgdorf
- Anti-Mauer-Aktivist in Palästina schwer verletzt
- Risse im AKW Mühleberg

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REITSCHULE
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Mi 18.03.09  
19.00 Uhr - SousLePont   - Thailand Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Bio Hof Heimenhaus
20.30 Uhr - Tojo - Alle deine Namen, Norbert Klassen / Eva Fuhrer. Text: R. Urweider

Do 19.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Bio Hof Heimenhaus
20.00 Uhr - Rössli - Eröffnungsparty mit Palko Muski (Polka, Gipsy, Disco)
Do 19.03.09 - 20.30 Uhr - Tojo - Alle deine Namen, Norbert Klassen / Eva Fuhrer. Text: R. Urweider
20.30 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Tintenfischalarm, E. Scharang, Österreich 2005

Fr 20.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Bio Hof Heimenhaus
20.30 Uhr - Tojo - Alle deine Namen, Norbert Klassen / Eva Fuhrer. Text: R. Urweider
21.00 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: Erik(A) - Der Mann der Weltmeisterin wurde, K. Mayer, Österreich 2005
22.00 Uhr - SousLePont - Mono für Alle! (D) & DJ‘s -- Electropunk
22.00 Uhr - Dachstock - Patchwork presents: Little Dragon (SWE), Support: DJ Sassy J & Zukie173 -- Nu Soul/Electronica/Electropop

Sa 21.03.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel, Küche: Bio Hof Heimenhaus
20.30 Uhr - Tojo - Alle deine Namen, Norbert Klassen / Eva Fuhrer. Text: R. Urweider
21.00 Uhr - Kino - Filmreihe Intersexualität: XXY, L. Puenzo, Argentinien 2007
22.00 Uhr - Dachstock - Plattentaufe! Kummerbuben "Am Schattehang", Support: DJ Mario Batkovic Rumpelfolk/Herzensrock und eine Prise Balkanbeats

Infos: www.reitschule.ch

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(ST)REITSCHULE
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Bund 16.3.09

Der Stadtrat in der Berner Reitschule

Traktandum Autonomie

Die Berner Reitschule hat am Freitagabend ihre Tore für den Stadtrat geöffnet. Nur 15 Ratsmitglieder liessen sich durch die Räume des autonomen Kulturzentrums führen.

Da ist die Grosse Halle, die erste Station auf der Informationstour. Die Blinde Insel hat hier ihr Zelt aufgestellt. Bald werden sich im Dunkelraum Gäste durch Blinde bedienen lassen. Nun lassen sich Sehende von Sprechenden führen: 15 Mitglieder des Stadtrats schauen sich die Kulturräume an und hören dazu die Erklärungen der jeweiligen Betriebsgruppe. Ausser FDP, Grüne Freie Liste (GFL) und Grünliberale sind alle Parteien vertreten.

Vor Monatsfrist hatten die Volksvertreter konstatiert, die Reitschule habe ein Gewalt- und Drogenproblem und sei daher einer straffen Geschäftsleitung zu unterstellen. Erik Mozsa (gfl), der im Förderverein des Kulturzentrums tätig war, hatte den Vorstoss eingebracht. Heute ist er abwesend. Nicht an der Führung dabei ist auch SVP-Stadtrat Erich J. Hess: Er fordert die Schliessung und den Verkauf der Reitschule; die entsprechende Volksinitiative wurde kürzlich bei der Stadt eingereicht.

Da sind die Theaterräume des Tojo: "Bitte verteilt euch auf die Sitzplätze, damit Theaterstimmung aufkommt", sagt Kollektiv-Mitglied Michael Röhrenbach in klassischem Bühnendeutsch. Die Legislative gehorcht. Der Produzent und Schauspieler spielt den perfekten CEO: Mit hundert Vorstellungen pro Jahr erwirtschafte das Theaterkollektiv einen Umsatz von rund 110000 Franken. Heute habe das Tojo nationale Bedeutung; der Barmann verdient gleich viel wie der Schauspieler. Und: "Wir arbeiten zum Einheitsstundenlohn von 25 Franken", ergänzt Röhrenbach. Die kollektive Struktur habe sich bewährt, und "wir wollen sie beibehalten". Da meldet sich GB-Ko-Fraktionschef Hasim Sancar zu Wort: "Im Stadtrat arbeiten wir auch zu einem Einheitslohn." Gelächter.

Der Kulturbetrieb sei ja hier nicht das Problem, sagt Jimy Hofer, der mit der Bronco-Lederjacke seine Interessenbindung offenlegt. Wenn die Stadtbehörde als Eigentümerin mit Leuten ohne Kompetenzen verhandeln müsse, "dann kann sie ebenso gut an eine Wand reden". Mit einem Kollektiv mit ständig wechselnden Akteuren zu verhandeln, sei "frustrierende Sisyphus-Arbeit", so Hofer. Die Reitschule spreche nicht mit einer Stimme und sei zerstritten, kritisierte er. Auch der Stadtrat sei oft uneins, entgegnete Ruedi Keller, SP-Stadtrat und Mitglied des Fördervereins. "Der Dialog zwischen Reitschule und Stadt funktionierte lange sehr gut." Heute Montag findet wieder ein Gespräch statt, neu unter der Leitung von Statthalterin Regula Mader.

