MEDIENSPIEGEL 28.4.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (tojo, Kino)
- Kunst-Mäzen Wyss ProPRogr
- Stadttheater: Mehr Reitschule-Groove nötig
- Greis plant BKW-Schmähpreis-Übergabe
- ZH: EDU-Hetze gegen Schwule + Lesben
- Bundesgericht: SVP-Bet-Plakat nicht rassistisch
- Privatpatrouillen Birsfelden + SBB
- Interview zu Mumia Abu-Jamal
- No Nato 2009: Solidarität mit den Gefangenen
- Gipfelsoli-News 27.4.09

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REITSCHULE
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Di 28.04.09
20.30 Uhr - Tojo - auawirleben: Hausprobe von Theater M21, Hildesheim-Göttingen. Danach Publikumsgespräch.

Mi 29.04.09
19.00 Uhr - SousLePont - Wallis Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne Nr. 112

Do 30.04.09
20.00 Uhr - Kino - Soy Cuba, M. Kalatosow, CUB 1964, 141 Min., 35mm, span./d  - Mit einer Einführung von Geri Krebs
20.30 Uhr - Tojo - Auawirleben: Für eine bessere Welt, Roland Schimmelpfennig. HKB
21.00 Uhr - Rössli-Bar - BABEL FISHH US, Rap

Fr 01.05.09 (Heraus zum 1. Mai!)
15.30 Uhr - Kramgasse - Besammlung zum 1. Mai-Umzug
15.45 Uhr - Kramgasse - Besammlung Revolutionärer Block
16.00 Uhr - Innenstadt - 1. Mai-Umzug
16.30 Uhr - Bundesplatz - Offizielle Feier mit diversen Reden + Konzerten: Addam Had'em, Stiller Has BE
16.30 Uhr - Vorplatz - Revolutionäres 1. Mai-Fest - Infostände, Antifaschistischer Jahrmarkt + Konzerte: Skärseld D (HC-Punk), ProtonProd CH (Rap), Quartier Libre FR (Ska-Punk) (bis 23.00)
20.30 Uhr - Kino - Soy Cuba, M. Kalatosow, CUB 1964, 141 Min., 35mm, span./d
20:30 Uhr-  Auawirleben: "Für eine bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig. HKB. Danach Publikumsgespräch.
23.00 Uhr - Vorplatz- Piratenbar & DJ IPod
23.00 Uhr - Dachstock - Ballroomblitz II: Saint Pauli (Etage Noir Special/Moonbootique/ger) & Zaber Riders (ch)

Sa 02.05.09
20:30 Uhr- Auawirleben: "Für eine bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig. HKB
21.00 Uhr - Kino - Havanna - die neue Kunst Ruinen zu bauen, F. Borchmeyer, D/CUB 2006, 85 Min., 35mm, OV/d
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: Calibre (Signature Recs/UK) & MC DRS (UK)

So 03.05.09:
08.00 Uhr - Grosse Halle/Vorplatz - Flohmarkt
09.00 Uhr - SousLePont - Brunch
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Piano-Bar

Infos: www.reitschule.ch

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kulturagenda.be 30.4.09

"Für eine bessere Welt" im Tojo Theater

Der Krieg ist ein prominentes Thema am zeitgenössischen Theatertreffen Auawirleben. Im Stück der Hochschule der Künste Bern landen Soldaten auf einer Insel, wo sich Zeit, Raum und Geschlechterverhältnisse verschieben. Der Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner leistet der Mythenbildung Vorschub.
Tojo Theater, Bern. Do., 30.4., Fr., 1.5., Sa., 2.5., jeweils 20.30 Uhr

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Kubanische Filme im Kino in der Reitschule

Der Episodenfilm "Soy Cuba"("Ich bin Kuba") des russischen Regisseurs Michael Kalatosow aus dem Jahr 1964 singt ein Loblied auf die kubanische Revolution, deren heuer anlässlich des 50. Jahrestages gedacht wird. Der Klassiker ist sowohl filmisch als auch historisch ein eindrückliches Dokument, ganz in der Tradition des sowjetischen Revolutionskinos.

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PROGR
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bernerzeitung.ch 28.4.09

Mäzen Wyss unterstützt das Progr-Künstlerprojekt

Überraschungscoup der Progr-Künstler in der Stadt Bern: Hansjörg Wyss, der finanzstarke Mäzen des Kunstmuseums Bern, hat sich am Dienstag ausdrücklich für ihr Projekt stark gemacht.

Wyss sagte am Dienstag an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz im Progr, er unterstützt das Projekt persönlich und im Namen der Stiftung Gegenwartskunst in Bern.

Am 17. Mai stimmen die Stadtberner Stimmberechtigten über die Zukunft des Kulturzentrums Progr am Waisenhausplatz ab. Zur Abstimmung steht der Verkauf an eine Immobiliengesellschaft oder der Weiterbetrieb des Zentrums. (sda)

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SUBVENTIONEN
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Bund 28.4.09

Tribüne

Stadttheater Bern, wohin mit dir?

Samuel Schwarz

Das Stadttheater Bern hat einen Subventionsrahmen von 23760 000 Franken. Ein Drittel der Gesamtkosten kann eindeutig den Sparten zugewiesen werden. Zwei Drittel der Kosten sind für Personal und Infrastruktur, die im Rahmen der Synergien des Dreispartenhauses allen drei Sparten dienen. Der gesamte Subventionsbetrag lässt sich in diesem Sinne - als grob geschätzte Grössenordnung - wie folgt den einzelnen Sparten zuteilen: Musiktheater 60 Prozent; Schauspiel 30 Prozent; Ballett 10 Prozent.

