MEDIENSPIEGEL 27.4.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (tojo)
- Bollwerk: "Raum der Verunsicherung" und des gemeinderätlichen Nichtstun
- BKW: Übergabe Schmähpreis am 30.4.09
- Kampagne gegen Lesben- und Schwulenhass
- Razzien in Börn
- Privat-Patrouillen: Polizeiverband besorgt
- Luzern: Besetzte Neustadtstrasse wieder leer
- No Nato 2009: Gewalt-Debatte-Replik; Rote Hilfe-Interview
- Anti-Atom-Demos in Bern, Zürich und Ukraine

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REITSCHULE
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Mo 27.04.09
20.30 Uhr - Tojo - auawirleben: Hausprobe von Theater M21, Hildesheim-Göttingen

Di 28.04.09
20.30 Uhr - Tojo - auawirleben: Hausprobe von Theater M21, Hildesheim-Göttingen. Danach Publikumsgespräch.

Mi 29.04.09
19.00 Uhr - SousLePont - Wallis Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne Nr. 112

Do 30.04.09
20.00 Uhr - Kino - Soy Cuba, M. Kalatosow, CUB 1964, 141 Min., 35mm, span./d  - Mit einer Einführung von Geri Krebs
20.30 Uhr - Tojo - Auawirleben: Für eine bessere Welt, Roland Schimmelpfennig. HKB
21.00 Uhr - Rössli-Bar - BABEL FISHH US, Rap

Fr 01.05.09 (Heraus zum 1. Mai!)
15.30 Uhr - Kramgasse - Besammlung zum 1. Mai-Umzug
15.45 Uhr - Kramgasse - Besammlung Revolutionärer Block
16.00 Uhr - Innenstadt - 1. Mai-Umzug
16.30 Uhr - Bundesplatz - Offizielle Feier mit diversen Reden + Konzerten: Addam Had'em, Stiller Has BE
16.30 Uhr - Vorplatz - Revolutionäres 1. Mai-Fest - Infostände, Antifaschistischer Jahrmarkt + Konzerte: Skärseld D (HC-Punk), ProtonProd CH (Rap), Quartier Libre FR (Ska-Punk) (bis 23.00)
20.30 Uhr - Kino - Soy Cuba, M. Kalatosow, CUB 1964, 141 Min., 35mm, span./d
20:30 Uhr-  Auawirleben: "Für eine bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig. HKB. Danach Publikumsgespräch.
23.00 Uhr - Vorplatz- Piratenbar & DJ IPod
23.00 Uhr - Dachstock - Ballroomblitz II: Saint Pauli (Etage Noir Special/Moonbootique/ger) & Zaber Riders (ch)

Sa 02.05.09
20:30 Uhr- Auawirleben: "Für eine bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig. HKB
21.00 Uhr - Kino - Havanna - die neue Kunst Ruinen zu bauen, F. Borchmeyer, D/CUB 2006, 85 Min., 35mm, OV/d
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: Calibre (Signature Recs/UK) & MC DRS (UK)

So 03.05.09:
08.00 Uhr - Grosse Halle/Vorplatz - Flohmarkt
09.00 Uhr - SousLePont - Brunch
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Piano-Bar

Infos: www.reitschule.ch

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Bund 27.4.09

Bühne: "Die Hausprobe"

Kulturkritik als Popgroteske

Es ist eine aus verschiedensten Figuren zusammengewürfelte Truppe - die 80-jährige Sexaktivistin, die 8-jährige Apokalyptikerin, die Satanistin im Rollstuhl, der sensible Iraker und der philosophierende Leader -, die im Stück "Die Hausprobe" eine Band formen. Das Theater M21 transportiert darin den Roman des 29-jährigen Amerikaners Joey Goebel auf die Bühne: Sein Werk "Freaks" ist ein als Popgroteske getarntes kulturkritisches Manifest. (kul)

Tojo-Theater Reitschule, heute Montag und morgen Dienstag, jeweils 20.30 Uhr.

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kulturstattbern 27.4.09

Benedikt Sartorius am Montag den 27. April 2009 um 07:00 Uhr

Kulturbeutel 18/09

(...)

Frau Feuz empfiehlt:
Am Montag oder Dienstag um 20:30h die Hausprobe im Tojo zu besuchen. "Fünf Freaks aus einer Kleinstadt in Kentucky rocken mit ihrer Anarchocombo  gegen die Dummheit und den Verrat an den Möglichkeiten des Menschseins und lassen es krachen bis der Mainstream kotzt." Klingt doch gut, nicht?

(...)

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BOLLWERK
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Bund 27.4.09

Bollwerk "Ort der Gewalt"

Stadt Bern Das Bollwerk sei ein Raum der Verunsicherung und werde von Gewalt geprägt, hält ein Bericht fest, den die Architekten Martin Beutler, Andreas Blumenstein und Konrad Tobler über den Zustand des Perimeters zwischen Waisenhausplatz und Reitschule verfasst haben. Den Bericht gab die Berner Stadtplanung in Auftrag, nachdem der Stadtrat einen Vorstoss zur Neugestaltung der Schützenmatte überwiesen hatte. Die Autoren empfehlen eine Gesamtplanung, um die "Neustadt" aufzuwerten. Früher sei das ein Bildungsstandort gewesen.

Der Gemeinderat will aber mit einer Gesamtplanung rund 20 Jahre warten - bis die Folgen des Bahnhofausbaus und des autofreien Bahnhofplatzes geklärt seien. Für die Autoren des Berichts ist diese Haltung Ausdruck einer "hilflosen Politik". (srg)

Seite 25

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Die Angst vor dem planerischen Wurf

Ein Bericht fordert den Gemeinderat auf, den Raum Bollwerk neu zu planen - doch die Regierung rührt das heisse Eisen lieber nicht an

Das Bollwerk ist ein "Raum der Verunsicherung". Um Verbesserungen zu erreichen, darf die Politik Konfrontationen nicht scheuen, heisst es in einem Bericht, den der Gemeinderat in Auftrag gegeben hat. Die Stadtregierung verschiebt aber lieber ein paar Parkplätze, als dass sie eine Neuplanung des Perimeters zulässt.

Bernhard Ott

Als Martin Beutler vor drei Jahren den Gerüstturm des Künstlers Ronny Hardliz auf der Stadtseite der Lorrainebrücke bestieg, hatte er ein Aha-Erlebnis. Der Blick von der temporären Baute aus luftigen 25 Metern Höhe eröffnete neue Perspektiven. "Ich habe zum ersten Mal die Funktion der Hodlerstrasse als Prachtstrasse begriffen", sagt der Architekt, der selber auch Kunstschaffender ist. Die Strasse sei direkt auf den Eingang der Reitschule hin ausgerichtet. Die Achse wurde und wird von repräsentativen Gebäuden wie dem Kunstmuseum, dem Amthaus und dem 1936 abgerissenen Naturhistorischen Museum geprägt.

Beutler und seine Kollegen Andreas Blumenstein und Konrad Tobler begannen, über die einstige Bedeutung und das heutige schlechte Image des Perimeters zwischen Waisenhausplatz und Reitschule nachzudenken. Als der Stadtrat einen Vorstoss des Grünen Bündnisses (GB) zur Neugestaltung der Schützenmatte überwies, wurden die drei Männer vom Stadtplanungsamt beauftragt, den Ist-Zustand und das Potenzial der sogenannten Neustadt, die im 19. Jahrhundert entstanden ist, zu analysieren.

Von Gewalt geprägt

Gemäss den Autoren liegt ein wichtiges städtisches Gebiet brach, weil an diesem Ort eine Kollision der Nutzerinteressen stattfindet. "Gewalt in den verschiedensten Erscheinungsformen prägt das Ambiente." Es dominierten machtbetonte Regeln, welche die Öffentlichkeit des Raumes infrage stellten. "So etwa der Verkehr, die Reitschule, der Vorplatz und der Drogendeal." Aber auch der Bahnviadukt sei eine "planerische Knacknuss", da er die Neustadt wie ein Riegel von der Länggasse abtrenne. Das schlechte Image der Gegend werde von verschiedenen Seiten politisch instrumentalisiert.

