MEDIENSPIEGEL 20.4.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS, tojo)
- Polizei zeigt Prügelopfer an
- 100 Tage Nause: Sommerbrennpunkte Grosse Schanze + Reitschule
- Broncos in Schüpfen
- 1000 SonderpolizistInnen schweizweit
- Sechseläuten: Polizei rüstet sich gegen Autonome
- Ausstieg eines Neonazis
- Neue linksradikale Zeitung in der Westschweiz
- G-20 London: weitere Polizeiübergriffe
- Anti-Mühleberg-Kundgebung 26.4.09

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REITSCHULE
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Di 21.04.09
20.30 Uhr - Tojo   - Lustiger Dienstag #40 - Mehr als Variété! LuDi-Crew und Gäste

Mi 22.04.09
19.00 Uhr - SousLePont - Türkei Spezialitäten

Do 23.04.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Hinterhof-Lounge goes Karaoke Vol.3
20.30 Uhr - Kino - UNCUT: i can't think straight, S. Sarif, GB 2008, OV/d, 82min, dvd
21.00 Uhr - Dachstock - Firewater USA/TUR/IND/ISR - Folk/Punk/World

Fr 24.04.09
20.30 Uhr - Tojo - Auawirleben: Das Heulen des Hundes von Cuckoos, Basel Danach Publikumsgespräch
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBar, Gesellschaftstänze & Disco. Mit Crashkurs ab 19.15 Uhr
21.00 Uhr - Kino - Tangos - el Exilo del Gardel, F.E. Solanas, Arg 1985, OV/df, 119min, 35mm
21.00 Uhr - Dachstock - Ruthless Productions & Dachstock present: Hatesphere DK Six Reasons To Kill DE Bloodwork DE Sic FO -- Trashmetal/Deathmetal

Sa 25.04.09
20.30 Uhr - Tojo - Auawirleben: Das Heulen des Hundes von Cuckoos, Basel
21.00 Uhr - Kino - Tango Lesson, S. Potter, GB/F 1996, OV/DF, 100min, 35mm
22.00 Uhr - Dachstock - Mardi Gras.BB Hazelwood/DE & Puts Marie Hazelwood/CH - Trümmerblues/Jazz Crime/Nightmare-Gypsy-Swing

So 26.04.09
13.00 Uhr - Münsterplatz - "Kein Tschernobyl in Mühleberg!" feat. by Mundartisten
21.00 Uhr - Dachstock - Thau I/CH: Sabina Meyer, Hans Koch, Paed Conca, Fabrizio Spera

Infos: www.reitschule.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 20.4.09

Kulturbeutel 17/09

Von Daniel Gaberell um 07:00    [ Daten & Termine ]

(...)

Herr Gnos empfiehlt:
Zweimal Dachstock: Am Donnerstag kehrt Tod Ashley mit Firewater zurück. Die Band sorgte im April 2008 für einen Konzerthöhepunkt des Jahres. Es wäre überraschend, schaffte es die Band im laufenden Jahr nicht wieder auf diese Liste. Am Samstag dann folgt mit der Mardi Gras BB gleich ein zweiter Anwärter auf einen Platz daselbst. Die rappende Funeral-Marching-Band wird den Dachstock zum Bersten bringen. Das Vorprogramm scheint mir mit den Bieler Variété-Rockern von Puts Marie optimalstmöglich besetzt.

(...)

Ron Orp empfiehlt:
Montags gibt's nix zu lachen. Dafür am Lustigen Dienstag im Tojo. Allerdings nicht ganz jugendfrei sind die Anekdoten von Fritz Frech, aber wer lacht schon ab stubenreinem Humor? Innovative Indie-Musik gibts am Freitag im Sous Soul. Die Charmeoffensive kommt von Electric Blanket. Am Samstag tritt das englische Disco-Rock-Trio We Have Band im Bonsoir auf die Bühne. Die Chance sollte man nicht verpassen, denn sie kommen erst wieder für das Montreux Jazz Festival zurück in die Schweiz. (Ron Orp's Mail - täglich frisch.)

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POLIZEIGEWALT BE
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bernerzeitung.ch 20.4.09
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Pruegelopfer-angezeigt-Rassismusvorwurf-gegen-Berner-Polizei/story/16181009

Prügelopfer angezeigt: Rassismusvorwurf gegen Berner Polizei

Ein Schweizer afrikanischer Herkunft wird in Bern verprügelt und will die Täter anzeigen. Die Polizei zeigt im Gegenzug das Opfer an. Es soll gemäss einem Drogen-Schnelltest Kokain konsumiert haben. Dies berichtet der "Beobachter".

M.B. wird am 18. Mai 2008 mit einer Kopfwunde ins Tiefenauspital eingeliefert. Er sei am frühen Morgen von jungen Männern mit Baseballschlägern verprügelt worden, sagt er gegenüber den Ärzten und der Polizei aus. Der 27-Jährige ist seit 1998 in der Schweiz, arbeitet seit 1999 und hat seit 2004 den Schweizer Pass.

Statt seine Anzeige gegen die unbekannten Männer aufzunehmen, führen die Polizisten auf der Wache beim Opfer einen Drogenschnelltest durch. Dabei seien rassistische Bemerkungen gefallen, sagt M.B. gegenüber dem "Beobachter". "Ich habe Hilfe gesucht, aber plötzlich war ich der Kriminelle."

Drogentest: Positiv, oder doch negativ?

Der Drogenschnelltest fällt positiv aus: Der Urin des Opfers soll Spuren von Kokain enthalten haben. Da M.B. nach eigenen Angaben noch nie Drogen konsumiert hat, macht er am folgenden Tag einen Drogentest beim Hausarzt - dieser fällt negativ aus.

Einige Tage später flattert bei ihm eine Anzeige wegen Drogenkonsums ins Haus. Das Opfer selbst reicht keine Anzeige gegen die Schläger ein. "Ich habe das Vertrauen in die Polizei verloren."

