MEDIENSPIEGEL 23.4.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS, tojo, GH)
- Alternativen zu einer 2. Drogenanlaufstelle
- Rechtsextreme Infiltration von Politik, Kunst + Sport
- Zug: Nazi-Metal-Konzert sorgt für Aufregung
- Eugenik und CH-Psychiatrie
- Oberländer WirtInnen gegen Rauchverbot
- Repressiveres Alkoholgesetz geplant
- Kokain: Luzerner Clubs und Zürcher Entzugshotel
- Prog-Rock von Cuneiform
- Nachbetrachtungen No Nato 2009
- ZH-Gummischrot gegen YB-Fans
- GsoA-Initiative im Endspurt
- Anti-Atom: Widerstand gegen Mühleberg n Laupen
- Widerstand gegen BKW-Kohlekraft

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REITSCHULE
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Do 23.04.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Hinterhof-Lounge goes Karaoke Vol.3
20.30 Uhr - Kino - UNCUT: i can't think straight, S. Sarif, GB 2008, OV/d, 82min, dvd
21.00 Uhr - Dachstock - Firewater USA/TUR/IND/ISR - Folk/Punk/World

Fr 24.04.09
20.30 Uhr - Tojo - Auawirleben: Das Heulen des Hundes von Cuckoos, Basel Danach Publikumsgespräch
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBar, Gesellschaftstänze & Disco. Mit Crashkurs ab 19.15 Uhr
21.00 Uhr - Kino - Tangos - el Exilo del Gardel, F.E. Solanas, Arg 1985, OV/df, 119min, 35mm
21.00 Uhr - Dachstock - Ruthless Productions & Dachstock present: Hatesphere DK Six Reasons To Kill DE Bloodwork DE Sic FO -- Trashmetal/Deathmetal

Sa 25.04.09
20.30 Uhr - Tojo - Auawirleben: Das Heulen des Hundes von Cuckoos, Basel
21.00 Uhr - Kino - Tango Lesson, S. Potter, GB/F 1996, OV/DF, 100min, 35mm
22.00 Uhr - Dachstock - Mardi Gras.BB Hazelwood/DE & Puts Marie Hazelwood/CH - Trümmerblues/Jazz Crime/Nightmare-Gypsy-Swing

So 26.04.09
13.00 Uhr - Münsterplatz - "Kein Tschernobyl in Mühleberg!" feat. by Mundartisten
21.00 Uhr - Dachstock - Thau I/CH: Sabina Meyer, Hans Koch, Paed Conca, Fabrizio Spera

Infos: www.reitschule.ch

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Bund 23.4.09

Firewater

Wut im Mikrofon

2004 kehrte der amerikanische Sänger Tod Ashley dem verhassten Bush-Country den Rücken und machte sich auf eine dreijährige Reise, mit Laptop und Aufnahmegerät. Zurück brachte er Musikschnipsel von Indien bis Israel und Inspirationen für eine melancholische, wütende Indie-Rock-Welt-Musik, die ihren Furor vor allem aus dem Hass auf George W. bezog. Vor einem Jahr gastierte Tod Ashleys Band Firewater schon in Bern, und wer wissen will, wie Firewater nach dem Regierungswechsel klingen, der kann dies heute nachprüfen. (reg)

Reitschule Dachstock

Donnerstag, 23. April, 21 Uhr.

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Bund 23.4.09

Bühne: Auawirleben

Zurück zum Start

Er konnte sich seine Rollen aussuchen: 20 Jahre hat der Berner Schauspieler Michael Neuenschwander an den grossen Theatern in der Schweiz und Deutschland gespielt. Eine ganz neue Rolle hat er nun gewählt - und eine eigene Theatergruppe gegründet: Am Festival Auawirleben stellt die Formation Cuckoos ihr erstes Stück vor.

Regula Fuchs

"Es gab einen Punkt in meiner Laufbahn, als ich merkte, dass ich zurückschrauben muss", sagt der Schauspieler Michael Neuenschwander. Das Feuer, die Leidenschaft für seine Arbeit, habe nicht mehr so gelodert wie früher. Neuenschwander, in Worb aufgewachsen und an der Berner Schauspielschule ausgebildet, hatte über 20 Jahre lang an jenen Orten gespielt, an die sich junge Schauspieler hinwünschen - den grossen Theatern in der Schweiz und Deutschland, und auch im Film hat er seine Spuren hinterlassen, etwa in Michael Steiners "Grounding" als André Dosé oder in Stina Werenfels' "Nachbeben".

Doch ein uralter Traum schwelte immer noch im 47-Jährigen, der als Akteur stets die Visionen anderer umgesetzt hatte - selber eine Truppe zu gründen und Regie zu führen: "Die Alternativen waren, bis sechzig so weiterzumachen und vielleicht nie ganz glücklich zu sein, oder nochmals ein Risiko einzugehen und in einem gewissen Sinn wieder bei null anzufangen", so Neuenschwander.

Ohne Kompromisse

Zusammen mit den Dramaturgen Peter-Jakob Kelting und einer Handvoll Künstlern aus den Bereichen Schauspiel, Musik, Tanz und Bühne gründete Neuenschwander die Gruppe Cuckoos und wagte sich damit in die freie Szene vor, ohne den schwerfälligen Apparat eines grossen Hauses um sich, aber auch ohne dessen finanzielle Polster: "Einerseits muss man als freie Gruppe nicht schon von Anfang an Kompromisse eingehen, sich in einen Spielplan einreihen oder mit vorgegebenen Schauspielern zusammenarbeiten. Andererseits ist der finanzielle Druck natürlich grösser - wir sind mit einem einzelnen Stück viel direkter von den Einnahmen abhängig als ein grosses Haus, in dem über ein ganzes Jahr gerechnet wird."

Genau das - lieb gewonnene Gewohnheiten über Bord werfen und sich unter neuen Umständen zurechtfinden - ist auch inhaltlich prägend für die neue Formation, wie Neuenschwander erklärt: "Ich habe den Eindruck, dass wir in einer Welt leben, in der man nicht mehr so gut zurechtkommt wie auch schon, sodass man sich nicht auf alte Gewissheiten verlassen kann. Das ist unser Thema: Wir versuchen, eine mutmassliche Zukunft zu antizipieren und gemeinsam solche Nullpunkte des Lebens zu skizzieren."

Auch das erste Stück von Cuckoos, "Das Heulen des Hundes", führt seine Protagonisten an einen Punkt, wo sie sich neu orientieren müssen. Als Inspiration diente Aleksandr Rogoschkins Film "Kukushka": Darin treffen im Zweiten Weltkrieg zwei feindliche Soldaten aufeinander, die in der Einsamkeit Lapplands mit einer Rentierzüchterin eine sprachlose Ménage à trois eingehen. Den Film müsse man allerdings nicht kennen, um das Stück zu verstehen, erklärt Neuenschwander, zu frei werde mit den Motiven gespielt.

Neuenschwanders Interpretation des Stoffes führt in ein postapokalyptisches Irgendwo, auf einen Schrottplatz der Zivilisation, wo sich die Protagonisten treffen, die von der Gesellschaft ausgespuckt worden sind und vom Leben nun zu einer Schicksalsgemeinschaft gemacht werden.

Närrisches Theater

Wo orientiert sich jemand ästhetisch, der wie Michael Neuenschwander mit den grossen Regisseuren des deutschen Theaters gearbeitet hat? "Eigentliche Vorbilder gibt es für mich nicht", sagt er, "aber Menschen, die meine Laufbahn geprägt haben - Ruedi Häusermann etwa, Johan Simons, Andreas Kriegenburg oder Stefan Bachmann." Wie die Genannten mit dem Körper, dem Raum, der Musik arbeiten - das inspirierte Neuenschwander. Und ein solches, genreübergreifendes Theater schwebt ihm vor, eines, das nicht nur auf den Kopf zielt. Schliesslich bedeutet "cuckoo" im Englischen nicht nur Kuckuck, sondern auch "närrisch" oder "verrückt". Und das ist ja gerade im Theater kein Übel.

[i]
http://www.auawirleben.ch
Tojo-Theater Reitschule
Fr, 24., und Sa, 25. April, 20.30 Uhr.

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AUAWIRLEBEN, 23. APRIL BIS 3. MAI

Neben "Das Heulen des Hundes" sind dieses Wochenende am Festival Auawirleben folgende Produktionen zu sehen: Die Trilogie "Le jardin - Le salon - Le Sous Sol" der belgischen Gruppe Peeping Tom (Do/Fr/Sa, Dampfzentrale), "Othello, c'est qui?" von Gintersdorfer/Klassen (Fr/Sa, Schlachthaus), Händl Klaus' Stück "Ich ersehne die Alpen; so entstehen die Seen" (Sa/So, Vidmar:2), der musikalische Theaterabend "Mondflucht" (So/Mo, Zentrum Paul Klee) sowie "Bagdad brennt" des Theaters Freiburg (So/Mo, Schlachthaus).

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WoZ 23.4.09

Festival

auawirleben

Was hält uns noch, wenn die Koordinaten versagen, Positionen und Positionierungen verschwimmen? Was ist noch "blessed", was längst "blessé"? Der Code für das diesjährige zeitgenössische Theatertreffen auawirleben ("Blessed Places - Places blessées") fasst die gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbrüche und ihre Spiegelung in den individuellen Biografien mit einem vexierenden Begriff: "Blessed Places" glauben noch an ihre (gesegnete) Unverletzbarkeit, "Places blessées" zeigen die Blessuren der Zerstörung.

"Wo das Investmentgeschäft bang darauf schielt, wann endlich mal wieder eine ‹erfolgreiche Performance› hingelegt wird, da entwickelt Theater performativ eine Realität, die über gegenwärtige Zustandsbefindlichkeiten hinausweist", schreiben die ProgrammgestalterInnen. Aua 09 will den rasenden Stillstand in Bewegung bringen, "immer auf eine mögliche Zukunft bezogen, welche die Welt nicht aufteilt in Gewinner und Verlierer".

Zu sehen sind Stücke von vierzehn Ensembles aus Belgien, Deutschland und der Schweiz (400asa und Hochschule der Künste Bern). adr

auawirleben 09 in: Bern Dampfzentrale, Tojo Theater Reitschule, Turnhalle Progr, Schlachthaus Theater, Vidmar:2, Zentrum Paul Klee. Do, 23. April, bis So, 3. Mai. www.auawirleben.ch

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punkt.ch 23.4.09

Drum and Bass in der Halle

Ammonit holt Star DJs aus dem Königreich in die Grosse Halle der Reitschule

Sie kommen aus dem englischen Brighton, der Stadt wo der Drum and Bass erfunden wurde, und aus London. Und jetzt holt sie Simon Ragaz von Ammonit nach Bern in die Grosse Halle. Die DJs Friction, Fabio, Ed Rush, Fierce und und und. Morgen bringen sie die Grosse Halle der Reitschule zum Beben. Unter dem Label "Unreal" machen sie die Nacht zum Tag. Ragaz versprich, "das Beste, was es in der D&B-Szene gibt". Dank VJ Mag werde Unreal auch visuell garantiert ein Event der Extraklasse. (red)

Zu gewinnen: 2x2 Tickets
für Unreal, die Drumand-Bass-Party
in der Grossen Halle

So nehmen Sie teil:
Senden Sie eine SMS mit dem Keyword UNREAL, Ihrem Namen und Ihrer Adresse an 970 (Fr. 1.50.- / SMS) oder nehmen Sie per WAP teil: http://wapteilnahme-online.vpch.ch/ PCH52794. (nur mit Mobiltelefon möglich)
Teilnahmeschluss:Donnerstag, 23. April, 24 Uhr

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ALTERNATIVEN ZUR 2. DROGENANLAUFSTELLE
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Gemeinderatsantwort 22.4.09

XX
Reg.