"Ball liegt bei Stadtplanung"

Historisch betrachtet, sei der Perimeter mit der Neuen Mittelschule (der einstigen Mädchenschule), dem Progymnasium und der Universität ein Bildungsstandort gewesen. Heute komme das städtebauliche Potenzial des Raumes aber nicht zum Tragen. Das Bollwerk sei mehr Schneise als Boulevard, die Vernetzung von Schützenmatte und Bollwerk sei nicht gegeben, und die Aarekante sei alles andere als ein reizvoller Übergang zwischen urbaner Innenstadt und Naherholungsgebiet. Für die Autoren des Berichtes ist offensichtlich, dass es einer Gesamtplanung bedarf, um die Neustadt ökonomisch zu stärken. Der Ball liege bei der Stadtplanung. "Es braucht grosse, gebündelte Anstrengungen und klare Entscheidungen, um den Ist-Zustand zu verbessern." Der Raum Bollwerk entwickle sich zwar auch ohne gezielte Interventionen. "Wird jedoch nichts unternommen, dominieren die negativen Kräfte. Die Verwahrlosung wird zunehmen." Zur Umsetzung langfristiger Verbesserungen brauche es einen "politischen Entscheidungswillen, der Konfrontationen nicht scheut." Parkplätze dürften ebenso wenig ein Tabu sein wie die öffentliche Sicherheit, halten die Autoren fest.

Tiefbau statt Höhenflug

Die längerfristige Perspektive und der gedankliche Höhenflug stehen für den Gemeinderat zurzeit aber nicht im Vordergrund. "Konzeptionelle Überlegungen" wolle die Stadtregierung erst anstellen, wenn die Folgen des Bahnhofausbaus und des autofreien Bahnhofplatzes geklärt seien, heisst es in der Antwort auf den GB-Vorstoss. Dies werde aber noch rund zwanzig Jahre dauern.

Die Stadtregierung räumt grundsätzlich aber ein, dass die heutige Gestaltung des Raums Schützenmatte städtebaulichen Ansprüchen an ein citynahes Gebiet nicht genügen könne. Im Vordergrund stünden zurzeit aber "mittelfristige Strategien" wie die Verrichtung "diverser Tiefbausanierungsprojekte", die im Gebiet ohnehin anstünden.

Neuanordnung der Parkplätze

So müssten etwa die Leitungen von Energie Wasser Bern (EWB) erneuert werden, und auch der 30-jährige Asphaltbelag des Parkplatzes auf der Schützenmatte müsse saniert werden, hält der Gemeinderat fest. Die "Schütz" als solche solle als Parkplatz für Autos und Cars sowie als Chilbiplatz und Kundgebungsort weiter bestehen. Hierfür sei bereits ein Betriebs- und Gestaltungskonzept entworfen worden, das eine Neuanordnung der Parkplätze von Autos und Cars beinhalte. Dabei, so die Stadtregierung, sei ein Verzicht auf zehn Parkplätze nötig. Für Car-Reisende ist die Errichtung eines Dachunterstandes mit WC-Anlage und Getränkeautomat geplant. Der Gemeinderat schliesst die Aufhebung der Parkplätze nicht aus, falls das Park+Ride Neufeld ausgebaut wird. Im Übrigen verweist der Gemeinderat auf den vor Jahren erfolgten Abbruch des Fahrlehrerhäuschens unter der Eisenbahnbrücke und stellt die Errichtung der ebenfalls seit Jahren geplanten Skateranlage in Aussicht.

Blick aufs Ganze verloren

"Die Politik ist seit Jahren symptomfixiert und auf Einzellösungen bedacht, wenn nicht gar hilflos", halten die Autoren des Berichts fest. Dabei gehe der Blick aufs Ganze verloren. "Zu wenig bewusst ist, wie wichtig für den Raum zum Beispiel die Hodlerstrasse ist."

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Bericht des Gemeinderats 1.4.09

Postulat Fraktion GB/JA! (Karin Gasser/Natalie Imboden GB) vom 26. Oktober 2006: Umnutzung und städtebauliche Gestaltung der Schützenmatte
(06.000288)

In der Stadtratssitzung vom 14. Juni 2007 wurde das folgende Postulat erheblich erklärt:
Die Schützenmatte wurde bisher städtebaulich vernachlässigt. Was früher ein Reitgarten war, ist seit dem Bau des Eisenbahnviaduktes Ende der dreissiger Jahre hauptsächlich eine Abstellfläche für Autos. Der Platz wird zwar auf verschiedene Weisen genutzt (Carterminal, Vorplatz Reitschule, Chilbi etc.), aber die Parkplatznutzung dominiert den Raum so stark, dass alles andere nebensächlich ist. Der Ort ist seit langem unattraktiv geworden, illegale (Drogen-)Geschäfte finden statt, insbesondere nachts überqueren viele Leute den Platz nicht gerne und meiden deshalb das Kulturzentrum Reitschule. Diese Situation ist unhaltbar und muss dringend verbessert werden, indem die Schützenmatte städtebaulich umgestaltet wird. Nur so wird eine Nutzungsdurchmischung möglich, wie sie für einen zentralen städtischen Platz nötig und sinnvoll ist. Es ist deshalb unabdingbar, die Parkplätze auf der Schützenmatte aufzuheben. Die Parkhäuser in der Innenstadt bieten für den motorisierten Privatverkehr genügend Plätze an zentraler Lage.
Auch uns ist bewusst, dass die Schützenmatte, die durch mehrspurige, stark frequentierte Strassen umgeben ist, nie zu einer grünen Lunge werden wird. Trotzdem sind wir überzeugt, dass eine Umgestaltung in einen angenehmeren, für alle zugänglichen Platz möglich ist. Dabei muss keine teure Luxuslösung angestrebt werden, sondern in erster Linie soll eine übersichtliche Freifläche geschaffen werden. Die Bedürfnisse der Jugendlichen, die in der Reitschule ein- und ausgehen, sollen dabei speziell berücksichtigt werden. Ein parkplatzfreier Raum würde z.B. auch dem Flohmarkt, der zurzeit auf engem Raum zusammengepfercht ist, mehr Platz bieten.

Der Gemeinderat wird gebeten, ein Gestaltungs- und Nutzungskonzept für die Schützenmattezu erarbeiten, das für diesen zentrumsnahen Raum eine Aufwertung bringt. Zu berücksichtigen sind dabei folgende Punkte:
1. Die Aufhebung der Parkplätze für Pkws auf der Schützenmatte, z.B. im Rahmen der notwendigen Kompensation für den geplanten Ausbau des Park&Ride Neufeld.
2. Sinnvolle Lösung für die Reisecars: Für die Car-Reisenden ist die Schützenmatte aufgrund ihrer Nähe zum Bahnhof ideal, gleichzeitig soll aber die Verkehrsführung so gestaltet werden, dass sich die Car An- und Zufahrten besser verteilen und die angrenzendenWohnquartiere möglichst wenig belastet werden. Es soll für die Reisenden mindestens ein Dach erstellt werden, das vor Regen schützt.
3. Chilbi, Kundgebungen etc. sollen weiterhin möglich sein.
4. Einbezug der verschiedenen Anspruchsgruppen (Reitschulebetreibende und Reitschulbesucherinnen und -besucher, Geschäftsinhaber am Bollwerk, Car-Unternehmen, SBB, etc.) bei der Erstellung des Konzepts.

Bern, 26. Oktober 2006

Postulat Fraktion GB/JA! (Karin Gasser/Natalie Imboden, GB), Catherine Weber, Hasim Sancar, Daniele Jenni, Myriam Duc, Anne Wegmüller, Stefanie Arnold, Franziska Schnyder, Urs Frieden

Bericht des Gemeinderats

Ausgangslage

Der Raum Schützenmatte - Bollwerk, an der Nahtstelle zwischen Altstadt, Bahnhofareal und Länggassquartier, ist ein bedeutender Ort im Stadtgefüge Berns. Gleichzeitig entspricht die heutige Gestaltung dieses Raums nicht den städtebaulichen Ansprüchen, welche an ein citynahes Gebiet gestellt werden. Aus diesen Gründen ist das Gebiet seit einigen Jahren Ziel konzeptueller Betrachtungen sowie planerischer und baulicher Massnahmen der Stadtverwaltung. Dieser Prozess findet auf drei Abschnitten der Zeitachse statt.

Kurzfristige Strategie (Sofortmassnahmen)

Ausgelöst durch verschiedene Bedürfnisse (u.a. Verbesserung der Zugänglichkeit der Reithalle und der Situation auf dem Vorplatz) ist ein Betriebs- und Gestaltungskonzept für den Bereich unter dem Bahnviadukt erarbeitet worden. Dieses Konzept bildet die Grundlage für den dieses Areal betreffenden Nutzungsvertrag zwischen den SBB und der Stadt Bern, der im Entwurf vorliegt und kurz vor der gegenseitigen Unterzeichnung steht. Viele der im Vertrag geregelten Massnahmen - wie neue Beleuchtung, Velo-Parkplätze samt Ständern, Pissoirs, Containerraum sowie der Abbruch des sogenannten Fahrlehrerhäuschens - sind bereits in den letzten drei Jahren umgesetzt worden. Andere Massnahmen, wie beispielsweise das Erstellen einer Skating-Anlage, stehen in nächster Zeit bevor. Im Weiteren ist im Rahmen des Konzepts Öffentliche WC-Anlagen in der Stadt Bern eine öffentliche WC-Anlage auf der südöstlichen Ecke der Schützenmatte, bei den Car-Parkplätzen, erstellt worden. Diese Anlage sollte als Übergangslösung bis zur Sanierung und Aufwertung der Schützenmatte im Rahmen der mittelfristigen Strategie, voraussichtlich im Jahr 2012, dienen.