Eine Evaluationsgruppe erarbeitet nun neue Modelle, die noch vor den Sommerferien der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Die Stadt Bern verfügt über ein Theaterinstitut an der Universität, über eine Hochschule der Künste mit Schauspielausbildung, über eine lebendige Freie Szene mit international wirkenden Gruppen und mit Auawirleben über ein herausragendes Festival. Über was aber Bern anscheinend nicht verfügt, ist eine Öffentlichkeit, die genügend für diese exquisiten Standortfaktoren sensibilisiert ist. Im Moment findet angeblich hinter den Kulissen ein Streit über die Zukunft des Stadttheaters statt. Im öffentlichen Raum herrscht vornehmes Schweigen und gepflegte Diplomatie.

Die Diskussion - und das weiss ich aus eigener Erfahrung - ist auch hinter den Kulissen eher gelähmt als heftig und das aus gutem Grund: Zur Diskussion stehen anstelle des Dreispartenhauses einzelne Spartenhäuser, aber - und das ist die Krux - nicht die Höhe der Grundsubvention. Wenn man nun ein bisschen rechnet, wird schnell klar, dass diese Grundsubvention von 2376000 Franken nicht ausreichen wird, drei Spartenhäuser zu führen, dies, weil die administrativen Kosten massiv erhöht werden durch die Teilung.

Eines der Probleme scheint nun zu sein, dass die Stadt - und mit ihr die Evaluationsgruppen - Angst hat vor grundsätzlichen Änderungen. Solange die Oper 60 Prozent aller Kosten verschlingt, wird beispielsweise ein Schauspieltheater nie richtig leuchten können. Aber ist Bern wirklich die richtige Stadt für einen so teuren Opernbetrieb? Brauchte die Stadt mit ihren Dramatiker-Potenzialen nicht eher ein starkes Schauspieltheater - und das nicht in Köniz, sondern im Herzen der Stadt? Die (unterfinanzierte) Berner Freie Szene generiert regelmässig Dramatiker wie auch Theaterteams von internationalem Format. Solange es nicht die Möglichkeit gibt, diese reifenden und gereiften Talente im Herzen der Stadt auf ein goldenes Tablett zu stellen, werden sich diese Talente ihr goldenes Tablett woanders suchen. Die sechs Millionen Franken, die dem Schauspiel nach der Spartentrennung zur Verfügung stehen würden (administrative Kosten ausgenommen), reichen für eine starke Profilierung ganz sicher nicht aus. Das Unbequeme und dadurch Wertschöpfende der dramatischen Intelligenz braucht ein höher subventioniertes Gefäss. Denn Brillanz kostet.

Höhere Subventionierung der Dramatiker und Dramatikerinnen, Schauspieler und Schauspielerinnen und Regisseure wird auch nicht bedeuten, dass diese Bühnenkünstler und Bühnenkünstlerinnen dann automatisch brave Stadttheater-Konfektion abliefern würden. In Berlin stellt sich niemand die Frage, ob Grosssubvention die kritische Intelligenz automatisch abtötet. Die krasseste und künstlerisch wie auslastungstechnisch erfolgreichste Schauspielkunst kommt in Berlin ( & Paris & Wien ) sehr oft von jenen, die mit grosszügigen Subventionen gepflegt und gefördert werden. Ist das jener Hauptstadtgeist, der in Bern nicht wirklich entstehen will? Ausser bei der überrissenen Opernsubventionierung? Überrissen deshalb, weil die Berner Oper ja jene Publikumsresonanz nicht erzeugen kann, die diese hohen Ausgaben legitimieren würden. Die Auslastung ist mager. Fehlen Bern die Publikumspotenziale für eine starke städtische Oper? Es scheint so zu sein.

Der Vorschlag ausserbernischer Experten zur Lösung dieses Dilemmas ist einfach. Die Zusammenlegung der Oper von Biel/Solothurn mit jener von Bern, die Gründung einer starken überkantonalen Institution für das Musiktheater. So könnten in der Theaterstadt Bern Mittel freigesetzt werden für ein starkes Schauspielhaus, das eben jenen radikaleren Autoren und Schauspielteams die Möglichkeit geben könnte, dem wunderbaren barocken Tempel "Stadttheater" im Zentrum der Hauptstadt mit diskursivem, sinnlichem Schauspiel Leben einzuhauchen, in einem Hauptstadttheater, wie es die Stadt und das Land verdient: Saalprügeleien, Skandale und Publikumsschlangen vor dem Kassenhäuschen inbegriffen. Denn wer gestern noch in die Reithalle ging, wird morgen ein Citoyen sein. Dieser neue politisch sensibilisierte Bürger braucht auch seinen hochsubventionierten Kulturtempel. Und das jetzige Stadttheater ist ihm Tempel zu wenig. Die Auslastungszahlen beweisen es.

Zur Person

Samuel Schwarz, geboren 1971 in Bern, lebt seit 1992 in Zürich. Er inszeniert als Regisseur der freien Gruppe 400asa und als freischaffender Regisseur in Berlin, Wien und Peking. Im Rahmen von Auawirleben ist seine Inszenierung von Lukas Bärfuss' "Der Bus" zu sehen. 400asa entwickelte im Frühjahr 2009 ein Konzept für eine Neugestaltung der Berner Theaterszene. Spielplan und Konzept: http://www.400asa.ch.

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BKW
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bernerzeitung.ch 28.4.09

Greis plant zweite Schmähpreis-Übergabe

Die Erklärung von Bern (EvB) hat den Schmähpreis "Public Eye Award" an die BKW verliehen. Eine erste Übergabe durch Rapper Greis Ende Februar scheiterte, am Donnerstag starten die Organisatoren einen zweiten Versuch.

Mit den "Public Eye Awards" wollen die EvB und Pro Natura einen kritischen Kontrapunkt zum WEF in Davos setzen. Die BKW erhielt den Preis laut Begründung der Organisatoren aufgrund ihrer fragwürdigen Unternehmenspolitik. "Während sich die BKW in der Schweiz im grünen Mäntelchen präsentiert, plant sie in Deutschland Kohlekraftwerke, die das Klima killen", so Public-Eye-Koordinator Oliver Classen.