Dringliche interfraktionelle Motion FDP, BDP/CVP, EVP, glp, SVPplus (Pascal Rub, FDP/Vania Kohli, BDP/Barbara Streit-Stettler, EVP/Jan Flückiger, glp/Erich J. Hess, JSVP): Alternativen zu einer 2. Drogenanlaufstelle

Die Überlebenshilfe ist ein wichtiger Pfeiler der Drogenpolitik. In Bezug auf die Anlaufstelle in Bern steht seit längerer Zeit die Frage im Raum, mit welchen Massnahmen man die bestehende Belastung und Dynamik im Umfeld der Reithalle in den Griff bekommt. Es stellt sich die Frage, ob einzig die Eröffnung einer zweiten Anlaufstelle der beste Weg aus der schwierigen Berner Situation ist.

Aktuell verfügt die Stadt Bern über eine einzige zentrale Anlaufstelle für Drogensüchtige. In anderen Schweizer Städten gibt es zum Teil dezentrale Anlaufstellen. Dezentrale Anlaufstellen sind jedoch nicht automatisch eine Antwort auf die aktuellen Probleme in Bern. Die Ansätze in anderen Städten unterscheiden sich nämlich auch hinsichtlich der eingesetzten Prozesse (z.B. Casemanagement) und hinsichtlich der Toleranz gegenüber dem Drogenhandel. Während man in Bern den Drogenhandel auf dem Vorplatz und der Umgebung toleriert, wird dieser in anderen Städten im Umkreis der Anlaufstellen konsequent unterbunden. Der Berner Gemeinderat hat in Aussicht gestellt, den Drogenhandel an der Murtenstrasse 26 nicht zuzulassen, die gängige Praxis an der Hodlerstrasse aber weiter zu führen. Ob zwei unterschiedliche Regime bei der gleichen Klientel durchsetzbar und auch sinnvoll sind, ist höchst fraglich. Bevor der Gemeinderat beschliesst, eine zweite Anlaufstelle zu eröffnen, bitten wir folgende Massnahmen zu evaluieren

1. Prüfung des Umgangs in Zürich mit dem Kleinhandel im Umfeld der Anlaufstellen. In Zürich ist der Vorplatzhandel weder erlaubt, noch wird er toleriert.

2. Der Gemeinderat informiert sich über die Zusammenarbeitsformen der Zürcher Polizei mit der Leitung der Anlaufstellen betreffend Handel und illegalem Konsum in der Umgebung der Anlaufstellen.

3. Evaluation der Konsumfrequenz der Anlaufstellen Benützerinnen und Benützer, Erarbeitung konkreter Möglichkeiten um diese Frequenz zu verkleinern.

4. Evaluation der Massnahmen, welche in Zürich dazu geführt haben, die Anlaufstellen abends um 20 Uhr zu schliessen, ohne dass es zu einer Konsumverdrängung in den öffentlichen Raum gekommen ist.

5. Der Gemeinderat informiert sich über die Casemanagement-Massnahmen von Basel und Zürich, insbesondere prüft er das Basler Modell eines verbindlichen Casemanagement mit Einbezug der Polizei mit allen involvierten Stellen.

Wir fordern den Gemeinderat auf, diese Fragen zu klären und dem Stadtrat in einem Bericht die Erkenntnisse aus der Evaluation aufzuzeigen. Ferner fordern wir den Gemeinderatrat auf, auf eine Eröffnung einer zweiten Drogenanlaufstelle zu verzichten, bis die Evaluation abgeschlossen ist und die Finanzierung einer allfälligen zweiten Anlaufstelle abschliessend geklärt ist.

Begründung der Dringlichkeit:
Gemäss den Verlautbarungen des Gemeinderates gegenüber den Medien, plant der Gemeinderat, die zweite Drogenanlaufstelle noch im Sommer 2009, auch ohne Kantonsbeiträge, zu eröffnen.

Bern, 12. Februar 2009

Dringliche interfraktionelle Motion FDP, BDP/CVP, EVP, GLP, SVPplus (Pascal Rub, FDP/Vania Kohli, BDP/Barbara Streit-Stettler, EVP/Jan Flückiger, GLP/Erich J. Hess, JSVP), Daniela Lutz-Beck, Daniel Klauser, Nadia Omar, Anna Magdalena Linder, Tanja Sollberger, Claude Grosjean, Claudia Meier, Bernhard Eicher, Jaqueline Gafner Wasem, Dolores Dana, Mario Imhof, Kurt Hirsbrunner, Béatrice Wertli, Hanspeter Aeberhard, Vinzenz Bartlome, Henri- Charles Beuchat, Edith Leibundgut, Martin Schneider, Philippe Müller, Thomas Begert, Peter Wasserfallen, Thomas Weil, Peter Bühler, Peter Bernasconi

Die Dringlichkeit wird vom Büro des Stadtrats bejaht.

Antwort des Gemeinderats

Die Dringliche interfraktionelle Motion liegt im Zuständigkeitsbereich des Gemeinderats. Der Motion kommt deshalb der Charakter einer Richtlinie zu.
Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 11. März 2009 entschieden, vom Pilotprojekt eines zweiten Standorts der Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige (K&A) an der Murtenstrasse 26 aus finanziellen Gründen abzusehen. Die Forderung der Motionärinnen und Motionäre, auf eine Eröffnung eines zweiten Standorts der K&A zu verzichten, bis die Evaluation der vorgeschlagenen Massnahmen abgeschlossen und die Finanzierung geklärt ist, ist damit obsolet.

Bezüglich der von den Motionärinnen und Motionären vorgeschlagenen Massnahmen nimmt der Gemeinderat wie folgt Stellung:

Zu Punkt 1:
Die Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige verfolgt zwei Hauptziele, nämlich den Schutz der Konsumierenden vor negativen Folgen ihres Konsums und den Schutz der Bevölkerung vor Belästigungen und Schädigungen durch dessen Begleiterscheinungen. Die Verfolgung von Kleinhandel muss unter dem Blickwinkel dieser Zielsetzungen, unter Berücksichtigung des Opportunitätsprinzips und im Rahmen der Verhältnismässigkeit geprüft werden.
Im Vorhof der K&A wird der sogenannte Ameisendeal, d.h. Kleinhandel unter Drogenabhängigen, toleriert, in den Räumlichkeiten der K&A wird er vom Anlaufstellenteam sanktioniert. Die Kantonspolizei beobachtet jedoch laufend die Situation im Vorhof und geht gegen umfangreicheren Drogenhandel entsprechend vor. In Zürich wird der sichtbare Drogenhandel in oder in der Umgebung der K&A nicht toleriert und entsprechend von Mitarbeitenden der K&A oder der Polizei sanktioniert. Drogenhandel findet in Zürich aber sehr wohl auch statt, jedoch eher in Privaträumen und dadurch eher "unsichtbar". Hinsichtlich der Menge der umgesetzten Betäubungsmittel besteht im Bereich der Anlaufstellen gemäss Auskunft der Kantonspolizei Bern zwischen den beiden Städten kein Unterschied.
Für die Kantonspolizei gibt es keinen Grund, das bisherige Vorgehen bezüglich Kleinhandel im Vorhof der Berner K&A anzupassen, insbesondere da die aktuelle Situation für die Kantonspolizei besser kontrollierbar und im Gegensatz zu Drogenhandel in Privaträumen von aussen einsichtbar ist. Hinzu kommt, dass mit einer Unterbindung des Kleinhandels im Vorhof der K&A eine Verdrängung in die Innenstadt mit den entsprechenden negativen Begleiterscheinungen erfolgen und einen unverhältnismässigen Ressourceneinsatz auf Seiten der Kantonspolizei nach sich ziehen würde.

Zu Punkt 2:
Gemäss Auskunft des Leiters des Geschäftsbereichs Sucht und Drogen der Stadt Zürich wird die Polizei von den Mitarbeitenden der K&A informiert bzw. gerufen, wenn zu grosse Mengen an Drogenhandel festgestellt wird. Zudem observiert die Polizei die Umgebung der Anlaufstelle hinsichtlich Drogenhandel und holt zur Verhaftung ausgeschriebene Personen aus der K&A raus. Dieses Vorgehen entspricht der Zusammenarbeit zwischen Kantonspolizei und K&A in Bern, abgesehen vom tolerierten Kleinhandel im Vorhof der K&A.

Zu Punkt 3:
Die K&A in der Stadt Bern wird im Auftrag der Gesundheits- und Fürsorgedirektion von der Stiftung Contact Netz betrieben. Die Stiftung Contact Netz erhebt im Rahmen des Reportings zuhanden der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern die durchschnittliche Anzahl Injektionen und Inhalationen pro Tag. Die Konsumfrequenz einzelner Benutzerinnen und Benutzer wird nicht erhoben.
Der Einlass in die Konsumräume ist grundsätzlich für die in der K&A zutrittsberechtigten Personen nicht eingeschränkt, ausser aus gesundheitlichen Gründen. Beispielsweise werden stark alkoholisierte Personen nicht in die Konsumräume gelassen oder wird Personen nach einer Überdosierung der Zutritt in die Konsumräume am gleichen Tag verweigert. Häufen sich solche Konsumationseinschränkungen bei einer Person oder ist diese gegenüber den getroffenen Sanktionen uneinsichtig, muss sie sich ärztlich abklären lassen. Dieses Vorgehen entspricht dem Vorgehen in den Zürcher K&A.
Die Frage, ob weitere Massnahmen zur Reduktion der Konsumfrequenz nötig, sinnvoll und machbar sind, kann zurzeit nicht abschliessend beantwortet werden. Im Rahmen der in der neuen Suchtstrategie vorgesehenen Erarbeitung und Einführung von Case Management in der Drogenhilfe sollen dazu jedoch weitere Massnahmen geprüft werden.

Zu Punkt 4:
Der Leiter des Geschäftsbereichs Sucht und Drogen der Stadt Zürich nennt vier Gründe, dass trotz der Schliessung der K&A bereits um 20.00 Uhr eine Verdrängung der Drogenszene in den öffentlichen Raum für die Bevölkerung kaum feststellbar ist:
− Die K&A sind insgesamt deutlich länger geöffnet als in Bern, nämlich täglich von 08.30 - 20.00 Uhr. Im Vergleich dazu in Bern: DI bis SA 14.30 - 21.30Uhr, MO 14.30 - 17.30 für alle (anschliessend Frauenanlaufstelle bis 22.00 Uhr, SO 16.00 - 20.00 Uhr). Im Rahmen der vom Kanton weiterfinanzierten Notmassnahmen werden ab ca. Mitte Mai 2009 die Öffnungszeiten um eine dreiviertel Stunde abends verlängert werden. Zusätzlich soll die Anlaufstelle am Montagabend bis 19.30 Uhr auch Männern zur Verfügung stehen.
− Im umfangreichen städtischen Wohnangebot ist vielerorts der Konsum toleriert (in Bern erst teilweise).
− Nach Schliessung der K&A können Drogenabhängige in der rege bevölkerten Langstrasse "untertauchen".
− Das repressive Vorgehen seitens SIP und Polizei ist entsprechend hoch.