Mittelfristige Strategie (Zeithorizont um 2012)

Im Gebiet stehen in den nächsten Jahren diverse Tiefbausanierungsprojekte an. Im Bollwerk, Abschnitt Neuengasse bis Kleeplatz, müssen aus Sicherheitsgründen alle bestehenden ewb-Werkleitungen erneuert werden. Der Belag auf der Schützenmatte ist mehr als 30 Jahre alt und grösstenteils in einem sehr schlechten Zustand, der sich durch Risse, Senkungen und Aufbrüche manifestiert. Überall auf der Schützenmatte gibt es Stolperfallen und Wasserlachen. In der Mittelfristigen Investitionsplanung 2009 - 2016 sind für die Sanierungsarbeiten am Bollwerk Fr. 6 300 000.00 und an der Schützenmatte Fr. 730 000.00 vorgesehen. Der Gemeinderat ist der Ansicht, dass diese Sanierungsarbeiten, welche voraussichtlich im Jahr 2012 durchgeführt werden, die Gelegenheit bieten, die Schützenmatte und das Bollwerk umzugestalten und aufzuwerten. Gleichzeitig haben die stadtinternen Abklärungen ergeben, dass mittelfristig die Existenz einer sogenannten grauen Allmend auf der Schützenmatte ihre Berechtigung hat. Aus diesem Grund werden die heutigen Funktionen der Schützenmatte als öffentlicher Parkplatz für Pkws und Cars sowie Chilbiplatz und Kundgebungsort weiterbehalten. Für die Schützenmatte wurde bereits ein Entwurf des Betriebs- und Gestaltungskonzepts erarbeitet. Die Hauptmassnahmen dieses Konzepts sind:
− Verbesserung der Verkehrssicherheit, Durchlässigkeit und Übersichtlichkeit sowie der Zugänglichkeit zur Reitschule für Fussgängerinnen und Fussgänger durch die Neuanordnungder Parkplätze für Pkws (Verzicht auf 10 öffentliche Parkplätze nötig) und Cars.
− Verbesserung der Infrastruktur für die Car-Reisenden durch die Erstellung eines Dachunterstands mit integrierter WC-Anlage, Telefonkabine und Getränkeautomat.

Im Verlauf des nächsten Jahrs kann mit einem Entscheid über den möglichen Ausbau des P+R Neufeld gerechnet werden. Bei einer Erweiterung des P+R Neufeld schliesst der Gemeinderat die Aufhebung der Parkplätze als Kompensation nicht aus. Ebenso kann die Abstimmung über die Initiative "Für einen autofreien Bahnhofplatz" neue Rahmenbedingungen für die Schützenmatte schaffen. Eine weitere Planungsunsicherheit ergibt sich aus der kürzlich eingereichten Initiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule". Aus diesen Gründen muss das Betriebs- und Gestaltungskonzept Schützenmatte auf seine Gültigkeit hin überprüft werden.

Langfristiger Ausblick (Zeithorizont um 2030)

Der Gemeinderat hat, um einen langfristigen Ausblick zu gewinnen, das Gebiet um Schützenmatte-Bollwerk einer grundsätzlichen Untersuchung unterzogen. In diesem Zusammenhang wurde die Arbeitsgemeinschaft "Boulevard" beauftragt, den Perimeter ganzheitlich zu analysieren und ein möglichst differenziertes Bild davon zu zeichnen, welche Faktoren in diesem städtischen Raum eine zentrale, eine fördernde oder auch hemmende Rolle spielen. Das Resultat der Arbeit liegt als Grundlage "Planungsprozess Boulevard - Thesen" vor (siehe unter http://www.bern.ch/leben_in_bern/wohnen/planen/aktuell/boulevard). In dieser Grundlage wurde zunächst die Situation umfassend analysiert. Dabei wurden sowohl der (Planungs-) Geschichte, wie auch der heutigen Nutzung, dem Städtebau, sozialen Aspekten und den Besonderheiten des Raums als Schnittstelle zwischen Altstadt, Bahnhof und den umliegenden Quartieren besondere Beachtung geschenkt. Der untersuchte Perimeter wurde bewusst um das westlich des Eisenbahnviadukts gelegene, sich in SBB-Eigentum befindende Eilgutareal sowie um das Gebiet der nördlichen Oberen Altstadt erweitert. Die als Thesen formulierte Zwischenbilanz der Untersuchungen zeigt, dass es sich hier um einen wichtigen, eigenständigen Stadtraum mit Aufwertungspotenzial handelt. Diese Grundlage bildet eine fundierte Basis für die weiteren konzeptionellen Überlegungen. Diese sollen allerdings erst unternommen werden, wenn die aus der Initiative "Für einen autofreien Bahnhofplatz", aus der Planung Zukunft Bahnhof Bern sowie allenfalls aus der Initiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule" resultierenden Rahmenbedingungen definiert sind.

Fazit

Für den Gemeinderat steht momentan angesichts der oben aufgelisteten Tatsachen betreffend des Areals Schützenmatte-Bollwerk die mittelfristige Strategie im Vordergrund. Dabei sollte nichts realisiert werden, was die langfristige Entwicklung des Gebiets verhindern würde. Im Weiteren nimmt der Gemeinderat wie folgt Stellung zu den einzelnen Punkten des Postulats:

Zu Punkt 1:
Eine ersatzlose Aufhebung der Parkplätze steht in der momentanen Situation aus Sicht des Gemeinderats nicht zur Diskussion. Im Verlauf des nächsten Jahrs kann mit einem Entscheid über den möglichen Ausbau des P+R Neufeld gerechnet werden. Bei einer Erweiterung des P+R Neufeld schliesst der Gemeinderat die Aufhebung der Parkplätze als Kompensation nichtaus.

Zu Punkt 2:
Mit dem Neufeldzubringer wird die Schützenmatte ab 2009 für Cars ab der Autobahn erschlossen, ohne dass Wohnquartiere belastet werden. Eine Verbesserung der Infrastruktur, u.a. auch die Erstellung eines Dachs für die Reisenden, ist im Rahmen des Betriebs- und Gestaltungskonzepts Schützenmatte vorgesehen. Trotz der Verbesserung der Zufahrt und der Nähe des Bahnhofs ist die Schützenmatte als Carterminal für den internationalen Linienbusverkehrnicht geeignet. Einerseits weil der Standort sich zu weit von der Autobahnausfahrt befindet, andererseits weil er nicht ausbaufähig ist. Ein Ausbau ist aber angesichts der wachsenden Bedeutung des internationalen Linienbusverkehrs nötig. Der Standort P+R Neufeld wäre auch für diese Nutzung bestens geeignet. Voraussichtlich schon ab Sommer 2009 soll beim P+R Neufeld wieder ein provisorischer Carterminal betrieben werden wie er schon vor Beginn der Bauarbeiten am Neufeldzubringer bestanden hat.

Zu Punkt 3:
Die heutigen Funktionen der Schützenmatte wie Chilbiplatz, Besammlungsort für Kundgebungen und Car-Parkplätze sind unbestritten und sollen beibehalten werden. Ein Betriebs- und Gestaltungskonzept Schützenmatte existiert bereits als Entwurf. Dieses Konzept muss aufgrund des Ergebnisses der Abstimmung über die Initiative "Für einen autofreien Bahnhofplatz" sowie der Ergebnisse der Planung P+R Neufeld auf seine Gültigkeit überprüft und nach Bedarf angepasst werden.

Zu Punkt 4:
Die betroffenen Anspruchsgruppen werden in geeigneter Weise bei der Weiterbearbeitung des Betriebs- und Gestaltungskonzepts Schützenmatte miteinbezogen.