Da ist die Werkstatt, Wirkungsfeld des Beat Stähli vom Bakikur-Baukollektiv. Beim Umbau sei in Freiwilligenarbeit das historische Gebäude vor dem Zerfall gerettet worden, berichtet Stähli. Vom Kredit für die Gesamtsanierung sei ein grosser Teil dem hiesigen Gewerbe zugutegekommen. "Das ist indirekte Wirtschaftsförderung." Stähli amtet in der Reitschule als "Burgwart" und hat mit dem elektronischen Passepartout Zugang zu allen Räumlichkeiten - gegen 100 an der Zahl. Insgesamt sind fast 500 elektronische Schlüssel im Umlauf.

Da ist der Frauenraum, entstanden aus der Forderung nach Gleichstellung. Heute dürfen auch Männer die Veranstaltungen besuchen. Nur die Frauendisco bleibt dem Mann verschlossen. Und da ist der Infoladen, das Hirn der Reitschule. Eine Hinweistafel aus dem Strassenverkehr hängt an der Wand: "Links gehen - Gefahr sehen." Hier befinden sich Archive über politische Bewegungen von Antifaschismus bis Zapatismus. In der Offset- und Siebdruckerei erhalten die Botschaften Farbe und Gestalt. "Wir arbeiten zu prekären Bedingungen, aber wir sind mit Herzblut dabei", sagt David Böhner, der demnächst seine Druckerausbildung an der Schule für Gestaltung abschliesst und Mitglied der Mediengruppe ist.

SVP-Stadtrat Peter Wasserfallen, Sohn des verstorbenen Polizeidirektors, kennt die Reitschule vom Familientisch. Er kann sich mit ihr nicht anfreunden, sei doch der Betrieb aus einer illegalen Besetzung entstanden. Da ist der Dachstock, Endstation des Abends. Der Apéro riche ist aufgedeckt. Der neue Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie, Reto Nause (cvp), gehört zu den Letzten, die den Betrieb verlassen. Die Mediengruppe zieht am nächsten Tag Bilanz: "Es war ein rundum gelungener Anlass."

Daniel Vonlanthen

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CLUBLEBEN
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bernerzeitung.ch 16.3.09

Rassismus-Vorwurf: Art Café-Betreiber wehrt sich

Weil ein Ausländer mit B-Ausweis um 22.00 Uhr aus dem Art Café verwiesen wurde, wird der Berner Gastro-König Ralf Jansen hart kritisiert und sogar als Rassist bezeichnet. Jansen weist die Vorwürfe zurück.

Die Reaktionen auf den Bericht auf bernerzeitung.ch sind heftig ausgefallen: In Hass-E-Mails wird Jansen als Rassist beschimpft und verschiedene Kommentarschreiber rufen zum Boykott der Lokale auf, die zu Jansen Gastronomie gehören. Diesem Aufruf hat sich auch die Juso angeschlossen.

Nur wenige bringen dem Vorgehen Verständnis entgegen: "Wenn ein verantwortungsvoller Lokalbetreiber auf Grund schlechter Erfahrungen mit gewissen Gästen Vorsichtsmassnahmen ergreift, ist das sein Recht bzw. geradezu Pflicht. Schliesslich geht es um den Schutz der friedlichen Kundschaft", kommentiert ein User auf bernerzeitung.ch.

Immer wieder Schauplatz von Gewalt

Ralf Jansen selbst weist die Rassismus-Vorwürfe zurück: "Das hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern mit purer Absicht, etwas gegen die Gewalt zu unternehmen". Seine Lokale in der Gurtengasse seien immer wider Schauplatz von Gewalt geworden. "Messerstechereien und Blaulicht gehören meiner Meinung nach einfach nicht zur Tagesnorm".

Trotz Security-Präsenz sei es aber immer wieder zu Zwischenfällen gekommen, weshalb er sich zu schärferen Massnahmen gezwungen sehe. Drei seiner Sicherheitsleute wurden von Gästen so schwer verletz, dass sie mehrere Tage im Spital verbringen mussten. Zudem sei Schaden in der Höhe von mehreren zehntausend Franken entstanden. Trotz eingeleiteter Verfahren sei bisher kein einziges Urteil gesprochen worden. Er habe dutzende von Eintrittsverboten aussprechen müssen. Bei den aggressiven Gästen habe es sich immer um Personen mit Ausländerstatus gehandelt, nie um Schweizer.

Die Polizei will auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren, dass es in der Gurtengasse zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt: "Die Kantonspolizei Bern stellt fest, dass es an Orten, wo sich Menschen ansammeln, auch zu Auseinandersetzungen kommen kann, so auch an der Gurtengasse." Betroffen seien Lokale und Treffpunkte auf dem ganzen Stadtgebiet.

Verletzte und grosser Sachschaden

"Ist es normal, dass ich als Wirt tausende von Franken Sachschaden hinnehmen muss, nur um Nachtleben anbieten zu können?", fragt Jansen. Gesetze und Massnahmen könnten immer auch Unschuldige treffen, "das tut mir leid".

Er wolle weiterhin an Ausweiskontrolle festhalten. Die Massnahme habe geholfen, dass es in der letzten Zeit ausser Hausverboten keine weiteren Zwischenfälle gab. Und schliesslich weist er auch auf den positiven Effekt seiner Gastrobetriebe hin: In den sechs Jahren, die er als Gastrounternehmer in Bern tätig sei, habe er 100 Arbeitsplätze geschaffen, unterstütze Vereine und Anlässe und biete täglich mehr als 3000 Gästen jeden Alters professionelles Engagement.