Polizei nimmt keine Stellung

Die Berner Kantonspolizei will gegenüber bernerzeitung.ch keine Stellung zu M.B.s Version der Geschichte nehmen. Wie sie gegenüber dem "Beobachter" mitteilt, sei der Drogentest vom zuständigen Untersuchungsrichteramt verfügt worden. Die Zeitschrift verweist darauf, dass ein solcher Test nur verfügt wird, wenn die Polizei ihn beantragt.

Aus den Unterlagen sei zudem nicht ersichtlich, dass das Opfer das Testergebnis bestritten habe. "Die Schilderungen unserer Mitarbeitenden weichen wesentlich von der Darstellung von M. B. ab", schreibt die Polizei dem "Beobachter".

Einige Wochen später wird die Anzeige fallen gelassen, aber M. B.s negative Erfahrungen mit der Polizei sind damit nicht zu Ende.

Rassistische Bemerkungen

Am 27. September sei er in eine Kontrolle der Kantonspolizei geraten, ohne Grund zu Boden gedrückt und in Handschellen gelegt worden. Es seien rassistische Bemerkungen, wie "Schwarze können doch gar keine Schweizer sein." gefallen. Zudem sei er geschlagen und getreten worden. Auf der Wache wurde erneut ein Drogenschnelltest gemacht, auch dieser fällt positiv aus. Nur eine Stunde nach dem ersten Test lässt M.B. sich erneut testen, "sein" Test fällt wieder negativ aus.

Ein paar Tage später erhält er eine Anzeige wegen Drogenmissbrauchs und Bedrohung von Beamten. Er selbst zeigt zwei Polizisten an.

So die Version von M.B. Die Polizei will sich nicht äussern, da das Verfahren noch laufe.

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Artikel Beobachter 8/09:
http://www.beobachter.ch/justiz-behoerde/buerger-verwaltung/artikel/rassismus_wie-im-falschen-film/

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100 TAGE NAUSE
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bernerzeitung.ch 20.4.09

Nause: "Sportfans sollen mit Gitter abgetrennt werden"

Andreas Seiler

Reto Nause ist seit Beginn des Jahres neuer Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie im Gemeinderat der Stadt Bern. Er zieht nach 100 Tagen eine erste Bilanz und zeigt auf, was punkto Sicherheit und Ordnung auf Bern zukommt. bernerzeitung.ch berichtete live.

In Sachen Gewalt im Sport plant die Stadt Massnahmen im Vorfeld von Spielen: So werden Fans verschiedener Gruppierungen mit Sicherheitszäunen getrennt. Diese Abgrenzungen werden jeweils mobil installiert. Das Projekt kostet rund 170'000 Franken und soll im Sommer erstmals umgesetzt werden. Nause will zudem die Sportverbände und die Justiz punkto Hooligans vermehrt eingebinden und zur Verantwortung ziehen.

Fehlende Sicherheit soll in Zukunft kein Thema mehr sein. Sicherheit soll zu einer Selbstverständlichkeit werden, so Reto Nause in seinen Ausführungen. Repression soll immer im Zusammenhang mit Prävention stehen.

Videoüberwachung

Ein positiver Impuls für mehr Sicherheit gibt die geplante Videoüberwachung an neuralgischen Punkten, so Nause. Nicht flächendenkend soll sie eingesetzt werden, sondern an wichtigen Orten wie dem Stade de Suisse oder der Postfinance Arena.

Wichtig in der Videoüberwachung: Sie muss breit abgestützt werden, das heisst, möglicherweise gar durch eine Volksabstimmung.

Die Polizeipräsenz in der Stadt Bern soll von 65'000 auf 72'000 Stunden erhöht werden. Dies vor allem mit Fuss-Patrouillen. Eventuell soll mit einer Aufstockung von Pinto präventiv und daher zu einem Plus von Ruhe und Ordnung gesorgt werden.

Bettelei

Vorab aus dem Raum Rumänien wird Bern vermehrt mit Bettlern konfrontiert. In der Innenstadt sollen demnächst griffige Massnahmen gegen das Problem eingesetzt werden. Ein flächendeckendes Bettelverbot ist jedoch nicht vorgesehen.

Ein grosses Handlungsfeld in der Zukunft sind Brennpunkte wie die Grosse Schanze und die Reitschule. In der warmen Jahreszeit muss in öffentlichem Raum vor allem für Ruhe und Ordnung gesorgt werden. Nause spricht hier vor allem die offene Drogenszene an.

Nause und der Gemeinderat

Reto Nause fühlt sich im neuen Gemeinderate in einer politischen Minderheit. Der Gemeinderat sei keine Wohlfühlgremium, führt er aus. Die Zusammenarbeit innerhalb sei aber gut und konstruktiv. Er sei Mitglied in einer kollegialen Regierung. Die Kritik am Gemeinderat - Stichwort: Sozialdossier - treffe ihn selber, so Nause. Aber er sei betrebt, im Gemeinderat eine einheitliche Linie zu vertreten.

Energie

Bern ist Pionierstadt punkto erneuerbarer Energie, sagt Nause. Umwelt und Wirtschaftlichkeit sollen sich ergänzen. Bern spiele hier eine Vorreiterrolle. So wird etwa 2 Millionen Franken in Gebäudesanierungen gesteckt. In den nächsten vier Jahren werden damit 10 Millionen Liter Heizöl mittels Sanierungen eingespart.

Generell eine positive Bilanz

Die Bilanz ist positiv, so Nause. Es sei nämlich zu keinen gravierenden Vorkommnissen gekommen. Ansonsten war die letzte Zeit - über Ostern mit der Tamilenkundgebung - eine Demozeit, daher auch eine anstrengende. Bei Police Bern war die Situation mit der Euro08 ausserordentlich. Hier ist es noch nicht möglich, einen abschliessende Schlussbericht zu präsentieren.

Zur Zeit gibt es noch keine abschliessende Bilanz. Es wäre vermessen, alle Dossiers in seinem Bereich bereits im Griff zu haben, so Nause zu Beginn.