Bern, 1. April 2009
Der Gemeinderat

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Was früheres:
Verbesserung der Zugangssituation Reitschule
Firma für soziale Plastik, Martin Beutler
13.10.2005
http://www.soziale-plastik.ch/d/downloads/Vorplatz_Reitschule_Analyse_Massnahmen.pdf

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Bund 27.4.09

Lunapark Schützenmatte in Bern

Zentrifugal altern

Chilbi ist ein Abklatsch des Lebens: glitzernd, vulgär, laut, trivial und trashig - ein Besuch "uf dr Schütz" mit den Experten Mimi (7) und Alec (6).

Vor dem Härtetest auf dem Lunapark werden die Mägen im Fastfood-Lokal mit dem schottisch klingenden Namen zusätzlich mit einem Meal konfrontiert, welches happy macht. Als Geschenk gibts dazu Spider-Man- und Hello-Kitty-Figuren, die zur Chilbi bestens passen. Alec schüttet Orangensaft über seine neue Jacke. Ein böses Omen?

An der Chilbi sitzt vor dem "Gruselschiff" ein Mann mit ausgerissenen Ohrläppchen. Als er die Hand nach den Plastikchips reckt, merkt man erst, dass er echt ist. Zwei Kinder und ihr Hüter mäandern in der Geisterbahn auf einem Wagen durch düstere Gänge: "U-u-u-u", tönts überall. Grinsende Totenköpfe, Särge, die sich im Blitzlichtgewitter öffnen, ein Haifischgebiss. "Heb mi", flüstert Mimi (7), aber nur einmal. Sie und Alec (6) finden danach, es sei "ein wenig gruselig", aber "spannend und lustig".

Erholung bietet der "Funny Worm", ein Tatzelwurm, der Runden über Berg und Tal dreht. "Megalustig", findens die Kleinen, "aber es passiert fast nichts." Die Klientel von heute sucht den Kick. Die Leute wüssten kaum mehr, wie eine Schiffschaukel funktioniert, sagt Schausteller Erich Murer. Ein traditionelles Karussell und zwei Bahnen, bei denen sich Fluggeräte artig im Kreis drehen, empfinden die zwei Kinder als lässlich. "Das ist so für Drei- oder Vierjährige."

Mehr Kick? Aber sicher: mit dem "Casino", einem riesigen Roulette-Rad. Aus Boxen dröhnt Musik, unterbrochen von der unverwüstlichen Chilbi-Lockformel "Zueschtige, Platz näh". Bis sich die Flugschüsseln füllen, dauert es. Wir betrachten den Multifunktionsraum Schützenmatte. Von der Parkbank erhebt sich eine Frau mit Zigarette zwischen den Lippen und dehnt den drallen Körper in der Sonne. Da ist das neue Blech-WC-Häuschen: Wie man hört, stösst es bei Crack-Drögelern und Folienrauchern auf helle Begeisterung. Ein Fahrschüler steigt ins Auto seines Lehrers und beginnt die Lektion. Endlich fahren auch wir. Zuerst rotieren wir exzentrisch, zum Glück nur langsam. Dann kippt die Mittelachse, und wir drehen uns auf einer schiefen Ebene. Zu allem Elend wackelt die Flugschüssel hin und her. "Werde ich jemals so alt, wie ich mich jetzt fühle?", sinniert der Begleiter. Die Kinder sagen danach, ihnen sei "trümmlig", aber "nume ganz weneli". Es sei "megalustig". Deshalb fahren sie auch noch mit dem "Crazy Wheel". In diesem drehenden Zylinder klebt man dank Zentrifugalkraft an der Wand und blickt - ohne Fixierung - aus zehn Metern Höhe aufs Pflaster hinunter.

Fast nichts bleibt unversucht. Beim Büchsenwerfen gewinnen die Kinder eine als Fotoapparat getarnte Spritzpistole. Mimis dringlicher Wunsch nach Mineralwasser zeugt nicht so sehr von Durst: Sie will die Pistole füllen, was sogar ein Erwachsener durchschaut. Diesem misslingt ein Auftritt als Kraftprotz kläglich. Seine Drückversuche an den Stierhörnern des Automaten "El Toro" quittiert eine holde Frauenstimme im Innern mit kränkender Herablassung. Um die Boxmaschine nebenan machen wir darum einen weiten Bogen. Zwei Balkan-Jungs können das besser: Wenn sie zulangen, ertönt ein Hupkonzert wie von einem Konvoi geleaster Dreier-BMWs.

Fehlt noch der Jahrmarktklassiker: der Autoscooter. Was hätte man als Bub gegeben für den Passepartout-Chip mit Fuchsschwanz, mit dem der Chilbi-Mann alles à gogo zum Fahren brachte. "Putschiautos" sind nicht ungefährlich. Ein Vater rammt auf der Verkehrsfläche Frau und Töchterchen. Dieses prallt mit der Stirn ans Lenkrad. "Papa", ruft Mama empört. Wir sind vorsichtig und entsteigen dem Auto ohne Schleudertraumata. Mit Magenbrot und Zuckerwatte gehts ab nach Hause. Bilanz: Ein guter Hunderter ist futsch, die Kinder sind seelisch übersteuert, beim Begleiter kehren die Lebensgeister allmählich zurück. Der Spritzpistolen-Fotoapparat liegt übrigens bereits im Müll: Er funktionierte von Anfang an nicht.

Markus Dütschler

[i]

Lunapark Schützenmatte
noch bis Sonntag, 3. Mai.

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BKW
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grünepost.ch 27.4.09

Einladung zur Übergabe des Public Eye Award-Schmähpreises an die BKW

Keine schweizer Kohle für Klimakiller!

Die BKW ist einer von wenigen Schweizer Stromkonzernen, die sich in Deutschland an Kohlekraftwerken beteiligen will. Gleichzeitig wirbt sie in der Schweiz mit erneuerbarer Energie und Energieeffizienz.

Die BKW investiert fast eine Milliarde Franken in zwei Steinkohlekraftwerke in Dörpen (Nord-D) und Willhelmshaven (Nord-D). Sie ist somit für CO2 Emissionen (mit)verantwortlich die fast 20% der gesamten Schweiz ausmachen (4.5 & 5.1 Mio Tonnen CO2).
(Die BKW hat das eine Kraftwerk in Dörpen ins Leben gerufen und dort Gelände gekauft)

Die Bürgerinitiative "saubere Energie" aus Dörpen und die Greenpeace Regionalgruppe protestieren ab 9 Uhr 30 bei der Generalversammlung mit einem gigantisch grossen "Kohlosaurus" gegen die Kohle-Projekte der BKW.
Der Rapper Greis wird um 9h zum wiederholten mal beim BKW Hauptsitz versuchen, CEO Kurt Rohrbach den Public Award zu übergeben. Die letzten Versuche scheiterten, da Kurt Rohrbach sich weigerte, den Preis zu übernehmen.

Deswegen wurde ihr dieses Jahr der Public Eye Award verliehen, den sie im Januar in Davos nicht entgegennahm.

Übergabe des Schmähpreises/ Public Eye Award an die BKW
-> Do., 30. April 9h beim Viktoriaplatz Bern, Hauptsitz BKW

anschliessend, ca. 1000m vom Viktoriaplatz entfernt:

Protestaktion an der Generalversammlung der BKW
-> ca. 9.45-10.30, BEA-Ausstellungshalle 220.

Eure Präsenz ist in jedem Fall sehr willkommen! Idealerweise hast du von 9h bis 10.30 Zeit, um von der Übergabe beim Hauptsitz zur Generalversammlung zu pilgern. Wenn die Zeit knapp ist: Komm nur an einen der beiden Orte. Deine Präsenz ist in jedem Fall sehr willkommen! So zeigen wir, dass das Thema interessiert. Und bitte: weitersagen.

Mehr Infos:
http://www.evb.ch/p25015426.html

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HOMOPHOBIE
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20min.ch 27.4.09

Grosse Kampagne gegen Lesben- und Schwulenhass

von Patrick Marbach

Wegschauen geht nicht: In den Berner S-Bahnen und Postautos werben Plakate für mehr Toleranz und weniger Schwulenhass.

"Schwule Sau!": Solche und ähnliche Beleidigungen müssten gleichgeschlechtlich Liebende schon von klein auf hören, bedauert Thomas Hottinger von der Homosexuellen Arbeitsgruppe Bern. "Neben psychischer Gewalt kommt es auch zu körperlichen Übergriffen", weiss er. Über das Beratungstelefon Rainbow Line melden sich unter 0848 80 50 80 ständig neue Opfer, die von Schwulenhassern verprügelt wurden.

Die Berner Lesben- und Schwulenorganisationen gehen deshalb in die Offensive: Ab nächster Woche hängen in den S-Bahnen und Postautos Plakate, die für Toleranz werben. "Anlass dazu ist der internationale Tag gegen Homophobie am 17. Mai", erklärt Hottinger. "Die Kampagne ist bewusst zurückhaltend gestaltet, weil wir sie den Verkehrsbetrieben zur Genehmigung vorlegen mussten."