Richtlinien fehlen

Die Frage, was ein Lokalbetreiber tun und lassen kann, um die Sicherheit zu gewähren, ist indes noch kaum definiert. "Zurzeit gibt es noch keine Richtlinien zuhanden der Lokalbetreiber, die genau definieren, unter welchen Umständen die Wirte Gästen den Aufenthalt in ihren Lokal verweigern können, ohne gegen den Anti-Rassimus-Strafartikel zu verstossen", erklärt Marc Heeb, Leiter der Orts- und Gewerbepolizei auf Anfrage. Das Problem sei bekannt, aber es gebe noch kaum klare Urteile von den Gerichten in der Sache. Zurzeit würden in Zusammenarbeit mit der Kommission gegen Rassismus Richtlinien erarbeitet, die den Gewerbetreibenden helfen sollen. Sie werden im Mai veröffentlicht.

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DROGENSZENE LU
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NLZ 16.3.09

Neuer Fixerraum ist bereits zu klein

rs. Der seit Oktober 2008 in der Gassenküche in Luzern betriebene neue Fixerraum wird täglich von rund 100 Personen aufgesucht. Die Folge: Die Räume dieser Kontakt- und Anlaufstelle (K+A) für Drogenabhängige sind bereits im Probebetrieb zu klein. Wie der Luzerner Stadtrat Ruedi Meier am Samstag an einer Tagung sagte, soll deshalb die Gassenküche um ein Stockwerk ausgebaut werden. Die Baukosten von 600 000 Franken trägt die Stadt.

Regierungsrat Markus Dürr sagte am Samstag, die kantonale Drogenkonferenz sei einhellig für eine definitive Einrichtung der K+A. Zurzeit wird die Finanzierung des Betriebs erarbeitet: Alle 88 Gemeinden sollen bezahlen.

Seite 24

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Der Fixerraum wird ausgebaut

Der neue Fixerraum in der Gassenküche braucht mehr Platz und mehr Geld. Das sei keineswegs nur ein städtisches Problem, sagt Regierungsrat Markus Dürr.

Von Ruth Schneider

Hoher Besuch am Samstagvormittag um 9 Uhr in der Gassenküche am Geissensteinring in Luzern: Rund 50 Sozialvorsteherinnen und Sozialvorsteher aus dem ganzen Kanton Luzern liessen sich vor Ort das erste Stockwerk zeigen, wo pro Tag um die 100 Drogenabhängige ihren Stoff im "Raucherzimmer" und im Injektionsraum konsumieren.

Über 500 Konsumationen pro Tag

Walter Bösch, Leiter der Kontakt- und Anlaufstelle (K+A), zählte die Statistik vom Vortag auf: "Gestern waren 90 Männer und 18 Frauen hier. Insgesamt wurden 515 Drogenkonsumationen registriert. 109 in die Venen, 384 Mal wurde der Stoff geraucht und 22 Mal gesnifft." Besonders die Raucherplätze im Fixerraum seien heiss begehrt. Die K+A sei zu klein, und zudem brauche man zur Aufsicht und Betreuung durchgehend drei statt wie geplant zwei Personen.

Die Präsentation hatte einen klaren Informationszweck: Im Juni stimmen die Delegierten des Zweckverbandes für institutionelle Sozialhilfe und Gesundheitsförderung (Zisg), also sämtliche Luzerner Gemeinden, über die Finanzierung der Betriebskosten der K+A ab. Regierungsrat Markus Dürr, der kantonale Gesundheits- und Sozialdirektor, sprach Klartext:

· "Gassenküche und K+A sind ein wichtiges Glied in der Betreuung Suchtkranker. Betroffen sind alle Gemeinden, es zählt nicht nur der heutige Wohnort. Ich habe die klare Erwartung an die Gemeinden, dass die nötigen Mittel für die Weiterführung bewilligt werden."

· "Die K+A braucht mehr Platz. Für diese Investition ist die Stadt zuständig."

 Ein Stockwerk in die Höhe bauen

Was die Stadt Luzern konkret plant, sagte der Luzerner Sozialdirektor Ruedi Meier: Die Gassenküche solle um ein Stockwerk ausgebaut und mit einem separaten Eingang zur Kontakt- und Anlaufstelle ergänzt werden. Kosten: um die 600 000 Franken zu Lasten der Stadt. Das Stadtparlament werde hierzu und zur Auswertung des Pilotbetriebs im Mai einen Bericht erhalten.

Platz für medizinische Versorgung

Bisher habe die Stadt Luzern vom Verein Kirchliche Gassenarbeit, welcher die Gassenküche und die Kontakt- und Anlaufstelle führt, keine Miete verlangt. Das werde sich ändern. Damit würden alle Gemeinden über den Betriebskostenbeitrag auch an die Raumkosten mitzahlen. Mit der Vergrösserung der K+A könne auch eine Einsparung erzielt werden, sagte Ruedi Meier: "Das heutige Ambulatorium an der Murbacherstrasse könnte aufgehoben werden, weil in der K+A dann auch genügend Platz wäre für die medizinische Versorgung und die Sozialberatung." Wie hoch das Budget der Kontakt- und Anlaufstelle nach dem Ausbau und mit Berücksichtigung höherer Personalausgaben (auch wegen der Sicherheit in der Umgebung) definitiv ist und wie viel die Gemeinden beitragen müssten, wird zurzeit noch berechnet und verhandelt. Auch der Kanton Luzern zahlt mit.

Appell an die Solidarität

Die Kosten gäben in den Gemeinden sicher zu reden, sagte Zisg-Präsidentin Ursula Eckert, Sozialvorsteherin in Root. Ihr Vorstandskollege Paul Rutz, Finanzvorsteher in Sursee, appellierte an die Gemeinderäte: "Es ist wichtig, dass wir in der Betreuung von Suchtkranken wie bei anderen Problemen gemeinsam eine Lösung suchen."