Reto Nause hatte 14 Tage Ferien, die er in Bern verbracht hat. Es war ganz erholsam, teilt er mit.

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derbund.ch 20.4.09

Hundert Tage Reto Nause

sda / sis

Der neue Berner Gemeinderat Reto Nause (CVP) hat nach 100 Tagen im Amt eine positive Bilanz gezogen. Bei den Kundgebungen habe die Stadt zusammen mit der Kantonspolizei offenbar den richtigen Weg zwischen Repression und Toleranz gefunden.

In Sachen Demonstrationen habe ja die Stadt Bern in den letzten Wochen eine Art "High Noon" erlebt, erkärte Nause heute Montag vor den Medien in Bern mit Blick etwa auf die Kundgebungen von Tamilen. Er sei zufrieden, dass es bei den Demonstrationen zu keinen nennenswerten Sachbeschädigungen gekommen sei.

Handlungsbedarf sieht der Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie etwa beim Eingreifen bei niederschwelligen Verstössen gegen Ruhe und Ordnung. Nause wiederholte in dieser Frage seine kürzlich gemachte Aussage, dass für ihn eine Ergänzung der Ortspolizei mit einer Art englischem "Bobby" angebracht wäre.

Der neue Sicherheitsdirektor sprach sich auch für eine Ausdehnung des Bettelverbots auf die Innenstadt aus. Beim Vorgehen gegen organisierte Gruppen gebe es ein Problem. Das höre er im Gespräch mit Leuten von der "Front", also etwa der Fremdenpolizei, immer wieder. Ein Bettelverbot wäre die wirksamste Massnahme, so Nause.

Nause sagte auch, er sei im Gemeinderat gut aufgenommen worden und schätze die Zusammenarbeit als "absolut konstruktiv" ein.

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20min.ch 20.4.09

Nause zieht Bilanz

Sicherheit soll selbstverständlich sein

Der neue Berner Gemeinderat Reto Nause (CVP) hat nach 100 Tagen im Amt Bilanz gezogen. Sein Ziel: Sicherheit in Bern soll selbstverständlich sein. Er sieht die Stadt auf gutem Weg dazu.

Bei den Kundgebungen habe die Stadt zusammen mit der Kantonspolizei offenbar den richtigen Weg zwischen Repression und Toleranz gefunden, sagte er.

In Sachen Demonstrationen habe ja die Stadt Bern in den letzten Wochen eine Art "High Noon" erlebt, erkärte Nause am Montag vor den Medien in Bern, mit Blick etwa auf die Kundgebungen von Tamilen. Er sei zufrieden, dass es bei den Kundgebungen zu keinen nennenswerten Sachbeschädigungen gekommen sei.

Der neue Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie der Stadt Bern sagte auch, er sei im Gemeinderat gut aufgenommen worden. Die Zusammenarbeit schätze er als "absolut konstruktiv" ein.

Selbstverständlich

Zu seinen Zielen für die nächsten vier Jahre im Amt erklärte Nause, dass die Sicherheit in Bern kein Thema mehr sein solle, sondern eine Selbstverständlichkeit. Wirtschaft und Umwelt sollten sich ergänzen. In Sachen Energieeffizienz solle die Stadt Bern eine Pionierin sein.

Im Bereich Sicherheit hat Nause zwei Probleme ausgemacht: Die organisierte Bettelei, für die Kinder nach Bern gebracht werden, kann aus seiner Sicht zu wenig unterbunden werden. Im Bereich Ruhe und Ordnung fehle es an Möglichkeiten, um im niederschwelligen Bereich vorzugehen. Nause meint damit etwa Saufgelage von Jugendlichen oder Nachtruhestörungen.

Das erste Problem möchte Nause mit einer Ergänzung der Ortspolizei anpacken. Der Neo-Gemeinderat wiederholte seine kürzlich in einem Interview gemachte Aussage, dass er dafür eine Art englischen "Bobby" befürwortet, also einen nur mit einem Schlagstock bewaffneten, patrouillierenden Polizisten.

Videoüberwachung neuralgischer Punkte

Die Berner Orts- und Gewerbepolizei besteht derzeit aus etwa einem halben Dutzend Personen. Sie ist etwa für die Bewilligungen von Kundgebungen zuständig und überwacht die Einhaltung der Bedingungen.

"Positive Impulse" erhofft sich Nause in diesem Bereich auch von einer allfälligen Videoüberwachung neuralgischer Punkte sowie bei den grossen Sportstätten. Für Nause ist aber klar, dass die Einführung der Videoüberwachung in Bern demokratisch abgestützt sein muss. Es brauche mindestens einen Stadtrats-, wenn nicht einen Volksentscheid.

Für die Eindämmung der organisierten Bettelei hält Nause ein Bettelverbot in der ganzen Innenstadt für sinnvoll - eventuell auch im neuen Einkaufszentrum Westside. Er schätzt, dass auch eine Stadtratsmehrheit dafür zu haben ist, wenn wirklich nur organisierte Gruppen im Visier stehen.

Atomstrom ablösen - aber nicht zu schnell

In Sachen Energie ist der Neue in der Stadtberner Regierung überzeugt, dass Bern sich mittelfristig vom Atomstrom lösen muss, warnt aber vor allzu grossem Tempo. Der zu schnelle Ersatz von Atomstrom würde nur bedeuten, dass Energie Wasser Bern mehr Gas einsetzen müsste.
Quelle: SDA/ATS

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BRONCOS
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BZ 20.4.09

Schüpfen

Einsatz der Broncos verlängert

Immer mehr Gemeinden im Seeland lassen nachts private Sicherheitsfirmen patrouillieren. In Schüpfen beispielsweise hat das geholfen - ein bisschen jedenfalls. Die privaten Sicherheitsfirmen sind günstiger als die Polizei.

Vandalismus, Schlägereien, Drogenkonsum: In manchem Dorf schlagen Jugendliche, vor allem im Sommer, arg über die Stränge. So arg, dass mittlerweile in vielen Seeländer Gemeinden private Sicherheitsleute patrouillieren. Beispielsweise in Schüpfen. Diese Woche hat der Gemeinderat entschieden, die Zusammenarbeit mit der Broncos Security GmbH weiterzuführen.