Die Harmonie der auf den Plakaten porträtierten Paare soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schwule und Lesben kämpferischer denn je gegen Diskriminierungen und Schikanen vorgehen. "Das Thema Homophobie muss schon vom Kindergarten an thematisiert werden", sagt Hottinger, "wir fordern, dass es auf allen Schulstufen in den Lehrplan aufgenommen wird."

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RAZZIA
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BZ 27.4.09

Razzien in Bern

Autonome verhaftet

Bei mehreren Razzien in der Stadt Bern hat die Kantonspolizei vergangene Woche vier Jugendliche der Autonomen-Szene verhaftet. Gemäss eines Berichts im "Bund" geschah dies auf Grund von Hinweisen der Freiburger Kantonspolizei. Die vier stehen unter Verdacht, an einem Überfall auf die Freiburger Bar Elvis beteiligt gewesen zu sein. Vermummte wollten ein Konzert der italienischen Gothikband Camerata Mediolanese verhindern, welche mehrfach an rechtsextremen Veranstaltungen aufgetreten war. Nach den Verhören wurden bis Freitagabend alle Festgenommenen wieder freigelassen. Zehn bis zwanzig Befragungen stehen noch bevor.
ein

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PRIVAT-PATROUILLEN
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20min.ch 26.4.09

Frauenfeld

Kanton Thurgau: Private Cops auf dem Vormarsch

von Urs-Peter Zwingli

Immer mehr Thurgauer Gemeinden rüsten ihre privaten Ordnungshüter mit Polizeikompetenzen aus. Von offizieller Seite stösst dies auf Kritik.

"Wir wollen unsere Stadt sicherer und sauberer machen", sagt Martin Klöti, Stadtammann von Arbon. Seit zwei Wochen darf die Securitas in Arbon darum Bussen verteilen und Personalien aufnehmen. Bekämpft werden sollen Probleme wie Littering, freilaufende Hunde und "Töffli­buebe" an der Seepromenade.

Einen Schritt weiter geht die Gemeinde Amriswil: Ab Anfang Juni soll hier die Hundepatrouille, eine Bürgerwehr mit Schutzhunden, gar Personen durchsuchen und wegweisen dürfen. "Vorher waren uns oft die Hände gebunden", so Patrouillenchef Jörg Schweizer. Nebst Arbon und Amriswil hat auch Weinfelden den Handlungsspielraum seiner Privat-Streife ausgeweitet: Diese kann neu Verstösse im Strassenverkehr verfolgen.

Der Verband der Schweizer Polizeibeamten (VSPB) kritisiert diese Entwicklung: Präsident Heinz Buttauer spricht gegenüber dem "Sonntag" von "Amtsanmassung". Zudem gefährde die Privatpolizei mit ihrer "äus serst minimalen Ausbildung" die Sicherheit der Bevölkerung, so Buttauer. Er fordert, dass die Kompetenzen der Milizpatrouillen einer staatlichen Kontrolle unterstellt werden.

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20min.ch 26.4.09

Birsfelden

SVP geht auf Streife

In Birsfelden patrouillieren nachts seit neustem Parteimitglieder der SVP.

Grund sind laut Vizepräsident Christian Brechbühl die gehäuften Zerstörungen und Belästigungen in der Gemeinde. "Wir haben die Schnauze voll und wollen so eine abschreckende Wirkung erzielen", so Brechbühl. Man sei in Gruppen bis zu vier Leuten unterwegs - schon erfolgreich: "Bereits zweimal haben wir Auffällige angesprochen", so der 47-Jährige. Er stellt klar: "Wir sind keine Bürgerwehr. Unsere einzige Waffe ist das Handy." Dies, um die "selten zugegene Polizei" in brenzligen Situationen zu alarmieren.

In der Gemeinde ist man sich der Probleme bewusst. Laut dem Birsfelder Gemeindepräsidenten Claudio Botti ist auf Ende Monat ein runder Tisch mit Regierungs­rätin Sabine Pegoraro, dem Polizeikommandanten und dem Jugendanwalt geplant.

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Sonntag 26.4.09

Privatpolizei im Vormarsch

Polizistenverband besorgt über private Schnüffler

Mehrere Gemeinden rüsten ihre "Miliz-Polizei" auf: Neu dürfen private Sicherheitskräfte Bussen verteilen, Ausweiskontrollen durchführen und Verstösse im Strassenverkehr verfolgen. In Amriswil TG ist sogar eine Bürgerwehr mit Schutzhunden im Einsatz. "Inakzeptabel", sagt der Schweizer Polizistenverband. (PAS) > Seite 4

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Zivile Sheriffs und Bürgerwehr: Jetzt wird die Polizei privatisiert

Neues Rahmengesetz für Sicherheitsunternehmen gescheitert - Polizeiverband fordert Massnahmen gegen private "Cops"

Bussen, Ausweiskontrollen, Verkehrsüberwachung: Neu bekommen private Ordnungshüter Polizeikompetenzen. Der Verband der Schweizer Polizeibeamten ist besorgt. Er fordert eine Staatskontrolle der "Privatpolizei".

Von Nadja Pastega

Die Gewaltkriminalität verschärft sich ungebremst. Doch die meisten Kantone und Gemeinden stocken die Polizeicorps nicht auf - sie schicken stattdessen private Sicherheitsdienste auf Streife. Jetzt bekommen die zivilen Sheriffs sogar Polizeikompetenzen: Sie dürfen Bussen verteilen, Ausweise kontrollieren, Personalien aufnehmen und sogar Verstösse im Strassenverkehr verfolgen.

Gleich mehrere Gemeinden haben die private Parapolizei verstärkt und mit neuen Kompetenzen ausgerüstet:

 > Uzwil SG verdoppelt das Budget für private Sicherheitspatrouillen. "Wir wollen die Präsenz des privaten Sicherheitsdienstes wesentlich ausweiten", sagt Gemeinderatsschreiber Thomas Stricker. Zudem ist ein neues Reglement in Kraft, das den privaten Ordnungshütern erlaubt, Parkbussen auszustellen und Personalien aufzunehmen.

 > In Amriswil TG patroulliert eine Bürgerwehr mit Schutzhunden. Die Miliztruppe rekrutiert sich aus privaten Hundehaltern. Die Befugnisse der Amriswiler "Hundepatrouille" wurden massiv ausgeweitet: "Neu dürfen sie Identitätskontrollen durchführen, mitgeführte Sachen kontrollieren und Leute wegweisen, wenn sie die Benutzerordnungen in öffentlichen Anlagen missachten", sagt Roland Huser von der Stadtkanzlei. Zudem dürfen die Hobbypolizisten Bussen verteilen gegen Littering oder bei Verstössen gegen das Hundegesetz.

 > In Arbon TG ist seit März eine private "Sicherheitspatrouille" im Einsatz - mit weitreichenden "Ordnungskompetenzen", wie es auf der Gemeindekanzlei heisst: "Neu können die Patrouillen Bussen aussprechen." Die privaten Schnüffler dürfen auch im Strassenverkehr aktiv werden. "Bei schwerwiegenden Ereignissen werden die Betroffenen bei der Polizei verzeigt."

 > Auch in Weinfelden TG kann die private Streife neuerdings Verstösse im Strassenverkehr verfolgen: "Da geht es um die Kontrolle von Fahrverboten auf bestimmten Strassenabschnitten", sagt Gemeindeschreiber Martin Sax. Die Milizpolizei darf neuerdings auch Ausweiskontrollen durchführen, bei Hundehaltern den Leinen- und Maulkorbzwang überwachen und Abfallsünder büssen. "Dafür sind 150 000 Franken pro Jahr budgetiert."

Auch grosse Städte lagern immer mehr Polizeiaufgaben aus. In Zug und Luzern sucht Securitas derzeit Personal, das "aktiv für Ruhe und Ordnung" sorgt, wie es in den Stelleninseraten heisst.

 Die Argumente der Behörden sind stets dieselben: Private Sicherheitsdienste sind günstiger und flexibel einsetzbar. Jetzt werden den Privatcops immer mehr Aufgaben übertragen. Sie übernehmen heute nicht bloss Bagatellaufgaben. Securitas zum Beispiel führte im letzten Jahr 13 258 Gefangenentransporte durch.

 Die Parapolizei boomt. Landesweit beschäftigen private Sicherheitsdienste rund 11 000 Ordnungshüter - mehr als doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Dagegen stagniert die Zahl der Polizisten: 16 000 sind aktiv im Dienst, gleich viele wie vor zehn Jahren.