Viele "Städter" sind zugezogen

Dass keineswegs nur die Stadt vom Drogenproblem betroffen ist, illustrieren diese Zahlen: Von jenen Personen, die im Salesia-Park in Kriens von der Polizei in den letzten Monaten erfasst wurden, wohnen 30 Prozent in der Stadt, 35 Prozent in der Agglomeration, 20 Prozent auf der Landschaft und 15 Prozent in anderen Kantonen. Und von den "Städtern" sind die Hälfte in die Stadt zugezogen.

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BLEIBERECHT
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Indymedia 15.3.09

Bleiberecht jetzt! Der Film zur Zürcher Kirchenbesetzung ::

AutorIn : a-films: http://a-films.blogspot.com     

Am 19. Dezember 2008 besetzten rund 150 Sans-Papiers und solidarische AktivistInnen für mehr als zwei Wochen die Predigerkirche in Zürich. Sie forderten eine humane Umsetzung der gesetzlich verankerten Härtefallregelung, die Aufhebung des Arbeitsverbotes für abgewiesene Asylsuchende sowie die Regularisierung des Aufenthaltsstatus aller Papierlosen. Nun ist ein 30-minütiger Film zur Kirchenbesetzung erschienen.     

Hintergrund

In den Jahren 2007 und 2008 traten verschiedene Verschärfungen im Schweizer Asylrecht in Kraft. So können nun alle abgewiesenen Asylsuchenden von der Sozialhilfe ausgeschlossen werden. Sie haben bloss noch Anspruch auf Nothilfe. Für deren Umsetzung, Umfang und Form sind die Kantone zuständig. Im Kanton Zürich müssen betroffene Personen mit nur 60 Franken pro Woche in Form von Gutscheinen der Supermarktkette Migros auskommen. Manche sind sogar gezwungen, die Notunterkunft wöchentlich zu wechseln.
Auch in der Härtefallpolitik kennt Zürich keine Gnade. Die Härtefallregelung erlaubt es illegalisierten Menschen, die seit mindestens fünf Jahren in der Schweiz leben und sich "besonders erfolgreich integriert" haben, ein Gesuch für eine Aufenthaltsbewilligung zu stellen. Die kantonalen Migrationsbehörden prüfen die Gesuche und können sie ans Bundesamt für Migration (BfM) weiterleiten. Der Kanton Zürich allerdings stellt äusserst hohe Anforderungen an die Härtefallkriterien und hat im Jahr 2008 kein einziges Gesuch ans BfM weitergeleitet.
Im Rahmen der Kampagne "Bleiberecht für alle" wurde bereits im Winter 2007 eine Zürcher Kirche kurzzeitig besetzt. Im vergangenen Jahr kam es zu zahlreichen Protestaktionen. Da sich aber an der Asylpolitik des Kantons Zürich nichts änderte, entschlossen sich die AktivistInnen Ende 2008 zur Besetzung der Predigerkirche.

  Film

Der Film dokumentiert die Kirchenbesetzung und gibt betroffenen Sans-Papiers und AktivistInnen des Bleiberecht-Kollektivs Zürich das Wort. Diese erklären die vorhandenen Probleme, ihre Anliegen und verschiedene Aspekte der Besetzung im Detail. Sie äussern sich zum Gespräch mit dem Zürcher Migrationsamt und beurteilen die politischen Ergebnisse.
Der 30-minütige Film ist das Resultat einer Zusammenarbeit diverser Video-AktivistInnen von a-films, Bleiberecht Bern, Bleiberecht Zürich und Solidarité sans frontières.
Der Film kann auf deutsch, englisch, spanisch und französisch angeschaut/heruntergeladen werden.
http://a-films.blogspot.com/2009/03/100309de.html

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MALTA
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BZ 16.3.09

Lage der Flüchtlinge

EU wirft Malta Rassismus vor

EU-Kommissar Jacques Barrot hat Malta wegen der Behandlung der afrikanischen Bootsflüchtlinge scharf kritisiert. Der Umgang mit den Flüchtlingen sei "rassistisch", sagte Barrot. Dies müsse sich rasch ändern.

"Freiheit, Freiheit", rufen die afrikanischen Flüchtlinge, als EU-Innenkommissar Jacques Barrot am Samstag zur Inspektion des berüchtigten Auffanglagers Hal Far auf der Mittelmeerinsel Malta eintrifft. Es handelt sich um ein mit hohem Zaun und Stacheldraht umzäuntes Areal, das einem Straflager gleicht und in dem manche Afrikaner bereits jahrelang festgehalten werden. "Bitte, helfen Sie uns", steht auf einem Transparent. "Wir haben nicht einmal ein Dach über dem Kopf."

 Die Flüchtlingslager von Malta haben einen schlechten Ruf. Menschenrechtler und auch die UNO beklagen unhaltbare und erschreckende Zustände. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen spricht von menschenunwürdigen und mangelhaften hygienischen Bedingungen. Das sei frustrierend und nicht akzeptabel.