Zu Punkt 5:
Im Rahmen der im Herbst 2007 verabschiedeten Suchtstrategie hat der Gemeinderat als neue Massnahme den Aufbau eines Case Managements bereits vorgesehen mit dem Ziel, drogenabhängige Erwachsene, insbesondere Schwerstabhängige, mittels Case Management wirksam in die bestehenden Suchthilfeangebote einzubinden und dadurch ihre Lebenssituation zu stabilisieren und zu verbessern. Dabei sollen auch die Erkenntnisse aus den Städten Basel und Zürich einbezogen werden. Zu den Zielsetzungen bei der Erarbeitung gehört insbesondere die Klärung der Frage, ob und wie die Kantonspolizei in ein städtisches Case Management einbezogen werden könnte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Gemeinderat nach der Prüfung des Vorgehens in Zürich und unter Berücksichtigung der Verhältnisse in Bern am Vorgehen bezüglich Kleinhandel im Vorhof der Anlaufstelle festhalten will. Die Thematik der Konsumfrequenz und des Einbezugs der Polizei wird im Rahmen des Projekts Case Management weiterverfolgt werden. Dem Stadtrat wird, wie bereits in der Antwort auf das Postulat Sariaslan: Case Management im Suchtbereich erwähnt, das Konzept nach Fertigstellung zur Kenntnis gebracht
werden.

Antrag
1. Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, die Motion abzulehnen. Er ist jedoch bereit, den Vorstoss als Postulat entgegenzunehmen.
2. Die Antwort gilt in diesem Fall gleichzeitig als Prüfungsbericht.

Bern, 22. April 2009

Der Gemeinderat

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RECHTSEXTREME
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20min.ch 22.4.09

Neue Strategien

"Rechtsextreme infiltrieren Politik, Kunst und Sport"

von Lorenz Hanselmann

Rechtsextreme haben ihre Methode geändert: Statt mit Springerstiefeln und Glatze treten sie heute auch als Wissenschaftler oder Musiker auf, so der Soziologe Ueli Mäder*.

In Wien infiltrieren rechte Kreise etwa die Kunsthochschule. Beobachten sie Ähnliches in der Schweiz?

Ueli Mäder: Die Schweizer Rechtsextremen sind ebenfalls raffinierter geworden. Sie versuchen neue Kreise anzusprechen und in der Politik, im Sport oder in der Musik Fuss zu fassen. Das Gleiche gilt für die Wissenschaft, die Kunst sowie stark für den esoterischen Bereich. Dort versuchen die Rechtsextremen an Einfluss zu gewinnen.

Wie äussert sich das?

Die plumpen, provokativen Methoden gibt es noch, aber sie greifen heute weniger. Neu demonstrieren die Rechtsextremen etwa gegen das Anti-Rassismusgesetz, statt offen gegen Ausländer zu hetzen. Optisch führt der Trend weg von Glatze und Stiefeln hin zu Anzug und Krawatte.

Sehen Sie hinter dem neuen Kurs eine Gefahr?

Die Prävention hat sich lange zu sehr am klassischen Bild des Rechtsextremen festgehalten. Heute sind die Rechtsextremen aber weniger fassbar, weil sie sich häufiger in informellen Kreisen bewegen. Deshalb ist die ganze Gesellschaft gefordert: Das Problem muss ernst genommen werden.

*Ueli Mäder ist Co-Leiter der Studie "Rechtsextreme Jugendliche: Ausstiegsmotivation und familiäre Sozialisation"

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Interaktiv-Box
Bildstrecke: Der Nazi-Dresscode
http://www.20min.ch/diashow/diashow.tmpl?showid=20739', 'Diashow', 'width=730,height=650'

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NATIONAL SOCIALIST BLACK METAL
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NLZ 23.4.09

Stadt Zug

Konzert im Jugendtreff sorgt für Aufregung

Am Samstag werden deutsche Bands in Zug auftreten, die ein rechtsextremes Publikum anlocken könnten.Die Polizei bereitet sich vor.

ny. Im Zuger Jugendzentrum Industrie 45 (I 45) treten am Samstag vier Bands aus der Black-Metal-Szene auf. Jetzt werden Vorwürfe von linker Seite laut, bei drei der Bands würde es sich um rechtsextreme Gruppen handeln. Die Leitung der I 45 hat abklären lassen, ob es sich in der Tat um Bands handelt, die rechtsextremistisches oder rassistisches Gedankengut verbreiten. Laut dem Luzerner Hans Stutz, einem Beobachter der rechtsextremen Szene, gibt es in den Liedtexten aber keine Hinweise auf Verherrlichung der Nazi-Zeit. Eine Absage des Konzerts kommt für Josef D'Inca, Leiter der I 45, deshalb nicht in Frage. "Wir können und wollen keine Kulturzensur bei uns betreiben", betont er. Da nichts gegen die Bands vorläge, würde das Konzert am Samstag durchgeführt.

Fest steht jedoch, dass die deutschen Bands Riger und Varg viele Fans in der rechtsradikalen Szene haben. Deshalb sorgt die Zuger Polizei auch vor und plant für Samstag entsprechend mehr Personal ein. Auch die Stadt Zug ist informiert. "Wir nehmen die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter, sind aber überzeugt, dass die Leitung des Kulturzentrums die nötigen Abklärungen vorgenommen hat", sagt Regula Roth-Koch, Leiterin des Amtes für Kind, Jugend, Familie.

Seite 17

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Industrie 45 in Zug

Lockt das Jugendzentrum Nazis an?

Am Samstag wird unter dem Titel "Schlachtenlärm" ein Konzert in Zug stattfinden. Jetzt werden Vorwürfe laut.

Von Rap über Hip-Hop bis Metal  im Zuger Kulturzentrum I 45 finden fast jede Woche Konzerte statt. Am Samstag sind vier Bands aus der Black-Metal-Szene geladen. Jetzt werden Vorwürfe von linker Seite laut, bei drei der Bands würde es sich um rechtsextreme Gruppen handeln. Besonders happig: die Vorwürfe gegen die zwei deutschen Bands Riger und Varg. Auf dem Cover des zweiten Albums der Gruppe Riger aus Frankfurt an der Oder sei ein verschnörkeltes Hakenkreuz abgebildet, und auch Songtitel wie "Germania" oder ein Album mit dem Namen "Des Blutes Stimme" würden nichts Gutes ahnen lassen, schreibt die Antifaschistische Aktion.

Klar ist, dass immer wieder ähnliche Vorwürfe gegen Black-Metal-Bands aufkommen, da es in ihren Texten oft um Hass, Heldenverehrung, Patriotismus und Gewalt geht. Doch nicht jede Black-Metal-Band würde Rassismus oder Rechtsextremismus propagieren, sagt der Luzerner Hans Stutz, Grossstadtrat und Beobachter der rechtsextremen Szene. Man müsse klar zwischen Black Metal und NS-Black-Metal-unterscheiden. Sein Fazit: "Ich fand weder in den Liedtexten noch anderswo Beweise dafür, dass die beiden Bands rechtsextremistisches oder rassistisches Gedankengut verbreiten."

Stadt hat sich eingeschaltet

Trotzdem nimmt die Zuger Polizei das Konzert nicht auf die leichte Schulter und plant für Samstag entsprechend mehr Personal ein. Auch die Verantwortlichen der Stadt Zug haben sich eingeschaltet. "Wir nehmen die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter, sind aber überzeugt, dass die Leitung des Kulturzentrums die nötigen Abklärungen vorgenommen hat. Wir wollen aber in keiner Weise die Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut unterstützen", sagt Regula Roth-Koch, Leiterin des Amtes für Kind Jugend Familie.

"Wir können und wollen keine Kulturzensur bei uns betreiben", betont Josef D'Inca, Leiter des Kulturzentrums Industrie 45 in Zug. "Ich habe in der Zwischenzeit die Angelegenheit zur Chefsache erklärt und alle nötigen Abklärungen getroffen." Da aber nichts gegen die Bands vorläge, würde das Konzert am Samstag durchgeführt. "Wir sind ein Kulturzentrum, in dem alle Subkulturen eine Plattform finden", sagt D'Inca. Klar sei aber, wenn es rechtsextremistische Äusserungen am Konzert gebe oder jemand die Hand zum Hitlergruss hebe, sei die Party zu Ende.

Sicherheitsleute engagiert

So hat das Jugendzentrum auch erstmals für ein Konzert zwei Sicherheitsleute eingestellt. Denn auch wenn die Bands kein rechtsextremes Gedankengut verbreiten, unter ihren Fans findet sich eine ganze Reihe von Neonazis. Das bestätigt auch Stutz. So hat es an Konzerten der Bands schon Probleme mit Fans gegeben, die die Hand zum Hitlergruss gehoben hatten. Damals griff die Polizei ein. Trotzdem denkt D'Inca, dass am Samstag in Zug alles ruhig bleibt. "Wir hatten noch nie Probleme bei Konzerten von Metal-Bands. Da ging es immer sehr friedlich zu." Für ihn ist es kein Fehler gewesen, die Veranstaltung des Konzerts mit dem Titel "Schlachtenlärm" in der I 45 zu bewilligen. "Wir arbeiten mit 30 verschiedenen Konzertveranstaltern zusammen und verlassen uns auf sie. In diesem Fall hat man mir versichert, dass die Bands in Ordnung sind." Man habe auch einfach nicht die personellen Kapazitäten, um jede Band selbst zu überprüfen.

Obwohl einem Textstellen wie "So lasst uns sterben nach den alten Werten. Die Runen leben in unserem Blut" einen Schauer über den Rücken jagen, liegt weder in der Schweiz noch in Deutschland etwas gegen Riger und Varg vor. Der Deutsche Verfassungsschutz, dessen Aufgabe es ist, rechtsextremistische Propaganda zu verhindern, ist nie gegen eine der Bands vorgegangen. Auch bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Bonn ist kein Hinweis auf die Bands eingegangen. Laut dem Bundesverfassungsschutz sei die Abgrenzung zwischen Black Metal und NS-Black-Metal sehr schwierig.

So wehrt sich auch die Band Varg in ihrem Internetblogg gegen die Vorwürfe. "Varg ist keine NS-Band. Das Wort Heil hat nicht der böse Österreicher erfunden, und die Runen, die wir verwenden, sind nicht von SS-Künstlern entworfen worden", heisst es da. Fraglich bleibt aber, warum Bands wie Varg und Riger genau diese stark belasteten Symbole häufig verwenden.
Nelly Keune

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Indymedia 22.4.09
http://ch.indymedia.org/de/2009/04/68542.shtml (mit vielen Comments)

Kein Nazikonzert im "Industrie45" in Zug ::

AutorIn : antifaschistische Aktion         

Der folgende Text wurde an diverse politischen Gruppen und die Zuger Behörden verschickt.     

((!)) ANTIFASCHISTISCHE INFORMATION ((!))

Leitung des Jugentreffs "Industrie 45" toleriert Nazi-Konzert!