Nachdem die BKW den Preis Ende Februar nicht annehmen wollte, versuchen es Greis und seine Mitstreiter diesen Donnerstag anlässlich der Aktionärs-GV erneut.

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HOMOPHOBIE
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Tagesanzeiger 28.4.09

Eclat wegen Schwulenhetze im Kantonsrat

Die religiöse EDU wirft Zürich vor, mit der Euro-Pride 09 eine gottlose Werbeplattform für Schwule zu unterstützen. Das sei empörende Diskriminierung, konterten die anderen Parteien.

Von Ruedi Baumann

Zürich. - Zum Eclat kams gestern im Kantonsrat direkt vor der Kaffeepause. Landwirt Michael Welz (Oberembrach), Sprecher der religiös-konservativen EDU, baute in seiner Fraktionserklärung alle Vorurteile gegen Schwule ein. Homosexualität sei nicht gottgewollt und "mit vielen gesundheitlichen Risiken behaftet". Wenn mit der Euro-Pride 09 in den nächsten Wochen schwul-lesbische Festivitäten unterstützt würden, sei das ein Propagandafeldzug "zur Beeinflussung unserer Jugend und Gesellschaft".

Die Stadt Zürich werde fünf Wochen lang zu einer Werbeplattform für den homosexuellen Lebensstil umfunktioniert und wende sich damit "vom Segen Gottes ab", sagte Kantonsrat Welz. Völlig unverantwortlich sei deshalb, dass mit der Unterstützung durch Zürich Tourismus, der SBB und der Stadt Zürich "staatliche Sponsorengelder" in diesen verwerflichen Anlass flössen. "Gott schenke Befreiung aus der Homosexualität", rief er vor konsternierten Zuhörern in den Saal.

Der bekennende schwule Kantonsrat und Bankdirektor Hans Peter Portmann (FDP, Thalwil) nahm nun Kontakt mit den Fraktionspräsidenten der anderen acht Parteien auf. Und erklärte dann im Namen aller, die Tirade der EDU sei "empörend, diskriminierend und verfassungswidrig". In der Verfassung seien andere Lebensformen geschützt. Man habe zuerst schweigen wollen, dann aber beschlossen, "den Anfängen zu wehren". Wozu es führe, wenn man solche Exzesse toleriere, habe die europäische Geschichte gezeigt. Portmann erhielt vom Rat einen langen Applaus, was in politischen Debatten absolut unüblich ist.

Nun meldete sich EDU-Fraktionspräsident Stefan Dollenmeier (Rüti) zu Wort. Gleich wie Alkohol und Nikotin sei auch die schwule Lebensform gesundheitsgefährdend. Die Raten für Suizid, Depressionen und Aids seien bei Schwulen nachweislich höher. Nun entzog Kantonsratspräsidentin Regula Thalmann dem EDU-Fraktionspräsidenten das Wort. Sie toleriere nicht, dass religiöse und gesellschaftliche Grundsätze in dieser Art diskutiert würden. "Solche Voten lasse ich nicht mehr zu."

Michael Rüegg, Sprecher der Euro-Pride, bezeichnete das EDU-Votum als ehrverletzend und menschenverachtend. "Das ist unterste Schublade und tiefstes Mittelalter." Für die von der EDU als Sponsor bezeichneten SBB stellte Sprecher Roland Binz klar: "Die SBB betreiben weder ein Sponsoring, noch bieten wir ermässigte Tickets an." Einziger Vorteil: Die Tickets zur Euro-Pride sind drei Tage lang gültig - wie beim Autosalon oder einem grossen Konzert.

Auch Frank Bumann von Zürich Tourismus stellte klar: "Kein Geld von Stadt oder Kanton fliesst in diese Veranstaltung." Bei der Stadt Zürich sagte Sprecher Nat Bächtold: "Die Stadt unterstützt die Abschlussveranstaltung der Euro-Pride als Anlass von internationalem Interesse. Wie bei solchen Anlässen üblich, werden diverse städtische Dienstleistungen zu einem Sondertarif oder unentgeltlich erbracht."

Homosexuelle feiern fünf Wochen

Die Euro-Pride 09 findet vom 2. Mai bis 7. Juni in Zürich statt. Sie besteht aus über zweihundert Programmpunkten: von Partys über Kultur-, Bildungs- und Sportveranstaltungen bis hin zu Fachtagungen. Die Eröffnungsfeier geht im Papiersaal Sihlcity über die Bühne, der Abschlussevent im Puls 5. Höhepunkte bilden gemäss Veranstaltern der Christopher Street Day samt Parade (6. Juni) sowie das Stadtfest (5./6. Juni) auf dem Münsterplatz, dem Stadthausquai und in der Stadthausanlage. (sth)

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NZZ 28.4.09

Sitzung des Kantonsrates

Parteien weisen EDU-Kritik an Euro-Pride zurück

Wortwechsel um schwul-lesbisches Fest

 kg.  Dass die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) Homosexualität für eine Krankheit und für Sünde hält, ist bekannt. Es überraschte deshalb nicht, dass sie am Montag in einer Fraktionserklärung die Euro-Pride kritisierte; das schwul-lesbische Festival findet vom 2. Mai bis am 7. Juni in Zürich statt. Damit werde der "homosexuelle Lebensstil" propagiert, sagte EDU-Kantonsrat Michael Welz. Er brachte diesen "Lebensstil" mit einem hohen "Aids-, Depressions- und Selbstmordrisiko" in Verbindung und mit vermehrtem Drogenkonsum. Homosexualität sei "weder gottgewollt noch gesellschaftsfördernd". Welz beendete seine Erklärung mit dem Ausruf: "Gott schenkt Befreiung aus der Homosexualität."