Kritik an Libyen

EU-Kommissar Jacques Barrot forderte, dass die Zustände auf Malta dringend verbessert werden. Er brachte das Versprechen mit, dass die Europäische Union die Flüchtlinge nicht im Stich lassen werde, und stellte weitere Hilfe in Aussicht. Auch müsse die Zusammenarbeit der Europäischen Union mit jenen nordafrikanischen Staaten ausgebaut werden, von deren Küsten die Bootsflüchtlinge Kurs auf Europa nehmen. Vor allem Libyen, wo angeblich mehr als eine Million Schwarzafrikaner auf eine Chance zur Flucht über das Mittelmeer warten, sei bisher nicht sehr kooperationsbereit gewesen. Aber auch die Zusammenarbeit mit Tunesien, Algerien und Marokko müsse ausgebaut werden. EU-Hilfe für die afrikanischen Länder solle künftig noch stärker an die Kooperationsbereitschaft beim Kampf gegen die illegale Einwanderung gekoppelt werden.

Wachsende Angst

Unter den rund 400000 Einwohnern Maltas wächst die Angst vor einer "Invasion" durch afrikanische Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr wurden 2775 Flüchtlinge gezählt, so viele wie noch nie zuvor. Mehr als die Hälfte stammt aus dem Bürgerkriegsland Somalia. Und alles deutet darauf hin, dass es 2009 noch mehr werden. Allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres strandeten schon wieder 750 Flüchtlinge auf Malta. Gemessen an der Zahl der Einwohner ist der Druck der illegalen Einwanderung auf Malta um ein Vielfaches höher als etwa in Italien oder Spanien.

Vergiftetes Klima

Die Malteser fühlen sich von der Europäischen Union alleingelassen. Fremdenfeindliche und antieuropäische Parolen vergiften zunehmend das Zusammenleben. EU-Kommissar Barrot äusserte sich entsprechend besorgt über die wachsende "rassistische Haltung" auf der Mittelmeerinsel.

"Malta kann nicht noch mehr Migranten aufnehmen", warnte Barrot. Er hoffe, dass andere europäische Länder dem Beispiel der französischen Regierung folgen werden, die sich bereit erklärte, 80 afrikanische Flüchtlinge von Malta nach Frankreich zu überführen.

Ralph Schulze

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SICHERHEITSFIRMEN
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Zentralschweiz am Sonntag 15.3.09

Private Sicherheitsfirmen

Ex-Polizeichef wird Detektiv

Beide waren Kommandanten bei der Polizei in Luzern, heute sind sie Unternehmer. Jörg Stocker und Pius Segmüller führen je eine private Sicherheitsfirma.

Von Ernst Meier

Als Kommandant der Kantonspolizei Luzern führte Jörg Stocker ein Team von mehr als hundert Angestellten. Heute sind es gerade noch fünf. Für den Geschäftsführer der auf Sicherheitsdienstleistungen spezialisierten Crime Investigation Services (CIS) AG ist die Herausforderung aber nicht kleiner: "Früher war ich Beamter, hatte mehr mit der Politik und der Personalführung zu tun. Heute bin ich Unternehmer; ich muss schauen, dass wir genügend Aufträge haben, und ich bin mit der Akquirierung von Kunden beschäftigt."

Ähnlich sieht es auch bei Pius Segmüller aus. Der ehemalige Kommandant der Stadtpolizei Luzern hat vor wenigen Wochen die Firma Swissec AG, welche auch im Sicherheitsbereich tätig ist, gekauft: "Als Polizeikommandant habe ich mit verschiedenen Partnern auch aus der Privatwirtschaft zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit findet auch heute statt. Mit dem Unterschied, dass ich jetzt auf der anderen Seite des Spielfeldes stehe. Hinzu kommt, dass meine frühere Tätigkeit an ein vorgegebenes Pflichtenheft gebunden war. Heute ist meine eigene Kreativität als Unternehmer gefragt. "

KMU-Betrieb mit drei Personen

Als "Generalunternehmung" für Sicherheitsfragen sieht Pius Segmüller seine Firma: "Wir wollen Unternehmen, aber auch Kunden aus dem öffentlichen Bereich bei Sicherheitsfragen beraten und sie ganzheitlich, das heisst, alle Sicherheitsbereiche betreffend, begleiten." Dabei arbeite man mit anderen Sicherheitsfirmen zusammen. "Wir konkurrenzieren keine andere Firma. Was wir machen, gab es so gesehen bisher noch nicht. Wenn wir aufgrund der Risikoanalyse für einen Kunden Sicherheitslösungen vorschlagen, müssen diese von den spezialisierten Drittfirmen umgesetzt werden. Dabei wollen wir den Kunden weiter begleiten." So könne sich der Kunde auf seine Tätigkeit konzentrieren und die Sicherheitsfragen zu einem grossen Teil an die Swissec delegieren. Die Firma ist zurzeit ein Drei-Personen-Betrieb, bei dem sich neben einem Geschäftsführer Pius Segmüllers Frau um die Administration und die Buchhaltung kümmert. "Daneben beschäftigen wir je nach Aufträgen verschiedene Projektleiter auf Mandatsbasis", erklärt Segmüller.

In einem anderen Bereich Sicherheit ist Jörg Stocker tätig. Seine CIS AG ermittelt gegen mutmassliche Versicherungsbetrüger. Die Aufträge kommen von Versicherungsunternehmen, aber auch von Sozialhilfebehörden, wie er erklärt: "Hat eine Unternehmung einen Verdachtsfall von Versicherungsbetrug, kann sie uns engagieren. Wir ermitteln dann in solchen Fällen." Die CIS arbeite dabei aber nur im öffentlichen Raum. Stocker versichert: "Wir halten uns bei den Ermittlungen an das Gesetz. Mit privaten Schnüffelarbeiten, wie man das oft in Detektivserien sieht, hat unser Job nichts zu tun." So seien die Aufträge klar definiert, und die Angestellten halten sich bei den Ermittlungen an die Rechtsordnung.