Der Jugendtreff "Industrie 45" wird von vielen Personen als Ort der Begegnung genutzt und ist in seiner Vergangenheit noch nie als Konzertlokalität für Rechtsextreme aufgefallen. Auf umso mehr Unverständnis stösst der Anlass, welcher nächsten Samstag Abend dem 25. April 09 durchgeführt werden soll. Die Konzertveranstaltung trägt den Namen "Schlachtenlärm." Eingeladen sind international bekannte Bands aus dem rechtsextremen Specktum der NS-Black-Metal-Szene. Am Anlass auftreten werden:

Riger
Die Band brachte 1998 ihr Debütalbum heraus. Mit ihrem Lied "Germania" rekrutierten sie gleich Fans aus dem nationalistischen Lager. Aufmerksamkeit erregte das Cover des zweiten Albums, auf welchem eine verschnörkeltes Hakenkreuz zu sehen war. Diverse Textstellen des Albums "Des Blutes Stimme" und die im Booklet abgedruckte Danksagung an "Alex" von der natinalsozialistischen Black Metal-Band "Totenburg” untermauern ihr Gedankengut, auch wenn sie sich später "nur" als "ausgesprochene Patrioten” bezeichnen. In Fanforen wird offensichtlich welches Zielpublikum "Riger" anspricht. Am Festival "Germanischer Black Metal-Sturm über Deutschland" traten Riger, Absurd und andere Bands auf. Das Festival endete in einem Polizeieinsatz. Anwesende Naziskins wurden gegen Gäste und Veranstalter tätlich, weil man den Bands untersagte den Hitler-Gruss auf der Bühne zu zeigen.

Varg
Die Band bezieht sich mit ihrem Namen auf Varg Vikernes, eine Kultfigur in der NS-Black Metal Szene. Varg Vikernes ist Vertreter des rechtsextremen Neuheidentums. Von 1994 bis 2009 verbüßte er wegen des Mordes an einem Musiker (später schrieb er abwertend über die Abstammung seines Opfers und verwendete dabei die Bezeichnung "Lappe", ein veralteter Name für Samen) und mehreren Kirchenbrandstiftungen eine mehrjährige Haftstrafe.Nach eigenen Angaben wolllte er das "Blitz House" und das norwegische Parlament in die Luft sprengen. Innerhalb der als "National Socialist Black Metal" (NSBM) bezeichneten Strömung wurde er zur Kultfigur. "Heil Hitler" oder die Äusserung, dass er jede Form von Unterdrückung befürworte erstaunen da auch nicht mehr. Mitte der 1990er Jahre bezeichnete Vikernes das "Dritte Reich" als seine Vorstellung einer idealen Gesellschaft und leugnete den Holocaust, dass er ein Nazi sei, sei hingegen eine jüdische Lüge.
Ein Textauszug aus dem Lied Wolfszeit der Band Varg: "So lasst uns streben nach den alten Werten. Die Runen leben in unserem Blut [...]"

Ahnengrab
Die Band Ahnengrab hat 2008 ihr erstes Album veröffentlicht. Von ihnen ist noch nicht sehr viel bekannt. Allerdings scheinen sie keine Berührungsängste mit dem NSBM zu haben. Sie waren Gäste am Wolfszeit-Festival, welches von der oben genannten Band "Vager" organisiert wird. Songtitel wie "Blutrache” lassen nichts Gutes vermuten.

Asgard
Über die einzige Schweizer Band "Asgard" gibt es keine Hinweise, die auf eine rechtextreme Gesinnung hindeuten. Entweder ist die Band unwissend, in was für einer Gesellschaft sie auftreten oder
nehmen dies billigend in Kauf.

Eine Taktik faschistischer Ströhmungen war es schon immer, andere Subkulturen zu unterwandern und zu vereinnahmen. Leider hatten sie damit in der ursprünglich appolitischen Metal-Szene teilweise erfolg, was jedoch nicht bedeutet, dass Konzerbesucher/innen von Metal-Konzerten grundsätzlich als rechts einzustufen sind. Lediglich einschlägigen Konzerte, wie im "Industrie 45" ziehen Rechtsextreme an. Auch wenn sich solche Bands immer wieder vom klassischen Nationalsozialismus distanzieren, vermitteln sie faschistische Ideologien und Fremdenhass. Ihre oberflächliche Distanzierung kann allerdings nicht darüber hinwegtäusen, dass sich solche Bands im braunen Sumpf des rechten Randes befinden.

Es ist untragbar, dass ein staatlich subvensionierter Ort, der als Treffpunkt für Jugendliche dienen soll, schnell einmal zum Tummelplatz für FaschistINNen wird, die ihr menschenverachtendes Gedankengut verbreiten wollen. Denn zu erwarten ist ein Publikum der extrem rechten Szene. Die Leitung des Jugentreffs scheint diese Tatsache nicht zu stören. Trotz mehrmaligen Hinweisen und Warnungen halten sie an der durchführung des Anlasses fest. Es ist absolut unverständlich, dass ein Jugentreff das Image eines "Nazi-Treffpunkt`s" so ohne weiteres in Kauf nimmt. Wir fordern das "Industrie 45" auf, den erwähnten Anlass ersatzlos zu streichen. Ansonsten müssen wir davon ausgehen, dass Rechtsextreme in dieser Lokalität willkommen geheissen werden.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Kein Raum für Nazis - nirgendwo!

Kein Nazikonzert im Jugendreff "Industrie 45"!

Antifaschistische Aktion

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Indymedia 22.4.09

Keine Bühne für NSBM-Bands!

Die für den 25. April 2009 im Zuger Club Industrie 45 angekündigten Bands "Riger", "Varg" und "Ahnenerbe" setzen die Reihe von fragwürdigen Metal-Konzerten in der Schweiz fort - schwer verdauliche und höchst zweifelhafte musikalische Kost.

Zwei der auftretenden Musikgruppen, "Riger" und "Varg", zählen zum "National Socialist Black Metal" (NSBM). Während der eigentliche Black Metal ursprünglich kein Musikstil ist, der per se "rechts" ist, so bietet er dennoch teilweise unmittelbare Anknüpfungspunkte für extrem rechte Positionen und Ideologien. Der NSBM vereint eine extreme Anlehnung an völkisches Heidentum und völkisch-neonazistische Symbolik mit Satanismus und Totenkult. Waren die gewählte Symbolik bis Ende der 1980er-Jahre primär als Provokation genutzt worden, veränderte sich dieses Bild seit spätestens Mitte der 1990er-Jahre. Black Metal wurde verstärkt zum Lebensgefühl einer eigenständigen Subkultur, deren "musikalischen" Feindbilder wie das Christentum oder die "verweichlichte Gesellschaft" auch in die Realität und Praxis transformiert wurden. Neben der Selbstinszenierung als "Heiden", "völkische Kämpfernaturen" und selbst ernannten "Antichristen" prägen Verherrlichung von Krieg, Kampf und Gewalttaten bis hin zum Mord das Image der Szene. Rasse, Blut und Sippe werden zur Grundlage der Selbstdefinition des NSBM empor gehoben, das "Schwache" und "Fremde" zum offenen "Feindbild" erklärt.

Zweideutige Agitation

Konsequent werden im Rahmen der Selbstdefinition auch entsprechende Symboliken des Nationalsozialismus wie beispielsweise dreiarmige Hakenkreuze (Triskelen), SS-Doppelblitze und Totenköpfe sowie Lebens- und Todesrunen gewählt. Dabei agiert die Szene zweideutig. Nach aussen werden die Symbole mit einer Affinität zum Germanen- und Heidentum erklärt, nach innen werden in den zumeist schwer verständlichen Texten mitunter die Shoa oder gar die NS-Diktatur glorifiziert. Die Anknüpfungspunkte für organisierte Neonazis sind unübersehbar, und bereits seit Jahren entwickelte sich die Black-Metal-Subkultur zu einer Mischszene für antisemitisches, rassistisches und neonazistisches Gedankengut, wobei keine eindeutig oder klar definierbare politische Ausrichtung erkennbar ist. Vielmehr sind die Übergänge fliessend, wobei eine Abgrenzung nicht stattfindet. Eine einschlägige Rhetorik welche Kampfeswillen und Verachtung gegenüber dem "Schwachen" bis hin zum offenen Antisemitismus und Rassismus, gehören in grossen Teilen des Black Metal längst zum normalen und akzeptierten Sprachgebrauch.

"Germanischer Black-Metal-Sturm"

Die Band "Riger" ist eine solche Musikgruppe, welche sich inmitten dieser Mischszene zwischen offenem NSBM und Black Metal ihren Platz gesucht hat und inzwischen zum etablierten Teil des Black Metal gehört. Im Jahr 1998 betrat diese als eigenständiges Musikprojekt mit ihrem Debüt-Album "Der Wanderer" die musikalische Schaffensbühne. Aufgrund ihrer Texte erlangte die Band auch im nationalistischen Spektrum schnell Popularität. Im gleichen Jahr, am 26. September 1998, trat die Band gemeinsam mit der einschlägig bekannten Neonaziband "Absurd" auf einem Festival im thüringischen Behringen (D) auf. Das Festival firmierte unter der Bezeichnung "Germanischer Black-Metal-Sturm über Deutschland". Als Sicherheitskräfte wurden von den Veranstaltern Mitglieder der rassistischen und neofaschistischen Organisation "Hammerskins Deutschland" angeworben. Das "germanische" Konzert eskalierte vollends, nachdem es bereits zuvor zu Auseinandersetzungen zwischen "Security" und Besuchern gekommen war, als die Veranstalter den Strom abstellten. Neonazis der "Hammerskins" lieferten sich daraufhin gewalttätige Schlägereien mit Konzertbesuchern. Erst die herbeigerufene Polizei beendete das Szenario. Zuvor war Hendrik Möbius von der Band "Absurd" bereits mit SS-Devotionalien, wie dem SS-Totenkopf auf der Bühne erschienen. Möbius gehörte gemeinsam mit seinem Bruder Ronald Möbius zu den Veranstaltern des "Germanischen Black-Metal-Sturm über Deutschland"-Festivals. Ronald Möbius ist darüber hinaus Betreiber des einschlägigen Versandhandels "Nebelfeeklangwerke" und "Anführer" und Bandleader der Band "Absurd" die sich als Vertreter des NSBM sieht.

Blut- und Bodenideologie

Auch in den Texten der Band "Riger" findet sich neben "heidnischen" Komponenten auch der Bezug zur Blut- und Bodenideologie der Nationalsozialisten. "Vernimm des Blutes Stimme, die ewig wach und wahr, dann wirst Du Wege finden, arteigen, grad und klar? formulierte die Band auf ihrem Album "Des Blutes Stimme" (2002). Mit dieser Variante, "das Arteigene" über das Blut zu definieren, nimmt die Musikgruppe ökofaschistische Versatzstücke auf. Die Zugehörigkeit zur "Sippe" oder "Volksgemeinschaft" definiert sich hier alleinig über das Blut. Neben Textpassagen verwendet "Riger" auch die entsprechende Symbolik wie beispielsweise die Swastika, ein abgewandeltes Hakenkreuz, auf dem CD-Cover ihres 1999 erschienen Albums "Hamingja". Auch dass die Band auf ihrer Veröffentlichung "Stimme des Blutes" den Sänger der NSBM-Band "Totenburg" grüsst, unterstreicht ihre Nähe zum organisierten Neonazismus innerhalb des Black-Metal. Die Band selbst definiert sich in der Eigendarstellung als "patriotisch" und weist den Vorwurf einer Nähe zum Nationalsozialismus zurück.

Die Band "Vagr" hingegen vermeidet Aussagen und Definitionen, wie sie die Musikgruppe "Riger" in Textpassagen wie "Des Blutes Stimme" offenbart. In Bandvorstellungen werden sie lediglich als "deutscher Heidenmetal" angekündigt. Das Debüt-Album wurde musikalisch massgeblich von anderen Black-Metal-Bands unterstützt, darunter auch einem Mitglied der Band "Riger".

Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:  info@antifa.ch

Antifa Bern


AutorIn: Antifa Bern

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20min.ch 22.4.09
http://www.20min.ch/news/luzern/story/Angebliches-Neonazi-Konzert-sorgt-fuer-Wirbel-31881968 (mit Video)

Jugendtreff

Angebliches Neonazi-Konzert sorgt für Wirbel

von Adrian Müller

Zuger Antifas schreien auf: Im Jugendzentrum "Industrie 45" in Zug soll ein Neonazi-Konzert stattfinden. Die Betreiber winken ab - und fürchten nun Aktionen der linken Szene.

"Schlachtenlärm": Unter diesem furchteinflössenden Namen findet am kommenden Samstag im Zuger Jugendkulturzentrum "Industrie45" eine Konzertreihe statt. Die illustren Bands heissen "Riger", "Varg" und "Ahnengrab." In einem Communiqué tadelt eine anonyme "antifaschistische Aktion" die Gruppen als "Neonazi-Bands." Es sei untragbar, dass ein staatlich subventionierter Ort wie das Industrie45 sich zu einem Tummelplatz für Faschisten entwickle.

"Wir sind keine Zensurbehörde"

Die Betreiber des Kulturzentrums zeigen sich erstaunt über die Anschuldigungen: "Wir ziehen das Konzert durch", erklärt Josef D'Inca, Leiter des Industrie45. Sie hätten in den letzten zwei Wochen umfangreiche Abklärungen über die auftretenden Bands durchgeführt, nicht zuletzt aufgrund des Fingerzeigs der "antifaschistischen Aktion." Dabei seien keine Hinweise auf Nazi-Gedankengut aufgetaucht. Er möge die den altgermanischen Metal auch nicht, aber "wir sind aber keine Zensurbehörde", so D'Inca. Es habe schliesslich schon Antifa-Leseabende im Zentrum gegeben.
"Es gibt tatsächlich keine Anhaltspunkte auf rassistische Liedtexte", bestätigt Rechtsextremismus-Experte Hans Stutz zu 20 Minuten Online, der bei den Nachforschungen mithalf. Dies obschon CD-Titel wie "des Blutes Stimme" von Riger auf den ersten Blick nichts Gutes erahnen lassen. Zwar hätten die Bands ein "rückwärtsgewandtes Gedankengut", dies sei aber noch lange nicht rechtsextrem, so Stutz weiter.

Betreiber warnt Konzertbesucher

Wie ist es dazu gekommen, dass Antifas vor einem Nazi-Konzert warnen, welches offenbar gar keines ist? "Linksgerichtete Leute aus dem Umfeld des 'i45' haben die Lawine losgetreten, die sie nicht mehr stoppen können", schildert D'Inca die Umstände. Die Warnung vor dem angeblichen Nazikonzert habe sich in der linken Szene zu einem Selbstläufer entwickelt - und lässt die Betreiber zittern. "Wir sorgen uns, dass linksextreme Kreise am Konzert auftauchen." Er habe ein ungutes Gefühl, sagt D'Inca. Um die Sicherheit zu garantieren, habe das Zentrum ausnahmsweise zwei Security-Leute engagiert. "Wenn nur die geringsten rechtsextremen Symbole oder Parolen auftauchen, brechen wir das Konzert ab", warnt D'Inca die Metal-Fans. Denn trotz umfangreicher Abklärungen können rechtsextreme Ergüsse nicht ausgeschlossen werden: "Man versteht die Texte nur sehr schlecht, denn die Metal-Sänger schreien oft unverständliche Texte", sagt Hans Stutz.

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EUGENIK
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NZZ 23.4.09

Psychiatrie und Eugenik

 uha. Eugenik ist ein hässliches Wort. Unweigerlich evoziert es die Verbrechen der Nationalsozialisten. Doch die "Lehre vom guten Erbe" (den Begriff Eugenik prägte 1883 der Naturforscher Francis Galten, ein Vetter Darwins) praktiziert ebenfalls, wer sich aufgrund der pränatalen Diagnostik für die Abtreibung eines Embryos mit Down-Syndrom entscheidet. Und eugenisch dachte und handelte zwischen 1850 und 1950 auch die schweizerische Psychiatrie, wie der Basler Historiker Hans Jakob Ritter in seiner Dissertation aufzeigt. Von den Behörden als Experten anerkannte Psychiater indizierten insbesondere bei geisteskranken, aber auch anderen als degeneriert und minderwertig geltenden Menschen Abtreibungen, Eheverbote und Sterilisationen, um deren Fortpflanzung zu verhindern. Freilich unterschied sich die Eugenik der schweizerischen von jener der NS-Psychiatrie: Sie verband sich "weniger explizit mit einem biologischen Rassismus" und suchte "mit der bürgerlich-liberalen Auffassung von Demokratie" vereinbar zu sein. Dabei koppelte sie das "individuelle Wohl" an die "Volksgesundheit". - Nicht gerade überraschend und eher vage mutet dieses Hauptergebnis der sich auf den Kanton Basel-Stadt konzentrierenden Studie an. Ohnehin wird man den Eindruck nicht los, dass ihr eine präzise, in der Auseinandersetzung mit dem Quellenmaterial geschärfte Fragestellung fehlt.

 Hans Jakob Ritter: Psychiatrie und Eugenik. Zur Ausprägung eugenischer Denk- und Handlungsmuster in der schweizerischen Psychiatrie, 1850-1950. Chronos, Zürich 2009. 439 S., Fr. 58.-.

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RAUCHVERBOT
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Thuner Tagblatt 23.4.09

Passivraucherschutz in Restaurants

Die Wirte wehren sich weiterhin

Neue Gespräche

Der Widerstand gegen das Rauchverbot in Gastro-Betrieben hält an. Oberländer Wirte fordern vom Kanton eine neue Lösung.

"Wir müssen nicht über die Schädlichkeit des Rauchens und des Passivrauchens diskutieren", sagt Robert Sperl. Aber der Wirt des Restaurant Morris in Thun ist überzeugt, dass die Ausführungsbestimmungen zum Passivraucherschutz im Kanton Bern der Gastronomie schaden werden. "Viele Betriebe können die Vorgaben zur Ausgestaltung der Fumoirs gar nicht einhalten", ist Sperl überzeugt. "Ganz zu schweigen vom enormen Aufwand, der auf die Regierungsstatthalterämter zukommt, wenn sie die Einhaltung der Vorgaben sauber überprüfen wollen."

Individuelle Lösungen?

Deshalb hat Sperl einen weiteren Anlauf genommen, den Kanton, namentlich Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher (SP), davon zu überzeugen, dass der eingeschlagene Weg der falsche ist. Gleichzeitig präsentiert der Thuner Wirt seine eigene Idee für den Passivraucherschutz in bernischen Gaststätten: "Jeder Wirt wird verpflichtet, ein Konzept zum Schutz der Nichtraucher vorzulegen", fordert Sperl. "So kann jeder Betrieb eine Lösung suchen, die seinen baulichen Voraussetzungen und Gegebenheiten entspricht." Sperl legt zudem wert darauf, dass die Erarbeitung und Umsetzung dieses Konzeptes für jeden Betrieb zwingend sein müsste.

Briefe an Rickenbacher

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hat Robert Sperl nach eigener Aussage einen Brief an rund 100 Betriebe zwischen Bern und Einigen geschickt. Das Schreiben enthielt den Wunsch, den beigelegten Musterbrief unterzeichnet zu retournieren. Alle unterzeichneten Briefe, laut Sperl 25 an der Zahl, schickte er gestern an Andreas Rickenbacher, die zuständigen Regierungsstatthalterämter, Thuns Gewerbeinspektorat sowie den Wirteverband Gastrosuisse. "Ich habe bewusst nur Betriebe angeschrieben, von denen ich weiss oder mir vorstellen kann, dass sie echte Probleme haben, die vorliegenden Auflagen auf den 1. Juli hin umzusetzen", sagt der Morris-Wirt. Und fügt an: "Ich wünsche mir, dass sich der gesunde Menschenverstand am Ende doch noch durchsetzt."

Immerhin: Nächsten Dienstag wollen laut Sperl der Kanton und der Wirteverband noch einmal zusammensitzen. Denn: Die Wirte hatten nach Bekanntwerden der genauen Vorgaben zum Passivraucherschutz juristische Schritte angedroht (wir haben berichtet).

Am 1. April gab der Regierungsrat bekannt, dass ab 1.Juli alle öffentlich zugänglichen Innenräume im Kanton Bern rauchfrei sind. In Restaurants ist das Rauchen nur noch in Fumoirs erlaubt. Die Regierungsstatthalter werden jedes einzelne Fumoir bewilligen müssen.
Marco Zysset

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ALKOHOL
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BZ 23.4.09

Alkohol

Gegen Exzesse

Der Bundesrat will das Alkoholgesetz einer Totalrevision unterziehen. Dabei sollen nicht nur die Monopole auf Spirituosen und Ethanol fallen. Die Landesregierung will auch verschiedene Präventionsmassnahmen prüfen. Am umstrittensten dürfte die Einführung von Alkoholverboten für gewisse Orte oder bestimmte Anlässe sein. Damit soll den Gemeinden die Möglichkeit gegeben werden für solche Verfügungen, um Saufgelage und schweren Alkoholmissbrauch einzudämmen. gr

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Gesetzesrevision

Der Bundesrat prüft Alkoholverbote

Die Regierung hat genug von Alkoholexzessen. Sie lässt eine Palette von Präventivmassnahmen prüfen. Darunter auch umstrittene Eingriffe wie ein zeitliches und örtliches Alkoholverbot oder Mindestpreise für Bier und Co.

Obwohl der Alkoholkonsum seit den Anfängen der Schweizerischen Alkoholpolitik vor mehr als 100 Jahren zurückgegangen ist, braucht es nach Ansicht der Landesregierung "weiterhin Massnahmen gegen den problematischen Konsum von Alkohol". Konkret: Vor allem Saufgelage von Jugendlichen oder pöbelnde und betrunkene Sportfans hat der Bundesrat im Visier. Laut Bundesamt für Gesundheit sind rund 300 000 15- bis 75-Jährige in der Schweiz alkoholabhängig. Chronische Krankheiten, die durch den Konsum von Alkohol verursacht werden, führen zu jährlichen Kosten von rund 6,5 Mrd. Franken.

Alkoholfreier Bundesplatz

Drei Massnahmen sollen laut Alexandre Schmidt, Direktor der eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV), geprüft werden: "Es geht um mögliche Hilfeleistungen für die Kantone, denen solche Rahmenartikel als Richtlinien dienen und die Rechtssicherheit verbessern könnten." Die Kompetenz für Anordnungen soll auch künftig bei den Kantonen oder Gemeinden liegen. Aber der Bund wolle die Totalrevision des Alkoholgesetzes nutzen, um auch Präventivmassnahmen einzubauen, betont Schmidt.

Alkoholverbot: Die Stadt Bern will den Bundesplatz während einer problematischen Veranstaltung alkoholfrei halten. Heute müsste die Kommune den Wegweisungsartikel bemühen oder auf das Bundesgesetz zur Wahrung der inneren Sicherheit zurückgreifen. Rahmenartikel im Alkoholgesetz könnten hier neue, klare gesetzliche Grundlagen schaffen.