 Im Namen aller anderen Parteien wies Hans-Peter Portmann (fdp., Thalwil) Welz' Ausführungen zurück. Er erinnerte den EDU-Kantonsrat daran, dass auch er bei seinem Eintritt ins Parlament das Amtsgelübde abgelegt und dabei versprochen habe, die Verfassung zu wahren und zu schützen. Diese aber garantiere das Recht auf verschiedene Lebensformen - gemäss Artikel 11 der Kantonsverfassung darf niemand diskriminiert werden wegen seiner sexuellen Orientierung. Er forderte die EDU auf, künftig auf "solche verfassungswidrige Äusserungen" zu verzichten. Ausserdem verstünden er und die Parteien, in deren Namen er spreche, die Bibel wahrscheinlich anders als die EDU. Er habe sich, schloss Portmann, überlegt, ob er überhaupt auf die Erklärung der EDU reagieren solle, doch sei er überzeugt: "Wenn wir schweigen, bedeutet das, dass wir diesen Exzess akzeptieren." Das Votum wurde mit Beifall quittiert.

 Damit war die Sache allerdings nicht erledigt, EDU-Fraktionschef Stefan Dollenmeier meldete sich zu Wort: Seine Partei verurteile Homosexuelle nicht, sie wehre sich aber dagegen, dass der "homosexuelle Lebensstil" propagiert werde. Als er sich daranmachen wollte, den Kampf gegen Nikotin, Alkohol und Drogen mit demjenigen gegen die Homosexualität gleichzusetzen, erklärte Ratspräsidentin Regula Thalmann Dollenmeiers Redezeit für abgelaufen. Sie erlaube nicht, dass "religiöse Grundsätze auf diesem Parkett diskutiert" würden, sagte sie. Welz gab sie zu bedenken, mit Studien lasse sich alles belegen - der EDU-Vertreter hatte sich bei seinen Ausführungen auf "zahlreiche Studien" bezogen, über deren Verfasser er sich aber nicht äusserte.

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Landbote 28.4.09

Alle Parteien empört über die EDU

Pascal Unternährer

Die EDU hat mit einer homophoben Fraktionserklärung für Entrüstung im Kantonsparlament gesorgt. Alle anderen Parteien haben die verbale Entgleisung des EDU-Sprechers, der den "homosexuellen Lebensstil" kritisierte, verurteilt.

Zürich - Derart offene und umfassende Ablehnung erfährt ein Parteisprecher selten. Während Michael Welz (EDU, Oberembrach) eine Fraktionserklärung verliest, murren viele Ratskolleginnen und -kollegen immer lauter. Und nachdem Hans-Peter Portmann (FDP, Thalwil) namens aller Fraktionspräsidenten repliziert hat, wird dessen Votum mit Applaus versehen. Die erneute Replik des EDU-Fraktionspräsidenten Stefan Dollenmeier (Rüti) wiederum wird von Ratspräsidentin Regula Thalmann (FDP, Uster) jäh unterbrochen.

Was ist geschehen? Die EDU hat in einer Erklärung das Ende Woche beginnende schwul-lesbische Festival Europride 09 in Zürich kritisiert. "Es ist bekannt, dass der homosexuelle Lebensstil mit vielen gesundheitlichen Risiken behaftet ist", sagt Welz, zitiert Studien und zählt auf: Hohes Aidsrisiko, hohes Depressionsrisiko, hohes Selbstmordrisiko, hoher Drogen- und Rauschmittelkonsum. Auch fehle der Lebensform die "Nachhaltigkeit", so der EDU-Mann, womit er wohl die Kinderlosigkeit meint. Homosexualität sei weder gottgewollt noch gesellschaftsfördernd, fährt Welz fort. Mit einer Werbeplattform für "diesen Lebensstil", wie sie die Europride darstelle, wende sich Stadt und Kanton vom Segen Gottes ab. "Dabei hätten wir den Segen Gottes gerade heute besonders nötig", meinte Freikirchler Welz. Deshalb sei die EDU empört. Sie wehre sich für jene Bevölkerungsteile, welche den "Propagandafeldzug" nicht goutieren. Auch kritisiert die EDU die "staatlichen Sponsoren" Zürich Tourismus, Tourismus Schweiz und die "defizitäre SBB", welche das Festival mit Steuergeldern genauso alimentierten wie die Stadt Zürich. Schliesslich sagt Welz etwas ungelenk: "Wir möchten zum Schluss zu den Medien und in den Saal rufen: Gott schenkt Befreiung aus der Homosexualität."

Dezidierte Replik

Der bekennende Homosexuelle Hans-Peter Portmann will die EDU-Worte nicht unkommentiert lassen. Er bespricht sich mit allen Fraktionschefs und ergreift eine Stunde später das Wort. "Wir sind empört über solche Stellungnahmen in diesem Saal", sagt er. Sie seien nicht akzeptabel. Jedes Parlamentsmitglied habe gelobt, die Verfassung zu wahren. Darin gebe es ein Diskriminierungsverbot, und zudem sei "dieser Lebensstil" in der Verfassung explizit erwähnt. "Wir wollen solche verfassungswidrige Voten nicht mehr hören. Wehret den Anfängen", schliesst Portmann.

Stefan Dollenmeier ergreift darauf das Wort und beteuert, Homosexuelle nicht zu verurteilen und nicht Portmann persönlich angreifen zu wollen. Es gehe nur "gegen die Propagierung dieses Lebensstils mit allen Nebenwirkungen". Im Übrigen belegten Studien, dass Homosexuelle anfälliger seien auf Nikotin, Drogen, Aids etc. "Diese Lebensform ist gesundheitsgefährdend", sagt er, worauf es zu Buhrufen kommt und ihn Ratspräsidentin Thalmann unterbricht mit dem Kommentar, man könne mit Studien alles beweisen.

Auf Anfrage sagte Portmann danach, er wolle es dabei belassen. Er habe einfach nicht schweigen können. Juristische Schritte erwägt er nicht. Dies wäre ohnehin zu aufwendig, da das Parlament zuerst Welz' parlamentarische Immunität aufheben müsste, so Portmann.