Der wachsende Trupp der Privatpolizei beunruhigt den Verband der Schweizer Polizeibeamten (VSPB). "Eine inakzeptable Einmischung in die Polizeiarbeit", sagt Verbandspräsident Heinz Buttauer. "Polizeihoheitliche Aufgaben" dürften nicht an zivile Ordnungshüter delegiert werden: "Wenn private Sicherheitsdiens-te Bussen verteilen oder die Personalien aufnehmen, ist das Amtsanmassung." Zudem verfügten Private nur über eine "äusserst minimale Ausbildung". Buttauer: "Durch ihr unüberlegtes Handeln setzen die Behörden die Sicherheit der Bevölkerung fahrlässig aufs Spiel."

Jetzt müssten die Kompetenzen der Milizpatrouillen dringend geregelt und einer staatlichen Kontrolle unterstellt werden, fordert der Polizeiverband: "Es braucht ein eidgenössisches Gesetz, das die Aktivitäten der privaten Sicherheitsanbieter verbindlich regelt."

 Die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) hat re-agiert. In einem gesamtschweizerischen Konkordat sollen Zulassungsregeln und Qualitätsstandards für private Sicherheitsunternehmen verankert werden. Anfang April war die Verabschiedung traktandiert, der Gesetzesentwurf wurde aber verworfen. "Wir wollten eine Bewilligungspflicht für sämtliche Mitarbeiter von privaten Sicherheitsunternehmen einführen", sagt Roger Schneeberger, Generalsekretär der KKJPD: "Jetzt müssen wir zurückkrebsen." Ein neuer Gesetzesentwurf soll im Herbst vorliegen.

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SQUAT LU
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20min.ch 27.4.09

Hausbesetzer müssen ausziehen

Eine Woche nach dem Einzug in die beiden Liegenschaften an der Neustadtstrasse 30 und 32 müssen die Besetzer wieder raus.

Die Gruppe von jungen Frauen und Männern war in der Nacht auf den 20. April illegal in die leerstehenden Häuser eingedrungen. Sie wollten das alternative Zusammenleben erproben, wie sie gestern mitteilten. "Nun haben die Besitzer verlangt, dass wir die Häuser bis morgen verlassen", sagte gestern einer der Besetzer auf Anfrage von 20 Minuten. Die Gruppe werde die Liegenschaften friedlich räumen.

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Indymedia 26.4.09

Lozärn stenkt au ohni üs ::

AutorIn : ya basta!         

Wiederbelebung Neustadtstr. 30& 32

Wir, eine Gruppe junger Frauen und Männer, haben in der Nacht vom Sonntag 19. April auf Montag 20. April die leer stehenden Häuser an der Neustadtstr. 30& 32 wiederbelebt. Unser Ziel ist es, in einer Hierarchie freien Gruppe, das alternative Zusammenleben zu erproben.

Die Stadt Luzern betreibt in Zusammenarbeit mit denn jeweiligen Grundstückeigentümern eine unhaltbare Wohnpolitik, welche der Profitmaximierung dient. Alte Häuser müssen immer mehr neuen Grossüberbauungen weichen. Das Ziel besteht darin, möglichst viele Leute auf möglichst kleinem Platz unterzubringen. Dies sehen sie als effiziente Platznutzung.
Wie effizient ist diese aber noch, wenn dabei die Lebensqualität immer mehr verloren geht?

Ist es erstrebenswert, in einer kleinen 3 Zimmerwohnung zu wohnen?
Ist es erstrebenswert, nicht mal seinen Nachbarn zu kennen?
Ist es erstrebenswert in einer Betonwüste zu leben?
Bedeutet dies tatsächlich Lebensqualität?

Wir haben jedenfalls keinen Bock darauf. Wir wollen Platz um unsere Ideen und Projekte gemeinsam auszuleben und uns entfalten zu können. Als Kollektiv zusammen essen, schlafen, streiten, diskutieren und feiern. Das Leben spielt sich für uns nicht bloss in den eigenen 4 Wänden ab.
Wir wollen auch anderen Leuten Platz und Raum bieten ihre Projekte zu verwirklichen und eine Plattform für den politischen Austausch ermöglichen.

Durch die momentane Stadtpolitik wird uns dies nicht bloss verunmöglicht, nein wir werden auch noch kriminalisiert dafür.

Ist es kriminell, wenn mensch sein leben selbst gestalten will?
Ist es kriminell, dass einem seine Mitmenschen nicht scheissegal sind?
Ist es kriminell, wenn mensch keinen Bock darauf hat bloss zu konsumieren?
Ist es kriminell, sich für seine Meinung einzusetzen?
Ist es kriminell, ein seit längerer Zeit leer stehendes Gebäude zu nutzen solange keine andere Verwendung dafür besteht?

Wir werden die Liegenschaft an der Neustadtstr. friedlich verlassen, doch wir werden uns auch in Zukunft gegen Immobilienspekulanten und Abriss auf Vorrat einsetzen.

Heut ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage...

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NO NATO 2009
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linksunten.indymedia.org 26.4.09

Einige Gedanken zur Kritik am "Schwarzen Block" in Strasbourg

Verfasst von: Autonome Gartenzwerge

Viel wurde seit den Anti-NATO Protesten über das angeblich neue Ausmaß der Gewalt geschrieben, das in Strasbourg vom "Schwarzen Block" ausgegangen sei.

Immer wieder wurde daraus die Konsequenz gezogen, dass "friedliche DemonstrantInnenen" sich in Zukunft genau überlegen sollten, ob und wie sie mit diesem "Schwarzen Block" zusammenarbeiten wollen (1). Wir wollen diesen teils weltfremden, teils böswilligen, in fast allen Fällen zumindest überheblichen Texten (2) unsere Sicht der Dinge entgegen halten (3).

1.
Die gewaltfreien Organisationen und Menschen haben keinen Grund sich zu beklagen: ihre morgendlichen Blockaden blieben frei von jeglichen "störenden gewaltbereiten Elementen."

Dennoch wurden diese gewaltfreien Blockaden - und nicht nur die Demo - mit Tränengas angegriffen. Ein schöner Beleg, dass es nicht der "Schwarze Block" war, der Polizeigewalt provoziert hat. Die Bullen brauchen keine Legitimation um Gewalt anzuwenden. Ebensowenig brauchen sie Riots, um im Nachhinein ihren Überwachungs- und Kontrollapparat zu rechtfertigen (4). Friedliche Demos werden einfach als "erfolgreiche Polizeieinsätze" verbucht.

2.
Wer glaubt, einen in elitären Vorbereitungstreffen gefundenen Konsens zur "Gewaltfreiheit" an einer Großdemo umsetzen zu können, ist naiv. Das ICC traf sich einmal im Monat irgendwo in Europa: Mal in Brüssel, mal in Paris, mal in Straßburg, meist unter der Woche. Da nützt es dann wenig, wenn die Treffen offen für alle sind; kommen können immer nur Privilegierte.

3.
Ohne militante Gruppen hätte es wahrscheinlich nicht einmal eine Auftaktkundgebung gegeben. Bis 12:38 Uhr (5) blockierten die Bullen nämlich die beiden wichtigsten Brücken, die zur Insel führten. Wäre es nach ihnen gegangen, hätte es wohl gar keine Demo gegeben.

Während die "gewaltfreien" (in dieser Situation wäre vielleicht der Begriff "passiv" angebracht) DemonstrantInnen ratlos herumstanden,versuchten Black-Block Leute, sich und allen anderen den Weg auf den Versammlungsort frei zu kämpfen.

Die "Schwarzen" standen in dieser Situation ganz vorne und haben dort ihren Kampf selbst ausgetragen. Von hinten kamen permanent neue Leute und neues Material; wem die Situation zu viel war, konnte sich jederzeit aus dem direkten Gefahrenbereich zurück ziehen. Es gab genügend Zeit und Möglichkeiten, sich sein Eskalationslevel auszusuchen. Die "Friedlichen" konnten im Endeffekt im Schatten der Militanten auf die Insel ziehen. Der "Schutzschild-Vorwurf" ist deshalb völlig unangebracht.

4.
Zur Situation auf der Insel. Tatsache ist: Die ganzen "friedlichen" Menschen sind da geblieben. Es gab keine Kritik vor Ort an den Aktionen des Schwarzen Blocks. Es war eine gute Situation: Die einen brieten Würstchen, die anderen warfen Steine. Wer den RednerInnen der Kundgebung zuhören wollte konnte das tun. Es gab für jedeN die Möglichkeit, sich dahin zu begeben wo er/sie wollte. Wir wundern uns, warum das jetzt zur Diskussion wird. Das Beispiel auf der Insel hat gezeigt, dass verschiedene Aktionsformen nebeneinander laufen können. Gute Bilanz! Sogar die AnwohnerInnen haben während den Riots Getränke an Vermummte verteilt.