Frau im Auto ertappt

Ein Beispiel aus dem Alltag der CIS AG: Eine Person machte bei der Versicherung Entschädigungszahlungen geltend, da sie nach einem Unfall nicht mehr Auto fahren könne. "Nachdem die Versicherung uns kontaktiert hatte, haben wir die Frau im Alltag observiert. Dabei konnten wir fotografieren, wie sie mit dem Auto zum Einkaufen fuhr", erzählt Stocker mit einem Schmunzeln. Für die Ermittlungsarbeiten stehen Stocker fünf Mitarbeiter zur Verfügung. "Alles ehemalige Kantonspolizisten", wie er betont. Umsatzzahlen gibt er nicht bekannt nur so viel sagt er zum Geschäftsgang: "Wir sind kostendeckend. Unser Dienstleistungsangebot trifft auf eine wachsende Nachfrage in der Sicherheitsbranche. Die Konkurrenz schläft aber auch nicht."

Zu den Personen

Vom Kommandant zum CEO

Der Hildisrieder Jörg Stocker war von 1980 bis 2002 bei der Kantonspolizei Luzern tätig, zuletzt als Kommandant. Der heute 59-jährige Jurist war danach Mitglied der Geschäftsleitung der Securitrans, einer Tochterfirma der SBB und der Securitas. Securitrans ist für die Sicherheit in den Zügen zuständig. Seit Mai 2008 ist Stocker VR-Präsident und Geschäftsführer der Securitas-Tochterfirma CIS AG.

Pius Segmüller ist Luzerner CVP-Nationalrat und Sicherheitsberater der Fifa. Von 2002 bis 2006 war der 57-jährige Luzerner Kommandant der Stadtpolizei Luzern. Zuvor führte er während vier Jahren die päpstliche Schweizergarde in Rom. Im Herbst 2008 gründete er mit Partnern in Hitzkirch die Swissec AG, welche er Anfang März von der Idee Seetal AG kaufte.

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STUDI-JOB
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Sonntagszeitung 15.3.09

Studenten für Risiko-Züge

SBB suchen neues Zugpersonal für Nachteinsätze am Wochenende

Von Marion Loher

Zürich Die SBB suchen via Inserate Studenten als "Nachtschwärmer", die sich zur Entlastung des bestehenden S-Bahn-Begleitpersonals zu Zugchefs ausbilden lassen. Einsatzort sind die S-Bahnen des gesamten Zürcher-Verkehrsverbund-Netzes, die Arbeitszeit ist vorwiegend freitags und samstags in der Nacht. Die Ausbildung für die Studierenden soll im Sommer beginnen. "Wir hoffen, etwa 20 Frauen und Männer rekrutieren zu können. Ihre Aufgabe wird sein, die Fahrausweise zu kontrollieren, Auskünfte zu geben und den Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen zu helfen", bestätigt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi. Kundenbefragungen des Zürcher Verkehrsverbunds haben ergeben, dass sich die Fahrgäste nach neun Uhr abends tendenziell unsicherer fühlen.

Gegen den geplanten Studenten-einsatz regt sich Widerstand. Die Gewerkschaft zweifelt, ob unerfahrene Studierende den Job machen sollen. "Die Züge am frühen Samstag- und Sonntagmorgen sind die riskantesten", sagt Peter Moor, Sprecher des Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verbands (SEV). "Für diese Aufgabe brauchen wir routiniertes Personal. Zumindest einer von zwei Zugbegleitern muss Erfahrung haben", fordert Moor. Laut SEV darf der Umgang mit schwierigen Fahr-gästen keinesfalls in der Ausbildung fehlen. 2008 gab es auf dem gesamten SBB-Netz rund 220 Übergriffe aufs Zugpersonal.

Studenten erhalten keine Nahkampf-Ausbildung

"Der Job ist nicht gefährlich, und im Zweierteam wird immer ein Profi mit dabei sein", verspricht SBB-Sprecher Pallecchi. Zudem gebe es die patrouillierende Bahnpolizei, die notfalls eingreifen könne. Die Anwesenheit von ausgebildeten SBB-Mitarbeitern in Zügen sei wichtig. "Sie geben unserer Kundschaft ein Gefühl von Sicherheit", sagt Pallecchi. "Eine Ausbildung für die Studenten in Selbstverteidigung oder Nahkampf ist nicht vorgesehen, da die Aufgaben der Zugbegleiter bei Konfliktsituationen einzig in der Deeskalation und der allfälligen Alarmierung von Ordnungskräften besteht." Auf dem Zürcher S-Bahn-Netz begleiten nachts seit 2003 knapp 200 Zugchefs in Zweierteams die Passagiere.

Pro Bahn Schweiz unterstützt die Idee der SBB. "Personal für die nächtliche Zugbegleitung ist schwierig zu finden", sagt Präsident Edwin Dutler. Studierende seien eine gute Lösung. Jeder zusätzliche Zugchef verstärke das Sicherheitsgefühl bei den Gästen und erhöhe die Chance, dass Übergriffe verhindert werden könnten.

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KOKAIN
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Sonntag 15.3.09

Kokain in Burgdorf

Das Tor zum Emmental hat Probleme mit dem Schwarzmarkt

Wo wird am meisten gekifft und gekokst? Zum ersten Mal präsentierte die Kantonspolizei Bern dieses Jahr eine Art Rangliste, die darauf eine Antwort gibt.