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Limmattaler Tagblatt 28.4.09

EDU hetzt im Rat gegen Schwule

Kantonsrat erst perplex, dann empört über Fraktionserklärung gegen Euro-Pride

Es war ein rechter Eklat, den die EDU gestern im Kantonsrat provozierte. In einem grossen Rundumschlag prangerte sie Homosexuelle als Gefahr für die öffentliche Gesundheit an.

Philippe Klein

Für einen Empörung hat gestern im Kantonsrat die Eidgenössisch Demokratische Union (EDU) gesorgt: In ei- ner Fraktionserklärung zum schwul-lesbischen Festival Euro-Pride, das vom 2. Mai bis am 7. Juni in der Stadt Zürich stattfindet (siehe Box unten), hat die Partei Homosexuelle pauschal verunglimpft: Michael Welz (Oberembrach) sagte, es sei "bekannt, dass der homosexuelle Lebensstil mit vielen gesundheitlichen Risiken behaftet" sei. Insbesondere hätten Schwule ein hohes Risiko, an Aids oder Depressionen zu erkranken oder dem Rauschmittelkonsum zu verfallen. Auch sei deren Selbstmordrisiko grösser. Welz schloss seinen Rundumschlag mit den Worten: "Wir möchten den Medien und dem Saal zurufen: Gott schenkt Befreiung aus der Homosexualität."

Kantonsrat wie benommen

Ein Raunen ging durch den Rat, dann folgte ein betroffenes Schweigen. Wie benommen gingen die Kantonsparlamentarier in die Pause. Erst nach einer guten halben Stunde meldete sich Hans-Peter Portmann (FDP, Thalwil) zu Wort. Er habe sich mit allen Fraktionspräsidenten ausser der EDU abgesprochen und protestiere auch in deren Namen gegen das Votum von Michael Welz.

Hörbar erschüttert sagte Portmann: "Ich bin empört, dass unsere Lebensform als nicht tolerierbar dargestellt wird." Sämtliche Kantonsräte hätten anlässlich ihrer Vereidigung einen Schwur auf die Verfassung abgelegt. "Sie treten das Diskriminierungsverbot mit Füssen. Wir dürfen solche Exzesse nicht dulden", sagte Portmann weiter › und erntete mit seinen engagierten Worten den Beifall aus dem Plenum.

Das Wort entzogen

Stefan Dollenmeier (EDU, Rüti) versuchte zu präzisieren, dass man nicht gegen Schwule und Lesben im Allgemeinen sei, sondern gegen die "Propagierung des homosexuellen Lebensstils". Aber auch Dollenmeier fiel rasch in die pauschalisierende Rhetorik seines Fraktionskollegen zurück, worauf der Rat lautstark protestierte und Kantonsratspräsidentin Regula Thalmann (FDP, Uster) ihm das Wort entzog.

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Schwul-lesbischer Festmonat

Einen Monat lang, vom 2. Mai bis am 7. Juni, wird Zürich zur europäischen Hauptstadt der Homosexuellen. Höhepunkt wird die grosse Euro-Pride-Parade am 6. Juni sein, mit der an die Unruhen in der Christopher Street in New York vom Juni 1969 erinnert wird. Es war der erste Aufstand Homosexueller gegen staatliche Repression und gilt als Geburtsstunde der modernen Schwulenbewegung. Zur Parade werden 15 000 bis 20 000 Besucher erwartet, als Redner im Euro-Pride-Village auf dem Münsterhof werden der Europapolitiker Daniel Cohn-Bendit, die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch und die Menschenrechtsaktivistin Mihaela Copot auftreten. Während die Euro-Pride normalerweise nur 10 Tage dauert, wird sie in Zürich mit dem schwul-lesbischen Kultur-Monat Warmer Mai und dem Filmfestival Pink Apple verbunden. Teil des Festivals sind auch Tagungen zu juristischen, politischen und wirtschaftlichen Themen rund um die Homosexualität. (MRE)

Informationen unter http://www.europride09.eu

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RASSISMUS
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Bund 28.4.09

Streit um heikles SVP-Plakat

Das Bundesgericht sieht in einem umstrittenen Wahlplakat der Walliser SVP keine Rassendiskriminierung

Das provokative SVP-Plakat, das betende Muslime vor dem Bundeshaus zeigt, ist kein Fall für den Strafrichter. So urteilte gestern das Bundesgericht - allerdings nicht einstimmig.

Stefan Wyler

Das heikle Plakat hatte die SVP Wallis im September 2007 im Nationalratswahlkampf aufgehängt: Es zeigt vor dem Bundeshaus betende Muslime von hinten. In fetten weissen Buchstaben prangt auf dem Plakat der Text: "Benutzt eure Köpfe!", in kleineren Buchstaben folgt die Parole: "Wählt SVP. Schweiz, immer frei." Das Bild beruht auf einer Fotografie der Bildagentur Keystone, die die SVP ungefragt verwendete. Der Walliser SVP- Nationalrat Oskar Freysinger rechtfertigte das Plakat 2007 in einem Zeitungsinterview und übte massive Kritik am Islam: Zwischen den demokratischen Institutionen der Schweiz und einem strikt ausgelegten Koran bestehe eine fundamentale Inkompatibilität, sagte er.

Gegen das provokative Plakat hat kein Muslim eine Anzeige eingereicht. Dagegen forderte der Staatsanwalt des Unterwallis den Untersuchungsrichter auf, gegen die Autoren und Verteiler des Plakats ein Verfahren wegen Rassendiskriminierung (Artikel 261bis Strafgesetzbuch) einzuleiten. Der Untersuchungsrichter weigerte sich. Der Staatsanwalt gelangte ans Walliser Kantonsgericht, doch dieses bestätigte die Weigerung. Nun rief der Unterwalliser Staatsanwalt das Bundesgericht an: Es solle, so forderte er, der Walliser Justiz befehlen, ein Strafverfahren wegen Rassendiskriminierung durchzuführen.