5.
Es bringt uns nicht weiter, immer wieder den Bullen eine "Eskalationsstrategie" und "unnötige Gewalt" vorzuwerfen. Ebenso wenig hilft es, wenn man der Repression allzu viel Aufmerksamkeit schenkt, wie das auch in einigen radikaleren Rückblicken gerne getan wird (6). Natürlich kritisieren wir den Staat und die Polizeigewalt und müssen uns auch immer wieder neu darüber wundern, wie es sein kann, dass ein System, das von uns (durch Steuern und Arbeit) Unterstützung erzwingt, gleichzeitig mit Gewalt eine Herrschaftslegitimation - sogenannte Demokratie - erzwingt. Aber Bullen sind immer, per definitionem, gewalttätig, und immer für den status quo und das herrschende System. Die verschärfte Repression zeigt nur, dass sie uns nicht mehr ignorieren können, dass wir sie an einer empfindlichen Stelle zu treffen in der Lage sind. Und das ist doch wahrhaftig kein Grund zur Empörung!

6.
Stattdessen könnten wir die Diskussion strategisch führen: Aktionen lösen Reaktionen aus. Das gilt in beiden Richtungen. Wenn die Bullen die Brücken blockieren und niemanden rüber lassen, dann werden sie vertrieben, weil die Demo über die Brücken will. Das ist strategisch richtig. Wenn die Bullen die Leute auf einer Insel festhalten, dann werden sie und weitere Ziele angegriffen. Möglichst großer Sachschaden (an geeigneten Objekten) ist eine Möglichkeit ihnen zu zeigen, dass der Preis für eine solche "Einkesselung" hoch ist.

7.
Dass dieser Sachschaden zum Grossteil gezielt verursacht wurde, ist darüber hinaus eine große politische Leistung. Was gibt es denn Symbolischeres als ein Zollhaus? Auch der politische Gehalt des Hotelbrandes ist offensichtlich, auch wenn er oft ignoriert wird: Ibis hatte einen Vertrag mit den Bullen, hat diese beherbergt. Zudem ist die ACCOR-Gruppe, zu der Ibis gehört, maßgeblich beteiligt am Aufbau eines Abschiebeknasts in Frankreich (7). Ganz abgesehen von der systematischen Ausbeutung von MigrantInnen (hierzu gab es in den letzten Jahren schon verschiedene MitarbeiterInnenstreiks, Direkte Aktionen und Kampagnen) (8).

8.
Die Frage nach PolizeiprovokateurInnen bei bestimmten Aktionen ist zweitrangig, solange deren Beteiligung nicht eindeutig beweisbar ist. Es ist klar und oft auch belegbar, dass diese immer wieder da sind. Bei allen militanten Aktionen aber gleich Provokateure zu vermuten, spricht dem Schwarzen Block eigenständiges Handeln ab. Zollstation und Ibis waren keine zufälligen Ziele. Alles Chaoten oder so genannten "unpolitischen Jugendlichen" zuzuschreiben, vermeidet eine Auseinandersetzung mit deren Argumenten.

9.
Die Herausforderung für die Protestbewegung ist nach jedem Gipfel die selbe: Sich nicht durch das von Bullen und Medien gezeichnete Bild der Proteste so sehr verunsichern zu lassen, dass man an den eigenen Verbündeten zu zweifeln beginnt.

10.
Auf der anderen Seite würde es wohl auch dem radikalen, der Gewalt nicht abgeneigten Teil der Protestbewegung nicht schaden, wieder mal grundsätzlich über Vor- und Nachteile von Bündnissen mit Gruppen, mit denen man nichts als die Ablehnung eines Großevents gemein hat, nachzudenken. In der Vorbereitung dieser Proteste hat sich wieder einmal gezeigt, dass radikale Basisgruppen die mühselige Strukturarbeit (Campauf- und abbau, Convergence Center, usw) machen, während sich die großen, etablierten NGOs mit Plakatedrucken und Blockadevorbereitung beschäftigen können. Wären die Riots nicht gewesen, wären von den Protesten höchstens ein paar reformistische Forderungen übrig geblieben. Deshalb möchten wir uns an dieser Stelle bei all denen bedanken, die mit ihrer guten Arbeit im Camp, im Convergence Center Molodoi, im CC Freiburg, bei Indymedia Linksunten, beim Legal Team und an ganz vielen anderen Ecken und Enden diese Proteste erst ermöglicht haben.


Anmerkungen

So zB: Discussion following my report "NATO Demo in Strasbourg ends in disarray... By Elsa:
http://www.gipfelsoli.org/Home/Strasbourg_Baden-Baden_2009/6828.html
ebenso: Nach Strasbourg: Zum Umgang mit der Gewalt in den eigenen Reihen by Andreas Speck, WRI:
http://gipfelsoli.org/Home/Strasbourg_Baden-Baden_2009/NATO_2009_Evaluation/6851.html

2. Als Beispiel für einen besonders arroganten Artikel: Ingredients for a Disaster. NATO, Strasbourg and the Black Block, By DIANA JOHNSTONE: http://www.counterpunch.org/johnstone04072009.html

3. Um diesen Text nicht ausufern zu lassen, verzichten wir auf eigentlich dringend notwendige Definitionen von Begriffen wie "Gewalt - gewaltfrei", "friedlich - "militant/gewaltbereit/"Schwarzer Block." Diese Begriffe stehen sich leider auch hier etwas diffus gegenüber.

4. Wie dies etwa in dem furchtbaren Interview der jungen welt mit einem Mitglied des ICC betont wird:
http://www.jungewelt.de/2009/04-11/023.php

5. Vgl. Ticker von indymedia linksunten:
http://linksunten.indymedia.org/de/ticker/nato09/de

6. So zB: Strasbourg should be a riot... By Anarchistische Gruppe Freiburg
http://www.ag-freiburg.org/News/Strasbourg-should-be-a-riot

7. http://www.geocities.com/insurrectionary_anarchists/solidarityacrossborders.html

8. Stop the call for denunciation of the ICC for the Anti-NATO-demonstration in Strasbourg:
http://gipfelsoli.org/Home/Strasbourg_Baden-Baden_2009/NATO_2009_Evaluation/6773.html

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Radio Corax (Halle) 24.4.09

Rote Hilfe zur Natokonferenz-Repressionen

Anfang April fand in Starßburg und Kehl ein Nato-Gipfel statt - Anlass: 60 Jahre Militärbündnis Nato. Natürlich gab es auch wieder viele Natogegner und Friedensaktivisten, die dort ihren Protest zum Ausdruck bringen wollten. Berichtet wurde darüber in den Medien aber nur wenig und wenn dann war stets die Rede von stets Radikale und Terroristen. Proteste wurden massiv unterdrückt - wie das im Detail aussah und ob das überhaupt rechtens war, darüber sprach Radio Corax mit Michael von der Roten Hilfe.
http://www.freie-radios.net/mp3/20090424-rotehilfez-27596.mp3

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ANTI-ATOM
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Bund 27.4.09

"Atomzeitbombe Mühleberg"

Rund 400 Personen haben gestern auf dem Münsterplatz gegen Atomkraft demonstriert

Unter dem Motto "Kein Tschernobyl in Mühleberg" hat ein breites Bündnis von Organisationen und Parteien zum Protest gegen den unbefristeten Betrieb des Atomkraftwerks Mühleberg und zum Einsatz erneuerbarer Energien aufgerufen.

Michelle Schwarzenbach

An der Bühne auf dem Münsterplatz lehnt ein riesiger Kehrichtsack mit der Aufschrift "Atommüll". Daneben steht eine Kernmantelattrappe aus weissem Stoff. Links und rechts reihen sich Informationsstände aneinander. Die lachende rote Sonne auf gelbem Grund, das Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung, ist omnipräsent - auf Klebern, T-Shirts oder in Prospekten.

Rund 400 Menschen aus der ganzen Schweiz haben sich laut Schätzung der Nachrichtenagentur sda am 23. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl auf dem Münsterplatz versammelt, um unter dem Motto "Kein Tschernobyl in Mühleberg" zu demonstrieren. Die Organisatoren - Anti-Atomkraft-Bewegungen, Umweltorganisationen und mehrere Parteien des links-grünen Spektrums - wollen insbesondere auf die seit Längerem bekannten Risse im Kernmantel des Atomkraftwerks (AKW) in Mühleberg aufmerksam machen, die in ihren Augen ein grosses Risiko darstellen, und gegen eine unbefristete Betriebsbewilligung protestieren. Zudem informieren sie die Anwesenden über die Gefahren bei der Nutzung von Atomenergie und zeigen mögliche Alternativen auf.