Angefangen hatte alles im Sommer 2008: Vandalismus und Gewalt nahmen in Schüpfen ein Ausmass an, das die Gemeinde zum Handeln bewog. Sie engagierte den Sicherheitsdienst der Broncos. Fortan wurde dieser gezielt an neuralgischen Punkten eingesetzt, vornehmlich an Wochenenden im Sommer. 8000 Franken kostet das jährlich.

Situation stabil geblieben

Gemäss Gemeindepräsident Ueli Hunziker lohnen sich die Ausgaben. Er beurteilt den Einsatz der Sicherheitsleute als Erfolg. Im letzten Jahr, als die Gemeinde ihr 800-jähriges Bestehen feierte, "gab es keine Saufgelage oder Schlägereien", sagt Hunziker. Was er auch auf die Präsenz der Sicherheitsleute zurückführt. Insgesamt sei die Situation in Schüpfen seit dem letzten Jahr "nicht schlimmer geworden". Noch vor einem Jahr habe er Angst gehabt, es könnte eskalieren. "Und wer weiss, was passiert wäre, wenn wir nichts unternommen hätten."

Viel tun können die privaten Sicherheitsleute indes nicht. Sie dürfen keine Ausweiskontrollen durchführen und niemanden festhalten. Intervenieren dürfen sie nur in dem Masse, wie das jede andere Privatperson auch darf, etwa wenn es darum geht, einen Streit zu schlichten. Dazu steht im "Handbuch Polizeiaufgaben der Gemeinden": "Stellen private Sicherheitsdienste Ordnungswidrigkeiten fest, dürfen sie nur schlichtend eingreifen und Personen zur Einhaltung der Rechtsordnung auffordern." Ansonsten müssen sie die Polizei rufen.

Die Broncos in Schüpfen liefern der Gemeinde jeweils nach einem Einsatzwochenende einen Rapport ab. "Damit wir über alles orientiert sind", sagt Hunziker. Über Details will er sich nicht äussern und auch nicht darüber, wie oft die Broncos die Polizei avisieren mussten.

Schüpfen ist nicht die einzige Gemeinde im Seeland, die auf private Sicherheitsdienste setzt. So sind beispielsweise auch in Brügg, Büren, Erlach, Aarberg, Siselen, Ins oder auch in Täuffelen solche Patrouillen unterwegs. "Wir haben mit verschiedenen anderen Gemeinden diskutiert", sagt Hunziker. "Es ist überall dasselbe, alle probieren aus. Wir müssen etwas unternehmen, auch wenn wir manchmal nicht genau wissen, was. Da ist auch ein gewisser Druck aus der Bevölkerung."

Günstiger als die Polizei

Von einem eigentlichen Boom bei privaten Sicherheitsfirmen will Wolfram Manner, Geschäftsleiter des Verbandes Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen (VSSU), nicht sprechen. Vom Bundesamt für Statistik erhobene Daten zeigten, dass der Zuwachs bei privaten Sicherheitsfirmen jährlich im Schnitt 5 Prozent betrage. Dass mehr Gemeinden die Dienste solcher Firmen in Anspruch nehmen, ist indes eine Tatsache. Das hängt nicht zuletzt mit dem finanziellen Aspekt zusammen.

"Jeder hätte gern mehr Sicherheit, aber keiner will dafür zahlen", sagt Manner. Da biete sich eine private Firma an. Würden die Gemeinden dieselben Dienstleistungen bei der Polizei einkaufen, würde das "grob geschätzt doppelt so viel kosten", wie Manner sagt. "Und die Sicherheitsfirmen sind für die Aufgaben, für die sie eingesetzt werden, absolut ausreichend. Sie wirken abschreckend, ohne dabei das Gewaltmonopol zu verletzen."

Auch Schüpfen setzt aus finanziellen Gründen auf die Privaten. Denn die Polizei sei "recht teuer", sagt Hunziker. Die Gemeinde steht jedoch ständig mit ihr in Kontakt. "Wir haben einen guten Draht", sagt er. Zwei- bis dreimal im Jahr trifft sich der Gemeinderat mit den Verantwortlichen der Kantonspolizei.

Miteinander reden

Neben den Patrouillen setzt Schüpfen auch auf den Dialog: "Wir haben Gespräche mit Betroffenen geführt und damit eine gewisse Wirkung erzielt", sagt Hunziker. "Das ist jedoch harte, nicht ganz einfache Arbeit. Es ist aber auch eine Befriedigung, wenn ich sehe, dass wir jemandem helfen konnten." Das Wichtigste überhaupt sei, "die Jungen zur Vernunft zu bringen, sie müssen sehen, wo die Grenzen sind, und diese akzeptieren."
Bettina Epper/bt

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ELITECOPS
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Tagesanzeiger 20.4.09

Die Schweiz leistet sich 1000 Sonderpolizisten

Kantone und Bund unterhalten Eliteeinheiten, deren Stärke geheim ist. Recherchen zeigen: Schweizer Einsatztrupps haben im Vergleich mit Nachbarstaaten markante "Überbestände".

Von Thomas Knellwolf

Es ist wie im Tiergarten: Die Eliteeinheiten, die sich in der Schweiz tummeln, nennen sich Luchs (in der Innerschweiz), Skorpion (in der Stadt Zürich) oder Tiger (bei der Bundeskriminalpolizei). Im Baselbiet rücken die Barrakudas "bei speziellen Einsatzlagen wie dem Schutz von Konferenzen oder gefährdeten Personen und zur Lösung von Geiselnahmen und Erpressungen" aus. Gemäss Polizeihomepage sind sie "weder Rambos noch Supermänner oder -frauen, werden aber in regelmässigen Trainings einer anspruchsvollen Spezialausbildung unterzogen".