 Der Wert der Meinungsfreiheit

Das Bundesgericht hat den Fall gestern in einer öffentlichen Sitzung debattiert - und die Beschwerde des Staatsanwalts mit 4 zu 1 Stimmen abgewiesen. Durch das Plakat, so befand die Gerichtsmehrheit, würden Muslime nicht "in einer gegen die Menschenwürde verstossenden Weise herabgesetzt oder diskriminiert". Es gebe, so erklärten die Richter, ein Spannungsfeld zwischen der Meinungsfreiheit und dem Schutz vor Rassendiskriminierung. Der Meinungsfreiheit sei aber in der Demokratie ein hoher Stellenwert zuzumessen. Es müssten auch Standpunkte möglich sein, die einer Mehrheit missfielen oder die für viele schockierend wirkten. In der politischen Debatte, so erinnerte Bundesrichter Dominique Favre, dürfe nach bundesgerichtlicher Rechtsprechung eine Diskriminierung darum nicht leichthin bejaht werden. Nicht jede unvorteilhafte oder schockierende Äusserung über eine bestimmte Gruppe sei bereits eine strafbare Herabsetzung. Zwar spiele das Plakat, so fand die Gerichtsmehrheit, mit dem Bild der Masse und mit Ängsten vor einem Machtzuwachs der Muslime in der Schweiz. Das Plakat entwerfe ein Bedrohungsszenario, sagte ein Richter, und ein anderer störte sich daran, dass ein Bild von betenden Gläubigen für politische Propaganda missbraucht werde. Dennoch, so urteilte die Gerichtsmehrheit: So sehr das Plakat auch missfallen möge, rassendiskriminierend sei es nicht. Die betenden Muslime würden nicht als minderwertig dargestellt.

"Verächtlichmachung"

Ein Bundesrichter sah das anders: In einem engagierten Votum beantragte Hans Wiprächtiger, die Beschwerde gutzuheissen: "Benutzt eure Köpfe", heisse der Slogan des Plakats, und gezeigt würden betende Muslime, die dem Betrachter ihren Hintern entgegenstrecken. Diese Darstellung tangiere die Menschenwürde der Muslime. Alle Vergleiche mit Hintern dienten der "Verächtlichmachung". Die Muslime auf dem Bild würden zudem als "entpersönlichte Körpermasse" dargestellt, ihnen werde die Menschlichkeit abgesprochen. Der Tatbestand der Rassendiskriminierung sei deshalb erfüllt.

Ausführlich befasste sich Wiprächtiger auch mit den Interview-Aussagen Freysingers; dieser unterstelle den Muslimen pauschal, sie unterwürfen sich unkritisch dem Koran und seien unfähig zum demokratischen Diskurs. Auch hier aber folgten ihm die Richterkollegen nicht. Es gehe im Prozess nur ums Plakat, nicht um Freysingers Interview, entgegneten sie, und konnten überdies auch in den Interviewaussagen nichts Strafbares erkennen. Freysinger betreibe "zulässige Religionskritik", sagte Bundesrichter Hans Mathys.

Gläubige verspottet?

Auch im letzten Punkt schliesslich blieb Wiprächtiger allein: Er hatte nicht nur die Beschwerde zur Rassendiskriminierung gutheissen wollen. Er hatte zudem beantragt, das Bundesgericht solle die Walliser Justiz von Amtes wegen anweisen, ein Verfahren wegen Störung der Glaubensfreiheit gegen die Plakat-Autoren einzuleiten. Denn die betenden Gläubigen würden hier auf gemeine Weise verspottet. Auch diesen Antrag aber lehnte das Gericht mit 4 zu 1 Stimmen ab.

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NZZ 28.4.09

Aus dem Bundesgericht

SVP-Plakat verletzt Antirassismus-Norm nicht

Walliser Propaganda im Herbst 2007

 fel. Lausanne, 27. April

 Das vor den eidgenössischen Parlamentswahlen im Herbst 2007 von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) im Kanton Wallis ausgehängte Plakat, auf dem betende Muslime vor dem Bundeshaus abgebildet sind, wird kein strafrechtliches Nachspiel haben. Das Bundesgericht hat am Montag eine Beschwerde des zuständigen Staatsanwalts abgewiesen, der bereits auf kantonaler Ebene vergeblich ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen Rassendiskriminierung aufzugleisen versucht hatte. Auf dem fraglichen Plakat prangte über den betenden Personen, von denen nur die Hinterteile zu sehen waren, der Text: "Utilisez vos têtes! Votez UDC. Suisse, toujours libre!"

 Meinungsäusserungsfreiheit geht vor

 Vier der fünf Mitglieder der Strafrechtlichen Abteilung des Bundesgerichts vertraten im Verlaufe der öffentlichen Urteilsberatung in Lausanne überzeugend die Auffassung, dass das Wahlplakat der SVP nicht gegen die Antirassismus-Strafnorm im Strafgesetzbuch verstosse (Art. 261 bis). Das wäre gemäss geltender Rechtsprechung nur der Fall, wenn jemand wegen seiner Rasse, Ethnie oder Religion in einer gegen die Menschenwürde verstossenden Weise herabgesetzt oder diskriminiert wird. Und im Rahmen eines Wahlkampfs oder einer anderen politischen Auseinandersetzung dürfe eine solche Herabsetzung oder Diskriminierung nicht leichtfertig bejaht werden.

 Eine harte Auseinandersetzung auch um heikle Themen müsse möglich bleiben, meinte einer der Richter zur Begründung, warum in solchen Fällen die Meinungsäusserungsfreiheit der Antirassismus-Strafnorm vorgeht. Weiter ins Feld geführt wurde der Umstand, dass sich das Plakat im Wahlkampf an SVP-Sympathisanten und damit gerade nicht vorwiegend an Muslime gerichtet und im Übrigen keinerlei Anstoss erregt hatte.

 Verletzte Glaubens- und Kultusfreiheit?