Mindestpreise: Billigstpreisangebote verharmlosen nach Ansicht des Bundesrates die gesundheitliche Tragweite alkoholischer Getränke und können zu einem übermässigen Konsum verleiten. Das Resultat kann jedes Wochenende überprüft werden: Jugendliche decken sich kurz vor Ladenschluss mit Dosenbier zu 60 Rappen die Büchse ein und lassen sich in irgendeinem Park volllaufen. Als Gegenmassnahme denkbar sind eine Neukonzeption der Spirituosensteuer (siehe Kasten), die Einführung einer Lenkungsabgabe auf Billigstpreisangeboten oder eben ein gesetzlich festgelegter Mindestpreis für die jeweiligen Alkoholikas. Laut Schmidt hat man etwa in Kanada mit solchen Mindestpreisen gute Erfahrungen gemacht.

Testkäufe: Nicht bestritten sind Testkäufe. "Jene Kantone, welche solche durchführen, berichten von sehr guten Erfahrungen", weiss Schmid. Das Problem ist die rechtliche Grundlage, welche von Kanton zu Kanton unterschiedlich ist. So liegt derzeit ein Fall aus Baselland beim Bundesgericht: Ein Verkäuferin wehrt sich gegen eine Busse, welche sie ausgesprochen bekam, weil sie Jugendlichen verbotenerweise Alkohol verkauft hatte.

Monopole soll fallen

Hintergrund der Revision des Alkoholgesetzes ist die Absicht des Bundesrates, die Monopole des Bundes auf der Herstellung von Spirituosen sowie auf Produktion und Import von Ethanol fallen zu lassen. Das "Schnapselend" im 19.Jahrhundert gab einst den Anstoss für das Bundesmonopol auf gebrannten Wassern. Die Eidgenossenschaft liess die Produktion verknappen, indem sie den Brennereien Konzessionen vergab oder die Betriebe gleich kaufte. Selbst das Fällen von Obstbäumen unterstützte der Bund damals.

 In der Schweiz stellen heute rund 8400 Landwirte Spirituosen her. Weiter gibt es etwa 350 konzessionierte Lohnbrennereien und 180 in der Branche tätige Gewerbebetriebe. Sämtliche Kontrollen sollen indes nicht wegfallen, wie Schmidt betont. Analog zum Bier könnte die Konzessionierung der Brennereien durch ein Register ersetzt werden.

 Der Bundesrat will die Revision auch dazu nutzen, die Aufgabenverteilung beim Bund in Sachen Alkohol neu zu regeln. Derzeit befassen sich nicht weniger als elf Bundesämter mit der Materie.
Gregor Poletti

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Alkoholische Getränke

Ungleiche Besteuerung

Alkoholische Getränke werden in der Schweiz ungleich besteuert. Um dies zu ändern und etwa eine Abgabe auf Wein einzuführen, müsste die Verfassung angepasst werden. Laut EFD würden Präventionsfachleute eine einheitliche Abgabe begrüssen.

 Umgerechnet auf reinen Alkohol schreibt das Alkoholgesetz für Spirituosen eine Verbrauchssteuer von 29 Franken pro Liter vor. Für Bier beträgt die Abgabe gemäss Biersteuergesetz 5.40 Franken. Der Wein jedoch, der innerhalb der alkoholischen Getränke am meisten konsumiert wird, wird nicht besteuert. Diese Unterschiede sind laut Finanzdepartement (EFD) gesellschaftlich bedingt.

 Spirituosen bringen der AHV, der IV und den Kantonen pro Jahr Steuereinnahmen im Umfang von etwa 300 Mio. Franken. Die Biersteuer spült weitere rund 110 Mio. Franken in die Bundeskasse. Eine spezifische Steuer auf allen alkoholischen Getränken lehnte das Stimmvolk in den Fünfziger- und in den Siebzigerjahren ab.

 Ethanol wird für Gewerbe und Industrie hergestellt und deshalb grundsätzlich nicht besteuert. Für den Import von Ethanol ist heute ein Profitcenter der Alkoholverwaltung (Alcosuisse) zuständig.
 sda

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KOKAIN
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NLZ 23.4.09

Kokain

Keine Auflagen für Luzerner Clubs

Nach einem Test unserer Zeitung intensivieren Luzerner Clubs den Kampf gegen den Kokainkonsum. Die Luzerner Gewerbepolizei ist zufrieden.

Dass bei einem unabhängigen Drogentest unserer Zeitung in acht von elf Luzerner Clubs Kokainspuren gefunden wurden, löst Besorgnis aus. Auch Sandra Himpel, die Geschäftsführerin des Roadhouses, hat sich ihre Gedanken über das bedenkliche Ergebnis gemacht, denn auch in der beliebten Bar an der Luzerner Pilatusstrasse wurden Koksspuren gefunden. Nun hat Himpel gehandelt: Drogenkonsumenten und Dealer sollen in ihrer Bar keine Chance mehr haben.

Schärfere Kontrollen

"Wir schauen noch genauer hin als früher", sagt Himpel. Im Roadhouse patrouillieren die Sicherheitsleute an besonders vollen Nächten neu jede Viertelstunde statt wie früher bloss halbstündlich. Seit dem Kokaintest unserer Zeitung sei das Personal wachsamer, so die Geschäftsführerin: "Wenn wir merken, dass sich in einer Ecke eine verdächtige Gruppe bildet, werfen unsere Sicherheitsleute ein spezielles Auge darauf."

"Clubs machen ihren Job gut"

Nicht nur das Roadhouse, auch die anderen Luzerner Clubs scheinen ihre Arbeit ernst zu nehmen. "Wir werden den Clubs voraussichtlich keine speziellen Auflagen erteilen", sagt Urs Renggli von der Luzerner Gewerbepolizei. In den letzten Tagen hat er Post von jenen Clubs erhalten, in denen Drogenspuren gefunden wurden. Renggli hatte die Lokalbetreiber nach dem Artikel in unserer Zeitung dazu aufgefordert, ihre Massnahmen gegen den Drogenkonsum offenzulegen. Rengglis Fazit: "Die Clubs machen ihren Job gut. Die Sicherheitsmassnahmen sind vielerorts bereits überdurchschnittlich streng." Dass bei dem Test trotzdem in acht Clubs Koksspuren gefunden wurden, überrascht den Chef des Fachbereiches Gastgewerbe der Gewerbepolizei nicht. "Kokain ist eine Partydroge und in dieser Szene anzutreffen."

Noch hat die Gewerbepolizei die jüngst erhaltenen Berichte der Clubs nicht detailliert beurteilt. Das wird laut Urs Renggli in den nächsten Wochen geschehen. Erst dann werde definitiv entschieden, was im Kampf gegen die Droge weiter unternommen werde.

"Wie weit können wir gehen?"

"In der Clubszene ist und bleibt der Drogenkonsum ein wichtiges Thema", sagt Philip Getty, Präsident der Luzerner Sektion des Vereins Safer Clubbing. Dieser setzt sich unter anderem für eine drogenfreie Clubszene ein.

Für Getty stellt sich immer wieder die gleiche Frage: "Wie weit können wir im Kampf gegen den Kokainhandel und -konsum gehen?" Die Dealer seien schlau, die Konsumenten zahlreich. "Um die Droge ganz aus den Clubs zu verbannen, müssten wir sämtliche Besucher durchsuchen." In England zum Beispiel, Gettys Heimatland, würden in den Clubs rigorose Sicherheitskontrollen durchgeführt. "In dieser Diskussion braucht es viel Fingerspitzengefühl", so Getty. "Schliesslich kann man mit zu harten Massnahmen auch viele anständige Clubbesucher vergraulen."

Regelmässig trifft sich Getty deshalb mit den Betreibern der Luzerner Clubs, die bei Safer Clubbing mitmachen. Es sind dies: Alcatraz, Bar 58, Bourbaki, Froschkönig, Jazzkantine, Nautilus Club, Frankenstrasse 6 und das Roadhouse.
Daniel Schriber

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Tagesanzeiger 23.4.09

Gesucht: Therapiewillige, reiche Kokser

Die Stadt will gut verdienenden Kokainisten helfen. Diese zögern. Die Angst, ihre Anonymität zu verlieren, ist gross. Entfernte Kliniken werden bevorzugt.

Von Beat Metzler

Sie sind schon fast ein Mythos: Banker, Werber, Ärzte, die viel Geld verdienen und ebenso viel Kokain durch ihre Nasen ziehen, um im stressigen Berufsalltag bestehen zu können. Solchen "Schickimicki-Koksern", denen langsam die Kontrolle über ihr Leben entgleitet, will die Stadt helfen - und zwar mit einem "Kokainseminar" im 4-Sterne-Hotel.

Vor einem Monat machte sie das Angebot über die Medien bekannt. Mit mässigem Erfolg. Erst ein Süchtiger hat sich für das "therapeutische Intensivprogramm", das am 30. Mai starten soll, angemeldet. Durchgeführt wird es nur, wenn mindestens sechs Abhängige mitmachen. "Über die Gründe können wir nur spekulieren", sagt Urs Vontobel, Leiter der Suchtbehandlung Frankental, die das Angebot organisiert. Geld spiele wohl keine Rolle, obwohl die neun Tage Therapie 6250 Franken kosten und die Krankenkassen den Betrag nicht übernehmen. "Dieser Preis ist angemessen. Viele Kokainsüchtige geben ausserdem weit mehr Geld für die Droge aus", sagt Vontobel.

Distanz vereinfacht vieles

Ein wichtiger Grund für die Vorbehalte liegt wohl in der Angst, die Anonymität zu verlieren. Gesellschaftlich integrierte Süchtige wollen auf keinen Fall als solche erkannt werden. "Viele reiche Kokser trauen sich nicht einmal zu uns in die Beratung. Sie fürchten, dass jemand sieht, wie sie das Gebäude betreten", sagt Rudolf Stohler, Leitender Arzt im Bereich Drogen der Psychiatrischen Universitätsklinik. Deshalb würden die meisten eine "Kur" in entfernten Kliniken vorziehen. Stohler vermutet, dass auch eine skeptische Haltung der staatlichen Medizin gegenüber mitspiele. "Wer Geld hat, löst seine Suchtprobleme wohl lieber mit Hilfe privater Institutionen."

Eine solche private Edelklinik liegt beispielsweise in Meiringen im Berner Oberland. Die Therapie dauert hier nur ein paar Tage. Länger wollen viele Süchtige nicht aus ihrem Alltag verschwinden, damit unter den Bekannten kein Misstrauen aufkeimt. Anonymität und Diskretion werden an der Privatklinik sorgfältig behütet. Die Abhängigen reisen aus der ganzen Welt zur "Burnout-Behandlung" an, Distanz vereinfacht vieles.

Dagegen wirkt das städtische Angebot schon fast intim. Besteht hier sogar die Gefahr, dass man einen Bekannten oder seinen Chef im gleichen Entzugsprogramm trifft? "Das wäre möglich. Das Risiko ist aber sehr gering", sagt Vontobel. "Ausserdem sitzt man in solchen Momenten im gleichen Boot." Vontobel betont, dass sich der Kurs nicht nur an Stadtzürcher richte. "Das Programm ist nicht subventioniert. Es steht allen offen, die Deutsch sprechen." Die Medien hätten diesen Aspekt zu wenig hervorgehoben.