Die föderalistische Schweiz ist für derlei Trupps ein gutes Pflaster. Wie viele Polizisten und Soldaten für Aufgaben bis hin zum Antiterrorkampf gestählt und bestens gerüstet sind, darf niemand wissen. "Ich habe keinen Überblick über den Bestand der Interventionseinheiten in den Kantonen und beim Bund", beteuert Beat Hensler, der Präsident der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten. Bescheid wisse er einzig über die Zentralschweizer Einheit Luchs, die vergangene Woche wieder in die Schlagzeilen geriet. Zwei Angehörigen des Sondertrupps droht wegen einer ruppigen Verhaftung zweier unschuldiger junger Männer im Juni 2005 ein Prozess. Der Luzerner Kommandant Hensler will indes auch über den Luchs-Bestand, für den er direkt verantwortlich ist, nichts preisgeben. Die Begründung für die Nichtinformation der Öffentlichkeit lautet gleich wie meist in solchen Fällen. "Aus polizeitaktischen Gründen", erklärt Hensler, "informieren wir nicht darüber, wie viele Mitarbeiter im Einsatz stehen." Die kantonalen Kommandanten hätten abgesprochen, dies so zu handhaben. Laut Insidern, die nicht genannt werden wollen, gibt es in der Schweiz rund 1000 Interventionsspezialisten. Kantonale und städtische Korps beschäftigen insgesamt 640 bis 800 Eingreifprofis, die bei Bedarf Wohnungen stürmen, Türen sprengen oder sich vom Helikopter abseilen. Einzelne Kantone arbeiten eng zusammen (siehe Grafik rechts). Andere kooperieren nur bei besonderen Krisenlagen mit den Nachbarn.

Der Bund seinerseits gebietet über mehr als 600 Angehörige von Interventionseinheiten. Rund drei Viertel davon sind Milizsoldaten, von denen viele bei Kantonspolizeien Dienst leisten. 14 Profis gehören der Sondereinheit Tigris der Bundeskriminalpolizei an, die ohne Information der Öffentlichkeit aufgebaut wurde.

Österreich hat halb so viel Edelcops

Die Nachbarländer kommen mit deutlich weniger Elitepolizisten aus als die Schweiz. Die Republik Österreich, mehr als doppelt so gross als die Eidgenossenschaft und bevölkerungsreicher, hält sich eine Truppe namens Cobra. Dort dienen zurzeit 479 Männer und eine einzige Frau. Das lässt sich mit einem Anruf bei der zuständigen Stelle in Wien erfahren. Ebenfalls nichts von Geheimniskrämerei hält Baden-Württemberg. Das süddeutsche Bundesland, das fast drei Millionen mehr Einwohner hat als die Schweiz, fühlt sich durch ein einziges Sondereinsatzkommando mit Stützpunkt Göppingen ausreichend geschützt. Bestand: 91 Mann. Bei Flugzeugentführungen oder terroristischen Attacken kann Baden-Württemberg die gesamtdeutsche Elitetruppe GSG 9 heranziehen, was selten bis nie geschieht.

Eins zu eins vergleichen lassen sich die Elitebestände in der Schweiz und bei den Nachbarn nicht. Dem obersten Schweizer Polizisten, Beat Hensler, ist die Anmerkung wichtig, "dass in den Sondereinheiten in den meisten Schweizer Kantonen Polizisten zusammengezogen werden, die sonst normal Dienst leisten". Überspitzt gesagt: Der gleiche Polizist kontrolliert am Morgen die Geschwindigkeit von Autos, und am Nachmittag befreit er Geiseln. Trotz diesen Doppelfunktionen spricht der frühere Zürcher Polizeikommandant Peter Grütter von einem "Overkill von Sonderoperationskräften" in der Schweiz. Er schlägt vor, die "Sondereinheiten stärker zu zentralisieren" und so teure "Überbestände zu reduzieren". "Nicht an einem Ort", sagt Grütter, "aber je eine Einheit in der Ost-, der Zentral-, der Westschweiz und in Zürich." Die schweizerischen Polizeikorps beklagen sich, ihnen fehlten mehrere hundert Angehörige - nicht für Sonder-, sondern für Alltagsaufgaben.

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SECHSELÄUTEN
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tagesanzeiger.ch 20.4.09

Sechseläuten: Polizei rüstet sich gegen Störaktionen der Autonomen

Von Lorenz Schmid

Trotz der von einer linksautonomen Gruppierung angedrohten Störung des Sechseläutens hat keiner der Ehrengäste seine Teilnahme abgesagt. Die Zünfte nehmen die Gefahr ernst, lassen sich die Freude aber nicht nehmen.

Das Revolutionäre Bündnis Region Zürich rief kürzlich zu einer Störaktion gegen das Sechsläuten auf, um die "Bonzen aus der Wirtschaft und Staat" von ihrem "hohen Ross zu holen". Besammeln wollen sich die Aktivisten am Bellevue - mitten im Geschehen also. In ihrem Aufruf griffen sie einzelne Ehrengäste der verschiedenen Zünfte bereits scharf an, so unter anderem Bundesrat Hans-Rudolf Merz, Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck und "Weltwoche"-Chefredaktor Roger Köppel.

Laut Andreas Weidmann, Medienverantwortlicher der Zürcher Zünfte, nehme man die Drohung ernst und habe sich darauf vorbereitet. So seien alle Teilnehmer über die Möglichkeit einer Störaktion informiert worden. Von den Ehrengästen habe dennoch niemand seine Teilnahme abgesagt. Was die Sicherheit für den Umzug angehe, verlasse man sich auf die Stadtpolizei.

Das "Revolutionäre Bündnis" ist der Polizei seit Jahren bekannt, wie Michael Wirz, Mediensprecher der Stadtpolizei, auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz erklärte. Die Lage werde deshalb laufend analysiert und gegebenenfalls werden Massnahmen ergriffen. Sollte es am Bellevue zur Konfrontation mit Autonomen kommen, rät Wirz gesunden Menschenverstand walten zu lassen. "Wie bei allen Auseinandersetzungen, soll man nicht provozieren und sich auch selbst nicht provozieren lassen."