 Ein einziger Richter hätte die Beschwerde des Staatsanwalts gutheissen und auf der Einleitung eines Strafverfahrens bestehen wollen. Das auf den Antagonismus Kopf - Hinterteil zielende Wortspiel des Plakates verletze Ehre und Menschenwürde von Muslimen und setze deren Religion herab. Dass durch eine Verurteilung wegen Rassendiskriminierung die Meinungsäusserungsfreiheit eingeschränkt werden könne, habe der Gesetzgeber seinerzeit sehenden Auges in Kauf genommen.

 Diese Erwägungen blieben indes ebenso erfolglos wie der Antrag des Richters, die Sache wenigstens zurückzuweisen, damit das Plakat unter dem Gesichtspunkt der Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit geprüft werde (Art. 261 Strafgesetzbuch). Dass diese Strafnorm verletzt sein könnte, wird zwar nicht ausgeschlossen, doch stehen aus Sicht der Mehrheit in der Gerichtskammer verfahrensrechtliche Gründe einer Rückweisung entgegen.

 Urteil 6B_664/2008 vom 27. 4. 09 - schriftliche Begründung ausstehend.

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PRIVAT-PATROUILLEN
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Basellandschaftliche Zeitung 28.4.09

Birsfelder beschützen sich selbst

In der Nacht gehen in Birsfelden SVP-Mitglieder auf Patrouille. Ihr Ziel: Die Gemeinde sicherer zu machen

Die nächtlichen SVP-Patrouillen sollen Jugendliche von Dummheiten abhalten. Gemeindepräsident Claudio Botti hofft, dass die Aktion keine neue Gewaltspirale auslöst.

Birgit Günter

Frauen werden belästigt, Fahrzeuge abgefackelt und Abfall verstreut: Solchen Vorfällen in seiner Gemeinde will der Birsfelder Christian Brechbühl nicht mehr länger tatenlos zusehen. Der Vizepräsident der örtlichen SVP hat darum eine "Selbsthilfe-Aktion" ins Leben gerufen. Seit ein paar Tagen machen Freiwillige nachts Patrouillengänge. "Wenn sie etwas sehen, informieren sie sofort die Polizei", betont Brechbühl. Keinesfalls dürften sie sich selbst in Gefahr bringen › so lautet seine Vorgabe.

Doch genau dieses "Aufeinandertreffen" der beiden Gruppierungen macht Gemeindepräsident Claudio Botti skeptisch. "Das könnte in eine falsche Richtung gehen und eine neue Gewaltspirale auslösen", gibt er zu bedenken. "Unsere Leute spielen sich sicher nicht als Polizisten auf", kontert Brechbühl. Dafür lege er seine Hand ins Feuer. Die Patrouille sei nicht bewaffnet. Er erwartet einzig, dass sie etwas Zivilcourage zeigen würden, falls dies die Situation erfordere.

 In den knapp zwei Wochen, in denen die SVPler › es sind vorwiegend Männer › bisher unterwegs waren, haben sie noch keine bösen Buben auf frischer Tat ertappt. Brechbühl ist jedoch überzeugt, dass allein die vermehrte Präsenz von nächtlichen Spaziergängern die Jugendlichen von Dummheiten abhält. "Die Aktion hat abschreckende Wirkung", stellt er fest.

Der Polizei unter die Arme greifen

Die von SVP-Kantonalpräsident Dieter Spiess an der Parteiversammlung letzten Donnerstag abgesegnete Aktion soll laut Brechbühl bis mindestens im Herbst weitergeführt werden. "Wir wollen, dass man auch nachts wieder allein unterwegs sein kann, ohne angepöbelt zu werden." Da die Polizei wegen Personalabbaus nicht mehr für Ordnung sorgen könne, müssten nun halt die Bürger selber schauen, erklärt Brechbühl. Denn: Es bestehe Handlungsbedarf.

 In diesem Punkt teilt der Gemeindepräsident Brechbühls Meinung. "Wir nehmen das Problem ernst", betont Claudio Botti. Deshalb habe auch die Gemeinde bereits gehandelt: Sie hat für morgen Mittwoch einen runden Tisch organisiert, an dem neben Fachleuten und Betroffenen auch Polizeidirektorin Sabine Pegoraro sowie Polizeikommandant Daniel Blumer teilnehmen. "Dabei werden wir Lösungen erarbeiten", sagt Botti.

 Auch in Basel-Stadt macht die Idee einer Art Bürgerwehr › wobei Brechbühl diesen Ausdruck vermeidet und stattdessen von "nächtlichen Spaziergängern" spricht › die Runde (die bz berichtete). Die Basler SVP hatte unter anderem eine Bürgerwehr angekündigt, falls die Regierung das Gewaltproblem nicht innert dreier Monate in den Griff bekomme.

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Basler Zeiutng 28.4.09

Mehr Schutz gegen Randale im Zug

Lausanne. Die SBB bauen ihr Präventionsprogramm RailFair aus. Mit zehn Präventionsassistenten ist die Bundesbahn seit gestern Montag im Genferseegebiet in Regionalzügen und Bahnhöfen präsent und will so Konflikte und Vandalismus im Keim ersticken. Wie die SBB mitteilten, sollen ab Mai 2009 auch im Raum Zürich zehn Präventionsassistenten unterwegs sein. Es handelt sich dabei um zivile Angestellte der Bahnpolizei, die über Erfahrung in Jugendarbeit oder in einem Sicherheitsdienst verfügen. Sie sollen heikle Situationen für Reisende oder das Zugpersonal gar nicht erst aufkommen lassen. Die Präventionsassistenten werden jeweils zu zweit unterwegs sein und Kleider mit der Aufschrift "RailFair-Prävention" tragen.  SDA

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MUMIA ABU-JAMAL
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Radio Corax (Halle) 27.4.09

Free Mumia

Telefoninterview mit der Kampagne Free Mumia zum 55. Geburtstag von Mumia Abul Jamal.
http://www.freie-radios.net/mp3/20090427-freemumia-27629.mp3