Junge Leute mobilisieren

Am Anfang steht allerdings Energie, die durch den Mund erzeugt wird. Eröffnet wird die Veranstaltung von der Hip-Hop-Combo Mundartisten aus Langenthal, die die Anwesenden mit frechen Sprüchen und Beat-Boxing im Nu vor die Bühne lockt. "Wir wollen mit der Band die jungen Leute anziehen", erklärt Edith Siegenthaler von der Organisation "Nie wieder Atomkraftwerke" (NWA). Denn: Noch spreche das Thema vor allem ältere Leute an, in deren Köpfen sei Tschernobyl nach wie vor präsent. Entsprechend ist die AKW-Gegnerschaft um eine Verjüngung bemüht.

Nach einer kurzen Begrüssung durch Aline Trede von NWA, die auch die Gäste aus der Westschweiz - unter anderen die Genfer Gruppierung "contrAtome" - herzlich willkommen heisst, hat die grüne Grossrätin Rita Haudenschild das Wort. In ihrer Rede stehen die Alternativen zu AKWs im Fokus. "Erneuerbare Energien einsetzen und damit Mühleberg überflüssig machen, dies ist das Ziel der neuen kantonalen Initiative ,Bern erneuerbar‘. Für den Umstieg von Atom- auf erneuerbare Energien braucht es in erster Linie den politischen Willen und Druck aus der Bevölkerung", meint sie. Darauf spricht die Genfer SP-Nationalrätin Maria Roth-Bernasconi und betont, wenn jemand sage, Tschernobyl könne sich nicht wiederholen, sei das inakzeptabel. Sie verlangt, noch heute mit der Planung des Ausstiegs aus der Atomenergie zu beginnen.

Lautstarke Performance

Zur Auflockerung folgt eine Performance. Jürg Joss von der Organisation "Fokus Anti-Atom" demonstriert anhand einer Kernmantelattrape, wie es beim Bruch einer Umwälzschleife im Reaktor zu einer massiven Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt kommen kann. Das Publikum gerät in Aufruhr - weniger wegen Joss' Worten als vielmehr wegen eines ohrenbetäubenden Knalls im Innern des Kernmantels und einer dunkelgrünen Rauchwolke, die für kurze Zeit die Bühne einhüllt.

Als die Sicht wieder klar ist, ergreift Rainer zur Linde, der in der Nähe des AKW Mühleberg wohnt, das Wort. Für ihn steht fest: "Das Atomkraftwerk Mühleberg ist eine Atomzeitbombe - deshalb weg mit ihm und her mit erneuerbaren Energien, und zwar so schnell als möglich." Zur Linde erntet kräftigen Applaus.

Internationaler Friedensmarsch

Der letzte Redebeitrag kommt von Kaspar Schuler, Ko-Geschäftsleiter Greenpeace Schweiz. "Rund um die Atomkraft wird von sicherer und einheimischer Energie gesprochen. Das ist manipulativ und verantwortungslos gegenüber indigenen Völkern, die besonders unter dem Uranabbau zu leiden haben: Ihre heiligen Berge werden entweiht, und ihr Trinkwasser wird verseucht", meint er.

Schliesslich betritt ein bunter Tross von Menschen die Bühne: "Footprints for peace". Die internationale Gruppe, die sich zurzeit auf einem Friedensmarsch für eine Zukunft ohne Atomkraft von Genf nach Brüssel befindet, stellt sich dem Publikum vor.

Gemeinsam unterwegs sein, gemeinsam ein Zeichen setzen - darin sieht Aline Trede auch den Sinn dieser Kundgebung: "Alleine im stillen Kämmerchen zu sitzen, nützt nichts. Wir müssen gemeinsam zeigen: Wir sind dagegen."

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BZ 27.4.09

Super-GAU vorgeführt

Das AKW Mühleberg sorgt für rote Köpfe mit grünem Gewissen: Es handle sich um eine "Atomzeitbombe", hiess es gestern.

Das Datum der gestrigen Anti-AKW-Kundgebung auf dem Münsterplatz war kein Zufall. Genau 23 Jahre ist es her, seit es in der damals sowjetischen Stadt Tschernobyl zum bisher einzigen Super-GAU kam, zum grössten anzunehmenden Unfall bei einem Atomkraftwerk. Ein breites Bündnis von Organisationen und Parteien hatte zur Kundgebung aufgerufen und zeigte auf dem Münsterplatz, wie es beim AKW Mühleberg zu einem Unfall kommen kann. Modellhaft wurde vorgeführt, wie nach einem Bruch der Umwälzschleife im Reaktor eine massive Menge von Radioaktivität freigesetzt und weite Teile Europas verstrahlt würden.

"Nicht vergessen"

Ein Anwohner des AKW Mühleberg, Rainer zur Linde, bezeichnete den umstrittenen Bau als "Atomzeitbombe". "Wir dürfen Tschernobyl nicht vergessen", mahnte Kaspar Schuler, Co-Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz. Genfs SP-Nationalrätin Maria Bernasconi forderte den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie und die Förderung der nachhaltigen Energie, bei der Frauen eine Schlüsselrolle spielen werden. Rita Haudenschild, grüne Berner Grossrätin, machte auf die laufende Initiative "Bern erneuerbar" aufmerksam.

Friedliche Kundgebung

Nach Schätzung der Organisatoren nahmen 400 bis 500 Personen an der Kundgebung teil. Sie verlief laut Kantonspolizei "absolut friedlich". Interessierte konnten sich am späteren Nachmittag in den Kinos von Reitschule und Kellerkino weiter über die Risiken von Atomenergie informieren.
pd/ein

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Basler Zeitung 27.4.09

Tschernobyl bewegt die Gemüter noch immer

Gedenkveranstaltungen zum 23. Jahrestag der Atomreaktor-Katastrophe in der Ukraine, in Bern und Zürich

Der Tschernobyl-Jahrestag war Anlass für eine Kranzniederlegung in Kiew und Manifestationen in der Schweiz.

Am 23. Jahrestag der Explosion eines Reaktors des Atomkraftwerks in Tschernobyl haben gestern Hunderte Ukrainer der Opfer der Katastrophe gedacht. Staatschef Viktor Juschtschenko und Regierungsmitglieder legten in Kiew an einem Denkmal für die Tschernobyl-Opfer einen Kranz nieder. Ehemalige Mitglieder der Aufräumkräfte, welche die verseuchte Unglücksstelle gereinigt hatten, schmückten das Denkmal unter Tränen mit Fichtenzweigen. Während einer religiösen Zeremonie wurden Kerzen zum Gedenken an die Opfer entzündet. In Slawutitsch, einer Kleinstadt in der Nähe des Unglücksorts, kamen mehrere Hundert Menschen zu einer Mahnwache zusammen.

"Wir erinnern uns heute mit tiefer Trauer an diese Helden, die gegen die atomaren Elemente kämpften und sich für uns und unsere Kinder opferten", erklärte Juschtschenko.

Bei den Aufräumarbeiten nach der Reaktorexplosion am 26. April 1986 starben amtlichen Schätzungen zufolge mehr als 25 000 Menschen. Rund 2,3 Millionen Ukrainer leiden nach offiziellen Angaben an den Folgen des Unglücks.

Betonhülle

Weite Teile der damals noch zur Sowjetunion gehörenden Ukraine, Russlands und Weissrusslands waren durch die Katastrophe radioaktiv verseucht worden. Die Strahlung gelangte bis in den Westen Europas.

Der letzte Tschernobyl-Reaktor wurde im Dezember 2000 abgeschaltet. Eine Betonhülle bedeckt heute den explodierten Reaktor, in dem 200 Tonnen radioaktives Magma glühen. Sie zeigt jedoch Risse. Unterstützt durch internationale Hilfsgelder, soll frühestens Ende dieses Jahres mit dem Bau einer neuen Stahlumhüllung begonnen werden. Diese soll 2012 fertiggestellt sein.

In Bern und Zürich war der Gedenktag Anlass für Manifestationen. 400 Personen demonstrierten in Bern gegen den unbefristeten Betrieb des AKW Mühleberg. Sie machten auf die Risse im Kernmantel des AKW aufmerksam. Die Umweltorganisation Greenpeace demonstrierte an verschiedenen Standorten im Kanton Zürich mit Atommüllfässern gegen die "Neubauträume der Atomlobby". SDA