Böögg war schon mehrfach Ziel von Angriffen

Auf dem Sechseläutenplatz sind seit den Morgenstunden bereits Angestellte der Securitas mit Hunden vor Ort, um den Böögg zu beschützen. Am Sechseläutenumzug kam es bisher noch nie zu ernsthaften Zwischenfällen. Einzig Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf sagte ihre Teilnahme 2008 aus Sicherheitsgründen ab.

2006 war der Böögg rund eine Woche vor dem Sechseläuten aus der Garage seines Erbauers Heinz Wahrenberger in Stäfa gestohlen worden. Die "Revolutionäre Bewegung 1. Mai" bekannte sich damals zur Entführung. Für das Sechseläuten konnte ein Ersatz-Böögg rechtzeitig fertiggestellt werden.

1921 sollen Kommunisten einen Knaben angestiftet haben, den Böögg frühzeitig anzuzünden. Ein Ersatzböögg wurde damals dennoch pünktlich um 18 Uhr angezündet. Dieser habe als Zeichen des Protests eine rote Fahne getragen. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)

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NEONAZIS
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Basler Zeitung 20.4.09

Pronto-Schläger hat den Ausstieg geschafft

Liestal. Der brutale Überfall von rechtsextremen Schlägern auf den Liestaler Coop-Pronto-Shop vor fünf Jahren hatte die Region erschüttert. Beim Angriff waren drei Menschen verletzt worden. Jetzt spricht einer der Haupttäter - und sagt, weshalb er mit der braunen Szene nichts mehr zu tun hat und warum er sich im Nachhinein eine härtere Strafe geben würde. > Seite 15

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Coop-Pronto-Schläger zeigt Reue

Marc F.* schlug in Liestal zu - und hat den Ausstieg aus der braunen Szene geschafft

Alan Cassidy

Marc F.* war einer der rechtsextremen Schläger, die vor fünf Jahren den Coop-Pronto-Shop in Liestal überfielen. Heute hat er mit der Szene nichts mehr zu tun - und würde sich selbst eine härtere Strafe geben.

Sie kamen mit Baseballschlägern, Eisenketten und Nagelkeulen. Die vermummten Skinheads, die sich am Abend des 30. April 2004 auf dem Liestaler Bahnhofplatz versammelten, waren zu allem bereit. Den Ausländern, mit denen sich die Skins seit Wochen kleinere Schlägereien geliefert hatten, wollten sie eine Abreibung verpassen. Doch es kam alles anders. Die gesuchten Ausländer waren nicht da. Ihren Zorn liessen die Skins trotzdem aus: Sie stürmten den Coop-Pronto-Shop, schlugen wahllos und brutal auf Kunden und Passanten ein. Sie verletzten drei unbeteiligte Männer und demolierten den Laden. Dann flüchteten sie.

Tief drin

Einer der Vermummten war Marc F.* (24). Mit einem Gummiknüppel schlug er im Pronto-Shop auf einen Mann ein. Jetzt sitzt er in einem Café, lehnt sich im Stuhl zurück und zieht langsam an seiner Zigarette. In seinen Jeans, im blauen Poloshirt und mit kurzen blonden Haaren fällt er nicht besonders auf. Er spricht ruhig und überlegt und sagt: "Ich verstehe heute nicht, weshalb ich das getan habe."

Marc sah sich nicht bloss als Mitläufer. Er war überzeugter Rechtsextremer. "Ich trug die Ideologie voll mit", sagt er. Er hasste Ausländer, Schwule, Kiffer. Als "Anwärter" der Skinheadgruppe "Warriors" engagierte er sich in der braunen Szene. Im Baselbiet rekrutierte er "Jungglatzen". Marc verfasste Propagandatexte und Hetzschriften, schrieb auch die Flugblätter, die vor und nach dem Pronto-Überfall in Liestal kursierten. Auch äusserlich entsprach er mit Springerstiefeln, Bomberjacke und Glatze ganz dem Szenebild.

Begonnen hatte Marcs Weg in den Rechtsextremismus an der Schule. "Ich hatte oft Stress mit Ausländern", sagt er. Irgendwann trug er zum ersten Mal eine Bomberjacke, wurde darauf von Mitschülern als "Nazi" angesprochen. Dabei habe er anfangs "gar nicht gewusst, was das alles bedeutete". Über seinen älteren Bruder knüpfte er die ersten Kontakte zur rechtsradikalen Szene, und als er die Handelsschule besuchte, war er bereits tief ins Milieu hineingerutscht. Seine alten Freunde und Bekannten wandten sich von ihm ab.

Stolz darauf

Den Ersatz fand er bei seinen neuen Kameraden. "Auch wenn vieles bloss Fassade war: Der Zusammenhalt faszinierte mich", sagt er. Die Skins trafen sich in Liestal, wo sie sich regelmässig mit jungen Ausländern prügelten. Immer häufiger, immer brutaler. Die Situation spitzte sich zu, bis es zum Überfall kam. Und obwohl die "Abrechnung" mit den Ausländern misslang, waren die Skins "froh, endlich den Frust und Hass ablassen zu können", sagt Marc und überlegt lange. "Danach waren wir alle ziemlich stolz."

Langer Weg

Der Ausstieg aus der Szene begann nicht gleich nach der Tat. "Als die Polizei uns schnappte, sahen wir uns als Opfer", sagt Marc. "Ich wurde extremer als je zuvor." Der Überfall schweisste die Baselbieter Skins für kurze Zeit noch enger zusammen. Trotzdem schaffte Marc die Wende. Eine genaue Antwort darauf, wann und weshalb er sich zum Ausstieg entschloss, hat er nicht. Es habe kein bestimmtes Schlüsselerlebnis gegeben, sagt er. "Es waren viele kleine Schritte in einem langen Prozess, und es brauchte Zeit." Da waren zum einen der neue Job und die Wohnung in Zürich, die Distanz zur Szene schafften. Da waren die vermehrten positiven Erfahrungen mit Ausländern, die er bei der Arbeit und in der Freizeit machte. Und da waren grundsätzliche Fragen, die er sich zu stellen begann. "Verbaue ich mir nicht zu viel, wenn ich Ausländer kategorisch ablehne?" Er befasste sich vertieft und "auf eine andere Weise" mit der Ideologie und der Geschichte des Nationalsozialismus, wie er sagt. Besonders das Tagebuch einer jungen Auschwitz-Überlebenden habe bei ihm starke Spuren hinterlassen. "Ich realisierte, dass ich eine rechtsextreme Haltung nicht vertreten kann."