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NO NATO 2009
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linksunten.indymedia.org 27.4.09

[HH] Solidarität mit Inhaftierten Anti-Nato AktivistInnen

Verfasst von: breakout

Während des NATO-Gipfels Anfang April diesen Jahres kam es zu umfangreichen Repressionen gegen die Anti-Nato Bewegung. Hunderte AktivistInnen wurden in Gewahrsam genommen und zum Teil schwer verletzt.
Von den in Gewahrsam genommenen Menschen wurden acht Demonstrant_innen dem Haftrichter vorgeführt und zum Teil durch so genannte Schnellverfahren verurteilt. Die Haftstrafen reichen von 3- bis 6 Monaten ohne Bewährung, sowie zusätzlich 5jährigen Einreiseverboten! Da einige der Inhaftierten Berufung eingelegt haben wird es in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten weitere Gerichtsprozesse geben.

Am Sonntag wurde in Hamburg eine der meist besuchten Marathon Veranstaltungen genutzt um auf die inhaftierten Menschen der Anti-Nato Proteste aufmerksam zu machen. Auf Höhe St. Pauli Fischmarkt/St. Pauli Hafenstraße entrollten AktivistInnen ein Transparent mit der Aufschrift "Freiheit für alle inhaftierten der Anti-Nato-Proteste! Nato versenken!".Das Transparent konnte über zwei Stunden die Aufmerksamkeit der BesucherInnen, LäuferInnen und teils auch der Presse erregen.
Dann jedoch wurde die "öffentliche Meinungsäußerung" mangels Anmeldung von einem "Großaufgebot" der Hamburger Pozilei entfernt.

Weiterhin konnten eine Menge Flyer verteilt werden deren Inhalt hier nochmal dokumentiert wird:

Im Zuge der Proteste gegen den Natogipfel wurden mehrere hundert Menschen in Gewahrsam genommen und hunderte zum Teil schwer verletzt.

Von den in Gewahrsam genommenen Menschen wurden acht Demonstrant_innen dem Haftrichter vorgeführt und zum Teil durch so genannte Schnellverfahren verurteilt. Den Inhaftierten wird u.a. Waffenbesitz vorgeworfen. Bei den sog. "Waffen" handelt es sich beispielsweise um einen Zelthering und Kocherbrennstoff für die Campküche. Es kann sich nur um eine böswillige Auslegung handeln, wenn solche Gegenstände als "Waffen" interpretiert werden. Die bereits Verurteilten waren außerdem bereits am Donnerstag vor den sog. "Krawallen" festgenommen worden, demzufolge hätten sie die Möglichkeit zu "Ausschreitungen" gar nicht gehabt, selbst wenn sie solche geplant hätten ? was stark zu bezweifeln ist. Es stellt sich also die Frage, warum die Strafen derart hart ausfielen.

Zwei Deutsche wurden am Montag dem 06.04. zu jeweils sechs Monaten ohne Bewährung und fünf Jahren Einreiseverbot und ein weiterer zu drei Monaten auf Bewährung und fünf Jahren Einreiseverbot verurteilt. Weitere Gerichtsprozesse wird es in den nächsten Tagen,  Wochen und Monaten geben. In U-Haft befinden sich weiterhin sieben französische, ein russischer und ein ungarischer Aktivist_innen.

Bereits im Vorfeld der ersten Verhandlungen kündigte der derzeitige französische Präsident und Mitausrichter des Nato Gipfels Nicolas Sarkozy an, ein Exempel statuieren zu wollen. Er forderte Höchststrafen für alle Angeklagten. Die generelle Unschuldsvermutung wird außer Kraft gesetzt, womit die Angeklagten schon vor Beginn der Verfahren verurteilt werden jedoch nicht dafür, was sie getan haben sollen, sondern stellvertretend für eine ganze Bewegung!

Die Nato ist eine militärische Organisation die abgeschafft werden muss, genauso wie alle anderen militärischen Institutionen und deren Unterstützer_innen.Antimilitaristische Kämpfe um dieses Ziel zu erreichen sind mehr als legitim und wir lassen  uns nicht von deren staatlichen Repression einschüchtern.

Unsere Solidarität gegen ihre Waffen!
Getroffen sind wenige gemeint sind wir alle!
Freiheit für alle Gefangenen der Anti-Nato und G20 Proteste !

http://www.breakout.blogsport.de

Kontakt zur Soligruppe:break_out@riseup.net

Spenden:Volksbank Mittelhessen "Spenden und Aktion"
Knr.: 928 818 06, BZL: 513 900 00, Betreff?: "Strasbourg"

UNSERE SOLIDARITÄT GEGEN IHRE REPRESSION!
POLICE PARTOUT, JUSTICE NULLE PART!

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GIPFEL-SOLI-NEWS 27.4.09
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gipfelsoli.org/Newsletter 27.4.09

27.4.2009 La Maddalena -- Strasbourg/ Baden-Baden

- G8-Demonstration in Berlin
- Against the unsustainable G8 university
- Eine Kaserne für die acht Großen, das Rätsel ist jetzt nun die Sicherheit
- G8, Der Bunker unter der Kaserne
- G8 / Bertolaso: L' Aquila ist für den Gipfel ein sicherer Ort und man wird 200 Millionen sparen
- Blitzaktion von Premier und Bertolaso. Alle Minister kalt erwischt
- G8: Letta* beim Ministerrat - Versicherungen bezüglich Organisation und öffentliche Ordnung
- Presse-KSK
- Einige Gedanken zur Kritik am "Schwarzen Block" in Strasbourg
- Kritik an: "Nach Strasbourg: Zum Umgang mit der Gewalt in den eigenen Reihen"
- Premier bilan commun Legal Team / Medical Team Strasbourg
- 2. Vorbereitungswochenende für das internationale Amed Camp
Mehr: http://gipfelsoli.org/Newsletter/6904.html