In Biel wurden am Mittwoch fünf mutmassliche Kokaindealer gefasst (siehe gestrige Ausgabe). Die grenznahe Stadt wies 2008 die meisten Straftaten pro 1000 Einwohner aus, nämlich 42. In Bern siehts kaum besser aus: 4150 Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz, was 34 Straftaten auf 1000 Einwohner entspricht. Der Konsum dürfte sich laut Polizeiauskunft etwas von Thun nach Bern verlagert haben. Dass Bieler und Berner am stärksten betroffen sind, sei auf grosse "Bevölkerungsgruppen aus Nord- und Westafrika sowie den Balkanstaaten" zurückzuführen.

 Dass sich auch Burgdorfer ihren "Stoff" in Bern besorgen, vermutet der Burgdorfer Gerichtspräsident Peter Urech. Zumindest überrascht ihn nicht, dass das Emmentaler Städtli auf der veröffentlichten "Rangliste" auf Platz 4 liegt. 249 Straftaten gab es hier im Jahr 2008 - gemessen an der Einwohnerzahl - halb so viel wie in Bern und fast doppelt so viel wie in Langenthal (9). Urech war zwölf Jahre lang Untersuchungsrichter. "An bestimmten Orten gibt es durchaus auch Handel mit Kokain", sagt er, "die meisten Fälle sind aber in Zusammenhang mit Haschisch und Cannabis."

Ewiger Streitpunkt ist diesbezüglich das Restaurant Pöstli in Burgdorf, das als Treffpunkt für Konsumenten und Händler bekannt ist. "Aber jagen wir sie dort raus, gehen sie einfach woanders hin", erklärt Regierungsstatthalter Franz Haussener die Krux mit dem Schwarzmarkt. Auch Hansjörg Brotbeck, Chef des regionalen Untersuchungsrichteramts, überraschen die Zahlen nicht. "Das Problem mit dem ‹Pöstli› ist bekannt. Im Schnitt gibts einmal jährlich eine Razzia." Bringen tue das wenig. "An die Hinterleute kommen wir gleichwohl fast nie ran." Und das sei äusserst unbefriedigend. (fup)

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THE WALL
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Indymedia 16.3.09

Aktivist in der Westbank angeschossen ::

AutorIn : (a)nA

waherend einer Demonstration gegen dein weiteren (illegalen) Mauerbau in Ni´lin, einem Dorf in der Westbank, Palaestina, wurde ein Aktivist von israelischen Soldaten lebensbedrohlich verletzt.     
    
Tristan (USA) in kritischem Zustand nach Kopfschuss der israelischen Verteidigungskräfte in Ni'lin

Tristan Anderson, 38, US-Amerikaner, ist am Freitag, dem 13. März, während eines Protests gegen die Mauer in Ni'lin (West Bank) durch israelische Truppen lebensgefährlich verletzt worden. Ihn traf ein Tränengasgeschoss einer neuen Art, das mit Hochgeschwindigkeit über eine weite Reichweite geschossen werden kann. Zur Zeit liegt er im Tel Hashomer Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv. Tristan ist operiert worden und ist bewusstlos, betäubt und wird künstlich beatmet. Er erlitt lebensgefährliche Verletzungen im Gehirn (und seinem rechten Auge). In den nächsten Tagen werden weitere Operationen folgen.


Übersetzt von  http://www.awalls.org/tristan

Der Aufprall des Geschosses hatte zu mehreren konzentrierten Brüchen in Tristans Stirn und seiner rechten Augenhöhle geführt. Während der Operation musste ein Teil des rechten Stirnlappen (ein Teil des Gehirns) entfernt werden, in den Knochensplitter eingedrungen waren. Ein auftretender Ausfluss an Gehirnflüssigkeit konnte mit einer Sehne seines Oberschenkels gestoppt werden. Sowohl sein rechtes Auge als auch seine Haut sind schwer beschädigt. Wie sich die Verletzungen in der Zukunft auswirken werden, ist noch nicht vorauszusehen.
Der Rote Kreuz-Wagen war von Soldaten am Ni'lin Checkpoint 15 Minuten lang aufgehalten worden, bis ein Israelische ICU-Krankenwagen, der von Israelischen Aktivisten gerufen worden war, eintraf, woraufhin Tristan von einem Krankenwagen in den anderen transportiert werden musste. Diese Prozedur ist Standard - in den äußerst seltenen Fällen, in denen die Armee Verletzte aus den besetzten Gebieten Zugang nach Israel erlauben.

Tristan wurde Dorf im Beisein von mehreren anderen Aktivisten angeschossen, mehrere Stunden nach einer Demonstration gegen die israelische Mauer. Die Demonstration von Ni'lin Anwohnern (und israelischen und internationalen Aktivisten), hatte zum Ziel gehabt, ihr eigenes Land in der Nähe der Mauer zu erreichen und war von der Armee angegriffen worden. Im Gegensatz zu vorherigen Demonstrationen war es Demonstranten diese Woche gelungen, die Straße, auf der zur Zeit die Mauer gebaut wird, zu erreichen und den Nato-Stacheldraht, der das Gelände sichert, und die neu errichteten Zaunsegmente zu beschädigen. Die israelischen Truppen löste die Demonstration unter Einsatz von großen Mengen an Tränengas und gummiüberzogenen Stahlkugeln auf und trieb die Demonstranten zurück ins Dorf. Die Soldaten folgten der Menge und schossen weiterhin mit Schockgranaten, Tränengaskanistern, gummiüberzogenen Stahlkugeln und sogar scharfer Munition in das Dorf, woraufhin viele Ni'lin Jugendliche mit Schleudern antworteten und versuchten die israelische Armee aus dem Dorf zu treiben.