"Keine Toleranz".

Zwei Jahre nach dem Pronto-Überfall begann vor dem Baselbieter Strafgericht der Prozess gegen die sechs Hauptangeklagten. Marc sagt, er sei zu diesem Zeitpunkt "praktisch vollständig" aus der Szene ausgestiegen. Vor dem Gericht habe er nichts beschönigt. "Viele meiner Mitangeklagten behaupteten, gar nie Nazis gewesen zu sein. Ich bin dazu gestanden." Das Gericht verurteilte ihn wegen schwerer Körperverletzung zu einer Strafe von zweieinhalb Jahren Gefängnis, die zugunsten einer Therapie aufgeschoben wurde. Findet er die Strafe gerechtfertigt? "Würde ich heute dieses Urteil sprechen müssen, würde wohl niemand mit einer Haft von unter fünf Jahren davonkommen", sagt Marc. Er habe erlebt, was Gewalt anrichten könne. Dafür dürfe es keine Toleranz geben.

Zur braunen Szene hat Marc, der heute als Applikationsentwickler arbeitet und sich als FDP-Wähler bezeichnet, den Kontakt abgebrochen. Zwei der Mitangeklagten, die ebenfalls ausgestiegen seien, zählt er aber zu seinen besten Freunden. Mit seiner rechtsextremen Vergangenheit habe er abgeschlossen, sagt er. Nach dem Überfall habe er den Liestaler Pronto-Shop gemieden. Noch einmal zündet er sich eine Zigarette an und sucht nach Worten. "Als ich das erste Mal wieder im Pronto-Shop stand, habe ich mich geschämt."  

* Name der Redaktion bekannt.

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Chronologie

> 30. April 2004. Eine Gruppe von maskierten Männern stürmt um 22 Uhr den Coop-Pronto-Shop beim Bahnhof Liestal. Mit Baseballschlägern, Eisenketten und Nagelkeulen verletzen sie drei Männer zum Teil erheblich und verwüsten den Laden. Danach flüchten sie. Die Tat sorgt landesweit für Aufsehen. Die Polizei spricht von "Gewalt in einer neuen Dimension" und verstärkt ihre Präsenz um den Bahnhof massiv.

> 4. Juni 2004. Die Polizei gibt bekannt, dass sie 15 Personen aus der rechtsextremen Szene verhaftet hat. Bei den Tätern handelt es sich um zwölf Männer und drei Frauen, von denen die meisten im Baselbiet wohnen.

> 13. Februar 2006. Vor dem Baselbieter Strafgericht beginnt der Prozess gegen sieben Hauptangeklagte, die sich vorwiegend wegen schwerer Körperverletzung, Sachbeschädigung und Angriff verantworten müssen. Vor Gericht geben sich die Angeklagten zumeist geläutert.

> 24. Februar 2006. Das Strafgericht spricht die Angeklagten in den meisten Punkten schuldig. Die härteste Strafe erhält der Initiator des Überfalls: Das Gericht verurteilt ihn zu zweieinhalb Jahren Gefängnis unbedingt. Vier Angeklagte erhalten bedingte Gefängnisstrafen von 18 beziehungsweise 17 Monaten, einer wird in eine Arbeitserziehungsanstalt eingewiesen, ein weiterer erhält eine unbedingte Gefängnisstrafe, die zugunsten einer Psychotherapie aufgeschoben wird.

> 15. Mai 2007. Der Initiator und der Chauffeur der Gruppe appellieren gegen das Urteil. Das Kantonsgericht wandelt die unbedingte Gefängnisstrafe des Initiators in eine teilbedingte Strafe um.  ac

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GAUCHE ANTICAPITALISTE
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24 Heures 20.4.09

Nouveau journal de l'extrême gauche

Politique - Un bimensuel anticapitaliste est distribué cette semaine dans les boîtes aux lettres de Lausanne.

Un coup médiatique pour croiser le fer contre le système ultralibéral. Un jeune mouvement d'extrême gauche, la Gauche anticapitaliste (GA), met le paquet pour sortir un nouveau journal destiné à diffuser ses idées.

Le premier numéro de L'anticapitaliste est distribué gratuitement dans 25 000 boîtes aux lettres de Lausanne aujourd'hui et demain, après une opération semblable à Genève en fin de semaine dernière. Avec la diffusion militante prévue dans les rues de ces deux villes, le nouveau-né partira donc à 60 000 exemplaires. Un coup de pub à quelques milliers de francs pour tenter de convaincre un millier de lecteurs de s'abonner à cette publication destinée à être bimensuelle.

"Face aux ravages de la crise, il faut une rupture avec le système capitaliste et proposer une autre société. Il faut une autre gauche, une gauche de lutte, dont l'horizon ne soit pas la gestion des affaires avec la droite", milite Marc Gigase, membre du collectif. Le ton est donné. Dans son premier numéro, la GA fustige tour à tour Micheline Calmy-Rey vendue au capital et aux banquiers, Pierre-Yves Maillard et Anne-Catherine Lyon, pour la participation à la réforme de la grille salariale vaudoise. Quant aux partis réunis sous la bannière A Gauche toute!, ils n'ont rien des antilibéraux qu'ils prétendent être, estime le groupe.

Née il y a un an d'une scission au sein d'une extrême gauche en constante fragmentation, la Gauche anticapitaliste revendique le lancement - avec d'autres forces - du soutien aux employés de CFF Cargo, du référendum contre le paquet fiscal vaudois et de la participation aux manifestations anti-WEF et anti-G20. Inspiré par le Nouveau parti anticapitaliste (NPA) français d'Olivier Besancenot, il compte une cinquantaine de membres.