Vontobel hofft, dass im nächsten Monat weitere Anmeldungen eingehen. "Kokainisten reagieren eher impulsiv. Es ist gut möglich, dass sich manche noch kurzfristig entscheiden." Er ist weiterhin überzeugt, dass das Angebot einem echten Bedürfnis entspreche. Integrierte Süchtige mieden herkömmliche Drogenbehandlungen, wie die Suchtbehandlung Frankental. Dort verkehren viele Abhängige, die "auf der Gasse" leben. Und mit denen wollen sie nichts zu tun haben. "Deshalb haben wir das Programm initiiert." Genaue Zahlen, wie viele "Schickimicki-Kokser" in Zürich leben, fehlen. Schätzungen gehen von mehreren 1000 aus.

Kombination aus mehreren Ansätzen

Die Erfolgsquote der neuntägigen Therapie und der nachfolgenden ambulanten Betreuung kann Vontobel nicht voraussagen. "Da wage ich mich nicht auf die Äste hinaus." Man strebe auch nicht bei allen Teilnehmern die völlige Suchtfreiheit an. "Es gibt viele Graustufen der Abhängigkeit. Bei manchen bedeutet schon ein kontrollierter Konsum ein Erfolg." Die Therapie, welche die Stadt anbietet, kombiniert mehrere anerkannte Entzugsmethoden, wie Ohr-Akupunktur, Entspannungsübungen und psychotherapeutische Ansätze.

http://www.stadt-zuerich.ch/kokainseminar

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Aargauer Zeitung 23.4.09

Kokain-Seminar vor dem Aus

Erst eine Anmeldung für das neuntägige Programm in einem 4-Stern-Hotel

Das Interesse am geplante Kokain-Seminar der Suchtbehandlung Frankental in einem Hotel ist gering: Erst eine Person hat sich angemeldet.

Fachleute bezeichnen die Dunkelziffer der sozial gut integrierten Kokainabhängigen als hoch und auch ambulante Behandlungsstellen lassen auf eine grosse Nachfrage schliessen › dennoch stösst das erstmals geplante Kokain-Seminar in einem 4-Sterne-Hotel kaum auf Interesse. Laut Urs Vontobel, Gesamtleiter Suchtbehandlung Frankental hat sich erst eine Person definitiv für den neuntägigen Entzug in gepflegter Umgebung angemeldet, zwei weitere sind interessiert. Wenn bis zum 20. Mai nicht mindestens sechs Personen am Entzug teilnehmen wollen, wird das Intensivprogramm nicht durchgeführt.

Warum sich bis jetzt kaum Betroffene gemeldet haben, ist für Vontobel unklar. Einen Grund sieht er in der Tatsache, dass die Seminarkosten in der Höhe von 6250 Franken von der Krankenkasse nicht übernommen werden. Auch dass die meisten Medien das Angebot als auf Zürich beschränkt vorstellten, könne ein Grund für die fehlenden Anmeldungen sei. Richtig sei vielmehr, dass das nicht subventionierte Programm allen deutschsprachigen Interessenten offen stehe. Auch Schamgefühle gegenüber dem sozialen Umfeld oder die Angst vor Verlust der Anonymität hält Vontobel für mögliche Hinderungsgründe. (ant)

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PROG-ROCK
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WoZ 23.4.09

Cuneiform-Das US-amerikanische Label pflegt mit Prog-Rock eine Musik, die schon lange totgesagt worden war. Die MusikerInnen legen dabei Haltungen an den Tag, die seit den Punkzeiten etwas in Vergessenheit geraten sind.

Elfen dürfen nicht mitrocken

Von Martin Büsser

Sie gelten als selbstherrlich, weltfremd und blasiert - die MusikerInnen des Prog-Rock (Progressive Rock). So zumindest lautet die Legende, die weiterhin besagt, dass Punk Mitte der siebziger Jahre ein für alle Mal mit diesem ganzen Keyboardgeleier und Schlagzeugsologeprotze aufgeräumt hat. Seit dem Wirbelsturm der Sex Pistols gilt Prog-Rock als erledigt, ist ästhetisch diskreditiert. Und doch lebt Prog-Rock als "zeitlose Unmode" - so der bekennende Prog-Fan und Sozialwissenschaftler Roger Behrens - weiter, eroberte in den achtziger Jahren mit Marillion und Asia noch einmal die Charts und ist heute, seit es keine stilistischen Grabenkämpfe im Pop mehr gibt, längst rehabilitiert. Zumindest könnte man die These aufstellen, dass erfolgreiche Bands wie Radiohead und Sigur Rós den Prog-Rock für ein Indiepublikum wieder hoffähig gemacht haben.

Die Canterbury-Szene

Rückblickend erweist sich die Tabula-rasa-Legende des Punk allerdings als Mythos, der nur bedingt der Wahrheit entspricht. Am 16. Juli 1977 wurde Johnny Rotten, Sänger der Sex Pistols, vom Londoner Capital Radio eingeladen, seine Lieblingsplatten vorzustellen. Rotten spielte so gut wie keinen Punk, dafür sehr viel Musik, die gemeinhin als Prog-Rock bezeichnet wird, darunter die Third Ear Band und Peter Hammill, Sänger von Van der Graaf Generator. Es stimmt, dass die Punks die weltfremde und selbstherrliche Musik von Stadionbands wie Emerson, Lake & Palmer oder den Eagles gehasst haben. "Die sangen von einem Hotel California", sagte Legs McNeil, Herausgeber des "Punk"-Fanzines, "aber wir konnten uns nicht einmal eine Reise nach Kalifornien leisten, geschweige denn ein Hotel."

Doch nicht alle Prog-VertreterInnen waren Eskapisten, die von Trollen und Elfen sangen, im Gegenteil: In Grossbritannien gab es eine linke Prog-Tradition, die sich bereits vor Punk mit Themen wie "D. I. Y." (Do It Yourself), künstlerischer Selbstkontrolle und Unabhängigkeit von der Musikindustrie auseinandergesetzt hatte. Vor allem im britischen Canterbury entstand in den sechziger Jahren eine Szene, die Prog-Rock nicht als Virtuosentum und schon gar nicht als Überwältigungsästhetik begriff, sondern ihre Musik in den Dienst politischer Agitation stellte, dar unter Gruppen wie Henry Cow, Quiet Sun und Matching Mole.

Henry Cow integrierten Elemente von Free Jazz und Neuer Musik in ihren alles andere als stadiontauglichen Rock, weil sie davon überzeugt waren, dass eine vom Mainstream abweichende Materialästhetik bereits als politisches Statement funktionieren kann. Wo Punk eine neue Einfachheit suchte, setzten sie auf Komplexität und Atonalität, verfolgten damit allerdings ähnliche Ziele.

Rock in Opposition

 innovativen Punklabel schlechthin, Charles Hayward von Quiet Sun gründete die ebenfalls auf Rough Trade veröffentlichende Experimental-Wave-Band This Heat.

Cuneiform Records

Bis heute hat sich an der Situation nicht viel geändert: Ambitionierte Prog-Bands veröffentlichen weiterhin auf unabhängigen Labels wie Cuneiform Records, das jüngeren Bands wie Nebelnest eine Plattform gibt, vor allem aber Archivarbeit betreibt. Mit "Relaps" sind soeben Aufnahmen der belgischen Band Univers Zéro aus den Jahren 1984 bis 1986 erschienen, die noch einmal verdeutlichen, dass es sich bei dieser Musik tatsächlich um eine zeitlose Unmode handelt, der nie daran gelegen war, sich an den Coolness-Codes des Popbetriebs anzubiedern. Mit Saxofon, Klarinette, Streichinstrumenten und dem für das Genre beinahe unverzichtbaren Keyboard arbeiten Univers Zéro, ebenfalls Mitbegründer von Rock in Opposition, an hochkomplexem Jazzrock, dessen polyrhythmisches Geflecht kaum eine Atempause zulässt. Diese Musik erschlägt einen geradezu, bleibt aber jederzeit frei von Pathos oder Schwulst.

Das im US-amerikanischen Maryland ansässige Cuneiform-Label arbeitet seit 1983 an einer anderen Form von Prog-Rock, die rein gar nichts mit Bands wie Yes oder Saga zu tun hat. Keimzelle des Cuneiform-Kosmos sind die 1966 gegründeten und bis heute in wechselnder Besetzung existierenden Soft Ma­chine. Anfangs waren sie neben Pink Floyd das Aushängeschild britischer Psychedelic, doch von Platte zu Platte wurde der Jazzeinfluss grösser, zwischenzeitlich halfen Jazzmusiker wie Keith Tippett und Elton Dean bei Soft Machine aus.

Manche KritikerInnen behaupten, dass die Band seit Mitte der siebziger Jahre zu einer belanglosen Fusiongruppe verkommen sei, doch die ersten zehn Jahre der Bandgeschichte waren stilbildend für jenen Zweig im Prog-Rock, der das Publikum nicht mit Märchen einlullen, sondern stilistische Grenzen niederreissen wollte. Daraus erklärt sich auch das Selbstverständnis von Cuneiform-Gründer Steve Feigenbaum: "Das Labelspektrum reicht von zeitgenössischer klassischer Musik über Jazz bis zu Rockbands, die allerdings nur wegen ihrer Instrumente als Rockbands bezeichnet werden können."

Fort vom Rock!

Aus diesen Worten spricht eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Rock als musikalisch festgelegtem Genre. Die besten VertreterInnen des Prog dürften also eigentlich ebenso wenig wie die bes ten Vertreter des Punk als Prog-Rock oder Punkrock bezeichnet werden, da ihre Musik von einer tiefen Skepsis gegenüber Rock als Stil und Haltung geprägt ist. In dem Masse, in dem innovative Punkbands wie Gang Of Four oder The Pop Group den Funk für sich entdeckt hatten und so mit einer genuin weissen Rocktradition brechen konnten, liessen sich Prog-Bands wie Matching Mole oder Henry Cow vom Jazz inspirieren. Beides waren Fluchtbewegungen fort von jenem Rock, der durch Gruppen wie Deep Purple ein für alle Mal einen schmierigen Beigeschmack bekommen hatte.

Am Ende der Leiter fanden sie sich dann doch in Augenhöhe wieder, die ambitionierten VertreterInnen von Prog und Punk, beide auf ihre Weise zu sperrig, um es je in die grossen Stadien zu schaffen, beide der konventionellen Rockmusik überdrüssig. Mit Bands wie Thinking Plague, Ahleuchatistas, Heldon und National Health gilt Cuneiform zwar als Spartenlabel, das tief in der Prog-Tradition der siebziger Jahre verwurzelt ist, doch jenseits solcher Etiketten ist Prog längst keine Sparte mehr, sondern findet sich heute in nahezu jeder interessanteren Gitarrenmusik wieder, die es darauf angelegt hat, mit herkömmlichem Rock zu brechen. So gesehen ist es nicht einmal ein Frevel, Gruppen wie Sonic Youth, Shellac oder Fugazi als Prog-Bands zu bezeichnen.

http://www.cuneiformrecords.com

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NO NATO 2009
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linksunten.indymedia.org 23.4.09

Drei Nachbetrachtungen auf den NATO Gipfel und die Proteste in Strasbourg

Verfasst von: anti-militarist

Von den Protesten gegen den NATO-Gipfel werden wohl vor allem die Bilder brennender Gebäude und die Rauchsäulen über Strasbourg in Erinnerung bleiben. Dass Protest zielgerichtet verhindert wurde, davon ist ebenso wenig nach Strasbourg die Rede, wie von den erfolgreichen Blockadeaktionen in der Innenstadt. Hier einige Einschätzung aus den Reihen der Interventionistischen Linken (IL) zu den Fallstricken, Unzulänglichkeiten, Erfolgen und Begleitumständen der Proteste am 4. April.