Tristans Verletzung ist Teil einer kürzlich angestiegenen Eskalation von Versuchen der Armee die unbewaffnete palästinensische Bevölkerung in die Besetzung zu zwingen. Die neuen Tränengaskanister sind im Dezember 2008, zur selben Zeit wie der israelische Angriff auf Gaza, eingeführt worden. Der schwarze Kanister, mit der Kennzeichnung "40mm Kugel, extra weite Reichweite" hat eine Reichweite von 400m, wird kaum hörbar gefeuert und hat so gut wie keine Rauchspur, was ein Ausweichen so gut wie unmöglich macht. Die Schüsse werden, entgegen den Armee-eigenen Bestimmungen, anstatt in einem Bogen, routinemäßig direkt auf Demonstranten abgeschossen. Die Kombination aller dieser Faktoren hatte Anfang des Jahres bereits zu mehreren schweren Unfällen geführt, als zwei Palästinenser eine Schädelfraktur und einen Beinbruch erlitten.

Zur Zerstreuung von Menschenmengen hat Israel außerdem den Gebrauch von Sniper-Feuer, abgegeben von einem Ruger10/22 Gewehr, wieder aufgenommen. Der Gebrauch von Sniper-Feuer war von der Armee selbst Ende 2001 verboten worden, als die amtierende Oberste Militärstaatsanwaltschaft die Ruger, nach dem Tod von mehreren Demonstranten und Tests auf Militärschießanlagen, als "scharfe Munition" für alle Aufgaben und Zwecke einstufte.

Während des Angriffs sind auch zwei Palästinenser und ein internationaler Aktivist durch Tränengaskanister leicht verletzt worden. Ein dritter Palästinenser wurde von scharfer Munition im Sniper-Feuer getroffen und zu einem Krankenhaus in Ramallah gebracht.

Tristan lebt in Oakland, Kalifornien, und ist Langzeit-Aktivist und Reporter, der seit langem politisch in den US, Oaxaca, Irak und Palästina aktiv ist. Tristan berichtet seit 2001 für Indybay (Indymedia für die Bay Area - San Francisco, Oakland, Berkeley…).

Weitere ISM Aktivisten, die von der israelischen Armee umgebracht oder verletzt worden sind:
Rachel Corrie, getötet von einem Bulldozer am 16. März 2003. Brian Avery, ins Gesicht geschossen im April 200., Tom Hurnfall, erschossen in 2004.


Dieses Mal war es ein International - bald wird es wieder ein Palaestinenser sein!

Seit September 200 sind 7141 Palästinenser von israelischen Truppen getötet worden. (  http://www.miftah.org/report.cfm.


Video:  http://www.awalls.org/tristan (Warnung: Schuss mit Nahaufnahmen der Verletzung)

Anarchist Against The Wall:  http://www.awalls.org/tristan
International Solidarity Movement:  http://palsolidarity.org/2009/03/5324
Indybay:  http://www.indybay.org/newsitems/2009/03/13/18576814.php
Solidarity for Tristan:  http://www.facebook.com/group.php?gid=81746657048&ref=ts

In den nächsten Tagen wird auf der Solidarity for Tristan-Seite, auf der regelmäßige Updates erscheinen, eine Adresse für ihn in Israel angegeben. Schreibt ihm!


In San Francisco findet am Montag, dem 16. April eine Soli-Kundgebung am Israelischen Konsulat statt.
 http://www.facebook.com/group.php?gid=81746657048&ref=ts



GEGEN DEN RASSISTISCHEN NORMALZUSTAND!
organisieren wir uns.

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ANTI-ATOM
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Bund 16.3.09

Soll Bern Risse im Kernmantel kitten lassen?

AKW Mühleberg Seit 1990 ist bekannt, dass der Kernmantel des Reaktors des Atomkraftwerks (AKW) Mühleberg Risse aufweist, deren Anzahl zunimmt und die länger und tiefer werden. Gegner des Werks halten sie für ein Sicherheitsrisiko, Fachleute haben stets abgewiegelt. Schon zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres muss auch der bernische Regierungsrat zu den Rissen Stellung nehmen. In einer Interpellation wollte EVP-Grossrat Josef Jenni (Oberburg) wissen, ob das Ausmass der Risse die Bevölkerung des Kantons nicht gefährde und der Kernmantel deshalb unverzüglich ersetzt werden sollte. Zudem fragte Jenni, ob Mühleberg als älteres AKW heute häufiger als früher kontrolliert werde.

Die Überwachung der Sicherheit der AKWs in der Schweiz obliege ausschliesslich dem Bund, schreibt die Regierung in ihrer Antwort. Der Kernmantel habe keine Dicht- oder Barrierefunktion, seine Hauptaufgabe sei bloss die Strömungsführung des Kühlwassers im Reaktordruckbehälter. 1996 seien vorsorglich vier Zuganker eingebaut worden, die ihn zusätzlich stabilisierten. Weil die Schweissnähte stabil seien, würden sie nicht mehr - wie vor 2003 - jährlich überprüft, sondern nur noch alle zwei Jahre. 2007 sei erneut bestätigt worden, dass der Kernmantel seine Aufgaben erfülle und die Risse keine Gefahr darstellten. Bei einem Austausch des Kernmantels müssten 80 Tonnen hochradioaktiver Abfälle entsorgt werden. Kosten würde der Ersatz des Mantels 400 bis 500 Millionen Franken - auch wegen der unterbrochenen Stromproduktion. (sn)