Son bimensuel vient donc compléter le paysage médiatique d'extrême gauche, entre Gauchebdo, proche des sections romandes du Parti du travail, SolidaritéS, du parti homonyme, Résistance, l'organe du POP vaudois, ou La Brèche, trotskyste d'une autre mouvance.

L. PI.

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G-20-LONDON
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Aargauer Zeitung 20.4.09

Videos zeigen Polizeibrutalität

Polizisten gingen beim G-20-Gipfel in London brutal auch gegen Unbeteiligte vor

Zweieinhalb Wochen nach dem G-20-Gipfel in London mehren sich die Belege dafür, dass Polizisten brutal gegen Gipfelgegner vorgegangen sind.

Die Sache war schon fast unter den Teppich gekehrt. Der Tod von Ian Tomlinson am Rande der G-20-Proteste in London am 1. April hatte nach Angaben von Scotland Yard nichts mit dem Einsatz ihrer Beamten gegen Randalierer zu tun. Nach offizieller Lesart gab es keinen Kontakt zwischen dem 47-Jährigen und der Polizei. Und laut einer ersten Obduktion war ein Herzinfarkt die Todesursache.

Die Polizeibehörde, die in den letzten Wochen manche Negativschlagzeilen wegstecken musste, wollte den schwierigen Einsatz gegen die teilweise gewalttätigen Demonstranten schon als Erfolg verbuchen. Doch dann zerstörten Videos und eine zweite Obduktion das Bild des besonnenen Polizeieinsatzes. Die Macht der Bilder lieferte immer mehr Belege für Verstösse und brutale Übergriffe der Polizei. Mal schlägt ein Beamter einem Gipfelgegner mit einem Schutzschild auf den Kopf, mal versetzt ein anderer Polizist einem Demonstranten einen Kinnhaken, mal prügelt ein Beamter auf eine zierliche Frau ein.

Blaue Flecken am TV

Zwar gab es unter den G-20-Demonstranten zahlreiche Randalierer, die ohne Rücksicht auf Verletzungen auf Polizisten eingedroschen haben. Aber die Videos, die Grossbritannien erregen, zeigen Polizei-Übergriffe auf offensichtlich friedfertige Menschen. Zum Beispiel auf die 35-jährige Nicola Fisher. Ihr schlug ein Polizist erst mit der Hand ins Gesicht und dann mit einem Schlagstock auf die Beine. Zweieinhalb Wochen später hat sie immer noch blaue Flecken, die sie am Wochenende erstmals TV-Kameras präsentierte.

 Die Bilder sind ein Albtraum für Scotland-Yard-Chef Stephenson. Erst seit Ende Januar im Amt, wollte Stephenson den angekratzten Ruf der Behörde nach Rassismusvorwürfen und dem Tod eines unschuldigen Brasilianers bei einer Anti-Terror-Aktion wieder aufpolieren. Doch die überzogene Festnahme eines Parlamentariers, eine Panne samt Rücktritt seines obersten Terrorbekämpfers und nun die G-20-Übergriffe stellen die stolze Polizeibehörde an den Pranger.

Behörde schrittweise desavouiert

Besonders peinlich ist dabei, wie im Todesfall Tomlinson die Scotland-Yard-Darstellung schrittweise entkräftet wurde und die Behörde dadurch zunehmend Vertrauen verliert. Die erste Behauptung, es habe keinen Kontakt zu dem Opfer gegeben, wurden per Video widerlegt. Zu sehen war, dass Tomlinson › unbeteiligt an den Protesten und die Hände in den Taschen › von einem Polizisten mit einem Schlagstock von hinten attackiert und hart zu Boden geschubst wurde.

Innere Blutungen, kein Herzinfarkt

Das Video löste einen landesweiten Protestschrei und eine Untersuchung der unabhängigen Polizeiaufsicht aus. Diese ordnete eine zweite Obduktion an, deren Ergebnis der ursprünglichen These vom Herzinfarkt widersprach. Innere Blutungen im Unterleib waren laut Rechtsmediziner Nathaniel Cary Ursache für den Tod des 47-Jährigen. Und das Wort des Experten › er hatte den Tod der früheren pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto nach einem Bombenattentat untersucht › hat Gewicht in Grossbritannien. Zwar hatte auch er Veränderungen am Herzen des 47-Jährigen festgestellt. Diese waren laut Obduktion aber nicht tödlich. Ob es die Blutungen waren, liess er offen. Charles O'Donnell von der Londoner Universitätsklinik Whipps Cross gab aber zu bedenken, dass Menschen mit Lebererkrankungen besonders wegen innerer Blutungen gefährdet seien. "Da braucht es nur einen kleinen Schubser, der gesunden Menschen nicht schaden würde." Die Beschreibung passt auf Tomlinson, der ein starker Trinker gewesen sein soll. Und wie das Video zeigt, war der Schubser des mittlerweile suspendierten Polizisten, gegen den die Polizeiaufsicht wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt, alles andere als klein. (dpa)

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ANTI-ATOM
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http://www.keintschernobyl.ch/

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grünepost.ch 20.4.09

Sonntag 26. April 2009: Kundgebung zum Tschernobyl-Gedenktag auf dem Münsterplatz

Vor 23 Jahren kam es in Tschernobyl zu einer Reaktorkatastrophe.

Heute verlangt die BKW eine unbefristete Betriebsbewilligung für Mühleberg - ein AKW mit Kernschmelzrisiko! Wie gefährlich das ist, zeigen wir am 26. April auf dem Münsterplatz....
Keine AKW!
Kein Profit mit unserem Risiko!
Kein Tschernobyl in Mühleberg!

Wann: 26. April 2009

Zeit: 13.00 - 15.00

Ort: Münsterplatz, Bern

Mehr Informationen im Flyer
http://www.luzius-theiler.ch/farbecht/static/files/6752/Flyer_09_04_26.pdf