Peter Strutynski stellt die Frage "Wie weiter nach Strasbourg?" und fordert die Friedensbewegung auf Grenzen zu ziehen und ihr eigenes Profil stärken.

Claudia Haydt der Informationsstelle Militarisierung (IMI) liefert in einem längeren Telefoninterview ihre Einschätzung über die Mobilisierung, sowie über die Erweiterung der NATO nach dem Gipfel.

Mehr: http://linksunten.indymedia.org/de/node/5046

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GUMMISCHROT
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WoZ 23.4.09

Gummischrot

Ins Auge gegangen

Im Vorfeld des Fussballspiels des Zürcher GC gegen die Berner Young Boys ist es am 11. April zu einem gefährlichen Polizeieinsatz gekommen. Als mehrere Hundert Berner Fans, mit einem Extrazug nach Zürich gereist, gemeinsam vom Bahnhof Altstetten in Richtung Stadion Letzigrund marschierten, setzte die Polizei plötzlich und ohne Vorwarnung aus kurzer Distanz Gummischrot ein, offenbar weil sie die Menge zum Abbiegen bewegen wollte. Im Anschluss kippte die bis anhin friedliche Stimmung, und es kam zu Ausschreitungen und weiteren Gummischroteinsätzen.

Beim ersten Gummischroteinsatz seien mehrere Personen am Kopf getroffen worden, darunter auch Sicherheitsbeauftragte der Young Boys, wie Mark Ammann von der Fanarbeit Bern auf Anfrage sagt. "Ein jugendlicher Fan wurde ins Auge getroffen und musste mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden." Dort habe man keine bleibenden Schäden feststellen können, allerdings sei bei Augenverletzungen unklar, ob solche nicht später noch auftreten könnten. "Der Betroffene hat sich eine Strafanzeige gegen die Polizei überlegt. Weil in der Schweiz Polizistinnen und Polizisten aber nur sehr selten verurteilt werden, hat er dann davon abgesehen", sagt der Fanarbeiter. Ein zweiter Fan hatte Glück im Unglück: Er trug eine Brille, die zwar kaputtging, dafür aber sein Auge vor Verletzungen bewahrte.

Marco Cortesi, Pressesprecher der Zürcher Stadtpolizei, bestätigt, dass an jenem Tag zweimal Gummischrot eingesetzt worden ist. Von verletzten Personen habe er keine Kenntnis. Zum Einsatz im Detail kann er keine genaueren Angaben machen, weil die Anfrage der WOZ erst kurz vor Redaktionsschluss gekommen ist.

Augenverletzungen durch Gummischrot sind in der Schweiz keine Seltenheit. Eigentlich müsste die Polizei einen Sicherheitsabstand von zwanzig Metern einhalten und dürfte nicht auf Köpfe zielen. In der Praxis sieht es aber oft anders aus. Dabei ist es praktisch unmöglich, fehlbare PolizistInnen zur Verantwortung zu ziehen.

Der Berner Aktivist David Böhner, der 2003 bei einer Demonstration von einem Gummigeschoss ins Auge getroffen worden war und einen Teil der Sehkraft einbüsste, reichte damals zwar Strafanzeige ein. Er legte Videoaufnahmen vor, die belegten, dass der Sicherheitsabstand nicht eingehalten worden war. Vor Gericht wurden die Beamten dennoch freigesprochen.
Dinu Gautier

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RÜSTUNG
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WoZ 23.4.09

GSoA-Initiative

Endspurt

Rüstungsgeschäfte sind oft Skandalgeschäfte, Gegengeschäfte und Korruption Teil der Deals, die Angebote bewegen sich im grauen Bereich. Und immer geht es um die Frage: Wer bietet die bes ten Konditionen?

Letzte Woche berichtete die Nachrichtensendung "10 vor 10" über ein angebliches Angebot des Kampfjetherstellers Saab. Der schwedische Konzern steht neben Dassault und EADS im Rennen um den Zuschlag für die neuen Kampfjets, die das Verteidigungsministerium (VBS) frühestens 2010 zu kaufen plant. Sollte sich das VBS für Saab entscheiden, würde sich Saab verpflichten, als Gegengeschäft Schweizer Trainingsflugzeuge (Typ PC-21) aus den Pilatus-Werkstätten im Wert von einer Milliarde Franken zu kaufen. Das VBS verlangt solche Gegengeschäfte von allen Anbietern. Der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) stösst dies  sauer auf. Sie erinnert daran, "dass solche Deals gemäss den Richtlinien der WTO über das öffentliche Beschaffungswesen in allen anderen Bereichen ausser der Rüstungsindustrie hochgradig illegal sind".

Bevor sich der Bundesrat für einen Kampfjettyp entscheidet, will er aber den sicherheitspolitischen Bericht abwarten, der bis im Herbst fertiggestellt werden soll. Gleichzeitig sammelt die GSoA seit einem Jahr Unterschriften für eine Initiative, die ein Moratorium für Kampfjetkäufe bis 2019 verlangt. Sie plant, die nötigen Unterschriften bis Ende Mai einzureichen. Im Moment fehlen noch knapp 10 000 Unterschriften. ch

http://www.keine-kampfflugzeuge.ch

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ANTI-ATOM
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BZ 23.4.09

Laupen

Lokaler Widerstand gegen Atomstrom aus Mühleberg

Die Gegner des Kernkraftwerks Mühleberg machen mobil: Die Öko-Gruppe Laupen veranstaltet zwei Informationsabende.

Seit mehr als 30 Jahren setzt sich die Öko-Gruppe Laupen und Umgebung nun schon für die Umwelt ein. Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) war dabei immer auch ein wichtiges Thema. Nun ist die Diskussion erneut aufgeflammt, denn momentan steht eine unbefristete Betriebsbewilligung für das alte Kraftwerk zur Debatte. Grund genug für die Öko-Gruppe, zwei Informationsabende in Laupen zu organisieren. "Wir wollen Leute aus der Region ansprechen", sagt Ursula Balmer aus Wileroltigen. Sie macht seit 20 Jahren in der Öko-Gruppe mit und ist durch ihren Wohnort in der innersten Zone des KKM auch direkt betroffen.

Von Rissen im Reaktor

"Es geht darum, den Leuten zu zeigen, wie gefährlich Atomstrom eigentlich ist", begründet Balmer die Anlässe im Restaurant Bären in Laupen. Der erste Abend hat die technische Seite des 37-jährigen KKM zum Thema: Unter dem Titel "Kernkraftwerk Mühleberg - kerngesund?" referieren der Techniker Jürg Joss und der Physiker Jürg Aerni über die unsicheren Seiten der Atomenergie und des Reaktors in Mühleberg. Die beiden stehen hinter der Organisation "Fokus Anti Atom", die Informationen zur Kernenergie anbietet und auf die Stilllegung der Schweizer Atomanlagen hinarbeitet.

"Sauberer" Uranabbau

Ein zweiter Abend am 14.Mai befasst sich mit dem Uranabbau in den USA. Uran wird für Brennstäbe in Kernkraftwerken verwendet. Indianische Ureinwohner aus dem Grand Canyon erzählen von ihrem Leben, das durch den Abbau des radioaktiven Urans bedroht ist. Die Förderung verseucht ganze Landstriche und verursacht Krankheiten. "Atomenergie ist keine einheimische Energie", sagt Balmer. Überdies sei Atomstrom nicht sauber, wie immer wieder behauptet werde.

Ein dritter Informationsabend, der sich mit erneuerbaren Energien befassen wird, ist laut Balmer in Planung.
ats

Informationsabende im Restaurant Bären Laupen. Mi, 29.April, 20 Uhr: "Kernkraftwerk Mühleberg - kerngesund?" Do, 14.Mai, 20 Uhr: "Uranabbau - wie sauber ist Atomenergie?"

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Demonstration

Gedenken an Tschernobyl

Für kommenden Sonntag ruft eine breite Allianz von linken Parteien und Umweltorganisationen zur Demonstration gegen die unbefristete Betriebsbewilligung des KKW Mühleberg auf. Vor 23 Jahren, am 26.April 1986, geschah der Reaktorunfall in Tschernobyl. Dieser habe der Welt gezeigt, dass nach einer Atomkatastrophe kein Alltag mehr möglich sei, schreiben die Veranstalter. Sie fordern deshalb "Kein Tschernobyl in Mühleberg". Auf dem Berner Münsterplatz referieren von 13 bis 15 Uhr Experten und Betroffene über Risiken und alternative Energien. Als Rahmenprogramm sind im Kellerkino und dem Kino in der Reitschule Filme zum Thema zu sehen.
pd/ats

http://www.keintschernobyl.ch

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BKW-KOHLE
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23.4.09

Liebe Leute

Keine schweizer Kohle für Klimakiller!

Die BKW ist einer von wenigen Schweizer Stromkonzernen, die sich in Deutschland an Kohlekraftwerken beteiligen will. Gleichzeitig wirbt sie in der Schweiz mit erneuerbarer Energie und Energieeffizienz.  
Deswegen wurde ihr dieses Jahr der Public Eye Award verliehen.

Übergabe des Schmähpreises/ Public Eye Award an die BKW
-> Do., 30. April 9h beim Viktoriaplatz Bern, Hauptsitz BKW

anschliessend, ca. 800m vom Viktoriaplatz entfernt:

Protestaktion an der Generalversammlung der BKW
-> ca. 9.45-10.30, BEA-Ausstellungshalle 220,

Eure Präsenz ist in jedem Fall sehr willkommen! Idealerweise hast du von 9h bis 10.30 Zeit, um von der Übergabe beim Hauptsitz zur Generalversammlung zu pilgern. Wenn die Zeit knapp ist: Komm nur an einen der beiden Orte. Deine Präsenz ist in jedem Fall sehr willkommen! So zeigen wir, dass das Thema interessiert. Und bitte: weitersagen..

Bilder sind auf dem Indymedia Aufruf für 30.4, Medienlinks unter

TYI Hintergrund:
Die BKW investiert fast eine Milliarde Franken in zwei Steinkohlekraftwerke
in Dörpen (Nord-D) und Willhelmshaven (Nord-D). Sie ist somit für CO2 Emissionen (mit)verantwortlich die fast 20% der gesamten Schweiz ausmachen (4.5 & 5.1 Mio Tonnen CO2).
(Die BKW hat das eine Kraftwerk in Dörpen ins Leben gerufen und dort Gelände gekauft)

Die Bürgerinitiative "saubere Energie" aus Dörpen und die Greenpeace Regionalgruppe protestieren ab 9 Uhr 30 bei der Generalversammlung mit einem gigantisch grossen "Kohlosaurus" gegen die Kohle-Projekte der BKW.
Der Rapper Greis wird um 9h zum wiederholten mal beim BKW Hauptsitz versuchen, CEO Kurt Rohrbach den Public Award zu übergeben. Die letzten Versuche scheiterten, da Kurt Rohrbach sich weigerte, den Preis zu übernehmen.

Wäre toll wenn ihr kommen könnt!
Zur Wiederholung:
-> 9h Viktoriaplatz; Übergabe Public Eye Award durch Rapper Greis
-> ca. 9.30-10.30 BEA Expo Gelände Ausstellungshalle 220 (beim Guisanplatz Bern); Protestaktion gegen Kohlestrom der BKW

VollGruss
Reto & Anti Kohle Team,
Greenpeace Bern


PS und nicht vergessen So 26.4. kein berner Tschernobyl-/ Stop Mühleberg Schrottreaktor
Bern http://www.keintschernobyl.ch